Ausgabe 3/18
He l fen m it He rz u n d H a nd
GUTE HILFE – SCHLECHTE HILFE Thema Uganda Ukraine
Gut gemeint – schlecht gemacht Hier werden wir nicht geschlagen Was fehlt, ist Frieden
>>Inhalt
04 Gut gemeint – schlecht gemacht Titelthema 08 Hier werden wir nicht geschlagen Ein Haus für uns Kinder 11 Aber bitte mit Farbe! Chefsache 12 Was fehlt, ist Frieden Ukraine 14
Updates Aktuelles aus den Projektländern
15
GAiN aktiv Termine, Angebote So helfen Sie mit!
16
Anahit kann wieder sprechen Familien in Armenien brauchen Paten
2019
KALENDER
Global Aid N e t w o r k Global Aid Network (GAiN) ist eine internationale Hilfsorgani sation, die seit 1990 in vielen Ländern der Welt humanitäre Hilfe leistet. GAiN möchte ein weltweites Logistiknetzwerk für humanitäre Hilfe aufbauen und arbeitet eng mit anderen humanitären Organisationen, Produktionsfirmen und Privat personen zusammen. Auf diese Weise können wir in akuten Not situationen schnell auf die Bedürf nisse von betroffenen Menschen reagieren, die benötigten Hilfsgüter organisieren und diese umgehend und kostengünstig in die Zielgebiete transportieren. Die zuverlässige Verteilung der Spenden in den betroffenen Re gionen stellen unsere meist ein heimischen Partner sicher. GAiN ist der Partner für humanitäre Hilfe von Campus für Christus.
ist , Glü ckdürfe n. lerne n zu
Impressum Herausgeber: Global Aid Network (GAiN) gGmbH Am Unteren Rain 2, D-35394 Gießen Tel. 0641-975 18-50 Fax 0641-975 18-41
Fr Sa Fr Di Mi Do 31 Sa So Mo 29 30 Beginn Mi Do Fr 26 27 28 Sommerzeit So Mo Di 23 24 25 Do Fr Sa 20 21 22 18 19 FrühlingsMo Di Mi 15 16 17 Fr Sa So anfang 12 13 14 Di Mi Do 9 10 11 Fr Sa So 6 7 8 4 5Fast- Ascher1 2 3 Rosen- nacht mittwoch
MÄ RZMo
montag
Gl üc k ist ,
Hoff nung
E 12,95x*28 cm,
zu habe n
AU GU ST
Do Fr Sa So Mo Di Mi Do 1 2 3 Fr Sa So 4 5 6 Mo Di Mi 7 8 9 Do Fr 10 11 12 Sa So Mo 13 14 Di Mi Do 15 16 17 Fr Sa So 18 19 Mariä Himmelfah 20 21 22 Mo Di rt Mi Do 23 24 25 Fr Sa 26 27 28 29 30 31
Mit diesem Kalender setzen Sie Akzente und fördern gleichzeitig unsere humanitäre Arbeit. Der Kalender zum Thema „Glück“ enthält hochwertige Fotos aus unseren
: 34 Format lbindung, a ir p S mit ig mit rückseit hem c li zusätz arium d n le Ka zen. o für N ti
Projektländern, u.a. Uganda, Haiti und Armenien. Ideal auch zum Verschenken! Bestellungen per E-Mail oder Telefon: Info@GAiN-Germany.org, Tel. 0641-975 18-50
2
Bew e gt 3-2018 │ Glo bal Ai d N etwo rk
*zzgl. Versandkosten: 1 Stück: 2,95 €*, 2-5 Stück: 5,95 €*, ab 6 Kalender versandkostenfrei.
Redaktion: Birgit Zeiss, Harald Weiss Gestaltung: Claudia Dewald Erscheinungsweise: vierteljährlich, der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten. Vertrieb: GAiN Deutschland Fotos: Claudia Dewald oder privat Spendenkonto: GAiN gGmbH Volksbank Mittelhessen IBAN DE88 5139 0000 0051 5551 55 BIC VBMHDE5F Geschäftsführung: Klaus Dewald, Raphael Funck Amtsgericht Gießen HRB 8888
MEIN JOB BEI
Liebe Leserin, lieber Leser, Helfen ist doch immer gut, oder? Als gelernte Sozialarbeiterin weiß ich, dass das leider nicht so ist. Vieles was gut gemeint ist, hilft gar nicht oder verschlimmert sogar noch die Lage. Einem Alkoholiker helfe ich nicht, wenn ich ihm auf sein Bitten hin eine Flasche Schnaps kaufe. Armen Menschen in Afrika helfen wir nicht, wenn wir sie von unseren Hilfslieferungen abhängig machen.
Wir suchen engagierte Mitarbeiter/innen: Fundraiser/in Manager/in Recruitment Assistent/in in der Katastrophenhilfe Projektleiter/in für Auslandsprojekte in Deutschland
Das Feld der humanitären Hilfe ist ein weites. Wir von GAiN beschäfti gen uns gerade mit Standards in diesem Bereich. Mit manchen meiner GAiN-Kollegen durchlaufe ich eine Schulung, die sich mit der Qualität von Hilfe beschäftigt. Wir merken dabei, dass wir manches schon ganz gut umsetzen, in anderen Bereichen aber noch lernen müssen. Ein Verhaltenskodex gibt Richtlinien, trotzdem bleiben noch genügend Fragen unbeantwortet. Müssen wir die Kultur eines Landes respek tieren, die manchen ihrer Bewohner Schaden zufügt? Warten wir mit unserer Hilfe, bis wir die Bedürfnisse aller Gruppen herausgefunden haben oder legen wir einfach los? Wo schadet unsere Hilfe der lokalen Infrastruktur? Wieder einmal spüren wir, dass es oft keine Pauschal antworten gibt. Die Schulung hilft uns auch, unseren Standpunkt und Beitrag als GAiN unter vielen anderen Hilfswerken deutlicher zu sehen – klein aber oho! Klaus Dewald bringt es auf den Punkt, wenn er sich wünscht, dass unsere Hilfe niemals schwarz-weiß, sondern bunt ist und wir auch noch Spaß beim Helfen haben (S. 11). Was denken Sie? Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Meinung und Erfahrungen zum Thema wissen lassen. Auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen wünscht
Birgit Zeiss, Redaktion
„Ich fordere Leute gerne heraus, ihre Komfortzone zu verlassen, um ihr Potenzial weiterzuentwickeln. Menschen für GAIN zu gewinnen und die Aufgaben in unseren Projektländern zu lösen, ist auch für mich eine Herausforderung, die ich gerne annehme.“ Jens, Projektleiter Afrika und Mobilisationsabteilung
Weitere Infos:
GAiN/Campus für Christus Personalabteilung Postfach 100 262, 35332 Gießen Tel. 0641-97518-33 Personal@campus-d.de Weitere Stellenangebote auf unserer Webseite: GAiN-germany.org/mitmachen/mitarbeiten Der Bewerbungsprozess wird von der Personalabteilung von Campus für Christus e.V. durchgeführt.
