Welt | September 2023
Eine unabhängige Kampagne von Contentway
DIGITAL HEALTHCARE Die moderne Medizin braucht eine Digitalisierungsstrategie Interview | bvitg e. V.
GESUNDUNG DES GESUNDHEITSWESENS Interview mit dem Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V. über die Herausforderungen und Chancen im Hinblick auf die elektronische Patientenakte sowie das E-Rezept. Großes Interview | Dr. Michael Kraus
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KI ERSETZT NICHT DAS MEDIZINISCHE PERSONAL, SONDERN ENTLASTET SIE
Dr. Michael Kraus spricht über die Relevanz datengetriebener Medizin. Interview | Dr. Anne Sophie Geier
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HYBRIDE PATIENTENVERSORGUNG IST EINE ECHTE WIN-WIN-SITUATION
Seit Einführung des Digitalen Versorgungsgesetzes (DVG) können Ärzte und Therapeuten per Rezept digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) verordnen. Diese Apps sollen Patienten zu mehr Eigenverantwortung ermutigen. Interview | Dr. Martin Walger | VDGH
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DIE DIGITALISIERUNG IM GESUNDHEITSWESEN IST EIN GEWINN FÜR ALLE BETEILIGTEN
Dr. Martin Walger spricht im Interview über den Nutzen, der mehr Digitalisierung für Patienten und Ärzte bedeutet.
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Sicher online identifizieren im Gesundheitswesen governikus.de
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DIGITAL HEALTHCARE
WEITERE INHALTE
4. Melanie Wendling und Susanne Koch vom bvitg e. V. 6. Julia Schäfer von der gematik GmbH 8. Experten vom Kompetenzverbund „4U“ 12. Prof. Dr. Antonio Krüger vom DFKI 16. Digitale Pathologie 18. Dr. Martin Walger vom VDGHe. V.
Campaign Manager: Mira Khanna
EINLEITUNG
Geschäftsführung: Nicole Bitkin
Digitalisierung und KI werden das Gesundheitswesen stark verändern, sagt Martin Peuker, Leiter des Geschäftsbereichs IT an der Charité, voraus.
Head of Content & Production: Aileen Reese Redaktion & Grafik: Aileen Reese, Famke Lohmann, Dennis Wondruschka, Nadine Wagner, Joschka Henning
Foto: Presse
Text: Kirsten Schwieger, Katja Deutsch, Armin Fuhrer, Julia Butz, Thomas Soltau Coverfoto: shutterstock, Universitätsklinikum Freiburg Distribution&Druck: Die Welt, 2023, Axel Springer SE Contentway Wir erstellen Online- und Printkampagnen mit wertvollen und interessanten Inhalten, die an relevante Zielgruppen verteilt werden. Unser Partner Content und Native Advertising stellt Ihre Geschichte in den Vordergrund. Die Inhalte des „Partner Content“ in dieser Kampagne wurden in Zusammenarbeit mit unseren Kunden erstellt und sind Anzeigen. Für die Lesbarkeit verwenden wir das generische Maskulinum. Die Formulierungen sprechen alle Geschlechter gleichberechtigt an.
Tel.: +49 40 87 407 400 E-Mail: info@contentway.de Web: www.contentway.de
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Die Medizintechnik-Branche ist ein bedeutender Teil der Gesundheitswirtschaft. Sie gilt als besonders innovativ, wachstumsstark und zukunftsträchtig.
Robotik unterstützt und hilft in der Medizin. In der Rehabilitation bietet modernste Technik Potenzial, das aber aus Kostengründen noch nicht genutzt wird.
Zukunftsbranche braucht Hürdenabbau
Robotik in der Medizintechnik
Es geht um eine echte Transformation
AUSGABE #133
Herausgegeben von: Contentway GmbH Rödingsmarkt 20 DE-20459 Hamburg
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ie Digitalisierung ist in aller Munde und es gibt schon eine ganze Reihe von Initiativen, sowohl von Krankenhäusern als auch von Kostenträgern wie den Krankenkassen, die Prozessverbesserungen bringen sollen. Deutschland wird oft dafür gescholten, dass es an dieser Stelle rückständig ist, aber es tut sich doch inzwischen ziemlich viel – sowohl, was die Politik betrifft als auch, was Einzelinitiativen angeht. Klar, es gibt noch viel zu tun, aber man darf das bislang Erreichte auch nicht kleinreden. In einem Punkt ist aber noch sehr viel Nachholbedarf – nämlich was die Finanzierung solcher Initiativen betrifft.
vorweisen. Ebenso ist ausschlaggebend, dass man ein gemeinsames Verständnis von einheitlichen Datensätzen hat, damit sie interoperabel genutzt werden können.
Bei den Veränderungen, die mit Digitalisierung und KI einhergehen, geht es nicht nur um einen Change, sondern um eine echte Transformation und einen Kulturwandel. Es geht um solche Fragen, wie: Wie werden wir in Zukunft arbeiten und wie werden Patienten viel stärker ambulant versorgt? Und es wird viel stärker über Prävention gesprochen werden – dafür öffnet uns KI die Tür erst so richtig. Das alles bedeutet aber auch: Kein Job im Gesundheitswesen wird in den kommenden Jahren von Veränderungen durch KI und Digitalisierung verschont bleiben. Darauf müssen wir strategisch reagieren. An der Charité bündeln wir das für alle Bereiche von der Verwaltung über die Klinik bis zur Forschung.
Die Künstliche Intelligenz ist mit der Digitalisierung untrennbar verbunden. Hier sind wir noch lange nicht so weit. Im Bereich der KI gibt es erste Lösungen, die sich im Gesundheitswesen prozessualen Themen widmen. Zum Beispiel gibt es in der Kardiologie eine Software, die auf einer guten Datenbasis Vorhersagen trifft und die Diagnostik bei Krebspatienten enorm verbessert. Aber an dieser Stelle sind wir noch ganz am Anfang.
Und die Patientinnen und Patienten? Es gibt das Vorurteil, dass viele Vorbehalte herrschen, was die Einführung von KI und digitalen Tools betrifft. Ich bin fest überzeugt davon, dass das falsch ist. Ein Beispiel: Die Charité hat gemeinsam mit dem Krankenhausbetreiber Vivantes eine Plattform zum interoperablen Austausch von Daten in Berlin geschaffen, peu à peu kommen weitere 16 Kliniken hinzu. Die notwendige Zustimmung der Patientinnen und Patienten für die Datenweitergabe lag bei weit über 95 Prozent.
Daten spielen für die KI eine wesentliche Rolle. Dabei sind große Mengen gar nicht immer so wichtig, aber sie müssen auf einem hohen Qualitätsniveau vorliegen und auf ihrem Fachgebiet eine gewisse Tiefe
Eine riesige Herausforderung ist die Anwerbung von IT-Experten in ausreichend hoher Zahl. Selbst ein weltberühmtes Krankenhaus wie die Charité muss sich da sehr strecken. Wir eröffnen im November ein
Martin Peuker, Leiter des Geschäftsbereichs IT an der Charité
komplettes eigenes Gebäude für Digitalisierung und IT, in das wir viel Geld investiert haben. Doch anders kann man die jüngere Generation gar nicht gewinnen – Stichwort: New Work. Es braucht Orte, an denen man sich interdisziplinär treffen und zusammenarbeiten kann. Mit unserem Projekt stellen wir uns sehr gut und zeitgemäß auf. Anders als mit solchen innovativen Lösungen wird es in Zukunft gar nicht mehr gehen – das wird auch beim Lesen dieser Kampagne eindrucksvoll klar.
Fakten
Martin Peuker hat seit 2017 die Position des CIO an der Charité inne. In seiner gegenwärtigen Rolle legt er seinen Fokus auf eine kontinuierliche und zugleich qualitätsvolle Weiterentwicklung der IT-Struktur im Gesundheitswesen sowohl an der Charité als auch am BIH (Berlin Institute of Health). ANZEIGE - ADVERTORIAL
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ATOSS Software AG – Partner Content
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Mit KI zu einem besseren Personalmanagement Kliniken können mit Algorithmen Dienstpläne effizienter gestalten, erklären Christian Dohmen-Griesenbach und Boris Baginski von der ATOSS Software AG. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat gesagt, Deutschland sei mit Blick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens ein Entwicklungsland. Stimmen Sie ihm zu?
Dohmen-Griesenbach: Ich würde das sogar noch weiter zuspitzen. Deutschland ist seit Jahrzehnten im Gesundheitswesen im Vergleich mit anderen Branchen stark hinterher. Das sehen wir in allen Bereichen. Wir tendieren leider dazu, offensichtliche Sachverhalte zu ignorieren, anstatt zu handeln. Wir sind also sogar ein Entwicklungsland im Stillstand. Gießkannenprogramme wie das KHZG werden dieser Situation nur bedingt gerecht.
Ein großes Problem ist der Personalmangel in den Krankenhäusern. Das macht gute Planung wichtig. Kann die Digitalisierung ein vorausschauendes Personalmanagement schaffen?
Dohmen-Griesenbach: Die digitale Transformation ist häufig der Versuch, die strukturellen Probleme mit unzureichenden Mitteln zu bekämpfen. Damit meine ich nicht das Geld, sondern die oftmals mangelnde Weitsicht. Software kann den Fachkräftemangel nicht beheben. Aber innerhalb des vorhandenen Rahmens leistet eine gute Software einen enorm wichtigen Beitrag dadurch, dass sie Dinge sichtbar macht, die vorher nicht sichtbar waren. Ein Beispiel: Wenn wir ein typisches Universitätsklinikum nehmen, in dem bis heute viele klinische Versorgungsprozesse sehr unorganisiert wirken, kann Software transparent machen, an welchen Stellen unnötige Personallücken entstehen. Software unterstützt
so die Managementebene, diese Lücken rechtzeitig zu erkennen und zu füllen. Aber Personalmanagement-Software kann nur das vorhandene Personal effektiver einsetzen. Aber dadurch werden jedoch keine zusätzlichen Fachkräfte gewonnen, oder?
Dohmen-Griesenbach: Durch den Einsatz einer Software für das Personalmanagement wird auch zusätzliches Personal gewonnen. Denn mit ihrer Hilfe können die individuellen Wünsche der Mitarbeitenden bei der Arbeitszeitgestaltung viel besser eingeplant werden – also wann jemand arbeiten beziehungsweise nicht arbeiten möchte oder für wie viele Stunden in der Woche er oder sie zur Verfügung steht. Die persönliche Work-Life-Balance wird also viel besser berücksichtigt. Das macht die Arbeit attraktiver – für bestehende und neue Mitarbeitende. Gleichzeitig wird die Bindung an das Unternehmen erhöht.
Ist es heute noch zeitgemäß, wenn jede Station ihre Dienstpläne für sich selbst ausarbeitet?
Baginski: Diese Zeiten müssen unbedingt der Vergangenheit angehören. Das ist maximal ineffizient und intransparent und verschwendet knappe Ressourcen. Leider ist eine integrierte Lösung technologisch in vielen Kliniken aber noch nicht umsetzbar, weil übergreifende Möglichkeiten noch nicht ausreichend genutzt werden. Eine integrierte Planung hat auch den Effekt, dass das diensthabende Personal weder über- noch unterbeschäftigt ist. Das steigert die Effizienz, sorgt für eine gute Balance und erhöht so die Zufriedenheit.
Dr. Boris Baginski,
Senior Director Research ATOSS Software AG
Was kann die ATOSS Software? Worin liegt ihr Vorteil für Krankenhäuser?
Dohmen-Griesenbach: Wir stellen einen Planungsalgorithmus als regelbasiertes Dienstplansystem zur Verfügung, mit dem sich auf Knopfdruck jede Klinik zentral und dezentral steuern lässt, abhängig von der Strategie. Es geht aber nicht nur um die Dienstpläne, sondern auch um die Steuerung der Patientenströme. Außerdem kann man den Personalbedarf mit intelligenter Software viel besser planen, zum Beispiel für die Zeiten, in denen mit einem erhöhten Patientenaufkommen zu rechnen ist – aus Gründen, die für die Planer nicht ohne Weiteres zu erkennen sind. Und ein wichtiger Aspekt: sie trägt zur Sicherstellung von Compliance bei, selbst wenn sich die Regeln durch die PPR 2.0 oder Entlastungstarifvereinbarungen weiter verschärfen.
Welche Rolle spielt dabei KI?
Baginski: Wir bieten künftig eine KI-basierte Personalbedarfsprognose in unserer Medical Solution. Das heißt, entsprechend den neuen gesetzlichen Personalbedarfsvorgaben übernimmt unsere Lösung die historischen Patientenzahlen und die Patienteneinstufungen, also den Schweregrad einer Erkrankung, aus dem Krankenhausinformationssystem. Mit diesen Daten wird dann die KI „trainiert“ und lernt,
Dr. Christian Dohmen-Griesenbach, Head of Sales Healthcare ATOSS Software AG
aus der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen. Maschinelles Lernen führt zu zuverlässigeren Prognosen hinsichtlich des künftigen Pflegepersonalbedarfs. Stationsleitungen und Planenden wird dadurch die Arbeit erleichtert. Gleichzeitig wird die Personalausstattung verbessert. Die Mitarbeitenden profitieren von mehr Arbeitszeitflexibilität und Arbeitszeitsouveränität. Den Prototypen, den wir gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz und dem Fraunhofer IKS entwickelt haben, haben wir übrigens im Frühsommer beim Healthcare Hackathon in Mainz vorgestellt. Wie gehen Sie bei der Einführung der Software vor?
Dohmen-Griesenbach: Wir analysieren als erstes den Ist-Zustand, um festzustellen, wo die größten Probleme liegen und an welchen Stellen wir in den Kliniken ansetzen müssen. Anschließend entwickeln wir gemeinsam mit dem Krankenhausmanagement Potential für Verbesserungen und setzen dieses schließlich in die konkrete Praxis um. Wichtig ist es, die Fachabteilungen mitzunehmen, das heißt wir unterstützen das Change Management. Dafür wählen wir Bereiche aus, die sich als Pilot besonders eignen. In diesen braucht es auch Personal, das für Änderungen offen ist und nicht jedes Mal das Haar in der Suppe sucht. Unsere Erfahrung ist, dass die Analyse oft zu einem echten Aha-Erlebnis führt. Wir erfinden aber nicht jedes Mal alles neu, sondern arbeiten häufig mit Standardisierungen und Best-Practice-Ansätzen, die sich schon in anderen Klinken bewährt haben.
Stellen sich rechtliche Probleme bei der Erhebung der Daten?
Baginski: Da wir ausschließlich zweckgebunden mit Mitarbeiterdaten arbeiten, ist das nicht kritisch. Das gilt auch für die Patientendaten, denn wir benötigen in unserer Software nur die abstrakten Patientenzahlen. Sie haben keine DSGVO-Relevanz. Wenn der Wille da ist, die KI als ein personalwirtschaftliches Medikament gegen den Fachkräftemangel zu nutzen, steht dem rechtlich also nichts entgegen.
Wichtig ist es, die Fachabteilungen mitzunehmen, das heißt wir unterstützen das Change Management. Die ATOSS Software AG gestaltet den Umbruch der Arbeitswelt zum Vorteil von Unternehmen, Mitarbeitern und Gesellschaft. Sie ermöglichen kreativer, intelligenter und humaner zu arbeiten und revolutionieren dadurch das Zusammenspiel von Wirtschaftlichkeit mit Menschlichkeit. www.atoss.com
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Gesundung des Gesundheitswesens D I G I TA L I S I E R U N G
Interview mit dem Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V. über die Herausforderungen und Chancen im Hinblick auf die elektronische Patientenakte sowie das E-Rezept. Text: Kirsten Schwieger Foto: Presse
Melanie Wendling, Geschäftsführerin Bundesverband Gesundheits-IT e. V.
Frau Koch, ist eine Opt-outFunktion die Lösung, 80 % der gesetzlich Versicherten bis 2025 mit elektronischer Patientenakte (ePA) auszustatten?
Ein Opt-out-Verfahren wird unserer Meinung nach erwartungsgemäß die Ausstattung der gesetzlich Versicherten mit einer ePA wesentlich erhöhen. 80 % scheint hier kein unrealistischer Prozentsatz. Wir möchten aber deutlich darauf hinweisen, dass eine Ausstattung nicht mit der Nutzung gleichzusetzen ist. Hier wird an der bestehenden Architektur der ePA und an den spezifizierten Prozessen der Nutzung weitergearbeitet werden müssen. Brachliegende Datenfriedhöfe wären der Worst Case. Ziel muss eine mehrwertstiftende Anwendung für die Versorgenden und Zu-Versorgenden bleiben.
Welche Herausforderungen müssen vor Einführung der Opt-out ePA noch gelöst werden – und von wem?
