Ceramic Artist in Residence 2015

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Ceramic Artist in Residence 2015 Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster



Ceramic Artist in Residence 2015

Ceramic Artist in Residence 2015

Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster

Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster

Herausgegeben von der Dr. Hans Hoch Stiftung

Published by Dr. Hans Hoch Stiftung



Inhalt

Contents

Begrüßung

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Welcome

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Einleitung

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Introduction

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artist in reside n ce 2 0 15

gastkünst ler 2 0 1 5

10 / 13 14 / 17

3. March – 27. March 2015 Zia Fauziana (Indonesia) Cori Crumrine (USA)

10 / 13 14 / 17

5. Mai – 30. Mai 2015 Irina Razumovskaya (Russland) Lucie Libotte (Großbritannien)

18 / 21 22 / 25

5. May – 30. May 2015 Irina Razumovskaya (Russia) Lucie Libotte (UK)

18 / 21 22 / 25

9. Juni – 3. Juli 2015 Santiago Lena (Argentinien) Emily Stapleton-Jefferis (Großbritannien)

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9. June – 3. July 2015 Santiago Lena (Argentina) Emily Stapleton-Jefferis (UK)

26 / 29 30 / 33

1. September – 25. September 2015 Rhiannon Ewing-James (Dänemark/Nordirland) Yuri Fukuoka (Japan)

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1. September – 25. September 2015 Rhiannon Ewing-James (Denmark/Northern Ireland) 34 / 37 Yuri Fukuoka (Japan) 38 / 41

3. November – 27. November 2015 Ewa Wesolowska (Polen) Lena Buhrmann (Deutschland)

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3. November – 27. November 2015 Ewa Wesolowska (Poland) Lena Buhrmann (Germany)

3. März – 27. März 2015 Zia Fauziana (Indonesien) Cori Crumrine (USA)

Portraits

50

Portraits

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Dear Sir/Madam,

wer denkt, Kunst, das ist etwas, das in Museumsvitrinen vor Staub und Besuchern geschützt werden muss, dem lege ich stets einen Besuch im Künstlerhaus Neumünster ans Herz. Hier können Sie hereinspazieren und junge Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt bei der Arbeit erleben. Doch die Stipendiaten unseres Künstlerhauses verlassen auch ihr Atelier, um mit den Menschen in der Stadt in Interaktion zu treten. Sie möchten die Kunst in unser Leben tragen, uns damit überraschen und wortwörtlich beschenken, wie z. B. Yuri Fukuoka und Cori Crumrine.

I would urge anyone who thinks that art is something to be kept in museum display cases away from dust and visitors to pay a visit to the art house in Neumünster. You can walk in here and see artists from around the world at work. However, these bursary holders at our art house have also left their workshops so that they can interact with people in the city. They want to bring their art to our lives, to surprise us and to literally give us a present, for example, as demonstrated by Yuri Fukuoka and Cori Crumrine.

Sie lenken unseren Blick auf all den Luxus und die Schönheit, die uns scheinbar selbstverständlich umgibt. Sie rufen uns auf, zum Entstehen von Kunst beizutragen und rücken dabei unseren alltäglichen Umgang mit Ressourcen in den Fokus der Wahrnehmung. Der Zugang zu den Menschen, wie ihn z. B. Emily Stapleton-Jefferis oder Lucie Libotte suchen, wirkt zunächst fast spielerisch. Doch das Nachdenken, das ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem Alltag bewirkt, dauert fort. Es ist Kunst, die auf die Menschen zugeht – jung, phantasievoll, kritisch und frei von jedem Staub! Ich danke allen Künstlerinnen und Künstlern, die in diesem Jahr unsere Stadt mit ihren Ideen bereichert haben, besonders ´ Danijela Pivaševic-Tenner, die mit großem Engagement und Erfolg das Artist in Residence-Programm leitet. Günter Humpe-Waßmuth 1. Stadtrat und Vorsitzender der Dr. Hans Hoch Stiftung

They direct our gaze to all the luxury and beauty that surrounds us and which is apparently taken for granted. They call on us to contribute to the creation of the art and, in doing this, to transfer our daily interactions with resources to the focus of perception. The access to people, for example, as explored by Emily Stapleton-Jefferis or Lucie Libotte, is initially almost playful. However, the thought that is provoked through their artistic confrontation with everyday life remains. It is art that is approachable to people – young, imaginative, critical and dust-free! I would like to thank all artists who have enriched our city ´ with their ideas this year, in particular, Danijela PivaševicTenner, who directed the Artist in Residence programme with great commitment and success. Günter Humpe-Waßmuth Head of the Town Council and Representative of the Dr. Hans Hoch Foundation


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Einleitung

Introduction

In den Jahren als Stipendiatin (2009 – 2012) war das Künstlerhaus für mich ein Symbol für Ruhe und ein Ort konzentrierten und produktiven Arbeitens. Durch das Internationale Keramiksymposium im Jahr 2010 wurde deutlich, wie inspirierend ein zusätzlicher Austausch und die Zusammenarbeit für uns Künstler ist. Gleichzeitig kam ein interessiertes Publikum in den Fürsthof und nutzte das Angebot, sich mit der Entstehung aktueller Kunst auseinanderzusetzen.

When I was a bursary recipient (2009 – 2012), the art house was a symbol of peace for me a place of concentrated, yet at the same time, productive work. With the International Ceramics Symposium in 2010, it became clear how inspiring the additional interaction and cooperation can be for us artists. At the same time, an interested audience came into the Fürsthof and used the opportunity to see how current art is created.

Im Jahr 2013 begann schließlich das Programm „Ceramic Artist in Residence“ mit dem Ziel, dafür ein regelmäßiges Angebot in Neumünster zu etablieren. Bewerbungen aus bis zu 51 verschiedenen Ländern gingen pro Jahr ein und ermöglichten der Jury die Auswahl aus einer riesigen Bandbreite keramischen Schaffens. Seitdem waren in den vergangenen drei Jahren nun 30 Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland für jeweils vier Wochen im Fürsthof aktiv. Sie luden ein zu Workshops, Ausstellungen und Werkschauen. Dabei entwickelte sich eine aktive Zusammenarbeit zwischen den jungen Gastkünstlern und dem Publikum. Sie alle haben hier auf ihre Art und Weise gezeigt, was für sie keramische Materialien bedeuten, wie sie diese bearbeiten und insbesondere, wo sie sich in der modernen Kunst positionieren – und das zu einer Zeit, in der Keramik wieder global eine Renaissance erlebt, ob aktuell bei der Biennale in Venedig, im Tate Museum in London oder ganz banal im Reality-TV bei der BBC.

