Ausgabe Nr. 42/2011
magazin Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Der traumatisierte Mensch in Therapie und Gesellschaft
Was ist ein Trauma? Typen von Traumata Welche Trauma Folge störungen gibt es?
Traumatisierung in der Schule Seite
6
Mobbing in der Schule
Therapiegrundlagen Seite
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Wege der Traumabehandlung – Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy Seite
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Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Psychotherapie, Psychiatrie, Psychosomatik. Auf christlicher Basis.
In der de’ignis-Fachklinik behandeln wir psychische und psychosomatische Erkrankungen, z. B. Depressionen, Ängste und Zwänge – sowohl stationär als auch ambulant. Grundsätzlich können die Kosten für eine Behandlung in unserer Klinik von allen Kostenträgern übernommen werden. Nutzen Sie auch unsere Präventionsangebote, bei denen die gesundheitliche Vorsorge im Mittelpunkt steht. Das Angebot reicht von individuellen Gesundheitswochen bis hin zu Kursen zur Stressbewältigung. de’ignis-Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik 2 Walddorfer Straße 23 · 72227 Egenhausen Telefon 07453 9391- 0 · info@deignis.de
www.deignis.de
Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung & Therapie Anmeldung noch bis 29.02.2012 möglich!
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, lieber Leser, im Laufe unseres Lebens begegnen wir vielen Situationen und so manchen Herausforderungen. Die einen sind geprägt von sogenannten alltäglichen Gegebenheiten, die anderen von belastenden oder schrecklichen Ereignissen. Das sind dann Lebensereignisse, die oft damit einhergehen, dass sie sich tief in unser Gedächtnis eingraben, verbunden mit Bildern und Erinnerungen, die uns nicht mehr loslassen. Vor kurzem machte ich mit Freunden eine Motorradtour, bei der ein Freund verunglückte. Es geschah auf der Autobahn direkt vor mir. Gott sei gedankt, er kam mit Rippenbrüchen und einem Schlüsselbeinbruch noch glimpflich davon. Dieses Bild hatte ich Wochen danach immer wieder vor Augen und als ich die nächste Motorradausfahrt machte, beschäftigte es mich wieder. Friedrich Hänssler schreibt in seinem sehr persönlichen Artikel; „...die Bilder... haben sich eine Spur durch sein Gedächtnis gebahnt“. Wenn Menschen dramatischen und lebensbedrohlichen Ereignissen ausgesetzt sind oder waren, dann sind wir sprachlos, verunsichert und tun uns schwer, ihnen eine Antwort zu geben. Oft haben wir auch keinen Mut, weil wir nichts falsches sagen wollen. Betroffene selbst haben oft Angst, sich jemanden anzuvertrauen. Die Folgen können unterschiedlich gravierend ausfallen, wie es Phil Hartmann in seinem Artikel schildert. Interessant ist, wie die Autoren das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und versuchen, Wege aufzuzeigen, wie man im Vertrauen auf Gott schwierige Lebenssituationen bewältigen und Heilung bzw. Linderung seiner seelischen Schmerzen finden kann.
möglichkeiten können Ihnen dabei eine wertvolle Unterstützung sein. In unserer Fachklinik haben wir ein multiprofessionelles Team, das sich darauf spezialisiert hat und ständig weiterbildet, um Menschen mit traumatischen Belastungsstörungen Hilfe anbieten zu können. Bei lang anhaltenden Störungen, die eine längerfristige stationäre Hilfe erforderlich machen, bietet das de’ignis-Wohnheim fachlich und geistlich fundierte Begleitung an. Mit dieser Ausgabe möchten wir Sie auch herzlich um Ihre Mithilfe bitten: Wenn Sie das Magazin nicht mehr haben möchten, teilen Sie es uns bitte mit, damit wir Kosten vermeiden (siehe Antwortkarte auf der vorletzten Seite). Am einfachsten ist es per E-Mail. An dieser Stelle möchten wir Sie auch ermutigen, uns durch Spenden für das Magazin zu unterstützen. Auf der einen Seite ist jede Ausgabe mit hohen Kosten verbunden, auf der anderen Seite bekommen wir viele ermutigende Rückmeldungen. Wir möchten mit unserem Magazin hilfesuchende Menschen erreichen und Menschen in helfenden Berufen ermutigen. Mit einer Auflage von 16.000, davon werden 12.000 versandt, entstehen hohe Portokosten. Über Ihre finanzielle Unterstützung würden wir uns sehr freuen und bedanken uns für Ihre Treue. Nun wünschen wir Ihnen beim Lesen viel Freude und eine gesegnete Zeit. Im Namen der Herausgeber Ihr Claus J. Hartmann
Mit dieser Magazin-Ausgabe möchten wir gerne dazu beitragen, dass Sie einen Zugang zu dieser Thematik erfahren und wenn nötig, Hilfe finden. Lebensberichte, Erfahrungen und Behandlungs-
Die Herausgeber: Claus Jürgen Hartmann Geschäftsführer, de’ignis-Fachklinik
Winfried Hahn Geschäftsführender Heimleiter, Sozialtherapeutisches de’ignis-Wohnheim 3
INHALTSVERZEICHNIS
S. 6
S. 16
Titelthema: Der traumatisierte Mensch in Therapie und Gesellschaft TITELTHEMA
S. 6
Dr. med. Rolf Senst
Was ist ein Trauma? Dr. Herbert Scheiblich
S. 8 S. 12 S. 16
Die traumatisierte Gesellschaft
Die gesellschaftliche Reaktion auf Terror, Naturkatastrophen und Kriege Phil Hartmann
Traumatisierung in der Schule Andrea Wegener
Erfahrungen aus der Notfallseelsorge IMPULS
S. 19
Roosevelt Muriel
Leidverarbeitung als Gottes Charakterschulung Winfried Hahn
S. 25 4
Traumatisierung in Kirchen und Gemeinden Nach geistlichem Missbrauch neu Vertrauen finden
IMPRESSUM
Redaktion: Rainer Oberbillig, Winfried Hahn, Claus J. Hartmann Layout, Gestaltung & Druckvorstufe: AD Dipl.-Ing. Rainer Haas Tel. 07 11 48 23 31 · info@artdesign-stuttgart.de
S. 16
Druck: Gedruckt auf Luxosamt Offsetpapier von Henkel Druck, Stuttgart Auflage 16.000 Herausgeber:
Friedrich Hänssler
S. 32
Verarbeitung traumatischer Erlebnisse im Verlauf eines langen Lebens Ursula Roderus
S. 35
Gefangen im Trauma – Durchbruch zur Freiheit Plädoyer für eine christliche Trauma-Begleitung THERAPIEGRUNDLAGEN
Dr. Mervin R. Smucker
S. 42
Wege der Traumabehandlung
Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy (IRRT) Dr. med. Rolf Senst
S. 46 S. 49
Traumatherapie im klinischen Kontext Fortsetzung von Seite 6 DE’IGNIS AKTUELL
Termine · Berichte · Neues aus den Einrichtungen
de’ignis-Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik Walddorfer Straße 23 72227 Egenhausen Telefon: 07453 9391- 0 Telefax: 07453 9391-193 E-Mail: info@deignis.de Volksbank Nordschwarzwald eG Konto 62 168 002 · BLZ 642 618 53 de’ignis-Wohnheim gGmbH – Haus Tabor zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung Fred-Hahn-Straße 30 72514 Engelswies Telefon: 07575 92507-0 Telefax: 07575 92507-30 E-Mail: wohnheim@deignis.de Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch Konto 105 338 · BLZ 690 516 20 de’ignis-Institut gGmbH für Psychotherapie und christlichen Glauben Markgrafenweg 17 72213 Altensteig Telefon: 07453 9494-0 Telefax: 07453 9494-396 E-Mail: institut@deignis.de Volksbank Nordschwarzwald eG Konto 66 624 002 · BLZ 642 618 53 Christliche Stiftung de’ignis-Polen Fred-Hahn-Straße 30 72514 Engelswies Telefon: 07575 92507-0 Telefax: 07575 92507-30 E-Mail: wohnheim@deignis.de Sparkasse Pforzheim Konto 7 26 05 12 · BLZ 666 500 85 Alle de’ignis Einrichtungen sind gemeinnützig und arbeiten überkonfessionell. Spendenbescheinigungen werden auf Wunsch gerne ausgestellt.
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TITELTHEMA
Was ist ein Trauma
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n diesem Heft beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit dem Thema Trauma. Es liegt nahe, dies insbesondere unter einem klinischen Aspekt zu tun. Schließlich liegt dort unser hauptsächliches Arbeitsfeld und primäre Aufgabenstellung. Diesem klinischen Aspekt widmen sich zwei Artikel aus völlig unterschiedlicher Perspektive. In einem von ihnen geht es um die grundsätzliche Darstellung eines trauma-therapeutischen Verfahrens (imagery rescripting & reprocessing therapy IRRT) aus der kognitiven Verhaltenstherapie, mit dem ich in den vergangenen Jahren eine Reihe sehr guter Erfahrungen gemacht habe. Im anderen liegt die Betonung auf den seelsorgerlichen Aspekten einer traumatherapeutischen Begleitung, die im ambulanten Setting erfolgte. Die Darstellung erfolgt in einer gelungenen Kombination von fachlichen und zeugnishaften Aspekten.
Was ist eigentlich ein Trauma? Fragen wir den Duden nach einer allgemeinen Definition, so erhalten wir die beiden folgenden Auskünfte:
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VON DR . MED. ROLF SENST
Zum einen eine „starke psychische Erschütterung, die im Unterbewusstsein noch lange wirksam ist“. Zum anderen eine „durch Gewalteinwirkung entstandene Verletzung des Organismus“, gemeint ist hier eine körperliche Verletzung. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert in ihrer Klassifikation psychischer Störungen Trauma wie folgt: „ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes (kurz- oder langanhaltend), die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Naturereignisse oder von Menschen verursachte Katastrophen, Kampfhandlungen, ein schwerer Unfall oder Zeuge des gewaltsamen Todes anderer oder selbst Opfer von Folterung, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderer Verbrechen zu sein.“ Ähnlich definiert die amerikanische Psychiater-Fachgesellschaft im DSM-IV.
DER TRAUMATISIERTE MENSCH IN THERAPIE UND GESELLSCHAFT
Eine besonders gelungene Definition finde ich bei Fischer und Riedesser 1998: „Ein Psychotrauma ist ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilf- und Schutzlosigkeit einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“
Typen von Traumata
Foto: Andre Bonn/fotolia.com, Illustration: Bytedust/istockphoto.com
Grundsätzlich unterscheiden wir ein Typ-1 Trauma von einem Typ-2 Trauma. Typ 1-Trauma meint hier ein einmaliges, kurz dauerndes Ereignis, wie einen Verkehrsunfall oder einen Überfall. Ein Typ 2-Trauma hingegen liegt vor, wenn sich über einen längeren Zeitraum Traumatisierungen meist ähnlicher Natur wiederholen, wie zum Beispiel bei innerfamiliären Gewalttaten oder sexuellem Missbrauch in Kindheit und Jugend. Die Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung einer Traumafolgestörung ist hier wesentlich höher als bei Typ 1-Trauma.
tome kennzeichnen das klinische Bild: Intrusionen (unwillkürliche Nachhallerinnerungen, sogenannte Flashbacks – der „alte Film“ läuft ab –, Albträume) Konstriktionen (Vermeidungsverhalten, Auslöser, die den „alten Film“ in Gang setzen könnten, werden gemieden; allgemeiner sozialer Rückzug) und psychovegetative ÜberErregung mit vermehrter Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit, geringerer Stressbelastbarkeit (auch somatische Symptome wie erhöhter Blutdruck können sich hinzu gesellen).
ÜBER DEN AUTOR Dr. med. Rolf Senst, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychotherapeutische Medizin, Rehabilitationswesen, Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeut, ist Chefarzt der de’ignis-Fachklinik.
Welche Trauma Folgestörungen gibt es? Zu nennen sind neben der posttraumatischen Belastungsstörung diverse Formen von Angststörungen, Depression und Suchterkrankungen. Schlafstörungen treten häufig auf. Während es für Ängste, Depressionen und Süchte vielfältige Ursachen gibt, ist die kausale Zuordnung bei der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) eindeutig: Sie wäre ohne das Vorliegen der Traumatisierung(en) nicht aufgetreten. Drei Kernsymp-
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himberry/photocase.com
TITELTHEMA
VON DR . HERBERT SCHEIBLICH
Die traumatisierte Gesellschaft Die gesellschaftliche Reaktion auf Terror, Naturkatastrophen und Kriege
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DER TRAUMATISIERTE MENSCH IN THERAPIE UND GESELLSCHAFT
Die Definitionen Eine Naturkatastrophe ist ... ein plötzlich auftretendes nicht zu erwartendes Schädigungsereignis von einem erheblichen Umfang, was zu nachhaltigen Störungen der Infrastruktur und im Leben von Menschen führt. Krieg ist ... eine durch Menschen absichtlich herbeigeführte aggressive Auseinandersetzung zur Klärung von Konflikten. Terror dagegen ist ... eine aggressive absichtlich herbeigeführte Schädigung bzw. Tötung von Menschen ohne Rücksicht darauf, ob sie in Zusammenhang mit dem Anlass für den Terror stehen oder nicht. Diese Arten von Schädigungsereignissen führen dazu, dass sie die Existenz bedrohen, die psychische Integrität überfordern und nachhaltig sich negativ auf das Leben der Betroffenen also traumatisierend auswirken, deshalb spricht man von einem Trauma. Beispiele aus der Geschichte: Der 2. Weltkrieg war ein kollektives Ereignis, es betraf also jeden Menschen aus der Bevölkerung. Leider geschah in der Folgezeit keine wesentliche Aufarbeitung der damals traumatisierenden Ereignisse. Die Traumata des 2. Weltkrieges wurden durch die positive Zukunftsperspektive „unserer Kinder sollen es besser haben“ überdeckt. Ein anderes weitreichendes Ereignis war die Elbüberschwemmung im Jahr 2005, deren Auswirkung mehrere hunderttausend Menschen in ihrer Existenz massiv gefährdete. Glücklicherweise beobachtete man nur wenige traumatisierende Reaktionen über den Verlust von Eigentum und Bedrohung des Lebens. Diese Katastrophen im eigenen Land führten zu einer hohen Solidarität der nicht Beteiligten. Eine ganz andere Reaktion beobachten wir bei der jüngsten naturökologischen Katastrophe in Japan. Ein Erdbeben löste einen Tsunami aus und in Folge des Tsunamis kam es dann zu einem atomaren Gau. In der Presse gab es fast stündliche Berichterstattungen mit Horrormeldungen. 4 Monate danach ist nichts mehr in den Medien zu hören. Nur noch am Rande wird über diese Katastrophe berichtet. Obwohl die Schäden genauso nachhaltig sind wie in Tschernobyl, liegt hier ein anderes psychologisches Phänomen der Verarbeitung vor. Man kann, wenn eine Störung jemanden betrifft, der weit weg ist, eine virtuelle Mauer aufbauen und sich in seinem eigenen psychosozialen Raum sicher fühlen. Was das Erdbeben
und die Überschwemmung betrifft, ist diese Annahme sicher richtig, jedoch nicht, was die langfristigen Folgen der Atomschmelze betrifft. Hier ist der Kunstgriff des Unbewussten, die eigene Heimat als schadensfreien Raum zu erklären, zwar angstdämpfend, das Überleben sichernd und in Zukunft Optimismus wiederherstellend, aber letztendlich jedoch ein Selbstbetrug. Diese Beispiele zeigen, dass es sehr unterschiedliche psychopathologische Reaktionen auf die Schädigungsereignisse gibt. Der Beeinträchtigungsgrad einer größtanzunehmenden Katastrophe hängt von mehreren Faktoren ab: 1. ob das Ereignis akut heftig eintritt 2. oder einen chronischen Verlauf nimmt 3. Nachhaltigkeit der Schädigung Akute kurze Ereignisse führen immer zu einer emotionalen Anpassungsstörung die über ein Stadium der „Anästhesie“ (Ausblenden der schmerzhaften Erinnerungen) das Überleben im Alltag sichert, dann aber in eine Phase der Trauer und Depression übergeht und schließlich in die Phase der Angstverarbeitung einmündet. Die bei dem Betroffenen vorherrschenden Gefühle sind ohnmächtige Wut und Angst vor einem erneuten Schadensfall, während die Gefühle bei den Helfenden und Beobachtenden eine Mischung aus Neugierde und Faszination darstellen. Diese Mischung der Gefühle von Faszination und Beobachtung führt zu einer kognitiv emotionalen Distanz zum Schadensereignis, weil die eigene Anteilnahme ausgeblendet wird. Dies dient der Analyse der Ursachen, der Bewältigung der Schäden und der Frage nach dem Schutz. Bei Ereignissen, die einen einzelnen Menschen treffen, ist ein anderer Verlauf anzunehmen als bei Ereignissen, die eine größere Gruppe von Menschen betreffen, bzw. eine Masse oder den größten Teil der Gesellschaft. Ein Einzelereignis zeigt immer eine sehr heftige emotionale Beteiligung, während die emotionalen Reaktionen bei betroffenen Gruppen mehr der Solidarität, des trotzigen Optimismusses und des sich gegenseitigen Helfens gekennzeichnet ist. Die psychische Reaktion bei Massenphänomenen zeigt häufig den Charakter von Wutäußerungen, Panikreaktionen, die, wenn sie nicht erfolgreich zu einer Veränderung führen und die emotionale Katharsis keine Veränderung der Gesamtstimmung ergibt, in eine dumpfe Resignation und Melancholie einmündet. Das Schadensereignis an der Elbe zeigte viele Kennzeichen der Solidarität, während der 2. Weltkrieg das Kennzeichen der Resignation und Verdrängung zeigte.
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TITELTHEMA
Der Zeitgeist Die heutige Philosophie der „postkapitalistischen“ Gesellschaft kennt nur ein immer höher, immer schneller, immer besser, in der Hoffnung, dass diese Wachstumstendenz allen zugute kommt. Leider gibt es hier kein Korrektiv, welches die Nachteile dieses Wachstumsprozesses reguliert – somit entartete diese Philosophie in einen Crash aus Gier und hochgradigem Egoismus. Diese Art von Katastrophe, die zu nachhaltigen Veränderungen im Leben vieler Menschen und Gesellschaften (siehe Griechenland) führte und führt, ist eine neue Art von Katastrophe. Man könnte von einer „sozialen Naturkatastrophe“ sprechen, die auf vielen Entwicklungen beruht. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die heutige Gesellschaft keine Antworten und keine Bewältigungsstrategien für eintretende Naturereignisse oder Traumata hat. Der Psychiater Viktor Frankl ist dagegen jedoch der Ansicht, dass der Mensch Einstellungen und Werte zu dem natürlichen Trias Leid, Krankheit, Tod braucht. So sieht er z. B. den Tod nicht als ein notwendiges Übel des menschlichen Lebens sondern aus religiöser Sicht als ein Anfang zu einem neuen Leben. Dass wir sterben ist ein Vorgang, den ein Mensch im Gegensatz zum Tier nicht einfach erleidet, sondern reflektiv durchleben kann, da der Mensch das einzige Wesen ist, welches in seinem geistigen Anteil den Sinn des Leids erkennen kann und gemäß diesem Sinn handeln darf. Der Mensch hat in seiner Kulturgeschichte gelernt, Probleme zu lösen durch Wissenserwerb und Zuwachs von technischer Kompetenz, daraus erwuchs der irrsinnige Glaube, man könne alles bewältigen, meistern und es gehe immer nur bergauf. Diese Überheblichkeit und Arroganz 10
der Menschen führte dazu, dass schöpfungsgemäß Grenzen überschritten wurden: z. B. wurden in der Atomphysik neue Substanzen eingeführt, wie Plutonium, die in der Schöpfung nicht vorgesehen sind. Der Mensch kommt hier in einen Bereich der Wissenschaft und Technik, wo es keine Vorerfahrungen gibt und so viele unbekannte Komponenten vorhanden sind, dass eine Trendangabe, wie sich das Problem weiterentwickelt nicht mehr gegeben werden kann. Das Überschreiten der Schöpfungsordnung im Bereich der Gentechnik: Der Mensch greift in Bereiche ein, die er in ihren Zusammenhängen nicht versteht und unternimmt Veränderungen, die eventuell erst in Generationen sichtbar sind und erst in Generation wieder korrigiert werden können. Diese einfachen Beispiele zeigen, dass ein Teil der Probleme der heutigen Menschheit nicht nur quantitativer sondern auch qualitativer Natur sind. Die Naturkatastrophen sind Ausdruck eine gefallenen Schöpfung, die Funktionsstörungen zeigt. Keineswegs sollte man Naturkatastrophen als Strafe Gottes auf Sünde sehen, wie z. B. in der Sintflut. Der Mensch neigt aus theologischer Sicht primär zum Bösen. Gemeinsame Werte, wie der Schutz des Lebens, Respekt vor der Würde des anderen werden nicht als verbindlich anerkannt und nur noch egoistische Interessen, wenn auch im Namen von Religion oder Politik oftmals verschleiert in den Vordergrund geschoben. Es wird bewusst keine Rücksicht genommen auf die Integrität und das Wohl anderer, sondern sie werden instrumentalisiert zur Durchsetzung von Gruppen- oder Staatsinteressen. Das heißt der Charakter des Krieges verändert sich von der symmetrischen Auseinandersetzung als Fortsetzung der Politik zu Gunsten einer asymmetrischen, wo Menschen als Geiseln und Druckmittel einer Opfer in Kauf nehmenden Strategie werden. Ein weiteres Phänomen zur Entwicklung von Katastrophen, die nicht einen akuten sondern chronischen Charakter mit Schwellenmentalität
DER TRAUMATISIERTE MENSCH IN THERAPIE UND GESELLSCHAFT
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Don’t Panic, enjoy the Day and trust in God.
haben, ist das Internet, wo die Verfügbarkeit des Wissens zu Ungunsten des Verlustes einer zusammenhängenden Wissensschau verloren geht mit den Folgen, dass der Wissenswert einer Befindlichkeit unterliegt, die ein hochgradig subjektives Realitätsverständnis fördert. Nach der Beschreibung der Problemsituation sollte man die Antwort der Gesellschaft auf Terror, Naturkatastrophen und Kriege in eine menschliche Antwort und in eine göttliche Sicht einteilen. Die menschliche Antwort teilt sich in den Faktor vor der Krise: Wir Menschen versuchen uns abzusichern, unsere Existenz stabil zu machen indem wir Vorbeugungen treffen, d. h. Katastrophenhandeln bemühen, Einrichtungen schaffen, die anhand von Katastrophenplänen die Folgen von Katastrophen vermindern sollen durch technische Hilfsmittel und Organisationen wie z. B. dem Technischen Hilfswerk. Diesem liegt der technische Fortschrittsglaube von Machbarkeit und Minimierung des Restrisikos zugrunde. Es gibt kein anderes Land wie Deutschland, wo die Versicherungen eine solche Konjunktur haben. Man versichert hier praktisch alles wie z. B. das Ausfallsrisiko von Staatsanleihen für Griechenland. Diese Versicherungen machen mit der Angst und der möglichen Wahrscheinlichkeit sein Geld zu verlieren sehr viel Kapital, welches dann zur Bewältigung der Krise fehlt. In der Krise ist das menschliche Verhalten auf Grund der menschlichen Zerbrechlichkeit gekennzeichnet von egoistischem Handeln zum Überleben oder Solidarität. Positiv kann der Mensch so wie es Viktor Frankl festlegt die Trotzmacht des Geistes entwickeln mit Humor und Optimismus die Katastrophe durchzustehen und zu bewältigen. Wobei jedoch destruktives egoistisches Verhalten berücksichtigt werden muß.
Nach der Krise gibt es die Traumaverarbeitung, die über die Phasen Trauer, Verarbeitung, Flucht und Neubeginn geht. Wir leben aber eigentlich in einem Abschnitt wo eventuell ein Neubeginn nicht mehr möglich ist. Die Sicht Gottes ist dagegen relativ simpel. Er hat eine deutliche Prophetie über die letzte Zeit gegeben, siehe Offenbarung Jesu, und deutlich festgelegt, dass der Mensch in seinem Verhalten große Auffälligkeiten zeigt, wie es aktuell zu beobachten ist. Das Ganze ist aus der Sicht Gottes ein Drama, wobei der Fixpunkt Jesu uns deutlich zeigt, dass der Mensch sich von einer anderen Ebene her definieren muss, nämlich vom Anfang her, dass er wieder zu Gott zurückkehrt. Als Fazit bleibt für die Reaktion des Einzelnen wie Luther es sinngemäß sagt: Wenn ich wüsste, dass morgen das Ende wäre, würde ich einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen und ein Buch schreiben. Wenn alle diese innere Gelassenheit gleichzeitig einnehmen, entsteht eine gemeinsame kollektive Gesinnung mit dem Motto: Don’t panic, enjoy the day, and trust in god.
ÜBER DEN AUTOR Dr. Herbert Scheiblich ist Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie, Suchtmedizin, Verkehrsmedizin, Ernährungsmedizin, Kinder- und Jugendpsychotherapie und Lauftherapie. Habilitation als Privatdozent und akademischer Abschluss in evangelischer Theologie. Psychotherapieausbildungen in Systemischer Familientherapie, Individualpsychologie, Rational-Emotiver Therapie und Logotherapie. Er wohnt in Altensteig.
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TITELTHEMA
Traumatisierung in der Schule VON PHIL HARTMANN
Mobbing in der Schule. Mobbing am Arbeitsplatz. Mobbing in der Gemeinde? Im Laufe der Zeit hat sich die Art zu Mobben verändert. Mit Hilfe der modernen Technologie ist es ein Kinderspiel jemandem Schaden zuzufügen. Manche Mobbingopfer erhalten keine Hilfe und beenden ihr Leben selber! Wollen wir weiter nur zuschauen bzw. wegschauen? Als Schülersprecher trägt man Verantwortung für die Meinung und das Wohl der Schüler. Dabei setzt sich der ein oder andere auch Ziele in seiner Laufbahn als Schülersprecher. Ich habe mir das Ziel gesetzt, die Schüler an unserer Schule über Mobbing aufzuklären. Warum? Früher ein12
mal kam ich selber mit Mobbing in Kontakt und erfuhr was es heißt gemobbt zu werden. Solche Erfahrungen, wie ich sie erlebt habe, oder schlimmere Erfahrungen zu erleben, will ich bei anderen Menschen vermeiden. Mit Hilfe des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg, der Kriminalpolizei und der Schule konnte an zwei Tagen jedem Schüler ermöglicht werden, sich über Mobbing zu informieren. Das Fazit: Schüler erfuhren, wie es sich anfühlt, gemobbt zu werden und was man gemeinsam dagegen tun kann. Sogar manch ein Mobbingfall kam zur Sprache und konnte mit Hilfe der Schulsozialarbeiter gelöst werden. Doch was ist Mobbing?
