Welt | Dezember 2024
Eine unabhängige Kampagne von Contentway
GRÜNDERGEIST
Interview | Dagmara Kazakov (Dagi Bee)
MÄDELS, VERTRAUT AUF EUCH SELBST!
Dagi Bee ist nicht nur eine der bekanntesten Influencerinnen Deutschlands, sondern auch erfolgreiche Unternehmerin und Vorbild für unzählige Mädchen. Wie hat sie das geschafft? Hotspot Highlight
Großes Interview
JULIAN DRAXLER 12
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AUFBRUCHSTIMMUNG IN DER START-UP SZENE
In Baden-Württemberg ist die Transformation der Industrie in Umsetzung. Die NXTGN Startup Factory und die INSPIRE BW Hubs tragen durch die Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft und Start-ups entscheidend dazu bei. Interview | Daniel Jung
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ES BRAUCHT MUT, INNOVATIONEN ZU WAGEN!
Um Unternehmergeist zu entfachen, benötigt es Bildung und frühzeitige Förderung in der Schule. Der renommierte deutsche MathematikLerncoach und Unternehmer Daniel Jung über Gründergeist und Digitalisierung. Interview | Gülsah Wilke
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GRÜNDERINNEN MÜSSEN SICHTBARER WERDEN
2hearts-Gründerin Gülsah Wilke fordert mehr Unterstützung und Sichtbarkeit für weibliche Vorbilder.
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GRÜNDERGEIST
Baden-Württemberg - Hotspot Highlight
Aufbruchstimmung in der Start-up Szene
Die baden-württembergische Start-up-Szene ist widerstandsfähig und optimistisch, trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten. Unterstützung �ndet sie an den Hochschulen und durch bundesweite Netzwerke, die eng mit Unternehmen kooperieren.
B
aden-Württemberg ist eine der innovativsten Regionen weltweit und besticht durch ein dynamisches Wirtschaftsnetzwerk. Geprägt wird „The LÄND“ durch global führende Unternehmen, einen technologisch starken Mittelstand, weltweit renommierte Forschungseinrichtungen, wachstumsorientierte Start-ups und eine lebendige Gründungskultur. Die Transformation unserer Wirtschaft erfordert eine weitere Stärkung dieser Innovationsfähigkeit. Herausforderungen wie die Klimakrise, der demografi sche Wandel oder technologische Umbrüche verdeutlichen die Dringlichkeit, zukunftsweisende Innovationen voranzutreiben. Durch die enge Vernetzung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Start-ups werden Ideen und Technologien schneller in marktfähige Produkte entwickelt. Ein lebendiges und unterstützendes Netzwerk ist unverzichtbar, um Wissen, Ressourcen und Inspiration gezielt zusammenzubringen.
Interview mit Dr. Raoul Haschke, Teamleitung hei_INNOVATION @ Universität Heidelberg und Koordinator der INSPIRE BW Hubs. Herr Dr. Haschke, was unterscheidet die NXTGN Startup Factory und die INSPIRE BW Hubs?
Das dreistufi ge Modell der Gründungsförderung in Baden-Württemberg umfasst Hochschulen, regionale INSPIRE BW Hubs und die Startup Factory als Top-Level. Die Hochschulen bieten individuelle Unterstützungsangebote, die INSPIRE BW Hubs verknüpfen diese regional, und die Startup Factory stellt nationale und internationale Förderung bereit. Sie richtet sich an Start-ups, die durch gezielte Finanzierung und ein starkes Netzwerk international skalieren können. Warum ist das Konzept der INSPIRE BW Hubs zukunftsweisend?
Die Hubs fördern synergetische Kooperationen zwischen Hochschulen verschiedener Größen und Disziplinen. Größere Universitäten unterstützen kleinere Institutionen, wodurch Ressourcen effi zienter genutzt werden. Zusätzlich fördert das Matchmaking von Gründenden aus unterschiedlichen Fachbereichen innovative Teams und Start-ups, die international erfolgreich sein können.
Die Innovationsplattform NXTGN Startup Factory und die INSPIRE BW Hubs leisten mit ihren Förderangeboten und Netzwerken in Baden-Württemberg einen entscheidenden Beitrag. Sie unterstützen Gründende dabei, aus ersten Ideen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dabei setzen sie gezielt auf Austausch und Zusammenarbeit von verschiedensten Stakeholdern, um die Innovationskraft des Standorts Baden-Württemberg weiter zu stärken.
Herausforderungen wie die Klimakrise, der demogra�sche Wandel oder technologische Umbrüche verdeutlichen die Dringlichkeit, zukunftsweisende Innovationen voranzutreiben. Welche Rolle spielt Bürokratie ?
Das Ministerium hat den Antragsprozess für die INSPIRE BW Hubs effizient und bürokratiearm gestaltet. Von der Ausschreibung bis zur Bewilligung vergingen weniger als zwei Monate. Dies ermöglicht eine schnelle Umsetzung und Unterstützung der Start-ups, was für den Standort Deutschland besonders wichtig ist. Die INSPIRE BW Hubs werden sich für schlanke Bürokratie im Gründungsprozess einsetzen. Wie wollen Sie konkret die Förderung von Gründerinnen vorantreiben?
Ein zentrales Projekt für Gründerinnen ist das Förderprogramm EXIST-Women. Hier werden wir alle beteiligten Hochschulen vernetzen, um mit gemeinsamen Angeboten eine ganzheitliche Unterstützung für Gründerinnen zu schaffen. Wir werden durch Stipendien und Veranstaltungen die Sichtbarkeit und den Austausch unter Grün-
Es geht um die Scha�ung von Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, dass Gründende, unabhängig vom Geschlecht, ihre Potenziale entfalten können.
Hochschulnetzwerke als Start-up-Schmieden
D
ie sechs INSPIRE BW Hubs in Baden-Württemberg stärken die Gründungskultur und Innovationskraft an Hochschulen. Mit einer Förderung von 29 Hochschulen bietet das Programm eine gezielte Unterstützung für Gründungsteams entlang der gesamten Start-up-Journey. Die Hubs unterstützen dabei, akademische Ideen wirtschaftlich zu verwerten und
Die INSPIRE BW Hubs
1. DeepTechHub (Koordination: Karlsruher Institut für Technologie): Förderung von Deep-Tech-Innovationen.
2. INSPIRE2Start (Koordination: Uni Stuttgart): Fokus auf nachhaltige Startups und Impact-Gründungen.
3. StartupSÜD (Koordination: Uni Ulm): Ausbau eines technologieorientierten Startup-Ökosystems.
Baden-Württemberg als Standort für Start-ups und Investorinnen und Investoren zu profi lieren. Die INSPIRE BW Hubs verbinden Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft, um nachhaltige Innovationen zu fördern und Baden-Württemberg international wettbewerbsfähig weiter zu entwickeln.
4. TriAS (Koordination: Uni Tübingen): Synergien im Bereich Life Sciences und KI.
5. Schwarzwälder Gründergeist (Koordination: Uni Freiburg): Interdisziplinäre Gründungsförderung. 6. Kilometer1 (Koordination: HTWG Konstanz): Netzwerk für Gründungsideen in der Region Alb-Bodensee-Oberschwaben.
Das Hub-Management übernimmt die Universität Heidelberg.
derinnen fördern. Unser Ziel ist es, mehr als 200 Stipendiatinnen in Baden-Württemberg miteinander zu vernetzen und so die kritische Masse zu erzeugen, um starke Vorbilder zu präsentieren und das Thema weiter in den Fokus zu rücken. Welche Hürden sehen Sie für Frauen im Gründungsbereich?
Wir begleiten viele mutige und innovative Frauen. Für sie bedeuten strukturelle Hürden, wie beispielsweise Rollenerwartungen, jedoch oft mehr Aufwand als für Männer. Wir müssen diese Hürden abbauen, damit gleiche Chancen für alle Gründende geschaffen werden. Es geht um die Schaffung von Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, dass Gründende, unabhängig vom Geschlecht, ihre Potenziale entfalten können. Wie können Gründende langfristig erfolgreich begleitet und unterstützt werden?
Wichtig für den Erfolg von Gründenden ist eine langfristige Begleitung durch erfahrene Mentorinnen und Mentoren, die ihr Wissen und ihre Kontakte weitergeben können. In unseren Hubs fördern wir den Austausch und die Vernetzung sowohl mit Expertinnen und Experten als auch anderen Gründenden. Durch Angebote der Hochschulen, der INSPIRE BW Hubs und der NXTGN Startup Factory schaffen wir ein Angebot über die gesamte Start-up-Journey hinweg von der Idee zur Internationalisierung.
Als Transferagentur der Universität Heidelberg steht hei_INNOVATION für Wissens- und Technologietransfer von universitären Forschungsergebnissen in die Gesellschaft und ist die zentrale Anlaufstelle zur Unterstützung und Umsetzung von Transferaktivitäten an der Universität Heidelberg. Sie ist eine Plattform für die Weiterentwicklung zukunftsorientierter Ideen. www.uni-heidelberg.de
Dr. Raoul Haschke,
Teamleitung hei_INNOVATION @ Universität Heidelberg und Koordinator der INSPIRE BW Hubs
Größere Universitäten unterstützen kleinere Institutionen, wodurch Ressourcen e�zienter genutzt werden. Zusätzlich fördert das Matchmaking von Gründenden aus unterschiedlichen Fachbereichen innovative Teams und Start-ups, und deren internationalen Erfolg.
Baden-Würtemberg – Hotspot Highlight
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GRÜNDERGEIST
Innovation für die Zukunft des Mittelstands Die NXTGN Startup Factory steht für Innovation, Unternehmergeist und internationale Zusammenarbeit. Als Plattform für die nächste Generation von Start-ups bringt sie Hochschulen, Unternehmen und Einrichtungen zusammen, um technologische Fortschritte in skalierbare Geschäftsmodelle zu übersetzen. Im Gespräch erläutern Herr Neumann und Frau Dr. Zern-Breuer, wie sie Gründungskultur, Internationalisierung und Nachhaltigkeit fördern – und damit nicht nur den Mittelstand, sondern auch die gesamte Start-up-Landschaft stärken. Herr Neumann, welche Ziele verfolgt die NXTGN Startup Factory und wie pro�tieren Start-ups und Mittelstand davon?
international gemischte Teams und Fachkräftekampagnen schaffen wir Win-win-Situationen für Unternehmen und Talente weltweit.
NXTGN ist ein Zusammenschluss führender Hochschulen, Unternehmen und Einrichtungen in Baden-Württemberg. Ziel ist es, wissenschaftliche Exzellenz in erfolgreiche Geschäftsmodelle zu übersetzen und den deutschen Mittelstand mit innovativen Technologien zu stärken. Mit „Applied Deep Tech“ schaffen wir Synergien zwischen Forschung und Wirtschaft, fördern Skalierung auf internationaler Ebene und bereiten die nächste Generation von Unternehmerinnen und Unternehmern bestmöglich auf den Markt vor.
Wir haben bis 2030 klare Ziele wie 500 skalierbare Start-ups, 10.000 neue Arbeitsplätze und eine Milliarde Euro Venture-Capital. Diese Zahlen sind ambitioniert, aber durch unsere internationalen Netzwerke und die Vorarbeit, die wir leisten, sehen wir das als gut erreichbar. Besonders wichtig ist uns auch der Fokus auf Female Founders, um Frauen in technischen Bereichen zu fördern.
Frau Dr. Zern-Breuer, warum ist ein Umdenken in der Gründungskultur so wichtig, und wie fördern Sie es?
Frau Dr. Zern-Breuer, wie beurteilen Sie die Start-up-Kultur an deutschen Hochschulen und welche Verbesserungen wären nötig?
Deutschland fehlt es oft an Risikobereitschaft und Mut. Wir arbeiten daran, die Einstellung zum Risiko und Scheitern zu ändern, indem wir Studierende frühzeitig in reale Start-upProjekte einbinden. Gleichzeitig sehen wir Scheitern nicht nur als Teil des Prozesses, sondern fördern durch exzellente Programme aktiv die Fähigkeit, nach Rückschlägen wieder aufzustehen. Unser Fokus liegt auf langfristigen Lösungen, die Unternehmergeist und Eigenverantwortung stärken. Herr Neumann, wie adressieren Sie die internationalen Herausforderungen und den Fachkräftemangel?
Mit neuen Programmen zur Internationalisierung planen wir, Start-ups zu unterstützen, um frühzeitig globale Märkte zu erschließen, etwa durch Kooperationen in Europa und Indien. Der Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung, doch durch gezielte Initiativen wie
Welche Ziele hat die Startup Factory, Herr Neumann?
Es fehlt an englischsprachigen Studiengängen, um internationale Talente anzuziehen. Da ist noch Potenzial, um die Internationalität zu stärken. Gleichzeitig müssen auch Städte und Behörden aktiv dazu beitragen, bürokratische Hürden zu senken, damit der Standort Deutschland für Start-ups konkurrenzfähig bleibt. Wie möchten Sie die nächste Generation von Start-ups nachhaltig prägen?
Wir setzen klare Kriterien für Start-ups, insbesondere im Bereich ESG. Langfristig wünschen wir uns, dass die Startup Factory als internationaler Anziehungspunkt für Gründende bekannt wird, die über unsere Netzwerke und Unterstützung zu erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern werden. Es geht uns nicht nur um Zahlen, sondern um das Erschaffen stabiler, vertrauensvoller Netzwerke, die langfristig eine positive Stimmung erzeugen und den Start-up-Erfolg nachhaltig fördern.
Die Transformation zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft gelingt nur mit einem vitalen Start-up-Ökosystem. Um die passenden Bedingungen hierfür zu scha�en, verbindet NXTGN Start-ups, Wissenschaft und Wirtschaft. Das Ziel: Eine Next Generation Mittelstand, die vielfältig, erfolgreich, innovativ und kollaborativ agiert. join-nxtgn.com
Dr. Rubina Zern-Breuer,
Leiterin Transfercenter TRACES Universität Stuttgart
Thomas Neumann,
Leiter KIT-Gründerschmiede Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Mit NXTGN vernetzen wir das Startup-Ökosystem in The Länd und mit den führenden Startup Hotspots der Welt. Wir sind die Plattform für Applied Deep Tech und die Next Generation Mittelstand.
Wissen vernetzt: Wie NXTGN Baden-Württemberg transformiert NXTGN ist die Innovationsplattform aus Baden-Württemberg. Sie verbindet Startups, Wissenschaft und Wirtschaft. Der Verbund hinter NXTGN besteht aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Universität Stuttgart, Universität Heidelberg, Universität Ulm, Hochschule der Medien (HdM), IPAI (Innovation Park Arti�cial Intelligence) und den Campus Founders. Mit der NXTGN GmbH wird der Verbund durch privatwirtschaftliche Anchor Partner und den Anchor VC Mätch VC erweitert.
Die Services von NXTGN setzen an den individuellen Bedürfnissen der Stakeholdergruppen an: NXTGN fördert Talente im Innovationsbereich und hilft dabei, Gründungsideen zu realisieren sowie Startups zum Wachsen zu bringen. Außerdem unterstützt NXTGN Unternehmen durch maßgeschneiderte Kollaborationsangebote in ihrer nachhaltigen Transformation und bietet eine Plattform für einen gewinnbringenden Austausch der Entrepreneurship-Lehrenden, um so den wissenschaftlichen Transfer durch Gründungen zu fördern.
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GRÜNDERGEIST
GRÜNDERGEIST
AUSGABE #165 Campaign Manager: Alia Fahda Geschäftsführung: Nicole Bitkin, Jessica Preine Head of Content & Media Production: Aileen Reese Redaktion und Grafik: Aileen Reese, Nadine Wagner, Caroline Strauß Text: Thomas Soltau, Julia Butz, Katja Deutsch, Armin Fuhrer Coverfotos: Nelson Ndongala, Uni Heidelberg, Presse Distribution & Druck: Die Welt, 2024, Axel Springer SE Contentway Wir erstellen Online- und Printkampagnen mit wertvollen und interessanten Inhalten, die an relevante Zielgruppen verteilt werden. Unser Partner Content und Native Advertising stellt Ihre Geschichte in den Vordergrund. Die Inhalte des „Partner Content“ und „Hotspot Highlight“ in dieser Kampagne wurden in Zusammenarbeit mit unseren Kunden erstellt und sind Anzeigen. Für die Lesbarkeit verwenden wir das generische Maskulinum. Die Formulierungen sprechen alle Geschlechter gleichberechtigt an. Herausgegeben von: Contentway GmbH Neue Burg 1 DE-20457 Hamburg Tel.: +49 40 87 407 400 E-Mail: info@contentway.de Web: www.contentway.de
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WEITERE INHALTE 6. Deutschland fördert 8. Céline Flores Willers 8. Gülsah Wilke 12. Julian Draxler 16. Dagibee
19. Fränzi Kühne 20. Daniel Jung 22. Marcus Diekmann 24. Marc S. Tenbieg
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Neue, innovative und nachhaltige Services und Produkte anzubieten, ist für Unternehmen ein wichtiger Hebel, um ihre Kunden immer wieder zu begeistern.
Noch während der Uni ein Start-up zu gründen, kann gut funktionieren, wenn man sehr viel Energie und Disziplin hat.
Innovation als Zustand
Durch die Bachelorarbeit direkt ins eigene Business
Neue Unternehmerhelden braucht das Land EINLEITUNG
Deutschland steht vor einer seiner größten Herausforderungen: dem digitalen und technologischen Wandel. Unsere Welt verändert sich schneller als je zuvor, und die traditionellen Industrien, auf denen unser Wohlstand beruht, drohen, den Anschluss zu verlieren.
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Foto: eyecatchme.de
m den Innovationsstandort Deutschland wieder zu reanimieren, brauchen wir ein gemeinsames Ziel: Technologien, die uns ein nachhaltiges Leben im Einklang mit unserem Planeten ermöglichen, ohne dabei auf unseren Lebensstandard und unsere Flexibilität zu verzichten. Welchen Effekt ein solches „Moonshot-Projekt“ haben kann, sieht man in den USA: Das Silicon Valley ist eine Folge des größten staatlich geförderten Entwicklungsprojekts aller Zeiten: der Mondlandung. Die Köpfe, die an dieser Mission beteiligt waren, haben das „Unmögliche“ möglich gemacht – und so ein 10x-Mindset entwickelt. Viele der wertvollsten Unternehmen aus dem Silicon Valley weisen eine direkte Linie zum Projekt Mondlandung auf. Ihre Gründer haben wiederum in andere Unternehmen investiert und sie als Mentoren begleitet. So ist eines der mächtigsten Ökosysteme der Welt entstanden: viel Kapital, Technologieexpertise und vor allem viele Pioniere sind im Silicon Valley auf engem Raum versammelt. Ein solches Flywheel brauchen wir auch am Standort Deutschland: Wir haben herausragende Universitäten, viel Grundlagenforschung und nach wie vor führende Ingenieurskunst. Was uns aktuell oftmals noch fehlt, ist der Mut und das Kapital, um die Entwicklungen von den Laboren und Forschungszentren auf die Straße zu
bringen und international relevante Unternehmen aufzubauen. Hier sehe ich neben der Forschung auch die Wirtschaft und Politik in der Verantwortung: Wir müssen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und den Zugang zu Kapital ermöglichen. Anstelle von einem pauschalen „Das haben wir schon immer so gemacht“ brauchen wir einen „First Principles Thinking“-Ansatz. Die gute Nachricht: Es gibt Lichtblicke. München ist auf dem besten Weg, mit Unternehmen wie dem eVTOL-Pionier Lilium und dem Robotik-Unternehmen RobCo zu einem relevanten Zukunftsstandort zu werden. Die Köpfe hinter diesen Unternehmen – Daniel Wiegand und Roman Hölzl – sind für mich zwei deutsche Pioniere, die Hoffnung machen. Sie bauen an dem nächsten Porsche oder Miele und könnten in den nächsten Dekaden Arbeitsplätze und Kapital für Deutschland sichern. Denn erst, wenn wir Innovation als Chance begreifen und die mutigen Köpfe in unserem Land in ihrem Vorhaben unterstützen, kann es uns gelingen, zu den USA und China aufzuschließen und eine aktive Rolle im Wandel unserer Welt einzunehmen. Das Rennen um die großen KI-Modelle haben wir durch zu hohe Energiepreise und fehlende Chips bereits verloren – aber es gibt noch viele weitere, wichtige neue Industrien und kluge Köpfe in unserem Land, die unsere Unterstützung brauchen.