>>Thema
Gut gemeint – schlecht gemacht Über die Qualität von humanitärer Hilfe
GRAFIK: FREEPICK.COM
Als es in den 90er-Jahren verstärkt zu Katastrophen, Krisen und Bürgerkriegen kam und auch die Berichterstattung darüber in den Medien stärker wahrgenommen wurde, befassten sich erstmals Experten mit der Qualität von humanitärer Hilfe. Der Zerfall staatlicher Systeme wie der Sowjet union und Jugoslawiens oder der Genozid in Ruanda brachten es zutage, dass gut gemeinte aber falsche Hilfe auch wieder Not verschlimmern oder verlängern kann. Das Auftreten von immer mehr nichtstaatlichen Hilfswerken, die mit ihren eigenen Vorgehensweisen wenig aufeinander schauten, erforderte schließlich das Schaffen einer Art von Verhaltenskodex für angemessene H ilfe. 1994 hat das Internationale Rote Kreuz in Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Hilfswerken einen solchen Kodex, international „Code of C onduct“ genannt (S. 6), erarbeitet.
4
Bew e gt 3-2018 │ Glo bal Ai d N etwo rk
Bewegt-Redakteurin Birgit Zeiss (2.v.l.) befragte drei GAiN-Leiter, ob und wie sich die zehn Grundsätze des Kodex in der Praxis bewähren. Miteinander gesprochen haben: Raphael Funck, Geschäftsführer, Klaus Dewald, Gründer und Leiter, und Joanna Fischer, Leiterin des Irak-Projektes und Mitarbeiterin des GAiN-Katastrophenhilfeprojekts (v.r.n.l).
1. Leid muss gelindert werden Raphael Funck: Hier vermisse ich im Text den Grund, warum wir Leid lindern sollen. Für mich als Christ ist Helfen ein Auftrag Gottes. Viele wissen gar nicht mehr, dass unser west liches Werteverständnis auf den Zehn Gebo ten und christlichen Grundsätzen aufbaut. GAiN hat nicht umsonst das Bibelwort Jesaja 58,7* als sein Motto gewählt. In unserer heutigen säkularen Ge sellschaft nennen wir es Humanismus oder moralische Mensch lichkeit, was Menschen zum Helfen bewegt. Egal, aus welchem Motiv Menschen helfen – es zählen die guten Früchte ihres En gagements. Joanna Fischer: Für mich hat jede Person einen Wert, weil je der ein Kind Gottes ist. In der Praxis habe ich gelernt, dass nicht überall Menschen einen Wert haben, z.B. in afrikanischen Ländern. Manche Regierung kümmert es gar nicht, wenn be stimmte Bevölkerungsgruppen leiden. Die Würde des Men schen ist nicht überall gleich wichtig.
2. Hilfe für jeden ohne Unterschied Klaus Dewald: Das können wir bedingungslos bejahen. Jeder Einzelne hat einen Wert. Raphael Funck: Genau. Wir von GAiN helfen nicht zuerst den Christen und dann erst anderen, sondern allen, die Hilfe brauchen. Joanna Fischer: Für unsere einheimischen Partner im Irak ist das richtig kompliziert. Da gibt es christliche und muslimische Hilfs bedürftige. Christen helfen auch Muslimen, aber sie würden zuerst Christen helfen. Weil sie die Leidenden und die kleinere Gruppe sind. Ist das falsch? Klaus Dewald: Bei den Saharawis in Alge rien fragte mich damals der muslimische
Gouverneur: „Warum helft ihr, die ihr Christen seid, aber meine Glaubensbrüder helfen nicht?“ Christen scheint Barmherzigkeit schon deutlich leichter zu fallen, als anderen Religionsangehö rigen. Joanna Fischer: Ja, das erlebe ich dauernd. Muslime im Irak fragen direkt: „Warum bist du da, warum hilfst du mir? Du bist doch mein Feind.“ Das sagen sie ganz klar.
3. Hilfe ohne politische oder religiöse Motive Raphael Funck: Das ist der delikateste Punkt für mich. Wir vertreten einen Standpunkt. Aber wir nutzen Hilfe nicht, um unseren Standpunkt anderen überzustülpen. Unsere Hilfe ist unabhängig davon, ob die Empfänger unsere Ansicht befürwor ten. Wir nutzen die Situation nicht aus, aber wenn uns jemand fragt, warum wir das tun, dann ergreifen wir die Gelegenheit, ihnen etwas anzubieten. Und dann werden wir unseren Mund nicht verschließen. Ich habe lei der schon erlebt, wie christliche Organisationen das ausgenutzt haben. Da gab es dann Brot nur mit Gebet und Segen. Aber wir haben da selbst auch schon Fehler gemacht, z.B. haben wir in Haiti Hilfsgüter nach einem Gottesdienst ver teilt. Weil wir gemerkt haben, welche Abhän gigkeiten daraus entstehen, vermeiden wir das. Klaus Dewald: Ich habe in Uganda erlebt, dass Menschen nur aus Brunnen trinken durften, wenn sie Muslime werden.