In 2013, the programme “Ceramic Artist in Residence” finally started with the aim of establishing a regular event in Neumünster. Applications from up to 51 countries were received each year and this enabled the jury to choose from a huge range of ceramic work. Since then, 30 artists from Germany and overseas have each come to the Fürsthof for four weeks each over the past 3 years. They invited us to workshops, exhibitions and demonstrations. This gave rise to active collaboration between the young guest artists and the public. In their own way they have all demonstrated what ceramic materials mean to them, how they work with them and, in particular, where they are positioned in contemporary art – and this is at a time when ceramics are again experiencing a renaissance in global art, whether currently at the Biennale in Venice, in the Tate Museum in London or more trivially on a reality TV show on the BBC.


einleitung

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Der Freundeskreis Schloss Gottorf bei einer Führung durch das Künstlerhaus

Circle of friends and supporters of state museum Schloss Gottorf at a guided tour through the residency house

Das Ziel, hier in Neumünster junge Keramikkunst zu fördern, wird künftig noch erweitert. Mit dem neuen Programm „Ceramic Artist Exchange – Tandem“ steht ab 2016 nun der Austausch und der Wissenstransfer zwischen unterschiedlichen Künstlergenerationen im Mittelpunkt. Dazu möchte ich Sie und Euch herzlich einladen.

The aim of promoting new ceramic art here in Neumünster will be expanded further in the future. With the new programme “Ceramic Artist Exchange – Tandem” the focus from 2016 will now be on interaction and the transfer of knowledge between the different generations of artists. And I would like to invite you to join us.

Danijela Pivaševic´-Tenner Künstlerin und Künstlerische Leiterin

´ Danijela Pivaševic-Tenner Artist and Artistic director of the residency programme


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z i a Fau z i ana 2013 erfuhr ich zum ersten Mal von diesem Programm. Damals studierte ich noch an der Universität. Als meine Bewerbung für das Programm 2015 angenommen wurde, war ich unglaublich aufgeregt. Genau. Dank der Unterstützung der Nationalgalerie von Indonesien habe ich es in die Stadttöpferei geschafft! Das Aufenthaltsstipendium für Keramikkünstler in der Stadttöpferei bedeutet mir sehr viel. Es ist eine großartige Gelegenheit, zu erfahren, wie es sich anfühlt, außerhalb von Indonesien zu arbeiten, sich ganz auf die eigene Arbeit konzentrieren zu können und nicht in seinen Tagesabläufen abgelenkt zu werden. Genau. Während des Aufenthalts setzte ich mein „Workspace“-Projekt fort, an dem ich seit 2014 arbeite. Keramik wird oft mit Femininität in Verbindung gebracht, während Maschinen und Geräte eher als typisch männliche Domäne gelten. Bei meinem Projekt geht es darum, diese gegensätzlichen Stereotypen miteinander zu vereinen. Durch das Zusammenspiel beider Klischees in einem Werk versuche ich, sie zu durchbrechen, indem ich die paradoxen Charaktere betone. Zudem wollte ich mit diesem Projekt den Aspekt der Feinheit von Keramik im Kontrast zu Maschinen weiter ausarbeiten. Genau. Mein erster Schnee, flüssige Porzellanmasse, Räucherlachs, elektrischer Brennofen, Pommdöner, Kaffeesatzlesen, Indonesisch für kita bertiga, Pommdöner, Cori, der FlugsportClub Neumünster, Windmühlen, Brie, keine Allergien in Neumünster, Pommdöner. Genau. Terima kasih banyak – herzlichen Dank!

The first time I heard about this program was 2013, when I still studied at the university. So when I knew that my proposal had been accepted for the 2015 program I was so extremely excited. Genau. By the grants of the National Gallery of Indonesia, I made it here in Stadttöpferei! The ceramic artist in residence program in Stadttöpferei is such a huge deal for me, it’s a great opportunity for experiencing how it feels to work outside Indonesia, and focus on my work and not get distracted with my daily routine. Genau. During this residency, I’m continuing my “workspace project” that I’ve been doing since 2014. The idea of the project is combining the femininity stereotype of ceramic and masculinity stereotype of machinery and tools. By combining both in one work I try to get out from the stereotypes by emphasizing the paradoxical characters. And also, during the project I try develop and more complicated work to get in to the delicacy issue of ceramic and machinery. Genau. My first snow, fine bone china slip, smoke salmon, electric kiln, pommedonner, future reading coffee, Bahasa Indonesia for kita bertiga, pommedonner, Cori, airsportclub Neumünster, windmill, brie cheese, no allergy in Neumünster, pommedoner. Genau. Terima kasih banyak!


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z i a F a u z i a n a | 13


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cori Crumrine Künstlerhaus Stadttöpferei, bei Dir habe ich mich so gut aufgehoben gefühlt! Ich verbrachte die Zeit in einem Zustand ständiger Einkehr und Beobachtung. Ich konnte weder meinen Blick lange an einem Punkt verweilen noch meine Hände untätig ruhen lassen. Ich wollte meine Fingerabdrücke überall in der Stadt hinterlassen! Wenn ich kreativ arbeite, bin ich rundum glücklich, und genau dazu hatte ich in Neumünster Gelegenheit. Selten kann man seine Zeit so verbringen – dazu noch mit jeder Menge Haselnusskeksen und in so guter Gesellschaft. Danijelas Geduld und Fantasie kennen keine Grenzen – danke für all’ die Unterstützung und dass Du Dich mit mir über jede Kleinigkeit gefreut hast! Danke auch an Dunja und Tara Lotte, mit denen ich Kekse und Neugierde teilen durfte. Sehr lieb von Euch, dass Ihr zwei uns Künstlern Eure Eltern so oft „ausgeliehen“ habt. Danijela und Stefan, Ihr seid einfach großartig. Ihr habt mich als Künstlerin und als Freundin aufgenommen – vielen Dank für Eure unendliche Großzügigkeit. Mein Dank geht auch an meine Mitbewohnerin Zia, mit der ich Kaffee und Ton geteilt habe. Du hast mir viel beigebracht! Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster, Du bist der Traum eines jeden Künstlers. Das AiR-Programm beflügelte meine Hände und Ideen und hat meinem Verlangen nach kreativem Arbeiten und meiner Neugier neue Nahrung gegeben! Danke, dass Ihr mir und vielen anderen Künstlern dieses Gefühl vermittelt habt. Irgendwann werde ich sicher wiederkommen.

