de’ignis Magazin Nr. 34

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Nr. 34

Dezember 2007

Persรถnlichkeitsentwicklung, Charakterbildung und geistliche Elternschaft


inhaltsverzeichnis

editorial

DE´IGNIS im Internet: www.deignis.de

editorial

ligenz haben wir nicht festgelegt. Aber die Persönlichkeitsentwicklung liegt in unseren Händen. Unsere Persönlichkeitsstruktur bestimmt unsere Entscheidungen. Sich einer schwierigen Situation entziehen oder sich ihr stellen, die Wahrheit fälschen oder sich ihr beugen, schnelles Geld zu verdienen oder den angemessenen Preis zu zahlen, liegt in unserem Ermessen. Beständige Persönlichkeitsentwicklung bedeutet, bewusst zu leben und Entscheidungen zu treffen.

Liebe Leserinnen und Leser! Das Auswählen der Thematik für diese Ausgabe war nicht besonders schwer, in Anbetracht der gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen.

editorial von Claus J. Hartmann ................................................................... Seite 3

Impressum Redaktion: Rainer Oberbillig, Winfried Hahn, Claus J. Hartmann, Dr. med Rolf Senst

zum thema Sehnsucht nach geistlicher Elternschaft in der jungen Generation von Sebastian W. Hartmann ........................................................................ Seite 4 Geistliche Elternschaft für die jüngere Generationen von Winfried Hahn .....................................................................................Seite 7 Lebensthema in Variationen – Wachsen und Reifen durch die Bewältigung persönlicher Krisen von Simone Marquardt ....................................................................... Seite 10 Charakterentwicklung geistlicher Leiter von Gerhard Kirschenmann ........................................................... Seite 13 Ist »Familie« noch zu retten? Oder: Kinder und Eltern – eine bedrohte Spezies! von Angela Dunse ........................................................................Seite 25 Entwicklungsschritte durch Ressourcenorientierung – Beispiel eines gelungenen Therapieverlaufes von Dipl.-Psychologe Rainer Oberbillig ..................................Seite 29

therapiegrundlagen Spirituelle Räume Ein Beitrag zur Phänomenologie des religiösen Erlebens und Verhaltens im Alter von Stefan Huber .............................................................Seite 32

DE´IGNIS aktuell Aktuelle News von DE´IGNIS

Grafik, Layout, Satz, Repro: ART DESIGN Dipl.-Ing. Rainer Haas Mönchhaldenstr. 129 · 70191 Stuttgart Tel. 07 11/48 23 31 · Fax 07 11/48 23 61 Druck: Offizin Chr. Scheufele Druck und Medien Tränkestraße 17, 70597 Stuttgart Herausgeber: DE‘IGNIS-Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für • Psychiatrie • Psychotherapie • Psychosomatik Walddorfer Straße 23 72227 Egenhausen Telefon: 0 74 53/93 91- 0 Telefax: 0 74 53/93 91- 93 E-Mail: info@deignis.de Volksbank Nordschwarzwald eG Konto 62 168 002 · BLZ 642 61 853

DE‘IGNIS Wohnheim gGmbH - Haus TABOR zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung Fred-Hahn-Straße 30 72514 Engelswies Telefon: 0 75 75/9 25 07-0 Telefax: 0 75 75/9 25 07-30 E-Mail: de-ignis-wwv@t-online.de Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch Konto 105 338 · BLZ 690 516 20 DE‘IGNIS-Institut gGmbH für Psychotherapie und christlichen Glauben Markgrafenweg 17 72213 Altensteig Telefon: 0 74 53/94 94-0 Telefax: 0 74 53/94 94-96 E-Mail: institut@deignis.de Volksbank Nordschwarzwald eG Konto 66 624 002 · BLZ 642 618 53

Christliche Stiftung DE‘IGNIS Polen Fred-Hahn-Straße 30 72514 Engelswies Telefon: 0 75 75/9 25 07- 0 Telefax: 0 75 75/9 25 07- 30 E-Mail: de-ignis-wwv@t-online.de Sparkasse Pforzheim Konto 7 260 512 · BLZ 666 500 85

Fachklinik News ................................................... ab Seite 17 Institut News ...................................................... ab Seite 20 Wohnheim - Haus TABOR News ........................ab Seite 22

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Alle DE‘IGNIS-Einrichtungen sind gemeinnützig und arbeiten überkonfessionell. Spendenbescheinigungen werden auf Wunsch gerne ausgestellt.

In Bezug auf die immer wiederkehrende Wertediskussion, dem Schrei nach Kinder und den Wert der Familie. Die Mehrheit der Gesellschaft hat ganz klare Vorstellungen, wie der Einzelne sich zu verhalten, zu funktionieren und sich einzufügen hat, natürlich immer zum Wohle der Solidargemeinschaft. Die Gefahr dabei ist, dass immer ein Modell entsprechend der derzeitigen Bedürfnisse geschaffen und gewünscht wird, um die erkannten Defizite auszugleichen und das Gewissen zu beruhigen. Ganz abgesehen davon werden egoistische Befriedigungen gestillt. Wenn es um das Thema Persönlichkeit und Charakterentwicklung geht, geht es auch immer um die Frage „der Beziehung des Menschen zu sich selbst“. Von dem Franziskanermönch Johannes Scheffler (Angelus Siesius) stammt das Wort:

„Vor jedem steht das Bild des, was er werden soll; solang er das nicht ist, ist nicht sein Friede voll.“ In der Antike galt das Wort:

„Werde, der du bist.“

Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn ist sich sicher:

Claus J. Hartmann die er schöpfungsmäßig in uns angelegt hat, mit allem, was dazu nötig ist. Das hat Goethe schon gewußt, als er schrieb: Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen. Wenn wir die Absichten unseres Schöpfers erkennen wollen, dann müssen wir tief in uns hinein hören. Wir wissen es nicht von Anfang an, sondern wir erfahren es im gehen, wo unsere Grenzen liegen. Es muss erprobt und versucht werden, wieviel wir uns zutrauen. Manchmal wird es erlitten. Es ist ein fortwährender Prozess in unserem Leben. Wer aus Trägheit diesem Prozess ausweicht, wird nie das Bild erkennen und verwirklichen können, das in ihm liegt. Je mehr ich darüber nachdenke, komme ich zu der Überzeugung, dass es nicht nur Gottes Erwartung an uns ist, sondern geradezu das Ziel unserer Gottesbeziehung (Glaube), genau die Menschen zu werden und als die Menschen zu leben, die er so geschaffen hat, wie wir sind. Jeder ein Original. Dies hat einen tiefen Sinn. Gott will das Leben.

„Der Sinn der irdischen Existenz liegt nicht in einer Gewinnmaximierung, sondern im seelischen Wachstum.“ Die Persönlichkeitsentwicklung unseres seelischen Wachstums ist nicht nur eine Stützmauer, sondern die Grundlage. So wird auch mein Charakter geprägt und bildet sich weiter durch die Entwicklung meiner Persönlichkeit. Wie wir auf diverse Lebensumstände reagieren, sagt einiges über unseren Charakter aus. Das bedeutet aber nicht, dass Krisen notwendig den Charakter formen, vielmehr zeigt sich oft erst in Krisensituationen der wahre Charakter. Schwierige Lebenssituationen sind manchmal wie eine unbekannte Kreuzung. Man muss sich entscheiden, welchen Weg man einschlagen soll. Entweder man bleibt sich treu oder man schließt Kompromisse. Seinen Grundsätzen treu zu bleiben stärkt die Persönlichkeit, auch wenn es negative Folgen mit sich bringen kann. So haben wir mit der Auswahl der Autoren auch in dieser Ausgabe versucht, möglichst breit gefächert an das Thema heran zu gehen.

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Grillparzer hat das auf seine Weise sehr treffend wiedergegeben:

„Werde, was du noch nicht bist. Bleibe, was du jetzt schon bist. In diesem Bleiben und Werden Liegt das Schönste hier auf Erden.“

Alle Menschen haben ein tiefes Verlangen und Streben in sich, ihre echte, individuelle Persönlichkeit zu entfalten. Ich glaube, dass Gott die Erwartung an uns hat, dass wir die Gaben und Fähigkeiten entwickeln,

Das heißt im Umkehrschluss: Für die Entwicklung unserer Persönlichkeit sind wir selbst verantwortlich. Vieles im Leben können wir natürlich nicht selbst bestimmen. Unsere Eltern haben wir uns nicht ausgesucht. Den Geburtsort und die Art unserer Beziehung haben wir nicht ausgewählt. Unsere Fähigkeiten und unsere Intel-

Wir wünschen Ihnen für die besinnlichen Tage und den Jahreswechsel vor allem, dass Sie Ihre Beziehung zu sich selbst ganz neu erkennen, und im neuen Jahr das leben, wozu Gott Sie geschaffen hat.

Die Herausgeber:

Winfried Hahn Claus J. Hartmann

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zum thema

zum thema VON SEBASTIAN W. HARTMANN

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s gab einmal einen durchschnittlichen begabten jungen Mann, der eine Ausbildung in einer Bibelschule absolvierte. Jeden Nachmittag ging er in die benachbarten Moorlandschaften und predigte dort vor den Vögeln, Bäumen, Eidechsen und Fröschen. Eines Tages ging der Direktor der Bibelschule dort spazieren und sah – aber vor allen Dingen hörte – diesen jungen Mann predigen. Nachdem er ihm eine Weile zugehört hatte und seine Begabung erkannt hatte, bot er ihm an, einmal gemeinsam mit ihm auf eine Vortragsreise zu gehen. Der junge Mann war überaus begeistert und nach der ersten Vortragsreise folgten weitere. Jedesmal gab der Direktor ihm Schritt für Schritt mehr Möglichkeiten, das zu tun, was er wirklich gut konnte: alles zu sagen, was ihm unter den Nägeln brannte. Dieser junge Mann ist heute eine bekannte Persönlichkeit und einer der erfolgreichsten und sympathischsten Evangelisten. Sein Name ist Billy Graham. An dieser Geschichte wird deutlich, was ein Mentor für eine Person tun und sein kann.

Sehnsucht nach geistlicher Elternschaft in der jungen Generation 4

Ein Mentor ist eine Person die einem Vater ähnelt, der seinen Nachwuchs bzw. seinen Schützling wohlwollend begleitet. Er erkennt das Potential in einer Person und entdeckt die Berufung. Er ist ein geistiger Sponsor, der das Beste in seinem Schüler zutage bringt, mit einer dienenden, gebenden und ermutigenden Haltung. Mentoring beinhaltet Herausforderung und ein „Über-den-Schatten-Springen“. Stärken und Schwächen werden für den Mentor sichtbar oder aber er bewirkt, dass diese sichtbar werden, um an ihnen zu arbeiten. Es wird oft gesagt, dass an den Schwächen gearbeitet werden muss und hierbei werden die Stärken vernachlässigt. Das Resultat ist der Durchschnitt.

Ratschläge geben, sondern vor allem auch das authentische Vorleben. Die geistliche Elternschaft für die junge Generation ist heute nicht mehr so stark ausgeprägt, wie es noch vor Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten der Fall war. Früher lernte der Schüler von seinem Meister bzw. Lehrer. Heute erhält die junge Generation ihr Wissen über verschiedene Medien und teilt sich zum Beispiel einen Professor mit dreihundert anderen Studenten. Der Bezug zum Wissensvermittler ist nicht wirklich vorhanden und die Kluft zwischen Lernenden und Lehrenden wird immer größer. Wie kann der Grundsatz, dass der Mensch zuerst durch das Sein, zweitens durch sein Handeln und drittens durch sein Reden bestimmt wird, in der gegenwärtigen Zeit noch gelebt werden. Man könnte fast meinen, dass die gegenwärtigen Grundsätze diametral gegen das verlaufen, was früheren Generationen wichtig war. Jeder Mensch ist einzigartig. Jeder hat Begabungen und Talente. Sie zu wecken und zu fördern ist unter anderem die Aufgabe eines Mentors. Die Voraussetzung hierfür ist jedoch eine junge Generation, die bereit ist, sich dem Mentoring zu stellen. Ist dies heute überhaupt gegeben? Sind Werte, an denen angeknüpft werden kann, in der jungen Generation vorhanden?

In den letzten Dekaden fand eine Werteveränderung statt. Werte, die für bisherige Generationen elementar sind, verfielen in der jungen Generation und mussten anderen Werten den Weg frei machen. Eine Folge ist, dass junge Menschen orientierungslos sind, ihnen fehlt es an Authentizität und die Chance ihre wahren Begabungen und Talente zu finden sind nur moderat vorhanden. Die Gesellschaft versucht sie in Muster zu pressen, „heute tust du dies und morgen tust du das“ wird zu einem Alltags begleitenden Satz. Etwa jede zweite Ehe in Deutschland ist geschieden und am Ende seines Lebens wird der junge Mensch von heute etwa drei verschiedene Berufe ausgeübt haben, so berichten Statistiken. Wie soll ein Mensch in einer derartig brüchigen, wissensüberfluteten, schnelllebigen Gesellschaft noch wissen, wozu er wirklich berufen ist. Die Sehnsucht nach geistlicher Elternschaft in der jungen Generation ist eines der wichtigsten Themen, was jedoch noch nicht so richtig erkannt wurde. Die Mehrzahl der jungen Generation nimmt diese Sehnsucht sehr spät wahr, obwohl diese in jedem jungen Menschen schlummert. Viele wurden zudem verletzt, indem Menschen ihre Begabungen für unzureichend erklärt haben und so ein Stück Leben ihnen genommen wurde.

Die Schwächen zu verringern, an den Stärken aber zu arbeiten, sie zu fördern und freizusetzen, ist die Aufgabe. Mentoren nehmen sich dieser an. Doch Mentoring bedeutet nicht nur

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zum thema

Die Sehnsucht, Begabungen und Stärken auszuleben, blieb vorhanden, doch die Angst nochmals verletzt zu werden und Selbstvorwürfe drängen diese Sehnsucht in den Hintergrund. Mentoren haben eine große Verantwortung mit dieser Sehnsucht sensibel umzugehen. Doch dieses Phänomen ist nicht nur in einer Generation zu finden, sondern auch in allen anderen. Dem Mentor bietet sich jedoch die Chance, der jungen Generation zu helfen den für sie richtigen Pfad zu finden. Die Sehnsucht der jungen Generation sollte nicht länger ignoriert werden. Väter sollten Mut und Initiative entwickeln. Der größteTeil der jungen Generation muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass er begabt ist. Nur ein geringer Teil bemüht, sich Mentoren zu finden. Somit besteht die Möglichkeit für die ältere Generation aktiv das Morgen zu prägen. Die Intensität des Mentorings ist auszuwählen, jedoch sollte die Aufgabe von jedem Mentor und auch der jungen Generation, mit Verantwortung getragen werden. Christen halten sich bezüglich Mentoring oft zurück, dabei kann Mentoring auch mit Jüngerschaft assoziiert werden. Jüngerschaft hingegen kann jedoch auch innerhalb einer Genera-

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zum thema

tion, unter Gleichaltrigen stattfinden. Mentoring hingegen findet meist generationenübergreifend statt. Doch welcher Christ kann von sich sagen, dass er in Jüngerschaft lebt.

in die Hand nehmen und den Lauf der Geschichte zu ändern. Mentoren die authentisch leben und die Liebe Gottes weitergeben, danach sehnt sich die junge Generation.

Die Folge ist das Sprichwort „wer zuerst kommt, malt zuerst“. Wenn Christen die Mentoring-Initiative nicht ergreifen, dann wird dies gewiss jemand anderes tun.

„Vielleicht könnte ich Dich und den Rat den Du mir gibst missverstehen, aber es gibt kein Missverstehen bei dem, wie Du handelst und wie Du lebst“(übersetzt aus einem

In der multikulturellen Gesellschaft, einer Welt der Globalisierung ist der Mensch den verschiedensten Versuchungen ausgesetzt. Es dreht sich um das ständige Umworbensein.

Gedicht von Edgar Guest) Sebastian W. Hartmann

Es gibt ein Plus und ein Minus, Freund und Feind. Glauben Sie an Gott, dann müssen Sie sich auch bewusst sein, dass es das Gegenteil gibt. Es gibt ein Anfang und ein Ende. Wie das Ende aussieht und ob die junge Generation darauf vorbereitet ist, entscheidet man selbst mit, ob aktiv oder passiv. Der Satz „lieber zu spät als nie“ wird eines Tages nicht mehr gelten, denn dann ist es zu spät! Die Sehnsucht nach geistlicher Elternschaft, nach Mentoren, die das Prinzip der dienenden Leiterschaft erkannt haben ist vorhanden. Wir brauchen Mentoren deren Herz für die junge Generation brennt, die eine ausgerüstete, zum Kampf bereite Generation fördern und das Ruder mit Ehrgeiz

Geistliche Elternschaft für die jüngere Generationen VON WINFRIED HAHN

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er junge Mensch ist in und nach der Pubertät in einem intensiven Ringen um seine Identität und mit drängenden Fragen beschäftigt:

21 Jahre, BerufsakademieStudent im Fachbereich Gesundheitsmanagement im Klinikum Stuttgart.

Wie soll ich mein Leben gestalten? Welche Werte und Ziele sind mir wichtig? Welchen beruflichen Weg soll ich einschlagen? Ist für mich Heiraten, Beruf ausüben und Kinder erziehen ein erstrebenswertes Lebensziel? Welchen Sinn kann ich in meinem Dasein erkennen? Dies sind Fragen, die als

bedeutsam und existenziell wahrgenommen werden und den jungen Menschen herausfordern, zuweilen auch als Bedrohung erlebt werden. Erik Erikson beschreibt diese Lebensphase als ein ernstzunehmendes Konfliktfeld, weil der junge Mensch in der Gefahr steht, in Identitätsdiffusion statt Identitätsfindung hineinzugeraten. Auf der einen Seite ist er im Elternhaus nicht mehr innerlich beheimatet, weil er diesem entwächst und der Kreis der Gleichaltrigen immer bedeutsamer wird. Andererseits braucht er Schutz und Geborgenheit, weil

Staat und Gesellschaft mit ihren Anforderungen an ihn herantreten und ihn unter die Lupe nehmen: Wie intelligent bist du? Welche Begabungen hast du? Für welchen Beruf bist du geeignet? Auch die Gruppe der Gleichaltrigen schaut in ihrer adoleszenten Intoleranz auf den Einzelnen mit der Frage: Bist du ok oder nicht? Trägst du die richtigen Klamotten, sprichst du den richtigen Jargon, hörst du unsere Musik, ... passt du zu uns oder nicht?