4. Keine Instrumentalisierung für politische Interessen Raphael Funck: Spontan sage ich, dass wir uns nicht benutzen lassen, von niemandem. Wenn wir aber staatliche Fördermittel beantragen, unterschreiben wir in diesem Antrag, dass unsere Hilfsmaßnahme das Ansehen unserer Bundesrepublik in dem betreffenden Land steigern soll. Und durch die Bereitstellung
*Jesaja 58,7: Teilt euer Brot mit den Hungrigen, nehmt Obdachlose bei euch auf, und wenn ihr einem begegnet, der in Lumpen herumläuft, gebt ihm Kleider! Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten eurer Mitmenschen!
G l ob a l A id N e t w or k │ B e w e gt 3-2018
5
Verhaltenskodex (Code of Conduct)
Verhaltensgrundsätze der Internationalen Rotkreuz- und Halbmondbewegung und der Nichtregierungsorganisationen in der Katastrophenhilfe: 1. Der humanitäre Imperativ* hat oberste Priorität. 2. Die Hilfe wird ungeachtet der ethnischen, re ligiösen oder nationalen Zugehörigkeit des Empfängers und ohne jede nachteilige Unter scheidung geleistet. Die Hilfsprioritäten rich ten sich alleine nach der Bedürftigkeit. 3. Die Hilfe wird nicht zur Unterstützung eines bestimmten politischen oder religiösen Standpunktes eingesetzt. 4. Wir sind bestrebt, uns nicht für die außen politischen Interessen einer Regierung instru mentalisieren zu lassen. 5. Wir respektieren Kultur und Sitten. 6. Wir sind bestrebt, die Katastrophenhilfe nach den lokalen Kapazitäten auszurichten. 7. Wir finden Wege, um die von den Program men Begünstigten in das Management der Nothilfe einzubinden. 8. Die Nothilfe muss darauf abzielen, die künf tige Gefährdung und Anfälligkeit der Men schen durch Katastrophen zu verringern und ihre grundlegenden Bedürfnisse zu befriedi gen. 9. Wir legen sowohl jenen, denen unsere Hilfe gilt, als auch jenen, die uns Mittel zur Verfü gung stellen, Rechenschaft ab. 10. In unseren Maßnahmen im Bereich Informa tion, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung be trachten wir die Opfer von Katastrophen als Menschen mit Würde, nicht als Objekte ohne Hoffnung. * Der humanitäre Imperativ: Der Verhaltenskodex basiert auf dem humani tären Imperativ, der besagt, dass menschliches Leid je nach Bedürftigkeit der Betroffenen und unabhängig von ethnischen, religiösen, politi schen oder nationalen Aspekten gelindert wer den muss. Nur dort, wo die lokalen Strukturen nötige Hilfsmaßnahmen nicht leisten können und daher auf Unterstützung von außen angewiesen sind, werden Hilfsorganisationen tätig. Dabei soll möglichst nicht in bestehende soziale Netzwerke eingegriffen werden, um keine Abhängigkeiten entstehen zu lassen. Vielmehr soll die Bevölke rung bei der Bewältigung einer Krise unterstützt und mit den notwendigen Ressourcen ausgestat tet werden, die hierfür nötig sind.
6
Bew e gt 3-2018 │ Glo bal Ai d N etwo rk
von Geldern für die Entwicklungszusammenarbeit verfolgt un sere Regierung doch noch weitere Interessen, als das Ansehen zu fördern. So geht es doch auch darum, die wirtschaftlichen Beziehungen zu stärken und dass notleidende Menschen mög lichst in ihren Ländern bleiben, z.B. im Irak. Lassen wir uns also instrumentalisieren, wenn wir öffentliche Fördermittel anneh men?
5. Kultur und Sitten respektieren Klaus Dewald: Das Thema finde ich sehr wichtig. Ich sage dazu ja und nein. Ja, unsere Hilfe muss sich Kulturen anpassen. Eine Maismühle für ein afrikanisches Dorf mag gut gemeint sein. Aber wenn sie bewirkt, dass 150 Frauen plötzlich arbeitslos sind und ihre Familien nicht mehr ernähren können, ist das fa tal. Ich sage nein, wenn Sitten vorschreiben, bestimmte Men schen zu benachteiligen, was in manchen Ländern passiert. In Afghanistan haben mich Männer zurückgejagt, als ich Hilfsgüter zuerst an Frauen und erst danach an Männer verteilt habe. Das kann ich nicht respektieren. Raphael Funck: Dass wir respektvoll in andere Länder gehen, ist eine Selbstverständlichkeit. Oder dass Frauen ein Kopftuch tra gen, wenn es notwendig ist, und ich als Mann einer Frau nicht die Hand gebe oder mit ihr allein in einem Zimmer verweile, wenn das als unschicklich gilt. Dass ich die Schuhe ausziehe, wenn ich eine Wohnung betrete. Dass ich nicht mit der linken Hand esse, wo das verpönt ist. Aber darüber hinaus wollen wir schon Mentalität verändern. In Haiti funktioniert vieles nicht, weil dort eine Kultur und Mentalität herrschen, die schlecht für das Land sind. Da können wir soviel helfen, wie wir wol len, und ändern leider gar nichts. Wenn wir etwas bewegen wollen, müssen wir auch Mentalität verändern. Natürlich nicht von oben herab. Aber wir können Beispiele geben, Vorbild sein. Wir können dabei helfen, dass Menschen selber überlegen und entscheiden, was sie verändern wollen. Joanna Fischer: Es gibt Organisa tionen, die sagen, dass wir nicht langfristig in eine Kultur eingreifen dürfen, sondern nur kurzfristig hel fen sollen. Klaus Dewald: Coca-Cola und Mo biltelefone beeinflussen auch Kul turen und Mentalitäten. Und die bleiben langfristig. Sie bringen westliche Kultur in alle Winkel der Welt. Aber danach fragt niemand in der Wirtschaft. Da zählt nur der Gewinn.
