2017 Unispital Basel Imagebroschüre

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Das Magazin des Universitätsspitals Basel

Innovation Qualität

3D-gedrucktes Herz eines Patienten mit einer Aussackung der Herzkammerscheidewand (nicht sichtbar). Das Modell diente zur Patientenaufklärung und ermöglichte dem Herzchirurgen eine optimale Planung des Zugangsweges vor einer möglichen Operation.

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Zusammenarbeit

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April | 2017

magaz.in


Generalplanung, Architektur: steigerconcept AG, Zürich; Schneider & Schneider AG, Aarau

Sanierung und Erweiterung des Operationstrakts Ost Wenn Ende 2017 die Erweiterung des Operationstrakts Ost abgeschlossen wird, stehen 16 topmoderne Operationssäle, die Operative Intensivbehandlung (OIB) mit 26 Plätzen, ein Aufwachraum mit 22 Plätzen sowie eine neue Sterilgut-Versorgungsanlage bereit.

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er sanierte und erweiterte Bau liegt ideal zwischen dem Klinikum 1 und dem Klinikum 2 und umfasst eine Geschossfläche von 17’000 m2 auf insgesamt sechs Geschossen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind die Operationssäle im neuen Operationstrakt Ost statt in traditioneller Reihenanordnung in einer modernen Clusterform gruppiert. Das bedeutet, dass je vier Operationssäle von einem Instrumentierraum direkt erschlossen sind. Die Vorbereitungsräume für die Patienten sind zentral zwischen den OP-Clustern angeordnet. So können Patientinnen und Patienten einem freien Operationssaal zugewiesen werden. Im Bett werden sie zur Operation gefahren – das mehrfache Umbetten entfällt. Die Sanierung und die Erweiterung der nunmehr rund 40-jährigen Operationssäle waren zwingend erforderlich, um die aktuell geforderten Standards und insbesondere die Anforderungen an die modernen

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Operationsmethoden zu erfüllen. Damit kann das Universitätsspital Basel seine tragende Rolle in der medi­­ zinischen Versorgung der Basler Bevölkerung, aber auch seine Funktion als überregionales Zentrumsspital weiterhin wahrnehmen. Eckdaten Baubeginn Juni 2011 Bezug Neubau ab Anfang 2015 Bezug Sanierung Ende 2017 / Anfang 2018 Tag der offenen Tür: 1. und 2. Dezember 2017 Infrastruktur 16 OP-Säle 26 Plätze für Intensivpflege 22 Plätze im Aufwachraum neue Sterilgut-Versorgungsanlage inklusive Endoskopieaufbereitung


EDITORIAL

Inhalt Liebe Patientinnen und Patienten Liebe Leserinnen und Leser Ende 2016 zählte das Universitätsspital Basel rund drei Prozent mehr Mitarbeitende als im Vorjahr. Sie alle sind für Sie da. Jeden Tag. Unermüdlich. Und immer im Bestreben, einen hohen Qualitätsstandard bei der Patientenversorgung zu bieten. Unser Leitbild, unsere Werte und unsere Führungsgrundsätze geben den Mitarbeitenden Orientierung bei der täglichen Arbeit. Wir leben Vielfalt und Diversität: Mit 6’901 Fachkräften aus 84 Nationen zählt das Universitätsspital Basel zu den grössten Arbeitgebern und bedeutendsten Ausbildungsstätten in der Nordwestschweiz. In einem Spital mit nahezu 7’000 Mitarbeitenden passiert viel während eines Jahres. Im Universitätsspital Basel sind neue Technologien für ausgezeichnete Behandlungserfolge gereift. Es entstanden Innovationen, die zukunftsweisend sind, und wir machten Fortschritte dank international wettbewerbsfähiger Forschungsergebnisse. Im neuen Patientenmagazin zeigen wir Ihnen Erfolgs­geschichten zu Innovation, Qualität und Zusammenarbeit, zu Themen, die uns besonders am Herzen liegen. Denn Erfolge in diesen Bereichen machen das Uni­ versitätsspital Basel zu dem, was es ist: eines der führenden medizinischen Zentren der Schweiz. Ein Spital mit hohem international anerkanntem Standard. Mit Ärztinnen, Ärzten und Pflegenden, die rund um die Uhr auf der Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und mit modernster medizintechnischer Ausstattung für Ihr Wohlergehen und Ihre Sicherheit sorgen. Ein Haus, welches in medizinischen Schwerpunkten als Behandlungs-, Forschungs- und Bildungsinstitution national führend und international angesehen ist. Immer mehr Menschen lassen sich im Universitätsspital Basel behandeln. Die Fallzahlen für das Jahr 2016 im stationären, aber auch für den ambulanten Bereich zeigen dies deutlich. Besonders stark – nämlich plus 10 Prozent – war das Wachstum im ambulanten Bereich. Aber auch im stationären Bereich konnten die Mitarbeitenden des Universitätsspitals Basel im Jahr 2016 fast 5 Prozent mehr Patientinnen und Patienten behandeln als im Vorjahr. Rund die Hälfte der stationären Fälle stammte aus Basel-Stadt, weitere kamen aus anderen Kantonen und aus dem Ausland.

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Operationstrakt Ost

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Editorial

4 –5

News

6 –7

Modell METAP

8–9

Medikamentensicherheit

10 –11 Rauchprävention 12 –15 3D Print LAB 16 Facharztpräsenz in Anästhesie 17

Zahlen und Fakten

18 –19 Sicherheit und Qualität 20 –21 Ästhetische Chirurgie 22–23 VAD-Koordinator

Wir freuen uns, auch zukünftig für Ihre Gesundheit da zu sein. Herzlichst, Ihr Dr. Werner Kübler Spitaldirektor

Impressum Herausgeber Universitätsspital Basel, Marketing & Kommunikation, Spital­ strasse 21/Petersgraben 4, 4031 Basel, www.unispital-basel.ch, © 2017 Universitätsspital Basel Redaktion Monica Terragni, Dr. Sabina Heuss | Gestaltung osw, Basel | Fotografie Derek Li Wan Po, Basel, Niklaus Spoerri, Zürich, Universitätsspital Basel | Druck Steudler Press AG, Basel | Auflage 2’500 Exemplare | Gedruckt auf Lessebo 1.3 Rough Bright FSC® MAGAZ.IN – APRIL 2017 | 3


News 25 Jahre Infektiologie & Spitalhygiene

Ehrendoktortitel für Hans-Rudolf Stoll

Dr. h.c. Hans-Rudolf Stoll, ehemaliger Leiter des onkologischen Ambulatoriums

Die Infektiologie & Spitalhygiene ist über die diensthabenden Ärztinnen und Ärzte während 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr erreichbar.