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zum thema Der sich dem Elternhaus entfremdende Jugendliche sieht sich mit mehreren Herausforderungen konfrontiert: Sowohl die Gesellschaft, als auch die Gruppe der Gleichaltrigen beäugt ihn kritisch mit der Fragestellung: Bist du brauchbar, integrierbar, passt du zu uns ...? Viele finden in dieser kritischen Lebensphase ihren Weg nicht und statt Identitätsfindung entsteht die besagte Identitätsdiffusion. Damit es soweit nicht kommt, ist es wichtig, dass erwachsene, reife Persönlichkeiten den jungen Menschen Schutz, Orientierung und Hilfe anbieten. Dies müssen oder sollten vielleicht auch nicht die eigenen Eltern sein, denn der junge Mensch befindet sich in einem Abnabelungsprozeß von ihnen. In dieser Phase werden Menschen wichtig, die geistliche Elternschaft als Pastoren, Jugendleiter, Seelsorger/innen oder einfach auch als gute Bekannte übernehmen können. Um geistliche Elternschaft ausüben zu können, muss man eines wissen:

Die Jugend ist besser als ihr Ruf! Wer kritisch nörgelnd die junge Generation beobachtet und darüber klagt, dass alles immer schlimmer wird und in der eigenen Jugend alles besser war, wird garantiert kein geistlicher Vater oder geistliche Mutter werden,

zu der/dem junge Leute Vertrauen haben. Ich mache die Beobachtung, dass die Jugendlichen von heute sehr offen auf die ältere Generation zugehen und gerne Rat suchen, und die Lebenserfahrung älterer Menschen achtet und wertschätzt. Das Motto der 68iger: „Trau keinem über 30“ gilt für die derzeit junge Generation glücklicherweise nicht mehr. Auch die neueste Shell-Jugendstudie zeigt deutlich, dass Werte wie Ehe, Familie und guter Beruf bei der Mehrzahl der jungen Leute erstrebenswerte Ziele sind. Von daher gibt es den Riß zwischen den Generationen bei Weitem nicht in dem Maße, wie das noch vor einigen Jahren der Fall war. Bei Vorträgen, Predigten und Seminaren mache ich oft die Erfahrung: Junge Leute schätzen die Älteren und akzeptieren sie respektvoll.

Zurzeit wächst eine wissbegierige, aufgeschlossene und in weiten Teilen hoch motivierte und leistungsfähige Generation heran. Eine Generation, die sich gerne helfen lässt, eine Generation, die kreativ, willig und freundlich ist. Man sollte aufhören, die Jugend schlecht zureden! Lasst uns ihnen unter die Arme greifen und helfen, geistliche Elternschaft übernehmen und ihnen den Rücken

zum thema stärken, damit sie ihr Leben meistern können und Erfüllung finden.

Wie werden wir zu geistlichen Eltern?

1.

Fördern – nicht nur fordern!

Fördern bedeutet, den jungen Menschen mit seinen individuellen Fähigkeiten und Begabungen zu entdecken und ihm Hilfestellung zu geben. Wer seinen eigenen Lebensstil und seine eigenen Ansichten anderen aufzwingt, kann nicht geistliche Elternschaft leben. Geistliche Eltern haben Respekt vor der Individualität und Andersartigkeit des Gegenübers. Sie respektieren die Grenzen des Anderen und begegnen ihm mit Feingefühl. Geistliche Eltern müssen wissen, dass sie nicht Menschen nach ihren Vorstellungen formen dürfen, sondern motivieren, begleiten, entfalten im Respekt vor der Persönlichkeit und der Berufung des jungen Menschen. Begleiten bedeutet, die Mündigkeit des anderen zu fördern. Nur wer in dieser Weise die Grenzen seines Gegenübers wahrnimmt und respektiert, darf

2.

Behutsam Grenzen aufzeigen.

Ich mache die Beobachtung: Junge Menschen fragen nach Rat und suchen den für sie richtigen Weg. Sie sind offen für Orientierung und wünschen sich Wegweisung. Wenn sie spüren, dass es aus einer helfenden Einstellung und nicht aus einer rechthaberischen Haltung kommt, sind sie offen für Korrektur und Begrenzung. Jeder Mensch braucht Grenzen und Korrektur. Das Vorurteil, junge Menschen seien rechthaberisch, rebellisch, besserwisserisch etc., stimmt nicht oder nur für einen Teil von ihnen. Im Gegenteil: Sie sehnen sich nach Echtem und nach Werten. Ist die ältere Generation noch in der Lage, dies zu geben?

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3.

Leben wir als ältere Generation so, dass wir Vorbild sind?

Der vorige Artikel von Sebastian Hartmann endet mit dem Zitat: Vielleicht könnte ich dich und den Rat, den du gibst missverstehen, aber es gibt kein Missverständnis bei dem, wie Du handelst und wie Du lebst.“ Wenn die ältere Generation an ihrem Vorbild gemessen wird, dann sieht es bei vielen schlecht aus. Sind wir bei dem was wir in den Medien, bei politischen Debatten, bei dem was geschrieben, abgebildet und vor allem was wir leben Vorbilder für die nachfolgende Generation? Ich persönlich finde den Niveauverlust in Funk, Fernsehen und Presse peinlich (Hauptsache Quote). Ich empfinde den Verlust an Moral im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhalten empörend. Profitgier und hemmungsloser Egoismus schamlos ausgelebt – beschämend aber bestimmt nicht vorbildlich!! Aber auch im persönlichen Bereich liegt vieles im Argen. Scheidungen, zerrüttete Beziehungen, karrieregestresste Eltern, innerlich und oft auch äußerlich heimatlose Kinder! Wir als ältere Generation bleiben unseren Kindern vieles schuldig!

4.

Vorbild – wie wird man das?

Niemand, auch die junge Generation nicht, erwartet von uns, dass wir ohne Fehler oder Versagen durchs Leben kommen. Wichtiger ist, wie wir damit umgeben. Wer Fehler nicht vertuscht, sondern zugibt, wer Schwachheit und Ohnmacht nicht durch eine aufgesetzte Fassade verbirgt, wird trotz Fehler und Schwächen zum Vorbild. Junge Leute haben ein ausgeprägtes Gespür für Echtheit. Wer sich bemüht, es aber nicht oder nicht immer schafft, dann aber dazu steht und weitermacht, kann Vorbild bleiben. Auch junge Menschen machen Fehler wie alle Menschen, dafür bringen sie Verständnis auf, aber sie beobachten uns sehr genau, wie wir mit unseren Fehlern umgehen, ob wir echt sind. Wichtig für geistliche Elternschaft ist auch die Frage: Wie gehen wir mit den Fehlern der anderen um? Vergebend, schützend, helfend? Geistliche Eltern sind Menschen, die die Erfahrung gemacht haben: Weil Gott mir vergibt, vergeben wir auch anderen gerne!! Wir lesen in der Bibel, dass Gott der Ursprung aller Vaterschaft, also auch der geistlichen Elternschaft ist (Eph. 3, 14 und 15): Das bedeutet: Wir werden zu geistlichen Vätern und Müttern, wenn wir Gemeinschaft mit Gott unserem himmlischen Vater pflegen. In seinen väterlichen Armen werden

wir selbst zu Vätern und Müttern für die jüngere Generation. Wenn es uns als geistliche Eltern gelingt, junge Menschen in die Vaterarme Gottes zu führen, werden aus unseren Söhnen und Töchtern ihrerseits wieder starke Väter und Mütter. So weist uns die Bibel den Weg durch Jesus Christus in die Vaterarme Gottes, in denen sich die Generationen helfend, unterstützend, freisetzend, aber auch versöhnt begegnen.

Winfried Hahn

Pädagoge und Pastor, verheiratet und Vater von zwei Kindern, Damaris und Daniel, ist geschäftsführender Heimleiter und Therapeut im DE´IGNIS Wohnheim – Haus TABOR in Engelswies.

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zum thema

zum thema VON SIMONE MARQUARDT „[…] und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein. […]“1

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Lebensthema in Variationen –

Wachsen und Reifen durch die Bewältigung persönlicher Krisen 10

as Rilke mit dem „Ungelösten im Herzen“ ausdrücken möchte, lässt sich meiner Ansicht nach gut mit unserem Verständnis von persönlichen Krisen gleichsetzen. Durch persönliche Krisen ist der Mensch gezwungen, sich mit seinem Leben und den Anforderungen, die dadurch an ihn gestellt werden, auseinanderzusetzen. Ein Zeitgenosse Rilkes, der katholische Theologe und Religionsphilosoph Romano Guardini (1885-1968) teilt in seinem Modell der Lebensalter die menschliche Entwicklung in verschiedene Lebensphasen ein, die jeweils durch Krisen eingeleitet werden. Das griechische Wort „crisis“ bedeutet soviel wie „Ablösung“. Diese Krisen stellen für die menschliche Entwicklung charakteristische Übergangsphasen dar. Jede dieser Phasen ermöglicht das Leben durch notwendige innere Veränderungen; sie führen dazu, dass der Mensch sich entwickeln und heranwachsen kann, ein Selbstbewusstsein entwickelt, Mündigkeit und Reife erlangt. 2 Neben diesen lebensgeschichtlichen Krisen, die jeder Mensch durchlaufen muss, gibt es aber auch noch eine weitere Form von Krisen, Zeiten, in denen ein Mensch aufgrund innerer und äußerer Faktoren an seine Grenzen kommt, in denen die ihm zur Verfügung stehenden Handlungsmuster oder Kräfte für die Bewältigung der täglichen Anforderungen nicht mehr ausreichen. In unserer Zeit wird dieses Erleben meist in krankhaften und

psychiatrischen Kategorien wiedergegeben: Es kommt zu psychischen Auffälligkeiten, psychosomatischen Beschwerden und Krankheitsbildern. Nach Guardinis Verständnis greift die Reduktion der Krise auf den Krankheitsbegriff zu kurz. Er geht in seinem Ansatz ein Stück weiter, in dem er nach dem eigentlichen Sinn von Krisen sucht: über allen menschlichen Bemühungen, diese Tiefen auszuloten und zu verstehen, über allen medizinischen, therapeutischen und pädagogischen Analysen und Interpretationen des psychischen Befindens steht die Sinnhaftigkeit der Krise. Nach Guardini besteht der eigentlich Sinn von entwicklungsbedingten und lebensgeschichtlichen Krisen darin, dass der Mensch sich seiner eigenen Begrenztheit bewusst wird und in der Erkenntnis, auf Gott angewiesen zu sein, auf Gott hin wächst.

„Der Sinn des Menschen ist“, so Guardini, „lebendige Grenze zu sein und dieses Leben der Grenze auf sich zu nehmen und durchzutragen. Damit steht er in der Wirklichkeit.“ 3 In der Wirklichkeit bezüglich seiner eigenen Geschaffenheit und somit auch offen und mit allen Begrenzungen, Schwachheiten und Defiziten im Licht Gottes und im Ringen um die eigene Identität oder Selbstwahrnehmung. Die Frage, wer ich bin – fernab von aller Funktion, Leistung, selbstauferlegten Dogmen oder inneren Überzeugungen und Prinzipien. Das bisherige Selbstverständnis des Menschen gibt in dieser Phase der Krise keine wirklich aufschlussreichen oder genügenden Antworten mehr. Es endet – wie die meisten dieser sog. „Antworten“ – in Angst und Hoffnungslosigkeit, im Zerbruch einer gut organisierten und durchstrukturierten Lebenswelt. Es endet in vergehenden Träumen, Vorstellungen und Lebenskonzepten – und innerer Leere. Die Machbarkeit des Lebens wurde durch ein erzwungenes Warten und Aushalten in einer Endlosschleife vom Empfinden der

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zum thema

eigenen Schwachheit, Ohnmacht und Sinnlosigkeit abgelöst. Was einst selbstverständlich und unproblematisch erschien, geht auf einmal nicht mehr, der Handlungsspielraum engt sich auf zutiefst existenzielles Sein oder Überleben ein. In solchen Situationen ist es kaum möglich, über sich hinaus zu denken – man benötigt alle Kraft, um nicht unterzugehen. Wann spricht man jedoch von Bewältigung? Wenn die psychische Symptomatik zurückgegangen ist oder es vom Gefühl her einfach wieder besser geht? Was sind die Kriterien für eine erfolgreich absolvierteTherapie? Sich mit seinen enger gesteckten Grenzen und verminderter Belastbarkeit abzufinden oder neue Möglichkeiten zu nutzen? Werden die anhaltende psychische Stabilität oder auch Instabilität als Bewertungsmaßstäbe an einen Genesungsprozess angelegt? Was bedeutet Bewältigung und was bedeutet es, durch persönliche Krisen zu wachsen und zu reifen? Für mich bedeutet es in erster Linie, Gott zuzugestehen, dass er vielleicht doch anders ist als das Bild in mir, das ich mir von ihm gemacht habe; die Begegnung trotz dem Empfinden von Scham zuzulassen. Ein entscheidender Punkt lag für mich persönlich in der Erkenntnis, dass die Bewertung in seinen Augen oftmals anders ausfällt, wie ich befürchtet habe; Krisenzustände und Schwachheit sind bei ihm nicht unweigerlich mit Versagen oder der gefürchteten endgültigen und totalen Kapitulation gleichzusetzen, auch wenn ich versagt oder kapituliert habe – die Angst vor der finalen Katastrophe konnte zumindest immer wieder durch die Erfahrung, dass es dennoch irgendwie weitergeht, gemildert werden. Das lag zum einen darin, dass mich gerade in diesen Zeiten Menschen trotz der Krise angenommen, ausgehalten und wertgeschätzt haben und

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mir Hoffnung vermittelt haben. Die Erfahrung, dass Verzweiflung und Verwundung nicht Instrumente sind, „um die menschliche Würde anzutasten, sondern um das Herz zu öffnen, dass Gott handeln kann“ 4, wie es der amerikanische Theologe Martin Marty formuliert – und dass Gott trotz allem Leid und Schmerz (und trotz aller Konfrontation und Korrektur) liebevoll mit mir umgegangen ist. Vielleicht kann der Begriff der Bewältigung durchaus damit in Verbindung gebracht werden, dass die Angst vor der Krise weniger wird – oder man zumindest weiß, dass es Möglichkeiten gibt, diese Tiefen durchzustehen und doch trotz allem irgendwie handlungsfähig zu bleiben. Manchmal genügt auch das Wissen, dass man sie bereits schon einmal ausgehalten hat, obwohl dieses Wissen nicht immer den Schrecken vor einer erneuten Krise nimmt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich mehr als einmal von diesem Wissen nichts wissen wollte. Rückblickend kann ich jedoch nachvollziehen, dass in jede Krise die Möglichkeit nach Veränderung und Verändert-werden – von Gottes Seite her – hineingelegt ist. Es geht immer wieder um das innere Wachstum und die Vollendung, um das „Werden, wie Gott mich gemeint hat“ – was ja seinem Herzensanliegen entspricht (und es scheint ein Hobby von ihm zu sein, aus Chaos etwas zu machen, was schließlich „sehr gut“ ist. (vgl. Gen. 1). Ich wage zu behaupten, dass Krisen zielgerichtete Prozesse sind, die in eine tiefe Authentizität führen können, in denen aber auch dennoch eine nicht zu unterschätzende Gefahr besteht, dass man sich in ihnen verlieren kann und manchmal auch verlieren will.

zum thema

Charakterentwicklung geistlicher Leiter

Die Antworten und Erklärungen, die ich gesucht (und teilweise auch bekommen) habe, waren und sind für mich wichtig, aber letztlich begrenzt. „Die“ Antwort an sich ist – wie alle großen Wahrheiten – auf den ersten Blick unglaublich unspektakulär und längst noch nicht in sich oder in mir abgeschlossen. Sie erklärt weder das Warum und oftmals auch nicht das Wozu. In ihr liegt aber letztlich das Wohin, das über die eigene Person hinausgeht und an Gott gerichtet ist. Wachsen und Reifen kann bedeuten, das zuzulassen – es bedeutet Vertrauen, und es bedeutet Sehnsucht nach Gott. Es bedeutet, in die Antwort hinein zu leben.