„Mir ist wichtig, dass die Betroffenen mit unserer Hilfe Lust bekommen, selber etwas zu tun. Deshalb bleiben wir oft etwas länger als andere Werke und helfen bei den ersten Schritten.“
Joanna Fischer
6. Lokale Kapazitäten nutzen Joanna Fischer: Wir machen das schon und wir lernen es immer besser. Aber es ist oft nicht so effizient und kostet viel Zeit, mit lokalen Strukturen zu arbeiten. Kultur und Sitten behindern manchmal eher. Ich bin immer dankbar, wenn ich als Frau im Irak etwas leiten darf. Ich hatte zum Glück bisher nie Probleme mit unseren Partnern dort. Klaus Dewald: Das ist ein sehr sensibler Punkt, wo wir jedes Mal ganz genau hinschauen müssen. Es geht ja auch darum, die Hilfsgüter lieber vor Ort zu kaufen und eben nicht zu liefern. Das können wir als kleine Organisation finanziell gar nicht leis ten. Außerdem will ich in vielen Ländern das korrupte System nicht unterstützen. Aber wir hinterlassen dem lokalen Partner immer etwas, wenn wir weggehen, z.B. Knowhow oder eine Infrastruktur. Wir erhöhen dessen Kapazität. Joanna Fischer: Mir ist wichtig, dass die Betroffenen mit unserer Hilfe Lust bekommen, selber etwas zu tun. Deshalb bleiben wir oft etwas länger als andere Werke und helfen bei den ersten Schritten.
7. Notleidende einbinden Raphael Funck: Es kann schwierig sein, Betroffene ins Manage ment für Hilfe mit einzubeziehen. Wie sollen wir z.B. in einem Flüchtlingslager die Empfänger von Hilfsgütern in die Organisa tion der Verteilung involvieren? Das funktioniert manchmal mit einzelnen Menschen. Wir sind bestrebt, aber es ist sehr kom plex. Da sehe ich viel Wachstumspotenzial.
8. Künftige Gefährdung verringern Klaus Dewald: Das ist unser absoluter Standard, den wir ver wirklichen. Wir haben in Haiti erdbebensicher gebaut. Unsere Brunnen in Afrika sind tief gegraben und die Nutzer werden angehalten, sie ordnungsgemäß zu warten. Und wir haben nicht nur gebaut, sondern den Menschen auch gezeigt und beige bracht, was es bedeutet, sicher zu bauen. Joanna Fischer: Wir dürfen keine langfristige Abhängigkeit schaf fen. Niemand soll von unserer Hilfe abhängig bleiben. Deshalb haben wir bei der Katastrophenhilfe immer einen Exit-Plan für jedes Projekt. Wir sind nicht einfach plötzlich wieder weg.
empfängern? Das hieße, dass wir nachher den Menschen, denen wir geholfen haben, mittei len, was wir an Mitteln bekommen haben, was wir damit gemacht und wie wir ihnen geholfen haben. Das haben wir noch nie umgesetzt, au ßer in unseren langfri stigen Projekten. Aber wir könnten das tun. Es geht hier um Transpa renz. Joanna Fischer: Selbst, wenn wir das tun, würden sich in man chen Kulturen die Empfänger gar nicht offen über die Fehler und Mankos unserer Hilfe beschweren. Das erlaubt ihre Kultur nicht. Oder es ist Sitte, zuerst den Dorfältesten zu informieren. Aber die humanitären Standards verlangen eigentlich, dass alle ihr Feedback geben können, gerade die schwachen Gruppen, wie Kinder, Frauen oder Behinderte. Hier steht also der An spruch, Rechenschaft abzulegen im Widerspruch zu Punkt 5, wo es darum geht, Kultur und Sitten zu respektieren.
10. Katastrophenopfer werden würdevoll dargestellt Raphael Funk: Der Text fordert, dass wir Katastrophenopfer nicht als Objekte ohne Hoffnung darstellen. Es gibt aber doch viele Menschen, die keine Hoffnung mehr haben. Sollen wir das nicht sagen dürfen? Klaus Dewald: Das ist doch gerade unser Auftrag, dass wir hoff nungslosen Menschen wieder Hoffnung geben. In unserer Öf fentlichkeitsarbeit zeigen wir nicht nur das Elend, sondern be richten sehr oft über positive Veränderungen. Wir wählen Bilder, die hoffnungsvolle Menschen zeigen. Wenn meine Frau Claudia Fotos macht, fragt sie, wie es den Menschen geht. Sie spielt mit den Kindern, verbringt Zeit mit ihnen. Sie hat Utensilien dabei und fragt Kinder und Erwachsene nach ihren Träumen. Es geht uns um einzelne Menschen, nicht um Objekte unserer Hilfe. Birgit Zeiss: Vielen Dank für eure Beiträge!
9. Den Empfängern Rechenschaft ablegen Hinweis: Alle Projektleiter bei GAiN durchlaufen im Jahr 2018 eine Schulung
Raphael Funck: In Bezug auf die Hilfsempfänger ist das für mich ein neuer Gedanke. Gegenüber den Spendern und unserer Re gierung ist das ja selbstverständlich. Aber gegenüber den Hilfs
des Sphere-Projekts, das sich mit Hilfestandards beschäftigt. Das Sphere-Projekt genießt inzwischen eine hohe internationale Akzeptanz. Das zentrale Werkzeug dabei ist ein Handbuch, das in über 40 Sprachen existiert.
G l ob a l A id N e t w or k │ B e w e gt 2-2018
7
>>Uganda
Hier werden wir nicht geschlagen Ein Haus für uns Kinder
Im Kinderdorf Arche Noah finden Kinder eine Zuflucht, die von ihren Eltern ausgesetzt werden. Bald sollen auch Straßenkinder aufgenommen werden. .
