9 minute read
Kurzurlaub in Österreich
Eine genießerische Auszeit
FOTO: ANDREAS BIENERT
Advertisement
Getreu nach dem Mo o „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“ haben unsere Autorinnen Heike Hoffmann und Birgit Werner ihren letzten Kurzurlaub in unserem wunderschönen Nachbarland Österreich verbracht, genauer gesagt in Kärnten und Vorarlberg. Dabei haben sie ganz besondere Plätze rund um den Millstä er See und Feldkirch entdeckt
Magische Momente am Millstätter See
Von frischen Fischen über das Naturerlebnis Moorsee bis zum Diner in der Glaskuppel: ein Besuch bei Peter Sichrowsky, Hotelchef und Ururenkel des letzten Kaiserfischers
TEXT BIRGIT WERNER
FOTO: ANDREAS BIENERT
Freitag: Wenn Peter zum Delikatessen fang einlädt Kraftvoll tauchen die Holzruder in das dunkelgrün-blaue Seewasser. Die Sonne flimmert golden über dem Wellengekräusel, während wir Peter, den fischenden Hotelier, in seinem Ruderboot begleiten. Er holt gerade die Reinanken aus dem Netz und erzählt dabei von der Tradition der Reinankenfischer, den Benediktinermönchen, die hier mit der Binnenfischerei begannen, und von denjenigen, die später auf dem See für den Kaiser in Wien und München die Lachsfische fingen. Er selbst ist einer ihrer Nachfahren. Sein Ururgroßvater war einer der letzten k. u. k. Hoffischer. „Die Fischerei ist eine Passion, die für mich, meine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, zu einem erfüllten Leben dazugehört“, betont er. Kein Wunder, denn die Fischgründe am Südufer hat die Familie schließlich vom Kaiserfischer geerbt. Täglich fahren Peter Sichrowsky oder sein Vater hinaus, um nachzuschauen, was in den langen Schwebenetzen gelandet ist. „Die Reinanke ist immer auf der Suche nach Plankton. Das macht sie zum Marathonschwimmer. Daher sind sie so schlank“, erklärt er den Gästen, die er regelmäßig mitnimmt auf seine Angeltouren. „Die hier dürfte fast drei Jahre alt sein. Das verraten die Schuppen. Sie sind ähnlich wie Jahresringe bei einem Baum.“ Blitzschnell verbreitet sich die Nachricht von unserer Angeltour in der Luft. Ein Schwarm Seemöwen lauert schon. Sie flitzen hin und her, balgen sich kreischend um ein paar Brocken. Möwe Moritz bleibt da eher cool und ist clever: Als Peters tägliche Begleitung weiß sie, holt er die Netze ins Boot, je nach Wind und Wetter, Strömung und Tageslänge, mit einem größeren oder kleineren Fang, bekommt sie meistens drei Fische ab, oder das, was zu viel ist. „Wir nehmen nur das aus den Netzen mit, was wir fangfrisch in der Hotelküche zubereiten. Heute steht Reinanken-Saltimbocca mit Zucchinigröstl auf der Speisekarte“, verrät Peter schmunzelnd.
Bild rechts: Wenn Peter mit seinen Gästen die Schwebenetze einholt, erzählt er spannende Geschichten über die Fischereitradition
Bild unten: zur Glaskuppel: Einfach unvergesslich: bei Sonnenuntergang unter der lichtdurchfluteten Kuppel dinieren
FOTO: ANDREAS BIENERT
FOTO: ANDREAS BIENERT
Samstag: Erlebnistour zum idyllischen Moorsee Die schönsten Aussichten auf den Millstätter See zeigt Peter am liebsten bei einer Radl-Tour. Als geprüfter MBike-Guide passt er die Routen immer ans Niveau der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Spontan probiert er auch mal neue Wege aus. „Wir lassen unsere Gäste gerne an Dingen teilhaben, die uns selbst Freude machen“, betont er. Die Tour zum Egelsee, der auf einer Hügelkette zwischen Millstätter See und dem unteren Drautal liegt, gehört zu seinen Lieblingsrouten. Los geht’s bei der Seebodener Bucht. Auf urigen Wurzel-, Forst- und Schotterwegen erreichen wir nach sechs Kilometern unser Ziel, den Egelsee. Der natürliche Waldsee beeindruckt mit tiefer Stille und erstaunlicher Flora. Ein Bad im 25 Grad warmen Moor soll gesundheitsfördernd für Haut und Knochen sein. „Schaut“, ruft Peter, „die Tafeln erklären, wie wichtig es ist, diese seltene Moorlandschaft mit ihren Pflanzen und Tieren zu schützen.“ Er zeigt dabei auf Schwingrasen, der den See umgibt, Moorbeeren, Papillentorfmoos und blühende Rosmarinheide. Ein paar Schritte weiter breiten sich der fleischfressende Sonnentau und Wasserschlauch aus. Wir setzen uns auf den Steg, und Peter erzählt, wie sehr er den Egelsee mit seiner seltenen Flora und das ruhige Leben schätzt. Bewusst wurde ihm das allerdings erst nach seinem Studium in Moskau. „Zurückzukommen war für mich immer eine Option“, betont er. Es wird Zeit zum Aufbrechen. Wir radeln gemütlich auf 28 Kilometern zurück: entlang an kaiserlichen Villen, Strandbars und Seeterrassen am Nordufer. Als Extra erhaschen wir immer wieder grandiose Ausblicke auf das dunkelgrüne Wasser und genießen in Dellach im „Fischimbiss im Garten“ selbstgemachte Spezialitäten.
