magazin Nr. 53/2017
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Frank Heinrich
Prof. Dr. Rainer J. Wallerius
Winfried Hahn
FĂźr wahr nehmen
Wahrnehmung und Wahrheit in postfaktischen Zeiten
Gesunder Glaube und Wirklichkeitsbezug
Wahrnehmung im Wandel
• Ed i tori al
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Titelbild: Nanduu / photocase.de
was nehmen Sie in diesem Moment wahr? Die Auflage • Ihrer Arme auf den Armlehnen, dem Tisch, den Beinen? Ihre Atmung? Die Haptik des Papiers dieses Magazins? Einen ruhigen oder geräuschvollen Ort an dem Sie sich gerade befinden? Oder nehmen Sie ganz andere Dinge wahr? Das Leben besteht aus vielen Wahrnehmungen. Es wird von diesen beeinflusst und geprägt. Dadurch tragen Wahrnehmungen auch einen Teil zur Einzigartigkeit jedes einzelnen Lebens bei. Grundsätzlich verdeutlicht „Wahrnehmung“ als Wort an sich, es wird etwas für oder als „wahr“ genommen. Hier geht es mitunter um einen Blickwinkel den man hat oder bekommt. Doch werden Dinge in der Form wahrgenommen, wie sie wirklich in der Realität existieren oder messen wir Themen und Situationen etwas ganz anderes bei, das wir so interpretieren. Wir befinden uns in einem Spannungsfeld von Realität und Realitätsverzerrung. Seite 6 Dies schlägt sich auch auf die gesellschaftliche Entwicklung nieder, in der sich Wahrnehmungen zu Informationen bündeln und sich die Gesellschaft teilweise auch mit Informationen konfrontiert sieht, die sich im Nachhinein als richtig oder gar als falsch erweisen. Umso wichtiger ist es in einer Welt der sich verändernden Wahrnehmung Verantwortung im eigenen Leben, der Familie, im Beruf, in der Gemeinde und der Gesellschaft zu übernehmen. Seite 12 Die heutige Gesellschaft ist globalisiert. In Windeseile bekommen wir mit, was in anderen Ländern dieser Erde geschieht. Zahlreiche Informationen sind über verschiedene Medien zugänglich und selbst im Ausland verfügt man heute nahezu überall über Kommunikationsmöglichkeiten. Hierdurch bekommen wir einen Einblick was in anderen Ländern geschieht und unsere Wahrnehmung für die Themen dieser Welt verändert sich. Seite 14 Und in der eigenen Welt? Man wächst mit seinen Herausforderungen, wie es so schön heißt, und kommt doch hin und wieder dabei an seine Grenzen. Gerade in Zeiten der Unsicherheit. Diese rütteln am eigenen Werteverständnis, stellen den Glauben an Gott und die damit verbundenen Werte auf die Probe. So befindet sich auch unser Gottesbild, die Wahrnehmung wie Gott ist und wie man ihn erlebt bzw. die Begegnung mit ihm stattfindet, in einem stetigen Wandel. Zeiten des Wandels und der Unsicherheit können sich aber auch auf die psychische Gesundheit des Einzelnen auswirken. Sie können zu psychischen Erkrankungen führen und in manchen Fällen Krankheitsbilder hervorrufen die mit einer gestörten Wahrnehmung zu tun haben. Seite 20 und Seite 28
Wahrnehmung im Wandel – ein spannendes sowie aktuelles Thema, das vielfältig und weitreichend ist. Genau deshalb haben wir es für diese Ausgabe des Magazins gewählt und hierfür wieder fachkundige Autoren unterschiedlicher Hintergründe mit interessanten Artikeln zu diesem Thema gewinnen können. Darüber hinaus berichten wir wieder über aktuelle Entwicklungen in unseren de’ignis-Organisationen. Wir freuen uns, wenn Sie unsere wichtige Arbeit weiterhin unterstützen, insbesondere den weiteren Ausbau unserer Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien sowie Flüchtlinge, wo wir verstärkt auf finanzielle Hilfe angewiesen sind. Wir wünschen Ihnen reichhaltige Impulse und viel Freude beim Lesen.
Ihr Sebastian Hartmann, Winfried Hahn, und Claus J. Hartmann, die Herausgeber
Sebastian Hartmann
Unternehmensentwicklung, de’ignis-Fachklinik und de’ignis-Institut
Claus J. Hartmann Geschäftsführer, de’ignis-Fachklinik und de’ignis-Institut
Winfried Hahn
Geschäftsführender Heimleiter, de’ignis-Wohnheim, Vorstandsvorsitzender Christliche Stiftung de’ignis-Polen
Titelthema ls pu Im
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Christoph Waffenschmidt
Gesunder Glaube und Wirklichkeitsbezug
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Winfried Hahn
Gestörte Wahrnehmung bei psychischer Erkrankung
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Rainer Oberbillig
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Redaktion Winfried Hahn, Claus J. Hartmann, Sebastian Hartmann, Rainer Oberbillig, Maike Prolingheuer, PD Dr. med. Herbert Scheiblich Konzept und Design
Timm Hartmann, mail@nimmtimm.de Implementierung und Produktion AD Dipl.-Ing. Rainer Haas, haas@ad-stuttgart.de Druck Offizin Scheufele, Stuttgart Papier Circle Offset Premium White Auflage 16.000 Herausgeber de’ignis-Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik Walddorfer Straße 23 72227 Egenhausen Telefon: +49 (0) 7453 9391 0 Fax: +49 (0) 7453 9391 193 E-Mail: info@deignis.de Volksbank Nordschwarzwald eG IBAN: DE50 6426 1853 0062 1680 02 BIC: GENODES1PGW
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Manuela Bitzer
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Christlicher Glaube und Entwicklungspsychologie Teil 2
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Frank Heinrich
Wahrnehmung in der Entwicklungszusammenarbeit aus unterschiedlicher Perspektive
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PD Dr. med. Herbert Scheiblich
Veränderung durch Therapie
Für wahr nehmen
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Dr. phil. Dipl.-Psych. Veit-Uwe Hoy
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Der Wahn 06
Prof. Dr. Rainer J. Wallerius
Z D ur is ku
Wahrnehmung und Wahrheit in postfaktischen Zeiten
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Aktuell
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Was hat sich entwickelt? Welche Angebote gibt es? Berichte, Termine und Aktuelles von de’ignis
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Fachklinik, Institut und Wohnheim
de’ignis-Wohnheim gGmbH – Haus Tabor zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung Fred-Hahn-Straße 30 72514 Engelswies Telefon: +49 (0) 7575 9250 70 Fax: +49 (0) 7575 9250 730 E-Mail: wohnheim@deignis.de Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch IBAN: DE46 6905 1620 0000 1053 38 BIC: SOLADES1PFD de’ignis-Institut gGmbH für Psychotherapie und christlichen Glauben Markgrafenweg 17 72213 Altensteig Telefon: +49 (0) 7453 9494 0 Fax: +49 (0) 7453 9494 396 E-Mail: institut@deignis.de Volksbank Nordschwarzwald eG IBAN: DE60 6426 1853 0066 6240 02 BIC: GENODES1PGW
Christliche Stiftung de’ignis-Polen Fred-Hahn-Straße 30 72514 Engelswies Telefon: +49 (0) 7575 9250 70 Fax: +49 (0) 7575 9250 730 E-Mail: wohnheim@deignis.de Sparkasse Pforzheim IBAN: DE83 6665 0085 0007 2605 12 BIC: PZHSDE66XXX Alle de’ignis Einrichtungen sind gemeinnützig und arbeiten überkonfessionell. Spendenbescheinigungen werden auf Wunsch gerne ausgestellt.
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Ti telthema • von Prof. Dr. Rainer J. Wallerius
Wahrnehmung und Wahrheit in postfaktischen Zeiten Wo wir nicht hingucken, nehmen wir auch nicht wahr? Prof. Dr. Rainer J. Wallerius Ăźber die Funktionsweise unserer Wahrnehmung und wie wahr unsere Wahrnehmung ist.
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Kontextbedingungen für eine interkulturelle Therapie
Foto: FemmeCurieuse / photocase.de
Meinen Weiterbildungskandidaten sage • ich am Beginn ihrer Fortbildung gerne recht salopp, dass Wahrnehmung, Wahrnehmung und nochmal Wahrnehmung die halbe Miete für einen Psychologen oder Therapeuten ist. Damit will ich sie auf den bei Psychologen immer noch häufigen Fehler aufmerksam machen, zu schnell Schlussfolgerungen zu ziehen, also schon zu interpretieren, während sie noch Daten und Informationen zum Klienten sammeln. Also erst hingucken, hinschauen, hinhören, das „Wahrgenommene“ registrieren und dann erst interpretieren und Diagnosekriterien zuordnen. Natürlich weiß ich, dass die Sache mit der Wahrnehmung weit komplexer ist, als man danach meinen könnte und vermittle das auch meinen Studenten. Denn Wahrnehmung bildet die Welt in unserem Gehirn nicht einfach eins zu eins ab, ist von sich aus nie objektiv, sondern immer ein Geschehen, das im Betrachter selbst abläuft, bei dem der von den Sinnesorganen registrierte und über die Nervenbahnen weitergeleitete Informationsinput bereits während dieses Vorgangs unterschiedliche Prozesse im Hirn auslöst und entsprechend gestaltet. Wahrnehmung ist ein aktiver Vorgang, der sich innerhalb der wahrnehmenden Person abspielt, sie ist keineswegs nur passives Rezipieren. Es sind, vereinfacht gesagt, zwei hauptsächliche Arbeitsprozesse, die im Hirn während der Aufnahme, Weiterleitung und Bearbeitung der aufgenommenen Informationen verlaufen. Zum einen findet eine Art Suchprozess statt, ob die Informationen schon vorhanden sind, bzw., ob ähnliche schon einmal gespeichert wurden; zum Zweiten und eng verbunden damit, ohne dies willentlich beeinflussen zu können, stellt das Hirn Verbindungen zu Emotionen her, die bei einem früheren Erlebnis aufgetreten sind und damit zusammen gespeichert wurden, vor allem, wenn dies ein ähnliches Informationsszenario war, wie das gerade aktuelle. Wir speichern nämlich nicht nur die erlebten Fakten als solche, sondern immer auch die damit
einhergehenden Gefühle ab. Diese sind quasi die Geschmacksbeilagen zum FaktenMenü. Natürlich wird auch das gesamte Spektrum von Sinneswahrnehmungen auf allen fünf Kanälen mitgespeichert, nicht allein das Geschehen auf nur einer Wahrnehmungsebene. Ein Weiteres kommt hinzu: Je nach Kontext haben wir unterschiedliche Erwartungen bezüglich des Wahrgenommenen. Auch diese resultieren aus Vorerfahrungen oder aus gelerntem Wissen. Wir wollen unserer Wahrnehmung einen Sinn geben, und so stellen wir Ursache- Wirkungsbeziehungen her und basteln Erklärungsmodelle. Im Grunde bilden wir Hypothesen, die – wären sie wahr – genau das Phänomen erklären, das wir wahrnehmen. Aber was wir wahrnehmen ist keine passive Abbildung, vielmehr eine Auswahl, eine Konstruktion. Wir erleben die Welt so, wie sie in unseren Wahrnehmungsrahmen passt, der aus Vorerfahrungen, gelerntem Wissen, verinnerlichten Einstellungen und den für uns verbindlich gewordenen Werten ebenso besteht, wie aus Erwartungen, Wünschen und Ängsten, die wir bewusst oder unbewusst haben. Der Konstruktivismus hat dieses Konzept im vergangenen Jahrhundert ausgearbeitet: Wir konstruieren uns unsere Welt, wir nehmen sie nicht eins zu eins wie ein fotographisches Bild wahr, sondern reichern sie mit allerlei Material an. So entsteht unser ganz persönliches Bild von der Welt. Der Konstruktivismus fand Eingang in die Psychologie und wird heute durch die Hirnforschung im Kern bestätigt. Die Sinnesorgane sind nur der Empfänger der physikalischen Informationsimpulse, durch sie treten sie in den Organismus ein, von dort werden sie über die Nervenbahnen zum Gehirn geleitet; dort erst, und nirgendwo anders im Organismus, werden sie zu konkreten Bildern und Vorstellungen umgearbeitet; und bei dieser Umarbeitung werden sie vielfältig angereichert mit Material aus unserem individuellen Leben. Im Grunde also nimmt jeder Mensch die Welt etwas anders wahr als sein Nachbar, nämlich eingepasst in seinen individuellen Erlebnis- und Verständniskontext. Das
heißt, dass auch die gleichen Ereignisse von jedem unterschiedlich wahrgenommen und erinnert werden. Das sieht man beim Einblick in Protokolle der Polizei, wenn sie Zeugen z. B. eines Unfalls vernommen hat. Die Aussagen unterscheiden sich zum Teil erheblich, manchmal widersprechen sie sich sogar. Trotzdem ist fast jeder Zeuge sicher, er habe sich nicht geirrt. Der Psychiater und Familientherapeut Fritz B. Simon aus Berlin ist ein moderner Vertreter des Konstruktivismus und der Systemischen Therapie. In einer Sendung der Reihe „Radio-Wissen“ lässt ihn der Bayerische Rundfunk mit einem Beispiel zu Wort kommen: Man stelle sich einen Menschen vor, der keinerlei Informationen über Fußball hat, weder weiß er, welches die Regeln sind, noch was da überhaupt auf dem Spielfeld vor sich geht, warum da 22 Spieler einem Ball nachjagen, den sie in das gegenüberliegende Tor bringen sollen. Man stelle sich weiter vor, die Fußballspieler würden Tarnkappen tragen, wären also für den Zuseher unsichtbar. Der sieht nur den Schiedsrichter, der keine Tarnkappe trägt: „… einen erwachsenen Mann, … in kurzen Hosen, der aufgeregt hin und her läuft und ab und zu mit den Händen rumfuchtelt, Kärtchen zieht, Trillerpfeife bedient und ähnliches…“ 1.
Unser Zuschauer sieht also nur den herumhüpfenden Mann und könnte nun Überlegungen anstellen, warum der sich so eigenartig verhält: „Vielleicht stimmt was biologisch bei ihm nicht … Vielleicht ist was in seiner frühen Kindheit merkwürdig gewesen – zu enge Mutterbindung, und jetzt ist er so expansiv, muss sich ausleben, hin und her rennen“ 2 .
Unser Mann versucht also das Gesehene in eine Struktur zu bringen, die er kennt, bildet demnach brauchbare Hypothesen, die ihm das Gezappel des Schiedsrichters erklären können; denn er weiß ja nicht, in welchem tatsächlichen Zusammenhang das steht. Der Konstruktivismus nennt dies die „Strukturbedingtheit“ der Wahrnehmung; wir vergleichen die Beobachtung zunächst mit den eigenen Vorerfahrungen und versuchen sie dort sinnvoll zu erklären und zu verstehen. Erst, wenn unser Zuseher zusätzliche Informationen erhält, kann
Wirklichkeit der aktuellen Situation dran sind. Etwa, wenn ein neuer Mitarbeiter in ein Team kommt, in dem die Interaktionen und die Kommunikation der Kolleginnen und Kollegen sich in einem immer gleich ablaufenden hierarchischen Muster fest eingespielt haben. Der Neue hält sich daran nicht, weil er sie nicht kennt und er aus seiner bisherigen Tätigkeit anderes gewohnt ist; kurz, er verhält sich nicht nach dem vertrauten Muster des Teams. Die Gefahr, dass dessen Mitglieder ihn vorschnell als Querulant oder als unkollegial bewerten, ist groß. Fritz B. Simon sagt in der angeführten Radiosendung: „… wo immer wir wahrnehmen, lassen wir etwas anderes weg. Wir nehmen etwas in den Vordergrund und nehmen den Hintergrund nicht wichtig. Und jeder macht das ja nach seinen internen Kriterien, nach seinen eigenen Bewertungen“ 3 Man komme nicht darum herum,
eine Auswahl vorzunehmen, meint Simon, und „das heißt, selbst wenn man wollte, wenn man alles erfassen wollte, man kann es einfach nicht“ 4 . Obwohl wir streng biologisch ge-
sehen, möglicherweise quantitativ über die Sinnesorgane mehr Informationsinputs wahrnehmen könnten als es scheint, ist das im Grunde unerheblich, denn es ändert nichts daran, dass die Informationen, die uns die Sinnesorgane liefern, nicht das Bild ausmachen, das sich uns letztlich bietet, vielmehr ist es die Arbeit im Gehirn, die Zuordnungen, die dort vorgenommen werden, die zu einem „wahrgenommenen“ Bild oder Szenario führen, das dann eine Bedeutung für uns hat. Dies wird dann seinerseits im Gehirn abgespeichert und steht für Erinnerungen zur Verfügung. Dieses „Abspeichern“ passiert übrigens nicht einfach an einem bestimmten Ort im Gehirn, sondern es wird vernetzt gespeichert, also sozusagen über das ganze Gehirn verteilt. Wäre die Instanz, die uns ein Ereignis in unsere Erinnerung holt, so etwas wie ein Bibliothekar, der zwischen den Bücher- und Medienregalen in der Gedächtnisablage hin und her läuft, um die vom Gehirnbesitzer bestellten Medien herauszusuchen – ein Beispiel, das Vera Birkenbihl gerne benutzt 5 – so würde das die Arbeit des Gehirns nicht annähernd
darstellen, denn der Gehirn-Bibliothekar müsste an vielen Stellen synchron suchen, um dem komplexen Abspeichersystem unseres Hirns gerecht zu werden, und er müsste stets ebenso synchron ein ebenso komplexes Medienpaket liefern, das auf allen fünf Sinnesebenen gleichzeitig erinnerte Informationen enthält und zusätzlich die dazu gehörenden Gefühle. Fokussierung von Aufmerksamkeit
Kann man Wahrnehmen lernen? In gewisser Weise schon. Je mehr man seine Wahrnehmung auf ein Objekt oder Szenario fokussiert, umso größer die Wahrscheinlichkeit, das Fokussierte „besser“ wahrzunehmen und entsprechend zu speichern. Aufmerksamkeitsfokussierung bestimmt in gewisser Weise also, was wir wahrnehmen, „denn wo wir nicht hingucken, nehmen wir auch nicht wahr“ 6 . Zumindest gilt das fürs be-
wusste Wahrnehmen. In der sehr frühen Psychologie, die sich noch zur Philosophie gehörend verstand, unterschied man zwischen „Perzeption“ und „Apperzeption“. Letzteres meinte die bewusste Wahrnehmung, die auch ins Gedächtnis einging. Hauptsächlich der deutsche Philosoph der frühen Aufklärung, Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716), hatte diese Unterscheidung in die Philosophie eingebracht. In der heutigen Psychologie würde man eher von einem kognitiven Vorgang sprechen. Wie wahr ist also unsere Wahrnehmung? Jedenfalls ist die Wahrnehmung nicht der Türöffner zur Wahrheit, wie man vom Wort her meinen könnte. Sie bringt, wie schon gesagt, bestenfalls eine Annäherung an die Wirklichkeit; und auch das immer nur im Rahmen unserer subjektiven Bedingtheiten. Im Übrigen bedeutet schon etymologisch der Wortstamm „wahr“ nicht einfach Wahrheit in unserem modernen Verständnis, sondern ist zum Teil mehrdeutig im Sinne von Sein, Glauben, Wahn, sichern, behüten, bewahren, zugestehen, gewähren und erinnern. 7 Gefühlte Wahrheit: Das Zeitalter des Postfaktischen
Zur Zeit ist viel die Rede von „Postfaktischer Zeit“, in der wir uns angeblich
Foto: FemmeCurieuse / photocase.de
er in Simons Beispiel das Verhalten des kurzbehosten Zappelers richtig einordnen. Das heißt im konkreten Fall: Wenn die Fußballer ihre Tarnkappen ablegen, wird das merkwürdige Verhalten des Mannes in einem anderen Rahmen gesehen und plötzlich verständlich. Nach einiger Beobachtungszeit wird der Zuschauer verstehen, dass der Mann beispielsweise ein rotes Kärtchen immer dann zieht, wenn ein Spieler einem anderen ein Bein gestellt hat oder ihn sonst wie behindert, also im Fußball-Chinesisch ein „Foul“ begeht. Er erkennt allmählich die Regelhaftigkeit des Verhaltens des Schiedsrichters im Spielgeschehen und kann vielleicht sogar verstehen, was Fußball ist und letztendlich Spaß daran finden. Mit anderen Worten: Während wir beobachten, sind wir bestrebt, für das Beobachtete einen Sinn zu konstruieren und bilden Hypothesen in Form von Kausalitätsbeziehungen, die im günstigsten Fall der tatsächlichen Realität entsprechen. Aber eben nur im günstigsten Fall … Bei der Beobachtung geht es nicht nur um das, was beobachtet wird, sondern auch um das Wie des Beobachtens. Man kann sich sozusagen selbst beim Beobachten beobachten. Letzteres nennt Fritz B. Simon „Beobachtung zweiter Ordnung“; die einfache Beobachtung des Geschehens wäre demnach eine Beobachtung erster Ordnung. Verständlich, dass es für Psychologen anzuraten ist, diese Beobachtung zweiter Ordnung zu üben, denn so können sie eher registrieren, was das Beobachtete mit ihnen macht, und der typischen Falle entgehen, unversehens den eigenen individuellen Erfahrungsrahmen zum einzigen Kriterium zu machen und sozusagen am Klienten vorbei zu beobachten und sein Verhalten vorschnell zu deuten. Unsere Wahrnehmung erlaubt uns nur Annäherungswerte an die Wirklichkeit. Und innerhalb dieser müssen wir regelmäßig noch eine Auswahl treffen unter den verschiedenen Möglichkeiten. Immer, wenn bekannte Muster sich ändern, durcheinander geraten, führt dies leicht zu verzerrten Wahrnehmungen und Einschätzungen, die wenig dicht an der
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Ti telthema • Wahrnehmung und Wahrheit
befinden und in dem „fake news“ oder „alternative Fakten“ auf der Tagesordnung stehen. Gemeint ist die Tendenz, Faktenbehauptungen in die Welt zu setzen, unabhängig davon, ob sie sich mit den tatsächlichen Geschehnissen decken oder nicht; im Grunde also Lügen zu verbreiten. Der Begriff postfaktisch wurde im Dezember 2016 zum Wort des Jahres gewählt. Nun könnte man anmerken, objektive Wahrnehmung gebe es sowieso nicht – davon war ja bisher die Rede – also was soll das Gejammer über „postfaktisch“, über „Echoräume“, „Filterblasen“ und dergleichen mehr, in denen sich diese neue Unart ausbreitet? Nun, einen ernstzunehmenden Unterschied gibt es durchaus. Als Beispiel diene die Aussage des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, bei seiner Amtseinführung seien wesentlich mehr Menschen auf dem Platz gewesen als bei der von Barack
Obama. Man kann dies natürlich erst mal als Folge eines simplen Sehfehlers, also von etwas Physiologischem, zu erklären versuchen, vielleicht hatte er seine Brille vergessen. Oder man denkt an das, von dem vorstehend die Rede war: Er nahm die Menschenmenge subjektiv so wahr, wie es seinen Erwartungen entsprach. Und das mussten mehr Menschen sein, als es jemals bei Präsidenteneinführungen gewesen sein konnten, denn er ist in seiner eigenen Wahrnehmung der Größte; da müssen einfach mehr gekommen sein als beim Vorgänger. So gesehen, entspräche seine Bemerkung seiner subjektiven Wirklichkeitswahrnehmung, definiert durch seine Erwartungen an die Welt auf der Folie seiner überhöhten Selbsteinschätzung. Es ist aber auch möglich, dass er diese Behauptung wissentlich falsch aufgestellt hat, um damit sein Image als großartiger und beliebter Volksfreund zu unterstreichen.
In diesem Falle hätte er bewusst fake news verbreitet. Das ist der Unterschied. Wikipedia sagt zum Stichwort „Postfaktische Politik“: „Als postfaktische Politik wird schlagwortartig ein politisches Denken und Handeln bezeichnet, bei dem Fakten nicht im Mittelpunkt stehen. Die Wahrheit einer Aussage tritt dabei hinter den emotionalen Effekt der Aussage vor allem auf die eigene Interessengruppe zurück“ 8 . Mit anderen
Worten: es geht um den zu erreichenden Effekt, um das eigene Interesse, nicht um Information über tatsächlich Geschehenes, schon gar nicht um Wahrheit. Die Gesellschaft für deutsche Sprache, die „postfaktisch“ zum Wort des Jahres 2016 ausgerufen hat, erklärt, die Entscheidung der Jury „richte das Augenmerk auf einen tiefgreifenden politischen Wandel. Das Kunstwort postfaktisch verweise darauf, dass es in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen heute zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten gehe.