Literaturhinweise: 1 Rilke, Rainer Maria: Briefe an einen jungen Dichter, Leipzig: Insel Verlag 1929, S. 21 2 vgl. Guardini, Romano: Die Lebensalter/ DE’IGNIS-Magazin Nr. 16/1998 3 Guardini, Romano: Vom Sinn der Schwermut; Mainz: Matthias Grünewald Verlag, 7. Aufl., 1999; S. 56 4 Marty, Martin: A cry of Absence, St. Francisco: Harper & Row, 1983; S. 123 – zit. In: Monk Kidd, Sue: „Schmetterlingszeit – Mein Weg zum Glück“, 1. Aufl.; btb 2006, S.127

Simone Marquardt

VON GERHARD KIRSCHENMANN

A

29 Jahre, Dipl. Sozialpädagogin (BA), verheiratet, seit 1999 Mitarbeiterin im DE´IGNIS-Wohnheim.

n den Anfang dieser Ausführung gehört eigentlich eine Untersuchung, ob es überhaupt eine Charakterentwicklung gibt. Wenn ja – müsste gefragt werden, wer ein geistlicher Leiter ist und ob sich ggf. deren Entwicklung von all den anderen wesentlich unterscheiden und so weiter. All diesen Fragen bin ich nicht nachgegangen. Vielmehr möchte ich einfach einige Beobachtungen aus meiner Erfahrung und aus meinem Umfeld wiedergeben. Was für mich persönlich eine Rolle gespielt hat, steht im Vordergrund. Es handelt sich also eher um einen

Erfahrungsbericht, der weder den Anspruch der Vollständigkeit noch den der umfassenden Gültigkeit erhebt. Über 30-jährige Tätigkeit als geistlicher Leiter in unterschiedlichen Verantwortungen, Mitarbeiternetzwerken und Aufgaben liegen diesen Erfahrungen zu Grunde. Charakterentwicklung kann durchaus unterschiedliche Richtungen haben. Keiner ist davor geschützt, sich im Lauf seines Lebens zum Negativen zu entwickeln. Es geht also darum, die Frage nach der Entwicklungsrichtung zu bedenken. Der Schreiber des Hebräerbriefes spricht von einer positiven Entwicklung geistlicher Leiter. Auch

da allerdings ist keineswegs davon die Rede, dass alle gemeint wären. Im Gegenteil: Diejenigen, die einen guten Weg gingen sollen als Vorbild dienen (Hebräer 13,7).

1.

Der „Umgang“ mit dem Auftraggeber

Jeder geistliche Leiter ist sich bewusst, dass er nicht in eigenem Namen, sondern als Berufener des allmächtigen Gottes handelt. Diese Überzeugung übt selbstverständlich eine formende Wirkung aus. Paulus beschreibt diese Realität in 2. Korinther 3,18 so:

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zum thema „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist geschieht.“ Die gelebte Beziehung zu Gott verändert jeden Menschen. Das gilt insbesondere auch für geistliche Leiter. Diese Formung ist von vorne herein in eine positive Richtung gelenkt. Man muss nicht überlegen, ob das nun eine gute Richtung nimmt oder eher nicht. Dabei ist für geistliche Leiter hier die besondere Schwierigkeit, dass sie sozusagen „von Amts wegen“ den Umgang mit dem Herrn zu suchen haben. Jedes Gespräch mit einem suchenden Menschen, jede Predigtvorbereitung jede Suche nach einer Entscheidung in Gemeindefragen beinhaltet einen solchen „amtlichen“ Umgang. Gebet, Hören auf Gottes Stimme etc. ist erforderlich. Diese tägliche Übung schafft auch eine gewisse Routine. Der persönliche Umgang mit Gott wo es nur um die eigene Beziehung mit IHM geht leidet oft darunter. Gerade dies sind jedoch die charakterprägenden Zeiten. Hier gilt es gegenzusteuern! In Psalm 63 erzählt David – ein großer geistlicher Leiter – von seinen intimen Begegnungen mit Gott. Im Heiligtum, auf seinem Lager, in einsamen Nachtwachen – dort schafft sich David Orte, an denen er Gott begegnet – dort wird sein Charakter geformt. Jeder geistliche Leiter muss sich solche Orte der Begegnung schaffen. Zeiten und Plätze wo es nur um ihn selbst und seine Beziehung mit dem Herrn geht. Nicht Fragen nach dem Dienst oder nach seinen alltäglichen Herausforderungen prägen solche Zeiten, sondern nur die eigene Person im Blick Gottes. Wer keine solche Zeiten kennt, wird automatisch von den alltäglichen Herausforderungen geformt und geprägt werden. Das ist nicht Gottes Absicht. Die Zeiten, die Jesus auf dem Berg – allein und ohne Jünger – verbrachte waren für ihn lebensnotwendig. Solche Zeiten können durch nichts anderes ersetzt werden.

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2.

Einfluss prägender Menschen

Menschen mit denen wir in Beziehungen stehen, werden einen prägenden Einfluss auf uns ausüben. Geistliche Leiter haben vielfältige Beziehungen mit sehr unterschiedlichen Prägewirkungen. Erwartungen (ausgesprochen oder unausgesprochen) an die Person und den Dienst des Leiters. Manche Personen setzen dabei durchaus auch gewisse Druckmechanismen ein, um ihr Ziel zu erreichen. Solche Erfahrungen prägen! Die daraus folgende Veränderung ist keineswegs positiv. Hebräer 13,7 Gewinnt gerade auch vor diesem Hintergrund eine große Bedeutung:

„Gedenkt euer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben! Schaut den Ausgang ihres Wandels an, und ahmt ihren glauben nach!“ Selbst wenn der Anfang eines Leiters vielversprechend vielleicht sogar imponierend ausgesehen hat Enttäu-

zum thema schungen, Verletzungen, Misserfolge und negativen Einflussnahmen von Menschen für die Leiter Verantwortung getragen haben hinterlassen ihr Spuren – beim einen mehr, beim anderen weniger. Es ist daher gar nicht selten, dass geistliche Leiter nach einigen Dienstjahren frustriert und desillusioniert ihren Dienst beenden. Wie kann man solchen Entwicklungen entgegenwirken? Das Christsein ist auf Gemeinschaft angelegt. Jeder Christ braucht für eine gesunde Entwicklung feste verbindliche Beziehungen zu anderen Christen. Genauso brauchen geistliche Leiter Menschen um sich herum, die einen positiven Einfluss ausüben. Solche Beziehungen können negative Entwicklungen verhindern. „Mentoring“ – das ist der Begriff der diese Wirklichkeit beschreibt. Jeder geistliche Leiter benötigt vertrauensvolle Beziehungen die es möglich machen sich offen und ehrlich hinterfragen zu lassen, sich selbst zu reflektieren und auch Korrekturen zu hören und anzunehmen.

Oft wurden so genannte Glaubenshelden als Vorbilder genannt, die allein in der Abhängigkeit von ihrem Herrn Gewaltiges bewegt haben. Sind das wirklich immer Vorbilder? Große Dinge zu bewegen sagt doch überhaupt nichts über die charakterliche Entwicklung aus – sondern lediglich darüber, dass in seinem/ ihrem Leben und Dienst die Fülle göttlicher Gnade wirksam war. Oftmals sprechen wir von „kantigen“ Persönlichkeiten, wenn wir Pioniere charakterisieren wollen. Die Frage sei erlaubt, ob es sich da nicht manchmal einfach um Persönlichkeiten handelt, durch die der Herr zwar zweifellos gewirkt hat, deren Charakter aber während vieler positiver Dienstjahre nur sehr behutsam Wesenszüge des Herrn annahm. Es handelte sich dabei häufig um Einzelkämpfer, die in bewundernswerter Weise durchhielten, Konflikte bewältigten und Engpässe durchstanden. Oft genug gab es da niemand, der bereit war oder das Vertrauen hatte auch einmal ein korrigierendes Wort zu sprechen.

3.

besonderen Verantwortungssituation. Die Gemeinde – ihr gesamter Wirkungsbereich – ist Eigentum und unmittelbarer Einflussbereich des HERRN. Ihm gegenüber sind sie verantwortlich und rechenschaftspflichtig. Hinzu kommt dass ihre ganze Arbeit nur dann Frucht trägt, wenn sie „geistlich“ getan wird. Sie müssen also ihre Verantwortung nach geistlichen Massstäben wahrnehmen und dürfen nicht der Versuchung erliegen, ihren Verantwortungsbereich nach säkularen (z. B. medienorientierten oder marktwirtschaftlich vorgegebenen) Massstäben zu gestalten. Das fordert heraus und schafft auch besondere Spannungssituationen. Zum anderen tragen sie auch Verantwortung für das Wohl der Menschen, die ihnen anvertraut sind. Als „Hirten der Herde“ haben sie die Verpflichtung für den Schutz und das Wohlergehen der Herde zu sorgen. Diese Verantwortung prägt den Charakter eines geistlichen Leiters unerhört stark. Warum er sich dieser Verantwortung überhaupt aussetzt?

Verantwortung

Der Dienst eines geistlichen Leiters erfordert die Bereitschaft zur Verantwortung. Damit verbunden ist selbstverständlich auch die Verpflichtung, für Entscheidungen gerade zu stehen und die Konsequenzen daraus zu tragen. Diese Erfahrung prägt. Geistliche Leiter stehen in einer

Gott ruft Menschen in diesen Dienst hinein. Man kann nur dann in Gottes Sinn als geistlicher Leiter tätig sein, wenn man dazu von höchster Stelle berufen ist. Diese Berufung gilt es zu entdecken und in ihr zu leben. Die beste Voraussetzung dafür ist, wenn man zu der Überzeugung kommt: Dafür bin ich geboren! Man entdeckt seine Lebensbestimmung. Ganz sicher geht das Stück um Stück. Dann

lässt man sich für diese Lebensbestimmung ausrüsten (Ausbildung, Praxis, Charakterentwicklung geistlicher Leiter Erfahrungen sammeln) und wächst schließlich mit den vielfältigen Erfahrungen die man im Lauf der Jahre macht darin. Mehr und mehr werden die Anforderungen dieser Berufung zum Lebensstil. Ganz behutsam beginnt sich der eigene Charakter daran auszurichten. Zunehmende Reife Eines der wichtigsten Ziele für jeden geistlichen Leiter ist nach Paulus Überzeugung das Heranwachsen der anvertrauten Menschen zu geistlich reifen Persönlichkeiten. Dieser Prozess seht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen. Ohne diese Bereitschaft werden Menschen immer in einem unreifen Zustand bleiben (Epheser 4,11-14). Das gilt nun natürlich auch für geistliche Leiter. Die Bezeichnung „geistlicher Leiter“ oder irgend ein entsprechender Titel sagt bekanntlich überhaupt nichts über die Persönlichkeitsentwicklung der betreffenden Person aus. Bis zu einem bestimmten Punkt ist ein Reifeprozess durchaus möglich ohne Verantwortung für andere Menschen zu tragen. „Väter“ jedoch – so nennt Johannes diese Menschen in seinem 1. Brief – sind gereifte Persönlichkeiten die gelernt haben, dass sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Not anderer Menschen Verantwortung tragen.

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zum thema

4.

Kritik

Ein Bekannter, der als Verkehrspolizist arbeitete, sagte mir einmal: „Das Schlimmste was mir passieren kann ist, wenn ein Pastor und ein Lehrer mit dem Auto aufeinanderprallen. Da ist nie einer schuld!“ Mit dieser – nicht ganz ernst gemeinten – Charakterisierung sprach er von der besonderen Rolle eines geistlichen Leiters. Er wird immer gefragt und es wird auch erwartet, dass er eine Antwort bereit hat – ähnlich wie bei einem Lehrer. Gepaart mit einer gewissen Eitelkeit führt das manchmal zu Entwicklungen die den Eindruck erwecken, dass „Unfehlbarkeit“ genereller Bestandteil geistlicher Leiterschaft ist. Das wird natürlich niemand so ausdrücken und doch kann man das zumindest ansatzweise immer wieder beobachten. Das macht deutlich, dass die Aufgabe eines geistlichen Leiters eine unmittelbar prägende Wirkung auf den Charakter haben kann. Natürlich ist jeder diesem Einfluss ausgesetzt und die Frage ist, wie man einer einseitigen Prägung entgehen kann. Ein wichtiges Kriterium ist die Frage wie ein Leiter mit Kritik umgeht. Hat er gelernt Sache und Person zu trennen? Kann er bei Kritik innerlich einen Schritt zurücktreten, die Emotionen ausblenden und ehrlich die Frage stellen ob da etwas dran sein könnte. Oder versteht er Kritik als Angriff, als unerlaubte oder unzumutbare Einmischung, als ein „Antasten eines Gesalbten oder ähnliches? Hier gibt es eine großartige Möglichkeit eine gesunde Entwicklung zu unterstützen. Wenn man Kritik oder auch Anfragen als Chance zur positiven Korrektur begreift, wird man als Leiter vor einer einseitigen Entwicklung bewahrt, die leicht in ungute Rechthaberei mündet. Das

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Ergebnis sind dann Menschen, die Schuld immer bei anderen suchen.

5.

Einfluss und Motivation

Geistliche Leiter werden immer Einfluss auf Menschen ausüben. Ihr Rat ist gefragt. Das schmeichelt. Folgt man diesen Empfindungen, wird sich das Verhalten daran orientieren und sehr schnell werden sich Verhaltensmuster entwickeln, die nach Beifall und Anerkennung streben. Zunächst unmerklich dann jedoch immer schneller wird der Beifall der Menge zum Massstab des Handelns. Das beeinflusst die geistliche und charakterliche Entwicklung des Leiters. Solange wir es mit Menschen zu tun haben, wird diese Gefahr auch immer vorhanden sein. Dem kann man entgegenwirken. Sprüche 10,8/1. Petrus 5,1- 4 zeigen ein wichtiges Prinzip: Jeder Leiter braucht über sich eine Ebene der er Rechenschaft gibt. Natürlich sind wir dem Herrn verantwortlich – darüber besteht kein Zweifel. Solange wir uns jedoch in einer sündigen Welt bewegen und auch selbst immer angreifbar bleiben, brauchen wir auch Menschen die uns „auf die Finger schauen“ und denen wir verantwortlich sind. Eine Bruderschaft, der wir uns verpflichtet haben, eine Leiterschaft, der wir Rechenschaft geben, einzelnen erfahrenen Leitern, denen wir bewusst erlauben, uns zu beobachten und auch zu korrigieren. Das Prinzip, dass wir auch als Leiter kontinuierlich belehrbar bleiben müssen, sollte zu unseren lebenslangen Prinzipien gehören. Belehrbar, durch Lesen und Weiterbildung, durch persönliche Korrektur anderer Leiter, Überführung durch den Heiligen Geist. In den täglichen Leitungsherausforderungen stehen wir immer wieder in Gefahr, uns von menschlichen Regungen überlisten zu lassen – auch als geistliche Leiter. Zum Schluss möchte ich uns daher ein paar hinlänglich

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bekannte Fragen als Checkliste für unsere „Prüfungszeiten“ vor dem Herrn mitgeben. Hier können wir leicht feststellen, wie unsere innere Entwicklung aussieht. Was treibt mich an (um)? – Ein geistlicher Leiter ist vom Heiligen Geist motiviert und getrieben. Andere Antriebskräfte sind eine Gefahr. Welche Rolle spielt der Beifall, die Anerkennung oder der offensichtliche Erfolg für meine geistliche Leidenschaft? Stolz und selbstsüchtiges Streben haben keinen Platz. Wie gehe ich damit um? Wer bekommt die Ehre bei erfolgreichen Aktionen? Dienen nicht herrschen (Lukas 22,24 -28)! Das war das Prinzip unseres Herrn Jesus. Wie sieht das bei mir aus? Disziplinierte Zunge! Keine anderen Götter! Persönlichkeitsprofil wird auf den Knien erworben!

FACHKLINIK-NEWS

Neue Räume im Haus Bergfrieden Im letzten Magazin haben wir ja schon darüber berichtet, dass wir die frei gewordene Dachgeschosswohnung im Haus neben unserem Therapiehaus im Haus Bergfrieden angemietet haben. In dieser Ausgabe können wir Ihnen nun Fotos der neuen Räume präsentieren, die wir jetzt schon einige Zeit nutzen.

Darüber hinaus haben wir in der Wohnung noch ein Praktikantenbüro und zwei Stilleräume eingerichtet. Über Räume dieser Art verfügten wir lange Zeit nicht. Die Möglichkeit, sich in die Stilleräume zurückzuziehen wird von unseren Gästen besonders geschätzt.

Durch das Herausbrechen von Wänden ist ein großer Raum entstanden, den wir jetzt als Fitnessraum nutzen. Die Fitnessgeräte wurden vom Haupthaus dort hinübergestellt und ein zusätzliches Gerät konnte bereitgestellt werden. Unsere Gäste können somit auf vielseitige Weise für ihre körperliche Fitness sorgen.

Gerhard Kirschenmann

Abend der offenen Tür im DE’IGNIS-Gesundheitszentrum

Jahrgang 1950, seit 33 Jahren verheiratet mit Gisela, 3 Kinder, 3 Enkel, ist Pastor des Christlichen Zentrums Reutlingen und Regionalleiter in Baden-Württemberg im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden.

Am Freitag, 30.11.2007, veranstalteten wir in unserem Gesundheitszentrum in Egenhausen einen „Abend der offenen Tür“. Ab 17.00 Uhr nutzten viele Interessierte die Möglichkeit, sich die Räume anzuschauen und über das Angebot der ambulanten Rehabilitation zu informieren. Einige Besucher waren zum ersten Mal bei uns. Um 18.00 Uhr hielt DiplomPsychologe Rainer Oberbillig vor ca. 80 Zuhörern einen Vortrag zum Thema „Verkopft oder was? Die eigenen Gefühle verstehen“. Er erläuterte auf eine auch für Laien verständliche, anschauliche Art die neurobiologischen Hintergründe und erklärte, wie wichtig es ist, seine Gefühle wahrzuneh-

men und sie nicht zu verdrängen und dann entsprechend mit ihnen umzugehen. Um 19.30 Uhr führte nach einer kurzen Begrüßung der Gäste durch Claus J. Hartmann, den Geschäftsführer der DE’IGNIS-Fachklinik, die Theatergruppe der Kirchengemeinde Wart-Ebershardt das Stück „Nicht einen Sohn habe ich“ auf. Das biblische Gleichnis „von den beiden verlorenen Söhnen“ nach Lukas 15 wurde auf der Basis des kulturellen und zeitlichen Hintergrundes in Szene gesetzt. So wurde die biblische Geschichte zu einem emotionalen Erlebnis für die Zuschauer. Aufgrund des großen Andrangs fanden nicht alle Personen, die das Theaterstück gerne gesehen hätten, in der Halle einen Platz.


