Schizophrenie - Die Erkrankung erkennen und mit ihr umgehen

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SCHIZOPHRENIE Die Erkrankung erkennen und mit ihr umgehen

Mit hilfreichen Erklärungen, Hinweisen für den Alltag und Tipps für Betroffene und Angehörige

Gesundheit gut und günstig


Impressum Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung und Vervielfältigung, vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung der CT Arzneimittel GmbH darf kein Teil der Broschüre durch Mikroverfilmung, Fotokopie oder ein anderes Verfahren reproduziert werden. 2007 CT Arzneimittel GmbH Lengeder Straße 42 a, 13407 Berlin ©

Konzept & Text: Jutta Heinze, Joachim-Mähl-Straße 1 a, 22459 Hamburg, jutta.heinze@hamburg.de Wissenschaftliche Beratung: Dr. med. Matthias Bokeloh, Facharzt für Psychiatrie, Hamburg Layout: Stefan Behrendt, Löwenstraße 54, 20251 Hamburg, info@bbpm.de Schlussredaktion: TEXT+PLAN Dr. Ira Lorf, De-Voß-Straße 8, 22767 Hamburg, textundplan@t-online.de Fotos: Digital Vision, Veer Incorporated

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Inhalt Schizophrenie – eine verschwiegene Krankheit

4–5

Chaos in Gefühlen und Gedanken

6–8

Schizophrenie bei Kindern und Senioren

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Eine Krankheit – verschiedene Symptome

10 – 13

Weitgehend ungeklärt: die Krankheitsursachen

14 – 15

Der Schizophrenie auf der Spur: die Diagnostik

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Individuell: die Behandlung

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Medikamente sind ein Muss

18 – 20

Heilsamer Strom: die Elektrokrampftherapie

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Begleitende Therapieverfahren

22 – 23

Selbstmanagement: den Verlauf im Blick behalten

24 – 27

Für die innere Stabilität: gesund und stressarm leben

28 – 29

Die Freizeit: Auf zu neuen Ufern

30 – 31

Ein langfristiges Ziel: zurück ins Arbeitsleben

32 – 33

Tipps für Angehörige

34 – 35

Raus aus der Isolation: Selbsthilfegruppen

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Hilfreiche Adressen und Links

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CT Arzneimittel: Gesundheit gut und günstig

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Schizophrenie – eine verschwiegene Krankheit Kaum eine psychische Erkrankung hat ein so schlechte Image wie die Schizophrenie. „Der ist ja verrückt“ und ähnliche Äußerungen drängen Schizophreniepatienten noch immer ins Abseits. Mit fatalen Folgen. Denn derartige Diskriminierungen im Alltag führen dazu, dass die Betroffenen aus Scham zu spät oder gar keine ärztliche Hilfe suchen. Dies erschwert jedoch eine frühzeitige und damit besonders aussichtsreiche Therapie der durchaus gut behandelbaren Erkrankung. Viele private Kranken-, Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen lehnen es ab, Verträge mit Personen abzuschließen, die bereits eine Psychotherapie wahrgenommen haben – selbst dann, wenn die psychische Erkrankung aus dem Leistungskatalog ausgeschlossen wird. 4


Vorurteile beseitigen Das Kompetenznetz Schizophrenie (www.kompetenz netz-schizophrenie.de) hat es sich daher unter anderem neben Forschungsfragen zur Aufgabe gemacht, grundlose Vorurteile gegenüber Schizophreniekranken aus dem Weg zu räumen. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte Netzwerk kümmert sich seit Jahren darum, dass Schizophreniepatienten besser versorgt werden. Für Fragen rund um das Thema Schizophrenie gibt es dort eine wöchentliche Hotline: Mi 12 – 14 Uhr, Telefon: 01801 - 72 44 96 (zum Ortstarif).

Genie und Wahnsinn? Historiker sagen einer Reihe berühmter Persönlichkeiten eine Schizophrenie nach: unter anderem dem schwedischen Schriftsteller August Strindberg und dem begnadeten Balletttänzer Vaslav Nijinsky. Die Geschichte des an Schizophrenie erkrankten amerikanischen Nobelpreisträgers John Nash kam 2001 unter dem Titel „A beautiful mind“ in die Kinos. Schizophrenie in Deutschland: Daten und Fakten Rund ein Prozent der Weltbevölkerung erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Schizophrenie. Die auch als „Spaltungsirresein“ bezeichnete psychische Krankheit tritt kulturübergreifend meist erstmals zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr auf. Von den rund 800.000 Schizophreniepatienten hierzulande leiden etwa 35 bis 40 Prozent der erstmals Erkrankten an chronischen psychischen und sozialen Behinderungen. Dies führt bei vielen bereits in jungen Jahren zur Erwerbsunfähigkeit.

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Chaos in Gefühlen und Gedanken Die Bezeichnung Schizophrenie stammt aus dem Griechischen und bedeutet frei übersetzt „Bewusstseinsspaltung“. Fälschlicherweise verwechseln viele Menschen diese irreführende Übersetzung mit einer Persönlichkeitsspaltung, bei der die Betroffenen unterschiedliche Persönlichkeiten in sich tragen, wie die literarische Figur des „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Eine derartige multiple Persönlichkeitsstörung ist jedoch eine eigenständige Erkrankung und hat nichts mit der Schizophrenie zu tun.

Ein Name, viele Gesichter Vor rund 100 Jahren etablierte sich der Name Schizophrenie als Sammelbegriff für eine Gruppe 6


schwerwiegender psychischer Erkrankungen und löste die bis dahin gebräuchliche Bezeichnung „Dementia praecox“ ab. Diese Erkrankungen – auch schizophrene Psychosen genannt – wirken sich auf das Denken, die Gefühle, die Wahrnehmungen und Überzeugungen aus. Sie beinflussen die gesamte Persönlichkeit, anders als die Neurosen, die nur Teile davon beeinträchtigen. Ganz wichtig: Eine Schizophrenieerkrankung ist keine Frage von mangelnder Intelligenz!