Wir sehen Herausforderungen in Bereichen, die den meisten nicht neu sein werden. Grundlegend bleibt ein funktionierendes übergeordnetes Projektmanagement als Basis für ein solches Großprojekt mit vielen voneinander abhängigen Unterthemen. Die für die erste ePA konzipierte Architektur bereitet bei Aspekten wie Nutzerfreundlichkeit und Performance leider ebenfalls Schwierigkeiten. Und dann haben wir noch das entscheidende Thema der Kommunikation zu den Nutzern. Wir sehen die Lösung bei den Verantwortlichen sowie nur in Zusammenarbeit lösbar. Hier müssen BMG und gematik eng mit Leistungserbringenden-, Patienten- und Industrievertretung zusammenkommen. Bedarfsgemäß muss nicht immer jeder am Tisch sitzen, nur leider haben wir in der Vergangenheit häufig bei später Einbindung Ideen vorgesetzt bekommen, die realistisch nicht umsetzbar waren. Beim aktuellen Zeitplan bleiben für solche Fehler keine Zeit, wenn die ePA erfolgreich werden soll.
Das E-Rezept soll schon im Januar 2024 verbindlich starten – läuft es hier runder?
Im Gegensatz zur ePA wurde beim E-Rezept die gesamte Prozesskette bereits in diversen Settings durchgespielt. Optimierungsbedarfe konnten vielerorts bereits identifiziert werden. Was noch nicht erprobt werden konnte, ist tatsächlich wie der zentrale Server der gematik bei Volllast reagieren wird. Laut gematikAussagen scheint dies aber berechnet und kein Problem zu geben. Hoffentlich trifft dies zu, sonst werden BMG und gematik
Schränke voll mit Patientenakten und -daten gehören der Vergangenheit an und können durch die elektronische Gesundheitskarte effizient an alle Ärztinnen und Ärzte verteilt werden.
Susanne Koch, Bereichsleitung Verbandsarbeit Bundesverband Gesundheits-IT e. V.
Anfang 2024 erst einen Brand löschen müssen, bevor man sich wieder auf das Großprojekt ePA fokussieren kann. Frau Wendling, wie könnte das Spannungsfeld Datenschutz und Digitalisierung hierzulande gelöst werden?
Indem wir in eine ehrliche Kommunikation darüber gehen, was es für Deutschland bedeutet, sich bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens der kontroversen Doktrin des deutschen Datenschutzes zu unterwerfen, statt sich zumindest europäischen Standards anzupassen. Und um es ganz klar zu sagen: Es geht nicht darum, den Datenschutz für die Industrie aufzuweichen. Aber um deutsche Innovationskraft und vorhandene Potenziale in der Patientenversorgung weiter nutzen zu können, müssen wir die europäische Datenschutzvorgaben anerkennen. Deutsche Alleingänge schaden dem Wettbewerb und letztendlich der Patientenversorgung.
Wie kann die Politik die unterschiedlichen Interessen zu einem Ausgleich bringen?
Zuhören und faktenbasiert entscheiden. Im deutschen Gesundheitswesen wird zu viel übereinander und zu wenig miteinander geredet. Und wir brauchen weniger Bauchgefühl und mehr faktenbasierte Diskussionsgrundlagen. Digitalisierung unterliegt in den meisten Fällen keiner technischen Hemmschwelle, sondern einer psychologischen.
Fakten
Der Bundesverband GesundheitsIT – bvitg e. V. vertritt in Deutschland die führenden IT-Anbieter im Gesundheitswesen, deren Produkte je nach Segment in bis zu 90 Prozent des ambulanten und stationären Sektors inklusive Reha-, Pflege- und Sozialeinrichtungen eingesetzt werden. Über 70 Prozent der Unternehmen sind international tätig.
Digitale Souveränität ermöglicht bessere Diagnose und bessere Behandlung P AT I E N T E N V E R S O R G U N G
Nicht nur medizinisches Personal und Patientinnen und Patienten profitieren, auch der Forschung kommt die digitale Souveränität zugute. Text: Katja Deutsch Foto: Maksym Kaharlytskyi/unsplash
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n unserer zunehmend digitalisierten Welt ist die digitale Souveränität im Gesundheitswesen von entscheidender Bedeutung, um auch zukünftig eine optimale Gesundheitsversorgung gewährleisten zu können. Sie nutzt dem medizinischen Personal gleichermaßen wie den Patientinnen und Patienten.
kennbar. Das medizinische Personal kann viel sicherer und effizienter Diagnosen stellen und somit individueller und viel wirkungsvoller über das weitere Vorgehen entscheiden. Dabei haben Patientinnen und Patienten die Hoheit über ihre Daten und können festlegen, wer die Ergebnisse und Berichte zu Gesicht bekommt.
Durch digitalisierte Prozesse kann der zunehmende Verwaltungsaufwand in Arztpraxen und Kliniken wesentlich schneller, einfacher, effizienter und sicherer durchgeführt werden. Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal haben dadurch mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten und können sich besser und exakter um sie kümmern. Durch die Option digitaler Sprechstunden können besonders Praxen in ländlichen Gegenden profitieren, da die Kranken wie auch Ärztinnen und Ärzte lange Fahrtzeiten einsparen können. Nicht zuletzt kommt die digitale Souveränität auch dem Fachkräftemangel bei gleichzeitig immer höher werdendem steigenden Patientenzahlen zugute.
Die Grundvoraussetzung zur digitalen Souveränität ist, dass sämtliche Geräte, Systeme und Anwendungen miteinander kommunizieren können. Derzeit gibt es noch zu viele unterschiedliche Systeme, was die reibungslose Übertragung von Daten stört. Ziel ist die ununterbrochene Dokumentation des Gesundheitszustandes von Patientinnen und Patienten, und zwar bereits bevor sie in die Klinik kommen. Ein weiterer großer Vorteil der digitalen Souveränität ist der Zugriff auf möglichst viele Patientendaten – sofern diese eine anonymisierten Verwertung zustimmen – denn hat man Zugriff auf mehrere Tausend Verläufe einer bestimmten Krankheit, lassen sich daraus wichtige Forschungserkenntnisse entwickeln, Vergleiche ziehen, Vorhersagen treffen und damit Behandlungen erfolgreicher durchführen.
Die flächendeckende Einführung der elektronischen Gesundheitkarte spielt eine wichtige Rolle bei der digitalen Souveränität, denn hier werden sämtliche Erkrankungen, Heilungsverläufe und Medikationen registriert und gespeichert, zudem können hier alle durchgeführten bildgebenden Verfahren gesichert werden. Weder Röntgenbilder, MRT, CT, Arztbriefe, Befunde oder Entlassungsberichte können jemals verlorengehen, wenn die Untersuchungsergebnisse in digitaler Form gespeichert werden, keine Unverträglichkeit oder Allergie vergessen werden. Bei der Verabreichung eines neuen Medikaments erkennt die Software sekundenschnell die Wechselwirkung mit bestehender Medikation. Blutgruppe und gegebenenfalls chronische Erkrankungen sind ebenfalls auf den ersten Blick er-
Zum Beispiel für das Hautkrebsscreening ist digitale Souveränität sehr wichtig, denn am Computer lassen sich Fotos und Videos von Veränderungen der Haut viel besser vergrößern als mit der Lupe vor Ort. Zudem lassen sich gespeicherte Bilder besser miteinander vergleichen als Notizen an einem Körperumriss auf einem Blatt Papier. Auch hilft die digitale Souveränität bei pathologischen Untersuchungen. Hier bildet die schiere Menge an Daten den wesentlichen Vorteil, da Veränderungen in Zellstrukturen viel schneller und deutlicher erkannt und abgeglichen werden können.
STACKIT – Partner Content
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In Zukunft werden die Menschen viel mehr digitale Souveränität bei ihren Gesundheitsdaten haben Auch im Gesundheitswesen ist die Digitalisierung in vollem Gange. Laut einer Studie von McKinsey stellt sie eine 42-Milliarden-Euro-Chance für Deutschland dar. Um den erforderlichen gesetzlichen Rahmen dazu zu scha�en, hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach im März diesen Jahres die dazu erforderliche Digitalisierungsinitiative vorgestellt. Eine ihrer Zielsetzungen lautet, dass bis zum Jahr 2025 acht von zehn aller gesetzlich Versicherten eine elektronische Patientenakte besitzen und nutzen. Diese dient nicht nur als Speicher- und Dokumentationsmedium des Gesundheitszustands von Patientinnen und Patienten, sondern ermöglicht auf Wunsch auch die Weitergabe dieser Daten an medizinische und pharmazeutische Forschungszentren, um die Forschung auf Basis von Gesundheitsdaten zu unterstützen. Denn die Daten von heute ermöglichen die moderne Medizin von morgen.
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arkus Schwind, Mitglied der Geschäftsleitung der Schwarz IT KG, verantwortlich für die Externalisierung des eigenen Cloud-Services Portfolio STACKIT, spricht im folgenden Interview über die Zukunft der digitalen Medizin: Was sind die aktuellen Herausforderungen der Digitalisierung des Gesundheitswesens?
Oftmals ist der Austausch von Gesundheitsdaten zwischen Kliniken und medizinischen Versorgungszentren, aufgrund unterschiedlicher Software und IT-Systeme, aber auch regulatorischen Limits, nicht möglich. Die Herausforderung liegt darin IT-Prozesse neu zu denken, um den Bestrebungen der intersektoralen Versorgung gerecht zu werden. Eine weitere Herausforderung der Akteure des Gesundheitswesens besteht darin, den Sicherheitsanforderungen für das Betreiben eigener Rechenzentren in ausreichendem Maße Rechnung zu tragen. Cloudifi zierung stellt hier einen wichtigen Erfolgsfaktor dar. Dabei handelt es sich um die Umgestaltung von Geschäftsmodellen, Prozessen und Beziehungen basierend auf dem Einsatz von Cloud-Technologie. Hierbei sollte die Digitale Souveränität erwähnt werden. Sie
beschreibt die Fähigkeit, die Möglichkeit und das Recht von Individuen, Organisationen und Staaten, ihre Rolle in der digitalen Welt unabhängig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können. Auf den technischen Kontext übertragen bedeutet dies die Kontrolle über die eigenen Daten. STACKIT bietet als starker Partner eine souveräne, DSGVO-konforme und deutsche Cloud für Europa an und stellt moderne Services, sowie Lösungen bereit. Hervorzuheben ist, dass die Daten ausschließlich in Europa nicht nur gespeichert werden, sondern auch die Infrastruktur in Deutschland entwickelt, betrieben und supportet wird. Dies kann bei internationalen Hyperscalern durch deren multikontinentale Architektur nicht in der Tiefe und Konsequenz dargestellt werden, wie dies bei STACKIT möglich ist. Wie trägt STACKIT aktuell dazu bei, die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranzutreiben?
STACKIT und beispielsweise das Health Data Startup Honic entwickeln gemeinsam eine sichere, souveräne und europäische Plattform für Gesundheitsdaten als Basis einer modernen Versorgung und Forschung. Sie entspricht dabei den Anforderungen an Datenschutz, Daten-
Die Cloud zum Vertrauen: 100 % aus Deutschland – 100 % garantiert
STACKIT ist die Cloud aus Deutschland für Europa: DSGVO-konform, ohne Hintertüren, ohne Ausnahmen, ohne Zweifel. Damit Sie jederzeit die volle Kontrolle über Ihre Daten behalten. Erfahren Sie mehr: stackit.de
sicherheit und Verfügbarkeit gemäß dem deutschen Datenschutzgesetz und der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO). Mit dieser DSGVOkonformen Forschungsdatenplattform auf der STACKIT Cloud wird die medizinische Analyse von Gesundheitsdaten aus Deutschland möglich. Damit lassen sich die Bedenken des Gesundheitswesens hinsichtlich der Datensicherheit und dem Schutz sensibler Patientendaten sicher lösen. Zudem beteiligt sich STACKIT an Pilotprojekten ausgewählter Universitätskliniken zur Sicherung von Patientendaten im Katastrophenfall. Ziel ist es, ein sicheres externes Backup der Daten für den Ausfall des Krankenhausbetriebs zu erstellen, damit diese in einem anderen Krankenhaus weitergenutzt werden können. Zur Umsetzung stellt STACKIT seine Cloud-Infrastruktur zur Verfügung. Verschlüsselte Dateien mit den wichtigsten Patientendaten werden dort in regelmäßigen Abständen automatisiert abgelegt. Nur berechtige Personen erhalten Zugriff auf die Daten. So sind Patientendaten jederzeit sicher aus der Cloud abruf bar, was die nahtlose Fortsetzung der Behandlung ermöglicht. Wie sehen Sie die Zukunft der digitalen Medizin?
Wir gehen davon aus, dass die Patientenversorgung maßgeblich durch evidenzbasierte Medizin anhand von datengetriebener Forschung verbessert werden wird. Mit DSGVO-konformen und digital souveränen Cloud-Lösungen kann die dafür erforderliche Sicherheit bei der Erhebung und Verarbeitung der Daten eingehalten werden. In wenigen Jahren werden alle beteiligten Akteure einen schnellen und sicheren Zugriff auf diese Gesundheitsdaten haben, deren Vernetzung wird gut ausgebaut sein. Weiterhin wird die Behandlung anhand der vielen personenbezogenen Patientendaten individueller und passgenauer und damit wesentlich wirkungsvoller sein als derzeit. Zudem wird die digitale Souveränität im Gesundheitswesen steigen, denn Patientinnen und Patienten werden viel mehr Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsdaten haben als bisher. Wie in anderen Branchen auch wünschen sich Beschäftigte im Gesundheitswesen die Option, remote zu arbeiten. Natürlich ist das nur bedingt machbar. Einrichtungen, die unterstützt durch digitale Lösungen Möglichkeiten zum ortsunabhängigen Arbeiten anbieten, werden allerdings schnell zu Gewinnern hinsichtlich ihrer Bewerberzahlen. Besonders die Redundanz von Rechenzentren ist für viele Akteure im Gesundheitswesen wirtschaftlich nicht tragbar. Mit ihrer Cloud-Lösung ermöglicht STACKIT durch eine sogenannte Metrozone die erforderliche Ausfallsicherheit.
Markus Schwind,
Head of Go2Market STACKIT
Markus Schwind ist seit 2023 Mitglied der Geschäftsleitung der Schwarz IT KG und verantwortet als Head of Go2Market bei STACKIT die Externalisierung des Portfolios. Nach seinem Studium an den Hochschulen Schweinfurt und Coburg startete Schwind seine Karriere bei HP, bevor er unterschiedliche Senior Management Positionen verschiedener internationaler Unternehmen, wie beispielsweise bei Capgemini und ATOS IT Solutions, übernahm. Zuletzt leitete Schwind das komplette deutsche Enterprise Industries Segment bei AWS. Wie trägt STACKIT zur Digitalen Souveränität bei?
STACKIT liefert passgenaue Services und bietet eine souveräne, DSGVO-konforme, in Deutschland ansässige Cloud für Europas medizinische Einrichtungen zur sicheren Verwahrung sensibler Gesundheitsdaten. Zudem setzen wir mit unserem Open-Source-Ansatz auf offene Standards und bieten medizinischen Einrichtungen die volle Kontrolle über die darunter liegende Hardwareinfrastruktur und die entsprechende Managementplattform – dies vermeidet Vendor Lock-ins. Wir orientieren uns an den konkreten Anforderungen des Marktes, um den Kundenwünschen bestmöglich gerecht zu werden. Hierfür nutzen wir auch unser fachlich spezialisiertes Partnernetzwerk. Wir unterstützen die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit Infrastructure as a Service und Platform as a Service (IaaS und PaaS), hundertprozentig Made in Germany. Sollten Rechnerauslagerungen gewünscht sein, so können wir auch Colocation in unseren sicheren Rechenzentren anbieten. Unser Ziel ist es mit unserem Angebot sichere Medizin zu gewährleisten. Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Dies sagte bereits Arthur Schopenhauer vor 160 Jahren. Ähnlich verhält es sich mit einer datensouveränen Cloud als einzig sinnvoller Weg. Sie ist nicht alles, aber ohne sie wird die Zukunft der modernen Medizin weniger innovativ, skalierbar und sicher sein.
