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Ausgabe 2/16

bewegt Helfen mit Herz und Hand

GLOBAL AID NETWORK

Jahresbericht 2015


A u s d e m Vo r s t a n d Global Aid Network

Urlaub mit Herz. Land entdecken | Menschen helfen

Liebe Leserin, lieber Leser,

ganze

s

Info97518-50 9 641 any. Tel. +4 GAiN-­Germ Info@ g or e/ us-d.d Camp mitherz Urlaub Besuchen Sie eines unserer Projekt­­länder. ­Begegnen Sie ­Menschen. ­Lernen Sie Land und K ­ ultur k ­ ennen. Helfen Sie bei ­humanitären Einsätzen, ­Bau­projekten oder Kinder­programmen. ­Entdecken Sie das Land bei Ausflügen. Wir ­versprechen I­ hnen eine un­ver­gessliche Zeit.

Gruppenreisen 2016 Armenien 1 Armenien 2 Lettland Uganda

12. - 26.8. 9. - 23.9. 7. - 20.8. 29.10. - 12.11.

690 € zzgl. Flug 690 € zzgl. Flug 590 € zzgl. Flug 900 € zzgl. Flug

Armenien Haiti Nordirak Lettland Nigeria Uganda

18.8 - 1.9. 8. - 22.4. 19. - 28.5. 23.7. - 5.8. 4. - 18.3. 16. - 30.9.

690 € zzgl. Flug 850 € zzgl. Flug 650 € zzgl. Flug 590 € zzgl. Flug 640 € zzgl. Flug 890 € zzgl. Flug

Eine Eins mit drei Nullen Dann folgte ein Ereignis, das auch viel mit mir persönlich zu tun hat: Wir konnten den tausendsten Hilfstransport auf den Weg schicken. Ich habe damals den allerersten Hilfstransport gefahren und kann mich gut erinnern, wie wir einen Tag vor Weihnachten 1990 losgefahren sind. Dass wir nun die drei Nullen hinter der Eins verbuchen konnten, hat mich riesig gefreut. Damals ahnte ich nicht im Geringsten, was sich aus einer Initiative von Studenten entwickeln würde. Ich kann heute nur „danke“ sagen für das, was daraus erwachsen ist. Und so feierten wir im Dezember 2015 unser 25-jähriges GAiN-Jubiläum.

Gästehaus

UGANDA

LETTLLAND

Gruppenreisen 2017

ARMENIEN

HAITI

Gästehaus

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Jah res bericht│Gl oba l Aid Ne t w or k

10 – 1.000 – 1.000.000 Mit einer Dreierreihe von beeindruckenden Zahlen fing das Jahr 2015 für GAiN gut an. In 10 Jahren 1.000 Brunnen gebohrt zu haben, die eine Million Menschen mit Trinkwasser versorgen, ist ein Beispiel für solche Zahlen. Im März konnte ich mit einem kleinen GAiN-Team persönlich dabei sein, als der tausendste Brunnen in Benin eingeweiht wurde. Aber wir haben auch Brunnen besucht, die wir schon vor zehn Jahren gebohrt haben. Dass sie immer noch Wasser geben, war für mich das viel größere Highlight. Und wir konnten die Geschichten von Menschen hören, deren Leben sich in zehn Jahren durch einen Brunnen enorm positiv verändert hat. Die nächsten tausend Brunnen werden wir mit neuen Maschinen viel schneller bohren können, als die ersten.

GAiN und Flüchtlinge 2015 war natürlich auch für uns das Jahr der Flüchtlinge. Eigentlich helfen wir ihnen schon immer, aber noch nie zuvor bin ich so oft danach gefragt worden, was wir für diese Menschen tun. Das ist eigentlich ein Großteil unserer weltweiten Arbeit, und das werden wir weiter verfolgen. So antworte ich dann meist: ja, wir helfen Flüchtlingen schon sehr lange. Die Leute haben ihren Blick auf die vegleichsweise wenigen Geflohenen beschränkt, die in unserem Land angekommen sind. Die vielen Millionen, die weltweit auf der Flucht sind, stehen nicht im Blickpunkt. In der Ukraine geht der Krieg schon ins dritte Jahr und dort gibt es Millionen von Binnenflüchtlingen, was aber in den Medien leider gar nicht mehr vor-