Schleichender Beginn Einer schizophrenen Psychose geht häufig eine Vorstufe voraus, die sogenannte Prodromalphase. In diesem frühen und meist unbehandelten Erkrankungsstadium leiden die Betroffenen an unspezifischen Symptomen. Sie ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück, klagen über Leistungsabfall sowie Denk- und Wahrnehmungsstörungen und haben Probleme, sich zu konzentrieren. Eine solche Phase dauert durchschnittlich fünf Jahre. Begleiterkrankungen bei Schizophrenie: Der Körper leidet mit Wie sehr Körper und Seele miteinander in Verbindung stehen, zeigt sich bei Schizophreniepatienten. Bei ihnen diagnostizieren Ärzte auffällig häufig parallel auch körperliche Erkrankungen – bei 50 – 80 Prozent der stationär und 20 – 40 Prozent der ambulant behandelten Patienten. Dazu gehören vor allem: t Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose und Herzinfarkt, Infektionen und Krankheiten der Atemwege t Missbrauch schädlicher Substanzen (Alkohol, Drogen, Tabak)

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Wellenförmiger Verlauf An die Prodromalphase schließt sich die psychotische Vorphase an, in der sich die ersten krankheitstypischen Anzeichen manifestieren. Schizophrenien verlaufen häufig in Schüben, seltener schleichend. Beim schubweisen Verlauf klingt die Erkrankung zwischen den mehrwöchigen oder -monatigen akuten Krankheitsphasen immer wieder ab. Zwischen den Schüben können sich die Symptome teilweise oder vollständig zurückbilden, gehen aber typischerweise in die sogenannte Residualphase über. In dieser Phase treten Residualsymptome auf. Beispielsweise isolieren sich die Betroffenen, vernachlässigen die Körperpflege und / oder zeigen sich überwiegend depressiv oder antriebsarm. Bei chronischen Erkrankungsformen bleiben diese Symptome im Gegensatz zum schubartigen Verlauf bis zur nächsten akuten Erkrankungsepisode bestehen und gehen zwischen den akuten Episoden nicht oder kaum zurück. In manchen Fällen verschlechtern sich diese Symptome von Mal zu Mal, bei anderen Patienten bleiben sie stabil. Zeichen des Leids: erhöhte Suizidgefahr Für Gesunde ist das Leid derer, die an Schizophrenie erkrankt sind, kaum vorstellbar. Etwa 10 bis 15 Prozent aller Erkrankten nehmen sich das Leben, damit liegt die Suizidrate 20-mal höher als bei Gesunden. Auch Unfälle mit Todesfolge kommen bei Schizophreniepatienten deutlich häufiger vor.

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Schizophrenie bei Kindern und Senioren Selten, aber möglich: Auch Kinder und ältere Menschen können erstmalig an Schizophrenie erkranken. Bei Kindern treten schizophrene Psychosen ab etwa dem achten Lebensjahr auf. Typische Symptome: Sprachprobleme (Sprachzerfall), Kontaktverlust und Störungen in der Gefühlswelt.

Kein Schutz durchs Alter Bis in die 80er-Jahre gingen Wissenschaftler davon aus, dass schizophrene Ersterkrankungen bis spätestens zum 45. Lebensjahr auftreten. Ein Fehlschluss, wie neuere Studien zeigen. Nach aktuellen Forschungsergebnissen nimmt die Zahl der über 70-Jährigen erheblich zu, bei denen Ärzte erstmalig Symptome einer Schizophrenie feststellen. 9


Eine Krankheit – verschiedene Symptome Eine Schizophrenie kann sich sehr unterschiedlich äußern. Eines ist allen Erkrankungsformen jedoch gemeinsam: Gesunde und veränderte Verhaltensweisen und Erlebniswelten existieren nebeneinander. Die Erkrankten haben eine veränderte Wahrnehmung, die Grenzen zwischen Wirklichkeit und individuell Wahrgenommenem verwischen sich (siehe Kasten auf Seite 12).

Positiv- und Negativsymptome in unterschiedlicher Stärke Experten differenzieren bei der Schizophrenie zwischen Positiv- und Negativsymptomen. Beide Symptomgruppen können zu erheblichen Persönlichkeitsveränderungen mit teilweise unerwarteten Verhaltensweisen führen. 10


Veränderte Persönlichkeit Zu den charakteristischen Positivsymptomen gehören Denkstörungen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen, Ich-Störungen wie Gedankeneingebungen sowie motorische Unruhe. Ein Großteil der Patienten hört – meist beleidigende oder kontrollierende – Stimmen und viele fühlen sich verfolgt. Sie haben Angst, dass jemand ihnen etwas Böses will oder dass andere sie überwachen oder gar steuern. Unter Negativsymptomen verstehen Mediziner eine Reihe von Beeinträchtigungen, die verschiedene psychische Komponenten umfassen. Die Betroffenen fühlen sich innerlich leer, können keine komplexen Zusammenhänge begreifen, verarmen in ihrer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit und haben eine reduzierte Mimik und Körpersprache. Die Erkrankten wirken häufig abweisend, zurückgezogen und kontaktgestört. Ein klassisches Krankheitsbild für Schizophrenie gibt es nicht. Je nach Ausprägung der Krankheitszeichen unterscheiden Wissenschaftler verschiedene Krankheitsformen. Oftmals fällt eine eindeutige Zuordnung schwer, da es viele Mischformen und Überschneidungen gibt. Depressionen – ein häufiger Begleiter Depressive Verstimmungen kommen bei Schizophreniepatienten besonders häufig vor und machen unter Umständen auch eine Krankenhausbehandlung erforderlich. Oftmals treten Depressionen im Anschluss an eine schizophrene Episode auf. Eine medikamentöse Behandlung oder eine entsprechende Psychotherapie können helfen, diese Depressionen in den Griff zu bekommen.