STACKIT ist die digitale Marke der Schwarz IT und damit Teil der IT-Organisation der Schwarz Gruppe, einer der größten Handelsgruppen Europas. Als starke Einheit mit Start-up-Charakter bietet STACKIT Colocation in Form von Rechenzentrums- oder Rackspace- sowie Cloud-Infrastruktur- und Plattform-Services (IaaS und PaaS) in EnterpriseQualität. Damit liefert STACKIT die technologische Basis für die digitale Transformation der Unternehmen der Schwarz Gruppe, von der inzwischen auch externe Unternehmen pro�tieren. www.stackit.de
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D I G I TA L H E A LT H C A R E
Das E-Rezept spart Zeit und ist sicher FO RTSC H R I T T
Gesetzlich Versicherte können E-Rezepte jetzt auch mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) einlösen – als dritten Einlöseweg neben dem Papierausdruck mit Rezeptcode und der E-Rezept App. Julia Schäfer, Produktmanagerin bei der gematik GmbH, erklärt, welche Vorteile das E-Rezept hat. Text: Katja Deutsch Foto: Jan Pauls/gematik Tbel Abuseridze/unsplash
Julia Schäfer, Produktmanagerin bei der gematik GmbH
Wie verbreitet sind E-Rezepte bei uns?
Seit September 2022 kann das E-Rezept genutzt und deutschlandweit in Apotheken per Ausdruck oder über die E-Rezept-App eingelöst werden. Seit Juli 2023 kann das E-Rezept auch in immer mehr Apotheken mit der eGK eingelöst werden. Damit wird die Forderung der Ärzteschaft umgesetzt, einen digitalen und niedrigschwelligen Einlöseweg für das E-Rezept zu schaffen. Bis Ende August soll es in Apotheken in ganz Deutschland einlösbar sein.
Welche Vorteile haben E-Rezepte gegenüber klassischen Rezepten?
Seit Juli 2023 kann das E-Rezept auch in immer mehr Apotheken mit der eGK eingelöst werden.
Das E-Rezept ist flexibel und bietet für Versicherte viele Vorteile. Es kann so eingelöst werden, wie sie es möchten. Das E-Rezept kann in der Praxis auch weiterhin ausgedruckt und wie das Papierrezept in der Apotheke eingelöst werden, wenn man möchte. Für Patientinnen
und Patienten, die Zeit und Wege sparen möchten, bietet das E-Rezept Potential. So können zum Beispiel Folgerezepte im gleichen Quartal telefonisch bestellt werden, sodass der Weg zur Praxis entfällt. Mit der App kann man das Rezept vorab an die Apotheke senden, die mich dann informiert, sobald das Medikament zur Abholung bereitliegt. Ein Botendienst bzw. Versand kann ebenfalls über die App angefragt werden. Ärztinnen und Ärzte haben den Vorteil, das E-Rezept nicht mehr händisch unterschreiben zu müssen. Wird das E-Rezept in Apotheken per eGK oder per Zuweisung in der App eingelöst, muss es nicht extra abgetippt oder eingescannt werden. Auch die Abrechnungsstrecke von der Apotheke über das Abrechnungszentrum bis hin zur Krankenkasse läuft vollständig digital ab. Die Vorteile ergeben sich somit entlang der gesamten Strecke, da kein Papier mehr benötigt wird. Auch für Versicherte mit pflegebedürftigen Angehörigen hat das E-Rezept Vorteile: Pflegebedürftige können ihren Angehörigen ihre eGK übergeben, sodass die Karte in der Apotheke gesteckt und das E-Rezept eingelöst werden kann. Die Familienfunktion der E-Rezept-App ermöglicht es zudem, Rezepte von Angehörigen zu verwalten.
Benötigt werden ein Konnektor, ein Kartenterminal sowie eine Institutionskarte bzw. ein Heilberufsausweis. Zudem muss die E-Rezept-Funktionalität in der Software aktiviert werden. Wie sicher ist das E-Rezept?
Im Gesundheitswesen gibt es auf Arztund Apothekerseite viele verschiedene Systemanbieter. Bei allen Anwendungen der TI erstellt die gematik Spezifikationen, auch für das E-Rezept. Die Spezifikation beinhaltet die technischen Anforderungen für die Umsetzung der E-Rezept-Funktionalität durch die Industrie, die durch das BSI und den Bf DI geprüft und freigegeben worden sind. Damit wird ein hoher Datenschutz gewährleistet. Die Praxisverwaltungssysteme durchlaufen bei der gematik ein Bestätigungsverfahren und bei der KBV ein Zulassungsverfahren. Dadurch wird sichergestellt, dass Anwendungsfälle für das E-Rezept umgesetzt wurden.
Welche Voraussetzungen brauchen Praxen und Apotheken, um E-Rezepte ausstellen und entgegennehmen zu können?
Sie brauchen einen Anschluss an die Telematikinfrastruktur (TI), um E-Rezepte ausstellen und abrufen zu können.
IKK classic – Partner Content
„Alle Seiten müssen pro�tieren“ Foto: IKK classic/Dominik Asbach
Digitalisierung bringt viele Vorteile, �ndet Stefan Schellberg, Chief Digital O�cer und Geschäftsbereichsleiter Unternehmenssteuerung der IKK classic.
Stefan Schellberg,
CDO und Geschäftsbereichsleiter Unternehmenssteuerung der IKK classic
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Deutschland mit Blick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens als Entwicklungsland bezeichnet. Stimmen Sie ihm zu? Ganz so weit würde ich nicht gehen, aber im Gesundheitswesen besteht Nachholbedarf. Im europäischen Vergleich gibt bei uns noch zu viele Bedenkenträger, das digitale Mindset ist noch nicht ausgeprägt genug. Das hat auch historische und strukturelle Gründe.
Die beiden neuen Digitalgesetze gehen nun aber genau in die richtige Richtung. Allerdings kommen auch sie sehr spät und müssen jetzt umso konsequenter umgesetzt werden. Wie kann die Digitalisierung vorangetrieben werden? Die Digitalisierung wird sich durchsetzen, wenn alle Seiten profitieren. Digitale Lösungen müssen den Patientinnen und Patienten einen echten Nutzen bieten und für die Leistungserbringer, etwa Arztpraxen und Krankenhäuser, keinen Mehraufwand, im Idealfall sogar eine Vereinfachung der Prozesse, bedeuten. Viele Patientinnen und Patienten in Deutschland haben allerdings Vorbehalte gegen eine Digitalisierung des Gesundheitswesens. Zu Recht? Vielen Skeptikern fehlt es meiner Einschätzung nach an Vertrauen, aber auch an Wissen. Einige befürchten, dass die Digitalisierung sie „überrollt“, aber das stimmt nicht: Niemand wird gezwungen,
digitale Produkte auch zu nutzen. Eine entscheidende Rolle spielt der Datenschutz – und das völlig zu Recht. Gesundheitsdaten sind sehr sensibel. Deshalb werden diese auch sehr viel stärker geschützt als andere Daten, die beispielsweise beim Online-Einkauf gespeichert werden.
Und welches sind denn die wichtigsten Vorteile? Die Digitalisierung verbessert die Versorgung. Ihr Einsatz beschleunigt den medizinischen Fortschritt und ermöglicht zum Beispiel individualisierte Behandlungen. Sie erleichtert und vereinfacht den Zugang zu ärztlichen Leistungen – durch verkürzte Wartezeiten oder Videosprechstunden. Viele Prozesse im Gesundheitswesen können transparenter, effi zienter und kostengünstiger gestaltet werden. Und sie stärkt die individuelle Gesundheitskompetenz – die elektronische Patientenakte (ePA) ist hier das beste Beispiel. Welchen Nutzen bringt denn die ePA? Mit der ePA sind medizinische Befunde, Verordnungen und andere Dokumente
IKK classic O�enheit und Transparenz gehören zum Markenkern der IKK classic. Deshalb verö�entlicht diese jedes Jahr einen Transparenzbericht mit Zahlen und Fakten zu Leistungen und Services. Dort �nden Sie einen umfangreichen Überblick über die Arbeit der größten handwerklichen Krankenkasse. www.ikk-classic.de
jeder Zeit verfügbar. In der Praxis hat man die eigene medizinische Historie dabei und kann diese sofort mit Ärztin oder Arzt teilen. Unnötige Doppeluntersuchungen entfallen, der Medikationsplan kann abgestimmt und unerwünschte Wechselwirkungen vermieden werden. Das sind nur einige Beispiele. Aber das funktioniert nur, wenn die ePA auch wie vorgesehen genutzt und befüllt wird. Und auch hier gilt: Die volle Hoheit über ihre Daten behalten die Versicherten. Denn sie allein entscheiden, welche Dokumente sie wem zur Einsicht freigeben.
Auch bei der ePA gibt es Befürchtungen wie Datenmissbrauch. Können Sie diese nachvollziehen? Die Sicherheit der Daten in der ePA hat für alle Beteiligten höchste Priorität. Es werden alle technisch möglichen Verfahren genutzt, um Missbrauch zu verhindern. Wie in allen Lebensbereichen kann es auch hier keine absolute Sicherheit geben. Von daher sind die Befürchtungen teilweise nachvollziehbar. Die Risiken sind im Gesundheitswesen aufgrund der hohen Sicherheitsstandards jedoch vergleichsweise gering.
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Flexible Modelle immer beliebter ARBEITSMARKT
Im Pflegebereich sind flexible Arbeitsmodelle eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch Arbeitnehmern bieten sie Vorteile. Text: Armin Fuhrer Foto: Hush Naidoo Jade Photography/unsplash
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lexible Arbeitsmodelle im Pflegebereich werden in Deutschland immer beliebter – und zwar sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer. Für Pflegekräfte haben sie eine Reihe von Vorteilen. Vor allem fällt im Vergleich zu herkömmlichen Arbeitsverhältnissen sehr positiv ins Gewicht, dass Pflegekräfte sich ihre Arbeitszeiten weitgehend frei auswählen können. Wer beispielsweise
Diese Vorteile sowohl für Arbeitnehmer wie auch für Arbeitgeber zeigen, dass der Pflegebereich davon profitieren kann, wenn flexible Arbeitsmodelle eingesetzt werden.
keine Nachtschichten oder Wochenenddienste übernehmen möchte, ist dazu nicht gezwungen. Andererseits können solche Fachkräfte, die gerade diese Dienste gerne übernehmen, sich dafür melden. Der Vorteil liegt auf der Hand: Durch diese flexible Möglichkeit können Familie oder auch Freizeitaktivitäten so mit den Dienstzeiten unter einen Hut gebracht werden, wie es gerade individuell am besten passt. Das führt zu einer größeren Zufriedenheit unter den Pflegekräften – und damit zu weniger Kündigungen in einer Branche, in der viele Beschäftigte über schlechte Arbeitsbedingungen und Überlastung klagen und daher nicht selten das Handtuch werfen.
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ihren zweifelsohne sehr anstrengenden und aufreibenden, zudem im Verhältnis zur Leistung schlecht bezahlten Beruf der Pflege vollständig den Rücken kehren.
ten gibt, und dieser Bedarf wird vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft, in der immer mehr Menschen auf Unterstützung oder medizinische Betreuung angewiesen sind, in den kommenden Jahren nochmals massiv steigen. Nach einer Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln werden in Deutschland bis zum Jahr 2034 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Insgesamt könnte bis zu diesem Jahr die Versorgungslücke auf eine halbe Millionen Fachkräfte wachsen – gigantische Zahlen, die Experten die Sorgenfalten auf die Stirn treiben.
Aus Sicht der Arbeitgeber bietet das Modell flexibler Arbeitszeiten weitere Vorteile. So können sie bei auftretenden Personalengpässen unkompliziert und rasch für Ausgleich sorgen. Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, wie notwendig eine solche schnelle Reaktion sein kann. Zudem können sie sich exakt die Fachkräfte aussuchen, die gerade benötigt werden.
Auch unter diesem Gesichtspunkt könnten flexible Arbeitszeitmodelle vielleicht nicht die vollständige Lösung bringen, aber doch immerhin Abhilfe schaffen. Denn wenn sich gut ausgebildete Arbeitskräfte dafür entscheiden, nur Teilzeit in Kliniken oder Pflegeheimen zu arbeiten, ist das besser, als wenn sie aus Frust über
Diese Vorteile sowohl für Arbeitnehmer wie auch für Arbeitgeber zeigen, dass der Pflegebereich davon profitieren kann, wenn flexible Arbeitsmodelle eingesetzt werden. Sie dürfen allerdings nicht die Folge einer schlechteren Bezahlung haben, sonst könnten sie negative Auswirkungen haben.
Die Vorteile gelten auch für IT-Experten, die immer häufiger im Pflegebereich benötigt werden, denn ohne sie kann die dringend erforderliche digitale Transformation nicht durchgeführt werden. Da auch für sie Teilzeitmodelle möglich sind, können IT-Kräfte möglicherweise auch einer weiteren Beschäftigung nach gehen. Das erhöht die Abwechslung und damit die Zufriedenheit im Job. Für Arbeitgeber gelten die Vorteile flexibler Modelle praktisch spiegelbildlich. Bekannt ist, dass es in der Branche schon heute einen großen Bedarf an FachkräfAristo Group – Partner Content
Fachkräftemangel nicht nur im Gesundheitswesen Die Life Science-Branche leidet unter dem Fachkräftemangel. Über Gegenmaßnahmen spricht der Experte Florian Wiedner.
Viele Branchen klagen über Fachkräftemangel. Gilt das auch für die Life Science-Branche? Ja, der Fachkräftemangel ist auch in der Life Science-Branche spürbar und betriff t verschiedenste Bereiche. Vor allem der Mangel an Pflegekräften und Ärzten ist in aller Munde, aber es fehlt auch an hoch qualifi zierten Experten in der Entwicklung und Zulassung von Medikamenten oder Medizinprodukten sowie IT-Fachkräften, um beispielsweise Innovationen voranzutreiben. Eigentlich bietet die Branche gute Karriere- und Verdienstmöglichkeiten. Welche Gründe sehen Sie für den Fachkräftemangel? Natürlich sind wir ebenfalls vom demografi schen Wandel betroffen: Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente und es kommt niemand nach, um diese Lücke zu schließen. Außerdem werden in der Life Science-Branche sehr spezi-
fi sche Qualifi kationen gesucht, was das Recruiting zu einer besonderen Herausforderung macht. Wird ein passender Kandidat gefunden, stehen die Unternehmen in Konkurrenz zu vielen anderen. Das eher konservative Image der Branche erschwert die Suche nach jungen Talenten zusätzlich. Was mir jedoch Hoff nung macht: Die Life Science-Branche arbeitet aktiv an der Lösung gesellschaftlicher Probleme im Bereich Gesundheit und Umwelt. Ich glaube, hier müssen wir jungen Menschen aufzeigen, dass sie in dieser Branche Gutes tun und dabei auch noch gut verdienen können. Welche Fachkräfte werden besonders gesucht? In der Life Science-Branche sind oftmals spezifische Profi le im Bereich Forschung und Entwicklung, aber auch in Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement und Zulassung gefragt. Auch im Clinical oder Medical Bereich, also im Rahmen klinischer Studien und der Vermarktung der Produkte an Gesundheitspersonal, erhalten wir immer wieder Anfragen. ITPositionen oder Digitalisierungsprojekte besetzen wir ebenfalls regelmäßig.
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Wie kann der Mangel behoben werden? Zum Beispiel durch quali�zierte Fachkräfte aus dem Ausland? Um den Fachkräftemangel effektiv anzugehen, braucht es eine ganzheitliche Strategie. Zum einen gilt es, junge Menschen für die Life Science-Branche zu begeistern. Dazu gehört Marketing- und Employer-Branding – für die Branche an sich, aber auch für das eigene Unternehmen. Fachkräfte aus dem Ausland sind, nicht nur, aber auch für den Pflegebereich eine vielversprechende Option. Hier ist die Politik gefragt, die Arbeitsbedingungen in diesen Bereichen zu verbessern und Bürokratie abzubauen. Aber auch die Bedingungen für inländische Fachkräfte und selbständige Wissensarbeiter müssen verbessert werden, denn viele Unternehmen fürchten Compliance-Risiken beim Einsatz von freiberufl ichen Experten. Zuletzt braucht es für erfolgreiches Recruiting in der Life Science-Branche auch das richtige Netzwerk: Gerade in den hoch-spezialisierten Bereichen ist die Zahl der potenziellen Kandidaten enorm gering und die Nachfrage nach diesen Skills ist entsprechend hoch. An dieser
Aristo Group Die Aristo Group ist davon überzeugt, dass sie mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag leisten, um die Innovation und eine positive Entwicklung in der Life Science Branche und letztendlich auch in der Gesellschaft voranzutreiben. www.aristo-group.com
Stelle kommen dann hoch spezialisierte Personalberatungen wie die Aristo Group ins Spiel.
Florian Wiedner,
Gründer & Inhaber der Aristo Group
Um den Fachkräftemangel e�ektiv anzugehen, braucht es eine ganzheitliche Strategie. Zum einen gilt es, junge Menschen für die Life Science-Branche zu begeistern.