Frank Thelen, Gründer & CEO, Freigeist Capital
Was uns aktuell oftmals noch fehlt, ist der Mut und das Kapital, um die Entwicklungen von den Laboren und Forschungszentren auf die Straße zu bringen und international relevante Unternehmen aufzubauen. Also: Lasst uns große Visionen ernst nehmen, gemeinsame Ziele verfolgen und vor allem: uns gegenseitig unterstützen und nicht jeden mutigen Schritt nach vorne direkt im Keim ersticken. Wir sollten Erfolge feiern, Scheitern zur Reflexion nutzen und die Pioniere in unserem Umfeld unterstützen. Nur so bleibt Europa ein bedeutender Standort und darf international mit entscheiden. ANZEIGE - ADVERTORIAL
GEHEIMREZEPT – SO MACHT INVENT MITARBEITERBINDUNG EINFACH Eine hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern ist in der heutigen Zeit ein großes Thema. Deshalb ist es essenziell für den Unternehmenserfolg, in Mitarbeiterbindung zu investieren. Seit über 30 Jahren bietet INVENT Marketing & Tourismus GmbH mit den Hotel-Erlebnisschecks die perfekte Mitarbeiterbindungsmaßnahme. Schaffen Sie positive Erinnerungen und emotionale Erlebnisse, die mit Ihrem Unternehmen in Verbindung stehen. Perfekt eignen sich dafür die Hotel-Erlebnisschecks und Loyalty-Programme von INVENT – mit einem entspannten Kurzurlaub für zwei fördern Sie ebenjene emotionale Bindung nachhaltig und bleiben als Unternehmen in bester Erinnerung! Das Herzstück der INVENT Hotel-Erlebnisschecks bilden die zahlreichen Partnerhotels. Eines von diesen ist das HKK Hotel Wernigerode**** in Sachsen-Anhalt. Nähere Informationen unter: www.invent-europe.com
HKK HOTEL WERNIGERODE****
Kreativität braucht Raum Nur 100 Meter von der Altstadt entfernt verbringen Sie hier Ihre Tage umgeben von wunderschönen Bergen und Wäldern. Die perfekte Location für Businessreisen und Tagungen. Lassen Sie sich vom Harz und Wernigerode inspirieren. Ihre Tagung findet in erstklassigem Rahmen statt, damit auch die Ergebnisse stimmen und die Kreativität sprühen kann. Platz für Ideen in dem großzügigen Saal „Wernigerode“ mit 565 m2 oder effektive Meetings in den Tagungsräumen „Thale“ bis „Braunlage“. Perfekt durch das Bankett-Team organisiert und betreut wird Ihr Event zu einem vollen Erfolg. Ganz gleich, welche Art von Veranstaltung Sie planen – hier finden Sie den passenden Rahmen. Ob Tagung, Meeting, Seminar, Feierlichkeit oder auch Messe, Konferenz und Produktpräsentation – das HKK Hotel Wernigerode**** verfügt über geeignete Tagungsräume.
Nutzen Sie das Hotel für eine Tagung oder Businessreise mit dem Hotel-Erlebnisscheck „WellCome“: www.invent-europe.com/ produkte/hotel-erlebnisschecks
Berenberg – Partner Content
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GRÜNDERGEIST
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Mehr als Kapital Die Leidenschaft von jungen Unternehmern unterstützen und Innovation fördern: Die ganzheitliche Beratung von Start-ups umfasst weit mehr als eine Finanzspritze.
W
enn die ersten Finanzierungsrunden erfolgreich absolviert sind, aber noch zu wenig Cashflow oder Erträge da sind, ist es für viele Start-ups schwierig, für klassische Investmentbanken interessant zu sein und die nächsten Schritte in der Weiterentwicklung eines jungen Unternehmens erfolgreich gehen zu können. Insbesondere, wenn die weiteren Finanzierungsrunden anstehen und die Fragen nach der strategischen Ausrichtung differenzierter werden, wie beispielsweise von einem Venture Capital Fonds oder einem strategischen Investor. Gerade an diesem Punkt ist es wichtig, einen Investor als verlässlichen Partner an seiner Seite zu wissen und damit sicherzustellen, welche nächsten Finanzierungsschritte die richtigen sind, um auch die Folgeschritte durchdacht und leichter zu gestalten. Denn werden in den ersten Finanzierungsrunden Fehler gemacht, wird es immer schwieriger, diese später zu korrigieren. Genau in dieser Phase betreut Berenberg, Deutschlands älteste Privatbank, Startups ganzheitlich mit Investitionslösungen und individueller Beratungsdienstleistung. Ein Beispiel ist die Partnerschaft mit der KI-basierten Recruitingfi rma Empion. Das HR-Start-up sammelte bis heute rund 9 Millionen US-Dollar durch Venture Capital, Business Angels und staatliche Fördermittel ein. Im Gespräch mit Oliver Meinschien, Teamleiter Young Entrepreneurs bei Berenberg und Dr. Annika von Mutius, EmpionCo-Gründerin und Co-CEO.
Gründergeist ist eines der Themen, die Berenberg besonders am Herzen
liegen. Wie betreut die Privatbank junge Unternehmen? Oliver Meinschien: Zu Beginn stehen
häufi g die Eröff nung einer Kontostruktur sowie erste Liquiditätslösungen und Währungsmanagement. Insbesondere bei späterphasigen Start-ups, die beispielsweise Geld von ausländischen Venture Capital Fonds eingesammelt haben, können wir bei ersten Devisentransaktionen helfen und damit mögliche nicht vorteilhafte Konditionen umgehen. Zudem bringen wir unsere Gründer mit anderen Unternehmern, Investoren oder Business Angels zusammen und vernetzen in alle Geschäftsbereiche der Bank. Beispielsweise zeigen wir auf, was es heißt, an die Börse zu gehen und wie man sich hier bestmöglich positioniert. Das bedeutet, dass Sie nicht in der Friends & Family-Phase starten? Oliver Meinschien: Unsere Zusammen-
arbeit beginnt bereits nach den ersten Finanzierungsrunden. Für den weiteren Ausbau wird ein Venture-Strategy-Team die Start-ups als Partner begleiten und in allen weiteren Schritten unterstützen. Der maßgebliche Vorteil unserer Beratung ist unsere Schnelligkeit und Agilität. Wir sind kleiner als eine Großbank, aber groß genug, um eine Relevanz zu haben und über ein großes Netzwerk zu verfügen. Das ist ein Riesenvorteil für die Start-ups. Jeder der einzelnen Bereiche bei Berenberg, ob Investment Banking, Corporate Banking oder Wealth and Asset Management, arbeitet eng und verzahnt miteinander.
Frau von Mutius, können Sie dies bestätigen? Annika von Mutius: Absolut. Bei einigen
Bankhäusern, mit denen wir zu Beginn unserer Gründung sprachen, hätte allein die Eröff nung eines Kontos drei Monate gedauert. Das sind Zeitdimensionen, die für uns unvorstellbar erschienen. Hinzu kommt aber auch die persönliche
Oliver Meinschien,
Dr. Annika von Mutius,
Der maßgebliche Vorteil unserer Beratung ist unsere Schnelligkeit und Agilität.
Unser Ziel ist es, mit dem Recruiting-Modell die Qualität des Matchings zwischen Bewerber und Unternehmen signi�kant zu verbessern.
Teamleiter Young Entrepreneurs bei Berenberg
Ebene, die hier von Beginn an stimmte: feste Ansprechpartner und eine Expertise, auf die wir uns verlassen können – und sogar selbst noch sehr viel lernen. Insbesondere da unser gesamter Fundraising-Prozess nur wenige Wochen dauerte. Gerade an diesem Punkt ist es besonders wichtig, einen guten Plan für das Geld zu haben. Wo liegen Ihre Schwerpunkte? Annika von Mutius: Wachstum hat für
uns einen großen Stellenwert und Kapital ist ein wichtiges Element. Unser Ziel ist es, mit dem Recruiting-Modell die Qualität des Matchings zwischen Bewerber und Unternehmen signifi kant zu verbessern. Daher ist unser Produktteam auch das mit Abstand größte. Eher unüblich für ein junges Start-up ist auch, dass wir kürzlich ein Unternehmen dazukauften: Zalvus, bereits 2015 gegründet, setzt ebenfalls auf KI-Anwendungen. Das alles ist noch recht frisch und nur ein Beispiel dafür, dass auch Wachstumsstrategien flexibel sein können. Organisches Wachstum muss nicht immer der einzige Weg sein.
Empion-Co-Gründerin und Co-CEO
Empion konnte bereits sehr früh Erfolgszahlen melden. Welche Möglichkeiten der Finanzierung bietet Berenberg für Start-ups, die vielleicht noch nicht so weit sind? Oliver Meinschien: Wir erweitern
derzeit unser Venture-Strategy & Debt-Team für Start-ups, die einen klaren und absehbaren Weg zur Profitabilität haben, diese aber aktuell noch nicht aufzeigen können und daher nicht auf klassischem Wege fi nanzierbar sind. Das ist eines der Themen, mit denen wir vielen Start-ups helfen können und für die es sehr viel Know-how und Netzwerk benötigt. Ein Segment, das in Deutschland noch nicht populär ist, aber werden wird. Annika von Mutius: Gerade da Unternehmen nun gezwungen sind, etwas konservativer zu agieren, kommen andere Finanzierungsformen überhaupt erst infrage. Venture Debt ist eine der Varianten, die dabei besonders sinnstiftend sein kann.
Über Berenberg Berenberg wurde 1590 gegründet und gehört heute mit den Geschäftsbereichen Wealth and Asset Management, Investmentbank und Corporate Banking zu den führenden europäischen Privatbanken. Das Bankhaus mit Sitz in Hamburg wird von persönlich haftenden Gesellschaftern geführt und hat eine starke Präsenz in den Finanzzentren Frankfurt, London und New York. Als traditionsreiche Bank mit starkem Fokus auf Wandel und Wachstum legt Berenberg großen Wert auf innovative Ideen und Geschäftsmodelle. Das Kompetenzteam Young Entrepreneurs im Bereich Wealth Management berät Start-ups und junge Unternehmerinnen und Unternehmer bereits in den frühen Gründungsphasen und begleitet sie auf ihrem weiteren Weg hin zur Marktreife.
Mehr Informationen über Berenberg �nden Sie unter: www.berenberg.de Mehr Informationen über Empion �nden Sie unter: www.empion.io
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GRÜNDERGEIST
Deutschlands Zukunft aktiv gestalten Gründergeist und Mittelstand sind das Rückgrat der Nation. Dennoch hinken viele deutsche Unternehmen in puncto Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Automatisierung im internationalen Vergleich noch immer hinterher. Zahlreiche Länder, Regionen und Kommunen wie auch Banken und Unternehmen haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, mutige Gründerinnen und Gründer zu fördern, den Mittelstand zu stärken und somit die Wirtschaft voranzutreiben.
BERENBERG BANK Seite: 5 DEVELUP Seite: 13
STADT ESSEN Seite: 18 HKK HOTEL WERNIGERODE Seite: 4
IN|DIE REGION WESTFALEN Seite: 15
BRANDENBURG Seite: 9
INNOCLUB Seite: 14 WIRTSCHAFTFÖRDERUNG DÜSSELDORF Seite: 17
FRANKFURTH WIRTSCHAFTSFÖRDRUNG Seite: 21
FUTURESAX GMBH Seite: 10
RSM EBNER STOLZ Seite: 23
STADT CHEMNITZ Seite: 11
DEEPTECHHUB/KIT Seite: 2 KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE (KIT) Seite: 2/3 INSPIRE2START/UNI STUTTGART Seite: 2 WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG SINDELFINGEN GMBH Seite: 22 SCHWARZWÄLDER GRÜNDERGEIST/ UNI FREIBURG Seite: 2
STARTUPSÜD+/ UNI ULM Seite: 2
TRIAS/UNI TÜBINGEN Seite: 2
KILOMETER1/HTWG KONSTANZ Seite: 2
BONVENTURE MANAGEMENT GMBH Seite: 26 WERK1 Seite: 24
MUNICH INNOVATION ECOSYSTEM GMBH Seite:25
BAYERISCHER BAUINDUSTRIEVERBAND E.V. Seite: 27
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Durch die Bachelorarbeit direkt ins eigene Business PERSPEKTIVEN
Noch während der Uni ein Start-up zu gründen, kann gut funktionieren, wenn man sehr viel Energie und Disziplin hat. Text: Katja Deutsch Foto: cottonbro studios/pexels
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in Unternehmen neben dem Studium zu gründen, bietet viele Vorteile, doch mal eben „nebenbei“ funktioniert es nicht. Gründen erfordert vollen Einsatz – genau wie das Studium auch. Oft wird deshalb erst am Ende des Studiums, im Zuge der Bachelor- oder Masterarbeit der Wunsch wach, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in Form eines Start-ups zur Marktreife zu bringen. Aus der Uni heraus zu gründen, hat den Vorteil, dass man im Normalfall noch keine familiären Verpflichtungen hat und örtlich wie zeitlich flexibel arbeiten kann. Somit bleiben jede Menge Energie und Leidenschaft, um an neuen Ideen zu forschen und diese zu verwirklichen.
Bei guten Ideen kann es sogar vorkommen, dass Professoren zu den ersten Investoren zählen.
An einer Hochschule hat man Zugriff auf enormes Wissen, Fertigkeiten und Ressourcen, die bei einer Unternehmensgründung helfen können, es gibt entsprechende Labore, die beste Technologie, und vor allem gibt es potentielle Mitgründer, nämlich seine Kommilitonen. Einer der Hauptgründe, warum Start-ups scheitern, liegt in einem schlecht kooperierenden Team. Nach mehreren gemeinsam verbrachten Semestern weiß man jedoch, wie die potentiellen Mitgründer arbeiten, wie verlässlich, sozial, diszipliniert, engangiert und innovativ sie sind – also ob man sie unbedingt im Boot haben möchte oder eher nicht. Viele Professoren und wissenschaftliche Mitarbeitende stehen zusätzlich als Ansprechpartner bereit, und können wertvollen Input liefern. Manche Hochschulen haben auch ein professionelles Gründerzentrum auf dem Campus integriert, wo Studierende in allen Fragen der Gründung Beratung und Unterstützung erhalten. Häufig bieten diese ihren Studierenden spezielle Programme, Kurse oder Inkubatoren an, die den gesamten Gründungsprozess unterstützen. Bei guten Ideen kann es sogar vorkommen, dass Professoren zu den ersten Investoren zählen. Die wichtigste Frage für Gründer lautet nach wie vor: Wer braucht mein Produkt
oder meine Dienstleistung? Diese Frage sollte man durchaus vielen Menschen stellen, um eine ehrliche Antwort zu erhalten. Wenn man nun seine Zielgruppe kennt, sollte man seinen Unique Selling Point definieren, der das neue Produkt von der Konkurrenz abhebt. Erst dann beginnt der lange und aufwendige Weg der Produktentwicklung bis zur Marktreife, der Preisgestaltung, der Suche nach Absatzmöglichkeiten, und dem Wichtigsten überhaupt: Geldgeber und Kunden. Dazwischen müssen unzählige Formalitäten, Anmeldungen, Einwilligungen usw. beantragt und ausgefüllt werden. Immatrikulierte Gründer können übrigens weiterhin BAFöG erhalten. Erwirtschaftet man jedoch mehr als 5.400 Euro Gewinn pro Jahr, wird es gekürzt bzw. gestrichen. Hier kann ein Steuerberater dabei helfen, den Gewinn offiziell und legal zu minimieren. Kindergeld dagegen wird einkommensunabhängig gezahlt. Wichtig ist jedoch, weiterhin immatrikuliert zu bleiben. Kindergeld wird bis zum Ende der ersten Ausbildung gezahlt, höchstens jedoch bis zum Alter von 25 Jahren. Studierende Gründer können familienversichert bleiben, wenn sie nicht mehr als 520 Euro pro Monat dazuverdienen (ab 2025 538 Euro).
An einer Hochschule hat man Zugriff auf enormes Wissen, Fertigkeiten und Ressourcen, die bei einer Unternehmensgründung helfen können.
Wer früh beginnt, ist klar im Vorteil U N T E R N E H M E N S N A C H FO LG E
Die Nachfolgeregelung in mittelständischen Unternehmen ist eine besondere Herausforderung und bedarf einer guten Vorbereitung. Text: Armin Fuhrer Foto: Mediensturmer/unsplash
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rgendwann ist es in jedem Unternehmen so weit: Die Person, die vielleicht schon seit vielen Jahren an der Spitze stand, tritt ab. Für diesen Schritt kann es ganz unterschiedliche Ursachen geben, zum Beispiel hat er oder sie ein gewisses Alter erreicht, leidet an gesundheitlichen Problemen oder möchte ganz einfach das
Leben genießen. Dann muss eine Regelung für die Nachfolge an der Unternehmensspitze gefunden werden. Dieser Vorgang muss wohl überlegt und geplant sein und benötigt Zeit. Und so lautet der Rat der Experten: Wer früh genug mit dem Übergang beginnt, ist klar im Vorteil. In Familienbetrieben herrscht oft der Wunsch vor, die Unternehmensführung in die Hände des eigenen Nachwuchses zu legen. Wenn dieser Wunsch beim Sohn, bei der Tochter oder bei den Enkeln auf Gegenliebe stößt, sollte der potenzielle Nachfolger oder die Nachfolgerin so frühzeitig wie möglich in die Geschäftsführung eingearbeitet werden.
Denn so kennen sie die Herausforderungen und Tricks, die Kunden und Lieferanten und die Mitarbeitenden bei der Übernahme bereits – ein großer Vorteil, der viele Startschwierigkeiten vermeiden helfen kann. Das gleiche gilt auch für den Fall, dass ein Management-ByOut (MBO), also eine Lösung mit einer firmeninternen Führungskraft, gefunden werden soll. Sie hat den Vorteil, dass diese Mitarbeitenden das Unternehmen schon von innen kennen und eine Nachfolge geräuschlos vollzogen werden kann.
Experten raten, mindestens drei Jahre, besser aber fünf bis sieben Jahre vor den geplanten Übernahme, mit der Suche nach einem geeigneten Kandidaten oder einer Kandidatin zu beginnen. Dieser Zeitraum sollte vor allem dann veranschlagt werden, wenn eine Regelung aus der eigenen Familie oder dem eigenen Unternehmen nicht möglich oder nicht erwünscht ist. Denn in diesem Fall kann die Suche sehr zeitaufwendig werden, und wenn die geeignete Person schließlich gefunden ist, liegen noch die Verhandlungen über die Vertragsbestimmungen und den Übernahmodus an. Derjenige, der das Ruder aus der Hand gibt, sollte sich am Anfang klar machen, was für ihn das wichtigste ist: Möchte er sein Unternehmen in erster Linie auch in Zukunft auf der Erfolgsspur sehen? Oder ist ihm der Verkaufspreis am wichtigsten? Ist
es vielleicht das Ziel, auch in Zukunft bei strategischen Entscheidungen noch mitmischen zu können? Oder möchte er vielleicht seine Firma unter dem Dach eines größeren Unternehmens sehen? In diesem Fall kommt ein Verkauf in Frage, das sogenannte Institutionelle-Buy-Out.
Doch ganz gleich, zu welcher Lösung man sich entschließt: Wichtig ist es stets, den Verhandlungsprozess möglichst klar zu strukturieren. Wichtige Elemente dieses Prozesses sind das erste Gespräch mit den potenziellen Kandidaten, das Erstellen einer Absichtserklärung bis hin zur Unterzeichnung des Vertrages. Die Vertragsverhandlungen sollten von einer M&A-Beratung begleitet werden, denn es sind viele Probleme zu lösen und Klippen zu umschiffen. Das gilt insbesondere für Steuer- und Rechtsfragen. Und noch einen guten Tipp haben die Experten parat: Weil das Leben manchmal unliebsame Überraschungen mit sich bringt, ist ratsam, einen Plan B in der Tasche zu haben.
Derjenige, der das Ruder aus der Hand gibt, sollte sich am Anfang klar machen, was für ihn das wichtigste ist.
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GRÜNDERGEIST
Wenn ein Start-up neu denkt und Dinge anders und besser macht, müssen die Großen nachziehen. FEMALE LEADERSHIP
Céline Flores Willers, LinkedInInfluencerin sowie Gründerin und CEO der People Branding Company, weiß, wie wichtig Pioniere für den technischen Fortschritt sind. Denn sie denken nicht in vorhandenen, starren Strukturen, sondern ganz neu – und setzen schnell um. Text: Katja Deutsch Foto: Presse, Mikael Blomkvist/pexels
48 Obwohl die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland weiblich ist, werden nur zwei von zehn Start-ups von Frauen gegründet.
Gründerinnen müssen sichtbarer werden FEMALE LEADERSHIP
Europas größtes Netzwerk für Menschen mit Migrationsvordergrund, 2hearts, umfasst mehr als 3.000 Mitglieder, ein großes Netzwerk von Angel-Investoren und mehr als 200 Mentoren. 2hearts-Gründerin Gülsah Wilke fordert mehr Unterstützung und Sichtbarkeit für weibliche Vorbilder.
Gülsah Wilke, Digitalunternehmerin, Advisor & Investorin
Text: Katja Deutsch Foto: Presse, Meghan Lamle/unsplash
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is zum Jahr 2030 soll jedes dritte Unternehmen von einer Frau gegründet werden – das ist eines der Ziele der Innovationsagenda 2030 des Bundesverbands Deutsche Startups, an der Gülsah Wilke mitgearbeitet hat. Denn obwohl die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland weiblich ist, werden nur zwei von zehn Start-ups von Frauen gegründet. Deshalb wünscht sich die Unternehmerin, dass das Thema Unternehmertum bereits in der Schule behandelt wird. „Damit einher geht das Thema Sichtbarkeit: You can’t be what you can’t see! Junge Frauen brauchen Vorbilder – Gründerinnen, die von ihren Erfolgen und auch Misserfolgen berichten. Dass Gründerinnen kaum bekannt sind, liegt auch an ihrer mangelnden Sichtbarkeit. Medien und Netzwerke wie 2hearts sind hier unglaublich wichtig.“ Sichtbarkeit und das Aufzeigen von Vorbildern spielen bei 2hearts neben dem Thema Migrationshintergrund eine große Rolle. Das größte Vorbild für Gülsah Wilke selbst ist Melinda French Gates. Die Philanthropin und Milliardärin gründete 2015 Pivotal Ventures, das sich auf unterrepräsentierte Gründergruppen, insbesondere Frauen, konzentriert. „Melinda
Junge Frauen brauchen Vorbilder – Gründerinnen, die von ihren Erfolgen und auch Misserfolgen berichten. French Gates zeigt, wie man viel Kapital gewissenhaft und an den richtigen Stellen einsetzt. Sie investiert in Unternehmerinnen mit gesellschaftlicher Relevanz – und mit Fokus auf Rendite“. Gülsah Wilke leitet das deutsche Büro von DN Capital, einem europäischen Risikokapitalfonds. Sie setzt sich dafür ein, dass Gründerinnen Familie und Beruf besser vereinbaren können, zum Beispiel indem Kinderbetreuungskosten steuerlich voll absetzbar sind, Elterngeld unbürokratisch beantragt werden kann und der Mutterschutz nach der Geburt endlich auch selbständigen Frauen zugestanden wird. Auch wünscht sie sich dringend mehr Investorinnen, die ihrerseits in Frauen investieren, denn über 84 Prozent der Gründerinnen geben an, bei der Kapitalvergabe benachteiligt zu werden. Auch hier könnte der Staat regulierend eingreifen.