Der Vorstand von GAiN: Klaus Dewald, Raphael Funck, ­Clemens Schweiger

kommt. Lesen Sie auf Seite 11, wo wir uns bisher für Menschen auf der Flucht einsetzen konnten. Vom Überleben zum Leben Ganz persönlich involviert war ich letztes Jahr bei einem Bauprojekt in Lettland. Ich war einer der Teilnehmer, habe mitgeplant, mitgeschafft, mitgelitten. Ich habe mit unserem Team die Familie, bei der renoviert werden sollte, vorher besucht und gesehen, wie hoffnungslos ihre ganze Situation ist. Dann kamen die drei Tage, an denen wir ihre Umgebung renoviert und erneuert haben. Die Veränderung dieser Familie war offensichtlich. Wo sie vorher am Aufgeben waren, kam Hoffnung auf. Vor kurzem war ich wieder dort zu Besuch und immer noch war diese neue Hoffnung zu spüren. Sie haben ihr Haus weiter renoviert, sie haben ihr Leben wieder im Griff. Sie werden nie reich sein, aber immerhin hat der Vater einen Job erhalten. Wenn Menschen, die nur noch überleben, wieder Hoffnung bekommen, dann strahlen sie etwas aus, können Dinge anpacken und auf einmal ändern sich auch die Umstände. Wenn Väter wieder verdienen können und ihre Rolle als Versorger einnehmen, ist das jede Investition wert.

Noch schnell die Welt retten Wenn ich nach vorne blicke, werden uns die Flüchtlinge weiterhin beschäftigen, evtl. sogar noch mehr als bisher. Ich persönlich glaube, dass die Menge der geflohenen Menschen im letzten Jahr erst der Anfang war. Wenn ich den SyrienIrak-Konflikt betrachte, denke ich, dass noch viele Menschen kommen werden. Auch in Afrika wird sich die Situation nicht verändern, so dass sich die Zahlen nicht verringern werden. Das macht mir keine Angst, aber ich möchte vorbereitet sein, um nicht überrollt zu werden. Es wird Aufgaben geben, die wir deshalb ablehnen müssen. „Wir können die Welt nicht retten“, das sagte ich vor 10 Jahren, und es gilt auch heute noch. Das ist nicht unser Auftrag. Aber wir wollen Menschen involvieren und zusammen mit vielen da helfen, wo wir es können. Bitte stehen Sie uns dabei weiter zur Seite! Ihr

Klaus Dewald, Vorstandsvorsitzender

„Ich kann heute nur 'danke' sagen, was in 25 Jahren gewachsen ist.“


Hilfe für Waisen

Ein Zuhause für ­verlorene Kinder

Klaus Dewald und Nelima: Das kleine Foto zeigt, wie sie ein Jahr vorher ins Heim kam.

Nur noch Haut und Knochen: Von den Eltern verlassen, bei der Oma abgegeben. Als aufmerksame Nachbarn die kleine Nelima bei der Polizei abgaben, wog sie nur vier Kilogramm. Und war doch schon eineinhalb Jahre alt. Im Kinderheim „Arche Noah“ bekam sie Spezialnahrung, verbrachte drei Wochen fast nur in den Armen von „Mama Pita“ und ist heute ein gesundes kleines Mädchen. 4

Jah res bericht│Gl oba l Aid Ne t w or k


Der Kindergarten in Haiti wird eingeweiht.

Uganda

Ein nordkoreanisches Kind genießt seine Babynahrung.

Im Kinderheim „Arche Noah“ haben 180 verlorene Kinder ein neues Zuhause gefunden. Fast monatlich kommen neue Kinder hinzu. Die älteren Kinder wohnen in fünf separaten Familieneinheiten. Weitere sind im Bau. Die Versorgung der Kinder ermöglichen Paten. Über 400 Kinder aus der nahen Umgebung können die Schule der "Arche Noah" besuchen. 81 von ihnen werden dabei ebenfalls von deutschen ­Paten unterstützt. In der Klinik können Mütter ihre Kinder sicher zur Welt bringen, unterernährte Kinder werden behandelt und Malariaerkrankte erhalten geeignete Medikamente. Die funktionierende Photovoltaikanlage macht das Kinderdorf unabhängig von der örtlichen mangelhaften Stromversorgung.

