Uta Eisenreich

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White Garden Bernard Vo誰ta 1999

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When I say ›Alice becomes larger‚, I mean that she becomes larger than she was. By the same token, however, she becomes smaller than she is now. Certainly, she is not bigger and smaller at the same time. She is larger now; she was smaller before. But it is at the same moment that one becomes larger than one was and smaller than one becomes. This simultaneity of a becoming whose characteristics is to elude the present. Insofar as it eludes the present, becoming does not tolerate the separation or distinction of before and after, or of past and future. It pertains to the essence of becoming to move and pull in both directions at the same time.

Logik des Sinns Gilles Deleuze 1989

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Plรถtzlich diese ร bersicht

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Gombrowicz schreibt über das Chaos in der einzig verfügbaren Form, dem Kosmos, der sich immer schon über das Gewimmel und die Gleichwertigkeit der Einzelheiten gelegt hat und sie in eine Ordnung bringt. Zwei Freunde haben sich zur Sommerfrische bei einem pensionierten, etwas vertrottelten Bankdirektor und seiner mütterlich-voluminösen Frau eingemietet: eine ideale Ausgangssituation für die Neigung des Autors zu tragikomischen Szenen.

Kosmos Witold Gombrowicz 2005


D [...] 1941 emigrierte Saul Steinberg mit einem Pass, dessen Stempel er selbst gefälscht hatte, über Portugal in die USA, wurde aber von Ellis Island in die Dominikanische Republik abgeschoben, da die Aufnahmequote für Rumänen bereits erschöpft war. Von dort aus sandte er der Zeitschrift ›The New Yorker‹ einige seiner Cartoons zu, in der Hoffnung auf eine Aufnahme in die USA, was auch tatsächlich geschah. Seitdem blieb er ein ständiger Mitarbeiter des New Yorker.

The Passport Saul Steinberg 1954


Die Jack Gladney ist Professor für Hitler-Studien an einem amerikanischen College. Er und seine fünfte Frau Babette leben gemeinsam mit ihren vier Kindern aus verschiedenen Ehen in einem sympathischen Chaos. Ohne allzu große Gewissensbisse geben sie sich den Verlockungen eines konsumfrohen Daseins hin. Doch als sich in einer nahen Chemiefabrik ein Giftgasunfall ereignet und Jack kontaminiert wird, nimmt ihr ganzes Leben eine jähe Wendung.

Don DeLillo is an American author, playwright, and occasional essayist whose work paints a detailed portrait of American life in the late 20th and early 21st centuries. DeLillo‘s novels have tackled subjects as diverse as television, nuclear war, sports, the complexities of language, performance art, the Cold War, mathematics, the advent of the digital age, and global terrorism.

White Noise Don DeLillo 1984


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Angenommen, in einem Autobus der Linie S zur Hauptverkehrszeit beschimpfe ein junger Mann mit Hut einen älteren Herrn, setze sich dann auf einen freien Platz und tauche zwei Stunden später am Gare Saint-Lazare wieder auf, wo einer ihm sagt, sein Überzieher habe einen Knopf zu wenig.

Exercices de style Raymond Queneau 1947

Für Raymond Queneau war das 1947 genug Material zum großen erkenntnistheoretischen Sprachspiel, und das öffentliche Verkehrsmittel wurde eine Welt in 108 Stilformen, Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft und Rätsel.


1960 gründete Raymond Queneau zusammen mit François Le Lionnais den Autorankreis Oulipo. Oulipo kommt von ›L‘ Ouvroir de Littérature Potentielle‹ (Werkstatt für Potentielle Literatur). Seine Mitglieder taten ihre ersten künstlerischen Schritte im Surrealismus. Das Ziel von Oulipo ist die ›Spracherweiterung durch formale Zwänge‹. Georges Perec führte dies beispielhaft vor, indem er einen leipogrammatischen Roman (›La Disparition‹, 1969) schrieb, in dem der Buchstabe ›e‹ nicht vorkommt. (Der Roman wurde von Eugen Helmlé unter dem Titel Anton Voyls Fortgang ins Deutsche übersetzt, wobei die Einschränkung – kein ›e‹ im Text – beibehalten wurde.) Die literarischen Werke müssen sich einer ›contrainte‹ (einem ebensolchen Zwang) unterwerfen, die das verwendete Sprachmaterial freiwillig beschränkt.