Künstlerhaus Stadttöpferei, you treated me so well during my short stay. My time there was spent in a constant state of contemplation and observation. I could not keep my eyes in one place for long or my hands in my pockets. I wanted to leave my fingerprints all over the city! I am happiest when I am making and Neumünster gave me a slice of time to do just that. It is a rarity to spend time this way, indulging in hazelnut cookies and making work in such good company. Danijela‘s patience and imagination is exponential – thank you for encouraging and sharing my excitement over every little thing! To Dunja and Tara Lotte, thank you for sharing cookies and curiosities with me – you are very sweet to let us artists borrow your parents so often. Danijela and Stefan, you two are absolutely splendid – thank you so much for your ceaseless generosity and accommodating me as both an artist and a friend. And Zia, thank you for being my resident coffee/clay pal, you taught me much! Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster, you are an artist‘s daydream. The AiR Program refreshed my hands and ideas – you amplified my desire and curiosity to make! Thank you for giving this feeling to me and many other artists. I will be back to visit one day.


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c o r i C r u m r i n e | 17


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i r i n a R a z u m o v s k aya Bei meiner Ankunft in Neumünster war ich ehrlich gesagt müde. Ich war aus Taiwan angereist, wo ich drei Monate lang an meiner Ausstellung gearbeitet hatte, und obwohl ich bereits eine Idee für meine Arbeit hatte, fühlte ich mich ausgelaugt und ohne Inspiration. In den ersten Tagen erkundete ich die Stadt zu Fuß und war von ihr absolut begeistert. Sie hat diese subtile Kälte des Nordens, die Architektur ist beiläufig und lakonisch, alles ist durchdacht und zweckmäßig. Nach wenigen Tagen waren Arbeitseifer und Leidenschaft plötzlich wieder da. Ich wollte meine Eindrücke wiedergeben und diese kühle Sauberkeit bildlich darstellen. In meinen Arbeiten, die im Künstlerhaus entstanden sind, wollte ich Architekturformen zum Leben erwecken. Ich versuchte, direkte, genaue und eindeutige Bilder oder Symbole zu vermeiden. Jedes meiner Werke hat für mich eine persönliche Bedeutung, doch es sollte die Möglichkeit zur mehrdeutigen Betrachtung und vielfältigen Interpretation offen lassen. Ich verarbeitete meine Eindrücke von den Wassertürmen, die es überall in Deutschland gibt. Ich fand es bemerkenswert, dass diese Strukturen ein Porträt der Stadt bilden. Sie sind einfach einzigartig. Daneben verwendete ich als Inversbild einige Fabrikdetails, die ich im Industriegebiet der Stadt entdeckt hatte. Für mich war der Aufenthalt im Künstlerhaus Stadttöpferei eine großartige Erfahrung. Sie hat meine Arbeit im Wesen sehr beeinflusst. Ich schuf absolut Unerwartetes und hatte Raum für Experimente und freies Schaffen.

To be honest, I came to Neumünster quiet tired. I arrived from Taiwan, where I worked for three months on my show, and, although, I had an idea for work, I was drained and uninspired. First few days I was taking walks in town to see what’s around and I found myself being absolutely charmed by the town. It has this subtle northern cold feeling, architecture is casual and laconic, everything is well-thought and utilitarian. In few days I was passionately working, all of a sudden. I wanted to represent the images I saw, I wanted to depict that cold cleanness. In the works I created in Kunstlerhaus I wanted to animate architectural forms. I tended to avoid direct, narrow, and exact images or symbols. Every artwork I’ve done has a personal meaning for me, but I preferred it to be ambiguous for the viewer, to leave open the possibility for variability in the observing experience. I used the images of water towers, which can be found in every place in Germany. I found it special that these structures form a “portrait” of the town, they are very unique. As well as that I used as an inverse image some factory details that I saw in the industrial area of town. For me being in Kunstlerhaus Stadttöpferei was a great experience, it influenced my body of work a lot, I made absolutely unexpected things; there was place for experiment and free creation.


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i r i n a R a z u m o v s k ay a

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Lucie Libotte Für mich als Designerin bildet das verwendete Material den Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung meiner Arbeiten. Mittels ungewöhnlicher Materialien und Techniken möchte ich die Vergänglichkeit und unseren Versuch, physikalische Aspekte in natürlichen Umgebungen zu verstehen und nachbilden zu wollen, zum Ausdruck bringen. Ich interessiere mich für den Ursprung der Materialien als System der Darstellung. Akribisch wie bei der Textilgestaltung untersuche ich die strukturellen Eigenschaften und setze diese durch räumliche Dimensionen und Bewegungen um. Zeichnen, Materialuntersuchung, Video, Fotografie und Installationen sind meine Hauptmedien, mit denen ich eine Umgebung schaffe, die einen Dialog mit dem Betrachter ermöglicht. Das Projekt „Dust Matters“ entstand im Rahmen des Stipendiats des „Ceramic Artist in Residence“-Programms im Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster. Ich konnte mich an einer Vielzahl von Techniken versuchen und die physischen Grenzen von Materialien und ihre Auswirkung auf die visuelle Umgebung ausloten. ´ Irina Razumovskaya und Danijela Pivaševic-Tenner waren mir eine große Hilfe – sowohl bei der Weiterentwicklung meiner Gestaltungsfähigkeiten mit Keramik als auch beim Versuch, meine Untersuchung „sozialer” zu gestalten; durch das Betrachten des Hausstaubs, den die Besucher hierher brachten, beim Teilnehmen und Bewerben der gemeinsamen „Staubsammelaktion“ in und um Neumünster. Danke Euch beiden für diese Erfahrung und Eure Unterstützung.

