2018 jahresbericht

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JAHRESBERICHT 2017

GLOBAL AID NETWORK

mit Herz und Hand


INHALT

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ÜBER UNS

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WIR HELFEN DURCH...

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UNSERE SCHWERPUNKTE

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AUS DER LEITUNG

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UNSERE ZIELE

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ZAHLEN UND FAKTEN

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WO WIR HELFEN

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GAiN stellt sich vor Wie GAiN arbeitet

Flüchtlingen helfen, Armut bekämpfen, Leben retten, Bildung bringen, ein neues Zuhause geben Bericht der Geschäftsführung Menschen für Menschen Jahresübersicht 2017

Übersicht der Projektländer

18 PROJEKTLÄNDER Unsere Hilfe kommt an 21 AUSBLICK Das möchten wir 2018 erreichen

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Jahresb e richt 2017 │ Glo bal Ai d N etwo rk

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MEIN WORT FÜR GAIN GAiN-Mitarbeiter über sich

24 DANKBARKEIT

„Man kann jemandem ­einfach nur ein Hilfsgut in die Hand drücken, aber man kann auch mehr ­daraus machen: mit ­einem Blick in die Augen, mit einem Lächeln, mit einem ­guten Wort.“ Klaus Dewald


ÜBER UNS

G

GAIN – EIN NAME, EINE VISION „GAiN“ bedeutet auf Deutsch „gewinnen“ und ist die Kurzform von Global Aid Network. Der Name beschreibt unsere Vision: Mit unserer Arbeit wollen wir dazu beitragen, dass die Ärmsten und Benachteiligten der Welt, die sich nicht selbst helfen können, eine neue Perspektive für ihr Leben und Hoffnung für ihre Zukunft gewinnen. Wir wollen unsere Augen nicht vor den Bedürfnissen unserer Mitmenschen verschließen. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf den Menschen, die besonders schwach und schutzlos sind. Dazu zählen wir vor allem Frauen und Kinder.

GLOBAL AID NETWORK GAiN beschreibt auch unsere Organisation und unsere Aufgabenschwerpunkte. • Global: Wir arbeiten weltweit. Derzeit unterstützt
GAiN in 56 Ländern der Welt humanitäre
­Hilfsprojekte (Stand 2017). 
 • Aid: Wir überbringen Hilfe – und zwar auf verschiedene Art. Wir leisten Katastrophenhilfe, langfristige Nothilfe und Hilfe zur Selbsthilfe. 
 • Network: Wir arbeiten kontinuierlich am Aufbau eines weltweiten Logistiknetzwerks, um Hilfe schnellstmöglich und effizient in unsere Zielländer zu bringen. Unser Wunsch ist es, die Arbeit für Notleidende und

Hilfsbedürftige durch ein ausgefeiltes und hochentwickeltes Netzwerk stetig auszubauen, ohne dabei den Einzelnen aus dem Blick zu ­verlieren.

GAIN WELTWEIT Global Aid Network (GAiN) ist eine internationale Hilfsorganisation und hat derzeit (Stand 2017): • 11 nationale Büros in Australien, Deutschland, Großbritannien, Holland, Kanada, Südkorea, Österreich, den Philippinen, der Schweiz, Spanien und in den USA. Weitere n ­ ationale Büros befinden sich in Planung. 
 • 56 Projektländer weltweit. 
 • 5 Logistikzentren: Vancouver (Kanada), Lancaster (USA), Sleeuwijk/Dordrecht (Holland), Gießen (Deutschland), Sidney (Australien).

UNSERE STÄRKE Das Netzwerk aus Kooperationen mit Firmen, anderen Hilfsorganisationen und Privatpersonen stellt eine unserer größten Stärken dar und zeichnet uns gegenüber anderen Hilfsorganisationen in besonderem Maße aus. Bei Katastrophen und anderen Krisensituationen können wir mithilfe unseres Netzwerkes sehr kurzfristig agieren und unsere Hilfe untereinander professionell koordinieren und in die Krisengebiete ­bringen.

Impressum Herausgeber: Global Aid Network (GAiN) gGmbH, Am Unteren Rain 2, D-35394 Gießen, Tel. 0641-975 18-50, Fax 0641-975 18-41 Redaktion: Birgit Zeiss, Harald Weiss ǀ Gestaltung: Claudia Dewald Vertrieb: GAiN Deutschland ǀ Fotos: Claudia Dewald oder privat Spendenkonto: GAiN gGmbH, Volksbank Mittelhessen IBAN DE88 5139 0000 0051 5551 55 ǀ BIC VBMHDE5F GAiN ist der humanitäre Partner von Campus für Christus e.V.

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WIR HELFEN DURCH... Soforthilfe, z.B. bei Katastrophen langfristige Projekte Hilfe zur Selbsthilfe

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„Wenn ein vierzehnjähriges ­Mädchen Grün als seine Lieblingsfarbe hat, dann darf es den gelben Pulli, den es zugeteilt bekommen hat, umtauschen.“ Klaus Dewald

ER EINZELNE IST UNS WICHTIG Mensch statt Hilfsobjekt Wir helfen Menschen in Not und versuchen dabei, ihnen in Würde zu begegnen. Das heißt, wir nehmen unser Gegenüber als Menschen wahr, nicht als Objekt. Hilfe kann auch respektlos geschehen, indem man sein Gegenüber zum Hilfsempfänger, zum Objekt degradiert. Respektlose Hilfe geschieht, wenn wir als reiche Deutsche einem armen Menschen irgendwo auf der Welt einfach ein Hilfspaket übergeben. Der Inhalt des Pakets ist immer der gleiche, aber wenn wir uns auf den Empfänger einlassen, ist das Ergebnis ein anderes. Bei einer Massenverteilung ist das natürlich schwierig, aber auch da wollen wir versuchen, den Einzelnen zu sehen, ihm in die Augen zu schauen und ihm ein freundliches Wort zuzusprechen. Wir können die Geschwindigkeit herausnehmen und uns für jeden etwas Zeit nehmen. Das kann auch anstrengend werden, aber es ist eine Entscheidung für die Würde, die diese Menschen bemerken werden. G lob al A i d Networ k │ Jah res b er i ch t 2017

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WÜRDEWAHRENLEIDLINDERNHOF Flüchtlingen helfen IRAK „Viele Einwohner von Mossul wurden auf der Flucht aus der Stadt von den IS-Soldaten getötet. Sie schossen sogar auf Kinder. Deshalb flohen viele mitten in der Nacht, um unbemerkt zu bleiben. Ein kleines Mädchen erzählte uns, dass sie ihre Schuhe auszog, damit niemand sie hört. Alle, die es geschafft haben, sind so dankbar. Sie wurden von der Armee in eines der großen Lager gebracht. Als wir ­ihnen die T-Shirts gaben, waren sie glücklich, denn viele waren in ihrer Winterkleidung geflohen.“ Solche und ähnliche Berichte hörten wir von den Mitarbeitern unseres Partnerwerks im Irak. Sie verteilen dort GAiN-Hilfsgüter aus Deutschland oder kaufen mit Spendengeldern vor Ort das ein, was am nötigsten gebraucht wird. Über vier Millionen Iraker wurden seit 2014 durch Gewalt aus ihren Heimatorten vertrieben. Der Irak kämpft mit einer der größten humanitären Krisen der Welt. Auch wenn heute viele Städte als befreit gelten, herrscht immer noch keine Sicherheit. Wie lange wird das wohl noch so sein? Im Irak lag 2017 der Schwerpunkt unserer Hilfe. Aber auch in der Ukraine erhalten Binnenflüchtlinge in den östlichen und südlichen Regionen des Landes humanitäre Hilfe durch unsere zuverlässigen Partner.