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Typische Schizophreniesymptome im Überblick Schizophrenie hat viele Gesichter. Die verschiedenen Krankheitszeichen können in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Ich-Störungen z. B. Gedankenausbreitungen, Gedankenentzug oder Gedankeneingebungen (die Betroffenen glauben, dass andere wissen, was sie denken, oder dass andere ihnen ihre Gedanken wegnehmen oder von außen eingeben wollen). Das Ich bzw. Teile des Körpers oder der Umwelt werden als unwirklich oder fremd empfunden. Manchmal meinen die Patienten, ihr Handeln werde von außen gesteuert Wahrnehmungsstörungen z. B. akustische Halluzinationen (Stimmenhören), optische Halluzinationen (Farben oder Szenen), Geruchs- und Geschmackshalluzinationen (schlechte Gerüche, „vergiftete“ Speisen) oder Körperhalluzinationen (Berührungen) Formale Denkstörungen z. B. Denkhemmung (gebremstes Denken mit schleppender Sprache), Gedankenwiederholungen, sprunghafte, flüchtige, unterbrochene Denkprozesse, Gedankenentzug (Abbruch von Gedanken), zerfahrenes Denken (bruchstückhafte Sprache) Wahn (inhaltliche Denkstörungen) z. B. Wahnstimmungen (die Welt wirkt verändert und unheimlich), Wahnwahrnehmungen (z. B. Verfolgungswahn), Wahneinfälle (wirklichkeitsferne Meinungen), bestimmte Wahnthemen (z. B. Beziehungswahn, Eifersuchtswahn, Verarmungswahn oder der Wahn, unheilbar krank zu sein) Starke, kurzzeitige Gefühlszustände (Affekte) z. B. schnelle Stimmungswechsel, Gefühlsarmut, Gemütsleere, Unbeherrschtheit, Euphorie, Depressivität, gegensätzliche Gefühle (z. B. auf eine Person bezogen), realitätsferne Gefühle (z. B. Lachen über Katastrophen, Weinen über etwas Lustiges), Angst Antriebs- und Bewegungsstörungen z. B. Antriebsarmut und -hemmung, motorische Bewegungslosigkeit oder motorische Unruhe, Sprachstörungen (z. B. übermäßiger Rededrang, Nachsprechen von Gehörtem, Wortkargheit, Wiederholungen), gekünsteltes Verhalten, Tics (unwillkürliche Muskelzuckungen), Aggressivität, sozialer Rückzug oder soziale Umtriebigkeit, Mimikstörungen

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Krankheitszeichen bestimmen die Krankheitsform Bei den schizophrenen Psychosen gibt es verschiedene Untergruppen und Verlaufsformen. Die häufigste Form ist die paranoide Schizophrenie, bei der Wahnvorstellungen und Halluzinationen vorherrschen. Rund 80 Prozent der Betroffenen hören Stimmen. Bei der bereits im Jugendalter beginnenden hebephrenen Schizophrenie stehen Stimmungsveränderungen, Antriebs- und Denkstörungen im Vordergrund. Schizophrenia simplex beginnt langsam und schleichend im Erwachsenenalter, die Betroffenen wirken merkwürdig und verschroben. Patienten mit katatoner Schizophrenie leiden vor allem an psychomotorischen Störungen wie Zwangshaltungen, eingeschränkter Bewegungsaktivität oder schweren Erregungszuständen. 13


Weitgehend ungeklärt: die Krankheitsursachen Warum eine Schizophrenie entsteht, wissen die Wissenschaftler bis heute nicht genau. Einigkeit herrscht aber darüber, dass dabei mehrere Faktoren zusammenspielen, sogenannte biologische und psychosoziale Faktoren. Experten bezeichnen diesen Erklärungsansatz als „Vulnerabilitäts-StressCoping-Modell“.

Die Last der Gene Dass bei der Schizophrenie die Veranlagung (Vulnerabilität) eine Rolle spielt, steht mittlerweile außer Frage. In der Verwandtschaft schizophrener Patienten tritt die Erkrankung deutlich häufiger auf als in der Gesamtbevölkerung. Je näher der Verwandtschaftsgrad, desto höher liegt das Erkrankungsrisiko. 14


Stress als Verstärker Kommen zur genetischen Erblast bestimmte Belastungsfaktoren (Stress) hinzu, erhöht sich die Krankheitsgefahr. Der Begriff Stress umfasst dabei eine Vielzahl möglicher Ursachen. Dazu zählen unter anderem Unregelmäßigkeiten im Gehirnstoffwechsel, veränderte Hirnstrukturen, Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen und frühkindliche Infektionen. Neben diesen biologischen Faktoren beeinflussen auch psychosoziale Stressfaktoren die Entstehung einer Schizophrenie und deren Verlauf. Belastende Lebensereignisse wie ein Arbeitsplatzwechsel, eine Trennung oder ein Todesfall fördern das Erkrankungsrisiko ebenso wie gestörte Familienverhältnisse (z. B. Vernachlässigung) in der Kindheit. Ebenfalls ungünstig wirkt sich eine gestörte Selbstwahrnehmung aus.

Probleme bei der Bewältigung Stehen keine ausreichenden Möglichkeiten zur Verfügung, diese Stressfaktoren zu bewältigen (Coping), kann sich nach dem Vulnerabilitäts-Stress-CopingModell eine Schizophrenie entwickeln. Problemfall Drogen Verschiedene Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass bestimmte Drogen die Gefahr für psychiatrische Erkrankungen und damit auch für Schizophrenie erhöhen. Dazu gehört Cannabis (Haschisch, Marihuana), speziell in Verbindung mit aufputschenden Substanzen (Amphetaminen) wie „Ecstasy“ oder „Speed“.

