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TRENTINO

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DIE Valsugana

Seen und mehr im Trentino

Südöstlich von Trento breiten sich zwei Seen aus: der Lago di Levico und der größere Lago di Caldonazzo. Anlass für eine Entdeckungstour in der Valsugana, wie die mit einem eigenwilligen Schloss, einer besonderen Sprache und viel Kunst gesegnete Region heißt.

TEXT UND FOTOS PAUL VAN EIJNDHOVEN

Guide Sebastiano.

AM Lago di Levico ENTSPANNEN

In den kommenden Tagen wird Sebastiano mein Guide sein, doch da ich schon früh auf bin, habe ich nach dem Frühstück noch Zeit mich umzusehen. Die Sonne scheint bereits überschwänglich, als ich vom Hotel Florida die Straße überquere und zum See laufe. Ein älterer Mann angelt und ein Stück weiter erhält eine Gruppe Frauen YogaUnterricht von einem Mann mit nepalesischer Klangschale. Ansonsten ist ruhig, so mancher versucht bereits, einen Platz auf der großen Wiese zu reservieren. Es verspricht ein prächtiger Tag zu werden. Schon bald werden hier Familien, Paare und Gruppen von Freunden auflaufen, um Sonne, Wasser und die schöne Aussicht zu genießen. Motorboote sind auf dem See verboten, weshalb er ideal zum StandupPaddling und Kanu fahren ist. Im Strandlokal La Rociondola mit mehreren Terrassen, können Gäste wunderbar Drinks und Snacks zu sich nehmen. Am Nachmittag wird es hier entsprechend voll. •

eine kuh ADOPTIEREN

Roberta, Lola, Sissi oder doch lieber Ginetta? Sie dürfen die Kühe von Malga Palù adoptieren. Eine schöne Initiative in der Valsugana, die es Menschen ermöglichen soll, das Leben auf einer Malga (einem Sommerbauernhof auf einem Berg) und das Handwerk der Käseproduktion kennen zu lernen. Für 65 Euro kann man eine Kuh aus einer der 16 Malgas adoptieren. Von Mitte Juni bis Mitte September kann man die Kuh besuchen und Käse für 50 Euro bei der Malga abholen. Guide Sebastiano und ich werden vor Ort herzlich von Paolo empfangen, dem Besitzer der Malga Palù, wo wir uns über die Herstellung des Vezzena informieren. Ein Hartkäse in verschiedenen Varianten mit Schnittlauch, Fenchel, oder Peperoncino. Oben auf 1400 Metern gibt es ein kleines Geschäft, wo neben Käse auch Salami und Konfitüren verkauft werden. All dies kann man auch in einem kleinen Restaurant verkosten. Das Konzept der Kuhadoption ist laut Paolo ein großer Erfolg und es stützt die Malgas. Sebastiano selbst hat mal seiner Oma eine adoptierte Kuh geschenkt ein wahrlich originelles Präsent. • >

Aeneas Wilder: Senza titolo 169.

Arte Sella: kunst ZWISCHEN DEN BÄUMEN

Unsere Führerin Clelia wartet an der Kasse der Arte Sella bereits auf uns. Die ältere Dame stammt aus Südafrika, hat aber italienische Wurzeln und lebt gemeinsam mit ihrem Mann schon einige Jahre im Trentino. Mit großer Begeisterung erläutert sie, dass der Arte Sella aus zwei Teilen besteht: einer Wanderung durch den Wald bei der Malga Costa und dem Garten der Villa Strobele, wo alles angefangen hat. Wir fangen im Wald mit einer 45 Minuten langen Wanderung an. Vor gut 20 Jahren wurde dieser Teil ergänzt. Kernbestandteil ist die Cattedrale Vegetale, ein Projekt des Künstlers Giuliano Mauri. Die „grüne Kathedrale“ besteht aus einem Mittelschiff mit zwei Seitenflügeln, dessen tragende Säulen Bäume sind. Es handelt sich um ein work in progress, denn die Äste wachsen immer mehr aufeinander zu, bis sie ein Dach bilden. Die meisten Kunstwerke denen wir begegnen, werden eines Tages an die Natur zurückgegeben. Sie werden nicht wiederhergestellt, die Natur hat freie Hand. Eine der bemerkenswertesten Arbeiten ist meiner Meinung nach Senza titolo 169 von Aeneas Wilder (s. Foto). Wer genau mittig steht, hört den Hall seiner eigenen Stimme. Clelia: „Dieser Park ist auch für Kinder schön, sie dürfen überall herein oder drauf sitzen.”