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Kompetenzverbund „4U“ EXPERTEN
Was steckt hinter dem Kompetenzverbund „4U“ der badenwürttembergischen Universitätskliniken und Medizinischen Fakultäten? Text: Julia Butz Foto: Presse, Quang Tri Nguyen/unsplash
Robert Mahnke, Leiter des Zentrums für Information und Kommunikation an dem Universitätsklinikum Ulm
Wir haben 4U 2021 als Verein gegründet, um über eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie in Forschung, Lehre und Krankenversorgung standortübergreifend noch besser zusammenzuarbeiten. Unsere Strategie umfasst u. a. Themen wie Digitalisierung der medizinischen Kernprozesse, Patient:innen Empowerment, Stärkung der IT-Sicherheit und der Aufbau einer sicheren und DSGVO-konformen Gesundheitsdateninfrastruktur. Während der Pandemie wurden die Defizite unserer digitalen Gesundheitsversorgung eindrücklich aufgezeigt. Die daraufhin initiierten Förderprogramme waren ein wichtiger Hebel für uns, um die nötige Finanzierung schnell auf die Beine stellen zu können. Erste Meilensteine sind bereits erreicht, z. B. die
KI-basierte schnelle Spracherkennung, die die medizinische Dokumentation effizienter gestaltet, da die umfangreichen Behandlungsdokumente und Arztbriefe nicht mehr geschrieben werden müssen. Oder das UK BW Storage Grid, ein schneller lokaler Speicher für medizinische Daten, der standortübergreifend zur Abbildung neuer Use Cases genutzt werden kann. Von Patient:innen gut angenommen wird die Videosprechstunde oder der online On-Boardingprozess für ein einfacheres Check-in im Krankenhaus, der z. T. noch im Aufbau ist. Aber nicht jede:r Patient:in und medizinische Mitarbeiter ist ein Digitale Native. Die rasanten Entwicklungen und der kulturelle Wandel in täglichen Routinen müssen gelernt und begleitet werden. Damit nicht nur digitalisiert, sondern auch transformiert wird.
Von Patient:innen gut angenommen wird die Videosprechstunde oder der online On-Boardingprozess für ein einfacheres Check-in im Krankenhaus.
Prof. Dr. Dr. Martin Holderried, Geschäftsführer und Chief Medical Information Officer (CMIO) Universitätsklinikum Tübingen
Die vier Unikliniken arbeiten schon lange, kollegial und eng zusammen. Schon vor der formellen Gründung von 4U war uns klar, was dringend notwendig ist: Eine bessere Interaktion und Kommunikation mit Patient:innen und die sektorenübergreifende Verfügbarkeit aller behandlungsrelevanten Informationen. Die Einbindung der Patient:innen und der digitale Austausch medizinischer Daten sind wesentliche Erfolgsfaktoren für den gesamten Behandlungsprozess. Insbesondere, wenn es sich um lange Krankheitsverläufe und komplexe Themen handelt. Mit Fokus auf die Transplantationsmedizin haben wir z. B. ein telemedizinbasiertes Versorgungsmanagement eingeführt. Dabei werden die Behandlungsprozesse
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sektorenübergreifend digital koordiniert, vom Online-Terminmanagement, über die Videosprechstunde bis hin zur Digitalen Gesundheitsakte. Außerdem erhalten die Patient:innen kurze Erklärclips in barrierefreier Sprache, einen digitalen Lernpfad und eine aktive Begleitung durch ein professionelles Telecare-Management. Alles, um das Patient:innen-Empowerment zu stärken und die Qualität, Sicherheit und Effizienz der Versorgung zu verbessern. Digitale Versorgungsprozesse sind völlig neu. Dafür müssen viele gewohnte Verhaltensweisen verändert und die Menschen, die Patient:innen und die Beschäftigten, mitgenommen werden. Die standortübergreifende Zusammenarbeit aller am Behandlungsprozess Beteiligten Hand in Hand und die Nutzung aller relevanten Daten in Form eines ganzheitlichen Gesundheitsinformationssystems sind für eine erfolgreiche Digitalisierung sehr wichtig. Dazu braucht es Mut zur Veränderung und wir dürfen uns von der Skepsis nicht leiten lassen. Bei der Digitalisierung müssen wir chancen- und nutzenorientiert entscheiden, um Lebensqualität und Lebensjahre für unsere Patient:innen zu gewinnen. ANZEIGE - ADVERTORIAL
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Die digitale Patient Journey verbessert die Versorgungsqualität in Kliniken Werden Patienten stationär in einem Krankenhaus in Deutschland aufgenommen, müssen sie bei jeder Anmeldung einen mehrseitigen Aufnahmebogen ausfüllen, und nicht selten mehrmals täglich unterschiedlichen Ärztinnen und Ärzten ihre Vorerkrankungen, konsumierten Medikamente sowie ihre aktuellen Erkrankungen darlegen. Werden sie entlassen, bekommen sie einen Arztbrief in die Hand gedrückt, den sie zuhause irgendwo verlegen – wie auch eventuelle Bilder aus bildgebenden Verfahren. Somit gehen viele wesentliche Informationen über Krankheitsverlauf, Medikation und Heilerfolge verloren. Mittels durchdachter Krankenhausinformationssysteme (KIS) sollen alle relevanten Punkte der Patientenversorgung zukünftig gebündelt und einheitlich gespeichert werden. Das kommt allen Beteiligten zugute: Dem medizinischen Personal, der Krankenhausverwaltung und vor allem den Patientinnen und Patienten selber.
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elche wichtige Rolle Krankenhausinformationssysteme bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten spielt, erläutert Ibo Teuber, Partner und Leiter des Bereichs Health Care bei Deloitte im nachfolgenden Interview: Welche Rolle spielen Krankenhausinformationssysteme (KIS) bei der Patientenversorgung?
Das KIS ist sozusagen das zentrale Nervensystem einer Klinik: Hier werden alle Patientendaten verwaltet. Angefangen bei der Aufnahme über die Behandlung bis hin zur Entlassung, möglicherweise Überleitung zur Nachsorgeeinrichtung, inklusive der Erstellung von Arztbriefen und der Abrechnung mit den Krankenkassen, wird alles über das Krankenhausinformations-System abgebildet. Damit ist das KIS ein ganz wesentlicher Bestandteil für die tägliche Arbeit von Medizinern und Pflegekräften.
Aktuell kommt sehr viel Bewegung in diesen Prozess…
Wir sehen aktuell in der Tat eine relativ große Transformation. Ziemlich brisant ist, dass ein großer KIS-Anbieter seine bestehende Lösung für den deutschen Markt aufgekündigt hat, was in etwa 200 große Kliniken in unserem Land betriff t. Diese müssen allesamt innerhalb der kommenden fünf bis sieben Jahre ihr bestehendes KIS wechseln, und zwar bei laufendem Betrieb – am offenen Her-
Mit der digitalen Patienten Journey ermöglicht man ein besseres Qualitätsniveau und eine bessere Qualitätssicherung. Beides dient auch der Entlastung von Arzt und P�egekraft. zen, wie Mediziner sagen würden. Das beginnt mit der Auswahl eines passenden Systems und betriff t die Planung des ganzen Transformationsprozesses und Einbindung der Mitarbeiter. Unsere Berater von Deloitte stehen Kliniken bei diesem umfassenden Prozess zur Seite. Mit welcher Strategie unterstützen Sie diesen Transformationsprozess?
Wir beginnen mit einer Zieldefi nition anhand bestimmter Kriterien, je nachdem, ob wir ein Uniklinikum, einen kommunalen Versorger oder aber eine große Privatklinik mit mehreren Standorten beraten. Dann evaluieren wir eine umsetzbare Lösung. Neue Start-ups, die neben dem Thema der Datenhaltung besonders die Usability aus Arzt- und Pflegekraftsicht berücksichtigen, bringen aktuell Schwung in den Markt und verändern die bisher sehr oligopolartige Marktsituation in Richtung einer polypolen.
Was sollte eine durchgehende „Patient Journey“ umfassen und wie sollte sie organisiert sein?
Zunehmend mehr Bürger erheben den Anspruch auf eine durchgehende Patient Journey. Das ist auch absolut berechtigt, und übrigens in anderen Ländern wesentlich weiter ausgeprägt als bei uns. Allerdings sollte die „ Journey“ idealerweise schon mit Präventionsangeboten starten, also bevor ich zum Patienten werde. Aus Sicht des Leistungserbringers, beispielsweise einer Klinik, sollte sie mindestens mit der Aufnahme beginnen und nicht vor der Entlassung aus der Klinik enden. Aufnahme, Diagnose, Therapie und Nachsorge sollten an allen neuralgischen Punkten digitale Anknüpfungsmöglichkeiten bieten. Administrative Terminbuchungen, Aufnahmemanagement, Onlinesprechstunde für eine Vorab-Anamnese, klarer Therapieplan, Essensbestellungen, Medikationsüberwachung, KI-gestützte Patientenüberwachung gehören genauso dazu wie Überleitung in die Nachsorge, samt Transport-Organisation.
Welche Vorteile bringt sie mit sich?
Mit der digitalen Patienten Journey ermöglicht man ein besseres Qualitätsniveau und eine bessere Qualitätssicherung. Beides dient auch der Entlastung von Arzt und Pflegekraft. Derzeit fehlen 190.000 Pflegekräfte, 2030 sprechen wir von 500.000. Viele Kliniken können Bet-
Deloitte KI ist das bestimmende Thema unserer Zeit und wird unseren Alltag, aber nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft verändern. Deloitte beschäftigt sich intensiv mit den Chancen und Herausforderungen dieser wegweisenden Technologie. www.deloitte.com/de/healthcare
ten aus Personalmangel nicht betreiben, hier kann Digitalisierung wirklich einen großen Mehrwert leisten. Die komplette Abbildung der Patient Journey ist sicherlich ein wesentlicher Beitrag dafür.
Ibo Teuber,
Partner und Leiter des Bereichs Health Care bei Deloitte
Wir beginnen mit einer Zielde�nition anhand bestimmter Kriterien, je nachdem, ob wir ein Uniklinikum, einen kommunalen Versorger oder aber eine große Privatklinik mit mehreren Standorten beraten.
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GROSSES INTERVIEW
Dr. Michael Kraus, Leitung Zentrum für Digitalisierung und Informationstechnologie des Universitätsklinikums Freiburg, spricht über die Relevanz datengetriebener Medizin.
In puncto Digitalisierung nehmen Sie mit dem Universitätsklinikum Freiburg eine Spitzenrolle ein. Was machen Sie anders als die große Mehrzahl der deutschen Krankenhäuser?
Text: Katja Deutsch Foto: Presse
Das Universitätsklinikum Freiburg hat früh einen Masterplan zur Digitalisierung entwickelt, um die Vision der qualitätszentrierten universitären Spitzenmedizin zu erreichen. Hierbei stehen drei Schwerpunkte im Vordergrund:
Medizinische Informationen werden dafür möglichst automatisch erfasst, in konkrete Daten umgewandelt und analysiert. Methoden der Künstlichen Intelligenz unterstützen dabei unmittelbar die klinische Entscheidung. Die Vorteile sind eine verbesserte Behandlungsqualität und indirekte Kosteneinsparungen.
2. Digitalisierung als Veränderungsmanagement:
Die Digitalisierung ist nicht nur in medizinischen sondern auch in administrativen Bereichen eine große Chance, sowohl um unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen voranzutreiben als auch um den immer stärkeren Fachkräftemangel etwas abzufedern. Neben den Mitarbeitenen binden wir auch die Patienten im Sinne des Patient-Empowerment noch stärker ein, etwa wenn es um das Management ihrer Gesundheitsdaten geht.
3. Vernetzung:
Am Universitätsklinikum Freiburg beteiligen wir uns intensiv an Lösungen, um die derzeit fragmentierten Datenstrukturen in Deutschland zu überwinden und sektorenübergreifend integrierte Prozesse zu etablieren. Das ist aufgrund technologischer und gesetzlicher Herausforderungen nicht ganz einfach. Um diese Hürden abzubauen, planen wir in Baden-Württemberg den Aufbau einer forschungskompatiblen, DSGVO-konformen Gesundheitsdateninfrastruktur. Dieser Multicloud-Ansatz wird gleichzeitig helfen, die gestiegenen IT-Sicherheitsanforderungen zu erfüllen.
Was versteht man heute unter datengetriebener Medizin?
Gesundheitsdaten, und dazu zählen zunehmend auch genetische und molekularbiologische Informationen, sind essentiell für individuell zugeschnittene Behandlungskonzepte und die medizinische Forschung. Deshalb müssen wir diesen Datenschatz dringend heben. Wir haben dafür bereits Datenpipelines entwickelt, um neben den klinischen Routinedaten beispielsweise onkologische Molekulardaten einheitlich nutzbar zu machen. Bislang müssen wir diese Daten meist noch standardisieren, um das volle Potenzial zu entfalten und über verschiedene Sektoren und Einrichtungen hinweg zu nutzbar zu machen. Im Hinblick auf den geplanten Europäischen Datenraum wird es darauf ankommen, einen schnellen und regulierten
P R O F. D R . UDO JANSSEN
Prof. Dr. Udo Janßen, Partner Life Science Health Care der Deloitte Consulting GmbH, über Nachhaltigkeit im Krankenhausbetrieb.
Text: Thomas Soltau Foto: Universitätsklinikum Freiburg
1. Datengetriebene Entscheidungen und Echtzeit-Qualitätssicherung:
FRAGEN AN
DR. MICHAEL KRAUS
KI ersetzt nicht das medizinische Personal, sondern entlastet sie Datenzugang für unsere Forschung und für Partner im Gesundheitssektor zu schaffen. Sie setzen bereits KI in der Behandlung ein. Können Sie erläutern, wie und wo KI Ihre Arbeit am/mit den Patienten unterstützt?
Schon heute wird jeder Patient am Universitätsklinikum Freiburg – im Hintergrund – mit Unterstützung von KI versorgt. Prominent ist ihre Rolle bei der KI-basierten Bildanalyse, wie bei Schlaganfällen, der Darmkrebsvorsorge und in der Radiologie. Sie optimiert außerdem klinische Prozesse, beispielsweise durch Spracherkennung und wir sind dabei, das Erstellen von Arztbriefen mit KI-Systemen ähnlich wie ChatGPT deutlich zu beschleunigen. KI ersetzt aber keineswegs unsere Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte. Vielmehr unterstützt und entlastet sie die Mitarbeitenden und bringt mehr Zeit für die Patienten. Auch für die IT-Sicherheit ist KI natürlich unverzichtbar.
Wie sieht die Zusammenarbeit der Universitätsklinika Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm aus, die unter dem Kürzel 4U ausgezeichnet wurde?
Der 2021 gegründete Verein „Universitätsmedizin Baden-Württemberg“ (4U) sieht Digitalisierung als wesentlichen Schrittmacher für bessere Krankenversorgung, Forschung, Lehre und Innovation. Wir haben die vorhandenen Prozesse und Daten an den verschiedenen Standorten analysiert und eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie entwickelt. Unser Ziel ist die Schaffung eines Ökosystems der Wissengenerierenden Versorgung. Durch die Zusammenarbeit konnten Projekte effizienter und kostengünstiger umgesetzt werden, z. B. ein gemeinsames Storage-Grid für große Datenmengen und eine Sensibilisierungskampagne für Informationssicherheit.
Gleichzeitig schaffen wir so Voraussetzungen für den Auf- und Ausbau von digital vernetzten Versorgungskonzepten. Beispiele dafür sind die Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM) oder das Zentrum für Innovative Versorgung (ZIV).
Die digitale Vernetzung mit Facharztpraxen bringt enorme Vorteile. Wann rechnen Sie mit dem flächendeckenden Einsatz von elektronischen Patientenakten, Telemedizin und KI im Krankenhausbetrieb?
Am Universitätsklinikum Freiburg setzen wir seit vielen Jahren auf eine digitale Behandlungsdokumentation. Seit über einem Jahrzehnt nutzen wir digitale Kurven sowohl auf Normal- als auch auf Intensivstationen. Darin integriert ist unter anderem ein intelligentes Medikationsmodul, welches Wechselwirkungen von Medikamenten frühzeitig erkennt und so die Patientensicherheit steigert. Ähnlich sieht es im Bereich Telestroke aus, also bei der Schlaganfallbehandlung. Auch die digitale Vernetzung mit Facharztpraxen bringt enorme Vorteile; unser Augennetz Südbaden profitiert davon seit vielen Jahren. In dieser Entwicklung werden die Patienten künftig eine aktivere Rolle einnehmen. Sie wird aufgrund der schnellen medizinischen Fortschritte, struktureller Veränderungen wie der Ambulantisierung und des wachsenden Fachkräftemangels nicht mehr zu stoppen sein. Den Universitätskliniken kommt dabei eine zentrale Funktion in der Steuerung regionaler medizinischer Netzwerke zu.