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FNUNGHABENWÜRDEWAHRENLEID ARMENIEN

Armut bekämpfen

Stepan und Armenuhi wohnen in einem Container am Sevansee. Die Landschaft ist malerisch, aber die Familie führt ein hartes Leben. Waschmaschine, Dusche und Toilette gibt es nicht. Im Sommer ist es im Container brütend heiß, im Winter bitterkalt. Auf dem Grundstück bauen sie Gemüse selber an, denn zum Einkaufen fehlt das Geld. Die drei Söhne gehen alle gern zur Schule, obwohl sie jeden Tag 40 Minuten dorthin laufen müssen. Vater Stepan ist krank und kann deshalb nicht arbeiten. Die Medikamente muss er selbst bezahlen. GAiN half der Familie mit einer kleinen Herde Schafe. Aus der Milch und dem Fleisch kann die Mutter ein kleines Einkommen generieren. Der Vater und die Kinder kümmern sich um die ­Schafe. Armenien ist eines der osteuropäischen Länder, in denen sich versteckte Armut immer breiter macht. Dort leben Menschen in rostigen Containern ohne Bad oder Toilette, weil sie sich einfach keine Wohnung leisten können. Auch in Lettland, der Ukraine und Rumänien hilft GAiN langfristig armen Familien, die sich von der Welt vergessen fühlen. Wir bringen Hilfsgüter zu unseren Partnern, die auf ganz verschiedene Art und Weise Menschen helfen. Sie unterhalten Suppenküchen, Kleiderkammern, Billig-Kaufhäuser, besuchen Familien direkt, führen Bau- und ­Renovierungsprojekte durch und geben Starthilfe für das Aufbringen eines ­Einkommens. G lob al A i d Networ k │ Jah res b er i ch t 2017

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WÜRDEWAHRENLEIDLINDERNHOF Leben retten BRUNNEN FÜR AFRIKA Kourou, Benin: die einzige Wasserquelle in dem entlegenen Dorf war ein Sumpf. Kühe wateten darin. Andere Tiere tranken davon. „Wir wussten, dass wir davon krank werden, aber wir hatten keine andere Wahl“, erinnert sich eine junge Frau aus dem Dorf. Sie hat miterlebt, wie ihr Dorf einen neuen Brunnen erhalten hat. Und sie ist glücklich. „Es liegen Welten zwischen damals und heute. Das Wasser aus dem Sumpf brachte Krankheit und Tod. Dieses Wasser hier lässt uns leben.“ 663 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Täglich sterben 2.300 Menschen an Krankheiten, die durch unsauberes Wasser hervorgerufen werden. Kleinkinder sind besonders gefährdet. Jeden Tag sterben weltweit 800 Kinder an Durchfall, der durch mangelnde Hygiene und unsauberes Wasser verursacht wurde. Viele Frauen oder Kinder müssen täglich 5-10 Kilometer zurücklegen, um Wasser zu ­holen. Quellen: UN Water (2013). UN-Water on water and gender. World Health Organization. (2012). Global costs and benefits of drinking-water supply and sanitation interventions to reach the MDG target and universal coverage. World Health Organization and UNICEF Joint Monitoring Programme (JMP). (2017). Progress on Drinking Water and Sanitation, 2017 Update and MDG Assessment.

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FFNUNGHABENWÜRDEWAHRENLEI HAITI

Bildung bringen

Jackenson geht in die erste Klasse der Grundschule und wird doch schon bald elf Jahre alt. Als er im Alter von neun in unser Kinderheim kam, konnte er keine Buchstaben lesen und schon gar nicht rechnen. Er war überhaupt sehr verschlossen, spielte nicht mit den anderen Kindern und sprach nur das Nötigste. Er wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter auf, hat angeblich fünf Schwestern. Als die Mutter starb, kam er bei seiner völlig verarmten Großmutter unter und musste wohl mehr oder weniger allein ums Überleben kämpfen. Woher die große Narbe an seinem Bein stammt, mag er niemandem sagen. Jackenson liebt die Schule, obwohl er schon die erste Klasse wiederholen musste. Bis vor kurzem brauchte er noch seine Finger, um einfache Additionsaufgaben bis zehn zu rechnen. Aber mittlerweile kann er auch schon schreiben und macht große Fortschritte. Haitis Armut kommt nicht von ungefähr. Mehr als die Hälfte aller Haitianer können weder lesen noch schreiben. GAiN baute in Léogâne ein Kinderheim wieder auf und sorgt mit einem neuen Kindergarten und Schul­ zentrum dafür, dass Kinder mit guter Bildung Schritte aus der Armut heraus gehen können. Auch in Nigeria fördern wir eine Schule, in der arme Kinder eine C ­ hance auf Bildung erhalten. Unsere Schulranzenaktion liefert gefüllte Schulranzen in fast alle unsere Projektländer.

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WÜRDEWAHRENLEIDLINDERNHOF Ein neues Zuhause geben UGANDA Man fand sie in einer Plastiktüte. In einem Mülleimer. Nachts. In der Kälte. Wohl gerade erst geboren. Sie blutete noch aus der nicht abgetrennten Nabelschnur. Die Polizei rief im Kinderheim Arche Noah an. Was tun? Könnt ihr helfen? Die Leiter des Heims holten das Mädchen auf der Polizeistation ab. Sie konnte gerettet werden. Heute ist die kleine Bernice ein gesundes fröhliches Mädchen, das die Leiter der Arche Noah bei ihrem Besuch in Deutschland begleitete. Kinder bekommen ein Zuhause. In Haiti, Indien und Uganda unterstützen wir Partner, die verlorene, weggeworfene, vernachlässigte Kinder in ihren Heimen aufnehmen. Dort bekommen sie Zuwendung, Nahrung und Bildung. Sie können in Würde aufwachsen, Kind sein und haben die Chance auf eine hoffnungsvolle Zukunft. Wir vermitteln Patenschaften für Kinder in diesen drei Ländern.