Stunden lang im elektrisierenden Mindset von Pionieren zu verbringen, mag bei manch einem zu Erschöpfung führen – bei Céline Flores Willers ist das Gegenteil der Fall, ihr gibt es Power. „Auf der Bits & Pretzels, von der ich gerade komme, habe ich tatsächlich intensiv Gründer-Mindset und -Luft getankt“, sagt sie und strahlt. Die Gründerin und CEO der People Branding Company sieht in den heutigen Pionieren genau die gleiche, zeitlose Unternehmens-DNA wie sie die Unternehmensgründer vor 50 Jahren hatten: Sie alle verbindet ein starkes Freiheits- und Gestaltungsbestreben. „Was uns Gründer noch verbindet: wir sind alle leistungs- und erfolgsgetrieben“, erklärt Deutschlands bekannteste LinkedIn-Influencerin. „Wir wollen mit dem, was wir machen, erfolgreich sein. Wir möchten damit Gehälter zahlen. Wir möchten damit vielleicht sogar die Welt verbessern. Und für mich persönlich ist besonders wichtig, dass ich ein Unternehmen bauen kann, in dem ich die Regeln komplett selbst gestalte – und mich nicht irgendwelchen Standardregeln eines Konzerns unterordnen muss. Wo arbeite ich, wie arbeiten wir zusammen, wie lange arbeite ich, welche Rituale haben wir?“ Ein Grund für das Entstehen der People Branding Company war, dass es ein solches Unternehmen sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich Führung und Organisation noch nirgends gab. Céline Flores Willers traut Start-up beim Vorantreiben von technologischem Fortschritt oftmals deutlich mehr zu, erstens aus Agilitätsgründen, die die bestehenden
Céline Flores Willers, LinkedIn-Influencerin, Gründerin und CEO der People Branding Company
Was uns Gründer noch verbindet: wir sind alle leistungs- und erfolgsgetrieben.
Konzernstrukturen nicht immer aufbrechen können, zweitens, weil technologischer Fortschritt sehr viel Experimentieren – und wieder über den Haufen werfen – ausmacht. Niemand würde dafür in einem großen Konzern seinen Kopf hinhalten. Ob OpenAI, N26, Netflix oder UBER, all diese Unternehmen haben komplett neu gedacht, und eine Branche maßgeblich revolutioniert und vorangetrieben. „Wenn ein Start-up kommt und vieles besser macht, müssen die Großen nachziehen“, sagt die Unternehmerin und KeynoteSpeakerin. „Auch durch diesen Wettbewerb haben Konzerne den Ansporn, sich zu verbessern.“ Gründen ist toll, findet Céline Flores Willers nach wie vor. Jeder Euro, den sie verdient, wird wieder in The People Branding Company reinvestiert, sie kann damit all die Dinge umsetzen, die ihr und dem Team vorschweben. Übrigens wissen sämtliche Pioniere heute um die Bedeutung einer professionellen Marketingstrategie – zu der auch LinkedIn gehört – um Sales zu generieren und Mitarbeitende zu akquirieren. Wer es in vielen Fällen noch immer nicht weiß, sind die Investoren. Posten Gründerinnen und Gründer regelmäßig, vermuten Investoren immer noch, dass zu viel Zeit auf das Schreiben von Posts verwendet wird und zu wenig fürs Start-up. „Deshalb müssen Gründerinnen und Gründer hier noch viel Überzeugungsarbeit leisten“, sagt Céline Flores Willers.
Fempreneurial Spirit
Eine Frau, viele Babys: Constanze Büchner ist Gründerin, Mutter und ein echtes Vorbild für Frauen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchten.
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hr Unternehmen CrewLinQ hat Constanze 2021 gemeinsam mit Dr. Torsten Fiegler in Brandenburg gegründet. Das Ziel dahinter: bessere Arbeitsbedingungen und mehr WorkLife-Balance in der Pflege. Der Weg dorthin war unkonventionell: Constanze studierte zunächst Operngesang, arbeitete im Kulturmanagement, fühlte sich dort jedoch durch feste Strukturen eingeschränkt. „Die starren Hierarchien haben mich frustriert. Ich wollte etwas Eigenes schaffen.“ Ihr Entschluss, zu gründen, fällt während der Corona-Pandemie. „Die Kulturbranche lag brach und ich habe mich gefragt, was ich mit meinen Fähigkeiten noch erreichen kann.“ Inspiriert wird sie von Erfahrungen im Freundeskreis: Eine ehemalige Mitbewohnerin, die als Krankenpflegerin gearbeitet hat, berichtet von Überlastung und Burnout. Diese Eindrücke haben Constanze lange begleitet. Mit einem kleinen Team hat sie schließlich ein digitales Produkt entwickelt, das Kliniken und Pflegeeinrich-
Mittlerweile schätze ich die Nähe zu Berlin, die Fördermöglichkeiten in Brandenburg und die enge Vernetzung der lokalen Startup-Szene sehr.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für Constanze Herzensthema. Sie hat nach der Geburt ihres Kindes kaum eine Pause gemacht und ihr Baby oft zu Meetings mitgenommen. „Das klingt vielleicht cool, war aber auch wahnsinnig anstrengend. Trotzdem möchte ich Frauen zeigen, dass beides möglich ist – Familie und Unternehmertum.“ Sie sieht großen Aufklärungsbedarf, insbesondere in der Investorenwelt.
tungen mit einem Ausfallmanagement bei der Personalorganisation unterstützt. „Die Idee hat sich schnell entwickelt, und nach nur drei Monaten hatten wir einen ersten Prototyp.“ Mitten in der Gründung ihres Unternehmens-Babys kommt ein weiteres dazu: Constanze wird schwanger. „Das war eine große Herausforderung. Ich habe mich gefragt, ob ich bei Investoren meine Schwangerschaft verstecken muss.“ Letztlich entscheidet sie sich, offen damit umzugehen. „Meine Investoren haben positiv darauf reagiert, aber es gab auch andere, die Frauen in dieser Rolle skeptisch sehen.“ Darum setzt sie sich für mehr Sichtbarkeit von Gründerinnen ein. „Frauen sollten sich weder für ihre Familie noch für ihre beruflichen Ziele entschuldigen müssen.“
Es gibt nichts Erfüllenderes, als für die eigene Idee zu kämpfen.
Ihre Vision ist klar: „Ich will nicht nur ein erfolgreiches Produkt entwickeln, sondern auch ein Unternehmen, das für flache Hierarchien und wertschätzende Zusammenarbeit steht.“ Ihr Team ist für sie wie eine Familie, und sie betont, wie wichtig eine positive Arbeitskultur für den Erfolg ist. Rückblickend bereut sie keinen Moment ihrer Gründung. Sie könnte sich sogar vorstellen, in Zukunft noch einmal zu gründen. „Das Gründen selbst liegt mir – ich habe wohl Blut geleckt.“
Heute führt Constanze ein zwölfköpfiges Team. Und warum Brandenburg, warum Potsdam? „Unser Standort war anfangs aus praktischen Gründen gewählt, weil es zwischen mir und meinem Co-Founder lag. Mittlerweile schätze ich die Nähe zu Berlin, die Fördermöglichkeiten in Brandenburg und die enge Vernetzung der lokalen Startup-Szene sehr.“ Sie betont, wie wichtig Fördermittel und ein starkes Netzwerk für ihre Entwicklung waren. „Die Wirtschaftsförderung und Institutionen wie die Investitionsbank des Landes Brandenburg haben uns begleitet und unterstützt.“
Für andere Gründerinnen und Gründer hat sie einen klaren Rat: „Gründen ist ein Marathon, kein Sprint. Es erfordert Durchhaltevermögen, aber es lohnt sich. Denn es gibt nichts Erfüllenderes, als für die eigene Idee zu kämpfen.“
Ich will nicht nur ein erfolgreiches Produkt entwickeln, sondern auch ein Unternehmen, das für flache Hierarchien und wertschätzende Zusammenarbeit steht.
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GRÜNDERGEIST
Foto: manuelaclemens.de
Brandenburg – Hotspot Highlight
Constanze Büchner,
Günderin von CrewLinQ
Frauen sollten sich weder für ihre Familie noch für ihre beruflichen Ziele entschuldigen müssen. Constanze Büchner und ihr Team ist eines von rund 200 aktiven innovationsorientierten Startups in Brandenburg. Der aktuelle Startup-Report Brandenburg und der jüngste „Next Generation“-Report des Startup-Verbandes zeigen: Brandenburg ist das gründungsstärkste ostdeutsche Bundesland und entwickelt sich zu einem bedeutenden Innovationsmotor, insbesondere in zukunftsweisenden Technologiefeldern und der Green Economy. Ein starkes Netzwerk aus regionalen Partnern, überregionaler Wirtschaftsförderung, Finanzierungspartnern und kostenfreiem, individuellem Coaching in der Vorgründungsphase soll diese Entwicklung auch in Zukunft stärken und vorantreiben. Die begleitende Kommunikationskampagne „Gründen in Brandenburg – LAUTER gute Gründe“ startet im Frühjahr 2025. Weitere Informationen unter: www.gruenden-in-brandenburg.de
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GRÜNDERGEIST
futureSAX – Hotspot Highlight
Die Krise ist eine gute Zeit für Gründer Aber gerade in herausfordernden Zeiten sind eine gut ausgebaute und engmaschige Unterstützungslandschaft und �nanzielle Förderung wichtiger denn je.
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ktuell scheinen sich auf den ersten Blick für Gründerinnen und Gründer mehr Risiken als Chancen aufzutun. Aber jede Zeit hat ihre Chancen, die es zu nutzen gilt. Gebraucht werden gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten Menschen, die Probleme anpacken und lösen und innovative Antworten finden. Ohnedies kann es ein Vorteil sein, antizyklisch zu gründen, also in einer Zeit, in der der Markt nicht so gut dasteht. Denn irgendwann geht es wieder aufwärts und ein junges Unternehmen, das dann mit einer guten Idee am Markt ist, hat gute Chancen, voll durchzustarten. Und vielleicht ist sogar eine echte disruptive Idee dabei, die ein großer Erfolg wird. „Ich rate daher dazu, jetzt ein Unternehmen zu gründen, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind, also vor allem eine gute Idee existiert“, betont Susanne Stump, Geschäftsführerin von futureSAX, der Innovationsplattform des Freistaates Sachsen.
Frau Stump, was bietet Sachsen als Standort?
Wir verfügen zum Beispiel über mehr als 60 Forschungseinrichtungen, 22 Hochschulen, darunter eine Exzellenzuniversität, und zahlreiche Industrieforschungseinrichtungen. Darüber hinaus gibt es eine fantastische Unterstützungslandschaft, die auch von Ministerien lukrativ und interessant gefördert wird. Und natürlich gibt es futureSAX als Anlaufstelle. Was genau ist denn die Aufgabe von futureSAX?
Wir stellen eine Plattform mit einem riesigen Netzwerk, dem ungefähr 12.000 Kontakte angeschlossen sind, zur Verfügung. Durch uns erhalten Start-ups Zugang zu wichtigen Akteuren und können sich auf diese Weise Synergien nutzbar machen. Das gilt für die
Bereiche Kapital und Gründung. Aufgrund unserer Kenntnisse über die aktuellen Entwicklungen der sächsischen Wirtschaft können wir aber auch Forschungseinrichtungen und Unternehmen verknüpfen, die sich sonst vielleicht nicht fi nden würden und damit Unternehmen und den Transfer unterstützen.
In welchen Phasen können Start-ups Unterstützung �nden?
Sie können in allen Phasen der Gründung zu uns kommen. Das gilt selbst dann, wenn sie noch in der Phase der Ideenentwicklung sind, denn auch in diesem Stadium können wir schon wichtige Hinweise und Impulse geben. Gründerinnen und Gründer können zum Beispiel zu unseren zahlreichen Gründungsveranstaltungen kommen. Und natürlich kann man auch in einer Phase zu uns kommen, in der das Start-up schon richtig losgelegt hat. Start-ups benötigen oft auch Geld. Gibt es auch solche Unterstützung?
Ja, da bietet Sachsen sehr interessante Möglichkeiten. Finanzielle Unterstützung wird dabei nicht von uns gewährt, sondern von den Landesministerien, vor allem dem Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Hier können zum Beispiel innovative Gründerinnen und Gründer mit dem InnoStartBonus über ein Jahr lag mit 1050 Euro pro Monat gefördert werden. Und eine ganz hervorragende Sache ist der sächsische Business Angel Bonus, von dem Start-ups ungemein profitieren können. Was verbirgt sich hinter diesem Modell?
Mit dem Business Angel Bonus unterstützt der Freistaat Sachsen privates Wagniskapital, um innovative Gründungen zu fördern. Das funktioniert so: Wenn ein privater Business Angel, also meist ein privat organisierter Investor, einem Startup in der frühen Phase eine fi nanzielle Unterstützung gibt, legt der Freistaat Sachsen noch einmal die gleiche Summe dazu. Das Start-up kann sich über die doppelte Summe freuen und der Business
Susanne Stump,
Geschäftsführerin von futureSAX
Wir stellen eine Plattform mit einem riesigen Netzwerk, dem ungefähr 12.000 Kontakte angeschlossen sind, zur Verfügung. Durch uns erhalten Start-ups Zugang zu wichtigen Akteuren und können sich auf diese Weise Synergien nutzbar machen. Angel trägt nur das halbe Risiko. Das Modell existiert jetzt seit knapp einem Jahr und es wurden schon neun Millionen Euro bewilligt. Die Start-ups müssen in einer vom Strukturwandel betroffenen Region angesiedelt sein. futureSAX richtet auch den Sächsischen Gründerpreis im Auftrag des sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr aus. Wer kann sich dafür bewerben und welcher Preis winkt?
Der Preis richtet sich an innovative Einzelpersonen, Gründungsteams oder auch schon gegründete Unternehmen, die ihren Sitz in Sachsen haben. Chancen haben solche Ideen, die ein möglichst großes Markt- und Wachstumspotenzial haben. Aber ein abgeschlossener Gründungsprozess ist nicht erforderlich. Die Höhe des Preises beläuft sich auf bis zu 60.000 Euro. Das ist eine schöne Summe, die den ausgezeichneten Unternehmen sehr hilft.
Innovation und Tradition
Wie eng Innovation und Tradition in Sachsen zusammengehören, zeigt das Beispiel von Markus Füchtner aus Sei�en. Hier fertigt der 43-Jährige schon in der achten Generation Nussknacker aus Holz an: „Jede Figur ist ein Einzelstück, hier wurde 1870 der erzgebirgische Nussknacker erfunden.“ Aber Füchtner entwickelte auch eine ganz besondere Räucherrakete, aus der sich bei Wärmeentwicklung ein Nussknacker erhebt. Sie ist aus Holz gefertigt und innen mit einer vom Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) in Dresden entwickelten innovativen Anwendung von Formgedächtnislegierungen ausgestaltet. Der Vorteil: Die Rakete benötigt zum Start keinen Treibsto�, sondern nur eine Räucherkerze. Denn das neue Material reagiert auf die beim Räuchern entstehende Wärmeentwicklung, „erinnert“ sich an eine zweite, vorher „eintrainierte“ geometrische Form und wird nach erfolgter Abkühlung wieder in die Ursprungsform zurückgeführt. Das Material kann in der Industrie und in der Medizintechnik zu mehr Nachhaltigkeit beitragen – auch dank der Räucherraketen von „Original Füchtner Nussknacker“.
Foto: Tommy Halfter
Weitere Informationen unter: www.futureSAX.de/nussknacker
Weitere Informatonen über futureSAX unter: www.futuresax.de
Jede Figur ist ein Einzelstück, hier wurde 1870 der erzgebirgische Nussknacker erfunden.
Stadt Chemnitz – Hotspot Highlight
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GRÜNDERGEIST
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Zukunftsstandort mit Macher-Mentalität Europas Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz beeindruckt als Technologiestandort und Keimzelle innovativer Start-ups. Diese Beispiele belegen das eindrucksvoll.
Das Chemnitzer Start-Up CMMC wird als eines der 50 innovatisten ausgezeichnet.
Ein großer Pluspunkt ist die Nähe zur Technischen Universität Chemnitz (TU Chemnitz), die zu den drei beliebtesten Universitäten Deutschlands zählt, sowie zu zwei Fraunhofer-Instituten, die ebenfalls exzellent forschen. Dieses Umfeld bietet ideale Voraussetzungen und Startbedingungen für Ausgründungen.
6 Gründe, die für Chemnitz sprechen
1. Potenzial Chemnitz erarbeitet jährlich neun Milliarden Euro an Wertschöpfung.
2. Macher-Mentalität Die Menschen in Chemnitz packen seit jeher an - mit Leidenschaft und Er�ndergeist. Heute forscht man hier an Zukunftsthemen wie erneuerbaren Energien und autonomen Fahren. 3. Innovationen Neben der technischen Universität sind in der Stadt zwei FraunhoferInstitute und mehr als 25 weitere Forschungseinrichtungen angesiedelt. In der Start-up-Szene wachsen täglich neue Ideen. 4. Internationalität An der TU Chemnitz studieren Menschen aus mehr als 90 Nationen. 5. Gewerbestandort Chemnitz bietet viel Platz für neue Ideen.
6. Der Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“ Der Titel bringt Millionen-Investitionen und europaweite Sichtbarkeit.
Hier geht’s zum Image�lm.
Chemnitz kann immer wieder auf beeindruckende Erfolgsgeschichten verweisen. Allen voran das Unternehmen Staff base, das aus einer Ausgründung aus der TU Chemnitz entstand und als eine weltweit führende Plattform für interne Kommunikation 800 Mitarbeitende rund um den Globus beschäftigt. Staff base ist das erste ostdeutsche Unicorn überhaupt. Die CMMC GmbH ist als Spin-off aus der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Chemnitz hervorgegangen. Das Unternehmen entwickelt AluminiumMatrix-Verbundwerkstoffe für den Maschinenbau sowie metallischen 3D-Druck. Aufmerksamkeit erregte CMMC gerade, als es während der Singapore Week of Innovation & Technology (SWITCH) als Slingshot 2024’s Top 50 Global Start-ups ausgezeichnet wurde – unter 5500 weltweiten Bewerbern zählt es damit zu den 50 innovativsten Start-ups. „Diese Auszeichnung eröff net CMMC den Weg auf den südostasiatischen Markt“, freut sich Geschäftsführer Dr. Marcel Graf. Das noch junge Chemnitzer Technologieunternehmen plasmotion GmbH wurde auf der Weltleitmesse der Metallverarbeitung AMB in Stuttgart für wegweisende Innovation in der Metallbearbeitung prämiert. Das Unternehmen hat ein Strahlpolierverfahren entwickelt, das Plasmaphysik und Elektrochemie in einer Technologie zusammenbringt und damit erstmals die Qualität und Flexibilität der manuellen Endbearbeitung in einem vollautomatisierten Verfahren bietet. Gerade die jungen Startups schätzen die modernen, eigenständigen Arbeitsund Lebensräume, die seit einigen Jahren in Chemnitz in historischen Quartieren mit industrieller Architektur entwickelt werden. Ein Beispiel ist der „Wirkbau“,
Stadt Chemnitz Geschäftsbereich Wirtschaft Chemnitz hat Platz für Ideen. Die Wirtschaftsförderung unterstützt Unternehmen und Gründungen und scha� t beste Bedingungen für Innovation und Wachstum nach der Mission: Chemnitz – Einfach. Schneller. Machen. www.chemnitz.de/wirtschaft
Foto: CMMC GmbH
„die fabrik“ Chemnitz ist eine neue Location für Business, Kreativität und zum Netzwerken in modern gestalteten historischen Mauern.
Foto: CMMC GmbH
Mit einem starken Fokus auf nachhaltigem Wachstum und innovativen Technologien bietet Chemnitz heute ein dynamisches Umfeld für Unternehmen. Das zeigt sich an der Struktur der sozialversicherungspfl ichtig Beschäftigten, von denen 31 Prozent einer hochkomplexen Tätigkeit nachgehen – ein Wert oberhalb des bundesdeutschen Durchschnitts. Und so fi nden in Chemnitz auch Startups beste Wachstumsvoraussetzungen und starke Netzwerke. Dafür sorgt die Wirtschaftsförderung der Stadt, die Gründerinnen und Gründer unbürokratisch mit einem breit aufgestellten Beraternetzwerk sowie der Vernetzung zu wichtigen Akteuren und Förderprogrammen unterstützt. Eine ausgezeichnete Basis fi nden junge Startups zunächst im Technologie Centrum Chemnitz, das neben Büro-, Labor- und Produktionsfl ächen in bester Infrastruktur auch Beratungsangebote vorhält und flexible Nutzungsverträge ermöglicht.
Foto: Johannes Richter // radar studios
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enn Chemnitz gemeinsam mit 38 weiteren Kommunen aus Mittelsachsen, dem Erzgebirge und dem Zwickauer Land 2025 den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ trägt, ist das auch eine Auszeichnung für den Wirtschaftsstandort. Denn die sächsische Stadt mit ihren gut 250.000 Einwohnern ist geprägt von einer großen industriellen Tradition und hat maßgeblich beigetragen zur industriellen Entwicklung Deutschlands, insbesondere in der Textil-, Maschinenbau-, Eisenbahn- und Automobilindustrie. Tradition, aber auch Umbrüche und aktuelle Herausforderungen haben Chemnitz eine ausgeprägte Macher-Mentalität sowie die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfi nden eingepfl anzt, die heute in der Stadt wie auch in der gesamten Region tief verwurzelt sind.