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Der Schizophrenie auf der Spur: die Diagnostik Bei der Diagnose einer Schizophrenie stehen die Symptome im Mittelpunkt. Bei bestimmten Symptomgruppen reicht bereits ein Krankheitszeichen (z. B. Gedankeneingebungen, Wahn oder Stimmenhören), um die Erkrankung festzustellen. Bei weniger eindeutigen Anzeichen (z. B. Halluzinationen, Apathie) benötigen die Mediziner mindestens zwei Symptome für eine eindeutige Diagnose.

Auf Nummer sicher gehen Eine körperliche und neurologische Untersuchung, psychologische Tests, Aufnahmen des Gehirns (Kernspin- oder Computertomografie) und Blutuntersuchungen sichern die Diagnose ab. Außerdem lassen sich damit andere Krankheiten als Ursache sowie Begleiterkrankungen ausschließen. 16


Individuell: die Behandlung Eine endgültige Heilung der Schizophrenie gibt es leider nicht, inzwischen aber sehr gute Behandlungsmöglichkeiten, die den Betroffenen ein deutlich leichteres Leben erlauben. Da bei den einzelnen Schizophreniepatienten unterschiedliche Symptome vorherrschen, wird die Behandlungsstrategie individuell angepasst.

Therapie im Zusammenspiel Üblicherweise besteht die Therapie aus einer medikamentösen Behandlung, Psychotherapie und Maßnahmen zur Wiedereingliederung ins alltägliche Leben. Sie orientiert sich an der Erkrankungsphase (Akutphase, Stabilisierungsphase, stabile Phase) und soll den Patienten einen weitgehend symptomfreien Alltag mit einer eigenständigen, selbstbestimmten Lebensführung ermöglichen.

Hilfe als Teamarbeit Daraus ergibt sich für jeden Patienten ein persönlich zugeschnittener Behandlungsplan für die in der Regel lebenslang erforderliche Schizophrenietherapie. Dabei steht den Betroffenen ein Behandlungsteam aus Medizinern (Psychiater, Neurologen) und verschiedenen Therapeuten zur Seite. Die Behandlung einer akuten Krankheitsepisode erfolgt – abhängig vom Schweregrad der Symptome – im Krankenhaus oder in ambulanten Therapieeinrichtungen. 17


Medikamente sind ein Muss Arzneimittel zur Behandlung von Psychosen (Antipsychotika) bestimmen die medikamentöse Behandlung in jeder Erkrankungsphase. Bei diesen Präparaten gibt es zwei Untergruppen, die typischen Neuroleptika der alten Generation und die modernen atypischen Neuroleptika. Beide beeinflussen hauptsächlich den Dopaminstoffwechsel im Gehirn. Der Botenstoff Dopamin ist dort während einer akuten Psychose aus dem Gleichgewicht geraten.

Weniger Nebenwirkungen Im Gegensatz zu den älteren Präparaten rufen die atypischen Neuroleptika weitaus weniger Nebenwirkungen hervor. Sie gelten daher mittlerweile als Mittel der ersten Wahl. 60 bis 70 Prozent der Schizophreniepatienten sprechen auf eine Behandlung gut an. Atypische Neuroleptika wie Olanzapin, Clozapin oder Risperidon eignen sich gleichermaßen für die Akut- und die Langzeitbehandlung. 18


Den richtigen Wirkstoff finden Nicht jeder Patient reagiert gleich. Falls der Therapieerfolg trotz ausreichender Dosierung innerhalb von vier bis sechs Wochen ausbleibt, wird der Arzt vermutlich ein anderes Neuroleptikum verschreiben. Ein Wirkstoffwechsel kommt auch infrage, wenn die Betroffenen das verordnete Medikament nicht so gut vertragen. Gerade in den ersten Tagen führen auch manche atypische Neuroleptika zu Müdigkeit, Konzentrationsproblemen oder Muskelverkrampfungen. Meist bilden sich diese Nebenwirkungen jedoch nach einiger Zeit zurück – atypische Neuroleptika gelten in der richtigen Dosierung als relativ gut verträglich.

Probleme ansprechen Dennoch sollten die Betroffenen ihren Arzt informieren, wenn sie Probleme bei der medikamentösen Therapie feststellen. Bitte die Medikamente auf keinen Fall auf eigene Faust absetzen! Ebenfalls wichtig: möglichst keinen oder nur sehr wenig Alkohol trinken, da Neuroleptika die Alkoholwirkung erhöhen. Außerdem kann Alkohol eine schizophrene Psychose verstärken. Bei der Behandlung am Ball bleiben Schizophrene Psychosen bergen ein hohes Rückfallrisiko – vor allem dann, wenn die Patienten sich nicht behandeln lassen oder die Therapie unterbrechen. Wer regelmäßig seine Medikamente einnimmt und zusätzliche Therapieangebote wahrnimmt, erleidet wesentlich seltener einen Rückfall als jene Patienten, die die Behandlung abbrechen.

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Spritzen statt schlucken Für all jene Patienten, die die regelmäßige Medikamenteneinnahme immer wieder vergessen oder krankheitsbedingt verweigern, bieten sich sogenannte Depot-Neuroleptika an. Diese spritzt der Arzt in mehrwöchigen Abständen.