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eit der Gründung der Klinik am damaligen Kantonsspital Basel 1991 konnten unglaubliche Entwicklungen erlebt und mitgestaltet werden; beispielsweise die verbesserten Behandlungs­ möglichkeiten transplantierter Patienten, die an schweren Infektionen erkranken, oder die Therapie von langwierigen Infektionen eingesetzter Fremdkörper, die Behandelbarkeit von AIDS und die gebündelten Interventionsmöglichkeiten einer modernen Spitalhygiene. Prof. Manuel Battegay, Chefarzt, betont: «Das interdisziplinäre und interprofessionelle Engagement für Patientinnen und Patienten steht im Zentrum, damit im Zusammenhang auch die Fort- und Weiterbildung von Kolleginnen und Kollegen. Nicht zuletzt ist es ein Privileg, zur Forschung beitragen zu können.»

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asel am 25. November 2016: Die Medizinische Fakultät der Universität Basel würdigte am Dies academicus mit ihrem Ehrendoktortitel Hans-Rudolf Stoll für seine Pionierarbeit in der Onkologiepflege in der Schweiz. Dr. h.c. Stoll war massgeblich an der Entwicklung einer patientenzentrierten und evidenzbasierten Onkologiepflege sowohl im Spital als auch im häuslichen Bereich beteiligt. Er hat sich um die nationale Etablierung der ambulanten Onkospitex verdient gemacht. Seit seiner Pensionierung am Universitätsspital Basel im Dezember 2014 arbeitet Dr. h.c. Stoll weiterhin bei klinischen Kursen am Institut für Pflegewissenschaft der Medizinischen Fakultät und am Universitätsspital Basel mit.

Multiple Sklerose: sofort mit Therapie beginnen Wer Symptome von Taubheit, eingeschränktem Sehvermögen, Kraftminderung oder Gleich­ gewichtsstörungen verspürt, muss auf der Hut sein. Es könnte sich um erste Anzeichen einer beginnenden Multiplen Sklerose MS handeln. Eine internationale Langzeitstudie unter Federführung von Forschenden der Universität und des Universitätsspitals Basel kommt zum Schluss, dass eine möglichst früh einsetzende Therapie den Ausbruch der Krankheit verzögern oder gar verhindern kann. Studienleiter Prof. Ludwig Kappos, Chefarzt Neurologie: «Ein früher Behandlungsbeginn hat gegenüber einer verzögerten Therapieeinleitung nachweisbare Vorteile, weil damit der Ausbruch von MS verzögert oder sogar verhindert werden kann.» 4 | MAGAZ.IN – APRIL 2017


NEWS

Knorpelzellen aus der Nase heilen Schäden im Kniegelenk

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orschende der Universität und des Universitätsspitals Basel sind einer innovativen, äusserst vielversprechenden Behandlungsmethode auf der Spur. Werden aus der Nasenscheidewand Knorpelzellen entnommen, können diese im Labor zu einem funktionsfähigen Gewebe gezüchtet werden. Damit wiederum lässt sich beschädigtes Knorpelgewebe im Knie­ gelenk ersetzen und somit heilen. Im Januar 2017 ist eine internationale Phase-II-Studie gestartet, finanziert über das EU-Förderprogramm «Horizon 2020».

Knorpelimplantat mit typischen Eigen­schaften von Knorpel­gewebe am Kniegelenk

Weltweit erster Einsatz eines Laser-Knochenschneid-Roboters

Wissenschaftlich belegt: ein Glas Bier macht gesellig

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as Universitätsspital Basel setzt als weltweit erstes Spital einen Roboter ein, der mittels Laser Knochen schneidet. Roboter CARLO (Cold Ablation Robotguided Laser Osteotome) kann für sämtliche Knochenschnitte eingesetzt werden. Dank völlig neuartiger Technik mit einer Laserquelle werden die Schnitte genauer, sie heilen schneller und sind für Patientinnen und Patienten schonender. Vorerst handelt es sich um einen Forschungs-Roboter, der zur klinischen Anwendung bis 2018 zertifiziert werden soll. Die geistigen Väter von CARLO sind der Laserphysiker Dr. Alfredo Bruno, Mitgründer und CEO der Start-up Firma AOT, und Prof. Hans-Florian Zeilhofer, Chefarzt Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie sowie Leiter Hightech-Forschungs-Zentrum des Uni­ spitals Basel. Der einarmige CARLO führt unter Aufsicht des Chirurgen den Schnitt mittels Laserstrahl selbständig, präzise und kontaktfrei durch.

Was wir stets vermutet haben, ist nun auch wissenschaftlich belegt: Ein Glas Bier fördert die Geselligkeit und lässt uns fröhliche Gesichter schneller erkennen. Alkohol verändert die Wahrnehmung von Gefühlen und von sexuellen visuellen Reizen, hat aber keine sexuell anregende Wirkung. Erstmals hat eine Studie den Effekt von Alkohol auf die menschliche Empathie untersucht. Die Studie ist am Universitätsspital Basel entstanden.

Transplantationszentrum Basel Im Jahr 2016 haben 69 Patientinnen und Patienten am Unispital Basel ein Nierentransplantat erhalten, 36 von Lebend­ spendern und 33 von verstorbenen Spendern. Zurzeit warten 251 Menschen aus 25 Schweizer Nephrologie-Zentren auf eine Nierentransplantation. 102 Patientinnen und Patienten wurden 2016 neu für eine Nierentransplantation angemeldet. Diese Zahlen zeigen die anhaltend ausgezeichnete Reputation des Transplantationszentrums Basel und aller involvierten Fach­ richtungen, leider aber auch, dass es zu wenig Spender gibt.

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LEITLINIE FÜR ENTSCHEIDUNGEN AM KRANKENBETT

365 mal 24 Stunden das Richtige tun Das Modell METAP schafft mehr Sicherheit bei ethischen Entscheiden in der Intensiv­ behandlung. Das Modell fördert gezielt die Kompetenz von klinisch Tätigen, ethische Probleme wie die Unterbehandlung, aber auch die Übertherapie von Patientinnen und Patienten, zu erkennen und in Worte zu fassen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Qualität der Versorgung.

