Ceramic Artist in Residence 2014

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Ceramic Artist in Residence 2014 Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster



Ceramic Artist in Residence 2014

Ceramic Artist in Residence 2014

Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster

Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster

Herausgegeben von der Dr. Hans Hoch Stiftung

Published by Dr. Hans Hoch Stiftung



Inhalt

Contents

Begrüßung

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Welcome

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Einleitung

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Introduction

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artist in reside n ce 2 0 14

gastkünst ler 2 0 14 17. März – 13. April 2014 Lydia Hardwick (Großbritannien) | Serena Zanardi (Italien) 12. Mai – 7. Juni 2014 Pablo Ponce (Holland) 9. Juni – 6. Juli 2014 Lisa Selby (Großbritannien) | Dušan Rodic´ (Holland/Serbien) 1. September – 28. September 2014 Eva Masterman (Großbritannien) | Tina Zlatina (Bulgarien) 3. November – 30. November 2014 Caroline Tattersall (Großbritannien) | Jamie Lyn Morrow (USA) Portraits

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17. March – 13. April 2014 Lydia Hardwick (UK) | Serena Zanardi (Italy) 12. May – 7. June 2014 Pablo Ponce (Netherlands)

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9. June – 6. July 2014 Lisa Selby (UK) | Dušan Rodic´ (Netherlands/Serbia)

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1. September – 28. September 2014 Eva Masterman (UK) | Tina Zlatina (Bulgaria)

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3. November – 30. November 2014 Caroline Tattersall (UK) | Jamie Lyn Morrow (USA)

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Portraits

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Dear Sir/Madam,

häufig liefert uns die Begegnung mit Unbekanntem den ersten Anstoß, über das, was wir als alltäglich und normal ansehen, kritisch nachzudenken. Wer diesen Katalog liest, wird feststellen, dass alle Künstlerinnen und Künstler, die 2014 in unserem Artist in Residence-Haus zu Gast waren, in ihren Arbeiten das scheinbar Alltägliche hinterfragen. Sie haben das Wohn- und Arbeitsstipendium in Neumünster genutzt, um die Perspektive zu wechseln: eine neues Land kennenzulernen, eine neue Sprache, neue Menschen und Lebensweisen. Viele von ihnen haben bereits zuvor ihr Herkunftsland verlassen, um im Ausland zu leben. Sie sind z. B. von Argentinien in die Niederlande, von Ungarn nach Irland oder von Serbien nach Deutschland gezogen.

an encounter with a stranger often gives us the impetus to take a critical look at that, which we view as everyday and normal. Anyone who reads this catalogue will see that all the artists, who were our guests in our Artist in Residence house in 2014, question a life, which is seemingly commonplace. They have used their living and working scholarships in Neumünster to change perspectives: to get to know a new country, a new language, new people and ways of living. Many of them had already left their homeland to live abroad. For example, they have moved from Argentina to the Netherlands, from Hungary to Ireland or from Serbia to Germany.

Uns als Besuchern bietet das Programm Artist in Residence die Chance, mitten in Neumünster junge Kunst aus der ganzen Welt kennenzulernen und vor allem die Menschen, die diese herstellen. Die Künstlerinnen und Künstler konfrontieren uns mit überraschenden Ideen und regen uns an, unsere eigenen Perspektiven zu überprüfen. So ist die Stadttöpferei mehr als ein Ort der Kunst, es ist ein Ort der Begegnung, der Inspiration und des kulturellen Austauschs. Ich danke allen Künstlerinnen und Künstlern, die in diesem Jahr unsere Stadt mit ihren Ideen bereichert haben, besonders ´ Danijela Pivaševic-Tenner, die mit großem Engagement und Erfolg das Artist in Residence-Programm leitet. Günter Humpe-Waßmuth 1. Stadtrat und Vorsitzender der Dr. Hans Hoch Stiftung

As visitors, the Artist in Residence programme offers us the chance to see modern art from around the world right in the centre of Neumünster and, specifically, to get to know the people who create it. The artists confront us with surprising ideas and inspire us to review our own perspectives. The Stadttöpferei is thus more than just a place for art. It is a place for meeting, for inspiration and for cultural exchange. I would like to thank all artists who have enriched our city with ´ their ideas this year, in particular, Danijela Pivaševic-Tenner, who directed the Artist in Residence programme with great commitment and success. Günter Humpe-Waßmuth Head of the Town Council and Representative of the Dr. Hans Hoch Foundation


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Einleitung

Introduction

Der Rückblick auf ein erfolgreiches, zweites Jahr des Ceramic Artist in Residence Programms liegt nun in Ihren Händen und lässt erahnen, wie ereignisreich und intensiv die vergangenen Monate waren. Was bleibt sind viele schöne Erinnerungen an Begegnungen und lebhafte Diskussionen zwischen den Künstlern und dem Publikum – und natürlich die Kunst.

A review of the successful second year of the Ceramic Artist in Residence programme is now in your hands and it will give you an idea of how eventful and intensive the past months have been. What remains are many happy memories of encounters and lively discussions between the artists and the audience – and of course, the art.

Entstanden ist zum Beispiel die realistische Plastik zweier Textilarbeiter, für die historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dem Museum „Tuch + Technik“ Vorbild waren. Eine andere Arbeit mutet an wie abstrakte, farbenfrohe Dekorationen auf hauchdünnen Wandplatten, wieder andere bilden akustisch und abstrakt installativ einen Dialog zwischen Mann und Frau ab, oder inszenieren Bühnenbilder in Miniaturform, die in massiven Kapseln verborgen sind.

This gave rise to, for example, the life-like sculpture of two textile workers which was based on historical black and white photographs from the “Tuch und Technik” Museum. Another piece of work looks like abstract, colourful decorations on wafer-thin panels; others form an acoustic and abstract installation of a dialogue between a man and woman or depict stage sets in a miniature form hidden in massive capsules.

