1515 Craft Bier Magazin #04 – September/Oktober 2016

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CRAFT BIER MAGAZIN

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Ausgabe 4 — september 2016 — www.craftbierfest.at — WWW.FACEBOOK.COM/CRAFTBIERFEST

bio-biere

BRAUszene innviertel

BIERPRÄMIERUNGEN

Biologisch brauen, Slow Brewing und nachhaltige Brauereien. — SEITE 16

Die oberösterreichische Seite des Inns steht den Bayern in nichts nach. — SEITE 36

Conrad Seidl über die Qualität von Medaillen und Siegeln. — SEITE 54

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editorial

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LIEBE BIERFREUNDE, Unser feines 1515 Craft Bier Magazin ist innerhalb kürzester Zeit von einem redaktionell erweiterten Ausstellungskatalog zu einem eigenständigen Magazin mutiert und mit der letzten Ausgabe den Kinderschuhen endgültig entwachsen. Seitdem wir das Heft auch mit Partnern in Deutschland distribuieren und eine Abovariante anbieten, bekommen wir noch mehr erfreuliches Feedback aus der Bierwelt. Dafür danken wir – insbesondere auch für die konstruktiven Anregungen und einige Themenvorschläge. Das Team unserer Autoren war in den letzten Monaten viel auf Reisen. So berichtet Judith Mehofer etwa von handwerklichen Bieren in Mittel- und Südamerika und Jürgen Schmücking hat in China Mexikanisches entdeckt. Bierpapst Conrad Seidl wiederum fasst die Erfahrungen zusammen, die er als Judge bei diversen Bierbewertungen hat machen können und beleuchtet kritisch diverse Güte­siegel und Auszeichnungen. Ins Rampenlicht möchten wir mit dieser Ausgabe auch einige Pioniere der Öko-Bewegung rücken, die den Biermarkt mit Bio-Bieren bereichert haben, und Brauer, die mit Begriffen wie Slow Brewing oder CO2-neutralem Brauen werben. Wer ist das und warum machen die das überhaupt? In diesem Magazin werdet ihr es erfahren. ××

Prost Bierfreunde! Meine Stadt. Meine Bank.

Schöne Biermomente wünscht euch Micky Klemsch

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bio-biere Bio-Lebensmittel liegen im Trend und bescheren dem Handel die größten Wachstumsraten. Kann Bier da mithalten? Micky Klemsch beleuchtet den Markt der ökologischen Brauer.

40 Bild: Andreas Breuning

hopfenrevolte an der isar Tilman Ludwig ist einer der jungen, frischen Brauer, die in München zeigen, dass Bierkultur mehr ist als Oktoberfest und Konzernbiere.

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Editoral Inhalt Impressum Kurz und gut Neues aus der kreativen Brauszene Bild der Ausgabe Bio-Bier Slow Brewing Projekte in Mexiko und Österreich Nachhaltig brauen Protagonisten im Word-Rap „Welche Auszeichnung war die Größte?“ Brewaholic Die Bierkolumne mit Geschmack

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Brauszene Innviertel Eine Region und ihre Brauereien Hopfenrevolte an der Isar Münchner Kreativbrauer im Kommen Bevog in Dosen Interview mit Vasja Golar Biershops Interessante Bierologen und was sie empfehlen Auf der Suche nach dem besten Bier Conrad Seidl über Prämierungen Rund ums Bier Biermomente in Bildern Label Love Biertermine Buchtipps

Impressum Produktion und Medieninhaberin: Biorama GmbH, Wohllebengasse 16/6, 1040 Wien. Geschäftsführer: Martin Mühl. Chefredakteur: Micky Klemsch. Art Director: Sig Ganhoer. Coverfoto: Erli Grünzweil. Autoren: Doris Fröhlich, Manuel Fronhofer, Mareike Hasenbeck, Rachel Kernleitner, Judith Mehofer, Jürgen Schmücking, Conrad Seidl. Druck: NP-Druck, 3100 St. Pölten. Kontakt: info@craftbierfest.at

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Exklusives Craft Bier Fest Shirt 26.08.16 18:10


kurz und gut

Bild: Brauwerk Wien

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Ein Bier-Aperitif im Top-Restaurant Im angesehenen Ranking der 50 weltbesten Restaurants hat das Wiener Steirereck vor kurzem die Top 10 erreicht. Es gilt damit als der beste Betrieb im gesamten deutschsprachigen Raum. Mit Heinz Reitbauer steht dort auch ein Mann an vorderster Front, der sich für Regionalität, heimische Tradition und bestmögliche Zutaten einsetzt. Zuletzt wurde im Steirereck beispielsweise von namhaften Persönlichkeiten der Branche die „Charta Kulinarisches Österreich“ unterzeichnet. Umso schöner, dass in so einem Topbetrieb auch Bier in seiner zeitgemäßen Bedeutung wahrgenommen wird. Im Restaurant im Stadtpark gibt es eine ansehnliche Bierkarte mit einigen Craft Bieren.

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Diesen Frühling hat ein Team aus dem Steirereck im Wiener Brauwerk überdies ein eigenes Bier eingebraut, das im Restaurant nun insbesondere als Aperitif von den Gästen sehr gut angenommen wird. Das Sauerbier mit Zusätzen von Zitrusfrüchten aus der Schönbrunner Orangerie, Kamille und Paradieskörnern wurde in 750 Flaschen abgefüllt, die exklusiv nur in den Familienbetrieben Steiereck, Meierei im Stadtpark und dem Gasthaus am steirischen Pogusch ausgeschenkt werden. „Unter dem Namen Steirereck F(l)avourites sollen zukünftig wieder Biere gebraut werden, wenn möglich mit verschiedenen Partnern und in verschiedenen Stilen“, erklärt Patronin Birgit Reitbauer. ××

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MCA, Brasilien:

» Heute im Angebot: Spaß am Brauen

Brauer im Social Media Ranking Facebook, Twitter, Google+ und Instagram sind Kommunikationskanäle, auf die kaum eine Brauerei heute verzichten sollte. Der klassische Werbeslogan und die Optik einer Marke sind nach wie vor unverzichtbar, aber weit nicht mehr alles, an das in den Marketingabteilungen der Braukonzerne gedacht werden muss. Große Industriebrauer beschäftigen eigene Social Media Manager oder lagern diesen Bereich an eine Agentur aus. Der Umgang mit den neuen Medien prägt mittlerweile in großem Ausmaß auch den kommerziellen Erfolg einer Marke. Welche Erlebniswelten kommuniziere ich? Welche Zielgruppen kann ich mit meinen Aktivitäten erreichen? Wie gehe ich mit Kritik oder einem sogenannten Shitstorm um? Ein Ranking des Wiener Medienhauses Monopol beobachtet seit über zwei Jahren die Aktivitäten aller Brauer im deutschsprachigen Raum und listet deren Erfolg durch ein ausgeklügeltes Bewertungssystem mit den Komponenten Facebook, Twitter und Google+­. Dabei werden vor allem die Kriterien Reichweite, Aktivität und Interaktion in den Mittelpunkt gestellt. ×× www.braumonitor.at

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Bild: Nick Wilson, Moorhouse’s Brewery

NEW ALE FOR NEW ORDER Mit New Order bringt eine der erfolgreichsten englischen Bands nun auch ein eigenes Bier heraus. Das Bier aus dem Nordwesten Englands soll gleichermaßen den Ansprüchen von Craft-Bier-Trinkern und konventionellen Genießern gerecht werden. Die Moorhouse’s Brewery aus Lancashire wurde letztes Jahr gerade 150 Jahre alt. Von frischen CraftBrauern kann man also nicht unbedingt sprechen. Ihre Partner für das Stray Dog Ale sind aber auch nicht mehr die Jüngsten im Geschäft: New Order entstanden Anfang der 1980er-Jahre als Nachfolgeprojekt von Joy Division und verkauften von ihrem größten Hit „Blue Monday“ so viele Maxisingles wie niemand vor oder nach ihnen. Mit der englischen ­Nationalmannschaft nahm die Band 1990 den offiziellen Fußball-WM-Song auf und mit der Hacienda

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waren die legendären Musik-Ikonen rund um Bernard Sumner sogar am angesagtesten Club Manchesters beteiligt. Head Brewer Dan Casaru hat aus all der Historie der Band die Inspiration für ein Bierrezept geholt, das dem Spirit New Orders entspricht. Im ersten Antrunk sind Noten von Zitrusfrüchten und Litschi zu erkennen. Verantwortlich dafür sind vor allem die Hopfensorten American Cascade, Centennial und Willamette, die den Geschmack des englischen Maris Otter Malzes abrunden. Das Bier mit seinen süffigen 4,2 % Alkoholgehalt wurde Ende August präsentiert. Der Name Stray Dog entstammt übrigens dem gleichnamigen Song aus dem 2015er-Album „Music Complete“, in dem auch Iggy Pop mit seiner prägnanten Stimme zu hören ist. ××

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EXKLUSIVE EVENTS RUND UMS BIER

BIEROL TAPROOM Mit Bierol startete im Frühjahr 2014 der große CraftBier-Boom auch in der österreichischen Hauptstadt. Am ersten Craft Bier Fest in Wien wählten die Gäste der Veranstaltung das Mountain Pale Ale aus Tirol zum beliebtesten Bier des Festivals. In der Folge standen die Biere der Jungs aus Schwoich bei Kufstein auf allen Karten der trendigen Bierlokale und waren in den Regalen vieler Biershops zu finden. In ihrem eigenen Bundesland waren die neuen Tiroler Biere aber nicht so leicht zu finden. Mit dem Tribaun konnte bald eine gute Ausschank in Innsbruck gewonnen werden. Nun möchte das Team um Christoph Bichler die Konzentration verstärkt auf die Region setzen. Ein erster Schritt ist der Umbau des Stöfflbräus in Schwoich zum Bierol Taproom & Restaurant. Im Oktober 2016 soll eröffnet werden. Wir sind schon sehr gespannt. ××

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11.–20. NOV. 2016 #vbw16 26.08.16 18:10


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trinkspiel reloaded

Bild: Moses Verlag

Die große Craft Beer Box ist ein Multitalent. Dachten wir zuerst, dass es sich dabei „nur“ um ein Spiel handelt, entpuppte sich diese tolle Geschenkidee als äußerst vielfältig: Enthalten ist eine 64-seitige Einführung in die neue Welt der kreativen Biere mit ausführlichen Sortenbeschreibungen und Informationen. Dazu gibt’s noch ein kleines Heft, in dem man eine Anleitung zum Verkosten sowie strukturierte Bereiche für eigene Kostnotizen findet. Sehr gut gemacht. Das Spiel selbst, wegen dem wir uns die Craft Beer Box ja eigentlich in den Braukeller geholt haben, ist ein Quiz aus 100 Fragen mit Multiple-Choice-Antworten. Wir haben es während der Braupausen gespielt und es hat Spaß gemacht. Allerdings nur beim ersten Mal. Zu einfach waren die Fragen und Antworten für Bierkenner. Und obwohl Autor Christoph Raffelt aus Deutschland stammt, sind die Fragen schon oft sehr österreichisch: „Was ist ein Almradler?“ ××

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Die Flaschen mit der BIENENWABE Wenn man von den Machern der neuen Brauspezialität Craft Bee spricht, muss man naturgemäß von mehreren Beteiligten sprechen – insbesondere aber von Brauer und Imker. Beides eigentlich historische Handwerkstätigkeiten, die sehr gerne und aus gutem Grund mit Bodenständigkeit und Tradition in Verbindung gebracht werden. Die Imkerinnen und Imker von Kasselhonig und der Stadtimkerei Kassel auf der süßen Seite und Braumeister Sascha Nicolai von der nordhessischen Brauerei Hütt in Baunatal auf der süffigen Seite haben diese Traditionen zusammengefüht: Herausgekommen sind zwei hervorragende Honigbiere (in Deutschland eigentlich: Biermischgetränke). No. 1 Amber Honey ist die dunklere, bernsteinfarbene Edition. Mit No. 2 Golden Honey wird das Getränk etwas süffiger und erfrischender interpretiert. In beiden Fällen ist der Honig nicht zu vordergründig, aber rundet den dezenten und herben Hopfen ab. ×× www.craftbee.de

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DOSENBIER AUF RÄDERN Es hat schon abenteuerlich ausgesehen, wenn das Wormser Apostelbräu, wie hier abgebildet, um 1920 ausgeführt worden ist. Die Aufnahme ist in Mannheim entstanden – man hat quasi auch auf die andere Seite des Rheins geliefert. Von der Brauerei ist nur noch ein Braugasthof ohne eigene Produktion übriggeblieben. Die Marke wird nun von der Mannheimer Brauerei Eichbaum produziert, von dieser aber sogar bis nach China exportiert. ××

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Bild: Technoseum / Eichbaum Brauerei

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Bild: Erli GrĂźnzweil

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text — micky klemsch

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DAS NATURPRODUKT Bier wird oft als das natürlichste Lebensmittel der Welt bezeichnet. Es geht aber noch reiner als mit dem Reinheitsgebot. In Bio-Qualität zum Beispiel.