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enn es einen Ort im Spital gibt, wo geführt. Es besteht aus vier Eskalationsstufen, bei unter enormer Belastung häufig denen mit zunehmender Schwere der ethischen Frage ethisch heikle Entscheide getroffen zusätzliche Ressourcen bis zur Besprechung im Team werden müssen, ist das auch im und dem Zuzug aussenstehender Fachleute vorgeseUrteil von Laien wohl am ehesten hen sind. Hilfsmittel wie Checklisten und ein Taschen-­ dort, wo Patientinnen und Patienten intensivmediziFaltprospekt helfen von Anfang an, die wichtigsten Informationen – etwa über den Willen der Behandelten nisch behandelt und am Leben gehalten werden. «Wir – zu beschaffen, Entscheide vorzubereiten und zu haben die kränksten Patientinnen und Patienten im dokumentieren. «Das Spital», sagt denn auch Modell erlaubt es, im Prof. Hans Pargger, «METAP ist für alle Stationen im Spital schrittweisen Prozess Chefarzt der Operatigeeignet und wird von Anfang an auch nachvollziehbare ven Intensivbehandethische Entscheide lung (OIB) am Uni­ in der Akutgeriatrie eingesetzt.» unter grösster Beachversitätsspital Basel. «Ihnen wollen wir in tung des Patienten­ erster Linie das bieten, was sie sich selbst wünwillens zu fällen», bilanziert Pargger. «Es gehört heute zu uns wie eine übliche Therapie, und das an 365 schen.» Idealerweise ist da das medizinisch NotwenTagen während 24 Stunden.» Studien zeigen, dass dige und Sinnvolle gemeint, weder zu viel noch zu dank dem Modell die Zufriedenheit und Sicherheit im wenig. Ist eine Therapie als medizinisch sinnlos Team gestiegen sind. Davon profitieren auch die Beerkannt, soll sie beendet werden. Doch da sind oft schwierige Entscheide gefordert. handelten. «Wir sind schneller geworden, was die Informationsbeschaffung betrifft. Jetzt ist die Intensiv­ pflege, anders als früher, Partnerin auf Augenhöhe», METAP als Entscheidungsfindungsmodell «Schon als ich vor zwanzig Jahren die Leitung der erklärt Pflegeexpertin Ursi Barandun Schäfer. Der Intensivbehandlung übernommen habe, war mir bestrukturierte Umgang mit Ethik soll Schule machen. wusst, dass man das Vorgehen bei ethischen Ent«­METAP ist für alle Stationen im Spital geeignet und scheiden strukturieren muss», sagt heute Hans Pargwird von Anfang an auch in der Akutgeriatrie eingeger. Der Intensivmediziner und Anästhesist präsidiert setzt», betont Hans Pargger. Zurzeit werde das Modell den Ethikbeirat des Universitätsspitals, der jederzeit für die spitalexterne Pflege (Spitex) angepasst, berichvon Spitalmitarbeitenden angerufen werden kann. tet Ursi Barandun Schäfer. Geschäftsführerin ist Ethik-Professorin Stella ReiterTheil, die gleichzeitig auch den Ethikbeirat der Psychiatrischen Universitätskliniken führt. Gemeinsam mit ihr hat Hans Pargger ein vom Schweizerischen Nationalfonds getragenes Forschungsprojekt in Intensivmedizin und Geriatrie gestartet, das dem klinisch tätigen Personal im Alltag Entscheidungshilfe bieten sollte. Seit 2006 ist das daraus entstandene METAP als «Entscheidungsfindungsmodell» in Parggers Station ein-

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MODELL METAP

Prof. Hans Pargger, Chefarzt der Operativen Intensivbehandlung (OIB), und Ursi Barandun Schäfer, Pflegeexpertin. Die Bilder sind aus dem Film zum Programm METAP, der anlässlich der Konferenz «Gesundheit 2020» gezeigt wurde.

METAP Modul (Bauteil), Ethik, Therapieentscheiden, Allokation (Zuteilung) und Prozess Zu METAP gehört die Gründung einer Arbeitsgruppe, in der alle Berufsgruppen vertreten sind. Die Mitglieder sind speziell geschult und stehen bei ethischen Fragen allen Mitarbeitenden bei. Zwei­ tes zentrales Element ist die regelmässige, inter­ disziplinäre und inter­ professionelle Fallbesprechung über die ethischen Aspekte der Behandlung eines bestimmten Patienten. Alle Mitglieder des Teams, aber auch externe, an der Behandlung Beteiligte bis hin zur Seel­sorge werden eingeladen.

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POLYPHARMAZIE – EIN WEIT VERBREITETES PROBLEM

So viel wie nötig, so wenig wie möglich Wenn Sie ins Spital eintreten, bringen Sie am besten alle Medikamente mit, die Sie einnehmen. Denn wenn wir Medi­ kamente einnehmen, hoffen wir, dass die Wirkstoffe uns nützen. Doch gerade wirksame Substanzen können auch un­ erwünschte Arzneimittelwirkungen haben und sogar schaden.

Prof. Stephan Krähenbühl, Chefarzt Klinische Pharmakologie 8 | MAGAZ.IN – APRIL 2017


MEDIKAMENTENSICHERHEIT

oben: PD Dr. Anne Barbara Taegtmeyer bespricht mit Delia Bornand die Medikation eines Patienten. unten: Prof. Stefano Bassetti im Gespräch mit Mitarbeitenden aus der Spital-Pharmazie.

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in populäres Schmerzmittel kann ab und zu haben, der Identifikation von nicht indizierten und Magenbluten verursachen, ein anderes Übel- gefährlichen Medikamenten und der Therapie-Über­ wachung. keit und Erbrechen. Nimmt man mehrere Schon früh hat man sich am Universitätsspital Medikamente am gleichen Tag ein, wächst Basel um diese wichtigen Probleme gekümmert. «Oft die Gefahr solcher unerwünschter Arznei­ mittel­wirkungen (UAW). Denn Wirkstoffe können auch haben unsere Patientinnen und Patienten sehr komaufeinander einwirken, einander hemmen oder ver­ plexe Krankheitsbilder», sagt Prof. Stefano Bassetti, stärken. Das kann je nach Kombination und von Mensch Chefarzt der Inneren Medizin, und unterstreicht das zu Mensch verschieden Engagement: «Unser Ziel ist es, bei ihnen sein. Wenn mehrere «Etwa jede sechste erwachsene Person Medikamente wirkKrankheiten gleichzeitig in der Schweiz nimmt fünf oder mehr behandelt werden sam und sicher einzumüssen, wird die Resetzen.» Präparate nebeneinander.» zeptliste länger. Des Weiteren wird Eine kritische in Zusammenarbeit Grenze wird erreicht, wenn gleich fünf oder mehr zwischen der Inneren Medizin, der Klinischen PharmaHeilmittel nebeneinander eingenommen werden. Die zie und der Klinischen Pharma­kologie systematisch Fachleute sprechen von einer «Polypharmazie». Sie ist nach medikamenten-bezogenen Problemen bei statihäufiger anzutreffen, als man denkt. Etwa jede onären Patienten gesucht. «Regelmässig wird bei sechste erwachsene und zu Hause lebende Person in stationären Patientinnen und Patienten geprüft, ob die der Schweiz nimmt fünf oder mehr verschiedene richtigen Arzneimittel für den richtigen Patienten in der Präparate nebeneinander ein. Mit dem Alter wächst richtigen Applikationsart und Dosierung zur richtigen dieser Anteil: Bei über 65-Jährigen sind es schon vier Zeit verabreicht werden», führt Delia Bornand, Leiterin der Klinischen Pharmazie, aus. «Die digitalen, aktuell von zehn Per­sonen. Kommen mehr Medikamente nachgeführten Protokolle der Patientenbehandlungen hinzu, heisst es aufpassen. Eben erst wurde in einer gemeinsamen Arbeit – die elektronische Patientenkurve – machen das gezeigt, dass man diesem Ziel mit einer Fünf-Regeln-­ möglich», freut sich PD Dr. Anne Taegtmeyer, OberärzCheckliste in der Praxis näherkommt: Patientinnen und tin und fachliche Leiterin des MedikamentensicherPatienten verlassen das Spital mit kürzeren und konheits-Programms DrugSafety@USB. Vom Erfahrungsfliktarmen Rezepten. Die leicht handhabbare und darin schatz sollen alle profitieren. «Eine solche Einbindung komplizierteren Verfahren überlegene Fünfer-Liste von Spezialisten für Medikamentensicherheit in den kann im klinischen Alltag der Inneren Medizin sehr gut Klinikalltag gibt es so konsequent nur bei uns am eingesetzt werden und befasst sich mit dem Ermitteln Universitätsspital Basel», stellt denn auch Prof. Stephan Krähenbühl, Chefarzt Klinische Pharmakologie, zufriealler aktuell eingenommenen Medikamente, dem Erkennen von Patienten, die ein hohes Risiko für UAW den fest. MAGAZ.IN – APRIL 2017 | 9