Haiti

Fünf Jahre nach dem schlimmen Erdbeben haben die Kinder wieder ein angemessenes Zuhause. Mit Hilfe von Fördergeldern in Höhe von 37.500 € konnten wir e ­ inen Kindergarten bauen und fertigstellen. Manche Firmen spendeten Mobiliar für den Kindergarten. Jetzt fehlt nur noch eine Schule, die auch diesen Namen verdient. Der Unterricht findet leider immer noch in Holzbaracken statt, in denen Kinder und Lehrer sich wegen der Hitze und der Lautstärke kaum konzentrieren können. 69 Kinder wohnen im Kinderheim, viele neue Kinder mussten wir leider abweisen, weil es an Paten und damit an Finanzen fehlt. Ein Team von Freiwilligen aus Deutschland baute ein Fußballfeld für das Kinderheim. Eine Sammelaktion von LED-Leuchtmitteln ergab die Ausrüstung für das gesamte Kinderheim. Seitdem hat sich der Stromverbrauch halbiert und die Photovoltaik-Anlage liefert ausreichend Strom.

Indien

In Indien helfen wir ausschließlich durch Patenschaften für Kinder und Frauen. Eines der Kinderheime, die wir unterstützen, entstand vor genau zehn Jahren, als nach dem verheerenden Tsunami viele Kinder zu Waisen wurden. Im Jahr 2015 konnten dort wieder einige Kinder die Schule abschließen und ihr Studium beginnen. Auch in der Millionenstadt Bangalore, wo GAiN ein Kinderheim unterstützt, kamen sieben neue Kinder hinzu, insgesamt brauchen noch 27 von ihnen dringend Paten. Ins Ausbildungsprogramm für Frauen, die eine Schneiderlehre beginnen wollen, konnten dank deutscher Paten wieder vier neue Frauen aufgenommen werden.

Nordkorea

Wir lieferten in diesem Jahr nur einen Transport mit Babynahrung, da wir die lang geplante Monitoring-Reise (um zu prüfen, ob und wie unsere Güter auch ihr Ziel und ihren Zweck erreichen) mangels Zusage von Seiten der nordkoreanischen Behörden immer wieder verschieben mussten. Im November 2015 konnten wir uns endlich selbst überzeugen, dass Kinder die Nahrung auch erhalten. Das Land scheint sich weiter zu öffnen, Menschen sind zugänglicher, Kinder in den Heimen wirken gesünder. Die Heimleiter baten trotzdem weiter um Hilfe. ­­ GAiN vermittelt Patenschaften in Haiti, Indien, Israel (Holocaustüberlebende) und Uganda. Im Jahr 2015 konnten 80 neue ­Paten gewonnen werden. Den größten Zuwachs an Paten erfuhren die Holocaustüberlebenden in Israel. Wir freuen uns, dass wir die letzten Tage dieser hochbetagten Menschen wenigstens etwas verschönern dürfen.

G l o b a l A i d N e t w o r k│J a h re sb er i ch t

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Wasser fĂźr Afrika

Wenn Brunnen Leben retten

Alle 20 Sekunden stirbt ein Kind an einer Krankheit, die durch verunreinigtes Wasser hervorgerufen wird.

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Jah res bericht│Gl oba l Aid Ne t w or k


Brunnen mit sauberem Wasser in Benin

Kilometerweit laufen diese Kinder zum nächsten Brunnen.

Gefährlicher Weg zum Wasser

Corimoos Dorf liegt in der Nähe einer vielbefahrenen Fernverkehrsstraße. Jeden Tag mussten die Mädchen und Frauen mit ihren Wasserkanistern diese Straße überqueren, um an die nächste Quelle zu gelangen, ein dreckiges Sumpfloch. Frauen und Kinder mit vollen Wasserkanistern können die ­ Straße nicht schnell überqueren. Da passierte es. Ein Lkw k ­onnte nicht mehr bremsen. Corimoos Tochter wurde erfasst und starb an ihren schweren Verletzungen. Aber Corimoos E ­ nkelin wird es besser haben. GAiN hat in ihrem Dorf einen Brunnen gebohrt.

Brunnen für Benin

Sauberes Wasser kann Kleinkindern das Leben retten.