Manchmal nötig: mehrere Medikamente Meistens reicht für die Schizophreniebehandlung ein einziges Medikament aus. Wenn durch die Behandlung mit nur einem Wirkstoff die Krankheitssymptome jedoch nicht in den Griff zu bekommen sind, kann der Arzt vorübergehend oder dauerhaft auf zusätzliche Arzneimittel zurückgreifen. Die Auswahl richtet sich danach, welche Symptome vorherrschen (z. B. Antidepressiva bei Depressionen, angstlösende Medikamente oder ein zweites Neuroleptikum). Einsicht fördert den Therapieerfolg Es liegt in der Natur der Schizophrenie, dass sich manche Patienten nicht über ihre Krankheit im Klaren sind oder sie nicht wahrhaben wollen. Es fällt ihnen schwer einzusehen, dass sie Hilfe benötigen und regelmäßig Medikamente einnehmen müssen. Nur so gelingt es aber, die Symptome in Schach zu halten, das Suizidrisiko zu senken und Rückfälle rechtzeitig zu erkennnen und auszubremsen. Zu einer erfolgversprechenden Behandlung gehört es daher unbedingt dazu, die Betroffenen und auch ihre Angehörigen über die Erkrankung und das Behandlungskonzept aufzuklären. Genauso wichtig ist es, die Patienten zu motivieren, dass sie regelmäßig ihre Medikamente einnehmen und begleitende Therapiemaßnahmen wahrnehmen.

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Heilsamer Strom: die Elektrokrampftherapie Bei einer lebensbedrohlichen katatonen Schizophrenie hilft letztlich nur die Elektrokrampftherapie. Die Betroffenen fiebern stark, leiden unter starkem Flüssigkeitsverlust und ihr vegetatives Nervensystem entgleist (typische Symptome: Blutdruckabfall oder starkes Schwitzen). Ärzte leiten dann kurze Stromimpulse durch das Gehirn der Patienten und lösen damit einen künstlichen epileptischen Anfall aus. In vielen Fällen reichen sechs Behandlungen aus, damit sich der Zustand der Patienten langsam wieder verbessert. Ohne Narkose und mit Anschnallen – die Zeiten sind längst vorbei. Heute „verschläft“ der Patient den Krampfanfall ganz entspannt: Unter Sauerstoffbeatmung erhält er eine kurze Vollnarkose und einen Zahnschutz. So kann er sich während des Krampfanfalls nicht selbst verletzen. 21


Begleitende Therapieverfahren Neben der medikamentösen Behandlung enthält der individuelle Behandlungsplan die psycho- und sozialtherapeutische Betreuung der Patienten. Ziel solcher Maßnahmen ist es, den Schizophreniekranken langfristig ein weitgehend „normales“ Leben zu ermöglichen und das Rückfallrisiko zu verringern.

Wissen ist Macht In Gruppen- und Einzelgesprächen sollen sich die Patienten mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen. Im Rahmen der sogenannten Psychoedukation versorgen Therapeuten die Schizophreniekranken und ihre Angehörigen mit verständlichem Fachwissen über die Hintergründe der Erkrankung und ihre Behandlung. Um die Krankheit langfristig bewältigen zu können, ist es wichtig, sie zu verstehen. 22


Verhalten trainieren Ein wichtiger Baustein des Behandlungskonzeptes ist ein Verhaltenstraining. Die Patienten üben dabei das Sozialverhalten und entwickeln ihre Fähigkeit, erfolgreich mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren – etwa in Rollenspielen. Während des Trainingsprogramms beleuchten Therapeuten und Patienten gemeinsam in Einzel- oder Familiensitzungen Denkweisen, Einstellungen und Überzeugungen, die das Verhalten in konkreten Situationen bestimmen.

Die Hürden überwinden Das Erlernen von Bewältigungsstrategien (CopingSkills-Training) soll helfen, die Symptome zu kontrollieren und die Beeinträchtigungen durch die Erkrankung zu kompensieren. Zudem bekommen die Patienten ein Gespür für ihre Reaktionen auf Stressauslöser. Vielen an Schizophrenieerkrankten tut es auch gut, sich in Ergo-, Musik- oder Tanztherapien kreativ zu betätigen. Berufsförderungsprogramme erleichtern den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben. Stationäre oder ambulante Behandlung? In der akuten Phase einer Episode entwickeln sich häufig so stark ausgeprägte Symptome, dass die Patienten eine Behandlung im Krankenhaus (psychiatrische Abteilung) benötigen. Das ist jedoch meist nur vorübergehend notwendig. Hat sich ihr Zustand stabilisiert, können die Betroffenen in der Regel ambulant oder in Tageskliniken weiter betreut werden. Für chronisch Erkrankte kommen Reha-Heime oder Wohngruppen infrage.

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Selbstmanagement: den Verlauf im Blick behalten In den seltensten Fällen kommen schizophrene Krankheitsschübe aus dem Nichts. Eine nahende Episode kündigt sich in der Regel durch verschiedene Frühwarnzeichen an, die bei jedem Patienten unterschiedlich ausfallen können. Je mehr die Betroffenen und Personen aus ihrem sozialen Umfeld über die Erkrankung wissen, desto besser gelingt es ihnen, frühe Anzeichen für einen drohenden Rückfall zu erkennen (siehe Kasten rechts).

Aufmerksame Wegbegleiter Oft spüren nahe Freunde und Verwandte eher als die Betroffenen selbst, dass etwas nicht stimmt oder sich eine neue Episode anbahnt. Sie sollten auffällig veränderte Verhaltensweisen oder Stimmungsänderungen daher aufmerksam im Blick 24


behalten und mit den Betroffenen und dem Behandlungsteam darüber sprechen. Nur wer dann sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt, kann verhindern, dass sich die Krankheitszeichen weiter verschlimmern. Ein Warnzeichen-Protokoll hilft den Betroffenen dabei, die Symptome zu überprüfen und Veränderungen aufzuspüren (siehe Seite 26).