Schon dieser kleine Ausschnitt zeigt die Perfektion des künstlerischen Umgangs mit Ton und Porzellan. Jeder Künstler und jede Künstlerin stand am Anfang des Aufenthalts vor derselben Herausforderung: den Werkstoff den eigenen Visionen anzupassen. Als Kontrast zu einer zunehmend digital dominierten Umwelt, in der Reproduzierbarkeit, Schnelligkeit und Funktionalität im Vordergrund stehen, haben sich die KünstlerInnen während ihres Stipendienaufenthaltes Zeit genommen, um zu experimentieren. Frei nach dem britischen Musiker und Künstler Brian Eno, der meinte: „Hört auf Kunstwerke als Objekte zu betrachten, sondern als

Even this small selection shows the perfection of the artistic use of clay and porcelain. At the start of the residency, each artist faced the same challenge: to adapt the materials to suit their own vision. As a contrast to an increasingly digitally dominated world in which reproducibility, speed and functionality are paramount, the artists were able to take time to experiment during their scholarship period. In the spirit of the British musician and artist, Brian Eno, who said: “Stop thinking about art works as objects, and start thinking about them as triggers for experiences”, the uniqueness of a piece of art and its origin is also the focus here.


einleitung

Auslöser, um Erfahrungen zu sammeln.“ Die Einzigartigkeit eines Kunstwerks und dessen Entstehung steht auch hier im Mittelpunkt. Hinzu kommt, dass sich Keramik als Material nicht so einfach fassen lässt. Nicht ohne Grund sträubt sich nach Ansicht des niederländischen Bildhauers und Kunstprofessors Anton Reijnders Keramik immer wieder gegen die Reduzierung, lediglich den Ideen zu dienen. „Aber ihr Potenzial zieht Künstler immer wieder an“, stellte er fest. Sich diesem Widerspruch auszusetzen, macht vielleicht die besondere Faszination von Keramik aus. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch eine interessante Lektüre und freue mich auf ein baldiges Wiedersehen hier im Fürsthof. Danijela Pivaševic´-Tenner Künstlerin und Künstlerische Leiterin

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Moreover, ceramic materials are not so easy to handle. It is not surprising that, according to the Dutch sculptor and professor of art, Anton Reijnders, ceramics continue to resist being reduced to only serving ideas. “However, artists are still attracted by its potential”, he found. To expose this contradiction is possibly the peculiar fascination of ceramics. With this in mind, I would like to wish you all an interesting lecture and look forward to seeing you again soon in the Fürsthof ´ Danijela Pivaševic-Tenner Artist and Artistic director of the residency programme


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Ly d i a H a r d w i c k Ein paar kurze Gedanken zu meiner Zeit in Neumünster: Tulpen. Pflastersteine. Die Freiheit, ohne die üblichen Einschränkungen zu arbeiten. Der Frosch, der versucht hat, in das Textilmuseum zu gelangen. „Der Himmel ist blau.“ (Danke Dunja) Moin Moin. Der Sonntag, an dem ich mich ausschließlich von Kuchen ernährte. (Ich hatte nicht daran gedacht, dass sonntags nur Bäckereien geöffnet haben.) Die Flexibilität des Raums/Studios. Männer beim Boule-Spiel in Rencks Park. Der Sand in der Bürgergalerie. Tara Lotte genießt ihr Eis. Joggen auf der Marienstraße. WURST in jedem erdenklichen Format. Brigittes fantastischer Kuchen. Und das Foto ihres Großvaters mit einem Fisch. Der Wunsch, dieses alte Gebäude in der Holstenstraße zu besitzen. Bücher und Schafe in Urtes und Ulis Haus. Die Suche nach Curry-Sprühfarbe mit Danijela. Serenas großartiger Gesang im Studio. Dunjas künstlerisches Talent (schaut euch diesen Raum an!) Botticelli Giuliano de’ Medici Eine WAHNSINNIG lustige Nacht mit Wolfgang & Co. Zugang zu einem großen Ofen. Das großartige Glasflaschen-Recycling-System. Twin Peaks. Johanna zeigt uns diese verzweigten Bäume in Kiel.

Some short thoughts on my time Neumünster: Tulips. Cobbles. The freedom to make work without the usual constraints. The frog that tried to get into the Textile Museum. “Der Himmel ist blau.” (Danke Dunja) Moin Moin. The Sunday when I survived solely on cake. (I forgot that only the bakeries are open on Sunday.) The flexibility of the space/studios. Men playing bowls in Rencks-Park. The sand at Bürgergalerie. Tara Lotte enjoying her ice cream. Jogging down Marienstrasse. WURST in every possible format. Brigitte’s wonderful cake. And the photo of her grandfather holding a fish. Wanting to own that old building on Holstenstraße. The books and the sheep at Urte and Uli's house. Finding curry spray paint with Danijela. Serena’s great singing in the studio. Dunja’s artistic talents (watch this space!) Botticelli Giuliano de’ Medici A VERY fun night with Wolfgang & Co. Access to a large kiln. The great glass-bottle recycling system. Twin Peaks. Johanna showing us those lumpy trees in Kiel. Serena liking my risotto (she is Italian). Danijela and Stefan’s endless generosity.


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Serena, die mein Risotto genießt (sie ist Italienerin). Danijelas und Stefans unendliche Großzügigkeit. Und schließlich … Die Rückkehr nach London fällt sehr schwer! Meine Zeit im Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster war für meine Arbeit unglaublich wertvoll, und ich kann nicht genug den Leuten danken, die ihre Zeit und Unterstützung diesem wunderbaren Ort gewidmet haben. Ich hoffe, dass noch viele andere dieselbe Erfahrung in den kommenden Jahren machen werden.

And finally … Not wanting to return to London! My time at Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster has been incredibly valuable for my work, and I cannot thank enough those people who give their time and support to this wonderful place. I hope that many others can have this experience in the years to come.