GEZIELTE PRÄVENTION BEI JUGENDLICHEN:

Nichtrauchen ist clever! Be smart, don’t start – so die sinngemässe Botschaft der Präventionsveranstaltung für Schülerinnen und Schüler am Universitätsspital Basel. Seit drei Jahren klärt die Veranstaltung Jugendliche über die Schäden und Probleme auf, die das Rauchen verursacht.

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ie Nikotin-Primärprävention des Unispitals spricht gezielt Schülerinnen und Schüler zwischen 13 und 15 Jahren an. Nicht zufällig. Denn in diesem Alter probieren gegen 30 Prozent der Jugendlichen das Rauchen aus. So die Fakten. An der Veranstaltung nehmen jeweils zwei Schulklassen der ersten Oberstufe teil. Sie werden ins Spital eingeladen – in einen Hörsaal. Dort erhalten sie ein detailliertes Aufklärungsprogramm über das Tabakrauchen; über seine Wirkung und über die häufigsten Krankheiten, die mit dem Rauchen in Zusammenhang stehen; Durchblutungsstörungen etwa oder Lungenkrebs. Warum fängt man eigentlich an zu rauchen? Mit dieser Frage steigen die Ärzte Andrea Meienberg und Thilo Burkard in den interaktiDr. Andrea Meienberg, Kaderärztin Innere Medizin, und Dr. Thilo ven Workshop ein. Die Schülerinnen und Schüler Burkard, Kaderarzt Innere Medizin/Kardiologie nennen zahlreiche Gründe: wegen Stress, aus Gruppenzwang, um cool und erwachsen zu wirken, aus Lust oder um Zigaretten als Appetitzügler zu verwenden. Ins Thema eingetaucht, erhalten die Teenager Antworten auf weitere Fragen: Warum rauchen Menschen? Was ist Sucht? Was könnte man machen, damit «Bis heute haben über 1’400 man nicht anfängt? Und wie Jugendliche die Veranstaltung ist das Schädigungspotenzial für den Körper? Auch Infor­ im Unispital besucht.» mationen zu verschiedenen Formen des Rauchens, wie etwa Shisha oder E-Zigaretten, gehören dazu. Vor allem Vergleiche aus ihrem Alltag verstehen die Jugendlichen. Wenn etwa die Ärzte die Kosten von Zigaretten umrechnen in Anzahl iPhones, die sich ein Raucher Jahr für Jahr leisten könnte, dann beeindruckt das mehr als der blanke Franken-Betrag. Oder wenn eine Schönheits-App an einem Selfie simuliert, wie Raucherinnen und Raucher vorzeitig altern, berührt das Bild die Schülerinnen und Schüler. Sie nehmen die präsentierten Fakten bereitwillig auf. Fakten, die Antworten liefern zu: Was macht das Rauchen so gefährlich? Wieso fällt das Aufhören so schwer? Wie machen Zigaretten krank und welche Krankheiten 10 | MAGAZ.IN – APRIL 2017


PRÄVENTION

Teenager und das Rauchen · Mit 15 Jahren hat mehr als die Hälfte der Jugendlichen Erfahrungen mit Tabak gemacht. · Knapp 20 % der 15-Jährigen in der Schweiz rauchen regelmässig. · Das jugendliche Gehirn ist besonders anfällig auf Nikotinabhängigkeit: Nach der allerersten Zigarette empfindet schon jeder zehnte Jugendliche Entzugserscheinungen. · 80 % der rauchenden Teenager werden als Erwachsene weiterhin rauchen. · Rund 50 % der Rauchenden werden im Laufe des Lebens an den Folgen sterben.

begünstigen ­sie? Im zweiten Teil sehen sich die Jugendlichen einen Film über eine Lungenspiegelung an. Dieser bricht die präsentierten Fakten des theoretischen Workshops auf ein einzelnes Schicksal herunter. Der behandelnde Arzt stellt in der Einleitung den Fall vor und berichtet, warum der Patient zur Behandlung kam. Berichtet von der krebsverdächtigen Zone in der Lunge und leitet zur Spiegelung über, die der Abklärung dient. Der Fall beeindruckt. Vertraten einige Jugendliche im ersten Teil noch die Haltung «Das betrifft mich nicht.», erkennen sie nun: Rauchen zeigt Folgen für Mensch und Körper. Der Beweis der Theorie Auf das Thema sensibilisiert, empfangen die Jugendlichen im dritten Teil des Workshops einen Patienten, der an einer Krankheit als Folge des Rauchens leidet. Jetzt stellen die Teenager die Fragen und hinterfragen, was sie im Workshop erarbeitet haben: Wie alt waren Sie, als Sie begonnen haben? Wie schnell wurden Sie

abhängig? Wussten Sie, dass Rauchen schädlich ist? Und was haben Sie gefühlt, als Sie die Diagnose erhielten? Bis heute haben über 1’400 Jugendliche die Ver­ anstaltung besucht. Das Konzept von der Theorie zum Einzelschicksal bewährt sich. Rund 20 Prozent der Jugendlichen geben an, sie hätten schon einmal geraucht – doch nach der Veranstaltung nehmen sich über 90 Prozent vor, nie in ihrem weiteren Leben rauchen zu wollen.