Sonntag: Wandern auf dem Weg der Liebe und dinieren in der Glaskuppel Einige schwimmen bereits morgens auf den See raus, wir ziehen die Wanderschuhe an. Rund um den See geht es angenehm gemächlich zu. Die Wege nennen sich „Slow Trails“, auf den Almen der Umgebung finden sich urige Berggasthöfe. Unser Ziel ist das 2.060 Meter hoch gelegene Granattor in den Kärtner Nockbergen. Der Höhenrücken im Norden birgt das größte Granatvorkommen der Alpen. Auf dem „Weg der Liebe – Sentiero dell‘ Amore“ wandern wir gemütlich von der Alexanderhütte über die Almen der Millstätter Alpe. Rubinrote Edelsteine weisen den Weg von Platz zu Platz. Sieben sind es insgesamt, ausgestattet mit einer Bank und Büchern, jedes voll mit Aphorismen und Gedichten aus der Weltliteratur. Sehr inspirie-
VILLA POSTILLION
Das Hotel in Millsta mit direktem Seezugang ist der ideale Ort für unbeschwerte Urlaubstage mit allem, was das Leben zum Genuss macht. Es wurde in den vergangenen Jahren aufwändig renoviert, sodass die meisten Räume, auch der Spa-Bereich, komple neu sind. Der Blick aus den Zimmern reicht über den reizvollen See bis zur malerischen Berglandscha . Ein genialer Platz für einen romantischen Sundowner ist der Badesteg zur Außensauna: Hier zeigt sich die Schönheit des Sees noch einmal in ihrem ganzen Ausmaß. Was die Kulinarik betri , verwöhnt die Küche mit ausgewählten Produkten aus der Region – vom reichhaltigen Frühstücksbüfe bis zum mehrgängigen Menü am Abend. www.villa-postillion.at
FOTO: ARCHIV KW − FRANZ GERDL
FREIZEIT
FOTO: ANDREAS BIENERT
rend. Die Zeit für Zweisamkeit bekommt hier oben einen besonderen Stellenwert. Zurück am Südufer steht die Sonne bereits tiefer und taucht den See in einen goldenen Schimmer. Es ist der perfekte Augenblick, feinste Kulinarik unter einer Glaskuppel zu genießen. An einem Extra-Logenplatz zaubert Spitzenkoch Rainer Werchner, der in Millstatt mit seiner Gattin das Cafe San Daniele führt, ein köstliches Vier-Gänge-Menü. Serviert wird marinierter „Kärntner Låxn“ mit Saiblingsmousse, Cremesuppe von Schälkastanien, Variationen vom heimischen Reh und als Dessert eine Lemontarte. Die Stimmung ist einzigartig, und wir erleben echte kulinarische Verwöhnmomente. „Ich spüre den Geschmack in meinen Gedanken“, weiß der Spitzenkoch und betont, dass alle Zutaten regional sind. Dazu ein romantischer Sonnenuntergang und das Versprechen … magischer Millstätter See, das war nicht der letzte Besuch. www.millstaettersee.com, www.reinankenwirte.at
Das Granattor ist das heimliche Wahrzeichen der Region Millstätter See
MILLSTÄTTER SEE
Dieser Prachtband erzählt von den Naturschönheiten des Millstä er Sees, der Fischerei und der Bergwelt, in der die schroffen Hohen Tauern direkt auf die san en Nockberge treffen – beides ein Eldorado für Wanderer, Biker und Bergsteiger. Neben überlieferten Erzählungen und Mythen erfährt man auch sehr persönliche Schilderungen und Familiengeschichten aller Art, von alteingesessenen Bauern bis zu „fremden“ Pionieren – meist Bürgerlichen und Adeligen –, die sich hier ihre schicken Sommerdomizile schufen. Das Buch mit vielen farbigen Bildseiten ist im Brandstä er Verlag erschienen, hat 224 Seiten und kostet 49,90 Euro.
Einfach mal abschalten und genießen im monte mar e Schliersee
IHR URLAUB VOR DER HAUSTÜR
Das „Ländle“ ist traditionell modern
Im Ländle ist nichts weit entfernt. Diesen Satz hört man o unterwegs in Österreichs westlichstem Bundesland Vorarlberg. Auf das Wort „Ländle“ als Name für die eigene Gegend tri man überall. Es gibt Ländle-Milch und LändleKäse, Ländle-Eier und Ländle-Mehl, aus denen köstliche Käs-Knöpfle entstehen
TEXT I FOTOS HEIKE HOFFMANN
Vom Arlberg hin zum Bodensee und vom Bregenzer Wald zum Rhein, der zwischen Feldkirch und Hard die Grenze zur Schweiz markiert, ist Wien weit weg. Ein eigenes Ländle mit eigener Identität heißt hier Gäste mit großer Herzlichkeit willkommen. „Wundere dich nicht, wenn die Leute auf der Straße grüßen“, wird mir beim ersten Aufenthalt gesagt, und siehe da: Ein Junge radelt vorbei – „Servas“ sagt er und lächelt, während er weitersaust in Richtung des wunderschönen historischen Zentrums von Feldkirch.
