magazin Nr. 55/2018
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Christlicher Glaube und seelische Gesundheit. Anthropologische Aspekte der de’ignis-Arbeit.
Alltagsakrobat. Durch Psychotherapie, Psychiatrie, Psychosomatik auf christlicher Basis. In der de’ignis-Fachklinik erhalten Sie bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängsten, Zwängen und Burnout, sowohl stationär als auch ambulant oder tagesklinisch eine individuell auf Sie ausgerichtete Behandlung. Nutzen Sie auch unsere Präventionsangebote, um bereits heute Ihrer seelischen Gesundheit nachhaltig etwas Gutes zu tun.
Meine Seele verdient die beste Behandlung.
Besuchen Sie uns auf www.deignis.de de’ignis-Fachklinik gGmbH • Walddorfer Straße 23 • 72227 Egenhausen • Telefon 07453 9391- 0 • info@deignis.de
L ieb e L eserinnen und L eser Wie hängen christlicher Glaube und seelische Gesundheit mitein- Durch unsere dreißigjährige Erfahrung in Klinik, Wohnheim und ander zusammen? In den vergangenen Jahren wurden Glaube und Institut im Kontext einer christlich-integrativen Therapie und seine Auswirkungen auf den Einzelnen weltweit verstärkt wissen- Beratung können wir die in der Zwischenzeit auch mehrfach wisschaftlich untersucht. senschaftlich fundierten Ergebnisse nur bestätigen. Eine Vielzahl an Forschungsarbeiten, vor allem im Bereich der Neben dem Einsatz moderner, wissenschaftlich anerkannter BehandHumanwissenschaften, fokussierte sich auf die Wirkfaktoren des lungs- und Betreuungsverfahren findet auf Wunsch der Klienten Glaubens auf die Gesundheit. Dabei wurde im Allgemeinen deut- auch ihr persönlicher christlicher Glaube seine Integration bei den lich, dass nicht nur für an Krankheit oder Not leidende Menschen Angeboten von de’ignis. der Glaube an Jesus Christus und sein Wirken etwas Heilsa- Die langjährig von de’ignis etablierte christlich-integrative Beratung mes, Hoffnungsvolles bedeuten kann bzw. zur Kraftquelle wird und Therapie ermöglicht es den persönlichen Glauben in die Be(Seite 10, Christus Apothecarius, Christus medicus). So zeigen handlung miteinzubeziehen und von dieser wichtigen Ressource zu auch die verschiedensten Studien auf, dass der persönliche Glaube profitieren, wie dies bereits viele unserer Patienten und Gäste getan zur Steigerung der eigenen Resilienz positiv beiträgt. Auch das haben. So wollen wir mit dieser Ausgabe auch einen Einblick in die soziale Umfeld wird beispielsweise von der gelebten Nächstenliebe, anthropologischen Aspekte der christlich-integrativen Therapie als essenziellem Bestandteil des christlichen Glaubens, nachhaltig und Beratung geben (Seite 26, „Die Vorstellung von Person und geprägt (Seite 6, „Christliche Spiritualität. Praktisch-gemeindliche Personalität in der Antike“). Impulse“). Prinzipiell können die positiven Effekte eines gesunden Des Weiteren berichten wir wieder über interessante aktuelle Glaubens auf den Menschen weitreichend sein. Maßgeblich dafür Entwicklungen in unseren de’ignis-Organisationen. Wir freuen ist eine gesunde Glaubensentwicklung und demnach wie die Bezie- uns, wenn Sie unser Engagement für die psychische Gesundhung zu Gott gelebt und wahrgenommen wird (Seite 39, „Auf dem heit von Menschen auf christlicher Basis weiterhin unterstütWeg zu einer christozentrischen Spiritualität“). Im Rahmen eines zen. Insbesondere die weitere Entwicklung unserer Angebote für bio-psycho-sozio-spirituellen Verständnisses von Psychotherapie Kinder, Jugendliche und Familien sowie Flüchtlinge möchten wird somit Glaube als eine wesentliche persönliche Ressource wir hervorheben, denn hier sind wir auf finanzielle Hilfe angegesehen (Seite 14, „Ein bio-psycho-sozio-spirituelles Verständnis wiesen. Wir wünschen Ihnen wertvolle Impulse und viel Freude von Psychotherapie“). beim Lesen.
Ihre Heraus g eb er
m.o.ruehle / photocase.de
S eb a stian Har tmann
Unternehmensentwicklung, de’ignis-Fachklinik und de’ignis-Institut
Claus J. Har tmann
Geschäftsführer, de’ignis-Fachklinik und de’ignis-Institut
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Winfrie d Ha hn
Geschäftsführender Heimleiter, de’ignis-Wohnheim, Vorstandsvorsitzender de’ignis -Stiftung Polen
de’ig n is-ma g a z in
Themen
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Christliche Spiritualität. Praktisch-gemeindliche Impulse
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Mat th i a s Vo g t
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Die therapeutische Dimension der Sakramente
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Imp u l s vo n We i h b i s c h o f Th o ma s Ma ri a R en z
Dr. m e d . R o l f S enst
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Ein Plädoyer für mehr christliche Werte und Spiritualität in Psychologie und Psychotherapie
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Pro f . R o mua l d Jaw o r s ki
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Z ur D i s kuss i o n vo n W i nf ri e d Ha hn
P D Dr. m e d . Her b er t S c h e i b l i c h
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R a in er O b er b i l l i g
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Ehemalige Patienten berichten
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An o ny m
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Aktuell
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Was hat sich entwickelt? Welche Angebote gibt es? Berichte, Termine und Aktuelles von de’ignis
Die Vorstellung von Person und Personalität in der Antike und im Neuen Testament
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Auf dem Weg zu einer christozentrischen Spiritualität
Ein bio-psycho-sozio-spirituelles Verständnis von Psychotherapie und seine Einordnung in das generische Modell von Orlinsky
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Makrokosmos oder Mikrokosmos
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Fa c h kl i n i k , Ins ti t ut un d Wo hn h e i m 54
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Winfried Hahn, Claus J. Hartmann, Sebastian Hartmann, Rainer Oberbillig, Maike Prolingheuer, PD Dr. med. Herbert Scheiblich Konzept und Design: Timm Hartmann, Berlin mail@nimmtimm.de Redaktion:
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AD Dipl.-Ing. Rainer Haas, haas@ad-stuttgart.de Druck: F &W Druck- und Mediencenter GmbH Papier: Circleoffset Premium White Auflage: 17.500 Herausgeber: de’ignis -Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik Walddorfer Straße 23, 72227 Egenhausen Telefon: +49 (0) 7453 9391-0 Fax: +49 (0) 7453 9391-193 E-Mail: info@deignis.de Volksbank Nordschwarzwald eG IBAN: DE50 6426 1853 0062 1680 02 BIC: GENODES1PGW
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Christliche Spiritualität Praktisch-gemeindliche Impulse Matthias Vogt über das Beziehungsgeschehen im Gemeindealltag und wie uns der Reichtum christlicher Spiritualität neue Perspektiven eröffnen kann.
de’ig n is -ma g a z in – Titelthema
Ein besonderes Geschenk im Gemein• dealltag und in Beziehungsgeschehen
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allgemein ist es, wenn wir miteinander entdecken, dass jede(r) sowohl ergänzungsbedürftig ist und den/die anderen braucht, als auch ergänzungswürdig, indem andere ihn/sie als Ergänzung schätzen und erleben dürfen. Auch für den Bereich der „Spiritualität“ gilt dieses Prinzip. Was verstehe ich an dieser Stelle unter „christlicher Spiritualität“? Im Bio-PsychoSozio-Spirituellen Modell 1 werden die klassischen drei Bezugsebenen eines Menschen bewusst um die spirituelle Ebene erweitert. Im christlichen Bereich wird dieses „sich von der Transzendenz her begreifend“ als Glauben/Vertrauen an Gott/Jesus definiert und in gelebtem Glauben umgesetzt. „Christliche Spiritualität“ betrifft somit die Art des Beziehungsgeschehens zum Gott der ganzen Bibel. Die Zeit der „Kirche“ bzw. “Gemeinde“ ist gekennzeichnet durch die Wirksamkeit des von Gott-Vater und Sohn gesandten Heiligen Geistes und hat somit den geistlichen (spirituellen) Anspruch, von daher auch verstanden zu werden. Kirchengeschichte spiegelt somit die Wachstums- und Entwicklungsphasen der Universalgemeinde Christi wieder und liefert interessante Erkenntnisse über jeweilige geistliche Spiritualitäten und ihre Auswirkungen, die wiederum wertvolle Hilfestellungen für die gegenwärtige Gesamtgemeinde, Lokalgemeinde und auch für das persönliche Leben liefern könn(t)en. Wie Zahnräder, die miteinander in einer dynamischen Verbindung stehen. Jede Person ist einzigartig, auch in ihrer Gottesbeziehung. Christian A. Schwarz formuliert: „Folglich ist eine authentische „christliche“ Spiritualität dadurch gekennzeichnet, dass sie uns an Christus bindet und uns durch die Kraft des Heiligen Geistes zum Vater führt. Auf dieser Grundlage gibt es jedoch unzählige Wege der Christusbegegnung, die (Hans Urs) von Balthasar „Spiritualitäten“ nennt. Ich bezeichne sie als „geistliche Stile“ .“ 2 Christian A. Schwarz unterscheidet neun unterschiedliche geistliche Stile: sinnlich
– rational – rechtgläubig – bibelzentriert – missionarisch – asketisch – enthusiastisch – mystisch – sakramental 3, die jeweils nicht in Reinform die Spiritualität eines Menschen bilden, aber einen Schwerpunkt, eine „geistliche Beheimatung“ (meist in Mischformen) aufzeigen können. Diese Formen, wie wir ganz persönlich Gott begegnen und mit dieser Beziehung zu ihm umgehen, verändern sich durchaus auch in den unterschiedlichen Lebensphasen. So beobachtete ich vor Jahren, dass plötzlich eine Wiederentdeckung des spirituellen Reichtums der Wüstenväter und der Kontemplation in etwa zeitgleich bei mir selbst, aber auch bei Gleichaltrigen, zu denen ich gar keine direkten Berührungspunkte hatte, stattfand. Das signalisierte mir, dass gewisse geistliche Stile oder spirituelle Erfahrungen durchaus auch einen Bezug zum Lebensalter, zur Lebensreife und zu Lebensphasen haben. Wichtig für jeden persönlich ist es, seine eigene spirituelle Grundstimmung zu kennen, um auf dieser Grundlage, die Teil seiner Persönlichkeit ist, offen für ergänzende Einflüsse anderer Spiritualitäten zu sein 4 . Nur wer einen eigenen Stand hat und darum weiß, welche Art und Weise der Gottesbegegnung ihm am meisten Halt und Sicherheit gibt, ist in der Lage sich von anderen, manchmal zunächst vielleicht sogar nicht vereinbar scheinenden Spiritualitäten bereichern, statt verwirren zu lassen. So kann z. B. jemand, dessen vertrauter Umgang mit Gott am besten im Lobpreis und der Musik seinen Ausdruck findet, dies als seine Form der Spiritualität wahrnehmen, pflegen und gleichzeitig den anderen, dessen Zugang am intensivsten über das Erleben des Abendmahls und der gottesdienstlichen, liturgischen Gemeinschaft gelingt, wertschätzen, um voneinander zu lernen. Oftmals stehen wir aber in der Gefahr, unseren eigenen Zugang zu verabsolutieren, statt ihn als den für uns Wesentlichen fröhlich zu leben, und um seine Ergänzungsbedürftigkeit mit Blick auf das Reich Gottes insgesamt zu wissen. Alle Stile sind ergänzungsbedürftig, weil sie sonst in der Gefahr der Einseitigkeit stehen. Bitte nicht
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falsch verstehen: zum Lobpreis Gottes sind wir alle aufgefordert, zum Forschen in der Schrift (vgl. Apg 17,11) allemal etc. Es gibt gemeinsame, unabdingbare Elemente, die allen Stilen grundlegend sind. 5 Aber darüber hinaus gilt es, den Schwerpunkt des Stiles/der Spiritualität zu entdecken. Und so könnten wir alle spirituellen Arten aufzählen und ihre Ergänzungswürdigkeit, aber auch ihre Ergänzungsbedürftigkeit festhalten. Denn – Gott sei Dank – sind wir vielfältige Originale. Gott hat es gefallen, alle Menschen als Ebenbildlichkeiten seiner selbst zu schaffen und gerade das verbietet die Absolutierung eines Einzelnen als alleiniges Ebenbild 6 . Ich persönlich profitiere auf diese Weise von Geschwistern, die eher den besinnlichen, meditierenden Zugang zu Gott pflegen und leben, und kann ihn teilweise mitgehen und genießen, auch wenn es nicht mein primärer eigener Zugang ist. So bereichert sich mein spirituelles Leben und öffnet mir den Blick über den Tellerrand hinaus. Gleichzeitig hilft es mir, Christus ähnlicher zu werden, denn in Gott sind alle Stile, alle Spiritualitäten angelegt und daher ist Er auch die Mitte, auf die hin wir alle uns zubewegen und auf den hin wir uns orientieren. Da, wo meine Spiritualität das Ziel nicht aus den Augen verliert, nämlich die gelebte Freiheit in Jesus Christus aufgrund seiner Gnade, gewinnt meine Gottesbeziehung an Tiefgang und schätzt gleichzeitig den anderen, mit seinem jeweiligen Zugang, sofern dieser sich ebenfalls auf Christus hin zentriert. Wir sind somit in einer gemeinsamen Bewegung auf Christus hin, auch wenn unser Ausgangspunkt und unser persönlicher Schwerpunkt unterschiedlich sind und sein dürfen. Und das gilt – über das Persönliche hinausgehend – auch für Gemeinschaften/ Gemeinden. Auch sie sind ergänzungswürdig und ergänzungsbedürftig, denn unsere Gemeinden spiegeln unterschiedliche Gemeindespiritualitäten wieder 7. Das wird alleine schon deutlich, vergleicht man eine katholische Messe mit einem freikirchlichen Gottesdienst oder dem einer neu gegründeten Gemeinschaft. Für
Die gesamte Kirchengeschichte bietet uns ein buntes Bild der spirituellen Vielschichtigkeit mit all ihren Mรถglichkeiten, aber auch Konflikten.
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die Gottesbegegnung sind den Gläubigen unterschiedliche Arten/Stile wichtig und dennoch, sofern Christus die Mitte ist, auf die hin sich alles zubewegt, spiegeln diese unterschiedlichen Spiritualitäten dann die Vielfalt und den Reichtum, die Fülle Gottes wieder. Denn es ist der spiritus sanctus/Heilige Geist, der Kirche stiftet und ermöglicht. Natürlich soll/darf es in einer Gemeinde Personen geben, die unterschiedliche Spiritualitäten pflegen und dadurch den Gemeindealltag bereichern. Aber auch hier gibt es eine Grundspiritualität der jeweiligen Gemeinschaft, die den Gemeindealltag prägt. Differiert diese zu stark von der eigenen Grundspiritualität und engt diese zu sehr ein, entsteht ein Konflikt, weil spirituelle Anliegen nicht entsprechend vorkommen oder aufgegriffen werden (können). Aufgabe der Gemeinschaft kann es dann sein, zu prüfen, inwieweit anderen Spiritualitäten Räume im Gemeindealltag eingeräumt werden können (intern) oder ob dies – die Möglichkeiten der Gruppe überschreitend – als Ergänzung durch andere Gemeinden/Gemeinschaften (extern) wertgeschätzt wird. Die gesamte Kirchengeschichte bietet uns dazu ein buntes Bild der spirituellen Vielschichtigkeit mit all ihren Möglichkeiten, aber auch Konflikten. Weil alle Gemeinden, aber auch die einzelnen Christen letztlich eingebunden sind in die Gesamtkirchengeschichte, tun wir gut daran, aus ihr zu lernen und wertvolle mahnende, aber auch ermutigende Schlüsse für die eigene und gemeindliche Gottesbegegnung zu ziehen. Zum Beispiel 8: Als, über vielen notwendigen Strukturen und Formen, die innerliche Frömmigkeit an Betonung verloren zu haben schien, standen Menschen auf, um dies wieder neu einzufordern und gründeten mönchische Bewegungen. Auch als Einzelperson oder Gemeinde gilt es sich immer wieder die Frage zu stellen, wo Strukturen die Innerlichkeit des Glaubens fördern oder behindern – und umgekehrt natürlich auch. Auf die wahrgenommene Vernachlässigung der Heiligen Schrift hin, entstanden in reformatorischen Zeiten, neben der Übersetzung der Bibel in die Landessprache(n) auch die Wortgottesdienste. Wiederum
stellt uns diese kirchengeschichtliche Phase heute vor die persönliche und gemeindliche Herausforderung, welche Bedeutung ein bibelzentrierter Stil 9 im Zusammenhang mit einer traditionellen, enthusiastischen, schöpfungsorientierten oder sakramentalen Spiritualität gewinnen kann und umgekehrt. Die Heiligungsbewegung mahnte die Konsequenzen eines christlichen Lebens auf Grundlage der Gnade an und forderte, neben einer rein innerlichen Spiritualität, dass sich gelebter Glaube des Einzelnen und der jeweiligen Gemeinschaft auch in Ethik und letztlich damit in der Gesellschaft ausdrücken müsse. Die Pfingstbewegung hob die Bedeutung des aktuellen Wirkens des Heiligen Geistes neu hervor und es entstanden enthusiastische 10 und charismatische Gottesdienste, die einem unmittelbaren Wirken des Heiligen Geistes und auch Emotionen mehr Raum im Gemeindeerleben einräumten. So kann man zu allen Zeiten ein Ringen um die Gottesbegegnung, ein Ringen um den Umgang mit Gott wahrnehmen, die auch für unsere Gemeinschaften/Gemeinden heute, aber auch für unser persönliches Leben wertvolle Erfahrungsschätze beinhalten, die es zu bergen gilt. Oftmals als Pendelbewegungen erkennbar, ringt die Christenheit immer wieder darum, die Christusbegegnung aus der Gefahr einer Einseitigkeit, einer Überbetonung eines bestimmten geistlichen Stiles oder einer Spiritualität zu befreien. Eine solche Haltung, sofern sie von der Barmherzigkeit gegenüber den Mitchristen und einer Liebe zum ganzen Reich Gottes bestimmt ist, eröffnet neue Perspektiven zur Entdeckung des Reichtums christlicher Spiritualität. In der Praxis der Gemeindearbeit erlebe ich folgende Schritte als hilfreich und wertvoll: A Die persönliche Verankerung in einem konkreten Frömmigkeitsstil als Eigenidentität entdecken (ergänzungswürdig und ergänzungsbedürftig) B Ausprägung der eigenen Spiritualität und das Wachsen in der Wahrnehmung des Reichtums anderer christlicher Spiritualitäten/Stile.
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Verortung in einer konkreten christlichen Gemeinschaft (gemeinsame Spiritualität entdecken und leben). D Einüben einer „Reich Gottes“ – Perspektive, die jesuszentriert die Vielfalt schätzt und voneinander (persönlich, gemeindlich, kirchengeschichtlich) lernen will. Literaturhinweis Vgl. Artikel von Dr. med. Rolf Senst in dieser Ausgabe Seite 14 2 Christian A. Schwarz, Drei 3 Farben Deiner Spiritualität, NCD Media 2009, Seite 15 3 Vgl. Christian A. Schwarz, Die 3 Farben Deiner Spiritualität, NCD Media 2009 4 Als hilfreich erlebte ich hierbei: Austausch mit nahestehenden Menschen, die mich gut kennen. Reflexion der eigenen Gemeindegeschichte und -prägung. Absolvierung von Test zur Spiritualität, wie z. B. „Die 3 Farben Deiner Spiritualität“ u.a.m. 5 Christian A. Schwarz (a.a.O.) benennt hierzu: Gebet & Gottesdienst/Bibelstudium/Umgang mit Sünde und Vergebung/Demut/Wachstum in Leidenschaft 6 Mit Ausnahme von Jesus als dem Sohn Gottes, der einmalig ist und eine besondere Stellung innehat. 7 In diesem Zusammenhang geht es um gelebte „Spiritualitäten“, trotz des notwendigen, liebevollen geistlichen Ringens bei Lehrunterschieden! 8 Das Folgende ist kirchengeschichtlich natürlich sehr vereinfacht dargestellt und ist in Wahrheit wesentlich differenzierter, was ich aber in der Kürze hier nicht aufgreifen kann und zu entschuldigen bitte. 9 Unabhängig von der Grundbeauftragung (siehe oben). 10 „Enthusiastisch“ hier verstanden als Gegenüber zum „rationalen Stil“; vgl. Schwarz, a.a.O. 1
Autor
Matthias Vogt ist evangelischer Diplomtheologe und Pastor der Missionsgemeinde Weinstadt.
Die therapeutische Dimension der Sakramente Weihbischof Thomas Maria Renz über das „Heil bringen“ und „Heil werden“.
Vorbemerkung : Wir haben diesen Beitrag über die heilende Wirkung der Sakramente bewusst aufgenommen, nicht um eine theologische Diskussion über die Anzahl, Wirkungsweise oder das Wesen der Sakramente anzustoßen. Vielmehr wollen wir aufzeigen, wie das uns allen gemeinsame erlösende und heilende Handeln unseres Herrn über theologische und dogmatische Grenzen hinweg auf unterschiedliche Weise erlebt werden kann. Dieser Beitrag ist ein Beispiel dafür, welchen Reichtum und welche Vielfalt Gott seinem ganzen Volk anvertraut hat, um möglichst vielen Menschen auf unterschiedliche Weise sein Heil zukommen zu lassen.
„Sicher werdet Ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile Dich selbst!“ Mit dieser provozierenden Offensive begegnet Jesus bei seinem ersten öffentlichen Auftreten im Tempel in seiner Heimatstadt Nazareth den Schriftgelehrten (Lk. 4, 23). Und tatsächlich muss er nicht lange warten, bis sie ihm den Vorwurf der Anmaßung und der Gotteslästerung machen, weil er Menschen nicht nur von ihren körperlichen Gebrechen
heilt, sondern ihnen auch ihre Sünden vergibt. Doch damit treffen die Gegner Jesu den Kern seiner Botschaft und Sendung: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“ (Mt. 9, 12). Diesem Heilungsauftrag Jesu, den er auch seinen Jüngern und damit den Christen aller Zeiten überträgt, nämlich Kranke zu heilen (Mt. 10, 8) und Sünden zu vergeben ( Joh. 20, 22 –23), dienen auch heute die Kirche, die Diakonie, die Caritas und viele christliche Einrichtungen. Die katholische Kirche hat sich von Anfang an, neben der konkreten Pflege der Kranken, vor allem auch in der Liturgie und da ganz besonders durch die Spendung der Sakramente immer als Kontinuum des „Christus Medicus“ und des „Christus Apothecarius“ verstanden. So soll deutlich werden, dass gerade die Sakramente, die nach katholischer Über-
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zeugung von Christus selbst eingesetzt und gewollt sind, als wirksame, sichtbare Zeichen des heilenden Gottes, Menschen in ihren unterschiedlichsten Lebenssituationen erreichen möchte in ihrer zutiefst heilenden und therapeutischen Wirkung. Schon im Neuen Testament gibt es viele Belege, dass Jesus von den Menschen, die ihm begegneten, wie ein Arzt erlebt und verstanden worden ist. Mehr noch als durch seine Worte hat Jesus durch seine Taten gezeigt, dass er die Menschen im Namen Gottes von ihren Gebrechen und Krankheiten heilen möchte: „Johannes hörte im Gefängnis von den Taten Christi. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein
und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“ (Mt. 11, 3–6). Jesus versteht seine Sendung in unsere Welt als einen ganzheitlichen Dienst zum Heil der Menschen, der nicht nur dessen kranken Leib heilen will, sondern auch seine kranke Seele, nicht nur sein defektes Äußeres, sondern auch sein durch die Sünde erkranktes Inneres. „Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen“ (Mk. 2, 5 –12).
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Deshalb hat auch die Kirche von Anfang an keine andere Sendung als die Sendung Jesu und weiß sich in ihrem Heilshandeln an den Menschen in die Nachfolge Jesu gestellt, der gekommen ist, um zu heilen, was krank und verwundet ist. Das tut sie insbesondere dadurch, dass sie den Menschen Sakramente als sichtbare und wirksame Heilszeichen spendet. Sakramente sind nach dem Verständnis der katholischen Kirche also Heilszeichen des gekreuzigten, auferstandenen und erhöhten Herrn: In ihnen geschieht wirklich das Heil, das sie bezeichnen, weil Christus selbst der Handelnde ist – durch den Dienst der Kirche. Alle Sakramente bezeichnen letztlich das Heil, die Heilung, die Heiligung, die sie in den Menschen bewirken wollen. Daher sind sie nicht nur Symbolhandlungen, sondern
Realsymbole des liebenden, heilenden und barmherzigen Gottes, der in seinem Sohn Jesus Christus zu uns gekommen ist, um zu heilen, was verwundet ist. Damit dieses Heil den Menschen nicht nur verbal zugesprochen, sondern auch leibhaftig erfahrbar gemacht werden kann, bestehen alle Sakramente aus Worten des Heils und Taten des Heils, aus unsichtbaren Heilstaten Gottes und sichtbaren Heilszeichen, die sichtbar machen, was Gott unsichtbar im Sakrament bewirkt. So gibt es bei allen sieben Sakramente, die die katholische Kirche kennt und den Menschen spendet, das Zeichen der Handauflegung, das wir vom Heilshandeln Jesu her kennen. Alle Sakramente sind gekennzeichnet durch eine sichtbare „Materie“, ein „Spendewort“ des Sakramentenspenders und eine unsichtbare „Heilswirkung“. Im Einzelnen sind dies: TAUFE
Sichtbare Materie: Wasser Hörbares Spendewort: „Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!“ Unsichtbare Heilswirkung: Geschenk der Gotteskindschaft und der Eingliederung in die Familie Gottes. FIRMUNG
Sichtbare Materie: Salbung mit Chrisamöl Hörbares Spendewort: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist!“ Unsichtbare Heilswirkung: Stärkung im Glauben durch den Heiligen Geist. EUCHARISTIE (nach den Kirchenväter
das „Pharamacon Athanasias“ schlechthin, das Heilmittel gegen den Tod) Sichtbare Materie: Brot und Wein Hörbares Spendewort: „Das ist mein Leib – das ist mein Blut“ Unsichtbare Heilswirkung: Anteil an Jesus Christus selbst und Unterpfand des ewigen Lebens (Augustinus: „Empfangt, was Ihr seid und seid, was Ihr empfangt: der Leib Christi“) BEICHTE
Sichtbare Materie: Reue, Bekenntnis und Lossprechung der Sünden.