8
Bew e gt 3-2018 │ Glo bal Ai d N etwo rk
„Die Polizei sollte ein Haus für Kinder wie mich haben. Es soll kein Gefängnis sein“.
16-jähriges Missbrauchsopfer
in Wachmann fand den elfjährigen Rogers am Tor des Kinderheims. An den Beinen hatte er schwere Verbrennungen, in seinem Gesicht war eine schlimme Verletzung deutlich zu sehen. Ob er selber den Weg ins Heim fand oder ob Angehörige ihn brachten? Seine äußeren Wunden wurden in der Klinik der Arche Noah behandelt. Sozialarbeiter des Heims forschten nach, was passiert sein könnte. Sein älterer Bruder hatte Rogers wegen eines Diebstahls angemessen bestrafen wollen. Rogers blieb zwei Monate im Kinder heim, bis es klar war, dass er zu seiner Familie zurück kehren konnte, ohne Schaden zu nehmen. In Uganda nimmt die Zahl der Kinder, die von zu Hause weglaufen, leider zu. Die Ursachen sind vielfältig. Sie werden vernachlässigt, missbraucht, ver gewaltigt. Kinder, die dann auf der Straße leben, werden von der Polizei aufgegriffen und landen in den üblichen Gefängnissen. Sie teilen dort ihre Zellen mit erwachsenen Verbrechern, die noch gefährlicher als die verlassene Familie sind. „Die Polizei sollte ein Haus für Kinder wie mich haben. Es soll kein Gefängnis sein“. Das sagt eine 16-Jährige, die von ihrer Stiefmutter missbraucht wurde.
Heimbewohner auf Zeit In Mukono, wo das Kinderdorf Arche Noah liegt, weiß die Polizei, was sie mit Straßenkindern macht. Sie rufen die Arche Noah an und hoffen, dass die Kinder dort aufgenommen werden. Und das werden sie. Seit vielen Jahren kümmern sich die Heimleiter und Mitarbeiter um solche „Fälle“. Aber das hat auch Folgen für den normalen Betrieb des Kinderheims. Die Gäste auf Zeit können sich nicht so schnell integrieren, sie brauchen eine Extra-Beglei tung, sie haben Probleme mit der Autorität der Erzieher. Wenn sie dann aber integriert sind, fällt der Abschied von neuen Freunden noch viel schwerer. Schon lange träumt Hausvater Piet Buitendijk deshalb von einem Haus, in dem er Kinder von der Straße unterbringen kann, um sie dann langsam wie der in ihre Familie zu integrieren. Sein Traum von einem temporären Obdach für Straßenkinder wird gerade Wirklichkeit.
Ein Wachmann fand den verletzten Rogers am Tor des Kinderheims Arche Noah.
G l ob a l A id N e t w or k │ B e w e gt 3-2018
9
Kinder gehören in Familien „Am liebsten würden wir im Heim bleiben. Hier werden Kinder geliebt, kriegen genug Essen und werden nicht geschlagen“. Das sagt ein Mädchen, die mit ihren zwei Geschwistern von zu Hause weggelaufen war und im Kin derdorf Arche Noah landete. Immer wenn der Vater ab wesend war, behandelte ihre Stiefmutter sie schlecht und schlug sie. Ein Rohbau außerhalb des Wohnheims, aber noch auf dem Gelände des Kinderdorfes gelegen, wurde schon 2017 als künftige Durchgangsstation für Kinder auserko ren. Inzwischen sind Ausbau und Renovierung gut fort geschritten. Die ersten Kinder können wohl bald aufge nommen werden. Es wird Platz für 20 Kinder geben, die dort von Sozialarbeitern betreut werden. Deren Ziel ist es, die Kinder zu beraten, zu begleiten und sie so stark zu machen, dass sie am Ende wieder in ihre Familie zurück kehren können. Es ist klar, dass solche Kinder es im Heim viel besser hätten als in ihrer Familie. Wenn die Leiter aber alle Kinder aufnehmen würden, die Hilfe brauchen, würde das Heim aus allen Nähten platzen. Nein, die Hauseltern wollen hier auch die Behörden in Verantwortung nehmen und ihnen ein Modell vorstellen, wie solche Familienpro bleme gelöst werden können. In allen Fällen betreuen die Sozialarbeiter der Arche Noah die Kinder und ihre Fami lien langfristig. „Kinder gehören in Familien, nicht in Kin derheime“, sagt Kinderheimgründer Piet B.
Kidnapper gehen um Die Hauseltern plagen große Sorgen um ihre Kinder. Wie eine Welle nehmen im ganzen Land die Entführungen von Kindern und Frauen zu. Hunderte Fälle sind bereits be kannt. Die Kidnapper verlangen Lösegeld oder verkaufen die Kinder an Hexendoktoren, die sie dann opfern. Auch wenn Lösegeld tatsächlich gezahlt wird, überleben die Kinder eine Entführung oft nicht. Alle Lehrer und Erzieher sind zu erhöhter Wachsamkeit angehalten. Das Kinderdorf wäre ein idealer Zugriffspunkt für Entführer, weil vermu tet wird, dass weiße Nicht-Ugander genug Geld haben, um ein angemessenes Lösegeld zu zahlen. Eine Drohung konnte bereits ohne Schaden überstanden werden. Der Schuldige wurde festgenommen. Birgit Zeiss
SO KÖNNEN SIE HELFEN Für den Ausbau, die Einrichtung und den laufenden Betrieb der Tagesstätte für Straßenkinder braucht die Arche Noah Unterstützung. • Wenn 100 Menschen 20 € spenden, erhalten alle Räume und Fassaden einen farbigen Anstrich. • Mit 70 € übernehmen Sie die Stromkosten des neuen Kinderhauses für einen Monat. • Mit 100 € ermöglichen Sie die monatliche medizinische Versorgung der Kinder. • Mit 250 € kann Spiel- und Lernmaterial für die Straßenkinder gekauft werden. Mit jeder Spende verhindern Sie, dass Kinder leiden müssen.