I am a designer who uses material as a starting point for wide-ranging explorations. Through uncommon materials and techniques my works embrace the notion of ephemerally and mankind's efforts to understand and recreate physical aspects found in natural environments. I am interested in the materials origins as a representational system. From the meticulous skills of textile design, I investigate the structural properties of technique and translate it through spatial dimensions and motions. Drawing, material investigation, video, photography and installations are my main media to create an environment, which allows a dialogue with the viewer. The project “Dust Matters” was pleased to be part of the residency at Ceramic Artists in Residence programme at Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster. This will allow me to go to the next step of this project and progress the development of the design side, in order to improve the design approach to create pieces in relation to the architecture where the dust came from. This has challenged me to explore a variety of techniques, push the physical boundaries of materials as well as their effects on the visual environment. ´ Being with Irina Razumovskaya and Danijela Pivaševic-Tenner was a huge help by helping my design process thought ceramic but also to pursue a more “social” research; by looking into people’s waste that visitors provided, by involving and promoting the collaboration "dust collection" around Neumünster area. Thank you both for this experience and help.


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L u c i e L i b o t t e | 25


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santiago Lena Die Reise und die Idee, an der ich in diesem Monat arbeitete, begannen, Form anzunehmen, als ich erfuhr, dass ich zum Stipendium zugelassen worden war. Aufgeregt suchte ich auf der Landkarte nach Neumünster. Es stellte sich heraus, dass mein Urgroßvater – ein Seemann, der der ganzen Familie die Leidenschaft für das Meer und Schiffe vererbt hat – ganz in der Nähe, nämlich in Kiel, und meine Urgroßmutter in Hamburg geboren wurden. Da begann ich, mein geplantes Projekt neu zu überdenken und über neue Ideen nachzudenken, allerdings bis zu meiner Ankunft in Neumünster ohne wirkliche Ergebnisse. Aufgewühlt durch all das, was es für mich bedeutet, hierher zu kommen – das Wissen über meine Familiengeschichte und das, was mit Kiel im 2. Weltkrieg passierte – dachte ich viel nach, schrieb auf, und änderte nach und nach meine Arbeit. Schließlich schuf ich völlig neue Werke. Ich gestaltete neue Formen, verwendete verschiedene Tonarten und arbeitete zum ersten Mal mit Porzellan und Paperclay. All das motivierte mich immens und erfüllte mich mit Zufriedenheit und Genugtuung. Hier haben Ideen Raum zum Atmen. Die Zusammenarbeit mit Emily und Danijela, zwei großartigen Künstlerinnen, ein perfekter Arbeitsplatz, eine wunderschöne Stadt zum Wandern und Radfahren – besser geht es nicht. Zurück in Argentinien war ich hoch motiviert, voller Ideen und konnte es kaum erwarten, weiter mit Keramik zu arbeiten. Dieses Material erdet uns, verbindet uns mit uns selbst und hinterlässt seine Spuren in der Geschichte. Ich bin nun wieder zuhause, doch der Wunsch nach einer Wiederkehr ist groß!

The trip and the idea on which I was working during this month, began to take shape when I found out I had been selected to participate in the residency. I looked excited at the map to see where Neumünster is. I found out that my greatgrandfather, who was a sailor, who caught the passion for the sea and boats for the whole family, was born nearby in Kiel and my great-grandmother in Hamburg. Then I was rethinking my project that I presented to apply and started thinking about new ideas, but without deciding anything until I arrived in Neumünster. Moved by all that implies for me, to be able to come here, knowing about this family story or learning about what happend to Kiel during 2nd world war I was thinking, writing, turning the work and changed it little by little. Finaly I done pieces that I didn’t made before by creating new shapes, using different clays, worked first time with porcelain and paperclay. All this motivated me so much and filled me with satisfaction. Here at the residency ideas can breathe. Working alongside with Emily and Danijela, two huge artists, have a perfect work space, a beautiful city for walking and cycling. It couldn’t be better. Back in Argentina I was absolutely motivated, full of ideas and eager to continue doing things for ceramics, this clay seals us, connects us with ourselves and it leaves a mark on history. I went, but there is so much desire to return!


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s a n t i a g o L e n a | 29


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e m i l y S t a p l e t o n – j e ff e r i s Die Arbeit, die ich hier geschaffen habe, entstand als Reaktion auf die vorherigen acht Monate, die ich in Südostasien verbracht hatte. Dort wurde mir bewusst, wie glücklich ich mich schätzen kann, aus einem Industrieland mit vergleichsweise vielen verschiedenen Möglichkeiten der Lebensgestaltung zu stammen. Daher spiegelt dieses Projekt meine Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber Neumünster und meinem Leben im Allgemeinen wider und soll auch den Betrachter anregen, sein Leben zu schätzen zu wissen und sich glücklicher und zufriedener zu fühlen. Diese Wertschätzung wollte ich fördern, indem ich nicht beachteten, langweiligen und unerwarteten Orten ihre eigene Schönheit abgewonnen und wunderschöne Abdrücke von Oberflächen rund um die Stadt genommen und in Keramik umgesetzt habe. Es war sehr bereichernd für mich, andere Menschen in meine Ausflüge durch die Stadt einzubeziehen und ich hoffe, dass durch diese Suche nach schönen Texturen sowie beim Betrachten der fertigen Arbeiten eine Wertschätzung für unsere unmittelbare Umgebung geweckt wird. Die Stücke wurden entsprechend dieser Stadterkundungen geformt und arrangiert, die Farben spiegeln die Umgebungen wider, an denen die Abdrücke genommen wurden. Ich hatte eine wunderbare Zeit hier und bin sehr dankbar für diese Gelegenheit. Ich werde die Erinnerungen an diesen Ort und die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, hegen und pflegen.