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Hörbares Spendewort: „Ich spreche Dich los von Deinen Sünden!“ Unsichtbare Heilswirkung: Inneres Heilwerden der Seele. EHE
Sichtbare Materie: Das Ja -Wort der beiden Ehepartner Hörbares Spendewort: „Ich verspreche Dir die Treue in guten und in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet!“ Unsichtbare Heilswirkung: Gegenseitige Treue der Partner, das durch die Treue Gottes zu uns ermöglichte Geschenk seiner Liebe WEIHE
(des Diakons, Priesters und Bischofs) Sichtbare Materie: Handauflegung Hörbares Spendewort: Weihegebet Unsichtbare Heilswirkung: In-Dienstnahme eines Menschen durch den auferstandenen Herrn, um sein Heil den Menschen wirksam vermitteln zu können. KRANKENSALBUNG
Sichtbare Materie: Salbung mit Öl Hörbares Spendewort: „Der Herr, der dich von Sünden befreit, richte dich auf !“ Unsichtbare Heilswirkung: Stärkung der Kranken an Leib und Seele. Die Feier der Liturgie, des Gottesdienstes hat insgesamt eine therapeutische Wirkung auf den Menschen: Sie will zum Beispiel durch die Körperhaltung des Stehens beim Gebet unser Rückgrat stärken und uns „stand-fest“ machen für die Auseinandersetzungen mit Niederdrückendem im Alltag. So will uns die Liturgie durch äußere Haltungen zu einer neuen, veränderten inneren Haltung führen. „Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und Dir zu dienen“, so beten wir im eucharistischen Hochgebet. Das Erste, das uns anspricht, wenn wir Gottesdienst feiern, sind wir selber, unser Leib, unsere leibhaftige Anwesenheit, so wir geschaffen sind. Wenn es uns gut geht, stehen wir aufrecht vor Gott und lassen uns von ihm bestärken und ermutigen für den Weg, der
vor uns liegt. Wenn es uns schlecht geht, drückt uns das nieder und hindert uns am aufrechten Gang. Diese äußere Haltung des Stehens drückt sozusagen unsere innere Haltung aus. Es besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen unserer inneren und äußeren Haltung vor Gott. Wenn wir mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen, dann sind wir nach oben ausgerichtet. Und das macht unser Christsein aus: fest mit beiden Beinen auf dem Boden stehend, aber ausgestreckt nach oben. Auf der Erde, in dieser konkreten Welt verwurzelt und verankert, aber voll Sehnsucht und Erwartung ausgestreckt zum Himmel. So gesehen ist das Christsein, das sich in der Feier der Liturgie ausdrückt, eine durch und durch bodenständige Angelegenheit. In der Liturgie kommt unser Leben, so wie es ist, ungeschminkt zur Sprache. Die Feier der Liturgie hilft uns im Leben, weiter zu schauen und tiefer zu sehen. Gottesdienstfeiernde sind Weitblickende und Tiefschauende und daher Durchblickende. Indem sie ihre Sinne öffnen und ihren Horizont in den Himmel hinein weiten, geht im wahrsten Sinne des Wortes der Himmel über Ihnen auf. Das schenkt Ihnen einen neuen Deutungshorizont für die Erfahrungen ihres alltäglichen Lebens. Liturgie ist also in allererster Linie Ereignis. Sie ist Ereignis, weil Jesus Christus selbst ihr vorsteht und weil er es ist, der uns von Anfang an begegnet, der da ist und der uns einlädt, in Kommunikation mit ihm zu treten. Dieses Gespräch zwischen Mensch und Gott, das sich in der Liturgie ereignet, ist wie eine Therapie. Diese Therapie ist eine individualtherapeutische, aber auch eine gruppentherapeutische Angelegenheit. Ein Gottesdienst versteht sich als gemeinsames Tun der Gläubigen und als ein Ereignis von Kirche. Und weil der Mensch im Gottesdienst – und da ganz besonders augenfällig und sinnenfällig in der Feier der Sakramente – dem heilenden Gott selbst begegnet, sich von ihm innerlich und äußerlich berühren lässt, deshalb haben Liturgie und Sakramentenempfang eine zutiefst therapeutische Wirkung auf den Menschen. Bereits die Wurzeln des Begriffs
„Therapie“ reichen in zwei Richtungen. Zunächst bedeutet das Wort „therapeia“ ursprünglich „der Gottheit dienen“. Therapie ist in erster Linie also kein säkularer Begriff, sondern ein liturgischer oder kultischer Begriff. Erst in zweiter Linie bedeutet „therapeia“ dann auch „ärztlich behandeln“, „heilen“, „wiederherstellen“. Aber in erster Linie geht es eben um dieses „der Gottheit dienen“. Der Gottesdienst, das kultische Geschehen ist in der Antike als Therapie bezeichnet worden. So ist der Sinn dessen, was im Begriff Therapie steckt, ganz eng mit dem verbunden, was wir in der Liturgie tun. Therapie und Liturgie sind zwei Begriffe, die vom Inhalt her aufs Engste zusammengehören. In der Kunstgeschichte begegnen uns viele Zeugnisse für den Arzt und Apotheker Jesus Christus, der in der Zeit und durch den Dienst der Kirche auch heute den Menschen heilend, therapeutisch dienen will. So stand zum Beispiel der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald in Colmar (1515) ursprünglich in einer großen Halle eines Hospizes. Die Kranken haben, wenn sie ins Hospiz gebracht wurden, die erste Nacht vor diesem gewaltigen Altarbild geschlafen. Wenn sie am nächsten Tag aufwachten, hatten sie als Erstes das Bild vor Augen, wie Christus als der Mitleidende mitten unter uns lebt. Dieses Bild sollte deutlich machen: Wir glauben an einen Gott, der Mensch geworden ist, einer von uns, und der weiß, wie es uns geht, dem wir nicht gleichgültig sind, der für uns gestorben und auferstanden ist. Er ist es, der uns Heil und Heilung schenkt. Das bekennen wir im „Geheimnis des Glaubens“. In diesem Geheimnis des Glaubens finden wir, was unser Leben sinnvoll machen möchte: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Wenn also ein kranker Mensch vor diesem Altarbild liegt und Christus als den Leidenden sieht, soll er mit dem Geheimnis seines Glaubens verbunden werden und Trost darin erfahren, dass er als Geschöpf Gottes das gleiche Schicksal erfährt, wie der Mensch gewordene Gottessohn Jesus Christus selbst, der gestorben
de’ig n is-ma g a z in – Impuls
und auferstanden ist, um uns das Leben in Fülle zu schenken (vgl. Joh. 10, 10). In dieses Lebens- und Todesschicksal Jesu sind wir als Christen bei der Feier der Sakramente in besonderer Weise mit hineingenommen. Auf den Kommunionempfang bereiten wir uns jedes Mal innerlich vor mit dem biblischen Wort: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“ (Mt. 8, 8). Damit wird ausgedrückt: Es ist weder mein Werk noch mein Verdienst, dass nun Therapeutisches, Wohltuendes, Heilendes an mir geschieht. Aber ich glaube daran, dass ein einziges Wort von dir genügt, dass ich gesund werden kann an Leib und Seele. Dieses eine Wort, das uns gesund macht, verweist auf eine Grundhaltung, die der Hauptmann im Evangelium bekundet, dessen Diener so schwer erkrankt ist. Die Liturgie will uns immer mehr in diese glaubende, vertrauende, zuversichtliche Erwartungshaltung hineinführen, dass ein einziges Wort aus dem Mund des „HEIL-ands“ genügt und Gott mich gesund machen kann. Christus Apothecarius (siehe Bild 1) Wer heilt, der stellt körperliches und seelisches Gleichgewicht wieder her. Leiden und Krankheiten hören auf, es wird überwunden, was mich verletzt und verwundet. Daher wird „heil werden“ auch als „ganz werden“ bezeichnet. Jesus wird mit dem Begriff Heiland betitelt. Er ist der „Heilbringer“ und „Erretter“. Die Volkskunst zeigt seit dem späten Mittelalter immer wieder Bilder, die Jesus als Arzt darstellen. Später wurde der Arzt gegen den Apotheker ausgewechselt. Das mag daran liegen, dass der Apotheker den Menschen vor einigen Jahrhunderten näher war als der Arzt, wenn es um die tagtäglichen Beschwerden und Leiden ging. Im frühen 17. bis ins 19. Jahrhundert war das Motiv „Jesus, der Apotheker“ weit verbreitet und beliebt. Er steht in der sogenannten Himmelsapotheke und verweist darauf, dass weltliche Arznei ohne Zweifel hilft und für viele Leiden ein Kraut gewachsen ist. Wahre, endgültige und ganzheitliche Heilung und Rettung ist aber nur bei ihm zu finden.
Christus Medicus (siehe Bild 2)
In Bildern, die Jesus Christus als Arzt darstellen, wird immer wieder darauf verwiesen, dass sowohl das Wort, das von Gott ausgeht, als auch sein Heilshandeln durch die Sakramente Heilmittel sind für das ewige, himmlische wie auch für das zeitliche, irdische Leben: Gottes Worte und Sakramente machen uns gesund! Wenn man den Begriff des Heils und der Heilung durch die ganze Heilige Schrift und durch viele liturgische Texte hindurch verfolgt, betrachtet und deutet, dann sieht man, dass das Motiv des heilenden Gottes alles wie ein „Kehrvers“ durchzieht. Und genau darum ging es Jesus Christus damals und geht es der Kirche heute in der Feier der Liturgie und der Sakramente: „Ich bin gekommen, damit ihr das Leben habt und es in Fülle habt“ ( Joh. 10, 10). Es geht also nicht um ein Dahinvegetieren des Menschen, sondern um sein Leben in Fülle. Das bedeutet: Heil und Heilung sind keine billige Vertröstung auf ein Seelenheil irgendwann, irgendwo, irgendwie, sondern meinen das ganz konkrete Heilwerden schon im Hier und Heute, das mich und meine sozialen Beziehungen verändern kann, das mich aber auch bereitet für den Transitus hinüber ins ewige Leben, in dem es weder Krankheit noch Sünde, noch Tod geben wird.
Bild 1: Christus als Apotheker: Ausschnitt aus einer Abbildung aus dem Werk „Chants royaux sur la Conception, couronnés au puy de Rouen de 1519 à 1528“. Bildnachweis: gallica.bnf.fr/Bibliothèque nationale de France
Autor
Thomas Maria Renz ist Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Renz wurde 1984 in Rom für die Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Priester geweiht. Am 29. April 1997 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Rucuma und zum Weihbischof in Rottenburg-Stuttgart. Er war bis zu seiner Ernennung zum Weihbischof 1997 in Bad Saulgau tätig. Mit 39 Jahren war er das jüngste Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz. Aufgrund seiner unkomplizierten Art gilt er als Bischof der Jugend. Er ist als Leiter der Hauptabteilung Jugend des bischöflichen Ordinariats in Rottenburg Vorstand der Jugendstiftung just. Seit 2005 ist Renz Familiare im Deutschen Orden. Im theologischen Beirat de’ignis.
Bild 2: Christus als Arzt: Ausschnitt aus dem „Codex Aureus“ (Goldenes Evangelienbuch) aus Echternach um 1040, heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg
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Ein bio -psychosozio-spirituelles Verständnis von Psychotherapie und seine Einordnung in das generische Modell der Psychotherapie nach Orlinsky
de’ig n is-ma g a z in – Titelthema
Die folgenden Darlegungen stellen einen • Versuch dar, einige Spezifika im Grundverständnis der psychotherapeutischen Arbeit von de’ignis zu formulieren. Im Interesse der Übersichtlichkeit erfolgt dies nur umrisshaft. Zu vielen Themenkomplexen haben wir in der Vergangenheit im de’ignis-Magazin entsprechende ausführlichere Artikel publiziert. Der hier vorgelegte Artikel stützt sich gedanklich auf die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe von Gründungsvätern und aktuellen fachlichen Verantwortungsträgern der de’ignis Arbeit (in alphabetischer Reihenfolge: Dr. med. Jan Gerges, Pastor Winfried Hahn, Dipl.-Psych. Rainer Oberbillig, PD Dr. med. Herbert Scheiblich, Dr. med. Rolf Senst). Auch wenn es primär um die Beschreibung eines psychotherapeutischen Ansatzes geht, wie wir ihn in der de’ignis-Fachklinik praktizieren, fließen doch einzelne Gedanken und Erfahrungen aus der pädagogischen und sozialtherapeutischen Arbeit des de’ignis-Wohnheims für Menschen mit längerfristiger seelischer Behinderung ein. 1 Zur Definition: 2
Der Wiener Universitätsprofessor Hans Strotzka definierte 1978 Psychotherapie als • eine Interaktion zwischen einem oder mehreren Patienten und einem oder mehreren Therapeuten (aufgrund einer standardisierten Ausbildung) • zum Zwecke der Behandlung von Verhaltensstörungen oder Leidenszuständen (vorwiegend psychosozialer Verursachung) • mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation, vorwiegend verbal oder auch averbal), • mit einer lehrbaren Technik und einem definierten Ziel auf der Basis einer Theorie des normalen und abnormen Verhaltens.
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Die Wirksamkeit von Psychotherapie im Allgemeinen kann nach intensiven Forschungsarbeiten in den letzten Jahrzehnten als empirisch gesichert gelten. Die dabei erzielten Effektstärken variieren, liegen aber häufig deutlich höher als die Wirkung von Medikamenten. Dies gilt nicht nur für
Psychopharmaka, sondern durchaus auch für viele Medikamente aus der somatischen Medizin. Wie nun wirkt Ps ychotherap ie ? Auch hierzu gibt es mittlerweile einiges an Forschung. Einigkeit besteht darüber, dass der bedeutsamste Wirkfaktor in der therapeutischen Beziehung liegt, unterstützt von spezifischen Interventionstechniken und verschiedenen Kontextfaktoren. Auch ist mittels bildgebender Verfahren nachgewiesen, dass eine wirksame Psychotherapie sowohl funktionelle als auch mittelfristig morphologische Veränderungen im Gehirn hervorruft. Einigkeit besteht ebenfalls darüber, dass nicht jede Form der Psychotherapie für jedes Krankheitsbild und für jeden Patienten geeignet ist. Und nicht jedes Psychotherapieverfahren liegt jedem Therapeuten gleich gut in der Hand. Nachdem nun die therapeutische Beziehung der anerkannt wichtigste Wirkfaktor für das Gelingen einer Psychotherapie darstellt, bedarf es auch einer guten Passung der Persönlichkeiten von Patient und Therapeut, der gemeinsamen Erarbeitung eines Krankheitsmodells und der daraus abgeleiteten Aufgaben für den psychotherapeutischen Veränderungsprozess. David Orlinsky hat diese Komponenten in all ihrer Komplexität anschaulich in einer grafischen Übersicht zusammengefasst (siehe Abbildung 1, S. 21) und ein allgemeines/generisches Modell der Psychotherapie formuliert. 3 Das von uns vertretene bio-psycho-sozio-spirituelle Modell lässt sich gut in dieses generische Modell einordnen. Sinnfragen gelten als existenzielle Fragen und werden als Teil derselben vom Weltverband der Ärzte für Psychiatrie und Psychotherapie WPA dem Bereich Spiritualität zugeordnet. Anders als noch vor zwei Jahrzehnten kann heute von einer grundsätzlichen Akzeptanz der Bedeutsamkeit dieses Bereiches in der Fachwelt gesprochen werden, was sich in der Einrichtung entsprechender Sektionen bei den psychiatrischen Fachgesellschaften sowohl auf internationaler Ebene (World Psychiatric Association WPA) als auch in Deutschland (Deutsche
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Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde DGPPN) und an deren europäischen und außereuropäischen Ländern abbildet. Insofern ist die Formulierung eines biopsycho-sozio-spirituellen Modells mittlerweile grundsätzlich konsensfähig. (Zur Definition der Begriffe Religion, Religiosität, Spiritualität und existenziell siehe Kasten 1; wir folgen darin der Formulierung der DGPPN-Arbeitsgruppe) Kasten 1 –
Begriffsklärung
„Unter Religion wird in diesem Papier (der DGPPN, Anm. d. Red.) eine Gemeinschaft verstanden, die Traditionen, Rituale, Texte teilt (Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus u. a.). Religiosität meint über die institutionelle Religionszugehörigkeit hinaus eine persönliche Gestaltung und Lebenspraxis von Religion. Spiritualität wird in den Gesundheitswissenschaften allgemein als Containerbegriff verstanden, der die persönliche Suche nach dem Heiligen, nach Verbundenheit oder Selbsttranszendenz meint und ausdrücklich auch Weltanschauungen außerhalb der institutionalisierten Religionen mit einschließt. Existenziell werden (Grenz-)Erfahrungen genannt, die mit Sinnkrisen einhergehen, insbesondere im Kontext von Krankheit und Tod.“ Die Besonderheit unseres Ansatzes besteht nun darin, dass wir explizit eine christozentrische Spiritualität beschreiben und diese in Beziehung setzen zur psychotherapeutischen Arbeit. Damit betreten wir ein Stück Neuland. Während in den vergangenen beiden Jahrzehnten spirituelle Ansätze in der Psychotherapie im deutschsprachigen Raum überwiegend dem Buddhismus entlehnt wurden (beispiels diverse Achtsamkeitskonzepte und Elemente aus der dialektisch-behavioralen Borderlinetherapie nach Linehan), ist ein spezifisch christlicher Ansatz fast nur in angelsächsischen Publikationen zu finden. In der nun folgenden Skizzierung unseres Ansatzes lehnen wir uns an die von Orlinsky vorgeschlagene Gliederung zum Thema Behandlungsmodell des Therapeuten an (Abbildung 1, Seite 20, Behandlungsmodell des Therapeuten)
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Philosophisches Menschenbild und Ziele
Menschenb ild Ein Menschenbild muss immer im Zusammenhang mit einem Weltbild und einer Weltanschauung gesehen werden. Da wir den Menschen als von Gott geschaffenes Wesen betrachten, sind an dieser Stelle auch theologische Grundaussagen erwähnt. Hierzu gehört die Gottesebenbildlichkeit (Imago) jedes einzelnen Menschen als Grundhaltung für die Menschenwürde. Wir sehen im Gegenüber auch den „Lichtstrahl Gottes“: Christus ist das Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet. ( Joh. 1, 9) Wir sprechen in diesem Kontext von einer christozentrischen Spiritualität. Wa s meint nun der B e g riff christozentrische Sp iritua l ität ? Jesus sagt von sich: „Wer mich sieht, sieht den Vater (Gott)“. Der Weg in eine Gotteserfahrung, in der dieser als (gütiger und wohlwollender) Vater wahrgenommen wird, geht über die Menschwerdung Gottes, also über Christus. Eine christliche Spiritualität, die nicht auf das zentrale Element der persönlichen Gotteserfahrung verzichten will, wird immer eine „BeziehungsSpiritualität“ sein. Dabei geht es sowohl um eine grundsätzliche Orientierung als auch jeweils konkret um ein Geschehen im Hier und Jetzt. Wir sprechen hier also über eine in der subjektiven Realität des Patienten (wie auch des Therapeuten, wenn er denn diesen Glauben und diese Erfahrung teilt) erfahrene reale Begegnungsqualität, die nachhaltige Auswirkungen auf seine gesamte Lebensführung hat. Grundsätzlich laufen Vorgänge innerhalb der Person gleichzeitig und parallel in allen vier Dimensionen ihres Lebens (biologisch, psychologisch, sozial, spirituell) ab, wenn auch der eine oder andere Aspekt jeweils im Vordergrund steht. Martin Luther spricht hier von „et simul.“ Theologisch gesehen besteht als Grundproblematik eine Entfremdung, die sich auf alle vier Ebenen bezieht und zur Entwicklung von krankheitsrelevanten Störungen beitragen kann. 4
Ziele Nach dem Psychotherapieforscher Prof. Klaus Grawe ist eine Psychotherapie dann effektiv, wenn es dem Therapeuten gelingt, ihre Veränderungsziele in Einklang mit Grundmotivationen des Patienten zu erarbeiten und die Veränderungsschritte so zu gestalten, dass mehr Ressourcen aktiviert als Probleme aktualisiert werden. Die differenzierte Kenntnis dieser Grundmotivationen ist entsprechend wichtig. Bezogen auf eine christozentrische Spiritualität ist das übergeordnete Idealziel für einen menschlichen Lebenslauf die Wiederherstellung der Imago (Gottesebenbildlichkeit): „dass Christus in euch Gestalt gewinne“ (Gal. 4, 19) durch Überwindung der Entfremdung. Dieses Ziel gilt völlig unabhängig vom Vorliegen oder Nichtvorliegen einer psychischen Störung. Es handelt sich hier um einen lebenslangen Prozess, der immer wieder neu zu aktualisieren ist. Das betrifft einzelne Lebensphasen (Kindheit, Jugend, Berufsausbildung, Partnerschaft, Familiengründung, Abnabelung der Kinder, Altern, herannahender Tod …) ebenso wie konkrete Alltagssituationen in den einzelnen Lebensphasen. Diesseits der Ewigkeit kommt dieser Prozess nicht zum Abschluss. Als Orientierungshilfe für die inhaltliche Füllung der Zielsetzung „dass Christus in euch Gestalt gewinne“ ist u. a. die Bergpredigt (Matth. 5 –7) zu nennen. Insgesamt soll eine psychotherapeutische Behandlung dazu verhelfen, ein möglichst hohes Maß an Gesundheit in den folgenden vier Bereichen zu erreichen: Bio Körper Psycho Emotionen, Kognitionen,
Volition (Wille), Gewissen Sozio zwischenmenschliche
Beziehungen und Teilhabe an der Gesellschaft Spirituell haltgebende, emotional erfüllende Gottesbeziehung Selbstverständlich ist dabei situativ eine Begrenzung auf erreichbare Teilziele sinnvoll und notwendig.
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Kasten 2 –
Definition von Gesundheit
Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen (WHO). Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung im Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet. (Hurrelmann 2010, beides zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheit, Zugriff am 21.02.2018)
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Diagnostische Beurteilung der Erkrankung des Patienten
Hierzu dienen folgende Maßnahmen: • Klinische Untersuchung auf körperlicher und psychologischer Ebene • Testdiagnostik: Symptomskalen als Selbstbeurteilungs- und Fremdbeurteilungsskalen, Persönlichkeitstests, Ressourcenfragebögen, Religiositäts-Struktur-Test und weitere testdiagnostische Verfahren, die Religiosität (auch kulturübergreifend) erheben • Einordnung in gängige Diagnoseschemata ICD, ICF, DSM, OPD • Besprechung der diagnostischen Einordnung mit dem Patienten • Erstellung des Behandlungsplans
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Aus Punkt „a“ und Punkt „b“ abgeleitete Wege zum Ziel: Interventionstechniken und -aufgaben
Im Verständnis der christozentrischen Spiritualität hat Jesus den Weg aus der Entfremdung sowohl gebahnt und damit gangbar gemacht als auch für seine Nachfolger aufgezeigt. Einen hilfreichen Hinweis finden wir in den Evangelien in der Antwort Jesu auf die Frage was das wichtigste Gebot
sei: Liebe Gott, liebe deinen Nächsten, liebe dich selbst (Matth. 22, 37–39). Der Mensch kann die Entfremdung überwinden durch direkte, bezogene Begegnung („von Angesicht zu Angesicht“, griech.: „prosoponisch“) mit: • dem eigenem Körper (Selbstannahme und -liebe) • der eigenen Psyche (siehe die oben genannten vier Aspekte der Psyche) (Selbstannahme und -liebe) • den Mitmenschen (Nächstenliebe) • Gott (Vater, Sohn, Heiliger Geist) (Gottesliebe) Konkretionen und Interventionsebenen
Im Sinne der oben erwähnten weitgehenden Gleichzeitigkeit der Prozesse auf der biologischen, psychischen, sozialen und spirituellen Ebene und ihrer inhaltlichen Vernetzung untereinander ist die folgende Einteilung eine rein didaktische. Sie ist nicht erschöpfend und erfolgt beispielhaft unter dem Gesichtspunkt der Perspektivität. Körp er (Bio) Einflussnahme auf: Stoffwechsel (Ernährung, Fasten, Biorhythmus, Schlaf ), G eh irn (Psychopharmaka, transkranielle Magnetstimulation),muskuloskeletales System (Bewegung, Entspannung – z. B. progressive Muskelrelaxation-, Gymnastik, Sport, Sandsackboxen, Körperwahrnehmung, Konzentrative Bewegungstherapie, Feldenkrais u. a.)
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Ps yche Mögliche Interventionsebenen sind: Kognition, Emotion, Volition (Wille), normative (metakognitive) Strukturen und Schemata, Verhalten. Hier gibt es eine Fülle von bewährten psychotherapeutischen Verfahren, deren wir uns bedienen. Wichtig für die Auswahl im jeweiligen konkreten Fall ist die Passung. Im Vorfeld ist zum einen zu klären, ob der jeweilige Klient und Therapeut miteinander ein Arbeitsbündnis eingehen können und wollen (persönliche Passung,
therapeutische Beziehung). Zum anderen muss sichergestellt sein, dass die gewählten Interventionen sowohl mit dem Gewissen des Patienten als auch dem des Therapeuten kompatibel sind (kultur- und wertesensitive Psychotherapie). Beispielhaft zu nennen sind: Psychoedukation, kognitive Verhaltenstherapie, Expositionstrainings, psychodynamische Verfahren, systemische Therapie, Gesprächspsychotherapie, Schematherapie, ausgewählte imaginative und traumatherapeutische Verfahren (IRRT, EMDR), Acceptance and Commitment Therapy (ACT), Logotherapie,
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achtsamkeitsbasierte Verfahren, Positive Psychologie, Existenzielle Psychotherapie, Bindungspsychologie, Interpersonale Therapie IPT ggf. weitere Verfahren. S oz ia l Soziotherapie: Förderung der Kommunikationsfähigkeit, der Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben; gegebenenfalls Hilfestellung für die Alltagsstruktur und die Freizeitgestaltung, kontextbezogene Interventionen, Antistigmatherapie, ggf. Reintegration in einen selbstständigen Lebensvollzug.
zentraler Bedeutung, dass darin ein Raum von vorbehaltloser Annahme und Freiheit der Selbstäußerung geschaffen wird. Dafür ist primär der Therapeut zuständig. Therapeutische Beziehungsaspekte wie Übertragung und Gegenübertragung spielen eine wichtige Rolle im Behandlungsprozess und werden reflektiert und supervidiert. Nähere Ausführung hierzu siehe Anmerkungen. 7 Soweit zur Einordnung unseres Modells in das generische Modell der Psychotherapie nach Orlinsky. Ein kleines Fallbeispiel soll an dieser Stelle illustrieren, wie sich die Zugrundelegung des beschriebenen Modells in der therapeutischen Praxis auswirken kann.
Sp irituel l Spiritualität als Sinnerfahrung. Spiritualität als solche lässt sich ebenso wenig verordnen wie Sinn. Orientierungsangebote in diese Richtung müssen auf völliger Freiwilligkeit beruhen. Teilnahme oder Nichtteilnahme daran muss vom Behandler und dem ganzen Behandlungsteam als gleichwertige freie Entscheidung des Patienten respektiert und wertgeschätzt werden. Religiosität und Spiritualität wirken sich den meisten Studien zufolge positiv auf psychische und körperliche Gesundheit aus (Übersicht zum Beispiel bei Bonelli und König 2013). 5 Voraussetzung dafür ist, dass es sich um eine intrinsisch motivierte „Spiritualität/ Religiosität des Herzens“ handelt, und nicht primär um das Befolgen äußerer Regeln. Letzteres kann sich durchaus negativ auf den Gesundheitszustand auswirken, was ebenfalls in Studien nachgewiesen wurde. 6 Dem Angebot zur Ressourcenförderung im religiösen/spirituellen Bereich steht also von therapeutischer Seite eine Bereitschaft und Kompetenz zur kritischen Würdigung, gegebenenfalls auch Hinterfragung pathogener Strukturen in diesem Bereich gegenüber. Mögliche Beispiele für hilfreiche Angebote zur Ressourcenförderung in diesem Bereich sind aus christlicher Perspektive pastoraltheologische Vorträge, vertie-
fende Gesprächsrunden über Sinnfragen, Bibellese, narrative Theologie, Gleichnisse, Bibliolog, Kontemplation, Meditation, heilsame Vergegenwärtigung Christi als transzendente Erfahrung, Rituale, Symbole, Gebet, Beichte, Ermutigung, geistliche Musik, Vergebung, Tugend/Untugendkonzept, Klärung von Einstellungen und Werten und deren praktischer Umsetzung. Es versteht sich von selbst, dass ein Teil dieser genannten Beispiele völlig unabhängig vom klinischen Setting außerhalb desselben geschieht. Mögliche positive Rückwirkungen auf den therapeutischen Prozess im engeren Sinne sind jedoch nicht zu unterschätzen.
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Zwischenmenschliche Haltung zum Patienten
Den Patienten sehen wir als gleichwertiges und gleichrangiges Gegenüber, dessen Würde und Einmaligkeit wir achten und fördern wollen. Wir würdigen seine bisherigen Bewältigungsversuche, auch wenn sie mittlerweile dysfunktional und maladaptiv geworden sind und unterstützen ihn darin, besser geeignete Wege zu finden. Die therapeutische Beziehung ist dabei das Herzstück der Therapie. Es ist von
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(Neuro -) b io lo g ischer Asp ekt und Inter ventionseb ene Herr M. wird vom Hausarzt zur intensiveren Diagnostik in unser einwöchiges Assessment Programm geschickt. Als er hier eintrifft, fällt schon rein äußerlich sein schleppender Gang auf und die herabhängenden Schultern. Die Mimik erscheint starr, die Stimme ist leise und monoton, er wirkt bedrückt, resignativ und adynam. Seiner Arbeit als Bankkaufmann kann er schon seit Monaten nicht mehr nachgehen, er ist krankgeschrieben. Daheim hat er sich weitgehend zurückgezogen, er geht alleine gar nicht mehr aus dem Haus. Im Aufnahmegespräch ist zu erfahren, dass schon sein Vater unter Depressionen gelitten hat. Der ist vor einem Jahr gestorben. Ein Bruder des Vaters hat sich vor etlichen Jahren suizidiert. Er selber hat auch in den letzten Monaten immer wieder für sich an Suizid gedacht, befürchtet aber, er könnte deshalb in die Hölle kommen. Das hat ihn bislang davon zurückgehalten. Er ist überzeugt davon, die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen zu haben, die nicht vergeben werden könne. Er habe nämlich in seinen Gedanken gegen den Heiligen Geist gelästert und zwischenzeitlich auch gedacht: „Gut, dass der Vater endlich tot ist“. Seinem Pfarrer habe er das gebeichtet, der habe ihm Absolution erteilt und ihn beruhigen wollen, das sei ihm aber zu leichtfertig – die Konzentration fällt ihm spürbar schwer, nach einer halben Stunde bricht er das Gespräch ab.
Hier liegt eine schwere Depression mit grenzwertig psychotischer Symptomatik vor, die mit einer Störung der Botenstoffe im Gehirn (Neurotransmitter) einhergeht. Auch die familiäre Vorbelastung mit Depressionen spricht für einen relevanten (neuro-) biologischen Anteil am Krankheitsgeschehen. Die Überzeugung, eine spezifische Sünde begangen zu haben, die nicht vergeben werden kann, trägt wahnhafte Züge. Unter diesen Umständen ist eine psychotherapeutische Behandlung stark erschwert, eine medikamentöse Behandlung mit einem geeigneten Antidepressivum, unterstützt durch eine geringe Dosis eines Neuroleptikums (wegen der Wahnentwicklung) wird mit Einverständnis des Patienten eingeleitet und der Hausarzt informiert. Parallel wird eine stationäre Behandlung beim Kostenträger beantragt.