Als absoluter Kontrast sei hier auf den spätmittelalterlichen Philosophen und Theologen Nikolaus von Kues oder Nikolaus Cusanus (1401–1464) hingewiesen, ohne den Anspruch zu erheben, in diesen wenigen Zeilen auch nur annähernd sein Verständnis von Wahrnehmung und Wahrheit umfassend darstellen zu können; aber einige Bemerkungen seien erlaubt. Cusanus bringt Wahrnehmung und Wahrheit in Verbindung mit Vernunft, die er über dem bloßen Verstand verordnet, und mit Gott. Für Cusanus ist die „Wahrnehmung der Wahrheit“ die höchste Glückseligkeit: „Leben in der Wahrheit vollzieht sich nach Cusanus in der Struktur eines Weges der Aufmerksamkeit … Nikolaus spricht von einem ,Weg zur Schau der Wahrheit‘ “ – so der Münsteraner Theologe
William Hoye, der sich mit diesem Aspekt bei Cusanus intensiv beschäftig hat. 10 Natürlich meint Cusanus nicht einfach die Sinneswahrnehmung im physiologischen Verständnis, vielmehr eine besondere Wahrnehmung, für die er auch die Worte Vision und Spekulation gebraucht, freilich ganz anders, als wir diese Begriffe heute verstehen. Diese besondere Wahrnehmung gipfelt letztlich in Gott: „Wahrnehmen ist gewissermaßen der Name Gottes. Er wird ,Theos genannt, weil er alles schaut‘. Der Gottesname enthält die Begründung der Lehre, dass die Glückseligkeit in einer Wahrnehmung besteht“ 11.
Das für uns seltsam klingende Wort „Spekulation“ ist für die Tradition, in der Cusanus stand „die wesentlichere, tiefere Wahrnehmung, tiefer jedenfalls als die konkrete, empirische Wahrnehmung in Zeit und Raum. Sie bedeutet eindringliches geistiges Erfassen der Wirklichkeit. Auf keine andere Weise soll der Mensch näher zur Wirklichkeit kommen als durch Spekulation im hier gemeinten Sinne“ 12 . Mit „im hier
gemeinten Sinne“ ist, vereinfacht gesagt, die über dem Verstand liegende Vernunft als Weg dahin gemeint.
so sehr mit der Aufnahme eines Photoapparats vergleichbar als mit einer Art Beleuchtung des Gegenstandes. Um so heller das „Licht der Vernunft, desto wahrheitsgemäßer die Erkenntnis des Gegenstandes.“ 13 .
10
Cusanus war eben nicht nur der große philosophische Denker, sondern wurde nicht zu Unrecht auch als großer „Mystiker“ bezeichnet. Bei allem berechtigtem Jammern über postfaktische Zeiten, fake news, alternative Fakten und derlei mehr und der Kritik daran, täte ein Rückbesinnen auf die Philosophie und die Mystik des Nikolaus von Kues uns bisweilen gut – schon weil das den Fokus auf Wesentlicheres lenkt, als die postfaktische Gegenwart, die sich – wir vertrauen einfach mal darauf – von alleine erledigen wird, und das in hoffentlich nicht allzu ferner Zeit. Quellen: 1- 4 Fritz B. Simon, zitiert nach: Bayerischer Rundfunk, 2. Programm, „Radio-Wissen“, Sendung vom 05.01.2017, 9.05 – 9.30 Uhr 5 vgl. Birkenbihl, V.: Stroh im Kopf, mvg Verlag, 41. Auflage 2005 6 Simon, ebd. 7 vgl. Deutsche Enzyklopädie, Internetversion 2017 8 Wikipedia, 2017 9 zit. nach Die WELT 09.12.2016 in Wikipedia 2017 10 Hoye, W.: Wahrnehmung als Glückseligkeit nach Nikolaus von Kues, in: Aisthesis. Die Wahrnehmung des Menschen: Gottessinn. Menschensinn. Kunstsinn, hrsg. H. Schwaetzer, H. Stahl-Schwaetzer, Regensburg: Roderer, 1999, 29 – 48, S. 4 11 Hoye, W.: a. a.O., S. 9 12 Hoye, W.: a. a.O., S. 1 13 Hoye, W.: a. a.O., S. 7
Prof. Dr. Rainer J. Wallerius ist Präsident des Europäischen Netzwerks für Beratung, Psychologie und Therapie. Studium der Psychologie, Theologie, Pädagogik in Saarbrücken und Regensburg. Therapiefortbildung am Institut für Therapieforschung. Langjährige Tätigkeit in der Erwachsenenbildung. Seit 1994 Professor im Psychology departement einer US-Fernuniversität. Eigene Praxis für Beratung und Coaching in München und Berlin. Wissenschaftlicher Beirat für die Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therpaie von de’ignis und für die Ausbildung zum Personal Coach von xpand.
Foto: boing / photocase.de
Nikolaus von Kues: Ein Kontrastprogramm
Man sieht, der Begriff „Spekulation“ ist meilenweit vom heutigen Gebrauch entfernt, in der Tradition von Cusanus aber stimmig. Zur Erläuterung bedient er sich übrigens einer traditionellen Lichtanalogie; „Wahrnehmen ist dementsprechend nicht
Tite lthe m a • Wahrnehmung und Wahrheit
(…) Nicht der Anspruch auf Wahrheit, sondern das Aussprechen der „gefühlten Wahrheit“ führe im „postfaktischen Zeitalter“ zum Erfolg.“ 9.
FĂźr
wahr nehmen.
Politische Verantwortung in einer sich wandelnden Wahrnehmung.
viele Menschen waren es nun, die •derWie Inauguration Donald Trumps beiwohn-
damit sind wir mitten in einem Phänomen unserer Zeit. Einem ausgesprochen gefährlichen Phänomen. Politische Rattenfänger manipulieren unsere Wahrnehmung. Sie erzeugen mit falschen „Tatsachen“ gezielt bestimmte Emotionen und lenken Menschen damit unbewusst in die von ihnen gewünschte Richtung. Die erwähnten Fake-News (wörtlich: Falschnachrichten) machen genau das: Sie fälschen ein Bild oder erfinden eine Nachricht und speisen diese dann in die Sozialen Netzwerke ein. Je abstruser der Fake, desto wahrscheinlicher ist die virale Verbreitung. Das erzeugt Aufmerksamkeit und hinterlässt unbewusste Spuren. Wir wissen: Wenn man jemanden nur mit genügend Dreck bewirft, bleibt immer etwas hängen. Ein Beispiel: „Es ist ein düsterer Ort, an dem
ten? So viele, „wie noch nie zuvor bei der Amtseinführung eines US-Präsidenten“? Das hatte Trumps Pressesprecher Sean Spicer verkündet. Oder hatten sich doch deutlich weniger Menschen eingefunden als bei der Einführung Barack Obamas? Das legen diverse Foto- und Filmaufnahmen nahe. Eigentlich ist es vollkommen egal. Über den wirklichen Zuspruch zu einer Person sagt die Zahl der Anwesenden herzlich wenig aus. Die einsamen alten Herren des Sozialismus nahmen ihre Paraden zum 1. Mai regelmäßig vor großen jubelnden Mengen ab. Die meisten dieser Klatscher waren bezahlte Claqueur. Die einen gekauft mit einem Gutschein, den sie hinterher für eine Bockwurst und ein Helles einlösen durften. Die anderen konnten es sich aus selbst die Kinder nichts mehr zu lachen haben. Angst um Benachteiligungen nicht leisten, Alles ist strengen Regeln der politischen Korrektheit beim Verweigern des Jubels erwischt zu unterworfen, bis hin zur Errichtung von Schneemännern. Wer einen weissen Schneemann baut, werden. Wie gesagt: Eigentlich ist es egal, wie viele muss auch einen in Gelb und Schwarz daneben Menschen sich nun tatsächlich am Capitol setzen. Verstösse werden als Rassismus verfolgt und in Washington zusammengefunden haben. mit einer Strafe in Höhe von 5.000 Euro belegt.“ 1 Und das Ganze wäre wohl auch nicht gar Möchten Sie an einem solchen Ort leben? so hochgekocht, wenn Kellyanne Conway, Ich nicht. Und wenn Deutschland und seine die Beraterin des Präsidenten, nicht gleich Politiker und seine Medien uns mit ihrer im Januar ihren Favoriten zum „Unwort der „politischen Korrektheit“ dahin treiben, Jahres“ beigesteuert hätte. Sie erfand den dann darf man sich das doch nicht gefallen Begriff alternative Fakten. Nach Fake-News lassen. Da muss man den „Altparteien“ und nun der nächste Knallerbegriff. der „Lügenpresse“ schon mal zeigen, wer das Alternative Fakten sind ein Widerspruch Volk ist. Erst verbieten sie die Negerküsse, in sich. Politische Entscheidungen sind dann wird Pipi Langstrumpf umgeschrieben, selten alternativlos, auch wenn das hier und und jetzt lassen sie unsere Kinder nicht mal da behauptet wird. Fakten dagegen schon. mehr Schneemänner bauen ... Eins und eins ist zwei. Links ist da, wo der So fühlt es sich an, wenn man mit FakeDaumen rechts ist. Es kann alternative News konfrontiert wird. Und Moskau Wahrnehmungen geben. Oder neue Er- kommt vor Lachen nicht in den Schlaf. kenntnisse. Oder verschiedene Perspektiven. Denn, und das weist der Schweizer TagesMan kann sogar von „meiner“ und „deiner“ anzeiger nach (ich habe bewusst keine Wahrheit sprechen, wenn man damit innere deutsche Zeitschrift ausgewählt), diese Überzeugungen meint. Alles das ist richtig, Nachricht ist erfunden und aus Russland aber einen (vermeintlichen) Fakt, setzt ein gezielt ins Netz eingespeist worden. alternativer Fakt, eine Tatsache also, außer Nehmen wir ein weniger politisches Beispiel Kraft, womit es dann keine Alternative mit ähnlicher Brisanz, nur auf persönlicher mehr gibt. Ebene: Das Jugendportal des Spiegel, „Bento“, Mir scheint: Es geht bei dieser Debatte gar hat nachgewiesen, dass etliche Bilder, die nicht um Fakten, sondern vielmehr darum, Jugendliche von sich auf Instagram veröfwer die Deutungshoheit über die Fakten fentlichen vorher mit Photoshop bearbeitet bzw. die Wahrnehmung gewinnt. Und wurden. Hüften schmaler, Busen straffer,
Six-Pack betonter … So entstehen virtuelle Zerrbilder, die immense Auswirkungen in der wirklichen Welt haben: Junge Frauen und Männer streben einem Ideal nach, das es im wirklichen Leben gar nicht gibt, gar nicht geben kann. Die psychischen Folgen sind massiv: Essstörungen, Depressionen oder Pornokonsum, um nur einige zu nennen. Damit bin ich bei einer ersten Schlussfolgerung: Wir leben in einer Zeit, in der insbesondere über soziale Medien massiv manipuliert wird. Für Christen muss gelten: Lasst die Wahrheit zu ihrem Recht kommen. Und die Unvollkommenheit. Das ist anstrengend, denn es bedeutet: Prüfen, prüfen, und nochmal prüfen. Erst danach eine Meinung bilden. Und erst danach Dinge weitergeben oder bei Facebook teilen. Themenwechsel
Oder besser Szenenwechsel. Ich bin Politiker. Seit 2009 vertrete ich als direkt gewählter Abgeordneter den Wahlkreis Chemnitz im Deutschen Bundestag. Siebeneinhalb Jahre, knapp zwei Legislaturperioden. Damit bin ich natürlich kein Polit-Dino, aber doch schon lange genug dabei, um auch in diesem Bereich einen Wandel der Wahrnehmung festzustellen. Dass sich Umfragewerte und partei-politische Vorlieben verändern ist normal. 2009 habe ich den Wahlkreis knapp gegen die Kandidaten der Linken und der SPD behauptet. In den Wahlen davor hatten die Sozialdemokraten das Rennen gemacht. 2013 bist du als CDU-Kandidat quasi im Windschatten der Beliebtheit von Kanzlerin Angela Merkel ins Parlament nach Berlin gesegelt (auf „Mutti-Ticket“ wie einige spöttisch anmerkten, indem sie den Spitznamen Merkels bemühten). Von solchen Wechseln lebt eine Demokratie. Und es tut dem Kandidaten gut, „sich strecken“ zu müssen. Das ist ein Ansporn, nicht nur zu Wahlkampfzeiten für die Bürger aktiv zu sein. Als Politiker weiß ich aus eigener Erfahrung um die Herausforderungen und die Arbeitsbelastung von Verantwortungsträgern. Häufig haben die Wochen der Abgeordneten sieben Arbeitstage, die Tage sechzehn
Tite lth e m a • Für wahr nehmen
Stunden. Viele Kommunalpolitiker investie- Wie kommt das? Zum einen ist die Welt Was das für Christen bedeutet, hat u. a. die ren Stunde um Stunde, Abend um Abend, komplizierter geworden. Wer versteht die Deutsche Evangelische Allianz (DEA) in um für das Wohl ihrer Heimatstädte zu Eurokrise? Und wer kann sie erklären? Was der Schrift „Sucht der Stadt Bestes. Zur Verantwirken – und das alles im Ehrenamt. Faule bringt die Globalisierung mit sich? Wie wortung der Christen in Staat und Gesellschaft“ Kollegen sind mir selten begegnet. Auch entwickelt sich meine Rente? Das sind nur ausgeführt. Als Mitglied im Hauptvorstand weiß ich um die Konflikte bei Entschei- einige von unzähligen Fragen, die kaum zu der DEA möchte ich das an dieser Stelle dungen. Im Kleinen: Investieren wir in verstehen, geschweige denn zu beantworten gerne zitieren: den neuen Sportplatz oder die Sitzgruppe sind. Entsprechend wird der Ruf nach „Zu den vornehmsten Aufgaben der Christen nahe dem Pflegeheim – für beides ist kein denen laut, die einfache Antworten geben gehört das Gebet für die Obrigkeit (1. TimoGeld da. Im Großen: Sehen wir zu, dass und schnelle Lösungen versprechen. Das ist theus 2, 1-2). Weil sie den Staat als von Gott Menschen in Kriegen umgebracht werden, verständlich, aber dennoch ein Trugschluss. gesetzte Ordnung und menschliche Einrichtung oder greifen wir ein. Kann man mit Waffen Denn für komplizierte Probleme gibt es zugleich verstehen, wird er von ihnen unterstützt Frieden schaffen? Schärft man den Krieg keine schnellen Lösungen. Da ist schon (Matthäus 22, 15-22; 1. Petrus 2, 17), gefördert ohne Waffen noch stärker? Da kannst du jetzt das böse Erwachen vorprogrammiert. und kritisch begleitet (Römer 13, 1; Titus 3, 1). nie alles richtig, und es schon gar nicht Zum anderen spielt auch hier die erwähnte Im demokratischen Staat sind Christen aufgerufen, allen Recht machen. Vor Entscheidungen „alternative Wahrheit“ eine Rolle. Wenn der „Demokratie zu geben, was der Demokratie zu Kriegseinsätzen und anderen Gewis- jede Nachricht immer stärker manipuliert ist“, nämlich sich an Wahlen zu beteiligen, sich sensfragen bin ich nächtelang grübelnd werden kann, dann wird es undemokrati- aber auch darüber hinaus vermehrt in der Öffentund betend durch die Stadt marschiert. sche Kräfte geben, die das brutal für ihre lichkeit zu engagieren, weil sie die Verantwortung für die Gesellschaft als Teil ihres Dienstes an den Doch werden Politiker so wahrgenommen? eigenen Machtinteressen ausnutzen. Als fleißig und verantwortungsbewusst? Gerade in dieser Zeit sind integre, aufrich- Menschen verstehen (1. Mose 1, 27-28), denen sie Nein, ganz und gar nicht. Die Beliebtheit tige Menschen gefragt. Als Politiker und Gutes zu tun bestrebt sind (1. Petrus 2, 15; 3, 17).“ der Berufsgruppe „Politiker“ ist seit Jahren als Bürger. Je uneindeutiger die Lage ist, Damit möchte ich schließen. Eine „alternain den Keller gerutscht. In einer Befragung desto wichtiger ist es, dass es Menschen tive Wahrheit“ kann es nicht geben. Aber aus dem Jahr 2016 lagen Feuerwehrleute, gibt, die sich an der Wahrheit orientieren, Alternativen zum derzeitigen Klima sehr Ärzte und Krankenpfleger vorne. Neun die ihr Leben auf ein solides Wertegerüst wohl. Ein wahrhaftiger Lebensstil und ein von zehn Menschen schätzen ihre Arbeit. stellen, und die den Mut aufbringen, auch respektvoller Umgang miteinander sind die Während nur jeder vierte Befragte angab, Fehler einzuräumen. besten Alternativen. Jesus Christus hat das dass Politiker für ihn ein hohes Ansehen Eine faszinierende Beobachtung : Ob- vorgelebt, konsequent. besitzen. 2 Natürlich sind solche Aussagen wohl nur jeder Vierte eine hohe Meinung immer zuerst ein Anlass zur Selbstkritik. von „den“ Politikern hat, gibt eine große Hinweise: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/ Haben wir genug Gespräche geführt, haben Mehrheit an, dass sie die ihnen persön- 1 wir alle Anliegen berücksichtigt? Haben wir lich bekannten Abgeordneten sehr wohl europa/fakenews-echte-strategie/story/31431332 aufgerufen am 02.03.2017 Skandale konsequent aufgedeckt? Haben schätzt. Man sieht: Durch eine integre 2 http://www.sueddeutsche.de/karriere/ wir Fehler zugegeben, oder zu vertuschen Persönlichkeit und durch direkte Kontakte berufsgruppen-ein-bisschen-wenigerbeliebt-1.3133148 - aufgerufen am 02.03.2017 versucht? Alles das ist nicht neu. Politiker ändert sich die Wahrnehmung. aller Zeiten mussten sich der Kritik stellen. Als Christ sehe ich mich hier besonders So funktioniert eine Demokratie. gefordert. In der Präambel des GrundgeDoch in diesem Jahr ist vieles anders. Da setztes heißt es: „In Verantwortung vor Gott wird nicht mehr nur Kritik geübt, durch und Menschen“. So will ich leben. Und damit Frank Heinrich ist seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. Hierbei ist freie Bürger und freie Medien. Da streiten in meinem Umfeld die Wahrnehmung er im Ausschuss für Menschenrechte und nicht mehr nur politische Mitbewerber in verändern. Die Amerikaner nennen das humanitäre Hilfe sowie im Ausschuss demokratischen Auseinandersetzungen um to make a difference – ein Einzelner kann für wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Wählergunst. Sondern da sehen sich einen Unterschied machen. Entwicklung. Der studierte Theologe und Sozialpädagoge war zuvor in verschiedenen plötzlich alle demokratischen Parteien mit Auch in der Rolle der Bürger, der Wähler, Leitungsfunktionen der Heilsarmee. einem in der Geschichte der Bundesrepub- sehe ich uns Christen in der Pflicht. In Neben seinem Bundestagsmandat für den lik nie dagewesenen Gegenwind konfron- einem Klima der Anklage, der Verleumdung, Wahlkreis Chemnitz engagiert er sich in weiteren Funktionen und ist z. B. Mitglied tiert. Politiker werden pauschal als verfilztes der Fake-News und manchmal der Hetze, des Hauptvorstandes der Evangelischen „Establishment“ diffamiert. Wir seien faul, sind wir aufgefordert, biblisch-christliche Allianz Deutschland, Mitglied des Stiftungsrates wüssten nicht, was die Bürger interessiere, Werte in die Gesellschaft zu tragen und der Stiftung für Grundwerte und Völkerbrächen Gesetze – der Vorhaltungen ist damit in der Wahrnehmung einen Unterverständigung uvm. Frank Heinrich ist verheiratet und hat vier Kinder. kein Ende ... schied zu machen.
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Wahrnehmung in der Entwicklungszusammenarbeit aus unterschiedlicher Perspektive
wird immer wieder Afrika als •BelegGerne für einen verlorenen Kontinent genommen. Ein Bild, das durch die Anzahl an Menschen, die ihre Heimat für ein vermeintlich besseres Leben verlassen, immer wieder neues, bestätigendes Futter erhalten hat. Dabei lohnt gerade der differenzierte Blick auf Afrika. Zunächst einmal gibt es ja gar nicht das eine Afrika. Wer würde auf die Idee kommen und immer von dem einen Europa sprechen, in dem man alles über einen Kamm scheren kann und alle ja irgendwie gleich oder vergleichbar sind? Das fängt ja schon bei den Westfalen und Rheinländern oder den Schwaben und den Badenern an … Der gesamte afrikanische Kontinent ist dreimal so groß wie Europa und hat gut eine halbe Milliarde Einwohner mehr als Europa. Einige Länder gehören nach wie vor zu den fragilen und gefährdeten Regionen dieser Welt. Wer im Südsudan oder in Somalia als Kind aufwächst, wird mit großer Wahrscheinlichkeit keine notwendige Gesundheitsförderung oder Bildung bekommen und ist zudem von Verfolgung oder Vertreibung bis hin zum Tod bedroht, weil beides Staaten sind, in denen es keine stabilen Regierungssysteme gibt und Krieg oder gewalttätige Auseinandersetzungen regelmäßig vor dem Ausbruch stehen. Zugleich gehören einige afrikani-
sche Länder zu denen mit dem höchsten Wirtschaftswachstum weltweit. Ghana hat Anfang 2017 den dritten friedlichen und demokratischen Präsidentenwechsel hintereinander erlebt und in Addis Abeba fährt seit 2016 eine moderne Stadtbahn im Regelbetrieb. Schätzungen gehen von einer signifikanten Millionenanzahl von Menschen auf dem afrikanischen Kontinent aus, die zu einer konsumierenden Mittelschicht gehören, die eigene Autos fahren und in modernen Einkaufszentren dem Shopping frönen. Die sogenannte Mittelklasse mag proportional zur Gesamtbevölkerung niedrig sein, in Städten wächst sie allerdings stetig und rasant, zudem prognostiziert die Weltbank, dass bis 2050 die Hälfte der Menschen in Städten lebt. Es gibt nicht das eine Afrika, das überall gleich ist. Es ist ein Chancen- und Risikokontinent, so hat ihn die Bundesregierung in ihrem gültigen Afrikakonzept bezeichnet. Warum dann dieses einseitige Bild? Zum einen, weil gepflegte und ins „Welterklärungsmuster“ passende Bilder nur sehr schwer von der Festplatte im Kopf zu löschen oder zu korrigieren sind, zum anderen, weil natürlich nach wie vor ein Großteil der weltweiten Armut, der vermeidbaren Kindersterblichkeit und des Bildungsmangels in vielen Ländern der Sahara und in Subsahara
liegen. Ich weiß, aufgrund der Fakten und aus meiner Erfahrung, dass die enorme Hilfe von zahlreichen kleinen und großen zivilgesellschaftlichen Anstrengungen viel dazu beigetragen hat, dass immer weniger Kinder an behandelbaren Krankheiten wie Durchfall oder Lungenentzündung sterben müssen und dass schwangeren Frauen die notwendige medizinische Hilfe und Unterstützung vor der Geburt zu Teil wird. Dafür haben auch Milliarden von eingesetzten Spendengeldern von Hilfsorganisationen und ihr politischer Druck gesorgt. In Deutschland sorgen Selbstverpflichtungen und z. B. die Kriterien des Spendensiegels dafür, dass die Spendenwerbung korrekt und ethisch sauber erfolgt. Ein selbstkritischer Blick auf uns NGOs sei mir allerdings trotzdem gestattet. Letztendlich wird in der Spendenwerbung immer wieder ein Bild erzeugt, das auf die Not hinweist und damit nur einen Teil des Lebens abbildet. Das ist selbstverständlich auch in Ordnung, vermittelt aber eine Vorstellung, die das herkömmliche Bild von Armut und wo sie existiert, einseitig unterstützt. Spannend ist die Frage, wie die den Vorstellungen Vieler zuwiderlaufenden Entwicklungen möglich geworden sind. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Dieses Zitat Erich Kästners ist eine überaus geeignete
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Im Kopf und im Verständnis der meisten Menschen hat sich ein Bild von den armen Ländern festgesetzt, denen auch 50 Jahre westlicher oder besser nördlicher Entwicklungshilfe nicht wirklich geholfen hat. Ist diese Wahrnehmung zutreffend?