The work I made here was in response to having spent the previous eight months in South East Asia, where I came to realise how lucky I am to be from a developed country with comparatively so many life choices. This project therefore reflects my feelings of appreciation for Neumünster, and my life in general, and reflects bigger ideas of how to make other people too, take a moment to appreciate their own lives, and so be happier and more satisfied. Finding beauty in overlooked, boring and unexpected places became my method of stimulating this appreciation, with the act of taking beautiful pressings from surfaces around the town as a way of translating this idea into ceramics. Involving other people in my ‘journeys’ through the town has been so rewarding, and I hope that through this action of finding beautiful textures, as well as through seeing the finished works, an appreciation for our immediate surroundings has been kindled. The pieces have been arranged into the shapes of the ‘journeys’ throughout the town, with the colours a reflection of the surroundings where the pressings were made. I have had such a wonderful time here, am so grateful for this opportunity, and will treasure my memories of this place and the people I met here.


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e m i ly S ta p l e t o n - e ff e r i s | 33


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rhiannon Ewing–james Ein Besuch der Rosenthal-Archive im Porzellanikon Selb in einer stillgelegten ehemaligen Rosenthal Fabrik, des Museums Tuch+Technik und der Stadt Neumünster in Deutschland zeigten mir deutlich, dass Produktion und Industrie mittlerweile zwar umgesiedelt wurden, aber der Stolz auf vergangene Zeiten weiterhin fortbesteht.

Upon a recent visit to the Rosenthal archives in the Porzellanikon Museum and former production factory, Selb and the Tuch + Technik textile Museum and the town of Neumünster, Germany it was clear that manufacture and industry had moved else where, however, strength still holds on to the pride that once was.

Aufgrund des geänderten Bedarfs des heutigen Europas im 20. Jahrhundert wurden die meisten Produktionen nach Fernost verlagert und Tausende verloren ihre Arbeit. Mich darauf beziehend verwendete ich für mein Projekt eine Art Fließbandproduktion, um mich in die Position der nun nicht mehr in Lohn und Brot stehenden Industriearbeiter zu versetzen.

Due to the evolving needs of contemporary Europe in the 20th century most manufacture moved to the Far East, leaving thousands without jobs. To relate through making I use a production line of manufacture putting myself in the place of those who have lost their jobs.

Früher war die Stadtsilhouette voller Schlote und Rauch, Keramikscherben lagen auf den Wegen und die Flüsse färbten sich mit dem Abwasser der Färbereien … Als Reaktion auf den Verlust der einzelnen Berufszweige sponn ich Wolle und statt mit herkömmlichem Porzellan, Glasuren und Glanzmitteln zu formen und zu verzieren, goss und malte ich mit Kunststoff. Kunststoff hat einen günstigen künstlerischen Wert: Seine kräftigen, üppigen Farben erwecken Aufmerksamkeit, und als Form oder Dekoration schafft er Bewusstsein für Kultur, die ihre taktilen Verbindungen verloren hat. Durch Änderung von Material, Umfang und Verfahren bleiben diese Objekte dennoch vertraut und suggerieren die Illusion einer Bestimmung. Der reflektorische Raum zwischen Betrachter und Objekt, unterstützt durch erkennbare Materialien und Produktionsmethoden, soll das nicht greifbare Potenzial

Once skylines were filled with chimneys and smoke, ceramic shards littered pathways and waterways were coloured brightly with waste fabric dye … In response to the loss of each community, I spun wool, instead of casting and decorating with traditional porcelains, glazes and lustres I cast and paint with plastic. Plastic has a cheap artificial value, its’ bold, luxurious colours crave attention and when used as form or decoration it brings awareness of a culture that has lost its tactile connections. By altering material, scale and process, the objects remain familiar and suggest an illusion of purpose. The reflective space between viewer and object encouraged by recognisable materials and methods of production hopes to capture the intangible potential for a contemporary relationship with materials unknowingly ingrained in our everyday lives. Like people, these objects sit confident and bold hoping to retain an identity and yet embody that which has been lost.


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für eine zeitgenössische Beziehung mit Materialien einfangen, die unbewusst tief in unserem Alltagsleben verwurzelt sind. Wie Menschen stehen diese Objekte selbstbewusst und mutig da. Sie sollen eine Identität bewahren und gleichzeitig den Verlust verkörpern.


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yuri Fukuoka Vielen Dank an alle, die ich in Neumünster kennenlernen durfte! Ich habe dieses Programm sehr genossen! Es war eine schöne Erfahrung für mich, Teilnehmerin des „Ceramic Artist in Residence“-Programms sein zu dürfen. Während meines wunderbaren Aufenthalts schuf ich drei Arbeiten.

Thank you so much to everyone I met in Neumünster! I really enjoyed this programme! It was such a nice experience for me to become a member to this ceramic artist in residence programme. In the period of this wonderful production, I made three works.

Nr. 1 „Neumünster’s happiness“

No. 1 “Neumünster’s happiness”

Diese Arbeit habe ich für die Einwohner Neumünsters geschaffen. Ich denke, dass viele von uns die kleinen Freuden des Alltags verloren haben. Wir nehmen die Dinge um uns herum nicht wahr und neigen dazu, unser Glück in der Ferne zu suchen. Daher installierte ich meine Arbeiten (Porzellankugeln) an vielen öffentlichen Plätzen in Neumünster. Ich hoffe, damit Sichtweisen zu ändern, und dass ihre Betrachter ihr Glück auf neuen Wegen finden!

I made this for Neumünster’s inhabitants. I think that many of us can’t find their happiness in daily life. We don't notice the things around us. We are apt to look for our happiness far away. So I put my works (porcelain balls) on many public places in Neumünster. I hope that viewpoint changes and everyone who finds them will get a new way how to find their happiness!

No. 2 “Ice Flower” Nr. 2 „Ice Flower“ Warum nicht einmal neue Wege bei der Arbeit mit Keramik beschreiten? Alles, was eine Form hat, wird sterben und seinen Körper aufgeben. Doch Keramik kann oftmals nicht einfach „sterben“ – höchstens durch ein Missgeschick, und dann dauert es lange, bis sie wieder Teil der Natur wird. Keramikscherben sind wunderschön, genau wie Eisblumen. So schuf ich diese Arbeiten, um die „Schönheit von Zerbrechlichkeit oder Zerstörung“ auszudrücken.