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text — micky klemsch

begannen schon sehr früh, ihr komplettes Sortiment auf ökologische Rohstoffe umzustellen. In Neumarkt wird seit 1986 Bio-Bier gebraut, schon neun Jahre später war das gesamte Sortiment nach den EU-Bio-Richtlinien zertifiziert. Auch in Riedenburg begannen Michael und Martha Krieger – als vierte Brauergeneration – Ende der 1980er-Jahre mit dem Umstieg auf ökologisches Brauen. Im Jahr 1994 konnte dieser Prozess abgeschlossen werden: Als erste bayrische Brauerei konnte das Riedenburger Brauhaus mit einem ganzheitlichen Öko-Konzept agieren.

Natürlich bio Gerade die nächste Generation mit Maximilian Krieger setzt nun auch auf die Schiene der kreativen Craft Biere. Mit dem Dolden Sud, einem hervorragenden ipa hat er die Erfahrungen aus seinen amerikanischen Lehrjahren umgesetzt. Dem Erfolg mit den ersten Suden folgten dann auch noch ein Dolden Sommer Sud sowie ein Dunkler Dolden Sud. Und im Februar dieses Jahres konnte ich zum ersten Mal den Dolden Bock, ein kräftiges Weizenbier auf der

Bild: craftbierfest.at

n einem ruhigen Moment setzten sich diesen Frühling einige Aussteller beim Craft Beer Festival Graz zusammen. Jeder brachte ein ipa aus seinem Sortiment mit und gemeinsam verkostete man die gesammelten Bierproben blind. Die gestrengen Brauerinnen und Brauer beurteilten die Biere und benoteten diese. Am besten hat dabei das ipa von Loncium abgeschnitten, dicht gefolgt vom Nicobar aus dem Brauhaus Gusswerk. Dass in diesem Feld aus Marken wie Bevog, Brauwerk, Brew Age, Alefried, Pivovar Raven, Steamworks und Next Level ausgerechnet die beiden Bio-Biere herausgeragt sind, hat mich beeindruckt. Dabei sind es wohl keine geschmacklichen Kriterien, die eine Brauerei zu ökologischem Handeln treiben, sondern eher die innere Überzeugung der Betreiber und ihr Bekenntnis zu Natur und Umwelt. Von den beiden Gallionsfiguren der deutschen Bio-Brauer kann man das mit Sicherheit behaupten. Michael Krieger vom Riedenburger Brauhaus und Franz Ehrnsperger vom Neumarkter Lammsbräu

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Reinhold Barta: Mit seinem Brauhaus Gusswerk ist er der wichtigste Bio-Brauer Österreichs, Craft will er nicht mehr sein.

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Bild: Riedenburger Brauerei

Maximilian Krieger: Neben den Klassikern und Bieren aus alten Getreidesorten lässt der junge Riedenburger mit Kreativbieren aufhorchen. Bio Fach, der Weltleitmesse für die Bio-Branche vom Fass verkosten. Vorteilhaft für Craft-Bier-Freunde: Durch die Listung in Bio-Märkten ist der Dolden Sud bundesweit erhältlich und nicht nur in den CraftBier-Stores der urbanen Zentren. Der umtriebige Max braut zudem auch immer wieder mit Freunden Collaboration Brews: Mit Garrett Oliver von der bekannten Brooklyn Brewery das Dolden Boom oder zuletzt Frischer Traum gemeinsam mit Oliver Wesselohs Kehrwieder Brauerei. Alles natürlich bio.

Bio-Bier als Botschafter Oliver Wesseloh, als Craft-Brauer und ehemaliger Weltmeister der Biersommeliers eine zentrale Figur in der deutschsprachigen Bierszene: „Bier aus biologischen Zutaten sollte das Ziel der Brauerei sein. Leider sind jedoch Auswahl und Verfügbarkeit der Rohstoffe begrenzt. Generell gilt: Bier ist ein Naturprodukt und sollte nur aus rein natürlichen Rohstoffen gebraut werden. Würde es meine ausgewählten Rohstoffe in Bio-Qualität geben, würde ich diese sofort verwenden.“ Vor allem bei Aromahopfen würde wohl weltweit nicht genügend Angebot bestehen.

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„ Industriellem Bier fehlt die Nahrungsmittelqualität!“ Michael Krieger, Riedenburger Brauerei

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definition bio-bier Die Bezeichnung Bio-Bier dürfen nur durch staatlich anerkannte Kontrollstellen geprüfte Biere tragen. Diese sind in Europa zumindest mit dem EU-Bio-Logo und der damit verbundenen Kontrollnummer auf den Labels gekennzeichnet. Zumeist ist auch noch das Logo eines Bio-Verbandes (Bio Austria, Naturland, Bioland) oder der Kontrollstelle (Austria Bio Garantie o. Ä.) abgedruckt. Die EU-Bio-Verordnung gilt als das Mindestmaß des Bio-Levels, die Logos von z. B. Bioland signalisieren oft noch strengere Kriterien. Ein Auszug aus den Bioland-Kriterien:

Anbau Die Bioland-Richtlinien für Bier sind noch strenger als die Vorgaben des Reinheitsgebots. Dies fängt bei der Erzeugung der Rohstoffe an: • Beim Anbau des Getreides für das Malz und den Hopfen werden keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und keine mineralischen Stickstoffdünger eingesetzt. Der schonende Rohstoffanbau leistet somit einen aktiven Beitrag zum Schutz des Grundwassers, das auch als Brauwasser dient. • Hopfen darf bei Bioland nur als Naturhopfen verwendet werden. Die sonst übliche Schwefelung des Hopfens ist bei Bioland verboten.

Verarbeitung Die folgenden Zusatzstoffe sind bei Bioland verboten, kommen aber bei der Herstellung konventioneller Biere in der Regel zum Einsatz. Verboten sind: • optische Schönungsmittel wie Extrakte oder Farbenbier • eine künstliche Beschleunigung der Gär- und Reifezeit • Stabilisatoren und Pasteurisierung zur künstlichen Verlängerung der Haltbarkeit • Veränderung der natürlichen Beschaffenheit des Brauwassers durch Wasser­aufbereitung wie Ionenaustauscher oder Aktivkohle Neben den Grundstoffen aus ökologischer Produktion wird auch die Wahl des Verpackungsmaterials, Druckfarben für Etiketten und Reinigungsmittel im Betrieb streng reglementiert.

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Diese Erfahrung mussten auch Klaus Feistritzer und Alois Planner von Loncium machen. Die Umstellung ihres kompletten Sortiments auf Bio-Qualität benötigte mehr Zeit, als ursprünglich gedacht. Das Bekenntnis zu rein ökologischen Zutaten wird in Kötschach-Mauthen, dem Sitz der Brauerei, vor allem mit dem Qualitätsgedanken argumentiert, den Loncium auch lebt. Hier – am Übergang vom Gailtal ins Lesachtal – bekennt sich eine komplette Region zu Bio und Slow Food. Die arge Biogailtal bemüht sich, ökologische Wirtschaftsformen zu unterstützen und in Wechselbeziehung zur Gesamt­entwicklung der Region zu bringen. Das geht vom Landbau über erneuerbare Energie bis hin zu touristischen Projekten und zur Produktvermarktung. Bio-Bier von Loncium ist hier ein bundesweiter Botschafter: Die handwerklichen Biere aus Mauthen sind österreichweit in einigen großen Märkten gelistet.

Hohe Rohstoffkosten Günther Thömmes, der als Bierzauberer und neuerdings als Braumeister der Hopfenartisten schon sehr viel mit Bieren experimentiert hat, verzichtet vor allem aus Kostengründen auf ökologische Rohstoffe. Problematisch bei Bio-Bier sind die deutlich höheren Kosten von Rohstoffen, aber gegen den Gedanken Bio-Bier spricht ganz und gar nichts. Auch die Zertifizierung ist sehr teuer. Die Kosten konnten Reinhold Barta nicht abschrecken. Mit seinem Brauhaus Gusswerk in Hof bei Salzburg braut er ausschließlich Bio-Biere, manche sogar in Demeter-­Qualität. Die Rohstoffe, so meint Barta – kosten in etwa zwei Drittel mehr als konventionelle Brauzutaten. Das kann am Markt natürlich ein Nachteil sein, ist die Anzahl reiner Bio-Gastronomiebetriebe doch noch eher überschaubar. Der klassische Bio-Kunde ist jetzt auch nicht so der exzessive Alkoholkonsument. Daher konnte das Brauhaus Gusswerk vor allem mit seinen Kreativbieren Aufmerksamkeit generieren, mit dem Nicobar hat man eines der ersten IPAs in Österreich gebraut, die weiße Version dieses Bieres zählt zu den Favoriten des Autors.

Sortimentslücke geschlossen Zu Beginn erwähnten wir Bio-Brauereien und Pioniere, die das Thema auch leben und ihr komplettes Sortiment in Bio-Qualität anbieten und zertifizieren lassen. Wie aber reagieren die großen, konventionellen Brauereien? Ähnlich wie im Craft-Bier-Sektor

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Bild: Riedenburger Brauerei

hat man auch hier die Sortimentslücke schnell geschlossen. Fast alle großen österreichischen Brauereien und viele deutsche Großbrauer haben eine zertifizierte Bio-Marke in ihrer Angebotspalette, um dieses Segment bei Vertragskunden nicht dem Mittbewerb überlassen zu müssen. Die österreichische Brau Union bietet das Schladminger Biozwickl an, Stiegl hat das Paracelsus zertifiziert und auch Otta­kringer hat hier mitgezogen: „Der Aufwand, Bio-Bier herzustellen, ist ungleich größer“, sagt Ottakringer-Lady Christiane Wenckheim. „Der Trend bisher ist zwar überschaubar, doch wird die Nachfrage immer größer. Für uns als Qualitätsbrauerei ist daher klar, dass wir uns mit Bio-Bier befassen und es bereits seit 2010 mit dem Goldfassl Pur im Sortiment haben.“ In Deutschland haben zum Beispiel Schneider Weisse mit dem Tap 4 Grünes Weizen oder Maisels mit der Bayreuther Bio-Weisse schon organische Varianten im Sortiment, besonders erfreulich sind aber die kleinen neuen Start-ups aus der Craft-BierSzene, die komplett auf Bio setzen. Mit der Münchner Kraftbräu in Hadern hat die frühere Biermetropole seit Juni ihre erste Bio-Brauerei. Und in Münster hat nach der traditionellen Pinkus Brauerei nun auch die neue Finne Brauerei ihr Craft Bier bio-zertifi­ zieren lassen. ××

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„ Wir glauben fest daran, dass Bio-Zutaten die hochwertigsten Rohstoffe für unsere Biere sind. Die Förderung des ökologischen Landbaues durch unsere Aktivitäten ist ein schöner Effekt.“ Frank Sibbing, Finne Brauerei / Münster

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text und bild — jürgen schmücking

Dass das Thema Slow auch bei den Brauern angekommen ist, zeigten die letzten Ausgaben des Salone Del Gusto in Turin, wo sich alle zwei Jahre die weltweite Slow-Food-Szene ein Stelldichein gibt. Zwei Länder sind da ganz vorne mit dabei: Mexiko und Österreich.