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Ps ych ischer Asp ekt und Inter ventionseb ene Als der Patient vier Wochen später zur Behandlung in der Klinik eintrifft, hat sich sein äußeres Erscheinungsbild schon deutlich gebessert. Das Gesicht wirkt lebendiger, ebenfalls die Körperhaltung. Nach wie vor ist die Stimmung gedrückt. Herr M. fühlt sich freudlos, der Antrieb ist nur wenig gebessert. Diesmal gelingt es relativ gut, das Aufnahmegespräch von einer Stunde Dauer konzentriert durchzuhalten. Wir erfahren, dass Herr M. an seiner Arbeitsstelle, wo er bereits seit 15 Jahren tätig ist, wenige Monate vor Ausbruch der Depression einen neuen Vorgesetzten bekommen hat. Im Unterschied zu seinem Vorgänger, der Herrn M. stets als einen kompetenten und verdienten Mitarbeiter behandelt und Wertschätzung entgegengebracht hat, lässt der neue Chef kaum ein gutes Haar an ihm. Er kritisiert an allem herum, wird dabei immer wieder laut. Bei Herrn M. löst dies eine Art Schreckstarre aus, er kann dem nichts entgegensetzen, zieht sich innerlich immer mehr zurück und fängt selber an, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Entsprechend nimmt die Fehlerquote zu. Allmählich findet er, dass sein Chef mit seiner Kritik sogar Recht hat. Bei der genaueren Erhebung der biografischen Anamnese fällt auf, dass der neue Chef
deutliche Parallelen zum Vater des Patienten aufweist. Der war zwar seinerseits immer wieder depressiv, aber durchaus auch cholerisch und nörgelte chronisch am Patienten herum. Nie hatte sich Herr M. getraut, ihm zu widersprechen. Nach Abschluss seiner Banklehre hatte er bewusst eine Arbeitsstelle in 300 km Entfernung angetreten, um den Kontakt auszudünnen. Vor einem drei viertel Jahr war der Vater gestorben. Eine echte Aussprache zwischen den beiden hatte es nie gegeben. Aus psychotherapeutischer Sicht hatte der Patient (in tiefenpsychologischer Deutung) den neuen Chef innerlich ähnlich erlebt wie damals den eigenen Vater: „eine Person mit übergeordneter Autorität demütigt mich und macht mich klein, ich habe keine Chance gegen ihn anzukommen, es ist besser, ich mache mich selber klein. Außerdem darf ich mich sowieso nicht auflehnen, das ist verboten, ich muss ja Vater und Mutter gehorchen, sonst begehe ich eine Sünde“. (Diese Deutung ist zunächst nur für den Therapeuten hilfreich. Sie kann nur allmählich und in kleinen Schritten mit dem Patienten erarbeitet werden, um ihn nicht zu überfordern. Er darf ja gemäß seines inneren Systems nichts „Böses“ über seinen Vater denken oder gar sagen. Es bedarf jetzt parallel weiterer Interventionen auf anderen Ebenen.) S oz ia ler Asp ekt und Inter ventionseb ene Das soziale Milieu einer stationären Psychotherapie bringt es automatisch mit sich, dass der Patient nicht im sozialen Rückzug verharren kann. In täglichen Gruppentherapiesitzungen mit unterschiedlichen Zugangswegen und Inhalten wird dem Patienten deutlich, dass andere Mitmenschen zwar individuell andere Problemlagen mit sich herumschleppen, aber es doch viele Gemeinsamkeiten gibt. Er findet bei seinen Mitpatienten Verständnis für seine berufliche Ausweglosigkeit, die ihn in die Krankschreibung brachte. Und er sieht bei anderen, wie die aktuelle Situation oft ihre Wurzeln in früheren Erfahrungen hat, insbesondere aus den Kindheitstagen. Melodien aus der Musiktherapie erinnern ihn an Radiomelodien, mit denen er sich
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tröstete, wenn der Vater ihn wieder einmal angeschrien oder (was seltener vorkam) geschlagen hatte. Eine Mitpatientin liest in der Gruppentherapie einen fiktiven Brief vor, den sie an ihre Mutter verfasst hat. Dabei stellt Herr M. plötzlich bei sich selbst eine enorme Wut fest, die er auf die Mutter dieser Patientin entwickelt, als er hört, was diese ihr angetan hat. Er sagt ihr das. Wie vom Donner gerührt sitzt er da, als diese Mitpatientin ihm erwidert: „Dein Vater hat dich ja nicht gerade besser behandelt!“ Erst jetzt erschließt sich für den Patienten ein innerer Zugang zur lange unterdrückten Wut. Die war nämlich von Kindesbeinen an verpönt. Zum einen aus kindlicher Angst vor Prügeln, zum Zweiten aus Gründen der eigenen Ethik (ich will mit meiner Wut niemandem schaden) und zum Dritten aus religiösen Gründen (Vater und Mutter ist in jedem Fall ehrerbietiger Gehorsam zu leisten). Wut bedeutet auch Kraft. Die kann der Patient dringend gebrauchen, um aus seiner Depression herauszufinden. Der Therapeut sieht jetzt eine Chance, in den kommenden Therapiesitzungen mit ihm einen Zugang zu dieser Kraft zu erarbeiten. Früher oder später wird es dabei auch um die innere Verbindung zwischen dem kleinen Jungen von damals in seiner Beziehung zum Vater einerseits und dem erwachsenen Bankkaufmann in seiner Beziehung zum neuen Vorgesetzten andererseits gehen. Um hier erfolgreich tätig zu werden, bedarf es jedoch einer weiteren Ebene: Sp irituel ler Asp ekt und Inter ventionseb ene Völlig betroffen von der Aussage seiner Mitpatientin, sein Vater habe ihn nicht besser behandelt als die Mutter der Mitpatientin ihre Tochter, ist Herr M. damit konfrontiert, in seinem Herzen Wut gegenüber dem (bereits verstorbenen) Vater anzutreffen, gegen den er sich nie wirksam abgrenzen konnte. Sofort gerät er in Konflikt mit seinen religiösen Idealen und Ansprüchen an den eigenen Charakter. Der Therapeut weiß, dass auch andere Patienten in der Gruppe mit dieser Konfliktspannung zu kämpfen haben und nutzt die Situation,
B ehand lung smo del l des Therap euten
„Erkran kung “ des Patienten
A Philosophisches Menschenbild (Ziele)
A Erscheinungsbild des Krankheitserlebens
Passung zwischen Behandlungsmodell und Erkrankung des Patienten
B Diagnostische Beurteilung der Erkrankung des Patienten
des Patienten
B Konzeptionelle Schlussfolgerung aus A
C Interventionstechniken (Aufgaben) D Zwischenmenschliche Haltung zum Patienten
Passung zwischen Behandlungsmodell und Therapeut
Therapeutische Beziehung: Ib Arbeitsbeziehung (Allianz)
Therapeutische Beziehung: Ia Arbeitsbeziehung (Allianz)
Konsens und Kooperation hinsichtlich der Ziele und Aufgaben
Konsens und Kooperation hinsichtlich der Ziele und Aufgaben
Therapiebezogene Merkmale
Therapeutische Beziehung
Passung zwischen Behandlungsmodell und Patient
Therapiebezogene Merkmale
Therap eut
persönlicher Rapport
Patient
Personale Merkmale
Passung zwischen den Persönlichkeiten von Therapeut und Patient
Personale Merkmale
das Gruppengespräch auf dieses Thema zu lenken. Ihm ist ebenfalls bewusst, dass nicht wenige von ihnen parallel durchaus auch positiv in ihrer Spiritualität verwurzelt sind. Manche von ihnen wären angesichts schier unüberwindbarer innerer oder äußerer Berge ohne ihren persönlichen Glauben, an Sinnentleerung schier verzweifelt. Er darf also das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Seinerseits gut in der eigenen Spiritualität und einem persönlichen Gottesbezug verwurzelt und darüber hinaus bewandert in der Bibel, zitiert er die provokante Abgrenzung Jesu gegenüber seiner Mutter Maria: „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?“ ( Joh. 2, 4) und fördert einen emotional authentischen Ausdruck von (durchaus ambivalenten) Gefühlen unter den Mitpatienten. Dabei achtet er darauf, nicht in die Rolle dessen zu geraten, der den Patienten vorschreibt, was sie fühlen sollen.
Gerade im spirituell-religiösen Bereich ist Behutsamkeit geboten in allen Interventionen. Dies gelingt am besten, wenn der Therapeut zunächst die diesbezüglichen Systeme seiner Patienten differenziert exploriert und sich ein Verständnis für den möglichen Zusammenhang zur aktuellen Symptomatik erarbeitet. Er sollte dabei darauf achten, sowohl problematische Aspekte als auch mögliche Kraft-und Bewältigungsquellen aufzuspüren und mit dem Patienten durchzuarbeiten. Die eigene persönliche Überzeugung des Therapeuten wird dabei im Hintergrund (wie bei allen sonstigen psychotherapeutischen Interventionen auch) stets eine Rolle spielen. Umso wichtiger ist es, dass er sich dieser Tatsache bewusst ist und jeglicher Versuchung widersteht, diese seinem Patienten überzustülpen. Dies wäre nicht nur unprofessionell, sondern manipulativ und würde (so meine persönliche Überzeugung) auch
dem Geist des Evangeliums widersprechen. Andererseits sollte er sich im Sinne seines generell ressourcenorientierten Vorgehens nicht davor scheuen, hier auch die spirituellen Stärken seines Patienten einzubeziehen. Wie bereits gesagt: eine Psychotherapie ist dann effektiv, wenn es dem Therapeuten gelingt, ihre Veränderungsziele in Einklang mit Grundmotivationen des Patienten zu erarbeiten und die Veränderungsschritte so zu gestalten, dass mehr Ressourcen aktiviert als Probleme aktualisiert werden.
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Schritt für Schritt gelingt es, Herrn M. an eine authentische Wahrnehmung seiner Gefühle heranzuführen. Er lernt es, auch „negativen“ Gefühlen gegenüber eine nicht verurteilende Haltung einzunehmen. In psychoedukativen Gruppen wird ihm deutlich, dass Gefühle einerseits gute Indikatoren für den eigenen seelischen Zustand sind
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und somit als Botschafter ernst zu nehmen, andererseits aber schlechte Entscheider sind. Ein Gefühl wie Wut oder Angst bewusst wahrnehmen bedeutet nicht, kopflos aus Wut oder Angst heraus zu handeln. Das hatte er früher – teils unbewusst – stets befürchtet. So hatte er es ja auch (u. a. von seinem Vater) vorgelebt bekommen. Und er versteht, dass emotionale Echtheit keineswegs im Widerspruch steht zu seinem tiefen Wunsch, mit Gott und seinen Geboten im Einklang zu leben. Angeregt durch die pastoraltheologischen Vorträge in der Klinik, entdeckt er die Psalmen und findet darin die ganze Breite an menschlichen Gefühlen zum Ausdruck gebracht – offensichtlich legitimerweise (sonst stünde das ja nicht in der Bibel). Seine Befürchtung, die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen zu haben und auf ewig in die Hölle verbannt zu werden hat sich völlig aufgelöst. Gott hat für ihn, der sich stets als gläubiger Mensch gesehen hat, ein nachhaltig anderes Gesicht gewonnen. Das wird ihn weiter begleiten. Die neuroleptische Medikation kann abgesetzt werden, die Antidepressiva sollten zur Rückfallprophylaxe noch eine Weile weiter eingenommen werden. Seine Familie ist tief beeindruckt von dem Veränderungsprozess, der hier innerhalb weniger Wochen stattgefunden hat. In Kürze kann er seine Arbeit in Form einer stufenweisen Wiedereingliederung wieder aufnehmen.
nis in der Konfrontation mit psychischen Leiden existenzielle und Sinnfragen stets mitschwingen. Ob sie jedoch angesprochen und vertieft werden oder nicht, liegt in der Entscheidung des jeweiligen Patienten. Die konkrete psychotherapeutische Arbeit wird sich sinnvollerweise zunächst auf die Krankheitssymptomatik konzentrieren, die in die Behandlung geführt hat. Es stellt allerdings eine wertvolle Ressource dar, wenn zur Krankheitsbewältigung auch der Bereich von Religiosität und Spiritualität mit einbezogen werden kann. Anmerkungen 1 zur Verbesserung der Lesbarkeit wird durchgängig der männliche Artikel verwendet, die weibliche Form ist selbstverständlich ebenso damit gemeint. 2 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Psychotherapie_in_Deutschland 3 Orlinsky DE: Learning from many masters, Psychotherapeut 39:2 –9 (1994) 4 „Einführung in die Anthropologie Christlich-integrativer Beratung und Therapie.“ de’ignis-Magazin 50/2015 ab S. 28 5 Bonelli RM, Koenig HG 2013: Mental disorders, religion and spirituality 1990 to 2010: a systematic evidence.based review. R Relig Health 2013 Jun; 52(2): 657– 673 6 Murken, Sebastian: Gottesbeziehung und psychische Gesundheit: die Entwicklung eines Modells und seine empirische Überprüfung. Münster; New York; München; Berlin : Waxmann, 1998. 7 Senst, Rolf: Mündigkeit in der Therapie. In: de'ignis-Magazin Nr. 48/2014, S. 10 ff. 8 Orlinsky DE: Learning from many masters, Psychotherapeut 39: 2– 9 (1994)
(Kleines) Fazit
Es ist ein Gebot sowohl zwischenmenschlicher als auch professioneller Ethik, Patienten in ihrer Einmaligkeit, ihrem Wertesystem und ihrer kulturellen Prägung zu respektieren. Dass dies auch spirituelle und religiöse Aspekte mit einschließt, kann in der aktuellen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mittlerweile als Allgemeingut gelten. Im deutschsprachigen Raum sind diesbezügliche Konzepte bislang nur wenig formuliert und in einen größeren fachlichen Verstehenshorizont eingeordnet. Vor diesem Hintergrund umreißen wir ein bio-psycho-sozio-spirituelles Modell von Psychotherapie und seine Anwendung in unserer klinischen Praxis. Es sei an dieser Stelle betont, dass nach unserem Verständ-
Autor
Dr. med. Rolf Senst ist Facharzt für Psychiatrie, psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit Zusatzbezeichnung Rehabilitationswesen und Spezielle Psychotraumatherapie DeGPT, IRRTTrainer und Supervisor sowie ärztlicher Direktor der de’ignis -Fachklinik.
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Ein Plädoyer für mehr christliche Werte und Spiritualität in Psychologie und Psychotherapie
die Psychologie studieren erle•benChristen, häufig einen Konflikt zwischen den
Lebenssinnes. Der kognitive Grund liegt im Reduktionismus der Person des Menschen in diesen Modellen, was trotz vieler Persönlichkeitstheorien deutlich erkennbar ist.“
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Thesen der akademischen Psychologie, mit ihrer materialistischen Orientierung und den Aussagen der christlichen Theologie und Dogmatik (vergl. Szyszkowsi Der Einfluss von Philosophie auf 1998). John Sheperd (2002) lenkt in seinen die Psychologie im Spannungsfeld Betrachtungen über das Problem der Inte- zur Theologie gration von Psychologie und Christentum, Die Psychologie basiert auf bestimmten die Aufmerksamkeit darauf, dass in der anthropologischen und methodologischen Psychologie unterschiedliche weltanschau- Annahmen. Letztendlich sind die Gründe liche Positionen aufeinandertreffen. In der für die Unterschiede der einzelnen psychozeitgenössischen Psychologie dominieren logischen Schulen in eben diesen AnnahTendenzen von Materialismus, Rationa- men zu suchen. Dies ist auf den ersten Blick lismus, Determinismus und Relativismus. oft nicht erkennbar, somit handelt es sich Genauso sichtbar sind die Annahmen, dass um versteckte philosophische Grundandie Menschen weder bewusst, noch frei oder nahmen. Warum sollte man also nicht, moralisch verantwortlich in ihrem Handeln wie andere Weltanschauungen das auch sind. Für Christen bedeuten diese philoso- tun, von christlicher Seite den Versuch phischen Annahmen ein Spannungsfeld, machen, die menschliche Psyche aus Sicht da sie mit den Aussagen ihres Glaubens der christlichen Anthropologie zu betrachten. Die in der Psychoanalyse oder anderen im Widerspruch stehen. Das 20. Jahrhundert war durch bedeut- Psychologierichtungen in Bezug auf Es, Ich, same Entwicklungen des philosophischen Über-Ich, Archetypen, kognitive Netze, etc. Gedankenguts und durch die Ausprägung angenommenen Thesen und Paradigmen diverser Schulen und Richtungen gekenn- sind heuristisch nicht erfolgreicher als die zeichnet, die wesentlich zum Verständnis im Christentum angenommene Konzepder menschlichen Psyche beigetragen haben. tion der Sünde, Gnade und Erlösung. Durch Trotz relevanter Errungenschaften sind Jahrzehnte hindurch bewährte sich die die Psychoanalyse, der Behaviorismus, die christliche Sicht des Menschen sehr hilfhumanistische oder transpersonale Psycho- reich in Theorie und Praxis. logie an ihre Grenzen gestoßen. Dies führte Eine Begegnung von Glaube und Theologie zur Suche nach neuen Möglichkeiten, wie mit anderen Richtungen dieser durchaus man den Menschen besser verstehen und bereichernden wissenschaftlichen Diszipliihm helfen kann. Die einzelnen Schulen nen kann sowohl an der Universität als auch unterscheiden sich in ihren Zielen, For- im Therapiezimmer stattfinden. Universischungsgegenständen, angewandter Dia- tätszentren, insbesondere christliche, sollten gnostik und Therapiemethoden etc. Vor sich Mühe geben, die Errungenschaften der diesem Hintergrund ist es eine berechtigte Psychologie unter Berücksichtigung einer Aufgabe, Erkenntnisse aus der christlichen christlichen Konzeption des Menschen und Anthropologie in die wissenschaftliche Dis- seines Lebens neu zu interpretieren. Bei der kussion einzubringen, um inhaltliche und Darstellung der menschlichen Existenz darf methodische Akzente zu setzen. man von der geistigen Sphäre, vom Ziel Prof. Krystyna Ostrowska (2006, S. 60) und von der Bestimmung des Menschen sagt: „Es gibt zwei Gründe dafür, warum keine Abstriche machen. die Entfaltung einer durch Religion, Theo- Es besteht eine Abhängigkeit zwischen logie und christliche Philosophie beeinflus- ontologischen Modellen und empirischer sten Psychologie erwünscht ist. Die Gründe Theorie, was M. Utsch (1998) betont. Zimsind kognitiver und praktischer Art. Die bardo lenkt seine Aufmerksamkeit auf Vorpraktischen Gründe ergeben sich aus aktu- aussetzungen, die für jede psychologische ellen Problemen, mit denen der moderne Theorie grundlegend sind. Herzog wies auf Mensch zu kämpfen hat, z. B. Verlust des „verborgene Menschenmodelle“ hin, die für 23
die wissenschaftlichen psychologischen Theorien Grundlagen geschaffen haben. Es ist gut, das bei ontologischen Modellen implizit enthaltene Wissen vom expliziten Wissen, welches von bestimmten Theorien ausgeht, zu unterscheiden. Jede psychologische Richtung basiert (absichtlich oder unabsichtlich) auf einer bestimmten Weltanschauung. Wie McMinn (1996, S. 16) schreibt: „Jeder Technik liegt eine angenommene Theorie und jeder Theorie liegt eine Weltanschauung zugrunde.“ Heutzutage ist es notwendig, im Licht der christlichen Anthropologie und Errungenschaften der empirischen Psychologie Begriffe wie Gesundheit, psychische Erkrankungen, Normen und Pathologien neu zu definieren. Das in der Psychologie zur Zeit dominierende Modell der statistischen Norm berücksichtigt die Natur des Menschen nicht ausreichend – es ist für kulturelle Einflüsse sehr anfällig. Die Folge davon könnte unter Umständen die Anerkennung der freien Partnerschaften als eine Norm und die Betrachtung der Ehe als eine Pathologie sein. Die zweite Aufgabe ist es, die Verbindungen zwischen dem psychischen Leben und der geistigen Sphäre aufzuzeigen. Wie psychophysische Forschungen zur Erkenntnis der Natur von psychosomatischen Erkrankungen beigetragen haben, so kann die Erkenntnis der Erkrankungen in der geistigen Sphäre (Sünde) zur Entwicklung der Noopsychosomatik führen. Manche Handlungen in dieser Richtung wurden schon im Bereich der Logotherapie von Frankl und von seinem Nachfolger auf polnischem Boden z. B. von Prof. K. Popielski (1993) unternommen. Es gibt viele menschliche Erfahrungen, die von Psychologen als Tabuthemen betrachtet werden. Bis vor kurzem gehörten zu solchen Themen: das Schuldgefühl und die Vergebung. Weiterhin gelten als Tabuthemen: die Problematik der Sünde und der Gnade, die Verdammnis und Erlösung. Von besonderer Bedeutung ist die Frage der Existenz Gottes. Eine grundsätzliche Frage stellt sich im Zusammenhang der Rolle von Religion
Ist das Gehirn Erzeuger oder nur Werkzeug des menschlichen Geistes? bei der Interpretation zwischenmenschlicher Kommunikation. Wenn es nämlich keinen Gott gibt, ist dann jede mystische Erfahrung, Offenbarung, Ekstase als eine Halluzination zu interpretieren? Auch das Gebet und andere Kultakte können dann höchstens als Techniken der Autosuggestion und nicht als eine interpersonale Begegnung des Menschen mit Gott betrachtet werden. Die Heiligen könnten als kranke Menschen und die Beter als die von der realen Welt Entfremdeten angesehen werden. Wenn wir Psychologie aus christlicher Sicht betrachten, wollen wir keinen extremen Standpunkt vertreten, welcher behauptet, dass jede natürliche Erkenntnis aus anderen Quellen als der Bibel ein Feind des Glaubens ist. Es ist vielmehr anzunehmen, dass sich wissenschaftliche Angaben und christliche Weltanschauung ergänzen, was wir auch aus den Enzykliken von Papst Johannes Paul dem II.: „Veritatis splendor“ sowie „Fides et Ratio“ erfahren können. Das Problem liegt darin, dass die auf dem Weg des Empirismus erstellten Thesen manchmal auf eine dogmatische Art und Weise als wahr dargestellt werden. Eine der Annahmen der zeitgenössischen Wissenschaft ist der Naturalismus oder der Materialismus. Für beide Richtungen sind immaterielle Erscheinungen nicht existent. Diese theoretischen Voraussetzungen lassen sich nicht beweisen, es sind nur Annahmen. Wenn wir aber das Wesen des Menschen mit seinen neuronalen Prozessen im Gehirn, sowie das Bewusstsein, die Emotionen oder die Moral aus der Sicht der Psychologie betrachten, ist es schwer anzunehmen, dass diese Erscheinungen rein natu-
ralistisch erklärt werden können. Es bleibt die Frage, ob geistige, besonders mystische Erfahrungen, ausschließlich ein Erzeugnis des Gehirns sind oder ob das Gehirn ein Werkzeug für den menschlichen Geist ist (vergl. D. O’Leary, M. Beauregard, 2007). Ist das Gehirn Erzeuger oder nur Werkzeug des menschlichen Geistes? Eine Gefahr, auf die ein christlich orientierter Psychologe bei der Bildung seiner Theorie Rücksicht nehmen muss, ist das verwischen der natürlichen und übernatürlichen Ordnung. Die in „Fides et Ratio“ (Johannes Paul II, 1998) stehenden Hinweise ermöglichen die Erkenntnis der Wahrheit über den Menschen und seine Natur ohne Reduktionismus und ohne Vermischung der natürlichen und übernatürlichen Ordnung (Porczyk, 2000, S. 3 –5). Viele philosophischen Thesen der Psychologie sind Annahmen (a priory) und befinden sich damit im Vorfeld der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Damit scheint die Entscheidung für eine andere Option arbiträr und damit beliebig zu sein. Die Christen glauben, dass ihre philosophischen Annahmen auf der offenbarten Wahrheit basieren und aus oben genannten Gründen ist es gerechtfertigt, diesen Annahmen im Verhältnis zu Thesen der säkularen Psychologie Vorrang zu geben. Dies könnte eine Ursache für Konflikte zwischen akademischer Psychologie und Christentum darstellen. Es wäre unvernünftig, wenn Christen alle Errungenschaften der Psychologie ablehnen würden, die sich weitgehend auf wissenschaftliche Experimente und empirische Studien stützen. Genauso unvernünftig wäre es, wenn man zugunsten säkularer Psychologie christliche Errungenschaften
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ablehnen würde, nur, weil sie nicht bewiesen werden können, da sie tatsächlich außerhalb der wissenschaftlichen Forschungsmethodik liegen. Vielmehr geht es um eine Synthese, die sowohl ein kohärentes System des Wissens darstellt, als auch eine praktisch anwendbare Therapieform bedeutet. Der Prozess der Verbindung von Psychologie und Christentum verläuft so, dass man von einem christlichen Standpunkt ausgehend verschiedene Elemente philosophischer Thesen so zu bewerten versucht, dass man unterscheiden kann, was mit dem christlichen Glauben im Einklang steht und was nicht, um das Übereinstimmende zu adaptieren und das anzupassen, was mit dem Glauben in Einklang gebracht werden kann ( Johnson & Jones 2000, S. 172). In diesem Prozess werden Inhalte berücksichtigt, die mit dem Christentum kompatibel und ganz durch Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen bestätigt sind. Zusammenarbeit von Theologie und Psychologie in gegenseitigem Respekt
Jedes psychologische Modell besitzt Elemente, die mit dem Glauben übereinstimmen und deswegen für einen christlichen Psychologen attraktiv zu sein scheinen. Jedes Modell enthält auch Elemente, die mit dem biblischen Glauben nicht kompatibel sind, was dazu führt, dass man mit Inkonsequenzen, Schwächen und Problemen dieses Modells ringen muss. Keine Theorie darf abgelehnt werden, ohne geprüft zu sein, aber ebenso darf keine kritiklos übernommen werden. Der richtige Ort für die Korrektur einer Theorie ist das Therapiezimmer. Ein nicht
christlicher Therapeut ignoriert das ewige Leben und lenkt seine Aktivität auf den irdischen Wohlstand des Menschen. Manchmal ist solch eine Haltung eine Begrenzung der Perspektive der menschlichen Existenz auf das irdische Leben. Kurzfristige Hilfe, die unangenehme Beschwerden mildert, muss keine Heilung und Hilfe beim Erreichen eines langfristig erfüllenden Lebenskonzeptes bedeuten. Man muss daran denken, dass viele Krisen, Konflikte und psychische Erkrankungen dadurch verursacht werden, dass der Mensch seine Wurzeln und sein Lebensziel nicht versteht. Wenn sich die Psychologie dagegen wehrt, die Religion zu akzeptieren (vgl. Witz, 1994), dann soll sie erkennen, dass sie ihre Grenzen überschreitet und nicht kompetent genug ist, um Antworten in Bezug auf den Sinn des Lebens, des Leides und des Todes zu geben. Ein am christlichen Glauben orientierter Psychologe kann den leidenden und verletzten Menschen Antworten geben, die eine Perspektive auf existenzielle Fragen des Lebens ermöglichen, die über die psychologischen Möglichkeiten hinausgehen. Dieses erweiterte Konzept eröffnet dem hilfesuchenden Menschen die Möglichkeit auch Fragen des Leides in seine Entwicklung sinnvoll zu integrieren. Die Spezifik einer christlich orientierten Psychologie ist darin sichtbar, dass sie auf wissenschaftlichen Grundlagen im Bereich von Psychologie und Theologie basiert; sie berücksichtigt die Existenz Gottes und seinen Einfluss auf den Menschen; sie setzt eine psychophysisch-geistige Einheit des Menschen und seine persönliche Berufung von Gott zur Fülle des Lebens voraus; wendet alle psychotherapeutischen Techniken an, die theologisch begründet mit der Bibel übereinstimmen. Sie setzt auch die Bedeutung der persönlichen Beziehung des Therapeuten zu Gott (Demut und Offenheit für Gaben des Heiligen Geistes) für die Wirksamkeit der Therapie voraus. In begründeten Fällen nimmt sie die Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten in Anspruch, darunter auch mit den Geistlichen (Pfarrern, geistlichen Leitern, etc.). In der christlichen Beratung wird die christliche Anthropologie bewusst als Grundlage
gewählt. Es ist nicht möglich einem Christen zu helfen, wenn man seine Beziehung zu Gott und seine moralischen Werte beiseiteschiebt. Eine der wichtigsten Fragen für Christen ist: Wie ist deine Beziehung zu Gott? Dabei geht es um die Hilfeleistung beim Wiederaufbau und Entfalten eines stabilen Identitätsgefühls. Bei diesem Prozess sind folgende Fragen sehr wichtig: Woran glaube ich und woran glaube ich nicht? Was ist in meinem Leben wichtig und was nicht? Was sind die Ziele des Lebens? Das Ziel der christlichen Beratung beruht nicht darauf, den Menschen für eine bessere Kontrolle seines Lebens im Sinne von Selbstverwirklichung auszurüsten: Es geht eher darum, sich vertrauensvoll Gott hinzugeben, um Berufung und Lebenssinn zu empfangen. Es geht um die Einsicht in die eigene geistige Entwicklung, die Prägung des Gewissens und um Hilfestellung bei moralisch gesunden Entscheidungen. Auch für Nichtchristen kann das Angebot der christlichen Beratung attraktiv sein. Die christliche Beratung für Nichtchristen besteht darin, dass man aus der Perspektive psychologischen Wissens und den geoffenbarten theologischen Wahrheiten den Hilfesuchenden in seinen Blockaden wahrnimmt, Blockaden, die seinen Geist verschließen und ihn innerlich erstarren lassen. Der Berater soll ihm helfen, von diesen Fesseln frei zu werden und ihm die Tür zur Lebensfülle aufzumachen, in dem er dem Hilfesuchenden biblische Lebensprinzipien erläutert, im Sinne einer entspannten frohmachenden Botschaft durch das befreiende Wirken des barmherzigen Gottes. Dies muss allerdings auf behutsame Weise mit dem Einverständnis des Klienten erfolgen, aber keinesfalls im Sinne einer Indoktrination. Unter Christen finden wir unterschiedliche Meinungen über Psychologie im Allgemeinen und insbesondere der Psychotherapie. Eine extreme Gruppe bilden diejenigen, die glauben, dass allein die Bibel die Wahrheit enthält und sie deshalb kein Vertrauen zur Psychologie haben. Den anderen extremen Standpunkt vertreten diejenigen, die bereit sind, zeitgenössische in der Psychologie enthaltene Ansichten anzunehmen, selbst
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wenn sie biblischen Aussagen ausdrücklich widersprechen. Zwischen diesen beiden Extremen ist ein ausgewogener Standpunkt notwendig. ( Johnson & Jones 2000) Viele Christen, die der Psychologie gegenüber in Opposition bleiben, tun dies, weil sie Psychologie für ineffektiv halten. Manche stellen die Wissenschaftlichkeit der Psychologie in Frage, aber psychologische Sachverhalte lassen sich nicht immer auf empirische Weise verifizieren. Oftmals muss man sich mit subjektiven Ergebnissen auch im Bereich der Forschung zufriedengeben, vor allem wenn es sich um geisteswissenschaftliche Erkenntnisse handelt. Es wäre ein Missverständnis zu behaupten, dass die Psychologie deshalb nicht wissenschaftlich ist. Sie liefert nämlich viele nützliche Erklärungen über die Psyche des Menschen und seine Verhaltensweisen. Wichtig ist, dass sich Theologie und Psychologie, Glaube und Therapie mit gegenseitigem Respekt begegnen, und sich gegenseitig bereichern. Aus diesem Dialog erwachsen Chancen für neue fruchtbare Konzepte, wenn beide Seiten die Kompetenzen des Gegenübers wertschätzen und die Grenzen der eigenen Disziplin akzeptieren.