Why not trying new ways to work with ceramics? Everything that has shape will die and lose its body. But ceramic often couldn't die easy, only by accident or reasons and it’s a process that needs time to come back to nature. I think fragments of ceramic are beautiful, same as ice flowers. So I made this work to express "the beauty of fragility or scattering".


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Nr. 3 „Cross of your vision“

No.3 “Cross of your vision”

Ist unsere Sichtweise die einzig richtige? Ich frage mich, ob wir nicht immer nur geradeaus blicken. Nur eine Wahrheit, aber so viele Fakten. Meine Arbeit sollte eine andere Perspektive aufzeigen.

Do you think that our view is right? I wonder wheter we use to see just one direction in front of us. Only one truth, but so many facts. My work should show another perspective.

Ich wünsche mir, dass der Betrachter beim Erkunden und Betrachten meiner Arbeiten diese Bruchstücke des Glücks im Alltag wiederfindet.

While discovering and seeing my works I wish that visitors refind this fragments of happiness in daily life.


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ewa Wesolowska Meine Arbeit erforscht Spuren der Gegenwart und bezieht Erinnerung und Wahrnehmung mit ein, um den Augenblick zu bewahren. Gleichzeitig möchte ich die Unmöglichkeit dieses Vorhabens aufzeigen, da der Wunsch, Spuren und Geschichte eines Objekts festzuhalten, genau das Gegenteil bewirkt. Sie erinnert an einen Menschen, der nicht mehr da ist und zeigt, dass wir nicht alles bewahren können. Je mehr wir versuchen, an den Spuren einer Person festzuhalten, desto mehr wird uns ihr Fehlen bewusst. Daher geht es in meiner Arbeit mehr um den Versuch. Sie betrachtet unsere fragile und zeitverhaftete Natur, deren wesentlicher Wert in der bleibenden Spur, die der Mensch durch sein kreatives Schaffen hinterlassen hat, besteht. Dieser „menschliche Abdruck“ bedeutet die mentale Nachzeichnung unserer Geschichte, unseres Erbes und unserer Kultur – wie wir sie nach einer bestimmten Zeit wahrnehmen, wie wir sie bewahren oder ablehnen. Die Arbeit, an der ich in Neumünster gearbeitet habe, ist Teil einer Skulpturinstallation aus Licht und Ton, die ich im Anschluss weiterentwickeln werde. Die Arbeit besteht aus vielen Keramikteilen, die alle meinen Handabdruck zeigen. Der Aufenthalt im Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster ermöglichte mir, mich ganz ohne Ablenkungen auf meine Arbeit zu konzentrieren. Es war wie Meditieren: Stück für Stück Tag für Tag

My practice investigates traces of presence and a reference to memory and perception with a desire to preserve the moment. My work strives to keep the trace of a human touch as well as display the inability to do so; instead the desire to maintain the trace and history of an object reveals the opposite. It evokes an absent human and shows that we cannot keep anything. The more we try to hold onto one’s ‘trace’, the more we pinpoint the lack of one. Therefore my work is more about trying. It is an act of meditation of our fragile and temporal nature with the essential value being the permanent trace left by the human hand through creative action. This ‘human touch’ means mental trace of our history, heritage, and culture – how we see it after a certain time, how we maintain it, or reject it. The work I was working on in Neumünster is part of a sculptural light and sound installation I will develop afterwards. The work consist of many ceramic pieces where each of them was my handprint. Residency at Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster allowed me to focus on my work without the distractions of everyday life. It was like a meditation: Piece after piece Day after day


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Ein Stück Ton, Tonpresse, sechs kleine Löcher in jede Tafel, Handabdruck

Piece of clay, clay press, six little holes in each tablet, Handprint

Ein Stück Ton, Tonpresse, sechs kleine Löcher in jede Tafel, Handabdruck

Piece of clay, clay press, six little holes in each tablet, Handprint

Ein Stück Ton, Tonpresse, sechs kleine Löcher in jede Tafel, Handabdruck

Piece of clay, clay press, six little holes in each tablet, Handprint

Ein Stück Ton ... Handabdruck ...

Piece of clay... Handprint ...


e w a W e s o l o w s k a | 45


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lena Buhrmann „Ein Kunstwerk“, sagt der Kunstwissenschaftler Michael Bockemühl „muss mehr sein, als über es gesagt werden kann und das Anschauen mehr als der sinnliche Zutrag vorgegebener Begriffe.“ Ein Kunstwerk zu betrachten, müsse mehr bedeuten als die Entschlüsselung einer inhaltlichen Aussage. Die Wahrnehmungen des Betrachters reichen weiter als das Erkennen von Objekten und Formen. Das Kunstwerk verwirkliche sich in der Resonanz des Betrachters. (Bockemühl 1989, Seite 65 ff.) Die Arbeit „Brennversuch No. 5“ reiht sich in meine künstlerische Recherche zu experimentellen Keramik-Brennversuchen ein. Es geht mir in dieser fortlaufenden Arbeit um die Entwicklung unterschiedlicher Brennverfahren und die Erprobung von Kommunikationsanlässen. Jeder Brennversuch ist einmalig und lebt durch die Begegnung der Menschen, die kommen, erleben und fragen. Es ist eine künstlerische Arbeit, die erst durch die immaterielle Erfahrung und die Resonanz der Betrachter wirklich Gestalt annimmt. Der Moment der Begegnung interessiert mich. Ein flüchtiger Moment in dem Menschen zueinander kommen und für einen kurzen Zeitraum ihre Lebenswirklichkeit teilen. Ein Moment, gefüllt von Spannung und Neugier, von Gesichtern die in der Reflektion der Flammen glühen und von einem Miteinander, das Brücken schlagen vermag. Ich erinnere mich an einen Moment: Wir standen im Halbkreis um den glühenden Ofen, Freunde und Fremde, ein Geräusch rasender Geschwindigkeit weckt meine Aufmerksamkeit.