«Ich finde es eklig und erschreckend, was in einer Zigarette alles enthalten ist. Auch die Tatsache, dass vier von zehn Jugendlichen an den Folgen des Rauchens sterben. Ich möchte das Rauchen niemals probieren.» Schülerin, 12 Jahre «Das Patienteninterview fand ich MEGA COOL!» Schülerin, 12 Jahre «Es war ein sehr toller Morgen. Ich weiss seit ich vier Jahre alt bin, dass ich nie rauchen werde. Ich mache Sport und will gross herauskommen.» Schüler, 12 Jahre «Also, ich hätte es besser gefunden, wenn Sie die Raucherlunge wieder eingepackt hätten, denn die war echt gruselig.» Schülerin, 12 Jahre

Präparat einer Lunge, die durch langjähriges Rauchen stark geschädigt ist.

«Ich finde es schade, dass wir die Veranstaltung nicht aufgenommen haben. Weil, wenn ich in zwanzig Jahren vielleicht einmal rauchen werde, könnte ich den Film anschauen und würde dann wieder zehn Jahre nicht in die Nähe von Zigaretten gehen.» Schüler, 13 Jahre

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3D PRINT LAB

INNOVATIVER WEG FÜR VISUALISIERUNG UND THERAPIE

Das eigene Organ in die Hand nehmen Im 3D Print Lab des Universitätsspitals Basel nehmen Patientenbilddaten neue Dimensionen an. Ganze Schädel, Kieferknochen, aber auch Organe wie Herz oder Niere werden zur Vorbereitung von Operationen, zur Patientenaufklärung und zu Schulungszwecken im spitaleigenen 3D-Labor als Kunststoff-Modelle ausgedruckt. Pro Woche stellen die Mitarbeitenden des 3D Print Lab ungefähr zehn Modelle her. Bisher über 400 Stück. Tendenz steigend.

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D

er Kiefer- und Gesichtschirurg Dr. Florian Thieringer steht inmitten weisser und farbiger Kunststoff-Modelle von Knochen und Organen. Er hält einen halben Plastik-Schädel mit aufgesetzten Titan-Elementen in der Hand und erklärt, wie das anatomische Modell im 3D Print Lab des Unispitals Basel entstanden ist: Mithilfe einer speziellen medizinischen 3D-Soft­ware hat der Chirurg zusammen mit dem Radiologen Dr. Philipp Brantner aus ComputertomografieDaten (CT) ein dreidimensionales virtuelles Abbild eines Patientenschädels erstellt. Am Bildschirm be­arbeiteten sie das digitale 3D-Modell und verglichen das Ergebnis mit den zweidimensionalen CT-Daten. Dann schickten sie den Datensatz an einen der 3D-Drucker im Nach­barzimmer. Schicht für Schicht wurden kleine Mengen an Kunststoff aufgebaut, die nach einigen Stunden das fertige Modell ergaben. Dieses 3D-Modell ist für den Chirurgen ein wertvolles Hilfsmittel für die Operationsplanung.

Additives Herstellungsverfahren Bei der additiven Fertigung wird das Objekt nicht aus einem Block gefräst oder mit flüssigem Material in eine Form gegossen, sondern anhand von digitalen Daten Schicht für Schicht aufgebaut.

Oben links: Dr. med. et med. dent. Florian M. Thieringer, Oberarzt Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, und Dr. med. Philipp Brantner, Oberarzt Kardiale und Thorakale Diagnostik 14 | MAGAZ.IN – APRIL 2017

Operationsvorbereitung am Schreibtisch Das Objekt, welches Dr. Thieringer in der Hand hält, wurde zur Planung und Vorbereitung einer Kieferbruch-Operation verwendet. Hierzu wurden zunächst die Computertomografie-Daten des verletzten Pati­ enten am Rechner digital gespiegelt und ein exaktes anatomisches 3D-Modell ausgedruckt. An der un­ verletzten Seite des Gesichts konnten so anhand des Kunststoffknochens bereits vor der Operation die benötigten Titanplatten für die verletzte Gesichtshälfte ausgewählt und passgenau vorgeformt werden. Dies spart Zeit im Operationssaal und ist wichtig für die perfekte Wiederherstellung der Gesichtssymmetrie. Und nur ein Beispiel für die vielen Vorteile, welche die 3D-Technik im Bereich der Medizin bietet. Wie sieht mein Herz aus? Organe, Tumore und Knochen werden in relativ kurzer Zeit im Massstab 1:1 ausgedruckt. Dank der Nach­ bildung können die Chirurgen den Eingriff am Modell üben. Sie sparen somit Operationszeit und folglich auch Kosten. Doch die Modelle helfen nicht nur bei der Vorbereitung auf die Operation, sondern auch bei der Patientenaufklärung. Denn die Chirurgen können dem Patienten quasi das eigene Organ in die Hand legen und genau erklären, was bei der Operation gemacht wird. Auch für Trainingszwecke für Assistenzärzte oder Medizinstudenten werden die Modelle eingesetzt.


3D PRINT LAB

Das 3D Print Lab am Universitätsspital Basel Der Kiefer- und Gesichtschirurg Dr. Florian Thieringer arbeitet seit Jahren mit 3D-Modellen für die Operationsplanung. 2015 begann die enge Zusammenarbeit mit den beiden Radiologen PD Dr. Tobias Heye und Dr. Philipp Brantner. Die Gründung des 3D Print Labs folgte Mitte 2016 mit dem Ziel, den 3D-Druck am Universitätsspital Basel für alle Fachrichtungen zu etablieren. In der Schweiz ist eine derartige Kooperation bisher einzigartig. Das interdisziplinäre Team des Labors ist gleichzeitig Dienstleister und Forschungsgruppe für die dreidimensionale Darstellung von Bilddaten. Dr. Philipp Brantner und Dr. Thieringer leiten zusammen das radiologisch-chirurgische Gemeinschaftswerk 3D Print Lab: www.usb.ch/3dprintlab

Oben links: Dreidimensionales Schädel­ modell für die Schädeldecken­ rekonstruktion Oben rechts: Werkzeuge und Modelle aus dem 3D Print Lab des Universitätsspitals Basel Unten links: 3D-Modell eines Beckens mit Bruch der Beckenschaufel und Blutgefässen in Rot. Dieses Objekt wurde für die Operations­ planung und Vorbiegen von exakt passenden Titanplatten für die Bruchstabilisierung verwendet.