HASTA LA Trinkempfehlung Biermäßig war Mexiko lange ein spanisches Dorf für mich. Bis mir die dunklen Biere aus einer alten, blauen Maissorte über den Weg liefen. Getreu dem Motto „Trinken, was wir retten wollen“, hier eine eindringliche Trinkempfehlung für cerveza aus maíz azul. Mexiko und Bier, das war für mich über längere Zeit einfach nur Corona. Ein einfaches Bier für unkomplizierten Genuss an heißen Tagen (und Nächten). Die Tradition von Mais als Grundlage gebrauter alkoholischer Getränke geht in Mexiko zurück auf indianisch-indigene Wurzeln. Chicha ist ein eigenwilliges Gebräu, das die Azteken zu unterschied-

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lichen feierlichen und rituellen Anlässen brauten und tranken. Die Herstellung ist für europäisches Gaumenempfinden höchst eigenwillig. In Mexiko ist die Grundlage für Chicha Mais. Fermentiert wird durch Speichel. Die archaische, ursprüngliche Herstellung sah so aus, dass die Frauen der Inkastämme aus Maismehl gebackene Brotfladen, sprich harte Polenta, gekaut und ausgespuckt haben. Durch die Wärme, die beim Kauen entsteht und durch die im Speichel enthaltenen Enzyme wird die Maisstärke in vergärbaren Zucker umgewandelt. Das daraus entstandene Getränk ist grün-bräunlich mit gelben Reflexen, schäumt nur sehr wenig und erreicht Alkoholgrade von etwa 5 %. Das ist aber, wie gesagt, eine

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alte Tradition in Mexiko. Andere Länder in Südamerika haben ihre eigenen Chicha-Varianten, teils aus Mais, aber auch aus Reis, Trauben oder den Früchten der Yucca-Palme. Maisbier hat in Mexiko also sowohl eine uralte Tradition, wie auch einen fixen Platz in der modernen Bier-­Industrie. Nachdem für meinen Geschmack das eine zu industriell-uniform und das andere zu, sagen wir, extravagant ist, habe ich mich nicht wirklich intensiv mit der Bierszene in Mexiko auseinandergesetzt.

Der blaue Mais Ausgerechnet in Peking, bei den Gründungsfeiern von Slow Food Great China lernte ich ein ganz an-

deres Bier-Mexiko kennen. Ein Mexiko, in dem eine alte Maissorte eine gewichtige Rolle spielt und dessen Biere grandios anders sind. Grundlage für diese Biere ist der schwarzblaue maíz azul, der „blaue Mais“. Bereits 2006 hat Slow Food Mexico den maíz azul bei der Terra Madre vorgestellt und seine Aufnahme in die Arche des Geschmacks der Foundation for Biodiversity beantragt. Der maíz azul ist quasi der Gegenpol zum industriellen und gentechnologisch modifizierten Standard-Mais, der vor allem den kleinen Bauern in Mexiko so zusetzt, weil die Lizenz für das Saatgut bei großen Konzernen gekauft werden muss. Und zwar jedes Jahr. Maíz azul ist die Grundlage für erfrischende und gleichzeitig tiefgründige Biere mit heller

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Malznote und dichtem Schaum. Sie sind gar nicht so einfach zuzuordnen. Im günstigen Fall zeigen sie frische Pilsnoten, kombiniert mit leicht süßlichen Aromen. Die Farbe ist dabei immer eine Spur dunkler als bei anderen Getreidebieren und kann – je nach Herstellung – auch ins tief Violette gehen. Die Brauereien sind dabei so klein und handwerklich aufgestellt, dass man sie im Web vergeblich sucht. Slow Food Mexico hat ihnen mit Slow Beer eine Plattform gegeben, um ihre Produkte der Welt zu zeigen. Die alte Sorte maíz azul zu schützen, ist das Eine. Ihn durch ein charaktervolles und ausdruckstarkes Bier konsumtauglich zu machen, das Andere. Einmal mehr kann Biertrinken die Welt ein Stück besser machen. In diese Sinne: Arriba, abajo, al centro y a dentro! (Ist

zwar eigentlich ein Trinkspruch für Tequila-Runden, geht aber auch beim Bier ganz gut.)

Streng geprüft In Österreich sind es drei Brauereien, die sich der Slow-Brewing-Bewegung angeschlossen haben. Stiegl, Trumer und Hirter. Seit Mitte 2016 tritt die Gruppe – die meisten Mitgliedsbrauereien kommen aus Deutschland – mit einem gemeinsamen Güte­ siegel am Markt auf. Vergeben wird dieses nach harter und umfangreicher Prüfung vom Slow Brewing Institut, der Qualitätskommission von Slow Brewing, einem unabhängigen und wissenschaftlich fundier-

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slow brewing

text und bild — jürgen schmücking

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eit 2013 tritt die S Gruppe der europäischen Slow Brewer unter einem gemeinsamen Gütesiegel auf. ten Kontrollorgan, das überwacht, dass die satzungsgemäßen Bedingungen sowie die Prüf- und Zulassungsbestimmungen für Slow Brewing zertifizierte Brauereien stets eingehalten werden. Bestehend aus zehn Brauexperten aus Lehre und Forschung rund um Dr. August Gresser (Ehrenmitglied der Accademia della Birra und des Verbandes ehemaliger Weihenstephaner der Brauerabteilung e. V.) arbeitet das Institut mit einem wissenschaftlichen Beirat und unabhängigen Experten der TU München und des Forschungszentrums für Brau- und Lebensmittelqualität der Universität Perugia (cerb). Finanziell wird die Arbeit des Instituts getragen durch die Kommunikations- und Marketingbeiträge der ausgezeichneten Brauereien und durch die Födermitgliedsbeiträge. Andere Ansätze zur Auszeichnung und Zertifizierung am Biermarkt decken nur Teilbereiche des breiten Spektrums an Qualitätsmerkmalen ab oder kontrollieren weniger intensiv bzw. in niedrigerer Frequenz. Slow Brewing wurde 2011 als „Bewegung“ mit Vereinsstruktur mit äußerst strengen Aufnahmekriterien ins Leben gerufen. Das Slow Brewing Institut ist die konsequente Weiterentwicklung dieses Gedankens. ××

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Hochkarätig ist alles, was Ihnen das Innviertel im Bierglas serviert. Achzig Sorten aus sieben Privatbrauereien glänzen golden – in allen erdenklichen Farb- und Geschmacksnuancen. Den würdigen Rahmen stellen Landschaft und Menschen, die genau so authentisch sind wie deren Lieblingsgetränk. Im wahrsten Sinne des Wortes „kostbar“ und „sehenswürdig“ ist die vielfältigste Bierregion Österreichs und immer einen Ausflug wert.

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www.innviertelbier.at

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Hausgebraut im Untergrund Stiegl-Max Glaner´s WIT

Stiegl-Max Glaner´s IPA

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nachhaltig brauen

text — doris fröhlich

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Günther und Roman Schmid erzeugen Bio-Bier und -Whisky für die Region.

Abseits von Bio-Bieren setzen manche Brauereien auf andere Faktoren der Nachhaltigkeit. So manches Bier wird bereits CO2-neutral hergestellt. Besonders die Steiermark erweist sich hier als Vorzeigeregion.

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Visionäres Rezept Kühl, würzig, prickelnd. Was will man mehr von einem Bier? Innovative Brauereien in der Steiermark wollen viel mehr. Vor allem der Klimaschutz ist Teil des visionären Braurezepts. Roman Schmidt hat sich der Entwicklung der Region Vulkanland verschrieben. Er wünscht sich, dass Bürger ihren Lebensraum mehr wertschätzen – nicht nur dessen regionale Lebensmittel, sondern die Umwelt als Ganzes. Der Humusanteil der Böden in der Region ist gering, das kommt vom intensiven Maisanbau mit Kunstdüngern und ohne Fruchtfolgen. Seine Lava Bräu Brau- und Whisky-Manufaktur ist dazu der Gegenpol: Bio-Anbau der Rohstoffe schont den Boden, möglichst regionaler Bezug und Vertrieb minimieren den Transport. Die Produktion läuft mit Vulkanlandstrom, Ökostrom aus Photovoltaik und Wasserkraft, der im Umkreis von 20 km erzeugt wird. Auch wenn man die CO2-Bilanz nicht genau nachrechnet, wird nachhaltig gebraut. Denn Schmidt will selbst die Veränderung sein, die er sich für folgende Generationen wünscht. Auch das Toni Bräu setzt auf Klimaneutralität. Der Brauprozess der kleinen Brauerei wurde durch die Forschungseinrichtung aee, Institut für Nachhaltige Technologien, bereits als klimaneutral bestätigt. Braumeisterin Erika Hofer hat allerdings zukünftig den ganzen Wertschöpfungsprozess im Blick. Sie setzt auf Braugersten von CO2-neutralen Humus­ böden der Ökoregion Kaindorf und produziert Überschussstrom aus Photovoltaik. Das wesentliche Ziel, erklärt ihr Mann als ausgebildeter Europäischer Energiemanager, sei CO2-Neutralität ohne Zukauf von Zertifikaten.

Kompensation in der Ökoregion Das mit den Zertifikaten ist ja so eine Sache. Nicht zuletzt, weil sich CO2-Zertifikate des EU Emission Trade System keinen guten Ruf eingehandelt haben. Diese verbriefen nur das Recht, Schadstoffe auszustoßen. Die Emission wird mit der Zahlung aber nicht durch Gegenmaßnahmen kompensiert. Anders ist das bei regionalen Umweltprojekten, die messbar dazu beitragen, CO2 in der Atmosphäre zu verringern. Die Ökoregion Kaindorf hat ein solches gestartet. Sie verkauft Kompensationszertifikate und bezahlt Landwirten im Projekt für nachweislich in Ackerflächen gebundenes CO2 ein Erfolgshonorar. Das funktioniert durch Bewirtschaftung mit Fruchtfolgen, Dauerbe-

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grünung, minimaler Bodenbearbeitung und Verzicht auf Mineraldünger, was Humus im Boden aufbaut. So kann mehr Kohlenstoff (C) aus dem CO2 der Luft von Pflanzen als Baustoff verwendet und im Boden gespeichert werden. Gänzlich „CO2-neutral“ kann man ohne Kompensation kaum produzieren. Dafür bräuchte man null Emissionen im gesamten Produktlebenszyklus – vom Rohstoffanbau über Transport und Brauprozess bis zum Recycling der Flaschen. Wenn man es ernst meint mit der Ganzheitlichkeit, müssen alle Emissionen der Wertschöpfungskette berücksichtigt werden. Alois Gratzer aus Obertiefenbach nimmt es ernst. Sein Betrieb braut jährlich rund 1.000 Hektoliter CO2-neutrales Bier. Gratzer hat sich dafür an die Forschungsinstitution Joanneum Research gewandt, um alle Emissionen der Wertschöpfungskette analysieren zu lassen. Man konnte einiges optimieren, so werden zum Beispiel ausschließlich Mehrweggebinde aus Glas, Holz und Metall verwendet. Was an Emissionen nicht eingespart werden kann, gleicht Gratzer durch Ankauf von CO2-Zertifikaten der Ökoregion Kaindorf aus.

Erste grüne Großbrauerei Bei der österreichischen Heineken-Tochter Brau Union werden Maßnahmen für den Klimaschutz in einer ganz anderen Größenordnung gesetzt. Im Rahmen der Heineken-Nachhaltigkeitsinitiative „Brewing A Better World“ hat man die steirische Großbrauerei Gösser über die letzten Jahre auf CO2-Neutralität umgerüstet. Im November 2015 wurde mit der Eröffnung der Biertreber-Vergärungsanlage der letzte Schritt abgeschlossen. Die aus den Reststoffen der Brauerei erzeugte Energie wird zukünftig im Betrieb zur Dampferzeugung eingesetzt. Überschussgas wird zudem in Strom umgewandelt. Zusätzlich wird der Gärrückstand, ein Nebenprodukt der Biertrebervergärungsanlage, als hochwertiger Dünger verwendet. „Wir versuchen natürlich in all unseren Brauereien Initiativen zu setzen. Dass Göss nun völlig CO2-neutral produziert, macht die Brauerei aber zu einem Leuchtturmprojekt“, sagte Gerneraldirektor Markus Liebl anlässlich der Eröffnung der Anlage.

