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Die Geschichte des Bruderhahns

„Ich wollt, ich wär Zweinutzungshuhn“

DAS TRAURIGE LOS DES BRUDERHAHNS

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Die Hennen scharren auf dem Mist, der Gockel passt auf und scheucht seine Damen unter Bäume oder Büsche, nähert sich ein Greifvogel. Die Tiere finden Würmer, Raupen und Schneckeneier – eiweißreiche Fu erergänzung zu den Körnern, die sie im Stall vorfinden. Dort können sie in Ruhe Eier legen und auf Stangen die Nacht verbringen, bis der Hahn am Morgen kräht. Ein neuer Tag beginnt in der Bauernhof-Idylle, die selten geworden ist

TEXT I FOTOS HEIKE HOFFMANN

Früher gehörte Geflügel zu beinahe jedem Hof, die Bäuerin kümmerte sich meistens darum und verdiente mit dem Verkauf der Eier ein bisschen dazu. Die Glucken brüteten in Nestern, bis die Küken schlüpften – je zur Hälfte männliche und weibliche Tiere. Doch nur die weiblichen legen Eier, so wurden die männlichen aufgezogen und geschlachtet. Ein knusprig-duftender Gockel war ein Festtagsbraten. Solche alten Hühnerrassen wie das Augsburger Huhn oder das Vorwerkhuhn – beide im Übrigen im Freilichtmuseum Glentleiten zu besichtigen – werden als „Zweinutzungshühner“ bezeichnet.

Sie legen allerdings nicht etwa „jeden Tag ein Ei“, sondern höchstens die Hälfte der Menge der modernen Hybridhühner, die auf Eierleistung gezüchtet sind. Andere wiederum werden auf maximalen, schnellen Fleischansatz getrimmt. Auch hier gewinnen die weiblichen Tiere – was also tun mit Bruderhähnen, die keine Eier legen? Aufziehen, heißt es seit Anfang dieses Jahres per Bundesgesetz. Doch was tierfreundlich klingt, sieht in der Realität ganz anders aus.

Der magere Bruderhahn

Jürgen Fischer vom Unser-Land-Geflügelhof in Hohenfurch sagt sehr klar, dass die Aufzucht der Bruderhähne keineswegs ressourcenschonend ist – die Hähne leben 14 Wochen, danach werden sie geschlachtet, denn eine längere Aufzucht würde zu anderen Schwierigkeiten führen. In diesem Alter werden sie geschlechtsreif, damit auch aggressiv. Die Hähne haben bis dahin mehr Kosten verursacht und Energie verbraucht, als sie letztendlich liefern. So brauchen die Küken in den ersten beiden Wochen 38 °C im Stall. Sie fressen mehr und am Ende gibt es nur jämmerliche 200 bis 250 Gramm Fleisch pro Gockel. Im Winter werden daraus Sup-

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