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nicht erlebten, sank diese Zahl bis 2015 auf unter fünf Jahren in einigen Ländern mit 5,9 Millionen. Beim gegenwärtigen Trend niedrigem Einkommen – insbesondere würde die Senkung der Kindersterblich- Äthiopien, Malawi, Ruanda, Uganda und keitsrate wie es im MDG4 vorgesehen war die Vereinigte Republik Tansania –, dass erst 2025 erreicht – ein ganzes Jahrzehnt ein niedriges Einkommen kein Hindernis nach dem Zielzeitpunkt . Trotz der Nicht- sein muss, um Kinderleben zu retten. erreichung des vorgesehenen Ziels eine große Reduzierung, vor allem vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevöl- Einige Beispiele: kerung. Es wurde eine nicht unerhebliche Somalia: 1990 starben 180 Kinder unter Zahl von Menschenleben gerettet, der Tod 5 Jahren je 1.000 Lebendgeburten, vieler Kinder verhindert. 2015 waren es 137. Die größte Last der weltweiten Kinder- Südsudan: 1990 starben 253 Kinder sterblichkeit – 80 Prozent – tragen nach unter 5 Jahren je 1.000 Lebendgeburten, wie vor die Länder im südlichen Afrika und 2015 waren es 93. in Südasien. Unter den 20 Ländern mit der Malawi: 1990 starben 242 Kinder unter höchsten Kindersterblichkeitsrate sind 19 5 Jahren je 1.000 Lebendgeburten, 2015 afrikanische Länder und Afghanistan. Die waren es 64. Hälfte dieser Länder gelten als „fragile“ DR Kongo: 1990 starben 187 Kinder Staaten, in denen bewaffnete Konflikte unter 5 Jahren je 1.000 Lebendgeburten, herrschen oder staatliche Strukturen un- 2015 waren es 98. zureichend funktionieren, zum Beispiel Ruanda: 1990 starben 152 Kinder unter Afghanistan, Mali, die schon erwähnten 5 Jahren je 1.000 Lebendgeburten, 2015 Somalia, Südsudan oder auch Zentralafrika- waren es 42. nische Republik, die in den letzten Jahren Ghana: 1990 starben 127 Kinder unter auch von blutigen Auseinandersetzungen 5 Jahren je 1.000 Lebendgeburten, 2015 im eigenen Land geschüttelt wurden. waren es 62. Trotz des Zusammenhangs zwischen dem Einkommen und der Kindersterblichkeit eines Landes beweist die starke Verringerung der Sterblichkeitsrate von Kindern
Tite lthe ma • von Christoph Waffenschmidt
Einleitung zu dieser Betrachtung. Denn es ist viel getan und verändert worden. Der politische Ausgangspunkt dafür war die Verabschiedung der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) 2000. Zum ersten Mal hatte sich die Weltgemeinschaft auf Ziele geeinigt, die über die Vereinten Nationen von allen getragen wurden. Hinter den MDGs lag der große Anspruch, die Entwicklung in armen und benachteiligten Ländern ganzheitlich zu beschleunigen und die weltweite Armut deutlich zu senken. Die acht Ziele sollten bis 2015 erreicht werden, wobei das Neue darin bestand, dass zum ersten Mal klare und vor allem messbare Vorgaben existierten, zu deren Einhaltung sich alle verpflichtet hatten. 2015 war zwar nicht alles so erreicht worden wie vorgenommen, allerdings hat es selten zuvor solche Entwicklungen gegeben wie in den anderthalb Jahrzehnten seit dem Jahrtausendwechsel. Für uns als Kinderhilfswerk sind vor allem die Ziele 4 und 5 entscheidend gewesen, die sich mit den Fragen der Mütter- und Kindergesundheit auseinandersetzen. Die Senkung der Müttersterblichkeit um drei Viertel und die Verringerung der Kindersterblichkeit um zwei Drittel wurde leider am weitesten verfehlt. Während 1990 noch ca. 12,7 Millionen Kinder ihren fünften Geburtstag
16 Um zur Senkung der Kindersterblichkeit beizutragen, haben wir einen aufeinander abgestimmten Satz an Maßnahmen für schwangere Frauen und Kleinkinder, das sog. (englisch ausgesprochen) 7 – 11 Programm, eingerichtet. Es sorgt dafür, dass möglichst viele Kinder in den ersten Lebensjahren eine gesunde Ernährung und eine medizinische Grundversorgung erhalten. Doch die Hilfe beginnt schon vor der Geburt, unter anderem mit medizinischer Betreuung und Ernährungsberatung für Schwangere. Babys werden zum Beispiel geimpft und bekommen wichtige Mikronährstoffe wie Vitamin A, Eisen und Zink verabreicht. Damit lassen sich Entwicklungsstörungen vermeiden, denn Mangelernährung schädigt das Gehirn der Kinder. In alle Maßnahmen binden wir möglichst auch das engere und weitere Umfeld mit ein, wie z. B. Familienmitglieder, Lehrer, traditionelle und religiöse Führer, sodass nachhaltig eine positive Verhaltensänderung bewirkt wird. In unserem Regionalentwicklungsprojekt Kamwendo in Malawi lernen die Mütter beispielsweise in Kochschulungen, nahrhafte und ausgewogene Mahlzeiten für ihre Kleinkinder mit den lokal verfügbaren Zutaten zuzubereiten. Darüber hinaus werden sie ermutigt, ihr Kind in einem Gesundheitszentrum zur Welt zu bringen und regelmäßig in einem Gesundheitszentrum untersuchen und impfen zu lassen. Über 450 Frauen nahmen an den Müttergruppen teil, die anschließend ihr erlerntes Wissen an andere Frauen im Dorf weitergeben, ein sich verstärkendes System. Darüber hinaus erhalten Kinder und ihre Familien Hygieneschulungen. Trotzdem hat sich in Kamwendo die Verbreitung von Untergewicht bei Kindern unter fünf Jahren seit 2008 erhöht. Die Gründe dafür sind vor allem in externen Faktoren zu suchen, wie etwa besonders hohe Ernteausfälle in aufeinanderfolgenden Jahren aufgrund von Dürre und Klimawandel. Die gegenwärtige Nahrungskrise in Malawi
(verursacht von dem Wetterphänomen El Niño) ist ein weiterer Grund. Ich schildere die Aktivitäten und die dahinter liegenden Herausforderungen deshalb, weil sie deutlich machen, dass nur der differenzierte und genaue Blick hilft, die Wirklichkeit als Wirklichkeit wahrzunehmen. Dafür haben wir 2014 erstmalig einen Wirkungsbericht veröffentlicht, der, basierend auf Daten und Fakten, ein transparentes Bild von unserer Arbeit und ihrer Nachhaltigkeit zeichnet. Die Wirkungen unserer Arbeit zu kennen, mit unseren Partnern und Zielgruppen zu reflektieren und im Sinne unserer Ziele zu verbessern ist Grundlage unserer Anstrengungen geworden. Zudem soll der Wirkungsbericht einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass ein authentisches Bild der Lebensumstände der Länder entsteht, in denen unsere Projekte angesiedelt sind. Wir nennen das Wahrnehmung der Wirklichkeit.
Titelthema • Körperliche Ansätze in der ganzheitlichen Therapie
Christoph Waffenschmidt ist seit 2008 Vorstandsvorsitzender der internationalen Kinderhilfsorganisation World Vision Deutschland e. V.. Zuvor war der studierte DiplomVerwaltungswirt Leiter des Bonner Büros eines Bundestagsabgeordneten, freier Mitarbeiter des Fernsehsenders Phoenix und ab 1999 Bürgermeister der Stadt Waldbröl. Mit 29 Jahren war er damals einer der jüngsten Bürgermeister in Deutschland. Er engagiert sich ehrenamtlich im Aufsichtsrat des Bündnisses „Aktion Deutschland hilft“ und im Aufsichtsrat des Evangelischen Rundfunks ERF. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.
Moya aus Zimbabwe in der Nähe von Zwishavane. Er verlor 1997 seine Mutter durch Herzstillstand (die offizielle Version für AIDS). Seitdem lebt er bei seiner Großmutter.
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Wie sieht die Arbeit zur Reduzierung der Kinder- und Müttersterblichkeit konkret aus?
Der gesamte afrikanische Kontinent ist dreimal so groĂ&#x; wie Europa und hat gut eine halbe Milliarde Einwohner mehr als Europa.
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I mpu l s • von Winfried Hahn
Gesunder Glaube und Wirklichkeitsbezug es so etwas wie objektive Wirklich•keitGibttatsächlich oder ist alles was wir für wahr halten in Wirklichkeit nur subjektiv? Interessengeleitete Konstrukte von dem, was wir Realität nennen, geschaffen aus dem Interesse an persönlichen Vorteilen oder aus kommerzieller Gier von Organisationen und Machtapparaten? Ähnliche Gedanken und philosophische Überlegungen hatte sich wohl schon der Richter Jesu, Pilatus, gemacht, als er die resigniert klingenden Worte sprach: „Was ist Wahrheit?“ ( Johannes 18, 38) Und tatsächlich scheint jeder seine eigene verfärbte persönliche Wahrnehmung von Ereignissen und Begebenheiten zu haben. Nicht nur die Erdogans, Putins, Trumps, Assads und wie sie alle heißen, die berühmten Realitätsverdreher, sondern auch der kleine Mann und die unbedeutende Frau, der Alltagsmensch scheint seine spezielle Wahrnehmung zu haben. Eine Wahrnehmung, die es einen erleichtert, mit seiner Biographie, seiner Lebensgeschichte, seiner Schuld, seinem Versagen, seinen Demütigungen, seinen
Verletzungen klarzukommen. Mit Selbstrechtfertigungsversuchen scheinen wir beweisen zu müssen, daß nicht wir die Schuldigen sind, sondern nur das Opfer von Menschen und Umständen und eigentlich nichts dafür können – eben Opfer oder wenn Täter und Verantwortlicher, dann eben nur aus einem Grund: Weil wir aufgrund der Umstände genauso handeln mussten, wie wir es taten. Sind wir nicht alle mehr oder weniger damit beschäftigt, die Brüche in unserer Biographie schön zu reden? Konstruieren wir nicht alle mehr oder weniger unsere „alternativen Fakten“? Warum tun wir das? Warum neigen wir alle dazu, uns unser Leben mehr oder weniger schön zu reden oder zumindest uns vor uns selbst zu rechtfertigen? Ich glaube, niemand würde es aushalten, vor dem Spiegel zu stehen und zu sagen: „Ich sehe ein Problem, ich bin ein Problem.“ Also feilen wir ständig an unserem Selbstbild herum und versuchen uns in möglichst gutem Licht darzustellen. Wir wollen stolz auf uns sein können, die
Familie soll sich wegen mir nicht schämen müssen. Das kostet Kraft und viel Energie, dieses ständige Aufrechterhalten eines positiven Selbstbildes, ohne das wir anscheinend kaum leben können. Und dennoch gelingt es vielen Menschen nicht immer, gut dazustehen vor sich selbst und vor anderen. Bei vielen Menschen kommt irgendwann einmal der Punkt, wo die Maske abfällt und die Kraft zur Selbstinszenierung endet. Vor allem gegen Ende des Lebens, wenn die vor einem liegende Wegstrecke immer kürzer wird und der Rückblick immer länger, werden bei vielen Menschen die Fragen lauter: Wie war das alles wirklich? Versäumnisse treten stärker ins Bewusstsein, Fehler werden groß. Wie oft hört man gerade bei alten Menschen den Satz: Wir haben das doch nicht gewusst, wir hatten keine andere Wahl, es gab keinen Ausweg, alle haben es so gemacht, ja heute würde ich vieles anders machen … Würden wir es wirklich anders machen? Jesus sagt, das Böse, das Negative, es ist im Menschen, in jedem Menschen (Matthäus
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Selbstwahrnehmung: Wahrheit oder Selbstbetrug?
15, 19). Deshalb dürfen wir aufhören mit der Selbstrechtfertigung. Aufhören, die Wahrheit zu verbiegen. Aufhören, mit dem Finger auf andere zu zeigen, nur um sich besser zu fühlen! Aufhören, sich selber zu belügen, weil wir alle immer wieder schuldig werden, an uns selbst, am anderen, an Gott – ob bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt, verstrickt in eigene oder fremde Schuld. Das ist die unangenehme Seite der Bibel. Sie spricht jeden Menschen schuldig. Das ist das unangenehme an der Begegnung mit Gott. Vor ihm, dem Heiligen, nehmen wir uns in unserer Unvollkommenheit schonungslos wahr. Er ist die Wahrheit in Person ( Johannes 14, 6), deshalb können wir uns vor ihm nicht verstecken. Das ist unangenehm und angenehm zugleich, denn Wahrheit tut gut, auch wenn sie weh tut und die selbstgerechte Fassade zu Bruch geht. Er, der Heilige Gott, ist nicht nur die Verkörperung der Wahrheit, sondern auch der Liebe und der Barmherzigkeit. Es tut
gut, Fehler zugeben zu dürfen, ohne dafür verurteilt zu werden. Wahrheit zulassen zu können, ohne sie zu verdrängen, Schwachheit und Ohnmacht eingestehen zu dürfen, ohne dafür verachtet zu werden. Er ruft uns zu: „Ich will Euch Ruhe und Frieden geben für Eure Seelen, denn ich verurteile dich nicht.“ (Matthäus 11, 29; Johannes 14, 27). Er geht mit uns eine tiefe Freundschaft ein, unser Gott, der gleichzeitig unser Erlöser ist. Eine Freundschaft, die uns guttut und uns von dem Stress der Selbstdarstellung und Selbstrechtfertigung befreit. Weil wir einen Erlöser haben, brauchen wir uns nicht mehr vor uns selbst verstecken. Das nimmt uns die Angst, auch die Angst vor dem Ende, denn wir wissen, wo wir hingehen, so wie der ägyptische Heilige Menas am Ende seines Lebens auf der Ikone (rechts). Ist das nicht eine hoffnungsvolle Perspektive?
Winfried Hahn ist Pastor und Pädagoge. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern studierte Pädagogik, war Pastor in mehreren freikirchlichen Gemeinden, und machte eine Ausbildung zum Christlichen Therapeuten. Heute leitet er das de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung und ist Vorsitzender der Christlichen Stiftung de’ignis-Polen. Er ist verantwortlich für den Fachbereich Theologie am de’ignis-Institut. Als Pastor im übergemeindlichen Dienst und Buchautor hält er Predigten, Vorträge und Seminare im In- und Ausland.
Abb. 1: Systemischer Zirkel der Wahrnehmungsorganisation aus biblischer Perspektive
Haltung Hirte
Herz
Handlung
Haus
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Herde
Eine Betrachtung unter Rekurs auf das „Bio-Psycho-Sozio-Spirituelle Modell“ des Menschen
Ein biblischer Impuls zum Einstieg
Panik zu verfallen. Diese Haltung behalten Wie „spielen“ unsere Wahrnehmung, sie auch bei, als das Volk sich in Auflösung die Situationsbewertung (Gedanken über befindet und aufgeben will, „lieber Sklaven ein Ereignis X) und unsere Emotionalität in Ägypten“ zu bleiben, als ihre Familien zusammen? Und wie drückt sich das in einer solchen katastrophalen Bedrohung Sprache und Handlung aus? Die Abbil- (nach dem Bericht der zehn-Mann starken dung (links) soll einen Einblick in die Spionengruppe) auszusetzen. systemische Organisation der menschlichen Anders die genannte zweite Gruppe der Wahrnehmung geben, veranschaulicht an zehn „Spione“: Aus einer zweifelnden einem biblischen Text, der uns von der Herzenshaltung und wichtigtuerischen Verzerrung der Wahrnehmung und Be- Geltungssucht heraus (Glaubenssystem) wertungen derselben kündet. verschrecklichen sie per „Mundpropaganda“ Eine Begebenheit während der langen Wüs- alle (Generalisierung ) wehrhaften Betenwanderung des Volkes Israel beschreibt wohner des Landes zu Monstern, die die diese Zusammenhänge treffend: Von der Israeliten wie winzige Heuschrecken unter obersten Heeresleitung (Moses) werden ihren Riesenfüßen zertreten würden. Ihre zwölf Kundschafter in das verheißene Land hysterische, angstverzerrte Darstellung Kanaan gesandt.1 Alle zwölf Späher „sehen“ bringt nicht nur sie von einer Eroberung das Gleiche, nehmen die außerordentliche des Landes ab, sondern überträgt sich als Fruchtbarkeit des Landes bewusst wahr und agitierte Depression auf das gesamte Volk. unterstreichen dies durch eine Kostprobe In dieser bedrohlichen Lage werden auch (Weinrebe, Granatäpfel, Feigen). Alle zwölf Herzenseinstellungen (herrschen – hassen) Kundschafter haben auch die militärisch der Stimmungsmacher deutlich: Sie verlanstark befestigten Städte und Dörfer be- gen lautstark als Handlungskonsequenz obachtet, dazu die Bewohner des Landes, nach einer neuen Führungsriege.2 besonders die legendären Enak-Söhne (eine Im Gegensatz dazu bleibt das GlaubensbeSippe/Stamm von riesenhaftem Wuchs). kenntnis des Duos fest: In offensichtlich Die Schilderung der Wehrhaftigkeit des großer Aufgewühltheit und Leidenschaft, Landes scheint bereits tendenziös gewe- die sie zeichenhaft ihre Kleider zerreißen sen zu sein, erschließt man dies aus der lässt, verkündigen sie die Übermacht und feindselig, vorwurfsvollen Reaktion des Treue des lebendigen Gottes gegenüber den Volkes gegenüber ihrer Leitung. In der ohnmächtigen Götzen des Landes. Für sie unterschiedlichen Bewertung der realen gilt die spirituelle Komponente der KogniGefahren offenbaren sich zwei Kundschaf- tion: „Gott vertrauen heißt: sich verlassen ter Gruppen: Kaleb und Josua scheinen sich auf das, was man hofft, und fest mit dem an der Verheißung und Allmacht Gottes zu rechnen, was man nicht sehen kann.“ 3 orientieren, der Israel seine Rückführung in Wie wir in der Geschichte von den unterihr traditionelles Erbland/Stammesgebiet schiedlichen Kundschaftern gesehen haben, versprochen hat. Diese Glaubenshaltung beeinflusst ihre Wahrnehmung und ihr Beermöglicht ihnen genügend emotionale richt das Verhältnis untereinander (Haus), Nüchternheit, angesichts der militärischen ihre Beziehung zum ganzen Volk (Herde) Stärke der Bevölkerung Kanaans nicht in und zum eigentlichen Führer/Hirten des ohnmächtige Unterlegenheitsgefühle und Volkes, Jahwe selbst. Es findet auch eine
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unterscheidbare Rückwirkung des sozialen Umfeldes auf die Kundschafter-Gruppen selbst statt. Wir können uns nun folgende gegenseitige Beeinflussung der „Häuser“ und ihrer Mitglieder, der „Kundschafter“ (mit ihren 1. Herzenseinstellungen, 2. Haltungen und 3. Handlungen) vorstellen: Im Gedanken, dass ihren Familien etwas zustoßen könnte, wurde ihre Wahrnehmung einerseits von Furcht und Angst vor Vorwürfen verzerrt (zehn Spione); andererseits wurde ihr Blick auf das Lohnende des Risikos und die Perspektiven des Glaubens an einen allmächtigen und absolut zuverlässigen Gott gerichtet (zwei Spione). Dieser hatte den Familien auch während der gefährlichen und entbehrungsreichen Reise durch die Wüste immer Schutz gegeben, wenn sie ihm vertrauten. Die erwartete Reaktion der nächsten Angehörigen beeinflusste also die innere psychisch-geistliche Verfassung und den Bericht des Spähtrupps genauso wie ihre darauf hin erfolgende tatsächliche Bestürzung (negativer Angst-Filter der Wahrnehmung) oder zuversichtliche Unterstützung (positiver Glaubens-Filter der Wahrnehmung). Das Gerücht (über die Bewohner Kanaans) von Monstern und Menschenfressern verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter der gesamten sozialen Gemeinschaft (Herde). Die Entmutigung unter den verschiedensten Sippen, Stämmen oder Arbeitsgemeinschaften ging so weit, dass die Verheißungen der Freiheitsmöglichkeiten Kanaans in ihrer Erinnerung gänzlich verblassten. Die Terrorherrschaft ihrer Unterdrücker (Ägypter) wurde hingegen bagatellisiert mit den Worten „Aber zu essen hatten wir doch genug.“ Die retrograde (rückwärts gerichtete) Amnesie der „Herde“ verstärkte wiederum die Glaubenszweifel der „10“ und ihre Rückzugstendenz, genauso wie
Tite lth e m a • von Rainer Oberbillig
Gestörte Wahrnehmung bei psychischer Erkrankung
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22 Gru n dla ge n the m a • Text: Daniela Kohlert Abb. 2: Das 4-Ebenen-Modell Quelle: Unveröffentlichtes Manuskript, Daniela Kohlert
Auslöser Gedanken
Gefühle
Verhalten
Körper
Ebene 1 Denken (bewusste Prozesse wie Wahrnehmen, Erinnern, Lernen, Imaginieren, Problemlösen) Ebene 2 Fühlen (unbewusste Prozesse, die Angst, Freude, Ekel, Wut etc. hervorrufen) Ebene 3 Körperreaktionen (willkürlich und unwillkürlich ablaufende Körperprozesse) Ebene 4 Verhalten (bewusstes, willkürlich steuerbares Handeln/Tun)
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Der Mensch reagiert auf äußere Einflüsse/Situationen auf vier Ebenen, welche sich gegenseitig beeinflussen:
T ite l t he ma • Gestörte Wahrnehmung
die Widerstandskraft von Kaleb und Josua zu bezeugen. Wieweit Erbitterung und häufig ein philosophisches Zitat angesich in ihrem öffentlichen Entgegentre- Groll gehen können, das zeigt die von bracht: „Nicht die Dinge selbst sind es, ten gegen die Masse und prophetischen solcher Zivilcourage aufgebrachte und die den Menschen beunruhigen, sondern Kerygma (Zeugnis) von dem unbesiegbaren aufgeputschte Menge mit ihrer Drohung, die Bewertung derselben.“ In der psychoGott „entlud“ in der zeichenhaften Hand- Kaleb und Josua sollte man steinigen. logischen Perspektive der Stresskonzepte 4 lung des Kleider Zerreißens. geht man von einem „Transaktionalen Jeder Mensch hat bewusst oder unbewusst Inwieweit begünstigt fehlerhafte/ Stressmodell“ aus (frei nach Kaluza): Stress einen „Hirten“; dies können auch Leit- einseitige Wahrnehmung psychische entsteht im Gehirn als Folge einer Personbilder, Vorbilder, Idole sein (auch Werte Erkrankung und umgekehrt? Umwelt-Transaktion, ob eine Situation und religiöse Moralvorstellungen). Woran In seiner Abhandlung zur „Psychopatho- als gefährlich eingestuft wird und eine orientierten sich die unterschiedlichen logie“ stellt Theo R. Payk zum Themen- entsprechende Handlung zur Entschärfung Kundschafter? komplex der Wahrnehmungsstörungen fest: verlangt ist; in einem weiteren gedanklichen Die vermutlich von Bitterkeit aus einem „Die Wahrnehmung (althochdeutsch: wara neman: Bewertungsschritt werden die personalen vermeintlich erlebten Mangel an Gnade einer Sache Aufmerksamkeit schenken) ermöglicht Voraussetzungen dazu ‚in Rechnung gestellt‘ genährte Beziehung zu Gott (die „Zehn“) eine Orientierung und lebensnotwendige Adapta- ob man die Chance sieht, die Bedrohung wurde durch die Streifzüge durch das tion an die Umgebung. Nach Überschreiten der (Stressreiz) mit eigenen Mitteln aus der fruchtbare Kanaan nicht korrigiert. Nicht Perzeptionsschwelle entsteht unter dem Einfluss Welt zu schaffen. Wenn ein Mensch das die Güte und Fürsorglichkeit Gottes selektiver Aufmerksamkeit ein Erleben als Integral bejahen kann, wird er alleine durch seine wurde vergegenwärtigt, das Volk in ein von (inneren oder äußeren) Empfindungen (sen- angenommene Bewältigungskompetenz „Schlaraffenland“ zu führen (wo „Milch sorischer Input (siehe Abbildung, Seite 25)), die die ausgelöste Angst schon ein Stück weit und Honig fließt“). Stattdessen wurde unter Einfluss von Gedächtnisinhalten geordnet, eindämmen. Ein anderer mit niedrigerer die misstrauische Lebensgrundhaltung sinnvoll strukturiert und interpretiert werden … Selbstwirksamkeitsüberzeugung wird sich der „Zehn“ angesteuert und bestätigt: Besonderheiten von Befinden, Gestimmtheit, dem erlebten Stressreiz mehr hilflos ausgeDie Bedrohung von den „Riesen“ wurde Appetenz, Erwartung oder Motivation geben setzt fühlen. Dabei hält die Angstspannung auf Gott projiziert, das Gottesbild eines dem Wahrnehmungserlebnis eine individuelle bzw. das hochgradige – auch psychosowenig verlässlichen und eher ohnmäch- emotionale Färbung und spezielle Bedeutung.“ 7 matisch vermittelte – Unwohlsein über tigen Leitbildes verfestigt. Diese Grund- Unser Ausflug in das Innenleben der Män- längere Zeitdauer an. Damit ist auch ein haltung verunreinigte die nächsten Ange- ner, die mit der Ausspähung des Landes Lernvorgang verbunden, entweder zuverhörigen, fiel dort auf „fruchtbaren“ Boden Kanaan für die Eroberung durch Israel sichtlich mit Stress als quasi „sportliche und vervielfältigte sich in bitteren Reaktio- betraut waren, sollte aufzeigen: Für unsere Herausforderung“ umzugehen oder schnell nen und zynischen Gerüchteküchen unter Wahrnehmung spielt eine Vorentscheidung resignierend in „Problem-Hypnotisierung“ eine wichtige Rolle, vertrauen wir Gott abzugleiten. Dann würde man unangenehdem ganzen Volk. 5 Im Kontrast dagegen wurde die Vertrau- und/oder einer hoffnungsvollen Zukunft me Situationen von vorneherein tendenziell enshaltung zu Gott und die Liebe zu allen (Stress-Resilienz-Faktor)? Oder haben wir vermeiden. 8 Menschen bei den „Zwei“ einer Realitäts- eine Disposition (erlerntes dysfunktionales Die Abbildung (links) veranschaulicht probe unterzogen: Woran oder an wem oder maladaptives = schlecht angepasstes unsere Reaktionen auf äußere Einflüsse würden sie sich weiter orientieren in ihren Schema) zur Bedrohungsorientierung? (z. B. Stress) auf vier Ebenen. nächsten Handlungen? Würden sie umkip- Am Beispiel der Kundschafter können wir Negative Emotionen hängen also mit unpen und sich von der Bitterkeit und Agonie das Phänomen emotionaler Ansteckung serer Selbstbewertung/Selbstwirksamkeitsdes sozialen Umfeldes lähmen lassen? Oder begründet vermuten, die Katastrophisie- überzeugung, unseren Erfahrungen mit würden sie versuchen, ihrem Volk durch rung realer Unsicherheiten oder handfester erfolgreicher, bzw. nicht zufriedenstellend ihr Vorbild und ihr öffentliches Zeugnis Problemstellungen. gelingender Stressbewältigung und dem von der Gnade Gottes zu dienen, es vor Für diese Verschrecklichung spielen Faktoren Wahrnehmungsfokus zusammen. Letzterer dem Gericht Gottes zu bewahren, in dem vermuteter Einstellungen anderer oder un- wird nach Erkenntnissen aus der MehrgeneWissen, dass ihre Landsleute gerade jetzt geprüfte Vermutungen über die negativen rationalen Familientherapie häufig von den umso mehr die Barmherzigkeit Jahwes Erwartungen und vermeintlichen (phan- Bindungspersonen über Imitationslernen brauchen. Im Brief an die Hebräer lesen tasierte Voraussagen über) Reaktionen der oder „Einschärfungen“ vermittelt. Dazu wir: „… es ist ein köstlich Ding, dass das Herz Umwelt eine verstärkende Rolle. Die spiri- zählen „Familienphilosophien“ wie „Sei fest werde, welches geschieht durch Gnade.“ 6 tuelle Herzenshaltung scheint dabei eine auf der Hut vor andern“; „Was die Leute Angesichts des Aufruhrs des Mobs wagen protektive Rolle für die Emotionen und sagen werden ist wichtig“; „Pass auf, dass es Kaleb und Josua ihnen gegenüber wei- gedanklichen Bewertungen einzunehmen. nichts passiert, die Welt ist gefährlich terhin unerschrocken die Gnade Gottes In der kognitiven Verhaltenstherapie wird genug“; … usw.