Das hübsche Städtchen war immer schon ein wichtiger Handelsplatz auf der Verbindungsroute von Süden nach Norden und von der Römerzeit bis heute. Gastronomische Perlen, quirlige Bars und Cafés teilen sich die Gewölbe unter Arkaden mit trendigen Läden am zentralen Platz, der etwas verwirrend „Marktgasse“ heißt. Dort bieten dienstags und samstags Marktleute die besten Produkte der Region an: Fisch vom Bodensee, Bergkäse aus dem Bregenzer Wald, Wildspezialitäten aus dem Walsertal, Bio-Gemüse und bunte Blumen in herrlicher Üppigkeit. Besonders am Bauernmarkttag finden kulinarische Schatzsucher alles, was Herz, Gaumen und Magen begehren, und zwar vom hausgebackenen Zopf nach Uromas Rezept bis hin zu ganz außergewöhnlichen Köstlichkeiten wie nussig-aromatischem Hanföl in Bio-Qualität. „Für unser Premium-Öl“, so Fabian Braitsch von „Hempions“, „werden in Vorarlberg angebaute Hanfsamen sanft geröstet. Das Öl daraus ist reich an gesunden Omega-Fett-
säuren, Vitaminen und vielem anderem mehr.“ Feldkirch ist eingerahmt von Bergen, im Süden gehören sie schon zu Liechtenstein, im Westen grüßt der Schweizer Säntis. Doch vorher erhebt sich ein lang gestreckter Hügel: der Ardetzenberg. Sportliche erklimmen die „Himmelsleiter“; das ist eine beeindruckend steile Treppe, die als Direttissima hinaufführt. Eine Verschnaufpause könnte man am Rande des einzigen Weinbergs der Stadt machen. Hier wachsen die Trauben für einen köstlichen Weißwein und perlenden Sekt, erhältlich im Gasthaus und Hotel Schäfle in Feldkirch-Altenstadt, wo man auch Schnitzel vom Ländle-Kalb genießen könnte. Der Ardetzenberg bietet eine herrliche Aussicht auf die Stadt; auf dem Rücken des Berges ein sehenswerter Wildpark mit Mufflons, Uhus, Adler, Luchs und Fuchs. Im Wildschweingehege tummeln sich Frischlinge, während die Besucher am neu gebauten Kiosk, der von der Lebenshilfe geführt wird, bestens betreut werden.
Gegenüber erhebt sich der Stadtschrofen, der ganz besondere Überraschungen bietet: den „Letzehof“, der 1982 in ein buddhistisches Studienzentrum verwandelt und sogar vom Dalai Lama besucht wurde. Das Gelände ist frei zugänglich. Wer mag, wandert an der Stupa vorbei auf den Schrofen und genießt die Aussicht. Zurück am Hof könnte man die Bibliothek oder den Laden besuchen, der Bücher zum Thema Buddhismus anbietet. Auf Anmeldung serviert das Zentrum auch einfache, aber gute vegetarische Speisen. Deutlich anspruchsvoller ist die kreative Küche der begabten Köchin Denise Amann, die als „Mizzitant“ bekannt wurde und mit dem Umzug nach Maria Grün sich nun Mizzi Green nennt.
Nun kann man die Reise gestärkt fortsetzen. Auf jeden Fall sollte man in Zwischenwasser bei der Textildruckerei Rueff vorbeischauen – das Gebäude gestaltete Friedensreich Hundertwasser. Sehenswert die Basilika in Rankweil oder weiter nördlich die Wallfahrtskirche Bildstein. Von hier schweift der Blick fast über das ganze Ländle. Man möchte länger bleiben.
GENÜSSE FÜR KÖRPER UND SEELE
Hotel Landgasthof Schäfle in Feldkirch-Altenstadt www.schaefle.cc Wirtscha zum Schützenhaus in Feldkirch www.schuetzenhaus.at Buddhistisches Kloster Letzehof www.rabten.eu Restaurant Mizzigreen bei Frastanz www.mizzitant.at Textildruckerei Rueff, von Hundertwasser gestaltetes Industriegebäude in Zwischenwasser www.rueff.at
In der „Marktgasse“ schlägt das kulinarische Herz von Feldkirch
www.DasGlaszimmer.de
AB 28. APRIL IM KINO
Erst nachdem Felix die Ungerechtigkeiten des Krieges zu spüren bekommt erkennt er, dass Familie und Freundschaft wichtiger sind als jegliche Ideologie. Zwischen all der Verzweifl ung gibt es Hoffnung und ein magisches Glaszimmer als geheimnisvollen Rückzugsort. Christian Lerch beschreibt das Leben des zehnjährigen Felix kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.