Dr. Marcel Graf,
Geschäftsführer CMMC GmbH
Diese Auszeichnung erö�net CMMC den Weg auf den südostasiatischen Markt. das ehemals größte Werk für Textilmaschinen Deutschlands, das als revitalisiertes Industriequartier Start-ups ein dynamisches Umfeld voller Chancen und Möglichkeiten offeriert. Ein ganz aktuell beeindruckendes Beispiel ist „die fabrik“. Die ehemalige Tüllfabrik wurde 2024 aufwendig revitalisiert und zu einem Mikrokosmos umgestaltet, der alles bietet, was Unternehmen für ein zeitgemäßes Arbeiten brauchen: moderne Co-Working Spaces, vielseitige Eventfl ächen, Café und Rooftop-Bar sowie ein Fitnessstudio im Keller und einen Basketballplatz auf dem Dach. Mit Mietern wie sosafe, dem weltweit am schnellsten wachsenden Scale-up im Bereich Security Awareness und als Chemnitzer Standort des Smart Systems Hub wächst hier ein weiteres Zentrum der Innovation. Netzwerke und Gründungszentren wie diese und die fundierte Unterstützung durch die Chemnitzer Wirtschaftsförderung machen Chemnitz zu einem überaus attraktiven Standort für Start-ups – auch weit über das Kulturhauptstadt-Jahr 2025 hinaus.
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GRÜNDERGEIST
JULIAN DRAXLER
Auf und neben dem Platz gilt: ”Immer nach vorne!”
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GROSSES INTERVIEW
Julian Draxler ist ganz bodenständig im Ruhrpott aufgewachsen und als Fußballer bei Schalke 04 groß geworden. Mittlerweile brennt er nicht nur für Fußball, sondern auch für Investitionen in Start-ups. Text: Katja Deutsch Foto: Nelson Ndongala, @whodunelson
Julian, du bezeichnest Dich selbst als konservativen Anleger, hast aber auch zusammen mit Deinem Bruder eine Marketingfirma, eine Immobilien GmbH und eine Investmentfirma, mit der Ihr in Start-ups investiert. Was sind deine Kriterien für ein Ticket?
Für mich ist vor allem wichtig, welche Köpfe hinter dem Unternehmen stecken: Was treibt sie an? Was sind ihre Visionen, allgemein gesprochen: Wie ticken die eigentlich? Wir prüfen natürlich auch andere Kriterien, aber die beste Idee oder das beste Produkt kann nicht erfolgreich umgesetzt werden, wenn es im Team nicht stimmt. Das ist wie im Fußball. Darüber hinaus haben wir eine starke Präferenz für Sport-Themen, weil wir im Sport und speziell im Fußball, natürlich einerseits die größte Expertise haben. Andererseits haben wir hier ein breites Netzwerk und können den Start-ups vor allem mit Kontakten helfen, was in der Frühphase für viele junge Unternehmen sehr wichtig sein kann. Tatsächlich gehe ich sehr konservativ mit meinem Geld um, ich lege etwa 70 Prozent regelmäßig an und gebe 30 Prozent für Lebenshaltungskosten aus. Ab und an gönne ich mir eine Uhr, die mir gefällt und bei der ich hoffe, dass sie im Wert steigt (lacht). Ganz gleich, wie begeistert ich von einem Start-up bin, gehe ich nie ein zu hohes Risiko ein. Unter anderem investierst Du in Coachwhisperer, eine Sport-Weste mit integriertem Lautsprecher und zugehöriger App. Wie wichtig ist Dir der Fokus auf Innovationen?
Im Sport passiert momentan sehr viel im Bereich der Innovationen, sei es in der TV-Übertragung oder auch durch Technik, die das Spiel fairer gestalten, wie beispielsweise die Torlinientechnik. Darüber hinaus sind auch Clubs heutzutage viel offener für technische Hilfsmittel, um das Training, die Ernährung oder die Regeneration zu optimieren. Sie verstehen inzwischen immer besser, dass nur durch Innovationen Entwicklung stattfindet, ganz gleich in welchem Bereich. So sind vor allem diejenigen Clubs gut aufgestellt, die sich durch innovative Ansätze einen Vorsprung erarbeitet haben. Innovationen spielen somit eine noch größere Rolle im Sport und sind damit auch für unsere Investitionen relevanter.
Als ich das Gründerteam von Coach whisperer auf der Founders League gehört habe, war ich direkt überzeugt von ihrer Innovation. Die Produkte von Coachwhisperer bringen nicht nur im Fußballtraining enorme Vorteile und sorgen für echte Effizienz in der Kommunikation, sondern können auch im Handball, American Football und Basketball angewendet werden.
Durchhalten, dranbleiben, immer wieder aufstehen sind drei Grundprinzipien von Leistungssportlern. Was brauchen Unternehmer zusätzlich?
Die richtige Idee zum richtigen Momentum – das ist sicherlich die Basis für sehr erfolgreiche Unternehmen. Allerdings halte ich die oben genannten Grundprinzipien auch für Unternehmer sehr wichtig. Es gibt viele Momente, in denen man aufgeben will – egal ob im Training oder beispielsweise in der Gründungsphase. Genau dann muss man weiter machen und über die Schmerzgrenze gehen. Außerdem ist die Erkenntnis wichtig, dass auch Verlieren zum Gewinnen dazugehört, das ist wie im Sport. Daraus lernt man immer am meisten – und daraus entsteht Entwicklung. Verlieren macht einen stärker, man baut Erfahrung auf, man reflektiert sich stärker – und ist dann entsprechend besser auf die nächsten Herausforderungen vorbereitet.
GRÜNDERGEIST
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Dein wichtigster Tipp für junge Investorinnen und Investoren?
Ich glaube, es ist wichtig, dass man für sich einen klaren Plan hat: Das sind meine Themen, das sind meine Stärken – und so kann ich diese in das Unternehmen einbringen. Außerdem ist es wichtig zu verstehen, dass Investitionen in Start-ups immer auch mit großen Risiken verbunden sind. Egal, wie viel Vorbereitung man hineinsteckt und wie viel man als potenzieller Investor recherchiert: Am Ende kann man nicht alles überblicken und das Risiko bleibt hoch. Man sollte vielleicht nicht sein gesamtes Geld überstürzt in eine einzige Idee stecken, sondern mit Beträgen anfangen, die im Falle eines Verlustes zu verschmerzen sind. Sollten mehr Menschen investieren? Wo können sie das lernen?
Viele Menschen haben die Möglichkeit zu investieren, beispielsweise in ETFs. Ich halte das für eine gute Idee, das ist ein guter Baustein für die Altersvorsorge. Das Basiswissen kann man sich dabei gut auf YouTube oder anderen Finanzratgebern wie Finanztip aneignen. Es kann nicht schaden, sich mit dem Thema zu beschäftigen, bevor man loslegt. Warum ist gerade das Ruhrgebiet ein so großes Zentrum für Innovationen?
Grundsätzlich gilt: Die Menschen im Ruhrgebiet sind echte Macher. Sie packen die Dinge gerne an, krempeln die Ärmel hoch und legen los. Außerdem haben viele im Pott noch diesen Hunger auf mehr, weil sie nicht viel haben und die alten glorreichen Zeiten lange zurückliegen. Das sehe ich vor allem bei Menschen mit Migrationshintergrund, wie bei meinem Geschäftspartner bei Haarwald. Die haben echten Drive. Durch den Strukturwandel im Ruhrgebiet resultiert somit eine Notwendigkeit: Abertausende Menschen mussten eben einfach umdenken, sind so auf neue Ideen gekommen – und sind letztlich ins unternehmerische Risiko gegangen. 1:0 für den Ruhrpott!
Erfolgsbeispiel aus Münchens WERK1: Das Start-up Omegga
Mit dem Ziel, eine globale Lösung für das Problem des Kükentötens zu entwickeln, gründeten Katharina Hesseler und Till Nöllgen 2022 das Biotech-Unternehmen Omegga. Text: Julia Butz Foto: Presse
Katharina Hesseler, Managing Director bei Omegga GmbH c/o WERK1
Das Team rund um die jungen Gründer aus Ingenieuren, Tierärzten und Branchenexperten nutzte das vielfältige Fachwissen, um Pionierarbeit in der Geflügelhaltung zu leisten. Dazu wurde eine Technologie zur nicht-invasiven Früherkennung im Hühnerei entwickelt, die das Geschlecht von Hühnerembryonen mittels KI-gestützter Spektroskopie präzise durchleuchtet und bestimmt. Die frühzeitige Erkennung und Aussortierung ermöglichen eine sowohl nachhaltige als auch wirtschaftlich vorteilhafte Alternativ-Lösung zur Tötung geschlüpfter männlicher Küken in Legehennenbetrieben. Omegga wurde jüngst von der Europäischen Kommission mit 2,4 Millionen € gefördert. Auf der EuroTier 2024 gewann Omegga den RapidFire Startup Contest sowie die Silbermedaille des Innovation Award der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG. Der Produktlaunch von Omegga One ist für 2025 geplant.
DeveLUP – Partner Content
Erfolgreiche Unternehmungsgründungen zwischen den Metropolen In ländlichen Gebieten können Gründerinnen und Gründer umfassende Unterstützung zum Aufbau ihres eigenen Unternehmens bekommen. Während in den großen deutschen Metropolen Gründerzentren oft überlaufen sind, profitieren Start-ups im ländlichen Raum von persönlicher Betreuung und den hervorragenden Netzwerken – und viel weniger Konkurrenz. Henrik Wegner, Start-up- und Gründungskoordinator im Zukunftszentrum DeveLUP in Ludwigslust-Parchim, spricht im Interview über die Vorteile vom Gründen zwischen den Metropolen Berlin und Hamburg. Herr Wegner, wie groß ist das Interesse, im ländlichen Raum zwischen Hamburg
und Berlin sein eigenes Unternehmen zu gründen?
Viele Menschen im ländlichen Raum haben erfolgversprechende Geschäftsideen. Wir wollen sie davon überzeugen, diese innovativen Ideen auch umzusetzen. Dafür haben wir sogar wesentlich bessere Voraussetzungen als die großen Städte: beste Kontakte in die Hochschullandschaft, zu unseren alteingesessenen Unternehmen und vielen weiteren Partnern. Das Zukunftszentrum DeveLUP ist Anlaufstelle für Gründungen aller Art. Wen sprechen Sie denn besonders an?
Wir fördern besonders nachhaltige Geschäftsmodelle aus den Bereichen Landwirtschaft, soziale Innovation und Technologie, sind jedoch für alle Gründungen offen.
Wie unterstützen Sie Unternehmensgründerinnen und -gründer?
Wir bieten im DeveLUP ein umfassendes Netzwerk und Raumnutzung an und wir kennen viele relevante Multiplikatoren. Im DeveLUP haben wir die Kreisvolkshochschule, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft, den Fachdienst für Metropolregion, Innovation und Projekte, die Landkreisverwaltung und den Unternehmerverband. Wir bieten zahlreiche Meeting- und Tagungsräume und 30 top ausgestattete Arbeitsplätze. Viele Gründer aus Großstädten schätzen die einfache Umsetzung ihrer Ideen bei uns. Netzwerken wird bei Ihnen sehr großgeschrieben. Was wird initiiert, um die unterschiedlichen Akteure zusammenzubringen?
Jeden Monat veranstalten wir ein Meet &
Das DeveLUP ist das Zukunftszentrum im Landkreis Ludwigslust-Parchim und beherbergt alle relevanten Akteure für unseren wirtschaftlichen und innovativen Vorsprung – vom Gründungszentrum bis hin zur regionalen Wirtschaftsförderung. www.deve-lup.de
Greet für Gründungsinteressierte. Regelmäßig finden Gründungsstammtische, Workshops, Fortbildungen und Beratungstermine statt. Zudem bieten wir z. B. Gründerkurse in englischer Sprache oder Speeddating für Unternehmer/Gründer an. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft unterstützt bei Themen wie Fördermitteln, Arbeitskräften und Immobilien. Kurze Wege sind eine unserer Stärken! Wir punkten mit hervorragender öffentlicher Anbindung an die Metropolen, Quiet Cubes und Konferenzräumen – in denen sich übrigens auch regelmäßig Menschen aus Hamburg und Berlin treffen!
Diese Anzeige wird gefördert aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ durch das Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern.
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GRÜNDERGEIST
Dortmund – Hotspot Highlight
Rund 25 Jahre nach dem historischen Ende der Stahlproduktion wurde Dortmund als Europäische Innovationshauptstadt ICapital ausgezeichnet. Dortmund ist heute ein stark wachsendes Wirtschaftszentrum Westfalens. Die IT- und Gründerszene prägen das wirtschaftliche Gesicht Dortmunds. Dortmund ist Magnet und Motor für Innovation und Technologien für die grüne Transformation.
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eispiel für den Erfolg dieser Strategie und die Attraktivität des Standorts ist die Entscheidung von Thyssen-Krupp, von Dortmund aus mit der neuen Sparte Decarbon Technologies den nächsten großen Schritt in Richtung Dekarbonisierung zu gehen. ThyssenKrupp bündelt so die Kompetenzen von vier Tochterunternehmen, drei davon bereits in Dortmund ansässig, die eine entscheidende Rolle bei der grünen Transformation in der Industrie spielen werden. Die vier großen Ds – Dekarbonisierung, Digitalisierung, Deglobalisierung und
Demografie – erweisen sich in Dortmund immer mehr als Innovationstreiber. Das Dortmunder Innovations-Ökosystem ist Nährboden für Start-ups und Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen, die das Potenzial haben, die großen Herausforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft zu bewältigen. Beispiele sind das für den Deutschen Zukunftspreis nominierte Unternehmen Kuepper Solutions, das mit neuartiger Brennertechnologie Resilienz für die Gasversorgung und die Zukunft mit Wasserstoff sicherstellt. Oder das Start-up WEW, das durch kostenoptimale Stackherstellung Grünen Wasserstoff wettbewerbsfähig machen wird.
Foto: Roland Gorecki
Westfälischer Akzelerator für Innovation und Transformation Beide ansässig in Innovationszentren des TechnologieZentrumDortmund. Als neue Elemente des Dortmunder Ökosystems sind weitere Kompetenzzentren mit überregionaler Ausstrahlung in Planung. Sowohl mit dem Aufbau des Cleanports im Dortmunder Hafen als auch des Energiecampus in Huckarde entwickelt die Stadt Dortmund unternehmerische Zukunftslabore für die Energiewende und unterstützt den Technologietransfer aus den wissenschaftlichen Einrichtungen der Region. Zusammen mit den großen Netz- und Infrastrukturunternehmen in Dortmund wie Amprion, Westnetz, Thyssengas und DONETZ und den wissenschaftlichen Kompetenzen in der Stadt bildet sich so ein neuer standortprägender Wachstumscluster Energietransformation heraus: Dortmund wird so zur Schaltzentrale für grüne Technologien.
Thomas Westphal,
Oberbürgermeister der Stadt Dortmund
Die vier großen Ds – Dekarbonisierung, Digitalisierung, Deglobalisierung und Demogra�e – erweisen sich in Dortmund immer mehr als Innovationstreiber. Das Dortmunder InnovationsÖkosystem ist Nährboden für Start-ups und Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen, die das Potenzial haben, die großen Herausforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft zu bewältigen.
Innovation erfordert Kooperation
Warum Dortmund neue Begegnungsräume für Start-ups, Mittelständler und Corporates scha� t Neue Ideen entstehen überall, doch oftmals bekommen wir nur wenig davon mit. Oder wissen Sie, an welchen Lösungen die Start-ups in Ihrer Region gerade tüfteln? Das mangelnde Wissen über Aktivitäten und Technologien von Start-ups ist mit Blick auf den Transformationsdruck in vielen Wirtschaftszweigen ein Problem. Vor allem Mittelständler und Konzerne stehen vor großen Herausforderungen und sind mehr als je zuvor auf innovative Lösungen angewiesen.
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or diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass der Bundesverband Deutsche Startups e. V. seit Jahren einen Rückgang bei Kooperationen zwischen Start-ups und der etablierten Wirtschaft dokumentiert. Woran liegt das? Können doch Start-ups mit ihrer Expertise, Kreativität und Schnelligkeit wichtige Impulse liefern, um die Transformation erfolgreich zu gestalten. Entscheidende haben häufi g keine Zeit, um sich neben dem Tagesgeschäft mit neuen Technologien auseinanderzusetzen. Der Auf bau einer eigenen Innovationsabteilung und das Scouting von Startups bindet zudem viele Ressourcen. Mit dem innoclub möchten wir im Ruhrgebiet eine Brücke zwischen den Etablierten und Start-ups schlagen, damit beide Seiten perspektivisch wieder stärker zusammenarbeiten. Denn zur Wahrheit gehört, dass
auch Start-ups mit vielfältigen Herausforderungen kämpfen. Die Weiterentwicklung innovativer Ideen bindet viel Kapital, und bei der Neukundenakquise oder dem Versuch, erste Pilotprojekte mit der etablierten Wirtschaft zu initiieren, stehen Gründungsteams nicht selten vor verschlossenen Türen. Wir sind davon überzeugt, dass man sich kennen, verstehen und vertrauen muss, um langfristig etwas zu bewirken und die Transformation zu meistern. Und am besten fängt man bei der Suche nach Innovationen und Kooperationsmöglichkeiten direkt
vor der eigenen Haustür an. Der neu gegründete innoclub ist dafür der perfekte Ort. Es handelt sich um ein branchenoffenes Innovationsnetzwerk für Dortmund und das westfälische Ruhrgebiet, in dem Mittelständler und Großunternehmen mit ausgewählten Start-ups zusammenkommen, um sich gegenseitig zu inspirieren und Erfahrungen, Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen miteinander zu teilen. Mittelständler und Großkonzerne profitieren vom direkten Zugang zu neuen Technologien und erhalten wertvolle
Der innoclub ist ein Projekt der IHK zu Dortmund, das von TU Dortmund, FH Dortmund, Wirtschaftsförderung Dortmund und ISM Dortmund unterstützt wird. Weitere Informationen unter: www.innoclub.net
Impulse für eigene Transformationsprozesse. Start-ups kommen wiederum leichter in Kontakt zu Innovationsbeauftragten und Top-Entscheidenden aus der etablierten Wirtschaft und können ihre neu entwickelten Produkte und Services im Sparring mit Mentorinnen und Fachexperten weiterentwickeln. Zudem werden sie beim weiteren Wachstum am Standort Dortmund unterstützt und können im Rahmen eines einjährigen Fellowships Leistungen im Wert von 10.000 Euro in Anspruch nehmen.
Nordrhein-Westfalen – Hotspot Highlight
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GRÜNDERGEIST
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Hightech-Standort mit Tradition Herbert Grönemeyer, BVB und Aspirin – drei weltweit bekannte Namen, die eines gemeinsam haben. Ihre Heimat! Sie stehen nur beispielhaft für zahlreiche weitere bahnbrechende Er�ndungen, innovative Markenprodukte, kreative Köpfe und namhafte Weltmarktführer aus Nordrhein-Westfalen. Und diese Stärke des mit 18 Millionen Einwohnern größten deutschen Bundeslandes zahlt sich aus. So erwirtschafteten die NRW-Unternehmen im Jahr 2022 ein Bruttoinlandsprodukt von 794 Milliarden Euro, das größte BIP aller deutschen Bundesländer.
Getreu dem Motto „Innovation aus Tradition“, ist das Ruhrgebiet heute wieder ein gefragter Hightech-Standort mit wegweisenden Unternehmen, renommierten Hochschulen, innovativen Start-ups und international namhaften Forschungsinstituten. Die technologischen Kompetenzen der Region basieren dabei vor allem auf deren traditionellen Wurzeln. Sie reichen von der KI-gestützten Robotik über Schlüsseltechnologien wie neue Materialien und Werkstoffe bis hin zu den Querschnittsbereichen der Mikro- und Nanotechnologien. Mit den Standorten Dortmund, Bochum, Hagen, Hamm und dem Kreis Unna konzentrieren sich diese Kompetenzen insbesondere im östlichen Ruhrgebiet, das räumlich in der Schnittmenge der drei wirtschaftsstarken Industrieregionen Ruhrgebiet, Ostwestfalen und Südwestfalen liegt. Hier arbeiten alle Akteure aus Wirtschaft, Hochschulen, Forschung, Verbänden, Gesellschaft, Politik und Verwaltung standortübergreifend Hand in Hand, um schnell und kompetent auf neue technologische Herausforderungen reagieren zu können.
Frank Grützenbach,
Projektleiter von In|Die RegionWestfalen
Die technologischen Kompetenzen der Region basieren dabei vor allem auf deren traditionellen Wurzeln. Sie reichen von der KI-gestützten Robotik über Schlüsseltechnologien wie neue Materialien und Werksto�e bis hin zu den Querschnittsbereichen der Mikro- und Nanotechnologien. und Kreise eng zusammen, die Region zu einer internationalen Drehscheibe für GreenTech auszubauen. Die Voraussetzungen hierfür sind ideal, denn das Ruhrgebiet hat durch seine technologischen Kompetenzen und die enge Zusammenarbeit aller Akteure ein enormes Potenzial, um sich bundesweit als Kompetenzstandort für grüne Produktion zu etablieren. Das ehrgeizige Projekt wird daher aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Um das gesteckte Ziel zu erreichen, können Industrieunternehmen sowie produktionsrelevante Dienstleister flexibel auf ein breites
Foto: Ursula Dören
In|Die RegionWestfalen – ist ein gutes Beispiel für ein regionales Netzwerk, das den Produktionsstandort in die grüne Zukunft führt. Dafür arbeiten die Wirtschaftsförderungen der oben genannten Städte
Foto: Ursula Dören
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iese Leistungsstärke NordrheinWestfalens hat Tradition. So galt z. B. das Ruhrgebiet lange Zeit als Motor der deutschen Wirtschaft. Und die spätere Krise in der Montanindustrie wurde erfolgreich als Chance zum Strukturwandel genutzt. Maßgeblich für diesen Erfolg waren und sind dabei die Menschen. Sie zeichnen sich durch Kreativität, Innovationskraft, Offenheit zur Zusammenarbeit und vor allem durch den Mut, neue Wege zu gehen, aus.