“A work of art”, says the art scholar Michael Bockemühl, “must be more than can be said about it and looking at it must be more than the sensory occurrence of predefined concepts.” To observe a work of art must mean more than the decoding of the substantive content. The perceptions of the observer extend further than the recognition of objects and shapes. The work of art materialises in the response of the observer. (Bockemühl 1989, page 65 ff.) The piece “Brennversuch No. 5” forms part of my artistic research on experimental ceramic burn tests. This ongoing work looks at the development of different burn processes and the testing of communication triggers. Each burn test is a one-off and is brought to life through the encounter with people who come, experience and question. It is artistic work that only really takes shape with the immaterial experience and the response of the observer. The moment of meeting interests me. A fleeting moment in which people come together and, for a short time, share the reality of life. A moment, full of excitement and curiosity, of faces glowing in the reflection of the flames and creating a bridge of cooperation. I remember one moment: we stood in a semi-circle around the glowing oven, friends and strangers, a high speed sound caught my attention. I was told that this is what the war sounds like, by people who had fled from their homes. We speak to each other, exchange thoughts and experiences. The oven disappeared, but the sound of the war remains in my ear.


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So höre sich der Krieg an wird mir, von Menschen die aus ihrer Heimat flüchteten, erzählt. Wir sprechen miteinander, tauschen Gedanken und Erfahrungen. Der Ofen verschwindet, es bleibt das Geräusch des Kriegs in meinem Ohr.


l e n a B u h r m a n n | 49


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P ortraits

Keramik wird oft mit Zartheit, Zerbrechlichkeit und gleichzeitig mit dem Femininen und Häuslichen in Verbindung gebracht. zia fauziana hinterfragt diese Klischees bewusst in ihrer künstlerischen Arbeit. Sie hat an der Fakultät für Bildende Künste und Design am Institut Teknologi in Bandung Keramikkunst studiert. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Assistentin im Keramikstudio dieser ältesten technischen Hochschule Indonesiens. www.ziafauziana.tumbir.com

P ortraits

Ceramics are often associated with tenderness, fragility and, at the same time, femininity and domesticity. zia fauziana deliberately challenges this stereotype in her artistic work. She studied Ceramic Art at the Faculty for Visual Art at the Institut Teknologi in Bandung. Since graduating she has worked as an assistant in the ceramics studio of the university, which is the oldest technical university in Indonesia


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Aus unz채hligen, filigranen und organischen Formen, die sich wuchernd den jeweiligen R채umlichkeiten perfekt anpassen, entstehen die Installationen von c o r i c ru m r i n e . Die aus dem US-Bundesstaat Ohio stammende junge K체nstlerin hat in der Hauptstadt Columbus Bildende Kunst studiert und erhielt 2013 eine Auszeichnung des renommierten National Council on Education for the Ceramic Arts (NCECA). www.coricrumbine.tumbir.com

The installations by cori crumbine are created from innumerable delicate and organic forms which adapt themselves exuberantly to perfectly fit the available space. The young artist, originally from the US state of Ohio, studied Fine Art in the state capital Columbus and, in 2013, received an award from the renowned National Council on Education for the Ceramic Arts (NCECA).


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Architektonische Formen sind bestimmende Elemente der Keramiken, Installationen und Malereien von i r i na r a z u m ovs k aya . Im vergangenen Jahr schloss sie ihr Studium der Keramik an der staatlichen Akademie f체r Kunst und Design in St. Petersburg ab. Sie nahm bereits an zahlreichen K체nstleraufenthalten in den USA, Korea, China oder D채nemark teil. 2014 erhielt sie den ersten Preis der Silican Arts Triennale im ungarischen Keckemet und wurde auch beim 10. Ceramics Festival im japanischen Mino ausgezeichnet. www.irina-r.ru

Architectonic forms are defining elements in the ceramics, installations and paintings by irina razumovskaya . Last year she completed her studies in Ceramics at the State Academy for Art and Design in St. Petersburg. She has already taken part in numerous artist residences in the USA, Korea, China and Denmark. In 2014 she won first prize in the Silican Arts Triennale in Keckemet, Hungary and also won an award at the 10th Ceramics Festival in Mino, Japan


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Staub ist praktisch überall zu finden und doch schenken wir ihm kaum Beachtung. Aber genau hier schaut lucie libotte ganz besonders hin. Zufällig im Haushalt abgelagerte Schwebepartikel macht sie zum Gegenstand künstlerischer Experimente. Die aus Belgien stammende Künstlerin hat in Brüssel und später in London studiert, wo sie seit 2008 lebt. Im vergangenen Jahr hat sie ihren Master an der dortigen Universität der Künste absolviert, einer der größten Kunstuniversitäten Europas. www.licielibotte.com

Dust can be found almost everywhere and yet we rarely pay it any attention. lucie libot te, however, takes a much closer look. She turns particle matter found by chance at home into the subject of artistic experiments. The artist is originally from Belgium and later studied in London where she has lived since 2008. In the last year she completed her master's degree at the University of the Arts in London, one of the largest universities of art in Europe.


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sa n t ia g o le na verbindet die Präzision im Detail mit der Dynamik des Tons, um daraus kraftvolle Objekte zu gestalten. Er imitiert Elemente aus der Natur, einschließlich der wunderlichen „Unvollkommenheiten“ die beispielsweise Steine im Laufe der Jahrhunderte annehmen. In diesen Objekten macht Santiago Lena schließlich zuvor aufgenommene Stimmen in harmonischen Überlagerungen hörbar. Der Autodidakt lebt und arbeitet in Córdoba, der zweitgrößten Stadt Argentiniens. www.santiagolena.com

santiago lena combines the precision of detail with the dynamism of clay in order to create powerful objects. He imitates elements from nature, including the fantastical “imperfections” that stones, for example, take on over the course of centuries. Santiago Lena finally makes pre-recorded voices audible in these objects using harmonic overlays. The autodidact lives and works in Córdoba, the second largest city in Argentina


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Mit frischen Eindrücken eines achtmonatigen Aufenthalts in Südostasien kam e m i ly s ta p le t o n -j e f f e r i s im Juni nach Neumünster. Aus ihren grafischen Skizzen und Erinnerungen und den neuen Eindrücken entstehen verspielte und interaktive Installationen aus keramischen Miniaturen, die sie mit anderen Materialien kombiniert. Die 23-Jährige hat an der Kent University in Nottingham im vergangenen Jahr ihren Bachelor „Decorative Arts“ absolviert.. www.emilystapletonjefferis.co.uk

emily stapleton-jefferis came to Neumünster in June with fresh ideas following an eight-month stay in South East Asia. Her graphic sketches and memories together with new ideas gave rise to playful and interactive installations consisting of ceramic miniatures combined with other materials. The 23 year-old completed her bachelor's degree in “Decorative Arts” from the Kent University in Nottingham last year.