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O Die Ordnung der Dinge Michel Foucault 1966

Diese philosophische und historische Abhandlung besch채ftigt sich mit der Geschichte der Wissenschaften von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert und untersucht insbesondere die sprachlichen Kategorien und die elementaren Denkmuster, nach denen Wissen geordnet wurde. Foucault kritisiert dabei unter anderem die RaumZeit-Gebundenheit hierarchischer Denkmuster der Taxonomie und Klassifikation. Nach Foucault ist Wissen nicht prim채r das Ergebnis rationaler Denkprozesse von Menschen, sondern entsteht aus der Struktur des Diskurses einer Epoche. [...]


Ord The rule is, jam to-morrow and jam yesterday – but never jam to-day.

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Alice in Wonderland Lewis Carroll 1865


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South of the Border, West of the Sun Haruki Murakami 1992

... bringt sie sein Leben vollends durcheinander. Hajime lernt in der Kindheit Shimamoto kennen. Beide sind Einzelkinder. Sie verstehen sich prächtig und können über alles reden. Doch im Alter von zwölf Jahren ist Hajime noch nicht bereit für eine Beziehung und als er dann auch noch umzieht, kann aus der Kindheitsliebe nichts werden. In späteren Jahren hat er zahlreiche Liebschaften, bis er Yukiko findet und heiratet. Durch einen Kredit ihres Vaters eröffnet er erst eine, dann zwei JazzBars. Doch er kann Shimamoto auch als (zumindest nach außen) glücklicher Familienvater nicht vergessen und als sie ihm wieder begegnet, ...


Photographic Works 1969-1976 William Wegman



No extraterres force made these crop circles. A junkie did. He ended up in the ditch on the left. Foto: Police

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nu Associations 7 mins. Colour. Sound. 16mm.

Images from magazines and colour supplements accompany a spoken text taken from ›Word Associations and Linguistic Theory‹ by Herbert H. Clark. By using the ambiguities inherent in the English language, ›Associations‹ sets language against itself. Image and word work together/ against each other to destroy/create meaning.

»Associations is a straightforward rebus (a game in which words are replaced by pictures). But the text is so dense (contemporary linguistic theory) and the combination of visual puns so extensive that a simple, unique reading of the film is impossible.«

Associations John Smith 1975


un Gestern oder im 2ten Stock Karl Valentin, Komik und Kunst seit 1948 MĂźnchner Stadtmuseum 2009

war jetz’ des gestern oder im 3. Stock?

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ng Wie entsteht ein Kunstwerk? Wie werden Arbeitsprozesse in den Kßnsten beschrieben und gesteuert? Diese Fragen stehen im Zentrum einer Theorie der Werkgenese, die dieser Band entwickelt. Der Leser geht auf eine Reise durch die Avantgarde – von Gertrude Stein und den Salons der Jahrhundertwende bis zu Rainald Goetz und den Loveparades.

Das aleatorische Spiel Holger Schulze 2000


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Batia Suter lives in Amsterdam and works as self employed visual artist. She recently started teaching Visual Arts/Photography at the Hogeschool Voor de Kunsten Utrecht, Netherlands.

The result of a long term investigation, this voluminous encyclopaedia contains solely images collected from other books, and reads as an exhilarating and extremely rich filmic sequence. Suter‘s interest lies not only in the iconographic value of images and the way that the human brain processes visual information, but also the causes by which images become charged with associative values.