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Neue Mitarbeiter im Verwaltungsteam: Ich möchte das Magazin von DE’IGNIS nutzen und mich bei Ihnen hiermit kurz vorstellen. Ich heiße Markus König, bin 27 Jahre alt, und arbeite seit September dieses Jahres in der DE’IGNIS-Fachklinik in der Verwaltung. Ich bin unter anderem neben Frau Oberbillig (Rezeption) und Herrn Rödel Ihr telefonischer Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Leistungsangebot der DE’IGNIS-Fachklinik.

Schulstoff endlich den praktischen Bereich kennen lernen wollte. Nach mehreren Bewerbungen wurde ich zum Vorstellungsgespräch in die DE’IGNIS-Klinik eingeladen, woraus resultierte, dass ich zu einem Praktikumstag eingeladen wurde. Am selben Tag wurde mir zu meinem Erstaunen, da ich eher gemischte Gefühle hatte, die Zusage erteilt.

Wenn ich auf meinem persönlichen Weg, privat und beruflich, zurückblicke, kann ich deutlich feststellen, wie Gott mir treu zur Seite stand und mich immer führte. Dafür bin ich sehr dankbar und diese Gewissheit lässt mich auch mit Gott zuversichtlich nach vorne schauen. Ich freue mich darauf, Ihnen telefonisch oder direkt helfen zu können, und wünsche Ihnen Gottes Segen. Ihr Markus König

Ich, Lukas Merkle, bin 17 Jahre alt und bin seit dem 01. August 2007 Auszubildender als BürokommunikationsKaufmann in der DE’IGNISFachklinik. Ich wurde in Reutlingen geboren und bin nach mehreren Umzügen im 50Seelen-Dorf Seitzental bei Neubulach gelandet, wo ich auch immer noch zuhause bin. Nachdem ich die Realschule absolviert hatte, entschied ich mich, das Kaufmännische Berufskolleg zu besuchen, da mich der kaufmännische Inhalt schon lange interessiert hat. Entgegen dem Plan, das Berufskolleg zwei Jahre lang zu besuchen und so die Fachhochschulreife zu erlangen, ging ich nur ein Jahre lang auf die erwähnte Schule, da ich nach den vielen Jahren

Zuerst hatte ich etwas Bedenkzeit gebraucht, da ich mir kurzfristig nicht ganz schlüssig war, ob ich diesen Beruf wirklich die nächsten 2 ½ Jahre machen will, aber bin Gott im Nachhinein sehr dankbar, dass er mich auf diesem Weg geführt hat. Hier fühle ich mich nämlich sehr wohl und angenommen, was seinen Grund in der hier sehr stark verbreiteten Nächstenliebe hat. Außerdem wird mein Glaube nach einer ein paar Monaten zuvorigen Glaubenskrise hier jeden Tag aufs Neue gestärkt. Mich werden Sie entweder von Telefongesprächen kennen oder, falls Sie bereits zu einer stationären Maßnahme in unserem Hause waren, von der Rezeption. Außerdem werde ich durch mein großes Interesse im Zusammenhang mit allem Möglichen, was mit dem Computer zu tun hat, öfters mit computerbezogenen Aufgaben beschäftigt.

Nächste Termine Ehetherapie-Woche: 2. - 6. Juni 2008

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Fachklinik

Termine 2008 – Stationäre Gesundheitswochen KW Prävention für Missionare 16 Montag, 14.04. bis Samstag, 19.04.2008

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GesundheitsPrävention

i m N a tcu rhpwaarrkzw a ld S

Prävention für Ehepaare/ Ehetherapiewochen 23 Montag, 02.06. bis Freitag, 06.06.2008

Prävention für Schulpädagogen 31 Montag, 28.07. bis Samstag, 02.08.2008

Prävention für Missionare 42 Montag, 13.10. bis Samstag, 18.10.2008

Ein Hinweis in eigener Sache Liebe Leserin, lieber Leser, bei der Vorbereitung des DE’IGNIS-Magazins bemühen wir uns, Themen auszusuchen, die für Sie interessant sind und Autoren anzusprechen, die zu den ausgewählten Themen wirklich „etwas zu sagen haben“. Wir hoffen, dass uns das gelingt und Sie zweimal im Jahr ein Magazin erhalten, das Ihnen wertvolle Informationen bringt. Die Rückmeldungen, die uns erreichen, lassen jedenfalls darauf schließen. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass die Vorbereitung, der Druck und der Versand des Magazins eine Menge Geld kosten.

Auf Anregung einiger Leser möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir für Spenden zur Finanzierung dieses Magazins sehr dankbar sind. Die Herausgeber

Gesundheit ist ein hohes Gut. Im Alltag ist uns häufig gar nicht bewusst, wie sehr wir mit unserem Lebensstil zu unserer Gesundheit beitragen oder ihr schaden. Gesundheitliche Prävention ist der Oberbegriff für alle Maßnahmen, die dazu dienen, Gesundheit zu erhalten und Krankheiten zu vermeiden. Das erfordert Ihre Eigeninitiative. Wir unterstützen Sie dabei mit völlig individuell gestaltbaren Gesundheitswochen und zielgruppenspezifischen Angeboten.

Zielgruppenspezifische Präventionsangebote

Spendenkonto: DE´IGNIS-Fachklinik Volksbank Nordschwarzwald eG Konto 62 168 002 BLZ 642 618 53

Individuelle Gesundheitswochen Die Gründe für die Buchung einer individuellen Gesundheitswoche können ganz verschieden sein:

• Sie suchen Seelsorge in aktuellen Lebensfragen oder um eine Krise zu bewältigen.

• Sie suchen professionelle Hilfe, weil Sie körperlich-seelische Warnzeichen beobachten.

• Sie brauchen Coaching

Suchen Sie nicht erst professionelle Hilfe, wenn es fast zu spät ist!

Prävention für Ehepaare Ehetherapie-Woche

Entdecken Sie neue Wege, miteinander zu kommunizieren und mit Ihren gemeinsamen Schwächen umzugehen. Sie haben in dieser Woche die Chance, Ihre Ehepartnerin /Ihren Ehepartner neu wahrzunehmen, kennen und lieben zu lernen. Außerdem erfahren Sie einiges über Rollen und Entwicklungen der PaarDynamik.

Fordern Sie unser Informatio nsmaterial an!

für Ihr persönliches Stressmanagement, um einem Burn-Out vorzubeugen oder

• Sie wollen Ihre Belastungsfähigkeit wieder aufbauen.

In einer Gruppe Gleichgesinnter fällt es leichter, über persönliche Anliegen und Probleme zu sprechen. Deshalb haben wir zielgruppenspezifische Konzepte erstellt: • Gesundheitsvorsorge „50plus“ • Gesundheitsförderung für Führungskräfte • Krisenbewältigung • Ehe-Woche • Präventionsangebot für Schulpädagogen • Präventionsangebot für Pastoren und andere kirchliche Mitarbeiter • Gesundheitsprävention für Missionare Je nach Zielgruppe werden verschiedene Einzel- und Gruppenangebote (z. B. Gruppe zur Stressbewältigung, individuelle Lebensberatung, progressive Muskelentspannung, Physiotherapie) zusammengestellt. Bitte fordern Sie unsere Informationsbroschüre an! Infos finden Sie auch Internet unter www.deignis.de.

• Sie möchten Ihre Beziehungen als Paar oder als Familie stärken.

Präventionshaus eine Einrichtung der DE´IGNIS-Fachklinik gGmbH Markgrafenweg 17 · 72213 Altensteig Telefon 0 74 53/94 94-0 · Fax 0 74 53/94 94- 96 E-Mail: info@deignis.de

• Sie wollen sich einfach nur verwöhnen lassen. Sie haben die Wahl zwischen dem günstigen Basisangebot, das Sie individuell ergänzen können, und einer komplett nach Ihren Bedürfnissen zusammengestellten Gesundheitswoche.

Präventionshaus eine Einrichtung der DE´IGNIS-Fachklinik gGmbH Markgrafenweg 17 · 72213 Altensteig Tel. 0 74 53/94 94-0 · info@deignis.de


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INSTITUT-NEWS

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Supervisionstag im September unter dem Motto:

„Diebe und Räuber“ im Leben der Ratsuchenden – wie erleben wir Therapeuten diese?“ Mit dem Motto „Von Schafhirten und Mietlingen, Dieben, Räubern und Wölfen“ aus einer gleichnishaften Selbstdarstellung Jesu im Johannesevangelium (Kapitel 10) begann der Supervisionstag. Zur Illustration des Themas „Mietling oder Hirte“ wurde die gleichnishafte Beschreibung eines Hirtendienstes (therapeutischer Auftrag?) durch Jesus im Bibliodrama in der Gruppe von 18 Teilnehmern durchgespielt; jede(r) konnte dafür seine/ihre Rolle wählen, nachdem er/sie sich mit verschiedenen Personen in der Geschichte identifizieren (Rolleninterview) durfte: Was „erlebt“ die „Umzäunung des Schafpferchs“, wenn Diebe und Räuber darübersteigen? Wie fühlt sich „Leben im Überfluss“ eigentlich an? Zum szenischen Spiel wurde die Erzählung in verschiedene Akte/ Szenen unterteilt, die von Spielgruppen kreativ ausgestaltet (Drehbuch) wurden. Für die eigene Selbsterfahrung gab es dabei einen kurzen Moment der Introspektion: Wie ergeht es mir in der jeweiligen Szene/ Akt als Darsteller oder als Zuschauer? Am Ende des Spiels stand der Austausch an über

die verschiedenen Erfahrungen während der Identifikation mit den gewählten Rollen: Was hat die „Tür zum Schafhof“ z. B. erlebt, als der Torhüter ausschließlich für den wahren Hirten der Menschen öffnete? Natürlicherweise wurde dann besonderer Wert auf die praktische Übertragung der Selbsterfahrung auf das therapeutische Feld gelegt: Wie erlebst du „Diebe und Räuber“ im Leben der Ratsuchenden? Vor welchen „Wölfen“ möchtest du als christlicher Berater/Psychotherapeut eher zurückweichen? Lässt du dich selber von „(d)einem“ Hirten leiten? Der Nachmittag diente wieder der Fallsupervision in der Gruppe. Die ersten beiden Supervisionen wurden als „interaktive Fallarbeit“ in der Großgruppe gestaltet. Dazu setzten wir methodisch „Systemaufstellungen“ ein, die sich für die Klärung und Änderung der Beziehungsgeflechte aus Therapeut/Klient/Problem/ Beziehungsfeld am Besten eigneten. Die zweite Nachmittagshälfte diente dann wieder „traditionell“ der „kollegialen Intervision in Kleingruppen“.

Fortbildung in christlichintegrativer Psychotherapie In dieser Fortbildung lernen Sie, Menschen mit seelischen Problemen qualifiziert auf der Basis biblischer Werte und Wahrheiten in Kombination mit wissenschaftlicher, klinisch-psychotherapeutischer Fachkenntnis zu helfen. Um dieses Ziel in nur 2½ Jahren berufsbegleitend erreichen zu können, müssen wir Vorkenntnisse in Form eines abgeschlossenen Studiums in Medizin, Psychologie, Sozialwissenschaften, Pädagogik oder Theologie voraussetzen. Andere Vorkenntnisse in Christlicher Lebensberatung können ggf. ein Sonderaufnahmekriterium darstellen.

Vortragsserie „Psychische Erkrankungen“ in der Region Nordschwarzwald Der Anlass war sehr traurig und bewegend: In einer kommunalen Gemeinde hatte es einen weiteren Suizidfall innerhalb eines Jahres gegeben. Als Antwort darauf taten sich die evangelische Kirchengemeinde und das Bürgermeisteramt in ihrer Betroffenheit zusammen, eine Vortragsreihe ins Leben zu rufen. Neben einem sehr gut besuchten Vortrag (ca. 150 Zuhörer) von Dr. med. M. Samlow aus Freudenstadt über Depressionen wurde ich eingeladen, im Rahmen der Vortragsabende über „Seelische Störungen“ das Thema „Stress und Burn-out“ seitens des DE’IGNIS-Instituts zu referieren. Auch hier fanden sich an die hundert interessierte

Zuhörer ein. Die beiden Initiatoren, Pfarrer und Bürgermeister, zeigten sich selbst eher überrascht vom regen Zuspruch der bürgerlichen Gemeinde. Insgesamt zeigt die Resonanz auf die Vortragsabende den Informationsnachholbedarf besonders in der ländlichen Bevölkerung, wo einer psychischen Erkrankung eher noch mit Unverständnis (Lass’ dich nicht so gehen…), sozialer Isolation (nicht offen sprechen können wegen der „undichten“ Beziehungsnetze oder Scham (verstecken von Problemen) begegnet wird. Insofern durften wir hier als DE’IGNIS einen Mitbeitrag leisten zur Prävention psychischer Erkrankungen oder Suizidprophylaxe. (R.O.)

Nächste Supervisionstage: Psychotherapie und Lebensberatung mit Patienten/Klienten mit religiöser Wertorientierung Freitag, 14. März 2008 Freitag, 12. Sept. 2008 Für beide Termine ist die Akkreditierung bei der Landespsychotherapeutenkammer beantragt.

Die Fortbildung kann auch dazu genutzt werden, sich im Bereich Christlicher Lebensberatung selbständig zu machen. Für die Gründung einer DE´IGNIS-Beratungsstelle ist der Abschluss der Fortbildung Voraussetzung. Die Fortbildung beinhaltet Theorieblöcke, methodisches Training, Selbsterfahrung, Supervision eigener Fälle und ein Praktikum. Geleitet wird der Kurs von Dipl.-Psychologe Rainer Oberbillig, der als Psychologischer Psychotherapeut, Verhaltenstherapeut (dgvt) und Christlicher Therapeut (IACP) seine über 20-jährige Erfahrung in ambulanter und stationärer Psychotherapie auf der Basis des christlichen Glaubens einbringen wird.

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Start des nächsten Lehrgangs im September 2008 (18.- 20.09.) Schnupperseminare/Auswahlseminare jeweils Freitags: 25. Januar, 29. Februar und 4. April 2008 Fordern Sie unse Informa r tionsma terial an !

Institut gGmbH für Psychotherapie und christlichen Glauben Sommerstr. 1 · D-72227 Egenhausen Telefon 0 74 53/93 91- 0 · Fax 0 74 53/93 91- 93 E-Mail: institut@deignis.de

Internationaler Kongress: „Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie“ – ein interdisziplinärer Dialog in Graz/Österreich mit viel positiver Resonanz „Die Psychiatrie stellt sich ihrem letzten Tabu. Bei einem dreitägigen Kongress in Graz widmeten sich Psychiater und Psychotherapeuten einem vielfach „vergessenen Faktor“ ihres Fachs: der Religiosität ihrer Patienten. Eine interdisziplinäre Schnittmengensuche voll Spannung – und hoffentlich mit Folgen.“ – So betitelte „Die Tagespost“ (Nr. 124) die Thematik eines 3-tägigen Kongresses im Oktober zum Thema; rund 1200 Mediziner, Psychologen, im psychosozialen Bereich Tätige sowie Seelsorger, Theologen unterschiedlicher Religionen und Philosophen debattierten von Donnerstag bis Samstag an der Universität in Graz. Die Themen der Vorträge, Symposien und Workshops reichten in einem breiten Spektrum von „Was kann die Psychotherapie von der Religion lernen?“ oder „Psychotherapie und Religion: Über Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheit“ oder „Die Kunst zu vergeben – Befreiender Umgang mit Verletzungen“ bis zu „Pathogene Religiosität“ und „Kirche und Pädophilie“. Mehrheitlich wurde dabei die Auffassung vertreten, in der Psychotherapie der Religiosität der Patienten mit Respekt und therapeutisch, wertschätzender Aufmerksamkeit zu begegnen, Seelsorgerliches Handeln aber zu unterlassen und dies dem Theologen/pastoralen Fachmann zu überlassen: „Schuld

ist eine Schlüsselfrage in der Psychotherapie. Es gibt in manchen alten psychotherapeutischen Schulen die Meinung, dass es keine Schuld gibt, sondern nur Schuldgefühle. Mit diesem Weltbild drängt der Therapeut – oft ohne es zu merken – den Patienten in einen Konflikt mit seinen religiösen Einstellungen und Gefühlen. Ja, bei der Schuldfrage kommen wir als Psychiater oder Psychotherapeuten schnell an eine Grenze. Denn wir können keine Schuld vergeben. Da tut die Zusammenarbeit mit dem Seelsorger not.“ (Interview mit Priv. Doz. Dr. med. R. Bonelli, Die Tagespost Nr. 107 vom 06.09.07) Eine Integration von seelsorgerlich geleitetem Handeln und Fach-Psychotherapie durften Dr. med. Rolf Senst, Leitender Arzt der DE’IGNISFachklinik, und Dipl.-Psychologe Rainer Oberbillig andererseits in Workshops vorstellen, wie sie bei DE’IGNIS versucht wird: „Integration von Religiosität in ein stationäres psychotherapeutisches Behandlungskonzept“ und „KasuistikSeminar“ fanden sehr positiven Anklang als auch kritisch-würdigende, konstruktive Auseinandersetzung mit den vielen fachlichen Fragen, die ein integrierendes Vorgehen in der Therapie aufwirft. (R.O) Quelle: www.rpp2007.org

Neuer Start im September 2008! Fortbildung in christlich-integrativer Psychotherapie

Therapiekurs erlebt – Selbsterfahrung mit KBT in unserer Fortbildung in „Christlich-integrativer Psychotherapie“

Gegenstände dienen in der KBT (Konzentrative Bewegungstherapie) u. a. als Realgegenstand – Objekt, über das sich der Übende durch den Kontakt erfährt – Symbol – Mittel zur szenischen Gestaltung. In unserem Lehrgang leitete Ralf Elsner, Körpertherapeut (KBT) an der DE’IGNIS-Fachklinik, zu einer Auseinandersetzung an mit dem gefühlten Körperbild psychischer Erkrankungen. Lernziel dabei war es, die therapeutische Wahrnehmung „innen“ (Wie fühlt sich die Erkrankung am/mit dem Körper an?) und „außen“ (Wie nehme ich das körperliche Erscheinungsbild des psychisch erkrankten Menschen – auch symbolisch – wahr?) für den Körperausdruck der Ratsuchenden/Patienten zu sensibilisieren. In unserem Beispiel (Bild) war die Aufgabe, sich in einen depressiv erkrankten

Menschen einzufühlen und dessen Körperbild (wie es von der Kleingruppe subjektiv wahrgenommen wird) mit verschiedenen KBT-typischen Gegenständen (z. B. Seile) darzustellen. An der „bemitleidenswerten“ Figur lässt sich unschwer erkennen, warum die Krankheit „Depression“ literarisch auch als „die alte Dame in schwarz“ bezeichnet wird. In der Auswertung äusserten die Fortbildungsteilnehmer, dass das Gestalten des Körperbildes als auch das Betrachten – z. B. der blicklose Gesichtsausdruck, die ohnmächtige Wut (Boxhandschuhe), die unstabilen Beine – sie in eine Tiefendimension des Verständnisses von „Depression“ geführt hätten, die kein theoretischer Zugang bisher erreicht hatte. (R.O)


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Wohnheim - Haus TABOR - Bereich Seelsorge

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Bereich Seelsorge DE‘IGNIS Seelsorgekurs – Neustart ab Oktober 2008 in Engelswies bei Sigmaringen

Unser neuer Veranstaltungsort

Neustart der 10-teiligen Seelsorgeschulung ist für Oktober 2008 geplant.