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Serena Zanardi Ich beginne meine Arbeit generell mit Fotos, die ich irgendwo aufgestöbert habe. In der Regel sind dies alte Bilder. Es ist mir wichtig, in das staubige Bild eintauchen zu können, um die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Moment zu lenken, ihn einzufangen. Ich hoffe, damit bei einer mir unbekannten Person Gefühle zu wecken. Dabei spielt es für mich weniger eine Rolle, ob das entstandene Werk perfekt ist; wichtiger sind für mich die Emotionen, die meine Arbeit bei jemandem, der mit einer meiner Arbeiten zum ersten Mal in Berührung kommt, hervorruft. Meine Skulpturen sind nicht nur ein Abbild des Originals, sondern eher eine Erzählung, die Menschen verbindet. Als ich hier ankam, war es schwierig, Fotos zu finden. Da ich wusste, dass mein Aufenthalt von kurzer Dauer sein würde, begann ich an einem anderen Projekt, das sich mit Menschen und Bäumen befasst, zu arbeiten. Nachdem ich einige Zeit hier in Neumünster verbracht hatte, kamen die Bilder auf natürlichere Weise zu mir und ich wusste sofort, dass ich ein komplexeres Projekt über diesen Ort in Angriff nehmen musste. Von diesem Moment fing ich an, mit zwei Arten von Bildern zu arbeiten. Zum einen mit historischen Fotos aus dem öffentlichen Archiv des Textilmuseums. Damit bot sich mir die Gelegenheit, ein Werk mit kollektivem Erinnerungswert für Neumünster zu schaffen. Zum anderen waren das Bilder, die mir von Menschen übergeben wurden, die ihre Familienfotos teilen wollten. Eine sehr nette Dame aus Neumünster, Brigitte, zeigte mir einige wunderschöne Familienfotos. Aus diesen Bildern entstanden Ideen für ein Kunstwerk, an dem

My work always takes its starting point from found photographs. These images are usually old. I feel the need to get inside a dusty image in order to bring attention to a certain moment. I hope that, perhaps, this can make a significant gesture towards someone unknown to me. I don’t care about presenting a perfect object, but I do care about the meanings that might be presented to someone who had never experienced this image before. My sculptures inspired by photography become not only the reproduction of the image itself, but an extended narrative that creates connections between people. It was difficult to find photographs when I first arrived, and I knew that the residency was only for a short time, so I began working on another project involving people and trees. After some time here in Neumünster, images started to arrive more naturally, and I immediately knew that I had to approach a more complex project in relation to this place. From this point, I started to work on two types of pictures. One is from a public archive of historical images at the Textile Museum. This allowed me to work with a collective memory for Neumünster. The other images were different, coming from people who wanted to share photographs of their family. A very kind local lady, Brigitte, shared with me some beautiful pictures of her family. From these images I have started to form some ideas for a body of work that will no doubt continue when I return to Italy. The project also includes a video of Brigitte, where she explains her memories from the chosen shots, that I will eventually turn into sculptures.


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ich mit Sicherheit weiterarbeiten werde, wenn ich wieder zurĂźck in Italien bin. Zu dem Projekt gehĂśrt auch ein Video, in dem Brigitte ihre Erinnerungen Ăźber die Momente, in denen die Fotos entstanden, darlegt, und die sich eines Tages in meinen Skulpturen widerspiegeln werden.


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Pab lo Pon ce Wie zügelt man Gefühle? Wie zügelt man Zeit, Momente, die Realität? Das waren die Fragen, die ich mir bei der Entwicklung der Idee zu „Las Capsulas de la Amnesia“ (Kapseln des Vergessens) stellte, in denen schmerzhafte Erinnerungen und Lebensabschnitte eingefangen werden. Ereignisse, die viele Menschen vorgeben, vergessen zu haben. Bei meinem Werk geht es auch um die Beziehung zwischen Zeit und Raum. Zeit und Raum sind eng mit Kultur verbunden. „Las Capsulas de la Amnesia“ war mein Examensprojekt für das Bachelor-Diplom am Institut für Keramik an der Rietveld Academy 2012. Dieses Jahr nahm ich am Artist & Residence Program im Künstlerhaus Stadttöpferei in Neumünster teil. Mit dem Programm erhielt ich die Möglichkeit, dieses Konzept weiter auszuarbeiten. Ich schuf diese drei Stücke. Das Lager des Neumünsteraner Textilmuseum hat mich zu einer der Arbeiten, „Fürsthof 11“ inspiriert, mit dem ich eine neue Art Kapsel erschuf. Zu der von mir verwendeten Technik: Das Grundmaterial ist Lehm, den ich mit auf der Straße gefundenem Material kombinierte

How to contain sensations? How to contain time, moments, realities? These are the key questions I asked myself while developing the idea of “Las Capsulas de la Amnesia” (The Capsules of Oblivion), in which painful memories and episodes are kept. Episodes that many people pretend to have forgotten. It is also about the relation between time and space. Time and space themselves are categories closely linked to culture. “Las Capsulas de la Amnesia” was my Bachelor Degree graduation project at the Ceramics Department of the Rietveld Academy in 2012. This year I participated in the Artist & Residence Program of the Künstlerhaus Stadttöpferei in Neumünster, Germany. The programme gave me the opportunity to continue developing this concept. I made three new pieces. One of them wich name is “Fürsthof 11”, I was inspired by the deposit of the textile museum in Neumünster, and created a new type of capsule. About the technique I used: the basic material is clay, in combination with material that I found on the street.