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AUS DER LEITUNG

F eder Jahresbericht konzentriert

LETTEN PACKEN SELBER AN

sich auf Zahlen und Fakten. Und

Jedes Jahr führen wir einen Baueinsatz in Lettland durch und renovieren dabei das Haus einer armen F ­ amilie. Wie immer hatten wir eine Familie ausgesucht, die in schlimmen Umständen leben muss. Aber diesmal fehlten uns die deutschen Teilnehmer. Wie sollten wir schaffen, was wir uns vorgenommen hatten? Am Ende wurde daraus der beste Einsatz, den wir je hatten. Wir konnten eine lettische Firma motivieren, ihre Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Diese Firma konnte noch eine andere Firma gewinnen mitzumachen. Nach einem Facebook-Eintrag „wer helfen will, soll kommen ...“ kamen tatsächlich wildfremde Leute. So hatten wir genügend Helfer, und mehr als die Hälfte davon waren Letten. Zusammen haben wir dort unglaublich viel geschafft. Als wir die Familie 2018 wieder besuchten, was wir oft machen, sahen wir, dass sie ihr Zuhause weiter pflegen und ihr Leben besser meistern.

die finden Sie in diesem Heft zahlreich. Lassen Sie mich aber an dieser Stelle auch einmal davon reden, wo für mich persönlich im Jahr 2017 Höhepunkte liegen, woran ich mich gerne erinnere und was mir zu denken gibt.

SAURE GURKEN IM IRAK Zusammen mit einem neuen GAiN-Kollegen stand ich in einem Flüchtlingslager am Verteiltisch. Vor uns eine Schlange von Empfängern. Ich erklärte gerade, dass wir Wert darauf legen, nicht einfach nur etwas zu verteilen, sondern dass wir dabei die kurze Zeit für einen Blick in die Augen, ein Lächeln und vielleicht ein freundliches Wort nutzen. Da kam ein muslimischer Mann, etwa 50 Jahre alt, an die Reihe. Er hatte Tränen in den Augen und kniete sich nieder. Wir konnten ihn leider nicht verstehen, aber es war deutlich, wie dankbar und geehrt er sich fühlte. Vom Lagerleiter, der hinzukam, erfuhren wir, dass er sich über die Gläser mit sauren Gurken freute, als wären sie ein Schatz. Wir hatten auch Reis und Nudeln zum Verteilen, aber die Gurken waren für ihn etwas Seltenes und ganz Besonderes. Was wir fast für minderwertig hielten, war für ihn wertvoll. Und auch für uns war das viel mehr als ein üblicher Job.

VERDIENSTORDEN IN ISRAEL Unsere Partnerorganisation feierte ihr zehnjähriges Bestehen mit einer Gala, zu der viele Holocaustüberlebende und auch israelische Prominenz geladen waren. Ich saß weit weg von den VIPs und hoffte, nichts sagen zu müssen. Dann rief man mich doch auf, und ich musste durch alle Reihen zur Bühne gehen. Etwas verlegen dankte ich den Holocaustüberlebenden und sagte zu ihnen, dass eigentlich sie auf diese Bühne gehörten. Ich bat sie noch einmal um Vergebung für das, was unser Land ihnen angetan hat. Das fiel wohl auf. Als später

Verdienstkreuze für israelische Leute verliehen wurden, rief man auch meinen Namen wieder auf. Das wurde wohl spontan entschieden.

IRAK WOHIN? Der IS-Terror ist besiegt, man denkt, es geht vorwärts, aber das Gegenteil ist der Fall. Es gibt im Irak zu ­viele Gruppen, die ihre Interessen durchboxen wollen. Es gibt keinen wirklichen Frieden, keine Sicherheit, keine verlässliche Zukunft für Familien, die als Flüchtlinge irgend­wo leben. So viele von ihnen würden gerne in ihre Heimat zurückgehen. Das haben wir bei unserem Katastropheneinsatz im ersten Quartal von 2017 erlebt und bis ­heute gibt es kaum Verbesserungen. Daher müssen wir an ­dieser Stelle ganz neu überlegen, ob und wie es mit ­unserer ­Hilfe im Irak weitergehen soll. Schwierige Entscheidungen liegen vor uns. Lesen Sie auf Seite 21, was wir uns noch für das Jahr 2018 vorgenommen haben. Wir wollen weiter Hilfe und Hoffnung bringen. Bitte stehen Sie uns dabei zur Seite. Nur zusammen können wir es schaffen. Ihr

Klaus Dewald, Geschäftsführer von GAiN

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UNSERE ZIELE Menschen für Menschen ENSCHEN IN NOT HELFEN Katastrophenhilfe GAiN leistet schnelle Hilfe bei Naturkatastrophen oder in Krisengebieten. Wir sammelten Erfahrungen bei unserer Nothilfe nach dem Erdbeben in Haiti, dem Zyklon in Myanmar oder während des Bürgerkrieges im Irak. Wir bringen Hilfsgüter wie Babynahrung, Decken, Zelte und Kleidung in die betroffenen Gebiete. Oft sind wir mit medizinischen Einsatzteams vor Ort, um die Opfer zu versorgen. Um für den Fall einer Katastrophe gerüstet zu sein, schulen wir ehrenamtliche Helfer. Sie erhalten ein Training in Theorie und Praxis und gehören bei Eignung zu unserem Katastrophen-Team, das im Ernstfall zur Ver­ fügung steht. Langfristige Projekte Wir bleiben nach Notfällen meist länger als die großen Hilfsorganisationen. Deshalb wachsen aus Katastropheneinsätzen oft langfristige Projekte. Beispiel: Haiti. Aus einem vom Erdbeben zerstörten Kinderheim ist ein Kinderdorf mit einer neuen Schule entstanden, das sich durch ein Patenschaftsprogramm trägt. Ein Schwerpunkt unserer langfristigen Hilfe liegt in Osteuropa. Dorthin bringen wir vor allem Hilfsgüter, die durch unsere verlässlichen Partner an arme Familien und soziale Einrichtungen verteilt werden. In Haiti, Indien, Nigeria und

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Uganda fördern wir Projekte, die Kindern, Jugendlichen und Frauen eine hoffungsvolle Zukunft ermöglichen. Hilfe zur Selbsthilfe Wir möchten in allen unseren Projekten Menschen ermutigen, selber Schritte aus der Armut heraus zu tun. Dabei geben wir ihnen gerne Starthilfe. In Armenien erhalten Familien z.B. Schafe, eine Wasserpumpe oder ein Gewächshaus, damit sie sich selbst versorgen und ­später von dem Verkauf ihrer Produkte leben können. In vier Ländern Afrikas verschaffen wir Dörfern durch neue Tiefbohrbrunnen den Zugang zu sauberem Trinkwasser. In jedem Dorf werden Verantwortliche geschult, ihren Brunnen selbst zu warten und vor Schäden zu bewahren.