DER TRAUMATISIERTE MENSCH IN THERAPIE UND GESELLSCHAFT
Fotos: Maria Vaorin/photocase.com, gemenacom/123rf.com
Es gibt verschiedene Formen von Mobbing und kann überall dort, wo Menschen sind, vorkommen. Man geht von Mobbing aus, wenn die Übergriffe dauerhaft sind, d. h. wenn sie ungefähr schon einen Monat andauern und auch regelmäßig stattfinden. Im Englischen heißt Mobbing „Bullying“ und ist auch schon in der deutschen Sprache weit verbreitet. Cyberbullying, Psychological Harassment (Schikane) oder Bashing (Beschimpfung) sind die häufigsten Formen die auftauchen und eine Persönlichkeit, einen Menschen zerstören können. Gründe für Mobbing können Hautfarbe, Religion, Körperbau, Neid oder einfach grundlos sein. Grundlos? Auf den ersten Blick vielleicht, doch wenn man den Mobber genauer betrachtet sieht man, dass es an ihm liegt und nicht am „Opfer“. Mobber können ebenfalls Gemobbte sein und müssen andere unterdrücken, weil sie selbst unterdrückt sind. Manche Mobber sind sogar selbst traumatisiert von ihrer Kindheit oder von Erlebnissen, die sie gemacht haben und stehen deshalb unter großem Druck. Aber es gibt tatsächlich auch solche, die es aus reinem
Vergnügen tun und anderen ihre Stärke beweisen wollen. Sie begreifen selten, was sie mit ihren Handlungen bei einem Menschen bewirken. Doch gibt es schon immer Mobbing? In Matthäus 26 können wir davon lesen, wie Jesus vor den Hohen Rat tritt. Da Jesus für die führenden Priester und den Rat ein Problem darstellte und sie ihn nicht leiden konnten, versuchten sie alles, um ihn niederzumachen und ihn zu beseitigen. So ist es auch heute. Die Mobber versuchen auf unterschiedliche Art und Weise den Gemobbten niederzumachen und zu schikanieren. Im Beruf werden wichtige Informationen verschwiegen, Gerüchte werden über einen verbreitet oder man wird nicht mehr gegrüßt. Im Internet kursieren Gerüchte und manipulierte Bilder. In der Schule wird man in der Pause geschubst und die eigenen Schulsachen kommen abhanden. In einem anderen Zusammenhang schrieb ich einmal einen Text zum Nachdenken:
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TITELTHEMA
Respekt (ver)dienen
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espekt ist ein kleines Wort, mit einer dennoch großen Wirkung. Ohne Respekt fühlen sich Schüler und Lehrer unbeachtet und unwürdig. Aber die Unwürdigkeit wird von den anderen ausgesprochen. Ein Unwürdiger ist ein Ausgeschlossener, ein Aussätziger. Ich möchte fragen: Ich sehe keine Krankheit an der Person, keinen Aussatz. Wo ist der Aussatz? Wo ist die Krankheit? Wo ist der Respekt? Warum wird jemand ausgeschlossen, entwürdigt? Habt ihr schon einmal jemand entwürdigt? Wisst ihr wie das Gefühl ist, wenn man Ausgeschlossener ist? Wenn man nicht beachtet wird? Wenn andere einen MOBBEN ? Wisst ihr, auf welche Gedanken man kommt, wenn man wie ein Aussätziger behandelt wird? STERBEN! Man will nicht mehr als sterben. Man will sich Schmerzen zuführen, man will nicht mehr aussätzig sein! Aber ich sage: der Aussatz besteht doch gar nicht! Der Aussatz wird von anderen an die Fassade der Persönlichkeit eines Menschen, eines Schülers, eines Lehrers gestrichen. Mit roter Farbe fließt der Aussatz über die Fassade. Tief frisst sie sich in die Fassade, bis ins Innerste, ins Herz. Das ganze Leben wird geprägt. Selbst nur durch eine einzige noch so kleine Handlung. Ein weiteres Leben wurde zerstört. Eine weitere Persönlichkeit wurde zerstört. Und nun? Was ist der Erfolg? Was ist das Gefühl der Freude und wo ist es? Den Stift aufheben zeigt Respekt! Sich zu entschuldigen zeigt Respekt und Achtung! Eine noch so kleine Handlung zeigt Respekt! Eine noch so kleine Handlung zeigt Achtung! Eine noch so kleine Handlung zeigt Verachtung, Entwürdigung! Ein kleines Wort kann Berge bewegen. Ein 14
kleines Wort. Und es werden Sätze gesprochen, im Überfluss. Zum Negativen und Positiven. Sind wir uns bewusst was wir tun? Wir zerstören! Hören wir auf damit und achten den anderen. Sei es der Lehrer oder der Klassenkamerad. Sei es der Brillenträger, der Dicke oder der Aussätzige. Lasst uns sie alle mit in den Schultag nehmen. Mit in die Klassen mit in den Unterricht. Lasst sie nicht vor der Tür stehen. Hier ist es nun hauptsächlich auf die Schule bezogen, doch genauso kann man es auf das Berufsleben beziehen. Ohne Respekt fühlt sich jeder unbeachtet, unwichtig. Respekt ist sehr wichtig, dennoch schwindet er immer mehr. Wie soll es denn weitergehen, ohne Respekt? Jeder kämpft, um nicht ganz vom Fenster zu verschwinden? Um nicht ganz vergessen zu werden? Wir sollten gegenüber jedem Menschen einen gewissen Respekt zeigen. Es ist wichtig, besonders bei Kindern, Liebe gegenüber anderen Personen zu zeigen. Zeigen, dass sie geliebt werden. Jeder Mensch braucht Liebe um leben zu können. Was sagt die Bibel dazu? In der ganzen Bibel können wir davon lesen wie wir unseren Nächsten lieben sollen! Liebe deinen Nächsten wie dich selbst (3. Mose 19,18). Wie kann man also jemanden mobben und ihn gleichzeitig lieb haben? Wir sollen auch so mit anderen umgehen, wie sie mit uns umgehen sollen (Mat. 7,12). Wer will schon, dass er gemobbt wird? Schon in den Geboten steht: „Du sollst keine falsche Aussage über einen deiner Mitmenschen machen.“ (2. Mose 20,16). Und Gerüchte über jemanden verbreiten ist wohl wirklich nicht die Wahrheit. So können wir viele Stellen in der Bibel finden, die uns zeigen, wie wir uns verhalten sollen und wie nicht.
DER TRAUMATISIERTE MENSCH IN THERAPIE UND GESELLSCHAFT
STOPP – nicht wegschauen Nehmen wir sie auch ernst? Befolgen wir die Gebote, die Gott uns gegeben hat und sind ihm gehorsam? Viel zu oft wird das Problem Mobbing verharmlost, doch schaut man sich die Folgen von Mobbing genauer an, so sollte man nicht so leichtfertig mit dem Thema umgehen. Konzentrations- und Schlafstörungen, Identitätskrisen, Depressionen, Leistungsabfall und sogar Suizidversuche können solche Folgen von Mobbing sein. Vor allem bei Heranwachsenden sind die Folgen verheerend, da sie sich noch in der Entwicklungsphase befinden und sich somit die Übergriffe negativ auf ihr Selbstbild auswirken.
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Das ist nicht alles. Mobbing kann zu Traumata führen. Die Folgen können sich über Jahre hinweg ziehen, wenn sie nicht professionell behandelt werden. Es können Ängste ausgelöst werden, die sogar so weit führen können, dass sich eine Person von allen isoliert und niemandem mehr trauen kann. Sie haben Angst davor von Menschen erneut ausgelacht, niedergemacht zu werden. Vertrauen zu vermitteln und einen geschützten Rahmen bilden, sind hier wichtige Schritte bei dem Kontakt mit Mobbingopfern. Wie sollen wir uns verhalten? Das wichtigste ist nicht wegzuschauen! Viele Mobbingopfer stehen mit ihrem Problem alleine da und erhalten kaum Hilfe. Hier ist es besonders wichtig Hilfe anzubieten bzw. darauf zu achten, ob jemand betroffen ist, denn meistens ist es schwierig für jemanden, sich dazu zu bekennen, dass man gemobbt wird, da von den Mobbern ein gewisser Druck ausgeht. Und hat ein Mobbingopfer erst einmal jemandem auf seiner Seite, ob als aktive Hilfe oder nur als Unterstützung in
der Pause, dann haben es die Mobber gleich viel schwerer. Für Lehrer, Eltern oder Berufstätige gibt es bereits sehr viele Ratgeber, die helfen sollen, Mobbing zu unterbinden. Außerdem ist es auch wichtig, auf geschultes Personal zurückzugreifen, da diese Personen wissen, wie man bei Mobbing vorgeht. Alleine gegen Mobbing anzukämpfen ist schwierig. Es ist besser, wenn man mindestens zu zweit ist. Mobbing ist ein ernstzunehmendes Problem, welches immer mehr an Aufmerksamkeit gewinnt. Auch als Christen sollten wir uns mit diesem Thema konfrontieren und es nicht verschweigen, denn auch bei Christen kommt leider Mobbing vor. Wir alle sind Menschen und machen Fehler, aber dennoch sollten wir einen Unterschied machen. Folgen wir dem Gebot der Nächstenliebe, lassen Sie uns Zeugen der Liebe Gottes sein und helfen wir unseren Mitmenschen, den richtigen Weg zu finden.
ÜBER DEN AUTOR Phil Hartmann, Abiturient, Schülersprecher, 19 Jahre
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TITELTHEMA
Erfahrungen in der Notfallseelsorge
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s ist Freitag, 20.56 Uhr, als der Funkmelder piept. „Rettungsleitstelle Gießen, ein Einsatz für die Notfallseelsorge.“ Ich greife seufzend zum Telefon. Aus dem gemütlichen DVDAbend wird heute nichts mehr. Selbst wenn ich recht bald nach Hause kommen sollte – ich ahne schon jetzt, dass ich nachher keine Lust mehr auf meinen Krimi haben werde. Im Süden der Stadt hat sich eine junge Frau vom Dach eines Hochhauses gestürzt. Das Gelände ist abgeriegelt, als ich ankomme. Feuerwehrleute versuchen, die Betonplatten vor dem Haus zu reinigen, so diskret es eben geht, und eine Handvoll verstörter Zeugen kauert neben einem Krankenwagen in einer Ecke. Eine Anwohnerin hat eine 16
VON ANDREA WEGENER
Thermoskanne mit Tee gebracht; alle umklammern die warmen Tassen, aber niemand trinkt etwas. „Ich hab ihr Gesicht noch gesehen“, murmelt eine ältere Frau immer wieder heiser und starrt vor sich hin, „warum hat sie das denn bloß gemacht?“ Zwei Polizisten bringen eine andere Frau zum Krankenwagen, die sie in der Nachbarschaft auf einer Bank sitzend gefunden haben, zitternd und mit einem Buch in der Hand, das sie bei der Dunkelheit sicher nicht lesen konnte; sie reagiert nicht, als ich sie anspreche. Ein Student erzählt den Umstehenden im Minutentakt, dass er morgen eigentlich eine wichtige Prüfung hätte, die er jetzt vermutlich vergessen kann. „Ich krieg doch wegen dem hier wohl ein Attest?“, fordert er lautstark.
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DER TRAUMATISIERTE MENSCH IN THERAPIE UND GESELLSCHAFT
Ich bin seit etwa vier Jahren ehrenamtlich als Notfallseelsorgerin tätig, und so vielfältig meine Einsätze bisher waren – sie haben alle etwas Surreales. Gerade noch war die Welt für diese ganz normalen Menschen in Ordnung und dann ist sie innerhalb von Sekunden aus den Fugen geraten. Wenn sie plötzlich und so massiv mit dem Tod konfrontiert werden, tun und sagen Leute sehr merkwürdige Sachen, die Zeit scheint gleichzeitig stehen zu bleiben und im Zeitraffer zu laufen – und es gibt einfach keine Regeln mehr, was „normal“ oder „richtig“ wäre. Abgesehen von ein paar Eckdaten, die die Rettungsleitstelle durchgibt, weiß ich meist nicht, welche Leute betroffen sind und wie sie mit dem Geschehen umgehen. Es ist immer wieder eine Herausforderung, sensibel und flexibel zu bleiben – und dann beispielsweise auch ein Gespür dafür zu haben, wann es angebracht ist, wieder zu gehen. Da ist ein Zwanzigjähriger an einer Überdosis Heroin gestorben, und die Familie muss benachrichtigt werden; Feuerwehrleute haben ihren 18-jährigen Kollegen tot aus seinem Auto geborgen und stehen nun wie gelähmt am Straßenrand; ein vier Monate alter Junge lag plötzlich leblos in seiner Wiege; ein Familienvater ist unerwartet zusammengebrochen, und alle Reanimationsversuche vor den Augen der erschrockenen Familie sind gescheitert; bei einem Hausbrand bleiben einer Familie nur die Kleider, die sie gerade anhaben; ein Teenager wird nach dem Mord an seiner Schwester von der Polizei gesucht; ein Mittvierziger hat sich vor dem Fenster seines herzkranken Vaters aufgehängt... In solchen Situationen werden wir von der Rettungsleitstelle gleich mit benachrichtigt; wir gehen mit an die Einsatzorte, in die Häuser und Familien, fangen die ersten Reaktionen der Betroffenen und nächsten Angehörigen ab und bleiben, bis sich die Lage stabilisiert hat – bis also beispielsweise Verwandte oder Freunde eingetroffen sind. Die anderen Einsatzkräfte können sich so auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren. „Also, ich wüsste ja gar nicht, was man in einer solchen Situation sagen kann“, ist die erste Reaktion der meisten Bekannten, die von meinem Engagement erfahren. Das kann ich irgendwie verstehen. Ich weiß nämlich auch
nicht, „was man in einer solchen Situation sagen kann“. Ich wünschte mir sehr, es gäbe diesen einen Satz, der den Schrecken der Leute in diesen ersten Momenten wenigstens erträglich macht. Andererseits ist Reden, und erst recht seelsorgerliches Reden, nur ein Teil unseres Dienstes. Es scheint schon einen großen Unterschied zu machen, dass einfach jemand da ist, der ein Stück Realität in diese unwirklichen Situationen bringt und die Angehörigen im Blick hat. Oft ist mein Einsatz deswegen ziemlich praktisch: mit einer Beifahrerin ein paar Schritte vom Unfallort weggehen und mit darauf achten, dass sie eine warme Jacke anhat; einem Kleinkind etwas vorlesen, während die Mutter die Verwandtschaft verständigt; eine Freundin der 15-jährigen Tochter anrufen, die über Nacht bleiben kann; mit Polizisten verhandeln, dass Zeugen wohl besser nicht im Nieselregen auf ihre Vernehmung warten sollten... Notfallseelsorge oder Krisenintervention ist in verschiedenen Regionen in Deutschland unterschiedlich geregelt; in meiner Gegend ist sie ein Dienst der vor allem evangelischen Kirche und versteht sich als Teil des Seelsorgeauftrags an allen Menschen. Aus historischen und inhaltlichen Gründen ist das naheliegend: Bevor es spezielle Einrichtungen wie die Notfallseelsorge gab, wurde in den ländlichen Gebieten hier ohnehin der Pfarrer des Orts hinzugezogen, wenn jemand unerwartet zu Tode gekommen war. Und da, wo Menschen in ihrer Not reden können und wollen, unterscheidet sich unser Dienst gar nicht so sehr von anderen Seelsorgekontexten. Man redet, man schweigt, man hört zu, man hört genauer hin, man hält – und das finde ich das Schwierigste – das Schweigen aus... Fast alle in unserem Team sind Pfarrer, Pastoralreferenten oder sonstige kirchliche Seelsorger; ich bin durch meine Ausbildung und einige Jahre Dienst bei der Telefonseelsorge, ergänzt durch eine Zusatzschulung, dazugestoßen. Mein Arbeitgeber, ein christlicher Verein, fand es im Sinn eines ganzheitlichen Dienstes gut, dass ich mich auch außerhalb des Büro-Alltags sozialdiakonisch betätige, und so ist abgesprochen, dass ich während meiner Bereitschaftsdienst-Wochen gelegentlich für einige Stunden ausfalle. 17
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Auch wenn natürlich nicht jeder Einsatz eine explizit spirituelle Komponente hat, bin ich für die Zuordnung zur Kirche dankbar. Ich habe mehrere Jahre in Ostdeutschland gelebt und bin nun immer wieder neu überrascht, wie viele Menschen hier in Hessen, vor allem in den Dörfern, doch noch irgendeine geistliche Prägung haben und gerade in Notsituationen Gott ins Gespräch bringen. Ich finde es hilfreich, dass ich als Notfallseelsorgerin bewusst als Christin wahrgenommen und angesprochen werde. Gleichzeitig merke ich, dass so manche geistliche Wahrheit in Extremsituationen besser unausgesprochen bleibt. Am Anfang war ich manchmal sehr versucht, Gott zu verteidigen, Antworten zu geben oder in dem Schrecklichen einen Sinn zu suchen. Dann ist mir bewusst geworden, dass ich nicht Gottes Rechtsanwältin auf Erden bin und ihn nicht verteidigen muss – zumal ich angesichts mancher Situationen ohnehin sprachlos bin. Inzwischen mache ich den Leuten eher Mut, selbst mit Gott ins Gespräch zu kommen und das ganze Unheile und Schreckliche vor ihm auszusprechen. Manchmal mache ich, wenn das gewünscht wird, quasi stellvertretend den Anfang, in dem ich einen Psalm vorlese oder ein Gebet spreche. Entlastend finde ich den Gedanken, dass ich nur die „Erstversorgung für die Seele“ mache und diese Menschen an die Pfarrer vor Ort weitervermitteln kann. Und hoffentlich bleiben sie auch über die Notsituation hinaus mit Gott im Gespräch, bei dem sie mit ihrem Schmerz gut aufgehoben sind. Seit ich bei der Notfallseelsorge so manches mitbekommen habe, was man seinem schlimmsten Feind nicht wünscht, ist mein eigener Glaube um einige Plattitüden bereinigt und gleichzeitig robuster geworden. „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte 18
wird er über dem Staub sich erheben.“ (Hiob 19,25) Nur weil ich davon zutiefst – und manchmal fast trotzig – überzeugt bin, kann ich diesen Dienst überhaupt machen. Es ist inzwischen kurz vor elf und ich rufe bei der Rettungsleitstelle an, dass ich meinen Einsatz nun beende. Ich habe zum Schluss mit den Zeugen und dem Freund der einen Frau, die besonders erschüttert wirkte, noch besprochen, wie das Ereignis in den nächsten Wochen vermutlich noch in ihnen nachwirken wird, was ihnen beim Verarbeiten helfen kann und an wen sie sich wenden können, wenn sie alleine nicht zurecht kommen. Als ich in mein Auto steige, merke ich, dass ich selbst ganz verspannt bin. Ich bin kein Gefühlsmensch und funktioniere ganz gut, wenn alles drunter und drüber geht und die Emotionen um mich hochschlagen. Aber was ich den Zeugen gesagt habe, gilt auch für mich: es braucht hinterher eine Weile, bis ich Ereignisse wie dieses verarbeitet habe. Ich werde die Autofahrt nutzen, um im Gebet bei Gott Dampf abzulassen. Und wenn ich nach Hause komme, nehme ich als erstes ein schönes warmes Bad.
ÜBER DIE AUTORIN Andrea Wegener ist seit 2007 Assistentin der Missionsleitung bei Campus für Christus in Gießen. Jg. 1975, hat zwischen 1994 und 2007 in Leipzig und Halle studiert und gelebt. Sie hat einen Magister in Germanistik und war für ein paar Jahre freiberuflich als Übersetzerin christlicher Bücher aktiv.
IMPULS
Impuls
Leidverarbeitung als Gottes Charakterschulung
Statue des David von Nicolas Cordier, Basilika Santa Maria Maggiore, Rom
VON ROOSEVELT MURIEL, CALI/KOLUMBIEN
Adaption einer Predigt von Pastor Muriel Roosevelt aus Cali/Kolumbien in der Auferstehungskirche Schweinfurt. Anmerkung der Redaktion: Die nachfolgenden Ausführungen stellen bei tiefgreifenden Verletzungen (Traumatisierungen) nicht die therapeutisch notwendigen Wege in Frage. Sie zeigen jedoch geistliche Grundlinien und biblische Perspektiven für den Umgang mit schmerzhaften Erfahrungen auf.
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astor Muriel Roosevelt ist ein international bekannter Redner und Autor. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als Präsident einer Pastorenvereinigung in Kolumbien, die sich für die Einheit der Christen einsetzt, ist er maßgeblich an einer der größten geistlichen Aufbruchs- und Erneuerungsbewegungen der Neuzeit beteiligt. Dort versammeln sich zehntausende von Menschen in
Fußballstadien, um für ihr Land zu beten. Dies bewirkte tiefgreifende Veränderungen im gesellschaftlichen Klima, so dass einflussreiche Drogenbosse des Cali-Kartells das Land mittlerweile verlassen haben. Die überkonfessionellen Gottesdienste in den Stadien sind so stark besucht, dass jemand, der zu spät kommt, keinen Einlass mehr bekommt. Diese Entwicklung ist ein Beispiel dafür, welchen großen Einfluss es hat, wenn Christen über die Grenzen von Konfessionen hinweg zusammenarbeiten. Dabei geht es um eine gemeinsame Sicht für das Reich Gottes und nicht um die Erhaltung von Macht- und Einflusssphären kirchlicher Organisationen.
Wie bekommt man ein Herz wie David? Ein Herz wie David kommt nicht von selber. Es ist wie wenn man eine leckere Speise zubereitet. Man braucht dazu dies und das, man braucht gute, ja erlesene Zutaten.Um ein Herz wie David zu bekommen, braucht es einige Zutaten.
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1. Es braucht viele Sauls
es ist jemand, der nicht mit mir kumpelt, sondern der mir den Kopf zurechtsetzt...