Der DE‘IGNIS Seelsorgekurs verlagert seinen Standort von der Nordalb von Kirche im Aufbruch nach Engelswies in den Gemeindesaal des Dorfes. Wir erlebten auf der Nordalb in den 3 Kursdurchgängen, die in den letzten 5 Jahren dort stattgefunden haben, sehr gesegnete Zeiten. Allerdings haben wir nun den Eindruck, dass unsere Zeit dort abgelaufen ist. Viel ist geschehen. Aus dem Kreis der ca. 70 Kursabsolventen bildet sich zur Zeit ein Kern von ungefähr 25 Personen, die in Süddeutschland ein

Wir danken an dieser Stelle Kirche im Aufbruch und der Nordalb ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit. Für uns wurde mit der Zeit jedoch immer deutlicher, dass nach drei Durchgängen hintereinander eine Standortverlagerung auch wegen der großen Fahrstrecke für das Mitarbeiterteam und des damit verbundenen Transportes unseres umfangreichen Equipments notwendig wird. Hoch motiviert starten wir nun in die neue Phase des Kurses in unmittelbarer Nähe des DE‘IGNIS Wohnheimes.

Wohnheim - Haus TABOR - Bereich Seelsorge

Gemeindesaal Engelswies

Veränderung durch liebevolle Wertschätzung Nachdem wir den Seelsorgekurs mit seinen 10 Wochenendeinheiten im Verlauf von ca. 2 Jahren (nacheinander) gemacht haben, können wir rückblickend Folgendes erkennen: Durch den Kurs haben wir einen grundlegenden, biblisch fundierten und themenmäßig breitgefächerten Überblick über die Seelsorgearbeit erhalten. Sehr lehrreich, aber manches Mal auch herausfordernd, haben wir die praktischen Übungseinheiten empfunden. Insgesamt hatte der Kurs für uns positive Auswirkungen in die verschiedensten Lebensbereiche hinein (z. B. Ehe, Kindererziehung und Gemeinde(er)leben), weil es letztlich auch um ganz elementare Grundprinzipien geht, die jeder Form von Gemeinschaft zugrunde liegen. Uns persönlich hat ganz besonders

die liebevolle Wertschätzung, die unser himmlischer Vater seinen Geschöpfen entgegen bringt, nachhaltig berührt. Der Kurs ist darüber hinaus eingebettet in erbauliche Lobpreiszeiten, gute Gemeinschaft und leckeres Essen in einem sehr warmherzig geführten Haus. Dass der Kurs sich über einen nicht allzu langen Zeitraum erstreckt, hat den entscheidenden Vorteil, dass man sich doch intensiver mit dieser Thematik befasst, was sehr fruchtbringend ist. In diesem Sinne möchten wir jedem Mut machen in den Seelsorgekurs einzusteigen, sei es einfach für sich selbst und/oder zum wirkungsvollen Dienst an Anderen. Vicki und Günter Hackenberg

Seelsorgeschulung

Wir, Gerhard und Susanne Hertler, hatten gemeinsam als Ehepaar das Vorrecht, an der 10-teiligen Seminarreihe für Seelsorge unter der Leitung von Winfried Hahn teilzunehmen. Wir haben beide vor unserem Kennenlernen schwere Zeiten durch Zerbruch erlebt und am eigenen Leib erfahren, wie hilfreich Seelsorge ist. Gerhard war schon in der Seelsorge tätig und ihm liegt das Thema Seelsorge schon längere Zeit am Herzen. Aus diesen Erfahrungen heraus war es Gerhard wichtig, eine biblisch und therapeutisch fundierte Ausbildung zu machen. Auf der Zeltstadt haben wir dann von dem Angebot der Seminarreihe Schulung für Seelsorge von Kirche im Aufbruch in Kooperation mit DE’IGNIS erfahren und den Entschluss gefasst, diese gemeinsam als Ehepaar zu besuchen. Winfried verstand es, sehr offen und lebhaft biblische und fachliche Inhalte zu vermitteln. Obwohl Seelsorge ein sehr ernstes und bisweilen schmerzhaftes Thema ist, gelang es ihm durch seine humorvolle und lockere Art viel Wissen an uns weiterzugeben. Man spürte dabei seinen reichen persönlichen Erfahrungsschatz, der nie auszugehen schien. Über die fachlichen Inhalte hinaus fehlte

es nicht an Lehre und Lobpreis. Der Lobpreis wurde dabei von Ulrike Hahn mit viel Engagement geleitet. Durch Gruppenarbeiten und gezielte Übungen von Seelsorgegesprächen erlebten wir sehr deutlich, dass das Thema Seelsorge auch immer etwas mit mir/uns selber zu tun hat. Es ging für jeden von uns in die Tiefe. Für uns als Ehepaar lag darin die große Chance, uns über unsere persönlichen Erfahrungen auszutauschen, um damit auch ein besseres Verständnis füreinander zu bekommen. Abends ließ man den Tag in geselliger Runde ausklingen. Wir werden den Austausch und die gemeinsame Runde vermissen, aber wir hoffen in weiteren Seminaren wieder den einen oder anderen zu treffen. Nun sind wir gespannt, wo und wie Gott uns in die Seelsorgearbeit einbindet.

Tage seelsorgerlicher Begleitung Raum für meine Seele Ausspannen vom Alltag Gleich zu Beginn des neuen Jahres 2008 wird es wieder den Raum für ihre Seele geben (siehe Anzeigenteil).

SEELSORGE MIT ALLEN SINNEN ERLEBEN seit Herbst 2006 auf der Nordalb Veranstaltungsort: Kirche im Aufbruch e.V. Nordalb, 73326 Deggingen

Für die Begleitung von Menschen mit tiefgreifenden seelischen Störungen Für wen ist die Schulung? Wenn Sie über Erfahrung in der Seelsorge verfügen und Ihre Fähigkeiten in diesem Bereich weiterentwickeln möchten, ist der Kurs genau richtig für Sie. Der Kurs soll die Teilnehmer dazu befähigen, Menschen mit tiefgreifenden psychischen Problemen qualifiziert zu begleiten.

Was wird in den Seminaren vermittelt? Durch die Vermittlung von psychologischem/therapeutischem Fachwissen und biblischen Grundlagen, sowie durch Selbsterfahrung und Einüben verschiedener Möglichkeiten der seelsorgerlichen Gesprächsführung werden die Teilnehmer für den Dienst an notleidenden Menschen ausgerüstet und gestärkt.

Unter anderem sind folgende Themen geplant:

Biblische Perspektiven für seelsorgerliches Handeln

Methodische und inhaltliche Grundsätze der Gesprächsführung

Psychopathologie – psychische Krankheitsbilder einordnen und verstehen lernen

Darstellung der gängigen Therapieschulen und ihrer Behandlungsverfahren

Jugendseelsorge – Freundschaft, Liebe, Sexualität

Das biblische Menschenbild (Anthropologie) und seine Konsequenzen für das seelsorgerliche Handeln (Konzeption biblischer Seelsorge) Identitätsentwicklung und Identitätsstörungen

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Seelsorge hat mit mir persönlich zu tun

WOHNHEIM-NEWS

Seelsorgenetzwerk bilden werden. Dieser Personenkreis steht mit uns in einiger Zusammenarbeit und erfährt weitere Zurüstung, Supervision und Beratung. Die Entfaltung und der Aufbau dieses Seelsorgenetzwerkes wird auch weiterhin einer der Schwerpunkte unserer Arbeit sein.

DE´IGNIS-AKTUELL

Die neue Wohnheimsilhouette

Dachausbau des DE‘IGNIS Wohnheimes kurz vor dem Abschluß Monatelang wurde gehämmert, gesägt, gebohrt etc. Jetzt ist es soweit. Der Dachausbau des DE‘IGNIS Wohnheimes steht kurz vor dem Abschluß. Fünf neue Einzelzimmer stehen den 30 Bewohnern des DE‘IGNIS Wohnheimes zur Verfügung. Damit haben mehr Bewohner ein Einzelzimmer, was die Wohnqualität des Hauses erheblich steigert. Äußerlich sichtbar wird die Veränderung an den Dachgauben und dem neuen Treppenturm am Giebel. Auch äußerlich hat die Baumaßnahme zu einer Verschönerung des Gesamtbildes beigetragen.

Wir

Seelsorge mit allen Sinnen erleben In den bisher durchgeführten Seminaren konnten TeilnehmerInnen durch ressourcenorientierte, begleitende Seelsorge gestärkt und ermutigt werden, im Alltag weiterhin oder wieder zu bestehen. Gespräch, Austausch in der Gruppe, Einsatz kreativer Methoden, Symbolgehalt des Wortes Gottes, Lobpreis, Hören auf Gott und Gebet begleiteten die TeilnehmerInnen an diesen „Stärkungs-Wochenenden“. Die Termine für die geplanten Seminare sind auf dieser Seite aufgeführt und auch 2008 wird es eine Fortsetzung von „Seelsorge mit allen Sinnen erleben“ geben.

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Tage seelsorgerlicher Begleitung

lswies Neustart in Enge ! ab Oktober 2008

Innere Heilung durch Klärung der Beziehung zu Gott, zum Du (Mitmenschen) und zum Ich (zu sich selbst) in Vergangen heit und Gegenwart • Die Persönlichkeit des Seelsorgers • Umgang mit Leid Kursleitung: Winfried Hahn, Pastor, Pädagoge, Christlicher Therapeut mit Team

04. - 06.04.2008 Gott gibt mir Wert und Würde (Seminar für Frauen) Bei diesem Seelsorge-Wochenende für Frauen werden Wert und Würde für jede Teilnehmerin erlebbar gemacht. Ziel des Seminars ist es, dass jede Frau durch neue kreative Methoden zu ihrer gottgegebenen Identität findet. Seminarleitung: Dagmar Göhring und Alexandra Pfeifer mit Team

Wohnheim gGmbH - Haus TABOR zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung

Telefon 0 75 75/9 2507-0 oder 0 7570/95 19 67 Telefax 0 75 75/9 2507-30 E-Mail seelsorgekurs@deignis.de

Wohnheim gGmbH - Haus TABOR zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung

21. - 23.11.2008 IDENTITÄT – DER ICH BIN sagt mir wer ich bin Jede/r TeilnehmerIn darf erleben, was es heißt, für Gott so wertvoll zu sein, dass ER ihm/ihr ganz persönlich begegnen möchte, um ihm/ihr dabei behilflich zu sein, zur gottgegebenen Identität zu finden und zu stehen. Seminarleitung: Dagmar Göhring und Alexandra Pfeifer mit Team

04. - 06.01.2008 und 06. - 08.06.2008 Raum für meine Seele Ausspannen vom Alltag Ein Team von Seelsorgern und Seelsorgerinnen wird die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in diesen Tagen bei Lobpreis, Gebet, Lehre, Kleingruppe, Stillezeiten und in Einzel-Seelsorge begleiten. Seminarleitung: Dagmar Göhring mit Team

in Kooperation mit

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Kirche im Aufbruch e. V.

Kirche im Aufbruch e. V.

Tel.

Tel.

0 75 75/9 25 07-0 oder 0 75 70/95 19 67 Fax 0 75 75/9 25 07-30 E-Mail seelsorgekurs@deignis.de

Wohnheim gGmbH - Haus TABOR zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung

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DE´IGNIS im Internet: www.deignis.de

DE´IGNIS-AKTUELL

15 Jahre DE’IGNISWohnheim Mit einer eindrucksvollen Konzertveranstaltung, anschließender Feueracrobaticshow mit Feuerwerk feierte das DE‘IGNIS Wohnheim sein 15 jähriges Bestehen. Zu Beginn dankte Heimleiter und Geschäftsführer Winfried Hahn der Bevölkerung, der katholischen Kirchengemeinde

Wohnheim - Haus TABOR und Ortsverwaltung für das gute und verständnisvolle Miteinander. Die Grußworte von Bürgermeister Gumbold und des Ortsgeistlichen Pfarrer Auer unterstrichen das vertrauensvolle Miteinander, das sich im Laufe der Zeit entwickelte. Am Konzertprogramm beteiligten sich auch Bewohner des DE‘IGNIS Wohnheimes mit einigen Beiträgen. Der Orchesterverein Sigmaringen spielte einige klassische Stücke mit jungen Solisten (Preisträger von Jugend Musiziert) Die bekannte Pianistin Jasmin Jäger präsentierte in der ihr eigenen Virtuosität einige

Stücke von Edward Grieg. Glanzvoller Ausklang des Abends war die bekannte Feueracrobaticshow „Circus of Fire“ mit Kindern und Jugendlichen des Kinderheimes Haus Nazareth aus Sigmaringen unter Leitung von Daniel Hahn. Voller Dankbarkeit blickt das DE‘IGNIS Wohnheim nun auf 15 Jahre Bestehen zurück. 15 Jahre in denen zahlreichen Menschen

zum thema

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geholfen wurde und sie Schutz, Heimat und oft auch bleibende Hilfe erfahren durften. 15 Jahre in denen Gott durch Seine treue Versorgung auch in schwierigen Zeiten und durch Engpässe hindurch immer geholfen hat. Auf diese Weise wurden nicht nur die Bewohner, sondern auch die Mitarbeiter reichlich gesegnet und schauen motiviert und entschlossen in die Zukunft.

Von rechts nach links: Pfarrer Auer, Bürgermeister Gumbold, Heimleiter Hahn

Ambulante Therapie und Beratung DE´IGNIS-Gesundheitszentrum, Sommerstraße 1, 72227 Egenhausen, Telefon 0 74 53/93 91-0 DE´IGNIS-Wohnheim, Fred-Hahn-Straße 32, 72514 Engelswies, Telefon 0 75 75/92 50 70 Ulrike Hauer, Beratungsstelle, Bitscher Straße 20, 66996 Fischbach b. Dahn, Telefon 0 63 93/56 86 Dorothea Reuther, Beratungsstelle, Dillweißensteiner Straße 9, 75180 Pforzheim, Telefon 0 72 31/78 40 88-0 Katrin Lehmann & Annette Kuhn, Beratungsstelle, Großenhainer Straße 137, 01129 Dresden, Telefon 03 51/8 43 87-77 Dr. med. Doris Schneider-Bühler, Beratungsstelle, Alpenstraße 13, 78262 Gailingen, Telefon 0 77 34/9 36 98 48 Dagmar Göhring, Beratungsstelle, Ulmenweg 22, 88605 Meßkirch-Langenhart, Telefon 0 75 70/95 19 67 Marion Geißler, Beratungsstelle, Pfarrstraße 3, 34123 Kassel, Telefon 05 61/8 20 33 68 Sylvia Haufe, Beratungsstelle, Schützenallee 52, 79102 Freiburg, Telefon 07 61/7 07 75 01 Magadalene Schnabel, Beratungsstelle, Max-Liebermann-Straße 9, 73257 Köngen/N., Telefon 0 70 24/8 68 91 69 Erika Gesper, Beratungsstelle, Alte Jakobstraße 75, 10179 Berlin, Telefon 0 30/27 59 17 82 Dr. B. Zeller, Praxis, Diplom-Psychologe, Hohenheimer Straße 21, 70184 Stuttgart, Telefon 07 11/8 60 29 20 Lothar Gies, Noordlicht, Beratungsstelle, Sailerstraße 2, 26676 Barßel, Telefon 0 44 99/9 26 99 77

Christliche Therapeuten und Berater (DE´IGNIS): Anna Beraldi, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Nußbaumstr. 7, 80336 München Manfred Dersch, Leiter des Missions- und Sozialwerks die Arche e.V., Mushecke 19, 35216 Biedenkopf Michael-Christian Diehl, Friedhofstraße 10, 35713 Eschenburg Dr. med. Sibylle Domnick-Lüdke, Breite Straße 103, 76135 Karlsruhe Dr. med. Jutta Günther, Hermannstraße 23, 75428 Illingen Dr. med. Kirsten Hautmann-Flesch, Kalmitweg 53, 67117 Limburgerhof Inge Westermann, Perspektive Glauben und Leben, Billunger Weg 25, 26131 Oldenburg Andrea Herzog, Susanne-Pfisterer-Straße 6, 69124 Heidelberg Karen Kammler, 16727 Oberkrämer, E-Mail: beratung-K@mmler.net Almut Lindgen, Döbernstr. 10, 25551 Hohenlockstedt Eva-Maria Löffler, Pöhlauerstraße 18, 08066 Zwickau Heike & Mario Reinicke, Am Hungerberg 4, 36272 Niederaula Dr. med. Bernhard Stoll, Hosanna-Beratungsstelle, Feldstr. 77, 45968 Gladbeck

Ist »Familie« noch zu retten? Oder: Kinder und Eltern – eine bedrohte Spezies! VON ANGELA DUNSE

Was wir „händeringend brauchen sind Kinder!“ – Kinder sind die Zukunft Deutschlands!