Dortmunder In|Die RegionWestfalen-Team (v.l.n.r. Damian Arndt, Marcel Labuda, Vildan Yildirim, Jonathan Nagusch, Aysen Atakli, Jan-Hendrik Seifert, Frank Grützenbach, Gabriela Ostho� )
Weitere Informationen über Nordrhein-Westfalen und In|Die RegionWestfalen unter: www.regionwestfalen.de
Spektrum an spezifischen Unterstützungsangeboten zurückgreifen. Das Besondere daran: Es handelt sich nicht um Angebote von der Stange, sondern um individuelle, anbieterneutrale und kostenfreie Hilfestellungen, die sich an den jeweils konkreten Bedarfen der einzelnen Unternehmen orientieren. Die Unternehmen werden auf diese Weise bei ihrer Transformation hin zu klimafreundlichen Fertigungsverfahren und Produkten genau dort abgeholt, wo sie in ihren Wandlungsprozessen stehen. So werden innovative Ansätze zur Ressourcenschonung, zur emissionsfreien Produktion oder nachhaltige Geschäftsmodelle entwickelt, deren Ergebnisse auch auf andere Unternehmen übertragen werden. Dieser Austausch von Ideen und Erfahrungen ist ein zentrales Element des Netzwerks, das den Wissenstransfer beschleunigt und weitere konkrete Impulse für neue grüne Projekte setzt. Ein wichtiger Impulsgeber ist die „Green Generation“ – junge Unternehmerinnen und Unternehmer, die mit einem starken Bewusstsein für ökologische Verantwortung in die Führung ihrer Familienunternehmen einsteigen. Unter dem Motto „Alleine stark, gemeinsam stärker!“ vernetzt In|Die RegionWestfalen diese Akteure, schafft Transparenz und bietet Plattformen für gemeinsame Innovationen. So wurden beispielsweise zwei Unternehmen zusammengebracht, die bereits sehr erfolgreich auf grüne Lösungen setzen: KIS Antriebstechnik und die Innovative Systems GmbH. Beide Unternehmen ergänzen sich in ihrer jeweiligen Herangehensweise an das Thema grüne Produktion: Während KIS auf einen klimaneutralen Standort und energieeffiziente Prozesse setzt, arbeitet Innovative Systems an der Entwicklung nachhaltiger Produkte für die Biopharmazie. Tim Kohlhaas, Geschäftsführer von KIS Antriebstechnik, verfolgt mit seinem Unternehmen die „Mission Energie-Autarkie 2027“. Der Wälzlagerspezialist mit weltweiten Kunden, 1990 gegründet von HansGeorg Kohlhaas, hat sich das Ziel gesetzt, den Standort in Dortmund energieautark zu gestalten. Dafür wurde eine Vielzahl an Maßnahmen umgesetzt: „Wir haben unsere Photovoltaik-Kapazität erweitert und setzen auf ein KI-gestütztes Energie-Management-System, um den Energieverbrauch intelligent zu steuern und Speicherkapazitäten besser zu nutzen“, erklärt Kohlhaas. Diese Ausrichtung auf ein vollständig emissionsfreies Produktionsumfeld ist für Kohlhaas der Schlüssel, um langfristig klimaneutral zu wirtschaften. Einen anderen, aber ergänzenden Ansatz verfolgt Jan-Niclas Schöning, Geschäftsführer der Innovative Systems GmbH, einer Tochter der Schöning GmbH. Im Bereich Biopharmazie entwickelt sein Unternehmen nachhaltige Produkte, die den Materialeinsatz und
Als Vorreiter einer neuen Unternehmergeneration tragen Start-ups dazu bei, den Hightech-Standort als Kompetenzregion für grüne Produktion zu etablieren. die Umweltbelastung reduzieren. Schöning erklärt, dass im stark regulierten Umfeld der Biopharmazie hohe Reinheitsstandards herrschen, die häufig zu Verpackungsmüll und einem hohen Ressourcenverbrauch führen. Die Innovative Systems GmbH hat hier eine Lösung gefunden: „Mit unserer vollautomatisierten Teilereinigungsanlage können wir den Einsatz von Einwegverpackungen erheblich verringern. Gleichzeitig setzen wir auf Einmal-Anwendungen, die den Wasser- und Energieverbrauch senken, weil sie auf aufwändige Reinigungsprozesse verzichten.“ Beide Unternehmer sehen in der Zusammenarbeit und dem Wissensaustausch eine große Bereicherung. „Während wir bei Innovative Systems nachhaltige Produktlösungen entwickeln, ist es spannend zu sehen, wie andere Unternehmen ihren Produktionsstandort klimaneutral gestalten“, so Schöning. Kohlhaas ergänzt: „Gerade als KMU profitieren wir sehr vom Austausch im Netzwerk und dem gegenseitigen Lernen.“ Die Unternehmen sind sich einig, dass der Weg in eine nachhaltige Zukunft nicht ohne Netzwerke möglich ist, die ihre Mitglieder auf verschiedenen Ebenen unterstützen und verbinden. Mit der Unterstützung durch In|Die RegionWestfalen tragen KIS Antriebstechnik und die Innovative Systems GmbH als Vorreiter einer neuen Unternehmergeneration dazu bei, den Hightech-Standort als Kompetenzregion für grüne Produktion zu etablieren. Kohlhaas und Schöning zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen können – und dass die Transformation durch starke Partnerschaften, innovative Technologien und ein gemeinsames Ziel erreicht werden kann.
Tim Kohlhaas und Hans-Georg Kohlhaas, Geschäftsführer von KIS Antriebstechnik an ihrem Unternehmensstandort in Dortmund.
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GRÜNDERGEIST
Mädels, vertraut auf Euch selbst! Effizienz und Ergonomie analysieren
EINBLICK
Dagi Bee ist nicht nur eine der bekanntesten Influencerinnen Deutschlands, sondern auch erfolgreiche Unternehmerin und Vorbild für unzählige Mädchen. Wie hat sie das geschafft? Text: Katja Deutsch Foto: Presse, Marten Bjork/unsplash
Dagi, wie wird man eine so erfolgreiche Unternehmerin wie du? Hattest du von Anfang an den dringenden Wunsch, mit eigenen Videos viel Geld zu verdienen?
Am Anfang habe ich allein zum Spaß mit YouTube begonnen. Als ich damals gestartet habe, konnte man dort noch kein Geld verdienen. Es war nur ein Hobby. Später, als alles in der Branche etwas professioneller geworden ist, habe ich mich auch unternehmerisch weiterentwickelt – aber ohne den Gedanken, damit „viel Geld“ zu verdienen. Mein Plan war eher, aus meinen Erfahrungen und meinen Learnings Dinge besser machen zu wollen
als das, was ich bisher auf dem Markt gefunden habe. Das hat sich komplett aus dem eigenen Need entwickelt und ist bis heute so. Gestartet habe ich mit einer eigenen Merch-Firma. Ich wollte nicht nur Standardprodukte in schlechter Qualität bedrucken, sondern hatte einen eigenen Anspruch an Schnitte und Haltbarkeit – und weil ich nichts Entsprechendes gefunden habe, haben wir es selbst gemacht. Zuerst nur für meine eigenen Sachen, später aber auch für andere Creator und Künstler. Unternehmerin zu sein, bedeutet für mich Chancen zu sehen, wo andere vielleicht noch nichts sehen, und den Mut zu haben, sie umzusetzen … und natürlich Durchhaltevermögen! Was waren deine drei wichtigsten Entscheidungen auf dem Weg nach ganz oben?
Dagmara Kazakov (Dagi Bee), Influencerin & Unternehmerin
Wenn ihr an euch und eure Idee glaubt, werdet ihr die richtigen Leute überzeugen. Lasst euch nicht aufhalten, wenn ihr mal einen Rückschlag wegstecken müsst.
Meine Ausbildung abzubrechen und komplett das zu tun, was mir Spaß macht, außerdem nicht darauf zu hören, was andere sagen, sondern stets auf mich selbst zu vertrauen. Und eine Familie zu gründen. Warum hast Du nach deinem Kosmetikunternehmen ein Musiklabel gegründet?
Das Kosmetikunternehmen habe ich gegründet, weil ich Make-up schon immer geliebt habe und von einem Drogeriemarkt eine tolle Chance bekommen habe. Diese wollte ich nutzen und habe mich mit viel Spaß voll ins Abenteuer gestürzt. Ich habe sehr viel gelernt und bin super dankbar für diese Erfahrung. Mu-
sik dagegen war für meinen Mann Eugen und mich schon immer ein wichtiger Teil unseres Lebens. Eugen ist auch hauptverantwortlich für das Label, ich kümmere mich eher projektweise um das Marketing oder höre mir neue Songs an. Da Eugen auch schon vorher Musiker beraten hat, war das Label eine logische Konsequenz für uns. Durch meine Reichweite habe ich das Glück, Newcomern eine Plattform bieten zu können und sie so auf ihrem Weg zu unterstützen. Man kann durch Reichweite natürlich niemanden nachhaltig auf bauen, der kein Talent oder nicht das „gewisse Etwas“ hat. Künstler mit Talent aber in der Masse sichtbar zu machen, ist ein guter Start. Ich wurde am Anfang auch auf meinem Weg unterstützt – wer weiß, ob ich es geschafft hätte, wenn mir anfangs keine Sichtbarkeit gegeben worden wäre. Jetzt kann ich etwas zurückgeben. Tausende Fans wollen es dir gleichtun. Wozu rätst du ihnen, wenn sie Erfolg haben wollen?
Mut und Durchhaltevermögen. Vertraut auf euch selbst! Wenn ihr an euch und eure Idee glaubt, werdet ihr die richtigen Leute überzeugen. Lasst euch nicht aufhalten, wenn ihr mal einen Rückschlag wegstecken müsst. „Scheitern“ gehört dazu. Was findest Du bei Deiner täglichen Arbeit jeden Tag wieder mega?
Ich liebe es, dass jeder Tag anders ist. Die Arbeit mit Menschen ist immer individuell und neu und einfach nie langweilig.
Paula Brandt, Teamlead Marketing MotionMiners
Wir haben große Unterstützung unter anderem vom Fraunhofer IML in Dortmund sowie dem EXIST Förderprogramm erhalten, das bundesweit vergeben wird. Frau Brandt, was machen die MotionMiners? Die MotionMiners GmbH ist ein Technologieunternehmen aus Dortmund. Unsere Motion-Mining®-Technologie ermöglicht automatisierte Prozessanalysen von manuellen Arbeitsprozessen mithilfe von mobilen Sensoren, Funksendern und Machine-LearningAlgorithmen. Motion-Mining® unterstützt Produktions- und Logistikplaner dabei, die Produktivität und Ergonomie ihrer manuellen Arbeitsprozesse zu analysieren, um anonym und auf Basis von realen Prozessdaten verborgene Optimierungspotenziale aufzudecken. Für wen eignet sich das Tool besonders? Besonders geeignet ist unsere Technologie für Unternehmen, die ihre manuellen Arbeitsprozesse objektiv anhand von Daten analysieren wollen. Motion-Mining® ermöglicht eine klare Sicht auf alle Prozessabläufe und hilft dabei, datenbasierte Entscheidungen in Optimierungsfragen zu treffen und Verbesserungen gezielt umzusetzen. Welche Unterstützung habt ihr erfahren? Wir haben große Unterstützung unter anderem vom Fraunhofer IML in Dortmund sowie dem EXIST Förderprogramm erhalten, das bundesweit vergeben wird.
Text: Katja Deutsch, Foto: Presse
Besonders geeignet ist unsere Technologie für Unternehmen, die ihre manuellen Arbeitsprozesse objektiv anhand von Daten analysieren wollen.
Düsseldorf – Hotspot Highlight
Innovativ, kreativ, lebensfroh: Beste Bedingungen zum Gründen Düsseldorf ist eine internationale und weltoffene Stadt, die viele junge, talentierte und gut ausgebildete Arbeitskräfte aus dem In- und Ausland anzieht. Beispielsweise lebt in keiner anderen deutschen Stadt eine größere japanische Community als in „Japans Hauptstadt am Rhein“. Verständlich, dass diese kulturelle Vielfalt eine internationale Geschäftskultur fördert und besonders Unternehmensgründer mit globalen Ambitionen anzieht. Im Wettbewerb um Fachkräfte punktet die Landeshauptstadt mit dem Expat Service Desk, einem gemeinsamen Projekt von Stadt Düsseldorf, Kreis Mettmann und IHK sowie einer in der Region einmaligen internationalen Infrastruktur. Düsseldorf positioniert sich als attraktive Zielregion für Fachkräfte aus Indien und aus anderen Drittstaaten. Als innovative Stadt mit überdurchschnittlichem Einkommen und hoher wirtschaftlicher Prosperität setzt Düsseldorf konsequent auf Nachhaltigkeit und Technologie. Hier lebt und arbeitet man gern. Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf, spricht im Interview über die Top-Bedingungen für Gründerinnen und Gründer in der Stadt. Herr Oberbürgermeister Dr. Keller, wie beliebt ist Düsseldorf bei Startups?
Seit 2015 ist die Zahl der Startups von 135 auf 550 im Jahr 2023 angestiegen. Allein 2023 gab es 50 neue Startups! Düsseldorf zeigt eine ausgesprochen hohe Gründungsund Patent-Intensität. Die Landeshauptstadt wirbt weltweit für sich auf zentralen Messen in Paris, London Finnland, Istanbul und Indien. Wir nehmen am Impact von Business France und der Startup-Germany Tour der AHKs teil und initiieren Innovationskooperationen mit La French Tech, dem Global Acceleration Hub Programm der JETRO und dem Innovation Corridor mit Karnataka in Indien. Wie fördert Düsseldorf Innovationen?
Mit einem engen Netz aus Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, aber auch Branchennetzwerken und Startup-Events wie NEXT Award, Unicorn Pitch, Ignition Demo Night, Venture Night und Rheinland Pitch. Zum zehnten Mal wird 2025 die Startup
Week Düsseldorf stattfinden. Seit 2016 trägt Düsseldorf mit dem digihub und dem Startup-Hub STARTPLATZ aktiv zur Gründungsszene am Standort bei. Das Innovationsumfeld entwickelt sich seither kontinuierlich und substanziell weiter: Mit dem TechHub.K67, dem ERGO ScaleHub und der Ansiedlung eines GreenTech de:hubs ist der Standort zuletzt um zentrale Impulsgeber gewachsen, die sich intensiv mit Zukunftsthemen auseinandersetzen und das Ökosystem auf ein neues Level heben. Was möchte Düsseldorf in der Gründerszene erreichen?
Wir möchten eine Schlüsselrolle in der Förderung grüner Technologie und nachhaltiger Transformation einnehmen und beispielsweise durch den de:hub Startups in Bereichen der energieeffizienten Prozesstechnik und nachhaltiger Technologien wie Energy Tech, Construction Tech oder Circular Economy unterstützen. Außerdem fördern wir gezielt NRW-weit
Die Wirtschaftsförderung Düsseldorf ist für alle Unternehmen die zentrale Anlaufstelle. Sie unterstützt beim erfolgreichen Business, hilft bei der Wahl der richtigen Immobilie und begleitet im Rahmen von Genehmigungsverfahren. Von der Gründung über die Expansion bis zur Frage der Unternehmensnachfolge – in allen Unternehmensphasen helfen Ihnen unsere erfahrenen Fachleute bei den nächsten Schritten. www.duesseldorf.de/wirtschaftsfoerderung
Dr. Stephan Keller,
Oberbürgermeister von Düsseldorf
Wir möchten eine Schlüsselrolle in der Förderung grüner Technologie und nachhaltiger Transformation einnehmen und beispielsweise durch den de:hub Startups in Bereichen der energieeffizienten Prozesstechnik und nachhaltiger Technologien wie Energy Tech, Construction Tech oder Circular Economy unterstützen. Gründerinnen mit der Plattform „Inspire“. Um als Standort für Ansiedlung und Innovation attraktiv zu sein, treiben wir auch die Stadtentwicklung in den Bereichen Retail und Gastronomie voran. Auf dem Weg zur Gastrohauptstadt konnten wir in diesem Jahr die Rolling Pin.Convention, das größte Branchenevent der Gastronomie, nach Düsseldorf holen.
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Zwei Start-ups zeigen, wie es geht: Einfache Budgetüberwachung durch Ki-gestützte Analysen Consalio ist eine B2B-SaaS-Lösung, die Unternehmen vollständige Transparenz über sämtliche laufenden Berateraktivitäten und -kosten bietet, indem sie die Rechnungsprüfung durch KI-gestützte Analysen vereinfacht. Sie eignet sich für Abteilungen wie Recht, Marketing oder IT. Consalio optimiert den gesamten Prozess von der Budgetkontrolle über den Abgleich mit Billing Guidelines bis hin zur automatisierten Datenübermittlung aus den Systemen der Kanzleien, wodurch Unternehmen erhebliche Zeitersparnisse erzielen. Vor allem bei der Budgetüberwachung über verschiedene Akten und Dienstleister hinweg und bei der automatisierten Einhaltung von Richtlinien zeigt consalio seine Stärken. Als neue Generation des Spend Managements ermöglicht es frühzeitige Warnmeldungen bei Budgetüberschreitungen und nahtlose, compliance-gerechte Abrechnungen. Das Startup, Mitglied im TechHub.K67 in Düsseldorf, hat bereits Kunden wie E.ON, die Berliner Verkehrsbetriebe, Lanxess, die Charité und Flixbus überzeugt.
Eine zentrale Plattform zur Optimierung der Nachhaltigkeitsstrategie Das 2019 gegründete Unternehmen Retraced bietet eine digitale Plattform für Mode- und Textilunternehmen an, um gesetzliche und freiwillige Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten. Retraced ermöglicht es seinen Kunden, ihre Lieferketten zu digitalisieren und zu automatisieren. Dabei wird das CSR-Team der Kunden in die Lage versetzt, Nachhaltigkeitsstrategien zu optimieren, mit Lieferanten in Echtzeit zusammenzuarbeiten und Compliance-Anforderungen effektiv zu erfüllen. Durch den Beitritt zu Retraced werden Unternehmen Teil des Retraced-Ökosystems und bekommen Zugang zum kollektiven Wissen von mehr als 150 Marken und 15.000 Lieferanten, die auf einer Plattform verbunden sind und gemeinsam das Ziel verfolgen, die Modeindustrie nachhaltiger zu gestalten. Retraced sitzt in Düsseldorf und profitiert von der aktiven Mode- und Start-up Szene der Stadt. Retraced war zuletzt Teil von ScaleUp.NRW, einem Programm zur Wachstumsunterstützung von erfolgreichen Start-ups in NRW und hat im Sommer eine Finanzierungsrunde über 15 Millionen Euro abgeschlossen.
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EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH – Hotspot Highlight
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arum seine Stadt der ideale Ort für Start-ups ist, weiß Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen: „Essen hat sich in den letzten Jahren zu DEM Standort der Start-up-Szene entwickelt. Junge und technologieorientierte Unternehmen aus dem In- und Ausland finden hier sehr gute Startvoraussetzungen und ausgezeichnete Wachstumsbedingungen. Schon jetzt haben wir in Essen viele junge Gründerinnen und Gründer, die mit innovativen Ideen durchstarten, Arbeitsplätze schaffen und somit die Wirtschaftskraft des Standortes stärken. In den letzten sechs Jahren hat sich die Zahl der Start-ups in Essen verdreifacht. Unser Erfolgsrezept: Kooperation. Von den großen Konzernen über renommierte Hochschulen und Forschungseinrichtungen bis hin zu den verschiedenen Initiativen im Bereich der Start-up-Förderung – alle ziehen an einem Strang, um junge innovative Unternehmen in Essen bestmöglich zu unterstützen.“ Einer der Treiber und erster Ansprechpartner rund um alle Start-up-Aktivitäten am Standort Essen ist die EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH. Sie unterstützt Gründerinnen und Gründer bei der Beurteilung ihrer Geschäftsidee auf Markttauglichkeit, Kooperationsmöglichkeiten, B2B-Matchmaking und vielen anderen Punkten.