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Lisa Selby Während ich die Arbeit an gefundenen Objekten beginne, gestalte ich skulpturale Formen im Endeffekt neu: Unvollkommene Kopien werden von ihren Originalen entfremdet, Spuren früherer Existenz ausgelöscht und ihre Funktionen neu definiert. Damit wird das Objekt oder die Person in die Gegenwart versetzt. Meine Arbeit über die Gegenständlichkeit von Hausrat und die Prozesse, durch die ein unbelebtes Objekt oder Raum bedeutend wird, wurde als „britische minimale Häuslichkeit in Kombination mit Sinnlichkeit“ bezeichnet. Meine Arbeit berücksichtigt den untrennbaren Zusammenhang zwischen Klasse und Geschlecht im privaten Bereich. Im häuslichen Umfeld werden die Dramen dieser Beziehungen am deutlichsten ausgetragen. Ich beobachte die intimen Fragmente von Konflikt, Harmonie und Stille, in denen das Extremste zu Minimalismus komprimiert und intensiviert wird. Das Objekt „Oh and you give me the blues every time you leave the room“ (Oh, jedes Mal, wenn du den Raum verlässt, werde ich traurig), wurde aus Porzellan und Edelstahl-Spülfiltern gefertigt und mit Audio-Elementen untermalt. Dadurch entsteht eine emotionale Sehnsucht, Intimität, Zurückweisung, Stille, Frustration und Harmonie, verdeutlicht durch die Vermischung der Materialien an deren Verbindungsstellen, wodurch neue Assoziationen zu neu geformten Haushaltsobjekten angedeutet werden. Die Sänger Natalie Duncan und Andrew Keys haben die Höhen und Tiefen ihrer Beziehung vertont. Die Rohre fungieren als Stimmträger, die das Publikum auf intime Art und Weise dazu veranlassen, den Erzählungen zu folgen. Anstelle von Worten werden die Erzählungen über die Emotionen, die sich in den Stimmen

Whilst I begin with found objects, sculptural forms are effectively made anew: imperfect copies are alienated from their originals, traces of former existence are erased and their function is redefined. This places the object/person in the present. My work on the objecthood of domestic artefacts and on the processes by which an inanimate object or space becomes significant, has been described as ‘British minimal domesticity combined with the emotional’. My work considers the inextricable link between class and gender in the personal sphere. The domestic environment is where the drama of these relationships are played out most vividly. I look at the intimate fragments of conflict, harmony and silence where the extremities are condensed in minimalism and intensified. ‘Oh and you give me the blues every time you leave the room’, is made from porcelain, stainless steel sink strainers and audio. There’s an emotional longing, intimacy, rejection, silence, frustration and harmony are further referenced through the scrambled material junctions intimating new connotations with rearticulated items from the domestic environment. Singers Natalie Duncan and Andrew Keys recorded the highs and lows of their relationship. The pipes act as vessels that project voices, intimately guiding the audience’s ear to listen to the unfolding narratives. These narratives are conveyed without the use of words but instead delivered through the emotions each voice is inflected with. While both voices are singular, the intersections at which they overlap evoke a state of emotional turmoil that points towards the limits of language to communicate. This is in a universal language, an improvised melody with no word.


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widerspiegeln, vorgetragen. Die Stimmen sind singul채r, bis auf die Stellen, an denen sie sich 체berschneiden und an denen ein Zustand von emotionalem Aufruhr erweckt wird, der die Grenzen der Sprache in der Kommunikation aufzeigt.


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D u š a n R o d i c´ „Es war einmal eine Zeit, da gab es keine Zeit. Der König und die Königin hielten die Wasser rein. Für die Menschen war dies das Goldene Zeitalter.“

“Once upon a time there was no time. The King and Queen kept the water purified, humans remember it as the Golden age.”

Zwei langgestreckte Lehmköpfe auf Sockeln. Die Oberseiten der Köpfe sind abgetrennt, aber immer noch an ihrem Platz. Die Augen sind Schrauben, die in das Gesicht und in die Rückseite eingefügt sind. Die Augen auf der Vorder- und Rückseite sind mit Gummibändern verbunden. Die Nasen sind mit Messingschrauben eingefasste Löcher. Der Mund ist bei beiden Köpfen ein Wasserhahn. Beide Köpfe sind funktionsfähige Wasserfilter.

Two elongated clay heads sit on pedestals. The tops of their heads are cut off but still lay in their place. Eyes are made of screws inserted into the face and the back of the head. The front eyes and back eyes are connected with rubber straps. Their noses are holes edged with brass bolts. The mouths are made from water taps. These heads are two functional water-filtering units.

Die Oberseiten der Köpfe/Wasserfilter sind porös. Wenn man sie umdreht, fungieren sie als Sieb, das alle Unreinheiten aus dem Wasser entfernt. Die Wasserfilter König und Königin sind jeweils mit zwei ineinander gestellten Töpfen verbunden. „Pot-in-pot“ (Topf im Topf) fungiert als natürliches Kühlungssystem, das auf thermodynamischen Prinzipien basiert. Ein Topf steht auf dem anderen und zwischen beiden befindet sich Sand. Der innere Topf ist porös und der Sand sollte feucht sein. Beide Töpfe sollten mit einem nassen Tuch bedeckt sein. Die Töpfe werden dann mit Gemüse gefüllt. Besucher werden eingeladen, das von dem König und der Königin reichlich dargebotene Gemüse mit nach Hause zu nehmen.

The tops of their heads/vessels are made porous. Flipping the top of the heads over, they serve as sieves, removing all of the impurities in the water. The King and Queen water filtering vessels are each accompanied by two pots, one inside of the other. ‘Pot-in-pot’ works as a natural cooling system, based on principles of thermodynamics. One pot is placed into another and sand is placed in-between. The pot inside is made porous and the sand should be wet. Both pots should be covered with a wet cloth. Pots are then filled with vegetables. Visitors are invited to take the vegetables offered by the King and Queen of plenty, to their homes. Long live King and Queen of plenty!

Lang leben der König und die Königin! Vielen Dank an das Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster, ´ Familie Pivaševic-Tenner und Lisa Selby

Thank you : Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster, Family ´ Pivaševic-Tenner and Lisa Selby.


