Silberhorn 1 2015 leseprobe

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N° 01/Februar 2015

Musik und

Mit Verlos un & Gew gen innspiel

Meer

Künstler auf Reisen

€ 3,80

Moderne Kreuzfahrer

nur noch schneeweiss

Nicht nur Trompeter

Quadro Nuevo unterwegs

Johanna Borchert

Fotograf Till Brönner


s i l b ea rnhz eoirgne U n 2째 1 / 1 5

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E d i to r i a l , I n h a lt

editorial

inhalt

N° 01/Februar 2015

N° 01/Februar 2015

Es ist vollbracht: die erste Ausgabe

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Titelstory: Musik & Meer

W

enn Sie diese Zeilen lesen, liegt eine aufregende, spannende, aber auch Nerven aufreibende Zeit hinter uns. Ein neues Print-Magazin in Zeiten des Internets und der allgegenwärtigen Apps auf den Markt zu bringen, verlangt nach Mut und Visionen. Wir glauben nach wie vor an die Zukunft von Printmedien – und jetzt halten Sie die erste Ausgabe von Silberhorn, dem Magazin von nmz und JazzZeitung in Händen. Letztere bleibt übrigens als Ihr Portal zum Jazz mit tagesaktuellen News, Berichten und Blogs unter www.jazzzeitung.de erhalten. Einer der trübsten und unwirtlichsten Monate des Jahres ist der Februar. In Ihren Spätwinter möchten wir etwas Licht bringen: das Thema Reisen führt uns direkt ans Meer, wie unser Titelbild unschwer erkennen lässt. „Musik und Meer“, davon kann Mulo Francel, Kopf der Weltmusik-Band Quadro Nuevo ein vielstimmiges Lied singen. In unserer Reportage erzählt er vom Leben auf Tournee, von Sehnsuchtsorten und seinen Erlebnissen auf einem Kreuzfahrtschiff. Wenn Sie selber schon Reisepläne schmieden möchten, finden Sie jede Menge Tipps, Ideen und Anregungen. Und nun sind wir sehr gespannt auf Ihre Reaktionen, schreiben Sie uns! Wir freuen uns über jede Mail an silberhorn@nmz.de, aber natürlich auch über jede Postkarte.

Ihre Ursula Gaisa, Chefredakteurin

Mulo Francel, Kopf und Saxophonist der Weltmusik-Band Quadro Nuevo, erzählt von seinen Reisen, einer aufregenden Fahrt mit einem Kreuzfahrtschiff, von Mythen und Meer und einer geplanten Odysse 2020 rund um das ganze Mittelmeer.

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Nur noch schneeweiss

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News: ReiseTipps Wir entführen Sie unter anderem nach Regensburg zu „Jazz und Theater“, nach Südtirol, zu den Dresdner Festspielen und zur jazzahead!

Der Name Johanna Borchert war bislang nur Experten bekannt. Das hat sich für die Pianistin, Komponistin und Sängerin mit ihrem Debüt „FM Biography“ schlagartig geändert.

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Nicht nur Trompeter

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Basisarbeit Beethoven spielen, ohne klassisch zu wirken: Mit seinem aktuellen Trio-Album wagt der Bassist Dieter Ilg einmal mehr das Experiment, die Grenzen des Jazz-Gefühls zu überschreiten.

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Lauschangriff Jazz-Sängerin Julia Biel – hoch gelobt von Jamie Cullum höchstpersönlich – beantwortet unsere Fragen zu Tonträgern, Konzertbesuchen, ihrer aktuellen Bettlektüre und ihren geheimen Talenten. 3

Till Brönner ist nicht nur ein weltbekannter Trompeter, er macht auch richtig gute Fotos: zum Beispiel von Gregory Porter.

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men meet women meet men Die Jungs von Wanda – Austro-Pop lebt! – treffen auf die norwegische Band Katzenjammer.