LOGISTIKNETZWERK AUFBAUEN Logistik heißt, die richtige Ware zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu bringen. Wir sind heute in der Lage, punktgenau Dinge in die ganze Welt zu liefern. Die weltweite kommerzielle Infrastruktur ist vorhanden, aber nur zusammen können große Projekte gestemmt werden. Wir sehen es als Auftrag, jetzt in guten Zeiten ein hochprofessionelles Netzwerk aufzubauen, das in schlechten Zeiten dann gut funktioniert. GAiN arbeitet mit einigen großen Firmen, die bei Bedarf angefragt werden können, zusammen. Auch die weltweiten GAiN-Büros sind miteinander vernetzt. Zusammen ­bauen wir ­Logistik-Strukturen auf.


ORGANIGRAMM Gesellschafterversammlung | Global Aid Network (GAiN) gGmbH

MENSCHEN ­INVOLVIEREN Jeder kann helfen. An 138 Orten in Deutschland sammeln Gemeinden, Hauskreise und Privat­leute Hilfsgüter und Schulranzen, die in das GAiN-Zentrallager nach Gießen gebracht werden. GAiN sorgt für den Transport in die Projekt­ länder, in denen verlässliche Partner die Verteilung übernehmen. Auch Einzelpersonen können ihren Teil beitragen, ­indem sie Schulranzen sammeln, Pate werden, Zeit oder Geld spenden. Zusammen mit ihnen ­allen sind wir GAiN – das Mitmachhilfswerk!

Danke an alle Mitmacher

Geschä ftsfüh r un g Klaus Dewald | Clemens Schweiger | Raphael Funck

Back Office Raphael Funck

Verwa l tu ng Ralf Gattinger*

Geschäftsführung-Assistenz Almut Marburger | Miriam Link

Kommu nik a ti on Harry Weiß* K at as t ro p h e n h il f e Uli Fischer Pa tenschaften Almut Marburger

Logisti k Klaus Dewald*

A u sla ndsproje k t e Geschäftsführung

M o b il is at io n Jens Winter*

Disposition ǀ Lagerverwaltung ǀ ­Fuhrpark ǀ Verwaltung

Armenien ǀ Brunnen für Afrika Haiti ǀ ­Indien ǀ Irak ǀ Israel ǀ ­Lettland ǀN ­ igeria ǀ ­Nordkorea ǀ Rumänien ǀ Uganda ǀ Ukraine

Ehrenamtsbetreuung ǀ Schulranzenaktion ǀ Gruppenreisen ǀ Gemeindearbeit *Bereichsleiter G lob al A i d Networ k │ Jah res b er i ch t 2017

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ZAHLEN UND FAKTEN Jahresübersicht 2017

„Wir unterstützen GAiN, weil wir erlebt haben, wie die Sachen bei Familien in Not ankommen. Ich weiß jetzt, dass es sich lohnt, wenn ich meine Zeit hier für das ­Sammeln opfere. Susanne Wiesen leitet seit acht Jahren eine Sammelstelle für Hilfsgüter.

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SPENDEN UND AUSGABEN Global Aid Network (GAiN) gGmbH ist eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die überwiegend auf der Basis von Spenden arbeitet. Die Gehälter der Mitarbeiter von GAiN werden durch einen persönlichen Unterstützerkreis finanziert. Spenden für unsere Arbeit kommen mit nur geringen Abzügen für Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung unseren Projekten zugute. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) stuft Verwaltungskosten in Höhe von 10 Prozent als niedrig und Kosten bis 35 Prozent als vertretbar ein. Unsere Kosten für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit liegen weit unter 10 Prozent und unterschreiten damit die Werte der meisten anderen Hilfsorganisationen.

AUSGABEN

EINNAHMEN

26,8 %

21,7 % 3,2%

53,1 %

58,9 % 1,5 % 1,4 %

16,2 % 17,1 % Sachspenden

SPENDENPRÜFZERTIFIKAT UND KONTROLLE

Geldspenden

Die GAiN gGmbH trägt das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz, das regel­mäßig überprüft und wiedererteilt wird. Unsere Arbeit unter­liegt somit der ständigen Qualitätsprüfung. Alle Geld- und Sachspenden an GAiN sind steuerlich absetzbar. GAiN erstellt jährlich einen Jahres­abschluss, der von einer externen Wirtschaftsprüfungs­gesellschaft, der Hamburger Treuhand-Gesellschaft ­Schomerus & Partner, geprüft wird. Für 2017 wurde dieser unein­ geschränkt bestätigt.

Sonstige Einnahmen: z.B. Steuer­erstattung, Spendenweiter­leitung anderer GAiN-Büros, ­Erlös aus dem Verkauf des ­Kalenders „­Momente“ Entnahme aus zweckgebundener Rücklage

Spendeneinnahmen 9.625.263 € 75,1% davon Sachspenden 7.544.826 € davon Geldspenden 2.080.437€ sonstige Einnahmen 414.776 € 3,2 % Entnahme aus 2.779.211 € 21,7 % zweckgebundener Rücklage 12.819.250 € 100,0 %

Humanitäre Hilfe: Hilfeleistungen durch Hilfsgüter Humanitäre Hilfe: In Hilfsprojekte investierte ­finanzielle Mittel Verwaltung: Gesamtaufwand für ­sonstige ­betriebliche Aufwendungen wie Buchhaltung, ­Personal- und Leitungs­aufgaben Öffentlichkeitsarbeit: Gesamtaufwand für die Außen­darstellung Einstellung in Rücklage*

für satzungsmäßige Zwecke 9.010.170 € 70,3 % Hilfstransporte 6.812.580 € Hilfsleistungen 2.197.590 € für Verwaltung 181.748 € 1,4 % für Öffentlichkeitsarbeit 194.077 € 1,5 % Einstellung in Rücklage 3.433.255 € 26,8 % 12.819.250 € 100,0 % * Mittel, die im Berichtsjahr 2017 noch nicht verwendet ­wurden und ins Jahr 2018 über­tragen wurden.

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WO WIR HELFEN

DEUTSCHLAND In Gießen befinden sich unsere Bürozentrale und das Zentrallager, das von ehrenamtlichen Sammelstellen aus ganz Deutschland beliefert wird.

Übersicht der Projektländer

LETTLAND Arme Familien erhalten Hilfsgüter und weitere Unterstützung.

RUMÄ

UKRAINE

Arme Fam

Arme Familien und Binnenflüchtlinge erhalten Hilfsgüter.

ARMENIE

Arme Familien er und praktische Le

ISRAEL Holocaustüberlebende über­winden Einsamkeit durch Gemeinschaft und bekommen durch ­Paten einen Zuschuss. Arme Einwanderer­familien ­erhalten Hilfsgüter.

HAITI Heimkinder erhalten durch Paten Wohnung, Nahrung und Bildung.

BRUNNEN

IRAK

In Äthiopien, Benin, Tansania und Togo errichten Bohrteams Trinkwasserbrunnen.