Es zeichnet sich bereits deutlich ab, dass die Frauen die gerne ihre Kinder betreuen, dann auch eine finanzielle Unterstützung wünschen, was sehr verständlich und nachvollziehbar ist. Kinder sind dann lukrativ,

Wer lässt sich durch diesen „Ruf“ interessieren, animieren, ködern?

1. wenn der Staat durch finanzielle

Wenn in dieser Weise geworben wird, müssen wir uns Gedanken darüber machen, wer dieser Werbung folgt. Könnte eine solche Art der „Werbung“ auch die eigentliche Motivation Kinder zu bekommen negativ infizieren?

2. sowie frühestmögliche Unterbrin-

Hilfe „lockt“ gung und langfristige staatliche Betreuung gewährleistet wird. Zunächst klingt es bei genauerem Hinschauen und hören, wie ein ohn-

mächtiges appellieren an solche, die sich von den scheinbar entlastenden Versprechungen (Geld, Krippen) einladen lassen, Kinder zu bekommen. Welche Intention wird hier, bzw. ist schon gelegt, Kinder zu bekommen? Kinder als Mittel zum Zweck? Mit diesem Appell implizieren wir zugleich, dass Kinder „normalerweise“ nur Belastung sind, insbesondere finanzielle Belastung, dass berufliche Karriere für zumindest ein Elternteil blockiert wird. Das muss schief gehen! Auf jeden Fall werden wir Familie so nicht retten.

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zum thema Wie funktionieren eigentlich Familien, die der Rettungsaktionen gar nicht bedürfen? Zum Beispiel durch 2 reife Persönlichkeiten, die in eigenverantwortlicher Familienplanung, unabhängig von äußeren „Anreizmitteln“ und/oder „Abschreckungsmanövern“ eine vor Gott reflektierende Familienplanung üben. Die darüber staunen, dass dieser Schöpfer sie/uns in dieser einmaligen Weise an der Schöpfung teilhaben lässt. Kinder als das sehen, was sie sind. Das wissen alle die, die das still praktizieren, nämlich Kinder als

zum thema Gabe Gottes sehen, erbitten, annehmen und so auch führen Als Segen Als anvertrautes Gut, als Leihgabe, sie sind uns geliehen, sie kommen direkt von Gott mit „ungebrochenem „Rückgrat“ das bestätigen auch – und gerade Eltern behinderter Kinder

Familiengründung: Unser Verhalten spricht für sich … Wenn es um die Gründung von Familie geht, wird es schwierig. Wir können planen, wir haben die Wahl. Wie in sehr vielen anderen Bereichen – die Wahl. Wir wählen also. Wir können uns dabei auch verwählen: in der Partnerwahl im Beruf in der Art der Geburtenregelung im Geschlecht des Kindes zwischen Leben und „life style“, etc. Dieser Tatbestand, der zunächst als Privileg, als etwas Besonderes zu werten ist, macht unser Leben immer komplizierter. Die Wahl wird uns häufig zur Qual – und zum Verhängnis! Wie sollen wir wählen, wo doch sehr vielen ein Maßstab fehlt, ein Modell, ein einladendes Modell, dem gerne gefolgt wird. So ist Frau/Mann überfordert, denn wird oder kann sie/ er all ihr Vorhaben unter einen Hut bringen?

Notstand Familie – Wollen wir retten? Dieser Appell nach Kindern lässt erschaudern, besonders im Gedenken an die Kinder, denen am mittlerweile „unsichersten Ort“ (u.a. durch freizügige Abtreibungspraxis) kein Lebensrecht zugestanden wurde und wird. Ebenso angesichts der vielen „verwahrlosten“ Kinder/Jugendlichen in unserem Wohlstandsland Deutschland.

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Der Alltag in den „Schreiambulanzen“ zeigt, dass ein Großteil der Hilfe suchenden Eltern (wirklich) nicht mehr wissen, wie sie mit ihren Kindern umgehen sollen, wie „es geht“, und es sind häufig Eltern, die das Beste für ihre Kinder wollen. Nachdem sie sich im wahrsten Sinne des Wortes „rund um die Uhr“ um ihr Baby kümmern, es nicht „mehr“ beruhigen können, kommen sie (wenn sie um diese Einrichtung wissen) mit ihrem über Stunden schreienden Kind total „genervt“ in die Klinik. Es sind Frauen mit der verzweifelten Frage: „was braucht mein Baby, wie gehe ich mit ihm um, ich habe doch vollen Einsatz gebracht, Erziehung – wie geht das eigentlich?“

Wir kommen schon jetzt mit den wenigen Kindern, die (noch) geboren werden, nicht mehr zurecht, ist uns wirklich geholfen, „einfach“ nach mehr Kindern zu „schreien?“ Wenn wir uns um Rettung kümmern wollen, müssen wir die Not anschauen! Dabei reicht es nicht, den Notstand zu beklagen: Kinder sind ungezogen und undiszipliniert Gewalt ist schon in der Grundschule/Kindergarten ein Thema Eltern kümmern sich nicht um die Erziehung, während Lehrer überfordert sind und immer früher in den Ruhestand oder Therapien gehen Anspruchsdenken ruiniert uns: dass Kinder über immer mehr Geld verfügen dass Kinder/Jugendliche immer später selbstständig werden, „Hotel Mama“ gefragt ist

Wertedebatte und Orientierungsnöte – Welche Werte wollen wir vermitteln? Wir brauchen weniger Debatten über Werte, es reicht auch nicht „Wertegut-zu-finden“, sie wollen gelebt sein.

Voraussetzung für die Vermittlung von Werten ist, sie selbst glaubhaft zu leben. Dies fängt ganz einfach in Familie an und ist eine der schönsten und wichtigsten Aufgaben von Frau und Mann. Der frühere Bundespräsident Lübke bemerkte in diesem Zusammenhang: „Wenn die Familie im Kleinen nicht mehr gelingt, wird auch ein Staat nicht mehr funktionieren!“ Will ich werteorientiert erziehen? Welche Werte sind mir wichtig? Der Notstand der Familien ist u. a. dadurch begründet, dass heute viele Eltern, aber auch Bildungssysteme sich vornehmlich auf die Bildung der „akademischen Intelligenz“ konzentrieren und investieren. Die emotionale Intelligenz (D. Goleman) wird vernachlässigt. Das heißt zunehmend wird eine gefühlsmäßige, emotionale Verarmung sichtbar. Das heißt vorsichtig formuliert, wir haben ganz konkret mit den Folgen zu tun, an denen wir schon viele Jahre „arbeiten.“ Hier sei darauf verwiesen, wie wichtig und notwendig für eine langfristige Veränderung zur gesunden Familie, die frühkindliche Bindung ist, weniger die frühkindliche Bildung. Wir müssen bedenken: Könnte nicht

eine immer früher beginnende Verantwortungsdelegation – wir delegieren unsere kostbaren Schätze = Kinder (die uns anvertraut worden sind) an andere – zwangsläufig eine „Schulddelegation“ nach sich ziehen? Was hilft es aber, besonders unseren Kindern, wenn wir nach entstandenem Schaden, jemand anderes dafür verantwortlich machen können? Wie viel Vertrauen haben wir doch (auf einmal) in Institutionen und an „an-sich-fremde“ Menschen, dass diese aus unseren Kindern Persönlichkeiten „machen könnten“, die das Leben vertrauensvoll anpacken können sollten?! Unsere Kinder brauchen also weniger frühkindliche Bildung – als frühkindliche Bindung! Dazu ein Beispiel unserer Zeit: Ich habe in letzter Zeit ein junges Pärchen beobachtet, die ein Hundebaby übernommen haben. Ganz interessiert habe ich detailliert geschaut und gefragt, was denn da an Umstellung nötig sei. Die „frühhundliche“ Bindung wurde hoch bewertet, von wegen weggeben (also in die Krippe, oder Hundegarten oder so…..)! Es wurde gar nicht erwogen, obwohl es heute ganz passable WellnessCentren für unsere Vierbeiner gibt. Welch Fürsorge und Zuwendung für ein Hundebaby! Sind wir auf den Hund gekommen?

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zum thema

zum thema

Entwicklungsschritte durch Ressourcenorientierung – Beispiel eines gelungenen Therapieverlaufes

Was ist nun „Familie“? Familie ist die „Fabrik“ in der Personen gestaltet werden – „Menschenmacher“ (V. Satir) Ein Zusammenschluss (Heirat) von Menschen, die sich als Vater und Mutter der Erziehungsaufgabe stellen, für ihre Kinder sorgen. Eltern die es als beglückend und erfüllend erleben, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen und dies Priorität in ihrem Leben hat Ein Ort in dem Zugehörigkeit, Geborgenheit, Solidarität gelebt (und genossen) wird, indem die Liebe als Fundament über der Ordnung steht. Das Bewusstsein „Gott ist als Schöpfer der Gebende allen Lebens“ bildet das eigentliche Fundament, das Freiheit schenkt und Orientierung gibt.

Menschen die so Familie verstehen und leben brauchen nicht „prämiert“ zu werden, denn sie leben schon ein erfüllendes Leben.

Was wir brauchen sind Eltern, Eltern die Eltern sein wollen! Kinder sind Leihgabe Gottes auf Zeit – Kinder lassen sich nicht staatlicherseits einfordern. Gewiss wir könnten auf die Idee kommen, weil wir heute so „zuverlässig“ planen/ wegplanen, dass wir auch Kinder „machen“ können. Doch diese Gabe ist nicht Besitz, sondern anvertrautes Gut! Für dieses anvertraute Gut tragen wir die Verantwortung. Unsere Kinder haben den berechtigten Anspruch auf „reale Eltern“, d. h. eine Mutter verhält sich wie eine Mutter, nicht (nur) wie eine Freundin, dafür sind Freundinnen besser. Ein Vater verhält sich wie ein Vater, nicht wie ein Kumpel. Wir nehmen die „autoritative Haltung“ in Anspruch – dazu erhalten wir als Eltern Hilfe von Gott – und

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lehnen autoritäres Gehabe ab. Wenn der Staat in der aktuell bestehenden Bevölkerungssituation mit (unlauteren) Mitteln nach Kindern schreit und wir dem finanziellen Anreiz folgen, geraten wir in der BRD immer mehr in die Abwärtsspirale.

VON DIPL.-PSYCH. RAINER OBERBILLIG

1. Familie wird unter den gegebenen Bedingungen nicht gefördert, eher weiter zerstört: die „Abgabe“ der Kinder ist sozusagen vorprogrammiert und verjüngt sich in erschreckendem Maße.

Angela Dunse

A

us einer kritischen psychotherapeutischen Perspektive darf gefragt werden, was kann denn in einer einzigen Woche Wesentliches aus den bestehenden Lebensvollzügen oder -mustern geklärt werden? In der Sprache der Psy-

2. Es gerät immer mehr Verantwortung, die im Grunde jedem einzelnen obliegt, in die „Fänge“ des Staates. Mit dieser Aufgabe ist der Staat jedoch schlichtweg überfordert.

Wenn wir weiter über das uns anvertraute Gut verfügen, Kinder als Altersvorsorge benützen wollen und Kindern die schon da sind nicht das Recht auf Leben zugestehen (etwa „Straßenkindern“), dann werden gerade sie uns eines Tages zur Verantwortung ziehen und aus unserer elterlichen Position „absetzen“.

chotherapie handelt es sich bei einer Kurzzeittherapie um „Fokaltherapie“, d. h. es wird der Fokus auf ein zentrales Lebensthema gelegt, die Gespräche auf einen gemeinsam verabredeten inhaltlichen Rahmen beschränkt. Die Aufarbeitung traumatischer Beziehungserfahrungen in einer so kurzen Zeit und geringen Anzahl an therapeutischen Kontakten verbietet sich

hier von selbst als Ziel einer individuellen Präventionsmaßnahme. Aber es können sinnvoll bereits bestehende Einsichten und Ansätze zu einer gesundheitsorietierten Lebensweise, einer Verbesserung der psychosozialen/psychosomatischen Grundbefindlichkeit, vertieft und Ressourcen der TeilnehmerInnen von unseren Gesundheitswochen freigesetzt

ist Dipl.-Psychologin, approbierte Psychotherapeutin und Kinder- und JugendlichenTherapeutin i. A., derzeit in freier Praxis berufstätig.

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zum thema werden. Das folgende Beispiel des Verlaufs einer individuellen Gesundheitswoche von 12 Tagen veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung unseres ehemaligen Präventionsgastes in Bildern: In einer geistlich fundierten Meditationsübung mit Konzentration auf den Atem sprach ich das Bibelwort der Teilnehmerin zu

„Er führt mich (heraus) in die Weite, der Herr tut wohl an mir“. Anschließend ließ ich sie auf die Zusage Gottes körperlich reagieren und in einer Übung zur Körperwahrnehmung mit der Weite experimentieren, u. a. mit der Weitsicht aus dem Fenster des Beratungszimmers. Hier wurde die Sehnsucht nach innerer Freiheit für die Patientin bereits deutlich spürbar. Weitere Gesprächseinheiten hatten die inneren Blockierungen zum Gegenstand und die

zum thema

Fixierung der Patientin auf „Unheiles“. Bei einer erneuten Meditationsübung wurde sie dann mit dem „Ruf Gottes aus dem Propheten Jesaja“ (Bibel/AT: Jes 61, 1b) konfrontiert:

aus einem schon lange bestehenden und vertrauten „Gefängnis“ herauszutreten in eine unbekannte Realität von Freiheit und Weite statt Beschränktheit.

„…Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen.“

Im folgenden verabredete ich mit der Patientin, dass sie diesen Vorgang der Freilassung und der Führung Gottes in die Weite mit gestalterischen Mitteln umsetzt, eventuell zu Hause aufhängt, um sich daran zu erinnern. Heraus kam eine Serie von 3 Bildern, die sehr gut auch einen Reifungsprozess markieren: Wegzukommen vom Beklagen biografischer Negativprägungen (Pathogenese) und der Selbstbezogenheit /Selbstaufmerksamkeit auf das Unheile in der Persönlichkeit hingelangen zu einer Perspektive des Glaubens, des Vertrauens in eine zusammenhängende Ordnung (Salutogenese-Orientierung), zu einer Vision des weiten Raumes, den wir bei/in Gott haben.

Im Gesprächsaustausch über die innere Resonanz auf diesen personalisierten Zuspruch Gottes bemerkte sie, dass ihr inneres gedankliches und gefühlsmäßiges Gefängnis im Grunde von Gott schon (u. a. in früherer christlicher Beratung/Psychotherapie) geöffnet wurde. Nur eines wird von ihr verlangt, die Fesseln abzulegen im Vertrauen auf Gott und durch die geöffnete Tür hinauszutreten. Anmerkung: Hier tritt bei fast jedem Menschen eine gewisse Angst auf,

Bild 2: Das Schwert, das die Ketten zerreisst (ein Symbol für das gesprochene Wort Gottes) Dipl.-Psych. Rainer Oberbillig

Bild 1: Das finstere Gefängnis, in das das Licht Gottes hereinflutet

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Bild 3: Die Vision von einer weiten und blühenden Landschaft, in die sie geführt wird.

Jahrgang 1951, verheiratet, 2 erwachsene Kinder, Psychologischer Psychotherapeut, Verhaltenstherapeut (dgvt), Christlicher Therapeut (IGNIS Akademie), Leitender Psychologe der DE’IGNIS-Fachklinik

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therapiegrundlagen

therapiegrundlagen VON STEFAN HUBER Anmerkung der Redaktion: Bei dem folgenden Beitrag handelt es sich um eine redaktionell stark gekürzte Fassung eines Buchartikels des Verfassers. (mit freundlicher Genehmigung des Autors). „Der Glaube hilft mir.“ „Ich bete für Sie.“ Solche und ähnliche Aussagen begegnen meiner Frau öfter, wenn sie als Pfarrerin mit älteren Menschen ins Gespräch kommt. Vertieft sie diese Gespräche, dann zeigen sich vielfältige spirituelle Räume, in denen ihre GesprächspartnerInnen leben. Geht es Ihnen auch so? Welche Erfahrungen machen Sie in Ihren Kontakten mit älteren Menschen? Von welchen spirituellen Räumen hören Sie?

