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30 Jahre Münchner Zwietracht
GERNE MAL NEBEN DER SPUR
30 JAHRE MÜNCHNER ZWIETRACHT
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Was macht eine Oktoberfestband ohne Oktoberfest? Für die „Münchner Zwietracht“ stellt sich die Frage so gar nicht! Es wird gefeiert. Punkt. Immerhin feiert die Stimmungsband heuer ihr 30-jähriges Bestehen. Und auch, wenn seit der Corona-Krise einiges im Argen liegt, lassen sich die professionell gut gelaunten Musiker nicht unterkriegen
TEXT BETTINA SEWALD
„Langweilig wird’s bei uns nie“, lacht Heinzi Fuhrmann, Gründungsmitglied und Trompeter der „Münchner Zwietracht“. Zum Pressegespräch hat der 61-Jährige nach Icking ins heimische Wohnzimmer eingeladen. Der Kaffee auf dem Tisch duftet verführerisch und passt recht gut zur „Münchner Zwietracht“! Der Name steht stellvertretend für die gelungene Mischung von brasilianischer und bayerischer Kultur, genauer von zwei Trachten: „Zwietracht“ (nicht etwa Zwietracht im Sinne von Streit). Es geht bei der beliebten Oktoberfestband aber natürlich nicht um Kaffee, sondern um eine musikalische Verschmelzung – von brasilianischen Rhythmen und bayerischen Texten. So darf Ideengeber und Bandmitgründer Wolfgang Köbele zum Pressetermin auf keinen Fall fehlen. Mit leuchtenden Augen erinnert er sich an die Initialzündung: „Ich war Ende der 80er-Jahre öfter in Brasilien und hörte diese typische Musik mit diesem Rhythmus, der einem sofort ins Blut geht.“ Beim Mitwippen und Schunkeln wurde ihm schlagartig klar: „Da kann man super bayerische Texte drauf singen!“ Damit ging es los. Zurück in der Heimat funkte er sich mit Heinzi Fuhrmann und Karl Eichinger zusammen und entflammte die beiden sofort für die Idee zu diesem neuartigen Musik-Mix. Die Geburtsstunde von „Juche auf der hohen Alm“ stand kurz bevor. Zusammen mit Karl Eichinger hat Köbele weitere Stücke geschrieben, mit Heinzi Fuhrmann (damals noch in Dachau) hat er das Demo aufgenommen und an verschiedene Plattenfirmen geschickt. Josef Bauer aus Ebenhausen, damals bei VIRGIN zuständig für die Sparte Volksmusik (unter anderem erfolgreich mit Nicki und Patrick Lindner) ließ sich von dem einzigartigen Rhythmus anstecken und bot dem Trio gleich einen Plattenvertrag an. Das war 1990; 1991 gab es das erste Studioalbum. Das landete bei Karl
Moik im Musikantenstadl, der ebenfalls sofort begeistert war. Er lud die jungen Musiker in die Sendung und wollte sie auch gleich mit auf Tour nehmen. „Aber da hatten wir ja noch gar keine Band“, erinnert sich Heinzi Fuhrmann schmunzelnd und erklärt die Unterschiede zu reinen Studiomusikern. Karl Moik habe daraufhin geFOTO: MÜNCHNER ZWIETRACHT sagt: „Ja mei, dann gründet’s halt ‘ne Band“, fällt Köbele lachend ein. Das war quasi der Startschuss. Karl Eichinger (inzwischen nicht mehr aktiv dabei) kündigte seinen Job bei der Versicherung. Andi John (Drums) und Ralf Wolfgang Köbele, Chris Furtner, Andi Häckel, Peter Lautenschlager, Gollmitzer (Keyboard), beide inzwiHeinzi Fuhrmann und Danny Klupp (von links unten gegen den schen ebenfalls ausgeschieden, kamen Uhrzeigersinn) dazu. „So wurden wir nahezu über Nacht eine Band“, erinnert sich Köbele. Kurz nach der Produktion des Albums „Münchner Zwietracht“ ging’s mit Karl Moik 1992 zum ersten Mal auf die „Stadl-Tour“. 66 Tage lang. Mit Stars wie Patrick Lindner und Margot und Maria Hellwig. Von da an ging’s mit bayerisch-brasilianischem Schwung auf die Erfolgsspur. Weitere Festivals und Fernsehauftritte kamen. 