CLV-Schulblatt Ausgabe Dezember 2020

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IM GESPRÄCH

Das Corona-Virus hält Oberösterreich weiter in Atem. Am Beginn des zweiten Lockdowns ist keine Entspannung der Lage in Sicht. Dementsprechend groß ist auch die Unsicherheit im Land und es gibt viele offene Fragen. Wie sieht es in Oberösterreich mit Schulschließungen aus? Wie steht man zu Maßnahmen, die tief in die Grundrechte der Menschen eingreifen? Wie sieht es mit der Unterstützung in der Bevölkerung für Maßnahmen gegen Corona aus? Diese und andere – darunter auch sehr persönliche – Fragen hat Landeshauptmann Thomas Stelzer im Schulblatt-Gespräch beantwortet.

Der Wert unserer Pädagoginnen und Pädagogen kann gar nicht genug betont werden Herr Landeshauptmann, wie bewerten Sie die aktuelle Lage in Oberösterreich rund um das Coronavirus? Die Anzahl an Corona-Infizierten steigt rasant an, nicht nur in Oberösterreich, sondern in ganz Österreich und Europa. Fakt ist: Je mehr Infektionen – desto mehr Erkrankte, je mehr Erkrankte – desto mehr belegte Spitalsbetten. Wenn sich alle an die Schutzmaßnahmen halten und mitmachen, haben wir die Chance, in diese Gleichung einzugreifen und unsere Gesundheitsversorgung vor Überlastung zu schützen. Oberstes Ziel ist immer, dass alle Menschen in diesem Land medizinische Hilfe bekommen, wenn sie eine benötigen. Als Landeshauptmann lastet derzeit ein großer Druck auf Ihnen. Wie viele

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DEZEMBER 2020 | DAS SCHULBLATT

schlaflose Nächte hatten Sie in den vergangenen Wochen, als es darum ging, Entscheidungen zu treffen, wie man in OÖ mit den steigenden Ansteckungszahlen umgeht? Selbstverständlich gab und gibt es schlaflose Nächte in dieser herausfordernden Zeit. Ich denke, dass es vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern auch so geht. Aber das Wichtigste für mich als Landeshauptmann ist, dass am Ende eine gute Entscheidung zum Wohle aller Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher getroffen wird. Teilweise greifen Sie mit Ihren Entscheidungen stark in das Leben der Menschen ein, auch in Grundrechte. Was geht Ihnen da durch den Kopf? Ich sehe Eingriffe in die Privatsphäre der

Menschen immer sehr kritisch, auch verfassungsrechtlich. Die rasant steigenden Infektionszahlen müssen aber für alle Landsleute ein lauter Weckruf sein. Jetzt ist beispielsweise nicht die Zeit für Garagen-, Keller- oder Stadlfeste. Jetzt müssen wir die Spitäler und die Gesundheitsversorgung vor einer Überlastung schützen. Das ist eine gemeinsame Aufgabe. Bundeskanzler Sebastian Kurz hat in einem Fernsehinterview gesagt, dass ihm jeder Wissenschaftler etwas anderes raten würde. Er als Politiker müsse trotzdem „richtige Entscheidungen“ treffen. Wie gehen Sie als Landeshauptmann, der ja auch wesentliche Entscheidungen treffen muss, mit diesem Dilemma um?


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