Spirituelle Räume Ein Beitrag zur Phänomenologie des religiösen Erlebens und Verhaltens im Alter 1

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Theoretisch ist die Wahrscheinlichkeit hoch in Gesprächen mit Älteren auf spirituelle Räume zu stossen. Repräsentative Umfragen 2 belegen, dass Glaube und Gebet bei Menschen ab 60 einen hohen Stellenwert haben. In Westdeutschland beten etwa 36 % der SeniorInnen täglich. Werden die mehrmals wöchentlich Betenden dazugezählt, dann erhöht sich der Anteil von häufig betenden SeniorInnen auf etwa 50 %. Die Schweiz ist in dieser Hinsicht sogar noch frömmer. Hier beträgt der Anteil der täglich betenden SeniorInnen 55 %. Diese Zahlen lassen bereits erahnen, wie wichtig spirituelle Räume für ältere Menschen sind und wie oft sie sich in ihnen bewegen. Doch wie sehen diese Räume aus? Aus welchen Dimensionen der Religiosität werden sie gespeist? Und: Welche religiösen Inhalte sind in ihnen relevant? In meinem Beitrag nähere ich mich diesen Fragen auf der Basis von Kategorien und Ergebnissen der empirischen Religiositätsforschung. Dabei nehme ich eine phänomenologische Perspektive ein. Das bedeutet, dass funktionale Fragestellungen in den Hintergrund treten. Ich werde mich nicht damit beschäftigen, warum alte Menschen religiös sind und welcher Nutzen (oder Schaden) ihnen daraus erwächst. Im Vordergrund stehen vielmehr Eigendynamiken

und innere Strukturen des religiösen Erlebens und Verhaltens selbst. Empirisch unterscheidbare Dimensionen der Religiosität im Alter sollen in ihrer inneren Logik und in ihrem wechselseitigen Zusammenhang beschrieben werden. Eine phänomenologische Perspektive hat eine hohe theoretische Relevanz, da erst auf ihrer Grundlage funktionale Fragestellungen einer empirisch fundierten Diskussion zugeführt werden können. Noch grösser ist meiner Ansicht nach ihre Praxisrelevanz. Sie bietet Kategorien für die Wahrnehmung spiritueller Räume und Anhaltspunkte für das Gespräch mit älteren Menschen. Auf dieser Basis können kirchliche Angebote für ältere Menschen geplant und die Seelsorge reflektiert werden. Mit Hilfe einer phänomenologischen Perspektive können Sie sich schliesslich auch ganz persönlich fragen, welche spirituellen Räume sich Ihnen selbst eröffnen und welche Sie in Ihren Gesprächen mit älteren Menschen neu entdecken könnten. Unter Umständen ist es gerade der Kontrast, der zu einer fruchtbaren Gesprächsdynamik führt.

Spirituelle Räume Glaube ist nach dem Hebräerbrief „eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“ (Hebr. 11,1). In dieser Definition ist eine Dialektik von Sichtbarem und Unsichtbarem wirksam. Einerseits erscheint der Gegenstand des Glaubens als unsichtbar, denn der Glaube bezieht sich ja auf etwas „was man nicht sieht“. Andererseits besitzt dieser Gegenstand gerade im Glauben eine deutliche Präsenz, da er in Form

„einer festen Zuversicht“ und „eines Nichtzweifelns“ gegeben ist. Man kann daher sagen, dass im Glauben etwas in gewisser Weise sichtbar wird, was ausserhalb des Glaubens unsichtbar bleibt. Mit dem Begriff des spirituellen Raums versuche ich mich dem anzunähern, was für ein Individuum im Glauben „sichtbar“ ist und damit zu einem psychologisch relevanten Faktor wird. Was „sehen“ Glaubende, wenn sie glauben? Was beschäftigt Menschen, wenn sie spirituelle Räume betreten? Was tun sie, bzw. wie „bewegen“ sie sich in ihren spirituellen Räumen? Welche Erfahrungen machen sie dabei?

Ein spiritueller Raum kann als ein individueller Wahrnehmungs-, Handlungs- und Erfahrungsraum verstanden werden. Er besteht aus wesentlich mehr als dem, was physikalisch vorgegeben ist. Daher sollte bei dem Konzept „spiritueller Raum“ auch nicht primär an den Innenraum einer Kirche gedacht werden. Ein architektonisch und künstlerisch ansprechend gestalteter Kirchenraum kann zweifellos einen wertvollen Beitrag zur Konstitution von individuellen spirituellen Räumen leisten. Was Menschen in Kirchenräumen erleben und welche spirituellen Räume sich ihnen dabei öffnen, hängt jedoch wesentlich von dem ab, was sie selbst in einen Kirchenraum mitbringen. Psychologisch wird ein spiritueller Raum durch persönliche religiöse Konstrukte aufgebaut und strukturiert. Es ist das religiöse Konstruktsystem eines Menschen, das die konkrete Gestalt des

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therapiegrundlagen individuellen spirituellen Raums bestimmt. Ein religiöses Selbstzeugnis kann diese These veranschaulichen: „Während einer größeren Gebetsversammlung bat ich Gott in einer Zeit der Anbetung zu mir zu sprechen und mir seine Liebe zu zeigen. Ich öffnete die Augen und schaute im Saal herum. Da sah ich im Fenster eine Blumenampel hängen. Das Fenster war wohl leicht gekippt, und so wurde diese Ampel vom Wind bewegt. Plötzlich kam mir der Gedanke: „So wie ich diese Ampel bewege, so sanft will ich in dein Leben hineingreifen, so möchte ich dein Leben lenken.“ Dieser Gedanke gab mir eine große Freude. Ich behaupte, Gott hat damals zu mir gesprochen.“ (May, o. J., S. 6) Sozialwissenschaftlich ist weder positiv noch negativ entscheidbar, ob in der erzählten Situation tatsächlich Gott gesprochen hat. Daher sollte sich die Reflexion dieser Erzählung auch nicht an dieser Frage aufhalten. Die Szene selbst spielt in einer Gebetsversammlung. Die Situation ist daher bereits religiös aufgeladen, was die Entstehung eines spirituellen Raums erleichtert. Seine konkrete Gestalt hängt jedoch von den persönlichen religiösen Konstrukten ab, mit denen ein Mensch die Situation strukturiert. Im erzählten Beispiel ist es die Erwartung, bei Gott Ansprache und Liebe zu erfahren. Dies setzt nicht zuletzt das Bild eines fürsorglichen und zu Menschen sprechenden Gottes voraus. Diese Erwartungen strukturiert die Wahrnehmung, das Umherblicken im Saal, das an einer sanft vom Wind bewegten Blumenampel hängen bleibt. Die äussere Wahrnehmung der Blumenampel wird schliesslich mit der inneren Wahrnehmung eines zärtlich anmutenden Gedanken verbunden – der göttlichen Zusage einer sanften Führung. Das Ergebnis entspricht den Erwartungen: Der Beter empfindet grosse Freude. Nun haben an dem erzählten religiösen Ereignis viele Menschen teilgenommen – es ist ja von einer grösseren Gebetsversammlung die Rede. Daher ist es gut möglich, dass die im Wind bewegte Blumenampel

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therapiegrundlagen auch von anderen TeilnehmerInnen wahrgenommen wurde. Ob diese Wahrnehmungen in andere individuelle spirituelle Räume integriert wurde, wissen wir nicht. Es ist jedoch vorstellbar, dass die Blumenampel auch von Betenden wahrgenommen wurde, die in diesem Moment mit starken Schuldgefühlen zu kämpfen hatten und die zugleich für ein strafendes Gottesbild empfänglich sind. In diesem Fall könnte die Bewegung der Blumenampel als ein Hängen an einem seidenen Faden oder gar als ein Baumeln an einem Galgen erlebt worden sein. Ein dementsprechender innerer Gedanke könnte zu grosser Angst führen. Dieses Gedankenexperiment zeigt, dass die Phänomenologie eines individuellen spirituellen Raums wesentlich von dem persönlichen religiösen Konstruktsystem eines Menschen abhängt. Spirituelle Räume eröffnen sich nicht nur wenn sie bewusst gesucht werden, wie das beispielsweise im persönlichen Gebet und im gemeinschaftlichen religiösen Ritual oder Gottesdienst der Fall ist. Viele andere Situationen sind denkbar. Beispiele sind die Beobachtung einer kurzen Szene beim Einkaufen, die Konfrontation mit einem unerwarteten Glück (oder auch Leid), sowie eine intensive Wahrnehmung der Natur. Ich möchte die Vielfalt von Situationen, die in spirituelle Räume münden können, durch ein zweites Beispiel verdeutlichen. Auch hier handelt es sich um ein religiöses Selbstzeugnis: „Eines Morgens, während ich im Radio die Pressestimmen verfolgte und mir der vorwurfsvolle Unterton bestimmter Kommentare geradezu weh tat, traf ich eine Entscheidung: Ich wollte, was mich betraf, in Zukunft jede Form von feindseligem Vorwurf, wenn ich ihn in mir spürte, als Sünde einstufen. Das biblische Gebot, seinen Nächsten zu lieben, war bedingungslos. Von Herzen sollte ich allen alles vergeben, so wie Gott mir vergab.“ (Baar, 1999, S. 46) In dem Selbstzeugnis wird zunächst eine alltägliche Situation geschildert, nämlich das morgendliche Hören

der Pressestimmen. Im Gegensatz zum ersten Beispiel ist dies keine Situation, die an sich religiös aufgeladen ist. Gleichwohl kann aus ihr ein spiritueller Raum entstehen, er beginnt mit der Wahrnehmung eines „vorwurfsvollen“ Untertons. Diese Wahrnehmung ist sehr intensiv, denn die Autorin betont, dass ihr dieser Unterton „geradezu weh tat“. Man kann vermuten, dass dieser tiefe Schmerz die Resonanz einer Thematik ist, mit der sie sich bereits seit längerem stark beschäftigt hat. Diese Vermutung wird durch die radikale Entscheidung bestätigt, die in der Szene erzählt wird: Die Autorin beschliesst die eigene Lebenspraxis an dem „bedingungslosen“ Gebot der Nächstenliebe zu orientieren. Der in diesem Beispiel erzählte spirituelle Raum ist inhaltlich vor allem durch die religiösen Konstrukte Sünde, Vergebung und Nächstenliebe bestimmt. Diese Konstrukte bestimmen die Wahrnehmung und Bewertung der Situation sowie die Entscheidung, die aus dieser Wahrnehmung folgt. Man kann vermuten, dass sie auch generell eine strukturierende Rolle im religiösen Konstruktsystem der Autorin spielen. Entsprechend wäre Ihre subjektive Theologie als Versöhnungstheologie zu charakterisieren. Im Kontrast dazu ist jedoch ein persönliches religiöses Konstruktsystem denkbar, das wesentlich durch Konstrukte wie Götzendienst, Kampf und Befreiung bestimmt ist. Ein derartiges befreiungstheologisches Konstruktsystem dürfte auch zu anderen spirituellen Räumen führen. Beispielsweise könnte in diesem Fall „der vorwurfsvolle Unterton be-

stimmter Kommentare“ nicht mit Schmerz, sondern mit Genugtuung wahrgenommen werden, weil in ihm eine eindeutige Stellungnahme Gottes für die Unterdrückten wahrgenommen wird (vgl. beispielsweise Ps. 74, 20 -23). Dieses zweite Gedankenexperiment zeigt nochmals, wie stark die konkrete Gestalt spiritueller Räume von den theologischen Inhalten abhängt, die ein persönliches religiöses Konstruktsystemen bestimmen. Aus diesem Grund ist es notwendig, möglichst differenziert nach den theologischen Inhalten zu fragen, die für alte Menschen relevant sind.

Kerndimensionen des religiösen Erlebens und Verhaltens Wie oft bewegen sich alte Menschen in spirituellen Räumen? Wie intensiv sind die Wahrnehmungen und Erfahrungen, die sie in diesen Räumen machen? Was „sehen“ sie dabei? Um diesen Fragen mit Methoden der empirischen Sozialforschung näher zu kommen, ist es sinnvoll, empirisch fassbare Kerndimensionen des religiösen Erlebens und Verhaltens zu untersuchen. Je stärker diese Kerndimensionen bei alten Menschen ausgeprägt sind, desto häufiger dürften sie sich in spirituellen Räumen bewegen und desto intensiver dürften die Wahrnehmungen und Erfahrungen sein, die sie in diesen Räumen machen. Ein empirisch gut bewährtes multidimensionales Modell des religiösen Erlebens und Verhaltens wurde von

dem amerikanischen Soziologen Charles Glock entwickelt (Glock, 1962; Stark und Glock, 1968; zur gegenwärtigen Diskussion dieses Modells siehe Huber, 1996, 2003, 2004, 2007b). In diesem Modell können fünf Kerndimensionen der Religiosität unterschieden werden: Die Dimensionen des Intellekts, der Ideologie (Glaube), der Devotion (private religiöse Praxis), der Erfahrung und des gemeinschaftlichen Gottesdienstes (öffentliche religiöse Praxis). Nach Glock gelten die Kerndimensionen für alle grossen Religionen. Daher bieten sie sich als Bezugsrahmen für interreligiöse Vergleiche an. Wie Tabelle 1 zeigt, berücksichtigen die religiösen Kerndimensionen alle seelischen Grundfunktionen des Menschen. Aus diesem Grund kann auf ihrer Basis auch ein differenziertes Profil des individuellen religiösen Erlebens und Verhaltens gewonnen werden. Ein für die Sozialforschung wichtiger Aspekt dieser Kerndimensionen besteht darin, dass sie relativ unabhängig sind. Relative Unabhängigkeit meint, dass sie bei einem Menschen verschieden stark ausgeprägt sein können. Daher ist es nicht möglich, sicher von einer Dimension auf die anderen Dimensionen zu schliessen. Vielmehr ist es notwendig, nach allen fünf Kerndimensionen zu fragen, wenn ein umfassendes und differenziertes Bild des religiösen Erlebens und Verhaltens eines Menschen gewonnen werden soll. Für unsere Fragestellung bedeutet dies, dass wir Informationen über alle fünf Dimensionen benötigen, wenn wir die spirituellen Räume älterer Menschen adäquat beschreiben wollen.

Tabelle 1: Die religiösen Kerndimensionen von Glock in Bezug auf drei psychologische Grundfunktionen und in Bezug auf private Frömmigkeit

Soziologisch fassbare Kerndimension der Religiosität Denken

Psychologische Grundfunktion

Fühlen Wollen

Intellekt Ideologie (Glaube) Ideologie Erfah g(Glaube) Erfahrung Erfahrung PPrivate i PPraxis (Devotion) Öffentliche Praxis

Private Frömmigkeit

35


therapiegrundlagen Die Daten stammen aus einer im Jahr 2004 durchgeführten repräsentativen Befragung der Wohnbevölkerung von Bad Kreuznach, einer westdeutschen „Durchschnittsstadt“ 3. Die Befragung war Bestandteil eines grösseren Forschungsprojekts, das von der Volkswagenstiftung finanziert wurde. Ausgangspunkt waren zwei Zufallsstichproben (1.500 Konfessionslose und 2.200 Kirchenmitglieder), die vom Einwohnermeldeamt in Bad Kreuznach gezogen wurden. Den 3.700 ausgewählten Personen wurde ein Fragebogen zur Religiosität mit einem frei gemachten Antwortkuvert zugesandt. Die Rücklaufquote betrug in beiden Stichproben 15 % (229 Konfessionslose und 320 Kirchenmitglieder), was für die schriftliche Befragung einer Zufallsstichprobe ein erfreulich hoher Wert ist.

In meiner Darstellung gehe ich natürlich nicht auf alle 549 Respondenten ein, sondern ich beschränke mich auf die 200 Personen, die zum Zeitpunkt der Befragung mindestens 60 Jahre alt waren. Bei den Kirchenmitgliedern waren dies 133 Respondenten. Ihr Altersdurchschnitt betrug 71,6 Jahre. Die Standardabweichung von 8,2 zeigt, dass 66 % dieser Respondenten zwischen 63 und 80 Jahre alt waren. Der Anteil der Frauen betrug bei ihnen 58 %. Bei den Konfessionslosen waren 47 Respondenten mindestens 60. Ihr durchschnittliches Alter betrug 67,5 Jahre. Die Standardabweichung von 7,4 zeigt, dass 66 % der konfessionslosen Respondenten zwischen 60 und 75 Jahre alt waren. Der Anteil der Frauen war bei ihnen nur 38 %.

therapiegrundlagen Erwähnenswert ist schliesslich, dass 94 % der befragten Konfessionslosen angaben, dass sie früher einer Kirche angehört haben. Sie wurden also kirchlich sozialisiert und verfügen damit zumindest über ein religiöses Minimalwissen. Der deutlich geringere Frauenanteil bei dieser Gruppe zeigt, dass Männer eher zum Kirchenaustritt bereit sind als Frauen. Ursachen für diesen Befund dürften sowohl in dem höheren Anteil (ehemaliger) männlicher Erwerbstätiger und damit Kirchensteuerzahler als auch in der allgemein etwas niedrigeren Religiosität von Männern zu suchen sein. Ein allgemeiner Indikator für die individuelle Stärke der intellektuellen Dimension ist folgende Frage:

Wie oft denken Sie über religiöse Fragen nach? (Vgl. Tabelle 2)

Die Ergebnisse in Tabelle 4 zeigen, dass der Reinkarnationsglaube im Durchschnitt weder für die Konfessionslosen (M = 0,6) noch für die Kirchenmitglieder (M = 0,8) eine relevante Alternative zum Glauben an ein Leben nach dem Tod ist. Der Reinkarnationsglaube erscheint beiden Gruppen höchst unplausibel. Typische Formen privater religiöser Praxis sind das persönliche Gebet und die privat praktizierte Meditation. In der empirischen Untersuchung wurde die individuelle Ausprägung beider Formen über ihre Häufigkeit operationalisiert:

Wie oft beten Sie? (Vgl. Tabelle 5) Tabelle 5: Häufigkeit des Gebets (Angaben in Prozent)

Konfessionslose (M = 0,9) Kirchenmitglieder (M = 2,8)

nie (0)

selten (1)

gelegentlich (2)

oft (3)

sehr oft (4)

57 % 6%

17 % 7%

11 % 16 %

6% 42 %

9% 29 %

Die Ergebnisse in Tabelle 5 zeigen, dass das Gebet bei Kirchenmitgliedern im Durchschnitt (M = 2,8) sehr viel stärker ausgeprägt ist als bei Konfessionslosen (M = 0,9). Die Differenz (1,9) ist hier noch deutlicher als beim Glauben an ein Leben nach dem Tod (1,5).

