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Kultur & Design

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CHRISTINE CAZON

Christine Cazon, alias Christiane Dreher, ist Krimiautorin und Wahlfranzösin. Zusammen mit ihrer Romanfigur Kommissar Duval erlebt sie Cannes sowohl vor als auch hinter den Kulissen der südfranzösischen Glitzerwelt.

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Alles Käse

STEPHAN GABRIEL  PORTRÄT CHRISTINE „Probier‘ doch etwas von dem Käse, Christjann.“ Stolz schob man Casgiu Merzu. Igitt. Ich trank einen Schluck Rotwein und schielte mir beim ersten Essen auf dem Hof in den französischen Bergen auf meinen Teller, ob sich dort etwas bewegte. Aber nein, alles eine riesige Platte zu mit – äh – ja mit was eigentlich? Ich zögerte. gut. Ich holte Luft, probierte tapfer und stellte erleichtert fest: Oh, Frisch aus Deutschland im tiefsten Frankreich eingetroffen, davon hätte ich mehr nehmen sollen! Der Käse war cremig, mild wusste ich immerhin , dass ich mir eines oder mehrere Stücke und sehr schmackhaft. Damit war das Eis gebrochen: Bald half ich abschneiden und nicht etwa einen ganzen Käse nehmen sollte. bei der hauseigenen Produktion mit, lernte erst Frischkäse zu Denn die Geschichte des deutschen Austauschschülers, der hilflos machen und löffelte die gestockte Milch mit einer Kelle in kleine vor einer Käseplatte saß, die ihm nach dem Essen zugeschoben Plastikformen. Später erfuhr ich, wie man Hartkäse herstellt und wurde, hatte mir mein Ex-Freund Jean-Luc nicht nur einmal schüttete die erhitzte, gestockte und wieder aufgebrochene erzählt: „Nimm dir!“, hatte man auch den schüchternen Jungen Masse in größere Formen. Übrigens stammt das Wort fromage aufgefordert und eine einladende Geste zur gut bestückten Platte ursprünglich von formage, von der Form, die man der Milch gab. gemacht. Sein verzweifelter Befreiungsschlag mit der Gabel Bald folgte der nächste Schritt: ich rieb Tag für Tag Salz und endete im Camembert, den er auf seinen Teller plumpsen ließ und später auch die Schimmel-Bakterien, die sich in Form von angestrengt aufmampfte. Die französische Gastfamilie sah Härchen auf dem Käse gebildet hatten, in den Laib ein und drehte fassungslos zu. Ich war mir also darüber und wendete ihn. Ich sah die Rinde im Klaren, dass man genau wissen sollte, entstehen, die dem Käse das Aussehen wie das mit dem Käse an einer französischen Tafel läuft. Und wie man ihn „Was machst du und den eigenen Geschmack gibt. Frischkäse braucht nicht zu reifen und ich mundgerecht portioniert. Glücklicher- denn da?“, fragte aß ihn am liebsten, kaum dass ich ihn aus weise hatte mich Jean-Luc vorbereitet. „Was machst du denn da?“, hatte er einst Jean-Luc in den Förmchen gestürzt hatte. Einmal waren beim Verkauf auf dem Markt ein in inquisitorischer Manier gefragt und inquisitorischer paar übrig geblieben und ich beobachtete, auf den Camembert gedeutet. Ich hatte das Messer angesetzt, um eine Scheibe Manier, als ich mir wie sie sich veränderten. Nach einer Woche waren sie zusammengesackt und des runden weißen Käses abzuschneiden. „Mais non! Den Camembert den Camembert schrumpelig, und als ich einen anschnitt, lief er fast davon. Ich war entsetzt, schneidet man wie eine Torte in kleine vornahm. probierte ihn aber mutig und es war, als Dreiecke, damit jeder etwas von der ob der Käsegott mir höchstpersönlich ein Rinde und vom weichen Herzen Zeichen gegeben hatte. Was für ein bekommt!“, erklärte er streng. Jetzt saß ich erneut vor einer Genuss! Welch Offenbarung! Im Laufe jenes Jahres lernte ich, dass Käseplatte, und man hielt mir aufmunternd das Messer entgegen. echter Käse lebt, dass sich Konsistenz, Geruch und Geschmack Bevor ich auf den kleinen Hof in Frankreich kam, war ich nur verändern: Der Käse „reift“, sagt man nicht umsonst. Fortan liebte Frischkäse und jungen Gouda gewohnt. Und hin und wieder etwas ich Käse in jedem Stadium. Stolz schickte ich ein kleines Exemplar Camembert, zumindest, solange er nicht aus der Schachtel lief aus meiner ersten eigenen Produktion nach Hause. Ich weiß nicht und übel roch. „Aber Käse stinkt doch nicht, er riecht nur genau, wie viele Tage er unterwegs war, aber meine Mutter war manchmal intensiv“, hörte ich Jean-Luc sofort wieder sagen. unangenehm überrascht, als sie das Paket öffnete und auf einen Ansichtssache. Denn die Varianten, die mir hier angeboten stark riechenden und vermutlich verschimmelten Käse stieß – wurden, liefen entweder von alleine davon oder sie waren den sie mit spitzen Fingern entsorgte. So gerne sie an meinen verschimmelt – und intensiv rochen sie sowieso. So viel stand Künsten teilhaben wollte: „das hier“ konnte sie nicht essen, fest: Essen konnte ich „das“ nicht. Tapfer schnitt ich ein Torten- gestand sie mir später. „Mama“, sagte ich gekränkt. „Das war ein stück aus einem runden Frischkäse und erklärte radebrechend, echter Käse! Nur ein bisschen gereift!“ Dass sie froh sein könne, dass mir die anderen Sorten zu „fremd“ seien. Meine Tischgenos- dass ich meine Auszeit nicht auf einem korsischen Bauernhof sen lachten und erzählten mir von wirklich fremdartigen Exemp- genommen hatte, habe ich ihr verschwiegen. Denn dann hätte ich laren: In Korsika esse man Käse, der von Würmern bewohnt ist: ihr wohl einen von Würmern bewohnten Käse geschickt. •

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