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Der Wahrnehmungsfokus wird also über zu irritierenden Abweichungen kommen. Eine situation. Habe ich zudem auch wenig die signifikanten Bezugspersonen ge- verfälschte Wahrnehmung resultiert aus Verän- Selbstwirksamkeitsüberzeugung entwiprägt in Richtung „Bedrohungs-/Unsi- derungen des Wahrgenommenen aufgrund von ckelt, mit der bedrohlichen Situation gut cherheitsorientierung“ und Abhängigkeit Sinnestäuschungen. Diese Täuschungen können umgehen zu können, werden sensorische vom „Goodwill“ der sozialen Umgebung. grundsätzlich alle Sinnesmodalitäten betreffen.“ 9 Reize ähnlicher Kategorien allmählich Alternativ kann sich das Weltbild eher in Durch Habituation oder Gewöhnung der angsterregend: die Amygdala reagiert (imRichtung Zuversichtlichkeit bezüglich der Wahrnehmungsfokussierung auf Angstreize mer schneller durch Konditionierung ), Handhabbarkeit von Problemen äußern. oder unangenehme Empfindungen oder entsprechende negative Emotionen werden Die familiäre Tradition wird sich dann Prägung einer trüben und deprimierenden an eine Vielzahl von möglichen Situationen auf eine Filterung der Wahrnehmung auf Sicht der Ereignisse des Lebens wird ein geknüpft, auch wenn diese nicht bewusst als euthyme Reize richten, die Wohlbefinden sog. Neurobiologisches Netzwerk etab- bedrohliche Reize wahrgenommen werden. fördern. Bei Angstpatienten finden wir so- liert: „Neurons, that fire together, wire Klaus Grawe fasst diesen negativen Angstmit gehäuft emotionale Ansteckungsherde together“. (Nerven, die zusammen/ge- zirkel so zusammen: „Die Amygdala reagiert in Form ängstlicher und Angst predigender meinsam aktiviert werden, „verdrahten“ somit nicht nur auf bedrohliche Reize auch dann, Bindungspersonen. Deren Haltung trägt sich miteinander). Eine wichtige oder ent- wenn sie nicht bewusst wahrgenommen werden; dazu bei, die Wahrnehmung der Betroffe- scheidende Rolle spielt hierbei die Amygdala sie bildet durch klassische Konditionierung und nen auf Angststimuli zu fokussieren. Auch (Mandelkern) als Hirnregion, die über die Kontextkonditionierung (Verallgemeinerung oder die negative z. T. mit Bitterkeit versetzte Sinneswahrnehmung (besonders Auge/ Vereinheitlichung von Reizen in Raum und Zeit Lebensbilanz von Bezugspersonen kann die visuelle Wahrnehmung, aber auch auditiv) zu einem zusammenhängenden Bündel) auch Wahrnehmung der Kinder oder Angehö- unterhalb der Wahrnehmungsschwelle neue Angstreaktionen aus, ohne dass die betrefrigen einseitig prägen und fokussieren auf bereits reagiert mit einer „Alarmreaktion“ fende Person diesen Vorgang bewusst erleben muss. Die Person weiß nicht, wie es dazu kommt, dass „Das Glas ist doch immer halbleer und nicht auf Stress. halbvoll“. Somit ist zu beachten, dass auch Unsere Abbildung (rechts) zeigt, wie ein sie in bestimmten Situationen mit Angst reagiert, die Wahrnehmung in ihrer grundlegenden Sinnesreiz in den verschiedenen Hirn- sie weiß nicht, wovor sie Angst hat … Es sind nur Disposition zu einem guten Teil gelernt regionen verarbeitet wird. Wird das Stress- zum kleinen Teil äußere Bedrohungen, welche die ist. Bildung, also erweiterte kognitive Be- ereignis als Bedrohung bewertet, wird das Amygdala aktivieren. Es sind die Bedeutungen, wertungsschemata für Situationen oder zentrale Alarm- und Abwehrsystem des die unsere Lebenssituationen im Hinblick auf Erfahrungen, kann die Wahrnehmung dif- Organismus für Bedrohungen jeder Art unsere motivationalen Ziele haben, die so beferenzieren vom „Schwarz-Weiß-Denken“ aktiviert. Eine höchst komplexe Reaktion drohlichen Charakter annehmen können, dass weg (hinter die Dinge sehen). Bildung kann neurobiologischer Vorgänge kommt in unsere Amygdala dauernd überaktiviert ist.“ 11 aber auch über das kognitive Training ver- Gang, Stresshormone werden ausgeschüttet, Eine dysfunktionale Fokussierung der mehrt zu Phantasien über die Wirklichkeit ein Lernvorgang kommt zustande über „die Wahrnehmung – sowohl bewusst als auch beitragen. Die erlebte oder gedachte Multi- Auswirkungen der Stresshormone auf die unbewusst – auf Angstreize sowohl nach dimensionalität der Realität kann zudem neuronalen Verschaltungen im Gehirn“. innen (übermäßige Selbstaufmerksamkeit) die Unsicherheit oder den Zweifel fördern Kaluza schreibt dazu: „Solange wir mit einer als auch nach außen (Verfremdung der über die Richtigkeit der Wahrnehmung Gefahr konfrontiert sind, die wir mittels der aku- Realität) mit den entsprechenden Reakten Stressreaktion in den Griff bekommen, werden oder angemessene Reaktionen darauf. tionsverknüpfungen gemäß dem oben geim Gehirn unter dem Einfluss von Noradrenalin nannten 4-Ebenen-Modell des Verhaltens Neurobiologische Erkenntnisse zum die Nervenzell-Netzwerke stabilisiert, in denen wird voraussichtlich dann die Folge sein. Themenkomplex „Stress & Angst“
Wie kommt es nun zu einer überdauernden Hypersensitivität für Angstreize, mit Tendenz zu Wahrnehmungsverzerrungen? Wiederum Payk schreibt dazu: „Unter den alltäglichen Lebensbedingungen werden die Divergenzen zwischen objektiver Realität und subjektiver Wahrnehmung – sofern überhaupt feststellbar – fortlaufend kompensiert, d. h. mit Hilfe von Erfahrung und sozialen Lernprozessen ausgeglichen. Bei Schädigungen des zentralen Nervensystems bzw. im Rahmen psychischer Störungen und Erkrankungen kann es jedoch
die Verhaltensweisen gespeichert sind, mit denen es uns gelungen ist, die Gefahr zu bewältigen. Das Gehirn merkt sich das Verhaltensmuster, mit dem die Situation erfolgreich bewältigt werden konnte. Es baut die entsprechenden neuronalen Verschaltungen aus, sodass in einer zukünftigen ähnlichen Situation noch schneller reagiert werden kann.“ 10
Typische Wahrnehmungsfehler bei verschiedenen psychischen Störungen
In der Abbildung auf der nächsten Seite haben wir das „Bio-Psycho-Sozio-Spirituelle Modell“ des Menschen auf die Generalisierte Angststörung (GDA), die Nehmen wir nun an, dass die Einschätzung „Mutter aller Angststörungen“ angewandt, schwieriger Lebenssituationen über einen die in früheren Klassifikationen psychilängeren Zeitraum hinweg immer wieder scher Erkrankungen als „Angstneurose“ zur Selbstbewertung führte, ich habe keine bezeichnet wurde. Auch hier können wir oder nur wenig Kontrolle über die Stress- das komplexe System der Wahrnehmung
Abb. 3: Stress entsteht im Gehirn
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Foto: Radu Bercan / photocase.de
Ti telt h e ma โ ข Gestรถrte Wahrnehmung
• Wahrnehmung: Negative Aufmerksamkeits-Fokussierung Persönlichkeitstyp = Sensitizer (engl.) • Wille: Sorgen relativ unkontrollierbar: „negative fluency”
ist Ge
• Gefühle: Angst und Sorgen, Unruhe • Denken: Chronische Sorgen /Sorgenketten - Fortlaufende Katastrophisierung („worst case“?) - Versuch der Problemlösung (hypothetischer) Probleme
S ee le
Beziehungen: Antizipatorische (vorausschauende, vorangenommene) Ungewissheit gegenüber Menschen, Situationen – alles kann gefährlich sein.
Körper
• Kein Geborgenheitsgefühl bei Gott • Kein Glaube an die Souveränität des Herrn: „Antizipatorische Ungewissheit“ → Aberglaube • Wort Gottes hat keine Resonanz: Dankbarkeit ist ein Fremdwort
• Psychovegetative Labilität: Panik mit Herzklopfen oder Herzrasen, Schwitzen, Atemnot, motorische Unruhe, „gestresst“ mit verschiedene Schmerzsymptomen • (phobisches) Vermeidungsverhalten
Beziehungen: Verunsichert ganze Umgebung Abb. 3: Generalisierte Angststörung (GAD) Definition: „Übermäßige andauernde Angst und Besorgnis bezüglich mehrerer Lebensumstände“
beobachten im Verein mit Gefühlen, schobenen Wahrnehmung (Abbildung gungen: Die verzerrt wahrgenommene Gedanken, Haltungen (Herz aus unserer rechts: Unveröffentlichtes Manuskript, „Last des Lebens“ wird absolut gesehen, biblischen Betrachtung), Körperreaktionen, R. Oberbillig): Schwarz-Weiß-Denken etabliert sich, die Handlungstendenz und der zwiespältigen Zunächst wird von depressiv erkrankten „Grautöne“ des Lebens (auch des Leidens), spirituellen Beziehung zu Gott. Menschen die Bedeutung von Verluster- der Wechsel von Licht und Dunkel im Die Dreiecke muss man sich als 3-D-Pyra- fahrungen in Beziehungen nicht genügend Empfinden, die Zwischentöne der Seele miden vorstellen, die drei System-Funkti- beachtet. Die Notwendigkeit eines reflek- werden nicht mehr adäquat decodiert. Für onsbereiche des Menschen beschreibend, tierten Umgangs mit dem Verlust und der die Umgebung des depressiv veranlagten ergänzt um sein Beziehungssystem, die Trauer wird nicht richtig wahrgenommen. oder akut depressiven Menschen ergibt sich gekurvten Pfeile sollen die Wechselwirkun- Trauer wird häufig verleugnet, abgekürzt eine Bedrohung: Der depressive Mensch gen darstellen. Bei allen Angstpatienten oder unterdrückt; man versucht, früh wie- mit seinen maladaptiven Schemata (z. B. kommt es immer wieder zu Bindungs- der normal zu funktionieren. Bei entspre- grundsätzlich negative Erwartungen an unsicherheit: Kann ich mich auf Gott/ chender Vulnerabilität (Anfälligkeit) aus das Schicksal, auch eher negatives GotJesus verlassen oder bin ich verlassen? Aus der Herkunftsfamilie, dysfunktionalen tesbild) scheint eine Deutungshoheit über der generellen Sensitivität für Angstreize, Schemata der Stressbewältigung mit ne- die Ereignisse des Lebens zu beanspruchen. vermittelt und/oder gelernt mit Hilfe der gativer Selbstbewertung kann es zu einer Hierdurch werden die „Peers“ oder AngeAmygdala können sich auch die anderen erlernten Hilflosigkeit kommen. Gepaart hörigen versucht, sich von emotionaler AnAngststörungen entwickeln: Phobien, mehr mit eher trüber Zukunftseinschätzung steckung fernzuhalten, um Stress-Resilienz auf subjektiv erlebte Stresssituationen be- (Bedrohungsorientierung, Erwartung eines aufrechterhalten zu können. Über diesen zogene Ängste – oder Panikattacken, Reak- negativen Outcome) und generalisierter, Vorgang der sozialen Isolierung wird das tionen auf unbewusste Stresssituationen mit selektiv negativer Wahrnehmung der ge- negative Welt-, Menschen-, Selbst- und Ausbildung einer bewussten Angst vor der genwärtigen Lebenssituation bildet sich ein Gottesbild des psychisch Erkrankten fataAngst (siehe auch wieder die neurobiolo- „Grauschleier“ als Wahrnehmungsfokus. lerweise wiederum verstärkt. gischen Erkenntnisse dazu). Über neurobiologische Stoffwechselver- Grundlegende Denkfehler, auch WissensAuch für das Krankheitsbild „Depression“ änderungen und als wenig nährend wahr- defizite spielen bei allen psychischen/psywollen wir wieder das „Bio-Psycho-Sozio- genommene interpersonelle Beziehungen chosomatischen Erkrankungen eine Rolle: Spirituelle Modell“ des Menschen an- entwickelt sich eine negative Reziprozität das Nichtbeachten der Subjektivität der wenden auf unsere Fragestellung der ver- von Patient und seinen Umgebungsbedin- Wahrnehmung (die verschiedenen Sichten
Tite lth e m a • Gestörte Wahrnehmung
• Interessenverlust • Gedrückte Stimmung • Freudlosigkeit
• Verminderung des Antriebs • Verminderter Selbstwert • Negative Zukunftsperspektiven u. a.
ist Ge
S ee le
Beziehungen: Kontaktfähigkeit eingeschränkt
• Kein Sinn mehr sehen • Vertrauensverlust • negatives Gottesbild
Körper
• Nicht mehr Beten können • (falsche) Schuldgefühle (?) • Sterbenswunsch (?) u. a.
• Verminderter Appetit • Gewichtsverlust • Schlafstörung • Sexualfunktionsstörungen • Verlangsamung • Verstopfung u. a. Beziehungen: Patient sieht sich als Last Umwelt wird tatsächlich beeinträchtigt
Abb. 4: Depression (Bio-Psycho-Sozio-Spirituelles Modell) Quelle: Unveröffentlichtes Manuskript, R. Oberbillig
des Problems und der Lösung z. B. bei Paaren), die Unterscheidung zwischen Ereignis und Bewertung desselben – die Unterschätzung unbewusster Bedürfnisse als motivationaler Faktor – die mangelnde oder unangemessene Selbstfürsorge (z. B. Vermeidungsverhalten als Grenzziehung) – die nicht erfolgte Klärung von Erwartungen an das Leben/die Umgebung – die Verschiebung der Wahrnehmung aufgrund von Ich-Strukturellen Defiziten und anderer Persönlichkeitsprägungen – das diffizile System von motivationalen Einstellungen und Werten (auch religiösen). Zusammenfassung
Unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit ist ein komplexes System aus unbewussten und bewussten motivationalen Faktoren (bibl.: Ebene des Herzens und der Haltung), der gedanklichen Einstellungen (Metakognitionen und Kognitionen) und Bewertungen, der maladaptiven oder gut angemessenen Emotionen, physiologischer und neurobiologischer Prozesse sowie Handlungen, die unser Selbstbild und Fremdbild bestätigen oder abschwächen. Insofern ist die menschliche Wahrnehmung ein dynami-
scher Prozess, der mittels Selbstreflektion und Interaktion mit anderen fortwährend überprüft werden kann; in der Situation einer psychischen Erkrankung kann aber der Wahrnehmungsprozess durch die verschiedenen oben genannte Faktoren deformiert werden, ein maladaptiver (schlecht angemessener oder angepasster) Wahrnehmungsfokus etabliert sich. Anmerkungen und Quellen: 4. Mose 13, 16 -14, 10: Es handelt sich an dieser Stelle um eine Betrachtung der biblischen Botschaft mit psychologischer Brille, nicht um theologische Exegese 2 Wie Herzenseinstellung, Herzenshaltung (Neid, Rivalität, Bitterkeit), aggressive Mordgelüste (Emotionalität) und Körperausdruck (nonverbale Handlung) sowie Handlungskonsequenz (Mord) zusammenspielen, zeigt uns trefflich der Text aus Genesis 4, 3 - 8 3 Hebräer 11, 1 in der GN (Üs) 4 4. Mose 14, 6f 5 Hebräer 12, 15 ermahnt uns deshalb, aufeinander zu achten, dass wir keinen Mangel an der Gnade Gottes leiden, damit eben nicht eine Wurzel der Bitterkeit aufsprießen kann 6 Hebr 13, 9: Integrität der Wertmaßstäbe macht fest gegen Ideologien 7 Payk, Theo R.: Psychopathologie. Vom Symptom zur Diagnose. Springer-Verlag 2010, 3. Auflage. S. 167
8 Kaluza, Gert: Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung, 2. vollständig überarbeitete Auflage, Springer Verlag 2011, S. 33 ff 9 Payk, Theo R.: Psychopathologie. Vom Symptom zur Diagnose. Springer-Verlag 2010, 3. Auflage. S. 168 – 169 10 Kaluza, Gert: Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung, 2. vollständig überarbeitete Auflage, Springer Verlag 2011, S. 20 11 Grawe, Klaus: Neuropsychotherapie. Hogrefe Verlag 2004. S. 96 – 97
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Rainer Oberbillig ist DiplomPsychologe,Psychologischer Psychotherapeut, Verhaltenstherapeut (dgvt), Selbsterfahrungsleiter und Supervisor (lpk-BW), Fortbildung in Psychodrama, Christlicher Therapeut (IACP/de’ignis), war über viele Jahre Leitender Psychologe der de’ignis-Fachklinik; seit seiner Pensionierung ist er weiterhin für das de’ignis-Institut als Supervisor, Referent und Therapeut tätig.
Der Wahn Foto: Nanduu / photocase.de
In Bezug zu psychischen Störungen, gesellschaftlicher Realität und Glaube.
Zur Diskussion: Hier werden Beiträge veröffentlicht, die nicht in allen Punkten der Meinung des Redaktionsteams entsprechen müssen.
Ausgangslage „Das ist doch der Wahnsinn“ äußert der
•Teilnehmer über einen gewonnenen Preis
in einer TV-Show. Hier enthält der Begriff Wahnsinn eine positive Deutung von: „Ich kann es nicht fassen.“ und „Es überrascht mich positiv über die Maßen.“ Das Phänomen des Wahns ist in der heutigen gesellschaftlichen Realität weit verbreitet. Es begegnet uns einerseits in der Person von Politikern mit narzisstischer Grundkonfiguration, die ihre eigene Realität haben und diese gegen gesellschaftliche Regeln, in territorialen Verträgen durchsetzen und jede andere Deutung der gemeinsamen Wirklichkeit als Fake-News bezeichnen. Diese Einseitigkeit in der Wahrnehmung, der Beurteilung der Wirklichkeit und der daraus abgeleiteten Handlungen ist grenzwertig im Sinne einer psychischen Störung, aber vor allem stark irritierend, weil es die anderen „Normalopathen“ irritiert, verunsichert und handlungsunfähig macht und somit z. T. den Erfolg der Narzissten begründet: Wahn als Kommunikationsstrategie der Zukunft. In abgewandelter Form begegnet er auch in anderen politischen Zusammenhängen wie dem Wiederaufkommen des Rassismus, der einfach behauptet, dass andere Menschen minderwertig seien und der religiös begründeten Fanatiker, die aus ihrer Verblendung aggressive Handlungen gegen Menschen ableiten und das Töten von Menschen als ein Handeln im Sinne Gottes sehen.
Zu r D is ku ss io n • von PD Dr. med. Herbert Scheiblich
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Tabelle 1
Definition des Wahns
Subjektive Gewissheit Unkorrigierbarkeit durch Erfahrung und zwingende Schlüsse Unmöglichkeit des Inhalts Nachhaltige Beeinträchtigung des Gewohnten – sozialer Rahmen
Tabelle 2a
Definition des Wahns
Eine die Lebensführung behindernde Überzeugung, die trotz Unvereinbarkeit mit einer sog. objektiven oder intersubjektiv nachprüfbaren Realität nicht korrigiert werden kann. Der Wahn hat somit zur Folge, dass das Urteilssteuerungsvermögen, die Kommunikation sowie das Verhalten (s. o.) nachhaltig beeinträchtigt sind. Die psychopathologische Definition des Wahns (Tabelle 1) ist der Versuch, Klarheit zu schaffen und Grenzen zu ziehen, beinhaltet aber bei genauem Betrachten eine Diffusität: Was ist subjektiv, was ist Gewissheit? Was ist unkorrigierbar und was ist die Unmöglichkeit des Wahninhalts? Viele Menschen, besonders mit ausgeprägtem Glauben, sind gewiss, dass Gott zu ihnen redet und sie daraufhin basierte Handlungen, die von anderen Menschen als unsinnig erlebt werden, verwirklichen, nach dem Motto: die Spezialisten bauten die Titanic, der Laie schuf die Arche. Die Unmöglichkeit des Inhalts ist ebenso kritisch anzuwenden: z. B. in Bezug auf ungewöhnliche wissenschaftliche Ideen, wie z. B. das der Paralleluniversen oder des Urknallkonzepts. Es ist daher erforderlich, um sich dem Phänomen des Wahns zu nähern etwas weiter auszuholen: Die Symptome des Wahns (Tabelle 2a) beinhalten scharfe Definitionen, deren Beurteilung nur dem Fachmann erlaubt ist, aber sie werden, leider im Sinn einer Generalisierung, damit auch mit der Gefahr der Stigmatisierung und Abwertung durch die Allgemeinheit benutzt.
Symptome des Wahns nach AMDP
Wahnstimmung Wahnwahrnehmung Wahneinfall Wahngedanken systematisierter Wahn Wahndynamik
Tabelle 2b
Wahnarten (die häufigsten)
Beziehungswahn Beeinträchtigungs- und Verfolgungswahn Eifersuchtswahn Schuldwahn Verarmungswahn hypochondrischer Wahn Größenwahn Wahn (-symptome) sind Teil anderer Krankheitsbilder wie: Schizophrenie (F 20.x), Affektive Störung (F 3.xx), Persönlichkeitsstörungen (F 6.xx). Aber auch ein eigenständiges Krankheitsbild (F 22.0) – nur Wahnsymptome ohne Symptome anderer Krankeitsbilder.
Der Mensch mit Das entscheidende Kennzeichen des Wahns ist nicht sein Inhalt (Tabelle 2b, Seite 29) sondern der Kontext, in dem sich der Wahn und seine Symptome und Inhalte entfalten. Dabei sind Wahnsymptome weitverbreitete Phänomene, die mit anderen psychischen Erkrankungen, besonders häufig mit Schizophrenie, affektiven Störungen, Persönlichkeitsproblematiken und hirnorganischen Erkrankungen sowie Suchterkrankungen vergesellschaftet sind. Der Wahn ist aber gleichzeitig ein eigenständiges Krankheitsbild (F 22), wobei nur Wahnsymptome auftreten, ohne einen Hinweis auf eine andere psychische Störung.