14 Silberhorn Spezial: München, Burghausen,

Dresden — 24 Vinyl — 26 Tipps der Redaktion — 28 Künstler kochen — 29 Plonki Silberhorn — 30 Kolumne Moritz Eggert


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j o h a n n a b o r c h e r t i n t e r v i e w: O l i v e r h o c h k e p p e l 4

f oto : B a r b a r a K a n i e w s k a


interview

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er Name Johanna Borchert war bislang nur Experten bekannt, die sich für Bandbesetzungen interessieren: als eine Hälfte des Duos „Little Red Suitcase“ mit der Geigerin Elena Setién und als Teil des – 2012 mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis ausgezeichneten – Quartetts „Schneeweiß & Rosenrot“. Das hat sich für die Pianistin, Komponistin und Sängerin mit ihrem fulminanten, bei Enja Yellowbird erschienenen Leader-Debüt „FM Biography“ nun schlagartig geändert. Der mit dem Gitarrenguru Fred Frith, dem Schweizer Schlagwerker Julian Sartorius und dem New Yorker Multiinstrumentalisten und Produzenten Shahzad Ismaily eingespielte, völlig eigenständige Stilmix mit Gesamtkunstwerk-Charakter sorgt für Aufsehen. Davon zeugen nicht zuletzt zwei Videos auf www.johannaborchert.de

„Am Schluss kommt etwas ganz Intuitives heraus, aus Einfällen, Gefühlen, Begebenheiten, die plötzlich einen Sinn ergeben.“ SILB: Ihr Album klingt gar nicht nach Radio-

kost. Wieso heißt es „FM Biography“? JOB: Wie das bei Künstlern so ist. Am Schluss

Aktuelle CD Johanna Borchert: FM Biography Enja Yellowbird Tour 03.02.2015: Frankfurt Brotfabrik 04.02.2015: Köln Stadtgarten 05.02.2015: München Ampere 06.02.2015: Dortmund domicil 08.02.2015: Berlin Roter Salon Mehr unter www.johannaborchert.de

kommt etwas ganz Intuitives heraus, aus Einfällen, Gefühlen, Begebenheiten, die plötzlich einen Sinn ergeben. Der Titel stammt von Agnieszka Wolny-Hamkalo, einer polnischen Dichterin. Einer von nur zwei Texten, der nicht von mir ist. Ich fand ihn passend. SILB: Ein Schlüssel des Projekts ist aber doch auch Fred Frith? JOB: Ja schon. Ich habe seinerzeit in Kopenhagen einen Workshop mit ihm organisiert. Da habe ich ihm meine „Schneeweiß & Rosenrot“-CD zugesteckt. Daraufhin hat er mich erst nach New York eingeladen und dort gemeint, Oakland, wo er lehrt, sei der richtige Ort für mich. Er hatte schon alles für mich in die Wege geleitet. Und dann kam ich dahin und war wirklich total inspiriert. Ich war sehr produktiv, der Anfang dieses Projekts liegt tatsächlich dort; es kamen Sachen zustande, die nicht