Flüchtlinge werden mit ­Nötigsten versorgt.

UGANDA NIGERIA 16

BENIN Jahresb e richt 2017 │ Glo bal Ai d N etwo rk

Kinder aus armen Familien erhalten Bildung. Familien bekommen Unterstützung.

Heimkinder erhalten durch Wohnung, Nahrung und Bil


REIFEN MIT HERZ

Mit unseren eigenen Lkws holen wir Hilfsgüter von privaten Sammelstellen und Firmen in ganz Deutschland ab. Die Güter werden ins Logistikzentrum nach Gießen gebracht und dann zu Bedürftigen in alle Welt verschickt.

HELFEN MACHT SCHULE

ÄNIEN

Gebrauchte Ranzen aus Deutschland werden neu gefüllt und an Kinder armer Familien in unseren Projektländern verteilt.

milien erhalten Hilfsgüter.

NORDKOREA

EN

Kinder in Heimen und Kliniken ­erhalten Kindernahrung.

rhalten Hilfsgüter ebenshilfe.

t dem

Paten ldung.

WELTWEITE HILFE

SCHWACHE BRAUCHEN STARKE HILFE

Paten ermöglichen ganzheitliche Hilfe für Kinder, Auszubildende, Frauen oder alte Menschen. GAiN vermittelt Patenschaften.

HILFE FÜR FAMILIEN

INDIEN Heimkinder erhalten durch Paten Wohnung, Nahrung und Bildung. Frauen erhalten Ausbildung.

GAiN hilft langfristig Familien in osteuropäischen Ländern, in denen versteckte Armut herrscht. Durch Hilfsgüter oder Baueinsätze erhalten Familien Starthilfe. In Projektländern, in denen vor allem Kinder unterstützt werden, hilft GAiN beim Bau von Wohnmöglichkeiten und Schulgebäuden.

BRUNNEN FÜR AFRIKA

Wasser bringt Leben. GAiN errichtet Brunnen in Dörfern ­Afrikas, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.

SOFORTHILFE FÜR MENSCHEN IN NOT

LEGENDE -

Logistik Zentrum GAiN-Büro Land mit Projekt von GAiN Deutschland Land mit Projekt von GAiN weltweit Land ohne GAiN-Projekt

GAiN leistet Soforthilfe bei Katastrophen und bringt Gelder, Güter und geschulte ehrenamtliche Helfer zum Einsatz.

SAMMELN MIT HERZ

Eine wichtige Hilfe, um Hilfsgüter gebündelt abgeben zu können, sind die 138 ehrenamtlichen Sammelstellen von GAiN. Von der Garage über den Keller bis zur Wechsel­ brücke ist ­dabei alles als Lagerraum vertreten.

REISEN MIT HERZ

Die elf internationalen ­GAiN­-Büros unterstützten im Jahr 2017 Projekte in 56 Ländern der Welt. Bei 174 Lkw-­Transporten und 171 Schiffs­transporten ­brachten sie 1,8 Millionen ­Kilogramm ­Hilfsgüter zu Notleidenden. 15.714 Geber spendeten Gelder in Höhe von 9,5 ­Millionen Euro und Waren im Wert von 28,3 Millionen Euro. 41.703 ­Kinder erhielten einen Schulranzen mit Inhalt. 286 neue Brunnen wurden gebohrt. 958 Paten beteiligten sich am Paten­schaftsprogramm und unter­stützen 860 Schützlinge.
Es wurden insgesamt 49 Gruppen­ reisen mit 508 Teilnehmern durchgeführt, die ihren Urlaub mit Hilfe für Menschen in Not verbunden haben.

Land entdecken, Menschen helfen, Urlaub machen. GAiN ­bietet jährlich Gruppenreisen in mehrere Projektländer an.

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PROJEKT LÄNDER

ARMENIEN

HAITI

IRAK

INDIEN

Unsere Hilfe ­k ommt an In den folgenden Ländern leisten

Seit zehn Jahren engagiert sich GAiN in Armenien. Nach dem Ausscheiden der Eheleute Seifert als Projektleiter wurde manches neu strukturiert: Das GAiN-Büro ­wurde als Gästehaus umgebaut. Die ersten Gäste waren die 14 Teilnehmer der Gruppen­ reise im Sommer. Sie haben die Arbeit vor Ort hautnah miterlebt und konnten beim Umbau des Hauses einer armen Familie helfen. Als Lager von Hilfsgütern dient jetzt ein Container.

wir unterschiedliche Hilfe. ­Unsere Partner vor Ort garantieren für eine gerechte und effektive V ­ erteilung von Hilfsgütern oder Geld­mitteln und berichten uns regelmäßig ­darüber. Wir halten den Kontakt zu ihnen und besuchen unsere Projekte meist einmal jährlich.

Seit dem Erdbeben 2010 mussten die Kinder in Léogâne den Schulunterricht in einer Behelfsunterkunft besuchen. 2017 konnten die ersten vier Klassenräume des neuen Schulkomplexes fertiggestellt werden. Wenn die Schule mit 16 Klassenzimmern verfügbar sein wird, erhalten 450 Schüler eine gute Bildung. Vier neue Kinder wurden im Kinderheim in das Patenschaftsprogramm aufgenommen.

Der Inhalt eines Hilfstransports wurde verteilt. Die Mitarbeiter besuchten dabei die Familien. 47 Kinder wurden mit Hilfe von GAiN mit Schuluniformen neu eingekleidet (in Armenien Pflicht). 24 Familien erhielten Brennholzlieferungen für den Winter. Fünf Familien, die in unwürdigen Umständen wohnten, bekamen Unterstützung bei Bauoder Renovierungsprojekten.

Dank einiger Sonderspenden konnten punktuell zusätzliche Lebensmittel gekauft und die Versorgung aller Kinder verbessert werden. Eine Gruppe Spezialisten aus Spanien schulte die Mitarbeiter und Lehrer über die Bedeutung von Hygiene und sanitären Anlagen. Ein neues Leitungsteam hat seine Arbeit aufgenommen. Im Team zu leiten ist in der Kultur Haitis noch für viele ungewohnt.

Armenien in Zahlen

Haiti in Zahlen

1

Humanitäre Hilfe 316.567 €

1

Warenwert 28.743 € 3 Anzahl Transporte 1 4

* Das Patenschaftsprogramm wurde in Armenien erst 2018 gestartet.

18

5

2

6

Tonnage (kg) 16.223

Anz. Patenschaften* –

Seit zehn Jahren unterhalten wir in Bangalore auch Patenschaften für Frauen, die eine Ausbildung als Schneiderin erhalten. Die Frauen sind zwischen 20 und 40 Jahren alt und durchlaufen eine halbjährige Ausbildung, die ihnen den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie ermöglichen soll. Im Jahr 2017 konnte GAiN 26 Frauen diese Bildung ermöglichen.