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Ti telthema Der Wahn
Foto: Johannes Stoll / photocase.de
Entwicklungslinien des Wahns
Ein Wahn kann erst nach dem 12. Lebensjahr auftreten, wenn die Fähigkeit zum abstrakten Denken voll entwickelt ist. Der Wahn wird als Ich-synton, d. h. also mit den eigenen Werten, Bedürfnissen, Motivationen, Ethik und Gefühlen als übereinstimmend erlebt. Dabei ist eines festzuhalten: Der Ausgangspunkt des Wahns ist „verrückt“, d. h. er folgt nicht mehr einer von anderen Menschen geteilten Sicht der Wahrheit und Wirklichkeit. Der Wahn hat aber auch seine eigene innere Logik, nach der es dann zu folgerichtigen Handlungen im Alltag kommt. Der Mensch mit einem Wahn verlässt daher die gemeinsame Alltagswirklichkeit, d. h. die Semantik, baut im Rahmen seiner eigenen Syntax, d. h. Sichtweise, sein eigenes System der Wirklichkeit auf, er entwickelt seine eigene Realität (Abbildung 3). Der Ausgangspunkt einer Wahnentwicklung sind dysfunktionelle Denkmuster, die gekennzeichnet sind durch Widersprüche im Denken und Fühlen, Handeln und Erleben. Ein Patient mit einer Zwangserkrankung ist nicht wahnhaft, da die subjektive Gewissheit fehlt. Er erkennt seine Angst und sieht sie als nicht richtig ist an, obwohl er die falsche Annahme seines Denkens erkennt, kann er dagegen nicht ankämpfen. Er erlebt seine Krankheit als dyston, d h. nicht mit dem Ich übereinstimmend. Gelingt es aber dem Patienten seine dysfunktionalen Muster nicht zu modifizieren,
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Inhalt
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Fanatismus und Fundamentalismus
verrücktes Denken Wahn
Abb. 3
Realitätsbezug der eigenen Realität
aber logisch
ist dies der Ausgangspunkt von mannigfaltigen psychischen Störungen, die dann Gegenstand verschiedener Therapien sind, wie z. B. der Schematherapie, wo man zwischen maladaptiven und adaptiven Schemata unterscheidet. Der Patient gerät immer stärker in eine affektive, kognitive und voluntative Dissonanz und entwickelt daraufhin überwertige oder fixe Ideen. Dieses Denkmuster liegt dann vor, wenn jemand weitgehend von einer bestimmten Einstellung geleitet wird. Das Kreisen um diese Gedanken steigert sich durch Wiederholung in eine Dominanzüberzeugung, die gleichzeitig sehr stark affektiv besetzt ist und von ihm verteidigt wird. In diesem Zusammenhang verliert er immer mehr die Fähigkeit zur Diskussion und Mentalisierung, die Sichtweise anderer sachlich zu würdigen und ihre Einwände werden weitgehend ausgeblendet. In der weiteren Entwicklung werden dann die alltäglichen Aufgaben und anderes mehr und mehr hinter dieser Dynamik zurückgestellt. Es kommt dann langfristig zu sozialer Isolation, Selbstvernachlässigung und Verschrobenheit und was andere Menschen betrifft, zum Teil zum missionarischen Eifer, diese von der Einzigartigkeit der eigenen, überwertigen Ideen zu überzeugen. Tritt zum missionarischen Eifer eine intensive Bindung an das Selbstwertgefühl kommt es zu sozial-aggressiven Aktivitäten, die auch die eigene Moralität, Ethik und Volution nachhaltig ändern. D. h. um die Existenz der überwertigen Idee aufrecht zu erhalten, kommt es zu rechthaberischer Unbelehrbarkeit und Intoleranz bei gleichzeitiger erhöhter Empfindlichkeit gegenüber den Einwänden anderer und einer starken Selbstbezogenheit. Die individuellen Denkmuster können dann im Rahmen einer Gruppendynamik zu einem lebensbestimmenden Leitgedanken für andere werden. Durch Elitedenken bestärkt führt dies zu einer Ideologie, die sich dann besonders in religiösem Fanatismus zeigt, wo in einer Religionsgemeinschaft autoritäre-restriktive Strukturen die Kommunikation von endgültiger Konsequenz der Vernichtung von Gegnern bestimmt. Hier führen überwertige Ideen zu einer
Externalisierung des intrapsychischen in den intersubjektiven Raumzusammenhang. Bleiben überwertige Ideen intern, d. h. also im Leben des Einzelnen, entwickelt sich dann ein Wahn je nach der Stärke der Wahnstimmung, der Wahnaffektivität und der Wahnsystematik. Die Ursachen des Wahns sind multifaktoriell, d. h . sie liegen einerseits begründet in Funktionsstörungen des Gehirns, in der Biographie des Betroffenen, insbesondere im Zusammenhang mit Traumaerlebnissen, Kränkungen, Frustrationen, die zu einer unbewältigten Aggressionsproblematik führen. Gelingt dem Betroffenen in seiner Biographie keine positiv konstruktive Kommunikation mit seiner Umwelt, beschleunigt dies die Dysfunktionalität und eine Wahnentwicklung. Diese Entwicklungslinie ist meistens unbewusst. Auf einer anderen Linie stehen dagegen pathologische Äußerungen über Pseudoereignisse, die zu einem geltungsbedürftigen Erfinden von Besonderheiten und Erlebnissen führt. Es ist eine Pseudologica phantastica, die für den Betroffenen leider den Nachteil hat, dass er aufgrund von Autosuggestion seine eigene Fähigkeit vermindert, sich von seinen Phantasien zu distanzieren und in eine gemeinsame Welt zurückzuführen. Diese Pseudolügen sind in der frühkindlichen Entwicklung häufig zu beobachten und haben den Nährboden in der Fähigkeit des Menschen zur Produktion von Unwahrheit. Die Lüge ist ein typisches Verhalten dieser Menschen, um in der Alltagskommunikation Vorteile zu erlangen. Sie manipulieren den anderen mit dem Ziel, dessen Überzeugungen zu erschüttern und durch die Lüge, die als Wahrheit dargestellt wird und eine Desinformation ist, den anderen zu einem anderen Urteil über die Welt und sich selbst zu bewegen, damit der Lügner Vorteile hat. Dieses Phänomen wird ausführlich in der Bibel beschrieben und leider in der derzeitigen klinischen Psychiatrie und Psychotherapie zu wenig oder kaum beachtet. Verschiedene wissenschaftliche Studien sagen, dass der Mensch mindestens mehrmals am Tag lügt oder Notlügen erfindet. Die Lüge ist daher der Königsweg des Bösen,
den Menschen von der Erkenntnis Gottes und seiner eigenen Bedürftigkeit und Sündhaftigkeit abzulenken. Die Vorgehensweise des Bösen ist sehr subtil: Es wird nicht die Absolutheit der Aussagen Gottes in Anspruch genommen, sondern Zweifel gesät, ob man nicht im eigenen Handeln sich der Gefahr aussetzt, der göttlichen Fürsorge verloren zu gehen, z. B. indem man eine unerkannte Sünde macht und damit Distanz zu Gott schafft. Andererseits aber sind Zweifel die Voraussetzung, um einen gesunden, realen Glauben zu entwickeln und das achte Gebot „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden“ beinhaltet die eigene Bedürftigkeit des Menschen zum Lügen dadurch zu überwinden, sich zu bemühen, die Wahrheit zu sagen. Hier eröffnet sich die spirituelle und transzendente Ebene des Wahns. Der Wahn hat nicht nur etwas zu tun mit der Beurteilung der Wirklichkeit nach der Frage was ist richtig oder falsch, sondern auch mit der Frage der Wahrheit: was ist gerecht oder ungerecht. Die Wirklichkeit wird philosophisch aufgefasst als die Modalität des Seins. Die Wirklichkeit ist eine Notwendigkeit und somit die Voraussetzung des Seins und der Materie. Auf den einzelnen Menschen bezogen, bedeutet die Erkenntnisfähigkeit der Wirklichkeit eine Grundfähigkeit des Gehirns, bewusst die Umwelt wahrzunehmen und im eigenen Inneren abzubilden. Aufgrund der höchst individuellen Vernetzung des Gehirns jedes Menschen schafft sich jeder Mensch seine eigene Realität über seine Umgebung. Dabei ist die Wirklichkeitsbeschreibung von einer Deutungshoheit der Fakten des Einzelnen charakterisiert, was er für wirklich und richtig hält. Aus Sicht der Bibel ist alles wirklich, was sichtbar ist. Der Mensch wird zugleich von einer unsichtbaren, transzendenten Quelle bestimmt, dem Bereich der Wahrheit (der Wirklichkeit Gottes). In dieser Seinskategorie besteht eine Bewertungshoheit des Menschen, was gerecht/ungerecht ist und im Zusammenwirken der Deutungshoheit der Wirklichkeit entsteht ein Binnenraum der eigenen Realität. Wenn die Bewertung in einem Widerspruch zur Deutung der
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Diete Mischung aus i ntern und en r ne n Anteilen bestimmt die Kommunikationsfähigkeit der eigenen Realität mit der Umwelt. Abb. 4
Bewertungshoheit: Was ist wichtig
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(gerecht – ungerecht) Wahrheit
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rn Wirklichkeit (falsch – richtig) innere Ursachen wie: Angst, Wut, Verletzung
Schutz des Ich’s
T ite lth e m a • Der Wahn
33
Deutungshoheit: Was ist
Lüge – Sünde
Veränderungsmöglichkeit – ZNS Veränderungsbereitschaft – Person
Stabilisierung des Selbstwerts
Einfluss des Bösen
Wirklichkeit steht, entsteht ein intrapsychischer Konflikt, der den Menschen zwingt sich verstärkt auf seine eigene Realität zu besinnen, bis es zu einer Übereinstimmung beider Dimensionen kommt. Dieser Prozess umfasst die Wahrnehmung und das Bewusstsein des Menschen. Glaube kann daher definiert werden als Übereinstimmung der menschlichen mit der göttlichen Realität. D. h. der Mensch stimmt der Wahrheit Gottes zu. Zu den Rahmenbedingungen Wirklichkeit und Wahrheit, Immanenz (Materie) und Transzendenz (Geist) einen bewussten und unbewussten Anteil und beide Anteile dienen der Stabilisierung des Selbstwerts und des Schutzes des Ichs bei einer Gottesferne. Die Mischung aus internen und externen Anteilen bestimmt die Kommunikationsfähigkeit der eigenen Realität mit der Umwelt. Hierbei hat die eigene Realität einen kristallinen Anteil, in Form eines festen Kanon von Werten und Überzeugungen, die schwer veränderbar sind und einen fluiden, d. h. wandlungsfähigen Anteil, der durch die Lernerfahrung immer wieder verändert wird (Abbildung 4, Seite 33). Im Rahmen des Konstruktes der eigenen Realität fließen die verschiedenen Komponenten des Menschseins im Rahmen eines bio-psycho-sozio-spirituellen Modells zusammen. Ein Wahn entwickelt sich aus spiritueller Sicht, wenn es zunehmend zu einer Ablehnung und Unterdrückung von Wahrheiten im Sinne des Christseins biblischer Aussagen kommt und der damit immer heftiger werdenden Dämpfung der existenziellen und fundamentalen Angst vor Gottesferne. Göttliches Sein und christliches Verhalten wird manchmal von der Umwelt als ein verrücktes und wahnhaftes Verhalten beschrieben. Was einerseits vom äußeren Gesamteindruck eines lebendigen Christen begründet wird, der vom Heiligen Geist „zu unsinnigen Handlungen“ getrieben wird. Gleichzeitig erschreckt dieses Verhalten in seiner Radikalität Gott zu folgen, weil es im Widerspruch zur Wirklichkeit stehen kann. Ein wunderbares Beispiel stellt die Begegnung von Paulus mit Festus in Apostelgeschichte 26, 24 dar (Zitat nach der Basisbibel). Als Paulus mit seiner Ver-
teidigung an diesem Punkt angelangt war (der Verkündigung Christi) rief Festus dazwischen „Du bist verrückt Paulus. Das viele Studieren treibt dich in den Wahnsinn.“ Im griechischen Urtext ist der Wortstamm für Wahnsinn nainoma, d. h. mania (du bist unsinnig, unvernünftig, du bist wahnsinnig). Paulus antwortet: „Ich bin nicht verrückt verehrter Festus, was ich sage, ist wahr und vernünftig“ (Wobei das Wort wahr dem Wortstamm aleithega, d. h. Gottes Wahrheit auszusprechen, das Wort vernünftig Wortstamm sophron, besonnen zu sein enthält). Diese Begegnung aus der Bibel zeigt, dass konsequenter sichtbarer christlicher Glaube als ein „gesunder richtiger Wahn“ in Bezug auf Wahrheit bezeichnet werden kann, der geerdet ist durch Besonnenheit, Weisheit und Realitätsbezug. Als Fazit bleibt aus dieser kurzen biblischen Betrachtung, dass der Wahn als krankhafte Komponente des Menschen zum Tod führt und dass Glaube, der ähnlich wie ein Wahn sein kann, also von einer subjektiven Gewissheit, Nicht-Korrigierbarkeit durch die sog. Wirklichkeit oder Realität der anderen oder vom Inhalt her unmöglich ist, zu einer Veränderung der Menschen und der Welt führt. Der „pathologische Wahn“ bedient sich der Lüge, um gegen die Hoheit Gottes zu kämpfen und sich an die Stelle Gottes zu setzen. Dagegen ist der „richtige Wahn“ bzw. Glaube eine starke Kraft , durch die ein Mensch, zugegeben geprägt von überwertigen Ideen, die jedoch nicht dysfunktional sind, einen Weg geht, der viele Widerstände überwindend zum Erfolg führt. Das beste Beispiel dieser richtigen „überwertigen Ideen“ im säkularen Bereich sind erfolgreiche Geschäftsideen wie das amerikanische Software-Unternehmen facebook oder andere. Weitere biblische Verse für Wahn etc. sind zu finden im 2. Korinther 11, 13, wo von Wahnsinnigen gesprochen wird (Wortstamm parophoria; wahnsinnig sein; eine ähnliche Wortwahl findet sich in 2. Petrus 2, 16). Noch einige kurze Bemerkungen für den Umgang mit Wahn
Für den Betroffenen selbst
Es ist der Versuch zu machen, evtl. eine gewisse Krankheitseinsicht zu erreichen und falls dies nicht erfolgreich ist, zu einer gemeinsamen Kommunikationsebene (auf einen minimalen Nenner) zu kommen, die sich nach dem Motto von Lenin entwickeln könnte: „Lassen sie uns nicht über das unterhalten, wo wir nie zu einer Einigung gelangen, sondern lassen Sie uns unterhalten über die Dinge, wo wir eine Übereinstimmung erzielen können.“ Die Herstellung einer minima-
len gemeinsamen Kommunikationsebene führt neben einem offenen Umgang mit dem Wahn – mit dem Hinweis, dass man nicht dieselbe Sicht der Realität teilt – zu einer Endstigmatisierung des Betroffenen und zum Verbleiben in der Gemeinschaft. Auf der zwischenmenschlicher Ebene:
Wenn man Wahn als ein soziales Phänomen betrachtet, kommt es durch ihn zu erheblichen psychosozialen Spannungen, die wie bekannt im Laufe der Menschheitsgeschichte zu verschiedenen Krisen und Kriegen geführt haben. So kommt es im Umgang mit religiösen, fundamentalistischen Gruppen und Fanatikern zu einer klaren Stellungnahme, den Betroffenen zu verdeutlichen, dass sie in einer eigenen Realität leben, die die Wahrheit der Transzendenz und die biblischen Informationen verleugnet. Schwierig wird es zugegebenermaßen dort, wo es zu einer Vermischung von ausgewählten Wahrheiten, Ideen, Werten und Handlungsmustern mit eigenen Interpretationen kommt (Yes-Set der Hypnose). Im Umgang mit interpersonellen Wahnphänomenen und Wahnsystemen verzichtet der Therapeut und Christ auf eine Deutungshoheit für den gemeinsamen Raum der Wirklichkeit und Wahrheit gegenüber dem Betroffenen; bei einer Gruppe, dass er keine eigenen Deutungen macht, um daraus ein Machtmonopol abzuleiten, sondern die Betroffenen in einer „Art“ Therapie zu behandeln nach dem Motto: „Sie können ihren eigenen Wahn haben, aber er interessiert mich nicht. Ich bringe Ihnen die Wirklichkeit und Wahrheit nahe.“ .
Wir stehen immer in der Gefahr, eigene überwertige Ideen zu haben und daraus ein
Tite lthe m a • Der Wahn
dysfunktionales Verhalten zu entwickeln, nach dem Prinzip, warum siehst du nicht deinen eigenen Balken im Auge, wo du immer nur auf den Splitter deines Gegenübers fixiert bist. Das heißt wir benötigen bei aller Fachlichkeit über die Wirklichkeit und trotz aller Weisheit über die Wahrheit genügend Distanz zu unserer eigenen Begrenztheit und Profession. Dem Wahnkranken ist sein Menschsein anzuerkennen, das heißt man liebt den Wahnkranken aber nicht seinen Wahn. In verschiedenen christlichen Gemeinschaften werden Charismen und der Bezug zum Heiligen Geist sehr stark ausgelebt. Das Transzendente unterliegt aber aufgrund seiner Unsichtbarkeit, einer Nicht-Verfügbarkeit im Hier und Heute. Es besteht nun die Gefahr der Spekulation. Daher sollte man den Grundsatz verfolgen: Der Heilige Geist ist nicht verfügbar, aber dauernd anwesend und wir müssen lernen, unsere eigene Wahrheit und Wirklichkeit abzulegen und uns seiner Wirklichkeit und Wahrheit zu stellen. Denn die Wahrheit Gottes führt in die Freiheit. Diese Freiheit steht dann über der Gebundenheit der Wirklichkeit.
35 Literaturliste: Rainer Bösel: „Wie das Gehirn Wirklichkeit konstruiert“, Kohlhammer 2016 • Daniel Walther: „Offenbarung Wider Wirklichkeit“, Bachelor Master Publishing 2016 • Wiliam D. Alston: „Gott wahrnehmen“, Ontus Verlag 2006 • Kubica: „Glaubenswahn“, Septum Verlag • H. Dieter Zeh, „Physik ohne Realität“, Springer Verlag 2012 • Sebastian Herrmann: „Der Krankheitswahn“, Gütersloher Verlagshaus 2015 • Andreas Marneros: „Irrsinn! Wirrsal! Wahnsinn“, Schattor Verlag 2013 • Petra Galit: „Seltene Wahnstörungen“, Weinhof Verlag • Theodoitten: „Größenwahn“ • Neel Burten: „Der Sinn des Wahnsinns Psychische Störungen verstehen“, SpektrumSachbuch 2011 • Richard Dawkins: „Der Gotteswahn“, Ullstein Verlag 2016 • Thomas Mößmer: „Schizophrenie, Wahn oder Glaube?“, Eigenverlag 2014 • John Stillwell: „Wahrheit, Beweis, Unendlichkeit“, Springer-Spektrum Verlag 2014 • Wolfram Meierhöfer: „Religion zwischen Wahrheit und Emotion“, Eigenverlag 2014 • Hans-Jürgen Fischbeck: „Wahrheit und das Leben“, Herbert Utz-Verlag 2005 • Wolf Schneider, „Die Wahrheit über die Lüge“, Rowohlt 2012 • Michael Habecker und Sonja Student: „Wissen, Weisheit, Wirklichkeit: Perspektiven einer aufgeklärten Spiritualität “, J. Kamphausen Mediengruppe GmbH 2011 • Imre Koncsik: „Die Entschlüsselung der Wirklichkeit“, Springer Spektrum 2016 • Patrick Becker und Christiane Heinrich, „Theonome Anthropologie“, Verlag Herder 2016 • Glaube und Wissenschaft, Spektrum kompakt 2016 • W. Gräßler, M. Heinze, J. Zimmermann: „Psychotherapie, Naturwissenschaft und Religion“ Papst Verlag 2015 • H. Pfützner, „Bewusstsein und optimierter Wille“ Springer Spektrum Verlag 2014 • Andrew Newberg „How Enlightenment Changes Your Brain: The New Science of Transformation“, London Herge New York 2016 •
Fazit bleibt daher folgende Aussage zum Wahnproblem: 1. Der Wahn ist ein Phänomen unserer
Zeit, unserer Gesellschaft, von uns selbst, d. h. jeder ist zu einem Wahn fähig und kann wahnsinnig handeln. Wir sollten uns immer unserer eigenen Beschränktheit, d. h. unserer eigenen Realität bewusst sein und diese achtsam weiterentwickeln. 2. Alle unsere Erkenntnis ist Stückwerk Verfallen wir nicht dem Wahn des Faktischen und nicht dem Wahn der Potentialität.
PD Dr. med. Herbert Scheiblich ist Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie, Suchtmedizin, Verkehrsmedizin, Ernährungsmedizin, Kinder- und Jugendpsychotherapie und Lauftherapie. Habilitation als Privatdozent und akademischer Abschluss in evangelischer Theologie. Psychotherapieausbildungen in Systemischer Familientherapie, Individualpsychologie, Rational-Emotiver Therapie und Logotherapie. Er wohnt in Altensteig und ist Mitglied der de’ignis-Institutsleitung.
Veränderung durch Therapie Wie können in einer Therapie Veränderungen erreicht werden? Was bringt einen Menschen dazu, gewohnte Denkweisen und Verhaltensmuster aufzubrechen? Was braucht es dazu? Diesen und ähnlichen Fragestellungen möchte Manuela Bitzer in diesem Beitrag anhand von Praxisbeispielen aus der Arbeit von Seehaus e. V. nachgehen.