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24/7-FACHARZTPRÄSENZ IN ANÄSTHESIE UND OPERATIVER INTENSIVBEHANDLUNG

Rund um die Uhr ist massgebend Ohne Verzug stehen alle zentralen medizinisch-dienstleistenden Teams zur Verfügung und betreuen Patientinnen und Patienten in Notfallsituationen, bei schweren Krankheiten und Unfällen. Sie stellen Diagnosen und führen Behandlungen durch. Damit das so bleibt, bildet das Universitätsspital Basel Anästhesisten aus und weiter.

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ahr für Jahr suchen immer mehr Menschen das Universitätsspital Basel auf, die als Teil ihrer Behandlung eine Narkose, Intensiv­ behandlung und -pflege, eine interventionelle Schmerzbehandlung oder lebensrettende Sofortmassnahmen benötigen. Diese Leistungen müssen ohne Verzug und mit bestmöglicher Qualität jederzeit möglich sein. Die Basis bilden eigens dazu ausund weitergebildete Spezialistinnen und Spezialisten: Fachärztinnen und Fachärzte für Anästhesiologie, für Intensivmedizin, für interventionelle Schmerztherapie und Notärzte, die Hand in Hand mit den ebenfalls speziell ausgebildeten und qualifizierten Pflegefachpersonen (Anästhesie-, Intensiv-, Rettungssanitäter) zusammenarbeiten. Entscheidend am Universitätsspital ist die Facharztpräsenz an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden lang – sowohl auf der Anästhesie wie auch auf der Operativen Intensivbehandlung (OIB). Tag und Nacht ist je ein Oberarzt mit einem entsprechenden Fach­ arzttitel vor Ort. Das bietet längst nicht jede Klinik. Oft müssen die entsprechenden Spezialistinnen und Spezialisten im Ernstfall erst aufgeboten werden. Auch wenn das gut eingespielt ist und rasch funktioniert, geht wertvolle Zeit verloren. Denn im Notfall zählt jede Minute. Selber ausbilden stärkt Erfahrung und Routine Ein Facharzttitel belegt, dass ein Arzt oder eine Ärztin eine gewisse Anzahl Jahre in einem bestimmten Gebiet gearbeitet hat und sich theoretisches und praktisches Wissen aneignen musste. Fachärzte können also dank ihrer spezialisierten Ausbildung auf mehr

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Wissen und Erfahrung zurückgreifen als jemand, der zwar einen Arzttitel, aber noch nicht die ent­sprechende Erfahrung besitzt. Am Unispital arbeiten rund zehn Assistenzärztinnen und -ärzte in der Operativen Intensiv­ behandlung. Davon macht etwa die Hälfte die Ausbildung zum Prof. Luzius Steiner, Chefarzt Anästhesiologie Facharzt Intensivmedizin. Von den rund 60 Assistenzärztinnen und -ärzten auf der Anästhesie machen etwa 55 einen Facharzt in Anästhesie. Neben der Fachärztepräsenz erhöht auch die Tatsache, dass das Unispital Basel Fachärzte ausbildet, die Qualität. Denn ein Ausbildungsbetrieb ist gezwungen, Arbeiten sehr strukturiert zu tun. Erst standardisierte Abläufe garantieren, dass Handgriffe konstant gleich vermittelt werden. «Man muss sich immer wieder fragen: Was vermitteln wir? Was ist wichtig, was weniger?», so Prof. Luzius Steiner, Leiter Anästhesie am Universitätsspital Basel (Abbildung oben). Das führt zu mehr Einheitlichkeit und zu einer reflektierten Vorstellung davon, wo man die Schwerpunkte setzt. Darüber hinaus bringt das Vermitteln von manuellen Fertigkeiten auch einen Oberarzt oft noch eine Stufe weiter, denn er muss Handgriffe, die er mehr oder weniger automatisch beherrscht, verbal vermitteln. Das zwingt ihn, Prozesse zu durchdenken und so zu perfektionieren. Für die Anfänger im Fach Anäs­ thesie hat das Unispital seit dem Sommer 2016 ein neues Modell: Sie werden von einem ehemaligen, sehr erfahrenen Chefarzt betreut. Das schafft für die jungen Ärzte Konstanz, da so am Anfang immer die gleichen Gesetze gelten. Als Fundament für das Erreichen von Sicherheit, und damit Qualität, ist dies zentral.

Begehrte Ausbildungsplätze Das Universitätsspital Basel bietet für diplomierte Pflegefachpersonen zweijährige Nachdiplomstudiengänge HF in Anästhesie- und Intensivpflege an. Die Studiengänge orientieren sich am neusten Forschungsstand der klinischen Pflegewissenschaft. Da die Dozierenden selbst auch in der Pflege arbeiten, sind Theorie und Praxis eng miteinander verbunden. Alle Studiengänge beinhalten auch interdisziplinäre Module, die von Studierenden aus verschiedenen Fachrichtungen besucht werden. Pro Jahr bildet das Universitäts­ spital Basel rund sechs interne Studierende in Anästhesiepflege und acht bis zehn in Intensivpflege aus.


ZAHLEN UND FAKTEN

Beeindruckende Zahlen zum Universitätsspital Basel

12’979

2’e7bu5rte8n

Mio. CHF

Jahresgewinn inkl. Minderheitsanteile

G

36’893 stationäre Fälle

6’9e0it1 ende

b Mitar 84 aus nen Natio

6.7 %

EBITDA-Marge

8

Kältekompressoren

54

551‘365 ambulante Kontakte

Kliniken und Zentren

264

6

Bäume und Sträucher

62.4 % an-

Eigenfin ad zierungsgr

1’064

2’226

Ärztinnen und Ärzte

Mitarbeitende in nicht-medizinischen Bereichen

Tage mittlere Aufenthaltsdauer

70

2’074

Aufzüge

Pflegepersonen

719

medizinischtechnische und medizinischtherapeutische Mitarbeitende

36’893

stationäre Austritte

278

Auszubildende

250’000

ungefähre Geschossfläche in Quadratmetern

9’600 Räume

Stand 31.12.2016

25

Roboter, selbstständig fahrend

MAGAZ.IN – APRIL 2017 | 17


SICHERHEIT UND QUALITÄT

Das A und O sind interdisziplinäre Fallbesprechungen Prof. Friedrich Eckstein, Chefarzt der Herzchirurgie, erklärt, wie spezialisierte, eingespielte Teams die Qualität im Operationssaal erhöhen – und damit die Sicherheit der Patientinnen und Patienten.