Parallel encyclopedia Batia Suter 2007


de Dinge

Die moderne Hausfrau Katalog


er Life of Birds David Attemborough 1998

»Everyone likes birds,« said Sir David Attenborough, looking out into his garden on a summer morning, assuring me there is avian interest even here. »What wild creature is more accessible to our eyes and ears, as close to us and everyone in the world, as universal as a bird?«

David Attenborough’s comprehensive and richly detailed study of birds, examining the variety of different species and their ways of life.


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(eigentlich Alfred Fernand Armand Dürig) Armand Schulthess schrieb ab, klassifizierte und hängte die Texte in die Bäume. Im 18. Jahrhundert wäre er zweifellos ein grosser Enzyklopädist geworden. Seinen Besitz, einen 18‘000 qm grossen Kastanienwald im Onsernone-Tal im Tessin, verwandelte er in einen philosophischen Garten. Entlang eines ansteigenden Weges standen Bäume voller Tafeln, auf denen Schulthess das Wissen der Menschheit verzeichnet hatte. Oft handelte es sich einfach um Buchtitel. Evolutionistisch lösten sich die Themenkreise ab: Unten begann es mit Geologie, Paläontologie, Atomphysik. Oben, nahe beim Haus, erreichte man die Bezirke ›Zur Mechanik des Geistes‹, Psychoanalyse und Esoterik. Sorgfalt, Ordnungssinn und enzyklopädische Vollständigkeit waren Ausdruck einer ihm eigenen Zärtlichkeit, die sich in seinem immensen Gesamtkunstwerk niederschlug. Seine Arbeitswut war unerschöpflich. Nachts hörte man ihn singen, wenn er Mauern und Sitzplätze aus Granitsteinen baute. Über vielen dieser Sitzplätze hing die Tafel: ›Une idée: s‘asseoir et lire un livre.‹ Armand Schulthess



Als Schauspieler bediente sich Tati sich der Mittel von Pantomime und Slapstick und erwies sich in der Gestalt des Monsieur Hulot als unermüdlicher Zivilisationskritiker. Als Regisseur war Tati – auch wenn er inhaltlich oft die gute alte Zeit beschwor – seiner Zeit weit voraus und beeindruckte durch den einfallsreichen Einsatz moderner filmtechnischer Mittel. Er war ein Einzelgänger, der in seinem Hang zum Perfektionismus die völlige künstlerische Kontrolle über seine Filme anstrebte.

Playtime Jacques Tati 1969

Der Erfolg ermutigte Tati zu seinem größten Projekt. Für ›Playtime‹ ließ Tati ein riesiges StadtteilSet mit Hochhäusern außerhalb von Paris bauen. Hier irrt Hulot in einem Paris herum, das nur aus Wolkenkratzern und Büroblocks zu bestehen scheint, auf der Suche nach einem Treffen mit einem Monsieur Girard. ›Playtime‹ war außerordentlich teuer und aufwändig. Tati drehte auf 70-mm-Film, die Produktionszeit betrug 3 Jahre, das Budget lag zwischen fünf und zwölf Millionen Francs. Trotz brillantem Produktionsdesign, visionärer Kamera und exzellenter Presse scheiterte ›Playtime‹ an den Kinokassen.


Menschen inspirieren mich eher auf persönlichem Gebiet. Einer der meine Arbeit geprägt hat: Mein Opa: Theodor Mucker

My grandfather‘s elaborated technique to cover rusty pipes – with gaffer tape

My grandfather‘s workshop with vacuum cleaner installation


Videos von Spike Jonze

Was meine Arbeit wirklich inspiriert und pr채gt, sind Ideen. Am Besten funktionieren diese ausgekleidet und abstrakt: als Texte oder Textfragmente. Deswegen sind B체cher in meiner Inspirationsliste 체berpr채sentiert.