Saul hat David 14 Jahre lang unterdrückt, verfolgt, bekämpft, versucht zu ermorden. Einmal hat David gerade Warum die Sauls? vor ihm zur Harfe gesungen, da hat Saul den Speer genommen und wollten den David an die Wand spießen. David Jesus will deine Vergebungsfähigkeit prüfen. Weißt du, wich aus. Wenn du ein Mann Gottes werden willst, dann was Vergebung ist? Vergebung ist das Dynamit Gottes! schickt dir Gott viele Sauls. Sie bekriegen dich, sie unter- Vergebung ist die stärkste Macht der Erde! Gott schickt drücken dich, sie bringen dich ständig an den Rand der dir Dutzende Sauls. Und dann schaut er nach: Wie gehst Verzweiflung. Saul hat dem David, als er so erfolgreich du damit um? Vergib ihnen, deinen Sauls! Und zwar war, seine älteste Tochter als Frau versprochen. Komm, gründlich! Der Herr wird erst dann aufhören, die Sauls mein Junge, führe noch ein paar Kriege, gib den Philistern zu senden, wenn du gelernt hast, wie man vergibt. Aber noch eins aufs Haupt, dann kriegst du sie. David tut das, du musst wissen: Den Sauls zu vergeben ist hohe Kunst. er hält seinen Kopf hin, und Saul, der inzwischen längst Denn die Sauls haben eine unangenehme Eigenschaft. Angst bekommen hat vor seiSauls nehmen Spieße und wernem tüchtigen General und fen sie nach dir. Nicht unbeihn los sein will, denkt: Den dingt in natura, aber du fühlst WENN DU EIN MANN sollen die Philister mal schön dich so, als würden sie das tun. umbringen, dann muss ich Sauls haben also ein BesondeGOTTES WERDEN WILLST, es nicht tun! David führt die res: Sie können die Angst herDANN SCHICKT DIR GOTT Kriege, gewinnt immer, wird ausholen. Sauls machen Angst. zum absoluten und ultimatiUnd wenn du Angst hast, dann VIELE SAULS. ven Philisterschreck – und als musst du wissen: Angst ist ein er wiederkommt und die TochVergebungskiller erster Güte. ter des Königs haben will – da Man kann einem Menschen, sagt der König Saul: „Ach, sei vor dem man wirkliche elemir nicht böse, ich habe sie mentare Angst hat, nicht gut inzwischen einem anderen vergeben. Das heißt, man vergegeben“. Gott schaut auf deigibt ihm heute, und morgen ne Reaktionen: Wie geht er kommt über die Angst, die der mit den Reaktionen um? Was andere einem macht, der ganze macht er, wenn das etwas mit Schmerz, der Zorn, die Aggresihm macht? Und das setzt vosion, ja, vor allem die ganze raus, dass du das anschaust, was Wut, die einem das bereitet, diese Sauls in dir auslösen. Was so hilflos gemacht zu werden, macht das mit mir? Nehme ich wahr, was das in mir aus- wieder zurück in die Seele. Daher: Wenn du Angst hast, löst? Nein, ich nehme es nicht wahr. Und Gott sagt: Noch dann sieh zu, dass du die Angst loswirst. einmal 5 Sauls für Gerhard Kelber! Ich gebe einen Rat, wie man das machen kann: Nimm Und nun spürst du die Reaktionen. Du sagst: Herr, ich dir einen Menschen, der sich in Sachen Seelsorge aushalte es nicht mehr aus! Du beklagst dich bei anderen, kennt. Dann stell dir vor, das was dir Angst macht, würde oder wenn du eine Frau bist, dann führst du Gespräche jetzt gleich ins Zimmer treten. Spüre die Angst ruhig! von Frau zu Frau, und alle pflichten sie dir bei, dass du Und dann, wenn du sie spürst und am liebsten davonlauganz arm bist und die Sauls ganz böse. Dann merkst du, fen möchtest, dann nimm die Hand des Seelsorgepartners dass es alles verkehrt ist, und kehrst wieder um auf diesem und gehe einen Schritt auf das zu, was dir Angst macht. Wege, sagst deinem Herrn: Ach, Herr, es tut mir sooo leid, Die Angst wird nicht sofort wegbleiben, aber sie wird dass ich statt mit dir geredet zu haben, mit Menschen ge- kleiner werden. Und wenn du es täglich wiederholst, vielredet habe. Bitte vergib mir noch einmal. Ich will damit leicht sogar mehrmals, (beim zweiten oder dritten Mal wirklich nicht mehr mit Fleisch und Blut sprechen, außer kannst du dann auf einen Seelsorgepartner verzichten
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und dir vorstellen, du nimmst die Hand Jesu), dann wirst James ist einer, der weise geworden ist, weil er sein eigenes du nach einiger Zeit sehen, wie die Angst besiegt wird. Herz kennt. Sieh zu, dass du weise wirst. Dann muss Dir Es geht nicht darum, mehr Ruhe zu haben. Es geht auch Gott keine Sauls mehr schicken! nicht darum, ein bisschen freier zu sein. Es geht darum, Wer will ein Mann Gottes werden? Wer will eine Frau dass der lebendige Gott die Kraft austeilt, die unendlich Gottes werden? Der strecke sich aus nach dem Herzen groß ist! Gott teilt sie aus! Durch Vergebung! Halleluja, Davids! durch die Vergebung seiner Kinder teilt der lebendige Gott Kraft aus! Und verändert die Welt! 2. Es braucht viele Absaloms Mohammed sandte seine Moslems aus mit den echten Waffen Feuer und Schwert, Jesus sendet die Seinen aus Das sind die, die als die eigenen Kinder den Aufstand promit der Botschaft: Ihr habt die Waffe der Vergebung und ben. Das tut weh. Die eigenen Kinder , die sich gegen die Versöhnung! Gebraucht sie! Um Gottes willen, gebraucht Väter und Mütter erheben! O da werden die Väter auf die sie! Probe gestellt und die Mütter auch. Absaloms, das sind Ich gebe jetzt einen Bericht von einem Pfarrer namens die, die von uns ausgegangen sind und die sich gegen die James. Er berichtet folgendes: erheben, von denen sie ausgeEr war als 2. Pfarrer an eine gangen sind. Im Reich Gottes Gemeinde gegangen, wo der gibt es unendlich viele solche IHR HABT DIE WAFFE erste Pfarrer recht einflussreich Revolutionen, solche Leute, war. Man munkelte nur, er sei die sich gegen die Väter und DER VERGEBUNG UND sexuell nicht sauber. James Mütter erheben... Martin LuVERSÖHNUNG! GEBRAUCHT verteidigte ihn. Immer mehr ther hat eine solche Revolution Leute verließen die Gemeinde, angezettelt, und seitdem haben SIE! UM GOTTES WILLEN, bis nur noch wenige blieben. viele, viele große, kleine, kleinsDann stellt James fest, dass te und allerkleinste Luthers GEBRAUCHT SIE! dieser hochgeachtete Mann und Möchtegern-Luthers diese sich an seiner, James, Ehefrau Revolutionen und Revolutiönvergangen hatte und sie zum chen und Mini-Mini-RevolutiSchweigen gezwungen hatte. önchen wiederholt und haben James war unglaublich wütend dabei dem Leib Christi unendund enttäuscht, als er das hörlich viel Schaden angetan und te. Er berichtet von sich: „Ich viel, viel Bruch produziert. Abwar außerhalb der Stadt auf eisaloms gibt es unendlich viele. nem Berg und schrie zu Gott, In jeder Familie ist mindestens als ich die Stimme Gottes höreiner, meistens sogar mehrere. te. „James“, sagte er, „ich weiß, Sie bereiten den Vätern und dass dieser Mann gegen dich gesündigt hat und es dir un- Müttern, aber auch den Geschwistern fürchterliche gerecht erscheinen würde, wenn ich dich darum bäte, ihm Schmerzen. Und der Schmerz, den sie bereiten ist ähnlich zu vergeben“. „Ganz recht, Herr, so empfinde ich!“. Gott wie bei den Sauls ein ganz spezieller: fuhr fort: „Es gibt Zeiten, in denen es in meinen Augen Absaloms haben nämlich die Eigenschaft, den Vätern richtig erscheint, wenn ihr einander nicht vergebt.“ Ich und Müttern den Spiegel vorzuhalten: Schau mal hinein! war ganz Ohr, denn ich glaubte, dass das auch für mich So einer bist du! Denn wenn die Väter genau zusehen, eine solche Zeit war. Dann antwortete der Herr nach ei- dann erkennen sie: O mein Sohn Absalom, du machst ja ner Weile: „Es ist richtig, wenn du die Vergebung zurück- dasselbe, was ich auch gemacht habe! Und nun beginnt die hältst, wann immer jemand sich gegen dich mehr versün- harte Schule. digt, als du dich gegen mich versündigt hast.“ Mir stockte Kommst du durch, Vater oder Mutter, durch die Mauder Atem, da mich diese Worte direkt ins Herz trafen. Ich er von Ärger und Ablehnung? Schaffst du es, zu erkennen, brach vor Gott zusammen, gab zu, dass so etwas nie passie- dass Gott an dein Herz heran will? Dass du in deinem ren könnte, und rief: „Ich vergebe ihm, ich vergebe ihm!“ Herzen erkennen sollst, dass du nicht besser bist als die
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Absaloms, und dass du, wenn du ihnen vergibst, herunter freundschaftliche Beziehungen... Die Absaloms sind, wenn musst von deinem Podest? Auch von deinem frommen man es weltlich betrachtet, sehr, sehr schlimm. Aber wenn geistlichen Podest, auf dem geschrieben steht: „Hier steht man es mit den Augen Gottes anschaut, sind sie sehr efGerhard Kelber, der, der genau weiß, wie Vergebung geht!“ fektive Heiligkeits-Produzenten. Aber nur bei denen, die Du schaffst es nicht, jedenfalls nicht beim ersten Mal. Du dem stracks ins Auge sehen und die sich diesen Härtetest gehst wieder hoch wie von der Tarantel gestochen, wenn gefallen lassen. wieder ein Absalom in Sicht kommt. Deshalb sagt Gott: Wer will ein Mann Gottes werden? Wer will eine Frau Noch einmal zehn Absaloms für Gerhard Kelber! Oder für Gottes werden? Der strecke sich aus nach dem Herzen wen auch immer. Davids! Gott schaut auf deine Reaktionen: Wie geht er mit den Reaktionen um? Was macht er, wenn das etwas mit ihm 3. Es braucht viele Michals macht? Absaloms holen aus den Vätern und Müttern die letz- Michal, das ist die Frau, die David von Saul bekam, die ten Aggressionen heraus. Sie konfrontieren sie mit ihrer jüngere Tochter. Michal blieb bei David, bis er König eigenen Vergangenheit. Sie zeiwurde. Als aber David vor dem gen ihnen: Sieh mal, so bist du Herrn einen wilden Tanz aufmit deinen Eltern umgegangen. führte, weil er sich von Herzen Die Nadelstiche, die die Jetzt darfst du es spüren wie es darüber freute, dass endlich Michals verteilen, sind fast die Lade Gottes in Jerusalem ist und darfst Buße tun darüber, dass du so warst.... aufgestellt werden konnte, da noch schlimmer als die John Wimber wurde einmal sagt Michal nur spitz: „Wie von einem älteren Gemeindeherrlich ist heute der König Wunden, die die Absaloms leiter um Rat gefragt. Dem war von Israel gewesen, als er sich schlagen. Folgendes passiert. Seine Geso aufgeführt hat, wie sich die meinde war gewaltig gewachVerrückten aufführen!“ (2. Sasen, er hatte einen jüngeren muel 6, 20 - 23) Die Michals Ko-Pastor einstellen müssen, – das sind die, die dann, wenn und der war mit einem Teil der du so richtig erbaut bist vom Gemeinde einfach weggeganGottesdienst und wenn du gen, hatte also, um es unfreundnur so nach Hause schwebst, licher auszudrücken, eine Gedir einen Dämpfer versetzen meindespaltung verursacht. und dich auf den Boden Jeder, der so etwas erlebt hat, der Wirklichkeit zurückholen. weiß, welche fürchterlichen Es gibt männliche Michals, es Schmerzen so etwas bereitet. gibt auch weibliche Michals. John Wimber riet ihm zu vergeben, und mit seiner Ge- Die Nadelstiche, die die Michals verteilen, sind fast noch meinde in seine Gemeinde zu Besuch zu kommen. Er tat schlimmer als die Wunden, die die Absaloms schlagen. Die das, und das hatte zur Folge, dass der Lobpreisleiter der al- Absaloms haben nämlich einen Vorteil: Sie gehen wieder ten Gemeinde zu der neuen Gemeinde samt Musikern zur weg. Sie sind zwar, so lange sie im Hause sind, sehr, sehr neuen Gemeinde überwechselte. Der Mann fragte John nervig. Aber sobald sie draußen sind, hat man wieder DisWimber wieder um Rat. „Was soll ich denn tun? Die Leute tanz zu ihnen. Die Michals gehen nicht weg. Die Michals laufen mir reihenweise weg?“ John riet ihm: „Vergib ihm, sind sehr, sehr nahe. Und soll keiner von uns sagen: Sich bleibe in der Vergebung, hasse ihn nicht, hilf ihm, wie du wie Michal aufführen, das ist nicht mein Problem. Jeder, kannst. Aber vergib ihm, und zwar total!“ wirklich jeder kommt in die Lage, sich so aufzuführen! Er befolgte diesen Rat. Und beiden Gemeinde wuchDie Michals kennen sich gut aus. Sie kennen deine und sen noch schneller als vorher, beide wurden zum Glanz in meine Schwachstellen sehr, sehr genau. Deshalb brauchen ihrer Stadt, und die Beziehung zwischen den beiden Ge- sie auch keine Schläge zu verteilen wie die Absaloms, sonmeindeleitern war für jeden in der Stadt ein Beispiel für dern es genügen Nadelstiche. Die Michals sind sehr, sehr
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nahe. Vorsicht! Sie sind so nahe und vertraut, dass du glatt Mann ist von Gott geschickt! Lass ihn fluchen! Gott lässt vergessen kannst, dass Gott durch sie spricht! Die Michals ihn auch! Simei flucht ihm und seinen Ratgebern, seinen sind ebenso wie die Sauls und die Absaloms Heiligkeits- Offizieren, seinen vornehmen Leuten, denen, vor dem gesproduzenten, Menschen, die den letzten Dreck aus dir tern noch ganz Israel zitterte, und wirft mit Steinen und herausholen, und du denkst: „Was ist das für ein Schuft!“ Erdklumpen nach ihnen, und David geht weiter wie ein ge„Was ist das für eine Zimtzicke!“ „Ich geh auf die Barrika- prügelter Hund an den Jordan, in der Hoffnung, dass der den, wenn ich sie sehe...“ Herr sein Elend ansieht und ihm diese Schmach vergilt.... Pass auf. Das alles findet unter dem geöffneten HimJeder von uns hat solche Simeis in seiner Biographie. Das mel statt. Gott schaut auf deine Reaktionen: Wie geht er sind die, die uns mit offener Feindschaft begegnen und die mit den Reaktionen um? Was macht er, wenn die Mich- uns öffentlich blamieren. Keiner erinnert sich gern an solals etwas mit ihm machen? Gehörst du zu den Frauen, die che Leute. Wenn ich selber mich an solche Leute erinnere, sich in Gesprächen von Frau zu Frau über ihre männlichen dann sagt meine Seele: „O, nein, nur nicht daran denken. Michals beschweren, oder gehörst du zu den Männern, die Das tut zu weh!“ Aber Gott schaut auf deine Reaktionen: sich in Gesprächen von Mann zu Mann über ihre weibli- Wie geht er mit den Reaktionen um? Was macht er, wenn chen Michals beschweren? Pass das etwas mit ihm macht? Was auf ! Das alles findet unter dem macht er jetzt? Wird er ihnen geöffneten Himmel statt. Gott vergeben? Wird er es wirklich „Soll dieser tote Hund will an deine Reaktionen heran! tun? Wird er den Härtetest der meinem Herrn, dem König Die Michals sind die Anrede Vergebung bestehen? Die SiGottes an dich: Vergib ihnen! meis haben nur einen Vorteil: fluchen dürfen? Ich will Vergib ihnen! und zwar nicht Sie gehen wieder weg. Sie bleinur siebenmal, sondern siebzigben nicht. Bloß: Wie kommen hingehen und ihm den mal sieben Mal! Die Michals wir aus der Begegnung mit den Kopf abhauen?“ stellen dich auf die Feuerprobe: Simeis heraus? Was geschieht Ist die Vergebung wirklich zum in der Begegnung mit dieser abLebensstil geworden, wie Jesus sonderlichen Sorte von Heiligdas will? Oder muss ich mich keitsproduzenten? Die Simeis jedes Mal wieder großmütig sind wertvoll für den, der sie aufschwingen dazu, zu vergezu nehmen versteht. Sie helfen ben? Ist die Vergebung wirklich ähnlich wie die Sauls die eigeein tragfähiger Grund, auf dem ne Angst zu überwinden. Und ich gehen kann? Wo ich ein zusätzlich helfen sie dazu, die Haus bauen kann? Wo andere natürliche Reaktion „Griff ans drin wohnen können? Wo es Schwert und voll zurückschlawarm ist, wo es schön ist? gen“ zu überwinden. Simeis Wer will ein Mann Gottes werden? Wer will eine Frau sind sehr, sehr wertvoll. „Meine Brüder, achtet es für lauGottes werden? Der strecke sich aus nach dem Herzen ter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallt, Davids! und wisst, dass euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt.“ schreibt Jakobus (1,2) Noch ein Beispiel, weil es so wertvoll ist: Larry Lea be4. Es braucht viele Simeis richtet: Das ist der Mann, der David dann gelästert hat, als er wähVor Jahren arbeitete ich mit einem Angestellten der Gerend des Aufstandes Absaloms aus Jerusalem auszog, der meinde zusammen, der es darauf anlegte, mir „eins auszuihn fürchterlich beschimpfte und mit Steinen bewarf, der wischen“. Über ein Jahr hatte er mich ständig kritisch besich so aufführte , dass einer der Krieger Davids mit dem obachtet und alles, was er konnte, dazu beigetragen, mich Griff an sein Schwert sagte: „Soll dieser tote Hund mei- in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen. Eines Mornem Herrn, dem König fluchen dürfen? Ich will hingehen gens in einer Mitarbeiterbesprechung sagte er dann: „Wir und ihm den Kopf abhauen?“ Aber David sagte: „Nein, der beschäftigen keine Zechpreller in unserer Gemeinde“. Er
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blickte mich böse an und befahl: „Larry, steh auf !“. Ich fragte mich, was in aller Welt er wohl vor hatte und stand langsam auf. Er wandte sich an unsere Mitarbeiter und verkündete: „Kürzlich gingen einige von uns zum Abendessen aus, und Larry prellte seine Zeche. Ich möchte euch wissen lassen, dass wir unter unseren Angestellten niemand dulden können, der ein Restaurant verlässt, ohne seine Zeche zu bezahlen.“ Ich fühlte mein Herz klopfen und hatte große Mühe, mich zu beherrschen. Ich hatte meine Zeche nicht geprellt. Ein Geschäftsmann unserer Gemeinde hatte mir ins Ohr geflüstert: „Ich weiß, dass du schon spät dran bist für deine Fernsehaufnahme, also geh einfach. Ich möchte deine Mahlzeit bezahlen!“ Ich hatte mich bedankt und war gegangen. Die Anklage war völlig unberechtigt. Der Mann hatte mich schwer beleidigt. Aber ich hatte an jenem Morgen gebetet, hatte den Herrn gepriesen, und der Geist Gottes hatte mich besonders stark erfüllt. Er erlaubte es mir nicht, meinen Mund zu öffnen. Also stand ich einfach da, bis jener Mann fertig war und mich aufforderte, mich wieder zu setzen. Als die Sitzung vorbei war, ging ich in mein Büro und betete die Angelegenheit durch, vergab dem Mann und überließ es Gott, die Angelegenheit ins Reine zu bringen. Es dauerte nicht lange, bis der Geschäftsmann, der meine Rechnung bezahlt hatte, von diesem Vorfall hörte. Er stürmte in das Büro jenes Angestellten und machte ihm unmissverständlich klar, was damals in dem Restaurant wirklich geschehen war. Fünf Minuten später kam der Angestellte mit kreidebleichem Gesicht in mein Büro, um sich bei mir zu entschuldigen. Ich nahm seine Entschuldigung ohne böse Hintergedanken an, da ich ja schon Tage zuvor beschlossen hatte, ihm zu vergeben und ihn Gott zu überlassen. Wer will ein Mann Gottes werden? Wer will eine Frau Gottes werden? Der strecke sich aus nach dem Herzen Davids! Der sage nicht länger: Ich mag die Simeis nicht! Sondern er lasse sie fluchen und mit Steinen werfen und erwarte von Gott, dass er sich über ihn erbarmt!
vollsten Menschen, die Gott schickt, vor allem dann, wenn sie es wie Nathan mit prophetischer Vollmacht tun. Könige lassen sich nicht gern etwas sagen. Sie haben viele, viele Schmeichler und keine echten Gegenüber. Die Nathans sind die einzigen Gegenüber, die sie haben. Sie reden nämlich im Namen des Königs der Könige.... Wir sind keine echten Könige. Aber wenn es um Kritik von anderen geht, da führen wir uns oft sehr königlich auf. Ich kenne meinen Nathan. Mir sagte einmal vor Jahren auf einer Seelsorgetagung Lilo Keller etwas auf den Kopf zu. Ich bin richtig erschrocken, als sie das sagte. Das hatte sonst keiner so direkt gesagt. Andere hatten diese Untugend längst an mir bemerkt, aber sie hatten das immer nur hinter der vorgehaltenen Hand getan und zu anderen hin davon geredet, Lilo hatte den Mut das auch auszusprechen. Ich bin ihr heute noch dankbar. Denn von dieser Zeit an habe ich diese Untugend angefangen zu bekämpfen... Nicht jeder, der mich kritisiert, ist ein Nathan. Aber jemand, der wirklich klar und deutlich sagt, was ich getan habe, der Mensch ist wertvoll. Denn der Schrecken, den so jemand verbreitet, trifft mal gerade den alten Menschen. Gott schaut auf deine Reaktionen: Wie geht er mit den Reaktionen um? Was macht er, wenn das etwas mit ihm macht? Vergibt er? Hört er ? Hört er wirklich? Wer will ein Mann Gottes werden? Wer will eine Frau Gottes werden? Der strecke sich aus nach dem Herzen Davids! Der erschrecke nicht, wenn die Sauls ihn bekämpfen, der errege sich nicht, wenn die Absaloms aufstehen, der mache sich nicht hart, wenn die Michals ihn auslachen, der sei geduldig, wenn die Simeis ihn beschimpfen, und der höre gut zu, wenn die Nathans ihm die Wahrheit sagen. David ist ein Mann nach dem Herzen Gottes. Er kann vergeben, er hat vergeben, er vergibt immer.
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5. Es braucht viele Nathans Das sind die, die es wagen, einem ins Gesicht zu sagen, was wir getan haben. Nathan hat es dem König David gegenüber getan, und zwar unter Lebensgefahr; der König hätte nur einen Handbewegung machen brauchen: „Palastwache, abführen! Der Mann weiß zu viel!“ Er hat es nicht getan, obwohl er König war. Die Nathans sind die wert-
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Pastor Muriel Roosevelt ist ein international bekannter Redner und Autor. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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? Traumatisierung in Kirchen und Gemeinden Nach geistlichem Missbrauch neu Vertrauen finden
VON WINFRIED HAHN
Vorbemerkungen Die am schnellsten wachsende Gruppierung unter Christen sei, wie vielfach berichtet wird, die der „unchurched believers“, also durchaus gläubige Menschen, die keiner Kirche oder Gemeinde angehören möchten. Längst betrifft das Problem der Kirchenfernen nicht mehr nur die Großkirchen, auch die Freikirchen kennen das Problem einer zunehmenden Zahl gemeindeferner Glieder, die
sich bewusst von ihrer Gemeinde abgekehrt haben. Frust und Verletzungen sind die Ursachen dafür, dass immer mehr Menschen ihren Glauben eher privat, aber nicht in Gemeinschaft praktizieren. Ein Teil dieser Gläubigen sind die vielen, die sich von Gemeinden, christlichen Werken, Pastoren etc. missbraucht fühlen.
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Andererseits wirkt dieser Begriff auch überzogen und missverständlich, weil er die in vielen Gemeinschaften oft unbewussten, verborgenen und zum Teil auch unbeabsichtigten Verhaltensweisen mit einem kriminellen Begriff belegt. Dies führt dazu, dass Gemeindeverantwortliche bei dem Begriff „geistlicher Missbrauch“ sofort eine Schutzhaltung einnehmen: „Missbrauch gibt es bei uns nicht, wir sind doch keine Täter“. So verbaut dieser starke Begriff vom „geistlichen Missbrauch“ den Blick für die in vielen Gemeinden und christlichen Organisationen tatsächlich sehr häufig unterschwellig vorhandenen verletzenden Verhaltensweisen.
Geistlicher Missbrauch – ein Schlagwort, zutreffend und irreführend zugleich Geistlicher Missbrauch bedeutet, dass bei einer Person auf verletzende Weise Grenzen nicht beachtet wurden. Dies scheint gerade in christlichen Gemeinden eine häufig auftretende Situation zu sein. Viele Menschen, die in die Seelsorge kommen, fühlen sich geistlich missbraucht. Sie beklagen sich über die schmerzhafte Missachtung ihrer berechtigten Interessen, Wünsche und Ziele. Sie fühlen sich dabei in ihrer Würde verletzt, in ihrer Entwicklung blockiert, in ihrem geistlichen Leben manipuliert oder unter Druck gesetzt, sozial ausgegrenzt beziehungsweise gemobbt. Die Folgen für den Einzelnen können dramatisch sein: zerstörtes Selbstwertgefühl verbunden mit quälender Unsicherheit und Ängsten, Verlust der Vertrauensfähigkeit (nachdem ich so behandelt wurde, kann ich keinem Menschen und auch Gott nicht mehr vertrauen), seelische Schmerzen, Schlafstörungen, psychosomatische Beschwerden unterschiedlichster Art, ständiges Grübeln bis hin zu posttraumatischen Stressreaktionen. Das vorherrschende Gefühl wird davon bestimmt, seelisch tief verletzt, nicht verstanden, unterdrückt und ausgenutzt worden zu sein. Es handelt sich dabei um das Empfinden, dem Pastor, dem Seelsorger, dem Hauskreisleiter oder anderen Autoritätspersonen, die das Gemeindesystem verkörpern, hilflos ausgeliefert zu sein. Alle Versuche, die Situation zu ändern, wahrgenommen, gehört und respektiert zu werden, führen zu neuen Enttäuschungen. Zurück bleibt das quälende Gefühl, ohnmächtig, schutzlos und ausgenutzt worden zu sein. Weil diese Erfahrungen ähnlich wie ein sexueller Missbrauch erlebt werden, hat sich der Begriff „geistlicher Missbrauch“ eingebürgert.1 Schlaglichtartig wurde mit diesem Begriff die verheerende psychische Wirkung von bis dahin kaum wahrgenommener gemeindlicher Verhaltensweisen beleuchtet. 26
Auf der anderen Seite besteht bei denen, die sich „missbraucht“ fühlen, die Gefahr, eine Opfermentalität zu entwickeln, die eine Aufarbeitung erschwert. Es ist jedoch eine Tragödie, wie viele Menschen in christlichen Gemeinden und Organisationen statt Hilfe und Heil Manipulation, Druck, Respektlosigkeit, Verleumdung und tiefste Verletzung erleben. Es ist ebenfalls eine Tragödie, wie wenig Verantwortliche der christlichen Welt überhaupt bemerken oder wahrnehmen, was sich in ihren eigenen Reihen abspielt: „Geistlichen Missbrauch? Nein, so etwas gibt es in unseren edlen Versammlungen doch nicht. Täter sind andere, aber wir doch nicht.“ Um diese Abwehrhaltung zu mildern, schlage ich vor, den Begriff „geistlicher Missbrauch“ zu vermeiden und besser von tiefgreifenden Grenzverletzungen zu sprechen. Vielleicht fällt es Verantwortungsträgern dann leichter, sich mit diesen Vorkommnissen in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen. Vielleicht hilft es auch Opfern, schmerzhafte Grenzverletzungen konkret aufzuarbeiten, anstatt mit der pauschalen Diagnose „Missbrauchsopfer“ belastet zu sein.
Interview mit einer betroffenen Person Frage: Du warst jahrelang in einer Gemeinde sehr engagiert. Seit einiger Zeit hast du dich enttäuscht zurückgezogen. Wie kam das? Antwort: Es war für mich nicht nur eine Gemeinde im Sinne von einem Ort, an dem man einmal die Woche hinkommt, um dort Zeit mit Gott zu haben und Gottesdienst zu feiern. Es war für mich vielmehr ein Zuhause, an das ich emotional in einem hohen Maße gebunden war. Mein Leben außerhalb des Alltags spielte sich fast ausschließlich um und in der Gemeinde ab. Ich identifizierte mich mit diesem Zuhause und war bereit, mich in hohem Maße einzubringen. Mit der Zeit entwickelten sich jedoch tief greifende Veränderungen. Das Gemeindeleben wurde mehr und mehr auf der Basis von Emotionen und Gefühlen aufgebaut. Es ging plötzlich nur noch darum, den freudigsten Lobpreis zu
David Johnson & Jeff Van Vonderen. Geistlicher Missbrauch. Wiesbaden: Projektion J 1996, S. 28 – 29. Mit ihrem Buch und der Einführung des Begriffes „geistlicher Missbrauch“ entfachten sie eine vor allem in den 90er-Jahren heftige Diskussion. 1
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machen, die lautesten Predigten zu halten und den Heiligen Geist geradezu „heraufzubeschwören“. Es war nur dann ein gesegneter Gottesdienst, wenn die Leute tanzten, jubelten und weinten. Es wurde propagiert, dass man kurz vor einem großen Durchbruch stand. Die meisten Leute schienen wie unter dem inneren Druck zu zeigen, wie geistlich und kämpferisch sie sind. Mit den geistlichen Leitern unserer Gemeinde war es nicht möglich, eine Diskussion über theologische Fragen zu führen. Alles wurde damit erklärt und beantwortet, dass diese Fragen und Zweifel nur damit zu tun haben können, dass wir auf unserem geistlichen Weg noch nicht durchgebrochen sind. Wir hätten die geistliche Reife, die uns nur der heilige Geist schenken kann, noch nicht erhalten. Wir sollten ins Gebet gehen und darum ringen, dass Gott uns diese Fragen wegnimmt und wir im Glauben durchbrechen.
und bin sehr traurig darüber, dass ich nicht mehr Teil dieser Gemeinschaft sein kann. Aber dafür gibt es bis heute keine ehrliche Basis mehr. Frage: Inwiefern empfindest du in Bezug auf diese Ereignisse eine Grenzverletzung gegenüber deiner Person, oder wie würdest du deine Erfahrung beschreiben? Antwort: Wenn ich von meinem persönlichen Empfinden ausgehe, empfinde ich in der Tat eine schmerzhafte Grenzverletzung. In der Gemeinde wurde ein emotionaler Druck zum Jubeln, Glücklichsein und zu geistlichen Durchbruchserfahrungen aufgebaut. Auf meine Versuche, darauf hinzuweisen, dass das mit gesundem geistlichen Erleben nichts zu tun hat, wurde nicht reagiert. Dadurch fühlte ich mich nicht nur ignoriert, sondern mir wurde auch mit scheinbarer göttlicher Autorität ein Stil aufgezwungen, der weit weg war von meinem eigenen geistlichen Erleben. Diesen überhöhten, göttlichen Anspruch der Leiterschaft, der einen offenen Austausch über diese Fragen verhinderte, empfinde ich mehr als grenzverletzend. Frage: Wie geht es jetzt weiter? Antwort: Innerlich fühle ich mich Gott näher als damals, weil ich Gott gegenüber ehrlich sein kann und nicht mehr unter diesem Anpassungsdruck stehe. Ich lebe nach wie vor mit Gott und gebe meinen Glauben weiter, aber anders als früher. Doch ich gehöre zurzeit zu keiner Gemeinde.
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Grenzverletzende Gemeindesysteme
Ich versuchte immer wieder, mit den Leitern unserer Gemeinde ins Gespräch zu kommen, um ihnen die drohende Gefahr einer Krise und der immer größer werdenden Lüge innerhalb der Gemeinde klarzumachen. Immer mehr Gemeindeglieder kamen mit der Diskrepanz zwischen dem Jubelchristsein in der Gemeinde am Sonntagmorgen und den Krisen, Nöten und Alltagssorgen in ihrem persönlichen Leben nicht mehr klar. Die Leitung aber sah diese Gefahr nicht und sagte, ich solle nur glauben. Ich konnte bei diesem Weg, den die Gemeinde eingeschlagen hatte, nicht weiter mitgehen und trat aus. Mir selbst war es, als würde mir jemand einen Dolch ins Herz rammen. Mein Herz und alles, was ich damals war, hing an dieser Gemeinde. Ich war orientierungslos und merkte erst dann, wie sehr ich mich von dieser Gemeinde abhängig gemacht hatte. Bis heute gibt es immer wieder Situationen, in denen ich an diese Zeit zurückdenke und eine tiefe Verletzung spüre, die nicht mehr zu heilen ist. Immer wieder träume ich von schönen Situationen, die ich in der Gemeinde erleben durfte,
Christliche Gemeinden entwickeln wie alle menschlichen Organisationen aufgrund von Zielen und Sachzwängen Erwartungen an ihre Mitglieder. Häufig treten dabei die ursprünglichen Ideale von Liebe und Wertschätzung in den Hintergrund. Der Pastor und das Gemeindegebäude müssen jeden Monat bezahlt werden. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine moralische finanzielle Verpflichtung für jedes einzelne Gemeindeglied, was oft auch deutlich von den Verantwortlichen zum Ausdruck gebracht wird. Das Ziel Gemeindewachstum nötigt zum evangelistischen Engagement. Engagement wird auch erwartet, um die verschiedenen Arbeitsbereiche aufrechtzuerhalten. Die Erwartung eines an der Bibel orientierten persönlichen vorbildlichen Lebensstiles kann zu einem gesetzlichen Druck in Bezug auf Heiligung werden. Biblisch gesehen sind dies durchaus berechtigte Anliegen. Treten diese Aspekte jedoch in den Vordergrund und werden forciert, entsteht daraus eine systembedingte Eigendynamik, die den Einzelnen unter Druck setzen und entmündigen kann: 27
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die Oase der Liebe zweitweise als Insel der Krokodile entpuppt. Oder „Philadelphia-Gemeinde“ – hier ist die Gemeinde, der man sich bedingungslos anvertrauen kann (Offenbarung 3,7-13).