Spendenkonto:
GAiN gGmbH, Volksbank Mittelhessen IBAN DE88 5139 0000 0051 5551 55 BIC VBMHDE5F, Verwendungszweck: Uganda
Der Ausbau der Tagesstätte für Straßenkinder ist in vollem Gang. Es wird Platz für 20 Kinder geben, die dort von Sozialarbeitern betreut werden.
10
Bewe gt 3-2018 │ Glo bal Ai d N etwo rk
>>Thema
Aber bitte mit Farbe!
Chefsache Was GAiN-Leiter Klaus Dewald bewegt
Was Klaus Dewald über Richtlinien des Helfens denkt, warum Hilfe nicht schwarz-weiß sein muss und weshalb gute Hilfe manchmal nicht messbar ist.
tandards sind gut. Aber sie sind nicht alles. Wenn es uns nur darum geht, sie perfekt zu er füllen, sollten wir lieber die Hände davon las sen. Fehler sind bei uns erlaubt. Wir versuchen aus Fehlern zu lernen. Wir sind nicht die Besten, aber wir haben viel Spaß bei der Arbeit. Mit Lockerheit und mit Spaß zu helfen, hinterlässt einen ande ren Eindruck als ein verbissenes Gesicht. Es macht uns Freude zu helfen. Wir le ben dann das, was wir glauben. Es ist nicht nur ein Job, es ist eine Haltung, eine Einstellung. Dass wir uns unterei nander achten, uns als Team wertschät
zen, spricht unter Umständen deutlicher als das, was wir in einem Flüchtlingslager gerade verteilen.
Dienen Wie oft ist mir gesagt worden, lange be vor wir überhaupt etwas getan haben: „Danke, dass ihr da seid. Ihr habt uns nicht vergessen“. Dieser Wert eines ein zelnen Menschen, diese dienende Hal tung kommt in keinen Standards vor. Für mich ist das aber die Farbe des Lebens. Wir wollen nicht nur schwarz-weiß hel fen, sondern am liebsten mit Buntstiften. Wenn wir Fotos machen, spielen wir mit den Kindern, gehen in die Häuser. Wenn wir Menschen besuchen, hören wir ihnen zu und schauen ihnen in die Augen. Hel
ferstolz ist fehl am Platze. Ich muss mein Gegenüber nicht spüren lassen, dass ich der gute Geber bin und er der arme Emp fänger. Es geht darum, ihn in seinem Stolz und in seiner Würde ernst zu nehmen.
Zuhören Wir wollen natürlich professionell arbei ten. Das kann man anonym und ganz nüchtern tun. Aber da fehlt mir die Farbe. Wenn ich in Israel Holocaustüberlebende besuche, haben sie etwas zu berichten. Manche sagen, dass sie 50 Jahre lang ihre Geschichte nicht erzählen konnten, und dass sie jetzt keiner mehr hören will. Wenn ich dann zuhöre, habe ich dann geholfen? Vielleicht mehr als mit einem Hilfspaket.
Hoffnung geben Mir liegt es am Herzen, dass hoffnungs lose Menschen wieder Hoffnung erhalten. Wenn ein Vater in Armenien wieder seine Familie ernähren kann, schöpft er wieder Hoffnung. Man kann jemandem einfach nur ein Hilfsgut in die Hand drücken, aber man kann auch mehr daraus machen: mit einem Blick in die Augen, mit einem Lä cheln, mit einem guten Wort. Wir stellen uns als GAiN hinter die in ternationalen Standards für humanitäre Hilfe. Aber wir bringen unsere Farben ein.
Hilfe kann unterschiedliche Formen haben. Manchmal ist es nur eine Geste oder ein trös tendes Wort. Emma aus Netanya in Israel freut sich jedenfalls sehr über den Besuch des GAiNTeams aus Deutschlands.
G l ob a l A id N e t w or k │ B e w e g t 3-2018
11
>>Ukraine
Was fehlt, ist Frieden Der vergessene Krieg im Osten
Panzerketten und Lastwagen haben die Straßen unpassierbar gemacht, der Strom fällt immer wie der aus, die Menschen können nicht einkaufen, keinen Arzt besuchen. Wasser müssen sie sich mit Kanistern besorgen. Das Leben in den Kriegsgebieten der Ukraine ist mühsam geworden. Zu müh sam für manche. Sie haben ihr Haus verlassen und leben in einem der Lager für Binnenflüchtlinge. b die Geflohenen zurückkehren können? So lange dort noch geschossen wird, ist das keine Option. Manche haben ihre Hoffnung auf ein Leben in der alten Heimat schon längst aufge geben. Seit 2014 hat der Krieg in der Ostukraine 25.000 Menschen das Leben gekostet, 10.000 wurden verletzt. Das Waffenstillstandsabkommen wurde unzählige Male gebro chen. Allein dieses Jahr wurden bis Mai schon 27 Zivilisten ge tötet und 80 verletzt. Frieden können wir von GAiN leider nicht bringen, aber wir können helfen. Unsere verschiedenen ukrai nischen Partner, meist christliche Gemeinden, engagieren sich tatkräftig für ihre Landsleute in Not. Sie bringen nötige Hilfsgü ter in die gefährdeten Regionen und sie helfen denen, die in den sicheren Westen geflohen sind. Neben Kleidung, Nahrung und Rollatoren geben sie geistlichen Bei stand. Bei dieser Hilfe zählen sie auf die Unterstützung von GAiN. Schon vor dem Krieg war die Ukraine das Projektland, das die meisten Hilfsgüter von GAiN er hielt. Jetzt sind die Lieferungen noch viel begehrter und wichtiger.
Ein neuer Partner In der Stadt Merefa, die nahe dem Kriegs gebiet liegt, hat GAiN eine neue Part nerorganisation finden können. Ehren amtliche Mitarbeiter kümmern sich mit großem Engagement vor allem um die Menschen, die in Lager geflohen sind. In der Region soll es 300.000 sogenannte Binnen-Flüchtlinge geben. GAiN bringt einmal pro Monat Hilfsgüterlieferungen zu diesem neuen Part ner. Die ukrainische Regierung tut nicht viel für die betroffenen Menschen. Ohne die ausländischen Hilfsorganisationen sähe es schlecht aus für die geflohenen Familien.