Vorerst Wunschdenken CO2-Neutralität ist nicht nur Klimaschutz. Es ist auch Marketing, das funktioniert. Noch. Ohne verbindliches Reglement könnte sich das bald ändern. Eine

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Bild: Brau Union

Rohstoffanbau, Transport und Gebinde nicht in die CO2-Bilanz miteinzubeziehen, vernachlässigt ungefähr die Hälfte der Emissionen. einheitliche Definition gibt es nämlich nicht. Gerfried Jungmeier von Joanneum Research bestätigt, dass die Bezeichnung „CO2-neutral“ nicht geschützt ist. „Meist ist damit gemeint, dass Brauereien keine fossilen Energien verbrennen“, erklärt er. Rohstoffanbau, Transport und Gebinde nicht miteinzubeziehen, vernachlässigt aber ungefähr die Hälfte der Emissionen. Ein geschützter Standard des Begriffs „CO2-neutral“ bleibt vorerst Wunschdenken – und ein Appell an den Gesetzgeber sowie die Brauereibranche. ××

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Neue Anlagen in Göss machen die Brauerei auch ökologisch zur grünen Brauerei.

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Greg Koch Stone Brewing Das Beste, was ich bisher hörte, war „All-Time Top Brewery on Planet Earth“. Und das zweimal hintereinander vom Beer Advocate Magazine, dem anerkanntesten Biermagazin mit der weitreichendsten Konsumentenbeurteilungsseite für Biere in den USA. Was sollte noch besser sein als das?

„ Was war die höchste ­Auszeichnung für dein Bier und warum?“

Christian Hans Müller Hanscraft & Co

Seppi Sigl Privatbrauer aus Obertrum

Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist, als ich auf dem Craft Beer Fest in Wien 2014 für mein damals ganz neu auf den österreichischen Markt gebrachtes Backbone Splitter IPA den dritten Preis im Besuchervoting entgegennehmen durfte. Und das, obwohl ich keinen echten eigenen Stand hatte, sondern bei meinem Freund Clemens Kainradl von der Bierfracht zur „Untermiete“ untergebracht war. Besonders gefreut hat es mich, dass das die Leute nicht gehindert hat, mein Bier zu probieren und zwar in solch einer Menge, dass es hinter Brewage vs. Schwarzbräu und Bierol zum besten nichtösterreichischen Bier des Festivals gereicht hat.

Die inflationäre Benutzung von Auszeichnungen sehe ich äußerst kritisch, da der Konsument nicht unterscheiden kann, welche Prämierungen wirklich Bedeutung haben und welche nicht. Viermal European Beer Star Gold und dreimal World Beer Cup Gold in der Kategorie German Style Pilsner sind für uns natürlich schon enorm wichtige und die höchsten Auszeichnungen. Jedoch hat mich persönlich in den letzten Wochen am meisten begeistert, wie ich an verschiedenen Tagen Frauen kistenweise Hopfenspiel – für ihren eigenen Genuss – abholen beobachten konnte. Das ist für mich vielleicht eine der wichtigsten Auszeichnungen der letzten Jahre.

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protagonisten

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Josef Niklas Rieder Brauerei

Jeff Maisel Maisel & Friends

Dass das Rieder IPA so kurz nach der Markteinführung beim European Beer Star 2015 mit der Silbermedaille prämiert wurde, war eine der größten Auszeichungen für unser Brauer-Team und die Bestätigung der hohen Qualitätsstandards unserer Biere. Der Tag der Preisverleihung war das schönste Erlebnis im letzten Jahr – ausgenommen natürlich die Geburt meiner Tochter Karoline.

In unserer Brauerfamilie haben wir schon immer gerne experimentiert. Mein Großvater Fritz Maisel hat zur Idee meines Vaters, Weißbier zu brauen, gesagt: „Wenn das Bier keiner kauft, müsst ihr es eben selbst trinken.“ Nach diesem Credo und mit einem kleinen Augenzwinkern haben wir uns getraut, Maisel & Friends ins Leben zu rufen und unsere Fans mit immer neuen Kreationen zu überraschen. Wenn es nicht funktioniert hätte, wäre es zwar super­schade gewesen, dann hätten wir unser Bier aber eben selbst getrunken. Glücklicherweise war das nicht nötig, denn wir haben mit unseren Bieren genau den Nerv der Bierliebhaber getroffen. Das ist die höchste Auszeichnung für unser Bier und zeigt uns, dass wir genau auf dem richtigen Weg sind.

Dominique Schilk Gypsy-Brauerin, Collabs Brew Auszeichnungen, die einem verliehen werden, sind natürlich immer etwas Schönes. World Beer Award 2015: Domrep Pils von Collabs Brewery – Gold für Österreichs bestes Helles Lager. Noch toller ist es, wenn ein fremder Mensch dein Bier ordert, daran riecht und seine Augen beginnen zu strahlen, weil er vielleicht mit diesem Aroma nicht gerechnet hat. Dann beobachtest du ihn, wie er den ersten Schluck macht und es folgt ein glückliches „Aaahhh das ist aber richtig gut – genau meins“. Das ist die schönste Auszeichnung, die man sich vorstellen kann.

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peru

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text und bild — judith mehofer

Unlängst bin ich Cocablätter kauend auf den Gleisen Richtung Machu Picchu gewandert, habe eine Tarantel gestreichelt, bin auf 3.800 m Seehöhe in den eiskalten Titicacasee gehüpft und wäre im Colca-Canyon beinahe von einem Lama angespuckt worden. Und immer hatte ich dabei in der linken Hand etwas zu essen und in der rechten Hand das passende Craft.

PERU Nach meiner Ankunft in der peruanischen Hauptstadt Lima genieße ich erst einmal einen ausgiebigen Spaziergang entlang der meterhohen Klippen, die majestätisch neben dem Meer zur Stadt emporragen. Die Sonne scheint, die Menschen liegen im Gras, lauschen dem regen Treiben und blicken auf die Jesus-Statue, die von einem entfernten Hügel aus über Lima wacht. Ich lege mich zu ihnen und ernte neidische Blicke, denn ich trinke genüsslich meinen ersten Schluck peruanischen Crafts: Lion’s Tears, eine Wassermelonen-Gose der Ceveceria del Valle Sagrada, einer kleinen, innovativen Brauerei mitten in den Anden. Nach diesem gelungenen Aperitif schlendere ich weiter zum Mercado Surquillo. Ich nehme an einer kleinen Theke Platz und der Koch bereitet vor meinen Augen herrliches Ceviche zu. Ich liebe dieses fei-

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peru

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text und bild — judith mehofer

ne Gericht: Das Zusammenspiel von frischem Fisch, leichter Chilischärfe, erfrischender Limette, Zwiebel und Koriander wird vom passenden Quinoa Pale Ale der Brauerei Supay umrahmt. Quinoa verleiht dem Bier eine angenehme Cremigkeit und der dezente Hopfen trägt die Bittere bei. Ein Traumpaar!

Zehn Busstunden Meine nächste Schwäche für peruanische Kombinationen muss ich mir eingestehen, als ich etwas weiter südöstlich, in der kleinen Stadt Ayacucho Streetfood vom Feinsten probiere: Anticuchos, Rinderherzen, werden am Grill von traditionell gekleideten Damen mit hohen, schwarzen Hüten zubereitet. Dazu servieren sie Mais und dunkle Kartoffeln – eine der über tausend Arten, die hier wachsen. Dazu passt Amaz’, ein Amber Ale aus der neuen Brauerei Nuevo Mundo, mit eigenem Taproom in Lima. Einen Taproom hat auch die Brauerei Zenith im etwa zehn Busstunden entfernten Cusco, der Stadt zu Machu Picchu. Cuy, Meerschweinchen, zu probieren, ist hier ein Muss und dass ich mir ein Quinoa Porter direkt aus eben erwähnter Brauerei besorge, natürlich auch. Das recht knusprig gebratene Fleisch zum eher schlanken, nur leicht röstigen Porter, ist wiederum ein Genuss. So wie die scharfe Pariuhuela mit

Die Fermentation des traditionellen Chicha soll ursprünglich durch die Spucke der brauenden Frauen beschleunigt worden sein.

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frischem Fisch, die mich wärmt, nachdem ich an der Grenze zu Bolivien auf rund 3.800 m Seehöhe eine Runde im Titicacasee geschwommen bin. Nicht zu vergessen das volle, aber elegante Belgian Blond, das mir und dem Fisch mit seiner bitter-süßen Verspieltheit schmeichelt. Es kommt aus der Brauerei Kapún, die auf belgische Stile spezialisiert ist und seine Sache in diesem Bier perfektioniert hat.

Genuss-Highlight Perfekt ist später auch das Alpaca Steak in Ayacucho, der zweitgrößten Stadt Perus. Die mehrstündige Busfahrt hat sich erneut gelohnt, denn die weiche Textur des noch leicht rötlichen Fleisches, das da vor mir immer noch vor sich hinbrutzelt, ergibt wohl zusammen mit dem Collaboration Barley Wine Crazy Llama der Brauereien Barbarian in Lima und Evil Twin in Brooklyn mein Genuss-Highlight. Gut, dass die Anreise in den Amazonas einen weiteren Tag in Anspruch nimmt und ich mir mit der Nachspeise noch etwas Zeit lassen kann. Im heißen Dschungel bin ich dann

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Haus der Musik

Seilerstätte 30 44Wien 1010 Haus der MusiktESt FuSSRoutE FuSSRoutE – u1 /–u2 / 1/2/71/D u4 (Karlsplatz) – 75a 2 / 71(Burgring) / D (Schwarzenbergplatz) S. 100 | S. 193 www.hdm.at Seilerstätte 30 01 / 513 48 50 1010 Wien www.hdm.at 44 Haus der Musik 01 / 513 48 50Seilerstätte 30