Gemeindemodelle, die die persönlichen Anliegen und Bedürfnisse ihrer Mitglieder aus dem Blickfeld verlieren, neigen dazu, ihre Mitglieder zu überfordern und die Privatsphäre zu verletzen. Zurück bleibt der innere Aufschrei: ich habe alles gegeben – Geld, Kraft, Zeit. Ich habe mich so angestrengt. Jetzt fühle ich mich ausgenutzt und enttäuscht. Nachfolgend möchte ich in Anlehnung an Johannes Stockmayer 2 einige Gemeindemodelle darstellen, die in der Gefahr stehen, die persönlichen Grenzen ihrer Mitglieder zu verletzten. Die Paradiesgemeinde Man tut so, als würde man ein Stück heile Welt verkörpern und übersieht dabei, dass wir zur gefallenen Schöpfung gehören. Auch wenn wir von unserem alten Wesen erlöst sind, geschieht Veränderung nur in Form eines oft sehr langsamen Prozesses. In jedem Menschen, auch Christen, steckt ein Biest, das sich erst nach und nach verändert. Das Märchen, Gemeinden seien Orte der Liebe und der Harmonie, veranlasst Menschen dazu, ihren inneren Schutz gegenüber anderen Menschen aufzugeben und damit schutzlos und offenherzig zu vertrauen. Werden sie dann mit den biestigen Seiten ihrer lieben Mitgeschwister konfrontiert, gehen die Verletzungen umso tiefer und sind schmerzhafter. Oft suggeriert der Name einer Gemeinde: Hier ist ein Ort, an dem kannst du vertrauen, deinen inneren Schutz aufgeben, dich fallen lassen. Bei uns herrscht Friede, Liebe und Harmonie. Häufig ist dies eine Illusion und der Schmerz im Nachhinein umso größer. Nennt sich eine Gemeinde zum Beispiel „Friedenskirche“, wird suggeriert, dass hier Friede herrscht. Oder „Oase der Liebe“ suggeriert: Hier ist ein Ort, an dem du dich vertrauensvoll fallen lassen kannst. Umso schockierender, wenn sich 28
Johannes Stockmayer. Nur keinen Streit vermeiden. C&P Verlag, 2. Auflage 2004, S. 42ff.
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Gemeindenamen suggerieren oft Idealzustände. Solange man dies als Ziel, zu dem man unterwegs ist, und nicht als Zustand oder Anspruch versteht, mögen Namen dieser Art legitim, wenn auch missverständlich sein. Interessant in diesem Zusammenhang finde ich das Beispiel einer gemeinde, die zuerst Philadalphia-Gemeinde hieß und sich dann umbenannte in „Gemeinde auf dem Weg“. Ich denke, der Grundsatz „Mehr Sein als Schein“ erhöht die Glaubwürdigkeit christlicher Gemeinden, in denen ein offener, ehrlicher Austausch möglich ist, wo auch Konflikte sein dürfen, ohne dass man gleich zum Störenfried eines geheuchelten Harmoniebedürfnisses wird. Statt offener Kommunikation verlangen viele Gemeinden von ihren Mitgliedern Anpassung und Wohlverhalten. Wer sich anders verhält, stört die Harmonie, wird ausgegrenzt und isoliert. Dies untergräbt die Mündigkeit und persönliche Reifung des Einzelnen und führt zu einer verlogenen und geheuchelten Lieblichkeit und Scheinharmonie, die absolut persönlichkeitszerstörend ist. Die Schaufenstergemeinde Ähnliche Prozesse laufen auch bei diesem Gemeindetyp ab, der nach außen attraktiv wirken möchte. Nicht der einzelne zählt, sondern die Inszenierung. Der Einzelne wird mit seinen Gaben, Fähigkeiten und seinem Engagement dazu benutzt, um zu zeigen, wie toll das Leben als Christ zu sein scheint. Kommen Probleme, Nöte, Zweifel oder Kritik, wird der Einzelne schnell fallen gelassen oder ausgegrenzt. Die Folge: Man fühlt sich ausgenutzt, verletzt und verraten. Die Kampfgemeinde Alles geht um die Ausbreitung und das Wachstum der Gemeinde. Es geht um einen Kampf zwischen Licht und Finsternis. Auch hier zählt der Einzelne nicht. Frage nicht, was deine Gemeinde für dich tun kann, frage, was du für deine Gemeinde tun kannst. Diese Aussage in Anlehnung an einen Ausspruch von John F. Kennedy hörte ich tatsächlich aus dem Mund eines Pastors während seiner Predigt. Natürlich sollen wir kämpfen und uns für das Reich Gottes engagieren und Opfer bringen, aber unserem Herrn ging es nicht nur um die Herde, sondern eben auch um das Wohlergehen jedes einzelnen Schäfchens, wie das Gleichnis vom verlorenen Schaf zeigt. Für jeden der oben beschriebenen Gemeindetypen gibt es durchaus biblische Rechtfertigungen und Argumente. Der Fehler liegt jedoch in der einseitigen Betonung bestimmter „Wahrheiten“, wodurch der Blick für die per-
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sönlichen Belange des Einzelnen aus dem Blickfeld gerät. Besonders schädlich wirken sich diese grenzverletzenden Systeme auf die Entwicklung junger Leute und Heranwachsender aus. Die Jugendlichen befinden sich in einem Entwicklungsprozess hin zu ihrer eigenen Identität. Religiöser Gruppenzwang und Anpassungsdruck, verbunden mit einem ungesunden Sendungsbewusstsein, erzeugen hier eine besonders starke persönlichkeitszerstörende Wirkung und behindern den Prozess der Identitätsfindung.
Grenzverletzende Persönlichkeitstypen
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Die unsichere Persönlichkeit Es geht dabei um diejenigen Leiter, die selbst unsicher sind und ihre Selbstzweifel durch Herrschaft über andere zu kompensieren versuchen. Solche Menschen sind irgendwann einmal seelisch verletzt worden und dann sozusagen als „Form der Selbstverteidigung“ zum Angriff übergegangen, indem sie versuchten, Macht über andere zu erlangen. Mag sein, dass dies ohne Absicht geschah. Oft sind die Verletzungen, die solche Leiter anderen Menschen zufügen, „nur“ Nebenprodukte ihres Wunsches, endlich einmal zu Ansehen zu gelangen. Wie oft knechten machtgierige Pastoren, die ihre innere Unsicherheit überspielen wollen, diejenigen Menschen, die ihnen untergeben sind! Je unsicherer sie sich fühlen, desto unnachgiebiger verfahren sie mit ihren „Untertanen“. Manche werden auch vom Ehepartner, vom Vorgesetzten oder einem Freund zu ihrem Tun angestachelt. 3 4 Die egoistische (narzisstische) Persönlichkeit Dabei handelt es sich um Menschen, die zum Erreichen ihrer Ziele (das können auch geistliche Ziele sein), ihrer Wünsche und Vorstellungen keine Rücksicht auf andere Menschen nehmen. Das erreichen des Zieles steht im Vordergrund. Oft sind diese Menschen äußerst erfolgreich, weil sie zielstrebig und entschlossen vorgehen, aber der
Preis für das Erreichen der vorgegebenen Ziele ist hoch: Menschen, die verletzt, verwundet, resigniert, ausgebrannt … am Wegrand liegen bleiben. Der Grenzverletzer – in diesem Fall kann man durchaus vom Missbraucher sprechen – merkt oft gar nicht, was er da anrichtet. Er hat ja Erfolg, er erreicht seine Gemeindeund Unternehmungsziele. Im Glanz des Erfolges, auch geistlichen Erfolges, verblassen die Schmerzen der Opfer. Er gehört zum Typus des siegreichen Eroberers und ist allseits anerkannt. Gibt der Erfolg ihm recht? Vor Menschen vielleicht schon, aber wie denkt Gott darüber? Arme Gemeindeglieder (und Mitarbeiter christlicher Werke), die auf dem Altar des geistlichen Erfolges (Gemeindewachstum, Erreichen missionarischer, aber auch karitativer (!) Ziele) geopfert werden. Das Schreien und Klagen der Schafe, die von ihren Hirten geschunden und geschlachtet, aber nicht geheilt, getröstet und verbunden werden, hat Gott schon lange gehört und sein Herz berührt (nach Hesekiel 34,1ff.). Seine Hand wird nicht mehr lange zögern, die verletzenden und missbrauchenden Systeme und Personen zu richten. Die verletzte Persönlichkeit Menschen, die häufig verletzt werden, entwickeln Abwehr- und Schutzmechanismen, um sich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Dabei hat oberste Priorität: Mir darf niemand mehr wehtun, bevor mich jemand verletzen kann, muss ich mich selbst schützen. So entsteht das fast paradoxe Verhaltensmuster, dass verletzte Menschen dazu neigen, andere zu verletzen. Besonders gravierend wird es, wenn Menschen in Leitungsfunktionen sich ihrer Verhaltensmuster nicht bewusst sind und dann im guten Glauben, im Recht zu sein, aus nicht verarbeiteten Verletzungen heraus andere verletzen.
Die Persönlichkeit der Opfer Schwach ausgeprägte Persönlichkeit Schwache Persönlichkeiten brauchen Idole und lassen sich von ihnen unterjochen. Auch wenn der Starke sie unterdrückt, haben sie doch teil an seinem Erfolg und bemühen sich um sein Wohlwollen, auch wenn sie ihre eigene Autonomie zumindest zeitweise dafür opfern. Ihr eigenes Selbstwertgefühl ist schwach, also zehren sie von der Stärke eines anderen und nehmen dafür so lange Opfer in Kauf, bis der Preis zu hoch wird oder der persönliche Zusammenbruch droht. Oftmals geht diese Faszination der Stärke nicht nur von Personen, sondern auch von Systemen (Gemeinden, Organisationen etc.) aus, und Menschen sind bereit, für die entsprechenden Ziele (missionarisches Wachstum, geistliche Siege im Kampf gegen die Finsternis, Power-Lobpreis, Power-Heilung, Heiligung etc.) sich selbst aufzugeben. Es entsteht eine Art Abhängigkeit.
Ken Blue. Geistlichen Missbrauch heilen. Basel: Brunnen Verlag 1997, S. 122. Hilfreiche Literatur hierzu: Terry Virgo, Durch Gottes Gnade siegreich leben – Der biblische Weg zu entspannter Heiligkeit und Disziplin. Engelswies: Christliche Verlagsgesellschaft Tabor 1992 3 4
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Menschen mit Schuldgefühlen Menschen mit Schuldgefühlen und drohendem, strafendem Gottesbild akzeptieren, ja sehen sich geradezu nach gesetzlichem Druck. Ihr eigenes schlechtes Gewissen verurteilt sie, sie leiden unter Selbstanklage. Deshalb halten sie drohende, verurteilende, gesetzliche Botschaften für das Reden Gottes, unterwerfen sich uns sind bereit, große „Opfer“ zu bringen, um ihre Schuldgefühle und damit verbunden ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Dieses Verhalten findet man häufig bei Menschen, die in ihrer Kindheit wenig Liebe und Wertschätzung erlebt haben. Der gewissenhafte Mensch Er bejaht Recht, Ordnung und Opferbereitschaft, weil es seinen eigenen Prinzipien entspricht. Also ist er bereit, große Opfer an Zeit, Geld und Kraft für die gute Sache zu bringen. Ebenso will er es allen recht machen. Seine Gewissenhaftigkeit hindert ihn jedoch daran, rechtzeitig Grenzen zu ziehen.
Was kann der Betroffene tun? Halten Sie Distanz zum grenzverletzenden System oder der grenzverletzenden Person – auch wenn das mit einem schlechten Gewissen verbunden ist oder Ihnen Schuldgefühle eingeredet werden. Lassen Sie sich nicht länger entmündigen, sondern beanspruchen Sie eigene Autonomie. Dies ist übrigens ein neutestamentliches Ziel für jeden Gläubigen (Epheser 4,10 ff.). Suchen Sie sich eine Gemeinde, in der Freiheit, Respekt und Fairness gegenüber den Gemeindemitgliedern gewährt wird und in der Kommunikations- und Entscheidungsprozesse transparent ablaufen.
Suchen Sie sich einen Seelsorger oder Therapeuten, mit dem Sie die Verletzungen, aber auch Ihre persönlichen Defizite aufarbeiten können. Eine wichtige Fragestellung hierbei ist: Welche Defizite habe ich in meiner Persönlichkeit, dass ich so lange das verletzende Verhalten zugelassen habe? Welche vermeintlichen Vorteile hat mir mein duldendes Verhalten eingebracht? Lassen Sie Gottes heilendes Handeln zu und gewinnen Sie ein neues Verständnis seiner liebenden und heilenden Gnade. Lernen Sie zu unterscheiden, dass es nicht Gott war, der Sie verletzte, sondern das anmaßende Verhalten von Menschen. Wagen Sie neu, Ihr Herz zu öffnen und neu zu vertrauen, dass Gottes Liebe Sie erreichen kann.
Wie kann man helfen? Nehmen Sie den Ratsuchenden in seinem Schmerz ernst und ermutigen sie ihn, seine Klagen und Anklagen auszudrücken. Was zum Ausdruck gebracht wird, kann verarbeitet werden, vergeben werden und heilen. Geben Sie Raum zum Klagen und Anklagen, ohne zu schnell den Vergebungsprozess zu fordern. Beleuchten Sie das Gottesbild des Ratsuchenden und achten Sie darauf, dass drohende und leistungsorientierte Vorstellungen von Gott durch das richtige Verständnis der Gnade verändert werden.5 Viele Menschen sehen in Gott nicht den Vater, der sie liebt, weil sie selbst unter einem strengen Vater zu leiden hatten. Heilung findet der Ratsuchende durch die befreiende Erfahrung, geliebter Sohn bzw. geliebte Tochter zu sein und einen barmherzigen himmlischen Vater zu haben. So gut wie alle Menschen, deren Grenzen verletzt wurden, brauchen sie Heilung in Bezug auf ihre Gottesbeziehung.
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Hilfreiche Literatur hierzu: Manfred Lanz. Leben in der Liebe des Vaters – Eine Entdeckungsreise zum Vaterherz Gottes. Wuppertal: SCM R. brockhaus 2010.
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Geben Sie Hilfestellungbei der Integration in eine neue christliche Gemeinschaft, in der Offenheit, Wärme, Fairness und keine gesetzliche Theologie, sondern das richtige Verständnis der Gnade vorhanden sind. Lassen Sie dem Ratsuchenden die Zeit, die er benötigt, um sich neu auf eine christliche Gemeinschaft einlassen zu können. Bei gravierenden seelischen Störungen, vor allem bei suizidalen Impulsen, sollten Sie unbedingt den Ratsuchenden dazu veranlassen, sich professionelle Hilfe zu suchen (Psychotherapeut oder Psychiater).
Eine wichtige Ergänzung Unzufriedene und gekränkte Gemeindeglieder sprechen häufig von Missbrauch, auch wenn er gar nicht stattgefunden hat. Deshalb die nachfolgenden Einschränkungen. Es ist kein Missbrauch, wenn ein geistlicher Leiter, dem Verantwortung obliegt, Entscheidungen zu treffen, nach bestem Wissen und Gewissen eine andere Entscheidung als die von Ihnen vorgeschlagene trifft. Missbrauch ist jedoch, wenn die entgegengesetzte Meinung eines Menschen dazu benutzt wird, den geistlichen Stand des Betreffenden infrage zu stellen. Es ist kein Missbrauch, wenn ein Christ (Leiter oder nicht) einen anderen Christen mit einer Sünde, einem Fehlverhalten oder einem Fehler konfrontierte, der korrigiert werden muss. Das Ziel sollte natürlich nicht sein zu beschämen oder in Misskredit zu bringen, sondern zu heilen, zu retten und zu erneuern. Es ist auch kein Missbrauch, wenn eine Person, die eine Führungsrolle einnimmt, gebeten wird, wegen emotionaler, körperlicher und geistlicher Probleme von ihrem Amt zurückzutreten. Das Ziel muss jedoch sein, dem Betreffenden zu helfen, Hilfe zu finden, damit er schließlich sein Amt wieder übernehmen kann.
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Es ist kein geistlicher Missbrauch, wenn man mit Lehrmeinungen oder anderen Themen nicht einer Meinung ist und diese gegensätzliche Meinung auch öffentlich äußert. Bedenken Sie jedoch, dass man den Respekt vor dem anderen behalten und ihn niemals heruntersetzen oder angreifen sollte. Es ist kein Missbrauch, an bestimmten Maßstäben des Gruppenverhaltens festzuhalten (wie zum Beispiel Kleidung). Zum Missbrauch wird es erst, wenn andere geistlich degradiert oder beschämt werden, weil sie diese Ansicht nicht teilen.
David Johnson & Jeff Van Vonderen, a.a.O., S. 28 – 29
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Ein starker Leiter übt nicht automatisch Missbrauch aus, weil er oder sie stark und entschlossen ist. Eine Person kann gleichzeitig Opfer und Täter sein. Sie können zum Beispiel von einem christlichen Leiter niedergemacht oder bedrängt werden, richtig zu „funktionieren“ und gleichzeitig Ihrem Teenager vorwerfen, rebellisch zu sein, weil er Sie gebeten hat, eine Entscheidung zu überdenken, die wirklich ungerecht ist, oder weil er versucht, das Glaubenssystem, dass Sie ihm von klein auf vermittelt haben, zu überprüfen. Oder eine Frau kann sich von ihrem Mann, der seine geistliche Autorität mit schwerer Hand ausübt, schikaniert und vernachlässigt fühlen und gleichzeitig die Bibel benutzen, ihre Kinder dazu zu zwingen, sich wie kleine Engel zu benehmen.“ 6
Das Wichtigste auf einen Blick Es gibt grenzverletzende Gemeindesysteme, aber auch grenzverletzende Personen. Es braucht Mut, sich zu distanzieren, weil einem meist ein schlechtes Gewissen eingeredet wird und Abhängigkeiten entstanden sind. Menschen mit schwacher Persönlichkeit, Schuldgefühlen oder dem Streben nach Recht und Ordnung fühlen sich in unterdrückenden Systemen oft wohl – bis der Druck zu groß wird. Zur Aufarbeitung gehört meist ein vertieftes Verständnis der Gnade und der Vaterliebe. Das bedeutet ein verändertes Gottesbild und die Erfahrung, Gott vollkommen vertrauen zu können. Grenzverletzungen sind schmerzhafte seelische Verletzungen. Wichtig ist seelsorgerliche Begleitung, in der Prozesse der Heilung, Vergebung und neuen Vertrauens durchlaufen werden. Auszug aus dem Buch „Worüber man nicht spricht – Tabus in Seelsorge und Gemeinde“ von Ute Horn und Winfried Hahn Erschienen im SCM Hänssler Verlag.
ÜBER DEN AUTOR Winfried Hahn, ist Pastor und Pädagoge. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern, Damaris und Daniel, war Pastor in mehreren freikirchlichen Gemeinden, studierte Pädagogik und machte eine Ausbildung zum Christlichen Therapeuten. Heute leitet er das de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung und ist Vorsitzender der Christlichen Stiftung de’ignis-Polen. Als Pastor im übergemeindlichen Dienst und Buchautor hält er Predigten, Vorträge und Seminare im In- und Ausland.
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VON FRIEDRICH HĂ„NSSLER
Verarbeitung traumatischer Erlebnisse im Verlauf eines langen Lebens 32
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ls Senior gehöre ich einer Generation an, die als Jugendliche Belastungen durch Krieg und Diktatur erlebten. Eigentlich wurde uns unsere Jugend in der Nazidiktatur gestohlen.
Obwohl mein Elternhaus ein guter Schutzschild gegen den ideologischen Einfluss dieser Zeit war, wurde ich mit einer permanenten Bedrohungssituation konfrontiert. Krankheit, der Tod von Geschwistern und engsten Freunden, als ich gerade 10 Jahre alt war. Als Luftwaffenhelfer wurde ich im Alter von 15 Jahren eingezogen und hatte schon vorher ein sehr unangenehmes Verhör mit SS Führern überstanden, weil ich mich weigerte, die „Dienste“ der Hitlerjugend mitzumachen. Die unzähligen Bombennächte, häufigen Nachtalarme und daraus resultierenden Schlafstörungen, die Bilder von Krieg und Zerstörung haben sich eine Spur durchs Gedächtnis gebahnt. Einzelerlebnisse, wie ich im Bombenhagel im Luftwaffenlazarett operiert wurde oder während eines Bombenangriffes durch den Luftdruck mit großer Wucht gegen eine Wand geschleudert wurde, oder Tote im Keller suchen und bergen musste, haben wohl die Sicherheit und Kontrolle über eigene Gefühle beeinträchtigt.
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Trotz dieser Kette von extremem Erleben, von dem ich hier ganz wenig andeuten kann, von traumatischem Erleben möchte ich hier noch gar nicht reden, hatte ich immer den Eindruck eine glückliche, behütete Kindheit und Jugend gehabt zu haben.
Die Extremerlebnisse folgten noch Als Soldat der Wehrmacht wurde ich in ein Erschießungskommando gezwungen. Es wurde uns der Befehl vorgelesen: „Wenn Sie sich weigern zu schießen, werden Sie heute standrechtlich erschossen“. Ich habe damals zu Gott geschrien um Hilfe in dieser Situation. Als wir schon die ersten Verurteilten vor uns stehen hatten, Sekunden vor
der ersten Salve, holte mich ein hoher, mir ganz unbekannter Offizier aus dem Kommando und befahl: „Sie brauchen nicht zu schießen, ihre Aufgabe ist es die Toten zu versorgen“. Die Dramatik dieses Erlebens, einer der Verurteilten rief noch Sekunden vor seinem Tod „es lebe Deutschland“, die Erfahrung meiner „Verschonung“, für mich ein Wunder, bewirkten bei mir eine tiefgreifende Lebensveränderung. Ich sagte damals: Gott, ich möchte zu dir gehören. Es folgten ein Fronteinsatz, Flucht und nach Kriegsende, schon Monate später, als 18-jähriger, die Möglichkeit zu studieren. Von der Schulbildung her gesehen hatte ich einen großen Nachholbedarf, große Lücken, und trotzdem irgendwie ein ganz neues Leben. Der Stress, zwar ganz anders geartet, ging weiter, als Stipendiat stand ich unter Druck. In dieser Zeit war die Erinnerung wie vergessen, als ob die Information nicht mehr erreichbar wäre. Dann meldete sich eine vom Krieg mitgebrachte schwere Lungentuberkulose, im Rettungswagen zum Spezialkrankenhaus gebracht, dort wochenlang zwischen Leben und Tod, von den Ärzten aufgegeben, kam in den 8 Monaten Klinikaufenthalt langsam die Erinnerung wie ein Schauen in die Vergangenheit mit all den schrecklichen Erfahrungen zurück. Meine Lebenspläne waren auch gescheitert. Diese ganze Kette schmerzlicher Erinnerungen hätte der Humusboden für ein Leben mit psychischer Auffälligkeit sein können. Es kam aber anders. Vielleicht durch ein Nachlassen der Verdrängung durch Dauerstress erlebte ich eine starke Traumreaktivierung. Sehr häufig erlebte ich im Traum schwere Lebenssituationen, besonders das Erschießungskommando wieder. Das steigerte sich auch. Anlässlich eines USA Aufenthaltes erzählte ich zwei Freunden davon, nachdem ich jahrelang nicht darüber gesprochen hatte, schriftlich mich erst nach Jahrzehnten äußerte. 33
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Diese beiden, ein amerikanischer Flugkapitän der 31 Jahre lang wöchentlich über den Atlantik flog, und ein deutscher Oberstaatsanwalt, der in die RAF Prozesse eingebunden war, verpflichteten sich, für mich intensiv zu beten. Ich wusste mich getragen durch ihre Fürbitte, und Gott wirkte unerwartet. Was unbegreiflich ist, ist deshalb nicht weniger wirklich. Seit 30 Jahren habe ich nun nicht mehr davon geträumt. Was der Auslöser dieser Traumreaktivierung war, ist mir bis heute unbekannt. Gebet war sozusagen mein Türöffner. Ich begann dann auch damit immer wieder die Bibel durchzulesen. Das war und ist mein Halt und ich lernte von den biblischen Zeugen, dass man sein Herz vor Gott ausschütten kann. Weil das Wort des lebendigen Gottes bleibend ist, erlebte ich mit Matthias Claudius „Etwas Festes muss der Mensch haben.“ Als ich nach guten Erfolgen in der Arbeit meines Verlages schwierige wirtschaftliche Probleme bekam, wichtige Innovationen funktionierten zu spät, im Ausland verloren wir durch Firmenzusammenbrüche große Summen, war das nächste Trauma perfekt. Dass der inzwischen stark gewachsene Betrieb in die Stiftung Christliche Medien aufgenommen wurde, zeigte mir die bessere Planung und Vorsorge Gottes.
»Ich sagte mir damals: „Im Wissen um das was für mich gut ist, ist Gott mir immer eine Ewigkeit voraus.“ Vertrauen einüben war angesagt.« Neben dem „Gespräch mit dem Höchsten“ und einem „Leben mit der Bibel“, dem Wissen „Umgeben von Gott“ zu sein, war mir die Gemeinschaft mit Menschen, die Jesus Christus liebhaben, eine große Ermutigung. Gewiss gab es in „schwieriger See“ nicht nur „Tragende Freunde“, sondern auch „Sprachlose Freunde“, aber der Rückhalt 34
bei Familie und Freunden bedeutete Geborgenheit und natürlich die bleibende Erfahrung „Gott gestaltet ein Leben“. Wenn Eduard Spranger sagte „Erinnerung ist der irdische Kampf mit der Zeit“ so ist das eine Sache, eine andere ist:
» Erinnerung ist die gute Erfahrung, in der Hand Gottes sicher in unsicheren Zeiten zu sein.« » Eine bleibende Hilfe für die Bewältigung starker seelischer Erschütterungen waren mir immer wieder 3 Worte: Nicht aufgeben: Abgeben.«
ÜBER DEN AUTOR Friedrich Hänssler, Verleger, geboren am 6. März 1927. Studium, verheiratet, 6 Kinder. Tätig in vielen Missionswerken. 1950 tritt Friedrich Hänssler in den von seinem Vater Friedrich Hänssler sen. gegründeten Verlag ein, 1959 – 2002 Leiter des Verlags, seither Berater der Stiftung Christliche Medien. Friedrich Hänssler erhielt in Würdigung seiner Verdienste um die Verbreitung christlicher Wertmaßstäbe von der Bundesrepublik, dem Land Baden-Württemberg und der Evangelischen Kirche Württemberg eine ganze Reihe hoher Auszeichnungen.