Im März 2015 war ein GAiN-Team vor Ort, um die Einweihung des tausendsten Brunnens mitzuerleben. Bei der Reise stellten sie unter anderem fest, dass die Brunnen, die schon vor zehn Jahren errichtet wurden, immer noch einwandfrei funktionieren. Jeder Brunnen versorgt etwa Tausend Menschen. Nach der Anschaffung eines neuen Bohrgerätes mit verbesserter Technik sollten die nächsten 1.000 Brunnen schneller zur Verfügung stehen, als das bisher möglich war.

Drei Paar Schuhe für einen Brunnen

Lukas Häde, ein 24-jähriger Student, marschierte von seinem Heimatort in der Nähe von Fulda zu Fuß bis nach Gibraltar, um damit Spendengelder für einen Brunnen in Benin aufzubringen. Nach sieben Monaten, fast 4.000 Kilo­metern und drei Paar abgelaufenen Schuhen hatte er 15.000 € erwandert und damit zwei Brunnen ermöglicht.

GAiN baut Brunnen in Äthiopien, Benin, Tansania und Togo. Damit wirklich sauberes Wasser gefördert wird und auch im Sommer Wasser gepumpt werden kann, sind Tiefbohrungen mit einem speziellen Bohrkran nötig. Das Errichten eines Brunnens kos­ tet 7.500 Euro. GAiN vermittelt Brunnen-Patenschaften. Wer einen Brunnen zur Hälfte (3.750 Euro) oder ganz (7.500 Euro) ­ermöglicht, erhält ein Schild mit seinem Namen an dem gespendeten Brunnen.

G l o b a l A i d N e t w o r k│J a h re sb er i ch t

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Unterstützung für Familien

Verzweifelte Familien haben wieder Hoffnung Bei der Gruppenreise 2015 nach Lettland ­renovierten die Teilnehmer die Innenräume.

Drei Tage, die alles verändern „Heute habe ich das Gesicht von Leid und Armut kennengelernt. Im Jahr 2015, in einem Land, das zu Europa gehört.“ So drückt eine Teilnehmerin einer Gruppenreise nach ­Lettland aus, was sie beim Baueinsatz bei einer armen Familie erlebt hat.

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Jah res bericht│Gl oba l Aid Ne t w or k


Diese lettische Familie hat drei behinderte Kinder.

Lettland

Es gab elf Hilfsgüterlieferungen an zwei Partnerorganisationen. Die Zusammenarbeit mit den beiden neuen Werken (seit 2014) in Cesis und Jelgava verlief sehr gut. Beide betreiben Secondhand-Shops und finanzieren mit deren Erlösen soziale Projekte. Daneben besuchen beide weiterhin arme Familien und verteilen Hilfsgüter an sie und unterhalten Kleiderkammern. Seit Herbst 2015 fährt ein kleiner Lkw regelmäßig Brennholz aus. Ehrenamtliche Helfer bringen das Brennmaterial zu mittellosen Familien oder alleinstehenden alten Menschen. Bei einer Gruppenreise halfen 23 deutsche Teilnehmer ganz praktisch bei der Renovierung der Wohnung ­einer verarmten Familie mit.

Estland

In Armenien helfen wir Familien mit Hilfsgütern und Baueinsätzen.

Wie im Nachbarland Lettland findet wirtschaftliches Wachstum eigentlich nur in den Hauptstädten statt. In ländlichen Regionen ist die Bevölkerung meist arbeits- und mittellos. Die Menschen schämen sich ihrer Armut und versuchen sie so gut wie möglich zu verbergen. Unsere Partnerorganisation betreibt sieben Secondhand-Läden, in denen sich arme Menschen günstig gebrauchte Kleidung oder Möbel kaufen können. Bedürftige Familien, die nicht in der Lage sind, diese symbolischen Preise zu zahlen, werden durch unsere Partner auch kostenfrei mit Hilfsgütern versorgt. Mit den Verkaufserlösen werden die Miete und die Gehälter der Mitarbeiter der Shops finanziert und somit Arbeitsplätze geschaffen. Sieben Vollzeitangestellte und fünf Teilzeitangestellte haben ein Einkommen. Einen Teil der erzielten Erlöse verwenden die Partner für soziale Projekte wie z.B. für die Veranstaltung von Sommerfreizeiten für sozial schwache Kinder und Jugendliche oder für die Ausstattung von Rehabilitationszentren für Drogenabhängige.