Hilfsstrategien für den Umgang mit den Symptomen Wer im Zusammenhang mit einer Schizophrenie Stimmen hört, sollte sich durch lautes Lesen oder eine angeregte Unterhaltung mit anderen ablenken. Lautes Lesen ist auch bei formalen Denkstörungen wie Gedankenstopps eine hilfreiche Strategie. Ebenfalls gut: die Gedanken aufschreiben. Ablenkung oder Gespräche mit Vertrauenspersonen (enge Freunde, Behandlungsteam) helfen außerdem bei wirren Gedanken, Ideen und Wahnvorstellungen. Das Frühwarnsystem akuter Schizophrenieepisoden Verschiedene Symptome treten häufig im Vorfeld einer aktuten Krankheitsphase auf: t Schlafprobleme t Wirre, beunruhigende Träume und Gedanken t Sprach- und Verständnisstörungen t Probleme, Entscheidungen zu treffen t Antriebslosigkeit t Interessenverlust t Depressive Stimmungslage t Stimmenhören (neu oder verstärkt)

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Zum Kopieren: das Warnzeichen-Protokoll Je genauer Patienten dem Behandlungsteam ihre Krankheitssymptome beschreiben können, desto besser können die Therapeuten den Krankheitsverlauf einschätzen und darauf reagieren.

Monat:

Gefühle (z. B. Nervosität, Misstrauen, Angespanntheit) Datum: Datum: Datum:

Gedanken (z. B. Suizidgedanken) Datum: Datum: Datum:

Stimmung (z. B. Wut, Depressionen, Ängste) Datum: Datum: Datum:

Verhalten (z. B. Kontakt zu anderen) Datum: Datum: Datum:

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Schlüsselsituationen meiden Viele Patienten wissen, welche Situationen ihre Krankheitsbeschwerden auslösen oder verschlimmern, und sollten diese persönlichen Gefahrenquellen meiden. Zu den häufigsten Auslösern gehören Situationen, die Stress hervorrufen (z. B. große Feste), veränderte Lebensgewohnheiten (z. B. Umzug, neue Partnerschaft), Schlafmangel oder schwer zu bewältigende Sorgen und Ängste.

Gewappnet für den Notfall Manchmal verschlechtert sich die Erkrankungssituation so plötzlich und unerwartet, dass Schizophreniepatienten sehr schnell ins Krankenhaus müssen. Jeder Betroffene sollte daher einen vom Arzt ausgestellten Patientenausweis oder eine Notiz mit Telefonnummern des Behandlungsteams und der Angehörigen bei sich tragen. 27


Für die innere Stabilität: gesund und stressarm leben Wer sich gut und ausgeglichen fühlt, ist den täglichen Herausforderungen, die eine Krankheit mit sich bringt, besser gewachsen. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung und regelmäßigem Schlaf stärkt Körper und Geist. Dabei steigern auch Spaziergänge, Haus- und Gartenarbeit die Fitness. Gegen schlaflose Nächte helfen beruhigende Einschlafrituale wie Kräutertee oder Entspannungsmusik. Wer berufstätig ist, sollte sein soziales Umfeld dabei nicht aus den Augen verlieren und für Ausgleich sorgen.

Kürzertreten Nach einer überwundenen Episode gehört das Leben in ruhigere Bahnen, denn Stress erhöht 28


das Rückfallrisiko. So sollten die Betroffenen Situationen meiden, die sie sicher in große Aufregung versetzen würden – beispielsweise gesellschaftliche Verpflichtungen oder große Familienfeste. Oder sie planen ihre Teilnahme daran idealerweise so, dass sie sich bei Bedarf zurückziehen können. Manchen belastenden Ereignissen kann man sich jedoch kaum entziehen, beispielsweise einem Todesfall in der Familie oder einer Beziehungskrise. Solche Phasen lassen sich am besten mit Gesprächen und Entspannungsübungen bewältigen – das Behandlungsteam kann gute Tipps dazu geben. Die schlechten Partner für die Gesundheit Alkohol Einige Schizophreniepatienten suchen Entlastung durch Alkohol, vor allem in depressiven Phasen. Das aber kann negative Folgen haben, denn nicht selten lösen ein paar Drinks zu viel einen Rückfall aus. Zudem verstärken manche Medikamente die Wirkung des Alkohols oder umgekehrt. Wer dennoch ab und zu ein Gläschen trinkt, darf aber keinesfalls die Medikamente weglassen und sollte mit dem Arzt darüber sprechen. Nikotin Aus Langeweile oder bei Anspannung rauchen viele Kranke eine Zigarette nach der anderen. Das schädigt nicht nur die Gesundheit, sondern kann auch zu Spannungen in der Familie führen. Die Betroffenen sollten zusammen mit dem Behandlungsteam eine Lösung suchen. Kaffee Mehrere Tassen Kaffee, schwarzer Tee oder Colagetränke können zusätzlich nervös machen. Es gibt koffeinfreie und gesündere Alternativen: Mineralwasser, Säfte und Kräuteroder Früchtetees.

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Die Freizeit: Auf zu neuen Ufern Mit der Erkrankung verändert sich einiges: das Freizeitverhalten, die Lebensgewohnheiten und die Beziehungen zu Familie und Freunden. Um ein „neues“ Leben aufzubauen, braucht es etwas Zeit.

Alles zu seiner Zeit Manche Schizophreniepatienten kommen im Alltag kaum noch zurecht. Selbst die alltäglichen Dinge wie Waschen, Einkaufen oder Kochen schaffen sie nicht. Und die Unzufriedenheit darüber lähmt sie meist noch mehr. Ein fester Tagesplan kann diesen Kreislauf durchbrechen. Denn Struktur und Routine bieten den Betroffenen Sicherheit. Ebenso wichtig ist ein geregelter Schlaf zu normalen Zeiten. Wer 30


sich nachts mit Schlaflosigkeit quält, ersetzt das gewohnte Nickerchen am Mittag besser durch einen Spaziergang an der frischen Luft. Möglicherweise ist im Zuge der Erkrankung auch das Interesse an früheren Hobbys verloren gegangen. Die Betroffenen sollten sich überlegen, wie sie ihre Freizeit gerne nutzen möchten, und Dinge ausprobieren. Vielleicht entwickelt sich eine ganz neue Leidenschaft.