Prof. Dr. Udo Janßen, Partner Life Science Health Care Deloitte Consulting GmbH
Krankenhäuser produzieren täglich Unmengen an Müll. Wo sehen Sie hier Einsparpotenzial? Nachhaltigkeit hat nicht das primäre Ziel, direkte Kosten einzusparen. Sie kann sich jedoch dadurch ausdrücken, dass wir beispielsweise bei der Speiseversorgung Produkte aus der Region favorisieren, und bei der Produktion auf Zulieferer achten, die in der Umgebung angesiedelt sind. Wie ausgeprägt ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit im laufenden Krankenhausbetrieb? Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst stetig. Einige achten nur auf die Einhaltung des Lieferkettensorgfaltsgesetzes, andere wie wir überlegen gerade, mit einzelnen Häusern sogenannte „Green Clinical Pathways“ einzuführen, nachhaltigere Alternativen beim Verbrauchmaterial eines gesamten Krankenhausaufenthalts. Hierbei prüfen wir auch die Akzeptanz der Patienten, Krankenhäuser und der Kostenträger. Wo existiert bereits ein „Preferred Supplier“-Status, um in ein Kreislaufwirtschaftsmodell für Krankenhäuser zu finden? Viele Krankenhäuser und Rehaeinrichtungen entwickeln gerade erste eigene Aktionsfelder. So werden LED-Leuchtmittel eingewechselt und ein Strommonitoring eingeführt. Bei Neubauten versucht man, über intelligente Fassadenbegrünung anstatt durch Klimaanlagen zu einem angenehmen Klima zu kommen. Auch das Waschwasser der Flachwäsche und Schutzkleidung wird recycelt, aus der Rückgewinnung kann zudem Wärme erzeugt werden. Ich würde sagen, wir können in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung nachhaltiger werden. Das Nachhaltigkeitspotenzial schätze ich auf 30 bis 40 Prozent.
Ich würde sagen, wir können in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung nachhaltiger werden. Das Nachhaltigkeitspotenzial schätze ich auf 30 bis 40 Prozent.
Barmer – Partner Content
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„Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ Das Gesundheitswesen spielt beim Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle, erklärt Professor Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Interview: Armin Fuhrer
Herr Professor Straub, das Thema Gesundheitssystem und Klimaschutz haben viele Menschen noch gar nicht auf dem Schirm. In welcher Beziehung stehen beide zueinander? Der Klimawandel gefährdet die Gesundheit der Menschen. Die Weltgesundheitsorganisation betrachtet ihn als größte Gesundheitsbedrohung im 21. Jahrhundert. Damit müssen wir uns im Gesundheitswesen auseinandersetzen und Lösungen fi nden, um Risiken zu minimieren und uns widerstandsfähiger für die neuen Herausforderungen aufzustellen. Und wir müssen selbst viel mehr zum Schutz des Klimas beitragen. Da passiert noch zu wenig im Gesundheitswesen. Bleiben wir mal beim ersten Thema. Welche Folgen für die Gesundheit der Menschen hat denn der Klimawandel? Er stellt ein enormes Gesundheitsrisiko dar, weltweit und auch direkt in Deutschland. Das fällt jedem sofort ins Auge, wenn es zu Katastrophen wie den Überschwemmungen im Ahrtal kommt, weil es dabei Tote und Verletzte gibt. Aber die Folgen sind weitreichender und betreffen viel mehr Menschen. Hitzewellen und starke Temperatursprünge, wie wir sie in diesem Sommer ja auch wieder erlebt haben, machen viele Menschen buchstäblich krank. Im vergangenen Sommer 2022 starben in Deutschland laut Robert Koch-Institut mindestens 4.500 Menschen durch Hitze. Für ganz Europa geht eine Studie aus Spanien von 60.000 Hitzetoten aus. In Hitzephasen kommt es auch vermehrt zu Nierenerkrankungen und Frühgeburten und Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen leiden unter den erhöhten Ozonwerten. Und es besteht kein Zweifel, dass es in Zukunft häufiger zu extremen Wetterereignissen mit den beschriebenen Folgen kommen wird. Wenn es um Klimaschutzmaßnahmen geht, stehen Themen wie Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft, Reduzierung des Individual- und Flugverkehrs im Mittelpunkt. Kommt dem Gesundheitswesen überhaupt eine relevante Rolle zu? Eine sehr wichtige Rolle sogar, die die meisten Menschen und auch viele Akteure aus dem Gesundheitswesen bisher unterschätzen. Sie müssen sich nur einmal vor Augen führen, dass ein einziges Krankenhaus so viel Energie verbraucht wie eine Kleinstadt. Das Gesundheitswesen verursacht deutlich mehr Treibhausgas-Emissionen als der Flugverkehr. Doch während über das Reisen mit Flugzeugen
immer wieder heftig gestritten wird, spielt das Gesundheitswesen in der öffentlichen Diskussion bisher kaum eine Rolle. Worauf führen Sie das zurück? Es gibt noch zu wenig Aufmerksamkeit für die Bedeutung des Gesundheitssystems und auch innerhalb des Systems fehlt teilweise das Bewusstsein für Klimaschutz. Eine Umfrage im Auftrag der Barmer hat ergeben, dass sich erst 46 Prozent der befragten Organisationen im Gesundheitswesen überhaupt mit dem Thema Klimaneutralität befasst haben. Nur 21 Prozent kennen den eigenen CO2-Fußabdruck. Und wie kann man Ihrer Ansicht nach für mehr Engagement sorgen? Da ist Handeln auf verschiedenen Ebenen nötig. Zunächst müssen wir die Ziele verbindlich festlegen, wir brauchen einen gemeinsamen Aktionsplan aller Akteure im Gesundheitswesen. Politik und Selbstverwaltung müssen den Klimaschutz zudem höher priorisieren und Hürden in der Gesetzgebung beseitigen. Nachhaltigkeit sollte als Grundbedingung des Verwaltungshandelns im Sozialgesetzbuch verankert werden. Und nicht zuletzt müssen Bund und Länder ein klares Bekenntnis ablegen, Ressourcen für die notwendigen Veränderungen bereitzustellen. Sie beschreiben regulatorische und �nanzielle Maßnahmen. Aber erhöht es die Chancen nicht wesentlich, wenn die Akteure auch aus Eigeninteresse mitziehen? Unbedingt. Unsere Umfrage hat ergeben, dass die Organisationen, die sich bereits mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit
befassen, das in erster Linie aufgrund der gesellschaftlichen Bedeutung des Themas tun. Das ist ein Anfang, aber noch zu wenig. Die Organisationen müssen erkennen, dass es in ihrem eigenen Interesse ist, wenn sie klimaneutral und nachhaltig handeln.
Prof. Dr. Christoph Straub,
Vorstandsvorsitzender der Barmer
Das Gesundheitswesen verursacht deutlich mehr Treibhausgas-Emissionen als der Flugverkehr. Doch während über das Reisen mit Flugzeugen immer wieder heftig gestritten wird, spielt das Gesundheitswesen in der ö�entlichen Diskussion bisher kaum eine Rolle. Inwiefern pro�tieren sie denn? Wenn Unternehmen vorausschauend und ressourcenschonend arbeiten, trägt das nicht nur zum Umweltschutz, sondern auch zur Senkung der Kosten bei. Ein anderer Punkt ist die Attraktivität
als Arbeitgeber. Wie nachhaltig sich ein Unternehmen aufstellt, wird gerade für junge Menschen, die eine Ausbildung beginnen oder nach dem Studium in den Job starten, zunehmend entscheidungsrelevant. Zugleich sollten gerade die Akteure im Gesundheitswesen ein grundsätzliches Interesse daran haben, für gesunde Lebensbedingungen zu sorgen. Was kann zum Beispiel eine Krankenkasse zusätzlich tun? Klimaschutz ist aus unserer Sicht ein Beitrag zum Gesundheitsschutz. Deshalb arbeiten wir als erste große Krankenkasse seit dem Jahr 2022 klimaneutral. Wir nutzen die Potenziale im Gebäudemanagement, arbeiten mit 100 Prozent Ökostrom und werden den CO2-Asstoß durch Maßnahmen wie Flächenreduzierungen, Sanierungen und Digitalisierung kontinuierlich weiter senken. Unser Ziel ist es, so viel CO2 wie möglich einzusparen. Es ist allerdings heute noch nicht möglich, vollkommen ohne Ausstoß zu arbeiten. Deshalb kompensieren wir die Emissionen, die noch nicht vermeidbar sind. Der ökologische Fußabdruck einer Krankenkasse ist allerdings vergleichsweise klein. Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gesundheitswesen kommen wir nur weiter, wenn alle an einem Strang ziehen. Deshalb setzen wir uns für gesetzliche Rahmenbedingungen ein, die Nachhaltigkeit fördern. Wir klären gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels auf und wir setzen uns dafür ein, dass das Thema Klimaschutz auch im Gesundheitssystem eine höhere Priorität bekommt.
Nachhaltigkeit bei der Barmer Ohne Nachhaltigkeit keine Gesundheit – ohne Gesundheit keine Nachhaltigkeit. Das größte Gesundheitsrisiko der nahen Zukunft ist der Klimawandel. Seit 2022 arbeitet die BARMER an allen Standorten klimaneutral. Sie setzt sich dafür ein, Nachhaltigkeit im Sozialgesetzbuch zu verankern und eine gemeinsame Agenda für ein klimaneutrales Gesundheitswesen zu entwickeln. www.barmer.de/nachhaltigkeit
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Gamechanger Künstliche Intelligenz I N N O V AT I O N E N
Interview mit Prof. Dr. Antonio Krüger über das Potential von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin sowie deren Risiken. Text: Kirsten Schwieger Foto: DFKI/Jürgen Mai, Luke Chesser/unsplash
Welche Auswirkungen hat KI auf die Therapiewahl?
KI wird die Behandlung von Krankheiten definitiv optimieren. Die personalisierte Medizin ist ein ganz tolles Feld für KI, wo wir auch erst am Anfang stehen. Das betrifft nicht nur individuelle Therapievorschläge, wie beispielsweise in der Krebstherapie, sondern auch eine personalisierte Medikamentenerstellung, bei welcher Medikamente ganz speziell auf den individuellen Organismus zugeschnitten werden können. So lassen sich Wechsel- und Nebenwirkungen mit Hilfe von KI viel genauer und präziser vorhersagen.
Greift KI auch schon bei der Prävention? Prof. Dr. Antonio Krüger, CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Professor für Informatik an der Universität des Saarlandes
Der Einsatz von KI hinsichtlich der Prävention ist deswegen so interessant, weil wir immer mehr digitale, physiologische Daten vom gesunden Organismus bekommen. Welche Möglichkeiten eröffnet KI im Rahmen der Diagnostik?
Da KI-Systeme in der Lage sind, viel mehr Daten viel schneller zu verarbeiten als der Mensch, können sie auch aus viel mehr Quellen lernen. Beispielsweise aus Röntgenbildern, Ärzte-Reports oder den neuesten Forschungsergebnissen und Studien. KI kann das zusammenfassen und Ärzte dabei unterstützen, bessere Diagnosen zu stellen. Daneben gibt es auch direkte Diagnostikverfahren durch KI, beispielsweise bildgebende Verfahren bei Hautkrebs oder in der Augenheilkunde. Insbesondere bei schwer erkennbaren und seltenen Krankheiten ist das ein Riesenpfund.
Definitiv. Der Einsatz von KI hinsichtlich der Prävention ist deswegen so interessant, weil wir immer mehr digitale, physiologische Daten vom gesunden Organismus bekommen. Beispielsweise durch Smartwatches, welche EKG, Herzschlag und Sauerstoffsättigung aufzeichnen können, und zwar auch von völlig gesunden Menschen. So lassen sich Abweichungen vom Normalzustand erstmalig überhaupt richtig definieren. Auch Daten aus der elektronischen Patientenakte können hinzugezogen werden, um Vorschläge zu machen, wie individuelles Verhalten vielleicht geändert werden sollte. Dies kann dann wieder über Smartwatch oder Apps zurückgespielt werden.
Wie ist denn eine ideale MenschMaschine-Interaktion beschaffen?
In absehbarer Zeit wird KI in vielen Bereichen der Medizin nicht unbedingt voll autonome Aufgaben übernehmen. Aber als Werkzeug gesehen kann sie durch die Übernahme von Routineaufgaben medizinisches wie Pflege-Personal entlasten. Beispielsweise durch das Schreiben von Arztberichten, die Übernahme der Dokumentation in der Pflege, der Essensausgabe oder bei der Körperpflege. Ist denn die Sorge vor einem Kontrollverlust berechtigt?
Wir werden in absehbarer Zukunft kein KI-System haben, was völlig eigenständig eine Diagnostik durchführt und dann einen Therapievorschlag erstellt. Es wird immer
eine mehr oder weniger starke Überwachungskomponente durch den Menschen geben. Damit das funktioniert, muss die Maschinenschnittstelle auf diese Aufgabe besonders gut zugeschnitten sein. Es muss klar erkennbar sein, wie die KI eine Situation einschätzt, auch Wahrscheinlichkeiten. Auch Erklärbarkeit wird eine riesige Rolle spielen. Je fortgeschrittener der diagnostische Vorschlag des Systems ist, desto mehr besteht allerdings auch die Gefahr, dass sich Ärzte einfach darauf verlassen, aus Überlastung vielleicht.
Wie hoch ist das Sicherheitsrisiko einer datenbasierten Medizin?
Also beispielsweise in der elektronischen Patientenakte liegen schon sehr sensible Daten, auf die Arbeitgeber oder Versicherungen besser keinen Zugriff haben. Es muss ein gutes Rechtemanagement sowie hohe Sicherheitsstandards geben und Ansätze zur Verhinderung von Phishing, wie beispielsweise Pass Keys. Aber ein kleines Restrisiko wird immer bleiben.
In absehbarer Zeit wird KI in vielen Bereichen der Medizin nicht unbedingt voll autonome Aufgaben übernehmen. Aber als Werkzeug gesehen kann sie durch die Übernahme von Routineaufgaben medizinisches wie PflegePersonal entlasten. Fakten
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) wurde 1988 als gemeinnützige Public-Private Partnership gegründet und ist auf dem Gebiet innovativer Softwaretechnologien auf der Basis von KI die führende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtung Deutschlands.
Zukunft Gesundheit
Martin Jackisch, Leitung Geschäftsbereich IT, Universitätsklinikum Tübingen
Damit wir weiterhin erfolgreich im Gesundheitswesen digitalisieren und die Gesundheitsversorgung verbessern, müssen wir die Daten an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit verfügbar machen. Die sich rasant entwickelnden technischen Möglichkeiten wie Cloud-Technologien helfen dabei enorm. Jedoch erfordert die zunehmende inhaltliche Komplexität durch die standort- und sektorenübergreifende Vernetzung auch, dass wir die derzeitigen Versorgungsprozesse und zugehörigen Anwendungslandschaften harmonisieren. Nur so werden wir es schaffen bereichsübergreifend zusammenzuarbeiten, wie zum Beispiel Daten und Anwendungen zentral vorzuhalten und bedarfsgerecht abruf- und nutzbar zu machen. Um neue Versorgungsprozesse zu implementieren, braucht es allerdings Zeit, da laufende Systeme nicht ad hoc abgeschaltet werden können. Bei einem Patientenportal, welches komplett neu aufgebaut wird, ist die Umsetzung etwas einfacher. Bei einem Abrechnungssystem aus den 90er-Jahren, das lange und stabil läuft, ist das hingegen mit hohem Aufwand und vielen Einschränkungen verbunden. Dieser Übergang wird nur schrittweise erfolgreich sein. Man kann zum Beispiel neue Technologien oder Prozesse in einem Bereich einen pilotieren und daran lernen und besser werden. Mit dieser Erfahrung kann man das nächste größere oder kritischere System angehen oder einen neuen Ansatz erarbeiten. Das ist ein Weg, um in einem komplexen Umfeld am Ende Geschwindigkeit sichtbar zu machen. Diesem iterativen Prozess stehen heute aber häufig die regulatorischen Auflagen im Weg. Wenn jede neue Technologie primär unter Risikogesichtspunkten verstanden wird, vertun wir die Chancen der Digitalisierung. Das heißt nicht, dass leichtsinnig gehandelt werden soll, sondern chancenorientiert darauf blickt und Risiken sinnvoll abwägt.
Smartwatches, welche EKG, Herzschlag und Sauerstoffsättigung aufzeichnen können, eignen sich besonders gut in der Prävention, denn so lassen sich Abweichungen vom Normalzustand erstmalig richtig definieren.