Armenien

Die versteckte Armut in vielen osteuropäischen Staaten ist selten Thema in unseren Medien. GAiN hilft langfristig in Ländern, in denen sich die Menschen oft von der Welt vergessen fühlen: in Armenien, Estland, Lettland, Rumänien, Trans­ nistrien und in der Ukraine. GAiN bietet regelmäßig Gruppenreisen zu manchen unserer Partner an, bei denen die Teilnehmer Land und Leute kennenlernen, mithelfen und hinter die Kulissen humanitärer Hilfe schauen können. Auf Seite 2 finden Sie unsere Angebote für ­einen „Urlaub mit Herz“.

Unsere Mitarbeiter haben 72 arme Familien regelmäßig besucht. Über 300 Familien erhielten ein- oder mehrmalige Hilfe durch Waren aus Deutschland wie Kleidung, Waschmittel, Sportartikel, Schulranzen und Schulmaterial. Diese haben die Mitarbeiter vor Ort mit Nahrungsmittel- und Hygienepaketen ergänzt. 15 vorwiegend in Containern lebende Familien bekamen Brennholzlieferungen. Auch in diesem Jahr konnten wir bei sechs Familien die Wohnsituation einschließlich der sanitären Anlagen erheblich verbessern. Fünf Familien konnten durch den Bau und die Erneuerung von Gewächshäusern eigenes Einkommen erzielen. Sechzehn deutsche Teilnehmer der jährlichen Gruppenreise lernten die Arbeit vor Ort kennen. Sie überreichten z.B. gefüllte Schulranzen an Kinder aus sehr armen Familien. Eine Volontärin aus Deutschland unterstützt die Arbeit für ein Jahr praktisch vor Ort. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage ist die Nachfrage nach Hilfsgütern enorm gestiegen. Immer mehr Menschen kommen nun direkt ins Büro, um Hilfe zu erhalten. Es wurde daher mit dem Bau einer kleinen Ausgabestelle für Hilfsgüter begonnen. G l o b a l A i d N e t w o r k│J a h re sb er i ch t

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Menschen auf der Flucht

Heimatlos

Sie haben uns alles ­abgenommen. ­ "Wir sind mit nichts als unseren Kleidern am Leib geflüchtet. Hier im Lager sind wir weder richtig tot noch lebendig." Dawod ist 74, musste aus Mossul fliehen und wartet in einem Container auf ... ja, worauf eigent­ lich? Ob er je zurückkehren kann? Ob er wie viele andere nach Europa fliehen soll?

Sizilien: Flüchtlinge ­helfen beim Ausladen von ­Hilfgütern

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Jahres b erich t│Globa l Aid Ne t w or k


Ob sie ihre Erlebnisse auf der Flucht je ­vergessen kann?

Irak

Hier lag im Jahr 2015 der Schwerpunkt unserer Hilfe für Flüchtlinge. Wir wollen denen beistehen, die ihre Heimatregion nicht verlassen wollen. Sie können jede Unterstützung dringend gebrauchen, denn die großen Werke wie die UNO mussten ihre Hilfe für die vielen Flüchtlinge in den Lagern auf ein Minimum zurückfahren. Deshalb traten so viele von ihnen die gefährliche Flucht nach Europa an. Wir halfen mit fünf Hilfstransporten (Kleidung, Schuhe, Waschmittel, Hygiene­artikel u.v.m.), aber auch mit Spendengeldern, mit denen unsere beiden Partnerwerke vor Ort das einkaufen, was die Flüchtlinge am dringendsten brauchen. 300 Familien erhalten somit regelmäßig Hilfspakete. Nordirak: Rohbau mit ­Familien, die geflohen sind.

Sizilien

Schon lange kümmert sich eine unserer Sammelstellen in Lörrach um eine private Hilfsinitiative in Sizilien, die den vielen Flüchtlingen, die per Boot dort stranden, beisteht. Im Jahr 2015 kamen pro Tag oft 1.000 geflohene Menschen an. Fast alle haben ihre Überfahrt in Libyen angetreten, wo sie vorher unter schlimmen Bedingungen ihr Ticket verdienen mussten. Auf ganz Sizilien gibt es über 1.000 Auffanglager. Die örtlichen Behörden sind damit völlig überfordert, sie alle ausreichend zu versorgen. Wir konnten Hilfsgüter, Kleinbusse und Gelder für die nötigen Einkäufe zur Verfügung stellen.