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T i n a Z l at i n a Als Künstlerin reise ich viel, besuche verschiedene Orte und Länder und werde vor Ort durch die verschiedenen Kulturen und Umgebungen inspiriert. Meine Erfahrung in Neumünster verhalf mir zu genau der Inspiration, die ich von einem neuen Ort erwartet hatte, und ich erfuhr allerlei über Norddeutschland. Darüber hinaus hatte ich die Möglichkeit, Zeit mit einer Künstlerin mit anderem Hintergrund zu verbringen. Die Zeit, die ich mit Eva verbringen durfte, war wunderbar. Ich entdeckte eine völlig neue kulinarische Welt und wir verbrachten lange Abende miteinander, erfüllt mit Gesprächen über Gott und die Welt. Es brachte mir große Freude zu beobachten, wie bei der gemeinsamen Abschlussausstellung ihre Kunst mit meinen Werken kommunizierte. Ich nutzte die Zeit und die gut ausgestatteten Einrichtungen im Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster, um mit zarten handgearbeiteten Keramikformen, inspiriert von der örtlichen Atmosphäre, zu experimentieren. Ich fand Neumünster sehr reizvoll. Die Stadt ist zwar klein, aber dennoch sehr lebhaft, und die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Wie in vielen Städten waren die Markttage sehr farbenfroh und voller Leben und es gab eine Vielzahl an Produkten. Ich erfuhr, dass die Stadt eine lange Geschichte in der Textilindustrie hat, und war vom Museum, von dem ein Teil immer noch als Textilfabrik dient, begeistert. Nicht zuletzt beeindruckte mich Neumünster aufgrund seiner außergewöhnlichen Stadtplanung mit nur einer Ampel entlang der gesamten Hauptstraße. Mir hat Neumünster sehr gefallen und ich komme auf alle Fälle wieder.

As an artist I travel a lot, visiting different places and countries and getting local inspiration by the different cultures and environment. The experience I had at Neumünster gave me what I expected in terms of local inspiration as well as knowledge about Northern Germany, but it also gave me the opportunity to spend some time with another artist, which came from a different background than mine. The time I spent with Eva was just wonderful, discovering a whole new culinary world and enjoying long evenings chatting on almost every subject. I was also very happy to see how well her artworks communicated to my pieces when we exhibited them in a common final presentation. I used the time and well equipped facilities at Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster to experiment creating fine handmade ceramic shapes, inspired by the local atmosphere. Neumünster, I found very charming. Though small in size town, it was vivid, with friendly and helpful people. Market days, as in most towns, were full of life and colours, with a big variety of products on display. I learned that the town had a long history in textile industry and was greatly impressed by the museum, a part of which was still running as a factory and producing fabrics. Last but not least, Neumünster impressed me for it had the most extraordinary city plan I’d ever seen, having just one traffic light for crossing the entire main street. I did like Neumünster and I will definitely come back.


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Eva Maste rman Die konzeptionellen Elemente meiner Arbeit sind eng mit den Verfahren Gießen, Keramik und Zeichnen verbunden. Mich interessieren die Beziehungen zwischen der zweidimensionalen Zeichnung und dem dreidimensionalen Objekt, die Informationen, die vom einen zum anderen übermittelt werden und wie eines die Entstehung des anderen sogar erst ermöglicht. Das Werk entstand aus einer Zeichnung mit einer einzigen Linie, die zwei geografische Punkte in London miteinander verbindet. Der eine Punkt ist der Ort, an dem ich momentan lebe, der andere ist der Ort, an dem mein Großvater und meine Großtante aufwuchsen. Ich wollte an der Idee der Zeit als eine unendliche Linie zwischen Vergangenheit und Gegenwart mit mehreren Verbindungen arbeiten. Diese Linien sind im Raum, in dem wir leben, verankert. Meine Großtante, selbst Bildhauerin, war die erste Person, die mir Lehm in die Hand drückte und mich das Modellieren lehrte. Somit stellte ich mir bei Beginn der Arbeit an diesem Werk die Frage: Wäre ich heute Künstlerin, wenn ich diesen Nachmittag vor all diesen Jahren nicht im Studio meiner Großtante verbracht hätte? Im Laufe dieses Monats machte ich sehr bereichernde und wichtige Erfahrungen. Bei meiner Rückkehr nach Großbritannien werde ich mit einem zweijährigen Studium zum Magister Artium am Royal College of Art beginnen. Die Zeit, die ich hier hatte, um mich meiner Kunst zu widmen, war äußerst wertvoll für mich. Neumünster ist eine ruhige Stadt, was nicht nur gut für meine Konzentrationsfähigkeit war,

The conceptual elements of my practice are tied in with the processes used: casting, ceramic and drawing. I am interested in the relationship between the 2d line and the 3d object, how one can inform, or even produce, the other. The work originated from a single line drawing based on two geographical points in London, depicting where I live now and where my grandfather and great aunt grew up in. I wanted to explore the idea of time as an infinite line with multiple connections running through from past to present, anchored by the spaces we inhabit. My great aunt, a sculptor herself, was the first person to hand me clay and teach me mould making, so this work started with a personal question: would I be an artist now if I had not had that afternoon in her studio, all those years ago? This month has been a very enriching and important experience for me. When I return to the UK, I start a two year MA at the Royal College of Art, and having this time to reconnect to my work has been invaluable. Neumünster is a quiet town and that only helped my concentration, allowing me to settle into the rhythm of making again. Having produced a body of work that is centred round a point in the past, it seems poetic to say that I see Stadttöpferei as the beginning of my future.


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sondern mir auch dabei half, meinen produktiven Arbeitsrhythmus zu finden. Angesichts dessen, dass ich ein Kunstwerk geschaffen habe, dass sich um einen Punkt in der Vergangenheit dreht, scheint es poetisch zu sagen, dass ich die Stadttรถpferei als den Anfangspunkt meiner Zukunft sehe.