Das Haus der Musikschnell ist ein interaktives Klangmuseum in der jedoch 1010 Wien recht froh über das cremige, nach Wiener Innenstadt. Die Ausstellungsbereiche im Haus der Musik www.hdm.at Milchreis schmeckende Eis Klangmuseum Queso Helado und das Das Haus der Musik ist ein interaktives in der bieten neue, innovative 01 /Zugänge 513 48 50zum Thema Musik. passende Craft von Cumbres, einer Brauerei Wiener Innenstadt. Die Ausstellungsbereiche im Haus der Musikdie sich DER ViRtUEllE DiRiGENt mit dem Einsatz regionaler bietenintensiv neue, innovative Zugänge zum Thema Musik. Zutaten beschäfWer möchte nicht dieDas Wiener dirigieren?Klangmuseum Aber wer in der Haus Philharmoniker der Musik ist ein interaktives tigt. IhrWiener BierInnenstadt. Maracumanto sorgt mitimden Früchten DER ViRtUEllE DiRiGENt Haus der Musik darf das schon? Jeder darf – im Haus Die derAusstellungsbereiche Musik. Wer möchte nicht die Wiener Philharmoniker dirigieren? Aber wer Maracuya und Physalis für eine erfrischende Ergänbieten neue, innovative Zugänge zum Thema Musik. faciNG darf MozaRt das schon? Jeder darf –DiRiGENt im Haus der Musik. DER ViRtUEllE zung zum Nachtisch. Mit der faciNG neuen interaktiven Anwendung „Facing Mozart“ erwecken Wer möchte nicht die Wiener Philharmoniker dirigieren? Aber wer MozaRt Besucher/innen Mozarts Porträt neuem darf das schon?zu Jeder darf –Leben. im Haus der Musik. erwecken Mit der neuen interaktiven Anwendung „Facing Mozart“ Die Spucke der Brauerin faciNG MozaRt ViRtoStaGE / zookoNzERt Besucher/innen Mozarts Porträt zu neuem Leben. Mit der neuen interaktiven Anwendung „Facing Mozart“ erwecken „Zookonzert“, basierend auf Marko Simsas Kinderbuch, ist speViRtoStaGE / zookoNzERt Besucher/innen Porträtschon zu neuem ziemlich Leben. Und auch wenn Mozarts ich jetzt voll bin, basierend /auf Marko Simsasund Kinderbuch, ziell für„Zookonzert“, die jungen Besucher/innen geschaffen nimmt sieistmitspeViRtoStaGE zookoNzERt muss ich zum Abschluss noch ein letztes Bier für die jungen Besucher/innen geschaffen und nimmt sie mitistprobieauf eineziell interaktive musikalische Abenteuerreise. „Zookonzert“, basierend auf Marko Simsas Kinderbuch, speren: Nämlich Chicha – süß, trüb, purpurfarben und auf eine interaktive Abenteuerreise. ziell fürmusikalische die jungen Besucher/innen geschaffen und nimmt sie mit StaiRPlaY aus Mais. Bekanntheit erlangte es vor allem aufgrund auf eine interaktive musikalische Abenteuerreise. StaiRPlaY Die Feststiege des historischen Palais ist zugleich ein Piano mit seiner StaiRPlaY kuriosen Geschichte, wonach FermentatiDie Feststiege des historischen Palais ist ist zugleich eindie Piano mit bewegungssensitiven alsdes Tasten und verbunden DieStufen Feststiege historischen Palais zugleich mit ein Piano mit bewegungssensitiven Stufen als Tasten und ististverbunden mitFrauen on ursprünglich durch Spucke der brauenden einem neu entwickelten Konzept der Musikvermittlung. bewegungssensitiven Stufen als Tasten und ist verbunden mit einembeschleunigt neu entwickelten Konzept der Musikvermittlung. worden sein soll. In Auftreten, einem neu entwickelten Konzept der Musikvermittlung. Geruch DER tRoMPEtERaUtoMat DER tRoMPEtERaUtoMat und Geschmack erinnert es mich heute eher an roten DER tRoMPEtERaUtoMat Im Innenhof erlebenerleben Sie einSieRemake jenesjenes Musikandroiden, denden Im Innenhof ein Remake Musikandroiden, Im Innenhof erleben Sie ein Remake jenes Musikandroiden, Sturm als an Bier. Daher, Mahlzeit und Salud! den ×× Beethoven im Dez.im1813 sein Konzert integrierte. Beethoven iminDez. in sein Konzert integrierte. Beethoven Dez. in 1813 sein1813 Konzert integrierte. Judith Mehofer ist Brewaholic und Bloggerin bei www.two-drink.at

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BILD_ (1,BILD_ 3) © Hanna (2) © Inge (4) © (4) Rudi (1, 3) ©Pribitzer, Hanna Pribitzer, (2) ©Prader, Inge Prader, © Froese Rudi Froese 74

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CRAFT B I E R FEST

18.–19. Nov. 2016 18.–19. Nov. 2016 18.–19. Nov. 2016 Marx Halle,WIeN WIeN Marx Halle, WIeN Marx Halle, CRAFTB I E RFEST.AT

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Bild: Text

brauszene innviertel

text — micky klemsch

Bild: craftbierfest.at

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Das Biergeschäft im Innviertel ist von Stammtischen, Vereinen, Sport- und Feuerwehrfesten geprägt. Heimatverbunden Es ist gute zehn Jahre her, dass ich für eine kleine, lokale Brauerei den Bierversilberer geben durfte. Knapp ein Jahr wohnte ich damals im Innviertel und hatte die Chance, die Bierszene der Region besser kennenzulernen. Einfach war es nicht als Wiener: Das Geschäft ist von Stammtischen, Vereinen, Sportund Feuerwehrfesten geprägt. Traditionell und heimatverbunden. Für einen „Zuagrasten“ eher schwer, hier dazuzugehören. Zumindest bevor man die ersten paar großen Runden Bier geschmissen hat. Damals hatten die größeren Städte der Region noch jeweils zwei Brauereien. Altheim, Ried und Schärding. Nach der Schließung von Kapsreiter (2012) und der Rieder Kellerbrauerei (2013) bleibt dieses Attribut nur noch Altheim, wo Raschhofer und Wurmhöringer weiter recht erfolgreich das Biergeschäft betreiben.

Schon immer Craft Bier Die ersten Aufzeichnungen zur heutigen Raschhofer Brauerei stammen aus dem Jahr 1645. Seit zehn Generationen befindet sich das Unternehmen in Familienbesitz. In der aktuellen Generation um Doris Scheriau-Raschhofer schaffte man es vor allem durch das Zwicklbier, mit österreichweiten Listungen im Qualitätssegment zu landen. Von den größeren Brauereien setzte man mit der Raschhofer Bierreise als eine der

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ersten auf Kreativsorten. Mit dem Relaunch dieser Biere im Jahr 2015 entdeckte man, dass Raschhofer eh schon immer eine Craft-Brauerei war. Dafür sprechen neben der beschaulichen Brauereigröße vor allem handwerkliche Brautraditionen wie das Brauen in befeuerten Vollkupferpfannen. Bei Wurmhöringer auf der anderen Straßenseite setzt man vor allem auf Geselligkeit und preiswertes Bier. In einer Region, die mit auch steuerbedingt günstigeren Preisen auf der deutschen Seite des Inns zu kämpfen hat, auch ein schlagendes Argument. Der Braugasthof am Hauptplatz ist eine beliebte Einkehr. Die Genossenschaftsbrauerei Ried hat mit dem Boom der Kreativbiere auch einen großen Schwung Richtung nationale Bekanntheit gemacht. Auf den Craft Bier Festen ist der große Stand der Rieder ein Magnet. Dafür sorgen auch die Sude von Gerhard Litzlbauer, der unter den Fittichen von Braumeister Josef Niklas vor allem für die Kreativsorten auf der kleinen Experimentieranlage zuständig ist. Viele Kleinbrauer kommen auch ins Innviertel, um bei „Litzi“ einmal auf größeren Anlagen kommerziell zu brauen: Kooperationen gab es schon mit Golser Bier, Next Level Brewing, der Rodauner Biermanufaktur und zuletzt den Vorarlbergern Hops & Malt, die in Ried ihre eigenen Spezialitäten brauen. Dabei war Rieder Bier ja schon vor dem Craft-Bier-Boom mit seinem Weißbier in der Bügelflasche ein ausgezeichneter Tipp unter Bierfreunden.

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brauszene innviertel

text — micky klemsch Bild: craftbierfest.at

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Bild: Bierregion Innviertel / Lothar Prokop

Gerhard Litzlbauer in der Kreativbrauerei von Rieder Bier.

Die Brauer aus der Bierregion Innviertel.

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Auf dem Schiff gebraut Auch in Schärding hat man bei Baumgartner zuletzt das Sortiment um ein Weißbier erweitert, das in diesem Frühling sogar beim renommierten World Beer Cup prämiert wurde. Mit dem Braujuwel in der Großflasche wagte man sich 2016 auch mal in den Bereich der Kreativbiere vor. Die Besonderheit der Brauerei Baumgarten ist vor allem ihre Gesellschaftsform als Stifung, die sich seit 1989 dem gemeinnützigen Auftrag verpflichtet hat. So werden Einrichtungen für behinderte Kinder und betagte Menschen gefördert. Von der Brauerei durch die Altstadt sind es nur wenige hundert Meter zur Innschifffahrt, wo Kapitän Schaurecker seit diesem Jahr das erste Brauereischiff Europas steuert. Das Kanonenbräu wird dort – auch in Brau-Workshops mit Passagieren – traditionell gebraut und auch ausgeschenkt. Nach wie vor ist es schade, dass die Brauerei Kapsreiter und das beliebte Landbier in der Bügelflasche so klanglos vom Markt verschwunden sind. Das ehemalige Brauereigelände, zuletzt im Besitz der Harmer-Dynastie, wird nun von der benachbarten Brauerei Baumgartner genutzt, die auch die Markenrechte übernommen hat – ohne sie jedoch zu nutzen. In seinen besten Zeiten hat die ehemalige Schärdinger Brauerei fast 100.000 hl Bier gebraut, die Bügelflasche wurde Kult und von vielen kopiert. Schade um dieses Traditionsbier. Klassische Familienbrauereien sind auch Vitz­ thum in Uttendorf und Schnaitl in Gundertshausen. Während man in Uttendorf über Jahre für das herbe Pils mit den höchsten Bitterwerten bekannt war, hat

Matthias Schnaitl einige neue Spezialitäten auf den Markt gebracht, die sich größter Beliebtheit erfreuen. Mit seinem Maibock macht er Bierfreunde im Frühling glücklich. Als Sommerbier hat Schnaitl in diesem Jahr die Gundertshausener Ernte eingebraut. Von Juni bis September soll diese Kreation verkauft werden, deren Besonderheit neben seiner Süffigkeit darin besteht, dass alle Zutaten aus dem Dorf Gundertshausen stammen. Da der Brauer 2011 wieder begonnen hat, Gerste anzubauen, liegt der Eigenversorgungsgrad bereits bei 35 %.

Gemeinsame Vermarktung Sieben Privatbrauereien der Region haben sich zum Verein Bierregion Innviertel zusammengeschlossen. Neben gemeinsamen Marketingaktivitäten konzentriert man sich vor allem auf die Veranstaltungsreihe des Innviertler Biermärz, für den auch ein eigenes gemeinsames Bier – in diesem Jahr ein Märzen namens Aper – eingebraut wurde. Zu den bekannten Traditions- und Familienbrauereien kamen in den letzten Jahren auch wieder einige kleine Brauer dazu. Und auch das im letzten Jahr eröffnete Stiegl Biergut Wildshut steht auf Innviertler Boden und trägt einen weiteren Teil zur starken Innviertler Bierkultur bei. ××

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münchen

text — mareike haselbeck

Bild: Erik Bohr

Kampfgeist und Kreativität In kaum einer anderen Stadt ist das Thema Bier so verwurzelt wie in München. Während sich bislang sechs Braugiganten den Markt mit Standardbieren aufteilten, revoltieren jetzt immer mehr Craft-Brauer gegen den Einheitsgeschmack und mischen die traditionelle Szene mit ungewöhnlichen Suden auf. Für die jungen Hop Devils an der Isar gehören Termini wie Kampfgeist, Mut und Kreativität zum szenischen Standardvokabular. Denn immerhin treten sie in der Hauptstadt des Bieres gegen mächtige Gegner an, die zu den ältesten und größten Braustätten des Landes gehören. Was die Münchner Kreativbrauer aber wohl besonders auszeichnet, ist ihr Gemeinschaftsgeist. Den bewiesen sie gerade erst wieder im Juli, als sich die Community bei Kaiserwetter und

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fast schon tropischen Temperaturen zur Langen Nacht der Münchner Brauereien beim Giesinger Bräu traf. Rund um die heiligen Hallen der ersten Craft-Werkstatt der Stadt stellte nicht nur der Initiator, sondern auch zwölf weitere örtliche Bier-Manufakturen ihre neuesten Bierkreationen vor – und brauten für das Fest sogar kollektiv 3.000 Liter eines Spezialsudes. Giesinger-Chef Steffen Marx zeigt sich begeistert von dieser Gemeinschaftsaktion, mit der er die Vielfalt der Münchner Brauszene aufzeigen wollte. Doch eines bedauert der Craft-Pionier: „Wir luden auch die Münchner Platzhirsche ein, doch bis auf Augustiner, hat nicht einmal jemand auf unsere Anfrage reagiert.“ Die Kreativbrauer verstehen das weniger als Kampfansage, sondern eher als Herausforderung. Ihnen ist bewusst, dass es nirgendwo anders so schwie-

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rig ist, gegen örtliche Brauriesen und ihre jahrhundertealte Maßkrug-Kultur anzukämpfen, wie in der Isarmetropole. Doch seit sich die ersten Craft-Zauberer an den Sudkessel wagten, weht auch in München ein neuer Wind. Hier entstehen derzeit beinahe im Monatsrythmus neue Hotspots für Craft-Bier-Fans. Kultige Bierkneipen wie das Tap House oder das Red Hot öffnen ihr Pforten, bekannte In-Bars stocken ihr Hopfensaftangebot auf und sogar Top-Restaurants legen neben Wein- jetzt auch Bierkarten aus. Immer mehr Bier-Shops widmen sich der neuen Craft-Szene und führen – wie etwa das Biervana – mehr als 600 Sorten im Angebot.

