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KOLUMNE: DIE POLIZEI, DEIN AMICO E AIUTANTE!
MARTIN ZÖLLER IST AUTOR VON „MADONNA, EIN BLONDER! GANZ UND GAR NICHT ALLTÄGLICHE GESCHICHTEN AUS ROM“
Die Polizei, dein amico e aiutante
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Was ist das, was man am wenigsten im Urlaub haben möchte? Ganz oben sicherlich: schlechtes Wetter. In Italien: kein Problem. Als nächstes? Schlechtes Essen und hässliche Unterkünfte. In Italien: selten ein Problem. Drittens: Kontakt mit der Polizei, weil man beklaut wurde, weil man mit dem Mietwagen zu schnell gefahren ist. Gut, dass es ein paar einfache Tipps gibt, wie man mit italienischer Polizei umgeht. Erste Regel: Übertreten Sie keine Regeln und erfüllen Sie wo immer das Klischee des gewissenhaften Menschen aus deutschsprachigem Lande. Uns wird häufig vorgeworfen, Italien zu klischeehaft zu sehen - Stichworte: Pizza, Mama, Mafia, o sole mio – allerdings pflegen auch die Italiener ihre Klischees von uns: Autos, Kartoffeln, schlechtes Wetter, Disziplin. Deshalb: Wenn man als Tourist etwa der Ordnungsliebe nicht gehorcht, kann es fies werden. So radelte ich einmal an einem verregneten Sonntagmorgen durch die menschenleere Fußgängerzone von Padua, wurde aber prompt von der Polizei aufgehalten, und durchaus emotional verhört: „Machst du das in Deutschland auch?“ Natürlich darf man hier nie „Nein“ antworten, auch wenn es so wäre. Stattdessen gilt es, Umstände zu beschreiben, Empathie zu wecken, weshalb man zum Beispiel zu schnell gefahren ist: Hunger, Durst, Liebe...Die menschliche Note wird helfen – und das Bekenntnis zu Regeln „sogar“ in Italien. Zweite Regel: Was ebenfalls gut hilft, wenn man von der Polizei angehalten wird: anstrengend sein und den Polizisten die Lust daran nehmen, sich z.B. auf englisch stundenlang mit einem läppischen Sachverhalt zu beschäftigen. In Rom hatte ich einmal mein Motorino mit deutschem Kennzeichen versehentlich hinter eine Absperrung unmittelbar an der amerikanischen Botschaft gestellt – als ich zurückkam, schnüffelten schon Bombenspürhunde an meiner Vespa. Der Einsatzleiter war zurecht stocksauer, weil ich aber in schlechtem Italienisch radebrechte, mein Fahrzeug ein deutsches war und das auch für ihn alles kompliziert geworden wäre, verlor er die Lust und lies Gnade vor Recht ergehen. Ähnlich erging es mir, als ich als Student im Zug mit einer Fahrkarte für die zweite Klasse in der ersten Klasse „erwischt“ wurde. Zunächst wurde mir eine ganze Litanei an Bußgeldern vorgelesen, als klar war, dass ich kompliziert werden könnte, hieß es nur mittelfreundlich „vattene!“ („Hau ab!“). Dritte Regel: übertreiben Sie es einfach nicht. Schon die Höflichkeit gebietet es, sich in einem fremden Land nicht schlimmer zu benehmen, als zu Hause. Da in Italien ein anderes Gewohnheitsrecht gilt - Stichworte „gewagte Fahrmanöver“, „wildes Parken“ – fällt man durch lockeres, nicht übertriebenes, Mitschwimmen am wenigsten auf. So ist es mir häufiger gelungen, in einem wilden Rudel von Ordnungsübertretern einfach unterzutauchen: Wenn links und rechts Leute zu dritt auf einem Moped oder über rot fahren, dann wird man selbst schon nicht herausgepickt. So transportierte ich einmal in Rom ein Bügelbrett auf die ziemlich irre Weise, dass ich es vor mir zwischen Lenker und Knien eingeklemmt hielt und während der Fahrt links an ihm vorbeischaute, um überhaupt etwas zu sehen. An einer Kreuzung, ich wollte links abbiegen, kam mir die Polizei entgegen. Ich schaute nervös hinter dem Bügelbrett hervor, die Polizisten staunten zurück, ich machte mich schon auf ein Verhör und vor allem die Beschlagnahmung des Bügelbrettes gefasst. Doch nichts dergleichen: Die Polizisten machten eine freundliche Lichthupe und ließen das Bügelbrett und mich ungestört links abbiegen. Wie auch immer es kommt, wir wünschen: Wenig Kontakt mit der Polizei, stets bestes Wetter, feines Essen und schöne Unterkünfte. •