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Gefangen im Trauma – Durchbruch zur Freiheit Plädoyer für eine christliche Trauma-Begleitung
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raumatisierte Menschen erleben sich häufig von Gefühlen und Gedanken überflutet, die sie nicht einordnen, aber auch nicht einfach wegschieben können. Betroffene Christen sind oft verzweifelt. Sie bemühen sich mit aller Kraft ihr Leben als „gute Christen“ zu gestalten und stoßen immer wieder an Grenzen. Obwohl sie sich verändern wollen, bereit sind zu vergeben, ungeliebte Verhaltensmuster wie Kontrolle, Misstrauen, Aggressivität im Gebet vor Gott bringen, scheinen diese Schritte bei ihnen nicht zu funktionieren. Sie erleben sich gefangen im Gefühlschaos, sich aufdrängenden Gedanken und der inneren Überzeugung, wahrscheinlich nicht normal und somit selbst schuld oder vielleicht sogar verrückt zu sein. So fällt es ihnen schwer,
VON URSULA RODERUS
sich mitzuteilen und in ihrer Not Hilfe zu suchen. Falls sie dies doch wagen, sind häufig Seelsorger und Berater erste Ansprechpartner. Wichtig ist nun, dass sie Annahme und Verständnis erfahren, ihre aktuellen Probleme als Ausdruck einer Trauma-Folgestörung erkannt werden und sie angemessen weiterbegleitet werden. Je nach Schweregrad ist auch therapeutische Betreuung wichtig. Bei der Aufarbeitung dieser schweren und herausfordernden Themen sehnen sich betroffene Christen ganz besonders nach Sicherheit, Trost und Nähe, nach Hilfe und dem Wirken des lebendigen Gottes, an den sie glauben. Ziel der säkularen Therapie ist es, mit dem Trauma leben zu lernen. Die betreffende Person wird gestärkt und 35
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beginnt, gut für sich zu sorgen. Die Trauma-Erinnerungen können aus dem Trauma-Gedächtnis in die Gehirnareale der narrativen Erinnerungen umgespeichert werden. Das sind wertvolle Veränderungen. Wenn nun auf dem Wiederherstellungsweg auch Gottes Gegenwart, sein Handeln und Reden, sein Wirken Raum bekommen, kann wirklich tiefgreifende und umfassende Heilung geschehen. Aus diesen Gründen biete ich in meiner Beratungspraxis Aufwind christliche Trauma-Therapie an. Der Aufarbeitungsweg gliedert sich in fünf Etappen, die ich im Folgenden vorstellen werde. Zur Illustration dienen Ausschnitte aus dem Buch „Berufen zum Königskind, Gefangen im Trauma – Durchbruch zur Freiheit“, das Ulrike Willmeroth und ich gemeinsam verfasst haben. Es schildert Ulrikes persönlichen Aufarbeitungsweg.
Ulrikes Geschichte Ulrikes Kindheit ist geprägt von emotionalem, körperlichem und sexuellem Missbrauch. Noch vor ihrem ersten Geburtstag wird sie von ihrer Ursprungsfamilie getrennt, erlebt Jahre im Kinderheim und kommt schließlich in
eine Pflegefamilie. Sie wird zu einer jungen Frau, die mit viel Elan versucht, ihren Weg zu finden und doch in ihrer Identität zutiefst verunsichert ist. Ein Arbeitskollege sieht ihre Not und nimmt sie mit in seine Gemeinde. In ihr wächst die Sehnsucht, Gott als Vater kennenzulernen. Im Alltag ist Ulrike mit vielen Problemen konfrontiert, vor allem Beziehungen gestalten sich schwierig, sie empfindet ihr Leben mühsam und schwer. Als sie sich eines Tages in großer Verzweiflung das Leben nehmen will, erlebt sie ganz konkret Gottes Eingreifen. Sie ist überwältigt, Gott will nicht, dass sie stirbt, er selbst sorgt für sie. In den folgenden Jahren erfährt Ulrike immer wieder Gottes Führung und Hilfe. Sie lernt, ihm zu vertrauen und beginnt, ihre Fragen und Probleme direkt mit ihm zu besprechen. Er ist ihr Halt in Momenten, wo ihr alles zu entgleiten droht, von ihm erlebt sie Trost und Zuspruch, Verständnis und Ermutigung. Auf der Suche nach weiterer Heilung besucht sie Seminare, kommt in Kontakt mit ihrem „inneren Kind“ und geht in der Seelsorge viele wertvolle Schritte. Schließlich kommt sie zu mir in die Christliche Trauma-Therapie.
Etappe 1: Vertrauensaufbau und Stabilisierung Vertrauensaufbau Am Anfang einer therapeutischen Begleitung stehen Vertrauensaufbau und Stärkung der Stabilität. Vertrauen zu schenken bedeutet für einen Menschen, der viel Enttäuschung und Verletzungen erfahren hat, enormes Risiko. Die Angst ist groß, erneut verletzt zu werden. Damit Vertrauen wachsen kann, sind Zeit und Geduld erforderlich. Auch Gott gegenüber besteht oft Misstrauen, das Gottesbild ist häufig verzerrt und der Glaube verbogen. Gerade am Anfang der Begleitung spielen diese Themen eine wichtige Rolle. Um Gottvertrauen zu entwickeln oder zu festigen muss die Wahrheit gehört werden, nur so kann sich die Wahrnehmung verändern. Gott zu erkennen, als den, der er wirklich ist, ist eine der wertvollsten Grundlagen für jeden Heilungsprozess. Die vertrauensvolle Abba – Kind-Beziehung wird zur unüberschätzbaren Hilfe. Wahrheiten und Zusagen Gottes Die Wahrheiten und Zusagen Gottes, die ich als grundlegende Basis des christlichen Wiederherstellungsweges betrachte, will ich im Folgenden kurz zusammenfassen: Wir Menschen sind von Gott gewollt und geplant, von ihm geliebt und angenommen, so wie wir sind. Niemand muss dafür etwas leisten oder vorweisen, sondern bekommt diese Annahme geschenkt. Unser Wert und unsere Würde liegen in der Gotteskindschaft, er hat von 36
Anfang an Ja zu jedem von uns gesagt! Er hat Gaben und Begabungen in jeden Menschen hineingelegt. Wir dürfen sie entdecken und leben lernen. Er hat uns zur Freiheit berufen. Jesus ist gekommen, jeden Menschen aus seinen Gefangenschaften zu befreien, Schuld zu vergeben, Wunden zu verbinden, in Schmerz und Trauer zu trösten. Er versteht Leid, weil er selbst gelitten hat, verfolgt und gedemütigt wurde, Scham und Verzweiflung kennt. Er hat sogar erfahren, wie es sich anfühlt von Gott getrennt zu sein. Jesus geht mit ins Leid hinein, nimmt es sogar auf sich. Vor ihm dürfen Klagen, Verzweiflung und Schmerz ausgeschüttet, Wut, Verachtung und Hass zugegeben werden. Selbst wenn man voller Selbstablehnung, Trauer und Hass ist, gibt es durch ihn und mit ihm Hoffnung und Zukunftsperspektive. Er gibt dem Schwachen Kraft und bietet Zuflucht für die, die voller Angst sind. Er ist an unserer Seite, selbst wenn andere uns verlassen. Er kann Wunden heilen und das, was aufgrund von traumatischem Geschehen zerbrochen ist, wieder eins machen. Er hat den Feind, sogar den Tod überwunden. Jesus bedeutet Auferstehung und Leben, mit und durch ihn ist neues Leben möglich. Stabilisierung Auch in tiefer Not transportieren diese Zusagen Hoffnung und Zuversicht. Wenn Betroffene diese Wahrheiten in sich aufnehmen, werden neue Denkmöglichkeiten ge-
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bahnt und Perspektiven eröffnet. Die betreffende Person kann sich im Licht Gottes entdecken und aufgrund seiner bedingungslosen Liebe und Annahme weiterentwickeln. Das Ich wird gestärkt, Wert und Würde werden vermittelt, Selbstwahrnehmung eingeübt und Selbstfürsorge erlernt. Als Auserwählte und Berufene, als Tempel des Heiligen Geistes dürfen sie wahrnehmen, was ihrem Geist, ihrer Seele und ihrem Körper gut tut und beginnen, gut mit sich umzugehen. Sie üben, für sich zu sorgen, Grenzen zu entdecken und zu setzen. Viele praktische Übungen und Alltagsthemen können hier einbezogen werden. Sehr wertvoll ist auch das Beziehungsnetz, das eine christliche Gemeinde bietet. Hauskreise, Segnungsangebot, Gesprächsmöglichkeiten mit Mitarbeitern und anderen Mitchristen können Geborgenheit und Zugehörigkeit vermitteln. Lebendiger Glaube ist eine kostbare Ressource, er hält, trägt durch, bereichert, schenkt Mut. Zudem hebt sich der Blick aus dem hoffnungslosen „In sich verkrümmt Sein“ zu dem, der alles vermag. Betroffene sind nicht mehr allein auf sich, die eigene Kraft und die eigenen Möglichkeiten angewiesen, sondern können sich an ein Gegenüber wenden, das ein Vielfaches mehr an Kraft und Möglichkeiten hat, an Gott selbst, der unabhängig ist vom eigenen Versagen, eigener Hilflosigkeit und momentanen Gefühlen. Warum sind Ressourcen so wichtig? Dazu ein Ausschnitt aus dem Buch, Ulrike berichtet:
Herzensschatzkammer! Jesus steht darin und lädt mich ein, hineinzuschauen. Ich schaue in die Kammer und entdecke einen großen roten Edelstein. Er sieht wunderschön aus. Ich bin begeistert und innerlich sehr bewegt. „Ulrike, gefällt er dir?“ „Jesus, er ist wunderschön, aber so groß. Ich glaube nicht, dass ich ihn alleine in die Schatztruhe heben kann. Was für ein Stein ist das? Er leuchtet wunderbar. Wofür steht er?“ „Für dein großes, gutes Herz.“ „Ich habe ein großes gutes Herz?! … Ich habe doch so viel falsch gemacht. Die Negativliste ist mindestens eine Tapetenrolle voll.“ „Ulrike, das sind deine Reaktionen auf das, was deinem Herzen angetan wurde. Dein Herz war immer gut und riesengroß.“ Jesus lacht dabei aus vollem Herzen. Er meint es wirklich ernst! Noch vor Monaten sah ich mein eigenes Herz als Kammer des Schreckens. Gefürchtet habe ich mich vor meinem eigenen Herzen. Jesus zeigt mir Stück für Stück, dass mein Herz anders ist. Er verändert meine Sicht von mir selbst. … Jetzt verstehe ich auch mein erstes Bild: Die Schieflage des Schiffes zeigt an, dass ich dazu neige, eine Negativliste in mir zu haben. Vieles aus meiner Vergangenheit, viele meiner Verhaltensweisen sehe ich als schlecht an. Ich bin sehr selbstkritisch und lasse kein gutes Haar an mir. Ich werde erkennen, was auf der Positivseite ist. Mein Schiff wird ins Gleichgewicht kommen, dann kann es Fahrt aufnehmen und vorwärtsfahren, ohne den Motor dabei zu überlasten.«
»An einem Morgen kurz vor Beginn der Therapie, wache ich mit einem Bild vor Augen auf: Ich sehe ein Schiff mit starker Schlagseite. Es ist einseitig beladen. Dieses Schiff sieht so aus, als ob es jeden Moment kentern würde. Das erschreckt mich sehr. Kann ein solches Schiff vorwärts kommen? Kann es sein Ziel erreichen? … Dann sehe ich ein anderes Bild: meine
Bevor man sich schwierigen Themen stellt, muss das Positive und Ermutigende, das, was hält und stärkt, Raum bekommen, sonst ist die Gefahr groß, dass „das Schiff “ kentert oder mit Schlagseite liegen bleibt. Das Positive ist wichtig, damit auch das Negative angeschaut und verarbeitet werden kann. Betroffene dürfen und sollen sich über ihre „Schätze“ freuen lernen! 37
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Etappe 2: Äußere und innere Sicherheit In einem nächsten Schritt geht es darum, einen sicheren äußeren und inneren Rahmen für die weitere Arbeit zu gestalten. Zum äußeren Rahmen gehört die aktuelle Lebenssituation. Solange sogenannte Täterkontakte bestehen, ist eine Aufarbeitung des Traumas nicht möglich, dann geht es nur darum, das Leben irgendwie zu meistern. Dazu sind alle Kraftreserven nötig. In Ulrikes Fall ist der äußere Rahmen stabil und unterstützend. Ulrikes jetzige Familie steht hinter ihr, sie ist in eine Gemeinde eingebunden und hat gute Freunde. Zu den Menschen, die sie früher geschädigt haben, besteht kein Kontakt mehr oder sie sind bereits gestorben. Das Thema „Innere Sicherheit“ bezieht sich auf die Bedrohung durch aufdrängende Gedanken, Bilder und Gefühle, überflutende Flashbacks, Impulse, sich selbst zu verletzen oder das Leben zu nehmen. Nun muss das sogenannte Distanzieren erlernt werden, d. h. Überwältigendes zuerst einmal wieder auf Abstand zu bringen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten: Wir können einüben, bedrohliche innere Bilder auf eine imaginierte Leinwand zu projizieren, mit einer vorgestellten Fernbedienung kleiner zu zoomen, das Standbild schließlich auf einen Datenträger, z. B. eine DVD aufzunehmen und diese mit Hilfe der Vorstellungskraft an einem sicheren Ort zu verwahren. Viele meiner Klienten ziehen es vor, Päckchen zu packen. 38
Sie geben das Bild, bedrängende Gedanken oder Gefühle in ein Päckchen, verschnüren es gut und vertrauen es Jesus an. Er hat uns aufgefordert, all unsere Lasten auf ihn zu werfen, er kann mit diesen Dingen besser umgehen als wir. Falls nötig kann er zur rechten Zeit mit den Betroffenen den Inhalt dieses Päckchens wieder herausholen, dann, wenn die Fähigkeit gewachsen ist, dieses Thema zu bearbeiten. Betroffene haben meist Angst, an den inneren Schmerz zu kommen, zu groß und übermächtig scheint der angestaute Tränensee. Hilfreich ist, Jesus zu bitten, als „Schleusenwärter“ zu fungieren. Er weiß, wie viel Tränen und Trauer durchfließen können, weil sie jetzt ertragen und getröstet werden können. Ein weiterer Übungsschritt ist die Reorientierung. Es geht darum, sich immer wieder im Hier und Jetzt zu verankern, seine Erwachsenenposition einzunehmen und aus ihr heraus denken und handeln zu lernen. Hilfen können sein, bewusst die Umgebung wahrzunehmen, das Körpererleben durch Berührung, Reiben und Bewegung zu fördern oder sich Tätigkeiten zu widmen, die die ganze Aufmerksamkeit erfordern. Verletzte innere Anteile können mit Jesu Hilfe an einen sicheren inneren Ort gebracht werden. Dies kann ein Haus, eine Baumhöhle, eine geschützte Wiese in Jesu Geborgenheit, eine Waldlichtung oder Jesus selbst sein.
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Etappe 3: Arbeit mit dem Inneren Der eigentliche Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Beschäftigung mit den tiefen Überzeugungen, die sich aufgrund der Traumata entwickelt haben, mit den inneren „Wahrheiten“. Diese sind eng verknüpft mit den verschiedenen Anteilen, die aufgrund der Dissoziation entstanden sind. Um weiterleben zu können, hat sich das ÜberlebensIch, von van der Hardt auch anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil (ANP) genannt, von dem Trauma mit all seinen Ängsten, Gefühlen und Schmerzen getrennt. Das traumatisierte Ich, auch Emotionaler Persönlichkeitsanteil (EP) genannt, bleibt im Trauma stecken, trägt Erinnerungen, Gefühle und Gedanken, die zu diesem Trauma gehören. Bei Langzeittraumatisierten gibt es häufig mehrere EPs, die in verschiedensten Situationen entstanden sind. Kein Wunder, dass die Betroffenen in sich solch ein Chaos unterschiedlichster Emotionen und Gedanken erleben! Den ANP ermutigen, sich einzulassen Am Anfang der Begegnung haben wir meist mit dem ANP zu tun. Dieser will funktionieren, die Probleme und all das, was stört, endlich loshaben. Mit den schwierigen Gefühlen und Gedanken will er nichts zu tun haben. Hier ist liebevolle Überzeugungsarbeit notwendig, um den ANP einzuladen, sich auf das, was innen ist, einzulassen. Oft ist das Innere geprägt von einem Gegeneinander, einem angstbesetzten Sich gegenseitig Meiden und Unterdrücken. Heute gilt es, diese Dynamik zu entdecken, das Innere zu betrachten und verstehen zu lernen. Ulrike bekam von mir die Hausaufgabe, in einem Bild darzustellen, wie es in ihrem Herzen aussieht. Das Bild, das entstand, war sehr komplex, eine ganze Festungsanlage: Ringsherum eine riesige Mauer, der Eingang fest verschlossen, ein Wachtturm trug als Überschrift „Kontrolle“, aus einem Brunnen kam die Frage: „Hört mich denn niemand?“. Es gab ein Gefängnis, ein Kellergewölbe, aber auch ein helles rotes Herz, in dem geschrieben war: „Ich bin geliebt!“ Ulrikes Bild bot eine gute Grundlage, um mit dem Inneren weiterzuarbeiten. Als nächsten Schritt ergänzte Ulrike das Bild durch Gedanken, die zu den jeweiligen Bereichen gehörten. Arbeit mit Wächtern und Beschützern Neben dem Wachturm war Folgendes zu lesen: »Ulrike die Kontrollierende sagt: „Ich muss aufpassen! Die Festung muss gesichert werden! Ich werde das schon schaffen! Alles im Griff behalten, nach innen und außen! Big Ulrike is watching you! Ich habe den Überblick! Wehret den Anfängen, voraus-
schauend unterwegs sein! Bloß nicht spontan handeln! Intuition: Vorsicht! Gefühlsregungen: Achtung! Blicke anderer: Vorsicht! Tore schließen! Gefahr! Keiner bewegt sich von seiner Stelle!« Innere Wächter und Beschützer zur Mitarbeit zu gewinnen ist besonders wichtig. Dies gelingt nur, wenn wir nicht gegen sie und ihr Tun Stellung beziehen, sondern ihr bisheriges Verhalten als Versuch zu schützen einordnen und wertschätzen. Die Kontrollierende war in Ulrikes Vergangenheit überlebenswichtig. Als EP ist dieser Persönlichkeitsteil noch eng mit dem traumatischen Geschehen verbunden und springt an, sobald er Gefahr wittert. Heute soll er erfahren, dass sich die Zeiten geändert haben, dass es heute Hilfe, Schutz und neue Möglichkeiten gibt, mit bedrohlichen Situationen umzugehen. „Durch den ANP hindurch“ komme ich mit dem kontrollierenden Teil ins Gespräch und berichte ihm mehr darüber, wie Ulrikes Leben heute aussieht. Ich erzähle auch von Jesus, wer er ist und was durch ihn möglich ist, vermittle Wertschätzung für die treue bisherige Hilfe, aber ermutige auch, althergebrachte Reaktionsweisen zu überdenken: »Dies sei vor allem wichtig, da er ja eine so verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen hat. Vielleicht ist es ja heute möglich und nötig, manches anders zu gestalten als bisher. Ist er bereit darüber nachzudenken und sich auch mit Jesus, der den besten Überblick hat, darüber zu unterhalten? … Die Kontrollierende sieht sich von ihrem Wachturm aus alles in Ruhe an. …Wenn Jesus in Zukunft mit auf dem Wachturm bleibt, dann ist die Kontrollierende nicht mehr alleine und muss die Entscheidungen auch nicht allein treffen. Weniger Stress! Oh ja, das wäre eine gute Veränderung.« Im Folgenden erhält die Kontrolle einen neuen Namen: Sie darf ab jetzt Wächterin heißen. Die Namensänderung ist Symbol und äußeres Zeichen für das innere Geschehen. Die Wächterin entscheidet sich, mit Jesus zusammenzuarbeiten, von ihm zu lernen, ihre Stärken auf gute und hilfreiche Art einzusetzen, Überblick zu behalten und angemessen zu reagieren. Jeder Anteil ist wertvoll Bei der Arbeit mit dem Inneren wird kein Persönlichkeitsanteil überflüssig oder abgeschafft! Jeder ist Teil des Ganzen und als solcher kostbar und wertvoll. Bei dem Heilungsprozess geht es um innere Veränderung, innere Versöhnung, Miteinander und Füreinander erreichen statt des bisherigen 39
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Unterdrückens und Gegeneinanders. Der erwachsene ANP lernt, nach innen zu hören, lernt die unterschiedlichen Überzeugungen und Nöte kennen und beginnt, sich um die kindlichen Anteile und Bedürfnisse zu kümmern: »Ich sehe vor meinem inneren Auge das Versteck unter der Kellertreppe im Haus meiner Pflegeeltern. Ich, die erwachsene Ulrike, schaue in die Höhle und sehe die kleine Ulrike, das Kellerkind dort sitzen. Es sitzt zusammengekauert in der Ecke und hat den Kopf auf die Knie gelegt. Ich gehe in die Höhle und setze mich zu ihr. Es scheint ihr gut zu tun, dass ich jetzt da bin. Wir reden ein wenig miteinander.« So begegnen wir ganz unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen, Opferanteilen, die Trauer und Schmerz tragen oder voll Angst und Panik sind, kindlichen Anteilen, die weggesperrt wurden, weil sie sich nach Nähe und Beziehung sehnten, aber die Angst vor Enttäuschung so groß
ist. Innere Täteranteile schicken Negativ-Botschaften: „Du bist und bleibst eine Niete! Es wäre besser, wenn es dich nicht gäbe! Du bist sowieso selbst schuld!“ Sie wenden sich oft in Selbstaggression gegen das Innere, können aber auch nach außen angreifen oder verteidigen. Erfolgreiche Arbeit mit den Täteranteilen führt zu den entscheidendsten Veränderungen für die Betroffenen. Jeden Anteil gilt es, in seinem Denken, Fühlen und Handeln verstehen zu lernen. Immer mehr kann die betroffene Person die verschiedenen Gedanken und Gefühle ein- und zuordnen. Wann immer möglich führe ich in ein inneres Zwiegespräch mit Jesus. Ich erlebe es selbst als Bereicherung, miterleben zu können, wie Jesus jedem Anteil auf ganz spezielle Art und Weise begegnet und dort abholt, wo dieser gerade steht. Schritt für Schritt erfährt jeder Anteil Trost, Ermutigung, Hilfe und Umkehr, wird aus Gefangenschaften und dunklen Orten gerettet und darf Freiheit und Sicherheit erleben.
Etappe 4: Sich den traumatischen Erinnerungen stellen Bei der Begegnung mit den einzelnen Anteilen, kommen wir oft auch mit den traumatischen Erlebnissen in Kontakt. Anfangs wird noch alles, was zu viel ist, auf Abstand gebracht, aber je mehr Kompetenz und innere Stärke gewachsen sind, desto mehr können einzelne Traumata betrachtet und bearbeitet werden. Das folgende Beispiel beschreibt eine innere Rettungsaktion: Ulrike wurde bereits als Baby von ihrem Vater missbraucht, als Folge gibt es im Inneren ein Baby, das als EP wie eingefroren in der traumatischen Situation ist und Ulrike mit verzweifelten Gefühlen und Gedanken bedrängt. Dieser Anteil soll herausgerettet werden, damit auch er verstehen kann, dass das schlimme Geschehen vorbei ist und der Vergangenheit zugeordnet werden kann. In der säkularen Trauma-Therapie imaginieren sich die Betroffenen für die sogenannte innere Rettungsaktion ein inneres Helferteam. Als Christen können wir Jesus um seine Hilfe, um sein Eingreifen bitten. Damit Ulrike während dieser Arbeit in der Erwachsenen-Position bleiben kann, setzen wir Distanzierungs-Hilfen ein: »Diesmal sehe ich (Ulrike) die Szene wie einen Film auf der Leinwand, die ich mir vorgestellt habe. Wieder sehe ich das kleine Baby in seinem Gitterbettchen. Es hat Angst, ich auch. Ursel fragt mich, ob ich Jesus wahrnehmen kann. Ja, ich sehe, wie er den Raum betritt und sich an das Bettchen stellt… Ich sehe wie er meinen leiblichen Vater hinter sich 40
schiebt. Jesus holt das Baby aus dem Bettchen, wiegt es in seinen Armen hin und her. Dies tut ihm gut. Er tröstet es und spricht mit ihm. Auch ich entspanne mich und werde ruhiger. Danach legt er das Baby ins Bett zurück und streichelt ihm zart über den Kopf. Mein leiblicher Vater ist nicht mehr zu sehen, wie im Hintergrund verschwunden. Als nächstes sehe ich eine Glocke, ähnlich einer Käseglocke, die über das Bettchen gestülpt wird. Sie wirkt auf mich wie eine Schutzglocke. Das Baby ist nun ganz von seinem leiblichen Vater getrennt. In dieser Glocke ist es unbeschreiblich hell. Ich weiß, hier ist das Baby in der Gegenwart Gottes geborgen, es geht dem Baby gut. Das ist auch für mich sehr wohltuend ... Dem Baby geht es gut, auch ich bin ruhig. In mir ist Frieden.« Auf diese Weise können sich Betroffene Stück für Stück ihren traumatischen Erfahrungen stellen. Sie erleben, dass selbst wenn zuvor die Angst vor der Konfrontation groß war, am Ende Ruhe, Geborgenheit, Trost und Frieden warten. Wenn Jesus in der inneren Herzensschau an einem verletzten Anteil handelt, geschieht tiefe Veränderung. In der Folge können alte Überzeugungen wie „Niemand darf mir zu nahe kommen, Nähe ist gefährlich!“ verstanden und verändert werden. Nach meiner Erfahrung bewirkt das Erleben, von Jesus selbst berührt zu werden, so tiefgreifendes Heilwerden, wie es nur in diesem Glaubenszusammenhang möglich ist.
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Etappe 5: Trauer und Trost, Integration und Neuorientierung Auch die Frage „Gott warum hast du das zugelassen?“ bekommt ihren Raum. Zeiten der Trauer und des Trostes gehören zum Wiederherstellungsprozess dazu. Die Betroffenen entdecken, dass sie Schmerz, Trauer und Wut nicht mehr verdrängen müssen, sondern lernen, mit ihnen umzugehen. In Gott haben sie ein Gegenüber, dem sie alles anvertrauen und vor dem sie alles ausschütten können. »In Gedanken versunken sitze ich auf einer Bank und betrachte eine mit Blumen übersäte Wiese. Mir fallen die Tropfen an den Blattspitzen auf. Da schießt mir ein Gedanke durch den Sinn: „Papa, sind das alles deine Tränen?“ „Ja, jeden Tag habe ich um dich geweint. Ich habe dein Elend gesehen. Deine verzweifelten Kämpfe um dich selbst und deine Ängste. Ich habe deine Schreie gehört und all deine Gefühle habe ich ebenso empfunden wie du. Alle deine Entscheidungen sind mir bekannt. Ich habe gesehen wie deine Anmut, deine Zartheit und deine Sensibilität verloren gingen. Du hattest ein schweres Leben, Ulrike. Ich habe jeden Tag um dich geweint.« Oftmals gibt es für das erlebte Leid keine Erklärungen und doch tröstet Gottes Zusage, dass er für uns ist, mitträgt und mitleidet. Gerade in den schwersten Zeiten hat er das Innerste bewahrt. Immer mehr kann das, was verdrängt und aufgrund der schlimmen Erfahrungen zerbrochen ist, wieder eins werden: Gefühle, traumatische Erinnerungsbruchstücke und die verschiedenen Persönlichkeitsanteile werden integriert. Manchmal geschieht dies ganz unmerklich, indem das Innere mehr und mehr zusammenwächst, manchmal erleben Betroffene ganz bewusst, wie ein Anteil mit ihnen verschmilzt oder Jesus dies in ihnen wirkt. »Ich sehe mich in meiner Herzensgalerie stehen! Früher war sie dunkel und bedrohlich, jetzt ist sie hell erleuchtet. Jesus steht neben mir, den Arm
um mich gelegt. Er ist mein Freund! Meine Dankbarkeit und Freude fließen zu Ihm. „Jesus, du bist ein guter Wegbegleiter. Du leuchtest den Weg aus, machst ihn frei. Du unterrichtest mich, zeigst mir, wo Wahrheit und Lüge, Gerechtigkeit und Unrecht ist. Du verwandelst den Schmerz, die Tränen und das Leid. Jetzt erkenne ich die Stärke aus meiner Geschichte. Ja, stark hast du mich gemacht. Ich kann jetzt lieben, leben und bin frei. Du hast mich wiederhergestellt. Ich bin eine Person! Eine Ulrike!« Heilung in der christlichen Trauma-Therapie bedeutet nicht „nur“, mit dem, was geschehen ist, leben zu lernen, sondern tatsächlich Trost, göttliche Berührung, Umkehr und tiefgreifende Heilung erlebt zu haben. Ich bin dankbar, dass ich diesen Weg bereits mit vielen Menschen gehen konnte und begeistert über das Wirken Gottes in jedem von ihnen.