Text: Julia Butz Foto: Presse, Mart Production/pexels
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KI in der Medizin sinnvoll nutzen
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ie kann die Behandlung eines Patienten verbessert werden und Technologie an dieser Stelle helfen? Viele Patienten profitieren bereits von der Unterstützung durch KI-basierte medizinische Anwendungen wie cloudbasierter Spracherkennung und die Bewertung von Bilddaten, insbesondere im Bereich der Onkologie. Bei der Standardisierung der Daten und deren Austausch steht man aber in deutschen Krankenhäusern noch ziemlich am Anfang. In der Regel arbeiten in den Klinken verschiedene Silo-Systeme wie Intensivstation, Notfallambulanz oder stationäre Versorgung autark nebeneinander – ohne, dass untereinander ein wirklicher Austausch stattfinden würde. Das Ziel heißt daher: semantische Interoperabilität. Daten werden von A codiert und von B inhaltlich verstanden. Dann können die Algorithmen der Künstlichen Intelligenz für Krankenhäuser sowohl wirtschaftlich als auch qualitativ genutzt werden: Indem Daten korrekt, vollständig und unkompliziert an alle Instanzen der Behandlung geliefert werden und über diese Effizienzsteigerung auch die Erlössituation eines Krankenhauses optimiert werden kann. Die Daten können inhaltlich miteinander verknüpft und für die Therapie – sowohl im Sinne einer Empfehlung als auch im Sinne einer Prüfung – genutzt werden. Das Unternehmen ID mit Sitz in der Hauptstadt ist Spezialist für die Strukturierung von medizinischen Daten für die Dokumentation und Codierung, für die Qualitätssicherung und das sichere Medikamentenmanagement. ID-Pro-
dukte verarbeiten sämtliche Daten, die rund um einen Patientenaufenthalt anfallen. Unabhängig davon, mit welchen IT-Systemen vor Ort gearbeitet wird und wie Patientendaten erfasst werden. Ein hilfreicher Service für Krankenhäuser, sich zeitgemäß und erfolgreich für die Zukunft aufzustellen. Dr. André Sander, CTO bei ID erläutert dazu einige wertvolle Anwendungen für den Krankenhausalltag: „Wir haben Systeme entwickelt, die Daten für verschiedenste Anwendungszwecke von Forschung bis Behandlung codieren. Dadurch können z. B. semantische Zusammenhänge hergestellt werden, durch die deutlich wird, dass ein bestimmtes Medikament für einen Patienten besser geeignet ist als ähnliche Präparate. Oder man kann aus den Laborwerten die Schlussfolgerung ziehen, dass ein Patient niereninsuffizient ist. Und aus dieser Niereninsuffizienz eben, dass ein bestimmtes Medikament kontraindiziert ist oder die Dosis falsch gewählt wurde. Das System unterstützt im Hintergrund, und weist auf mögliche Probleme hin, die der Arzt übersehen könnte.“ Auch Dinge wie mehrdeutige Abkürzungen sind in der Medizin immer wieder ein großes Problem. Generative Modelle hingegen können den gesamten Kontext berücksichtigen und sind so sehr treffsicher, was die Auflösung von solchen Abkürzungen betrifft.
chine Learning-Verfahren, geben diese dem Anwender die notwendige Transparenz zurück und können Hinweise und Entscheidungen explizit begründen. Bei solchen Systemen wird menschliches Wissen Stück für Stück dem Algorithmus beigebracht. Im Gegensatz zu Machine Learning-Verfahren, die, um zu lernen, auf sehr große und damit oft klinikübergreifende Patientendaten zurückgreifen müssen und daher nicht immer datenschutzkonform sind. „Für uns ist es wichtig, dass Software, die am Patienten eingesetzt wird, immer ein Medizinprodukt sein wird, das ist gar keine Frage. Denn ich möchte mich als Patient darauf verlassen, dass bei der Behandlung mit einer KI-Unterstützung eine nachvollziehbare und geprüfte Qualität zum Einsatz kommt.“ Was er sich für die Zukunft wünscht? „Ich möchte sicherstellen, dass nicht nur die Behandlung des Patienten lege artis erfolgt, sondern sämtliche eingesetzte Software ebenso hochwertig entwickelt und zertifiziert wird.“
„Digitale Daten müssen maschinenverständlich sein. Wir wollen sicherstellen, dass Inhalte zwischen Computern übertragen werden können und ein Computer den Inhalt auch sinnvoll einsetzen kann“, so Dr. Sander. ID-Produkte arbeiten mit einer Kombination aus regelbasierter KI und Machine Learning KI. Der große Vorteil: im Gegensatz zu reinen Ma-
ID hat als Unternehmen mit 35jähriger Erfahrung in der medizinischen Prozess- und Abrechnungsdokumentation einen hohen Anspruch an sich selbst und dessen Produkte. Sie entlasten das medizinische Personal, damit es sich auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren kann, nämlich auf den Patienten und dessen Genesung. Ihre Softwarelösungen sind in mehr als 1.200 Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Einsatz. www.id-berlin.de
Dr. André Sander, CTO bei ID
In der Regel arbeiten in den Klinken verschiedene SiloSysteme wie Intensivstation, Notfallambulanz oder stationäre Versorgung autark nebeneinander – ohne, dass untereinander ein wirklicher Austausch stattfinden würde.
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Aus Daten Informationen ableiten und Gesundheitsversorgung damit erfolgreich steuern.
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Hybride Patientenversorgung ist eine echte Win-win-Situation D I G I TA L E PAT I E N T E N V E R S O R G U N G
Seit Einführung des Digitalen Versorgungsgesetzes (DVG) können Ärzte und Therapeuten per Rezept digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) verordnen. Diese digitalen Gesundheitsanwendungen in Form von Smartphone-Apps oder Webanwendungen sollen Patienten zu mehr Eigenverantwortung ermutigen. Text: Katja Deutsch Foto: Presse, Artem Podrez/pexels
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r. Anne Sophie Geier, Geschäftsführerin des Spitzenverbandes Digitale Gesundheitsversorgung, spricht im Interview über die Vorteile und die Weiterentwicklung hin zu hybriden Versorgungsmodellen.
Wie beurteilen Sie den gerade veröffentlichten Referentenentwurf des Digitalgesetzes (DigiG)?
Insgesamt sehen wir im Referentenentwurf positive Impulse, sehen aber auch Verbesserungsbedarf bei den digitalen Gesundheitsanwendungen. Wir setzen uns schon lange dafür ein, dass Leistungserbringer wie Ärzte und Psychotherapeuten flexibler in die digitalen Gesundheitsanwendungen, die man sich ja als Rezept vom Arzt verordnen lassen kann, eingebunden werden können. Mehr Kombinationen mit ärztlichen Leistungen kann sinnvoll sein, um einerseits gute Effekte und optimale Therapiebegleitung zu erzielen, und andererseits Ärzten und Psychotherapeuten anhand der durch die DiGA eingespielten Daten eine verbesserte Informationslage zu ermöglichen. Im ersten Entwurf des DigiG findet sich bislang nur ein Hinweis in der Begründung, dass hybride Modelle Einzug finden sollen. Hier wünschen wir uns mehr Klarheit, um eine größere Variation an DiGA, z. B. im Bereich der Diagnostik und des Monitorings für Patienten zur Verfügung stellen zu können.
In welchem Bereich sehen Sie den größten Nutzen von Blended CareAnsätzen für Patienten?
Der Blended Care-Ansatz hat in ganz unterschiedlichen Therapiebereichen großes Potenzial. Dieses Behandlungskonzept, bei der Vor-Ort-Therapie mit mobil basierten digitalen Interventionen ergänzt wird, kann bspw. in der Psychotherapie und der Ernährungstherapie genauso gute Wirkung erzielen wie bei Knie- oder Rückenschmerzen. Blended Care bietet die Möglichkeit, von den jeweiligen Fachgesellschaften erstelltes Leitlinienwissen in den Behandlungsalltag der Patienten zu bringen und dabei individuelle Möglichkeiten
Blended Care bietet die Möglichkeit, von den jeweiligen Fachgesellschaften erstelltes Leitlinienwissen in den Behandlungsalltag der Patienten zu bringen und dabei individuelle Möglichkeiten der Ausgestaltung zu integrieren.
der Ausgestaltung zu integrieren. Neben Patientenfeedback können das beispielsweise Hausaufgaben, Testungen, Übungen, Verlaufskontrollen und vieles andere sein. Feedback plus Kontakt zum Arzt bedeuten eine Win-win-Situation auf verschiedenen Ebenen. Wie stehen Ärzteschaft und Ärztekammer zum Einsatz digitaler Tools in der Patientenversorgung?
Bei digitalen Tools und in hybriden Versorgungsmodellen besteht ein Konsens sowohl innerhalb der Ärzteschaft als auch bei anderen Leistungserbringern – sofern diese Dinge ohne großen Mehraufwand in den Praxisalltag integrierbar sind. Ich glaube, auch die Krankenkassen sehen anhand der Evidenz und positiven Effekte, dass hybride Modelle ein sehr wirkungsvoller Ansatz sind. Wichtig ist dabei jedoch, dass diese Anwendungen flächendeckend möglich werden. Und dass wir dafür Vergütungswege schaffen.
Wie sollten hybride Versorgungsmodelle aussehen, um bestmöglich zu wirken?
Die Vor-Ort- und Digital-Komponenten müssen so verzahnt sein, dass sie ineinandergreifen und keine eigenständigen Behandlungspfade ergeben. Besonders wirkungsvoll wird der Effekt, wenn wir Patienten in virtuelle Modalitä-
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FRAGEN AN PETER ZIEGLER
Kurzinterview mit dem Digitalisierungsberater Peter Ziegler über die Digitalisierung der Verwaltung im Gesundheitswesen. Text: Kirsten Schwieger Foto: Presse
Dr. Anne Sophie Geier, Geschäftsführerin des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung
Mehr Kombinationen mit ärztlichen Leistungen kann sinnvoll sein, um einerseits gute Effekte und optimale Therapiebegleitung zu erzielen, und andererseits Ärzten und Psychotherapeuten anhand der durch die DiGA eingespielten Daten eine verbesserte Informationslage zu ermöglichen. ten integrieren, und diese wiederum zum Behandlungskonzept passen. Natürlich muss sichergestellt sein, dass der Patient erstens das passende Gerät dazu hat und dieses zweitens auch imstande ist zu nutzen. Mit dem Digitalgesetz haben wir es jetzt in der Hand, die Rahmenbedingungen für Blended Care-Ansätze sowie hybride Ansätze zu schaffen, damit beides auch in Deutschland den Weg in die Versorgung findet.
Peter Ziegler, Digitalisierungsberater Gesundheitswesen Scopevisio AG
Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Gesundheitswesen? Angefangen bei Gesundheitsapps bis hin zu KI in der Diagnostik eröffnet sich ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten. Die Digitalisierung darf aber auch die Verwaltung nicht vergessen. Dort hilft sie, den Administrationsaufwand zu senken, Fehler zu vermeiden und mehr Transparenz zu schaffen. Kliniken müssen immer betriebswirtschaftlicher denken und handeln. Ohne Digitalisierung kann dies kaum mehr gelingen. Ist die Digitalisierung nicht mit hohem Aufwand verbunden? Jein. Sie können auch mit Teilprozessen beginnen und nach wenigen Wochen bereits dauerhaft von effizienteren Abläufen profitieren. Nehmen Sie zum Beispiel den Prozess der Rechnungsverarbeitung. Wenn dieser Prozess komplett digital abläuft, sparen Sie Arbeitszeit, Archivierungs- und Entsorgungskosten. Zusätzlich geht es aber auch um Skonto und Mahnkosten. Gerade bei digitalisierten Routineprozessen machen sich Effizienzgewinne sehr schnell bemerkbar.
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Neurologische Behandlung im Wandel: Wie moderne Kliniken von digitaler Therapie pro�tieren Menschen, die einen Schlaganfall, eine Hirnblutung oder ein Schädel-Hirn-Trauma erleiden, sehen sich meist plötzlich mit unterschiedlichen sprachlichen und kognitiven De�ziten konfrontiert. Hier können die gleichen Störungen auftreten, die auch bei neurologischen Erkrankungen wie Demenz oder Morbus Parkinson vorliegen. Dies kann von Schwierigkeiten im Sprachverständnis bis zu unterschiedlichen Problemen bei Aussprache, Aufmerksamkeit, Konzentration oder Gedächtnis führen. Entscheidend bei Sprach- und Kognitionsstörungen sind eine hohe Intensität in der Therapie und ein hoher Grad an individueller Abstimmung der Therapieübungen. Gerade Kliniken können hier mit einem multidisziplinären Team nachhaltig helfen. Moderne Kliniken lassen sich mittlerweile von intelligenter Therapiesoftware in ihrer Arbeit unterstützen und können die Versorgung der Patienten somit nicht nur während der Zeit in der Klinik, sondern auch in der Nachsorge deutlich verbessern.
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r. Philipp Schöllauf, Arzt und CoFounder von nyra health, spricht im Interview über die Einsatzmöglichkeiten der myReha Therapiesoftware, mit deren Hilfe Kliniken und deren Patienten die neurologische Therapie erweitern. Wie erweitert nyra health mit myReha die neurologische Therapie? Mit myReha vereinen wir den aktuellen Stand der neurologischen Forschung mit der neuesten Technologie. Die Therapiesoftware für mobile Tablets wurde von einem Team aus klinisch erfahrenen Experten der Neurologie, Logopädie, Neuropsychologie und der Künstlichen Intelligenz entwickelt und ist für die ganze Bandbreite neurologischer Sprach- und Kognitionsstörungen geeignet. Das Besondere daran ist, dass jeder Patient aus einem riesigen Übungskatalog einen eigenen persönlichen Therapieplan zusammengestellt bekommt – der sich laufend und automatisch an die persönlichen Fähigkeiten und den fortlaufenden Reha-Fortschritt anpasst. Das geschieht anhand von intelligenten Algorithmen, die viele Biomarker und Para-
Auch nach der Entlassung können Patienten per Tele-Reha langfristig begleitet werden. Die Patienten führen die digitale Therapie nämlich selbständig fort, können sich mit dem Therapieteam austauschen und somit auch in der Nachsorge weiter e�ektiv üben. meter messen, durch die die Übungspläne individuell angepasst werden können. Das ist das Entscheidende in der neurologischen Therapie und war bis vor Kurzem in dieser Form technisch noch nicht möglich. Wie wird myReha angewendet? Therapieteams nutzen die myReha Therapie Software in der Klinik in Einzel-
therapiestunden und Gruppentherapien mit ihren Patienten, dazu kommt sie auch für zusätzliches Selbsttraining zum Einsatz. Das ist zum Beispiel am Nachmittag oder Wochenende der Fall, wenn das therapeutische Team nicht da ist, die Patienten aber grundsätzlich freie Zeit zum Üben zur Verfügung haben. So erhöhen wir die durchschnittliche Therapiezeit pro Patient in der Klinik drastisch. Mit der dazugehörigen Plattform nyra insights können die Therapieteams den Fortschritt ihrer Patienten auch in dieser Zeit genau analysieren und so die persönliche Therapie noch besser abstimmen. Auch nach der Entlassung können Patienten per Tele-Reha langfristig begleitet werden. Die Patienten führen die digitale Therapie nämlich selbständig fort, können sich mit dem Therapieteam austauschen und somit auch in der Nachsorge weiter effektiv üben. Das ist enorm wichtig, weil die Therapie ja oftmals monatelang fortgeführt werden sollte. Was macht myReha in technischer und wissenschaftlicher Hinsicht einzigartig? Unsere eigens für die Neurologie entwickelte Sprachanalyse beispielsweise erkennt nicht nur, ob etwas richtig oder falsch ausgesprochen wurde, denn das wäre bei den vielen unterschiedlichen Sprach- und Sprechstörungen zu wenig. Wir können dabei nicht nur die Aussprache bis auf Phonemebene analysieren, sondern liefern wertvolle und diagnostische Biomarker für Semantik, Flüssigkeit, Lexical Richness oder Syntax. Und mit dieser Art von Information lässt sich der Therapieplan dann individuell mit den für diese Person passenden Übungen und dem idealen Schwierigkeitsgrad vorschlagen, was den Therapieteams in
Unsere eigens für die Neurologie entwickelte Sprachanalyse beispielsweise erkennt nicht nur, ob etwas richtig oder falsch ausgesprochen wurde, denn das wäre bei den vielen unterschiedlichen Sprach- und Sprechstörungen zu wenig. den Kliniken sehr hilft und gleichzeitig ressourcenschonend ist. Wir können eine Vielzahl an Biomarkern und kognitiven Parametern messen, und damit auch Aphasie, Parkinson, und Demenz sehr genau anhand der Sprache klassifi zieren. Wir sind dabei tief in den wissenschaftlichen Communities der Neurologie und Machine Learning verwurzelt und präsentieren unsere Studienergebnisse, damit sich Forscher weltweit mit den neuesten Entwicklungen auseinandersetzen können. Gerade in der Neurologie bringt das die Therapie und die Patientenversorgung auf eine ganz neue Stufe.
nyra health Ob stationäre oder ambulante neurologische Reha: Therapieteams der Logopädie, Neuropsychologie und Ergotherapie nutzen die Lösungen von nyra health in Einzeltherapie, Gruppentherapie und für zusätzliches Selbsttraining in der Klinik sowie der Tele-Reha. www.nyra.health
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Die Zukunft der Pathologie ist digital K O M M U N I K AT I O N
Digitalisierung ist auch in der Pathologie eines der Topthemen. Was steckt hinter dem Begriff „Digitale Pathologie“? Text: Julia Butz Foto: Edward Jenner/pexels
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ie Digitale Pathologie ist ein Bereich der medizinischen Diagnostik, der die traditionelle mikroskopische Untersuchung von Gewebeproben durch den Einsatz modernster Bildgebungstechnologie und digitaler Datenverarbeitung ersetzt. Dies ermöglicht eine umfassendere und effizientere Analyse der Proben, eine schnellere und genauere Diagnostik – welche insbesondere in der Krebsdiagnostik entscheidend sein kann – sowie die Übertragung und Speicherung von pathologischen Daten in elektronischer Form.