Will Beckers: Attraversa l’anima.

Henrique Oliveira: Radice comune. Lee Jaehyo: 0121-1110=115075.

Chris Drury: La stanza del cielo. Ebenfalls amüsant ist Radice Comune des brasilianischen Künstlers Henrique Oliveira, ein liegender Baumstamm mit einem Knoten. Das ist unmöglich, oder? Stimmt, aber es wirkt sehr real. So wird der Spaziergang zu einer echten Empfehlung für Jung und Alt. Als wir auf dem Weg zur Villa Strobele an einer Wiese vorbeilaufen, zeigt Sebastiano auf ein paar Bäume in der Ferne. „Als ich mich das erste Mal im Paragliden versucht habe, bin ich in diesem Baum gelandet“, erzählt er lachend. Auch die Kunstwerke im Garten der Villa Strobele lohnen sich, vor allem zwei japanische Arbeiten, bei denen Hölzer kunstvoll ineinander greifen. Leider ist während unseres Besuchs ein Teil der Gärten geschlossen, weil ein Sturm sie unbegehbar gemacht hat. Doch der Schaden ist hoffentlich bald beseitigt. •

Der Hotelflügel des Castel Pergine.

LebEN WIE EIN SCHLOSSHERR

Leicht nördlich der beiden Seen befindet sich auf einem Hügel das Castel Pergine. Schon zu Zeiten der Römer gab es hier einen Festung, die als Portal zur Valsugana galt. Im 13. Jh. wurde diese zu einem mittelalterlichen Fort ausgebaut. Dank der Aussicht auf die Umgebung besaß es eine strategische Funktion. Seit einigen Jahren ist das Schloss in Händen einer Stiftung. Auch ist das Castel Pergine das einzige Schlosshotel im Trentino. Wer mag, kann mitten in der Schlossromantik übernachten. Im Anbau aus der Zeit des Konzils von Trient (15451563), oder in einer Suite in einem der drei Türme. Im Schloss selbst können einige Säle besichtigt werden. Im Thronsaal lockt eine Bar und in zwei Sälen des Palazzo Baronale hat sich ein Restaurant eingerichtet. Ein herrliches Ambiente, um in den Genuss eines vorzüglichen Degustationsmenüs zu kommen. Ich fühle mich fast wie ein Schlossherr, als ich an einer großen Tafel am Fenster diniere mit Aussicht auf die nähere und fernere Umgebung. Jedes Jahr organisieren die Betreiber des Schlosses eine Skulpturenausstellung, sowohl draußen als auch drinnen. 2022 unter dem Titel Starry Night mit Arbeiten von Marco Lodola. Hinzu kommen allerlei Kulturveranstaltungen: Konzerte, Theaterstücke, literarische Abende und mehr. Details stehen auf der Webseite des Schlosses. • >