Ursula Roderus ist gemeinsam mit Ulrike Willmeroth Autorin des Buches „Berufen zum Königskind“, erschienen im ASAPH Verlag, 2010
ÜBER DIE AUTORIN Ursula Roderus ist Ärztin und christliche Therapeutin (IACP). Sie arbeitet seit einigen Jahren in ihrer privaten Beratungspraxis „Aufwind“. Ihr Schwerpunkt ist die Seelsorge und christliche Therapie von traumatisierten Menschen, aber auch die Fortbildung von Seelsorgern und Beratern in diesem Bereich. Bei der Familienarbeit Team. F ist sie mitverantwortlich für die Ausbildung der seelsorgerlichen Begleiter und christlichen Berater der Schule für Gebetsseelsorge.
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Therapiegrundlagen
Wege der Traumabehandlung Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy (IRRT)
VON DR . MERVIN R . SMUCKER
Die Entstehung von IRRT Der Grundstein meines Konzeptes für die imaginativen Ansätze mit Traumaopfern wurde 1983 – 1984 gelegt, als ich ein „Post-Doctoral Fellow“ bei Prof. Aaron Beck an der University of Pennsylvania in seinem Zentrum für kognitive Therapie (Center for Cognitive Therapy) war. 42
Nachdem ich 1984 die Stelle als Direktor für Ausbildung und klinisches Training übernahm, blieb ich bis 1989 am „Center for Cognitive Therapy“. Während der Jahre 1983 – 1989, in denen ich bei Prof. Beck, Jeffrey Young, Arthur Freeman und anderen Kollegen klinisch tätig war, forschte, theoretisierte und diskutierte, wurde mir klar, dass:
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1) Kognitive Aktivität aus verbalen Kognitionen (Gedanken) und visuellen Kognitionen (Bildern) besteht.
2) Je nachdem ob eine affektive Störung verbal verschlüsselt oder in eine bildhafte Vorstellung eingebettet ist, werden verbale oder imaginative Techniken zur kognitiven Umstrukturierung eingesetzt.
3) Rein verbales Arbeiten mit schmerzhaften Erinnerungen und Bildern ist therapeutisch häufig wenig erfolgreich. Immer wieder hörte ich von Patienten: „Ich verstehe es in meinem Kopf, aber ich fühle es nicht in meinem Bauch.“
1989 nahm ich eine Berufung an einer psychiatrischen Klinik in einem anderen Bundestaat an. Eine der ersten stationären Patientinnen, mit der ich eine Trauma-Konsultation durchführte, war eine 40-jährige Frau, die im Alter von 19 Jahren vergewaltigt wurde und seitdem unter einem sich wiederholenden Alptraum litt und zusätzlich an einer chronischen Schlafstörung und Depression. Ihr Alptraum hatte folgende Charakteristika:
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2 – 3 Mal in der Woche auftretend; Er trete jedes Mal in seiner ursprünglichen Form auf (d. h. wie sie als 19-jährige die Vergewaltigung erlebt habe); während des Erlebens jedes Alptraums, fühle sie sich wieder geschändet und vergewaltigt. Dazu erschien ihre affektive Störung in ihrer bildlichen Vorstellung im Albtraum eingebettet zu sein. Als ich versuchte, für ihre emotionalen Qualen ein Konzept zu finden, stellte ich die Hypothese auf, dass ihre Zielkognitionen die erniedrigenden Bilder seien, die in ihrem sich wiederholenden Albtraum eingebettet waren. Ich hypothetisierte weiter, wenn sie fähig wäre, die im Zusammenhang mit der Vergewaltigung stehenden erniedrigenden Bilder zu „kontaminieren“ und durch Bewältigungsbilder zu ersetzen (z. B. sich vorzustellen den Täter zu überwältigen und zu besiegen), dass sie dann auch eventuell fähig wäre, Bewältigungsbilder von Überlegenheit dem Täter gegenüber in ihrem Albtraum zu verändern und auf diesem Weg den Albtraum schließlich loszuwerden. In der darauffolgenden Konsultation bat ich sie, ihre Augen zu schließen und sich den ganzen Albtraum vorzustellen und dabei laut zu beschreiben, was sie gerade erlebte. Sie war fähig dies zu machen und während der Vergewaltigungsszene selbst war ihr Belastungsgrad bei 10 (auf einer Skala von 0 –10). Dann bat ich sie, noch mal die
Albtraumszene zu visualisieren und laut zu beschreiben. Beim zweiten Mal, an der höchst belastenden Stelle des Missbrauchs, fragte ich was sie jetzt gerne in ihrer Vorstellung dem Täter antun würde. Im folgenden Ausschnitt wird ihre Reaktion auf meine Aufforderung illustriert: T: Was würden Sie jetzt genau dem Täter an dieser Stelle antun? P: Ich will ihn so fest wie möglich zwischen die Beine treten! T: Können Sie sehen wie Sie dies jetzt machen? P: Ja. T: Und wie reagiert der Täter? P: Er liegt am Boden, schreit vor Schmerzen laut heraus und hält seine Hände zwischen den Beinen. Es war ein „Moment der Stärke“ für sie, als sie darauf den Täter in der Vorstellung einige Male auf den Kopf trat, ihn anschrie und dann ihm direkt ihre Gedanken und Gefühle über die Vergewaltigung ausdrückte, etwas was sie zuvor nie fähig war zu verbalisieren. Darüber hinaus ließ sie ihn genau wissen, was sie über ihn dachte, wie sie wegen seiner Tat mehr als 21 Jahre gelitten habe, und dass nun er an der Reihe sei, zu leiden (zu diesem Zeitpunkt war der Täter schon 15 Jahre tot). Am Ende dieser Imagination war ihr Affekt dramatisch verändert und sie schien in Hochstimmung zu sein. Am nächsten Tag besuchte ich sie auf ihrer Station, sie kam strahlend auf mich zu und sagte: „Er kam letzte Nacht zurück und ich gab ihm wirklich Saures!“ Sie berichtete, wie sie den Täter in der Nacht (in ihrem Albtraum) überwältigt habe, genau wie sie es in der Vorstellung in meinem Büro am Tag zuvor vollbracht hatte. Obwohl wir keine 43
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Konsultationen mehr hatten, blieb ich weiterhin gelegentlich mit ihr in Kontakt in den sechs Monaten nach unserer Imaginationssitzung: zu diesem Zeitpunkt gab sie an, dass sie immer noch völlig frei von Albträumen sei; das heißt nach einer Imagery Rescripting Sitzung verschwanden die Albträume völlig.
Die Weiterentwicklung von IRRT Ich wurde durch das Ergebnis dieser Imagery Rescripting Sitzung inspiriert und ermutigt. Ich hatte den Eindruck, ich wäre über einen besonderen Heilungsprozeß „gestolpert“ und wollte diesen Prozeß von innen und von außen besser verstehen. Danach begann ich weitere imaginative Experimente mit anderen traumatisierten Patienten anzuwenden, vor allem bei Erwachsenen die unter wiederholten Flashbacks leiden, die mit Missbrauch-Erlebnissen in der Kindheit verknüpft sind und machte folgende Beobachtungen:
1) Wenn es einen Täter gibt, der das Trauma verursacht hat, kann die überwiegende Mehrheit der Trauma-Opfer sich selbst recht gut als HEUTIGES-Ich vorstellen und den Täter in der Vorstellung konfrontieren und entmachten und das DAMALIGE-Ich bzw. das KIND-Ich aus der Mißbrauchsszene retten;
2) Patienten generell berichten, dass ihre wiederkehrenden Flashbacks häufig schnell verschwinden und ihr allgemeiner emotionaler Zustand sich wesentlich verbessert, nachdem sie in der Vorstellung den Täter erfolgreich konfrontieren und entmachten können und das DAMALIGE-Ich aus der Trauma-Szene retten.
Seit dieser ersten Sitzung mit Mary 1990 habe ich ähnliche imaginative Interventionen mit zahlreichen Individuen im ambulanten und stationären Rahmen durchgeführt. Die Ermutigung und inspirierte Unterstützung und aufmerksamen Rückmeldungen, die ich von einigen Kollegen Anfang der 90er Jahre erhielt, gaben mir den primären Impetus meine klinischen Intuitionen weiterzuverfolgen: zu versuchen, den von mir beobachteten klinischen Phänomenen Klärung, Sinn und ein Basiskonzept zugrunde zu legen. Im Jahr 1992 wurde IRRT als manualisierter Ansatz erstmals dargestellt; 1993 wurden dann die Resultate der ersten wissenschaftlichen Studie (durch das Medical College of Pennsylvania) an der „Association for the Advancement of Behavior Therapy Annual Convention“ vorgestellt (Dancu, Foa, & Smucker, 1993). Nach den ermutigenden Ergebnissen dieser ersten Studie und den ersten Workshops, die ich am Weltkongress für Kognitive Therapie 1992 in Toronto und an der Jahresversammlung der Europäischen Vereinigung für Behaviorale und kognitive Therapien 1993 in London hielt, wurde ich von Kliniken, Universitäten, und psychiatrischen Gesundheitsorganisationen, sowohl in Nordamerika als auch im Ausland, zur Durchführung respektive Leitung von Ausbildungsworkshops in Imagery Rescripting eingeladen. 1994 – 1995 erschienen die ersten Artikel in wissenschaftlichen Journalen zum Thema Imagery Rescripting und IRRT (Smucker & Niederee, 1994, Smucker, Dancu, Foa, & Niederee, 1995; Smucker & Niederee, 1995). Seit 1995 habe ich die IRRT Technik durch die daraus gewonnenen Erfahrungen erheblich verändert und verfeinert. Daraus ist die „Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy“ (IRRT) als eine integrierte schema-fokussierte Trauma Behandlung entstanden. 1997 erschien das erste Imagery Rescripting Behandlungsmanual in deutscher Sprache (Smucker & Vetter, 1997) für Typ II traumatisierte Menschen; 2008 erschien ein IRRT Manual (auch auf deutsch) für Opfer von Typ I Traumata. (Smucker, Reschke und Kögel, 2008)
3) Eine gewisse Prozentzahl von Menschen, welche beim ersten Versuch unfähig sind, sich vorzustellen, erfolgreich den Täter zu konfrontieren und zu entmachten, nach mehreren Imagery Rescripting Sitzungen diese Fähigkeit erlangen können;
4) Häufig nachdem der Täter entmachtet wird, besteht das Bedürfnis beim HEUTIGEN-Ich dem TRAUMATISIERTEN-Ich Zuwendung zu geben, es zu beruhigen und besänftigen, und ihm dabei helfen Gefühle von Schuld, Scham, Wut, etc. zu verarbeiten.
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IRRT Übersicht IRRT ist eine Schema-Zentrierte, auf Imaginationen basierende manualisierte Behandlungsmethode, die entwickelt wurde, um PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) und andere Traumabezogene Symptome zu reduzieren bzw. eliminieren; die belastenden Bilder (z. B. Flashbacks), Glaubenssätze und Schemata hinsichtlich des Traumas werden hierbei konfrontiert und modifiziert. Durch den Einsatz und die Integration imaginativer Vorgehensweisen als auch kognitiver Umstrukturierungen werden emotionale Neubewertungen erzielt. IRRT ermöglicht eine schonende Bearbeitung des traumatischen oder belastenden Erlebnisses auf der Basis von Exposition. In drei imaginativen Phasen werden dabei erst die trau-
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matischen Erinnerungen und Emotionen aktiviert und konfrontiert; durch Bewältigungsbilder werden dann die bildliche Vorstellung modifiziert und selbstschützende Verhaltensweisen in die traumatische Szene eingeführt.
Ziele der IRRT sind: eine Beseitigung der intrusiven PTBS Symptomatik bzw. Flashbacks, Alpträume, Übererregung, Vermeidungsverhalten; Ersetzen belastender Bilder durch Bewältigungsbilder; das Ersetzen der Traumabezogenen Kognitionen und Schemata durch adaptive Einstellungen/Schemata; die Entwicklung einer verbesserten Kompetenz emotionaler Selbstregulation durch Imaginationen von Selbstfürsorge und Selbstberuhigung.
Beschreibung der 3 IRRT Phasen Die drei IRRT Phasen der imaginativen Bearbeitung sind folgend:
fordert, modifiziert, und neu prozessiert durch die Augen des heutigen „ermächtigten Erwachsenen“. Indem sie Opferbilder durch Bewältigungsbilder ersetzen, werden Trauma-Opfer dazu befähigt, sich als auf das traumatische Erlebnis reagierende, ermächtigte heutige Person zu erleben, die nicht länger „erstarrt“ ist in einem Zustand von Hilflosigkeit, Unsicherheit und Verwirrung. Zusätzlich wird die überwältigende emotionale und physiologische Qual, die oft die traumatischen Erinnerungen begleitet, von positiven Gefühlen von Selbstfürsorge und Selbstberuhigung ersetzt. Durch das Wiedererleben, das Umschreiben (Rescripting) und das Neu-Prozessieren (Reprocessing) der Trauma Erinnerungen, kann daher ein erfolgreiches emotionales und kognitives Durcharbeiten des Trauma-Erlebnisses geschehen: das Individuum reagiert ohne (oder zumindest ganz wesentlich verringerte) Belastung auf das traumatische Erlebnis und es besteht nicht länger das Gefühl der aktuellen Bedrohung. Das Standardbehandlungsprogramm erstreckt sich über acht Behandlungseinheiten, die je zwischen 60 – 90 Minuten beanspruchen. Die Wirksamkeit IRRT ist mit hoher empirischer Evidenz belegt.
1) Bildhaftes Wiedererleben – die traumatischen Bilder und Erinnerungen werden zusammen mit den damit assoziierten Gedanken, Affekten und körperlichen Wahrnehmungen in der visuellen Vorstellung wieder aufgerufen und wieder erlebt: dabei werden diese Bilder und Erinnerungen durch die Kreation einer detaillierten, beschreibenden und verbalen Erzählung begleitet;
2) Bewältigungsbilder – indem man sich als kompetenten und fähigen ERWACHSENEN (Heutiges-Ich) visualisiert, der den Täter (von damals) erfolgreich konfrontiert und entmachtet, während das KIND aus der traumatischen Szene gerettet wird;
ÜBER DEN AUTOR Prof. M. R. Smucker war langjähriger enger Mitarbeiter von Prof. Aaron T. Beck und Jeffrey Young an der University of Pennsylvania (Center for Cognitive Therapy) und leitete dessen Ausbildungszentrum für Kognitive Verhaltens-Therapie. Seit 1992 hält er Vorlesungen, Seminare und Ausbildungsworkshops auf der internationalen Ebene, bekannt für kreative und innovative Anwendungen kognitiver Verhaltens-Therapie.
Literatur
3) Selbstberuhigende und selbstfürsorgliche Bilder – indem man sich als ERWACHSENER (Heutiges-Ich) visualisiert, der das traumatisierte KIND (von damals) beruhigt, besänftigt, und umsorgt.
Durch dieses dreiphasige bildhafte symbolische „Psychodrama“ (auf der „inneren Bühne“) wird das TraumaMaterial zunächst aktiviert und durch die Augen des „traumatisierten Kindes“ erlebt, sodann wird es herausge-
Smucker, M. R., Reschke, K., & Kögel, B. (2008). Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy: Behandlungsmanual für Typ I Trauma. Leipzig, Germany: Shaker Verlag. Smucker, M. R., & Dancu, C.V. (1999/2005). Cognitive-Behavioral Treatment for Adult Survivors of Childhood Trauma: Imagery Rescripting and Reprocessing. Northvale, N J: Jason Aronson Publishers. Smucker, M. R., Vetter, S. (1997). Imagery Rescripting: Therapie-manual zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) nach sexuellem Missbrauch. Zurich, Switzerland: Vetter Druck AG. Smucker, M. R., Dancu, C. V., Foa, E. B., & Niederee, J. (1995). Imagery Rescripting: A new treatment for survivors of childhood sexual abuse suffering from posttraumatic stress. Journal of Cognitive Psychotherapy: An International Quarterly, 9(1), 3 – 17. Smucker, M. R., & Niederee, J. (1995). Treating incest-related PTSD and pathogenic schemas through imaginal exposure and rescripting. Cognitive and Behavioral Practice, 2, 63 – 93. Smucker, M. R., & Niederee, J. (1994). Imagery Rescripting: A multifaceted treatment for childhood sexual abuse survivors experiencing post-traumatic stress. In L. VandeCreek, S. Knapp, & T. L. Jackson (Eds.), Innovations in Clinical Practice: A Source Book, Vol. 13, Sarasota, FL: Professional Resource Press.
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THERAPIEGRUNDLAGEN
Traumatherapie im klinischen Kontext VON DR . MED. ROLF SENST
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Im Laufe der letzten ca. 20 Jahre haben sich eine Reihe von Verfahren bewährt. Es sind dies z. B. spezielle verhaltenstherapeutische Verfahren (vgl. Artikel über IRRT in diesem Heft ab Seite 42); EMDR (Eye Movement Desensitization & Reprocessing), das mit bilateraler Stimulation der Hirnhemisphären arbeitet; die Bildschirmtechnik (imaginatives Verfahren, der „innere Film“ wird in der Vorstellung auf einen Bildschirm projiziert und dort bearbeitet); bestimmte Ansätze der Hypnotherapie sowie modifizierte dynamische Psychotherapie. Entscheidend bei allen diesen Verfahren ist der Aspekt der Passung und der Aspekt der therapeutischen Beziehung: nur in einer vertrauensvollen Arbeitsbeziehung (die erst durch konkrete Erfahrungen aufgebaut werden kann) ist eine sinnvolle Arbeit am Trauma möglich, und das gewählte Verfahren muss zum konkreten Patienten mit seiner Störung passen. Grundsätzlich kann eine Behandlung sowohl ambulant als auch stationär erfolgen. Das muss im Einzelfall entschieden werden und richtet sich zum einen nach 46
dem Schweregrad der Störung, aber auch nach den günstigen oder ungünstigen psychosozialen Bedingungen am Wohnort des Patienten. Auch spielt die Verfügbarkeit eines ambulanten spezifisch traumatherapeutischen Behandlungsangebotes eine wichtige Rolle (nur ein kleiner Prozentsatz der niedergelassenen ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten verfügt über eine qualifizierte traumatherapeutische Weiterbildung). In der Regel ist bei Typ 1-Traumata eine ambulante Behandlung ausreichend, bei Typ 2-Traumata meist eine Kombination sinnvoll: längerfristige ambulante Begleitung, in deren Verlauf zu Beginn oder später eine stationäre Intensivbehandlung stattfindet. Letzteres kann auch auf mehrere Male verteilt werden, wenn der Einzelfall das erfordert.
Klinisches Fallbeispiel aus einer stationären Behandlung Die Patientin kam mit der Diagnose einer BorderlinePersönlichkeitsstörung bei Verdacht auf posttraumatische Belastungsstörung zur Behandlung in unsere Klinik.
THERAPIEGRUNDLAGEN
Eine dynamische, akademisch gebildete Frau in ihren Dreißigern, nach diversen frustrierenden Beziehungserfahrungen allein lebend, sucht die Klinik wegen einer bunten Palette von Symptomen auf: allgemeine Erschöpfung, häufige Kopfschmerzen und Rückenverspannungen, Reizbarkeit bis zum Jähzorn, allgemeines Misstrauen und Angst vor Ablehnung/Verletzung, Wertlosigkeitsgefühl bis hin zum Selbsthass, teilweise selbstverletzendes Verhalten. Zudem beklagt sie ein schier unerträgliches Maß an innerer Anspannung. Sie ist bereits mehr als sechs Monate arbeitsunfähig erkrankt. Wegen ihrer Neigung, unter Stress zu viel zu trinken, hat sie ambulante Drogenund Suchtberatung hinter sich, einige Jahre zuvor schon eine ambulante Psychotherapie. Im Rahmen der jetzigen Erkrankung hat sie auch eine Reihe von seelsorgerlichen Beratungsgesprächen in Anspruch genommen. Medikamentös wird sie mit einem leichteren Antidepressivum behandelt.
Fotos: jameek/photocase.com, Hemera/thinkstockphotos.de
Sie gibt bei Aufnahme an, nicht recht zu wissen, was mit ihr los sei. Sie habe das Gefühl, ihr Leben und insbesondere ihre Beziehungen seien auf allen Ebenen gestört. Neben den Beziehungen zu Mitmenschen gelte dies auch für ihre Beziehung zu Gott. Eigentlich sei sie in einer guten Kirchengemeinde, empfinde Gott gegenüber aber eine seltsame Mischung aus Misstrauen, Angst, Ablehnung und Groll. Darunter leide sie nicht weniger als unter den Störungen im zwischenmenschlichen Bereich. Alsbald stellt sich heraus, dass die Patientin sich in den letzten Jahren aktiv an einen verdrängten mehrjährigen sexuellen Missbrauch durch den Vater erinnert hatte – ein Vater, der, wie sich später herausstellte, auch ihre Schwestern sexuell missbraucht hatte und sich als frommer Mann gebärdete, regelmäßig die Gottesdienste besuchte und dies auch von seinen Kindern verlangte. In den psychotherapeutischen Gesprächen wurde ein Zusammenhang zwischen diesen schweren Verletzungen ihrer persönlichen Integrität einerseits und ihrer aktuellen Symptomatik andererseits hergestellt und die Indikation für eine traumatherapeutische Behandlung gestellt. Nach entsprechender Aufklärung und Vorbereitung erfolgte eine Traumaexposition in mehreren Sitzungen mit EMDR. Dabei wird der
Anfangspunkt der jeweiligen traumatischen Erfahrung unter therapeutischer Anleitung aufgesucht, dazugehörige Emotionen, Kognitionen und Körperempfindungen ebenso definiert wie die gewünschte Entwicklung im kognitiven Bereich und dann unter bilateraler Stimulation durch geführte Augenbewegungen das Abspulen einer Art inneren Filmes angestoßen, was in der Regel zu einer besseren Integration und Verarbeitung des Traumas führt. Erwartungsgemäß kommt es in den Sitzungen zu heftigen Emotionen und zum Teil körperlich empfundenen Schmerzen (die Sitzungen finden in Begleitung einer Krankenschwester statt). Völlig überraschend für sie stellt sich gegen Ende der zweiten Sitzung ein unerwartetes Bild ein: Sie sieht sich als Kind im Bett liegen und zu Gott schreien: „Warum?“ Sie erhält keine Antwort. Und dann: „Ich hab was gesehen, was ich eigentlich gar nicht gesehen habe, das gehört nicht zum Film. Jesus kommt an mein Bett, heult, deckt mich zu, dass ich mich einkuscheln kann. Und dann schlafe ich. Er kniet sich hin, bleibt beim Bett die ganze Nacht und weint.“ Auch wenn die Frage nach dem „Warum?“ unbeantwortet bleibt, wirkt dieses Erlebnis in der Traumabearbeitung doch ausgesprochen tröstlich. In der nächsten Sitzung gibt sie an, sie habe das sichere innere Empfinden, ab sofort werde sie „nie wieder allein sein“. Auch habe sie empfunden, wie ein Schmerzklumpen plötzlich nach oben kam, voller Verlassenheitsgefühle, als sie parallel Jesu Trost empfand. In einer weiteren Sitzung, wiederum nach soeben erlebter Vergewaltigung, die durchprozessiert wurde, erlebt sie Ähnliches: Jesus kommt an ihr Bett, streicht über ihren Kopf, tröstet sie und sagt ihr, sie solle sich nicht fürchten. Und dann weint er lange mit ihr. Auch dieses Mal beantwortet er ihre Frage nach dem „Warum?“ nicht. Vielmehr weint er gemeinsam mit ihr und sagt ihr, dass es ihm Leid tue. Dabei kommt ihr innerlich der Gedanke, es sei so, als ob Jesus zu ihr sage, dass ihr Vater ein Erwachsener sei und Entscheidungen treffe, für die er selber verantwortlich sei, die auch Jesus respektieren müsse. Irgendwie verhilft ihr das Gesamtpaket, insbesondere die Erfahrung der Nähe Jesu, zu innerer Ruhe. Das Empfinden von Geborgenheit wird wichtiger als die Frage nach dem „Warum?“. 47
THERAPIEGRUNDLAGEN
Grundbedürfnisse
Wirkfaktoren PT
Orientierung und Sicherheit
Ressourcenaktivierung
Bindung
Motivationale Klärung Problemaktualisierung
Unlustvermeidung und Lustvermehrung
Problembewältigung
Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz
Therapeutische Beziehung
Integration von Religiosität DGPPN
Gegen Ende der Behandlung hat sich dieses Geborgenheitsgefühl deutlich stabilisiert, der Selbstverletzungsdruck ist von ihr gewichen, es bestehen keine akuten Ängste mehr, die Zukunft wird erwartungsvoll betrachtet. Die Arbeit an der bisherigen Arbeitsstelle kann nach mehr als halbjähriger Arbeitsunfähigkeit stufenweise wieder aufgenommen werden. Was ist hier geschehen? Wenn wir die genuin religiöse Erfahrung als solche unkommentiert stehen lassen und den Vorgang unter dem Graweschen Blickwinkel der Bedürfnisse und Wirkfaktoren betrachten, kann folgendes festgehalten werden: Im Kontext eines klaren psychotherapeutischen Settings, das als solches Orientierung und Sicherheit vermittelt, auf dem Boden einer tragfähigen Bindungsbeziehung zum Therapeuten und Behandlerteam, findet eine Expositionsbehandlung statt. Dabei kommt es zu massiver Problemaktualisierung, aber auch zu paralleler Ressourcenaktivierung, die sich – für die Patientin selber überraschend – bei zwei Gelegenheiten insbesondere im religiösen Bereich ereignet. Parallel finden Klärungsprozesse sowie Bewältigungsprozesse statt (Schuldebene: Vater war für seine Taten selber verantwortlich, weder die Patientin noch Gott). Dies betrifft intrapsychische Prozesse (Spannungsregulation, keine Selbstverletzungen mehr) ebenso wie interpersonale Prozesse (verbesserte Sozialkompetenz, weniger „ruppig“, nicht mehr so von feindseligen Introjekten gesteuert) 48
Hoffnung lässt nicht zuschanden werden: Den hier vorgestellten ressourcenaktivierenden Prozess – der sich ja hinsichtlich der religiösen Dimension spontan, ohne steuerndes Eingreifen meinerseits ereignet hat, fand ich später in einem Text der Bibel dargestellt, den ich hier gerne zitiere:
»Wir haben unsere Zuflucht dazu genommen, die vorhandene Hoffnung zu ergreifen, die als ein fester und sicherer Anker der Seele in das Innere des Vorhangs hineinreicht, wohin Jesus als Vorläufer für uns hinein gegangen ist.« (Hebräer 6, 18 - 19)
ÜBER DEN AUTOR Dr. med. Rolf Senst, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychotherapeutische Medizin, Rehabilitationswesen, Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeut, ist Chefarzt der de’ignis-Fachklinik.
de'ignis aktuell Termine · Berichte · Neues aus den Einrichtungen
FACHKLINIK AKTUELL
S
Gesundheitsvorträge in der de‘ignis-Fachklinik
chon seit fast 5 Jahren bieten wir im großen Mehrzweckraum des de’ignis-Gesundheitszentrums in Egenhausen Gesundheitsvorträge an. Sie finden in Kooperation mit der VHS statt. Für die Region sind diese Vorträge eine Bereicherung und werden gut besucht; meist kommen ca. 100 Interessenten. Im Juli sprach der leitende Psychologe der Klinik, Diplom-Psychologe Rainer Oberbillig, über das Thema: „Lebensfreude und Zufriedenheit – Erreichbares Ziel oder Illusion?“ Wie bei so einem interessanten Thema zu erwarten war der Andrang groß. Auch wenn wir in einem Land mit großem Wohlstand leben, stecken die Menschen in vielen Herausforderungen, Sorgen, Nöten und Problemen, die ihnen das Leben schwer machen und dadurch Lebensfreude und Zufriedenheit rauben. Der Referent führte aus, dass manche Menschen dazu neigen, ihr „wahres Leben“ in die Zukunft zu
verlegen („Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann …“ oder „Wenn ich in Rente bin, dann …“). Häufig stehen dann nur andere Hindernisse der Realisierung der Träume entgegen. Es ist auch erwiesen, dass unbegrenzte Freiheit und Freizeit, was manche Menschen für erstrebenswert halten, gar nicht glücklicher werden lassen. Es geht letztlich darum, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung/Genuss zu finden. Für die Lebensfreude und Zufriedenheit ist es wichtig und hilfreich, sich Zeit zu nehmen, um etwas mit gutem Gewissen zu genießen, im Alltag aufmerksam zu sein und die schönen Augenblicke, die faszinierende Schönheit der Natur, etc. wahrzunehmen. Was das dann ist, ist für jeden Menschen anders. Der eine freut sich besonders an einem guten Essen in fröhlicher Gemeinschaft, ein anderer kommt bei einem Spaziergang oder einer Wanderung in der Natur zur Ruhe. Wann haben Sie sich zuletzt bewusst Zeit dafür genommen?