Was als Insellösung begann soll sich zu einem kompletten digitalen Workflow ausweiten. In der klassischen Diagnostik mit Mikroskop und Glasobjektträger werden die Objektträger in physischer Form vom Labor zum Pathologen gebracht. Diese können nun direkt im Labor durch Objektträgerscanner in hervorragender Bildqualität,
hoher Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit eingescannt und ohne lange Transportwege für die Diagnostik am Bildschirm genutzt werden. Aber es geht um weit mehr als virtuelle Mikroskopie. Die digitalen Scans können darüber hinaus KI-gestützt ausgewertet werden und Algorithmen so beispielsweise Immunreaktionen quantifizieren oder über Biomarker verschiedene Krebserkrankungen erkennen. Diese Kombination von bildgebender Technologie und entsprechenden Befundungstools könnte die Krebsdiagnostik revolutionieren: Durch die Algorithmen werden große Datenmengen an hochwertigen Gewebebildern geliefert, immer darauf trainiert, bestimmte Muster, Abweichungen oder abnormale Zellstrukturen zu erkennen. Eine automatisierte Auswertung, die die rein auf Erfahrung berufene subjektive manuelle Auswertung maßgeblich unterstützt und die Fehlerquote verringert. Die eigentliche Diagnostik erfolgt dabei immer durch den Arzt. Digitalisierung und KI-basierte Bildanalysen aber helfen, Routineaufgaben maßgeblich zu unterstützen. Auch kann die Datensammlung mit Bildern und Patientendaten für die Verfolgung des Krankheitsverlaufs und spätere Referenzzwecke sehr hilfreich sein. Die digitale Archivierung ermöglicht einen einfachen und schnellen Zugriff auf Fälle im digitalen Archiv und die Entwicklung von Entscheidungshilfen und neuer Klassifizierungssysteme für Diagnostik, Forschung und Lehre. Letztendlich gilt es, Qualität, Geschwindigkeit und bestmög-
Digitale Pathologie ermöglicht die ortsunabhängige Übertragung und Analyse von Gewebeproben, wodurch Pathologen weltweit auf Expertise und Diagnosen zugreifen können.
liche Effizienz im Diagnoseprozess für die Krankheitsbekämpfung einzusetzen. Digitale Pathologie ermöglicht den Zugriff auf die Bilder von jedem Ort der Welt aus. Ein entscheidender Faktor für eine schnelle Konsultation von Experten an entfernten Standorten, eine schnellere und einfachere Vernetzung der Pathologen untereinander sowie die weltweite Verteilung digitaler Objektträger in Forschung und Lehre, um die Wirksamkeit neuer Therapien zu bewerten. Was technologisch noch als Insellösung begann, soll sich zukünftig – nach skandinavischem Vorbild – auch in deutschen Krankenhäusern und medizinischen Fakultäten zu einem kompletten digitalen Workflow ausweiten. Somit wäre
der Weg frei für eine ortsunabhängige Befundung und einfachere Zusammenarbeit zwischen einzelnen Fachabteilungen, wie z. B. Labormedizin und Pathologie.
Fakten
In der klassischen Pathologie eines beispielhaften Universitätsklinikums werden pro Tag ca. 250 Gewebeproben entgegengenommen und etwa 1400 Gewebeslides im Wasserbad auf Glasobjektträger gezogen und per Rohrpost in andere Abteilungen geschickt. (Quelle: Dt. Gesellschaft für Pathologie e. V.)
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Komplettlösung für digitale Pathologie Digitalisierung ermöglicht neue Form der Diagnostik in Hochgeschwindigkeit.
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ie Digitalisierung der Pathologie ermöglicht völlig neue Wege der Befundung. Sie versetzt Kliniken und private Einrichtungen in die Lage, zeitnahe Diagnoseergebnisse zu erzielen sowie Ferndiagnosen und Zweitmeinungen unkompliziert und ohne Verzögerung zu stellen. Aber auch der Einsatz von KI-gestützten Diagnosen basiert maßgeblich auf hochauflösenden, digitalen Abbildern der Biopsieschnitte. Hier kommen sogenannte Slidescanner zum Einsatz. Das japanische Unternehmen Hamamatsu Photonics gehört zu den Pionieren der Digitalisierung von Objektträgern und hat in den letzten Jahrzehnten die Entwicklung der Slidescanner und damit die Möglichkeit der Digitalisierung maßgeblich vorangetrieben. Die Serie dieser Scanner bietet eine zum klassischen Mikroskop äquivalente, sehr hohe Bildqualität und herausragende
Dr. Erk Klopp,
Business Development Manager Hamamatsu Photonics Deutschland GmbH
Geschwindigkeit des Digitalisierungsprozesses. Sie wird weltweit sowohl klinisch, präklinisch als auch für Forschungszwecke eingesetzt. Seit Anfang 2023 ist das neueste Modell der NanoZoomer-Reihe, der S20MD, auf dem Markt. Dieser überzeugt durch die bislang unerreichte Geschwindigkeit von mehr als 20 Scans in 15 Minuten, bei einem Referenzwert der Gewebegröße von 15 mm x 15 mm. Die Grundidee der Entwicklung eines „kleineren“ Scanners bei gleichzeitig hoher Digitalisierungsgeschwindigkeit ist, mehr
Gewebeschnitte pro Stunde bei niedrigeren Kosten digitalisieren zu können. Hamamatsu Photonics bietet dazu einen Viewer an, mit dessen Hilfe der Pathologe überprüfen und interpretieren kann, sowie eine Cloud-Basislösung, welche das weltweite Teilen der digitalisierten Objektträger mit anderen Spezialisten, ein gemeinsames Befunden und sogar das Schulen von medizinischen Studenten ermöglicht. Für weitere Anwendungen kooperiert Hamamatsu Photonics mit namhaften großen Anbietern von Laborinformationssystemen, digitalen Workflowsystemen oder auch Anbietern von KI-gestützten Diagnoseanwendungen. „Die populärste und mittlerweile marktführende Software „PathoZoom“ des Kölner Unternehmens „Smart in Media AG“ ist dabei eine von uns empfohlene Lösung“, so Dr. Erk Klopp (Business Development Manager bei Hamamatsu Photonics Deutschland). Die digitalisierten Bilder können durch die Software dargestellt, geteilt und befundet werden. Darüber hinaus ermöglicht Smart in Media dem Anwender, über einen Marktplatz KI-Anwendungen von Drittanbietern, z. B. vom Hamburger Unternehmen Mindpeak, hinzuzuziehen. So kann der Pathologe Dank Digitaler Pathologie ferndiagnostizieren, in Ad-hoc-
Hamamatsu Photonics GmbH der japanische Hersteller für optoelektronische Detektoren, Lichtquellen und Systeme. Das Unternehmen wurde 1953 in Japan, Hamamatsu City gegründet und hat dort bis heute seinen Standort für Forschung und Produktion. nanozoomer.hamamatsu.com
Situationen Zweitmeinungen einholen und die Geschwindigkeit sowie Qualität seiner Diagnosen steigern. Insbesondere durch die Hinzunahme von KI-gestützten Verfahren können die Zeiten bis zur Diagnose bei mindestens gleichbleibender Befundungsqualität signifi kant verkürzt werden. „Im Kölner Headquarter von Smart in Media haben wir einen gemeinsamen Showroom eingerichtet. Dort können Interessenten den kompletten Prozess von der Digitalisierung bis hin zur KI-gestützten Befundung am Bildschirm selbst ausprobieren“, empfiehlt Ludwig Praxenthaler (Sales Engineer Digitale Pathologie bei Hamamatsu Photonics).
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Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein Gewinn für alle Beteiligten EINBLICK
Dr. Martin Walger, Geschäftsführer vom Verband der DiagnosticaIndustrie e. V. (VDGH), spricht im Interview über den Nutzen, der mehr Digitalisierung für Patienten und Ärzte bedeutet. Text: Katja Deutsch Foto: Presse, National Cancer Institute/unsplash
Dr. Martin Walger, Geschäftsführer Verband der Diagnostica-Industrie e. V.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Chronisch kranke Menschen profitieren, da das Patientenselbstmanagement gestärkt wird.
Warum hinkt Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen hinterher?
Deutschland hat in der Medizin und Gesundheitsfürsorge eine Tradition der Exzellenz. Bei der Integration digitaler Innovationen hapert es aber noch. In Europa sind uns Länder wie Estland, Dänemark und Schweden voraus. Ein Grund ist die Komplexität unseres hoch regulierten Gesundheitssystems. Die Koordination aller Akteure ist entsprechend aufwendig. 20 Jahre Diskussion um die elektronische Patientenakte sind mehr als genug. Jetzt endlich wird Tempo gemacht. Die Vorschläge des Bundesgesundheitsministers zum Digital-Gesetz und zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz liegen auf dem Tisch.
In welchen Bereichen könnte man schnell und einfach digitaler werden?
Schnell und einfach ist eine seltene Kombination. Aber unumstritten ist: Der demographische Wandel bedeutet zunehmender Bedarf an Gesundheitsund Pflegeleistungen bei gleichzeitigem Rückgang der in diesem Sektor Tätigen. Wir brauchen zeitnahe Entscheidungen über die Versorgung auf dem Land, über den Umgang mit betreuungsintensiven Menschen, über die Wissensgenerierung und -vernetzung in der Forschung und Produktentwicklung, über individualisierte Therapieempfehlungen. Eine stärkere
Wir brauchen zeitnahe Entscheidungen über die Versorgung auf dem Land, über den Umgang mit betreuungsintensiven Menschen, über die Wissensgenerierung und -vernetzung in der Forschung und Produktentwicklung, über individualisierte Therapieempfehlungen. Digitalisierung ist der Schlüssel zur Lösung dieser Herausforderungen. Die Diagnostikindustrie arbeitet an Modellen, die maschinelles Lernen nutzen, um die Entscheidungsfindung bei Labortests noch weiter zu verbessern. Für Menschen mit Diabetes stehen inzwischen Technologien zur Verfügung, die alle relevanten Daten zu einem Datenmanagementsystem zusammenführen, visualisieren und langfristig nachverfolgbar machen. Zugleich werden manuelle Übertragungsfehler vermieden. Wem würde das Nutzen bringen?
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein Gewinn für alle Beteiligten.
Chronisch kranke Menschen profitieren, da das Patientenselbstmanagement gestärkt wird. Mit der ePA können Diagnosen aus dem Labor strukturiert gespeichert, medizinische Befunde des Patienten verknüpft und Behandlungsergebnisse evaluiert werden. Gleichzeitig sollen die anonymisierten Daten künftig in einem zentralen Archiv, dem Forschungsdatenzentrum, für die Entwicklung neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen. Das heißt, wenn Patienten ein Hilfsmittel oder eine Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) nutzen, können die Daten aus den Anwendungen sowohl vom Arzt genutzt als auch in anonymisierter Form für die Gesundheitsforschung nutzbar gemacht werden. Auf dieser Basis können bereits bestehende Untersuchungs- und Behandlungsmethoden optimiert und neue Methoden patientenzentriert entwickelt werden. So schließt sich der Kreis.
Welche Ziele verfolgt die eHealthAllianz?
Die eHealth-Allianz besteht aus acht Verbänden der industriellen Gesundheitswirtschaft. Wir setzen uns gemeinsam für die Entwicklung einer nationalen eHealthStrategie in Deutschland ein. Im Juni 2018 wurde eine „Dialogplattform eHealth-Zielbild für Deutschland“ vorgestellt. Die Allianz freut sich, dass sie mit ihren Positionen viele Anregungen für die Digitalisierungsstrategie des BMG geben konnte.
„Wenn Patienten ein Hilfsmittel oder eine Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) nutzen, können die Daten aus den Anwendungen sowohl vom Arzt genutzt als auch in anonymisierter Form für die Gesundheitsforschung nutzbar gemacht werden“, so Walger.
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Gesunde Innovationen Wie Künstliche Intelligenz, Augmented und Virtual Reality, das Internet der Dinge und moderne Kommunikationslösungen das Gesundheitswesen revolutionieren. Text: Kirsten Schwieger Foto: Mikhali Nilov/pexels
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nnovative Technologien optimieren Prozesse im Gesundheitswesen, verbessern die Kommunikation und ermöglichen präzisere Diagnosen, maßgeschneiderte Therapien sowie smarte Rehabilitation. Technologien wie Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge (IoT), Cloud Computing und Advanced Analytics werden zunehmend in bestehende medizinische Prozesse eingeführt und treiben Anwendungen wie Patienten-
Als Schlüsseltechnologie der Zukunft feiert Künstliche Intelligenz insbesondere in der Diagnostik große Erfolge, indem sie dafür sorgt, dass Krankheiten früher und präziser erkannt werden.
fernüberwachung, personalisierte Medizin, Assistenzsysteme, Wearables oder die medizinische Online-Beratung voran. So ermöglichen moderne Kommunikationslösungen im Bereich der Telemedizin Diagnostik, Therapie und Monitoring über räumliche Distanzen hinweg. Insbesondere das Telemonitoring für chronisch erkrankte Menschen gewinnt an Bedeutung. Mittels Apps, Smart Clothes oder anderer Geräte vernetzen sich beispielsweise Herzinsuffizienz- oder DiabetesPatienten mit ihrer Praxis, so dass deren Gesundheitsdaten jederzeit in Echtzeit an den Arzt übertragen werden. Dieser überwacht Vitaldaten wie Gewicht, Blutdruck oder Herzfrequenz und schickt seinen Patienten gegebenenfalls Erinnerungen zur Medikamenteneinnahme oder Rückmeldungen zu Therapiemethoden. Bei lebensbedrohlichen Zuständen werden die Mediziner automatisch alarmiert, so dass sie schnell lebensrettende Hilfen veranlassen können. Auch zur Selbstüberwachung chronisch Erkrankter existieren bereits viele innovative digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) in Form von Wearables oder Apps. Als Schlüsseltechnologie der Zukunft feiert Künstliche Intelligenz insbesondere in der Diagnostik große Erfolge, indem sie dafür sorgt, dass Krankheiten früher und präziser erkannt werden. So ermög-
Temporeiche Transformation
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens birgt ein enormes Potenzial. Digitale Gesundheitsanwendungen – sei es in der Telemedizin, in Form von Apps oder bei Diagnose- und Behandlungsmethoden mit smarten Technologien – werden die Patientenversorgung verbessern und Arbeitsabläufe in Praxen und medizinischen Einrichtungen erleichtern. Zahlreiche Branchen und Regionen können von dem großen Innovations- und Wertschöpfungspotenzial in diesem Bereich profitieren.
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nterview mit dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen über die Digitalisierung des Gesundheitswesens im Freistaat.
Thomas Horn,
Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS)
licht sie beispielsweise die Früherkennung von Demenz mit einer Genauigkeit von bis zu 90 Prozent. Bei Brustkrebs bietet KI nicht nur Früherkennung, sondern auch eine passgenaue Therapie, indem sie beispielsweise prognostizieren kann, wie Patientinnen auf eine Chemotherapie reagieren werden. Auch Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) halten zunehmend Einzug in die Gesundheitstechnik. Neben der Schulung von medizinischem Fachpersonal können AR-/VR-Anwendungen mit interaktiven Feedback-Elementen und KI-Methoden zudem für die Diagnose und Behandlung verschiedenster Krankheiten eingesetzt werden. So wird VR beispielsweise für Orientierungstests zur Erkennung der Alzheimer-Krankheit genutzt oder um Phobien zu behandeln. AR wie VR können Patienten auch dabei unterstützen, von Hirnverletzungen zu genesen. Auch Robotergestützte Verfahren krempeln die Chirurgie, die Pflege als auch die Rehabilitation um. So unterstützen beispielsweise mobile Therapieroboter oder spezielle Wearables bei Beeinträchtigungen der Körperbewegung oder Sinneswahrnehmungen nach einer Erkrankung. In Form verschiedenster Assistenzsysteme leistet Servicerobotik schon jetzt einen entscheidenden Beitrag zur Unterstützung der körperlichen Mobilität oder bei pflegerischen Routinetätigkeiten.