Unsere Partner vor Ort versorgten regelmäßig 350 ­Familien mit Nothilfe­ paketen und führen das auch 2018 fort. Eine Psychologin schult und berät unterschiedliche Gruppen von Frauen ­dabei, ihre Fluchterfahrungen zu verarbeiten. Ein mobiles Ärzteteam besucht an zwei Tagen pro Woche Flüchtlingslager und behandelt pro Tag etwa 55 Patienten kostenlos.

Indien in Zahlen

Irak in Zahlen

1

Warenwert –

1

Warenwert – 3 Anzahl Transporte –

Tonnage (kg) –

Anz. Patenschaften 59

Humanitäre Hilfe 1.376 €

Humanitäre Hilfe 392.837 € 2

2

Anzahl Transporte – 4

5

Seit 2014 leistet GAiN H ­ ilfe für geflohene Menschen im Norden des Landes. Die Lage war so schlimm, dass GAiN von Dez. 2016 bis März 2017 einen zweiten Nothilfe­ einsatz durchführte. Auch das vergangene Jahr war von Flucht und Vertreibung geprägt. Viele Menschen kehrten in ihre Heimatstädte zurück, mussten dann aber wieder fliehen, weil es durch die Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen noch keine Sicherheit gibt.

Humanitäre Hilfe 280.900 €

2

3

In Indien helfen wir ausschließlich durch Patenschaften für Kinder und Frauen. In Kallar, wo unsere Partnerorganisation nach dem T ­ sunami 2004 viele Waisenkinder aufgenommen hatte, gibt es nur noch wenige Kinder, die Unterstützung brauchen. In der Millionenstadt Bangalore unterstützen wir ein Heim für Kinder, die betteln oder arbeiten müssten, weil ihre Familien in bitterer Armut ­leben. 123 Kinder leben zurzeit in diesem Heim.

4 5

3

Tonnage (kg) –

Anz. Patenschaften 68

Warenwert 770.924 €

Anzahl Transporte 5 4

Tonnage (kg) 74.345

5

Anz. Patenschaften –

Hilfe d. Patenschaften* –

6

Hilfe d. Patenschaften 68.573 €

6

Hilfe d. Patenschaften 41.234 €

6

Hilfe d. Patenschaften –

Anzahl Schulranzen –

7

Anzahl Schulranzen –

7

Anzahl Schulranzen –

7

Anzahl Schulranzen 1.152

7

Jah res b er i ch t 2017 │ G lob al A i d Networ k


ISRAEL

In unserem Patenschaftsprogramm befinden sich 316 Holo­caustüberlebende. Die Älteste unter ihnen feierte ihren 100. Geburtstag. Für 20 alte Menschen konnten wir erstmalig Paten finden. Zehn der Schützlinge sind 2017 verstorben. Die Menschen, die in den letzten beiden Jahren in das Patenschaftsprogramm aufgenommen wurden, sind solche, die als kleine Kinder vor den Nazis fliehen mussten. In Israel gehören sie zur dritten Klasse der Holocaustüberlebenden, die noch immer um die Anerkennung des Staates Israel als Überlebende kämpfen. Sie erhalten nur den Standardsatz der Sozialhilfe. Sie können es kaum fassen, dass es in Deutschland Menschen gibt, denen sie wichtig sind.

LETTLAND

Wie jeden Sommer reiste eine deutsche Gruppe zu unserem lettischen Partner. Die Teilnehmer besuchten Familien, die regelmäßig Hilfe von GAiN erhalten. Der traditionelle Baueinsatz fand bei einer Familie mit acht Personen statt, in der weder Kinder noch Eltern ein eigenes Zimmer hatten. Zum ersten Mal halfen mehr Letten als Deutsche bei dem Wochenend­ einsatz mit. Unsere Partner begleiten Familien in Not langfristig. Dabei arbeiten sie auch mit sozial tätigen Organisationen zusammen. Unser Partner TUVU eröffnete einen neuen Second-Hand-Laden. Mit den Erlösen unterstützen sie besondere Projekte. Eine F ­ amilie, deren Haus abgebrannt ist, erhielt mit einem Schiffscontainer, der zur Wohnung ausgebaut wurde, ein neues Zuhause.

Humanitäre Hilfe 29.567 €

1

Warenwert – 3 Anzahl Transporte – 4 5

2 3

Tonnage (kg) –

Anz. Patenschaften 316

Hier stehen Veränderungen an. GAiN konnte 2017 nur einen Hilfstransport ins Land bringen. Die enthaltene Babynahrung wurde in Wonsan an vier Kindertagesstätten und vier Kindergärten verteilt. Künftig sind keine Lieferungen an Kinderheime mehr erwünscht. Angeblich werden die Heime jetzt ausreichend versorgt.

Der Spielplatz für Kinder­ garten und Schule konnte nach langer Zeit wieder benutzt werden, weil Förderer aus Deutschland ihn sachgemäß und dauerhaft (aus Stahl statt Holz) wiederherstellen konnten. Sie konnten auch drei Fahrzeuge, die als Schulbusse im Einsatz sind, reparieren und fahrtüchtig machen. Ein Ärzteteam, das alle Schüler untersuchte, diagnostizierte bei einigen Kindern klare Symptome von Mangelernährung. Das wird unsere Mitarbeiter weiter beschäftigen.

Mit einem neuen Botschaftsrat und Ansprechpartner aus Korea besteht ein unkomplizierter Kontakt. Mit ihm können andere aktuelle Bedürfnisse abgesprochen werden. Eine Monitoring-Reise ist schon lange geplant, musste immer wieder abgesagt werden, wird aber wohl 2018 realisiert.

Nigeria in Zahlen

Nordkorea in Zahlen

Humanitäre Hilfe 98.227 €

2

1

Warenwert 1.415.096 €

Anzahl Transporte 18 4

3

Tonnage (kg) 241.229

5

Anz. Patenschaften –

NORDKOREA

Der Bau der Schule Hope Eden konnte 2017 fertiggestellt werden, so dass nun der Fokus auf der Einrichtung der Fachräume liegt. Die Schule dient der Bildung von Kindern, deren Eltern sich sonst keinen Schulbesuch leisten könnten. An Qualität übertrifft die Schule dabei auch noch die ortsüblichen Standards.

Lettland in Zahlen

Israel in Zahlen 1

NIGERIA

Humanitäre Hilfe 19.693 € 2 Warenwert –

1

4

3

Tonnage (kg) –

5

Anz. Patenschaften –

In dem Kinderdorf Arche Noah wohnen dauerhaft über 200 Kinder. Seit Bestehen des Heims wurden übrigens auch 300 Kinder vorübergehend aufgenommen und konnten mit Hilfe von Sozialarbeitern wieder an Angehörige vermittelt werden. 81 Kinder über 8 Jahren leben in Familiengruppen, die von einheimischen Erzieherinnen geleitet werden. Seit dem Bestehen des Kindergartens haben 800 ­Kinder, meist aus den armen Familien der Umgebung, die drei Kindergartenklassen durchlaufen. Die Grundschul­abgänger 2017 erreichten die besten Prüfungsergebnisse seit Bestehen der Schule. Die Mitarbeiter der Ernährungsstation der Klinik konnten durch Schulung von Eltern in den Dörfern die Fälle von schwerer Mangelernährung reduzieren.

