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Null-Bock-Tage

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Aus dem Leben

discussed camomile – Streetwear von der Ostalb

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Regionale Mode von der Ostalb. Das ist es, was Marc Kränzle und Daniel Aufrecht machen wollten. Im Jahr 2018 gründeten die beiden Freunde mit ihrer Idee das Streetwear-Modelabel discussed camomile. Wir haben uns für euch mit den beiden Gründern unterhalten und nachgefragt, wie sie auf ihre Idee kamen und welche Tipps sie für künftige Gründer und Gründerinnen haben.

DANIEL AUFRECHT

MARC KRÄNZLE

Jahrgang 1996 Master-Studium „Entwicklung und Management im Maschinen- und Automobilbau“ Tätigkeit: Ingenieur im Automobilbereich Hobbys: Tennis, Skifahren, Radfahren, Kunst

Jahrgang 1997 Studium der Rechtswissenschaften Tätigkeit: Rechtsreferendar am Landgericht Konstanz Hobbys: Tennis, Fitness, Radfahren, Skifahren, Kunst, Fotografie

Wie hat es für euch angefangen? Was waren eure ersten Schritte? Daniel: Die Idee zu unserem Modelabel kam uns Mitte 2018. Wir haben zusammen gebrainstormt und haben recht schnell ein offizielles Gewerbe angemeldet. Das war im Dezember 2018, als wir sagen konnten, wir haben wirklich gegründet. Dann kam die Zeit, in der wir das Formale abgearbeitet haben. Anschließend arbeiteten wir daran wie man Zeit hatte. Und so ist es langsam gewachsen. Ich würde mal sagen, über gute anderthalb Jahre jetzt. Im April 2020 haben wir den Webshop offiziell eröffnet und sind sozusagen an den Markt gegangen.

Zwischen eurer Gründung und dem offiziellen Markteintritt lagen ja gut zwei Jahre. Was ist in dieser Zeit angefallen? Lag der Fokus auch auf Themen wie Design und Marketing? Daniel: Genau, auf allem, was eben so anfällt. Wir starteten relativ klein, also mit einer kleinen Auflage. Trotzdem haben wir versucht, die Basis für unser Unternehmen so zu legen, dass es wachsen kann. Dazu gehörte, ein solides Fundament zu legen, Prozesse zu etablieren, die dann auch für größere Stückzahlen funktionieren. Das frisst natürlich viel Zeit. Und in alles musste man sich erst reinarbeiten, weil man natürlich von ein paar Sachen auch keinerlei Ahnung hatte. Es dauert ein bisschen, bis man sich da reingelesen hat und die richtige Lösung für sich, das Produkt und für den eigenen Bedarf gefunden hat.

Unsere Idee sollte etwas Besonders haben.

Daniel Aufrecht

Also habt ihr euch euer ganzes Gründerwissen Schritt für Schritt selbst angeeignet? Oder hattet ihr bereits Ansprechpartner, an die ihr euch wenden konntet und die aus eigener Erfahrung berichten konnten? Marc: Mein Onkel arbeitet in Richtung Werbetechnik, also hatten wir zumindest bezüglich unserer Drucke einen Ansprechpartner. Mit unserer Schneiderin haben wir uns natürlich auch abgesprochen, aber ansonsten entstand alles mehr oder weniger im Alleingang. Daniel: Direkte Ansprechpartner gab es wirklich eher weniger. In unserem Bekanntenkreis gibt es eigentlich niemanden, der irgendetwas in diese Richtung gemacht hat. Daher galt für uns wirklich learning by doing. Trotzdem hatten wir Hilfe von Freunden und Familie in der Hinsicht, dass man sich natürlich immer ein bisschen abgesprochen hat und bezüglich unserer Designs nach ihren Meinungen gefragt hat, um sich so ein wenig Feedback einzuholen.