Genussszene mit Erfolg Auch im 500. Jubiläumsjahr des deutschen Reinheitsgebots hielten Craft-Brauer gemeinsam in zahlreichen Großveranstaltungen mit. Mit der Braukunst Live siedelte sich sogar die größte deutsche Biermesse in der bayrischen Landeshauptstadt an. Aber auch Craft-Stammtische sowie Tastings Clubs gehören inzwischen ebenso zum Münchner Stadtleben wie Weißwurst, Brezeln oder Haxe. Giesinger-Braumeister Simon Rossmann ist vom Erfolg der neuen Münchner Genussszene selbst noch überrascht: „Es ist der pure Wahnsinn, die Leute reißen uns die Biere schon fast aus der Hand.“ Vor allem aber gründen viele Nachwuchsbrauer neue Bierwerkstätten, versuchen sich als Gypsy-Brauer und entwickeln neue Marken mit kreativen Biersorten. Das Inkubationszentrum für die künftige Brauelite liegt in Weihenstephan nördlich von München, in der ältesten Bier-Universität der Welt. Als eines der derzeit angesagtesten Newcomer-Teams gelten Dario Stieren und Niklas Zerhoch. Unter dem Namen Munich Brew Mafia legten sie gerade erst ein

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Tradition und Moderne Neuerdings setzt auch das Airbräu-Team am Münchner Flughafen auf Craft. René Jacobsen, Braumeister der bislang eher traditionell agierenden Hausbrauerei, legte Anfang August das erste Air Craft Beer auf. Ein süffiges Helles, bei dem sowohl die Herstellung, das Logodesign als auch die Etikettierung der Flaschen handgemacht sind. Ebenso wie andere Münchner Brauereien vollzieht Airbräu gerade einen Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne. Damit wollen sie junge Bierenthusiasten bezaubern, aber gleichermaßen nicht die traditionellen Kunden verschrecken. Auch Tilman Ludwig von Tilmans Biere startete seinen Erfolg im vergangenen Jahr mit einer modernen Interpretation eines Hellen. Inzwischen sitzen die jungen Leute nicht mehr nur mit Steigen voller Tegernseer oder Augustiner an den Isarauen,

Bild: Andreas Breuning

„Irgendwann werden wir auch das Oktoberfest stürmen und Millionen Besuchern beweisen, dass in München nicht nur Standardbiere aus dem Maßkrug gebechert werden.“

hopfengestopftes Pils namens Don Limone vor, über das sogar die Nordmänner staunen. Ein weiteres Kreativduo nennt sich Isarkindl. Hinter der bayrischen Marke stehen Simon Klur und Xaver Amler, die seit kurzer Zeit mit einem modernen Hellen am Markt punkten. Auch diese beiden Neueinsteiger studieren an der Elite-Universität Weihenstephan. An dieser Denkstätte absolvierte auch Werner Schuegraf einst sein Brauer-Studium. Jetzt bereitet er gerade den Start seiner Marke Hopfenhacker vor, mit der er ab September in die Läden will. In seiner Mikrobrauerei in Neuried, im Südwesten der City, rührt er schon fleißig in den Kesseln – zieht aber damit bald in einen Hinterhof des Szeneviertels Haidhausen. Was Schuegraf an der Dynamik der lokalen Bierszene begeistert: „Früher haben Brauer nur über Fußball, Frauen und Autos gesprochen, doch jetzt reden wir endlich wieder über Bier.“

Tilman Ludwig braut ein einzigartiges Helles.

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Publikums-Highlights im Messezentrum Salzburg

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Bild: Mareike Hasenbeck

Münchner Braufreiheit beim Gemeinschaftsbrauen des Smokey Fox für die Lange Nacht der Brauer.

sondern genießen auch zunehmend Ludwigs hopfig-fruchtiges Bier zum Grillgut. An die Startblöcke rückte gerade auch Marc Gallo mit seiner Marke Hopfmeister. Der gelernte Werbedesigner, der sich im vergangenen Jahr im Münchner Haifischbecken etablierte, braut neben einem modernen Hellen jedoch bevorzugt IPAs, Schokoladen-Stout und sogar eine Gurken-Gose. Eine weitere Bereicherung für die lebendige Isar-Szene ist die Hopfenwerkstatt Braukraft, die in Geisenbrunn, einem 1.500-Seelen-Dorf am nordwestlichen Stadtrand residiert. Gebraut werden hier kreative IPAs, aber auch Porter und Weizenbiere.

Nur der Anfang Zu den Pionieren der Münchner Szene zählen auch Timm Schnigula und Mario Hanel, die Macher von Crew Republic. Mittlerweile konnten sich die beiden Wahlmünchner ihren Traum von der eigenen Brauerei verwirklichen – durch eine Partnerschaft mit dem größten Hopfendienstleister der Welt, BarthHaas. Seit Anfang des Jahres fließen ihre Sude durch autarke Schläuche in Unterschleißheim, im Norden der Stadt. Schon vor dem Investment von Barth-Haas galten die beiden Ex-Unternehmensberater als Senkrechtstarter der Isar-Metropole. Inzwischen decken sie, begonnen mit einem leichten „Sommerbier“, neben würzigen India Pale Ales, kräftigen Barley Wines und einem 9,2-prozentigen Imperial Stout einen Großteil der modernen Craft-Palette ab. Damit gewannen sie bereits im vergangenen Jahr etliche Craft-Awards. „Das war nur ein Anfang“, freut sich Crew-Mitinhaber Mario Hanel, „mit der eigenen

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Brauerei geht es bei uns jetzt erst so richtig los.“ Die Erfolge des kreativen Braunachwuchses rufen auch einige traditionelle Münchner Markenbrauereien auf den Plan. So zaubert seit 2011 ein kleines Team von Paulaner in kleiner handwerklicher Produktionsstätte, der Brauerei im Eiswerk, genussvolle Bierspezialitäten. Darunter etwa ein fassgelagerter Bourbon Bock, ein hopfiges Comet Ale und ein Eiswerkbock mit 22 % Alkohol. Auch Hofbräu will das spannende Feld kreativer Bierstile nicht gänzlich den jungen Hopfenzauberern überlassen. Das über 400 Jahre alte Brauhaus präsentiert jedes Jahr auf dem Münchner Bierfestival Braukunst Live ein unfiltriertes Spezialbier, kaltgehopft mit Mandarina-Bavaria-Hopfen unter der etwas schlüpfrigen Bezeichnung Hallodri.

Ehrgeiziges Ziel Solche Craft-Attacken der Brauriesen, sehen die jungen Hopfenkünstler bislang eher gelassen. Events wie die Lange Nacht der Münchner Brauereien zeigen eindrucksvoll auf, wie sich die Zukunft ihrer Kreativbiere entwickeln könnte. Jedenfalls tranken die Besucher fast alle Fässer leer und schworen bei überschäumender Laune, auch beim nächsten Fest dabei zu sein. Und als die Macher der zwölf Craft-Brauereien nach Mitternacht noch zusammensaßen um die letzten Tropfen ihres Kollaborationssudes zu genießen, formulierten sie ein ehrgeiziges Ziel: „Irgendwann werden wir auch das Oktoberfest stürmen und Millionen Besuchern beweisen, dass in München nicht nur Standardbiere aus dem Maßkrug gebechert werden.“ ××

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bevog in dosen

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interview — rachel kernleitner

Bild: Bevog

der dose verfallen Seit dem Frühling füllt die Bevog Brewery in Bad Radkersburg einige Biersorten nur noch in Dosen ab. Aber qualitativ hochwertiges Craft Bier in Dosen – ist das nicht ein Widerspruch? Vor allem in Österreich und Deutschland kommt die Bierdose nicht gut weg, zu schlecht ist hier noch ihr Image als billige Alternative zur hochwertigen Glasflasche. Wir haben Bevog-Inhaber Vasja Golar gebeten, uns über seine Erfahrung in den letzten Monaten zu berichten.

Wie stehst du heute zur Umstellung auf Bierdosen? War das der richtige Schritt oder ist die Craft-BierSzene hierzulande doch noch nicht so weit? vasja golar: Ich liebe Bierdosen. Eigentlich wollte ich von Anfang an in der Bevog Brewery in Dosen abfüllen – das war allerdings aus Kostengründen zu Beginn nicht möglich, da die Maschinen viel teurer sind als die für Glasflaschen. Als wir vor über drei Jahren die Brauerei eröffneten, sah die Craft-BierSzene in Europa noch ganz anders aus als heute, sie existierte quasi noch nicht – da hat sich in einem re-

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lativ kurzen Zeitraum einiges getan. Damals war es allerdings noch zu riskant, mit Dosen zu starten. Also haben wir den Schritt erst im Frühling diesen Jahres gewagt und unsere ersten Produkte in Dosen abgefüllt. Ich bin sehr zufrieden mit der Positionierung, die unsere Bierdosen in der Zwischenzeit erreicht haben. Wir haben in der Brauerei einige Tests gemacht und alle waren sich einig: Der Geschmack eines Dosenbiers ist einfach erfrischender. Leute können bei uns in der Brauerei verkosten und das Bier auch gleich mitnehmen. Wir haben hier also den direkten Kontakt zum Endverbraucher und viele sind der Dose geradezu verfallen. Ich hoffe, dass noch mehr Menschen davon überzeugt werden können, welche Vorteile die Dose bringt und dass das schlechte Image mittlerweile weit überholt ist. Seid ihr komplett auf Bierdosen umgestiegen? Wir verkaufen heute drei unserer sechs Biersorten in Dosen, und zwar die Pale Ales. Von unseren dunklen Bieren verkaufen wir weniger, es würde sich nicht lohnen hierfür ebenfalls bedruckte Dosen

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zu bestellen. Außerdem sind dunkle Biere weniger lichtempfindlich und müssen davor nicht so sehr geschützt werden wie Pales. Unsere „Who Cares“-Produkte füllen wir mittlerweile ebenfalls in Dosen, allerdings in unbedruckte – ganz nach dem Motto „Who cares for labels?“. Ich sage auch nicht dass es grundfalsch ist in Flaschen abzufüllen. Für manche Biersorten bietet sich die Glasflasche eher an, anderer profitieren mehr von der Beschaffenheit einer Dose. Bevog ist ja auch international sehr umtriebig. Wie waren denn die Reaktionen der Einzelhändler und Konsumenten auf die Umstellung auf die Dose? Unterscheiden sich da die Märkte von Land zu Land hinsichtlich der Einstellung zur Dose? In Österreich entwickelt sich der Markt für Craft Bier gerade noch. Es braucht sicher noch einige Jahre, um mit anderen Ländern gleichzuziehen, wo Craft Bier sich schon vor Jahren oder sogar Jahrzehnten etabliert hat – und mit ihm auch die Bierdose. Vor wenigen Jahren existierte so etwas wie eine CraftBier-Szene in Österreich quasi nicht, das darf man nicht vergessen. Dass es mittlerweile doch schon Brauereien gibt, die ihre hochwertigen Produkte neben Glasflaschen auch in Dosen anbieten, werte ich als Fortschritt. Es stimmt aber, dass die Dose gerade in Österreich nach wie vor mit einem billigen und schlechten Image zu kämpfen hat. Viele wissen einfach nicht, wie sehr sich die Dose weiterentwickelt hat. Beispielsweise ist die Legierung innen mittlerweile so gut ist, dass das Bier überhaupt nicht mit dem Aluminium in Kontakt kommt und dadurch auch keinen Metallgeschmack annimmt.