„Das Start-up-Team der Essener Wirtschaftsförderung begleitet und betreut Essener Start-ups in ihrer Entwicklung und bindet sie in das umfangreiche Netzwerk der Stadt und der Region ein“, sagt Andre Boschem, Geschäftsführer der EWG. „Ziel ist es, die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern und junge Gründerinnen und Gründer aus dem In- und Ausland für den Standort Essen zu begeistern.“ Mit Erfolg: Greenlyte Carbon Technologies, gegründet im September 2022, entwickelt von Essen aus eine kostengünstige Technologie zur CO2-Abscheidung aus der Luft. „Deutschland steht vor der großen Aufgabe, eine klimaneutrale Zukunft zu gestalten“, sagt Florian Hildebrandt, Gründer und CEO der Greenlyte Carbon Technologies GmbH. „Bei Greenlyte leisten wir einen konkreten Beitrag dazu, indem wir CO2 aus der Atmosphäre entfernen und gleichzeitig grünen Wasserstoff produzieren. Gemeinsam können wir Deutschlands Rolle als Vorreiter im Klimaschutz stärken und den Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft vorantreiben.“ Ein weiteres spannendes Beispiel einer erfolgreichen Gründung ist die Greenflash GmbH. Das Unternehmen entwickelt intelligente, ganzheitliche Energiesysteme für Industrie und Gewerbe, die aus Photovoltaikanlage, Gewerbespeicher, Ladeinfrastruk-
Foto: EWG
Energie und die Stadt Essen gehören zusammen: Von der Energieerzeugung und -versorgung über die Energietechnik und den Energiehandel bis hin zur Energieforschung – im Energiesektor nimmt Essen deutschland- und sogar europaweit eine führende Rolle ein. In den Bereichen erneuerbare Energien, grüner Wasserstoff und Ressourceneffizienz treiben renommierte Forschungseinrichtungen und Unternehmen aller Größenordnungen die Entwicklung neuer Technologien voran, um nachhaltige und klimaneutrale Lösungen zu entwickeln. Dabei sorgen insbesondere technologieorientierte, wissensbasierte und schnell wachsende Start-ups für Innovationskraft „made in Essen“, denn sie finden vor Ort eine Vielzahl potenzieller Kooperationspartner aus Wissenschaft und Wirtschaft. Darüber hinaus profitieren sie von einem breiten Angebot zur Förderung von Start-ups. Kurzum: Essen bietet jungen Unternehmen ideale Rahmenbedingungen und optimale Expansionschancen – auch und insbesondere im Bereich Greentech.
Foto: Ralf Schultheiß
Innovationskraft und Zukunftsperspektiven für Start-ups im Energiesektor
Thomas Kufen,
Andre Boschem,
In den letzten sechs Jahren hat sich die Zahl der Start-ups in Essen verdreifacht. Unser Erfolgsrezept: Kooperation.
Ziel ist es, die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern und junge Gründerinnen und Gründer aus dem In- und Ausland für den Standort Essen zu begeistern.
Oberbürgermeister der Stadt Essen
tur und weiteren Komponenten bestehen und diese intelligent miteinander vernetzt. „Essen ist nicht nur die Energiehauptstadt Deutschlands – hier entsteht die Energie der Zukunft!“, sagt Johann Böker, Gründer und CEO der Greenflash GmbH. „Als Greenflash sind wir stolz, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit vereint. Wir möchten CO₂-neutrale Industrie Wirklichkeit werden lassen, indem wir mit intelligenten Energiesystemen Energie effizient managen und optimieren. Mit mehr als 300 Kunden und rund 80 Mitarbeitenden bauen wir damit die dezentralen Kraftwerke von morgen.“ In Essen werden aber nicht nur die ersten Entwicklungsschritte von Start-ups begleitet: Ein stark wachsendes Ökosystem macht Essen zu einer echten Scale-up-City und einem spannenden Start-up-Hotspot im Ruhrgebiet. Insbesondere der von der RAG-Stiftung initiierte Innovation-Hub BRYCK fördert regionale, nationale und internationale Start-ups. Als Partner des „BRYCK Energy Booster Programms“ unterstützt die EWG Greentech-Start-ups
Foto: iStock.com/Nafiz Rahat
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Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderung
durch individuelle Coachings, hochkarätige Kontakte zur Industrie und Zugang zu Kapitalgebern. So ist beispielsweise der H2UB im BRYCKTower in Essen der erste Wasserstoff-Hub Europas. Er bringt Gründer, Unternehmen, Investoren und Forschungseinrichtungen zusammen, um den Hochlauf des Wasserstoffmarktes zu beschleunigen. Nicht zuletzt ist Essen das Zentrum der Venture-Capital-Szene im Ruhrgebiet. Von hier aus agieren nationale und internationale Investoren wie Cusp Capital, Evonik Venture Capital, Schenker Ventures, der Gründerfonds Ruhr und die RAG-Stiftung. Das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) und die Business Angels Agentur Ruhr (BAAR) runden das Angebot auf der Finanzierungsseite ab. Als Start-up die Zukunft der Energie gestalten? Das könnte in Essen gelingen!
Öffentliche Hand, private Wirtschaft und engagierte Mitarbeitende: das ist die EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH. Durch diese gebündelte Kompetenz sind wir Ansprechpartnerin Nr. 1 für unternehmerischen Erfolg am Zukunftsstandort Essen. Ob Handwerksbetrieb, Produktions- oder Dienstleistungsunternehmen, ob Start-up, KMU oder großes Unternehmen – wir stehen mit Rat und Tat zur Seite. Gemeinsam bringen wir die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Standortes Essen weiter voran. www.ewg.de
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Deutschland braucht mehr Pioniere VORREITER
Unternehmerin, Gründerin und Aufsichtsrätin Fränzi Kühne wünscht sich mehr Mut zum Gründen. Text: Katja Deutsch Foto: Tom Wagner, RF studio/pexels
Fränzi Kühne, Gründerin, Unternehmerin und Aufsichtsrätin
Man sollte auch in diesen oft so lähmenden Zeiten mit all den sich überlagernden Krisen nach Wirksamkeit streben.
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mmer nur das Negative zu sehen, bringt niemanden voran. Der ständige Blick auf das Schlechte lähmt und macht tatsächlich schlechte Laune. Seit einer Weile hat man den Eindruck, Deutschland wird von allen Seiten schlechtgeredet – dabei gibt es ja durchaus sehr vieles, was hierzulande um ein Vielfaches besser läuft und funktioniert als anderswo. Doch wie es scheint, werden die unzähligen Vorteile, die es bedeutet, in Deutschland leben zu können,
von vielen Menschen nicht mehr wahrgenommen. Die schlechte Stimmung hat auch wirtschaftliche Auswirkungen, denn sie hemmt spürbar Innovationen. Die Zahl von Unternehmensgründungen ist seit Jahren rückläufig.
Um Innovationen in Deutschland zu fördern, brauchen wir neben besserer Laune vor allem drei Dinge: ein grundlegend anderes Mindset voller Mut, Entbürokratisierung und den vereinfachten Zugang zu Kapital, meint Gründerin, Unternehmerin und Aufsichtsrätin Fränzi Kühne. Denn für Gründer sei der Alltag viel komplizierter als für Angestellte, sie befänden sich noch immer in einer Sonderrolle, und hätten nicht zuletzt mit dem extrem hohen bürokratischen Aufwand in Deutschland zu kämpfen, der die Umsetzung eines Businessplans endlos in die Länge ziehen kann. „Trotz des neuen Zuwanderungsgesetzes ist zum Beispiel allein die Visavergabe für Fachkräfte aus dem Ausland unglaublich kompliziert und dauert unglaublich lange, weil die Visastellen noch nicht einmal digitalisiert sind“, sagt Fränzi Kühne. „Außerdem haben wir keinen einheitlichen europäischen Binnenmarkt.“ Die Gründerin von Deutschlands erster Digitalagentur „Torben, Lucie und die gelbe Gefahr“ (TLGG), die 2019 vom US-Werbekonzern Omnicom übernommen wurde, kritisiert auch den schwierigen Zugang zu Kapital. Der Risikoappetit sei hierzulande eher gering, das Geld für Investitionen in KI-Entwicklungen oder Quantencomputing käme vor allem aus
den USA und nicht aus Deutschland. „Gründer bekommen bei uns schon deshalb zu wenig Unterstützung, weil das Narrativ in Deutschland nicht funktioniert“, sagt Fränzi Kühne. „Wir haben hier kein Gründernarrativ, es fehlt das Storytelling, das zeigt, wie toll es ist, ein Start-up zu gründen, Unternehmer zu sein. Es geht immer nur um den Sozialstaat, nie um das Unternehmertum. Doch damit Deutschland international nicht abgehängt wird, brauchen wir Pioniere, die Neues wagen, die voranpreschen, die Visionen haben. Denn Innovationen sind Deutschlands Zukunft.“ Selbst zu gründen und die Dinge selbst zu steuern, ist das Beste, was man machen kann, weil man den größten Einfluss und den größten Hebel in Sachen Effizienz hat, davon ist Fränzi Kühne überzeugt. „Man sollte auch in diesen oft so lähmenden Zeiten mit all den sich überlagernden Krisen nach Wirksamkeit streben. Denn Wirksamkeit ist das Größte, was man haben kann! Und die kann man nur haben, wenn man selbst unternehmerisch tätig ist.“
Wir haben hier kein Gründernarrativ, es fehlt das Storytelling, das zeigt, wie toll es ist, ein Start-up zu gründen, Unternehmer zu sein. Es geht immer nur um den Sozialstaat, nie um das Unternehmertum.
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Kapital für Visionen: Start-ups als Treiber der deutschen Wirtschaft
Klaus Naeve, Head of Wealth and Asset Management bei Berenberg
Start-ups fungieren als Impulsgeber für Innovation und technologische Fortschritte und sind für den Wirtschaftsstandort Deutschland von zentraler Bedeutung. Sie tragen maßgeblich zur Schaffung neuer Arbeitsplätze bei und stärken durch ihre Agilität und Innovationskraft die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im globalen Markt. Insbesondere in einer zunehmend digitalisierten Welt können Startups durch ihre disruptiven Ideen traditionelle Geschäftsmodelle und Branchen modernisieren und neue Märkte erschließen. Dies ermöglicht nicht nur wirtschaftliches Wachstum, sondern auch eine langfristige Transformation etablierter Sektoren. Text: Julia Butz Foto: Berenberg
Gerade im Finanzsektor kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu. Um von der Konzeptionsphase bis hin zur Marktreife wachsen zu können, benötigen sie vor allem ein stabiles Finanzierungsumfeld und eine ganzheitliche Beratung während des gesamten Entwicklungsprozesses. Die Bereitstellung von Venture Capital und die Unterstützung durch Business Angels sind hierbei unerlässlich. Sie bieten Start-ups die nötigen finanziellen Mittel, um ihre Ideen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umzusetzen und erfolgreich zu skalieren. Die enge Verzahnung zwischen Start-ups, Investoren und etablierten Unternehmen spielt dabei eine zentrale Rolle für die wirtschaftliche Dynamik und prägt den Gründergeist in Deutschland.
Um Innovationen in Deutschland zu fördern, brauchen wir vor allem drei Dinge: ein Mindset voller Mut, Entbürokratisierung und den vereinfachten Zugang zu Kapital.
Insbesondere in einer zunehmend digitalisierten Welt können Start-ups durch ihre disruptiven Ideen traditionelle Geschäftsmodelle und Branchen modernisieren und neue Märkte erschließen.
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Es braucht Mut, Innovationen zu wagen! MUTMACHER
Um Unternehmergeist zu entfachen, benötigt es Bildung und frühzeitige Förderung in der Schule. Der renommierte deutsche Mathematik-Lerncoach und Unternehmer Daniel Jung über Gründergeist und Digitalisierung. Text: Thomas Soltau Foto: Adam Winger/unsplash
Wie können Schulen den Unternehmergeist frühzeitig wecken?
Indem sie auf bestehende Formate wie „ Jugend gründet“ zurückgreifen. Diese Programme bieten nicht nur Mentoring, sondern auch klare Strukturen, um Schüler bis zur Unternehmensgründung zu begleiten. Schulen müssen aktiv diese Initiativen nutzen, anstatt passiv abzuwarten. Welche Rolle spielt Technologie im Bildungssystem?
Viele glauben, Digitalisierung bedeutet, Tablets in Schulen zu bringen. Doch es geht um viel mehr: Was bedeutet Digitalisierung wirklich? Es fehlt das grundlegende Verständnis. Vor allem braucht es zuverlässige Technik und Programme, um Inhalte sinnvoll zu vermitteln. Was würdest du jungen Studierenden raten, die Angst haben zu scheitern?
Es war nie einfacher, Ideen umzusetzen. Mit den Tools, die heute verfügbar sind, kann man Prototypen schnell testen. Scheitern gehört dazu. Lasst euch nicht von Kritikern abschrecken, sondern lernt daraus!
Förderprogramme für junge Unternehmer – Chance oder Bürokratiehürde?
Ehrlich gesagt bin ich da eher skeptisch. Es klingt immer toll, wenn Leute in ihren Posts zeigen, wie erfolgreich sie durch Förderprogramme wurden. Aber in Wirklichkeit steckt oft ein Berg an Bürokratie dahinter. Ich denke, es ist wichtig, sich nicht ausschließlich darauf zu verlassen. Man kann auch ohne Fördergelder gut vorankommen, besonders wenn man klein anfängt – etwa mit einer einfachen Website für wenig Geld. Es ist gut, dass es Fördergelder gibt, aber es sollte nicht der einzige Fokus sein. Wie beeinflusst dein Hintergrund in Mathematik deine Arbeit in der Bildung und bei unternehmerischen Projekten?
Mathematik hat meine Denkweise sehr geprägt. Es geht nicht nur ums Rechnen, sondern darum, Strukturen und Muster zu erkennen und komplexe Probleme zu lösen. Seit 20 Jahren suche ich Lösungen für solche Probleme. Für mich gibt es keine unlösbaren Herausforderungen, nur Lösungen. Diese Herangehensweise hat mir nicht nur in der Mathematik, sondern auch in der Entwicklung von
Projekten und Innovationen in der Bildung geholfen. Mathematik lehrt uns, analytisch zu denken – und das lässt sich auf viele Bereiche übertragen. Was wäre dein erster Schritt, wenn du das Bildungssystem neu gestalten könntest, um Mathematik und unternehmerisches Denken besser zu integrieren?
Ich glaube, die einzige realistische Chance, das Bildungssystem zu ändern, wäre ein „Visionsfonds“. Ein einfaches, digitales Verfahren, bei dem Lehrer ihre Projektideen direkt einreichen können – ohne den bürokratischen Wahnsinn. Ein Klick, eine Projektbeschreibung, Verifizierung des Lehrers und los geht’s. Es könnte so einfach sein. Leider sehe ich in unserem bürokratischen Staat kaum Chancen, dass das Realität wird. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht braucht es einen deutschen Elon Musk, der mit viel Geld und Vision das System auf bricht. Das Bildungssystem wird sich nicht durch die Politik ändern, da bin ich realistisch. Es gibt zu viele Hürden und föderale Strukturen. Aber
Kinder beim kreativen Experimentieren: Frühzeitige Förderung in Schulen weckt Unternehmergeist und macht Mut, die Welt zu gestalten.
Daniel Jung, Mathematik-Lerncoach, Unternehmer und Gesellschaftler bei der Founders league
Es war nie einfacher, Ideen umzusetzen. Mit den Tools, die heute verfügbar sind, kann man Prototypen schnell testen. Scheitern gehört dazu. ich glaube, es gibt Hoffnung, wenn genug Visionäre und Unternehmer Druck machen und eigene Lösungen schaffen – sei es durch private Initiativen oder durch neue, disruptive Ideen.
Frankfurt Forward – Hotspot Highlight
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Matching am Main für Start-ups
Die Mainmetropole ist ein idealer Standort für eine Unternehmens‑ gründung. Zugleich bietet die Stadt umfassende Unterstützung, Beratung und Netzwerke.
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enn Gründerinnen und Gründer mit neuen Unternehmen an den Start gehen, betreten sie oft Neuland und stehen vor zahlreichen Herausforderungen. Professionelle Unterstützung ist daher ebenso willkommen wie ein günstiges Ökosystem. Frankfurt am Main stellt einen guten Ort für Start-ups dar. Zu den Vorteilen der Mainmetropole zählen nicht nur ihre günstige Lage in der Mitte Deutschlands und Europas, sondern auch ihre hervorragend ausgebaute Infrastruktur mit Deutschlands größtem Flughafen und einem gut ausgebauten Schienen- und Autobahnnetz. Geradezu unschlagbar ist der Wirtschafts- und Finanzplatz Frankfurt durch die zahlreichen Unternehmen, darunter echte Branchenriesen, die in der Stadt und der Rhein-Main-Region angesiedelt sind. Potenzielle Kunden oder Kapitalgeber finden sich direkt vor Ort. „Frankfurt am Main ist eine B2B-Stadt mit internationalem Netzwerk. Wir haben hier ein dichtes Netz von Unternehmen verschiedenster Branchen. Das ist ein großer Vorteil für junge Start-ups, die Kontakte und erste Kunden brauchen. Und Frankfurt ist jung und dynamisch, das macht uns für Talente und Expats sehr attraktiv“, sagt Stadträtin Stephanie Wüst, Dezernentin für Wirtschaft, Recht und Stadtmarketing. Das Dezernat setzt mit dem Gründerbereich der Wirtschaftsförderung sowie dem Start-up- und Scale-upProjekt Frankfurt Forward auf mehrere Säulen, um Ökosystem und Standort für Gründer gut und zukunftsweisend aufzustellen. „Unser Ziel ist es, eine der attraktivsten Städte für Start-ups und
Scale-ups weltweit zu sein – insbesondere in unseren Schlüsselbranchen“, so Wüst. Mit der Wirtschaftsförderung Frankfurt haben Start-ups in jeglicher Gründungsphase eine Anlaufstelle, die in vielen Bereichen unterstützt – darunter auch mit ganz praktischen Dingen. Im Gründerzentrum stehen beispielsweise kostengünstige Arbeitsplätze, vom einzelnen Schreibtisch bis zum kleinen Büro, bereit. Außerdem stellt die Wirtschaftsförderung eine Anschubfinanzierung zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen Bürgschaftskredit, der durch die Wirtschaftsförderung abgedeckt ist. „Verbunden damit leisten wir während der gesamten Kreditlaufzeit eine Finanzberatung“, ergänzt Ansgar Roese, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt. Der Wirtschaftsförderung ist es wichtig, dem Engagement der Gründerszene vor Ort Präsenz zu geben. Aus diesem Grund hat sie den jährlich stattfindenden Frankfurter Gründerpreis ins Leben gerufen, der seit über 20 Jahren herausragende Gründungen in der Stadt auszeichnet und künftig – passend zur agilen Gründerszene – mit einem frischen Konzept glänzen wird. „Gerade für junge Gründerinnen und Gründer wollen wir in unserer Stadt die größtmögliche Sichtbarkeit bieten und das mediale Echo erhöhen. Es erfordert viel Mut, ein solches Projekt zu wagen und wir wollen sie darin bestmöglich bestärken und unterstützen“, erklärt Roese. Auch nach der unmittelbaren Gründungsphase werden die Start-ups und Scale-ups nicht allein gelassen. Für Unternehmen, die die ersten zwei Jahre gemeistert haben, bietet Frankfurt Forward, ein Projekt der Frankfurter Wirtschaftsförderung, weitere Unterstützung. „Wir verstehen uns als neutraler Matchmaker und
Weitere Informationen zu Frankfurt Forward unter: www.frankfurtforward.com Weitere Informationen zur Wirtschaftsförderung Frankfurt unter: www.frankfurt‑business.net/unsere‑services/gruendungen‑startups
Impulsgeber im Raum Frankfurt-RheinMain für fortgeschrittenere Start-ups und Scale-ups“, erklärt Christian W. Jakob, Mitinitiator und Projektleiter von Frankfurt Forward. Ziel ist es, möglichst unkompliziert den Kontakt zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen herzustellen. Dabei wird ganz oben in den Unternehmen angesetzt, also bei den Entscheiderinnen und Entscheidern auf C-Level. Jakob: „Start-ups kommen so direkt und passgenau mit einem Unternehmen, das sich für eine Zusammenarbeit anbietet, in Kontakt.“ Auch neue Investoren können so gefunden werden. Regelmäßige Umfragen ermitteln die Wünsche und Herausforderungen von Start-ups und Scale-ups und bilden die Grundlage für die thematischen Schwerpunkte verschiedener Fachevents, wie beispielsweise zum Thema Künstliche Intelligenz. Frankfurt Forward ist es wichtig, gemeinsam mit anderen Partnern des Frankfurter Start-up-Ökosystems zu kooperieren. Zuletzt wurden gemeinsam
mit dem Handwerk und der Wissenschaft im Rahmen des Formats „CraftTech“ Synergien zwischen Start-ups und traditionellen Betrieben beleuchtet. Auch auf internationaler Ebene finden Formate für die Zusammenarbeit mit Partnerstädten wie Lyon und Tel Aviv statt. Ein Highlight ist außerdem der jährlich organisierte Wettbewerb, bei dem das „Start-up of the Year“ gekürt wird. „Dieses Projekt ist mit seiner hochkarätigen Jury und seiner Ausrichtung einzigartig in Deutschland“, so Jakob. Der Sieger aus dem Jahr 2023, BIOVOX, konnte zuletzt weitere renommierte Auszeichnungen aus dem Frankfurt-Rhein-MainÖkosystem ergattern und sicherte sich wenig später eine Finanzierung in Millionenhöhe. Derartige Erfolge geben Frankfurt recht, denn, so lautet die Erfahrung von Stadträtin Stephanie Wüst: „Unsere Start-ups sind allesamt erfolgreich – ein Beleg für ihre Qualität und unsere wertvolle Unterstützungsarbeit.“
Preisverleihung des Frankfurt Forward Start‑up of the Year Awards (v.l.n.r.): Ansgar Roese, Christian W. Jakob, Carmen Rommel (COO & Co‑Founder BIOVOX), Stephanie Wüst und Andreas Scholz (Vorsitzender Geschäftsführung dfv Euro Finance Group).