Liebe ohne Leiden Zwischenmenschliche Beziehungen sind manchmal schwierig – noch viel mehr für Menschen mit Schizophrenie. Denn die Krankheit bricht auch in die Beziehung zum Partner, zu Freunden und Angehörigen ein, die mit Trauer, Verwirrung oder auch Wut reagieren können. Auch wenn es schwerfällt: Es ist wichtig, mit den Lieben über das Leiden zu sprechen. Mit ein wenig Geduld entwickelt sich die Beziehung weiter und man kommt sich wieder näher. Auch bei den Sozialkontakten profitieren die Betroffenen von Stabilität. Sexualität ist kein Tabu Das sollten Schizophreniekranke in sexuellen Beziehungen beachten: t Manche Medikamente beeinträchtigen die Sexualfunktion und können die Fruchtbarkeit mindern. Der Arzt kann die Dosis verringern oder ein anderes Medikament verschreiben. t Angst und Stress können sexuelle Probleme auslösen oder verstärken – es hilft, darüber zu reden und sich beraten zu lassen. t Die Wirkung der Pille ist durch manche Medikamente herabgesetzt – es gibt alternative Verhütungsmethoden.

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Ein langfristiges Ziel: zurück ins Arbeitsleben Eine psychische Erkrankung kann das Berufsleben ziemlich umkrempeln. Viele Patienten können nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr ihrer bisherigen Tätigkeit nachgehen, müssen das Studium oder die Ausbildung abbrechen. Manchmal ändern sich mit der Schizophrenieerkrankung auch gänzlich die Interessen.

Der Zukunft ein Stück näher Der Patient spricht am besten mit dem Behandlungsteam über seine Fähigkeiten, Ziele und Möglichkeiten. Wichtige Überlegungen dabei: Wo (im Büro oder an der frischen Luft), wie (allein oder im Team) und wie viel (Teil- oder Vollzeit) möchte der Betroffene gerne arbeiten und mit welchem Arbeitsmodell fühlt er sich am wohlsten? 32


Dabei sollten sich die Beteiligten realistische Ziele setzen. Überforderung und Stress im Job steigern das Rückfallrisiko.

Alles, was Recht ist Bei einer Behinderung von mindestens 50 Prozent stehen Schizophreniepatienten unter dem Schutz des Schwerbehindertengesetzes. Darauf muss sich der Arbeitgeber einstellen: keine Mehrarbeit, eine zusätzliche Woche Urlaub im Jahr und besonderer Kündigungsschutz. Zudem soll der Arbeitgeber im Bedarfsfall die Arbeitsbedingungen anpassen, beispielsweise durch flexiblere Arbeitszeiten. Mit einem Schwerbehindertenausweis besteht ein Anspruch auf verschiedene Leistungen, wie Steuervorteile (z. B. Aufwendungen für eine Haushaltshilfe), Vergünstigungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr sowie Wohnungsbeihilfen. Gut beraten ist halb gewonnen Hier erhalten Sie Auskunft zu Job, Ausbildung und finanzieller Unterstützung: t Arbeitsagentur t Berufstrainingszentren, Berufsbildungs- und Berufsförderungswerke, Berufsinformationszentren t Studienberatungen an Universitäten und Fachhochschulen t Psychosozialer Dienst, Allgemeiner Sozialdienst, Sozialpsychiatrischer Dienst t Sozialamt t Rehabilitationseinrichtungen t Werkstätten für psychisch Behinderte

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Tipps für Angehörige Die teilweise recht bizarren Symptome der Erkrankung erschweren auch den Angehörigen von Schizophreniepatienten oft das Leben. Viele fühlen sich hilflos und überfordert. Eine Studie an der Universität Wien ergab: Etwa drei Viertel der Angehörigen sind traurig oder enttäuscht über den Krankheitsverlauf und sorgen sich um die Zukunft. Rund die Hälfte ist aufgrund früherer belastender Lebenssituationen bereits „ausgebrannt“ oder selbst krank, jeder Zehnte entwickelt eine Depression.

Hilfe suchen Angehörige sollten sich nicht scheuen, selbst Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei ist das Behandlungsteam auch für sie eine gute Adresse. Vielen hilft es, mit Freunden und Familienmitgliedern über ihre Gefühle und Ängste zu sprechen oder eine Selbsthilfegruppe für Angehörige zu besuchen (Adressen auf Seite 37). 34


Die tägliche Herausforderung Im Alltag können schnell Konflikte entstehen – vor allem dann, wenn Schizophreniepatienten so sehr in ihrer Innenwelt gefangen sind, dass sie sogar das Schlafen, Essen und die Körperpflege vergessen. Angehörige können „ihren“ Patienten ermutigen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und aktiv sein Leben zu gestalten. Dabei sollten sie bestimmt, aber geduldig bleiben: Auch ganz kleine Schritte bedeuten Fortschritt. Und nicht mit Lob geizen – Kritik und Streit sorgen für Stress und bewirken eher das Gegenteil.