Kompetenz. Und Gottver trauen.
Wann haben Sie zuletzt einem Vogel oder einem Schmetterling zugeschaut oder eine bunte Raupe bei der Fortbewegung beobachtet? •
de’ignis -Gesun
dheitszentrum
Gesundheitsvor
.
träge 2011.
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FACHKLINIK AKTUELL
Besuch des Gemeinderats in der de'ignis-Fachklinik
H
auptsitz der Klinik ist Egenhausen. Ende Juli besuchten Bürgermeister Frank Buob und die Mitglieder des Gemeinderats unsere Klinik. Claus J. Hartmann, seit Gründung der Klinik vor über 20 Jahren Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH, begrüßte die Gäste und berichtete kurz über aktuelle Entwicklungen. In den vergangenen Monaten wurden ca. 300.000 Euro in die Renovierung des Hauses auf dem Egenhäuser Kapf investiert. Unter anderem wurden sämtliche Zimmer und Bäder renoviert und teilweise mit neuen Möbeln ausgestattet, das Schwimmbad wurde komplett saniert und der Eingangsbereich sowie der Speiseraum neu gestaltet (wir berichteten bereits im letzen Magazin darüber).
Der Leitende Arzt der Klinik, Dr. med. Rolf Senst, führte die Anwesenden dann durch die Räume und erläuterte dabei das Angebot der Klinik. Behandelt werden Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet und dem deutschsprachigen Ausland, die unter psychischen und psychosomatischen Erkrankungen leiden. Dabei erklärte der Chefarzt, wie wichtig es für Betroffene ist, zu verstehen, was in ihnen vorgeht und dafür auch eine Sprache zu finden, das dem medizinisch-therapeutischen Personal und auch anderen möglichst verständlich mit50
zuteilen. Therapieverfahren wie die KBT (konzentrative Bewegungstherapie) oder Kunsttherapie können dabei helfen. Für Betroffene ist es wichtig, wieder Hoffnung auf eine positive Entwicklung zu entwickeln und bereits während der stationären Behandlung erste Schritte der Besserung zu erleben. Insgesamt arbeiten in der de’ignisFachklinik ca. 115 Mitarbeiter verschiedener Berufsgruppen in einem multiprofessionellem Team zusammen, um den Patienten eine optimale Behandlung anbieten zu können. Zum Team gehören Ärzte, Psychologen, Ergo-/Kunsttherapeuten, Physiotherapeuten, Sozialarbeiter, ein Diätassistent, Krankenpflegekräfte und natürlich auch Küchenund Hauswirtschaftspersonal, Haus-
meister und Verwaltungsmitarbeiter. Leider reichte die Zeit nicht aus, um auch noch das Therapiehaus mit der Sporthalle, der Physiotherapie-Abteilung, der Lehrküche und einigen Therapeutenbüros anzuschauen. Fortgesetzt wurde der Besuch dann im de’ignis-Gesundheitszentrum, der Tagesklinik. Dr. med. Rolf Senst erläuterte dort das vielseitige ambulante Angebot, das teilstationäre Rehabilitation, Assessment-Center, PAkT und Nachsorge (IRENA/ASP) umfasst. Bürgermeister Buob dankte den Verantwortlichen für die Gelegenheit, die Klinik anschauen zu können und mehr über die Arbeit zu erfahren. Er hat viel Gutes über de’ignis gehört und freut sich, dass die Klinik in Egenhausen ist. Claus J. Hartmann dankte abschließend dem Bürgermeister und den Gemeinderäten für ihr Interesse und die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Der Gemeinderat traf sich anschließend im Rathaus zu einer öffentlichen Sitzung. •
DE’IGNIS AKTUELL
Gemeinschaft der Klinik-Mitarbeiter cher Weise erst später. Danach war für uns in einer nahe gelegenen Gaststätte der halbe Gastraum reserviert. Wir wurden mit leckerem Essen und Getränken versorgt. Bis wir wieder zurück in der Klinik waren, war es nach 22.30 Uhr. Aber das war’s auch den Küchenmitarbeitern wert, die am nächsten Morgen schon um 6.30 Uhr wieder in der Klinik sein mussten, um den Patienten Frühstück und Mittagessen vorzubereiten. Für eine private Veranstaltung hatte unser Geschäftsführer im Juli ein großes Zelt in seinem Garten stehen. Bevor er das gleich wieder abbaut, dachte er sich, dass das eine
M
anchmal tut es richtig gut, als Mitarbeiter-Team außerhalb der Arbeit Zeit für Begegnungen, Gespräche und Spaß zu haben. Traditionell gibt es ein bis zwei Veranstaltungen pro Jahr für alle Mitarbeiter, meist einmal im Sommer und dann in der Adventszeit. In diesem Jahr hatten wir innerhalb weniger Monate schon zwei Mal die Gelegenheit zu abteilungsübergreifendem Beisammensein. Im Mai starteten wir mittags mit einem gemieteten Bus nach Böblingen, wo wir 10 Bowlingbahnen für zwei Stunden zur Verfügung hatten. Einige Kollegen waren absolut fähig und haben ganz schön abgeräumt,
andere taten sich ziemlich schwer, die Pins zu treffen. Spaß gemacht hat es allen. Muskelkater spürt man glückli-
gute Gelegenheit ist, alle Mitarbeiter zu einem Grillfest einzuladen. Obwohl das Ganze recht kurzfristig war, folgten ca. 70 Mitarbeiter der Einladung. Hatte es mittags noch kräftig und anhaltend geregnet, kam mit den ersten Gästen am Abend auch die Sonne raus, so dass wir uns den ganzen Abend auch im Garten aufhalten konnten. Für die etwas Verfroreneren unter den Mitarbeitern wurde ein Feuerkorb aufgestellt. Manchmal sind die spontanen Sachen die Besten. Der Abend war total klasse. Übrigens: gerade als wir mit dem Aufräumen fertig waren und das Zelt wieder geschlossen hatten, fing’s kräftig an zu regnen. • 51
INSTITUT AKTUELL
Unser V. Lehrgang in „Christlich-integrativer Psychotherapie“ erfolgreich abgeschlossen
U
nser bisher V. Lehrgang startete im Herbst 2008. Über einen langen Zeitraum bis Juli 2011 waren die zuletzt 22 Teilnehmer herausgefordert, zum Teil weite Anfahrtswege z. B. von Hamburg, Ostfriesland oder der Schweiz zu den Präsenzseminaren auf sich zu nehmen. Offensichtlich war es aber ein bedeutsamer Anziehungspunkt, sich in Egenhausen zu treffen. Nicht nur die Pflicht rief, sondern auch die Aussicht von Gott ganz persönlich gesegnet zu werden. Neugier und Interesse an den Lehrinhalten/Trainingseinheiten zu den Fragen „Christlich-integrativer Beratung & Therapie“ trugen selbstverständlich ebenfalls zur Motivation bei. Insgesamt 13 Kursteilnehmern durften wir im Rahmen einer Abschlussfeier mit Festgottesdienst das Wohlverdiente Zertifikat „Christlicher Therapeut/ Christliche Therapeutin (de’ignis©)“ überreichen.
Prof. Dr. Rainer Wallerius bei der Überreichung des Zertifikats an eine Teilnehmerin Als letzte Hürde vor der Zertifizierung hatten wir ein Kolloquium verabredet, in dem sich jedes Kursmitglied mit seinem persönlichen Beraterprofil dem Plenum vorstellt, mit anschließender Möglichkeit zu Fragen und Feedback. Ich glaube, anhand der jeweils sehr persönlich gehaltenen Vorstellung war für uns alle spürbar, wie weit und wie tief Berufung Gottes zum „Christlich-integrativen Berater“ in die Lebensgeschichte zurückreicht. Darüber hinaus war die Dichte der Zeugnisse zur eigenen Berater Ent52
wicklung berührend, die Tiefe der erlebten Persönlichkeitsveränderung leuchtete im Ansatz auf.
Rainer Oberbillig, Kursleiter – bei der Vorstellung des individuellen Beraterprofils der einzelnen Teilnehmer Was erleben denn Teilnehmer über einen so langen Zeitraum der Selbsterfahrung, des Trainings in „Christlichintegrativer Psychotherapie“ in einem „geschlossenen“ Lehrgang? Verschiedene anonymisierte Auszüge aus dem Report zur „Selbsterfahrung“, eines wichtigen Bestandteils einer Fortbildung in Beratung & Therapie, sollen für sich selbst sprechen. „…Die Herausforderung in den Kleingruppen, die möglichen Methoden auch an mich selbst heranzulassen. Oft waren wir sehr erschöpft in den Gruppen, aber ich bin dann oft vorangegangen („…wenn nicht jetzt, wann dann?“), da war auch gute Seelsorge und Ermutigung untereinander. – Sehr hilfreich: die musiktherapeutischen Teile, die mir bildhafte Eindrücke vermittelten: wie ich bisherige Gefängnisse (Pflicht, Überverantwortung, „ich muss“) verlasse und das Gelobte Land vor mir sehe, in das ich allmählich hineingehe. Da habe ich auch gespürt, wie viel Ruhe und Pflege ich noch von Jesus brauche. – Die Psalm-Meditationen, z. B. der von Jesus gedeckte Tisch: wichtig für mich persönlich ( Jesus musste mir nachlaufen mit einem Klapptisch...) wie für meine Klientinnen. Ich konnte sie sogar schon bei telefonischer Seelsorge anwenden…“
„…Besonders bin ich von Themen wie z. B. „Prophetisch-intuitives Handeln, Life-Balance, verschiedene Methoden der kreativen Therapie wie die wertvollen Übungen von KBT berührt worden. Ich wünsche mir, was ich bei der Selbsterfahrung mit Musik (Werner Finis) in der großen Gruppe im Plenum erlebt habe, nicht zu vergessen. Zum ersten Mal habe ich innerlich gespürt und erlebt, dass Gott mich so persönlich angesprochen hat. Ich habe an diesem Abend ein Stück innerer Heilung gehabt, Gott hat meine Fragen beantwortet. Seitdem habe ich mehr Vertrauen zu Gott. Denn ich weiß jetzt, dass Gott mich bedingungslos liebt…“ „…Zu Beginn des Kurses fühlte ich mich etwas fremd. Aber nach ein paar Seminaren habe ich mich wohl gefühlt, habe ich die Gruppe als zusammengehörig erlebt, Achtung und Respekt im Miteinander erlebt. Ich habe jedes Mal Vorfreude auf das Wiedersehen mit der Gruppe und Neugier auf das inhaltliche Seminarthema gehabt. Die Selbsterfahrung in der großen Gruppe war mir manchmal schwerer gefallen als mich in der Kleingruppe einzubringen. Nach meinem Eindruck sind wir in den Kleingruppen eher in der Lage gewesen, miteinander offen über eigene Probleme zu reden. Das war eine große Hilfe für mich. Besonders wertvoll war für mich der wertschätzende und ermutigende Umgang unter uns Gruppenmitgliedern. Die Diskussionen, Erarbeitung und gegenseitige Austauscherfahrungen zu bestimmten Themen, die oft in der Selbsterfahrung (besonders in Kleingruppen) immer wieder behandelt wurden, sind eine große Bereicherung für meine weitere persönliche Entwicklung gewesen. Damit führt die Erweiterung meiner Horizonten Perspektive nicht nur für mich selbst sondern auch meine persönliche Beziehung mit Gott und Mitmenschen...“
DE’IGNIS AKTUELL
„ …Gott hat mir in diesen 2 ½ Jahren alle meine alten bzw. die wesentlichen Baustellen meines Lebens noch mal vorgehalten. Man könnte auch sagen, ich bin noch mal mit meiner „Sollbruchstelle“ konfrontiert worden. Das fand ich natürlich nicht immer angenehm, ganz im Gegenteil ich war zeitweilig ziemlich am Ende. Das ging sogar so weit, dass ich so dünnhäutig wurde und mich so wenig von meiner Umwelt abgrenzen konnte, dass ich in Ansätzen nachfühlen kann, wie es sein muss in eine „psychotische Krise“ abzurutschen. Ich habe oft mit Gott gehadert, wir reiben uns immer noch… Für mich war es manchmal kaum noch zu ertragen. Und dennoch lässt er mir Zeit, dass ich in meinem Tempo gehen kann…“ „…Mein Gottesbild ist nicht nur weiter geworden, sondern auch tiefer in meinem Herzen. Ich durfte mein Gottesbild (der strafende Vater) ablösen lassen von der Vorstellung eines liebenden Vaters. In Kleingruppen erhielt ich viel Akzeptanz und Mut, mich mit meiner Geschichte zu zeigen. Andererseits bekam ich für das, was ich intuitiv erfassen konnte und worin ich meinte Gott zu hören, Bestätigung durch viele Themen, die wir in dieser Ausbildung behandelt haben. Vieles bekam einen Namen. Ich bin noch ewig nicht fertig mit meiner Lehre, bin aber Gott so sehr dankbar, dass ich diesen Lehrgang machen durfte. Ich habe schon vor Jahren mein Engagement den Menschen gegenüber in die Verantwortung Jesus übergeben, anders will ich es nicht...“ „…Es war für mich sehr hilfreich, dass wir am Beginn des Kurses hörend füreinander gebetet haben. Ich hatte sehr viel Angst, dem Leistungsanspruch nicht gerecht werden zu können. Ich bekam die Zusage: Hab keine Angst, es wird leicht werden. Damals dachte ich, schön wärs, aber durch das Wissen der eindeutigen Berufung konnte ich es für möglich halten. Ja und so war es denn auch, obwohl es auch besonders vor den Klausuren sehr anstrengend war. Es hat so viel
Spaß gemacht. Auch das Leitwort habe ich sehr oft als hilfreich erlebt und so Gott beim Wort genommen. Die Karte habe ich aufgestellt an einer Stelle, wo sie mir immer wieder begegnet…“ „...Der Herr hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben, damit ich weiß, wie ich den Müden ermutigen kann. Morgen für Morgen öffnet er mir das Ohr, damit ich höre, wie ein Jünger hört…“ „…Während ich über mein Beratungsprofil nachgedacht habe, merkte ich, dass mir inzwischen auch noch andere Personengruppen wichtig geworden sind, mit denen ich zwar derzeit noch keine oder nur bedingt Berührungspunkte habe. Dazu gehören Mütter mit Kindern/Frauen in der Schwangerschaft/nach der Geburt, Angehörige von psychisch kranken Menschen/Menschen in Krisen und vor allem künstlerisch tätige Menschen …“ „…Meine bisherige Sicht von Seelsorge und Beratung hat sich dadurch
enorm erweitert bzw. ich würde sagen, sie ist ganzheitlicher geworden. Durch die Psychotherapie sind mir sozusagen die „Augen aufgegangen“ auch über das, worin der Christ leidet: dass ein Christ genauso den Dynamiken der Psyche unterliegt und auf dieser Ebene Probleme haben kann, die man eben nicht nur geistlich lösen kann, sondern therapeutisch angehen muss. Durch den Kurs konnte ich mehr die Unterscheidung lernen, ob es sich um ein geistliches/rein seelsorgerliches Problem handelt oder therapeutische Hilfe notwendig ist. Das gründliche Erlernen der Psychopathologie empfinde ich als absolut notwendige Grundlage in der Beratung und Seelsorge. Dadurch bekam ich die Sicherheit auch zu unterscheiden, was kann ich mir zutrauen und was gehört unbedingt in fachärztliche Behandlung …“ „…Mit meiner Identität als christliche Beraterin tue ich mich noch schwer. Zwar habe ich nun die Ausbildungen, aber doch merke ich, dass die Praxis nochmal eine andere Herausforderung ist. Menschen sind nun mal
Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung & Therapie Quereinstieg noch möglich! Weitere Information: de’ignis-Institut gGmbH für Psychotherapie und christlichen Glauben Monja Gerstheimer Markgrafenweg 17 · 72213 Altensteig Telefon 07453 9494-0 · m.gerstheimer@deignis.de
Anmeldung noch bis 29. 02. 2012 möglich! www.deignis.de 53
INSTITUT AKTUELL Fortsetzung „Unser V. Lehrgang in „Christlich-integrativer Psychotherapie“ erfolgreich abgeschlossen“
Die Lehrgangsgruppe V nicht nur Modelle sondern jeder ist ganz individuell und hat seine eigene Geschichte…“ Ich denke, aus den ausgewählten Beiträgen zur intensiven Selbsterfahrung eines solchen Lehrgangs als
„spirituelle Reise“ ist einiges deutlich geworden: Eine Fortbildung über einen so langen Zeitraum ist kein Spaziergang. Bei den meisten ging es „ans eingemachte“, allerdings mit dem guten Ausgang einer Erweiterung des persönlichen Horizonts, innerer Heilung in verschiedenen Lebensbereichen. Neben der Wissensvermittlung, den praktischen Übungen zu Methoden „Christlich-integrativer Beratung & Therapie“ und Selbsterfahrung damit, ist das Zwischendrin entscheidend: Die Begegnungen mit anderen in Kleingruppen, persönliche Anstöße und Impulse durch Gott, innerhalb und außerhalb der Fortbildung.
Die Kursleitung – Rainer Oberbillig, Winfried Hahn und Dr. Rainer Wallerius – beim heiteren Wissenstest zur „Dozentenqualifizierung“ Es geht für jeden darum, das persönliche Beraterprofil zu entwickeln. Eben das bedeutet unter anderem „Christlich-integrativ“! • Rainer Oberbillig, Kursleiter
de'ignisWohnheim – Haus Tabor
Neubau des de‘ignis-Wohnheims im Spiegel der lokalen Presse
KRAUCHENWIES/INZIGKOFEN
Schwäbische Zeitung
Freizeitkünstler stellen Werke in Waldhorn aus
Samstag, 15. Oktober 2011
Interview ●
KRAUCHENWIES (mö) - Zur fünften Freizeitkunstausstellung lädt die Gesamtgemeinde Krauchenwies heute und morgen in die Gemeindehalle Waldhorn ein. Aus den Bereichen Malerei und Kunsthandwerk stellen 13 ortsansässige Freizeitkünstler Werke ihres Schaffens vor. Besucher werden erneut überrascht sein, welche Talente sich in den Ortsteilen „verstecken“ und mit Materialien wie Holz, Stahl, Stoff, Gips, Ton, Aquarell- und Acrylfarben kleine Kunstwerke entstehen lassen. Auch Kinder kommen nicht zu kurz. Das Sigmaringer Puppentheater und Zauberer Jürgen Steinert wollen ihre Zuschauer zum Lachen und Staunen bringen. Vorführungen sind heute um 15 Uhr (Zaubern für Kinder) und 17 Uhr (Puppentheater). Am Sonntag gibt es um 13.30 Uhr Zaubern für Kinder und um 15 Uhr das Puppentheater. Morgen werden die Besucher ab 14 Uhr von den Mitgliedern des Fanfarenzuges Krauchenwies mit Getränken, Kaffee und leckeren Kuchen bewirtet. Zur Finissage spielt am Sonntag um 16 Uhr das Jazz-Quintett Cook mit Helmut Stegen, Markus Zeller, Fritz Heise, Rolf Gulde und Roman Gulde. Die Ausstellung selbst ist heute von 13 bis 18 Uhr und morgen von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Im Internet nach eigenen Ahnen forschen INZIGKOFEN (sz) - Im Volkshoch-
schulheim Inzigkofen findet von Freitag, 21. Oktober, bis Sonntag, 23. Oktober ein Wochenendseminar „Ahnenforschung online“ unter der Leitung von Josef Ramsperger und Volker Trugenberger statt, das am Freitag um 17 Uhr beginnt und am Sonntag um 12 Uhr endet. Das Seminar wendet sich an Menschen, die sich für Familienforschung interessieren. Das Internet ist dabei in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Hilfsmittel geworden. Weltweite Diskussionsforen dienen dem Meinungsaustausch, zahlreiche Datenbanken bieten personengeschichtliche Informationen. Das Seminar stellt für Familienforscher, die diese Hilfsmittel nutzen wollen, Suchstrategien bei den wichtigsten Suchmaschinen vor. Die Teilnehmer haben die Gelegenheit, sich an Diskussionsforen im Internet zum Themenbereich Genealogie und Heraldik zu beteiligen und in onlineDatenbanken nach eigenen Vorfahren zu suchen. Sie lernen Internetseiten kennen, die für ihre weiteren Forschungen von Interesse sein können, und erhalten Anregungen, mit welchen Programmen sie ihre Ergebnisse aufbereiten und wie sie diese ins Internet einstellen können. Zu Beginn des Seminars erklärt Trugenberger die Grundbegriffe der Genealogie und spricht anschließend die quellenkundliche Problematik an praktischen Beispielen an. Windows- und Internetgrundkenntnisse werden vorausgesetzt.
Hahn: „Landkreis muss für uns kein Geld ausgeben“ Der Leiter des De‘Ignis-Wohnheims freut sich, dass die Wohngruppen im Anbau bald bezogen werden können SZ: Der Aufenthalt in den Wohngruppen ist doch sicher teurer. Wie wird das Konzept finanziert? Hahn: Wir bekommen Geld aus der Eingliederungshilfe aus den Landoder Stadtkreisen, aus denen die Bewohner stammen. Wenn der Bedarf für Eingliederungshilfe festgestellt wurde, kann eine Einrichtung entsprechend dem Wunschrecht des Hilfeempfängers deutschlandweit ausgewählt werden. Deshalb kommen unsere Bewohner von überall her. In welche Trainingsstufe der Einzelne kommt, ist abhängig von der Verfassung zum Zeitpunkt des Wohnheimeintritts. Für die Akzeptanz der Bürger ist uns wichtig zu betonen, dass der Kreis Sigmaringen keine Gelder für unser Haus ausgeben muss, da für unsere Klienten der Herkunftslandkreis zahlt.
Winfried Hahn stapft an der provisorischen Raucherecke im Garten hinter dem De’Ignis-Wohnheim vorbei durch das Gras. Noch ist der neue Anbau eingerüstet, aber bis zum Ende des Jahres sollen die drei Wohngruppen bezogen sein. 700 000 Euro kostet der Anbau. Ein Betrag, der nur aus Spenden und Eigenkapital gestemmt wird, da es Serie Fördermittel von Land oder Bund Daheim in wegen des überregionalen Einzugsgebietes nicht gibt. Im Gespräch mit Jennifer Kuhlmann erklärt der Wohnheimleiter den Hintergrund des Anbaus.