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mehr zu den Bands gepasst haben, mit denen ich bislang unterwegs war. SILB: Bei „Schneeweiß und Rosenrot“ und den anderen Bands haben sie auch schon gesungen. JOB: Ja, backing. Aber ich war immer die Pianistin. SILB: Jetzt ist Gesang und Klavier gleichberechtigt … JOB: Klavier ist sogar in den Hintergrund getreten. Wobei ich, wenn ich solo auftrete, zwischendurch auch nur Klavier spiele. SILB: Warum haben Sie denn für Ihr erstes Album unter eigenem Namen kein Soloprojekt gemacht? JOB: Ich hatte das eigentlich immer geplant. Aber dann habe ich mir doch eine Band gewünscht. Ich fand es spannender, andere Energien und mehr Klangvielfalt mit reinzukriegen. SILB: Wenn man bei diesem außergewöhnlichen Album Vergleichbares sucht, kommt man höchstens auf Laurie Anderson. War sie ein Einfluss? JOB: Alle vergleichen mich jetzt mit ihr, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Laurie Anderson gar nicht kannte. Nachdem das Album fertig war, hat der Toningenieur, mit dem ich die Vocals aufgenommen hatte, mir gleich etwas von ihr vorgespielt. Da habe ich dann auch verstanden, warum. SILB: Wie schreibt man derart anspruchsvolle und schöne englische Texte, wenn man kein Native Speaker ist? JOB: Oh, danke schön ... SILB: ... ist Ihnen das in Oakland so zugeflogen? JOB: (Lacht) Ja genau, auf einmal. Nein, schon im Studium in Kopenhagen habe ich natürlich Englisch gesprochen. Abgesehen davon habe ich mich schon immer viel mit Gedichten beschäftigt, wenn auch mehr mit deutschen. Meine Herangehensweise ist oft sehr pragmatisch: Ich habe meist schon ein Thema und eine Geschichte zu erzählen, aber ich suche immer nach Bildern, und dafür nach Wörtern, die ich spannend finde. Zum Beispiel im Wörterbuch. Da sammle ich dann erst einmal und dann schaue ich, was zusammenpasst, welches Wort welche Kraft hat, und was es in mir an weiteren Fantasien und Vorstellungen auslöst. Das Interview in voller Länge lesen Sie auf www.jazzzeitung.de


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Basisarbeit Dieter IlG und sein Beethoven-Projekt

Foto: Till Brönner/ACT

Für den Pianisten Rainer Böhm ist es vielleicht die größte Herausforderung: Beethoven spielen, ohne dabei klassisch zu wirken. Hinter dem Programm steht aber vor allem Dieter Ilg, der mit dem aktuellen Trio-Album einmal mehr das Experiment wagt, die Grenzen des Jazz-Gefühls zu überschreiten.

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wesen sein könnte. Dieter Ilg macht vielmehr das, was andere Kollegen in Richtung Pop, Soul oder Volksmusik probieren, mit den Grundlagen seiner eigenen musikalischen Sozialisation.

Sie deuten die Musik aus der Perspektive ihres Triospiels …

s geht! Gewöhnen müssen sich vor Er weitet das Repertoire der Improvisation mit allem die Hörer, für die die musika- dem Blick auf die mitteleuropäische Kunstmulischen Welten auf den ersten Blick sik aus, nach Verdi und Wagner nun eben mit getrennt erscheinen. „Bei Beetho- Beethoven: „Die vielen Komponisten aus der ven kommt zunächst niemand auf Improvisati- Mitte Europas, die über die Jahrhunderte geon“, meint Dieter Ilg zu den Ursprüngen seines wirkt haben, waren prägend für meine eigene aktuellen Projekts. „Allerdings wurde er von musikalische Entwicklung, egal, ob ich sie nun seinen Zeitgenossen durchaus als Improvisator über Bearbeitungen von Volksliedern im Kinwahrgenommen, vor allem am dergarten oder den ersten GeiDie vielen Anfang seiner Karriere. Er hat gen-, Bratschen-, KontrabassKomponisten aus der selbst immer wieder improviunterricht mitbekommen habe. Mitte Europas (…) siert und viele Variationen auch Dann das ganze Sinfonien-Spiewaren prägend für niedergeschrieben. So etwas len früher, das waren Erfahrundann als Vorlage für die eigene meine eigene musikali- gen, die Spuren hinterlassen Beschäftigung zu nehmen, ist sche Entwicklung …  haben.“ Dabei strahlt die Musik großartig.“ Dabei geht es gar von „Mein Beethoven“ (ACT/ nicht nur um Beethoven und schon gar nicht Edel Kultur) auch eine Selbstverständlichkeit darum, dass in dem Œuvre des klassischen im Umgang mit dem Erbe aus, die weit über die Meisters bereits ein Keim des Jazz angelegt ge- Idee einer Adaption von Themen und Motiven