Arbeitsbereichen wir tätig sind. Seehaus e. V. betreibt die Modelleinrichtungen für straffällige junge Männer Seehaus Leonberg und Seehaus Störmthal. Der „Strafvollzug in freien Formen“ bietet eine dritte Alternative neben den klassischen Formen des offenen und geschlossenen Jugendstrafvollzuges. Jugendliche und Heranwachsende zwischen 14 und 23 Jahren, die bereit sind an sich zu arbeiten, können sich vom Strafvollzug aus für das Seehaus bewerben. Nach Zustimmung des Anstaltsleiters verbringen sie ihre gesamte Haftzeit im Seehaus. Bis zu sieben Jugendliche wohnen mit Hauseltern und deren Kinder zusammen und erfahren so – oft zum ersten Mal – funktionierendes Familienleben, Liebe und Geborgenheit. Gleichzeitig erwartet sie ein durchstrukturierter und harter Arbeitsalltag: Um 5.45 Uhr beginnt der Tagesablauf mit Frühsport. Bis 22.00 Uhr sind die Jugendlichen in ein konsequent durchgeplantes Erziehungsprogramm eingebunden. Hausputz, Schule, Arbeit, Berufsvorbereitung, Sport, gemeinnützige Arbeit, Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Straftaten für die Opfer, Wiedergutmachung, soziales Training und die Vermittlung christlicher Werte und Normen sind fester Bestandteil des Konzepts. Sie dienen dazu, dass die jungen Männer lernen, Verantwortung zu übernehmen und die besten Voraussetzungen haben, um sich als gesetzestreue Bürger in die Gesellschaft einbringen zu können. In der einjährigen Berufsfachschule können sie derzeit das erste Lehrjahr für Bauberufe, in Metalltechnik oder Holz (Schreiner) absolvieren oder sich im Bereich Gartenund Landschaftsbau auf eine Ausbildung vorbereiten. Inzwischen wurden von Seehaus e. V. weitere Bereiche aufgebaut: In der Nachsorge werden entlassene junge Männer weiterhin im Alltag begleitet, es werden Freizeitgruppen in Gefängnissen angeboten, bei der begleiteten gemeinnützigen Arbeit werden delinquente Jugendliche beim Ableisten ihrer Arbeitsstunden begleitet, sie
können ihre Straftaten wiedergutmachen und in Einzelgesprächen daran arbeiten, dass keine weiteren Straftaten entstehen. Außerdem wurde eine Opfer- und Traumaberatungsstelle eingerichtet und Seehaus e. V. engagiert sich in der Flüchtlingsarbeit: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden in Gastfamilien aufgenommen und betreut oder leben in einer Wohngemeinschaft. Zudem gibt es einen Waldund Tierkindergarten und das Programm „Opfer und Täter im Gespräch“, das später genauer erläutert wird. Aus dem Bereich des Strafvollzugs in freien Formen möchte ich von Kevin (Name geändert) erzählen, der äußerlich hart, kühl und unnahbar schien. Verurteilt wurde er aufgrund von Diebstahl und Körperverletzung. Er durchlief das Programm im Seehaus, die klaren Regeln und Grenzen taten ihm gut, der strenge Tagesablauf forderte ihn immer wieder heraus. In Einzelgesprächen beschäftigte er sich mit seiner Vergangenheit. Er erzählte viel von seiner Kindheit. Wärme, Nähe und Liebe kamen darin kaum vor. Seine Eltern trennten sich und er blieb bei seinem Vater. Der Vater war Alkoholiker, Kevin musste regelmäßig Alkohol für ihn besorgen. Wenn sein Vater getrunken hatte, wurde er aggressiv und schlug Kevin wegen Nichtigkeiten. Die Schläge wurden immer häufiger und immer härter. Kevin hielt es irgendwann nicht mehr aus, die unberechenbare Brutalität war unerträglich für ihn. Er floh auf die Straße, klaute ein Zelt, in dem er „wohnte“ und Lebensmittel um sich selbst zu versorgen. Irgendwann begann er Fernseher und andere elektronische Geräte zu stehlen und zu verkaufen, um an Geld zu kommen. Er war in verschiedenen Wohngruppen der Jugendhilfe, konnte sich jedoch an die Regeln dort nicht halten, beging weiter Straftaten, flog aus allen Einrichtungen hinaus und landete zuletzt im Gefängnis. Im Seehaus musste er an einem Anti-Aggressivitätstraining und an den Seehausrunden (Gruppengespräche) teilnehmen. Dabei beschäftige er sich mit seiner Vergangenheit und dem Thema „Gewalt“. Er wurde damit konfrontiert, was er mit seinen Straftaten
anrichtete. Kevin wurde gebeten, in einer Inszenierung einer Straftat die Opferrolle einzunehmen und dabei die Hilflosigkeit und Ohnmacht zu fühlen. Ihm wurde gespiegelt was die Folgen für die Opfern waren: gesundheitliche Schäden und damit verbundene Einschränkungen oder Ängste, das Haus zu verlassen bis hin zu Schlafstörungen. Diese Perspektive seiner Straftaten war Kevin ganz neu. Dem Jugendlichen wurde nach und nach klar, dass er genau die Brutalität, die er selbst in seiner Kindheit durch seinen Vater erlitten hatte und die er niemandem wünschte, anderen zufügte. Kevin war schockiert über sein Verhalten. Er sah bei seinen Straftaten bisher immer nur, dass er ungerecht behandelt wurde und sich dagegen wehrte. Was er damit den Opfern antat, darüber machte er sich zuvor keinerlei Gedanken. Er begann sich in die Opfer hineinzuversetzen und was er tat, tat ihm zum ersten Mal leid. Er nahm am Täter-Opfer-Ausgleich teil und begann zumindest teilweise seine Taten wiedergutzumachen. Er entschied für sich, dass es nicht mehr zu Gewalttaten kommen darf und er alles dafür tun muss anderen Menschen das zu ersparen, was er selbst als so schrecklich in seiner Kindheit erlebte. Er begann seine Klarheit für sich selbst zu nutzen, aber auch für die anderen Jugendlichen, er konfrontierte sie mit ihrem Fehlverhalten und ihren Ansichten, sodass auch bei ihnen ein Veränderungsprozess angestoßen werden konnte. Seine harte und kühle Art begann aufzubrechen, er wurde offener und lebensfreudiger, ja man konnte ihn jetzt richtig sympathisch finden. Opferhilfe
Im Bereich der Opfer- und Traumaberatungsstelle werden Opfer von Straftaten unterstützt mit dem Erlebten umzugehen. Eine Straftat zu erleben, kann das eigene Leben schwer erschüttern. Ohnmacht, Wut und Angst sind Gefühle, die auf die Betroffenen einströmen. Vielfach kommen innere Unruhe, Alpträume oder Schlaflosigkeit hinzu. Die Opferhilfe Seehaus steht Betroffenen und ihren Angehörigen in dieser schwierigen Situation zur Seite.
Tite lthe m a • von Manuela Bitzer
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Zunächst eine kurze Erläuterung, was •hinter Seehaus e. V. steht und in welchen
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Wir unterstützen sie dabei, die Erlebnisse zu verarbeiten. Wir zeigen ihnen auf, welche Möglichkeiten sie haben, angemessen auf die Geschehnisse zu reagieren und entwickeln zusammen mit ihnen Strategien, wie die weiteren Schritte aussehen könnten. Unser Wunsch ist, dass Betroffene und Angehörige zurück in ein normales Leben finden. In die Opferhilfe kam eine Frau, die vor 30 Jahren Opfer von Missbrauch wurde, zur Beratung. Sie litt unter Schlafstörungen, Schweißausbrüchen, Ruhelosigkeit und Unkonzentriertheit. Das Erlebte beschäftigte sie durch die Folgen der Straftat täglich. Sie kam eineinhalb Jahre in die Beratung und es wurden viele Dinge besprochen und bearbeitet. Eines Tages kam sie an den Punkt, wo sie sich fragte, ob sie ihrem Peiniger vergeben kann und muss. Sie fing an, sich mit dem Thema Vergebung intensiv zu beschäftigen, las Bücher beispielsweise über den Völkermord in Ruanda und wie die Menschen dort mit dem Erlebten umgingen. Sie beschäftigte sich mit entsprechenden Biografien, beispielsweise der von Corrie ten Boom. Es war ein langer Weg. Alles in ihr schrie, dass man solch ein schreckliches Erlebnis nicht vergeben kann und doch merkte sie, dass sie die Last und den Groll gerne loswerden möchte. Es waren viele kleine Schritte und viele Tränen notwendig um den Weg der Vergebung zu gehen. Vergeben heißt nicht vergessen. Das wurde ihr mehr und mehr klar. Vergeben heißt, die Last der Wut und des Hasses loszulassen um den Blick in die Zukunft richten zu können. Nach und nach konnte sie das Erlebte immer mehr loslassen. Heute spielt es für sie im Alltag keine Rolle mehr. Es ist Teil ihres Lebens, dessen ist sie sich bewusst, aber die Folgestörungen sind nach und nach verschwunden. Sie geht nun anders in den Alltag. Durch den Vergebungsprozess begann für sie persönlich ein Heilungsprozess, über den sie unendlich dankbar ist. Opfer und Täter im Gespräch
Im Programm „Opfer und Täter im Gespräch“ (kurz: OTG) findet in sechs Begegnungen zwischen bis zu sechs Opfern und
sechs Tätern ein Gedankenaustausch statt. Neuem. Sie schlief nur bei uns im Ehebett. Dabei können die Opfer die Auswirkungen Wir benötigten sehr viel Geduld, bis sie der Straftaten aufzeigen und ihre Leidens- mit Mama oder Papa dann in ihrem eigegeschichte erzählen. Gleichzeitig machen nen Bett wieder eingeschlafen ist. Nachts sich die Beteiligten gemeinsam auf den schrie und weinte sie oft. Zwei Jahre später Weg zur Bewältigung der Vergangenheit: wurde bei Nachbarn eingebrochen. Die Anhand der biblischen Zachäus-Geschichte Nachbarin war auf ein Vordach über der und verschiedenen Themen wie „Schuld- Haustüre geflüchtet und schrie um Hilfe. bekenntnis und Reue“, „Verantwortung Wieder bekam unsere Tochter alles mit – übernehmen“ oder „Wiedergutmachung“ wie mein Mann unsere Nachbarin mit wird aufgezeigt und in Gruppen erarbei- der Leiter gerettet hat, und wie Polizisten tet, wie die Folgen einer Straftat für Opfer und Hunde ums Haus liefen. In derselben und Täter aufgearbeitet werden können. Nacht wurde nochmals bei anderen NachFranziska S. (Name geändert) berichtet über barn eingebrochen. Diese Ereignisse haben ihre Erfahrung beim OTG: „An Silvester unsere Tochter regelrecht aus der Bahn 1994 kamen mein Mann, meine kleine geworfen. Heute ist sie 21 Jahre alt. Als Tochter (4 Jahre) und ich nach einem kur- wir letztes Jahr eine Woche verreist sind, zen Besuch am frühen Abend gegen 19 blieb sie nicht allein im Haus. Freunde Uhr wieder nach Hause. Wir schlossen und die Oma sind gekommen um bei ihr die Haustüre auf, traten ein und ich wun- zu übernachten. Sie schlief selbst nicht in derte mich sehr, welches Chaos auf meiner ihrem eigenen Bett, sondern legte sich mit Kellertreppe herrschte. Im ersten Moment einer Matratze neben das Bett der Oma. dachte ich, dass unsere kleine Tochter da Allgemein ist sie sehr ängstlich, auch beim gespielt hat, aber dann plötzlich realisierte Weggehen am Abend fährt sie nie allein mit ich was geschehen war. Mich durchfuhr Auto, Bahn oder Bus. Die Einbrüche haben ein großer Schreck, Einbrecher sind oder sich tief in ihre Seele gegraben. Wenn die waren hier. Unsere Tochter hatte ich auf Einbrecher wüssten, was sie alles kaputt dem Arm. Sie erschrak genauso wie ich machen können, ich meine nicht das Maund weinte. Wir verließen fluchtartig das terielle, vielleicht würde mancher anders Haus, da wir nicht wussten, ob noch je- entscheiden. Die Einbrüche haben bei mand im Haus war. Mit unserem Nachbarn uns als Familie viel verändert. Wenn wir durchsuchten wir alle Stockwerke, aber es am Abend weggehen möchten, werden war niemand da, doch das Chaos und das viele Vorkehrungen getroffen, aus Angst, Durcheinander waren schlimm. Ab dem dass es wieder passieren könnte. Mir ist Zeitpunkt schlief unser Kind nicht mehr nie ganz wohl, wenn ich nicht zu Hause in ihrem Bett, nur noch bei uns. Ihre Angst bin. Auch nachts schrecke ich bei jedem war sehr groß. Ich konnte sie nicht beruhi- kleinen Geräusch auf und habe schon oft gen, denn ich konnte ihr nicht sagen, das eine Strategie überlegt, was ich machen passiert nie mehr, da kommt keiner mehr. könnte, wenn wieder ein Einbruch passieElf Monate später waren wir eine Woche ren würde. Über die Jahre wuchs langsam verreist. Als wir nach Hause zurückkamen, etwas Gras über alles, ich versuchte viel hing ein Zettel an der Haustür: ,Bitte nicht zu verdrängen. Durch das OTG kam alles hineingehen, erst beim Nachbarn klingeln‘. wieder an die Oberfläche. Ich konnte alles Es war wieder eingebrochen worden. Die- erzählen, laut aussprechen und ich fühlte ses Mal versuchten wir es unserer Tochter mich ernst genommen, was ich vor dem zu verheimlichen. Aber zwei Tage später Kurs nicht geglaubt hatte. Ich wusste, es trafen wir eine Bekannte beim Spaziergang, bleibt alles in der Gruppe, es wird nicht die gleich mit diesem Ereignis herausplatzte nach außen getragen, das war mir sehr und unsere kleine Tochter damit sehr scho- wichtig. Das OTG war Therapie für mich. ckierte. Sie war außer sich und die Angst Es konnte Vergebung und Versöhnung wurde noch größer, zumal wir ja auch nicht stattfinden. Tief in meinem Herzen empehrlich zu ihr waren. Alles begann von finde ich Frieden. Nur wenn man Frieden
hat, ist wirklich sinnvolles Leben möglich. Ich möchte es allen Opfern ans Herz legen, sich zu überwinden und an diesen Gesprächen teilzunehmen. Es lohnt sich. Ich denke auch, dass dadurch viele Täter zum Nachdenken kommen, weil sie vorher einfach nicht wissen, welche Auswirkungen so ein ,kleiner Einbruch‘ haben kann.“ Heilungsprozesse in Gang setzen
Manuela Bitzer ist studierte Sozialarbeiterin und Mitarbeiterin im Bereich der Projektentwicklung des Seehaus e. V. Zuvor war Sie auch schon im Strafvollzug, in der Nachsorge und im Flüchtlingsbereich des Seehaus tätig.
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Ti te lth e m a • Veränderung durch Therapie
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Diese Beispiele zeigen ganz praktisch, dass schwierige Erlebnisse oft bestimmte Verhaltensmuster zur Folge haben. Wenn die Verhaltensmuster schädlich für einen selbst und andere sind, sollte an ihnen gearbeitet werden. Leider können diese oft nicht schnell und leicht verändert werden. Die Bereitschaft, sich auf den Weg zu begeben, viele Gespräche und andere Perspektiven sind notwendig um Gedankengänge anzustoßen. Das braucht meistens viel Zeit, aber nur so können tiefgreifende und langanhaltende Veränderungen erfolgen. Heilungsprozesse können in Gang gesetzt werden, Neuanfänge werden möglich. Dies zu erleben, ist immer ein spannender Prozess, aber es macht mir zugleich große Freude die Entwicklungen zu beobachten. Es ist faszinierend, wenn sich durch einen Perspektivwechsel der komplette Alltag eines Menschen verändert. Solche Beispiele zeigen mir, dass es sich lohnt, dran zu bleiben.
Es ist faszinierend, wenn sich durch einen Perspektivwechsel der komplette Alltag eines Menschen verändert.
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Z u r Dis k u ss io n • von Dr. phil. Dipl.-Psych. Veit-Uwe Hoy
Christlicher Glaube und Entwicklungspsychologie Christlicher Glaube setzt die Gesetze der Natur, einschließlich des psychischen Funktionierens, nicht außer Kraft. Eines der Gesetze ist das der psychosozialen Entwicklung mit entwicklungsstufenspezifischen Charakteristika.
Teil 2 (Teil 1 nachzulesen im de’ignis-Magazin 52/2016)
Zur Diskussion: Hier werden Beiträge veröffentlicht, die nicht in allen Punkten der Meinung des Redaktionsteams entsprechen müssen. Dr. phil. Dipl.-Psych. Veit-Uwe Hoy diskutiert in seiner Dissertationsarbeit auf beachtenswerte Weise psychische Erkenntnisse. Seine Hauptthesen veröffentlichen wir hier an dieser Stelle in Fortsetzung.
ENTWICKLUNG
• Die Bedeutungsentwicklung
„Die Bedeutungsentwicklung beruht auf einem Prozess, der ausschlaggebend dafür ist, welchen Teil der Organismus zum Selbst erklärt und welchen er dem Bereich des anderen zuteilt.“ Mit diesem Prozess lässt sich die Umstrukturierung von einer Entwicklungsstufe auf die nächste beschreiben. Ausgehend von der kognitiven Entwicklungstheorie Piagets und der soziomoralischen Entwicklungstheorie Kohlbergs wird von
Kegan die Bedeutung der „Organisation Differenzierung; als Integration werden des Selbst“ auf unterschiedlichen Gleich- Beziehungen zu diesen eingegangen. Mit gewichtsstufen mit ihrem emotionalen, Zunahme der ‚Beziehungen zu‘ wird das motivationalen und psychodynamischen ‚Eingebundensein in‘ minimiert. (Kegan Entwicklungsverlauf gezeigt, der „für den 2008 #9 S: 108 – 112) gesamten Lebenszyklus gilt“. Entwicklung wird als eine lebenslange Aktivität von Gleichgewichtsstufen als vorüber„Differenzierung und Integration“ von Selbst gehende Lösung des Konfliktes und Objekt begriffen. Objekt (iacere (latei- zwischen Zugehörigkeit und Vernisch): werfen; auch: legen, stellen) ist ein schiedenheit Gegenübergestelltes, der dem handelnden Kegan beschreibt für die Entwicklung des Subjekt (wahrnehmende und empfindende Selbst sechs Gleichgewichtsstufen als jeweils Einzelperson) als Ziel bzw. Gegenstand des vorübergehende Lösung des Konfliktes zwiHandelns gegenübergestellt ist, von ihm schen Zugehörigkeit und Verschiedenheit. „abgelöst oder verschieden von ihm gewor- (Kegan 2008 #9 S: 113 – 152) den ist“; Objektbeziehungen sind damit vom Subjekt aufgebaute Beziehungen zu Das Stadium der Einverleibung etwas, das durch einen Prozess vom Subjekt (Stufe 0) abgelöst wurde. Gemäß dieses Prozesses Die Qualität der Bedeutungsentwicklung wird „Entwicklung als bedeutungsschaffen- im ersten Stadium der Gleichgewichtsstufen de Aktivität“ verstanden; Objekte werden zeichnet sich dadurch aus, dass für das neugeschaffen als Prozess und Ergebnis einer geborene Kind kein Objekt existiert; es lebt
„in einer objektlosen Welt“; alle Reflexe, alle Empfindungen und Bewegungen werden dem eigenen Körper zugeschrieben, assimiliert; alles, was nicht wahrnehmbar, also „gesehen, gefühlt, geschmeckt, gehört oder gerochen“ werden kann, hat keine Existenz; die Reflexe stellen die Grundstruktur der psychischen Organisation dar. (Kegan 2008 #9 S: 113 – 124) Das impulsive Gleichgewicht (Stufe 1)
In den ersten 18 Lebensmonaten gibt es mit der Geburt eines ersten Objekts und damit einer ersten Objektbeziehung eine entscheidende – und weil erstmalig, einzigartige – Veränderung. Die Reflexe, bisher zum Subjekt gehörend, werden weggeworfen, vom Subjekt getrennt und damit zum Objekt. Damit entsteht eine neue Struktur psychischer Organisation, in der das Neugeborene nicht mehr seine Reflexe ist, sondern Reflexe hat; das Subjekt wird damit zu dem, das die Reflexe koordiniert; das Subjekt wird zu Impulsen, Wahrnehmungen, Bedürfnissen, Interessen, Wünschen. Das entstandene Subjekt-Objekt-Gleichgewicht wird als impulsives Entwicklungsniveau definiert. In Parallelität zur kognitiven Entwicklung, bei der auf dieser Stufe nur eine Dimension berücksichtigt werden kann, gelingt es einem Kind auf der impulsiven Entwicklungsstufe nicht, widersprüchliche Emotionen zu berücksichtigen; Ambivalenz kann nicht ertragen werden; es existiert keine Steuerungsfähigkeit für widerstreitende Impulse; „Impulse sind das Selbst“. (Kegan 2008 #9 S: 124 – 127) Das souveräne Gleichgewicht (Stufe 2)
Mit der sich entwickelnden Fähigkeit, eigene Impulse kontrollieren zu können, wird ein Gefühl von Einfühlungsvermögen gewonnen. Das Kind ist nicht mehr seine Impulse und Wahrnehmungen; es hat Impulse und Wahrnehmungen, welche damit auf die Seite des Objekts verlagert werden. Auf der Seite des Subjekts stehen Bedürfnisse, Interessen, Wünsche; Geschehnissen muss nicht mehr tatenlos zugesehen werden; eigene Autorität wird gewonnen. Mit diesem Gewinn an Einflussnahme
entwickelt sich auch ein Bewusstsein über werden, weil ein Eingestehen und Auseinen günstigen oder ungünstigen Verlauf drücken desselben die zwischenmenschlivon Geschehnissen; damit entsteht die chen Beziehung gefährden würde; mit dem Angst vor Kontrollverlust; ein Teil des Ausdrücken von Ärger würde gleichzeitig Bemühens besteht darin, „die Gefahr des eine Unabhängigkeit ausgedrückt werden, unkontrollierbaren und überwältigenden welche somit in Konflikt mit dem Wesen Impulslebens einer alten Welt zu bannen“. des Subjekts geraten würde. Auf dieser Es besteht eine Fähigkeit, Gefühle anderer Gleichgewichtsstufe gibt es kein Erleben Menschen zu verstehen; diese Fähigkeit von Unabhängigkeit von Bezugspersonen. bildet aber nicht die Grundlage der ei- „Die mit den zwischenmenschlichen Beziegenen Gefühle und Bedeutungsbildung hungen verknüpften Verpflichtungen, Erund erweist sich damit als Grenze dieser wartungen, Wunscherfüllungen, Absichten Entwicklungsstufe. Bezugspersonen wer- oder Einflüsse können bei dieser Gleichgeden beurteilt nach dem Nutzen für die wichtsstruktur nicht die Objektseite einnehBefriedigung eigener Bedürfnisse. (Kegan men; sie können nicht überprüft, überdacht 2008 #9 S: 127 – 135) oder miteinander koordiniert werden - sie beherrschen das Selbst.“ Das Selbst ist die Das zwischenmenschliche zwischenmenschliche Beziehung. Die Bezugsperson wird zur Vervollständigung der Gleichgewicht (Stufe 3) Auf dieser Entwicklungsstufe werden die eigenen Person benötigt und wird damit Bedürfnisse, Interessen und Wünsche, die zum Bezugsrahmen, an welcher Orientieauf der souveränen Entwicklungsstufe zum rung erfolgt (Kegan, 2008, pp. 135 –141). Subjekt gehörten, zum Objekt. Zum Subjekt {Kegan 2008 #9 S: 135 – 141} werden wechselseitige zwischenmenschliche Beziehungen. Gefühle werden a priori Das institutionelle Gleichgewicht mit Bezugspersonen geteilt. „Das Selbst ist (Stufe 4) ,umgänglich’ (conversational) geworden.“ Verlagern sich die zwischenmenschlichen Konversation (con-vertere, lat.: hinwenden, Beziehungen von der Subjekt- zur Obumwenden, umwandeln) wird verstanden jektseite, ist der Mensch nicht mehr seine als Unterhaltung mit anderen, mit denen Beziehungen, sondern er hat Beziehungen. zusammen man sich an einem Ort aufhält. Damit gewinnt eine Person an eigener Das Selbst ist Teil einer zwischenmenschli- Autorität, Selbstempfinden, Selbststänchen Struktur, dessen Stärke in der Fähigkeit digkeit; er gehört sich selbst. Das neue im Umgang mit Bezugspersonen liegt. Die Selbst ist Instanz (statuere, lat.: aufstellen, Begrenztheit dieses zwischenmenschlichen festsetzen), welche für dieses Haben von Selbst liegt in der Unfähigkeit, über diese Beziehungen verantwortlich ist und das gemeinschaftliche Realität reflektieren zu bisherige Eingebundensein in Beziehungen können, weil „das Selbst diese gemeinschaft- koordiniert und reflektiert. Die Erweiliche Realität ist“. Charakteristisch für diese terung dieser Entwicklungsstufe besteht Gleichgewichtsstufe ist die Orientierung darin, an verschiedenen wechselseitigen an zwischenmenschlichen Beziehungen; Beziehungen beteiligt sein zu können; es das Selbst wird nicht im Sinne einer In- können widerstreitende Gefühle gleichzeitimität mit Bezugspersonen geteilt; die tig empfunden werden; es kann über die Bezugsperson wird benötigt zur Existenz aus zwischenmenschlichen Beziehungen des Selbst. Während Bezugspersonen durch hervorgehenden Gefühle reflektiert werdie Beziehungsgestaltung von der souve- den; sie werden relativiert, da sie nun nicht ränen Stufe aus das Gefühl entwickeln mehr Struktur der Gleichgewichtsstufe sind. können, manipuliert zu werden, können Eigene Autorität, Identität, psychische Sie durch die Beziehungsgestaltung von Verwaltung und Ideologie sind Subjekt; der zwischenmenschlichen Stufe aus das die zwischenmenschlichen Beziehungen Gefühl entwickeln, verschlungen zu werden. müssen zur Aufrechterhaltung des GleichMit Ärger kann nicht gut umgegangen gewichts zum Objekt werden. Gefühle von
Zuneigung, Erotik sowie ein Anzweifeln von Leistungs- und Pflichterfüllung gefährden das störungsfreie Funktionieren des institutionellen Gleichgewichts, welche abgewehrt werden. (Kegan 2008 #9 S: 141 – 144) Das überindividuelle Gleichgewicht (Stufe 5)
von der internalisierten Perspektive der Überlebensregel als kognitives Bezugsperson; auf der institutionellen Stufe Konstrukt ausgehend von eigenen Normen; auf der Die absolutistische Ausformulierung der überindividuellen Stufe ist ein flexibler Überlebensregel mit den Forderungen von Umgang mit den Konstruktionen der ei- „immer“ und „nie“ blockieren in der emotiogenen Person und der von Bezugspersonen nalen Entwicklung liegende Tendenzen von möglich (Kegan, 2008, pp. 107 – 152) und Differenzierung und Autonomie; je früher (Sulz & Höfling, 2010a, pp. 315 – 334). in der Biographie und damit in der natürTabelle 1 zeigt die Konstruktionsleistungen lichen Entwicklungsabfolge die strenge der jeweiligen Entwicklungsstufen nach Einhaltung der Überlebensregel von einem Kegan. Der konstruktivistische Aspekt Kind gefordert wird, umso weniger kann die besteht in der jeweiligen Definition von dynamische Dialektik von Zugehörigkeit Subjekt und Objekt. (Kegan 2008 #9D: und Autonomie durchlaufen werden mit 107 – 152) dem Resultat einer defizitären kognitiven und emotionalen Differenzierung sowie Psychoologischen Relevanz einer defizitären Beziehungsregulation. Zur psychologischen Relevanz der Theo- Diese individuelle, durch die Sozialisation rie führt Sulz aus: „Robert Kegan (1986) generierte Überlebensregel eines Patienten hat Piagets Entwicklungspsychologie kon- ist Teil der Organismus-Variable im SORKsequent auf die Entwicklung zwischen- Schema und stellt die fixierte – nicht menschlicher Beziehungen übertragen und akkommodierte – Überlebensform dar, „die macht so die vielfältigen Implikationen von die Disposition und Vulnerabilität für die Piagets Entwicklungsstufen für die gesamte spätere Symptombildung darstellt“ (Sulz, psychosoziale Entwicklung deutlich“. (Sulz 1994, pp. 152 – 167). (Sulz 1994 #147 2007 #820D: 63 – 65) S: 152 – 167)
Der Übergang zur überindividuellen Entwicklungsstufe bedeutet wiederum eine Umorganisation; bei dieser wird das verwaltende Selbst zum Objekt; das Selbst vermag nun über das vorherige Selbst zu reflektieren. „Das Selbst kann nun die Organisation leiten, anstatt sie zu sein.“ Mitmenschen werden nicht mehr gemäß des Eingebundenseins der vorherigen Stufen gesehen, sondern gewinnen die Qualität als Individuum. Das Selbst kann Beziehungen eingehen, „in denen die Partner ihre Identität wahren können“. Das Selbst ist nicht mehr psychische Institution, sondern koordiniert diese, woraus eine Befreiung resultiert aus den „damit verbundenen SYMPTOMBILDUNG Verpflichtungen, Leistungen, Berufsrollen und Berufslaufbahnen. Jetzt hat man eine Ekklesiogene Neurose provoziert Überlebensregel mit ihrem Laufbahn, anstatt die Laufbahn zu sein.“ durch fehlende Akkomodation Verbot als Weichenstellung zur Kritikfähigkeit sowie Fähigkeit zu Intimität Von einem gnädigen, gütigen und allmäch- Symptombildung im Sinne von Hingabe zur eigenen Person tigen Gott wissend heißt in Anbetracht von Die mittels Arbeitsblatt „VDS35“ formuund zu Bezugspersonen entstehen auf der Nöten unser Ruf gen Himmel allzu leicht lierte und durch die Analyse von MikroGrundlage der gewonnenen Individualität. „Lieber Gott, hilf mir!“. Tritt das Erbetene situationen verifizierte Überlebensregel (Kegan 2008 #9 S: 145 – 148) ein, erfährt das Selbst- und Weltbild Bestä- „weist einerseits auf die Entwicklungsstufe tigung, es erfolgt eine Assimilation. Anders des Patienten hin und andererseits auf sein Interaktionsverhalten in hingegen, wenn die Erwartung nicht erfüllt dysfunktionales Verhaltensstereotyp (Perwird: statt Freude wird Enttäuschung pro- sönlichkeitstypus). Diese Überlebensregel Abhängigkeit vom voziert; die Sicht über das Selbst und die ist zugleich die innere Weichenstellung zur Entwicklungsniveau, I = f (E) Setzt man die Konstruktion von Realität Welt erfährt eine Irritation; es besteht die Symptombildung. Sie gebietet ein Verharin Abhängigkeit von der Entwicklungs- Herausforderung der Akkomodation; das ren in den alten dysfunktionalen Verhalstufe, so zeigt sich, dass Realität von der bedeutet, bisheriges Verstehen zu verän- tensstereotypien, die jedoch zur Lösung jeweils vorhandenen Identifizierung aus dern. Wird sich dieser Herausforderung des aktuellen Lebensproblems untauglich konstruiert wird. Ein sich auf der einver- verschlossen, ist die Voraussetzung für die sind. Wenn bestätigt werden kann, dass die leibenden Entwicklungsstufe befindender Entwicklung einer ekklesiogenen Neurose gefundene Überlebensregel tatsächlich das Mensch konstruiert Realität auf der Basis gegeben. in der symptomauslösenden Situation entkörperlicher Empfindungen; auf der im- „Ich verstehe mich und die Welt nicht scheidende Verbot bewirkt, so spricht dies pulsiven Stufe wird Realität konstruiert mehr!“ zeugt von einem psychischen für ihre Wirksamkeit in der psychosozialen ausgehend von den momentanen Affek- Konflikt; werden Grenzen psychischer Homöostase des Patienten“ (Sulz, 1994, ten und Emotionen; auf der souveränen Toleranzen überschritten, ist Symptom- p. 326). (Sulz 1994 #147D: 326) Stufe wird auf der Grundlage der eigenen bildung die zwingende Konsequenz, um Wünsche und Bedürfnisse konstruiert; auf die attackierte psychische Homöostase Symptombildung als Notlösung der zwischenmenschlichen Stufe erfolgt zu retten. Symptombildung basiert gemäß Sulz auf die Konstruktion von Realität ausgehend einer symptomauslösende Situation im
43 Abb. 1:
stufentypischer (Beziehungs-) Konflikt …
Hilft zum kritischen Hinterfragen der eigenen Sicht und zur Horizonterweiterung bzgl. anderer Konstruktionen der Wirklichkeit
Nicht vorhanden
… institutionell verwaltet werden muss.