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GRÜNDERGEIST
Es gibt in Deutschland nicht nur die Autobranche: Zehn Hero-Branchen mit großem Potenzial für Pioniere. EINBLICK
Schneller und mutiger entwickeln und dabei Fehler machen, ist besser als nach Jahren ein perfektes Produkt auf den Markt zu bringen, sagt Marcus Diekmann. Der Experte für disruptive Geschäftsmodelle und digitale Transformation, Unternehmer und Start-up-Investor fordert einen Unternehmensfonds für Gründer. Text: Katja Deutsch Foto: Armedangels
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er Wandel von einer sehr genauen und präzisen Ingenieurskunst hin zu einer Fehlerkultur ist entscheidend für die Zukunft des Innovationsstandortes Deutschland, denn China produziert heute viel stärker, schneller und innovativer als
Marcus Diekmann, Gründer, Investor & Podcast-Host und Gründer Founders League, Beiratsvorsitzender ARMEDANGELS
Deutschland muss vom Land der Erfinder zum Land des Gründergeistes werden.
wir. Galt deutsche Ingenieurskunst früher als Inbegriff von Präzision und „Made in Germany“ als Gütesiegel für Spitzenprodukte, so ist heute Schnelligkeit wichtiger als Genauigkeit. „Deutschland muss vom Land der Erfinder zum Land des Gründergeistes werden“, sagt Start-up-Investor Marcus Diekmann. „Es braucht Mut zur Fehlerkultur, um schneller und radikaler zu wachsen. Ausprobieren, Fehler machen und daraus lernen, das ist der neue Ansatz.“ Deutschland braucht daher auch mehr Investoren, die den Mut haben, in neue Ideen zu investieren und die Fehlerkultur fördern. Große Chancen für Gründerinnen und Gründer sieht Marcus Diekmann unter anderem im Gesundheitssektor. „Mit Dermanostic, der App zur Erkennung von Hautkrebs, haben wir ein sehr erfolgreiches Start-up in einem zukünftigen Riesensegment, denn der Gesundheitsmarkt in Deutschland wird in den nächsten Jahrzehnten schätzungsweise zwischen 500 Milliarden und 700 Milliarden Euro
Umsatz machen.“ Die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen kann Deutschland tatsächlich wieder in eine Vorreiterrolle bringen. Auch die Fahrradbranche ist hierzulande weit vorne, hier könnten sich noch eine Reihe von Startups ansiedeln.
Wenn Marcus Diekmann sich heute als junger Mensch selbstständig machen würde, dann in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Pharma, KI, digitales Coaching und digitale Bildung oder digitale Gesundheit – alles Bereiche mit enormem Wachstumspotenzial. Das Hauptproblem für Gründer ist der Zugang zu Netzwerken, Wissen und vor allem Kapital. „Die staatlichen DigiHubs sind eine tolle Initiative! Aber der Grundgedanke – eine Behörde schafft eine Förderbehörde – funktioniert nicht gut. Deutschland muss viel mehr fördern, dass sich Unternehmen zusammentun, um Unternehmer zu fördern.“ Dem Beiratsvorsitzenden von ArmedAngels schwebt hier ein gemeinsamer Unternehmensfonds vor, der neben Kapital auch Wissen und Know-how zur Verfügung stellt. Gegen mächtige Gegner müsse man enger zusammenrücken, ein gutes Accelerator-Programm helfe dabei. „Bei meiner Founders League Academy haben sich in diesem Jahr 500 Start-ups beworben. Wir versuchen hier, Gründerinnen und Gründer zu fördern, weil es noch zu wenig gute Angebote dafür gibt.“
Gründerinnen und Gründer wollen nicht nur ständig optimieren, sie denken die Dinge von Grund auf neu. Sie bringen einen fantasievollen Optimismus mit, eine gesunde Naivität, sie machen Dinge, die sich die Großen nicht trauen. „Als Gründer bewegst du etwas“, schwärmt Marcus Diekmann. „Das ist das Krasseste, was du machen kannst. Ich dachte immer, Geld verdienen ist nicht wichtig. Aber etwas bewegen, das ist wichtig und das werde ich immer wollen. Und wenn ich dafür selbstständig sein muss, dann bin ich es eben!“
Gründerinnen und Gründer wollen nicht nur ständig optimieren, sie denken die Dinge von Grund auf neu.
Wirtschaftsförderung Sindelfingen GmbH – Hotspot Highlight
Wie eine Stadt Gründer auf die Überholspur bringt
Die Bundesregierung unterstützt die Start-up-Landschaft durch die WIN-Initiative, die bis 2030 private Investitionen von rund zwölf Milliarden Euro mobilisiert. Ziel ist, Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität durch innovative Unternehmen auszubauen und damit langfristig die Wirtschaft zu stärken. Die Strategie umfasst über 130 Maßnahmen, von denen bereits 80 Prozent umgesetzt sind. Dazu zählen die Unterstützung bei Patentanmeldungen und Erleichterungen bei Börsengängen. Außerdem arbeiten Bund und KfW Capital an weiteren Maßnahmen, die den Zugang zu Finanzierung und internationalen Netzwerken verbessern sollen. Wie man Standorte für Start-ups attraktiver macht, weiß auch Felix Rapp, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sindelfingen GmbH. Herr Rapp, warum ist es für eine Stadt wie Sindelfingen so wichtig, junge Unternehmen aktiv zu fördern? Die Förderung junger Unternehmen ist entscheidend, um die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts zu sichern. Gründerinnen und Gründer bringen frische Ideen, Innovationen und den Mut, neue Wege zu gehen. Gerade in Zeiten des Wandels ist es wichtig, nicht nur auf bestehende Branchen, sondern auf Diversifizierung zu setzen. Start-ups sind oft agiler und können schneller auf Veränderungen reagieren. Durch gezielte Unterstützung junger Unternehmen tragen wir zum nachhaltigen Wachstum bei und sichern die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts. Wie unterstützen Sie Gründende konkret? Wir bieten ein umfassendes Unterstützungsportfolio: Der Start-up Planet ist ein Co-Working-Space, in dem junge Unternehmen flexibel und kostengünstig arbei-
ten können. Ergänzend dazu gibt es den Pop-up-Store, wo Gründende ihre Produkte im stationären Handel kostenlos testen können. Zudem bieten wir regelmäßige Gründersprechstunden und Beratungsgutscheine, die es ermöglichen, von erfahrenen Unternehmer:innen und Expert:innen zu lernen. Wir sind stolz, zum dritten Mal in Folge für unsere Förderung junger Unternehmen als „gründungsfreundliche Kommune“ ausgezeichnet worden zu sein. Welche weiteren Fördermöglichkeiten bieten Sie an? Wir bieten eine Reihe an finanziellen Fördermöglichkeiten an. Zudem sind wir sehr gut vernetzt und verfügen über viele Kontakte. Außerdem organisieren wir zahlreiche Netzwerkveranstaltungen, die den Austausch unter den gründenden und etablierten Unternehmerinnen und Unternehmern fördern. Das jährliche Highlight ist unser Unternehmertreff und die Verleihung unseres Wirtschafts-
Sindelfingen ist ein starker Wirtschaftsstandort und bietet Gründenden und ansiedlungsinteressierten Unternehmen beste Bedingungen in einer der wirtschaftsstärksten Metropolregionen Europas. www. sindelfingen.org
preises „Sindolf“, mit dem wir unter anderem die Gründerinnen und Gründer des Jahres würdigen. Welche Chancen bietet der Standort insbesondere für junge Unternehmen? Die große Diversität der ansässigen Unternehmen und die Branchenvielfalt machen Sindelfingen zu einem Ort, an
Felix Rapp,
Geschäftsführer bei der Wirtschaftsförderung Sindelfingen GmbH
dem „Business in bester Gesellschaft“ ist. Unsere Stadt verfügt über eine ausgezeichnete Infrastruktur und bietet eine stark ausgeprägte internationale Vernetzung. Hinzu kommt die gezielte Unterstützung durch uns und die Stadt: Wir begleiten Gründerinnen und Gründer von der ersten Idee an.
RSM Ebner Stolz – Partner Content
contentway.de
GRÜNDERGEIST
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Innovationsmotor Start-up
Innovationspotenziale heben Start-ups sind wichtige Impulsgeber für den Mittelstand. Denn eine Transformation allein aus eigener Kraft ist kaum schaffbar.
G
ing Innovation in der Vergangenheit traditionell vom Unternehmen selbst aus, bei der einzelne Produkte modernisiert oder Teile des operativen Geschäfts verbessert wurden, stehen Unternehmen heute vor der Aufgabe, kurzfristig sehr viel tiefgreifendere Innovation initiieren zu müssen, um den Erfolg im schnellen Wandel auch zukünftig sicherstellen zu können. Dazu sind Geschäftsmodelle gefragt, die durchaus auch außerhalb des eigenen Kernbereichs liegen können – das geht mitunter so weit, dass sie gegenüber dem eigenen Geschäftsfeld disruptiv sind. Damit werden sie im Umkehrschluss intern zunächst kritisch gesehen und stehen nicht unbedingt als Erstes auf der Agenda. So ist es inzwischen kaum noch möglich, die erforderliche Innovation allein mit den eigenen Kapazitäten zu entwickeln. Große Unternehmen haben in der Regel eigene Venturebereiche, um die Kooperation mit innovativen Start-ups gezielt zu fördern. Schaut man aber auf den deutschen Mittelstand, fällt auf: Es gibt noch Luft nach oben. Dr. Christoph Winkler, Rechtsanwalt und Partner bei der multidisziplinären Kanzlei RSM Ebner Stolz in Stuttgart, begleitet zahlreiche mittelständische Unternehmen in ihrem Innovationsprozess. Herr Dr. Winkler, warum ist die Förderung von Start-ups so wichtig?
uns nicht mehr auf den Erfolgen aus der Vergangenheit von vor 20 oder 30 Jahren ausruhen. Wir brauchen Mut, Innovationskraft und Risikobereitschaft. Diese Tugenden sind oftmals etwas abhandengekommen; sie sind in der aktuellen Situation jedoch wichtiger denn je.
Viele wissen zwar, dass man etwas tun muss, aber nicht so recht wie. Oder verfügen nicht über die finanziellen Kapazitäten.
Natürlich ist klar, dass nicht jeder Mittelständler ein unbeschränktes Budget hat, um in Start-ups zu investieren. Es muss auch nicht immer gleich eine Direktbeteiligung sein. Aber der Zugang zu den Ideen und der Innovation ist wichtig. Konkret geht es darum, neue Impulse durch Einblicke in neue Trends zu erhalten, Start-up-Events zu besuchen, Know-how aufzubauen und von einem neuen Netzwerk zu profitieren. Eine Zusammenarbeit kann auch in kleineren Einzelprojekten ausgetestet werden, oder man schließt sich mit Co-Partnern zusammen, um Entwicklungsaufwände effizienter zu gestalten. Niemand sollte Angst davor haben, Geld zu verbrennen und Kooperationen mit Start-ups deswegen gar nicht erst in Betracht ziehen. Mittlerweile gibt es am Markt zahlreiche Plattformen, die auch für Mittelständler interessant sein und einen einfachen Zugang zu Start-ups für interessierte Unternehmen bieten können. Alternativ können auch Company Builder, also Unternehmen, die sich auf den Aufbau von
Start-ups spezialisiert haben, unterstützen, innovative Geschäftsbereiche in Unternehmen gemeinsam mit weiteren Ideengebern aufzubauen.
Wie können etablierte Unternehmen und Newcomer voneinander profitieren?
Jeder lernt voneinander: Unsere Corporate Partner wissen, wie der Markt funktioniert, kennen die traditionelle Geschäftswelt, haben eingespielte Vertriebsstrukturen und können von Start-ups nicht nur in Sachen Innovation, sondern auch in Geschwindigkeit und neuem Denken viel lernen. Wichtig ist aber, Start-ups nicht zu sehr durch die eigenen Prozesse einzuschränken; Freiheit und Kreativität müssen erhalten bleiben. Und: nicht zu früh aufzugeben. Um wirklich Großes schaffen zu können, braucht es manchmal auch einen längeren Atem. Die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit müssen natürlich klar abgesteckt werden. Dabei unterstützen wir mit Modellen, die auf die unterschiedliche Art der Beteiligung, Förderung oder Partnerschaft individuell zugeschnitten sind. RSM Ebner Stolz ist in diesem Bereich seit vielen Jahren aktiv, kennt die Szene.
Ja, und wir begleiten die Zusammenarbeit über den gesamten Lebenszyklus: von der Entwicklungsanalyse und Finanzplanung über die gegebenenfalls gemeinsam mit Ideengebern und einem Unternehmen erfolgende Gründung, die weitere Ver-
Wir brauchen in Deutschland eine vernünftige Start-up-Kultur, um uns innovativ weiterzuentwickeln. Seit einigen Jahren ist bemerkbar, dass Innovation auch und insbesondere von jungen und kleinen Unternehmen getrieben wird. Wenn unser klassischer Mittelstand und diese Start-ups noch mehr und enger zusammenarbeiten, können viele weitere Innovationspotenziale gehoben werden. Mein dringender Appell ist es, viel mehr in den Austausch zu gehen und Mehrwert aus der Vernetzung zu schöpfen. Wir müssen in die Innovation und Aktivität kommen und können
Unsere Corporate Partner wissen, wie der Markt funktioniert, kennen die traditionelle Geschäftswelt, haben eingespielte Vertriebsstrukturen und können von Startups nicht nur in Sachen Innovation, sondern auch in Geschwindigkeit und neuem Denken viel lernen. Als Marktführer im Mittelstand betreut die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft RSM Ebner Stolz Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen in ihren aktuellen Herausforderungen in Strategie, Performance Management, Organisation und Veränderung von Geschäftsmodellen sowohl rechtlich und steuerlich als auch betriebswirtschaftlich. www.ebnerstolz.de
Dr. Christoph Winkler,
Rechtsanwalt und Partner bei der Kanzlei RSM Ebner Stolz
Mein dringender Appell ist es, viel mehr in den Austausch zu gehen und Mehrwert aus der Vernetzung zu schöpfen. tragsausgestaltung bis hin zu Skalierung und angestrebtem Wachstum, auch über viele Finanzierungsrunden. Als Partner für beide Seiten. Das sind Prozesse, die über Monate oder auch Jahre laufen können. Dürfen Sie ein aktuelles Beispiel einer fruchtbaren Zusammenarbeit nennen?
Ein sehr spannendes Projekt, das wir bereits über mehrere Finanzierungsrunden begleitet haben, ist Noah Labs, ein Start-up im Medizinprodukte-Bereich, das KI-basierte Lösungen zur Behandlung von Herzinsuffizienzpatienten entwickelt. Ferner begleiten wir für einen Investor das Investment in eine Gesellschaft namens RCB Nanotechnologies GmbH, die in Zusammenarbeit mit dem FraunhoferInstitut eine Technologie zur ressourcenund umweltschonenden Rückgewinnung und Herstellung von Industrieruß entwickelt, die unter anderem für die Reifenindustrie benötigt wird.
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GRÜNDERGEIST
„Die Kooperation mit Startups lohnt sich“ K O O P E R AT I O N E N
Junge Unternehmen können für Mittelständler eine wertvolle Unterstützung bei der Aufgabe sein, sich nachhaltig auf neue Herausforderungen einzustellen. Text: Armin Fuhrer Foto: Jochen Rolfes, Annie Spratt/unsplash
M
ittelständische Unternehmen stehen heute vor vielen Herausforderungen, allen voran die Themen Digitalisierung und Dekarbonisierung. Die Digitalisierung hat fast alle Branchen erreicht, sodass Unternehmen, die hier nicht auf dem aktuellen Stand sind, auf Dauer nicht konkurrenzfähig sind. Die Dekarbonisierung liegt nicht nur vielen Unternehmern am Herzen, um das Klima zu schützen, sondern wird vor allem von der Europäischen Union auf gesetzlichem Fakten Viele Startups haben pfiffige neue Ideen, benötigen aber Kapital oder neue Auftraggeber. Mittelständische Unternehmen können langfristige Aufträge vergeben, als Kapitalgeber auftreten oder ein Joint Venture eingehen. So sichern sie den Bestand des Startups, das wiederum zur Lösung ihrer eigenen Probleme beitragen kann.
Weg stark vorangetrieben. Es drohen im Fall der Nichtbeachtung drastische Strafen und die Dichte der Regelungen wird immer größer. „Um diese Herausforderungen bestehen zu können und zugleich ihre Position am Markt zu erhalten oder zu verbessern, bietet sich für viele Unternehmen eine Kooperation mit einem Startup an“, sagt Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen MittelstandsBundes (DMB). Herr Tenbieg, viele Unternehmen engagieren für die Durchführung bestimmter notwendig gewordener Maßnahmen Dienstleister oder Berater. Reicht das aus?
Wenn es darum geht, ein Problem möglichst rasch zu lösen, weil das Unternehmen zum Beispiel sehr spät auf eine anstehende Gesetzesverschärfung reagiert, ist das Engagieren eines Dienstleisters in vielen Fällen die richtige Maßnahme. Aber das verursacht natürlich Kosten und ist keine nachhaltige Lösung. Ergibt es also mehr Sinn, die entsprechende Kompetenz dauerhaft an das Unternehmen zu binden?
Das ist ganz sicher so. Und dafür eignen sich junge Startups ganz hervorragend. Eine Kooperation hat viele Vorteile. Denn diese Zusammenarbeit ist auf Dauer angelegt und viel umfassender als eine vorübergehende Dienstleistung.
Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bundes (DMB)
Inwiefern?
Nehmen wir das Stichwort Digitalisierung: Es reicht ja nicht aus, lediglich die bisherigen Strukturen des Unternehmens zu digitalisieren. Digitalisierung bedeutet viel mehr, dahinter steckt ein ganzes Mindset – das Unternehmen muss möglicherweise ganz anders aufgestellt werden. Zu einer solchen Maßnahme ist es aber aus eigener Kraft womöglich kaum in der Lage. Ein junges Startup, das von Anfang an umfassend an diese Herausforderung herangeht und vieles sieht, was die etwas ältere Führung des Unternehmens gar nicht erkennt, ist in dieser Situation eine sehr große Hilfe. Andererseits profitieren ja auch die Startups von der Zusammenarbeit, weil sie Geld oder Auftraggeber brauchen.
Mir ist klar, dass manche Unternehmer hier eine Hemmschwelle überwinden müssen. wichtig ist es, sich ehrlich zu machen – vor sich selbst und vor dem potenziellen Partner. Das bedeutet, man muss sich klar machen, wo man steht und sich auch dem Startup gegenüber öffnen. Nur dann kann die Zusammenarbeit wirklich erfolgreich werden. Mir ist klar, dass manche Unternehmer hier eine Hemmschwelle überwinden müssen. Zumal auch die Sprache der jungen Unternehmen oft eine ganz andere ist. Aber ich bin mir sehr sicher: Es lohnt sich.
Welche Voraussetzungen braucht es für die Zusammenarbeit?
Natürlich müssen die beiden Partner zusammenpassen. Aber mindestens genauso
WERK 1 – Hotspot Highlight
Idealer Ort für Start-ups
In Münchens Heimat der digitalen Gründerszene gestalten ambitionierte Entrepreneure die Welt von morgen.
I
deen testen, Kontakte knüpfen, Wissen austauschen und Unterstützung erhalten. Um Start-ups erfolgreich zu machen und somit die Grundlage für die Arbeitsplätze der Zukunft zu schaffen, braucht es den richtigen Rahmen. Einen Ort, der inspiriert, der den Unternehmergeist fördert und mit den entscheidenden
Akteuren und potenziellen Geschäftspartnern vernetzt. Und einen Ort, der die Gründer beim Product Market Fit ihrer innovativen Lösungen und dem Aufbau erfolgreicher Teams unterstützt. Ein Gründerzentrum als Talentschmiede, welches es durch vorgelagerte Auswahlprozesse auch Investoren und Unternehmen erleichtert, Pilotprojekte guten Gewissens anzuschieben und technologischen Neuerungen zum eigenen Unternehmensvorteil zum Markterfolg zu verhelfen. Vor elf Jahren als erstes digitales Gründerzentrum in Bayern gestartet, ist WERK1 eine der zentralen Anlaufstellen für digitale Start-ups in München. Mit kostengünstigen Büroräumen, Co-Working-Spaces, Networking-Events, Coachings, Matchings mit Investoren und einer großen Community. Im Gespräch mit WERK1 Geschäftsführer Dr. Robert R. Richter:
WERK1 bezeichnet sich als Start-up freundlichsten Ort in München. Welche Services bieten Sie?
WERK1 ist ein Hochleistungszentrum für digitale Tech-Start-ups. Hier treffen sich Entrepreneure, Freelancer, Visionäre, Unternehmen und Investoren – wir vereinen Münchens aktivste Gründungs-Communi-
Mehr Informationen über WERK 1 unter: www.werk1.com
ty. Aktuell betreuen wir über 40 TechStart-ups mit über 120 Gründerinnen und Gründern. Gemeinsam machen wir Ideen marktreif, sind in den ersten Skalierungsphasen dabei, bis hin zur möglichen Internationalisierung, sodass 5 Jahre nach Auszug noch 85 Prozent unserer Teams erfolgreich am Markt operieren. Dank der Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie im Rahmen der Initiative „Gründerland Bayern“ können alle Services im WERK1 zu günstigen Preisen in Anspruch genommen werden – und wir als Non-Profit-Organisation komplett unabhängig agieren. Wer als Team nach dem dreistufigen Bewerbungsprozess zu uns kommt, kann maximal 24 Monate bleiben, erhält Coachings von BayStartUP, profitiert von der Expertise von über 140 Mentoren und unseren zahlreichen Netzwerk-Events. Wie die Jobmesse „Startup WORK“ oder die „Start-up Demo Night“ – neben der Bits&Pretzels eines der größten Events der bayerischen Gründerszene. Im WERK1 ist jeder willkommen, Teil der lebendigen Community zu werden.
Mit WERK1.4 wurde jüngst ein weiterer Standort eingeweiht.
Ja, durch den wir die Möglichkeit des
Dr. Robert R. Richter,
WERK1 Geschäftsführer
Deutschland hat nach wie vor die richtigen Leute, mit dem Wissen, dem Willen und dem Mut, Neues zu bewirken. Co-Livings geschaffen haben. Auch, um es internationalen Fachkräften deutlich leichter zu machen, nach München zu kommen. Für die Zukunft wünschen wir uns einen massiven Bürokratieabbau, erleichterte Finanzierungsmöglichkeiten und München als Reallabor, wo Prototypen getestet werden können, damit unsere Start-ups ihr volles Potenzial entfalten können. Denn Unternehmer Role Models gibt es nicht nur in Übersee. Deutschland hat nach wie vor die richtigen Leute, mit dem Wissen, dem Willen und dem Mut, Neues zu bewirken.