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hinausgeht. Dieter Ilg, Rainer Böhm und der Schlagzeuger Patrice Héral lassen sich inspirieren, lösen Teile aus dem größeren Zusammenhang heraus, um sie verändert und integriert in den Flow der Improvisation neu zu kombinieren. Sie deuten die Musik aus der Perspektive ihres Triospiels, machen etwa aus der „Arietta“ der späten C-Moll Sonate eine fragile Ballade oder verwandeln Auszüge der „Hammerklaviersonate“ in profund moderne Variationen. Wenn überhaupt etwas an der Kombination seltsam wirkt, dann ist es die stellenweise ungewohnte Rhythmik der Vorlagen, die einer prinzipiell anderen Logik folgen als die Linien afroamerikanischer Tradition. „Ich hatte mir bei der Auswahl nichts Spezielles vorgenommen, sondern mich beim Hören von der Musik leiten lassen. Die Wendung ,inspiriert von‘, die jeweils als Untertitel fungiert, ist dabei durchaus ernst zu nehmen“, erklärt der Freiburger Bassist weiter und macht damit klar, warum „Mein Beethoven“ vor allem ein gutes Jazz-Album ist. Denn es macht, was schon immer die Stärke der Improvisation war: Vorhandenes als Ausgangspunkt zu nehmen, um etwas Eigenes zu schaffen.

Ralf Dombrowski


Lausch angriff 7 Fragen an Julia Biel foto: Jenna Foxton

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Was war der letzte Tonträger, den Sie sich gekauft haben?

„The Reminder“ von Feist. Warum haben sie sich dabei für eines dieser Medien entschieden: Vinyl, CD, MP3?

Ich habe das Album schon auf Vinyl, aber ich habe es mir nochmal als Download gekauft, um mit meinen Schülern des „Artist Development“-Programms den Song „The Limit To My Love“ analysieren zu können. Downloads sind im Klassenzimmer viel praktischer.

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Wann waren Sie das letzte Mal im Konzert? Und in welchem?

Bei „Wildflowers“ im The Forge in London. Mein Bassist und Koproduzent Idris Rahman ist auch ein erstaunlich guter Saxophonist. Wildflowers ist sein neues Trio-Projekt:

DEIN

sehr roh, nur Saxophon, Bass und Schlagzeug, aber total hypnotisch.

Bodendielen. Als nächstes steht ein Regalsystem für das Studio an.

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Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?

„This Changes Everything“ (dt. Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima, S. Fischer) von Naomi Klein. Jeder sollte es lesen.

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Welches Talent würde man Ihnen nicht zutrauen?

Ich liebe es, für meine Wohnung maßgefertigte Öko-Möbel zu designen – aus alten Materialien, die ich sammle. Bisher habe ich mir einen Schrank aus den Fensterläden eines alten englischen Herrenhauses gebaut, ein Badezimmerschränkchen aus einer alten Tür, die ich bei mir in der Straße gefunden habe und eine Werkbank für mein Studio aus ausgedienten

Das Geheimnis Ihres Erfolges?

Füttere deine Seele, trau deinem Bauch. Arbeite hart. Mach immer weiter. Sei mitfühlend. Kenne dich selbst. Lass es dir gut gehen …

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Feueralarm. Was retten Sie mit zwei Händen und warum?

Vor ein paar Wochen hätte ich noch gesagt: meinen Kater Oscar, aber er hat die Erde leider verlassen. Jetzt würde ich meine Sicherungsplatte und meine Gitarre mitnehmen, keine Frage! Das Album der Sängerin „Love Letters and Other Missiles“ ist bei Rokit Records/Proper erschienen.

Dann komm am 8. Februar ans music college in Regensburg zum Tag der offenen Tür! Dich erwartet ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm und viele Informationen zur 2bis 3-jährigen Berufsausbildung mit Abschluss am music college, der staatlich anerkannten Berufsfachschule für Pop, Rock, Jazz, sowie Vorspielmöglichkeiten und Probeprüfungen.