Definitive guide to Screen writing Syd Field 2003

Performances von Eva Meyer Keller Forced Entertainment / Tim Etchells Zhana Ivanova Jerome Bell Edith Kaldor


In this irrational times Stuart Sutherland‘s examination of everyday irrational behavior is a revelation. He argues that irrationality pervades every aspect of reasoning and decision-making. He also offers a wealth of striking examples of everyday irrationality as well as suggesting how to triumph in the war against intelligence. Stuart Sutherland, born in 1928, was Professor of Psychology at the University of Sussex where he founded the Laboratory of Experimental Psychology. He is best known for his iconoclastic book ›Irrationality‹, which was first published in 1992, and ›Breakdown‹, his candid and movingly personal account of his manic depression. He died in 1998.

Irrationality: the enemy within Stuart Sutherland


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Din Mullholand Drive – Straße der Finsternis

Der Film erzählt eine mysteriöse Geschichte von Liebe, Eifersucht und Mord. Lynch bricht hier mit gewohnten Erzählstrukturen. Wegen eines Handlungswechsels, in dem Figuren, Stimmungen, Schauplätze und zuvor aufgebaute Leitmotive plötzlich die Bedeutung ändern, bietet der Film Raum für umfangreiche Interpretationen. Der Titel des Films spielt unter anderem auf Billy Wilders Klassiker ›Sunset Boulevard – Boulevard der Dämmerung‹ an, der als einer der Lieblingsfilme David Lynchs gilt. Den Abspann widmet der Film der Schauspielerin Jennifer Syme, die Anfang April 2001 im Alter von 28 Jahren bei einem Autounfall starb. Die Hauptdarstellerin Laura Harring ähnelt Jennifer Syme im Aussehen. Mullholland drive David Lynch 2001


ng Eine Serie von Arbeiten, bei denen das belichtete Papier im Vordergrund steht: das Haptische 端berwindet das Abbildhafte und wird Objekt. Dabei handelt es sich nicht um die Thematisierung von Abstraktion und Fig端rlichkeit.

Lighter Wolfgang Tillmans Hamburger Bahnhof


ge Pierrot le fou – Elf Uhr nachts

Pierrot le fou Godard 1965

Marianne: Ferdinand: Marianne: Ferdinand: Marianne:

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Ferdinand Griffon geht widerwillig mit seiner Frau auf eine Feier seines Schwiegervaters. Bald hält er es nicht mehr aus, da sämtliche Gäste (ausser dem Regisseur Samuel Fuller) in platter Werbesprache sprechen, und trifft in seiner Wohnung auf seine Ex-Freundin Marianne Renoir, die als Babysitter angestellt wurde. Da ihn sein gegenwärtiges Leben im Wohlstand langweilt, haut er mit Marianne, die ihn ›Pierrot‹ nennt, ab. Bald darauf wird er in einen Mordfall verwickelt, worauf die beiden nach Süden fliehen. Sie schlagen sich mit Diebstählen durch und halten es nie lange an einem Ort aus. Als Gangster hinter Marianne her sind, werden sie getrennt. »Wir haben sie wiedergefunden.« Marianne verschwindet auf einer Mittelmeerinsel. »Was denn?« findet sie einige Wochen später in Ferdinand »Die Ewigkeit.« Toulon wieder. Dort hat sie einen Liebhaber, der »Die ist das Meer.« alsEwigkeit Waffenschmuggler arbeitet. Erneut überredet »... Marianne und die Sonne.« Ferdinand zu einer gefährlichen Aktion, während der sie zwei Männer, die eine Yacht kaufen ENDE erschießt und ihnen das Geld abnimmt. wollten, Daraufhin flüchten Marianne und ihr Liebhaber mit einem Boot und lassen Ferdinand allein auf dem Festland zurück. Als dieser ihnen mit einem Schiff, der Weißen Taube, auf eine Insel folgt, wird Marianne bei einem Feuergefecht zwischen ihrem


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