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Die Tuchmachergeschichte hat Neumünster einst in Mitteleuropa einen guten Ruf für technische Entwicklung und Herstellung von Textilien beschert. r h i a n n o n ew i n gja me s setzte sich mit dem Niedergang der großen Manufakturen künstlerisch auseinander. In ihren Arbeiten setzt sie Licht und Mixed Media-Techniken ein. Die Künstlerin aus Nordirland arbeitet seit ihrem Abschluß an der Belfast School of Art mittlerweile am International Ceramic Research Center Guldagergaard in Dänemark. www.ewing-james.cm

At one time, the tradition of cloth-making in Neumünster had given it a good reputation within Central Europe for technical development and the manufacture of textiles. rhiannon ewing-james tackles the decline of large-scale manufacturing in her artistic work in which she uses light and mixed media techniques. Since she graduated from the Belfast School of Art, the artist, who is originally from Northern Ireland, has worked at the International Ceramic Research Center Guldagergaard in Denmark


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Wie aus hunderten filigranen Keramikscheiben raumfüllende Installationen entstehen können, stellt y u r i f u ku o k a eindrucksvoll unter Beweis. Die Anordnung und Farbgebung der mitunter nur 0,2 mm hauchdünnen Objekte passt sie den räumlichen Bedingungen an. Dies konnte sie bereits bei zahlreichen Ausstellungen in Japan unter Beweis stellen und bald auch im Taipei City Yingge Ceramics Museum in Taiwan. Die Künstlerin lehrt an der Kunstuniversität in Kyoto, an der sie 2013 ihren Master der Keramik absolvierte. www.yuri-fukuoka.com

yuri fukuoka proves in an impressive fashion how installations large enough to fill an entire room can be created from hundreds of delicate ceramic discs. She adapts the arrangement and colour scheme of the wafer-thin objects, which are only 0.2 mm thick, to suit the spatial conditions. She has also been able to demonstrate this at numerous exhibitions in Japan and soon also at Taipei City Yingge Ceramics Museum in Taiwan. The artist teaches at the University of Art in Kyoto, from where she also received her master's degree in Ceramics.


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Geprägt von ihrer klassischen Ausbildung der Bildhauerei hat ewa wes o l ows k a in den vergangenen Jahren neue Wege beschritten. Die Teilnahme an verschiedenen Künstleraufenthalten in Frankreich, Spanien oder Holland gaben ihr die Möglichkeit, zu experimentieren. Die bildende Künstlerin und Doktorandin an der Kunstakademie in Krakow schafft nun interaktive Raum- und mobile Lichtinstallationen mit keramischen Materialien. www.ewawesolowska.com

Influenced by her classical education in fine arts, ewa wesolowska has broken new ground in recent years. Her participation in different artist residencies in France, Spain and Holland has given her the opportunity to experiment. The visual artist and doctoral student at the Academy of Arts in Krakow now creates interactive spatial and mobile light installations with ceramic materials.


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Flüchtige Momente beschäftigen le na b u h r m a n n . Der Hamburger Künstlerin geht es um die Darstellung offener Fragen, verlassener Dinge, Gerüche, Gesprächswendungen oder Momente, die Gefühltes oder Erlebtes in sich tragen. Mit ihren Rauminstallationen will sie Kommunikationsanlässe schaffen. Nach dem Diplom der Kunsttherapie an der FH Ottersberg schloss sie 2013 ein Studium der Freien Bildenden Kunst an der HBK Braunschweig ab. www.lenabuhrmann.de

lena buhrmann is concerned with fleeting moments. The artist from Hamburg examines the depiction of open questions, abandoned things, odours, conversations and moments which consist of something felt or experienced. She wants to create opportunities for communication with her room installations. After completing her Diploma in Art Therapy at the Technical University of Ottersberg, she completed her studies in Fine Art at the HBK Braunschweig.


Impressum Ceramic Artist in Residence 2015 Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster Herausgegeben von der Dr. Hans Hoch Stiftung ´ Idee & Konzept/idea & conception: Danijela Pivaševic-Tenner Fotos / photos: Stefan Tenner © Texte und Bilder liegen bei den Text- und Bildautoren / © text and pictures by the authors of text and pictures Jury 2015: · Dr. Brigitte Kölle: Direktorin, Galerie der Gegenwart, Kunsthalle Hamburg / Director, Gallery of Contemporary Art, Kunsthalle Hamburg · Dr. Susanne Schwertfeger: Kunsthistorisches Institut, Christian-AlbrechtUniversität zu Kiel / Institut of Art History, University of Kiel · Johanna Göb: Leiterin des Kulturbüros der Stadt Neumünster / Head of the Cultural Office, City of Neumünster · Günter Humpe-Waßmuth: Vorsitzender der Dr. Hans Hoch Stiftung, Erster Stadtrat der Stadt Neumünster / Head of the Dr. Hans Hoch Foundation, 1st City Council, City of Neumünster ´ · Danijela Pivaševic-Tenner: Künstlerin und künstlerische Leiterin des Programms „Ceramic Artist in Residence“ / Artist and Artistic Director of the programme “Ceramic Artist in Residence” Übersetzung / translation: Eule Lokalisierung GmbH, Kiel Layout / layout: Herold / typografikdesign, Heiligenstedten www.typografikdesign.de Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster Fürsthof 8, 24534 Neumünster, Deutschland Tel. +49 (0) 43 21 – 2 52 15 02 info@stadttoepferei.de www.stadttoepferei.de © 2016 Dank an die Förderer der Stadttöpferei / thanks to the supporter


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