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München

weiss-blau gebettet Bayerischer Hof

Die Isarmetropole ist stets für eine Überraschung gut und immer wieder eine Reise wert. Ständig entstehen neue Clubs und attraktive Orte für kulturell Interessierte. Promenadeplatz 2–6, 80333 München, Tel. 089/21 20-0 Nightclub im Bayerischen Hof täglich geöffnet von 22 bis 3 Uhr www.bayerischerhof.de

Cocktails & Musik Bar Gabányi

Beethovenplatz 2, 80336 München, Tel. 089/51 70 18 05 www.bar-gabanyi.de

Junge Szene Milla Club

Der BMW Welt Jazz Award 2015

Holzstraße 28, 80469 München, Tel. 089/18 92 31 01 www.milla-club.de Fotos Gabányi und Milla: Christina Bauer

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as klassische Bild von München mit Bierkultur und Oktoberfest ändert sich gerade. „Die BMW Welt ist mit ihrer wegweisenden Architektur von Coop Himmelb(l)au zu einem Symbol für München geworden“, sagt Helmut Käs, Leiter der BMW Welt. „Als Bild für das moderne München findet man inzwischen die BMW Welt auf den Titelseiten einiger Reiseführer.“ Unter dem Motto „Playing my Guitar“ präsentiert der siebte BMW Welt Jazz Award bei den Sonntagsmatineen im Doppelkegel der BMW Welt sechs aus verschiedenen Nationen stammende, faszinierende Vertreter, die die Bandbreite dieses Instruments kreativ und klanglich ausschöpfen. Der Preisträger wird im Finalistenkonzert am 18. April 2015 im Auditorium der BMW Welt ermittelt. www.bmw-welt.com/de 14


e pOoRr N ta g S I L B E Rr H S Pe E Z I A L

Foto: Tommy Loesch / München Tourismus

Christina Maria Bauer stellt neue Clubs vor

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ünchen ist in vielerlei  Hinsicht eine Musikstadt. Das gilt auch für junge Liveclubs, wo abends von Rock über Pop bis Alternative und von Jazz über Soul bis Funk die Lautsprecher aufgeheizt werden. Hier einige Highlights (nicht nur) für junge Leute.

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MILLa Club, HolzstraSSe 28, 80469 München, Tel. 089/189 23 101, www.milla-club.de

Feste GröSSe in der jungen Münchner Szene In diesem Jahr gehörte er zu den glücklichen Gewinnern des Spielstättenprogrammpreises Rock, Pop, Jazz der Initiative Musik gGmbH. Gespielt werden die im Preis benannten Genres in dem Kellerclub im Glockenbachviertel auch alle, und noch mehr. Entsprechend nicken an einem Abend Jazzfans den Takt mit, am nächsten lauscht das Publikum schwelgerischen Singer-Songwriter-Kompositionen und an einem dritten tobt der Saal bei Alternative Rock. Vergleichsweise kurz ist der Weg zur Milla-Bühne bei den Jam Sessions, die einmal im Mo-

kommt Adriano Prestels Begeisterung für Soul und Funk zugute. Bei mehreren Livekonzerten pro Woche und einer monatlichen Jam Session schwingt der Soul-Sänger oftmals selbst das Mikro und lädt darüber hinaus Bands mit tanzbarem Repertoire ein. Auch Blues, Jazz und Rock’n’Roll sind regelmäßig dabei. Die 2010 initiierte Konzertreihe ist aus der Kongressbar inzwischen nicht mehr wegzudenken. Ein Großteil der Auftritte wird bei freiem Eintritt gespielt. In der warmen Jahreszeit ist auch die Terrasse mit Blick auf den Platz geöffnet.