Prof. Friedrich Eckstein, Chefarzt Herzchirurgie

Herr Prof. Eckstein, was führt am Universitätsspital Basel zu Sicherheit und Qualität im OP? Die Fehlervermeidung im Spital und speziell im Operationssaal ist ein zentrales Ziel in der Patienten­ sicherheit. Vor und nach jeder Operation wird mit dem gesamten Operationsteam ein sogenanntes «Team Time Out» durchgeführt, bei dem alle wich­ tigen Punkte der anstehenden Operation gemeinsam anhand einer Checkliste besprochen werden. Im Operationssaal wird interdisziplinär eine permanente und offene Kommunikation benötigt, zudem gegenseitiger Respekt, Professionalität, Eigen­ verantwortung, eine hohe Bereitschaft für Verän­­­de­rung sowie Selbstkritik und Reflexion. Bespre­ chungen von unerwünschten Ereignissen oder eventuellen Komplikationen werden regelmässig im Behandlungsteam durchgeführt. Wichtig ist auch der Blick nach aussen über den Tellerrand, sprich man muss sich informieren und offen sein für Neues, also auch Kongresse und andere Kliniken besuchen und beobachten, was in der Welt draussen vor sich geht und wie man die eigenen Vorgänge verbessern kann.

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Wer sind alle intern Beteiligten? In den Operationssälen arbeiten Mitarbeitende verschiedenster Fachdisziplinen wie Chirurgie und Kardiotechnik, Anästhesie und Pflege. Und dies in verschiedensten Ausbildungs- und Hierarchie­ stufen. Wir arbeiten in gleichbleibenden spezialisierten, gut aufeinander eingespielten Operationsteams. Eine reibungslose Zusammenarbeit in einem solchen Team ist entscheidend für eine erfolgreiche Operation. Alle im Operationssaal beschäftigten Mitarbeitenden unterliegen einer permanenten Fortund Weiterbildung. Wie spezialisieren sich die Ärztinnen und Ärzte? Die Chirurginnen und Chirurgen spezialisieren sich beispielsweise in neuen chirurgischen Techniken, minimal-invasiven, endoskopischen Zugängen und neuen Operationsverfahren, wie zum Beispiel neuen Rekonstruktionstechniken für Herzklappen. Die Anästhesistinnen und Anästhesisten spezi­­ alisieren sich neben den Narkoseverfahren in der Durchführung von intraoperativen Ultraschalluntersuchungen vom Herzen und in der medikamentösen Therapie und Überwachung des Kreislaufs, der sogenannten Hämodynamik. Und wie spezialisiert sich die Pflege? Mitarbeitende der Pflege bilden sich auf (herzchirurgischen) Kongressen weiter und besuchen dort spezielle Weiterbildungsmodule. Letztes Jahr haben wir zudem am Universitätsspital Basel schweizweit zum ersten Mal einen Herzklappenimplantationskurs für Pflegefachpersonal durchgeführt. Hier konnten die Pflegenden zum ersten Mal selbstständig am Modell eine Herzklappe implantieren. Erreicht wird damit ein verbessertes Verständnis für die Tätigkeit der Chirurginnen und Chirurgen sowie die Bedürfnisse für die Operation.


SICHERHEIT UND QUALITÄT

Herzoperationen gehören zu den grössten chirurgischen Eingriffen am Menschen.

Wie wichtig ist es, dass man Komplikationen thematisiert? Es ist entscheidend! In sogenannten Komplikationskonferenzen besprechen wir regelmässig sämtliche unerwünschten Ereignisse und Komplikationen. Auch hier gilt: Wir tun dies mit allen Beteiligten aus allen Berufsgruppen. Nachgewiesenermassen ist die interdisziplinäre Fallbesprechung eine sehr wirkungsvolle Massnahme, durch Erfahrungszuwachs auf Dauer die Behandlungsqualität zu verbessern. Und was bringt die Zukunft? Die Zukunft bringt schonendere Operationsmassnahmen über deutlich verkleinerte Operations­ zugänge. Hierzu benötigt man neue Instrumente, aber auch eine verbesserte Visualisierung, sprich Bildgebung. Neueste Entwicklungen sind Hologramme in Echtzeit während der Operation. Ein virtuelles Herz schwebt dabei holografisch über dem Patienten, die Intervention, zum Beispiel kathetergesteuert, kann so in Echtzeit geplant, dar­ gestellt und durchgeführt werden. Je kleiner die Schnitte oder Punktionen werden, desto wichtiger ist eine hochauflösende und dreidimensionale Darstellung der Organe, sodass man ohne direkte Sicht richtig manövrieren und behandeln kann. Zudem kann man während der Operation die Durchführung im Team besprechen und gegebenenfalls verschiedene Vorgehensweisen abwägen, korrigieren oder anpassen. Auch das erhöht die Qualität.

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Andrea von Allmen, Klinikmanagerin, und Prof. Dirk J. Schaefer, Chefarzt Plastische, Rekonstruktive, Ă„sthetische und Handchirurgie


ÄSTHETISCHEN CHIRURGIE

AKADEMISIERUNG DER ÄSTHETISCHEN CHIRURGIE

Scharfer Blick auf die Ästhetische Chirurgie Mit einer für Europa einzigartigen Professur will die Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie am Universitätsspital Basel wichtige, bisher vernachlässigte Themen der Ästhetischen Chirurgie forschend aufgreifen. Zusammen mit der Universität und der finanziellen Unterstützung der Fondation Maurice E. Müller sowie in Kooperation mit privaten Institutionen sollen Wissenslücken geschlossen und das besondere chirurgische Fach akademisch gestärkt werden.