Warum regionale Mode? War es von vorneherein klar, dass es in diese Richtung gehen soll, oder ein Herzensthema? Daniel: Ich würde sagen, dass es sich während der Zeit, in dem ganzen Findungsprozess, so entwickelt hat. Ich würde nicht behaupten, dass es von Anfang an der Plan war. Wir wollten etwas Besonderes machen und haben überlegt was sich anbieten würde und sind recht schnell auf unsere jetzige Idee gekommen. Wir dachten: Mode wäre cool, weil man dort kreativ sein kann, ausgefallene Marketingideen entwickeln und auch jede Menge Spaß haben kann. Und dennoch kommen dabei auch die unternehmerischen Aspekte nicht zu kurz. Als das klar war, sollte es schon irgendetwas Besonderes sein. Wir wollten nicht einfach nur T-Shirt-Rohlinge einkaufen und etwas darauf drucken. Daraus entstand die Idee, dass wir das Ganze regional machen. Auch, weil wir in dieser Richtung für uns nichts gefunden haben. Als wir die ersten Prototypen gemacht haben, zusammen mit der Schneiderin, war es ganz klar, dass dies das Richtige ist. Einfach, weil es sich auch deutlich von anderen Shirts abhebt.

Die Designs für ihre Produkte denken sich die beiden Gründer gemeinsam aus.

Fotos: discussed® CAMOMILE

Logo und Modelabel sind perfekt aufeinander abgestimmt.

Dabei ist camomile ein Wortspiel aus dem englischen Wort für Kamille und Camouflage. Wie habt ihr bei dem Ganzen zueinander gefunden? Wie kam es, dass ausgerechnet ihr beiden zusammen diese Idee aufbaut? Marc: Wir sind Kindheitsfreunde. Nicht ganz Sandkastenfreunde, aber mit so fünf oder sechs Jahren haben wir uns beim Tennis kennengelernt. Über die Jahre hinweg hat sich so eine gute Freundschaft entwickelt. Irgendwann waren wir uns einig, dass wir etwas gemeinsam aufbauen möchten.

Und anschließend, wie seid ihr dort gelandet, wo ihr jetzt seid? Wie war euer Werdegang? Habt ihr schon früh gezielt darauf hingearbeitet, irgendwann einmal ein eigenes Unternehmen zu gründen? Marc: Wir waren in Wasseralfingen auf dem Gymnasium in unterschiedlichen Klassen. Damals gab es eigentlich noch überhaupt keine Intention, irgendwie in diese Richtung zu gehen und zu gründen. Nach der Schule haben wir beide angefangen zu studieren. Ich Jura und Daniel Maschinenbau. Also auch etwas komplett anderes als Mode. Das lief erst eine ganze Weile ganz normal ab. Erst während des Studiums – bei Daniel war es sogar schon fast gegen Ende – kam uns der Gedanke, dass wir etwas zusammen aufbauen möchten.

Irgendwann war klar, dass wir etwas gemeinsam aufbauen möchten.

Marc Kränzle

Und jetzt? Ist euer Modelabel etwas, von dem ihr sagt, dass ihr es in Zukunft hauptberuflich machen möchtet oder soll es weiterhin eine nebenberufliche Tätigkeit sein? Daniel: So etwas hauptberuflich zu machen, ist eine schwierige Entscheidung und muss gut überlegt sein. Man sollte sich schon recht sicher sein, dass es klappt. Eine Garantie gibt es natürlich nie, aber auch die Umsätze müssen natürlich stimmen. An sich ist alles möglich. Aber erst soll unser Unternehmen noch deutlich wachsen, bis wir so weit denken, das irgendwann vielleicht einmal hauptberuflich zu machen. Nebenberuflich ist das schon etwas angenehmer, weil es diesen starken Druck, dass es unbedingt klappen muss, nicht gibt. Aber sobald man es hauptberuflich macht, muss es einfach funktionieren. Sonst steht irgendwann nichts mehr zum Essen auf dem Tisch, ganz dramatisch gesagt. Und ohne diesen Druck kommen meiner Meinung nach auch coolere Sachen raus. Man kann sich doch mal den ein oder anderen Tag mehr Zeit nehmen, ohne auf Zwang etwas machen zu müssen.

Habt ihr trotzdem einen Plan, wie es die nächsten Jahre weitergehen soll? Wohin die Reise gehen soll? Daniel: Aktuell bieten wir T-Shirts und Socken an. Wobei die Socken relativ neu dazugekommen sind. So viel können wir aber schon verraten, dass wir mittlerweile dabei sind, neue Produkte zu entwickeln. Es ist auf jeden Fall das Ziel, dass wir unser Produktportfolio erweitern und auch mit den Stückzahlen hochgehen. Damit unser Label, unser Unternehmen, nach und nach immer weiter wächst. Eben so, dass wir wachsen und unsere Produkte entwickeln können, ohne groß die Hilfe anderer Geldgeber zu benötigen. Natürlich haben wir anfangs Geld reingesteckt. Aber mittlerweile sind wir an einem Punkt angelangt, an dem es von selbst läuft oder auch selber laufen sollte. Und dementsprechend planen wir gerade unsere neuen Produkte und Stückzahlen.