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C a r o l i n e Tat t e r s a l l Die Möglichkeit, mich vier Wochen ohne alltägliche Unterbrechungen auf meine Arbeit konzentrieren zu können, war ausschlaggebend bei meiner Bewerbung für einen Aufenthalt in der Stadttöpferei. Der Aufenthalt gab mir nicht nur die Zeit, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, sondern auch, um Neumünster zu erleben und mit Jamie und Danijela Seite an Seite zu arbeiten und ein besseres Verständnis ihrer Kultur und ihrer Keramikkunst zu erlangen. Während meines Aufenthalts hier wurde ich herzlich aufgenommen und Danijela, ihre Familie und die Einwohner von Neumünster sorgten dafür, dass ich mich wie zu Hause fühlte. Ich kam mit einem klaren Plan, wie ich meine Zeit hier verbringen wollte. Seit meiner Rückkehr aus Chile beschäftigte ich mich mit einer Arbeit, zu der ich während meines Aufenthalts im Land und von den Geysiren im Norden des Landes inspiriert wurde. Die heißen, schwefelhaltigen Gase gelangen über den nassen, mineralhaltigen Lehm an die Oberfläche. Die Erde brodelte und spuckte, wodurch strukturierte und farbreiche Formationen an den Seiten entstanden. Die wörtliche Übersetzung von „Geysir“ aus dem Isländischen bedeutet „herausbrechen“. Ich wollte meine Zeit in Neumünster damit verbringen, dieses Erlebnis zu erkunden und einzufangen. Meine Zeit hier verbrachte ich mit Experimentieren und Erforschen. Ich reise ab mit erfüllter Arbeit und vielen Ideen und Möglichkeiten, wie ich mein Projekt in Zukunft voranbringen kann

The reason I applied for the residency at Stadttöpferei was that I saw it as a perfect opportunity to have four weeks to focus on my work without the distractions of everyday life. The residency has provided me not only with the time to focus on my work but has also given me time to experience Neumünster and work alongside Jamie and Danijela and have a broader understanding of their cultures and of their approach to ceramics. During my time here I have been welcomed and been made to feel at home by both Danijela and her family and by the people of Neumünster. I proposed a clear plan of how I wanted to spend my time here. I have been focusing on a process that was inspired by recent trip to Chile and to the geysers in the north of the country. Here the hot sulfurous gases surfaced through mineral rich watery clay. The earth bubbled and spat landing around the sides of the opening creating textured, colourful formations. The work Icelandic word “geyser” literally translates as “breaking out” I wanted to spend my time in Neumünster exploring and capturing my experience. My time here has been one of experimentation and exploration. I leave with the work that I have achieved and with many ideas and possibilities of where I will take the project next


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J a m i e Ly n M o r r o w Meine dreimonatige Auslandsreise, die mich in drei verschiedene Länder führte, hat mir einen Einblick in ein mir bis dahin unvorstellbares Leben eröffnet. Sobald ich aus dem Flugzeug stieg, wurde mir klar, dass ich meine Komfortzone komplett verlassen hatte. Um das Maß dieses Mutes widerzuspiegeln, wählte ich verletzliche Teile von Tieren, die ich auf meinen Reisen durch Italien, die Schweiz und Deutschland fand. Die Verbindung, die Menschen sofort mit Tieren herstellen, ist einzigartig. Daher sind die Elemente der Verletzlichkeit in ihrem Nebeneinander bei Mensch und Tier so faszinierend.

Traveling abroad for three months in three different countries has allowed for a glimpse into a life that I wouldn’t have ever imagined. The moment I stepped off the plane it was clear to me that I was completely out of my comfort zone. I chose to represent this measurement of courage through the use of exposing the most vulnerable parts of specific animals that I encountered in my travels from Italy, Switzerland, and Germany. The instantaneous bond that human forms with animal is very unique. Therefore, the intrigue lies in the elements of vulnerability in its juxtaposition of animal and humankind.

Bei diesem Projekt wollte ich Verzierungstechniken anwenden, die ich bis dahin noch nie in meinen handgefertigten Skulpturen verwendet hatte. Ein Gedanke, der immer wiederkam, war der an die Herausforderung so wenig Zeit zu haben, um neues Vertrauen in meinen Prozess und meine Konzepte zu gewinnen, während sich meine Konzentration stärker fokussieren musste. Solch ein Selbstvertrauen wieder zu spüren und meinen Komfort wiederzuerlangen, war eine unglaublich wichtige Lektion, die ich zu lernen hatte.

With this project I wanted to try different detailing techniques that I have never used before in my hand built sculptures. A reoccurring thought was the challenge of having such little time which allowed me to establish a new trust in my own process and concepts, all while gaining a more focused concentration. Feeling such confidence and starting to regain my comfort was an incredibly significant lesson to learn.

Einer der wichtigsten Aspekte meines Aufenthalts in der Stadttöpferei war, dass ich mit einer anderen Künstlerin nicht nur im Studio zusammenarbeiten konnte, sondern auch mit ihr zusammen lebte. Wir sind sogar verrückt nach den gleichen deutschen Spezialitäten! Wir führten viele tiefgründige Gespräche bei hausgemachten Mahlzeiten in der Küche, arbeiteten eng im Studio zusammen und verbrachten gesellige Bierabende in der örtlichen Kneipe. Ich schätze mich sehr glücklich, Caroline Tattersall kennengelernt zu haben.

One of the most influential aspects of the residency at Stadttöpferei has been sharing not only the studio space with another ceramic artist, but the living space as well. We even share an infatuation of specific cultural food from Germany! There have been many profound exchanges over home cooked meals in the kitchen, helping one another in the studio, and grabbing a couple beers at a local pub. I feel incredibly fortunate to have met Caroline Tattersall.