nat von Studenten der Hochschule für Musik und Theater organisiert werden. Zur vierköpfigen Crew der Betreiber-GmbH gehören unter anderem Musiker, Komponist und Hochschuldozent Gerd Baumann sowie Bassistin Mira Mann. Gestartet im Herbst 2012, hat sich der Milla Club mit fast täglichen Livekonzerten innerhalb von zwei Jahren zu einer festen Größe in der jungen Münchner Musikszene entwickelt. Verlosung

Wir verlosen jeweils 2 x 2 Karten für folgende Konzerte im Milla Club: 18.2. Existenzhengste, 12.3.: Florian Hoefner Group, 23.4.: Levantino. Bitte schreiben Sie eine Mail mit dem Betreff Milla Club und unter Angabe Ihrer Postadresse an silberhorn@nmz.de

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Bar Gabányi, Beethovenplatz 2, 80336 München, Tel. 089/51 70 18 05, www.bar-gabanyi.de

Gastronomie-Veteran Stefan Gabányi, nebenbei auch versiert an den Pianotasten, wollte auch endlich mal eine eigene Livemusikbar haben. Letztlich entstand sie im Herbst 2012 in unmittelbarer Nähe des Beethovenplatzes. Davon profitieren seitdem alle, die gern in stylishem Ambiente Konzerte hören und dabei gepflegt einen Cocktail genießen. Als musikalische Beraterin holte Gabányi Cellistin Fany Kammerlander ins Boot, die wie er bisweilen auch selbst in der Bar auftritt. Es gibt jeweils einen wöchentlichen Konzertabend am Donnerstag. Der

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Kongressbar, Theresienhöhe 15, 80339 München, Tel. 089/452 11 700, www.kongressbar.de

Party Place mit Live-Musik Zu fortgeschrittener Stunde ist diese im Stil der 1950er-Jahre gestaltete Bar am Bavariapark regelmäßig ein Party Place mit hochgradig groovender Livemusik. Wie das traditionelle Wirtshaus nebenan befindet sie sich im Besitz der Familie Sedgwick. Der Bühne 15

Schwerpunkt liegt auf Jazz und Klassik, allerdings gibt es regelmäßig Ausflüge in Richtung Singer-Songwriter, Folk, Pop und, wenn es dem Barchef zusagt, auch mal eines völlig anderen Stils. Im Sommer ist die Gartenterrasse eine nette räumliche Ergänzung. Christina Bauer ist Autorin des Buches „Livejazz in München“, erschienen im MünchenVerlag, einem Imprint der Chr. Belser Gesellschaft für Verlagsgeschäfte (Oktober 2014)

Nur Regionales Stenz

Tee vom Chiemsee, Whisky vom Schliersee, Aperol Spritz aus Traunstein – im Sendlinger Stenz kommen ausschließlich regionale Produkte auf den Tisch. Ein Herzensprojekt zweier Bayern, die an das glauben, was ihre Heimat zu bieten hat. Lindwurmstr. 122, 80337 München, Tel. 089/767 55 388 www.stenz.bayern


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of Talent

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Bildband

„Talent kann man in deN Augen sehen…“

Till Brönner

Linke Seite oben: Usher, unten: Armin Müller-Stahl, rechts oben: Gregory Porter. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Eine andere Facette des Startrompeters Vom oft fotografierten Künstler selbst zum Fotografen: „Talent kann man in den Augen sehen“, konstatiert der 1971 geborene Jazztrompeter Till Brönner. Mit seiner großformatigen Buchveröffentlichung „Faces of Talent“ stellt er nun eine weitere Facette seines Schaffens vor.