„Wir haben in der Brauerei einige Tests gemacht und alle waren sich einig: Der Geschmack eines Dosenbiers ist einfach erfrischender.“

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Es gibt sicher einige, die Craft Bier in Dosen ablehnen und auch zukünftig nicht akzeptieren wollen, aber alles in allem bin ich wirklich überrascht, wie offen der Markt gegenüber Dosen war und ist. Heute, also wenige Monate nachdem wir die ersten Bierdosen in den Handel gebracht haben, stehen unsere Produkte in Shops und Bars. Ich bin auf jeden Fall optimistisch, was die Zukunft angeht, sehe aber keinen Grund etwas zu überstürzen. Ehrlicherweise habe ich keinen Überblick, in wie viele Länder wir unsere Biere exportieren – der Markt wandelt sich ständig, es sind ca. 14. Uns ist vor allem wichtig, dass die Zwischenhändler Wert auf die gute Qualität unserer Produkte legen und diese auch entsprechend promoten. Welche Vorteile bieten Bierdosen denn generell gegenüber Glasflaschen? Dosen schützen das Bier in erster Linie besser, nicht nur vor Lichteinfall, sondern vor allem vor Sauerstoff. Außerdem lassen sich Dosen viel besser transportieren, beispielsweise können 2,7-mal mehr Dosen als Flaschen pro LKW-Ladung transportiert werden, ungeachtet des enormen Gewichtsunterschieds. Auch wenn es immer wieder spitzfindige Stimmen gibt, die es abstreiten: Dosen sind tatsächlich besser für die Umwelt. Und es gibt gewisse Situationen, in denen die Bierdose viel praktischer ist als eine Glasflasche: Gerade unterwegs, auf Musik- oder anderen Festivals. Egal ob im Rucksack, im Kühlschrank oder auf der Ladefläche eines LKW: Die Transportfähigkeit ist unschlagbar. Zudem lässt sich Bier in Dosen schneller kühlen. Und auch hinsichtlich der Entsorgung punktet die Dose mit ihrem leichten Gewicht und ihrer Kompaktfähigkeit – im Gegensatz zur Glasflasche nimmt sie nur einen Bruchteil hinsichtlich des Volumens und des Gewichts ein. Erkennst du eine Art Trend bezüglich der Bierdose und glaubst du, dass andere Brauereien hierzulande eurem Beispiel folgen werden? Einige andere Craft-Bier-Brauereien sind an mich herangetreten und wollten wissen, welche Erfahrungen wir mit der Umstellung auf Bierdosen gemacht haben. Ich bin mir sicher, dass sich die Dose nach und nach von ihrem schlechten Image lösen kann, da die Vorteile der Dose einfach unschlagbar sind. Dementsprechend werden sich auch andere Brauereien dem anschließen – und ich freue mich, wenn die Dose sich nach und nach etabliert. ××

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bierolog/innen

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biershops in österreich

Elena Carr (Elena’s Britische Biere, Döbriach)

In ihrem Laden im Kärntner Ferienort Döbriach, nur wenige hundert Meter vom Millstätter See entfernt, steht Elena Carr zwischen vielen seltenen britischen und belgischen Bieren. Die gebürtige Ukrainerin hat eine große Leidenschaft für Bier – und offensichtlich auch für Iron Maiden. Aus ihrem Sortiment nippt sie im Moment am liebsten an einem Bosko IPA von der Pressure Drop Brewery. Sie mag eher die runden Ales und ist kein großer Fan der sehr bitteren Varianten. Die Biere aus ihrem Shop können übrigens auch online bestellt werden. www.britischebier.at

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bierolog/innen

biershops in österreich

Bild: Dominique Köhler

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Robby Haesebrouck (Tribaun, Innsbruck)

Beim gebürtigen Belgier Robby Haesebrouck könnte man meinen, er sei andauernd nur in Sachen Bier unterwegs: verkosten, vernetzen, verkaufen. Früher hat er im Salzburger Alchimiste Belge gearbeitet, bis er in Innsbruck die Craft-Bier-Bar Tribaun eröffnet hat. Dem Lokal angeschlossen ist auch ein Shop, aus dem die Gäste Kreativbiere mit nach Hause nehmen können. Im Moment trinkt Robby am liebsten das Wave Runner IPA von der Birrifico Hammer in Italien, das mit einer guten Mischung aus Charakter und Drinkability überzeugt. www.tribaun.com

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Auf rund 39.000 Einwohner kommt eine Österreich Brauerei – damit besitzt eidichten uer Bra en hst höc eine der weltweit!

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bierolog/innen

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biershops in österreich

Markus Eichl, Jürgen Pagger (Bierboutique, Graz)

Die Herren Eichl und Pagger nennen sich selbst Hopfenritter und haben mit der Bierboutique am Grazer Lendplatz einen Volltreffer gelandet. In ihrem feinen Biershop, in dem eine breite Auswahl an heimischen und internationalen Kreativbieren angeboten wird, kann man auch mal längere Zeit verweilen und sich durch das Sortiment kosten. Zu diesem Zweck bieten Markus und Jürgen auch immer wieder geführte Degustationen an. Eine Ecke für ausgewählte, exklusive Spirituosen gibt es auch. Herz, was willst du mehr? www.bierboutique.at

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bierprämierungen

text — conrad seidl

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Die Ermittlung des besten Bieres ist Geschmackssache. Aber eben doch mehr als die individuelle Einschätzung. Über Wettbewerbe mit mehr oder weniger Aussagekraft.

Auf der Suche nach dem besten Bier Gut? Sehr gut? Exzellent?

Bild: BBC / Bart van der Perre

Welches Bier ist wohl das allerbeste? Keine Frage wird einem Bierexperten öfter gestellt – fast immer in der Erwartung, dass dann die eigene Stammmarke genannt würde, was den Fragesteller darin bestätigen würde, dass er es ohnehin schon immer gewusst hätte. Mit dieser Bestätigung kann allerdings seriöserweise nicht gedient werden. So etwas wie das beste Bier der Welt kann man angesichts der Biervielfalt nicht ermitteln. Auch nicht das beste Bier Österreichs. In vielen Fällen: nicht einmal das beste Bier einer Brauerei. Eine Variante ist das vertrauliche Expertengespräch: Da wollte ein deutscher Braumeister, der selbst ein sehr gutes Pils braut, im Vertrauen wissen, welches ich wohl für das derzeit beste Pilsbier Deutschlands hielte. Ich nannte eines aus einer kleinen Schwarzwälder Familienbrauerei, nicht wissend, dass der dortige Braumeister früher beim Fragesteller gelernt hatte. Der war über die Antwort hocherfreut, auch wenn sie vor allem eine persönliche Präferenz angezeigt hat. Um wirklich die guten Biere von der sehr guten, die sehr guten von den exzellenten zu unterscheiden, braucht man aber den Vergleich. Und eine Richtschnur.

hat das auf den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts: Die Schwechater Brauerei etwa ist noch heute stolz darauf, bereits bei der dritten Weltausstellung 1862 in London eine Goldmedaille für ihre damalige Version des Lagerbieres erhalten zu haben. Wir wissen wenig, wie die Jury bei solchen Ausstellungen zusammengesetzt war und wie viele Medaillen in welchen Kategorien vergeben wurden. Sehr wohl aber kann man nachvollziehen, wie schwierig schon damals die Bewertung der Biere war: Der offizielle österreichische Berichterstatter von der nächsten Weltausstellung, jener in Paris 1867, war der Prager Braumeister Gustav Noback, der über die technischen Voraussetzungen und besonders die nicht gekühlten Keller bei der Weltausstellung klagte. „Die von den Ausstellern im vortrefflichsten Zustande abgesandten Biere kamen in diese ungenügenden Localitäten, mussten unter den nachtheiligsten Einflüssen mehrere Wochen liegen bleiben und gelangten so in einem wenig einladenden Zustande vor die

Schwierige Bewertung Bei den verschiedenen Bierwettbewerben sind die Vergleiche und die Richtschnüre recht unterschiedlich gestaltet. Man bekommt den Eindruck, dass jede halbwegs renommierte Brauerei schon mal die eine oder andere Goldmedaille errungen hat. Begonnen

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Conrad Seidl: Als Juror weltweit gefragt.

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Der Frischefaktor Als Juror bei internationalen Wettbewerben kann man sich das auch heute noch vorstellen: Wenn Europäer ihr Bier Wochen vor dem Wettbewerb in Philadelphia einsenden müssen, Amerikaner ihre Proben aber relativ frisch zum World Beer Cup anliefern können, dann mag die geografische Nähe von Vorteil sein – wie umgekehrt Europäer beim European Beer Star oder der Brussels Beer Challenge den Frischefaktor auf ihrer Seite haben dürften. Denn obwohl die Veranstalter für perfekte Bierpflege sorgen, sobald sie die Proben in eigenen Händen haben, kann die Brauerei doch wenig Einfluss darauf nehmen, wie das Bier bis dahin transportiert wurde. Die amerikanische Brewers Association sorgt immerhin dafür, dass die Biere ihrer Mitglieder in New Jersey Anfang September gesammelt und per Luftfracht zum European Beer Star nach Deutschland gebracht werden. Biere für den World Beer Cup müssen umgekehrt sogar fast zwei Monate vor der Verkostung in den USA einlangen.

Weltmeisterbiere Nun einmal abgesehen von diesen organisatorischen Voraussetzungen: Was sucht man eigentlich bei einem guten, bei einem „besten“ Bier? Wie dem Bericht des Prager Professors Alois Schwarz von der Pariser Weltausstellung 1878 zu entnehmen ist, gab es dort Medaillen für sehr unterschiedliche Biere – den „Grand Prix“ für Dreher (heute Schwechater), Jacobsen (heute Carlsberg) und Bergner & Engel (eine während der Prohibition eingestellte Brauerei in Philadelphia). Und ähnlich erlebt man es auch bei heutigen Wettbewerben. Zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren war vor allem die Monde Selection – ein für viele Produkte durchgeführter Wettbewerb

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Bild: Stiegl

Jury, welche von der Beurtheilung dieser, natürlicher Weise trübe gewordener und stark moussirenden Biere abstehen musste. Es wäre sehr erwünscht, dass bei kommenden Ausstellungen, wenn man gegohrene Getränke überhaupt bei denselben wieder zulässt, schon bei der Anlage der Ausstellungsgebäude auf Räume, seien es Eiskeller oder oberirdische Eishütten, für die Einlagerung von Bier, sowie anderen, dem Verderben leicht unterworfenen Ausstellungsgegenständen mehr Rücksicht gernommen würde.“ Österreichische Brauereien hätten unter besseren Bedingungen dann wohl besser abgeschnitten.

„Für mich war es einer der größten Momente in meinem Brauerleben, mit einem belgischen Bierstil beim European Beer Star 2015 Gold zu gewinnen.“ Markus Trinker, Kreativbraumeister Stiegl

– auch für Bier relevant: Das hier angewendete Verfahren besteht aus einer Verkostung der Biere durch Prüfer, es werden Punkte vergeben und ein Durchschnitt gebildet. Wer ein technisch ordentliches Bier einreicht, darf mit einer hohen Punktezahl rechnen – und wer eine gewisse Punktezahl erreicht, bekommt eine Medaille. Jahrelang haben dann Brauereien damit geworben, dass ihr Bier eine Goldmedaille der Monde Selection hat, also ein „Weltmeisterbier“ ist. Aber oft hatte gleich die benachbarte Brauerei die genau gleiche Auszeichnung beim selben Wettbewerb bekommen.

Von wegen Wettbewerb Ähnlich ist es mit der Prämierung durch die DLG: Auch hier werden die Biere geprüft und verkostet – wobei die technische Prüfung im Labor strenger ist als bei jedem vergleichbaren Wettbewerb, weil Stammwürze, Alkoholgehalt, scheinbarer Extrakt, Vergärungsgrad, Bierfarbe, pH-Wert, biologische Haltbarkeit und Bittere objektiv gemessen werden, bevor es an die Verkostung geht. Aber der Wert der Goldmedaillen ist auch hier beschränkt: 740 Medaillen gab es im Jahr 2016 von der DLG für verschiedene

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Biere, davon 597 Goldmedaillen und davon wiederum 46 für Craft Biere. Das heißt, dass knapp jedes Zweite der rund 100 eingereichten Craft Biere eine Goldmedaille bekommen hat – das ist etwa so, wie wenn jeder Skirennläufer, der innerhalb einer gewissen Zeit sturzfrei die Streif herunterfährt, eine Goldmedaille bekäme. Und die anderen hätten eben immer noch Chancen auf Silber und Bronze, denn auf den „Stockerlplätzen“ gab es noch weitere 15 Medaillen. Von Wettbewerb kann man da kaum sprechen – und so schön es sein mag, dass so viele Biere gute oder gar exzellente Qualität haben, so wüsste man eben doch gerne, welches das beste ist.