Autor
Romuald Jaworski ist katholischer Pfarrer, Professor, Psychologe und Psychotherapeut, Gründer und Supervisor der Gesellschaft für Christliche Psychologen in Warschau. Leiter des Lehrstuhls für Religionspsychologie an der Kardinal Wyszyński-Universität in Warschau, Priester der Diözese Plock in Polen. Langjähriger Leiter eines Priesterseminares, Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen im Bereich von Psychologie und Glaube. Wissenschaftlicher Beirat am de’ignis-Institut.
Die Vorstellung von Person und Personalität in der Antike und im Neuen Testament Winfried Hahn über einen gesunden Glauben – eine gesunde Spiritualität – die eine reife und gesunde Persönlichkeitsentwicklung fördert hin zur Mündigkeit und einem Lebensstil, der die Übernahme von Verantwortung für sich selbst und das Gemeinwohl beinhaltet.
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Zur Diskussion : Hier werden Beiträge veröffentlicht, die nicht in allen Punkten der Meinung des Redaktionsteams entsprechen müssen.
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Der Begriff Person hatte in verschiedenen Epochen unterschiedliche Bedeutung und war und ist mit unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Vor allem die Fragestellung: Was ist eine Person, was macht sie aus, was bestimmt ihren Willen, ihr Denken etc.? Gibt es überhaupt etwas für eine Persönlichkeit Charakteristisches, so etwas wie einen Persönlichkeitskern oder besteht die Persönlichkeit bzw. Identität aus willkürlich zusammengewürfelten und irgendwie miteinander verbundenen Facetten, aus Fragmenten von Prägungen, Erziehung, Erlebnissen, Erinnerungen, eine Mischung aus Sozialisation und dem Einfluss von Genen. Was macht uns aus, was bestimmt uns, wer sind wir, wer bist du, wer bin ich? Gibt es mich als Person mit Sinn und Ziel oder nur als eine Ansammlung von ReizReaktionsmustern? Wer bin ich, wer sind wir? Fragen, die sich die Menschen seit Jahrtausenden gestellt haben und immer noch stellen, Fragen, die für die Entwicklung einer christlichen Anthropologie von entscheidender Bedeutung sind. Wie sieht die Bibel im Alten Testament den Menschen, wie im Neuen und welche Vorstellung von Persönlichkeit vermittelt sie. Zur Geschichte des Personenbegriffs
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Der Begriff Person bedeutet, ausgehend von der griechischen Wortbedeutung Rolle oder Maske.1 Im griechischen Theater trugen die Schauspieler Gesichtsmasken, die die Rolle, die sie spielten, symbolisierte. Anders als bei heutigen Schauspielern versuchten sie nicht das Individuelle der Figuren, die sie spielten, herauszuarbeiten. Es ging nicht um ein Individuum, das auf der Bühne oder in seinem Leben agiert und individuelle Züge trägt. Der Mensch in der Antike ist nicht Individuum mit individuellen Zügen, nein er ist Maske, und durch ihn hindurch wirken andere Kräfte, denen er mitunter ausgeliefert ist. Götter führen ihre Intrigen gegeneinander, indem sie die Menschen als Figuren steuern und für ihre Ziele einsetzen. Etwas überspitzt ausgedrückt könnte man
also sagen: In der Antike (ähnliches gilt für das Mittelalter und über die Reformation hinaus) stellte sich nicht die Frage: Wer bist du? Sondern eher: Wer oder was reitet dich gerade? Welcher Gott, welche Kraft, welcher Geist wirkt gerade durch dich? Wer oder was steckt hinter deiner Maske? So wurde also eine Person nicht mit festen Grenzen wahrgenommen, vielmehr hatte man die Vorstellung, die Grenzen einer Person sind durchlässig.2 Auch im Alten Testament und auch im Neuen entdecken wir, dass Personen keine festen Grenzen haben, sondern durchlässig sind, sowohl für positive wie für negative Kräfte und Einflüsse. So bemächtigt sich ein böser Geist des Königs Saul und bestimmt seine Handlungen.3 Aber auch Gott spricht durch seinen Geist zu den Menschen z. B. durch die Propheten. Im Neuen Testament lesen wir vor allem in den Evangelien immer wieder von Dämonen, die in Menschen wirken und von Jesus und seinen Jüngern ausgetrieben werden. Auch bei Johannes dem Täufer scheinen die Grenzen nicht starr, sondern durchlässig zu sein. War er Johannes, oder war er Elia? Welche Identität hatte er? Klaus Berger 4 (und vor ihm schon viele andere) unterscheidet hier zwischen der Identität einer Person durch die aber gleichzeitig die Substanz einer anderen Person hindurchwirken kann. Er war Johannes nicht Elia, aber ging in seinem Geist und in seiner Kraft einher. 5 Er verkörperte zwei Identitäten, die sich jedoch gegenseitig nicht ausschlossen. Johannes der Täufer war durchaus eine eigenständige Person, aber in ihm wirkte die Substanz des Elia. Ausgehend von unserem modernen autonomen Persönlichkeitsbegriff, bei dem jedes Individuum feste Grenzen hat oder haben soll, sind diese Gedanken schwer nachvollziehbar. Neutestamentliche Christusidentität
Die Auseinandersetzung mit den neutestamentlichen Aussagen über Vater, Sohn und Heiliger Geist führte zu unserem modernen Persönlichkeitsbegriff. Wenn Jesus sagt: „Ich und der Vater sind eins.“ 6 „Wer mich sieht, sieht den Vater“ 7, wirft das Fragen
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auf, so dass diese und andere Aussagen schon die frühe Christenheit zwangen, sich intensive Gedanken darüber zu machen, was es eigentlich bedeutet eine Person zu sein. Das Ergebnis vieler Beratungen war dann die Lehre von der Dreieinigkeit (tres personae, una substancia – drei Personen, ein Wesen). Die Vorstellung von drei wesensgleichen Personen, die aber dennoch eins sind, beflügelte das Nachdenken darüber, was eine Person eigentlich ausmacht und führte letztlich zu unserem modernen Verständnis von Identität und Individualität des Menschen. Der Mensch ist nicht Maske, getrieben von fremden launischen Gottheiten oder anderen dämonischen Kräften, nein, er ist geliebtes Geschöpf Gottes. Nach dem Neuen Testament ist er nicht nur Geschöpf, sondern geliebtes Kind, Sohn und Erbe, ganz Person mit Identität und Individualität, aber eben auch erfüllt mit dem Heiligen Geist, dazu berufen, durchlässig zu sein für Gott und für Christus. Der Mensch, ganz Person, ganz individuell, aber dennoch nicht mit starren und festen Grenzen, sondern dazu berufen, durchlässig zu sein und dies exklusiv für Gott. So kann Paulus sagen: „Ich lebe, aber doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ 8 Ist damit der Mensch in seiner Identität und Individualität ausgelöscht? Nein, denn er sagt ja in dem Vers ausdrücklich: „Ich lebe … “ und fährt fort: „Was ich jetzt im Fleische lebe, lebe ich im Glauben …“ Er spricht also ausdrücklich von seinem „Ich“. Das Ich wird also durch das „ … nicht ich, sondern Christus lebt in mir“ nicht ausgelöscht. Auch hier haben wir ein Ineinandergreifen anscheinend mehrerer Personen, ohne dass die persönliche Identität des Menschen ausgelöscht wird. Fa z i t : Wir sind eigenständige Personen und Individuen, gleichzeitig können wir jedoch offen sein für das Wirken von Christus in uns. In Johannes wirkte die Substanz des Elia, in Christus wirkte Gott und der Heilige Geist, in uns wirkt Christus nicht im Sinne einer Christussubstanz, sondern einer tiefen innigen persönlichen Beziehung. Es ist eine interessante Tatsache, dass in den Briefen des Paulus keine Rede mehr davon
Christusidentität, nicht Verdrängung des Negativen, Schmerzhaften und Dunklen in uns, sondern Verarbeitung, Reifung und damit Überwindung von Ohnmachtserfahrungen welcher Art auch immer, durch eine hoffnungsgebende Christusidentität. Richtig verstandene Christusidentität bewirkt Autonomie und Handlungsfähigkeit gegenüber Ohnmacht, Passivität und Angst. Die in der Kirchengeschichte immer wieder auftauchende Betonung der Macht Satans und der Finsternis und der damit verbundenen Angst erscheint gegenüber neutestamentlichen Christusidentität und der damit verbundenen Auferstehungskraft im Glaubenden unangebracht und überzogen. Deshalb spricht Johannes vom siegreichen Glauben.12 Christusidentität aus dem Blickwinkel verschiedener Persönlichkeitstheorien
Unsere Vorstellung von Identität verbunden mit Individualität und einem Höchstmaß an Autonomie und Freiheit entspringt einem modernen Personenbegriff mit festen Grenzen, der wie wir gesehen haben, mit dem der Antike und des Neuen Testaments nicht identisch ist. Die Vorstellung, eigenständiger Persönlichkeiten entstammt dem Nachdenken über die Dreieinigkeit und der biblischen Aussage, dass jeder für sein eigenes Verhalten verantwortlich ist (für das man sich dann im göttlichen Gericht verantworten muss). Der neuzeitliche Freiheitsbegriff geht doch weit über die biblische Vorstellung von Freiheit hinaus. Im Neuen Testament, besonders bei Paulus geht es nicht um Freiheit im Sinne grenzenloser Autonomie und Selbstverwirklichung. Vielmehr werden wir in der Anbindung und im Gehorsam gegenüber Christus frei von dem Leistungsdruck, vom Gesetz vorgeschriebene Werke erbringen zu müssen. Der Gehorsam gegenüber dem Gesetz ist ersetzt durch den Gehorsam gegenüber Christus. Freiheit vom Gesetz bedeutet Freiheit von der Knechtschaft, der Sünde, um nun in der Verbindung mit Christus frei zu sein, das Richtige zu tun. Ich bin also frei von etwas (von dem versklavenden Gesetz) um frei zu sein für etwas
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Anderes (nicht mehr sündigen zu müssen). Das heißt in der Anbindung an Christus entsteht nicht grenzenlose Freiheit und Autonomie, sondern Freiheit für Veränderung, Veränderung die nötig ist, um die Entfremdung durch den Sündenfall hinter sich zu lassen. Die dreifache Entfremdung (von sich selbst, von seiner Umgebung und von Gott dem Schöpfer und Ursprung) wird aufgehoben, indem der Mensch Heimat, Sinn und Ziel in Christus findet. Die Anbindung an Christus befreit ihn von der Spirale des Versagens und führt ihn in eine sinnerfüllte Freiheit und nicht in die Leere einer blinden Selbstverwirklichung. Freiheit im biblischen Sinne gibt es aber nur in der Anbindung und Unterordnung unter Christus und der Führung durch den Heiligen Geist. Diese Unterordnung unter Christus hat nichts zu tun mit einem rigiden Über-Ich. Freud sah das religiös geprägte Über-Ich als Ursache für mangelnde Autonomieentfaltung und damit einem Defizit an Steuerfähigkeit. Vielmehr entspricht die Anbindung an Christus einer tiefen heimatgebenden Beziehung. Christus wird zu einem inneren Gegenüber zu einem mitfühlenden und Empathie gebenden „Du“, so dass das „Ich“ durch diese Art des Glaubens sogar eine Stärkung erfährt. Gesunde christliche Spiritualität führt nicht zu Ich-Störungen, sondern fördert eine reife Identitätsentwicklung im Sinne einer gesunden Ich-Du-Haltung im Sinne Martin Bubers.13 Die Erfahrung einer wertschätzenden Gottesbeziehung fördert eine zu Empathie befähigte Beziehung auch zu den Mitmenschen und hilft eine zu starke und damit unreife Ich-Es-Fixierung zu überwinden. Damit stellt das neutestamentliche Persönlichkeitsmodell mit seiner engen Christusbeziehung als Teil der Persönlichkeit ein wertvolles Pendant zu einer hohlen Selbstverwirklichungstendenz mit Bedürfnisbefriedigungscharakter und damit einer narzistischen Es-Fixierung dar. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die zeitgenössische Vorstellung von Identität ist dem entwicklungspsycholo-
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ist, Dämonen auszutreiben. Ausgehend vom antiken und auch neutestamentlichen Personenbegriff ist festzuhalten: Im christusgläubigen Menschen wohnt Christus. Er verdrängt nicht die Individualität des Menschen, aber in ihm entwickelt sich die Christusidentität. Bei diesem Veränderungsprozess geschieht eine Verwandlung, so dass verletzte, aber auch unvollkommene Seiten des Menschen prozesshaft geheilt und geheiligt werden. Der Mensch, der mit Christus unterwegs ist, geht einen Weg auf dem seine dunklen Seiten heller, seine verletzten Seiten heiler, seine unvollkommenen Seiten heiliger werden. Auf diesem Weg verliert der Mensch nicht seine Identität, vielmehr ist es ein faszinierendes Geheimnis, seine persönliche Berufung, Sinn, Ziel und damit Individualität gerade in Christus zu finden. Es ist ein Paradoxon: Je mehr Christus in einem Menschen wirkt und an Gestalt gewinnt, desto mehr wird der Mensch sich selbst mit seiner unverwechselbaren Identität. Dies ist das Geheimnis von dem Paulus spricht: „ … Christus in euch … “ 9 Deshalb geht es seit der Auferstehung Jesu und der Ausgießung des Heiligen Geistes nicht mehr in erster Linie um das Bekämpfen des Bösen, sondern darum, dem Auferstehungsleben des Christus in uns Raum zu geben. Er ist der letzte Adam, der lebendig macht 10 und uns von den Folgen der Fehler des ersten Adam befreit. Weil die Finsternis besiegt ist, kämpfen wir nicht in erster Linie gegen die Dunkelheit, sondern wir geben dem Licht der Erlösung in uns Raum. So verliert das Dunkle, das Böse, das Fremde in uns seinen Schrecken und die Entfremdung, die seit dem Sündenfall die Menschen entstellt, weicht der Wiederherstellung unserer Gottebenbildlichkeit in Christus. Nicht Maske oder leere Hülle, sondern individuelle Person nach Gottes Plan in Jesus Christus. Deshalb tritt auch bei Paulus die Macht des Bösen in den Hintergrund, weil sie völlig besiegt ist 11 und wird ersetzt durch die siegreiche Innewohnung Christi. Es geht also in erster Linie nicht um Exorzismus, sondern um Autonomiegewinn! Nicht Kampf gegen das Fremde, Böse, Numinose in uns, sondern Verwandlung in eine von Hoffnung und Licht geprägte
gischen Modell von Erik Erikson beizumessen, für den Identität eine gelungene Ich-Synthese früherer Entwicklungsphasen in der Pubertät bedeutet. Bemerkenswert ist, dass sein Lebensphasenmodell nicht mit der Pubertät endet, sondern bis ins Erwachsenenalter und darüber hinaus geht. Damit ist es vergleichbar mit dem Reifungs- und Krisenmodell von Romano Guardinis.14 Beide Modelle überwinden die Verengung der Freud’schen Entwicklungspsychologie auf den Libidogewinn und beschäftigen sich mit der Entwicklung und Anpassung der Identität in unterschiedlichen Lebensphasen auch über die Pubertät hinaus. Allerdings bleiben Fragen nach Sinn und Ziel und damit existenziellen Grundfragen des Menschseins, zumindest bei Erikson,
unberücksichtigt. Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf das Modell von G. H. Mead und seine „Theorie des Selbst“ richten. Gerade mit Blick auf die christliche Anthropologie und die Fragestellung wie das Ich und die Christusidentität zusammenwirken können, ist seine Theorie vom „Ich“ und vom „Selbst“ äußerst anregend. Er geht davon aus, dass das Ich des Menschen sich vom Selbst unterscheidet. Das Selbst entsteht dadurch, dass das Ich wahrnimmt, wie die Umwelt oder die Mitmenschen reagieren. Das Ich konstituiert das Selbst aufgrund der Reaktion der Mitmenschen auf die Person. Das Selbst ist also davon abhängig, wie die Mitmenschen auf die eigene Person reagieren. Anders ausgedrückt: die
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Umgebung und die Mitmenschen erzeugen eine Art Selbst, vielleicht könnte man auch sagen Wahrnehmung über sich selbst. Diese Selbstwahrnehmung ist abhängig von unseren Mitmenschen. Je nachdem, mit wem wir zusammen sind, haben wir eine unterschiedliche Selbstwahrnehmung, z. B. als Erzieher fühle ich mich kompetent gegenüber Kindern, geht der Erzieher zum Arzt fühlt er sich weniger kompetent, vielleicht sogar verunsichert. Je nachdem wie unsere Umwelt uns sieht, konstituiert das Ich das Selbst (bzw. unsere Selbstwahrnehmung und damit unser Selbstbild). Übertragen wir dies nun auf die Problematik von persönlicher Identität und Christus-Identität, so entsteht daraus ein interessantes Modell. Gott spricht uns in Christus zu, dass wir
Zusammenfassung
Gesunder Glaube, gesunde Spiritualität fördert eine reife und gesunde Persönlichkeitsentwicklung hin zur Mündigkeit und einem Lebensstil, der die Übernahme von Verantwortung für sich selbst und das Gemeinwohl beinhaltet. Diese Christusidentität verbunden mit einer Persönlichkeitsentwicklung zu Autonomie und moralischer Verantwortung macht den Menschen durchlässig für den Heiligen Geist, schützt ihn aber gleichzeitig vor der Fremdbestimmung negativer transzendenter Beeinflussung. Dies beendet die durch den Sündenfall entstandene Entfremdung und gibt ihm Heimat und Geborgenheit bei Gott. Daraus erwächst Hoffnung, Handlungskompetenz und Selbstkontrolle, als auch Sinn, Ziel und Berufung. Es ist die Wiederherstellung der Gebrochenheit des Menschen, durch das Erlösungshandeln Christi. Dies ist jedoch ein Prozess, der sich im Rahmen einer Entwicklung vollzieht. Literaturverzeichnis 1 Handwörterbuch Philosophie hg. von Wulff D. Rehfus 2003 (UTB), Artikel zum Stichwort „Person“ von Holm Bräuer 2 vgl. hierzu: Klaus Berger, Historische Psychologie des Neuen Testaments, Stuttgart 1991 Kath. Bibelwerk S. 45– 63: Identität und Person 3 1. Sam. 16, 14 und 23 4 Klaus Berger a.a.O. 5 Lukas 1, 17 6 Johannes10, 30 7 Johannes 14, 9 8 Galater 2, 20 9 Kolosser 1, 27 10 1. Korinther 15, 45 11 Kolosser 2, 15 12 1. Johannes 5, 4 13 vgl. M. Buber „Ich und Du“ 1923 14 vgl. de’ignis Magazin Nr. 16, S. 4 – 8 15 G.H. Mead: Mind, Self and Society hg. Charles W. Morris 1934 16 vgl. hierzu Wolfhart Pannenberg, Anthropologie in theologischer Perspektive, Göttingen 2011, S. 181 ff
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Autor
Winfried Hahn ist Pastor und Pädagoge. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern studierte Pädagogik, war Pastor in mehreren freikirchlichen Gemeinden und machte eine Ausbildung zum christlichen Therapeuten. Heute leitet er das de’ignis -Wohnheim – Haus Tabor zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung und ist Vorsitzender der de’ignis-Stiftung Polen. Er ist verantwortlich für den Fachbereich Theologie am de’ignis-Institut. Als Pastor im übergemeindlichen Dienst und Buchautor hält er Predigten, Vorträge und Seminare im In- und Ausland. Z2sam / photocase.de
seine Kinder sind, aber nicht nur Kinder, sondern auch Erben mit Vollmacht und Autorität. Dies wird uns von außen durch die Bibel (und von innen durch den heiligen Geist bzw. dem innewohnenden Christus zugesprochen). Die Botschaft lautet: Du bist nicht ohnmächtig und ausgeliefert, sondern geschützt. Wenn das Ich aus dieser Botschaft ein entsprechend kompetentes Selbst(bild) konstruiert, dann handelt es sich dabei um eine gesunde Christusidentität. Das Selbst unterliegt also einer ständigen Wandlung und Veränderung, je nachdem aus welchem Blickwinkel das Ich es konstituiert. Man könnte also die Christusidentität des Neuen Testaments mit einem von den Aussagen des Wortes Gottes erzeugten Selbst beschreiben. Dieses am Wort Gottes orientierte Selbst ersetzt das frühere Selbst, das auch durch negative Erfahrungen seine Prägung erfuhr. Wenn also Paulus in Galater 2, 20 schreibt: „Nicht mehr Ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ bei gleichzeitiger Beibehaltung eines nicht näher definierten „Ichs“ (was „ich“ aber jetzt im Fleisch lebe) im Sinne eines „Persönlichkeitskerns“ könnte das Modell Meads vom Ich und vom Selbst eine Erklärungshilfe sein. Das durch den göttlichen Zuspruch veränderte Selbst ersetzt das an defizitären Erfahrungen orientierte frühere Selbst (also: „nicht mehr ich“). Das „ich“, das das Selbst erzeugt, bleibt jedoch als „Persönlichkeitskern“ erhalten. So bietet die Theorie von Mead ein interessantes Erklärungsmodell, wie zwei Identitäten, nämlich Ich und Selbst, eine Person bilden können. Der innewohnende Christus, den uns die Bibel zuspricht mit seiner Kraft, Vollmacht, Liebe und Wertschätzung wird zu unserem Selbst. Dies geschieht, wenn das Ich die göttlichen Zusagen annimmt, und daraus das Selbst konstituiert. In diesem Fall handelt es sich um eine gesunde Spiritualität, die ein positives Selbst(bild) fördert. Würde die Botschaft der Bibel als eine erdrückende Drohbotschaft weitergegeben, könnte das Ich daraus kein förderliches Selbst konstituieren. In diesem Fall würde man eher von einer pathogenen Spiritualität sprechen.
Der Mensch zwischen Gene, Gehirn, Geist des Menschen und dem Geist Gottes
D efin ition Makrokosmos: Das Weltall/Schöpfung Mikrokosmos: Nicht sichtbare Welt bzw. kleine Welt des Menschen
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Das Verhältnis zwischen den im Titel genannten Kompartimente (Bereichen) des Menschen zu klären, ist wie der Versuch, das Meer (Gott) in einem Eimer (Gehirn) zu fassen. Dazu kann man prinzipiell fünf Wege gehen: A – Prinz ip der R e du ktion : Das Meer auf Eimergröße eindampfen, wie es der säkulare Reduktionismus/Naturalismus macht. B – Prinz ip des Step by Step : Das heißt den Eimer immer wieder neu leeren und neu füllen. Nach 1. Korinther 13, 9 –10 ist dies ein Schreiten von Erkenntnis zu Erkenntnis, bleibt aber Stückwerk. C – Prinz ip der „ozean ischen Verschmel zung “ o der
ps ychop atho lo g isch aus g e dr ückt des Größenwa hns : Den Eimer auf die Größe des Meeres zu erweitern, so dass der Mensch dank seiner Fähigkeit zur Dissoziation, seine Person auflöst und mit dem Meer verschmilzt. Ein ausgeprägtes Beispiel sind hier die östlichen Weisheitsreligionen, wo man versucht, erst gar kein Ich zu entwickeln, indem man keine Leiden und keine Freuden empfindet. D – Prinz ip der Un ifikation : Das heißt Einswerden mit einem größeren Ganzen; die Identität bleibt dabei erhalten. In unserem Beispiel: gleich ins Meer gehen, als Eimer mit Kennzeichnung. E – Prinz ip der ständ ig en Kommun ikation : Das heißt den Eimer im Meer schwimmen
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zu lassen, gleich einem Boot mit permanentem Austausch der Inhalte. Das ist Aufgehen in der Gegenwart Gottes: Der Heilige Geist wohnt nach Römer 8, 9 im Christen und dadurch ist er in der Lage, seine irdische Gesinnung, die gegen Gott steht, zu verändern. Ausgangsfrage: Makrokosmos im Mikrokosmos oder umgekehrt?
Es zieht sich seit Beginn des reflektierenden Denkens eine Frage wie ein roter Faden durch die Kultur/Philosophie/Geschichte: „Was ist der Mensch?“ und „Aus was besteht er?“. Seit Decartes („Ich denke, also bin ich“) findet sich ein Dualismus zwischen Leib/ Körper (also Immanenz) und Geist/Gott (Transzendenz). Dieses Dilemma findet anscheinend durch die neueren Erkenntnisse der Neurobiologie mit der Erforschung des
Naturalistische Position: Mikrokosmos bestimmt Makrokosmos
Für diesen Standpunkt sind drei wichtige wissenschaftliche Experimente zu erwähnen: 1. Fra ktion der Neurothe o lo g en 1 Die Fraktion der Neurotheologen entstand um den Neurobiologen Newberg herum, als er den Gehirnzustand von betenden Mönchen und Nonnen, meditierenden buddhistischen Mönchen und Sufis per brain-mapping (eine spezielle Methode mit Hilfe von radioaktiven Substanzen die Aktivitäten verschiedener Gehirnregionen zu messen und mit anderen Gehirnen zu vergleichen) durchleuchtete. Er fand dabei eine drastische Aktivitätsminderung in den Gehirnarealen, die der Orientierung, der Aufnahme von Außenreizen über die Sinnesorgane zuständig sind und gleichzeitig Aktivitätssteigerung der Bewusstseinsareale im Stirnhirn. Die Muster der gemessenen Aktivitäten waren bei allen drei Untergruppen gleich, sodass es nicht auf den Inhalt der Meditation ankam, sondern nur auf die Induktion des Probanden, eine mystische oder transzendente Erfahrung zu machen. Die oben genannten Probandengruppen waren trainiert, „religiöse Gehirnregionen“ spezifisch zu stimulieren. Newberg und seine Arbeitsgruppe schlossen daraus, dass das menschliche Gehirn disponiert ist, mystische und transzendente Erfahrungen zu machen, so dass diese mystischen Erfahrungen unverzichtbarer Anteil des menschlichen Gehirns und seiner Funktionen sind, die sich auch äußerlich in Mythos, Ritual, Religion, Theologie, Kirche, … äußern. Religion, Kirche, etc., sind dabei statische Momentaufnahmen der Gehirnaktivität, die sich morgen schon ändern können. Diese Hirntätigkeiten sind daher die materielle Basis für das religiöse Erleben des
Menschen. Diese Funktionen beruhen auf einem biologischen Zwang, der darauf abzielt, ähnliche Einheitszustände in den unterschiedlichen Gehirnen herzustellen. Die Menschen mit diesen Einheits- oder Unifikationszuständen sind dabei psychopathologisch nicht auffällig und wenn sie diese Erfahrungen austauschen, kommt es dann zu einer gemeinsamen religiösen Erfahrung mit der Konsequenz der Entstehung einer religiösen Gruppe.2
Diese Vorstellung ist jedoch zu simpel. Der „Allmächtige“ ist komplexer gestrickt, die Schlussfolgerungen aufgrund dieser Experimente, dass alles nur neurobiologisch bedingt sei, ist zu kurz gegriffen, um Phänomene des Ichs, des Bewusstseins, des Gedächtnisses und der Emotionen zu erklären.