1

2

Anzahl Transporte 1 4

3

Tonnage (kg) 20.837

Anz. Patenschaften –

2017 wurde mehr als die Hälfte aller von GAiN versandten Hilfsgüter in die ­Ukraine geschickt. Die Partner in der Ukraine haben eigene Lkws und holen die Wechselbrücken mit den Hilfsgütern selbst ab. Die Diesel­kosten übernimmt GAiN. Viele Transporte werden inzwischen mit Schiebeplanen-Sattelschleppern durchgeführt. Diese fahren in die Gebiete mit den meisten Geflüchteten im Osten und im Süden. Dort müssen die Lkws viele Straßensperren und Kontrollen passieren. Die Plane kann schnell aufgezogen werden. Ein Höhepunkte der Hilfe war eine Lieferung von über 9.000 Paar Sportschuhen und 1,4 Tonnen Sportkleidung ­einer sehr begehrten deutschen Firma. Die Empfänger waren Menschen, die diese Artikel höchstens im Schaufenster anschauen konnten.

Ukraine in Zahlen

Humanitäre Hilfe 59.203 €

Warenwert 73.674 €

5

UKRAINE

Uganda in Zahlen

Humanitäre Hilfe 14.267 € 2

Anzahl Transporte –

UGANDA

Humanitäre Hilfe 182.990 € 2

Anzahl Transporte – 4

5

1

Warenwert – 3

Tonnage (kg) –

Anz. Patenschaften 221

Warenwert 3.395.539 €

Anzahl Transporte 43 4

Tonnage (kg) 561.044

5

Anz. Patenschaften –

6

Hilfe d. Patenschaften 164.820 €

6

Hilfe d. Patenschaften –

6

Hilfe d. Patenschaften –

6

Hilfe d. Patenschaften –

6

Hilfe d. Patenschaften 107.874 €

6

Hilfe d. Patenschaften –

7

Anzahl Schulranzen –

7

Anzahl Schulranzen 313

7

Anzahl Schulranzen –

7

Anzahl Schulranzen –

7

Anzahl Schulranzen –

7

Anzahl Schulranzen 852

Gl o bal A i d Ne twork │ Jah res beri c h t 2 0 1 7

19


„Ich bin schon zwei Jahren im GAiN-Freiwilligen-Team. Ich versuche, so oft es geht dabei zu sein. Das ist das Tolle: jeder gibt sein Bestes und zusammen bilden wir ein super Team.“

BRUNNEN FÜR AFRIKA KATASTROPHENHILFE

Die menschengemachte ­Katastrophe im Irak hielt auch GAiN in Atem. An einem viermonatigen Nothilfeeinsatz, der bis Ende März dauerte, nahmen 13 ausgebildete Katastrophenhelfer teil. Sie packten beim Entladen und Verteilen von Hilfsgütern mit an und unterstützten auch die Binnenflüchtlinge, die nicht in ­großen Lagern wohnen und die durch das Raster der großen Hilfswerke fallen.

Die Brunnenbohrteams in den vier Ländern Äthiopien, Benin, Tansania und Togo kommen schneller voran als in vergangenen Jahren. Insgesamt sind es 1.700 Brunnen, die sie seit Beginn der Aktion errichten konnten. Zwölf dieser Brunnen haben im Jahr 2017 deutsche Spender finanziert. Für jeden Brunnen werden Kosten von 7.500 € veranschlagt. Aber jeder Brunnen versorgt etwa 1.000 Menschen. Brunnen werden immer wichtiger, weil sich die Menschen in Afrika durch den Klimawandel nicht mehr auf die Regenzeiten verlassen können. Wo es Brunnen gibt, sind Menschen gesünder, gebildeter und können sich besser versorgen. Frauen und Kinder spüren die Veränderung am deutlichsten. Sie müssen nicht mehr mühsam Wasserkanister auf weiten Wegen heranschleppen.

Im April 2017 fand w ­ ieder eine Schulung für Katastrophenhelfer in Lettland statt. 18 Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern nahmen teil. Der Pool der im Notfall verfüg­baren ­Helfer ist damit auf 68 ­angewachsen.

3

Katastrophenhilfe in Zahlen

5

20

1

Humanitäre Hilfe 115.061 €

Warenwert –

2

Anzahl Transporte – 4

3

Tonnage (kg) –

Warenwert –

Anzahl Transporte – 4

Tonnage (kg) –

Anz. Patenschaften –

Anz. Patenschaften –

5

6

Hilfe d. Patenschaften

Anzahl Schulranzen –

7

Anzahl Schulranzen –

6

Hilfe d. Patenschaften

7

* Die Summen enthalten auch die Hilfe und ­Transporte für ­Rumänien, Polen, Serbien, Togo und ­Partnerorganisationen.

Humanitäre Hilfe: 1.815.090 € 91 Transporte

Humanitäre Hilfe 70.661 € 2

GESAMT*

Warenwert: 6.812.580 €

Brunnen in Zahlen 1

Olga sortiert Schulranzen und Kleidung im Zentrallager in Gießen

Tonnage: 1.037.505 kg

BEGRIFFS­ERKLÄRUNGEN in ­Projekte ­investierter Betrag Wert der zu Projekten geschickten Hilfsgüter 3 ­Anzahl der zu Projekten transportierten ­Hilfs­lieferungen 4 Gesamtgewicht der zu P ­ rojekten ­transportierten ­Hilfs­lieferungen 5 Anzahl der Begünstigten unseres ­Paten­schaftsprogramms 6 Betrag, der für die Patenbegünstigten ­verwendet wurde 7 Anzahl der ­vollständig gepackten, geprüften und ­verschickten Schulranzen 1

2

664 Patenschaften Hilfe durch Patenschaften 382.500 € 2.719 Schulranzen Jah res b er i ch t 2017 │ G lob al A i d Networ k


AUSBLICK Das möchten wir 2018 erreichen Wir fördern ziemlich viele Projekte, unsere Hilfspalette ist breit. Wir bohren zum Beispiel auch Brunnen, aber wir sind eben nicht die Organisation, die Brunnen bohrt. Wir werden Prioritäten setzen und uns auf die starken Bereiche konzentrieren, die unsere Vision voranbringen: Sammelstellen, Logistik und ­Schulranzen. Wir beenden keine bestehenden Projekte, aber wir werden uns zunächst nicht langfristig an neuen Orten engagieren. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, die bestehenden Projekte gut voranzubringen. Alle Projekt­leiter durchlaufen ein Trainingsprogramm über weltweite ­Standards in der humanitären Hilfe.