Till Brönner: Faces of Talent, 208 Seiten, € 98,00, Text in Deutsch und Englisch, ISBN 978-3-8327-9865-9, Verlag teNeues

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eine Leidenschaft für dieses Metier begann eher zufällig, als er für Julian Benedikts Dokumentarfilm „Jazz Seen“ über den Fotografen William Claxton die Musik beisteuerte. Claxton und Brönner lernten sich damals persönlich kennen und so begann Brönner sich für das Thema Fotografie zu interessieren. Brönner, der selbst Leica-Fan ist, arbeitet mittlerweile seit sechs Jahren intensiv in diesem Bereich. Anders als normale Fotografen muss er nicht um Termi-

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ne für Shootings anfragen, sondern trifft seine Motive, Musiker, Sportler oder Schauspieler unterwegs. In entspannter Atmosphäre lässt es sich dann natürlich anders fotografieren, zumal wenn ein Kollege und Vertrauter auf den Auslöser drückt. So spielt das persönliche Miteinander bei seinen Aufnahmen eine große Rolle. Die Momente, die Brönner in seinem Buch eingefangen hat, sind beeindruckende Portraits, ausnahmslos in schwarz-weiß gehalten, konzentrieren sich auf die Spuren des Lebens in den Gesichtern, den Augen der Künstler und strahlen eine ungeheure Direktheit aus. Die Situationen sind spontan, die Aufnahmen klar, nicht durchgestylt oder künstlich produziert, ohne großen Aufwand, präzise. Am Ende des Buches befindet sich ein Bilderindex mit Texten, in dem der Betrachter nachlesen kann unter welchen Umständen die einzelnen Aufnahmen entstanden sind. Das macht das Ganze noch persönlicher und rundet den Band ab. Unabhängig von Perfektion und der durchgängigen Konzeption seiner Bilder – die große Fotografin Gisèle Freund sagte einmal treffend: „Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera“. Thomas J. Krebs


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Neues vom Bad Boy von moritz Eggert

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as Schöne an der Musik ist, dass ich mit ihr überallhin reisen kann. Damit meine ich jetzt erst Mal nicht das physische Reisen, sondern das gedankliche. Aus aller Welt kommt Musik zu uns, und wenn ich sie höre, bin ich an einem anderen Ort.

Aus den Erinnerungen eines reisenden Bad Boy Für uns Musiker, die wir alle fahrendes Volk sind, ist das Reisen aber auch eine sehr reale Beschäftigung. Wenn ich Leuten erzähle, wo ich überall wegen Konzerten oder Uraufführungen hinfahre, schauen sie oft ganz neidisch. Sie ahnen nicht, dass aufgrund meistens sehr strenger Zeitpläne die Realität ganz anders aussieht. Man kommt an einem Flughafen an, wird abgeholt, ins Hotel gebracht, legt sich kurz hin. Dann sieht man die nächsten Tage nichts anderes als den Frühstücksraum des Hotels, dann das Innere des Kleinbusses, der einen zum Probenort fährt, dann einen Konzertsaal, der meistens exakt so aussieht wie hunderte anderer Konzertsäle auf der ganzen Welt, eine Garderobe, die exakt so aussieht wie überall, dann die Kantine oder das Restaurant nach dem Auftritt, dann das Taxi, dann wieder den Flughafen …

stören und schaute sich selber zu – man gab die Geschichte Amerikas, von den Ureinwohnern bis heute. In diesem Moment beschloss ich, diesen ungastlichen Ort zu verlassen. Auf dem Parkplatz begegnete ich einer einsamen alten Frau. Sie fragte mich, wo denn das Konzert von „Moritz Eggert“ sei. Ich schämte mich, sagte ihr aber die Wahrheit und erklärte ihr, dass das Konzert jetzt leider nicht stattfinden könne. Sie schaute mich verwirrt, aber nicht besonders enttäuscht an, dann ging sie wieder. Einen Tag später flog ich unverrichteter Dinge wieder zurück. Ich hatte in Tijuana keinen einzigen Ton gespielt, seltsamerweise wurde ich aber ausgezahlt. Bis heute weiß ich nicht so recht, ob ich unwissend bei einer Art Geldwäsche für ein Drogenkartell mitwirkte. Ich könnte noch viel mehr solcher Geschichten erzählen, aber leider habe ich keine Zeit dafür. Ich muss nämlich zum Flughafen. Moritz Eggert ist Komponist, Pianist, Performer, Dirigent und Autor, unter anderem im „Bad Blog of Musick“ der nmz.