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SZ: Durch den Anbau schaffen Sie acht Wohnheimsplätze mehr. Ist das nicht ein bisschen wenig bei der hohen Investitionssumme? Hahn: Nein, so sehe ich das nicht. Erst einmal lösen wir so drei Doppelzimmer auf, die es im bestehenden Wohnheim gibt. Das bringt mehr Privatsphäre für die Bewohner. Auch brauchen wir die Gruppenstruktur, um die unterschiedlichen Wohntrainingsstufen realisieren zu können. Nur so wird es für die Bewohner einfacher, den Sprung von uns ins Betreute Wohnen zu schaffen. Bei uns wohnen ja Menschen mit psychischen Erkrankungen, die sind schnell überfordert, wenn sie den Alltag allein meistern sollen. SZ: Wie sehen diese Stufen aus? Hahn: Die erste Stufe beinhaltet das, was wir schon jetzt im Wohnheim praktizieren. Wenn die Bewohner beispielsweise mit Psychosen, Depressionen, Ängsten oder Zwängen zu uns kommen, ist es wichtig, ihren Alltag zu strukturieren. Es werden unterschiedliche therapeutische Angebote gemacht: Einzel- und Gruppengespräche, Arbeitstraining, freizeitpädagogische Aktivitäten und zum Teil die Integration in die Werkstatt für behinderte Menschen. Es gibt aber auch Personen, die den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen. Bewohner, die Fortschritte gemacht haben, können im Wohnheim lebenspraktische Fertigkeiten wie Wäschewaschen, Putzen oder Kochen in einer Gruppe einüben. In
Winfried Hahn, der Leiter des De'Ignis-Wohnheims, vor dem fast fertigen Anbau. der nächsten Stufe ziehen mehrere Bewohner in die Wohntrainingsstufe 2 und versuchen, den lebenspraktischen Bereich des Alltags selbstständig in den Griff zu bekommen. Hier sind aber ein bis zwei Betreuungspersonen ständig dabei. In der letzten Trainingsstufe wird die Betreuung zurückgefahren und die Bewohner nehmen verstärkt am öffentlichen Leben teil. Eine Vermittlung in das Betreute Wohnen sollte nun möglich sein. Ziel ist, dass die Menschen in ihrem Heimatort wieder allein leben können. SZ: Gibt es Wohnheime anderer Träger, die ihnen für das Konzept als Vorbild gedient haben? Hahn: Das Konzept ist bei uns im Haus entstanden. Wir haben uns nicht extra bei anderen umgesehen. Für uns sind die Trainingsstufen eine logische Konsequenz, um die Eingliederung zu erleichtern. Sicher haben auch andere ähnliche Ideen. Mir ist aber keine Einrichtung bekannt,
in der alles unter einem Dach angeboten wird. SZ: Das bedeutet aber auch, dass der Erfolg noch nicht gesetzt ist. Hahn: Das ist richtig. Wenn Ende des Jahres alle drei Wohngruppen bezogen sind, wird sich in der Praxis zei-
Zur Person Winfried Hahn leitet das De’IgnisWohnheim Haus Tabor seit mittlerweile 19 Jahren. Das Konzept des Wohnheims ist aus einer therapeutischen Wohngruppe hervorgegangen, die er mit seiner Frau in Engelswies gegründet und aufgebaut hat. Ursprünglich hat Winfried Hahn Lehramt studiert, durch sein Engagement in der Freien Christengemeinde in Sigmaringen wurde er aber auf die psychischen Probleme vieler Menschen aufmerksam, denen er hel-
Der Kasper lebt weiter Das Sigmaringer Puppentheater erinnert mit dem „Freischütz“ an Claus Gräwe INZIGKOFEN (dfu) - „Tra tra trallala, nun wird alles wieder gut!“ Mit Fröhlichkeit und Hinterlist schafft der Kasper noch immer alle Probleme aus der Welt. Die Zuschauer verwandeln sich wieder in die kleinen Kinder von früher, die schon damals mit dem Kasper verbündet waren und ihm durch Zurufe Informationen lieferten. Zu dieser Kaspertheaterstimmung gibt es heute kaum Gelegenheit. Schon deshalb waren die vom Sigmaringer Puppentheater zum Leben erweckten Puppen aus dem Besitz des im Februar verstorbenen Inzigkofers, Claus Gräwe, etwas Besonderes. Sein Lieblingsstück, „der Freischütz“ von Carl Maria von Weber, in der Fassung für Puppentheater von Max Jakob, war für die Vorstellung zum Gedenken an Claus Gräwe am Mittwoch einstudiert worden. Mehr als 100 Erwachsene waren in den Gewölbesaal des ehemaligen Klosters Inzigkofen zusammengekommen, „in der Erinnerung wie es früher einmal war und weil sie Claus Gräwe und sein Spiel gekannt hatten“, sagte Bernd Joachim Eck, der Leiter des Volkshochschulheims Inzigkofen, bei seinem Rückblick auf das Leben von Claus Gräwe. Damals, ab den 1970er-Jahren war Claus Gräwe immer der Kasper gewesen und im Gewölbe des Klosters, fanden regelmäßig Puppentheateraufführungen statt. Das waren Abschlussaufführungen von Puppenspielkursen oder Aufführungen, bei denen Anekdoten anderer Kurse zur Erheiterung für alle dargeboten wurden. Claus Gräwe, der in Inzigkofen 23 Jahre erfolgreich Aufbauarbeit für das Volkshochschulheim geleistet
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hatte, war eigentlich Puppenspielprofi. 1929 geboren, entdeckte er mit sechs Jahren und einer zusammengesparten, gebrauchten Puppe seine Liebe zum Puppenspiel. Da die Kriegswirren ein Archäologiestudium nicht ermöglicht hatten, das Schicksal ihn aber mit den Puppenspielern der bekannten „Hohensteiner Puppenbühne“ zusammentreffen ließ, konnte er seinen zweiten Traumberuf verwirklichen. In den 1950er-Jahren bereiste er mit diesen Theaterspielern ganz Europa.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN
gen, wie schnell Einzelne Fortschritte machen können. Dabei wird aber jeder in seinem eigenen Entwicklungsprozess begleitet. Sollte es Rückfälle geben, bleibt die Person trotzdem in der Wohngruppe und wird nicht zurück gestuft.
und Jürgen Steiert, dem Leiter des Sigmaringer Puppentheaters, hergestellt hatte. „Claus Gräwe erahnte zu Beginn diesen Jahres seinen Tod und wollte seine Puppen, die er teilweise auch selbst hergestellt hatte, in guten Händen wissen.“ So gelangte der Puppenschatz samt Bühne in die Obhut von Jürgen Steiert und sogar die originale Hohensteiner Kasperpuppe, die Claus Gräwes Paraderolle gewesen war, überließ er Steiert. „Sein Kasper sei tot und bei ihm würde er weiterleben“, zitierte Steiert die Worte von Gräwe. In Steiert hat der Kasper einen würdigen Nachfolger gefunden, denn „der Kasper war wirklich gut gespielt!“, bestätigte Ingeborg Gräwe, die Witwe von Claus Gräwe. Aber auch aus dem Publikum waren dem Kasper alle Herzen zugeflogen und auch alle anderen Figuren waren wahrhaft lebendig geworden.
fen wollte. Neben einer Ausbildung zum Pastor hat er auch diverse therapeutische Fortbildungen gemacht. Die von ihm gegründete und durch den Unterstützerverein Haus Tabor mitgetragene De’Ignis-Wohnheim gGmbH arbeitet mit der De’IgnisFachklinik und dem De’Ignis-Institut zusammen und versteht sich als eine überkonfessionelle gemeinnützige Einrichtung. Außerdem engagiert sich Hahn in der De’Ignis-Stiftung für Polen. (jek)
SZ: Wie sinnvoll ist es, Patienten nicht heimatnah unterzubringen? Hahn: Das kommt immer auf die persönliche Situation an. Wenn Familienangehörige etwa überfürsorglich sind, kann es nicht schaden, Distanz zu schaffen. So kann sich der Bewohner ganz auf sich konzentrieren und an seinen Belastungen arbeiten. Wir sehen außerdem im christlichen Glauben neben allen fachlichen Hilfsmöglichkeiten eine wertvolle Ressource als Quelle der Hoffnung und Kraft. Das ist unser spezielles Angebot. Unser Ansatz ist überkonfessionell ausgerichtet. Wir haben auch eine lange Warteliste. SZ: Das heißt, Sie könnten noch mehr Wohnheime dieser Art eröffnen und nicht nur anbauen? Hahn: Die Nachfrage gibt es auf jeden Fall. Neue Einrichtungen bräuchten allerdings auch einen Motor, der die Verantwortung übernimmt und sich um alles kümmert. SZ: Menschen wie Sie? Hahn: Genau. Ich selbst schaffe es nicht, mich um eine zusätzliche Einrichtung zu kümmern. Aber es haben sich bisher auch keine anderen Initiatoren gefunden, die den Job machen wollen. Wenn sich jemand vom Fach melden würde, der viel Zeit und Emotionen investiert, ließe sich eine weitere Einrichtung umsetzen. Ich richte jetzt alle Energie auf die Umsetzung der Wohngruppen.
Es dürfen mehr Fotovoltaikanlagen ans Netz EnBW hebt Rückspeisegrenze um 500 Kilowatt an – Gemeindewerke Krauchenwies veranstalten Infoabend KRAUCHENWIES (jek/sz) - Die Ge-
Anschlussmöglichkeit individuell geprüft werden könne. Bei einer Fotovoltaikanlage sei entscheidend, was tatsächlich am Einspeisezähler ankomme, schreiben die Gemeindewerke in einer Pressemitteilung. Hierfür seien nicht nur die Leistung der Fotovoltaikmodule maßgebend, sondern vor allem die Lage und Ausrichtung des Daches sowie die Komponenten, wie Leistungsquerschnitte und Wechselrichter. So gebe es im Gebiet der Gemeindewerke Anlagen die im Jahr 2010 umgerechnet nur 671 Stunden der Leistung der Module Strom einspeisten und andere dagegen mit Spitzenwerten bis zu 1178 Stunden um 75 Prozent höhere Ausnutzungen der Sonnenenergie erreichten. Die Gemeindewerke halten daher einen Informationsabend für erforderlich und werden aus ihren Erfahrungen und über die rechtlichen Voraussetzungen vom Anschlussantrag bis zur Inbetriebnahme berichten. Auch über rechtliche Änderungen wird informiert, die sich durch das Erneuerbare Energien Gesetz und das neue Energiewirtschaftsgesetz für neue und bestehende Anlagen ergeben werden. Für Interessenten und Betreiber von Fotovoltaikanlagen wird die Veranstaltung am Montag, 24. Oktober, um 19 Uhr im Krauchenwieser Waldhorn stattfinden. Referent ist Professor Franz-Josef Kuhn von der Hochschule AlbstadtSigmaringen, der über Fachwissen im Fotovoltaikbereich verfügt.
infried Hahn stapft an der provisorischen Raucherecke im Garten hinter dem de’ignis-Wohnheim vorbei durch das Gras. Noch ist der neue Anbau eingerüstet, aber bis
Für weitere Informationen steht das Volkshochschulheim Inzigkofen unter der Telefonnummer 07571/73980 zur Verfügung.
Sigmaringen, Meßkirch Redaktion Leiter der Regionalredaktion West: Ludger Möllers (verantwortlich) Leiter Lokalredaktion: Michael Hescheler (verantwortlich) Lokalredaktion: Sebastian Korinth, Jennifer Kuhlmann, Patrick Laabs, Ignaz Stösser, Dirk Thannheimer, Christoph Wartenberg; 72488 Sigmaringen, Antonstraße 18, Telefon: 07571/728-230, Telefax: 07561/809-730 E-Mail: redaktion.sigmaringen@schwaebische.de Verlag M. Liehners Hofbuchdruckerei GmbH & Co. KG Verlagsanstalt Geschäftsführer: Markus Fürgut Verlagsleiter: Lukas Bruns (verantwortlich für Anzeigen) Anzeigen: 72488 Sigmaringen, Antonstraße 18, Telefon 07571/728-220, Telefax 07561/809-328 Abonnenten-Service: Telefon: 0180/200 800 1 Telefax: 0180/200 800 2 E-Mail: aboservice@schwaebische.de Das Abonnement kann nur schriftlich mit einer Frist von einem Monat gekündigt werden. Die schriftliche Kündigung muss spätestens am 1. des Vormonats vorliegen. www.schwäbische.de
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Gräwe vererbt seine Puppen „Der Liebe wegen wurde Claus Gräwe in Inzigkofen sesshaft und zum Leiter und einer verdienten Persönlichkeit für das Volkshochschulheim“, sagte Kreisarchivar Edwin Ernst Weber, der erzählte, wie er die Verbindung zwischen Claus Gräwe
Die Zuschauer applaudieren den Puppenspielern.
FOTO: DORIS FUTTERER
meindewerke Krauchenwies (Stromversorgung) können wieder weitere Fotovoltaikanlagen an ihr Netz anschließen. Dadurch, dass die Verantwortlichen des Unternehmens Tegometall Dächer mit großflächigen Fotovoltaikanlagen bestücken wollen, war die bisherige Anmeldegrenze an die Übergabe zum vorgelagerten EnBW-Netz erreicht. Nun hat die EnBW ihr eigenes Netz überprüft und festgestellt, dass an der Übergangsstelle vom Netz der Gemeindewerke zum EnBW-Netz noch weiterer Spielraum vorhanden ist. „Die Grenze für Rückspeisungen in das EnBW-Netz hatte bisher bei 4500 Kilowatt gelegen“, so Viktor Franchini, der kaufmännische Leiter der Gemeindewerke. „Jetzt dürfen es mit 5000 kW 500 sein.“ Deshalb kann Bürgermeister Jochen Spieß den generellen Ausbaustopp im Netz der Gemeindewerke wieder aufheben. Das 20-Kilovolt-Netz der Gemeindewerke verkrafte sowieso schon weiteren Strom aus Erneuerbaren Energien, so Franchini. Hier müsse vorerst kein Ausbau stattfinden. Je nachdem, wie viele Anlagen in welcher Größe in der Zukunft dazukämen, reiche das Netz noch etwa eineinhalb Jahre für steigende Strommengen aus. Franchini betont aber auch, dass in jedem Einzelfall vor dem Kaufvertrag bei den Gemeindewerken der Anschluss einer Fotovoltaikanlage angemeldet werden sollte, damit die
zum Ende des Jahres sollen die drei Wohngruppen bezogen sein. 700000 Euro kostet der Anbau. Ein Betrag, der nur aus Spenden und Eigenkapital gestemmt wird, da es Fördermittel von Land oder Bund wegen des überregionalen Einzugsgebietes nicht gibt. Im Gespräch mit Jennifer Kuhlmann erklärt der Wohnheimleiter den Hintergrund des Anbaus. SZ: Durch den Anbau schaffen Sie acht Wohnheimsplätze mehr. Ist das nicht ein bisschen wenig bei der hohen Investitionssumme? Hahn: Nein, so sehe ich das nicht. Erst einmal lösen wir so drei Doppelzimmer auf, die es im bestehenden Wohnheim gibt. Das bringt mehr Privatsphäre für die Bewohner. Auch brauchen wir die Gruppenstruktur,
um die unterschiedlichen Wohntrainingsstufen realisieren zu können. Nur so wird es für die Bewohner einfacher, den Sprung von uns ins Betreute Wohnen zu schaffen. Bei uns wohnen ja Menschen mit psychischen Erkrankungen, die sind schnell überfordert, wenn sie den Alltag allein meistern sollen. SZ: Wie sehen diese Stufen aus? Hahn: Die erste Stufe beinhaltet das, was wir schon jetzt im Wohnheim praktizieren. Wenn die Bewohner beispielsweise mit Psychosen, Depressionen, Ängsten oder Zwängen zu uns kommen, ist es wichtig, ihren Alltag zu strukturieren. Es werden unterschiedliche therapeutische Angebote gemacht: Einzel- und Gruppengespräche, Arbeitstraining, freizeitpäd-
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SZ: Wie sinnvoll ist es, Patienten nicht heimatnah unterzubringen?
agogische Aktivitäten und zum Teil die Integration in die Werkstatt für behinderte Menschen. Es gibt aber auch Personen, die den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen. Bewohner, die Fortschritte gemacht haben, können im Wohnheim lebenspraktische Fertigkeiten wie Wäschewaschen, Putzen oder Kochen in einer Gruppe einüben. In der nächsten Stufe ziehen mehrere Bewohner in die Wohntrainingsstufe 2 und versuchen, den lebenspraktischen Bereich des Alltags selbstständig in den Griff zu bekommen. Hier sind aber ein bis zwei Betreuungspersonen ständig dabei. In der letzten Trainingsstufe wird die Betreuung zurückgefahren und die Bewohner nehmen verstärkt am öffentlichen Leben teil. Eine Vermittlung in das Betreute Wohnen sollte nun möglich sein. Ziel ist, dass die Menschen in ihrem Heimatort wieder allein leben können. SZ: Gibt es Wohnheime anderer Träger, die Ihnen für das Konzept als Vorbild gedient haben? Hahn: Das Konzept ist bei uns im Haus entstanden. Wir haben uns nicht extra bei anderen umgesehen. Für uns sind die Trainingsstufen eine logische Konsequenz, um die Eingliederung zu erleichtern. Sicher haben auch andere ähnliche Ideen. Mir ist aber keine Einrichtung bekannt, in der alles unter einem Dach angeboten wird.
SZ: Das bedeutet aber auch, dass der Erfolg noch nicht gesetzt ist. Hahn: Das ist richtig. Wenn Ende des Jahres alle drei Wohngruppen bezogen sind, wird sich in der Praxis zeigen, wie schnell Einzelne Fortschritte machen können. Dabei wird aber jeder in seinem eigenen Entwicklungsprozess begleitet. Sollte es Rückfälle geben, bleibt die Person trotzdem in der Wohngruppe und wird nicht zurück gestuft. SZ: Der Aufenthalt in den Wohngruppen ist doch sicher teurer. Wie wird das Konzept finanziert? Hahn: Wir bekommen Geld aus der Eingliederungshilfe aus den Landoder Stadtkreisen, aus denen die Bewohner stammen. Wenn der Bedarf für Eingliederungshilfe festgestellt wurde, kann eine Einrichtung entsprechend dem Wunschrecht des Hilfeempfängers deutschlandweit ausgewählt werden. Deshalb kommen unsere Bewohner von überall her. In welche Trainingsstufe der Einzelne kommt, ist abhängig von der Verfassung zum Zeitpunkt des Wohnheimeintritts. Für die Akzeptanz der Bürger ist uns wichtig zu betonen, dass der Kreis Sigmaringen keine Gelder für unser Haus ausgeben muss, da für unsere Klienten der Herkunftslandkreis zahlt.
Hahn: Das kommt immer auf die persönliche Situation an. Wenn Familienangehörige etwa überfürsorglich sind, kann es nicht schaden, Distanz zu schaffen. So kann sich der Bewohner ganz auf sich konzentrieren und an seinen Belastungen arbeiten. Wir sehen außerdem im christlichen Glauben neben allen fachlichen Hilfsmöglichkeiten eine wertvolle Ressource als Quelle der Hoffnung und Kraft. Das ist unser spezielles Angebot. Unser Ansatz ist überkonfessionell ausgerichtet. Wir haben auch eine lange Warteliste. SZ: Das heißt, Sie könnten noch mehr Wohnheime dieser Art eröffnen und nicht nur anbauen? Hahn: Die Nachfrage gibt es auf jeden Fall. Neue Einrichtungen bräuchten allerdings auch einen Motor, der die Verantwortung übernimmt und sich um alles kümmert. SZ: Menschen wie Sie? Hahn: Genau. Ich selbst schaffe es nicht, mich um eine zusätzliche Einrichtung zu kümmern. Aber es haben sich bisher auch keine anderen Initiatoren gefunden, die den Job machen wollen. Wenn sich jemand vom Fach melden würde, der viel Zeit und Emotionen investiert, ließe sich eine weitere Einrichtung umsetzen. Ich richte jetzt alle Energie auf die Umsetzung der Wohngruppen. • Foto und Artikel von Jennifer Kuhlmann, Schwäbische Zeitung Unterstützerverein Haus Tabor e.V. Kto. 8 317 232 · BLZ 693 620 32 Volksbank Messkirch de’ignis-Wohnheim Kto. 105 338 · BLZ 690 516 20 Sparkasse Pfullendorf-Messkirch
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de’ignisWohnheim – Haus Tabor
de'ignis Trägerkreistreffen – Landesbischof a. D. Dr. Gerhard Maier beeindruckt mit brilliantem Vortrag
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as letzte de’ignis Trägerkreistreffen fand am 15.10.2011 in Langenhart in der Nähe des de’ignisWohnheimes statt. Bei diesem jährlich stattfindenden Treffen handelt es sich um eine Zusammenkunft von Gesellschaftern, Beiräten und Bereichsleitern der einzelnen zur
de’ignis-Gruppe gehörenden Werken. Das Hauptreferat hielt der frühere Bischof der evangelischen Landeskirche Württemberg Dr. Gerhard Maier mit dem Thema „Steigender Druck auf Verantwortungsträger in einer Kultur der Anklage – Geistliche Hilfen zur Bewältigung“. In seinen als sehr hilfreich empfundenen Ausführungen sprach Dr. Gerhard Maier über den steigenden Druck auf Verantwortungsträger, weil die Öffentlichkeit immer weniger Freiraum für Fehler zulasse. Er ermutigte die Zuhörer, Mut zu haben, auch Versagen und Scheitern einzugestehen. Weil Gott zu uns steht, können wir aus dem Zug der Zeit aussteigen, zu unseren Schwächen stehen und damit ein Stück Normalität zurückgewinnen! Vor allem ist es nicht angebracht, sich Selbstanklagen
Schulung für Seelsorge
Schulung für Seelsorge
Neustart in Langenhart
09./10.12.2012 in Langenhart
09. – 10.12.2011 03. – 04.02.2012 20. – 21.04.2012 06. – 07.07.2012
Dr. Ute Horn: Freundschaft …, Liebe …, Sexualität …, Heb Dich für den Richtigen/die Richtige auf
Jugendseelsorge – „Freundschaft, Liebe, Sexualität“ Konzeption biblischer Seelsorge Innere Heilung Identitätsentwicklung und -störungen Eingeladen sind Christen, Einstieg die einen inneren Ruf zur jederzeit Seelsorge verspüren. Intermöglich! essierte sind ebenfalls eingeladen. Gerade in unserer Zeit suchen immer mehr Menschen mit psychischen Problemen in christlichen Gemeinden Hilfe. Veranstaltungsort: Heu-Hotel Brigel-Hof, Meßkirch-Langenhart mit dem Angebot von Seminarräumen, freundlichen Zimmern, Heu-Hotel und Verpflegung vom Bio-Hof.
Foto: SCM Hänssler/Jens Beilharz
de’ignis-Wohnheim gGmbH – Haus Tabor zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung Tel.: 07575 92507-0 oder 07570 951967; E-Mail: seelsorgekurs@deignis.de 56
auszuliefern, denn auch unsere Niederlagen kommen von Gott. Wir sind nicht wie Bayern-München zum Siegen verurteilt. Vielmehr gehe es um einen Lebensstil der Gemeinschaft mit Gott, verbunden mit Zeiten der Stille und des Hörens. Wichtig ist aber auch die Gemeinschaft mit anderen im Gebet. So können wir zu einem Zeugnis für Jesus werden, egal ob mit oder ohne Worte, ob mit oder ohne Erfolg. Im Anschluss an diesen mit viel Humor und prägnanten Zitaten angereicherten Vortrag entwickelte sich eine rege Zeit des Austauschs über das Gehörte. Mit einer Besichtigung des Neubaus des de’ignis-Wohnheimes und Berichten aus den einzelnen de’ignisEinrichtungen endete dieser für alle Teilnehmer wertvolle Tag. •
Seminar für Teenagereltern, Pädagogen, Pastoren, Seelsorger, Jugendleiter und Jugendliche. Inhalt: I. Fähigkeiten erwerben II. Persönlichkeit werden III. Beziehungen leben IV. Sexualität in der Ehe Veranstaltungsort: Heu-Hotel Brigel-Hof, Meßkirch-Langenhart mit dem Angebot von Seminarräumen, freundlichen Zimmern, Heu-Hotel und Verpflegung vom Bio-Hof.
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Erfahrungsbericht über den de'ignis -Seelsorgekurs Begleitende Seelsorge ist für jeden, der bereit ist, sich selbst, seine Schwächen, Gefährdungen und Nöte besser kennen zu lernen; der anerkennt, dass man noch etwas dazu lernen und sein Denken erneuern kann. Diese Grundeinstellung ist uns im Verlauf der zehnteiligen Seminarreihe über begleitende Seelsorge von Mal zu Mal wichtiger geworden. Wer von vornherein so eingestellt in den Kurs geht, wird reichen Segen für sein eigenes Leben und für den Dienst an Ratsuchenden mitnehmen. Im Lobpreis mit geistlichen Eindrücken sind wir Gott näher gekommen und die biblische Ausrichtung auf das gottgewollte Verständnis des Gottes- und Menschenbildes hat unserem Denken und Fühlen für unsere Beziehung zu Gott gut getan. Auf diesen Seminarteil haben wir uns immer besonders im Voraus gefreut.
Doch – wir sehen auch den Lehrteil über psychische Erkrankungen als eine echte hilfreiche Bereicherung für unser Leben an. Hier hat uns Winfried Hahn in verständlicher Weise mit anschaulichem Material und humorvoll dargebotenen Erfahrungsbeispielen in uns bis dahin unbekannte Welten geführt. Und wir hatten immer wieder die von uns sehr geschätzte Gelegenheit, in Kleingruppen Gesprächsführung mit den Rollen des Ratsuchenden, des Seelsorgers und wohlwollenden Zuhörern anhand von Leitfragen einzuüben. Spätestens hier hat jeder gemerkt, dass begleitende Seelsorge eine herausfordernde, hochsensible Sache ist, bei der
sich der Seelsorger stets bewusst sein sollte, dass er nicht außerhalb des Bootes, sondern mit dem Ratsuchenden in einem Boot sitzt. • Johannes und Ingrid Peters, Oktober 2011
Seelsorge mit allen Sinnen erleben
Tage seelsorgerlicher Begleitung
06. – 08. Januar 2012 Identität – Der ICH BIN sagt mir wer ich bin
09. – 11. März 2012 Berufung entdecken und entfalten
Auf der Nordalb Veranstaltungsort: Kirche im Aufbruch e.V., 73326 Deggingen
Jede/r TeilnehmerIn darf erleben, was es heißt, für Gott so wertvoll zu sein, dass ER ihm/ihr ganz persönlich begegnen möchte, um ihm/ihr dabei behilflich zu sein, zur gottgegebenen Identität zu finden und zu stehen. Seminarleitung: Dagmar Göhring und Alexandra Pfeifer mit Team
de’ignis-Wohnheim gGmbH – Haus Tabor zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung Tel.: 07575 92507-0 oder 07570 951967; E-Mail: seelsorgekurs@deignis.de
Gemeinsam unternehmen wir eine faszinierende Entdeckungsreise zu unserer persönlichen Berufung. Dabei werden wir unsere Einzigartigkeit als etwas Großartiges entdecken, unsere Talente und Gaben aufspüren, und dabei unseren individuellen Lebenssinn wahrnehmen. Wir entwickeln Visionen und Perspektiven für ein Leben, zu dem wir geschaffen wurden. Seminarleitung: Dagmar Göhring und Alexandra Pfeifer mit Team
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ADRESSEN
Ambulante Therapie und Beratungsstellen (de’ignis) de’ignis-Gesundheitszentrum Sommerstraße 1 72227 Egenhausen Telefon 07453 9391-0 info@deignis.de de’ignis-Wohnheim Fred-Hahn-Straße 32 72514 Engelswies Telefon 07575 92507-0 wohnheim@deignis.de de’ignis-Institut Beratungsstelle Lerchenstraße 40 72213 Altensteig Telefon 07453 9494-310 institut@deignis.de
Gillian Flügel Beratungsstelle Am Bauschbergle 45 72108 Rottenburg Telefon 07472 7833 gillfluegel@hotmail.de Magdalena Schnabel Beratungsstelle Max-Liebermann-Straße 9 73257 Köngen/N. Telefon 07024 8689169 info@jahwe-rapha.de Dorothea Reuther Beratungsstelle Dillweißensteiner Straße 9 75180 Pforzheim Telefon 07231 784088-0 dorothea.reuther@gmx.net
Dagmar Göhring Ulmenweg 22 88605 Meßkirch-Langenhart Telefon 07570 951967 dabegoe@t-online.de Erika Gasper Beratungsstelle Alte Jakobstraße 75 10179 Berlin Telefon 030 27591782 erika.gesper@freenet.de
Dr. med. Martina Dickhaut Beratungsstelle Flamweg 89 25335 Elmshorn Telefon 0175 6552413 martinadickhaut@gmx.de
Katrin Lehmann & Annette Kuhn Beratungsstelle Großenhainer Straße 137 01129 Dresden Telefon 0351-84387-77 kathrin.lehmann@deignis-dresden.de
Kompetenz. Und Gottvertrauen. Durchatmen, wenn die Luft raus ist. Effektive Präventionsangebote. Gesundheit ist ein hohes Gut, das es zu schützen gilt. Alle Maßnahmen, die dazu dienen, Gesundheit zu erhalten und Krankheiten zu vermeiden, werden unter dem Oberbegriff „Gesundheitliche Prävention“ zusammengefasst. Dabei ist viel Eigeninitiative gefordert, denn jeder kann die eigene seelische und körperliche Gesundheit stark beeinflussen. Eine praktische Anleitung, wie Körper und Seele gesund gehalten werden können, bieten unsere individuell gestaltbaren Gesundheitswochen und unser Kompaktkurs zur Stressbewältigung und -prävention.
de’ignis-Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik Walddorfer Straße 23 · 72227 Egenhausen Telefon 07453 9391-0 Telefax 07453 9391-193 info@deignis.de
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de'ignis-Wohnheim – Haus Tabor Sozialtherapeutisches Wohnheim nach biblischen Grundsätzen mit Einzel- und Gruppenangeboten: • Gesprächstherapie • Sozialtraining • Seelsorgeschulung • Arbeitstraining (z. B. im eigenen Verlag) • Freizeitpädagogik und individuelle Betreuung
de'ignis-Institut für Psychotherapie und christlichen Glauben • Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung & Therapie • Vernetzung von Fachleuten • Ambulante Dienste: – Supervision – Beratungsstellen für ambulante Beratung und Therapie – Sozialpädagogische Kinder- und Jugendambulanz – Weitere Angebote zur Prävention und Rehabilitation
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