2. Eine ähnliche Theorie vertritt seit einigen Jahren der Hirnforscher V. S. Ramachandran3, der nach Stimulations-Experimenten an den Gehirnen mit Epilepsiepatienten meinte, dass es eine Art „Gottesmodul“ im Gehirn gäbe. Dieses Gottesmodul ist in bestimmten Hirnarealen, besonders im Bereich des Schläfenlappens aktiv verankert und führt bei Menschen zu einer tiefen religiösen Versenkung mit erhöhter Hirnaktivität und Steigerung der EEG-Aktivität. Diese Befunde sind reproduzierbar, ebenfalls unabhängig von der religiösen Orientierung der Probanden und können auch durch Epilepsieanfälle beobachtet werden.
Dazu sind folgende Einwände zu machen:
3. Der kanadische Neuropsychologe M. Percinger 4 behauptete, auf Knopfdruck mystische Erfahrungen hervorrufen zu können. Hierzu baute er einen Motorradhelm um, der mittels transkranieller Magnetstimulation bestimmte Areale im Gehirn des Probanden erregte. Die betroffenen Personen berichteten dann, dass sie eine fremde Präsenz gespürt hätten, diese wurde manchmal angst- und schmerzvoll als Begegnung mit dem Teufel beschrieben, aber überwiegend wurde sie als angenehme und entspannende Gegenwart Gottes beschrieben. Daraus resultiert folgende Schlussfolgerung:
Spirituelles, mystisches und magisches Denken ist eine genuine Aktivität des eineinhalb Kilo schweren Computers Gehirn. Ohne Gehirn kein Geist! – also Meer im Eimer (vgl. Prinzip Reduktion) 5
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Zwischenfazit 1: Also was nun – doch kein Mikrokosmos im Gehirn?
1. Da s G eh irn kann sich n icht introsp ektiv sel bst erleb en 6 Es besteht eine prinzipielle Barriere zwischen Mikro- und Makrokosmos. Der Mensch ist nicht in der Lage, trotz aller Konzentration und Fokussierung, die Vorgänge innerhalb des Gehirns, die Wahrnehmungsvorgänge, zu beobachten und zu beeinflussen, wie z. B. dass ein Lichtimpuls über das Auge durch eine entsprechende neurale Erregung im Gehirn ein Bild entstehen lässt, primär zu erleben. Das Gehirn selbst als Organ kann sich also nicht erleben, empfindet auch keinen Schmerz. Diese prinzipielle Barriere führte zur Entwicklung der oben beschriebenen dualistischen Position, dass es auf der einen Seite etwas Unsichtbares gäbe: Kräfte, Energien, Felder, Mächte, Geister, Dämonen, Götter und Gott, die mittels spiritueller Praktiken erlebbar und beeinflussbar seien. Und im Gegenpol das Sichtbare, wo der Körper den Geist an ein irdisches Leben bindet und der Tod eine Befreiung des Geistes aus dem Gefäß des Körpers darstellt. Diese vereinfachte Vorstellung ist allen großen Religionen, bis auf das Judentum, in unterschiedlichen Varianten gemeinsam. Der Leib-Seele-Dualismus beschreibt daher den Vorgang des Sterbens als eine Dissoziation eines unsterblichen Personenkerns, der sich vom toten Körper löst und in irgendeiner Form transzendent weiterlebt. Nahtoderlebnisse 7 sind in ihrer Interpretation bzgl. des Hinweises, ob es eine mittelbare Transzendenz gibt, widersprüchlich. Sie werden als Beleg für ein Weiterleben der Seele angeführt. Die endgültige Beurtei-
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Zentralcomputers Gehirn eine natürliche Erklärung: Die Funktion des Geistes und alle damit verbundenen Äußerungen seien Ergebnis einer neuronalen Aktivität des Gehirns.
lung hängt aber davon ab, wie lange noch spirituelle Erfahrungen nach einem NullLinien-EEG (Hirntod) gemacht werden können. Aber diese prinzipielle Barriere, dass das Gehirn seine eigene Aktivität nicht erkennen kann, führt dazu, dass die Leitidee der Neurobiologie prinzipiell nicht haltbar ist. Es scheint doch einen Dualismus zu geben, also Mikrokosmos und Makrokosmos gleichzeitig. Zwischenfazit 2: Gehirn ein Teil von Mikro- und Makrokosmos gleichzeitig
2. Das Phänomen des Bewusstseins 8 Alle Bewusstseinszustände außerhalb unseres Alltagsbewusstseins beruhen auf der Fähigkeit des Gehirns zur Dissoziation9 von Körper und Gehirn. Dies wird als Beweis angenommen für eine übernatürliche Wirklichkeit, z. B. im Traum wandert die Seele umher und durchsteift das Universum in erstaunlicher Weise. Ähnliche dissoziative Zustände können durch Drogen und schamanische Rituale ausgelöst werden, aber auch durch eine Meditationstechnik, wodurch der Mensch intensive außerkörperliche Erfahrungen von unbeschreiblicher Ruhe, Gelassenheit über sphärischer Musik und Farben erlebt und beschreibt. Die Droge wird dabei, ebenso wie Initiationsriten bei Schamanen, als Agens zur Öffnung der „wahren Wirklichkeit“ genommen. Der normale Mensch benutzt diesen Mechanismus immer mehr, um seinem grauen Alltag zu entfliehen und erlebt die Rückkehr ins Normalbewusstsein /den Alltag als Täuschung und Illusion.10 Auch die Begabung der Synästhesie11, die Fähigkeit des Gehirns zur Assoziation, kann ebenfalls außergewöhnliche Bewusstseinszustände bewirken. Alle neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall oder psychische Erkrankungen wie Schizophrenie12 zeigen, dass eine Veränderung der anatomischen Struktur des Gehirns, die Aktivitäten der Psyche und auch der Persönlichkeit verändern. Zwischenfrage: Gibt es eine materielle/ organische Ursache der religiösen Vorgänge?
Ohne Gehirn kein Geist!
Die Entwicklung der heutigen Kommunikationstechniken verstärkt den Trend, die Dissoziationsmöglichkeit des Gehirns zu vertiefen. Wir erschaffen uns eine körperunabhängige virtuelle Realität13, indem wir die Sinne des Gehirns mittels bestimmter „Brillen“ stimulieren. Diese versetzen uns in einen tranceähnlichen Zustand mit Körpererfahrungen, während wir entspannt auf der Couch liegen. Diese virtuelle Realität führt zu einer Scheinwelt, in der viele Menschen interagieren, ohne miteinander in Face-to-Face-Kommunikation zu treten. Eine Folge ist der Verlust der Außen- und Realitätsorientierung und Aufhebung der menschlichen Solidarität (vgl. de’ignisMagazin 56, Herbst 2018). Auch in der Bibel werden solche außergewöhnlichen Erfahrungen der „out-of-bodyexperience“ beschrieben. Beispielsweise als ein Paulus bekannter Mann (vermutlich er selbst) in die Nähe Gottes tritt (vgl. 2. Kor. 12, 1–5). Bei diesem dort beschriebenen außergewöhnlichen Bewusstseinszustand und außergewöhnlichen Erfahrung, demonstriert das Gehirn seine Fähigkeit, grundsätzlich durch Stimulation bestimmter Hirnstrukturen in eine virtuelle Realität zu treten. Zwischenfazit 3: Mikrokosmos erschafft Mikrokosmos?
Die Neurobiologie greift mit ihren Schlussfolgerungen prinzipiell und fundamental die christliche Position an. Die christliche Antwort lautet: 1. Auf dem Gebiet der Philosophie : Die Grundidee der Neurobiologie löst massive Zweifel an der christlichen Theologie aus und führt erst einmal zu einer philosophischen Antwort. Es besteht ein prinzipieller Unterschied in den Erklärungen, wie das Bewusstsein entsteht. Einerseits gibt es eine materielle Erfahrungsstruktur des Gehirns, die Voraussetzung ist für die Wahrnehmung, Andererseits gibt es aber auch einen übergeordneten Zustand – wobei das Bewusstsein eine vorgegebene Beziehungsstruktur ist – der die neuralen Strukturen des Gehirns benutzt, um sich
deutlich zu machen, d. h. der Geist ist nicht einfach ein Epiphänomen14 neuronaler Prozesse. Die Philosophie in ihrer Grunddisziplin der Ontologie15 fasst das Bewusstsein als eine Emergenz16 auf, in der das Gehirn die Rolle eines Radioempfängers hat und es neben dem Gehirn noch andere Wege der Wahrnehmung und Offenbarung gibt, die Wirklichkeit zu erkennen. Es ist daher eine Frage des Erkenntnisweges, dass der Geist materiell nicht zu erfassen, sondern nur zu „spüren“ ist. Zwischenfazit 4: Makrokosmos und Mikrokosmos sind unterschiedliche Bereiche des Menschen und nur mit unterschiedlichen Erkenntnismethoden zu erfassen
Neurobiologie ist daher prinzipiell nicht in der Lage, den Geist zu erforschen. Der Geist ist nur mit philosophischen Methoden wie Deduktion und Logik zu erforschen. Dieser Standpunkt ist genauso legitim wie die wissenschaftlichen Methoden: Experiment und Induktion. Hierzu eine Analogie aus der Astrophysik17: Mit immer neueren und raffinierteren Methoden wird eine vertiefte Erkenntnis der Materie gefunden. Während früher ein einfaches Atommodell „Proton-Neuron-Elektron“ genügte, ist jetzt ein ganzes System von verschiedenen Unterfamilien und Was-Weiß-Ich-Teilen entdeckt worden. Je feiner man die Materie beobachtet und misst, desto komplexer scheint sie zu werden und trotz aller Erkenntnisgewinne und Theorie-Weiterentwicklungen genügt dies nicht, den Makrokosmos, wie wir ihn beobachten, kausal zu erklären – der Mikrokosmos ist zu komplex und erklärt nicht den Makrokosmos. Aufgrund von theoretischen Berechnungen ist neben der sichtbaren Materie ein Zusatzfaktor erforderlich: dunkle Materie und dunkle Energie. Sie sind ein mathematischer Faktor, der erforderlich ist, beobachtete physikalische Phänomene exakt beschreiben zu können. Niemand weiß aber, wie man dunkle Energie oder dunkle Masse misst und was sie eigentlich ist. Man kann in dieser Ecke Gott vermuten,
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aber ich denke, Gott ist kein Lückenbüßer, um mathematische Widersprüche oder physikalische Erklärungslücken aufzulösen. Es ist deshalb aus intellektueller Sicht legitim, einen transzendenten Faktor als Ursache der spirituellen Fähigkeiten des Gehirns anzunehmen, um die Welt zu erklären. Zwischenfazit 5: Nun ist die Lage komplex.
Makrokosmos und Mikrokosmos bestehen gleichzeitig und es ist eine Frage der Interaktion zwischen beiden Teilen der Wirklichkeit – es gibt einen makroskopischen Weg zu ihrer Erkenntnis: Religiosität und Spiritualität als wissenschaftlicher Pfad zur Erklärung des Menschen. Cave: Es wird noch interessanter! Künstliche Intelligenz18:
Mit den technischen Fortschritten entwickelt man jetzt Computer und Programme, die in der Lage sind, selbst zu lernen. In ihren Algorithmen sind sie so stark, dass sie wiederholende Vorgänge erkennen, bewerten und daraufhin entscheiden wie auch handeln können. Jeder macht diese Erfahrung bei Arbeiten mit Internetsuchmaschinen. Diese Künstlichen Intelligenzen (KI’s) stellen auch heute schon in ihrer Flexibilität eine Gefahr für das Mensch-Sein dar. Sie sind in einigen Bereichen dem menschlichen Gehirn, z. B. beim Schachspielen und bei monotoner Reproduktion komplexer Arbeitsschritte, weit überlegen. Die Entwicklung dieser KI’s führt zu dem Konzept Industrie 4.0, wo durch ausgedehnte Digitalisierung der Arbeitswelt Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren, und auch sogenannte Experten im medizinischen Bereich, z. B. Ärzte ersetzen werden. Führende Wissenschaftler warnen vor den KI’s, dass sie prinzipiell in der Lage seien, Menschen zu ersetzen, also quasi eine neue Spezies darstellen. Frage: Neuer Makro- und Mikrokosmos?
Aus meiner Sicht werden KI’s nie in der Lage sein:
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Einschub: Virtuelle Realität
• Bewusstsein zu entwickeln (Zustand, dass ein Mensch mit seinen Sinnen seine Umgebung erkennt und mit seinem Verstand damit interagiert), wie es oben beschrieben ist, also wie Menschen etwas zu erleben. • Eigene Identität zu entwickeln (Zustand mit sich selbst eins zu sein). Diese eigene Identität, die sich als Ich versteht, ist die Voraussetzung, bewusst wahrzunehmen und in diesem Selbstbewusstsein zu handeln und ohne diese Fähigkeit sind KI’s nicht in der Lage • selbstständig Werte (Normen), Ethik etc.) zu entwickeln und danach zu handeln • und einen Sinn in ihrer Existenz zu sehen. Fazit: Lösung möglich? Ausflug in die Informatik19
Mathematische Überlegungen der Informatik führten zur Einsicht, dass der bisherige Weg, Bewusstsein durch mikroskopische Strukturen des Gehirns und der dabei ablaufenden quantenmechanischen Vorgänge zu erklären, grundsätzlich nicht möglich ist. Es besteht philosophisch gesehen keine kausale Emergenz20 und die Informatik lehnt diesen Erklärungsansatz ab. Dieser Ansatz erklärt nicht, in welchem Zustand das Gehirn wahrscheinlich in zwölf Stunden sein wird: wach, im Schlaf, …? Der makroskopische Zustand wie das Bewusstsein, beeinflusst selbst die Aktivitäten der mikroskopischen Ebene. Es wurde durch bestimmte mathematische Verfahren der Beweis erbracht, dass das Gehirn mit seinem Bewusstsein eine größere Realität als die Summe aller atomaren Zustände des Gehirns ist. Das Bewusstsein ist nach diesen Untersuchungen eine Art effektiver Information21, die eine kausale Wirkung auf den mikroskopischen Zustand des zentralen Nervensystems hat, also beschreibt, wie das Gehirn funktioniert. Also ich weiß welchen Zustand mein Gehirn in zwölf Stunden hat, weil ich es bestimme. Klärende Frage: Nachricht von wem oder was? Nach dem Motto „agent above and atom/action below“ – Ist Gott also Mathematiker?
Als Zwischenstand bleibt: Das Gehirn ist mit seiner Möglichkeit der Dissoziation und Differenzierung fähig, Endlichkeit zu schaffen, hat aber gleichzeitig die Fähigkeit, die Kontingenz22 einer übergeordneten Ebene als geschaffenes, bewusstes Leben wahrzunehmen. Es bleibt: Die Gesamtheit des Systems Mensch ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Dies führt dazu, dass wir einen Rückgriff in die Theologie machen, mit der Frage, ob es nicht eine Art finaler Emergenz gibt, die die Fähigkeit hat, stets dem immanenten Raum-Zeitgefüge Sinn, Richtung und Person zu geben. Dies basiert auf der theologischen Grundaussage: Gott ist Gegenwart.23 In 2. Mose 3, 14 ist der biblische Name Gottes: „Ich Bin, der Ich Bin und ich werde Sein, der ich Sein werde. “ Das macht ihn zu einer personalen Gottheit, der über allem steht und nur im Augenblick der Gegenwart wahrgenommen wird. Er ist der Schöpfer der Welt, der Erste, der eine unbewegte Beweger (Primus movens imogtus). Mit der Aussage „Ich Bin“ beschreibt er einen Teil seiner Wirklichkeit, er ist ein Über-Subjekt, die primäre Ursache von Makrokosmos und Mikrokosmos. Der Mensch und somit besonders der Christ kann seine Qualität als Subjekt nur durch die Gegenwart Gottes in einem Augenblick der Gegenwart erschließen und in dieser Begegnung ist er Teil der Wirklichkeit, die sich durch Bewusstsein Gottes 24 und Identität ausdrückt. Jesus beschreibt mit „das Himmelreich ist nah herbeigekommen, es ist in euch“ (Mat. 4, 17) diesen Vorgang der Vergegenwärtigung. Diese Ich-BinTheologie findet massiven Ausdruck in den Äußerungen des Johannesevangeliums. Sie ist der Grund, dass wir Menschen mehr sind als Selbstobjekte bzw. Subjekte. Es ist die Identität, die sich in den einfachen Sätzen wie „Ich Bin“, z. B. mit Namen oder der Zuschreibung bestimmter Eigenschaften ausdrückt und daher findet das „Ich“ seinen tiefen Grund in Gott. Diese Identität „Ich Bin“ setzt eine
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Makrokosmos und Mikrokosmos bestehen gleichzeitig und es ist eine Frage der Interaktion zwischen beiden Teilen der Wirklichkeit
Psychologie voraus25, die über die derzeitige Psychologie des Selbstbewusstseins hinaus geht und die Grenze Subjekt/ObjektPsychologie überschreitet und damit zur finalen Emergenz des Menschseins führt. Der Glaube kann somit definiert werden: nicht als ein „Ich glaube, DASS … “, sondern „Ich glaube AN … “. Schlussfolgerung: Der personale Makrokosmos (Gott) schafft den allgemeinen Makrokosmos und den personalen Mikrokosmos Mensch. Die Voraussetzung für diese Gegenwart ist das Bewusstseins Gottes, welches seinen theologischen Ausdruck in Römer 8, 14 findet: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder“ und wenn wir den Geist Gottes erkennen, erkennen wir, in welcher Tiefe wir leben. Das Bewusstsein, als gegebene Struktur Gottes, ist somit die Voraussetzung für die Entwicklung unseres Selbstbewusstseins und dieses Selbstbewusstsein führt zu einer Selbstwahrnehmung, Selbsterkennung und letztendgültig Selbstbestimmung des Menschen. Der Mensch entwickelt sein Ich, aus der Identität Gottes und sein Bewusstsein aus der Gegenwart Gottes. In diesem Sinne ist der Ich-Gegenwart durch das augenblickliche Bewusstsein eine zeitliche Struktur gegeben: ein Vorher, ein Hier und Heute und ein Nachher und damit die Möglichkeit, Werte und Sinn zu entwickeln. Diese Entwicklung geht von der Personen-Perspektive „Gott“ über in eine 1. Personen-Perspektive „Ich“ und dann in eine 2. Personen-Perspektive „Du /Wir“. Andersherum ausgedrückt: Die theologischen Äußerungen sind viel umfassender und die Wirklichkeit effektiver beschrieben als durch Neurobiologie. Es ist ein Vorgang der Erkenntnisfähigkeit des Menschen, die durch die Wissenschaft immer erweitert wird und im Grunde zu einer vertieften Erkenntnis der Schöpfung führt und somit indirekt zum Charakter Gottes führt. Die menschliche Fähigkeit, Gott zu erkennen, ist durch die spirituelle Organisation des Gehirns grundsätzlich gegeben, ist aber auch gleichzeitig ein beidseitiger Akt der
Offenbarung Gottes und dem Bestreben des Menschen, die Gegenwart Gottes zu erfahren. Dieser Weg der Erkenntnis äußert sich in vielen Phänomenen des Alltags, die wir aufgrund der Außenorientierung nicht mehr so deutlich wahrnehmen, z. B. in der Struktur des Gedächtnisses. Eine wesentliche Struktur des Glaubenslebens ist, dass der Mensch sich seiner Herkunft erinnert, und eine Ahnung davon hat, was Gott für ihn getan hat, damit er auch spürt, was Gott für ihn tun wird. Jenseits aller im Artikel erörterten Gesichtspunkte bleibt die fundamentale Information, dass Gott immer der gleiche bleibt, aber sich unser Gehirn permanent ändert. Und dass wir grundsätzlich in der Lage sind, Gott zu erkennen, wenn wir uns bemühen und das wollen. Die Neurobiologie stellt für uns die Möglichkeit dar, etwas vertiefter im Zusammenwirken zwischen dem Geist Gottes, unserem Geist und unseren Genen zu erkennen, ohne dies erklären zu können, zu müssen und zu wollen. Jedoch ist die Erfahrung von Gegenwart, Bewusstsein und Identität grundsätzlich in der Lage, unsere Realität final zu beeinflussen im Sinne einer finalen Emergenz 26 . Dies heißt für den Alltag: Sinn, Werte, Entscheidungen etc. bestimmen die Wirklichkeit nachhaltiger als es scheint. Das kausale Prinzip hat nicht die allumfassende Wirkung, die man ihr zuschreibt. Die Grundsatzentscheidung für den Menschen ist kein „entweder … oder“, sondern „sowohl … als auch“ (kausales und finales Prinzip variabel eingesetzt).Wenn wir auf unser Meer-Eimerbild zurückkommen, sind alle Wege möglich, aber insbesondere ist Lösung E) die plausibelste, sinnvollste, logischste und nützlichste Antwort. To do: Ich bin weder makro- noch mikroskopisch, ich bin Mensch: psychospirituell und ein Original (Imago Gottes).
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(Gott) den Mak den
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Der personale Makrokosmos ) schafft den allgemeinen rokosmos und personalen Mikrokosmos Mensch. 37
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vgl. Bücher von A. Newberg – s. Literaturliste am Ende, 1–5 2 vgl. Literatur 6 3 vgl. Fachartikel C 4 vgl. Fachartikel B 5 vgl. Literatur 7, 8, 10, 11, 12, 13 6 vgl. Literatur 14 7 vgl. Literatur 32 8 vgl. Literatur 25 9 vgl. Literatur 32 10 vgl. Literatur 20 11 Synästhesie meint die Koppelung verschiedener getrennter Hirnfunktionen: Musik zu sehen oder Buchstaben als Farbe zu hören, vgl. Literatur 30 12 vgl. Literatur 24 13 vgl. Literatur 31 14 Ein Epiphänomen ist ein Zustand, der keine kausale Wirkung hat. 15 Ontologie ist die Lehre von der Beschreibung des Seins und seiner Elemente, vgl. Literatur 29 und 30 16 Emergenz meint das Herausbilden und Sichtbarwerden eines Systems in Folge des Zusammenspiels seiner Elemente 17 vgl. Literatur 23 und 27 18 vgl. Literatur 32 19 vgl. Fachartikel A, D, E, F, G 20 Kausale Emergenz bedeutet Ursache-Wirkung, als Makrokosmos bestimmt Mikrokosmos 21 Effektive Information meint eine Teilmenge von Wissen die ein Absender mittels Signalen über ein Medium einem Empfänger sendet 22 Kontingenz meint die Nicht-Notwendigkeit alles Bestehenden als Möglichkeit/Potentialität 23 vgl. Literatur 15, 16, 21, 22 24 vgl. Literatur 15, 16, 21, 22 25 vgl. Literatur 17, 29 26 Finale Emergenz meint Sinn-Wirkungsprinzip
Literatur 1 Newberg, A. (2018): Integrative psychiatry and brain health. New York: Weil integrative medicine library. 2 Newberg, A. (2009): How God chain your brain. New York: Ballatine books. 3 Newberg, A. (2009): Why Got won't go away. New York: Ballatine books. 4 Newberg, A. (2010): Principlex of Neurotheory. Burlinghton: Ashgate. 5 Blume, M. (2009): Neurotheologie. Marburg: Tectum-Verlag. 6 Naskar, A. (2017): Neuros of Jesus. Neurocookies edition. 7 Jennings, T. (2017): The God-shaped brain. 2. Aufl. Westmont (Illinois): IVP Books. 8 Jennings, T. (2017): The god-shaped heart. Grand Rapids: Baker books. 9 Tantam, D. (2018): The interbrain. London: J. Kingsley publishers. 10 Champion-Jone, P. (2014): Brain based worship. Bloomington (IN): Westbow press. 11 Shermev, M.: The beliving brain. New York: Times books. 12 Beauregard, M. (2009): The spiritual brain. London: Charpercollinsbooks. 13 Henson, R. (2009): Buddha`s brain. Oakland (CA): New Harbinger Publications
14 Roth, G./Ryba, A. (2016): Coaching, Beratung und Gehirn. Stuttgart: Klett-Cotta. 15 Roth, G./Ryba, A. (2014): Wie das Gehirn die Seele macht. Stuttgart: Klett-Cotta. 16 Beuttler, U. (2010): GOTT und Raum – Theologie der Weltgegenwart GOTTES. Göttingen: Vandenhoek und Ruprecht. 17 Halder, R . (2016): Christliche Identität. Erzhausen: Forum Theologie und Gemeinde. 18 Wendel, S. (2015): Gott – Selbstbewusstsein. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet. 19 Grüneberg, P. (2013): Projektives Bewusstsein. Münster: Mentis. 20 Vaitl, D. (2012): Veränderte Bewusstseinszustände. Stuttgart: Schattauer. 21 Rehfeld, E. (2012): Relationale Ontologie bei Paulus. Tübingen: M. Siebeck Verlag. 22 Mühling, M. (2016): Resonanzen: Neurobiologie, Evolution und Theologie. Göttingen: V + R. 23 Müller, A.(2013): Raum und Zeit. Heidelberg: Springer Spektrum. 24 Laniusetz, U. (2014): Neurobiology und treatment of traumatic Dissociation. New York: Springer Publishing. 25 Blackmore, S. (2014): Bewusstsein. Bern: Huber. 26 Bohle, U. (2015): Wir sind, da wir in GOTTes Bewusstsein sind. Selbstverlag. 27 Görnitz, T. (2016): Von der Quantenphysik zum Bewusstsein. Heidelberg: Springer. 28 Dilts, R. B. et al (2012): Identität, Glaubenssysteme und Gesundheit. Paderborn: Junfermann Verlag. 29 Perry, J. (2013): Dialog über personale Identität und Unsterblichkeit. Stuttgart: reclam. 30 Meixner, U. (2011): Einführung in die Ontologie. 2. Aufl. Pfungstadt: Kohlhammer. 31 Bredl, K. (2017): Avatorbasierte Beratung im virtuellen Raum. Wiesbaden: Springer Fachmedien. 32 Priebe (2013): Dissoziation. Berlin, Heidelberg: Springer. 33 Lämmel, U. (2001): Künstliche Intelligenz. 4. Aufl. Stuttgart: Hanser. 34 Ewald, G. (2012): Auf den Spuren der Nahtoderfahrung. 2. Aufl. Kevelaer: Butzon und Berker. 35 Podbregar (Hrsg.) (2016): Synästhesie. Düsseldorf: MMCD New Media.
Spezifische Fachartikel A Aaronson, S.: How agents causally emerge from their underlying microphysics. New York: Columbia Uni. B Persinger, A.: On the possibility of directly accessing every human brain by electromagnetic induction of fundamental algorthmens. C Ramachandran, V. S.: The tell-tale brain. A neuroscientist`s quest of for what make us human. D Wolchover, N.: A theory of reality as more than sum o fit parts. E Wolchover, N.: large deviations. F Tononi, G.: Integrated informationtheory of consciousness. Update account. G Tononi, G.: Integrated informationtheory from consciousness to its physical substrat.
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Autor
PD Dr. med. Herbert Scheiblich ist Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie, Suchtmedizin, Verkehrsmedizin, Ernährungsmedizin, Kinder- und Jugendpsychotherapie und Lauftherapie. Er besitzt eine Habilitation als Privatdozent und einen akademischen Abschluss in evangelischer Theologie. Des Weiteren: Psychotherapieausbildungen in Systemischer Familientherapie, Individualpsychologie, Rational-Emotiver Therapie und Logotherapie. Herbert Scheiblich wohnt in Altensteig und ist Mitglied der de’ignis-Institutsleitung.
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Anmerkungen
Auf dem Weg zu einer christozentrischen Spiritualität Rainer Oberbillig schreibt wie spirituelle Erfahrungen in der wissenschaftlichen Psychotherapie aufgegriffen werden können, wenn der Patient diesen Raum wünscht und dies aus psychotherapeutischer Sicht förderlich für den Genesungsprozess erscheint.