Wie oft praktizieren Sie Meditationstechniken, die in östlichen Religionen (z. B. Buddhismus) entwickelt wurden? (Vgl. Tabelle 6) Tabelle 6: Häufigkeit der Meditation (Angaben in Prozent)

Diese Frage ist unabhängig von jeglicher Konfessions- und Religionszugehörigkeit. Tabelle 2: Häufigkeit des Nachdenken über religiöse Fragen (Angaben in Prozent)

Konfessionslose (M = 1,9) Kirchenmitglieder (M = 2,5)

nie (0)

selten (1)

gelegentlich (2)

oft (3)

sehr oft (4)

9% 2%

19 % 9%

43 % 38 %

26 % 41 %

4% 11 %

Zwei allgemeine Indikatoren für die subjektive Plausibilität einer transempirischen Ebene der Realität sind folgende Fragen:

Wie hoch ist Ihrer Ansicht nach die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Leben nach dem Tod gibt? (Vgl. Tabelle 3) Tabelle 3: Glaube an ein Leben nach dem Tod (Angaben in Prozent)

Konfessionslose (M = 0,2) Kirchenmitglieder (M = 0,3)

nie (0)

selten (1)

gelegentlich (2)

oft (3)

sehr oft (4)

89 % 84 %

2% 9%

9% 5%

0% 0%

0% 2%

Die Ergebnisse in Tabelle 6 zeigen, dass die Meditation im Durchschnitt weder für die Konfessionslosen (M = 0,2) noch für die Kirchenmitglieder (M = 0,3) eine relevante Alternative zum Gebet ist. Die Mittelwerte sind extrem niedrig. Für die Untersuchung der religiösen Erfahrungen im Alter bieten sich zwei Fragen an – Sie fokussieren die Häufigkeit der Wahrnehmung einer transempirischen Realität:

Wie oft erleben Sie Situationen, in denen Sie das Gefühl haben, dass Gott konkret in Ihr Leben eingreift? (Vgl. Tabelle 7) Tabelle 7: Häufigkeit religiöser Du-Erfahrungen (Angaben in Prozent)

Konfessionslose (M = 1,1) Kirchenmitglieder (M = 2,6)

gar nicht (0)

wenig (1)

mittel (2)

ziemlich (3)

sehr (4)

57 % 13 %

9% 10 %

13 % 15 %

11 % 21 %

11 % 41 %

Halten Sie es für wahrscheinlich, dass Menschen nach ihrem Tod in einem anderen Menschen wiedergeboren werden? (Vgl. Tabelle 4)

Konfessionslose (M = 0,8) Kirchenmitglieder (M = 2,1)

nie (0)

selten (1)

gelegentlich (2)

oft (3)

sehr oft (4)

62 % 8%

13 % 16 %

15 % 38 %

9% 31 %

2% 8%

Die Ergebnisse in Tabelle 7 zeigen, dass religiöse Du-Erfahrungen bei Kirchenmitgliedern im Durchschnitt (M = 2,1) viel stärker ausgeprägt sind als bei Konfessionslosen (M = 0,8).

Tabelle 4: Glaube an Reinkarnation (Angaben in Prozent)

Konfessionslose (M = 0,6) Kirchenmitglieder (M = 0,8)

36

gar nicht (0)

wenig (1)

mittel (2)

ziemlich (3)

sehr (4)

72 % 59 %

13 % 22 %

6% 7%

4% 7%

4% 5%

37


therapiegrundlagen

therapiegrundlagen

Wie oft erleben Sie Situationen, in denen Sie das Gefühl haben, mit allem eins zu sein? (Vgl. Tabelle 8) Tabelle 8: Häufigkeit religiöser Einheits-Erfahrungen (Angaben in Prozent)

nie (0)

selten (1)

gelegentlich (2)

oft (3)

sehr oft (4)

53 % 46 %

19 % 27 %

19 % 19 %

6% 5%

2% 3%

Konfessionslose (M = 0,9) Kirchenmitglieder (M = 0,9)

Die Ergebnisse in Tabelle 8 zeigen, dass religiöse Einheits-Erfahrungen sowohl bei Konfessionslosen (M = 0,9) als auch bei Kirchenmitgliedern (M = 0,9) im Durchschnitt ähnlich schwach ausgeprägt sind.

Wie wichtig ist Ihnen die Teilnahme an Gottesdiensten? (Vgl. Tabelle 9) Tabelle 9: Wichtigkeit der Teilnahme an Gottesdiensten (Angaben in Prozent)

gar nicht (0)

wenig (1)

Mittel (2)

ziemlich (3)

sehr (4)

62 % 5%

28 % 19 %

4% 22 %

0% 22 %

6% 33 %

Konfessionslose (M = 0,6) Kirchenmitglieder (M = 2,6)

Die Frage nach der Wichtigkeit des Gottesdienstbesuchs dürfte bei älteren Menschen ein validerer Indikator sein als seine Häufigkeit, da dadurch objektive Hindernisse (z. B. Gehschwierigkeiten), die bei älteren Menschen einen Gottesdienstbesucherschweren, ausgeklammert werden.

Zusammenfassung und Ausblick In meinem Beitrag stand die Frage nach einer Phänomenologie des religiösen Erlebens und Verhaltens im Alter im Vordergrund. Empirisch unterscheidbare Dimensionen des religiösen Erlebens und Verhaltens wurden in ihrer inneren Logik dargestellt und in ihrer Relevanz für die Konstitution von spirituellen Räumen im Alter diskutiert. Folgende Hauptergebnisse können hervorgehoben werden: Im Allgemeinen zeigte sich ein grosser Unterschied zwischen Konfessionslosen und Kirchenmitgliedern. Während für die älteren Konfessionslosen Religionslosigkeit typisch ist, ist für die älteren Kirchenmitglieder eine hohe Ausprägung aller fünf religiösen Kerndimensionen typisch. Daraus kann geschlossen werden, dass sich viele ältere Kirchenmitglieder oft und mit hoher Intensität in spirituellen Räumen bewegen. Sie stellen eine stabile Grösse in ihrem Lebensalltag dar. Für die Seelsorge stehen daher viele Anknüpfungspunkte zur Verfügung.

38

Eine Ausnahme stellt nur die Intellektuelle Dimension dar. Sie ist nicht nur bei den Kirchenmitgliedern sondern auch bei den Konfessionslosen hoch ausgeprägt. Damit bestätigte sich die Hypothese, dass durch diese Dimension eine anthropologische Konstante abgebildet wird. Dieses allgemeine Interesse an religiösen Fragen kann in Bildungsveranstaltungen aufgegriffen werden. Besonders eindrücklich sind meiner Ansicht nach die hohen Werte der älteren Kirchenmitgliedern bei den Dimensionen des persönlichen Gebets und der religiösen Du-Erfahrung. Die Transzendenz ist bei ihnen sehr deutlich als ein Gegenüber präsent, das nicht nur ansprechbar ist, sondern das auch antwortet. Ihre spirituellen Räume sind vorwiegend durch theistische Grundstrukturen geprägt. Dies sollte bei der Entwicklung von altersbezogenen praktisch-theologischen Konzepten und bei der Seelsorge mit älteren Menschen berücksichtigt werden. Bei der Beschreibung der untersuchten Zufallsstichproben von älteren Konfessionslosen und Kirchenmitgliedern habe ich bereits auf die

Möglichkeit einer Überschätzung der tatsächlichen Religiosität älterer Menschen hingewiesen. Aus diesem Grund können die berichteten Ergebnisse nur als eine ersteTrendmeldung verstanden werden, die durch weitere empirische Studien mit grösseren Fallzahlen und einem repräsentativeren Untersuchungsdesign überprüft werden sollten. Gleichwohl sprechen gewichtige Argumente für die Aussagekraft der in dem Artikel skizzierten Trends: Die repräsentativen Daten zum Gebet sprechen nicht nur für die hohe Intensität der Religiosität im Alter, sondern auch für die weite Verbreitung einer bestimmten inhaltlichen Struktur der spirituellen Räume im Alter. Das Gebet ist formal gesehen ein kommunikativer Akt, der an ein Gegenüber gerichtet wird. Dies impliziert eine theistische Struktur. Daher dürfte die tägliche Ausführung der im Gebet angelegten formalen Kommunikationsstruktur zu einer hohen Akzeptanz theistischer Deutungsmuster führen. Dies bestätigt die im vorliegenden Artikel berichtete weite Verbreitung theistischer Transzendenzkonzepte. An dieser Stelle

sei jedoch noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ein theistisches Transzendenzkonzept weder mit „religiösem Traditionalismus“ noch mit „Kirchlichkeit“ verwechselt werden darf. Die Argumente für die Verallgemeinerbarkeit der im vorliegenden Artikel berichteten Ergebnisse sollte jedoch nicht zu einem Verzicht auf weitere Studien mit der vorgeschlagenen multidimensionalen Methodik zur Untersuchung des religiösen Erlebens und Verhaltens führen. Gängige religionssoziologische Untersuchungsstrategien konzentrieren sich primär auf die Dimension der religiösen Ideologie und fächern diese zu inhaltlich unterscheidbarenTypen aus (siehe zum Beispiel Felling, Peters, & Schreuder, 1982 oder Krüggeler, 1993). Das religiöse Erleben und Verhalten spielt sich jedoch nicht nur auf der Ebene religiöser Ideologie ab, sondern bezieht sich auch auf die intellektuelle Dimension und die Dimensionen der privaten religiösen Praxis und der religiösen Erfahrung. Die im vorliegenden Artikel berichteten Ergebnisse belegen, dass es dort viel zu entdecken gibt. Viel zu entdecken gibt es insbesondere in der Seelsorge mit älteren Menschen und in der persönlichen Auseinandersetzung mit den spirituellen Räumen, in denen sie leben. Wie bereits mehrfach erwähnt, müssen Sie, wenn Sie in der gerontologischen Praxis stehen, nicht warten bis die spirituellen Räume im Alter in empirischen Untersuchungen systematisch und repräsentativ untersucht sind. Sie können ihre Erkundung selbst in die Hand nehmen. Dazu möchte ich Ihnen einen konkreten Vorschlag unterbreiten: Beantworten Sie doch die acht Fragen zur Religiosität, die in diesem Artikel diskutiert wurden, für sich selbst und markieren Sie die von Ihnen gewählten Antwortkategorien in den entsprechenden Spalten der Tabellen 2 bis 9. Auf dieser Basis können Sie Ihr persönliches religiöses Erleben und Verhalten mit der Religiosität der älteren Menschen vergleichen. Sie sehen dann jeweils mit einem Blick, wie sich Ihre Position

zur Position der Mehrheit der älteren Menschen verhält. Dabei können sich sowohl Übereinstimmungen als auch Unterschiede, die bis zu starken Kontrasten reichen, zeigen. In jedem Fall gewinnen Sie dadurch jedoch ein reflektiertes Verhältnis sowohl zu ihrer eigenen Religiosität (vgl. Huber, 2007b) als auch zur Religiosität älterer Menschen. Das kann bei der Vermeidung von Übertragungen hilfreich sein und zur bewussten Erkundung neuer spiritueller Räume führen.

Huber, Stefan (2007b). Spirituelle Räume. Ein Beitrag zur Phänomenologie des religiösen Erlebens und Verhaltens im Alter. In: Ralph Kunz (Hg.), Religiöse Begleitung im Alter (S. 45-71). Zürich: TVZ

Dazu möchte ich Sie ermuntern.

Stark, Rodney, & Glock, Charles Y. (1968). American piety: The nature of religious commitment. Berkeley/Los Angeles: University Press.

Literatur: ALLBUS (2002). Codebuch (ZA-Studien-Nr. 3700). Herausgegeben vom Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln. Köln. Baar, Hanne (1999). Quälgeist Eifersucht. Die Geschichte einer Heilung. Rottendorf: Hymnus Verlag. Batson, C. Daniel (1976). Religion as prosocial: Agent or double-agent? Journal for the Scientific Study of Religion, 15, 29-45. Batson, C. Daniel, & Schoenrade, Patricia (1991a). Measuring religion as quest: 1. Validity concerns. Journal for the Scientific Study of Religion, 30, 416-429. Batson, C. Daniel, & Schoenrade, Patricia (1991b). Measuring religion as quest: 2. Reliability concerns. Journal for the Scientific Study of Religion, 30, 430-447. Campiche, Roland J. (2004). Die zwei Gesichter der Religion. Faszination und Entzauberung. Zürich: Theologischer Verlag Zürich.

Krüggler, Michael (1993). Inseln der Seligen: Religiöse Orientierungen in der Schweiz, in Alfred Dubach & Roland Campiche (Hrsg.), Jede(r) ein Sonderfall? Religion in der Schweiz. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung (S. 93-132). Zürich: NZN Buchverlag. May, Werner (o. J.). Gott hören ist leicht, wenn ... – Hilfen, um Gottes Reden wahrzunehmen. Kitzingen: Ignis-Akademie. Plessner, Helmut (1928). Die Stufen des Organischen und der Mensch. Berlin: de Gruyter. Scheler, Max (1928). Die Stellung des Menschen im Kosmos. Darmstadt: Reich. Spranger, Eduard (19276). Lebensformen. Geisteswissenschaftliche Psychologie und Ethik der Lebensformen. Halle: Niemeyer.

Literaturhinweise: 1 2007 In: Ralph Kunz (Hg.), Religiöse Begleitung im Alter (S. 45 - 71). Zürich: TVZ. 2 Die Zahlen in diesem Abschnitt stammen aus der ALLBUS 2002 in Deutschland und der Umfrage „Religion und soziale Bindung“, die 1999 in der Schweiz durchgeführt wurde (vgl. Campiche, 2004). Die ALLBUS-Daten können online abgerufen werden. Die Daten zur Schweiz wurden mir dankenswerter Weise von Prof. Roland Campiche zur Verfügung gestellt. 3 Bad Kreuznach gilt als „Durchschnittsstadt“, da sie in Bezug auf die Merkmale Altersverteilung, konfessionelle Struktur und Parteienpräferenz dem allgemeinen Durchschnitt in Westdeutschland entspricht. Aus diesem Grund werden dort auch viele Befragungen von Marktforschungsunternehmen durchgeführt.

Stefan Huber

Dubach, Alfred, & Campiche, Roland (Hrsg.) (1993). Jede(r) ein Sonderfall? Religion in der Schweiz. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung. Zürich: NZN Buchverlag. Dubach, Alfred, & Fuchs, Brigitte (2005). Ein neues Modell von Religion. Zweite Schweizer Sonderfallstudie – Herausforderung für die Kirchen. Zürich: Theologischer Verlag Zürich. Felling, Albert, Peters, Jan, & Schreuder, Osmond (1982). Identitätswandel in den Niederlanden. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 34, 26 -53. Felling, Albert, Peters, Jan, & Schreuder, Osmond (1987). Religion im Vergleich: Bundesrepublik Deutschland und Niederlande. Frankfurt a.M: Verlag Peter Lang. Flournoy, Théodore (1903). Les principes de la psychologie religieuse. Géneve: H. Kuendig. Gehlen, Arnold (1940). Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. Berlin: Junker & Dünnhaupt. Glock, Charles Y. (1962). On the study of religious commitment. In Review of recent research bearing on religious and character formation (pp. 98 -110). (Research supplement to Religious Education, 57, July-August 1962) New York: Religious Research Association Huber, Stefan (1996). Dimensionen der Religiosität. Bern: Verlag Hans Huber. Huber, Stefan (2003). Zentralität und Inhalt: Ein neues multidimensionales Messmodell der Religiosität. Opladen: Leske & Budrich. Huber, Stefan (2004). Zentralität und Inhalt. Eine Synthese der Messmodelle von Allport und Glock, in Christian Zwingmann & Helfried Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren und Studien zu Gesundheit und Lebensbewältigung. Neue Beiträge zur Religionspsychologie (S. 79-105). Münster: Waxmann. Huber, Stefan (2007a). Are religious beliefs relevant in daily life? In Heinz Streib (Ed.), Religion inside and outside traditional institutions (pp. 209-230). Leiden: Brill Academic Publishers

ist Theologe (lic. theol.) und Psychologe (lic. phil, Dr. phil.). Er ist in mehreren Projekten der interdisziplinären und empirischen Religiositätsforschung aktiv. Wichtige Publikationen sind „Dimensionen der Religiosität“ (1996) und „Zentralität und Inhalt” (2003). Homepage: www.relpsych.de

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