Ukraine

Der Krieg und seine Folgen werden kaum noch in den Medien erwähnt. Aber auch nach dem offiziell beschlossenen Frieden müssen die Menschen noch lange mit den Wunden des Krieges leben. Über zwei Millionen Menschen haben ihre Heimatorte verlassen, sind nach Russland oder in westliche Regionen ihres Landes geflohen. Ihre Dörfer sind zerstört, manche Familien zerrissen, viele Kinder traumatisiert. Unsere lang­ jährigen Partnerwerke, christliche Gemeinden, helfen ihnen, so gut es geht. Wieder einmal war die Ukraine mit 36 Hilfslieferungen der Spitzenreiter unter den Ländern, die von uns Transporte erhalten. Schon seit 15 Jahren hilft GAiN notleidenden Menschen in der Ukraine.

Zusätzlich zu unseren Langzeit-Projekten haben wir uns 2015 verstärkt an unterschiedlichen Brennpunkten für Menschen auf der Flucht eingesetzt. Werke und Einrichtungen, die um Hilfe für Flüchtlinge baten, erhielten die benötigten Hilfsgüter. Auch unsere ehrenamtlichen Sammelstellen in Deutschland engagieren sich punktuell für Flüchtlinge an ihren Orten. Wo immer sich Gelegenheiten bieten, wird GAiN weiterhin Flüchtlingen helfen.

G l o b a l A i d N e t w o r k│ J a h re sb er i ch t

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Ich bin dankbar ... GAiN-Mitarbeiter über das Jahr 2015

... für hochmotivierte und ­engagierte Teilnehmer beim Katastrophen­helfer-Training. Uli Fischer, Koordination der Katastrophenhilfe

... für die gute Zusammenarbeit in unserem Patenschaftsteam und die gegenseitige ­Unterstützung. Andrea Scheffler, Patenschaften

... für einen Container mit Babynahrung, der gut in Nordkorea angekommen ist und für volle ­Bäuche und glückliche Kinderaugen gesorgt hat. Joel Driedger, Projektkoordination Nordkorea

... für 30 neue Brunnen, das ist absoluter Rekord für unser Brunnenprojekt. Christopher Kruse, Projekt­ koordination „­Brunnen für Afrika"

... für die Fördermittel der Bunde­sregierung und dass wir damit den Kindergarten in ­Haiti bauen und fristgerecht eröffnen konnten.

... dass viele Firmen einen Einsatz im Hilfsgüterlager durchführten und uns beim Schulranzenpacken halfen.

Raphael Funck, Projektleitung Haiti

Silvia Huth, Koordination der Ehrenamtlichen

... für jeden einzelnen ­Menschen in ­Armenien, dem wir durch humanitäre ­Hilfe Gottes Liebe ­bringen und damit Hoffnung und ­Zuversicht schenken konnten.

... dass ­Überlebende des Holocaust, die durch Deutsche unglaubliches Leid erlitten haben, nun am Ende ihres Lebens durch Deutsche Hilfe und Segen erfahren.

Elke und Manfred Seifert, Projektleitung Armenien

Almut Marburger, Patenschaften Israel

Impressum Herausgeber: Global Aid Network (GAiN) e.V., Am Unteren Rain 2, D-35394 Gießen, Tel. (0641) 97518-50, Fax (0641) 97518-41 Redaktion: Birgit Zeiss; Gestaltung: Claudia Dewald; Fotos: Claudia Dewald oder privat; Erscheinungsweise: ­vierteljährlich, der B ­ ezugspreis ist im Mitglieder­beitrag ­enthalten. Vertrieb: GAiN Deutschland; Spendenkonto: GAiN e.V., Volksbank ­Mittelhessen, IBAN DE88 5139 0000 0051 5551 55, BIC VBMHDE5F

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Jahres b erich t│Globa l Aid Ne t w or k