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• Religiosität
und christlicher Glaube
A. Pathologische oder salutogenetische Religiosität? Einleitung:
In unserer kurzgefassten Abhandlung sollen die Themen, die sich in einer näheren Betrachtung des Phänomens Spiritualität geradezu aufdrängen, skizziert und teilweise eingehender beleuchtet werden. Die Gedanken des ersten Abschnitts stellen den Weg dar zu einer spezifischeren Beschreibung einer christozentrischen Spiritualität. Die hier dargestellte Konzeption verstehen wir als einen Versuch, das Mysterium christlicher Spiritualität auf die zentrale Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus zu konzentrieren, und dies aus einer christlichpsychologischen und /oder biblisch-therapeutischen Perspektive. Wir beginnen mit der Behauptung: „Der Mensch ist unheilbar religiös oder spirituell!“ Diese Prämisse eröffnet verschiedene Schlussfolgerungen: • Jeder Mensch kann auf seine Beziehung zur Religion (kulturspezifisch) eine Antwort geben, von sehr religiös bis agnostisch und/oder entschieden in einem Nicht-Verhältnis zu Gott stehend (=atheistisch). Möglicherweise würde er sich aber als „durchaus spirituell“ bezeichnen. • Seine Religiosität kann psychologisch als Einstellung verstanden werden, die in ihrer Stärke oder in ihrer Zentralität innerhalb eines Einstellungs- oder Wertesystems gemessen werden kann 1 • Die (christliche?) Religiosität des Menschen kann nach unserem „bio-psychosozio-spirituellen“ Modell auf der Ebene der bekannten Grundbedürfnisse beschrieben werden: - die Lust des biologisch-somatisch erfahrenen spirituellen Wohlbefindens (Entspannung und andere Körperreaktionen) in der Ausübung liturgischer Praktiken - das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle auf der kognitiven Ebene mit einem bibelorientierten Weltbild und
Selbstbild (Lehre) in der christlichen Ausrichtung der Religion - das Bedürfnis nach Sicherheit auf der Ebene des emotionalen Befindens in der religiösen Erfahrung oder Ausübung bestimmter zugehöriger Handlungen (Gebet, Gottesdienstbesuch etc.) - das Bedürfnis nach Sinnorientierung mittels eines personalen Glaubenssystems und einem positiven Gottesbild (Spiritualität) - das Bedürfnis nach Selbstwertbestätigung in der sozialen Zugehörigkeit (soziales Stützsystem) und der Beziehungsbedürfnisse in der religiösen Gemeinschaft • „Unheilbare Religiosität“ (s. o.) des Menschen vermittelt unterschwellig leicht etwas inhärent Pathologisches – kann sie nun unter Umständen krankmachend auf bio-psychologischer Ebene wirksam werden oder förderlich zur Persönlichkeitsintegration, zu gesunder Persönlichkeitsentwicklung, zu positiver Ich-Identität? • Die Begrifflichkeit ist zudem sehr vielfältig ausgeprägt: So sollten Religion, Religiosität, christlicher Glaube und Spiritualität wenn möglich ‚sauber‘ voneinander unterschieden werden können. I. Wie können wir d ie B e g riffl ich keit in eine g e wisse Ordnung bring en? Aus soziologischer Sicht 2 vermittelt Religion grundsätzlich:
Rituelle Praktiken
Religiöse Erfahrungen/Mythos
Glaub ensüb er zeug ung/ L ehre
Wirkung der Religion auf Lebensbereiche
de’ig n is -ma g a z in – Titelthema
Wann spricht man von personaler Religiosität? Diesbezüglich unterschied Gordon Allport zwischen einer extrinsischen (institutionsorientierten) und einer individuell erfahrungszentrierten Religiosität (intrinsisch). David Orlinsky wiederum benutzt den Terminus Religiosität unter dem Aspekt einer „institutionellen Religiosität“ 3; er geht dabei von einer persönlichen Bedeutung für den einzelnen Menschen aus, die dieser ihr zuschreibt: • „dem Erleben der Schönheit und Würde eines Anbetungsrituals • der Teilnahme an einer religiösen Gemeinschaft oder Gruppe • der Einhaltung traditioneller religiöser Feiertage • der Einhaltung positiv bewerteter historischer Traditionen • der Einhaltung innerer Sicherheit und Gefühle von Gemeinschaft durch das Beten • der Erfahrung, ein bestimmtes Wertesystem oder eine bestimmte Glaubensform zu besitzen“ Wenn wir die folgenden Skizzen betrachten, finden wir eine Kombination im begrifflichen Verständnis der Religiosität zwischen der Kennzeichnung „Außenorientierung/ Außenwirkung“ und der „verinnerlichten religiösen Orientierung“. Wir können dies auch beschreiben als individuellen Glaubens-Entwicklungsprozess von außen (Religionsübernahme) nach innen, als spezifische und subjektiv-individuelle Ausdrucksform der Religiosität, das religiöse Erleben des Einzelnen. Hierbei ist noch nicht die unterscheidende Rede von christlicher Religiosität oder dem christlichen Glauben, sondern allgemein von religiösen Personen gleich welcher Religionsgemeinschaft.
Reflektionen über Glaubensinhalte
(Religions-) psychologische Perspektiven Re l i gi osi tä t: • E xt r i n s i s c h - Gesellschaftliche integrative Funktion
Sinnsuche, die unmittelbare Erfahrung des Sakralen, des >Numinosum< oder einer transzendenten Präsenz wird zusammenfassend hervorgehoben. Davon können wir mit anderen Autoren auch eine religiöse/ christliche Spiritualität unterscheiden.
- Tradition /Lehre /Beziehung zu Autoritäten (Institution) - Gelebte Religiosität: Inhaltsaspekt des Glaubens im Vordergrund / Werte - Soziale religiöse Identität: zu welchem „Stall“ gehöre ich? (Zugehörigkeitsbedürnis) • Intrinsisch - Subjektbezogen und interindividuell unterschiedlich - Rituale / Symbole / Gemeinschaftserleben - Gelebte Religiosität: Beziehungsorientierung / Gottesbild (+) - Persönlichkeitsintegration: Spirituelle Identität (Ziele) S pi r i t u a l i tä t: • Mode be g r i ff - Intensive persönliche Erfahrung von Verbundenheit mit allem („New Age“) - Anerkennung und Wahrnehmung des menschlichen Eingebundenseins in ein sinnhaltiges größeres System (philosophisch) – ohne Bezug zur Transzendenz möglich - Persönlichkeitsmerkmal: Spirituelle Intelligenz • I ndividuelle Gestaltung der Bezogenheit auf Transzendenz - „Suche nach dem Geheiligten“ (K. Pargament): „Spiritualität ist das Herz und die Seele der Religion“ - Christliche Lebensgestaltung, Kraft des Heiligen Geistes
Aus der Tafel zur Spiritualität wird ersichtlich, dass „spirituell sein“ zunächst eine Dimension oder Eigenschaft unseres Bewusstseins, d. h. ein humanistischpsychologisches Konstrukt ohne primär religiösen Bezug beschreibt. Die Selbsttranszendenz, die individuelle
I I. Ist christl iche R el ig iosität/ christl icher Glaub e n icht p er se sa luto g en? Michael Utsch (Hrsg.) spricht in seinem Buch von den „ambivalenten Wirkungen von Religiosität und Spiritualität (…) Häufig bieten Glaube, Religion und Spiritualität sowohl Angenehmes als auch Anstößiges.“ 4 Religiöse Themen sind in der Regel stark emotional besetzt. Insofern bieten sie sowohl Anlass für intrapsychische oder interpsychische/interaktionelle Konflikte als auch ressourcenorientiert Wege zum spirituellen Wohlbefinden und/oder „Religious Coping“ in der alltäglichen Stressbewältigung. Statt also gleich von einer Pathologie’ auszugehen, scheint eine Unterscheidung zwischen defizitärer (christlicher) Religiosität und ressourcenorientierter Religiosität hilfreich zu sein. Hans-Joachim Eckstein bringt das Dilemma auf den Punkt: „Ein ‚ gesunder‘ und am Evangelium von Jesus Christus orientierter Glaube entfaltet gewiss eine Fülle lebensfördernder und beziehungsstärkender Impulse. Es gibt aber offensichtlich auch Formen von Religiosität und Frömmigkeit, die nicht zur Bewältigung von Wirklichkeit und zur Entfaltung der Persönlichkeit beitragen, sondern eher lebensabträglich und selbstzerstörerisch wirken. Es kommt vor, dass jemand nicht nur trotz seines Glaubens körperlich oder seelisch erkrankt, sondern gerade durch die Art seiner Frömmigkeit. So stellt sich in der Tat nicht nur die Frage, ob und wie der Glaube gesundmacht, sondern für viele auch die, wie der eigene Glaube gesunden kann.“ 5 Angelehnt an das Salutogenese-Konzept von A. Antonovsky wurden von S. Murken und S. Namini 6 drei Fragen gestellt, die ein religiöses Kohärenzgefühl – dieses bedient teilweise unsere fünf postulierten Grundbedürfnisse in graduell unterschiedlicher Intensität und Relevanz – ermitteln sollten: - Verstehbarkeit: „Mein Glaube gibt mir das 41
Vertrauen, dass er auf alle Fragen in meinem Leben eine Antwort gibt und geben wird.“ - Handhabbarkeit: „Mein Glaube gibt mir das Vertrauen, dass ich alle aktuellen und zukünftigen Ereignisse und Erfahrungen als Herausforderung annehmen oder zumindest irgendwie damit umgehen kann.“ - Bedeutsamkeit/Sinnhaftigkeit: „Mein Glaube gibt mir das Vertrauen, dass es sich lohnt, dass ich mich auch in schwierigen Situationen weiter anstrenge und engagiere.“ In der Reflektion dieser Fragen fällt die Betonung des Vertrauens auf: Wie sieht da aber die Realität entwicklungspsychologischer Bedingungen für positive Bindungserfahrungen vieler psychisch angeschlagener Menschen aus? Das Erleben sicherer Bindung ist einerseits ein Geschenk unseres Schöpfers in Form funktionsfähiger Eltern oder wichtiger Beziehungspersonen; andererseits ist vor dem Hintergrund der generellen Entfremdung des Menschen von Gott damit zu rechnen, dass wir gehäuft mit dem Vorkommen unsicherer, ängstlicher, oder ambivalenter Bindungserfahrungen zu tun bekommen, gerade auch im Kontext christlicher Gemeinschaften.7 Wenn es‚ gut läuft in christlich-religiösen Gemeinschaften oder auch Kleingruppen kann eine Nachreifung stattfinden, die korrigierende verlässliche Bindungserfahrungen im spirituellen Erleben sowohl in der Gottesbeziehung als auch horizontal in den zwischenmenschlichen personalen Begegnungen vermittelt.
Eine p ositive Bindung serf a hr ung ist d ie Ba sis variab le f ür d ie Ent wicklung von Ver trauensf ä h ig keit. „D u ha st m ich sicher aus dem Mutterleib g eho lt und m ich g elehr t, d ir zu ver trauen – der m ir Ver trauen einflösste an meiner Mutter Br ust – a ls ich no ch ein kleines Kind war.
I I I. Wie muss ein sp e z ifisch christl icher Glaub e b eschaffen sein, da ss er sich g esund heitsfördernd auswirkt ? Der amerikanische Religionspsychologe K. Pargament (2002) fasste die emotionalen Folgen der Religiosität unter dem Aspekt der Förderung von Wohlbefinden oder Beeinträchtigung zusammen; er stellt u. a. fest: „Einige Formen der Religion/Religiosität sind hilfreicher als andere. Während eine verinnerlichte, überzeugungsgeleitete Religiosität, die auf einer vertrauensvollen Gottesbeziehung beruht, sich positiv auf das seelische Wohlbefinden auswirkt, beeinträchtigt eine rein anerzogene und unreflektierte Religion/Religiosität sowie eine schwach ausgeprägte Gottesbeziehung das Wohlbefinden.“ 8 Wir finden hier wieder implizit eine Unterscheidung zwischen extrinsisch orientierter Religion, extrinsisch verstandener und/oder gelebter Religiosität allgemein und einer intrinsisch verankerten Religiosität. Wie sieht das übertragen auf das christliche Glaubens- und Schriftverständnis, die inhaltliche Ebene aus? Die folgende Übersicht zeigt noch einmal mögliche Gegensatzpaare auf:
wirkungen auf den einzelnen haben kann. Somit würde seine Entfremdung (von sich selbst, seinen Mitmenschen, der Schöpfung/ Kosmos/Welt und Gott) nicht aufgehoben oder gemildert werden, sondern bestätigt bis zementiert werden. Der Apostel Paulus hat als ehemals einer der bedeutendsten jüdischen Theologen/ Rabbiner gelernt, dass es um eine Person geht, auf der sich die von ihm als Sekte wahrgenommene Gruppe von messianischen Juden und Heidenchristen bezieht, nicht um eine neue Lehre; dass es nämlich um den von den Juden herbeigesehnten Erlöser und von Gott zum Herrn erhobenen Jesus von Nazareth, den Christus Gottes geht. Er sagt darum: Ich weiß nun per Offenbarung des Heiligen Geistes und mein eigenes spirituelles Erleben, an wen ich glaube. (Nicht was der richtige Schrift-Glaube im pharisäisch rabbinischen Sinn ist.)
• Extrinsischer oder intrinsischer Glaube • Orientierung an Regeln/Ritualen oder Orientierung an dem innewohnenden Christus • Orientierung am „Buch des Herrn“ • oder Orientierung am „Herrn des Buches“ Wenn wir einen Weg beschreiben möchten zu einer genuin christo-zentrischen Spiritualität, müssen wir uns vergegenwärtigen, dass alleine schon der Ausdruck „christlicher Glaube“ auf etwas verweist, das alle Christen möglicherweise miteinander teilen. Die Kirchengeschichte hat uns eines „Besseren“ belehrt, dass nämlich die dogmatische Gestaltung der Religion unter der Sammelbezeichnung christlich oder Christentum irreführende und unfreie emotionale Aus-
• Wie sehe ich Gott? • W ie sieht Gott meine Situation? (Probleme, Beziehungen, Umstände, Aktivitäten) • Wie sieht Gott mich? • Wie sehe ich mich mit Gott zusammen? • F ruchtbare Zusammenarbeit mit Gott „ … auffahren mit Flügeln wie ein Adler.“ (Jesaja 40, 31)
Wie kommt G ottes Glaub ensschau, da s p ersona le Wesen des Glaub ens in unser Her z ? Wie entsteht in unserem B e wusstsein eine substanz iel le, Sinnen haf te veran ker te R eprä s entation ( Vorstel lung ) von Jesus, dem „ Anf äng er und Vo l lender des Glaub ens“?
Inhalt der Glaubensbeziehung • „ Ich weiß, an wen ich glaube /auf wen ich mein Vertrauen setze …“ • D as große Missverhältnis des Christentums: - Dogmatismus statt Beziehung
Inhalt der Glaubensbeziehung
Gesunder – wachsender Glaube
- Selbstgerechtigkeit statt Christus - Selbsterlösung statt Rettung aus Gnade - Angst vor Strafe statt Freiheit am Kreuz
Hans-Joachim Eckstein als zeitgenössischer Theologe fokussiert die christliche Religiosität/Spiritualität auf das positive Gottesbild: „Wie so oft bei Themen des Glaubens und des Lebens beginnt alles mit der Frage nach dem Verständnis von Gott. Denn ganz grundlegend für unseren Glauben und für unsere Lebensentfaltung ist unsere Vorstellung von Gott und seinem Wesen, von seiner Einstellung zu uns und seinem Wirken an uns.“ 9 Die folgende Übersicht gibt uns einen Vorgeschmack von christo-zentrisch geprägter Spiritualität.
de’ig n is -ma g a z in – Titelthema
B. Spiritualität und Psychotherapie
I. Diskussion des B e g riff s und der B e deutung von Sp iritua l ität Nach der WHO ist jeder Mensch spirituell, weil er sich spätestens angesichts des Todes existenziellen Fragen stellen muss, das Leben also als „letzte Gelegenheit“. Spiritualität als anthropologische Kategorie aus psychologischer Sicht wird als Reflexion der Erfahrungen im Umgang mit existenziellen Krisen verstanden. Der Mensch benötigt um zufrieden und „gesund“ zu leben auch spirituelles Wohlbefinden. M. Utsch sieht mit der Aufnahme der Spiritualität als Bestandteil umfassender Gesundheit einen wichtigen Katalysator für verstärkte Forschung in den Gesundheitswissenschaften. Spiritualität wird von ihm folgendermaßen umschrieben: „Religionsübergreifend wird mit der Spiritualität des Menschen sein unbestimmbares Wesen als prozessorientiert und zeitlich offen untersucht, seine Beziehungsgestaltung zu sich selber, zum sozialen Umfeld, zur Transzendenz und sein Selbstverständnis als ein verwundbares und endliches Wesen.“ 10
R. van Quekelberghe betont als klinischer Psychologe und promovierter Theologe die bewusstseinsmäßige Repräsentanz der Spiritualität und behandelt u. a. mögliche Zugangswege in der Psychotherapie: „Anders als Glaubensannahmen, die leicht den Zugang zum Körperlichen verlieren können und zum Gegenstand metaphysischer Debatten gemacht werden, haben Rituale und darüber hinaus ‚Zeremonien und Kulte‘ stets einen direkten und unabdingbaren Bezug zum Körperlichen. Manche religiösen Traditionen wie diejenigen der christlichorthodoxen Kirche haben die Liturgie so angelegt, dass möglichst alle Sinnesorgane intensiv am jeweiligen Ritual teilnehmen.“ 11 Des Weiteren betont der Autor die zeitliche Wiederholung und die vertraute sakrale Örtlichkeit als wesentlich für religiöse Rituale. Wir können hier aus christlicher Perspektive von einem Spiritual sprechen, das bio-psycho-sozio-spirituellen Erfordernissen Rechnung tragen sollte. Offensichtlich weist das Thema Spiritualität in seiner Begrifflichkeit eine Vielfalt von Facetten auf. Verschiedene Autoren betonen einzelne Aspekte der Spiritualität stärker. So unterscheidet R. Jaworski aus christlichpsychologischer Sicht zwischen einer anthropozentrischen (AS) und theozentrischen (TS) Spiritualität: „Die AS (s. o.) ist eine Spiritualität, in der sich der Mensch durch ein Bedürfnis nach persönlicher Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung motiviert, sich auf sich selbst konzentriert, durch eigenes Bestreben und Bemühen Werte wie zum Beispiel Güte, Liebe und Schönheit zu erwerben. Dies geschieht durch Meditation (...) als auch durch verschiedene körperliche Übungen, Techniken zur Steigerung der mentalen Kräfte.“ 12 Der andere Typ TS „(...) ist eine Spiritualität, in der sich der Mensch auf Gott und seine Gnade konzentriert. Er wird durch seine Überzeugung und Gottes Offenbarung inspiriert, dass er als Ebenbild Gottes geschaffen wurde. Durch Gebet, Nachdenken über das Wort Gottes, Teilnahme am kirchlichen Leben, Respektieren der Bedürfnisse anderer strebt der Mensch vor allem nach Erlösung und nach Vereinigung mit Gott.“ 10 Der Autor stellt hier anscheinend TS in den Dienst der Aufhebung der
allgemeinen Entfremdung von Gott, der Wiederherstellung der beschädigten oder entstellten Gottebenbildlichkeit. I I. Sp iritua l ität & G esund heit : In einer Übersicht von Voraussetzungen und Auswirkungen des Themenkreises Religion, Spiritualität und Gesundheit zeigt Harold A. Koenig14 die Schwierigkeit auf, den Begriff Spiritualität für die Forschung so abzugrenzen, dass er möglichst wenig Überlappung mit anderen Konzepten beinhaltet. Für das Gesundheitssystem im praktischen Umgang mit kranken Patienten ist seiner Meinung nach eine Auffassung von Spiritualität, die „alles mit einschließt“, was ein Individuum für sich als seinen persönlichen spirituellen Zugang gefunden hat, sinnvoll und hilfreich. Für die Forschung seien, so Koenig, dutzende von Messmethoden entwickelt worden, die bewusst eine Trennung von Religiosität / Religion und Spiritualität konzeptuell verfolgten. Er beschreibt in der Folge eine „Measurement Contamination“, die auf die allgemeine inhaltliche Kurzfassung von Spiritualität in den Begriffen „Frieden, Harmonie, existenzielles Wohlbefinden und bessere Beziehungen und Verbindungen mit andern“ zurückzuführen ist. Die Verunreinigung in der wissenschaftlichen Erforschung der Zusammenhänge zwischen Spiritualität (definiert wie oben verstanden durch quasi Indikatoren von guter mentalen Gesundheit) und Gesundheit wird u. a. problematisch, wenn Menschen mit psychischen Erkrankungen von der Gruppe der Spirituellen ausgeschlossen werden müssten (durch ihr erleben von Unfrieden, Disharmonie, Beziehungsstörungen etc.).15 Insgesamt finden wir hier ein Plädoyer für eine engere Definition von Spiritualität, die Religiosität bewusst miteinschließt. In der Folge findet man eine Vielzahl von Untersuchungen zum Zusammenhang mit Gesundheitsverhalten und/oder Gesundheitsbereichen in der bio-psycho-sozio-spirituellen Dimension16 menschlichen Lebens. M. Utsch gibt Antwort auf die Frage, inwieweit deutschsprachige Forschungen vorliegen zu Korrelationen zwischen Ge-
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sundheitsparametern und Spiritualität/ Religiosität. Er sieht einen fruchtbaren Ansatz in möglichen Forschungen im Feld der Gesundheitspsychologie17 für die Religionspsychologie: „Diese Forschungsrichtung lädt geradezu dazu ein, religiöse und spirituelle Faktoren zu integrieren und für das Wohlbefinden, die Prävention, den Einzelnen wie die Gemeinschaft nutzbar zu machen.“ Aus religionspsychologischer Perspektive seien hierzu vier Themengebiete untersucht worden, wie „Salutogenese und Resilienz, Bindungstheorie, Bewältigungsforschung (Stress-Coping), Meditationsforschung“. Trotz ermutigender Ansätze in der Forschung blieben aber weiterhin die Fragen nach der besten psychologischen Erfassung der Phänomene von Religiosität und Spiritualität. D. A. Matthews hat für die angelsächsische /US-amerikanische wissenschaftliche Welt vor Jahren ein bahnbrechendes Buch veröffentlicht zum Themenkreis „Spiritualität und Medizin“. Hierin bringt er viele Beispiele zu den unterschiedlichsten Domänen von bio-psycho-sozio-spiritueller Gesundheit. Im Kapitel 6 finden wir interessante Darstellungen der Auswirkungen von religiösen Überzeugungen/Praktiken auf die Lebensqualität.18 Professor Jaworski spricht in seinem oben genannten Beitrag über die Auswirkungen von Spiritualität auf das Befinden der betroffenen Menschen: „Viele Menschen haben schädliche Auswirkungen durch Esoterik und New Age zu spüren bekommen, bis hin zum Verlust ihrer Familien und im Extremfall ihrer Persönlichkeit. Ein wesentliches Kriterium für die Unterscheidung von gesunder Spiritualität und krankmachender Spiritualität besteht in ihrer jeweiligen Zielsetzung.“ 19 Hierzu müssen wir berücksichtigen, dass Selbsttranszendenz allgemein als zentraler Aspekt von Spiritualität betrachtet werden kann, der zum Teil bereits dreidimensional 20 postuliert wird: intrapersonal (Selbstakzeptanz und Sinn), interpersonal (Verbundenheit mit anderen und der Natur) und transpersonal (Bezug zu etwas Höherem, einer transzendenten Wirklichkeit, sei es metaphysisch oder philosophisch verstanden). Wir können
hieraus schließen, dass die Ganzheitlichkeit spirituellen Strebens und Erlebens eine gesunde Verankerung im alltäglichen Leben ermöglicht und auch der Befriedigung der Grundbedürfnisse dienlich ist. Spiritualität also rein anthropozentrisch ausgelebt, würde demnach eher zur Egozentrizität, zur Loslösung aus dem Kontext sozialer Beziehungen, der Teilhabe an der Gemeinschaft, der kulturellen Integration und zunehmenden Schwierigkeiten in der Interkommunizierbarkeit der spirituellen Erfahrungen mit andern führen. Auch im christlichen Bereich können wir eine Unausgewogenheit in der Spiritualität dann feststellen, wenn der physische Aspekt der Schöpfung vernachlässigt wird, das „Embodiment“ religiöser Erfahrung (Ruhe, Atmen, Körpersensationen in der Begegnung mit dem „Christus in uns“ 21, Kontemplation der Bilder aus der Natur leibhaftig, wie sie uns im hebräischen Denken im AT begegnen). Welche Besonderheiten spirituellen Erlebens wir im psychischen Bereich finden, dazu sollen uns die folgende Übersicht zur Problematik der Projektion auf die Gottesbeziehung anleiten.
ihm wohl nur rudimentär berichtet werden können, eine misstrauische oder ängstlichvermeidende Haltung zu Mitmenschen wären aller psychotherapeutischen Erfahrung nach zu finden. In der Projektion auf andere Menschen oder religiös auf das Gottesbild wären feindselige Gefühle Gott gegenüber zu erwarten, die Auffassung eines desinteressierten Gottes/Schicksals am Ergehen des einzelnen Menschen und ein eher (willkürlich) bestrafendes Gottesbild. Diese inneren „Dämonen“ würden dann auch in der Spiritualität auf ein Äußeres unbewusst ausgelagert und dort gesehen. Wir können uns vorstellen, dass ein Zugang zu speziell spirituellen Fragen, auch aus christlicher Perspektive zumindest erschwert oder pathologisch überlagert ist: Der ‚Empfänger’ für Liebe und Geborgenheit in Gott ist gesperrt, solange der ‚Projektor’ eines ganz anderen Erfahrungsfilms22 aktiv ist. Dies soll uns die kleine Zeichnung vergegenwärtigen.
Vaterhaus
Kränkelnder Glaube – Gottesbild Die Problematik der Projektion in der
Jesus
Psychologie: „Der unbewusste Prozess, durch den ein Einzelner einem Anderen die Wünsche,
Liebe Reproduziert
Impulse oder Vorstellungen zuschreibt, die er an sich selbst unannehmbar findet.
negative Bindungserfahrungen
Herz
Dieser Abwehrmechanismus des Ichs erlaubt es dem Betreffenden, alle innerlich bedrohlichen oder konflikthaft unerwünschten Dinge wie Instinkte oder deren
Projektion
Empirische Forschung – ausgeprägte Zusammenhänge • zwischen der Selbstwahrnehmung als klein, schwach, wenig selbstbewusst oder wenig wirkungsvoll und negativen Gefühlen /Gedanken zu /über Gott. • Zwischen negativer Gottesbeziehung auf der einen und personalen Ressourcen bzw. psychischer Gesundheit auf der anderen Seite. Negatives Gottesbild und Selbstbild • Werden Gott gegenüber negative Gefühle erlebt und erscheint dieser als mächtig, herrschend und strafend, so scheint es unter diesen Bedingungen schwer, ein positives, internal bestimmtes Selbstbild zu entwickeln.