Discussed camomile: Wie kam es eigentlich zu dem Namen? Marc: Anfangs fiel es uns schwer, einen Namen zu finden, der zu unserer Markenphilosophie passt und diese widerspiegelt. Da haben wir schnell feststellen müssen, dass das nicht so einfach ist, weil wir gleichzeitig immer prüfen mussten, was es im Markenregister bereits gibt. Dementsprechend hat sich die Suche richtig schwierig gestaltet. Mit dem, was am Ende rausgekommen ist, sind wir aber mega zufrieden. Das Ganze setzt sich im Prinzip aus zwei Teilen zusammen. Zum einen dieses discussed und dann das camomile. Das finden wir vor allem deshalb gut, weil sich das in jede Richtung abwandeln lässt. Also angenommen wir starten einen weiteren Geschäftszweig, dann kann man jeglichen Begriff hinter das discussed setzen. Camomile war letztlich die Wahl, die wir für den Bereich

Nachhaltige Streetwear ist das Prinzip von discussed camomile, mit dem das Modelabel hervorsticht.

Neben T-Shirts und Socken sollen bald weitere Produkte ihren Weg in den Online-Shop finden. Im Hintergrund entwickeln die beiden Gründer bereits neue Designs und Produktideen.

Mode getroffen haben. Es ist ein kleines Wortspiel aus Camouflage und dem englischen Wort für Kamille. Unser Logo stellt auch dementsprechend eine Blüte dar. Zum anderen impliziert das auch ein Stück weit Nachhaltigkeit. Unser Logo und unsere Mode sollen den Betrachter anregen, sich Gedanken zu machen, was sich wiederum in dem Wort discussed widerspiegelt. Umso erleichterter waren wir, als das Zertifikat vom Markenamt kam und unser Name damit durchgegangen ist. Da hat man sich schon richtig gefreut.

Welchen Ratschlag oder Tipp würdet ihr jemandem mit auf den Weg geben, der diesen Weg des Gründens auch gehen möchte? Daniel: Nichts überstürzen und langsam, aber sicher anfangen. Das ist ganz wichtig, glaube ich, vor allem am Anfang. Ich glaube, viele wagen es auch nicht, ihre Idee, die sie haben, wirklich anzugehen, weil sie denken, dass der Aufwand viel zu groß und viel zu viel ist. Natürlich ist das ein Aufwand und man muss das wollen. Aber ich glaube, wenn man mal anfängt, kommt man auch voran. Wenn man es, wie wir, nebenher macht, ist der Druck wie gesagt geringer und man kann sich die nötige Zeit nehmen und so einteilen, wie es einem passt. Und was auch immer hilft ist, wenn man es nicht alleine macht. Wenn man so etwas zusammen angehen kann, ist das immer besser, egal ob es jetzt zwei, drei oder vier Leute sind. Es gucken ein paar mehr Leute über alles und man kann sich Aufgaben teilen. Vielleicht findet man auch bereits Leute, die ein wenig Ahnung von der Materie haben oder sich in einem Gebiet spezialisiert haben und ihr Fachwissen teilen können. Davon kann man dann durchaus profitieren.

Marc: Was ich auch extrem wichtig finde, ist es, sich etwas auszusuchen, das einem einfach Spaß macht, und das Ganze dann aus dieser Motivation heraus machen. Ich denke, wenn man mit der Grundlage anfängt, um jeden Preis das große Geld zu machen, egal mit was, bleibt der Spaß ein bisschen auf der Strecke. Dann führt das Ganze auf Dauer auch zu nichts. Man muss sich natürlich bewusst machen, dass die Arbeit auch mal frustrierend sein kann. Aber das ist ganz normal, denke ich. Man muss eben Geduld mitbringen, weil sich ein Unternehmen nicht von heute auf morgen von allein aufbaut.

Daniel: Stimmt, aber auf der anderen Seite gibt es eigentlich viel mehr Momente, in denen man richtig Spaß hat und sicher ist, dass das richtig cool wird. Momente, in denen man denkt: So, das hat jetzt geklappt und sich über einen Meilenstein freut. Ich glaube, dann kann man auch besser über die Momente hinwegsehen, in denen es vielleicht einmal nicht optimal läuft.

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