1995 dann der Einzug aufs Oktoberfest (erst Hippodrom, dann Marstall). Hier heizten sie – auch mit Unterstützung der prominenten Gäste wie Thomas Gottschalk, Michelle Hunziker und DJ Ötzi – dem Publikum ein. Die „Münchner Zwietracht“ schwamm auf der Erfolgswelle ganz nach oben. Von München bis Brasilien und rund um die Welt. „Das ist eigentlich das, was uns von den vielen anderen Oktoberfestbands unterscheidet“, meint Heinzi Fuhrmann, „dass wir von Anfang an auch ganz woanders Musik machen durften.“ Die Sehnsucht nach dem Oktoberfest gibt es halt nicht nur in München. Und weil nicht alle in die bayerische Landeshauptstadt kommen können, ereilte sie immer und immer wieder der Ruf aus der Ferne. Bei dem Stichwort „Wo wart ihr denn schon überall?“ sprühen die Namen der Spiel-
orte und die damit verbundenen Erinnerungen wie ein Konfettiregen ins Isartal: Mexiko! „Ach ja, weißt du noch in Acapulco? Das Knödeldrehen in der Hotelküche!“ USA, Marokko, Japan oder Korea? „Da war doch das Foto mit den hübschen Mädchen!“ Und die Schweiz!? „Oh, ja! Da durften wir sogar mal Panzer fahren!“ Zwischendrin 80 bis 90 Konzerte pro Jahr, ein Abstecher mit Rudolph Mooshammer zum Eurovision Song Contest 2001 (Teilnahme beim ESC-Vorentscheid in Hannover). Dann folgten unter anderem der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde für drei Grand-PrixTeilnahmen innerhalb von neun Monaten und eine Einladung zur „German-American Steuben-Parade“ nach New York. Heuer kommt im Künstler-Magazin die Auszeichnung als „Künstler des Jahres“ in der Sparte „Party- und Oktoberfestband“ gerade recht – im Jubiläumsjahr. Die Band, inzwischen mit Kultstatus und teils neuer Besetzung, verneigt sich auch nach 30 Jahren noch vor ihrem Publikum. Die „Münchner Zwietracht“ hat nie aufgehört, sich immer wieder neu zu erfi nden und gleichzeitig dabei treu zu bleiben. „Als wir angefangen haben, da haben wir unsere Visitenkarten auf Heiligenbildchen gedruckt“, verrät Wolfgang Köbele mit einem Augenzwinkern. Man habe ja auf sich aufmerksam machen müssen. Und es sei ihm immer ein Bedürfnis gewesen, „etwas neben der Spur zu gehen“, ein bisschen zu provozieren und mal etwas Neuartiges auszuprobieren. So mischte er ganz unkonventionell bei den Bühnen-Outfi ts Hawaii-Hemden mit Lederhosen. „Also der Karl und ich“, schränkt Köbele verschmitzt ein und erklärt: „Wir waren die lustigen Burschen in Knallfarben, und der Heinzi im klassischen Look war unser Anker für das Bodenständige.“ Jetzt müsse nur die Pandemie ihren stählernen Griff lockern. Der Terminkalender für die kommenden Monate ist schon gut gefüllt. Mit verschiedenen Titeln vom Jubiläumsalbum stürmen sie seit diesem Frühjahr die (Online-)Charts, auch in Österreich und den Niederlanden. „Vor allem unsere ‚Münchner Madln‘ kommen gut an“, weiß Heinzi Fuhrmann zu berichten. Ob es heuer ein Oktoberfest geben werde? Schulterzucken unisono. „Aber wenn, dann wird es vermutlich ganz anders als bisher“, mutmaßt Wolfi Köbele und geht für den September 2022 eher von einer weiteren Wirtshaus-Wiesn aus. Egal wie, die „Münchner Zwietracht“ tritt an, um das Publikum zu unterhalten: „Wo auch immer wir auf die Bühne gehen, wir wollen, dass die Menschen für zwei, drei Stunden Spaß haben. Dass sie kurz mal den Alltag und die Sorgen vergessen.“ Dafür brennen sie auch noch nach 30 Jahren. Heinzi Fuhrmann lacht: „30 Jahre! Dann haben wir ja grad mal Halbzeit bis zur Rente!“
2022
14. Mai: Strauss, Mozart, Haydn 25. Juni: Haydn, Mozart 9. Juli: J. S. Bach 17. September: Haydn, Mozart 15. Oktober: Bruch, Mozart, Haydn
Abos jederzeit erhältlich
Tickets: www.muenchenticket.de Abos: kontakt@schaeftlarner-konzerte.de Förderkreis Schäftlarner Konzerte e.V. Tel. 08171/43000 www.schaeftlarner-konzerte.de