IRAK – WIE GEHT ES WEITER? Seit 2014 leisten wir dort Nothilfe. Aber auch nach dem Abzug der IS-Terrorkräfte gibt es für die Menschen dort keine Sicherheit. Normalerweise ist jeder Katastrophenhilfeeinsatz für uns nach sechs Monaten ­beendet. Die Probleme im Irak sind noch riesig. Wir wollen in diesem Jahr entscheiden, ob und wie wir uns dort weiter einbringen.

KATASTROPHENHILFE-EINSATZ Natürlich hoffen wir, dass keine Katastrophe hereinbrechen wird. Aber wir haben ein Team von geschulten Katastrophenhelfern, die ihre ­Gaben und das Gelernte einsetzen wollen. Ein Fahrzeug darf nicht nur in der ­Garage stehen. Es muss fahren. Wir sind dankbar, auch 2018 spontan einsatz­bereit zu sein.

QUALITÄT STATT QUANTITÄT Wir wollen noch stärker Hilfsgüter sortieren, damit sich die Qualität verbessert und den Empfängern noch gezielter geholfen werden kann. Dazu wird es Veränderungen in unserer Logistik geben. Wir freuen uns schon darauf, dass unser neuer Logistik-Leiter dem Team viel Last von den Schultern nimmt.

G lob al A i d Networ k │ Jah res b er i ch t 2017

21


MEIN WORT FÜR

Wir fragten die GAiN-Mitarbeiter nach einem Wort, das ihnen im Bezug auf ihre ­Arbeit wichtig ist. Unsere Fotografin hielt dies bildlich fest.

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Christopher, Wasserspender: „Ich betreue unser Projekt „Brunnen für Afrika“. Für mich als Vater von kleinen Kindern ist der Gedanke unerträglich, dass gerade Kinder an den Folgen von unsauberem Wasser sterben.“

Markus, Bewegungskünstler: „Es macht mir Freude, als Lagerleiter etwa 900 Tonnen Hilfsgüter im Jahr zu bewegen. Ich erlebe, wie das Ergebnis Menschen in Not berührt und ihnen hilft. Das ist mehr als Kunst!“

Almut, Terminakrobatin: „Ich ziehe im Hintergrund die Fäden und jongliere Termine, damit im Vordergrund mehr Freiraum für unsere Projektleiter und deren Einsatz für Menschen in Not geschaffen werden kann.“

Klaus, Veränderer: „In unseren Projektländern möchte ich die Lebenssituationen der Menschen verändern. ‚Hoffnungslosen wieder Hoffnung geben‘, ist für mich eine der wichtigsten Veränderungen, die ich als GAiN-Leiter bewirken will.“

Jens, Herausforderer: „Ich fordere Leute gerne heraus, ihre Komfortzone zu verlassen, um ihr Potenzial weiterzuentwickeln. Menschen für GAIN zu gewinnen und die Aufgaben in unseren Projektländern zu lösen, ist auch für mich eine Herausforderung, die ich gerne annehme.“

Silvia, Mitmensch: „Im GAIN-Netzwerk kann ich mit Menschen für Menschen in Not da sein. Ich kann viele freiwillige Helfer motivieren und anleiten, Zeit und Kraft für andere einzusetzen.“

Dennis, Energiespender: „Ich möchte die Stromversorgung in unseren Projektländern ermöglichen und sicherstellen. Erst dann können sich Projekte weiterentwickeln.“

Claudia, Visualisiererin: „Mein Anliegen ist es, mit meiner Kamera die Lebenssituation und die Geschichte der Menschen vor Ort einzufangen und damit Emotionen zu transportieren. Als Grafikerin gebe ich mit dem Gestalten unserer Publikationen Text und Bild eine Form.“

Jahresb e richt 2017 │ Glo bal Ai d N etwo rk


Mehr von der Fotoaktion unter: GAiN-Germany.org/ueber-uns/mitarbeiter-fotoaktion

Joanna, Geschichtenerzählerin: „Ich betreue das Irak-Projekt. Bei unseren Einsätzen unter Geflüchteten im Land baten uns die Menschen: ‚Bitte erzählt der Welt, was hier passiert, was mit uns geschieht‘. Das will ich gerne tun.“

Wolfhard, Verteiler: „Ich verteile nicht nur Material, sondern auch wichtige Informationen an unsere ehrenamtlichen Sammelstellen in ganz Deutschland. So können passende Hilfsgüter in unseren Projektländern ankommen.“

Anne-Katrin, Freudebringerin: „Wenn Gott dir eine Freude macht, gib sie weiter, so ein altes Lied. Als reich beschenkter Mensch möchte ich dazu beitragen, dass Menschen weltweit neue Hoffnung und Perspektiven für ihre Zukunft gewinnen.“

Birgit, Schönschreiberin: „Als Texterin und Redakteurin möchte ich informieren und Leser dazu bewegen, Menschen in Not zu helfen.“

Uli, Zur-Seite-Steher: „Ich möchte mit meiner ­Arbeit in der Katastrophenhilfe dazu beitragen, dass weltweit Menschen in großer Not nicht ­alleine dastehen.“

Harry, Schwätzer: „Ob als Unterhalter meiner ­Kollegen oder als Leiter der Abteilung für Kommunikation — als Sprachrohr von GAiN darf ich schwätzen, was das Zeug hält.“

Raphael, Überblicker: „Als Geschäftsführer von GAiN muss ich den Überblick behalten. Ich liebe es, strategisch nach vorne zu denken und strukturiert zu arbeiten.“

Martin, Kontaktierer: „Firmen haben Güter im Überfluss – Menschen in Not brauchen sie. Mit meinen Kontakten sorge ich dafür, dass beides zusammenkommt. Dann kann GAiN gespendete Ware dahin bringen, wo sie gebraucht wird.“

G lob al A i d Networ k │ Jah res b er i ch t 2017

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Dankbarkeit

„Ich habe in meinem Leben so viel Leid erfahren, dass ich gelernt habe, jeden guten Augenblick zu ­genießen, mich an allem zu ­freuen.“ Vlad Len M., Holocaustüberlebender aus unserem Patenschaftsprogramm

Gutes schätzen können. Dankbar sein. Diese Grundhaltung hängt nicht von Überfluss und Wohlergehen ab. Ein dankbares Herz nimmt kleine Gesten wahr. Zuwendung verleiht Würde. Wenn wir Holocaustüberlebende besuchen, merken wir manchmal, wie wichtig kleine Gesten sind. Ein Besuch mindert noch kein Leid, zeigt aber: Du bist nicht allein! Er tut gut und wirkt sich aus. Und in der Summe ergeben viele kleine Gesten große Taten.


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