2. Christliche Spiritualität auf dem Weg zu einer Christozentrisität A. Geistliche und psychologische Bewertung
Ausprägungen zu einem Bestandteil eines äußeren Objekts oder einer Person zu machen.“
Stellen wir uns vor, was mit hoher Wahrscheinlichkeit passiert, wenn ein in seiner Biografie vom Vater misshandelter und von der Mutter vernachlässigter Mann zu seiner Gottesbeziehung oder allgemein zu seinem spirituellen Wohlbefinden befragt würde. Harmonie und Frieden würden von
Negatives Gottesbild und Gesundheit
Entsprechend wurden in einer umfangreichen empirischen religionspsychologischen Studie von S. Murken23 an einer psychosomatischen Klinik Zusammenhänge zwischen seelischer Gesundheit und Religion/Religiosität untersucht. Korrelationen ergaben sich signifikant vor allem für ein negativ besetztes Gottesbild und das Selbstwerterleben/Selbstkonzept.
de’ig n is -ma g a z in – Titelthema
I.Parameter einer wor tg ebunde nen sp irituel len Glaub ensorienti er ung Zunächst müssen wir unterscheiden, was u. a. den Kern eines an Christus gläubigen Menschen ausmacht: seine „Frömmigkeit“, seine genuin christliche Spiritualität. Ersichtlich wird hieraus, dass es nicht um eine reine Verinnerlichung geht, in der von Jesus geprägten und vorgelebten Spiritualität,
sondern um einen Lebensstil mit dreidimensionaler Ausrichtung (auf Gott – auf das Selbst – den anderen). Der Apostel Petrus hilft uns dabei: „In seiner göttlichen Macht hat Jesus uns alles geschenkt, was zu einem Leben in der Ehrfurcht vor ihm nötig ist. Wir haben es dadurch bekommen, dass wir ihn kennengelernt haben – ihn, der uns in seiner wunderbaren Güte zum Glauben gerufen hat. (...) Darum setzt alles daran, dass zu eurem Glauben Charakterfestigkeit hinzukommt und zur Charakterfestigkeit ‚geistliche’ Erkenntnis, zur Erkenntnis Selbstbeherrschung, zur Selbstbeherrschung Standhaftigkeit, zur Standhaftigkeit Ehrfurcht vor Gott, zur Ehrfurcht vor Gott Liebe zu den Glaubensgeschwistern und darüber hinaus Liebe zu allen Menschen.“ 24 Auf diesem Weg, bestätigt uns Petrus, wird der Glaube wachsen und es wird zu einem immer besseren Kennenlernen von Jesus Christus (Kyrios Jesus) in uns kommen. Neben der sozio-spirituellen Ausrichtung ist die Wortgebundenheit naturgemäß kognitiv (psycho-neurobiologisch) angelegt. Vielfach geht es um das Erkennen Gottes in seinem Wort als auch in der Wahrnehmung mittels Offenbarung seines Wesens in der Schöpfung. Paulus tritt der Leugnung von transzendenter Wirklichkeit (das „Numinosum“ Gottes) entschieden entgegen und stellt lapidar fest: „Dabei ist doch das, was man von Gott erkennen kann, für sie deutlich sichtbar; er selbst hat es ihnen vor Augen gestellt. Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen.“ 25 Die Wahrnehmung der Schöpfung als Quelle spiritueller Offenbarung von/über Gott wird besonders in den Psalmen deutlich wie z. B. das Staunen Davids bezeugt: „Wenn ich den Himmel sehe, das Werk deiner Hände (betrachte), den Mond und die Sterne, die du erschaffen und an ihren Ort gesetzt hast, ‚dann staune ich‘: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? Was ist er schon, dass du dich um ihn kümmerst (...) Herr bis an den Himmel reicht deine Gnade, bis zu den Wolken deine Treue.“ 26 Spiritualität aus christlicher Perspektive bewegt sich also zwischen bibelorientierter
kognitiv-emotionaler Religiosität (intrinsisch verankerte Glaubenserkenntnis)27 und spiritueller Offenbarung Gottes durch das „Medium“ des inspirierten Wortes der Heiligen Schrift und durch das Medium bio-psychischer Wahrnehmung mit den Sinnen als auch durch Vermittlung des Heiligen Geistes (letzteres s. u.). Die Bibel selbst gibt uns kund, dass alle Schrift von Gott inspiriert worden ist und „ … dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift.“ Das Wort Gottes sagt der Schreiber des Hebräer Briefes – „Denn eines müssen wir wissen“ – „ … ist lebendig und voller Kraft. Das schärfste beidseitig geschliffene Schwert ist nicht so scharf wie dieses Wort, das Seele und Geist und Mark und Bein durchdringt und sich als Richter unserer geheimsten Wünsche und Gedanken erweist.“ 28 Jesus Christus selbst gab sich in seiner Person und seiner Botschaft als Anker wahrer (christlicher) christusgemäßer Spiritualität aus, gegenüber seinen Jüngern (Schülern/ Studenten) als auch seinen jüdischen Zuhörern (besonders den Theologen/Pharisäern) gegenüber: „Wenn ihr in meinem Wort (an meiner Rede/Rhema) bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Aus diesem Grund ermahnt Paulus auch die Kolosser „Seid in ihm verwurzelt, baut euer Leben auf ihm auf. Bleibt im Glauben fest … Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Betrug (philosophisch-religiöse Spekulationen), die der Überlieferung (Tradition) der Menschen und den Elementen der Welt (Zeitgeist) folgen und nicht Christus gemäß. Dabei ist es doch Christus, in dem die ganze Fülle von Gottes Wesen in leiblicher Gestalt wohnt. Und ihr habt an dieser Fülle teil, weil ihr mit Christus verbunden seid.“ Dass es aus christlich-psychologischer Perspektive um eine finale Sinnorientierung an Jesus als unseren Erlöser aus allgegenwärtiger umfassender Entfremdung geht, bezeugen die Apostel mit Petrus als Sprecher: „Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.“ 29 45
Zusammenf a ssende ps ycho lo g ische B e wer tung : Christliche Spiritualität nach dem biopsycho-sozio-spirituellen Modell beginnt gewissermaßen extrinsisch religiös mit der Meditation/Kontemplation des Wortes Gottes, reflektiert Glaubensaussagen kognitiv (Lehre) auf ihren Bezug zur Person und Gemeinschaft, erfährt emotional etwas von der transzendenten Wirklichkeit Gottes nicht zuletzt in der sinnlichen (staunenden) Wahrnehmung der gesamten Schöpfung und wird in der spirituellen Verankerung am Modell und der Person Jesu zu einer christozentrischen intrinsischen Religiosität als Grundpfeiler der Identität. I I. Wie wird christl iche Sp iritua l ität zu einer transzendenten und immanenten g anz heitl ichen christozentrischen Sp iritua l ität Bisher sind wir von einer kognitiv-emotional ausgerichteten spirituellen Ebene ausgegangen, der natürliche Mensch mit seiner spirituellen Kompetenz (metakognitiv und transpersonal) und seiner darauf gegründeten intrinsischen christlichen Religiosität als Ausgangspunkt. Nun versetzt Paulus uns allerdings in ein Dilemma, indem er vom natürlichen Menschen spricht (auch mit seiner neuro-biologisch angelegten Fähigkeit zur Spiritualität), der im biblischchristlichen Verständnis keinen Zugang hat zum eigentlichen Mysterium Gottes: der Inkarnation Gottes in Jesus, der Kreuzigung und leibhaftigen Auferstehung Jesu Christi aus den Toten und seiner Aufnahme in die transzendente Wirklichkeit. In einem mehr allgemeinen spirituellen, transpersonalen Transzendenzerleben kann jeder Mensch von Gott befähigt erfahren (mittels der Fähigkeit zur Selbsttranszendenz), dass er in einer allumfassenden Sphäre transzendenter Wirklichkeit lebt: „Gott ist ja für keinen von uns in unerreichbarer Ferne. Denn in ihm, ‚dessen Gegenwart alles durchdringt’, leben wir, bestehen wir und sind wir.“ 30 Um nun dahin zu kommen, Jesus selbst als die Offenbarung Gottes, den Immanuel – Gott selbst mit uns auf dem Lebensweg – wahrzunehmen, benötigen wir die Vermittlung
des Heiligen Geistes, den „Go-In-betweenGod“ wie es ein anglikanischer Theologe einmal formulierte. Dann werden wir aus der Sicht der Bibel zu einem „Pneumatikos“, einem vom Geist Gottes angeleiteten (spirituellen) Menschen.31 Jesus selbst sprach viel vom Heiligen Geist, als seinem irdischen Statthalter. Der Geist Gottes, der Paraklet oder „der zu unserer Unterstützung herbei Gerufene“ soll und wird uns in alle Wahrheit führen – Jesus selbst bezeichnet sich übrigens als „der Weg, die Wahrheit und das Leben“.32 Als wichtigen Schritt zum Verständnis christozentrischer Spiritualität können wir festhalten: Es handelt sich um ein von Gott ausgehendes spirituelles Erkennen und Erleben, initiiert vom Wirken des Geistes Gottes, der identisch mit dem Geist Jesu ist. Mit dieser Brücke zur Transzendenz kommen wir unmittelbar mit der Person Jesu Christi zusammen und beziehen von daher eine neue „biopsycho-sozio-spirituelle“ Identität. B. Christozentrische Spiritualität – Begegnung mit Christus
I. D e r v e r b o r g e n e In n e r e R a u m transzendenter B e g e g nung Ohne den Mittler Jesus, Gottes Sohn, konnte der Mensch im AT in Gottes Nähe kommen, in einen geschützten (inneren) Raum. So erfuhr auch Mose, dass ihm in einer schicksalhaften Begegnung Gott so nahekam, dass er in einer Felsenkluft verborgen, unter der schützenden, verbergenden Hand Jahwes die Herrlichkeit Gottes im Vorübergehen spüren und sie im Nachgang betrachten konnte, aber nicht von Angesicht zu Angesicht. Der innere Raum der Begegnung war hier der Schirm Gottes in Gestalt seiner Hand und des Verstecks in einer Felsspalte. In den Psalmen ist darum auch häufig vom Wunsch die Rede, Gott doch von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, sich spirituell zu „sättigen“ an seinem Bild (Imago Dei).33 Das Neue Testament spricht dagegen von „Sehen“ in einem anderen Kontext. Gemeint ist hier ein „apokalyptisches wahrnehmen“, eine Enthüllung des Numinosum
durch Offenbarung des Heiligen Geistes. So versetzt Paulus uns möglicherweise in Erstaunen: „Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid und dass Gottes Geist in eurer Mitte wohnt …Darum wollte Gott euch kundtun, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Völkern ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ 34 Die Vergegenwärtigung Christi in der Mitte meiner Existenz (bio-psycho-soziospirituell durch die Inkarnation Gottes in seinem Sohn – Ichthys) ist darum ein unverzichtbares Alleinstellungsmerkmal, das Spezifikum einer christozentrischen Spiritualität.35 Es findet eine dynamische Umgestaltung der persönlichen Identität in eine Christus-in-mir Identität statt; dies geschieht in einer Spiegelung gleichsam von Angesicht zu Angesicht, also in einer „prosoponischen“ Begegnung mit Christus im Heiligen Geist. Die Folgen sind immer neue Erfahrungen mit dem Wirken des Heiligen Geistes, einer Freiheit im Geist des Glaubens, zunehmender Offenbarung der Liebe des Vater-Gott zu mir persönlich, Christusähnlichkeit und damit einem positiven Selbstwerterleben. Die Dynamik christozentrischer Spiritualität: Mit Jesus unterwegs im Lebensvollzug. Jesus Christus im Z entr um eines Menschen Die Abbildung auf Seite 47 soll noch einmal zusammenfassend darstellen, wie eine christozentrische Spiritualität verschiedene innere Räume des Menschen durchdringt von außen (extrinsische Religiosität/institutionelle Religion und Religiosität) nach innen (intrinsische Religiosität) und in der Begegnung mit Christus zurückschwingend in den bio-psycho-sozio-spirituellen Raum, mit spiritueller Kompetenz ausgestatteter Identität. Siang-Yang Tan zitiert eine Definition von christlicher Spiritualität, die teilweise unsere bisher getroffenen Feststellungen noch einmal unterstreicht: „Christliche Spiritualität beinhaltet das Formen, Bevollmächtigen, und Reifen lassen der ‚Spirituellen Person’ (1. Kor. 2, 14 –15 – de’ig n is -ma g a z in – Titelthema
Pneumatikos) – die genau die Person ist, die vital und verantwortlich gegenüber Gott in der Welt ist (...) und evangelikale Spiritualität wird darum bibel-zentriert sein, und sie wird mehr befasst sein mit der Ermöglichung und Erweiterung der persönlichen erlösenden Begegnung des Gläubigen mit Christus.“ 36
3. Christozentrische Spiritualität in der Psychotherapie I. Verschiedene Ansätze der Integration von Spiritualität allgemein in die PT
Aus dem Positionspapier der DGPPN (Psychiater Fachgesellschaft, 12/2016) können wir auszugsweise entnehmen, dass hinsichtlich spiritueller Interventionen – im Vergleich mit den USA – in der Psychotherapie noch eine erhebliche Skepsis und Abstinenz bestehen: „Auch wenn die Bedeutung existenzieller Themen in der Psychotherapie anerkannt wird, bleiben einige Fragen offen – z. B.: Ist Sinngebung Aufgabe von psychotherapeutischen Interventionen? Wie weit darf die psychiatrischpsychotherapeutische Begleitung des Patienten In seiner existenziellen, religiösen und spirituellen Suche gehen? Welche professionellen Grenzen sind notwendig und sinnvoll, um die Freiheit von Patient und Behandler zu schützen? – Professionelle Behandler sind durch ihre Berufsethik verpflichtet, innerhalb des Methodenspektrums ihrer Profession tätig zu sein. Dies schließt religiöse oder spirituelle Interventionen aus. Dies stellt eine sinnvolle und notwendige Selbstbeschränkung dar. Dabei muss trotzdem sichergestellt werden, dass die Religiosität/Spiritualität des Patienten in der Therapie Raum haben kann.“ In der MBSR – einer achtsamkeitsbasierten
rufen fest: „Es ist wichtig, die Stellung und die Pflichten der Gesundheitsfachleute zu begreifen, aber auch deren Grenzen, wenn es um den Einbezug der Spiritualität geht. Das Einverständnis des Patienten ist zentral, ebenso wie die Einhaltung der beruflichen Grenzen, wenn Gesundheitsfachleute die spirituelle Anamnese erheben, religiöse Überzeugungen stützen, mit Patienten beten und Überweisungen an Geistliche machen. Nur wenn man anerkennt, dass es auch Grauzonen gibt, kann man flexibel genug sein und ein striktes Festhalten an Grenzen vermeiden.“ 39 II. Praxis der ressourcenorientierten christlich-integrativen Psychotherapie mit Christen
Aus meiner psychotherapeutischen Erfahrung heraus sind Hilfesuchende mit christlicher Sinnorientierung in ihrer Spiritualität
bereits nach kurzer Dauer einer Therapieserie bedürftig, ihre Werte und Fragen bezüglich ihrer Religiosität einbringen zu dürfen. Wenn wir den Weg der Anwendung von Metaphern, Bildern (z. B. aus der Schöpfung), Geschichten, Gleichnissen und imaginativen Vorstellungen gehen wollen, können wir uns in der Psychotherapie mit Christen (die Passung der Person des Behandlers und seiner spirituellen Kompetenz mit der des Klienten/Patienten sowie der anderen notwendigen Passungen besonders zum Krankheitserleben des Patienten vorausgesetzt) natürlich gleichberechtigt der Bilderwelt der Bibel bedienen. Hierin finden sich zahllose spirituelle Wahrheiten mit hohem psychotherapeutischen Faktor, besonders in kognitiv-emotionaler und systemischer Hinsicht. Ich denke da an den Psalm 23 – den sogenannten Hirtenpsalm – mit seiner konzentrierten Fülle an
Religiosität – extrinsisch: Gesellschaftlich-integrative Funktion Glaube: Inhaltsaspekt (Gebote: Ethik)
S
U S
← Sohn →
T
E
A I N
J
O
„Integration in die persönliche Lebensgeschichte“ Soziale und gesellschaftliche Lebensgestaltung in der Kraft des Heiligen Geistes
N
Glaube: Beziehungsorientierung /Gottesbilde/Gnade (Offenbarung)
Religiosität – intrinsisch: Subjektbezogen und interdividuell unterschiedlich
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Persönlichkeits interpretation: Spirituelle Identität Rituale/Symbole/Gemeinschafts (-erleben)
← Heiliger Geist →
R Spiritualität: Gebetsstil
Glaubenseinstellung: Ziele (gols, driving)
A O ← Vater →
„Authentischer Glaubensstil“in der christlichen Lebensgestaltung in der Kraft des Heiligen Geistes
I X O ÚS
K
Glaubenseinstellung und Werte (values)
← Geheimnis Gottes → A
N
Persönlichkeitsintegration: Soziale (vel.) Identität Tradition/Lehre/Bez. Autoritäten: Institution
Spiritualität: Gottensdienst
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Stressbewältigungsmethodik – finden wir ein treffendes Beispiel einer gelungenen Integration einer der buddhistischen Lehre (spirituelle „Technik“) entstammenden Methodik in das erweiterte KVT Interventionsspektrum.37 Dass es sich hier im eigentlichen Sinne um eine spirituelle Methodik handelt, darauf macht Anselm Grün aufmerksam: „In die Achtsamkeit einzuführen ist das Ziel aller spirituellen Wege. Alle spirituellen Wege kennen die Achtsamkeit im Umgang mit Dingen, mit Menschen, und mit dem Augenblick (...) Alles, was wir tun, bekommt durch die Achtsamkeit eine tiefere Bedeutung (...) Die Achtsamkeit ist für die benediktinische Tradition die spirituelle Übung schlechthin geworden. Wesentlich ist vor allem unsere Achtsamkeit den Gedanken und Gefühlen, den Emotionen und Leidenschaften gegenüber, die in uns eintreten möchten und dann unsere Worte bestimmen(...) Ein schönes Bild für diese Achtsamkeit ist das des Türhüters. Es geht auf Jesus zurück, der von einem Mann spricht, der auf Reisen ging und seinen Dienern die Verantwortung für sein Haus übertrug. Dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. (Mk. 13, 34).“ 38 Die Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT) ist neben der achtsamkeitsbasierten kognitiven Therapie ein mögliches Beispiel für zukünftige Integrationsmöglichkeiten spiritueller Themen und/oder Interventionen in die Psychotherapie. Dies beruht vor allem auf der Verwendung von Bildern, Metaphern und Geschichten zur Psychoedukation sowie Meditationstechniken (verbunden mit der Atmung und Kontemplation). Aus der sogenannten „Positiven Psychotherapie“ (Peseschkian), eine im weitesten Sinne in das Spektrum (kognitiv) verhaltenstherapeutischer Interventionen einordbare Psychotherapievariante, kennen wir die Verwendung orientalischer Geschichten. Sie transportieren spirituelle Einsichten im Sinne transpersonaler Weisheit. Harold A. Koenig stellt zur Selbstbeschränkung professionellen Umgangs mit Spiritualität, zum gebotenen Raum für spirituelle Themen und Fragen in den Gesundheitsbe-
Fußnoten 1 Huber, Stefan – (1995) „Zentralitätsskala“ zur Messung verschiedener Dimensionen von Religiosität 2 aus: van Quekelberghe, R. (2017): Grundzüge der spirituellen Psychotherapie, S. 28 3 a. a. O., S. 17 4 Utsch, M. (Hrsg.) (2012): Pathologische Religiosität. S. 26/27 5 Eckstein, H.-J. (2011): Gesund im Glauben. SCM Hänssler, S. 13 6 Murken, S. und Namini, S. (2004): Selbst gewählte Mitgliedschaft in religiösen Gemeinschaften: Ein Versuch der Lebensbewältigung? In: Zwingmann/ Moosbrugger (Hg.).: Religiosität. S. 309 – zitiert in Utsch, M. (2005): Religiöse Fragen in der Psychotherapie …, S. 74 7 Anmerkung: Es spricht eher für die Qualität einer christlichen Gemeinschaft, wenn in ihrer Bindungsfähigkeit defizitär strukturierte Personen die Sicherheit eines solchen Milieus suchen als dass wir dieses Zusammenkommen „pathologisieren“ dürften. 8 zit. In Utsch, M. (2005): Pathologische Religiosität. S. 26 9 a. a. O.: „Gesund im Glauben“, S. 14 10 Utsch, Bonelli, Pfeifer (2014): Psychotherapie und Spiritualität. … Zitat S. 19 11 van Quekelberghe, R. (2017) – a.a.O. … Grundzüge … S. 144
12 Jaworski, R. (2015): Anthropozentrische und theozentrische Spiritualität. Eine psychologische Studie. In: de’ignis Magazin Nr. 50/2015, S. 23 13 ebd. S. 24 14 Koenig, H.A. (2012): Overview on Religion, Spirituality and Health. In: Hefti & Bee (Hrsg.) (2012): Spiritualität und Gesundheit. Ausgewählte Beiträge im Spannungsfeld zwischen Forschung und Praxis. Verlag Peter Lang 15 ebd., S. 19 16 ebd. Koenig, S. 25 – 34 17 a. a. O.: Utsch, religiöse Fragen in der Psychotherapie 18 Matthews, Dale. A. (2000): Glaube macht gesund. Spiritualität und Medizin. Herder Verlag, S. 163-168 19 a. a. O.: Jaworski, S. 23 20 nach: Bucher, A. (2014): Psychologie der Spiritualität, S. 57 21 s. u. unter 2. „Christo-Zentrische Spiritualität“ 22 Der „Projektor des Herzens“ ist hier biblisch begriffen, indem das Unbewusste des Menschen nach außen gebracht wird, oft durch die geglaubte Vermittlung Gottes, der in seiner Allwissenheit auch innere Motive und Gedanken durchschaut = „Kardiognosie“ Gottes. Psychologisch-metaphorisch gesprochen: Das Innere des Menschen drängt aus den Tiefen seines Bewusstseins an die Oberfläche auf die Bühne seiner Erkenntnis – s. a. Theißen, G. (1993): Psychologische Aspekte paulinischer Theologie. „Das Verborgene des Herzens“. S. 66 ff 23 Murken, S. (1998): Gottesbeziehung und seelische Gesundheit. Waxmann Verlag 24 Frömmigkeit: dieser Terminus beinhaltet bei Luther die Beschreibung eines gottgefälligen Lebensstils aus der Kraft Gottes – hier in der NGÜ Version „Ehrfurcht vor Gott“ anstelle „Frömmigkeit“: 2. Petr. 1,3.5 –7 25 Römer 1, 19.20 (NGÜ) 26 Psalm 8,3ff 27 erinnert an Martin Luthers „Sola Scriptura“ = allein die Schrift oder durch die Schrift allein vermittelte gültige Glaubenserkenntnis 28 Bibelreferenzen: Psalm 8, 4.5/Psalm 36, 6 / 2. Tim 3, 16.17 – Hebräer 4,12 (betont auch die Rolle des Wortes Gottes in der Aufdeckung unbewusster Wünsche und Bedürfnisse sowie unserer Motive und Pläne aus Gottes Sicht 29 Bibelreferenzen: Joh. 8, 31 f – Kol. 3, 7–10 (NGÜ/Luther 2017) – Apg. 4, 12 (NGÜ) 30 Apg. 17, 27.28 31 1. Kor. 2, 10 ff (Luther 2017): der natürliche Mensch (‚physikos’) aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist...(NGÜ): Ein Mensch, der Gottes Geist nicht hat...ist nicht in der Lage, es (Geheimnis Gottes) zu verstehen, weil ihm ohne den Geist Gottes das nötige Urteilsvermögen fehlt. 32 Bibelreferenzen: Joh. 14, 14 –16; Joh. 14, 6 –9.26 33 2. Mose 33, 20 f – Psalm 17, 15 34 Bibelreferenzen: 1. Kor 3, 16 – Kol 1,27 – 2. Kor. 3, 17.18 35 „ … der Ansatz einer leibbezogenen Christologie, Theologie und Pneumatologie bei Paulus in … 1. Kor. 6, 19 ‚ … euer Leib, ein Tempel des HG‘ . “ In: Schroer /Staubli, S. 42 36 Tan, Siang-Yang (2011): Counseling and Psychotherapy. A Christian Perspective, S. 368 – übersetzt vom Autor 37 s. u. a. Hayes/Follette/Lineham (Hrsg.)(2012): Achtsamkeit und Akzeptanz. Das Erweitern der
de’ig n is -ma g a z in – Titelthema
kognitiv-behavioralen Tradition. Dgvt Verlag
38 Grün, A. (o.J.): Das Glück der Achtsamkeit.
Herder Verlag 39 Koenig, H. A. (2012): Spiritualität in den Gesundheitsberufen..., S. 106
Literatur • Bucher, Anton. A. (2014): Psychologie der
Spiritualität. BELTZ Verlag
• Eckstein, H.-J. (2011): Gesund im Glauben.
SCM Hänssler Verlag • Hefti, R./Bee, J. (Hrsg.)(2012): Spiritualität und Gesundheit. Ausgewählte Beiträge im Spannungsfeld zwischen Forschung und Praxis. Verlag Peter Lang • Koenig, H. A. (2012): Spiritualität in den Gesundheitsberufen. Ein praxisorientierter Leitfaden. Verlag Kohlhammer • Matthews, Dale A. (2000): Glaube macht gesund. Spiritualität und Medizin. Herder Verlag • Murken, S. (1998): Gottesbeziehung und seelische Gesundheit. Waxmann Verlag • Van Quekelberghe, R. (2017): Grundzüge der spirituellen Psychotherapie. Edition Klotz • Schroer, S./Staubli, Th. (1998): Die Körpersymbolik der Bibel. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WB), Darmstadt • Tan, Siang-Yang (2011): Counseling and Psychotherapy. A Christian Perspective. Baker Academic, Division of Baker Publishing Group, Grand Rapids, MI • Theißen, G. (1993): Psychologische Aspekte paulinischer Theologie. V & R, Göttingen • Utsch, M. (Hrsg.) (2012): Pathologische Religiosität. Genese, Beispiele, Behandlungsansätze. Verlag Kohlhammer • Utsch, M. (2005): Religiöse Fragen in der Psychotherapie. Psychologische Zugänge zu Religiosität und Spiritualität. Verlag Kohlhammer • Utsch/Bonelli/Pfeifer (2014): Psychotherapie und Spiritualität. Mit existenziellen Konflikten und Transzendenzfragen professionell umgehen. Springer Verlag
Autor
Rainer Oberbillig ist Dipl.Psychologe, approbierter Psychotherapeut, ehemals langjähriger Mitarbeiter in der de’ignis-Fachklinik und Mitgründer, jetzt i. R.; auf Honorarbasis in freier Praxistätigkeit und am de’ignisInstitut engagiert.
nicolasberlin / photocase.de
menschlichen Fragestellungen und Problemen. Die Thematik allein dieses Psalms lässt viele unbewusste Bedürfnisse wie auch dem Bewusstsein bereits zugängliche Nöte wie durch einen Katalysator offenbar werden (Tiefenpsychologischer Aspekt oder Klärungsperspektive nach K. Grawe). Auf einer mehr verhaltensorientierten Ebene können imaginativ und kognitiv Fragen nach der Entspannungskompetenz diskursiv erörtert werden. Auf der noetischen Ebene spiegeln sich hier viele Fragen nach Sinn und Wert des individuellen menschlichen Daseins: Wer ist für mich da, wenn ich Hilfe benötige (IPT der Depression)?Diese rein psychotherapeutische Dimension kann leicht mit spirituellen Inhalten verknüpft werden, wenn der Patient diesen Raum wünscht und dies aus psychotherapeutischer Sicht förderlich für den Genesungsprozess erscheint. Spirituelle Erfahrungen können aufgegriffen werden in der wissenschaftlichen Psychotherapie und im Rahmen des Verfahrens auch Anleitung dazu gegeben werden im Sinne von Verhaltensübungen oder -experimenten. Aus der Perspektive einer christozentrischen Spiritualität spiegelt sich gerade in diesem Psalm – aus meinem begrenzten theologischen Verständnis – das Geheimnis Gottes in Jesus Christus wieder.
Es beginnt mit einer reduzierten Winterjacke Patienten berichten über ihre wertvollen Erfahrungen während ihrer Zeit bei de’ignis. Alle Verfasser*innen sind der Redaktion bekannt.