Aber natürlich habe ich in jedem dieser Länder auch das erlebt, was wir Musiker uns als „Reiseanekdoten“ gerne untereinander erzählen: verrückte, skurrile, unglaubliche, grauenhafte, erschreckende, urkomische, bizarre. Zu den letzteren gehört zum Beispiel die eines Cellisten, dem die Ausreise aus Malaysia verweigert wurde, weil er für „Mr. Cello“ zwar ein Flugticket, aber keinen Personalausweis vorlegen konnte … In Mexiko flog ich einmal nach Tijuana, wo ich am Tag des Konzertes in einen Slum gebracht und dort vor einer Art Ruine abgesetzt wurde. In dieser riesigen leer stehenden und verwahrlosten Schule befand sich überraschenderweise ein großer Konzertsaal mit einem miserablen Flügel. Es gab nur ein Problem: der Flügel hatte keinen Flügelhocker! Als ich nach meiner erfolglosen Suche in den verwaisten Räumlichkeiten auf die Bühne zurückkehrte, probte dort plötzlich eine Amateurtanzgruppe, die – wie sich schnell herausstellte – exakt zur selben Zeit gebucht war wie mein Konzert. Weitere Recherche brachte zutage, dass sehr wohl deren Auftritt in der Zeitung angekündigt war, meiner aber nicht. Zum vertraglich vereinbarten Zeitpunkt des Konzertes war dann aber kein Publikum da, weder für mich, noch für die Amateurtanzgruppe. Die ließ sich davon nicht 30

Impressum Verlag: ConBrio Verlagsgesellschaft mbH, Brunnstraße 23, D-93053 Regensburg, Tel. 0941/945 93-0, Fax -50 www.nmz.de/silberhorn Herausgeber: Theo Geißler, Andreas Kolb Chefredaktion: Ursula Gaisa, Tel. 0941/945 93-17, silberhorn@nmz.de Redaktion: Milena Albrecht, Ralf Dombrowski, Dr. Juan Martin Koch, Claus Lochbihler, Marcus A. Woelfle Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christina Bauer, Oliver Hochkeppel, Thomas J. Krebs, Hans-Jürgen Schaal, Roland Spiegel Anzeigenredaktion: Martina Wagner, Tel. 0941/945 93-35, wagner@nmz.de, Christa Albrecht, anzeigen@conbrio.de Creative Direction: Franziska Erdle, GOLD-UNLIMITED, München Titelfoto: zetto / photocase.com, Icons: Flaticon Foto S. 24: herrrose / photocase.com Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG Erscheinungsweise: 4 Ausgaben pro Jahr, Einzelpreis 3,80 E (Postvertriebsstück), Abo 14,40 E (Ausland 18,80 E) Aboverwaltung/Bestellmöglichkeit: PressUp GmbH, Postfach 70 13 11, 22013 Hamburg, Tel. 040/414 48-466, conbrio@pressup.de


26.06.— 05.07.2015 r e p o r ta g e

www.suedtiroljazzfestival.com www.altoadigejazzfestival.com

Artists Andreas Schaerer’s Vocal Project Soweto Kinch Blue Eyed Hawk Laura Jurd’s Human Spirit Leila Martial Panzerballett Error 404.CH Equally Stupid Matthias Schriefl & MGV Brixen Christian Elsässer Big Band Die Glorreichen Sieben Mark Sanders – Paul Rogers Brass Mask Lauren Kinsella – Dan Nicholls Perhaps Contraption Killing Pope Chris Sharkey Matthew Bourne

Three Trapped Tigers Troyka Alice Zawadsky & Moss Freed Kalle Kalima’s Long Winding Road Sarah Gillespie Melt Yourself Down Alex Bonney Strobes Trickotareco Leon Michener Julia Biel Shivers Natalie Elwood Band Josef Reßle Quinternion and more … 31


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