Finanzen Hamb urger Treuh and G Scho meru esells s&P chaft artner Wirts chafts prüfu ngsg esells Zweig chaft nieder lassu ng Ber W ir ha lin be (Bilanz n dem in de , Gew inn- un r gesetzlic Networ h vorg d Ver k (GA es lu iN) e. merk V., G strechnung chriebenen erteilt . ießen und E Form , am ntwic aufge 31. M stellte ärz 20 klung des n Jahr A 16 ei esab nen un nlageverm ögens) schluss 20 Berlin einges 15 , den des G chränk 31. M lo ten B ärz 20 estätig bal Aid 16 ungsve r-

Geprüft und für gut ­befunden Jahresübersicht 2015

Schw unk ha

Wirtsc

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erin

Lehm ann ha

Wirtsc

ftsprüf

er

EINNAHMEN 16 % 25,9 %

6,7 % 52,6 %

24,7 %

52,6 % 1,5 % 2,7 % 17,3 %

Sachspenden Geldspenden Sonstige Einnahmen: z.B. Steuer­erstattung, Spendenweiter­leitung anderer GAiN Büros, ­Erlös aus dem Verkauf des ­Kalenders „­Momente“ Entnahme aus zweckgebundener Rücklage

Spendeneinnahmen 6.622.000 € 77,3 % (davon Sachspenden 4.506.000 € (davon Geldspenden 2.116.000 € sonstige Einnahmen 577.469 € 6,7 % Entnahme aus 1.368.000 € 16,0 % zweckgebundener Rücklage 8.567.469 € 100,0 %

Humanitäre Hilfe: Hilfeleistungen durch Hilfsgüter Humanitäre Hilfe: In Hilfsprojekte investierte ­finanzielle Mittel Verwaltung: Gesamtaufwand für ­sonstige ­betriebliche Aufwendungen wie Buchhaltung, ­Personal- und Leitungs­aufgaben Öffentlichkeitsarbeit: Gesamtaufwand für die Außen­darstellung Einstellung in Rücklage*

für satzungsmäßige Zwecke 5.990.669 € 69,9 % Hilfstransporte 4.506.000 € Hilfsleistungen 1.484.669 € für Verwaltung 229.000 € 2,7 % für Öffentlichkeitsarbeit 126.000 € 1,5 % * Geldmittel, Einstellung in Rücklage 2.221.800 € 25,9 % die im Haus haltsjahr 2015 noch nicht ver 8.567.469 € 100,0 % wendet ­wurden und ins Jahr

2016 über­ tragen wurden.

Spenden und Ausgaben Global Aid Network (GAiN) e.V. ist ein mildtätiger Verein, der ausschließlich auf der Basis von Spenden arbeitet. Die Gehälter der Mitarbeiter von GAiN werden durch einen persönlichen Unterstützerkreis finanziert. Spenden für unsere Arbeit kommen folglich mit nur geringen Abzügen für Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung unseren Projekten zugute. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) stuft Verwaltungskosten in Höhe von 10 Prozent als niedrig und Kosten bis 35 Prozent als vertretbar ein. Unsere Kosten für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit liegen weit unter 10 Prozent und unterschreiten damit die Werte der meisten anderen Hilfsorganisationen.

Spendenprüfzertifikat und Kontrolle GAiN e.V. trägt das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz, das alle zwei Jahre aktualisiert wird. Unsere Arbeit unter­ liegt somit der ständigen Qualitätsprüfung. Alle Geld- und Sachspenden an GAiN sind steuerlich absetzbar. GAiN erstellt jährlich einen Jahresabschluss, der von einer externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, der Hamburger Treuhand Gesellschaft Schomerus & Partner, geprüft wird. Für 2015 wurde dieser uneingeschränkt bestätigt.

G l o b a l A i d N e t w o r k│ J a h re sb er i ch t

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Projekte weltweit

UKRAINE Unser Schulranzen-Spitzenreiter-Land war 2015 die ­Ukraine. 2285 von insgesamt 6088 verschickten Ranzen erhielten Kinder aus armen ­Familien dort.

SIZILIEN Dort haben wir 2015 zum ersten Mal Bootsflüchtlinge in Auffanglagern geholfen.

WELTWEITE HILFE

Aus einer Gießener Studenteninitiative, die 1990 hungernden und frierenden Menschen in Russland helfen wollte, erwuchs mit den Jahren eine weltweite humanitäre Arbeit. Die neun nationalen GAiN-Büros arbeiten eng zusammen und können so in Krisen­fällen schnell und effektiv reagieren. Sie unterstützen Hilfsprojekte in 52 Ländern. GAiN-Büros gibt es in Australien, Deutschland, England, Holland, Spanien, Kanada, ­Korea, Österreich, USA.