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P ortraits

Die aus London stammende ly d i a h ar dw i c k hat 2013 ihren Master in Keramik und Glas am Royal College of Art in London abgeschlossen. Im Fokus ihrer keramischen Arbeiten steht die Auseinandersetzung mit Mustern, die Oberflächengestaltung mit akzentuierten Formen und Farben. Für ihre flächigen Arbeiten benutzt sie flüssiges Porzellan, das sie schichtweise aufträgt und mit anderen Materialien kombiniert, um einzigartige Oberflächenstrukturen zu schaffen. www.lydiahardwick.co.uk

P ortraits

lydia hardwick comes from London and completed her Masters degree in Ceramics and Glass at the Royal College of Art in London in 2013. The focus of her ceramic work is the conflict between patterns, the surface design with accentuated shapes and colours. For her two-dimensional works she uses liquid porcelain which she applies in layers and combines with other materials to create unique surface structures.


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Mit Keramik setzt s e r e na za nar d i eindrucksvolle Skulpturen um. Inspiriert wird sie von alten Portraitfotos, die sie auf Flohmärkten und in alten Familienalben gefunden hat. Zweidimensionale Fotos in eine räumliche Form zu überführen und die Zeichen der damaligen Zeit detailliert darzustellen, faszinieren sie besonders. Die visuell arbeitende Künstlerin kommt aus dem Küstenstädtchen Lavagna, unweit von Genua in Norditalien. Zuvor hat sie an der Accademia Carrara Bildhauerei studiert.

serena zanardi creates impressive sculptures in ceramics. She is inspired by old portrait photos found at flea markets and in old family albums. She finds the transfer of two-dimensional photos into a solid form and the representation of the characteristics of that time in a detailed form particularly fascinating. The visual artist comes from the small coastal town of Lavagna, near Genoa in northern Italy. She previously studied sculpture at the Accademia Carrara.


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Momentaufnahmen unserer Welt f채ngt der Argentinier pa b l o po n c e ein. Seine aufgebahrten Kapseln oder Container aus Keramik und Porzellan beherbergen in ihrem Inneren Miniaturen oder Projektionen. Sie zeigen einen Ausschnitt der Gesellschaft in unterschiedlichen L채ndern, Zeiten und Kontexten mitunter als schmerzhafte Erinnerungen, die viele vergessen geglaubt haben. Pablo Ponce hat in Buenos Aires Szenografie studiert, bevor er sich an der Gerrit Rietvald Academy in Amsterdam der Keramik widmete. www.pablo-ponce.com

The Argentinian pab lo pon ce captures snapshots of our world. His laid-out capsules or containers made of ceramic or porcelain conceal miniatures or projections within. They show an excerpt of society in different countries, times and contexts, occasionally as painful memories which many believed were forgotten. Pablo Ponce studied Scenography in Buenos Aires before he devoted himself to ceramics at the Gerrit Rietvald Academy in Amsterdam.


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Hauchdünne, filigrane Werke, in denen Licht und Typografie im Vordergund stehen, kennzeichnen die jüngsten Arbeiten von m e l i n da z s i r i d e m p s ey . Die in Ungarn aufgewachsene Künstlerin hat ihr Masterstudium an der Moholy-Nagy Kunstuniversität in Budapest zur Keramikdesignerin und Kunstlehrerin abgeschlossen, bevor sie ins Ausland ging. Mittlerweile lebt und arbeitet sie in Irland. Zu Hause ist sie dort in Cork, der zweitgrößten Stadt des Landes, wo sie nun in der irischen Keramikszene neue Akzente setzt. www.giraffeceramics.weebly.com

Wafer-thin, delicate works that focus on light and typography characterise the latest pieces by m e li n da zs i ri de m ps ey. The artist, who grew up in Hungary, completed her Masters degree at the Moholy-Nagy University of Art in Budapest to become a ceramics designer and art teacher before she moved abroad. In the meantime she lives and works in Ireland. Her home is in Cork, the second largest city in the country, where she has introduced new accents to the Irish ceramics scene.


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Mit Ton und Tönen beschäftigt sich l i sa s e l by , denn Keramik aus gegossenen Gefäßen und darin erzeugte Klänge lassen sich auf beeindruckende Weise verbinden. 2011 hat die Künstlerin ihren Master der Bildenden Künste an einer der weltweit bedeutendsten Kunstakademien, dem Goldsmiths der University of London abgeschlossen. Seitdem hat sie an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und erhielt 2013 den Bursary Award der renommierten Royal British Society of Sculptor. www.lisaselby.com

lisa selby works with clay and sounds; ceramics from cast vessels and the sounds produced therein can be linked in an awe-inspiring way. In 2011, the artist completed her Masters degree in Fine Art at one of the most important art academies in the world, Goldsmiths, at the University of London. Since then she has taken part in numerous exhibitions and, in 2013, received the Bursary Award from the renowned Royal British Society of Sculpture.


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Räumliche Interventionen, in denen keramische Materialien und geometrische Formen bestimmend sind, prägen die Arbeiten von d u š a n ro d i c´ . Aktuell beschäftigt ihn die ursprüngliche Verwendung von Keramik für Nahrung oder Wasser. Aufgewachsen ist er in Serbien und war dort in Werbung und politischem Aktivismus aktiv. Nach seinem Studium an Belgrads Kunstakademie ging er 2006 an die Gerrit Rietveld Academie Amsterdam und studierte ab 2011 an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam. www.dusanrodic.com

Spatial interventions in which ceramic materials and geometric shapes are dominant characterise the work of ´ He is currently working on the original use dušan rodic. of ceramics for food or water. He grew up in Serbia where he worked in advertising and political activism. After studying at Belgrade's Academy of Art, he moved to the Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam in 2006 and, from 2011, studied at the Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam.