A

n der Klinik für Plastische, Rekonstruktive, der Resultate von Eingriffen noch immer mangelhaft. Es gibt für dieses Gebiet der plastischen Chirurgie Ästhetische und Handchirurgie ist in sehr vielen Fällen anspruchsvolle wiederwenig gesicherte Daten oder Evidenz über Erfolge und Misserfolge. Man weiss nicht wirklich verlässlich, nach herstellende Chirurgie gefordert. «Nach welchen Kriterien Patientinnen und Patienten ausgeUnfällen oder Entfernung von Tumoren geht es um die bestmögliche Rekonstruktion von wählt werden, wie die Behandelten ihren Körper sehen Funktionen und Aussehen.», sagt Chefarzt Prof. Dirk und was sie von einem Eingriff genau erwarten. Es fehlen solide Erhebungen, wie sich ästhetische Eingriffe J. Schaefer. «Aber wir bilden auch auf dem Gebiet der ästhetischen Chirurgie aus.» Sie hat als in der Öffent- später auf die Lebensqualität auswirken und wie weit die Behandelten langlichkeit bezeichnete Schön­heitschirurgie fristig zufrieden sind. «Schönheit steht in unserer Gesellschaft einen zweifelhaften Ruf, Dass es sehr wohl hoch in der Rangliste erstrebenswerter weil viel versprochen, schief­gehen kann, spürt aber das Versprochene man im UniversitätsGüter.» nicht immer gehalten spital Basel unmitteloder sogar überzeichnet bar: «In unserer Klinik haben wir eine steigende Anzahl von Komplikationen wird. Und doch wird sie wachsend in Anspruch von auswärts und im Ausland durchgeführten Operati­genommen – häufig in privaten Institutionen und, oft onen zu behandeln», berichtet Klinikmanagerin Andrea allein wegen des Preises, im Ausland. Wer in den von Allmen und fügt hinzu: «Das muss von den KranAugen anderer Menschen gut aussieht, komme verkenkassen übernommen werden und geht auf Kosten meintlich besser an und habe es einfacher im Leben. der Solidargemeinschaft der Versicherten.» Die Medien beschreiben, was gerade an Schönheits­ idealen gilt, und überall preist Werbung verlockende Neuland betreten Wege zu mehr Schönheit an. Kein Wunder, dass viele, Die neue Stiftungsprofessur wird genauer erforschen, gerade auch junge Menschen mit ihrem Körperbild unzufrieden werden und Chirurgie in Anspruch nehmen was Patientinnen und Patienten zu einem Eingriff bewegt, wie zufrieden sie auch längerfristig mit dem wollen, um dem gepriesenen Ideal näherzukommen. «Wir leiden an einem geradezu schädlichen Überfluss Resultat sind und wie sich die Lebensqualität ver­ ändert. Mittelfristig wird sich diese akademische Foran Schönheitsidealen», sagt Dirk Schaefer und weiss aus Beratung und Praxis, dass die Ansprüche immer schung auf die Qualität von medizinischer Beratung höher und unrealistischer werden. Der modische Trend und Behandlung auswirken. Eine Zielsetzung, die ganz zu innerer Selbstbemächtigung greift nun auch auf im Sinne des Basel schon zu Lebzeiten zugewandten das Äussere über. Dabei wird leicht der Eindruck vermit­ Stifters, des berühmten Chirurgen und Mäzens Maurice telt, dass es sich um Eingriffe ohne Komplikationen E. Müller (1918 –2009), ist. handle.Erstaunlicherweise ist der objektive Nachweis

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HERZKAMMER-UNTERSTÜTZUNGSSYSTEM VAD

Simon Scheifele – Koordinator mit Herzblut Was passiert, wenn eine Herzinsuffizienz so weit fortgeschritten ist, dass die medikamentöse Therapie keine Besserung mehr bringt? Wenn die Bewältigung des Lebensalltags kaum mehr machbar ist und keine Chance auf ein Spenderherz besteht? Das Universitätsspital Basel bietet diesen Patienten eine neue Perspektive mit einer lebensverlängernden Therapie.

S Simon Scheifele, Pflegefachmann, und PD Dr. Martin T. R. Grapow, Leitender Arzt Herzchirurgie, bei der Untersuchung von Frau Durmus

imon Scheifele, Diplomierter Pflegefachmann und VAD-Koordinator in der Herzchirurgischen Abteilung am Universitätsspital Basel, betreut ausschliesslich Patientinnen und Patienten mit einer Herzpumpe. Denn wer eine Herzpumpe trägt, ist ein Leben lang vom Gerät und einer intensiven Betreuung abhängig. Die zwei Kilo schwere Tasche, die ähnlich aussieht wie eine Laptop-Tasche, hängt permanent um die Schulter. Sie enthält die Steuereinheit und zwei Batterien, welche das VAD während jeweils acht Stunden mit Strom ver­sorgen. Frau Erika Durmus bekam im Februar 2015 eine Herzpumpe implantiert. Simon Scheifele lernte die Patientin bereits vor der Operation kennen. Er erklärte ihr das Gerät und zeigte ihr auf, welche Veränderungen der Alltag mit einem VAD mit sich bringt. Simon Scheifele war bei der Operation dabei und startete die Pumpe nach

der Fixierung an Frau Durmus’ Herz. Drei bis vier Wochen blieb die Patientin im Spital. Während dieser Zeit erholte sie sich von der Operation und erlernte den Umgang mit dem Herzkammer-Unterstützungssystem. Simon Scheifele trainierte mit Frau Durmus den Wechsel der Batterie, zeigte ihr die Pflege der Austrittsstelle vom Kabel und machte sie so weit fit, dass sie be­ruhigt in die Rehabilitation gehen konnte. Herr Scheifele ist und war die erste Ansprechperson für Frau Durmus, aber auch für Ärzte und Pflegende. Seit der Operation kommt die lebensfrohe Patientin alle zwei Monate zu ihrem VAD-­ Koordinator in die Sprechstunde. Er analysiert die Daten ihres VADGeräts und kontrolliert die Wunde. Auch während der Sprechstunde mit ihrem Kardiologen PD Dr. Otmar Pfister und dem Herzchirurgen PD Dr. Martin Grapow ist Simon Scheifele vor Ort und hat für alle weiteren Anliegen von Frau Durmus stets ein offenes Ohr.

Das Herzkammer-Unterstützungssystem (VAD) Die Herzchirurgie des Universitätsspitals Basel implantiert seit Herbst 2014 VADs, welche die Versorgung des Körpers mit ausreichend Blut aufrechterhalten. Die elektrische Pumpe wird an der linken Herzkammer fixiert. Das Kabel dazu tritt über einen kleinen Schnitt unter dem Rippenbogen aus dem Körper aus und steckt in der Steuereinheit. Ein VAD-Unterstützungssystem ist nicht nur eine Überbrückung für Menschen, die auf eine Herztransplantation warten. Es kann auch eine dauerhafte Therapie für Patientinnen und Patienten sein, die für ein Spenderherz nicht infrage kommen oder die sich gegen eine Herztransplantation entscheiden. 22 | MAGAZ.IN – APRIL 2017


Simon Scheifele, der VAD-Koordinator In der Region Basel leben momentan acht Menschen mit einem VAD. Alle werden intensiv und über mehrere Jahre hinweg von Ärzten und Pflegenden des Universitätsspitals Basel betreut. Drehund Angelpunkt für alle, die bei einem VAD-Patienten oder einer VAD-Patientin involviert sind, ist Simon Scheifele. Er arbeitet mit Herzchirurgen, Kardiologen, Kardiotechnikern, Anästhesisten, Intensivmedizinern, Pflegenden und OP-Personal zusammen. Dieses Teamwork garantiert eine hohe Patientenzufriedenheit und -sicherheit. Scheifele hat sich auf dem Gebiet VAD weitergebildet, technisch und in Bezug auf die Pflege. Er ist international mit anderen Fachpersonen, die Patienten mit VAD betreuen, vernetzt.


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