BENIN Der tausendste von heute schon 1.225 Brunnen wurde 2015 in Benin errichtet.

Im Überblick GAiN Deutschland unterstützt Projekte in: Hum. Hilfe Armenien Brunnen für Afrika Estland Haiti Indien Irak

Warenwert

Transporte Tonnage

Patenschaften Schulranzen

63.296 €

19.301 €

1

13.737 kg

189.497 €

12.000 €

99.218 €

2

16.758 kg

70

127.283 €

60.649 €

1

9.117 kg

73

336

738 €

70

– 1.440

301.512 €

519.040 €

5

65.238 kg

Israel

53.451 €

291

Lettland

61.508 €

755.289 €

135.157 kg

528

Nigeria

12

4.438 €

50 €

Nordkorea

24.227 €

58.649 €

1

18.574 kg

Rumänien

20.191 €

Transnistrien

3.000 €

124.213 €

1

17.566 kg

Uganda

90.658 €

211.625 €

2

32.915 kg

224

504

Ukraine

36

401.703 kg

2.285

51.033 kg

170.554 €

2.186.010 €

Katastrophenhilfe

43.899 €

Sonstige

33.272 €

451.763 €

14

Jahres b erich t│Globa l Aid Ne t w or k

– 13

DEUTSCHLAND GESAMT Humanitäre Hilfe: 1.179.332 € Warenwert: 4.505.998 € Transporte: 74 Hilfsgüter: 761.798 kg Hilfe d. Patengelder: 305.331 € Anzahl Patenschaften: 658 Anzahl Schulranzen: 5.163


LETTLAND Der eintausendste Hilfstransport fuhr nach Lettland – ­genau wie der allererste vor 25 Jahren.

-

IRAK Hier haben wir uns besonders intensiv für Flüchtlinge eingesetzt. Wir unterstützten 400 Familien in der autonomen R ­ egion Kurdistan dabei, in der Region zu ­bleiben und nicht nach Europa fliehen zu müssen.

LEGENDE Logistik Zentrum GAiN-Büro Land mit Projekt von GAiN Deutschland Land mit Projekt von GAiN weltweit Land ohne GAiN-Projekt

WELTWEITE HILFE IN ZAHLEN Bei 205 Transporten wurden 2,2 Millionen Tonnen Hilfsgüter zu Notleidenden gebracht. 13.000 Geber spendeten Gelder in Höhe von 8 Millionen und Waren im Wert von 21 Millionen €. 0,9 Millionen € kamen an Spenden für Flüchtlinge und die Erdbebenopfer in Nepal zusammen. 6.227 Kinder erhielten einen Schulranzen mit Inhalt. 2.287 Paten beteiligten sich am Patenschaftsprogramm und unterstützen damit 720 Schützlinge.

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Postfach 100 262 35332 Gießen Tel.: (0641) 97518-50 Fax: (0641) 97518-41

70786 Postvertriebsstück Deutsche Post AG Entgelt bezahlt

E-Mail: Info@GAiN-Germany.org www.GAiN-Germany.org

2.256

765.000 kg Hilfsgüter

Stunden

brachte unsere Logistik zu Bedürftigen.

lang haben Helfer Schulranzen gepackt und sor tier t.

J A S HRES E D N LE H ZA

2015

151.000 Kilometer legten unsere Transpor ter bei Hilfslieferungen zurück.

55

Katastrophenhelfer

haben eine Ausbildung gemacht und sind einsatzbereit.

4,6

Millionen Euro

wer t waren die Waren, die wir von Firmen und Privat leuten gespendet bekamen und zu Menschen in Not bringen konnten.

74

Transporte

mit Hilfsgütern haben ihr Zielland erreicht.

1.000 ster Transport seit Bestehen von GAiN ­erreichte Lett land.

222

neue Patenschaften

helfen Kindern in Not.

25

Jahre

gibt es das Hilfswerk GAiN. Angefangen h­aben wir ­unter dem ­Namen ­Aktion ­Hungerwinter.

6.088

Schulranzen

wurden gepackt und verschenkt.

1.000 ster Brunnen wurde in Benin gebohr t.


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