Munich Innovation Ecosystem GmbH – Partner Content
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GRÜNDERGEIST
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Synergien erkennen, Erfolge scha�en Mehr Zusammenarbeit, bessere Rahmenbedingungen – wie die Förderung Jungunternehmen und Mittelstand verbindet, zeigt ein gelungenes Beispiel aus München.
U
m wissenschaftsbasierte KIStart-ups stärker zu fördern, wird gezielt daran gearbeitet, exzellente Forschung schneller in die Anwendung zu bringen. Bislang gesammelte Erfahrungen bieten wertvolle Einblicke, wie junge Unternehmen unterstützt werden können, um nachhaltig zu wachsen und innovative Technologien voranzutreiben. Diese Erkenntnisse sollen in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft und Wissenschaft den Erfolg von Start-ups sichern. Der Fokus liegt dabei auf maßgeschneiderten Lösungen für Early-Stage-Start-ups in Deutschland, um deren
Frizzi Engler-Hamm,
CEO der Munich Innovation Ecosystem GmbH
Wachstum zu beschleunigen und neue Möglichkeiten für Gründer zu schaffen. Wie dieser Schritt gemeinsam gelingt, zeigen Frizzi Engler-Hamm, CEO der Munich Innovation Ecosystem GmbH, und Kerstin von Diemar, Gründerin von cureVision. Mit AI NATION fördert Engler-Hamm KI-Start-ups.
Frau Engler-Hamm, AI NATION ist aus „AI+MUNICH“ und „K.I.E.Z.“ hervorgegangen. Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem Projekt?
In den vergangenen drei Jahren haben wir rund 180 KI-Start-ups gefördert, die mindestens eines der SDGs adressieren, mehr als 750 Arbeitsplätze geschaffen und 67 Mio. Euro Funding eingesammelt haben. Diese Erfolgsgeschichten möchten wir nun aus München und Berlin heraus in ganz Deutschland sehen!
Für die erfolgreiche Realisierung von AI NATION ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Projektpartner essenziell.
Dafür bündeln wir die Kräfte zweier führender Start-up-Ökosysteme, um AI NATION als den zentralen Akteur für KI-Innovation in Europa zu etablieren. Ein besonderes Anliegen ist es uns dabei, KI-Anwendungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und so die Gesellschaft aktiv einzubinden. Dies haben wir z. B. im Rahmen der „langen Nacht der Münchner Museen“ erfolgreich realisiert. Hier erhielten zwölf KI-Startups die Möglichkeit, ihre Anwendungen einem großen Publikum interaktiv vorzustellen und das Potenzial von KI greif bar zu machen.
Was sind die Herausforderungen bei der deutschlandweiten Umsetzung eines Projekts wie AI NATION?
Für die erfolgreiche Realisierung von AI NATION ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Projektpartner essenziell. Wir vereinen teilweise konkurrierende Akteure aus Wirtschaft, Forschung, Technologie und der öffentlichen Hand mit unterschiedlichen Interessen. Hier sind strategische Koordination und Fingerspitzengefühl gefragt, um Synergien zu erkennen und zu schaffen – eine Herausforderung, die wir in München mit unserer Initiative MUNICH INNOVATION ECOSYSTEM in den letzten Jahren erfolgreich gemeistert haben.
Wie KI ‚made in Germany‘ die Start-up-Landschaft revolutioniert Frau von Diemar, als Gründerin von cureVision: Wie sehen Sie den Ein�uss von AI NATION auf die Start-upLandschaft?
AI NATION fördert und vernetzt KIInnovationen „made in Germany“, die auf Vertrauen und Qualität aufbauen und Deutschland als Vorreiter im globalen Wettbewerb positionieren. Jetzt
wird der KI-Kuchen verteilt und AI NATION leistet seinen Beitrag, Deutschland einen Platz am internationalen Tisch zu verschaffen. Welche Rolle spielt KI in der Vision und Mission von cureVision?
cureVision ist Spezialist im Wachstumsmarkt KI-Wundversorgung. Unsere Lösungen, die bereits in Kliniken und Pflegeeinrichtungen im Einsatz sind, analysieren chronische Wunden zehnmal schneller und erfassen Heilungsparameter, die das Auge nicht erkennt. Welche Lösungen bietet AI NATION für Start-ups?
Kerstin von Diemar,
Gründerin von cureVision
Unsere Lösungen, die bereits in Kliniken und P�egeeinrichtungen im Einsatz sind, analysieren chronische Wunden zehnmal schneller und erfassen Heilungsparameter, die das Auge nicht erkennt.
Unternehmen in den USA haben Vorteile, u. a. bei der Finanzierung ihrer Entwicklung durch Investoren. AI NATION unterstützt KI-Startups beim Zugang zu Kapital und bringt Investoren und Startups zusammen. Sehen Sie in AI NATION eine Gelegenheit, das Bewusstsein für den Nutzen von KI-basierten Gesundheitslösungen zu erhöhen?
„Medizintechnik made in Germany“ ist weltweit Synonym für Qualität – „HealthCare-KI made in Germany“ wird den gleichen Stellenwert erreichen. Das ist wichtig für Patient:innen sowie Fachkräfte in Medizin und Pflege. Und: für den Standort Deutschland.
Weitere Informationen über cureVision unter: www.curevision.de Weitere Informationen über Munich Innovation Ecosystem GmbH unter: www.munich-ecosystem.de
Wie unterstützt AI NATION den Transfer von KI-Innovationen aus Forschungseinrichtungen und Start-ups hin zu etablierten Unternehmen?
Unsere Angebote zur Unterstützung setzen bereits sehr früh an – mit Ideation Hackathons sogar noch vor der Idee. Indem wir Teams von Anfang an begleiten, helfen wir ihnen gängige Fehler zu vermeiden, zu jedem Zeitpunkt die Ressourcen zu erhalten, die sie benötigen – von fi nanzieller Unterstützung zur Entwicklung eines Prototyps über Stipendien bis hin zu einem Accelerator – und ein Produkt zu entwickeln, das nicht nur ein Problem löst, sondern von Kunden geliebt wird. Wo sehen Sie AI NATION in fünf Jahren?
AI NATION wird eine treibende Kraft für KI-Innovationen in Europa sein, neue Arbeitsplätze schaffen und technologische Entwicklungen vorantreiben. Durch die Integration von KI in Unternehmen und die Förderung neuer Geschäftsmodelle stärkt AI NATION die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als ethischer und nachhaltiger KI-Standort. Eine enge europäische Zusammenarbeit ist entscheidend, um im globalen Wettbewerb, etwa mit den USA und China, mitzuhalten – und AI NATION wird hierzu maßgeblich beitragen.
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GRÜNDERGEIST
BONVENTURE – Partner Content
In eine bessere Zukunft investieren
Mit Impact einen echten Wandel bewirken und gleichzeitig von starken Renditen pro�tieren.
N
achhaltiges Investieren liegt im Trend. Immer mehr Anleger wollen ökologische und soziale Ziele in ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen. Zwischen ESG Investments und Impact Investing liegen allerdings Welten. Während Ersteres darauf abzielt, ausschließlich negative Effekte zu vermeiden und der „Finance First“Ansatz einer marktüblichen Rendite die Entscheidungsgrundlage bildet, wird beim Impact Investing die tatsächliche Wirkung der Investments auf Mensch oder Planet mitgedacht, quantifi ziert und gemessen. Impact Investing ist längst keine Vision einzelner idealistischer Investoren mehr, sondern ein dynamischer Markt mit großem – auch fi nanziellem –Wachstumspotenzial. Laut Global-Impact-Investing-Network (GIIN)-Bericht von Oktober 2024 sind in den letzten fünf Jahren die verwalteten Vermögenswerte im Bereich Impact Investing weltweit um durchschnittlich 21 Prozent pro Jahr gestiegen. Die Investmentgesellschaft BONVENTURE hat vor mehr als 20 Jahren als Erster diesen Ansatz im deutschsprachigen Raum aufgegriffen und ist hierzulande der einzige bei der BAFIN registrierte europäische Impact-Fonds (sog. EuSEF). Ein Gespräch mit Angela Lawaldt, Managing Partnerin bei BONVENTURE und Dr. Philip Heimann Co-Founder und CEO der Vivira Health Lab GmbH, eines der wirkungsorientierten Unternehmen, die der Impact VC unterstützt.
Frau Lawaldt, BONVENTURE ist bereits seit 2003 aktiv. Wie verstehen Sie Impact Investing?
Angela Lawaldt (AL): Impact Investing bedeutet, dass ich als Investor mit der klaren Absicht handele, einen nachweis-
baren Mehrwert für gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen zu schaffen und gleichzeitig Verantwortung für die Messung und Steuerung der Wirkung zu übernehmen. Zudem zeichnet sich Impact Investing durch eine positive Gesamtbilanz der sozialen und ökologischen Auswirkungen im Geschäftsmodell aus. Mit unseren Investitionen erreichen wir so eine doppelte Rendite: echten Impact und fi nanzielle Erträge. Die Regulatorik für Impact Investing steckt mitten in der Entwicklung. Artikel 9 der EU-O�enlegungsverordnung (SFDR) scha� t einen Rahmen, bleibt aber in vielen Aspekten noch vage.
AL: Ja, mit Blick auf messbare Wirkung und Transparenz fordern wir deutlich mehr Selbstverpfl ichtung von Fonds. Deshalb haben wir zusammen mit wenigen anderen Impact VCs in Europa eine „Artikel 9+“-Klassifi zierung defi niert und gehen sogar darüber hinaus: Echte Impact Investoren fokussieren auf Investments mit hoher messbarer Wirkung im Kerngeschäft, geführt von Gründern, die tatsächliche Veränderung vorantreiben wollen. Die Impactziele werden auf Basis einer wirtschaftlich fundierten Wirkungsmessung erstellt und von einem neutralen Investorenbeirat verabschiedet; die Zielerreichung von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft. Mindestens 80 Prozent der Impactziele müssen erreicht werden, um eine Gewinnbeteiligungsauszahlung für unser Management auszulösen. Schließlich sollte, wer es mit Impact Investing ernst meint, auch an sich selbst hohe Ansprüche anlegen. Wie sieht das BONVENTUREPortfolio aus, welche Projekte begleiten Sie aktuell?
AL: Wir konzentrieren uns auf die Themen Gesundheit, Bildung und Gleichberechtigung, Klima und nachhaltiger Konsum und haben in den letzten 20 Jahren in rund 60 Unternehmen in der
Angela Lawaldt,
Managing Partnerin BonVenture Management GmbH
Echte Impact Investoren fokussieren auf Investments mit hoher messbarer Wirkung im Kerngeschäft, geführt von Gründern, die tatsächliche Veränderung vorantreiben wollen. DACH-Region investiert. Unsere Beteiligung an ViViRA im Bereich Gesundheit ist ein sehr gutes Beispiel für wirkungsorientiertes Unternehmertum. Was sind die Leitlinien bei Ihren Investments? Wie entscheiden Sie, ob Sie investieren oder nicht?
AL: Eine ganze Reihe von Kriterien ist für uns ausschlaggebend, allen voran die Absicht der Gründer:innen: Das Produkt oder die Dienstleistung wird mit der klaren Zielsetzung geschaffen, tatsächliche, echte Wirkung zu generieren. Dieser Impact auf Menschen oder Natur muss in Tiefe oder Ausmaß relevant sein. Dabei orientieren wir uns an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN. Darüber hinaus muss die Wirkung anhand von defi nierten Kennzahlen messbar sein; diese Rechenschaftspfl icht nehmen wir sehr ernst. Wir investieren vor allem in Europa, mit einem Fokus auf die DACH Region. Das Impact-Start-up hat
Dr. Philip Heimann,
Co-Founder und CEO Vivira Health Lab GmbH
bereits einen erfolgreichen Markteintritt geschaff t und kann erste Umsätze vorweisen. Wir agieren also wie ein klassischer VC, mit dem Unterschied, dass der Impact nicht nur ein „Nice-to-have“ ist, sondern ein ganz wesentlicher Bestandteil unserer Investmentstrategie. Herr Dr. Heimann, warum ist ViViRA für Menschen mit Rückenleiden so wichtig?
Dr. Philip Heimann (PH): Knapp zwei Drittel der Deutschen sind innerhalb eines Jahres von Rückenschmerzen betroffen, einem der größten Verursacher von Arbeitsunfähigkeit. Oftmals sind die Beschwerden gut therapierbar. Aufgrund von Budgetbeschränkungen und Fachkräftemangel erhält nur ein Bruchteil der Betroffenen ein Physiotherapie-Rezept und Patienten mit Rezept warten im Schnitt mehr als drei Wochen auf den ersten Therapietermin. ViViRA ist eine „für alle mit Rezept sofort verfügbare“, digital angeleitete Bewegungstherapie für zu Hause, klinisch nachgewiesen wirksam und im Versorgungsalltag der Physiotherapie (allg. Krankengymnastik) in der Schmerzreduktion überlegen. Was ist der Kern der Anwendung?
PH: Die Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) ViViRA bietet täglich personalisierte angeleitete Trainings, wöchentliche Verlaufskontrollen und monatliche Bewegungstests. ViViRA ist in der Regelversorgung zugelassen und kann von allen Ärzt:innen verordnet werden. Die Therapie wird mit Rezept von allen gesetzlichen Krankenkassen ohne Genehmigungsvorbehalt vollständig übernommen. Wo herkömmliche Therapieformen und -strukturen an Grenzen stoßen, möchten wir Versorgung und Versorgungsgerechtigkeit verbessern. Mit der BONVENTURE Investition erhöhen wir die Anzahl therapierter Patient:innen weiter und bringen zusätzliche DiGA in die Versorgung. Welche weiteren Pläne hat BONVENTURE?
AL: Gerade legen wir unseren fünften Fonds auf. Unser Erfolgsbilanz und unsere Erfahrungen machen uns zuversichtlich, dass wir unser Ziel von 100 Millionen Euro erreichen werden. Wir wollen unseren Teil für die Lösung drängender Probleme beitragen. Das Investieren in wirkungsorientierte Unternehmen ist ein Baustein dafür.
BONVENTURE unterstützt seit 2003 mit Venture Capital Gründer:innen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Umwelt und Natur sowie nachhaltiger Konsum. Mit Kapital, Know-how und Netzwerk fördert es den Aufbau innovativer, wirkungsorientierter Unternehmen. Mehr unter: www.bonventure.de
Bayerns Bauindustrie – Partner Content
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GRÜNDERGEIST
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Die Innovationskraft der Baubranche Die Baubranche ist weit mehr als Beton, Stahl, Holz und Ziegel. Sie ist ein Schlüsselsektor für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt und prägt die Grundlagen unseres Lebens wie kaum ein anderer Bereich. In der Bauindustrie verschmelzen Tradition und moderner Unternehmergeist. Mittelständische Bauunternehmen spielen dabei eine zentrale Rolle.
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as Bauen zählt zu den ältesten Wirtschaftszweigen der Menschheit. Viele der Unternehmen, die die Bauwirtschaft prägen, sind familiengeführt und können auf eine jahrzehntelange Geschichte zurückblicken. Dieser lange Atem gibt den Unternehmen Stabilität und schafft gleichzeitig den Raum, neue Wege zu beschreiten sowie schnelle, agile Entscheidungen zu treffen. Bauunternehmen investieren zunehmend in Zukunftstechnologien, digitale Prozesse und nachhaltige Lösungen. Das geschieht nicht nur, um den eigenen Wettbewerbsvorteil zu sichern, sondern auch, um aktiv auf die drängenden Herausforderungen der heutigen Zeit zu reagieren. Digitalisierung: Vom Bauplan zur Realität 4.0
Die digitale Transformation ist ein zentraler Innovationsmotor der Bauindustrie. In Bayern gestalten insbesondere mittelständische Betriebe die Einführung digitaler Technologien aktiv mit, die den gesamten Bauprozess revolutionieren. Vom Building Information Modeling (BIM), das eine exakte digitale Planung und Simulation von Bauprojekten ermöglicht, bis hin zu automatisierten Baustellen, die mit Drohnen, 3D-Druck und Robotik effi zienter und sicherer werden können. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein bayerisches Bauunternehmen nutzt Drohnen, um Baustellen zu überwachen und den Baufortschritt in Echtzeit zu dokumentieren. Gleichzeitig kommen KI-gestützte Systeme zum Einsatz, die Bauprojekte analysieren und optimieren. Solche Technologien reduzieren nicht nur Kosten und Zeitaufwand, sondern sorgen auch für eine höhere Präzision und Qualität. Nachhaltigkeit als Innovationsfeld
Die Bauindustrie steht im Zentrum der Klimadebatte. Sie ist einerseits verantwortlich für einen erheblichen Anteil der globalen CO2-Emissionen, bietet andererseits aber auch Lösungen für eine klimafreundliche Zukunft. Die bayerische Bauindustrie ist sich dieser Verantwortung bewusst und zeigt, wie Nachhaltigkeit und Bauinnovationen Hand in Hand gehen können. Innovative Materialien wie CO2-reduzierter Beton oder recycelte Baustoffe spielen eine Schlüsselrolle. Gleichzeitig wird an Konzepten wie „grünen Gebäuden“ gearbeitet, die ihren Energieverbrauch minimieren und mehr Energie erzeugen
können, als sie verbrauchen. Ein führendes bayerisches Unternehmen hat kürzlich ein Pilotprojekt für ein klimaneutrales Wohnquartier abgeschlossen – ein Vorbild für die ganze Branche. Auch der Holz- und Hybridbau erlebt in Bayern eine Renaissance. Dank moderner Fertigungstechniken und intelligenter Konstruktionen zeigt sich, dass Holz nicht nur ökologisch, sondern auch vielseitig anwendbar ist. Mittelstand als Innovationsmotor
Der Mittelstand, das Rückgrat der bayerischen Bauindustrie, ist ein entscheidender Treiber für Innovationen. Mit seiner Flexibilität und Nähe zum Markt kann er schneller auf neue Herausforderungen reagieren. Unterdessen sorgen die mittelständischen Unternehmen durch ihre regionale Verwurzelung dafür, dass Innovationen dort ankommen, wo sie gebraucht werden – bei den Menschen vor Ort. Viele Unternehmen arbeiten bereits eng mit Start-ups, Universitäten und Hochschulen zusammen, um innovative Ideen weiterzuentwickeln. Ein bayerisches Technologie-Start-up nutzt die bestehende Infrastruktur auf Baustellen, um diese zu digitalisieren. Die KI-Plattform erfasst und analysiert Daten von Kameras und anderen verfügbaren Sensoren, um Bautätigkeiten zu überwachen und deren Einfluss auf die Entwicklung von Gebäudestrukturen zu interpretieren. Dadurch wird eine automatisierte Echtzeitüberwachung der Baustelle ermöglicht, bei der kostenoptimierende Maßnahmen, Sicherheitsaspekte, Qualitätskontrollen und logistische Herausforderungen frühzeitig erkannt und gemeldet werden können.
Der Bayerische Bauindustrieverband e.V. ist ein Arbeitgeberverband, der die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen, Unternemen derbayerischen Bauindustrie, gegenüber der Politik und der O�entlichkeit vertritt. www.bauindustrie-bayern.de
Arbeitskräfte der Zukunft: Innovation beginnt im Kopf
Die Innovationskraft der bayerischen Bauindustrie basiert nicht nur auf Technologie, sondern auch auf den Menschen, die sie voranbringen. Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen der Branche – und eine Chance für neue Ansätze. Unternehmen setzen auf digitale Lernplattformen, um Auszubildende und Mitarbeitende fit für die Zukunft zu machen. Virtuelle Schulungen mit VRTechnologien ermöglichen es, komplexe Bauprozesse realitätsnah zu erlernen. Zudem wird Diversität großgeschrieben. Immer mehr Frauen und internationale Fachkräfte fi nden ihren Weg in die Bauindustrie und bringen weitere Perspektiven mit. Diese Vielfalt ist eine wichtige Ressource, um innovative Lösungen zu entwickeln. Bayerns Bauindustrie: Ein Vorbild für Europa
Die Innovationsfähigkeit der bayerischen Bauindustrie reicht weit über die Landesgrenzen hinaus. Zukunftsweisende Projekte wie intelligente Autobahnen für autonomes Fahren oder die energieeffi zienten Smart Cities von morgen setzen europaweit neue Maßstäbe. Sie verdeutlichen eindrucksvoll, dass die Bauindustrie nicht nur eine zentrale wirtschaftliche, sondern auch eine bedeutende gesellschaftliche Verantwortung trägt. Mit ihrer Fähigkeit, visionäre Ideen in konkrete Lösungen zu verwandeln, leistet die Branche einen entscheidenden Beitrag, Europa und darüber hinaus andere
Thomas Schmid,
Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbandes
Zudem wird Diversität großgeschrieben. Immer mehr Frauen und internationale Fachkräfte �nden ihren Weg in die Bauindustrie und bringen weitere Perspektiven mit. Diese Vielfalt ist eine wichtige Ressource, um innovative Lösungen zu entwickeln. Teile der Welt nachhaltiger, lebenswerter und zukunftsfähiger zu gestalten. Fazit: Tradition scha� t Innovation
Bayerische Bauunternehmen, tief in der Region verwurzelt, treiben mit Pioniergeist und visionärer Weitsicht die Transformation einer ganzen Branche voran. Ihre Innovationskraft ist nicht nur ein treibender Motor für die Wirtschaft, sondern auch ein Versprechen für die Zukunft.
© action medeor
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