institutionell
Distanz und Abgrenzung durch regeln; zwischenmenschlicher Umgang wird durch Gesetzmäßigkeiten gesteuert, denen sich alle zu fügen haben
Widerstandslose Erfüllung der normativen Beziehungswirklichkeit
Gesetz versus Gerechtigkeit, Norm versus Wert
… liebend – hingebungsvoll und selbstverzichtend – geliebt wird.
Fähigkeit zur liebenden Hingabe in die Beziehung und zur Zurücksetzung egozentrischer Tendenzen; Selbstdefinition als Teil 1 dieser Beziehung; Empathiefähigkeit zur Befriedigung des zentralen Bedürfnisses nach Liebe
Das Selbst wird definiert durch die Konstruktion einer gemeinsamen Beziehungswirklichkeit, in der die Wünsche der Bezugsperson erfüllt werden.
Selbstwert (liebenswert sein; Liebe erhalten – Liebesentzug)
… kontrolliert werden muss.
Fähigkeit, eigene Impulse steuern und Bedürfnisbefriedigung aufschieben zu können; Fähigkeit gezielt Verhalten der Bezugsperson steuern zu können, dass sie bedürfnisbefriedigend handelt.
Steht im Dienste der eigenen Bedürfnisbefriedigung
Macht – Unterwerfung (Kontrollwut – Kontrollverlustangst)
… zuverlässigen Schutz bieten muss.
Es wird eine Bezugsperson benötigt, deren zuverlässige Verfügbarkeit Impulsivität gewährleisten kann.
Objekte der Impulse im Wechsel zu Nähe und Schutz gebend
Autonomie-Abhängigkeit (Trennungswut – Trennungsangst)
… Bedürfnisse erspüren muss.
Überleben durch Symbiose mit unabgegrenzter Bezugsperson; perzeptive Grundhaltung; Angewiesensein auf die eine Bezugsperson
umhüllende Versorgung; emotional versorgend; spürt und befriedigt unausgesprochenes Bedürfnis
Autarkie – Versorgung
überindividuell
Zivilcourage und reife Beziehungsfähigkeit
zwischenmenschlich
… befreit aus der Abhängigkeit von einer Bezugsperson, die …
souverän
Funktion der Beziehung
impulsiv
zentrales (Beziehungs-) Thema
einverleibend
Entwicklungsstufe nach Keagan
Zentrales (Beziehungs-) Thema, Funktion der Bezugsperson, stufentypischer Beziehungskonflikt und die mit einem Entwicklungsschnitt einhergehende soziale Befreiung (Hoy, 2011) in Anlehnung an Sulz, 2009; Sulz, 2010 und Sulz/Theßen, 1999
Quelle:
Sulz, 2009
Sulz, 2010
Sulz/Theßen, 1999
Abb. 2:
„… wenn nichts passiert“ Synopse zur Variable „Situation: Lebens- und Beziehungsgestaltung“ Problem Korrektur
Kategorie
Konkretisierung
Problematische Lebensgestaltung
„Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen … unordentlich leben, nichts arbeiten, unnütze Dinge treiben.“ (2. Timotheus, Vers 3)
Funkionalität in Denken und Handeln generieren.
Problematische Beziehungsgestaltung
Vereinsamung versus Unfähigkeit zum Alleinsein; Unvergebenheit; Feindschaft
• Authentizität im Umgang mit Emotionen • „… Soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden (Römer 12, Vers 18 • Beziehungserklärung vor Gebet
Verschiebung von Verantwortlichkeiten
Gott, hilf!
„Geh zunächst zum Bruder, dann zu Gott.“ (Markus 11, Vers 25)
Dysfunktionale Erwartung
Gott als Krämerladen
Gott ist souverän
Kontext einer pathogenen Lebens- und Beziehungsgestaltung (S-Variable im SORK-Schema), die ihrerseits durch dysfunktionale Faktoren der Persönlichkeit (O-Variable im SORK-Schema) begründet ist und eine adäquate Problemlösung nicht erlaubt; Konsequenzen des Symptoms fungieren schließlich als symptomaufrechterhaltende Bedingungen. Die pathogenen Lebens- und Beziehungsgestaltung wird im SORK-Schema der S-Variable zugerechnet, weil sie die Art beschreibt, mit der ein Mensch sein Leben und seine Beziehungen gestaltet und damit einen Teil seiner äußeren Lebensbedingungen ausmacht. Sie ist Ausdruck der Persönlichkeit eines Menschen (O-Variable). Der Beziehungsgestaltung als die Art, wie ein Mensch seine Interaktionen mit wichtigen Bezugspersonen gestaltet, wird als Teilbereich der Lebensgestaltung eine zentrale Bedeutung beigemessen. Sowohl die Lebens- und Beziehungsgestaltung als auch die Wahrnehmungen und
Interpretationen als subjektive Wirklichkeit sind Konstruktionsleistungen eines Menschen, die sich zu unlösbaren Konstellationen zusammenfügen können. Auch die Lebens- und Beziehungsgestaltung ist eine Konstruktionsleistung und offenbart die kausalen und teleologischen Motive (warum und wozu wird etwas Bestimmtes getan?) – immer zielt dabei die autonome Psyche auf Erhalt der psychosozialen Homöostase ab. In Anbetracht einer Krise kann die autonome Psyche den Zusammenbruch des bisherigen Entwicklungsgleichgewichtes provozieren. Dieses auf den ersten Blick destruktive Phänomen bekommt unter Berücksichtigung des Entwicklungsaspektes eine konstruktive Bedeutung, weil durch Zusammenbruch des bisherigen Entwicklungsgleichgewichtes der Übergang zur nächst höheren Entwicklungsstufe erzwungen wird. Dieses persönlichkeitsstrukturell höhere Niveau als neues Subjekt-Objekt- Gleichgewicht
erlaubt eine (vorübergehende) Lösung der alten Konfliktkonstellation und damit Symptomfreiheit. Das für die Lebens- und Beziehungsgestaltung zur Verfügung stehende Verhaltensrepertoire eines Menschen beinhaltet zum großen Teil automatisierte Denk- und Verhaltensstereotypien in den erlaubten Grenzen der Überlebensregel. In bestimmten Lebenssituationen - den symptomauslösenden – erweist sich dieses Verhaltensrepertoire für die Meisterung des entstandenen Lebensproblems als nicht ausreichend. Es ist eine Konfliktkonstellation entstanden, die aus den Geboten und Verboten der Überlebensregel einerseits und aus der Unerträglichkeit der Problemsituation andererseits besteht. Symptombildung ist dann als Notfallmaßnahme eine kreative Schöpfung der Psyche zur bestmöglichen Lösung des Problems unter Einhaltung der Überlebensregel; sie stabilisiert das bisherige Selbst -Welt-
Abb. 3:
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„… wenn nichts passiert“ Relevante Subvariablen zur Variable „Organismus“ Problem Kategorie
Konkretisierung
Dysfunktionales Selbstbild
Ich bin nichts, kann nichts, habe nichts und werde nie etwas erreichen.
Logische Dysfunktion
Dysfunktionale kausal-logische Verknüpfung von Ursache und Lösung Falsche Zuständigkeit (Glaube, Psychologie)
Korrektur
Beispiel
Fahrradreparatur beim Friseur
Stolz: Tanz im (geistlichen) Hochseilgarten
Demut; authentischer Lebensstil
Illusionierung
„Wir gehen von Sieg zu Sieg!“
Phänomen Wunder
Ora et labora
Naiver Realismus; passiv rezipierend
Unkritischer Geist
„Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten.“ (Epheser 5, Vers 6) • „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ (1. Tim. 5, Vers 21)
Unter Mühen Kinder gebären; verflucht den Acker; mit Mühsal nähren lebenslang (1. Mose 3, Vers 16-17)
Gleichgewicht und erreicht die geringste nur mögliche Destabilisierung der individuellen psychosozialen Homöostase. Eine problematische Lebenssituation provoziert einen intrapsychischen Konflikt, der seinerseits eine Entscheidung fordert. Eine Möglichkeit des Reagierens besteht in der Entscheidung zum Handeln jenseits der Geund Verbote der bisherigen Überlebensregel und beinhaltet damit das Risiko auf Verlust der Befriedigung zentraler Ziele (meist Zugehörigkeitsbedürfnisse); alternativ kann auch eine Entscheidung zur Resignation getroffen werden, indem auf die Realisierung eigener autonomieorientierter Interessen verzichtet wird, sich mit dem alten Subjekt-Objekt-Gleichgewicht wieder versöhnt wird; eine dritte Möglichkeit der Reaktion auf eine problematische Lebenssituation besteht in der Verweigerung einer Entscheidung (nicht entscheiden) mit der Folge einer psychischen, psychosomatischen oder unspezifischen Symptombildung.
Eine symptomauslösende Lebenssitution provoziert eine unmittelbare, primäre Emotion, welche ihrerseits einen primären Handlungsimpuls setzt, der zu einem adäquaten problembewältigenden Handeln führen sollte. Adäquates Coping oder eine inadäquat intensive Handlung (zu viel Ärger ausdrücken) wird auf dem Wege einer Symptombildung mit einer bedrohlichen Konsequenz antizipiert. Die mit dieser Antizipation verknüpften sekundären Emotionen sind Angst und Schuldgefühle; diese verhindern über neue, verhaltenssteuernde Gefühle von Hilflosigkeit und einen sekundären Handlungsimpuls der Regression eine Umsetzung des primären Handlungsimpulses und stabilisieren das alte psychosoziale Gefüge. Diese Konfliktsituation stellt für die Psyche einen gravierenden Stressor dar und wird von dieser nicht lang toleriert. Mit der Symptombildung als kreative Lösung der autonomen Psyche gelingt ein Entfliehen aus dieser Situation.
Das Symptom hat Konsequenzen für die Umwelt des Symptomträgers; meist findet das Symptom bei Bezugspersonen mehr Toleranz als die aus der primären Emotion entspringende Handlung, da diese für die Bezugspersonen unerwünschte Veränderungen beinhalten können. Eine Änderung des Selbst- und Weltbildes mit Übertretung der Überlebensregel auf Seiten des Patienten würde zwangsläufig das Weltbild der Bezugspersonen irritieren mit folgender Änderung desselben und schließlich auch des Selbstbildes. Damit würde eine Änderung des Beziehungsgefüges eintreten und das bisherige soziale System destabilisieren, eventuell zum Zusammenbruch führen. Wenn Bezugspersonen in Anbetracht des Symptoms zusätzlich schonend und unterstützend mit dem Patienten umgehen, erfährt dieser eine doppelt verstärkende Wirkung, eine positive und eine negative Verstärkung – letztere, weil die antizipierte Bedrohung auf das funktionale Verhalten
Abb. 4:
„… wenn nichts passiert“ Relevante Subvariablen zur Variable „Reaktion“ Problem Kategorie
Konkretisierung
Korrektur
Beispiel
Nichts passiert → Konflikt: Nicht erfüllte Erwartung.
„Es passiert immer etwas!“ Enttäuschung zulassen.
Gebrauchsanleitung falsch gelesen
Imperativ praesens continuum beachten
„Gott, hilf!“
Schon bedankt?
Vermeidung
Gebet kann eine Vermeidungsstrategie sein (Nicht alles, was fromm aussieht, ist auch fromm).
Agieren an den relevanten Variablen
• Klärung mit Bezugsperson • Bemühung um Arbeit
Kognitive Fixierung
Verhandeln längst geklärter Verhältnisse: Kindschaft, Sünde, Gottes Zusagen.
Bewusstmachen des Geschriebenen; Differenzierung
„Wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, war wir sein werden.“ (1. Johannes 3, Vers 2)
Diffusität
Unscharfe und/oder widersprechende Formulierung von Anliegen
Klare verbale Formulierung des Anliegens
Quadratur des Kreises? „Herr, du kennst all mein Begehren und mein Seufzen ist dir nicht verborgen.“ (Psalm 38, Vers 10)
Wiederholung
Schallplatte mit Sprung
Fehlinterpretation; Sprachverständnis
ausbleibt. Zudem erfährt der Patient eine empirische Bestätigung seines alten Selbstund Weltbildes (Sulz, 1994, pp. 177 – 193). (Sulz 1994 #147I: 177 – 193) Lieber Gott …
„Lieber Gott, hilf mir!“ Was passiert dabei in unserem Gehirn? Und was passiert, wenn nichts passiert? Die zweite Frage ist spitzfindig. Landläufig wird mit „nichts passiert“ ausgedrückt, dass die Erwartung nicht erfüllt wurde; die nüchterne Beantwortung der Frage heißt jedoch: es passiert immer etwas! Anders ausgedrückt: es passiert nie nichts. Die Reaktion Gottes entspricht nur nicht der vom Menschen an ihn gerichtete
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5, Vers 17)
Erwartung. Während Gott die Gesamt- Erbetene Antworten auf Fragen des Lebens heit eines menschlichen Lebens überschaut können vermeintlich ausbleiben, weil sie (S macro), ist der Mensch überwiegend auf spezifischen Erwartungen nicht entspreunmittelbar anstehende Probleme fixiert chen und überdies längst in schriftlicher (S micro); aus diesen unterschiedlichen Form vorliegen. Das in Abbildung 2 unter Perspektiven ergeben sich unterschiedliche „Korrektur“ Gefaßte zu beherzigen, wird Ideen von Problemlösungen. zwingend Segen nach sich ziehen; er wird im Handeln und seinen Konsequenzen DYSFUNKTIONEN UND DEREN KORREKTUREN offenbar. Für den Umgang mit Ärger haDysfunktionen unter S ben Wahrnehmung sowie authentischer Unter der Variable „Situation“ hat die und zivilisierter Ausdruck desselben hohe Lebens- und Beziehungsgestaltung zent- Bedeutung für die individuelle und interrale Bedeutung für die Weichenstellung aktionelle Psychohygiene. zwischen Segen und Fluch. Erbetener Segen kann ausbleiben, weil das Dysfunktionen unter O in Abbildung 2 (Seite 44) unter „Korrektur“ Abbildung 3 (Seite 45)Unter der Variable Gefasste nicht beherzigt wird. „Organismus“ provozieren ein negatives
Abb. 5:
„… wenn passiert, was erwartet wird.“ Zu den Variablen „Reaktion“ und „Organismus“ Problem Kategorie
Logische Dysfunktion
Abb. 6:
Konkretisierung
Korrektur
Die temporäre Folge von Ereignissen beweist (noch) keinen kausalen Zusammenhang.
Korrekte Attribuierung
Beispiel • Placebo • Ein ausgesprochener Wunsch erhöht die Wahrscheinlichkeit des Eintretens des Gewünschten.
„… wenn nichts passiert“ Relevante Subvariablen zur Variable „Konsequenz“ Problem Kategorie
Konkretisierung
Korrektur
Fehlerhafte Interpretation
Gott mag mich micht.
„Ich habe dich schon gekannt, ehe ich dich im Mutterleib bildete, und ehe du geboren wurdest, habe ich dich erwählt.“ (Jeremia 1, Vers 4-5)
Dichotomie
• Nie passiert etwas! • Nie bekomme ich!
Imperativ praesens continuum beachten
Verstärkerverlust (Lewinsohn)
Erlernte Hilflosigkeit (Seligman)
Selbstbild, fehlerbehaftetes Denken, Illusionierungen sowie ein naiver Realismus und damit verknüpfter unkritischer Geist prompt Konflikte, die ihrerseits zu Enttäuschungen und Ausbleiben von Segen führen. Ein Beispiel zum Ausprobieren: Gehen Sie mit Ihrem kaputten Fahrrad zum Friseur und erbitten von ihm die Reparatur desselben. In Übertragung auf die vielfältigen Herausforderungen des Lebens ist das mit dem im Beispiel Illustrierte nicht selten zu finden: man meint, sämtliche Antworten auf Fragen des Lebens zwischen Genesis und Offenbarung zu finden. Dysfunktionen unter R
siehe Abbildung 4 und 5 (Seite 46, 47)
Dysfunktionen unter K
Abbildung 6 (oben) Zu allen vier Variablen des SORK-Modells lassen sich konfliktprovozierende und damit pathogenetisch relevante Dysfunktionen eruieren (Abbildung 1 – 6).
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FAZIT
Übernahme von Verantwortung
Wir sind gefordert, Verantwortung für den Umgang mit der eigenen Person zu übernehmen, die neben einer gesunden Lebensgestaltung im Wesentlichen den Aufbau und Erhalt gesunder sozialer Beziehungen beinhaltet.
Dr. phil. Dipl.-Psych. Veit-Uwe Hoy ist Diplom-Psychologe und arbeitet als psychologischer Psychotherapeut (Verhaltenstherapie) mit eigener Praxis. Zudem ist er wissenschaftlicher Beirat im de’ignis-Institut.
Aktuell
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Fachklinik • Wohnheim • Institut • Stiftung
In der de’ignis-Fachklinik erhalten Menschen bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängsten, Zwängen und Burn-out, sowohl stationär als auch ambulant oder tagesklinisch eine individuell auf sie ausgerichtete Behandlung. Zusätzlich bietet sie Nachsorge- und Sonderprogramme mit einzelnen Sozialversicherungsträgern sowie verschiedene Präventionsangebote an. Das de’ignis -Wohnheim nimmt Menschen mit psychischen Erkrankungen und Lebenskrisen auf, die vorübergehend oder langfristig nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben. Es deckt die Bereiche des intensiven und teilstationären Heimbereichs, den Wohntrainingsbereich sowie den ambulanten Bereich ab. Dabei bietet es ein umfangreiches sozialtherapeutisches Programm an. Das de’ignis-Institut bietet seit über 20 Jahren erfolgreich Fortbildung, Schulung, Supervision und Beratung an, hierbei insbesondere die Fortbildung für Christlichintegrative Beratung und Therapie. Das Institut bildet eine Schnittstelle zwischen Medizin, Psychologie und Theologie. Die de’ignis-Stiftung in Polen bietet bereits seit einigen Jahren Seelsorgekurse an und unterstützt den Aufbau eines Seelsorge-Beratungsstellen-Netzwerkes. Des Weiteren erhalten Menschen mit psychischen Erkrankungen in der de’ignis-Beratungsstelle in Warschau ambulante Psychotherapie.
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befinden. Wie in Egenhausen bietet de’ignis zukünftig auch in Stuttgart interessante Vorträge zu psychischer Gesundheit an. Der erste Vortrag von Dr. Marie-Luise Kesting über das Thema „Selbstfürsorge: Eine Sorge, die sich lohnt!“ fand am 9. März 2017 statt. Eine Übersicht der nächsten Vorträge finden Sie auf unserer Website.
Einweihung des de’ignisZentrums in Stuttgart
Anschließend erläuterte Dr. med. Matthias Samlow, Beirat des de’ignis-Instituts und Kooperationspartner des de’ignis-Zentrums Stuttgart, an einem Beispiel die Zusammenarbeit des Arztes mit Praxissitz in Stuttgart mit der de’ignis-Fachklinik. Der durch zahlreiche Veröffentlichungen bekannte Tübinger Theologe Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein stellte abschließend einen Bezug zwischen Psychotherapie und Religion her. Mit einem Bibelwort aus Psalm 91, 4: „Er wird dich mit seinen Fittichen decken und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.“, segnete er die Arbeit im de’ignis-Zentrum Stuttgart. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Duo Yvonne Grusenick und Torsten Keil. Im Anschluss wurden die Gäste mit Leckereien des Küchenteams der de’ignis-Fachklinik verköstigt. Es war eine sehr gelungene und schöne Veranstaltung im neuen de’ignis-Zentrum Stuttgart. Wir bedanken uns für die zahlreichen Segenswünsche und haben uns sehr über diesen schönen Tag gefreut.
Mit einem Festakt wurde am 3. Februar 2017 das de’ignis-Zentrum Stuttgart mit ca. 50 geladenen Gästen eröffnet.