Fahrer sind auch Menschen Wenn Speditionen aus der Ukraine gewerblich Güter nach Deutschland transportieren, würde die Rückfahrt eigentlich mit leerem Container absolviert werden müssen. Um auch auf der Rückfahrt Ladung transportieren zu können, bieten Speditionen
12
Bewe gt 3-2018 │ Glo bal Ai d N etwo rk
im Internet ihre Kapazitäten zu günstigen Preisen an. Über eine solche Plattform ka men im Juni 2018 zwei Fahrer unterschied licher Speditionen nach Gießen, um für GAiN-Hilfsgüter in die U kraine zurückzubrin gen. Sie trafen sich im GAiN-Zentrallager, lernten sich kennen und informierten sich, was sie denn da für wen transportieren. So erfuhren sie von der Hilfe für ihre Landsleute und waren davon sehr angetan. Sie wurden zum Frühstück und Mittagessen eingeladen, halfen einander beim Packen, auch wenn es sie Extra-Stunden kostete. Schließlich fuhren sie zusammen zum Zoll und brachen dann gemeinsam in die Ukraine auf. Sie wollten mit ihren Chefs reden, um diese Tour bald wieder machen zu dürfen. Die Wertschät zung, die sie erfuhren, war eine neue Erfah rung für sie. In ihrer Heimat sind Lkw-Fahrer nur Arbeitskräfte, keine Menschen. Als wir sie nach der Lage in ihrer Heimat fragten und Bilder machen wollten, lehnten sie ab. Sie hatten zu viele Bedenken, öffentlich da rüber zu reden.
Danke, GAiN Pavlo Leontiev aus der Ukraine ist über 80 Jahre alt. Aber er ließ es sich nicht nehmen, GAiN ganz persönlich Danke zu sagen. Der ehemalige russische Meister-Ringer trainiert noch heute junge Ringer, die es mit seiner Hilfe bis zum Europa- oder Weltmeistertitel gebracht haben. Als Sportlehrer hat er ein Herz für Jugendliche. Er kam nach Gießen und bedankte sich für die Sportausrüstung, die GAiN von einer weltbekannten Firma gespendet bekam und an seine Sportschule weitergegeben hatte. „So eine Freude in den Augen von Kindern habe ich selten gesehen. Solche Artikel kennen die Kinder nur aus dem Internet und träumen davon“.
Pavlo Leontiev aus der Ukraine kam extra nach GieĂ&#x;en, um sich bei GAiN zu bedanken.
G l ob a l A id N e t w or k │ B e w e g t 3-2018
13
>>GAiN-Projekte
updates N O R DK O R E A Es gibt „leichte Verbesserungen, aber immer noch andauernde Herausforderungen“. So fasst eine neue Untersuchung der UN die Ernährungslage in Nordkorea zusammen. Sie kommt zum Schluss, dass die Arbeit von Hilfswerken nötig und wichtig ist und für viele Menschen einen großen Unterschied macht. Vor allem in ländlichen Gebie ten sind Kinder noch häufiger von Mangelernährung betroffen. Jedes fünfte Kind ist zu klein für sein Alter. Unsauberes Trinkwasser verursacht dort zusätzlich DurchfallErkrankungen. GAiN half bisher vor allem mit Babynahrung für Heime und Kinderkli niken. Bei der nächsten Reise wollen die GAiN-Mitarbeiter herausfinden, wo diese Art Hilfe noch benötigt wird.
N I GE R I A In der Hope Eden Schule gab es an zwei Tagen einen Unterricht der besonderen Art. Die gesamte Schule marschierte mit Rechen, Besen, Handschuhen und Säcken bewaff net in ein Nachbardorf und sammelte dort den Müll auf. Die Dorfbewohner staunten und manche fragten sich, ob sie das nicht auch selbst bewerkstelligen könnten. An einem anderen Tag pflanzten die Schüler Baumsetzlinge in einem anderen Nachbar dorf. Die Schüler sind für ihre gepflanzten Bäume verantwortlich. Der Dorfälteste, vor dessen Haus der erste Baum gesetzt wurde, war mehr als beeindruckt. So werden die Schüler in ihren Dörfern zu Botschaftern und setzen wichtige Impulse.
BR UNNE N F ÜR A F R I K A Neuer Rekord: Dank mancher Spenden konnten wir im ersten Halbjahr 2018 schon 15 neue Brunnen in Afrika finanzieren. Das bedeutet, dass 15.000 Menschen bald sauberes Trinkwasser haben werden. Menschen in 15 Dörfern werden ganz anders leben können. Für jeden Brunnen entstehen Kosten von 7.500 €. Die deutschen Spen dengelder für Brunnen leiten wir an unsere GAiN-Kollegen in Kanada weiter. Sie wol len ihr großes Ziel von insgesamt 2.000 Brunnen (seit Bestehen der Aktion) bis zum Jahresende 2018 gerne erreichen. Im Juli konnten sie bereits 1.789 errichtete Brunnen bilanzieren.
IR A K Im Juli besuchte eine GAiN-Delegation das Land. Sie trafen GAiN-Partner und Helfer, Lagerbewohner und Familien, die in ihre Heimatstädte zurückgekehrt waren. In den Lagern leben diejenigen, die es sich nicht leisten können, in ihre zerstörten Häuser zurückzukehren. Ihnen fehlen nicht nur die Mittel zum Wiederaufbau, sondern auch die zum Überleben. Wenn der Strom ausfällt, und das passiert oft, müssen die Be wohner in diesem Sommer 47 Grad Hitze im Schatten (!) ertragen. 14 Liter Wasser stehen jedem Bewohner täglich zu. In den Städten sind zwar immer mehr Häuser wieder bewohnbar, aber die Menschen haben berechtigte Angst vor dem IS. Dessen Terroristen kappen Stromleitungen, legen Wasserversorgung lahm und bringen sogar noch Menschen um. Wie sehr sehnen sich die Menschen nach Sicherheit und Frieden.