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Inspiriert von Landschaften entwirft die aus dem walisischen Cardiff stammende eva m as t e r m a n in ihren jüngsten Arbeiten vielschichtige, topographische Skulpturen. Aus Wegen und Linien entstehen zunächst zweidimensionale Grafiken, die sie in eine dreidimensionale Geländedarstellung überträgt. Die heute in London lebende Künstlerin hat an der dortigen Kingston University Bildende Kunst studiert. www.evamasterman.co.uk

Inspired by landscapes, eva masterman from Cardiff in Wales, creates multi-layered, topographical sculptures for her latest works. Two-dimensional graphics are first created from tracks and lines and they are then transferred to a threedimensional terrain representation. The artist, who today lives in London, studied Fine Art at Kingston University, also in London.


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Die Form ist entscheidend für t i na z l at i na . Die aus Sofia stammende Künstlerin hat beobachtet, dass Kunst zunehmend von Ideen und immer weniger von Form und Aussehen bestimmt wird. Die äußere Erscheinung und der Vorgang des Formens ist jedoch weiterhin maßgeblich für ihre Inspirationen aus Keramik und Mixed Media. Nach ihrem Masterabschluss an der Kunstakademie in Sofia, konnte sie bereits im European Ceramic Workcentre EKWC in Hertogenbosch in Holland Erfahrungen als Gastkünstlerin sammeln. www.tinazlatina.com

Shape is all-important for tina zlatina. The Sofia-born artist observed that art is increasingly determined by ideas and less by shape and appearance. However, the external appearance and the shaping process are still crucial for her inspirations which are created in ceramics and mixed media. After completing her Masters degree at the Academy of Art in Sofia, she was able to gain experience as a guest artist at the European Ceramic Workcentre EKWC in Hertogenbosch in Holland.


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In ihren installativen Arbeiten aus einer Vielzahl keramischer Gegenstände setzt sich c aro l i n e tat t e rsa l l immer wieder mit den Grenzen des Materials auseinander. Das Experiment spielt beim Entstehungsprozess ihrer oft räumlichen Arbeiten eine wichtige Rolle. Caroline Tattersall hat 2008 am Royal College of Arts in London einen Master in Keramik und Glas erworben und zuvor ihren Bachelor in Keramik an der Universität in Cardiff abgeschlossen. 2014 erhielt sie den Förderpreis im Rahmen des 13. Westerwaldpreises „keramik europas“ des Keramikmuseums in Höhr-Grenzhausen. www.carolinetattersall.com

In her installation works, caroline tat tersall often uses a variety of ceramic objects to address the limitations of the material. The experiment plays an important role in the creation process of her works, which are often spatial. Caroline Tattersall graduated from the Royal College of Arts in 2008 with a Masters degree in Ceramics and Glass and previously completed a Bachelors degree in Ceramics at the University of Cardiff. In 2014, she won the advancement award which is part of the 13th Westerwald Prize “ceramics of europa” from the Ceramics Museum in Höhr-Grenzhausen.


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Tiere sind die neuesten Studienobjekte von j a m i e ly n mo rrow . Detailliert hat sie den Aufbau des Skeletts, die Anordnung der Muskeln und die sie umgebene Haut studiert. Die aus Michigan in den USA stammende, junge Künstlerin setzt daraus teils sehr lebensechte, teils verfremdete Skulpturen um. Oft konzentriert sie sich dabei auf aussterbende Arten. Beim Aufbau ergänzt sie manchmal Funktionen, die das Ableben verhindern oder aber Auslöser für das Verschwinden dieser Rasse sein könnten. 2014 schloss sie ihr Studium mit einem Bachelor of Fine Arts an der Northern Michigan University ab. www.jamielynmorrow.com

Animals are the latest objects of study for jamie lyn morrow . She has studied in detail the structure of the skeleton, the arrangement of muscles and the skin that covers them. The young artist, who comes from Michigan in the USA, then creates sculptures which are sometimes very life-like, sometimes alienated. She often concentrates on species that are dying out. During the creation process, she sometimes amplifies functions which could prevent extinction or which could be a trigger for this race dying out. She graduated with a Bachelors of Fine Arts in 2014 from Northern Michigan University.


Impressum Ceramic Artist in Residence 2014 Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster Herausgegeben von der Dr. Hans Hoch Stiftung ´ Idee & Konzept/idea & conception: Danijela Pivaševic-Tenner Fotos / photos: Stefan Tenner © Texte und Bilder liegen bei den Text- und Bildautoren / © text and pictures by the authors of text and pictures Jury 2014: · Dr. Brigitte Kölle: Direktorin, Galerie der Gegenwart, Kunsthalle Hamburg / Director, Gallery of Contemporary Art, Kunsthalle Hamburg · Dr. Susanne Schwertfeger: Kunsthistorisches Institut, Christian-AlbrechtUniversität zu Kiel / Institut of Art History, University of Kiel · Johanna Göb: Leiterin des Kulturbüros der Stadt Neumünster / Head of the Cultural Office, City of Neumünster · Günter Humpe-Waßmuth: Vorsitzender der Dr. Hans Hoch Stiftung, Erster Stadtrat der Stadt Neumünster / Head of the Dr. Hans Hoch Foundation, 1st City Council, City of Neumünster ´ · Danijela Pivaševic-Tenner: Künstlerin und künstlerische Leiterin des Programms „Ceramic Artist in Residence“ / Artist and Artistic Director of the programme “Ceramic Artist in Residence” Übersetzung / translation: Eule Lokalisierung GmbH, Kiel Layout / layout: Herold / typografikdesign, Heiligenstedten www.typografikdesign.de Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster Fürsthof 8, 24534 Neumünster, Deutschland Tel. +49 (0) 43 21 – 2 52 15 02 info@stadttoepferei.de www.stadttoepferei.de © 2015 Dank an die Förderer der Stadttöpferei / thanks to the supporter



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