DAS VERZAUBERtE Tal

Am Vormittag fahren wir in ein leicht abgelegenes Tal, wo wir an einer Wassermühle verabredet sind. Es ist das Valle dei Mocheni, wo sich im 13. Jh. deutsche Bauern niedergelassen hatten. Sie haben große Landparzellen erhalten, auf denen sie Getreide anbauten. Dieses musste gemahlen werden, was unter anderem in dieser wunderbar restaurierten Wassermühle geschah, die jetzt als Museum fungiert. Bereits in einem Schriftstück aus dem Jahr 1292 wurde eine bei Frassilongo bestehende Mühle erwähnt. Unsere Führerin Martina erklärt uns, wie die Mühle funktioniert. Hierzu öffnet sie im nahen Gebirgsbach eine Luke, wodurch das Wasser zur Mühle umgeleitet wird, die sich nun langsam in Bewegung setzt. Martina spricht noch die alte lokale Sprache, das Mocheno, in der ich Deutsches zu erkennen glaube, worauf ich mir aber letztlich keinen Reim machen kann. Nächster Halt ist etwas weiter im Tal der Filzerhof, ein Museumsbauernhof von 1324. Bis in die 1950er Jahre war er bewohnt, die letzten beiden Jahrhunderte von einer wohlhabenden Familie, wie Martina erzählt. Der Bauernhof ist mit historischen Möbeln und Objekten eingerichtet, weshalb er einen guten Eindruck vom Leben vergangener Zeiten vermittelt. Jenseits von Historie, Folklore und der eigenwilligen Sprache aber ist das Valle dei Mocheni schlichtweg prächtig. Wegen seiner Abgeschiedenheit sind Dörfer und Bauernhöfe unverfälscht. Ein ideales Wanderrevier, das der österreichische Schriftsteller Robert Musil einst als „verzaubertes Tal“ bezeichnet hat. • >

TIPPS

ÜBERNACHTEN • Hotel Florida

Prima Hotel mit Schwimmbad nur einen Steinwurf vom Lago di Levico entfernt. Via Segantini 20, Levico Terme. floridahotel.it

ESSEN UND TRINKEN • Restaurant Riviera

Direkt am Lago di Caldonazzo gelegenes, recht einfaches und touristisches Restaurant. Schöne Aussicht auf den See. Viale Venezia N. 8, Calceranica al Lago. ristorante-riviera.com

• Restaurant Al Legno

Angenehmes Restaurant mit schöner Terrasse auf dem Weg zur Arte Sella, wo ich die canederli di patate con fonduta di formaggio (Knödel mit geschmolzenes Käse) empfehlen kann. Deftige Kost, aber lecker. Im Garten hinter dem Restaurant können Kinder zwischen freilaufenden Hühnern und Kaninchen spielen. Während wir essen beschließt ein Kaninchen sich am Straßenrand niederzulassen, zum Glück aber kehrt es zurück. Località Val di Sella, 16, Borgo Valsugana. allegno.it

• Mas del Saro

Ein sympathisches Agriturismo mit nur wenigen Tischen im Valle dei Mocheni. Es handelt sich um eine echte Maso, einen Bergbauernhof, wo Renzo herrliche Speisen serviert, während seine Frau Vea am Herd steht. Sie versuchen so weit wie möglich Selbstversorger zu sein und bauen Gemüse, Getreide, Kartoffeln, Obst und Kräuter an. Auch halten sie Hühner für frische Eier und halten sie Bienen wegen des Honigs. Das Mas del Saro ist eine Empfehlung für raffinierte Gerichte, die an einem wunderbaren Ort mit viel Liebe gemacht werden. Sant’Orsola. masdelsaro.it

Bottega da Gigi.

• Castel Pergine

Ein fürstlicher Ort zum Dinieren mit Übernachtungsmöglichkeit. Via al Castello, 10, Pergine Valsugana. castelpergine.it

• Bottega da Gigi

Im Zentrum von Levico Terme liegt dieses Delikatessen

Al Legno.

geschäft, wo Sie lokale Spezialitäten wie den Kuchen Treccia Mochena kaufen können. Via Regia, 4, Levico Terme. dagigilevicoterme.it

AKTIVITÄTEN • Adotta una mucca

Adoptieren Sie für 65 Euro eine Kuh und decken Sie sich im Sommer mit Käse im Wert von 50 Euro ein. Sehr sympathische Initiative. Wahl von Malga und Kuh über die Webseite! adottaunamucca.org

• Arte Sella

Kunstprojekt im öffentlichen

Mas del Saro.

Aussicht bei Mas del Saro.

Raum im Val di Sella. Bei einer Waldwanderung kommen Sie in den Genuss besonderer Kunstwerke, die im Wald und im Garten einer Villa zu sehen sind. Kinder dürfen überall herumtoben. Hintergrundinformationen machen die sehenswerten Kunstwerke noch interessanter. artesella.it

• Valle dei Mocheni

Webseite mit Informationen über Sehenswürdigkeiten sowie über die Mocheni, ihre Sprache und ihre Traditionen. bersntol.it

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