Ambulanz der de’ignis-Fachklinik in der Landeshaupt•stadtZurgehören moderne Büros, ein Konferenzraum und ein großer Veranstaltungsraum, der für verschiedene Angebote zur Verfügung steht. Die Räume liegen zentral in der Stuttgarter Innenstadt in unmittelbarer Nähe der S-Bahn-Haltestelle Schwabstraße. Claus J. Hartmann, Geschäftsführer der de’ignis-Fachklinik, begrüßte den Landtagsabgeordneten Thomas Blenke, den stellvertretenden Bürgermeister von Altensteig Hans Doll, den Landesgeschäftsführer der DAK Gesundheit Markus Saur, Alexander Kraft von der BKK Scheufelen, Ulrich Hartschuh von der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg und weitere Vertreter von Krankenkassen und Kooperationspartnern sowie Beiräte und Freunde von de’ignis. Der Ärztliche Direktor der de’ignis-Fachklinik, Dr. med. Rolf Senst, stellte im Anschluss das Angebot der de’ignis-Fachklinik insgesamt vor, das in Egenhausen und Altensteig von stationärer und ambulanter Rehabilitation, Nachsorge (IRENA und ASP) und Angeboten der Integrierten Versorgung bis hin zur Prävention reicht. Er erläuterte insbesondere das Angebot im de’ignis-Zentrum in Stuttgart. Dies umfasst ambulante Psychotherapie für Erwachsene, Jugendliche und Kinder, die Hilfe bei psychischen Erkrankungen benötigen. Ebenso wird im de’ignis-Zentrum Stuttgart Coaching für Menschen angeboten, die sich in Phasen von Lebensumbrüchen, Orientierungsfindung oder persönlicher Weiterentwicklung
Mehr Informationen auf www.deignis.de
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Fortbildung in „Christlich-integrativer Beratung & Therapie“ Seminar A
Die „Christlich-integrative Beratung und Therapie“ (CiBT) ist eine Integration von Theologie, Pastoralpsychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik sowie Pädagogik zu einem ganzheitlichen Konzept, das alle Aspekte des Menschseins ausgewogen umfasst.
•
Die Teilnehmer lernen, Menschen mit seelischen Problemen qualifiziert auf der Basis biblischer Werte und Wahrheiten in Kombination mit wissenschaftlicher, klinisch-psychotherapeutischer Fachkenntnis zu helfen. Die Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie ist als dreijährige berufsbegleitende Intensivausbildung in zwei Phasen konzipiert:
Grundlagen psychologischer Beratung und Therapie 11. bis 13. Mai 2017 Seminar B
Biblisch-orientierte Beratung 06. bis 08. Juli 2017 Seminar C
Gesprächsführung und systemische Beratung 21. bis 23. September 2017 Seminar D
Theologische Grundlagen 16. bis 18. November 2017 Seminar E
CiBT Basic: Sie möchten Menschen qualifiziert
beraten und eine Basis für therapeutisches Handeln legen? Sie möchten dabei den Glauben als Ressource reflektiert mit einbeziehen und sich theologische Grundlagen erarbeiten? Genau das bietet der erste Teil der Fortbildung in Christlichintegrativer Beratung und Therapie. Innerhalb von sieben dreitägigen Seminaren werden grundlegendes Wissen und Tools für die Lebensberatung vermittelt.
CiBT Advanced: Sie möchten Ihre Fähigkeiten
I n stit u t • Termine, Aktuelles
im Bereich der Beratung und Therapie ausbauen? CiBT Advanced vermittelt vertieftes Wissen, praktische Fähigkeiten und Werkzeuge für Berater und Therapeuten mit Schwerpunkt auf Kompetenz für Spiritualität. Sie streben den Heilpraktiker für Psychotherapie an? Mit den Seminaren von CiBT Advanced und den begleitenden Praxiserfahrungen werden Sie optimal auf das Aufgabenfeld eines Heilpraktikers für Psychotherapie vorbereitet. Wir haben dieses Seminarangebot konzeptionell weiterentwickelt. Mit dem nächsten Kursstart im Mai 2017 können Sie jederzeit einsteigen und auch einzelne Seminare belegen. Ab 2018 werden auch die Seminare der Fortbildung CiBT Advanced in dieser Form angeboten.
Psychische Krankheitsbilder I 18. bis 20. Januar 2018 Seminar F
Psychische Krankheitsbilder II 08. bis 10. März 2018 Seminar G
Lebensstil und Stressmanagement 03. bis 05. Mai 2018
Veranstaltungsort: de’ignis-Fachklinik, Walddorfer Straße 23, 72227 Egenhausen
Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.deignis.de/Angebote oder unter der Rufnummer 07953/9494-385
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Jan (Arzt), Teilnehmer der CiBT Fortbildung:
Eine Fortbildung, die mir vermittelt, wer und was die Therapie wirklich tragfähig macht. erap
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de’ignis-Institut gGmbH · Markgrafenweg 17 72213 Altensteig · Telefon +49 (0) 7453 94 94 - 0 institut @ deignis.de · www.deignis.de
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Alle weiteren Informationen finden Sie auf www.deignis.de
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Start des neuen Kurses im Mai.
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Das de’ignis-Institut bietet Ihnen eine berufsbegleitende Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie. Dabei werden Theologie, Pastoralpsychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik sowie Pädagogik in einem ganzheitlichen Konzept integriert. Erhalten Sie praxisnah Einblick in die christlich-integrativen Therapie und Beratungskonzepte von de’ignis und lernen Sie diese in Ihre eigene Arbeit zu integrieren.
52 Fortbildung in Traumatherapie mit IRRT Zur Integration in verhaltenstherapeutische als auch in psychodynamische, systemische oder andere therapeutische Vorgehensweisen integrieren.
Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy (IRRT) •ist eine speziell für Patienten mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder anderen Traumafolgestörungen (Angststörungen, Depressionen) entwickelte integrative, schemazentrierte Behandlungsmethode der Kognitiven Verhaltenstherapie, die in manualisierter Form vorliegt. Auch zur Behandlung komplizierter Trauerreaktionen ist sie gut geeignet. Sie lässt sich gut sowohl in verhaltenstherapeutische als auch in psychodynamische, systemische oder andere therapeutische Vorgehensweisen integrieren.
Termine des de’ignis-Instituts
Wir begleiten Sie und Ihr Kind. In eine positive Zukunft. In jeder Familie gibt es Krisenzeiten, besonders während der Pubertät der Kinder. Bei anhaltenden oder gravierenden Krisen kann es für die Überwindung sehr hilfreich sein, fachliche Unterstützung von außen in Anspruch zu nehmen, z. B. unsere Sozialpädagogische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien. Aktuell bieten wir:
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Ambulante Beratung, insbesondere Erziehungsberatung
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Unterstützung von Jugendlichen in ihrem Identitätsfindungsprozess und bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung
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Sozialpädagogisches Handeln in akuten Krisensituationen (z. B. Hausbesuch, Einsatz vor Ort)
Vorbereitungsseminar für die Prüfung: Heilpraktiker für Psychotherapie
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Training sozialer Kompetenzen mit Kindern und Jugendlichen
1. Juli 2017
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Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitstraining
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Begabungsdiagnostik, Unterstützung bei der Lebensund Berufsplanung
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AD(H)S -Konzept für Versicherte der DAK Gesundheit und einiger BKKen (in Kooperation mit Dr. med. Herbert Scheiblich)
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Therapie und Elterntraining
Nähere Informationen unter www.deignis.de /Angebote
22. bis 24. Juni 2017
Supervisionstag für Psychotherapie und Lebensberatung mit Patienten und Klienten mit religiöser Werteorientierung 20. Oktober und 15. Dezember 2017
Fortbildung in Interpersoneller Psychotherapie (IPT), einem manualisierten Kurzeittherapieverfahren 27. bis 28. Oktober 2017
Einführungswochenende der Fortbildung in Traumatherapie mit IRRT (Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy)
Neben den Fortbildungsangeboten bietet das de’ignis-Institut auch individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Seminare oder Vorträge an Bericht von Dr. rer. nat. Marie-Luise Kesting Dipl.-Psychologin; Psychologische Psychotherapeutin des de’ignis-Zentrum Stuttgart:
Supervision Nächster Termin ist am Samstag 1. Juli 2017 im de’ignis-Zentrum Stuttgart.
Mehrmals im Jahr laden wir zu einem Supervisionstag ein. •Dieser ist insbesondere auf Psychotherapie und Lebensberatung mit Patienten/Klienten mit religiöser Werteorientierung ausgerichtet. Die Teilnahme ist auch möglich, wenn kein eigener Fall eingebracht wird. Weitere Informationen unter institut@deignis.de
Raus aus dem Lehreralltag, die Klassenarbeiten und Unter•richtsvorbereitungen einmal zur Seite legen und sich Zeit für sich und seine Persönlichkeit nehmen. Das stand für die Lehrer an einem Donnerstag und Freitag im zurückliegenden März auf ihrem Stundenplan. Im Rahmen des Seminars "Meinen Alltag als Lehrer entstressen, aber wie?", veranstaltet durch das evangelische Schulwerk Baden und Württemberg, setzten sie sich mit den Herausforderungen, denen sie als engagierte Lehrer gegenüberstehen, aktiv auseinander. Die Referentin der de’ignis-Fachklinik Dr. rer. nat. Marie-Luise Kesting führte in das Thema Lehrergesundheit ein und gab Impulse, wie es gelingen kann, trotz der Herausforderungen im Lehrerberuf die seelische Gesundheit stets im Blick zu behalten und die individuellen Bewältigungskompetenzen im Beruf zu verbessern. Jeder der Teilnehmer "nimmt etwas anderes mit", wenn er zurück geht in seinen Alltag als engagierter Lehrer: die Motivation, mehr auf sich zu achten, sich innerlich weniger Druck zu machen, seine Zeit besser zu managen oder z. B. bewusst Phasen der Erholung zwischen Klassenarbeiten und Unterrichtsvorbereitungen einzuplanen.
Seit Herbst 2015 führt die de’ignis Fachklinik regelmäßig Seminare zur Stressbewältigung im Rahmen der Lehrerfortbildungen des evangelischen Schulwerks Baden und Württemberg durch. Angeboten wird der Workshop zum einen für Lehrer, die schon mehrere Jahre in ihrem Beruf tätig sind, sowie für Lehrer, die gerade erst in ihren Beruf eingestiegen sind. Für die letztgenannte Teilnehmergruppe steht das Ziel im Fokus, „von Beginn an“ Stress kompetent vorzubeugen, um im Lehrerberuf gesund zu bleiben. Die Inhalte können auf die Belange der Teilnehmergruppe individuell angepasst werden. Gerne kommen unsere Experten auch zu Ihnen, um einen Vortrag zu halten oder ein Seminar in Ihren Räumen durchzuführen. Für Gemeinden, Organisationen, Einrichtungen und Firmen gestalten wir gerne mit Ihnen zusammen ein individuelles, auf Ihre Bedürfnisse, Themen und Fragen zugeschnittenes Seminar.
Weitere Informationen unter www.deignis.de/ Angebote
I n stitu t • Termine, Aktuelles
Seminar- und Vortragsangebot
„Meinen Alltag entstressen, aber wie?“ Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung und Stressbewältigung im Rahmen der de’ignis-Präventionsangebote
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de’ignis-Wohnheim Neubau. Baubeginn steht kurz bevor!
Um die Vorschriften der neuen Landesheimbauverordnung erfüllen zu können, steht der Beginn eines großen Erweiterungsbaus unmittelbar bevor.
Auch der Kauf des Firmengebäudes gegenüber dem de’ignis•Wohnheim ist mittlerweile abgeschlossen und die Renovierungsarbeiten sind in vollem Gange. Die Räumlichkeiten benötigen wir als Büros für den Sozialdienst des Wohnheimes, für unsere tagesstrukturierenden Angebote wie z. B. unser IT-Training, wo die Bewohner im Umgang mit aktuellen Computerprogrammen trainiert und angeleitet werden. Diese Baumaßnahmen sind gewaltige Herausforderungen, die unsere Kräfte und Ressourcen sehr beanspruchen. Deshalb brauchen wir weiterhin finanzielle Unterstützung in Form von Spenden und Gebet. Unterstützen Sie uns mit Bausteinen
Für gesetzlich vorgeschriebene Erweiterungen und Neubauten am de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor in Engelswies benötigen wir in den nächsten Jahren eine gewaltige Investitionssumme. Diese Summe wird in 50.000 „Bausteine“ zu je 20 Euro aufgeteilt. So können Sie ganz praktisch Teil des neuen de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor werden und dazu beitragen, dass wir auch weiterhin den Menschen dort Hilfe anbieten können, wo sie gebraucht wird. Als Spender erhalten Sie zudem ein Zertifikat über Ihre gespendeten „Bausteine“ sowie eine entsprechende Spendenbescheinigung. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit uns weiterhin über eine Spende am Bau zu unterstützen. Wir möchten uns schon jetzt für jede Unterstützung bedanken und hoffen bald über erste Ergebnisse berichten zu können. Ich möchte Baustein(e) zu 20,- Euro pro Baustein spenden und überweise den Gesamtbetrag von Euro auf das unten folgende Konto:
Bausteine und werden so ganz praktisch Teil des neuen de’ignis-Wohnheim.
DANKE
de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor, Sparkasse Pfullendorf-Messkirch IBAN: DE46 6905 1620 0000 1053 38, BIC: SOLADES1PFD
Bitte senden Sie das Zertifikat über meine(n) Baustein(e) und die Spendenbescheinigung an:
Name, Vorname
Telefon
Straße, Haus-Nr.
PLZ, Ort
Bitte ausfüllen und an de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor, Fred-Hahn-Straße 30, 72514 Engelswies senden.
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Spenden Sie
Ost ern im Wohnheim am 16. April 2017
Sch litt en und Skipiste hinter dem Wohnheim am 6. Januar 2016
t i e z i e Fr ohnheim im W
Ausflug in den Europapark am 6. April 2017
Wer glaubt, bei uns im Wohnheim geht es durch die Alltagsarbeit und die pädagogisch-therapeutischen Herausforderungen immer nur ernst und unlustig zu, täuscht sich. Bei unseren Freizeitaktivitäten aber auch im Alltag haben Bewohner und Mitarbeiter eine Menge Spaß.
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Wo hn he im • Berichte, Aktuelles
Seelsorgekurs Der de’ignis-Seelsorgekurs hat von neuem begonnen, Einstieg ist jederzeit möglich! Mit ca. 30 Teilnehmern startete der de’ignis-Seelsorgekurs von neuem. Dankbar blicken wir auf den letzten Durchgang zurück, zumal das Feedback vieler Teilnehmer sehr ermutigend für uns ist.
Alle Verfasser sind der Redaktion namentlich bekannt.
„ Immer mehr Frauen
kamen mit ihren Fragen und Problemen zu mir und schütteten ihr Herz bei mir aus. Ich fühlte mich so oft hilflos und wusste nicht, wie ich ihnen helfen konnte. Also wollte ich mir Kompetenzen aneignen und meldete mich bei dem 10-teiligen Kurs in begleitender Seelsorge an. Dabei hätte ich nicht gedacht, dass ich selber Teil von Gottes Seelsorge an mir werden würde. Gott hat mein Denken
Winfried Hahn, Kursleitung
und Fühlen verändert. Winfried Hahn hat sehr anschaulich das Wort Gottes in mein Herz transportiert, so dass das Wort in meinem Leben sehr lebendig geworden ist. Im Lobpreis kamen Gott und ich uns sehr nahe und in dieser Herzensbegegnung hat er heilende Wirkung auf mein Sein, Denken und Fühlen gehabt. Durch diese Paarung von dem Wort Gottes und dem Lobpreis habe ich gutes Handwerkzeug für meinen Alltag bekommen. Zusätzlich konnte ich verschiedene Aspekte der Seelsorge in den Kleingruppen umsetzen und einüben. Durch die Schulung habe ich selber an mir Stärkung und Heilung erlebt. Wenn heute Frauen zu mir kommen, kann es immer noch vorkommen, dass ich mich hilflos fühle, aber ich weiß, dass wir einen großen Gott haben, der jedem mit seiner Hilfe zur Seite steht. Denn: „Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht.“ Und so fügen sich seelsorgerliche Kompetenz und Gottvertrauen dann zusammen.“
„Zu den Seelsorgeseminaren „ Der Seelsorgekurs von bin ich eigentlich wegen jemand anderem gekommen und habe selber am meisten profitiert. Mich mit all den Themen auseinanderzusetzen, hat mir persönlich geholfen und begleitet mein Denken und Handeln nun auch in meinem persönlichen wie auch beruflichen Umfeld. Überkonfessionalität liegt mir sehr am Herzen und war für mich neben der fachlichen Kompetenz der Seminare ein wichtiger Punkt.“
de’ignis war ein weiterer Puzzlestein auf meinem Weg. Immer wieder sind mir Menschen begegnet, die dringend seelsorgerliche Begleitung gesucht haben. Ich habe mir diese Begleitung nicht zugetraut, wurde aber in meinem Umfeld sehr ermutigt, doch diesen Schritt zu gehen. Nachdem ich alle 10 Seminare durchlaufen habe, kann ich sagen, dass es die richtige Entscheidung war und ich habe persönlich sehr viel von den Seminaren in ihrer geistlichen und fachlichen Ausrichtung mitgenommen. Ich habe Rüstzeug erhalten, um Menschen eine kleine Wegstrecke seelsorgerlich begleiten zu können.“
„ Das erste Seminar des
Referentin Helga Lack
neuen Kurses hat mich sehr begeistert. Eine gelungene Mischung aus Fachvorträgen, Übungseinheiten und geistlicher Sicht.
Referentin Dr. med. Ute Horn
Die Transaktionsanalyse wird mich sicher noch eine ganze Zeit lang im Alltag begleiten. Das Seminar hat mir viel Kraft und Ermutigung für meinen Alltag gegeben.“
Kurs in begleitender Seelsorge Zur Begleitung von Menschen in Lebenskrisen, Glaubensfragen und psychischen Nöten. Unsere Botschaft von Gnade und Liebe, gepaart mit Glaube und Hoffnung, fundiert mit solidem Fachwissen und dem Ziel einer prozesshaften Entwicklung ist das Fundament aller Seminarinhalte. Dieser Seelsorgekurs umfasst insgesamt 10 Seminare. Eingeladen sind Christen, die einen inneren Ruf zur Seelsorge verspüren, aber auch solche, die sich einfach nur für seelsorgerliche Fragen interessieren. Der Kurs in begleitender Seelsorge soll zur qualifizierten Begleitung von Menschen in Lebenskrisen, Glaubensfragen und psychischen Nöten befähigen. Darüber hinaus vermittelt der Kurs Einsichten in die verschiedenen Entwicklungsphasen des menschlichen Lebens und bietet damit die Möglichkeit, sich selbst besser verstehen und kennen zu lernen. Der Kurseinstieg ist jederzeit möglich, da die Lehreinheiten regelmäßig in weiteren Zyklen im Tabor Schulungszentrum wiederholt werden. Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.deignis.de/Angebote oder unter der Telefonnummer 07434 72341- 76 Veranstaltungsort:
Tabor Schulungszentrum für Seelsorge, Beratung und neutestamentliche Dienste Sigmaringer Straße 64 · 72474 Winterlingen www.tabor-schulungszentrum.de Seminarleitung: Winfried Hahn
de’ignis-Institut gGmbH Markgrafenweg 17 · 72213 Altensteig · Telefon 07453 94 94 0 institut @ deignis.de · www.deignis.de
Seminar 3
14. und 15. Juli 2017
Psychische Krankheitsbilder einordnen und verstehen lernen
Seminar 4
15. und 16. September 2017
Darstellung der gängigen Therapieschulen und ihre Behandlungsverfahren
Seminar 5
8. und 9. Dezember 2017
Freundschaft, Liebe, Sexualität – im Jugendalter und in der Ehe
Seminar 6
16. und 17. Februar 2018
Hören auf Gott. Umfassende Konzeption biblischer Seelsorge.
Seminar 7
20. und 21. April 2018
Innere Heilung durch Klärung der Beziehung zu Gott, zum Du (Mitmenschen) und zum Ich (zu sich selbst) in Vergangenheit und Gegenwart
Seminar 8
13. und 14. Juli 2018
Identitätsentwicklung und -störungen, Auswirkung auf die Persönlichkeit
Seminar 9
14. und 15. September 2018
Die Persönlichkeit des Seelsorgers, Fähigkeit zur Selbstreflexion, Selbstkritik und Introspektion
Seminar 10
9. und 10. November 2018
Umgang mit Leid, Theodizee-Problematik, Burn-out und anderen Belastungsstörungen
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Po len Aktuell
Christliche Stiftung de’ignis in Polen Große Begeisterung bei den Absolventen des vierten Seelsorgekurses in Polen.
Mit großer Dankbarkeit und einer stattlichen Anzahl von •Absolventen ging der vierte Durchgang des de’ignis-Seelsorgekurses zu Ende. Dankbar berichteten die Teilnehmer über die wertvollen Erkenntnisse, als auch über tiefgreifende geistliche Erfahrungen und Veränderungen, die sie im Verlauf des Kurses gemacht haben. Viele der Teilnehmer sprachen immer wieder darüber, wie sehr sich ihr Gottesbild verändert habe und ihr Glaube dadurch freier und kraftvoller geworden sei.
Einzigartige Aussichten. Einzigartige Tage seelsorgerlicher Menschen. Begleitung.
Wir sind eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Und wir glauben. Daran, dass Menschen dann am besten helfen können, es ihnen Welcheswenn Ziel streben wirselbst an? gut geht. Dafür tun Teilnehmer–und Teilnehmerin ein Stücküberrascht weit auf wirJeden so einiges Siejede werden angenehm seinem/ihrem Weg der seelischen Verarbeitung zu begleiten. sein. Und wenn Sie glauben, dass Beruf Berufung sein sollte, dann möchten wir Sie kennenlernen. Was sind die „Tage seelsorgerlicher Begleitung“?
Auch die Entwicklung der de’ignis-Beratungsstelle in Warschau gestaltet sich weiterhin sehr positiv.
Diese Tage sind eine Einladung an alle als Abstand vom Alltag und geben Raum für die eigene Seele. Wie geschieht dies?
Ein Team von Seelsorgern wird die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in diesen Tagen bei Lobpreis, Gebet, Plenum, Kleingruppe, Stillezeiten und in Einzel-Seelsorge begleiten. Warum machen wir das?
Alle Stellenangebote auf www.deignis.de Durch Seelsorge, Gemeinschaft und Abstand vom Alltag sollen und Teilnehmerinnen gestärkt und(Vollzeit) ermutigt z. die B. Teilnehmer Assistenzärztin /Assistenzarzt
um in ihrem Alltag weiterhin (oder wieder) bestehen z. werden, B. Ergotherapeut/in bzw. Kunsttherapeut/in zu können.
z. B. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/in z. B. Physiotherapeut/in
Vom 09.z. B. Psychologische/r Psychotherapeut/in 11. Dezember z. B. Psychologe/Psychologin201 im6Praktikum (PiP) in
Winterlingen
Engangierte Gruppenarbeit im Seelsorgenkurs in Polen (zur Zeit in Gniezno).
Spenden
Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf unser Konto an: Christliche Stiftung de’ignis-Polen Sparkasse Pforzheim IBAN: DE83 6665 0085 0007 2605 12 BIC: PZHSDE66XXX
Vielen Dank!
Sie fühlen sich angesprochen? Dann zögern Sie nicht und bewerben Sie sich bei Seminarleitung: uns. Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftigen Dagmar Göhring mit Team Bewerbungsunterlagen. Veranstaltungsort:
Tabor Schulungszentrum für Seelsorge, Beratung und neutestamentliche Dienste Sigmaringer Straße 64 · 72474 Winterlingen Tel. 07434 7234176 · info@tabor-schulungszentrum.de
Wer‘s glaubt, wird glücklich. Tabor Schulungszentrum für Seelsorge, Beratung und neutestamentliche Dienste Psychotherapie, Psychosomatik · Walddorfer Straße 23 · 72227 Sigmaringer Straße 64, 72474 Winterlingen Egenhausen · Telefon 07453 9391-0 Telefon +49 (0) 74 34/72 34 17 6· info@deignis.de · www.deignis.de info@tabor-schulungszentrum.de de’ignis-Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für Psychiatrie,
de’ignis-Fachklinik Fachklinik auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik • stationäre medizinische Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen • ambulante und teilstationäre Rehabilitation und Behandlungen • Sanatoriumsbehandlung • Nachsorge IRENA und ASP • Angebote zur gesundheitlichen Prävention und Vorsorge • Assessment-Center
de’ignis-Wohnheim Sozialtherapeutisches Wohnheim nach biblischen Grundsätzen mit Einzel- und Gruppenangeboten • Gesprächstherapie • Sozialtraining • Arbeitstraining (z. B. im eigenen Verlag) • Freizeitpädagogik • individuelle Betreuung
de’ignis-Institut Institut für Psychotherapie und christlichen Glauben • Interkonfessionelle Seelsorgeschulung • Vernetzung von Fachleuten • Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung & Therapie • ambulante Supervision • ambulante Beratungsstellen • Sozialpädagogische Kinderund Jugendambulanz • Weitere Angebote zur Prävention
de’ignis-Polen Christliche Stiftung mit Einzel- und Gruppenangeboten • Ambulante Therapieangebote, stationäre in Planung • Schulungen • Freizeitpädagogik
Besuchen Sie uns auf www.deignis.de