Style Guidelines Da gilt es zunächst, festzulegen, woran man misst. Beim World Beer Cup – und ähnlich beim Euro­ pean Beer Star oder bei der Brussels Beer Challenge – gibt es mehrere Dutzend ziemlich genau definierter Bierstile: In einem Bohemian Style Pilsner mag ein leichtes Butteraroma akzeptal, ja vielleicht sogar erwünscht sein, während dasselbe Aroma in einem German Style Pilsner absolut inakzeptabel wäre. Und dann geht es ans Verkosten: Ist die jeweilige Probe fehlerfrei? Wenn nicht, dann weg damit! Natürlich mit entsprechendem Feedback an den Brauer, damit er dem Fehler der Probe nachgehen kann. Schmeckt sie, wie es den Style Guidelines entspricht? Und schmeckt sie innerhalb der Style Guidelines besonders gut? Besser als die anderen eingereichten Proben? Bei größeren Wettbewerben wie dem World Beer Cup (heuer waren dort 6.596 Biere, welche 266 Juroren aus 32 Ländern verkosteten) gibt es mehrere Runden, die besten Proben aus den Vorrunden werden dann von einer neuen Gruppe von Juroren nochmals verkostet – bis es Einigkeit darüber gibt, welche der Proben mit Bronze, Silber und Gold ausgezeichnet werden soll. Das ergibt klare Sieger – wobei selbst dem World Beer Cup die Vergleichbarkeit fehlt. Wenn ein Bier (wie etwa heuer das Junghopfenpils von Baumgartner) einmal Gold erreicht hat, dann wird es möglicherweise beim nächsten Wettbewerb gar nicht mehr eingereicht (wie das Wildshuter Sortenspiel, das 2014 eine Silbermedaille in seiner Kategorie „Specialty Beer“ geholt hat, 2016 aber nicht mehr dabei war). Medaillen seriöser Wettbewerbe geben also Orientierung, aber den persönlichen Favoriten muss man dann schon noch selbst suchen. Was ja auch Spaß macht! ××

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bierwettbewerbe Generell kann man sagen, dass es keinen einzigen objektiven und vor allem weltumspannenden Wettbewerb gibt, der „die besten“ Biere bewertet und auszeichnet. Internetbewertungen (wie z. B. auf RateBeer.com) differieren nach Nutzung auf unterschiedlichen Märkten sowie der Anzahl der Bewertungen und können leicht manipuliert werden. Sämtliche Wettbewerbe, bei denen geladene Fachjuroren in Verkostungssessions nach unterschiedlichen Kategorien bewerten, bilden auch nur das Spektrum der eingereichten Biere ab. Und für die Einreichungen haben die Brauereien pro Bier oft beträchtliche Beträge zu bezahlen. World Beer Cup (seit 1996 zweijährlich) Veranstalter: Association Of Brewers 2016: 6.596 Biere / 1.907 Brauereien aus 55 Ländern Gebühr pro Bier: 142 Euro www.worldbeercup.org European Beer Star (seit 2004 jährlich) Veranstalter: Private Brauereien Bayern e.V. 2015: 1.957 Biere aus 45 Ländern Gebühr pro Bier: 200 Euro www.european-beer-star.com Brussels Beer Challenge (seit 2012 jährlich) Veranstalter: Agentur Becomev 2015: 1.103 Biere aus 30 Ländern Gebühr pro Bier: 160 Euro www.brusselsbeerchallenge.com Austrian Beer Challenge (seit 2005 jährlich) Veranstalter: BierIG 2015: 190 Biere aus kommerziellen österreichischen Brauereien Gebühr pro Bier: 60 Euro www.bierig.org/Award-AustrianBeerChallenge Meiningers Int. Craft Beer Award (seit 2014 jährlich) Veranstalter: Meininger Verlag 2016: 700 Biere aus 22 Ländern Gebühr pro Bier: 140 Euro www.meininger.de/de/craft-beer-award Den internationalen Juroren werden bei den großen Wettbewerben zumeist Anreise und Unterbringung bezahlt und es wird ihnen ein durch Partner und Sponsoren finanziertes Rahmenprogramm geboten.

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RUND UMS BIER Die Organisatoren der beiden Craft Bier Feste in Bratislava und Wien beim Salon Piva auf ein gemeinsames Bier namens Josefine.

Hochkarätige IPA-Verkostungsrunde mit allen Brauern am Craft Beer Festival Graz.

Brickmakers Mastermind Brian Patton als Gypsy Brewer bei Camba Bavaria.

Rechts: Johannes Kugler von Brew Age bei der Präsentation des Red Out Barrel Aged Wild Ale. Bild: The Culinary Love Band

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biermomente in bildern

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Bild: Matthias Dietrich / Poolbar Festival

Bild: Mario Pappel

Oben: Alefried mit dem Ottakringer-Brauwerk-Team zu Gast bei den Bierg’schichtln am Yppenplatz. Unten: Interessierte Vorarlberger rund um den Frastanzer Stand am Craft Feld, der ersten Kreativbier­ veranstaltung im Ländle.

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label love

BLAK STOC WILD TREE HOPPY CIDER

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Vorne weg sei gesagt: Blakstoc ist natürlich kein Bier, Blakstoc ist ein Cider. Also nix mit Hopfen und Malz, sondern Äpfel. Aber stopp! Hopfen ist in diesem Fall schon drinnen, und so hat der steirische Apfelwein auch seinen Weg in dieses Magazin gefunden. Blakstoc ist nämlich der erste gehopfte Cider im deutschsprachigen Raum. Die Verwendung der Sorten Chinook und Centennial macht das Getränk auch unter Biertrinkern so beliebt. Seit dem Start im Jahr 2015 gibt es mittlerweile vier unterschiedliche, teils saisonale Sorten. Max Jurasch, der Art Director im Blakstoc-Team hat den Schriftzug auf der Flasche von Ander Pecher per Hand malen lassen. Er soll Werte vermitteln, die für die Marke wichtig sind: Liebe zum Handwerk, Eigenständigkeit der Rezepturen, Hochwertigkeit der Rohstoffe. Und einzigartig zu sein – genau so wie der hopfengestopfte Cider aus steirischem Streuobst. ××

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elav INDIE ALE

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In Italien hat Craft Bier unter der Bezeichnung Birra artigianale schon eine längere Tradition. Als Antonio Terzi und Valentina Ardemagni 2010 in Bergamo die unabhängige Brauerei Elav gründeten, gab es im ganzen Land schon etwa 300 solcher Betriebe. Ihr Topseller und meistprämiertes Bier ist heute das Indie Ale, ein 5,5 % starkes Amber Ale. Ursprünglich gab man jedem neuen Bier den Namen eines Musikstils: von Punk über Reggae und Grunge bis Indie. Da aber Indie neben der Musikrichtung auch für „unabhängig” steht, also auch den Status der Brauerei beschreibt, hat man sich entschieden, von diesem Bier eine limitierte Edition herauszubringen, die von besonderen Künstlern gestaltet wird. Das abgebildete Label stammt vom Street-Art-Künstler Nemo’s und ist eine sehr persönliche Interpretation des Begriffs „independence.“ ××

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das bierjahr

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interessante

BIER-TERMINE 15. Oktober 2016 Eröffnung BRAUKÜCHE 35

Alter Schlachthof, Hollabrunn www.braukueche.35.at

16.–20. Oktober 2016 Hoopla Beer Festival

Barcelona www.hooplabeerfestival.com

21.–23. SEPTEMBER 2016: SALON PIVA Brativlava — www.salonpiva.sk

21.–22. Oktober 2016 Festival der Biervielfalt

Jahnturnhalle, Ried im Innkreis www.bierig.org

18.–25. September 2016 Österreichische Bierwoche

The Brickmakers, Wien www.brickmakers.at

17.–19. September 2016 Craft Brauer Festival Liebesbier, Bayreuth www.liebesbier.de

21.–23. September 2016 Salon Piva Bratislava www.salonpiva.sk

29. September – 8. Oktober 2016 Stockholm Beer & Whiskey Festival Stockholm www.stockholmbeer.se

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4.–5. November 2016 Craft Beer Tasting Salzburg Salzburg www.beertasting.at

11.–20. November 2016 Vienna Beer Week 2016

Wien www.viennabeerweek.at

18.–19. November 2016 Craft Bier Fest Wien

Wien, Marx Halle www.craftbierfest.at

10. Dezember 2016 PIVOBRANA BEER FEST 2016

Slowakei www.salonpiva.sk/pivobrana-beer-fest

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Mehr als nur Bier www.craftcountry.beer

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buchtipps

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Volker R. Quante Bier vor Ort

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Der Autor ist Blogger. Seit Jahren verfolgen wir seine fachkundigen Kommentare zu aktuellen Bierthemen. Seine Reisen durch Europas Bierwelt dokumentiert er nun erstmals in Buchform. Zuerst alphabetisch nach deutschen Bundesländer, dann nach Nationen geordnet, besucht der Hobbybrauer die spannendsten Plätze und lässt uns an seinen Erlebnissen teilhaben – vom Imbisskiosk in Nürnberg über die Gasthausbrauerei Plevna im finnischen Tampere bis zur Bier- und Essigbrauerei Gegenbauer in Wien. Inhaltlich ein tolles Buch, die nächste Auflage wünschen wir uns dann mit farbigen Bildern, damit der Leser sieht, wie bunt die Biervielfalt sein kann. 250 Seiten, Oktober Verlag, 16,90 Euro

Ian Coutts Die guten Dinge: Craft Bier

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Ein Craft-Bier-Buch für Einsteiger, die Bibel für Dummys. Der Autor dokumentiert Biertypen und stellt die weltweit bekanntesten Craft-Bier-Projekte vor. Dass das Münchner Oktoberfest bei den Veranstaltungen zum Thema gleich eingangs erwähnt wird, irritiert ein wenig, ansonsten eine schöne und runde bierige Sache. 144 Seiten, Prestel Verlag, 16,95 Euro

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Martin Droschke, Norbert Krines Der Craft Beer Führer Franken

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Norbert Krines hat sich mit seinen Blogs „Bier des Tages“ und „Bier-Scout“ vorgenommen, alle Biere seiner fränkischen Heimat zu testen und vorzustellen. Wenn man in Kulmbach aufgewachsen ist und nun in Bamberg lebt, ist so etwas quasi schon Bestimmung. Gemeinsam mit dem Werber Martin Droschke beleuchtet er in seinem aktuellen Buch die Craft-BierSzene der Region. Die beiden entführen humorvoll auf eine Reise durch die Welt der India Pale Ales, Imperial Stouts, Barley Wines und Rotbiere einer neuen Generation fränkischer Brauer. 256 Seiten, Ars Vivendi Verlag, 16,90 Euro

Horst Dornbusch Die Biersorten der Brauwelt

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Dieses Buch haben wir besonders zu schätzen gelernt, als wir unsere ersten Versuche als Hobbybrauer gestartet haben. Es handelt sich um eine einzigartige Sammlung von 117 der wichtigsten Bierrezepturen der Welt, einschließlich einiger historischer Biersorten. Jede ausführliche Sortenbeschreibung wird ergänzt durch eine Brauanleitung mit einer Zutatenliste, sowohl für kommerzielle Brauereien als auch für Hobbybrauer. Dieses Buch kann man durchaus als Referenzwerk bezeichnen. 304 Seiten, Fachverlag Hans Carl, 24,90 Euro

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UNSERE EDITION MARONI: CREMIG UND ZARTHERB. SO SCHMECKT DER HERBST.

G. Seeleitner, Braumeister Kaltenhausen

TRADITION TÄGLICH NEU ENTDECKT. CRAFTVOLL SEIT 1475. 1515 Craft Bier Magazin 2016 korr.indd 681 1608023BRA_U4 Craft Berr Festival.indd

www.kaltenhausen.at

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