Offene Ohren für die Suizidgefahr Wichtig: Fast jeder dritte Schizophreniekranke leidet an Depressionen – manchmal so schwer, dass Selbstmord als einziger Ausweg erscheint. Angehörige und Freunde sollten entsprechende Hinweise der Patienten daher sehr ernst nehmen und im Notfall den Rettungsdienst rufen. Wichtige Strategien für Angehörige t Das eigene Leben weiterhin bestimmen – die Krankheit eines geliebten Menschen darf nicht ständiger Mittelpunkt sein t Auszeiten nehmen und sich etwas Gutes gönnen t Auf eine gesunde Ernährung und genügend Schlaf achten t Andere Familienmitglieder nicht vernachlässigen sowie Freundschaften und Hobbys pflegen t Sich über die Erkrankung informieren – Wissen ermöglicht effektive Hilfe t Unterstützung bei anderen Angehörigen suchen

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Raus aus der Isolation: Selbsthilfegruppen Schizophreniepatienten fehlt es oft an sozialer Kompetenz. Ein Austausch mit Leidensgefährten, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe, kann sehr nützlich sein, um die Erkrankung besser verstehen zu können – auch für Angehörige. Betroffene finden dort auf viele Fragen, die ihnen auf der Seele liegen, eine Antwort. Die Arbeit in der Gruppe hilft dabei, Strategien für den Alltag zu entwickeln und offener mit der Erkrankung umzugehen, und sie stärkt Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung. In vielen Städten und Gemeinden gibt es eine Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS), die Kontakte zu Gruppen in der Umgebung vermittelt. Über die (sozial-)psychiatrischen Versorgungsangebote in der Region informieren die Psychiatriekoordinatoren an den Gesundheitsämtern. 36


Hilfreiche Adressen und Links Kompetenznetz Schizophrenie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität/Rheinische Kliniken Düsseldorf Bergische Landstraße 2, 40629 Düsseldorf Telefon: 0211 - 9 22-2770 E-Mail: info@kompetenznetz-schizophrenie.de Internet: www.kompetenznetz-schizophrenie.de Aktion Psychisch Kranke e. V. (APK) Oppelner Straße 130, 53119 Bonn Telefon: 0228 - 67 67 40 / 41 E-Mail: apk@psychiatrie.de Internet: www.apk-ev.de Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) Zeltinger Straße 9, 50969 Köln Telefon: 0221 - 51 10 02 E-Mail: dgsp@psychiatrie.de Internet: www.psychiatrie.de/dgsp Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK), Dachverband Gemeindepsychiatrie Oppelner Straße 130, 53119 Bonn Telefon: 0228 - 63 26 46 E-Mail: bapk@psychiatrie.de dachverband@psychiatrie.de Internet: www.bapk.de NAKOS, Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen Wilmersdorfer Straße 39, 10627 Berlin Telefon: 030 - 31 01 89 60 E-Mail: selbsthilfe@nakos.de Internet: www.nakos.de Bücher: Das Rätsel Schizophrenie. Eine Krankheit wird entschlüsselt Heinz Häfner, Beck (2005) Schizophren? Orientierung für Betroffene und Angehörige Stefan Klingberg, Michael Mayenberger, Gabriele Blaumann, Beltz (2005)

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CT Arzneimittel: Gesundheit gut und günstig Ein Spezialist unter den Generikaherstellern ist das Berliner Traditionsunternehmen CT Arzneimittel. 1917 gründeten ein Apotheker und ein Kaufmann eine Arzneimittelgroßhandlung mit dem Ziel, die Bevölkerung schnell, effizient und umfassend mit Medikamenten zu versorgen. Rasch folgte die eigene Arzneimittelproduktion. Von Anfang an mit dabei: der beliebte Tussamag® Hustensaft. Seit über 20 Jahren hat sich CT Arzneimittel auf die Herstellung von Generika spezialisiert. Die Philosophie: erstklassige Qualität zu günstigen Preisen. Dass CT in puncto Qualität und Sicherheit ganz weit vorn liegt, beweist auch die freiwillige Zertifizierung nach der internationalen Qualitätsmanagementnorm DIN EN ISO 9001:2000 – im Sinne einer optimalen Kundenorientierung. 38


Wissen ist die beste Medizin Neben der Herstellung und dem Vertrieb qualitativ hochwertiger und gleichzeitig günstiger Medikamente hat es sich CT Arzneimittel zur Aufgabe gemacht, Patienten, Ärzte und Apotheker mit kompetenten und wertvollen Informationen rund um Krankheiten und deren Behandlungsmöglichkeiten zu versorgen. CT hält deshalb für Sie noch weitere Broschüren bereit, die Sie kostenlos bei uns anfordern können: CT Arzneimittel GmbH Lengeder Straße 42 a, 13407 Berlin Fax: 0800 - 409 00 80-94 E-Mail: ct-broschueren-service@ct-arzneimittel.de

Unsere aktuellen Themen: t t t t t t t t t t t

Allergien Asthma Cholesterin & Co. COPD Depressionen Epilepsie Erkältung Ernährung bei Antikoagulanzientherapie Generika Gesund reisen Helfer aus der Natur (Phytotherapie)

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Herz & Kreislauf Infektionen Leberbeschwerden Magenbeschwerden Migräne Osteoporose Parkinson Prostatavergrößerung Schizophrenie Schmerz

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www.ct-arzneimittel.de

Soziales Engagement der CT Arzneimittel

Der Kontakt mit traumatisierten Opfern – sei es durch häusliche Gewalt, Gewalttaten oder Katastrophen – stellt die Helfer vor ganz besondere Herausforderungen. Eine Herausforderung, bei der viele Ärzte und auch Apotheker hierzulande an ihre Grenzen stoßen. Seit 2004 engagiert sich CT Arzneimittel daher für die Catania gGmbH, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Versorgung und Betreuung traumatisierter Opfer zu verbessern. Jede Verordnung eines Präparates von CT Arzneimittel unterstützt dieses Engagement.

SAP 130850 | Stand 10/07

CT Arzneimittel GmbH Lengeder Straße 42 a 13407 Berlin office@ct-arzneimittel.de

Gesundheit gut und günstig


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