14
Bewe gt 3-2018 │ Glo bal Ai d N etwo rk
>>GAiN aktiv
Reisen
So helfen Sie mit!
mit Herz
Helfen mit gebrauchten Gütern Packen Sie gut erhaltene, saubere Kleidung, Schuhe oder Haushaltsgegenstände in stabile Kartons (am besten Bananenkisten), kleben Sie sie gut zu, heften Sie einen Zettel mit dem Inhalt daran und geben Sie sie bei einer GAiN-Sammelstelle in Ihrer Nähe ab. Adressen von Sammelstellen: gain-germany.org/logistik/ sammelstellenkarte oder Thomas Steffen: Tel. 0641-97518-66 Thomas.Steffen@GAiN-Germany.org
Helfen mit Schulranzen
2019 Land entdecken | Menschen helfen Reisen Sie mit uns in eines u nserer Projektländer: Lernen Sie die Menschen und ihre Lebensumstände kennen. Helfen Sie bei humanitären Einsätzen, Bauprojekten oder beim Kinderprogramm. Entdecken Sie das Land bei A usflügen. Wir bieten folgende Gruppenreisen an:
Gruppenreisen 2019 Lettland 28. 7. – 10.8.2019 ....... Armenien 16. – 30.8.2019........... Haiti 19.10. – 2.11.2019 ......
640 € zzgl. Flug 790 € zzgl. Flug 850 € zzgl. Flug
Reisen Sie lieber allein? Oder möchten Sie mit Ihren Freunden/Hauskreis eines unserer Projekte kennen lernen und mithelfen? Sprechen Sie uns an, wir gestalten die Reise nach Ihren Wünschen und den Gegebenheiten vor Ort.
Infos und Anmeldung
Daniela Terfloth, Tel. 0641-97518-15 oder Reisen@GAiN-Germany.org Internet: GAiN-Germany.org/mitmachen/reisen-mit-herz
Packen Sie ein Päckchen mit Schulmaterial. Wenn Sie sogar noch einen gebrauchten Schulranzen besitzen, füllen Sie diesen mit den Schulmaterialien und geben ihn bei einer der vielen Schulranzen-Sammelstellen ab. In fos über den Inhalt, die Sammelstellen und die Projektumsetzung e rfragen Sie bitte bei der Schulranzenaktion. Kontakt: Silvia Huth Tel. 0641-97518-57 Schulranzenaktion@ GAiN-Germany.org
Firmen spenden Waren Statt einwandfreie, aber nicht mehr im Wirt schaftsverkehr umsetzbare Ware zu ent sorgen, können Firmen diese Güter einfach spenden. GAiN ist regelmäßig auf der Suche nach Baby- und Kindernahrung, Trocken produkten, Hygiene artikeln, Waschpulver oder auch Schulmaterial. Sachspenden bescheinigungen sind selbstverständlich. Kontakt: Harald Weiss Tel. 0641-97518-54 Harald.Weiss@GAiN-Germany.org
Pate werden Es sind die Schwachen an vielen Orten der Erde, die sich nicht selber helfen können: Kinder, Frauen und alte Menschen. Paten schaften sind eine ideale Form, p ersönlich und wirkungsvoll zu helfen. Wir von GAiN vermitteln Paten schaften für Kinder in Uganda, Haiti und Indien, Frauen in Indien und Holocaustüberlebende in Israel. Kontakt: Almut Marburger Tel. 0641-97518-82 Patenschaften@ GAiN-Germany.org
G l ob a l A id N e t w or k │ B e w e g t 3-2018
15
Postfach 100 262 35332 Gießen Tel.: (0641) 97518-50 Fax: (0641) 97518-41
70786 Postvertriebsstück Deutsche Post AG Entgelt bezahlt
Info@GAiN-Germany.org GAiN-Germany.org
Anahit kann wieder sprechen Anahits Zähne standen kreuz und quer in ihrem schönen Mund. Das machte ihr Pro bleme beim Sprechen, ja sogar beim Atmen. Seit GAiN ihre Zahnspange bezahlt hat, geht es der heute 15-Jährigen soviel besser. Sie traut sich wieder zu lachen. Einmal im Monat muss sie noch zur Zahnbehandlung. Weil sich ihre Eltern nicht einmal die Fahrtdahin leisten konnten, übernahm GAiN die Fahrtkosten. Anahit kann nach sechs Monaten Nachhilfeun terricht endlich gut lesen. Anahits Familie ist ein gutes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Hilfe sinnvoll und individuell geschieht. GAiN half nicht nur mit Kleidung, Schulranzen und Brennholz, sondern auch mit Baumaterialien beim Bau eines Bades und einer Küche. Vorher konnten sie nie rich tig duschen und mussten im Freien mit Holz kochen. Anahits Mutter hat durch die Hilfe wieder Mut und Hoffnung bekommen. Sie hat jetzt sogar eine Arbeitsstelle in einer Zigarettenfabrik gefunden. So kön nen sie sich immer besser selber helfen.
Anahit lacht gerne, aber ihre Zähne wuchsen kreuz und quer in ihrem Mund. Diese Fotos wurden vor fünf Jahren gemacht, bevor sie ihre Zahnspange bekam. Die Familie ist arm. Mit Hilfe von GAiN wohnen sie nicht mehr in einem Container, sondern in einem kleinen Haus.
Werden Sie Pate einer armenischen Familie In Armenien lebt ein Drittel aller Bewohner in Armut. Mit einer Patenschaft können wir eine Familie individuell fördern und ihr die ersten Schritte aus der Armut heraus ermöglichen.
Eine Patenschaft ist ab 25 € pro Monat möglich. Anfragen bitte an: Patenschaften@GAiN-Germany.org, Tel. 0641-97518-53