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Vorwort

Eine Geldtheorie wird dringend benötigt und ist eine Ausstellung wert. Es soll aber kein blosses Aneinanderreihen von Büchern sein, sondern einen roten Faden zeigen. Sie müsste folgende Fragen beantworten können:

1. Woher kommt der Wachstumsdruck in der Wirtschaft? 2. Weshalb wächst die Geldmenge exponential? Immer grössere Liquiditätsspritzen und immer tiefere Zinsen erscheinen als Notwendigkeiten. Was bedeutet dies für die Zukunft des Finanzmarktes und die Stabilität unseres Geldes? 3. Weshalb ist es nicht möglich, die Erderwärmung einzu dämmen? Dies trotz wissenschaftlicher Erkenntnis seit Jahrzehnten. Überschwemmungen, unbewohnbare Gegenden und Massen-Migration sind Folgen der Erder wärmung.

Bei der ersten Frage hat sich schon Goethe engagiert mit seinem Werk «Faust, eine Tragödie». Dort begegnen wir einer uns bekannten Situation:

Der Staat hat kein Geld. Die Bevölkerung klagt, und der Kaiser muss sich alles anhören. Da schlendern Faust und Mephisto daher, und der Kaiser fragt: Sag, weisst du, Narr, nicht auch noch eine Not? Mephisto entgegnet in seiner philosophischen Art: Wo fehlt’s nicht irgendwo auf dieser Welt? Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld.

Vom Estrich zwar ist es nicht aufzuraffen; Doch Weisheit weiss das Tiefste herzuschaffen. In Bergesadern, Mauergründen ist Gold gemünzt und ungemünzt zu finden, Und fragt ihr mich, wer es zutage schafft: Begabten Manns Natur – und Geisteskraft. Der Kaiser wird ungeduldig: Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es denn, und Mephisto fährt fort: Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr; Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer; Es liegt schon da, doch um es zu erlangen, das ist die Kunst. Der Vorschlag: Man verpfändet das Gold im Boden, ohne es zu bergen, als eine Art Versprechen und verkauft dieses Versprechen dem Makler; heute würden wir sagen: auf dem Finanzmarkt. Indem das «Zeichengeld», wie es in Faust genannt wird, auf zukünftige Werte verweist, er zwingt es ständige Wertschöpfung. Faust weiss, dass das Papier erst dann einen Gold-Gleichwert bekommt, wenn es sich materialisiert, wenn es produktiv eingesetzt wird und die Wirtschaft im Sinne der Wertschöpfung expandiert und wächst. Ein endloser Prozess. Deshalb muss eine Wette zwischen Faust und Mephisto abgeschlossen werden. Der entscheidende Inhalt der Wette ist das Verbot des Verweilens:

Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zu Grunde gehn!, sagt Faust. Das ist die Kapitalfunktion des Geldes. Sie besagt, dass aus Geld immer mehr Geld werden muss. Kein Innehalten. Ohne Wachstum gibt es kein Geld mehr.

Für diese Ausstellung habe ich Bücher aus der Sammlung des MoneyMuseums ausgewählt, in der Meinung, Antworten zu fin den. «Das Geld von A bis B» deutet darauf hin, dass hier ein Anfang gemacht wird, und dass sowohl der Philosoph Aristoteles konsultiert wird als auch Bitcoin und Blockchain ins Kalkül ge nommen werden. Also von den Ursprüngen der Münze bis zur modernen Finanztechnologie. Unterteilt sind die Antworten in sieben Stationen:

Station 1: Münzen, aber kein Geld

Station 2: Das grosse Umdenken

Station 3: Stockalper’s Anagramm

Station 4: Die Eroberung neuer Märkte

Station 5: Das Ende der Geschichte?

Station 6: Die Gelddenker

Station 7: Das Geld als Gesamtschau

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