Die Herzfrequenz im Blick: Die Smartwatch ist dabei bereits ein bekanntes Wearable zum Aufzeichnen der Vitalwerte und unterstützt ein gesundes, aktives Leben.
Fakten
Unter diga.bfarm.de listet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sämtliche erstattungsfähige digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs), wie Apps oder browserbasierte Anwendungen auf, welche von Ärzten und Psychotherapeuten verordnet werden können, um bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten zu unterstützen.
Wirtschaftsförderung Sachsen – Partner Content Was zeichnet Sachsen in diesem Bereich aus? Viele Unternehmen schätzen am Standort vor allem die intensive interdisziplinäre und branchenübergreifende Zusammenarbeit im Ökosystem, die enorme Synergie- und Wachstumschancen bietet. Durch die traditionell starke Branchenkompetenz in den Bereichen Mikro- und Nanoelektronik, Funk- und Sensortechnik (u.a. 5/6G), Automatisierung und Robotik hat sich eine starke Kompetenz für Smart Medical Anwendungen entwickelt – sei es im Bereich der Point-of-Care-Diagnostik, der computerassistierten Chirurgie bis hin zur Pflegerobotik. Welche konkreten Ansatzpunkte gibt es? Künstliche Intelligenz spielt eine große Rolle. Das Dresdner Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit (EKFZ) konzentriert sich zum Beispiel auf diese Themen. Als eines von fünf neuen KI-Zentren in Deutschland bietet das ScaDS.AI (Center for Scalable Data Analytics and Artificial Intelligence) Dresden/ Leipzig maßgeschneiderte KI-basierte Algorithmen und Lösungen u.a. für personalisierte Therapien und medizinische Bildanalyse. Und das neue Zukunftscluster SEMECO in Dresden will das Innovationspotenzial der Halbleiter- und Mikrosystemtechnikindustrie für die Medizintechnik heben. Auch intelligente Assistenzsysteme rücken immer stärker in den Fokus. Das Leipziger Innovationszentrum für computerassistierte Chirurgie (ICCAS) setzt für den „OP der Zukunft“ darauf und gilt mit seinem komplexen Ansatz weltweit als Pionier. Das CeTI – Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop als Exzellenzcluster an der TU Dresden will sowohl die medizinische Ausbildung mithilfe neuer Trainingstechnologien verbessern als auch durch Assistenzsysteme die Qualität der Patientenversorgung steigern.
Wirtschaftsförderung Sachsen Die WFS betreibt Standortwerbung für Sachsen, berät potenzielle Investoren und unterstützt sächsische Unternehmen im Exportgeschäft. www.standort-sachsen.de
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KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
Der wissenschaftliche Mitarbeiter Ashish Sundar bei Tests im 6G Health Lab (6G Health Institute GmbH in Markkleeberg).
Wie unterstützen Sie das als Wirtschaftsförderung? Vor allem durch gezielte Cross-Cluster-Aktivitäten, u. a. im Rahmen von Foren und Projektwerkstätten. Dort bringen wir verschiedene Branchen und Institute zusammen und loten Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit aus, sei es mit Robotik oder der Textilindustrie. Gestern fand z. B. das 7. Life Sciences-Forum in Hoyerswerda statt. Dort ging es um Innovationen für die digitale Transformation des Gesundheitswesens – vom „smart virtual Hospital“ bis zur Telemedizin. Gerade im ländlichen Raum kann die Digitalisierung einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Gesundheitsversorgung leisten.
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Klinik in der Cloud Digitale Buchhaltung in Kliniken: Wie die Automatisierung den Work�ow verbessert und Kosten senkt.
Foto: Beta Klinik
Ina Schröder,
Abteilungsleiterin Buchhaltung im privaten Facharzt- und Klinikzentrum Beta Klink Bonn
Uns war es wichtig, papierbasierte Prozesse einzudämmen. Der Rechnungseingang bietet sich hier an, weil man schnell Erfolge sieht.
Foto: Julian Huke
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u den großen Herausforderungen im Gesundheitswesen zählen der wachsende Personalmangel und die stetigen Kostensteigerungen. Wie kann die Digitalisierung dazu beitragen, diese Herausforderungen zu meistern? Erste Ansatzpunkte bieten die papierbasierten Prozesse in der Verwaltung – zum Beispiel bei der Bearbeitung von Rechnungen. Digitale Abläufe reduzieren den Aufwand für administrative Aufgaben und entlasten Mitarbeitende in ihrem Arbeitsalltag. Dies führt zu Kosteneinsparungen und hilft, Erlöse zu steigern. Allerdings ist die Auswahl der passenden Systeme nicht immer einfach. Oft handelt es sich um eine strategische Entscheidung, weil die gewählte Software die internen Abläufe stark beeinflusst. Zudem bindet sich das Unternehmen in der Regel länger an das gewählte System und somit an dessen Anwendungsmöglichkeiten. Worauf die Beta Klinik bei der Auswahl ihrer neuen Buchhaltungssoftware geachtet hat und welche Prozesse sich verbessert haben, erklärt deren Buchhaltungs-Leiterin im Interview.
Frau Schröder, warum haben Sie die Digitalisierung der Buchhaltung vorangetrieben? Auslöser war der Wunsch der Geschäftsführung, Finanzkennzahlen und -berichte schneller vorliegen zu haben. Bis 2016 hatte die Beta Klinik die Buchhaltung an den Steuerberater ausgelagert. Aber die monatlichen Berichte genügten unserer Geschäftsführung nicht mehr. Das Unternehmen war gewachsen und auch die Ansprüche. Man wollte nicht mehr Wochen und Monate auf die Zahlen warten. Deshalb wurde die Buchhaltung ins Haus geholt. Im Zuge dessen haben wir eine Finanzbuchhaltungssoftware gesucht, die mandantenfähig, flexibel und skalierbar ist. Was waren Ihre Anforderungen an eine zukunftssichere Buchhaltungssoftware? Uns war es wichtig, papierbasierte Prozesse einzudämmen. Der Rechnungseingang bietet sich hier an, weil man schnell Erfolge sieht. Wir erhalten etwa 230 Rechnungen im Monat. Seit wir Scopevisio nutzen, schicken unsere Lieferanten ihre Rechnungen an eine E-Mail-Adresse, die die Belege direkt in die Software leitet. Inzwischen ist unser Rechnungseingang zu 95 Prozent digital – und auch die Prüfprozesse. Workflows leiten die Rechnungen direkt an die richtigen Prüfer, beispielsweise im Einkauf oder in der IT, weiter. Das Verteilen der Papierrechnungen entfällt, alles läuft zentral in Scopevisio ab. Da es sich um eine cloudbasierte Software handelt, kann die Prüfung und Freigabe auch einfach im
Homeoffice stattfi nden. Dadurch hat sich der Ablauf deutlich beschleunigt. Und was genauso wichtig ist: Rechnungen gehen nicht mehr verloren. Das bedeutet auch weniger Mahnungen. Und mehr Skonto. Fürchten Sie nicht, bei so viel Automatisierung als Buchhalterin über�üssig zu werden? Die Sorge habe ich, ehrlich gesagt, nicht. Ich sehe die Software von Scopevisio vielmehr als wertvolle Unterstützung in der Buchhaltung. Gerade Routinearbeiten machen wenig Spaß. Nehmen Sie zum Beispiel das Thema Dauerbuchungen. Wenn diese automatisiert ablaufen – desto besser. Das reduziert meinen Aufwand und ich kann mich wichtigeren Themen widmen. Ein anderes Beispiel: die Volltexterkennung von Eingangsrechnungen. Die ausgelesenen Daten sind direkt in der Buchungsmaske sichtbar und auch das Personenkonto ist bereits auf der Basis von Steuernummer oder Umsatzsteuer-ID zugeordnet. Das nimmt mir als Buchhalterin viel manuelle Arbeit ab.
Dieser schnelle Zugri� auf Geschäftsdaten in Echtzeit ist für die Geschäftsführung heute essenziell. Hilfreich sind dabei die gra�schen Auswertungen und Dashboards.
SCOPEVISIO Die Scopevisio AG zählt zu den erfolgreichsten Cloud-ERP-Anbietern in Deutschland. Seit 2007 entwickelt sie cloudbasierte Unternehmenssoftware für den Mittelstand. Ihre große Leidenschaft für neue Technologien und der Mut, neue Wege zu gehen, zeichnet sie aus. www.scopevisio.com
Die ausgelesenen Daten sind direkt in der Buchungsmaske sichtbar und auch das Personenkonto ist bereits auf der Basis von Steuernummer oder Umsatzsteuer-ID zugeordnet. Welche Vorteile bietet Scopevisio der Geschäftsführung? Unser kaufmännischer Geschäftsführer schaut regelmäßig in die Software. Er ist nicht mehr auf Dritte angewiesen und kann alle Zahlen, die ihn gerade interessieren, selbst abrufen. So ist er jederzeit auf dem neuesten Stand. Er kann zum Beispiel die Entwicklung der Liquidität mitverfolgen und zeitnah entsprechende Maßnahmen einleiten. Dieser schnelle Zugriff auf Geschäftsdaten in Echtzeit ist für die Geschäftsführung heute essenziell. Hilfreich sind dabei die grafi schen Auswertungen und Dashboards. Vorteilhaft bei Scopevisio ist auch, dass Drittsysteme einfach angebunden werden können, in unserem Fall das Krankenhausinformationssystem principa.kis, aus dem Rechnungsdaten automatisiert nach Scopevisio gelangen. So haben wir einen unterbrechungsfreien Prozess, ohne Daten und Belege manuell exportieren und importieren zu müssen.
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Sicher online identifizieren im Gesundheitswesen Nachdem bereits 2019 mit dem Digitalen Versorgungsgesetz die Einführung der Patientenakte beschlossen wurde, hat das Bundeskabinett kürzlich das „Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens“ – kurz DigiG – beschlossen. Damit sollen nun endgültig die Weichen für ein digitalisiertes Gesundheitswesen gestellt sein. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will damit eine Aufholjagd starten und in Deutschland eine der modernsten medizinischen Digitalinfrastrukturen in Europa aufbauen. Die Grundvoraussetzungen für den Zugang zur elektronischen Gesundheitskarte und Patientenakte sowie den Austausch von Gesundheitsdaten sind dabei natürlich sichere digitale Identitäten und eine sichere Infrastruktur für den Datenaustausch. Wenn es nach der EU geht, soll das natürlich auch grenzübergreifend funktionieren. Verbindliche gesetzliche Verordnungen, wie z. B. die sog. eIDAS-Verordnung, in der u. a. Regelungen zu elektronischen Identitäten festgelegt sind, oder die Initiative zur Koordinierung und Digitalisierung der Sozialversicherung, zeigen deutlich auf, dass die Thematik nicht rein national betrachtet werden kann. Ein Interview mit Hartje Bruns, verantwortlicher Director Products des Bremischen IT-Sicherheitsunternehmens Governikus. Herr Bruns, die sog. GesundheitsID ist in aller Munde, just wurde seitens der gematik die erste GesundheitsID zugelassen. Governikus beschäftigt sich seit 2008 mit dem Online-Ausweis, einer sicheren Identität, die bereits grenzübergreifend funktioniert. Wurde mit der GesundheitsID das Rad neu erfunden? Nein. Der Online-Ausweis ist die Grundlage für die GesundheitsID, die den Zugang zu Online-Gesundheitsanwendungen erleichtern soll. Für die Anmeldung zur GesundheitsID, die sich in einer App auf dem Smartphone befindet und z. B. die Nutzung von eRezept oder ePatientenakte ermöglicht, ist eine sichere Identifikation unerlässlich. Zugelassen sind hierfür der Online-Ausweis oder die elektronische Gesundheitskarte (eGK) mit PIN. Zur Verwendung der GesundheitsID können dann über die App auch biometrische Merkmale, wie z. B. der Gesichtsscan am Smartphone, genutzt werden. Ab 2024 besteht die gesetzliche Verpflichtung, den Versicherten eine GesundheitsID anzubieten, die Nutzung ist natürlich freiwillig. Was bedeutet das denn künftig für die eGK? Ab 2026 soll die GesundheitsID Patient:innen auch den Versicherungsnachweis in Praxen ermöglichen. Damit ist meines Erachtens
der „Abgesang“ der eGK eingeläutet. Aber das ist auch nicht erstaunlich: Die meisten kartenbasierten Verfahren gehören in einiger Zeit der Vergangenheit an. Was ist mit dem Online-Ausweis? Der befindet sich doch auf einer Karte … Ja und das wird auch zunächst noch so bleiben, allerdings gibt es auch hier parallele Entwicklungen. Zum einen handelt es sich beim Personalausweis um ein hoheitliches Dokument. Ein solches „nur“ auf einem elektronischen Endgerät auszustellen, wäre sicherlich fatal. Aber: Wir arbeiten aktuell bereits an der sog. Smart-eID, sprich die Ableitung des Online-Ausweises auf das Smartphone. Das ist der erste Schritt und sicherlich zunächst eine „Komfortfunktion“ zur Nutzung des OnlineAusweises. Parallel befindet sich die eIDASVerordnung bereits in der Überarbeitung, die Verhandlungen sollen bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Mit der sog. eIDAS 2.0 wird der Grundstein für ein Wallet gelegt, in dem mindestens staatliche Nachweise, wie z. B. die Identität, der Führerschein etc. abgelegt werden können. Aktuell ist geplant, dass jeder EU-Mitgliedstaat eine staatliche Wallet herausgibt, die grenzübergreifend anerkannt werden soll. Mit der EU-Initiative bezüglich der Sozialversicherung ist es sicherlich denkenswert, auch Versicherungs-Identitäten in dieser Wallet aufzunehmen. Aber das ist Zukunftsmusik. Zunächst muss die Verordnung verabschiedet werden und technische Architekturen spezifiziert werden. Letzteres läuft gerade parallel zum Gesetzgebungsverfahren. Ich gehe davon aus, dass vor 2027 kein:e EU-Bürger:in ein solches Wallet auf dem eigenen Smartphone haben wird. Es wird zwar Prototypen und Piloten im Vorfeld geben, aber die flächendeckende Verbreitung beginnt frühestens 2027. Governikus gehört nun nicht gerade zu den großen IT-Anbietern in Deutschland, die jeder Mensch kennt. Welchen Anteil an all dem hat Governikus? Governikus wurde Ende der 1990er Jahre von der Freien Hansestadt Bremen als Wirtschaftsunternehmen gegründet, um in einem föderalen Staatsaufbau den sicheren Datenaustausch zwischen Behörden zu ermöglichen. Hierbei ging es vordergründig immer um den Schutz personenbezogener Daten. Das funktioniert nur mit sehr viel Kryptografie. Und das ist unser Know-how. Über die dafür benötigte Infrastruktur, die in ganz Deutschland zum Einsatz kommt, werden jährlich ca. 2 Milliarden Nachrichten ausgetauscht. Die dafür benötigte Software stammt aus unserem Haus. Diese entwickeln wir kontinuierlich weiter im Auftrag aller Bundesländer und des Bundes.
Hartje Bruns, Verantwortlicher Director Products Governikus
Ab 2024 besteht die gesetzliche Verpflichtung, den Versicherten eine GesundheitsID anzubieten, die Nutzung ist natürlich freiwillig. Für eine sichere Datenaustausch-Infrastruktur braucht es auch immer den Zugang – sprich digitale Identitäten. Zunächst ging es um die Behördenidentität. Als dann der Online-Ausweis konzipiert wurde, lag es natürlich nahe, dass wir uns damit ebenfalls beschäftigen. Die dafür benötigten Infrastrukturkomponenten – ein sog. eID-Server und den eID-Client des Bundes (AusweisApp)– haben wir auch in unserem Portfolio, ebenfalls in der kontinuierlichen Weiterentwicklung im Auftrag der Bundesländer bzw. des Bundes. Beide sind bundesweit im Einsatz und Grundlage für viele weitere Bausteine im eGovernment, z. B. der BundID. Aufgrund dieser Expertise sind wir in vielen weiteren Projekten des Bundes bzw. auch der Europäischen Kommission involviert. Damit der Online-Ausweis auch in unseren europäischen Nachbarstaaten genutzt werden kann, haben wir im Auftrag des BSI die entsprechende Software entwickelt. Ein weiteres Beispiel ist ein EU-Projekt, das sich mit der Architektur der sog. EUDI-Wallet beschäftigt. Auch hier sind wir beteiligt.
www.governikus.de