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trotzdem zum ausgewiesenen Preis haben! Eine Kleinigkeit zwar, aber ich fühlte mich gesegnet und in der Entscheidung, mich dem Wirken Gottes und der Behandlung durch Mediziner zu überlassen, bestärkt. Nach warmherziger Aufnahme sah ich mich mit einer Herausforderung konfrontiert, die mich beinahe bewogen hätte, wieder abzureisen: in Gruppen von mehreren Leuten sollte man über sich und die eigene Problematik reden – dies hatte ich nie vorher getan, doch genau hier lag der Segen: die Ratschläge, die Mitpatienten gaben, eröffneten neue, völlig unerwartete Perspektiven, die ich nicht selten als direktes Reden Gottes empfand. Gleich bei der ersten Zusammenkunft mit Rollenspielcharakter zum Thema „Grenzen“ wurde mir die grundsätzliche persönliche Schwierigkeit bewusst, Grenzen anderer zu erkennen, die eigenen zu behaupten und entsprechend Kompromisse zu schließen. Diese Erkenntnis schon beim ersten Treffen war umwerfend! Ich fühlte mich zutiefst von Gott und Menschen durchschaut – aber nicht abgelehnt! Und „Gottes Segensweg“ ging weiter. Durch die oben erwähnte Kiefer- und Wirbelsäulenproblematik eingeschränkt, sagte mir eine Therapeutin, dass im Ort ein Spezialist für Kopf, Kiefergelenke und Halswirbelsäule ansässig sei. Wie ich nach langjähriger, intensiver Suche wusste, eine in ganz Deutschland seltene Kombination! An der Rezeption der Praxis erfuhr ich, dass dieser jedoch für mehrere Wochen ausgebucht sei, und die anstehenden Feiertage einen schnellen Termin nur noch unwahrscheinlicher machten. Ich würde also mit Schwindel, Gang- und Sehstörung die Therapien absolvieren und nie ganz „ich selber“ sein können. Als ich jedoch nach erster kurzer Behandlung durch eine Mitarbeiterin, die sich wegen den Risiken einer Fehlbehandlung nicht eingehender mit mir befassen konnte, sehr enttäuscht die Praxis verlassen wollte, rief mich die Sprechstundenhilfe zurück und sagte mir,
de’ig n is-ma g a z in – Patienten berichten
dass gerade eben eine Person abgesagt hätte und ich deren Termin in zwei Tagen wahrnehmen könne. Zufall? So heilend wie die Behandlung durch den Kopfspezialisten (habe bis heute kaum Beschwerden!) war, waren auch das durch einen Pastor in den Morgenandachten gelehrte Wort Gottes, die Fachvorträge von Spezialisten und therapeutische Einzelgespräche deren Wirkung bis heute anhalten. Sie alle machten mir Mut und bestärkten mich in der Überzeugung, dass Denk- und Verhaltensmuster geändert werden können und, vor allem wenn sie Gottes Wort entsprechen, nachhaltig heilend und lebensverändernd sind. Im Rückblick meine ich jedoch, dass neben all dem Guten, das ich erfahren habe, die unzähligen Begegnungen mit anderen Menschen, die oft tiefen Gespräche mich am tiefsten berührt und das gemeinsame Gebet mich am stärksten verändert und mir Kraft gegeben hat. Wie anfangs erwähnt – Gott greift manchmal direkt ein; manchmal benutzt er Menschen und redet durch sie. Noch ist der Weg der „Heil-Werdung“ nicht abgeschlossen, aber die Wirksamkeit jeglicher Behandlung ist unübersehbar. Hierfür lobe ich Gott! Ich wünsche allen, die sich in einer schweren Situation befinden und sich bei de‘ignis behandeln lassen wollen, die Kraft, sich den Angeboten und Gottes Wirken vorbehaltlos zu öffnen. Diese können Leben verändern! Als ich in die de’ignis-Tagesklinik nach • Egenhausen kam, war ich nicht nur sprichwörtlich am Ende. Ich sah keinen Sinn mehr darin, für irgendetwas zu kämpfen. Mein ganzes Leben fand nur kämpfend statt und vorwärts kam ich auch nicht. Immer nur Rückschläge und Einbußen. Ich habe mich ganz für die Familie aufgegeben – an erster Stelle für meine drei Kinder, von denen zwei schwerbehindert sind und eine schwersttraumatisiert. Meine Gedanken kreisten immer öfter um Suizid – die Kinder stellten kein Hindernis mehr da. Wem sollte ich mich anvertrauen? Wer hätte mir helfen können? Ich stand nicht mal mehr
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Wenn gläubige Menschen das Eingreifen Jesu „bezeugen“, beziehen sie sich auf Gottes Wirken. Manchmal jedoch benützt Gott Menschen direkt, ohne dass sie dies bemerken. Andere wiederum handeln bewusst im Sinne Jesu, indem sie anderen Menschen mit ihrem Leben dienen und Jesus widerspiegeln. Jede Art göttlichen Handelns habe ich bei meinem Aufenthalt bei de‘ignis erlebt. Ich entschied mich für einen stationären Aufenthalt, weil ich einem Motorradunfall hatte, der eine leichte, aber wahrnehmbare Verschiebung der Halswirbelsäule zur Folge hatte und extremen Schwindel, Gangschwierigkeiten und Sehstörungen verursachte. Dies lies mich innerlich verzweifeln, weil ich eine ähnliche Symptomatik schon vor Jahren erlebt hatte, als sich durch einen angeborenen Kieferfehlwuchs der Unterkiefer gelöst und ähnliche Beschwerden verursacht hatte. Meine Verzweiflung bekam echte depressive Züge – ich sah mein Leben, meine berufliche Zukunft dahinschwinden ... und wurde arbeitsunfähig! Ein Arzt, selbst auch überzeugter Christ, empfahl dringend einen stationären Aufenthalt. Ich stimmte zu, wobei sich Skepsis und Vertrauen auf Gottes Eingreifen oft gerade noch die Waage hielten. Gottes Segen begann schon vor meiner Ankunft bei de‘ignis mit einer Kleinigkeit, die meinen Glauben an Gottes Nähe und Segen stärkte: Ich konnte mir eine Winterjacke eines bekannten Markenherstellers kaufen, dessen Modell mir schon vor über 10 Jahren sehr gefallen hatte, aber mir damals und heute zu teuer war. Kurz vor meiner Abfahrt in den Schwarzwald ging ich in ein Geschäft meiner Heimatstadt, das ich seit vielen Jahren nicht mehr betreten hatte und sah zu meinem Erstaunen genau diese Jacke in meiner Größe um 30 % reduziert. Auf Nachfrage erklärte mir der Verkäufer erstaunt, dass dieser Hersteller Preisnachlässe nie erlaube. Überzählige Modelle würden wieder zurück geschickt. Die Reduktion sei ein Versehen, ich könne die Jacke aber
an letzter Stelle auf meiner Agenda. Mein Partner ermutigte mich dazu, eine Therapie zu starten. Dafür musste ich erst einmal Zeit in meinem Terminkalender schaffen! Heulend saß ich dann eines Tages beim Psychiater – am Ende, dass ich jetzt dort gelandet war. Er hörte mir ruhig zu und empfahl mir die Tagesklinik de’ignis in Egenhausen. „Das sind doch so Christliche, oder? Bin mir nicht sicher, ob ich da rein passe!“ Wieder überkamen mich Zweifel und Ängste, die bis dahin mein Leben bereits fest bestimmten. Mein Arzt meldete mich dort an und innerhalb kurzer Zeit wurde ich aufgenommen. Misstrauisch und unsicher kam ich dort an und wollte einfach nur meine Ruhe haben – vor allen und allem. Die Therapeuten gaben mir die Ruhe, waren aber auch da, wenn ich sie brauchte. Meiner Bezugstherapeutin konnte ich mich schnell öffnen und fand Vertrauen zu ihr. Meine Bitte, dass ich mit Gott und Christsein nicht viel am Hut hätte, wurde respektiert und das Thema außen vor gelassen. Dann kam ich in eine akute Krisensituation. Noch in der Klinik brach ich zusammen und verlor meinen Halt. Meine Therapeutin fing mich sehr gut auf und fragte im Laufe der Gespräche, ob sie für mich beten dürfe. Ich willigte ein, dachte mir, ist doch egal, was sie abends in ihrem Kämmerlein macht. In den darauffolgenden Tagen spürte ich förmlich, wie Gott in mein Leben eingriff ! Ich suchte das Gespräch mit verschiedenen Therapeuten über das Thema „Gott“ und fing an mich dafür zu interessieren. Durch die positiven Erlebnisse hörte ich auf, an Suizid zu denken. Stattdessen entwickelte ich eine Sehnsucht, mein Leben nach christlichen Maßstäben umzugestalten. Das ging nicht von jetzt auf gleich – ich brauchte Monate und bin noch immer dran, aber ich hörte nicht auf nach Gott zu suchen! Ich wollte mehr darüber erfahren und besuchte Seminare. Beten wurde zu einem Ritual für mich und nach einem halben Jahr bin ich erstmals in einen Gottesdienst gegangen – es war einfach
wunderbar! Mein Leben hat sich gänzlich geändert – obwohl die Probleme blieben. Ich lernte, meinen psychischen Ballast an Gott abzugeben und somit mein Leben unbeschwerter gestalten zu können. Meine negativen Gedankenkreise habe ich durch Gebete und Gespräche mit Gott ersetzt – ein wunderschönes Erlebnis! In der Klinik wurde mein Bewusstsein zu meinem im Inneren schon vorhandenen Christsein, neu erweckt. Mein seelisches Gleichgewicht als auch meine Lebensfestigkeit wurden durch meinen Schöpfer – und dem christlichen Ambiente in der Klinik – wiederhergestellt. Von ganzem Herzen: Danke! An das gesamte de’ignis-Team!
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Die Therapeuten gaben mir die Ruhe, waren aber auch da, wenn ich sie brauchte.
Ab der dritten Therapiewoche bekomme ich dann eine erhöhte Dosis Opipramol; und ich lerne in den Therapien erst einmal, meine Gefühle wahrzunehmen und auch ernst zu nehmen. Ich lasse erste persönliche Bedürfnisse zu und kommuniziere sie. Ich mache erste positive Körperwahrnehmungen in der Einzel-Krankengymnastik und beim vielfältigen Sportangebot. Plötzlich mache ich, die jahrlange Sportverweigerin, jeden Tag und bei Wind und Wetter Sport. Der Lobpreis ist Balsam für meine vernarbte Seele und das Abendgebet wird für mich eine feste Institution um Gott für dieses christliche Haus mit seinen christlichen Mitarbeitern, für meinen Therapiefortschritt zu danken und für Heilung für alle Patienten zu bitten. Das zahlreiche Lob der Therapeuten, Ärzte und des Pflegepersonals für meine Therapiefortschritte, macht mich stolz und hilft mir, mich noch mehr einzubringen und meine persönlichen Grenzen zu erweitern. Besonderer Dank gilt auch dem Pflegepersonal, das nie müde wird, mich zu trösten, mich aufzumuntern, mir Mut zuzusprechen und mich in den Techniken „Sicherer Ort“ und „Tresorübung“ zu unterrichten. In Zeiten in denen ich von Flashbacks erschüttert und gequält werde, haben sie für mich Coolpacks und liebevolle, tröstende Umarmungen. Ich weiß auch, dass sie im Team für mich beten. Inzwischen kann ich mich auch in den Gruppengesprächen öffnen und bringe eigene konstruktive Beiträge. In der Werkstatt und in der Kreativgruppe kann ich mit meinen Händen etwas erschaffen und vor allem Bilder aus den Traumata und Flashbacks malen. Trotz dieser Therapieerfolge, die ich mir aufschreibe und mir immer wieder als Ermutigung durchlese, quälen mich beinahe jeden Tag und Nacht Flashbacks, Albträume und Gedanken mit schrecklichen Bildern von Folter, Krieg und Misshandlungen. Diese schlimmen Erinnerungen hindern mich, das Klinikgelände zu verlassen. An ein Leben nach dem Klinikaufenthalt kann ich überhaupt nicht denken und die Selbstmordgedanken flackern ständig auf. [Es wurden im Behandlungsverlauf dann traumatherapeutische Sitzungen mit der
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Patientin geplant, nach der Methode „Imagery Rescripting and Reprocessing Therapie“, IRRT, Anmerkung Red.] Als Herr Dr. Senst (Chefarzt der de’ignisFachklinik) mir versichert, dass man gegen Flashbacks etwas tun kann, bin ich skeptisch. Aber ich habe bereits beim ersten Vorgespräch Vertrauen zu ihm gefasst, was ein großes Wunder für mich ist. Ich kann während der Sitzung sogar die Augen schließen, ohne Angst zu haben und kann mich voll auf das Wiedererleben des Traumas einlassen. Im Nachhinein erinnere ich mich fast täglich an das wundervolle, friedliche Schlussbild der Szene mit „verändertem Drehbuch“. Einen Tag nach der IRRTSitzung habe ich den Fußball eineinhalb Stunden lang in der Turnhalle gegen die Wand gekickt und zum ersten Mal seit dem Erleben das Traumas dem Täter und nicht mir die ganze Schuld an der Tat zugewiesen. Es ist ein wahres Wunder. Ich bin frei von den quälenden Erinnerungen an dieses Trauma! Nach drei erfolgreichen IRRT Sitzungen bin ich noch motivierter in allen anderen Therapien auf meinem Plan Fortschritte zu machen. Doch eines verändert sich nicht wirklich. Immer noch habe ich diese schlimmen Selbstmordgedanken. Bis der nächste Freitag alles verändert. Herr Dr. Senst teilt mir mit, dass diese Selbstmordgedanken ihm Sorgen bereiten. In einem ernsthaften Gespräch wird mir immer deutlicher: Selbstmordgedanken kommen nicht von Gott und gehören auch nicht in die Beziehung zwischen meinem Himmlischen Vater und mir. Diese Hintertür „wenn es zu schlimm wird, dann nehme ich mir einfach das Leben“ schadet mir nachhaltig. Ich kann sie nur selber schließen. Unterstützt von Dr. Senst treffe ich diese Entscheidung und schließe diese Tür. Danach ist alles anders. Ich verlasse sein Büro und habe den Eindruck ein neuer Mensch zu sein. Ich kann es gar nicht fassen und denke, dass ich jede Minute aus einem schönen Traum aufwache, (aber es hält an). Ich habe das größte Wunder meines Lebens erlebt! m.o.ruehle / photocase.de
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Erst einmal von Anfang an: Ich, eine 49-jährige übergewichtige Frau, kam mit einem überdimensionalen Rucksack an Traumata, mit vernarbter Seele, mit schachtelweise Blutdrucksenkern und Betablockern und mit einer geistlich eher rationalen Gottesbeziehung in der Klinik in Egenhausen an. Um meine Einweisungsdiagnose ganz sachlich zu formulieren: Die massiven körperlichen und seelischen Beschwerden durch das klinische Vollbild einer schweren Posttraumatischen Belastungsstörung, verursacht durch multiple schwerste Gewalterfahrungen, begannen 2003. Psychiatrische und psychotherapeutische Hilfe in Form von Traumatherapie oder in Form von medikamentöser Behandlung habe ich trotz einem immer unerträglicher werdenden Leidensdruck, wegen zurückliegender traumatischer Erfahrungen als 18-jährige Frau mit einem Arzt, nicht angenommen. Zusätzlich zu meinem desolaten Gesundheitszustand von Körper, Geist und Seele, war ich auch noch Gefangene selbstzerstörerischer Suizidgedanken. Den ersten Eindruck von der de’ignisKlinik habe ich sehr positiv in Erinnerung. Ich betrat die Klinik und mein Zimmer und spürte die Herzlichkeit und Wärme der Klinikmitarbeiter und vor allem auch die Gegenwart Gottes mit ihrem tiefen Frieden. Das Pflegepersonal, die Ärzte und Therapeuten kümmerten sich so rührend um mich, dass es mich beschämte. In den ersten zwei Wochen konnte ich mich auf keine Therapie einlassen. Meine Gedanken waren beherrscht von dieser Selbsteinschätzung: „Ich bin doch ein hoffnungsloser Fall und nicht einmal die Zeit des Klinikpersonals wert“. Ich hatte fast jeden Tag und Nacht Panikattacken und diskutierte dann auch täglich mit Gott darüber, wann es denn nun endlich genug sei! Ich wollte einfach nur noch einschlafen und nicht mehr aufwachen. Ich verkaufte Gott und mir selbst diesen Kuraufenthalt als letzte Chance. Ich fühlte nichts mehr. Ich hasste mich abgrundtief und selbstzerstörerisch. Ich ekelte mich vor meinem unförmigen, beschmutzten und zerschundenen Körper.
„Ich bin doch ein hoffnungsloser Fall.“
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Aktuell
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Fachklinik • Wohnheim • Institut • Stiftung
In der de’ignis-Fachklinik erhalten Menschen bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängsten, Zwängen und Burn-out, sowohl stationär als auch ambulant oder tagesklinisch eine individuell auf sie ausgerichtete Behandlung. Zusätzlich bietet sie Nachsorge- und Sonderprogramme mit einzelnen Sozialversicherungsträgern sowie verschiedene Präventionsangebote an. → Ab Seite 55 Das de’ignis -Wohnheim nimmt Menschen mit psychischen Erkrankungen und Lebenskrisen auf, die vorübergehend oder langfristig nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben. Es deckt die Bereiche des intensiven und teilstationären Heimbereichs, den Wohntrainingsbereich sowie den ambulanten Bereich ab. Dabei bietet es ein umfangreiches sozialtherapeutisches Programm an. → Ab Seite 64 Das de’ignis-Institut bietet seit über 20 Jahren erfolgreich Fortbildung, Schulung, Supervision und Beratung an, hierbei insbesondere die Fortbildung für Christlichintegrative Beratung und Therapie. Das Institut bildet eine Schnittstelle zwischen Medizin, Psychologie und Theologie. → Ab Seite 57 Die de’ignis -Stiftung in Polen bietet bereits seit einigen Jahren Seelsorgekurse an und unterstützt den Aufbau eines Seelsorge-Beratungsstellen-Netzwerkes. Des Weiteren erhalten Menschen mit psychischen Erkrankungen in der de’ignis-Beratungsstelle in Warschau ambulante Psychotherapie. → Seite 67
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Mehr Informationen auf www.deignis.de
Neue Website! Neuer Fitnessbereich in der Klinik Altensteig
Mai 2018
Mai 2018 ging unsere neue Website online. Gemein•samAmmit1.einem kompetenten und erfahrenen Team aus Berlin
Januar 2018
wurde die Website komplett neu strukturiert und bietet durch ein ausgeklügeltes, modulares Baukastensystem die Basis für zukünftige Neuerungen. Wir haben aus den Rückmeldungen zur bestehenden Website gelernt und die neue Seite ruhiger und serviceorientiert aufgebaut. Online-Formulare sind leichter zu finden und die Inhalte besser zugänglich. Zudem konnte die Geschwindigkeit der Website insgesamt gesteigert werden. Das Design strahlt eine moderne, freundliche Ruhe aus und gibt die Atmosphäre der Einrichtungen durch große Bilder schön wieder. Schauen Sie doch einfach einmal vorbei! Auf www.deignis.de.
In unmittelbarer Nähe der Klinik Altensteig wurde ein •schöner Raum frei, der optimal als kleines Fitness-Center geeignet ist. Wir mieteten die Fläche deshalb an und gestalteten sie zu einem Fitnessbereich um. Die größere Fläche als bisher ermöglichte es uns, unseren Gästen weitere Fitnessgeräte zur Verfügung zu stellen. Ein professionelles Rudergerät (WaterRower), ein Fahrrad-Ergometer, ein Laufband, ein Multifunktionsfitnessgerät, eine Seilzugmaschine und eine Hantelbank laden nun dazu ein, etwas für die körperliche Fitness zu tun.
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de’ignis -Zentrum Stuttgart Neuigkeiten aus der Landeshauptstadt
2016 konnten wir in unserem ambulanten Zentrum in •derEnde baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart die ersten ambulanten Therapien anbieten. Zunächst war dort eine Psychologische Psychotherapeutin tätig. Einige Monate später kam eine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin hinzu. Mittlerweile haben wir das Leistungsspektrum im de’ignis-Zentrum Stuttgart erweitert und bieten neben ambulanter Beratung und Psychotherapie für Erwachsene, Kinder und Jugendliche dort nun auch unser bereits seit 10 Jahren bewährtes AssessmentCenter zur Diagnostik und Probebehandlung für Menschen mit der Verdachtsdiagnose „depressive Erkrankung“ in Zusammenarbeit mit der AOK Baden-Württemberg an. Dafür haben wir eine Ergotherapeutin und eine Sport- und Bewegungstherapeutin/Ernährungsberaterin eingestellt. In Kürze wird eine Ärztin das Behandlungsteam ergänzen. Auch das räumliche Angebot konnten wir erweitern als sich die Gelegenheit ergab, im Haus eine weitere Fläche anzumieten.
Dort haben wir nun einen großen Vielzweckraum, der unter anderem für Bewegungstherapie und als Aufenthaltsraum für die Tagesgäste genutzt werden kann, sowie einen Ergotherapieraum und ein Arztsprechzimmer. Wie schon seit vielen Jahren in Egenhausen bietet de’ignis seit vergangenem Jahr auch in Stuttgart interessante Vorträge zu psychischer Gesundheit an. Eine Übersicht der Themen und Termine finden Sie auf unserer Website. Ab voraussichtlich 2019 starten wir im de’ignis-Zentrum Stuttgart mit Abendkursen zum Erlernen einer Entspannungstechnik und mit einer Rückenschule. Weitere Informationen finden Sie ebenfalls auf unserer Website. Die de’ignis-Räume liegen zentral in der Stuttgarter Innenstadt in unmittelbarer Nähe der S-Bahn-Haltestelle Schwabstraße und sind deshalb gut auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Fachklinik
Abschluss der Fortbildung Anfang Februar konnte eine weitere Kursgruppe die gesamte Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie (basic und advanced) mit Erfolg abschließen.
„Das, was ich (beruflich) tue, muss Spaß machen, Geld bringen und dem Herrn dienen! Amen!“
Im letzten Seminar der Fortbildung stellten die Teilnehmer ihr •Beratungsprofil vor und erläuterten, welchen Kompetenz-, aber auch persönlichen Gewinn sie in den vergangenen drei Jahren erfahren haben. Es war faszinierend zu hören, welche Entwicklung die einzelnen gemacht haben. Schließlich wurden von der Institutsleitung in feierlichem Rahmen die Zertifikate überreicht. Die Teilnehmer verabschiedeten sich mit einem lachenden („Geschafft!“) und einem weinenden Auge („Wann werden wir uns wiedersehen?“). Einer der Kursteilnehmer, Michael Pleschka, berichtet:
„Nach einer mehrjährigen, ebenfalls berufsbegleitenden Ausbildung zum christlichen Personal-Coach und diversen anderen Fort- und Weiterbildungen im entsprechenden Kontext wollte ich mir noch zusätzliche Handlungskompetenzen im Umgang mit psychischen Störungen erwerben, um zukünftig möglichst umfassend therapeutisch-seelsorgerlich-beratend mit Menschen arbeiten zu können. Da ich für eine berufliche Neuorientierung
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zumindest die erfolgreich abgelegten Prüfungen zum Heilpraktiker für Psychotherapie (HPP) benötige und das de’ignis-Institut mit seiner CiBT-Ausbildung theoretisch wie praktisch umfassend und ganzheitlich darauf vorbereitet, schien mir das Gesamtkonzept unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen das geeignetste für mich zu sein. Gleich zu Beginn der Kick-Off-Veranstaltung im Rahmen des Campustages im Oktober 2014 brachte es der Institutsleiter PD Dr. med. Herbert Scheiblich für mich ganz pragmatisch auf den Punkt: „Das, was ich (beruflich) tue, muss Spaß machen, Geld bringen und dem Herrn dienen! Amen!“ Eine für mich sehr interessante und stimmige Interpretation des oft herausfordernden und teilweise schon abgenutzten Begriffs der „Berufung“! Nun, nach erfolgreichem Abschluss der Gesamtausbildung nach über 3 Jahren kann ich zumindest für mich persönlich behaupten, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat. Die HPP-Prüfungen stehen für mich im letzten Quartal 2018 zwar noch aus, aber dennoch kann ich sagen, dass diese Ausbildung
insgesamt auf allerhöchstem inhaltlichem wie organisatorischem Niveau liegt und auch der Spaßfaktor durchaus nicht zu kurz kommt. Wir haben hochmotivierte und hochqualifizierte wie menschlich authentische Dozenten aus der Praxis erlebt und sind als wild zusammengewürfelter Haufen unterschiedlichster Persönlichkeiten und beruflicher Hintergründe innerhalb kürzester Zeit zu einer vertrauten Gemeinschaft zusammengewachsen, die sich in all ihren Stärken und Schwächen kennengelernt und – vielleicht gerade deshalb – auch immer wieder in beruflichen wie persönlichen Durststrecken gegenseitig getragen hat. Und so „ganz nebenbei“ hat jeder Einzelne in seinem jeweiligen Gottesbild und bisherigen Verständnis seines christlichen Glaubens eine enorme Erweiterung und Reformation in dieser Zeit erfahren dürfen. Eines wurde mir in dieser Zeit sehr deutlich: „Ich kann Christen beraten. Ich kann Nichtchristen beraten. Aber ich kann und will nicht ohne Christus beraten!“
Kursteilnehmerin Regina Oesterle schreibt rückblickend:
Die drei berufsbegleitenden Jahre in der Zusatzausbildung CiBT brachten für mich Auffrischung von theologischem Wissen und seelsorgerlichen Impulsen für Gespräche mit Christen und Nichtchristen. Die Verbindung anerkannter Methoden für die Psychotherapie mit christlichen Werten und Vertrauen auf den Heiligen Geist ist ein starkes Werkzeug im Gespräch mit Klienten. Wer könnte die Psyche des Menschen besser verstehen als unser Schöpfer, dem wir unser Leben mitsamt der Psyche hinhalten/ anbefehlen dürfen. Die Vertiefung von Krankheitsbildern und die Anwendung von ICD-10 erweiterten mein Verständnis für das breit gefächerte Feld der psychischen Erkrankungen. In Zusammenarbeit mit Ärzten, Psychiatern und Psychotherapeuten möchte ich gerne, wo nötig und angefragt, Menschen in Nöten, Lebensfragen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen u. a. im Gespräch helfen und ein Bindeglied sein. Kulturübergreifende Arbeit liegt mir dabei besonders am Herzen. Wir hatten das Vorrecht in unserer Gruppe miteinander zu wachsen in unsrer Aufgabe als eigenständige Lebensberater. In der Gruppen- und Eigenreflexion und während Übungszeiten sind wir eine tragfähige Gemeinschaft geworden. Auch nach der Fortbildung treffen wir uns weiter in Intervisionsgruppen zur Fallbesprechung und zum Austausch oder bei Supervisionstagen des de’ignis-Instituts. Bei meiner Arbeit in einem internationalen christlichen Hilfswerk möchte ich helfen, Mitarbeitern in ihren weltweiten Einsatzfeldern als Beraterin zur Seite zu stehen. Mit CiBT bin ich dafür gut ausgerüstet und selbst reich beschenkt!
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Institut
Interview zur Fortbildung in Gesundheitscoaching Die Redaktion des de’ignis-Magazins im Gespräch mit Maike Prolingheuer, Assistenz der Institutsleitung.
Redaktion: Frau Prolingheuer, seit diesem Jahr bietet • das Institut eine neue Fortbildung in Gesundheitscoaching (de’ignis) an. Um was geht es und wie kam es dazu? Maike Prolingheuer: Die Gesundheitsprävention ist ein wichtiges Feld in unserem Gesundheitssystem. Präventive Impulse zu setzen und zu helfen bevor es zu spät bzw. ein Mensch erkrankt ist, lautet die Devise. Gerne wollen wir auch im Bereich der Gesundheitsprävention unsere Erfahrung und unser Wissen weitergeben. Dabei wollen wir Teilnehmer unterstützen, selbst ihr Wissen in diesem Bereich zu erweitern und Möglichkeiten aufzeigen, einen Platz in der Gesundheitsprävention zu finden. Bereits in den CiBT basic-Seminaren werden die für die Gesundheitsprävention relevanten Themen Stressmanagement, Lebensstil und Gesprächsführung unter Einbezug der Spiritualität vermittelt. Schwerpunkt der vier GesundheitscoachingSeminare sind dann die Themen: Bewegung, Ernährung, Entspannung und Coaching. [R] Können Sie das noch ein wenig konkretisieren? [MP] Das Seminar „Bewegung“ hilft Motivationsprozesse zu einem andauernden Bewegungsverhalten zu fördern und vermittelt hierzu auch konkrete Übungen. Im Seminar „Gesunde Ernährung“ werden die Grundlagen der Ernährungsphysiologie, -psychologie und die spirituellen Zusammenhänge erarbeitet, mit dem Schwerpunkt der praktischen Anwendung im Alltag
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des Klienten. Im Seminar „Entspannung“ werden die Teilnehmer als Kursleiter in Progressiver Muskelrelaxation nach Jakobson, einem körpernahen Entspannungsverfahren, geschult. Bei entsprechender Grundqualifikation können Sie dann Kurse anbieten, bei denen die Krankenkassen einen Großteil der Kosten übernehmen. Und das Seminar „Coaching“ vermittelt, welche Möglichkeiten der Anwendung es innerhalb unseres Gesundheitssystems gibt sowie einen „Werkzeugkoffer“ mit CoachingTools für Einzelgespräche und Gruppen. [R] Wer kann bei der Fortbildung mitmachen? [MP] Im Prinzip jeder. Natürlich alle, die bereits die Fortbildung CiBT basic besucht haben, aber man kann auch direkt mit den Seminaren des Gesundheitscoachings einsteigen oder auch nur ein Einzelseminar belegen. Besonders geeignet ist die Fortbildung in Gesundheitscoaching für Personen, die aufgrund ihrer Grundqualifikation auch von der Zentralen Prüfstelle für Prävention (ZPP) anerkannt werden, z. B. (Sozial-)Pädagogen, Ergo- oder Physiotherapeuten, Ärzte, Psychologen, … [R] Und wenn jemand noch weitere Fragen hat? [MP] Kann er gerne direkt mit mir Kontakt aufnehmen – institut@deignis.de – oder zu einem unserer Campustage kommen. Die nächsten finden am 16. Juni 2018 und 10. November 2018 jeweils von 9 bis 12 Uhr statt.
Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie Die „Christlich-integrative Beratung und Therapie“ •(CiBT) ist eine Integration von Theologie, Pastoralpsychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik sowie Pädagogik zu einem ganzheitlichen Konzept, das alle Aspekte des Menschseins ausgewogen umfasst. Die Teilnehmer lernen, Menschen mit seelischen Problemen qualifiziert auf der Basis biblischer Werte und Wahrheiten in Kombination mit wissenschaftlicher, klinisch-psychotherapeutischer Fachkenntnis zu helfen. Die Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie ist als dreijährige berufsbegleitende Intensivausbildung in zwei Phasen konzipiert:
CiBT basic: Sie möchten Menschen qualifiziert
Seminare CiBT Basic Psychische Krankheitsbilder II 21. bis 23. Juni 2018 Psychische Krankheitsbilder I 20. bis 22. September 2018 Gesprächsführung und systemische Beratung 8. bis 10. November 2018 Grundlagen psychologischer Beratung und Therapie 13. bis 15. Dezember 2018 Theologische Grundlagen 10. bis 12. Februar 2019
beraten und eine Basis für therapeutisches Handeln legen? Sie möchten dabei den Glauben als Ressource reflektiert mit einbeziehen und sich theologische Grundlagen erarbeiten? Genau das bietet der erste Teil der Fortbildung in Christlichintegrativer Beratung und Therapie. Innerhalb von sieben dreitägigen Seminaren werden grundlegendes Wissen und Tools für die Lebensberatung vermittelt.
Psychische Krankheitsbilder IV 14. bis 16. Juni 2018
CiBT advanced: Sie möchten Ihre Fähig-
Wahlseminar Prüfungsvorbereitung : Heilpraktiker für Psychotherapie 25. bis 27. Oktober 2018
keiten im Bereich der Beratung und Therapie ausbauen? CiBT advanced vermittelt vertieftes Wissen, praktische Fähigkeiten und Werkzeuge für Berater und Therapeuten mit Schwerpunkt auf Kompetenz für Spiritualität. Sie streben den Heilpraktiker für Psychotherapie an? Mit den Seminaren von CiBT Advanced und den begleitenden Praxiserfahrungen werden Sie optimal auf das Aufgabenfeld eines Heilpraktikers für Psychotherapie vorbereitet.
Gesundheitscoaching: Sie möch-
ten Menschen zu gesunder Lebensführung professionell beraten? Sie möchten in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Entspannung individuell Coaching auf christlicher Basis anbieten?
Einstieg jederzeit möglich. Sie können auch nur Einzelseminare belegen. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.deignis.de/Angebote oder institut@deignis.de sowie unter der Rufnummer 07453/9494 -385
Seminare CiBT advanced
Tiefenpsychologisch orientierte Therapie-Tools 13. bis 15. September 2018
Aspekte therapeutischer Beziehung 22. bis 24. November 2018 Kreative Therapie-Tools 24. bis 26. Januar 2019
Seminare Gesundheitscoaching Gesunde Ernährung 19. bis 21. Juli 2018 Coaching 11. bis 13. Oktober 2018 Entspannungstraining 21. bis 23. März 2019 Prävention durch Bewegung 23. bis 25. Mai 2019
Veranstaltungsort: de’ignis-Fachklinik • Walddorfer Straße 23, 72227 Egenhausen
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Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Norbert (Pastor), Teilnehmer der CiBT Fortbildung:
Eine wertvolle Zurüstung für meinen Dienst in Seelsorge und Beratung.
Der nächste findet am Campustag tt. 16. Juni sta — lden! Jetzt anme
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de’ignis-Institut gGmbH · Markgrafenweg 17 72213 Altensteig · Telefon +49 (0) 7453 94 94 - 0 institut @ deignis.de · www.deignis.de
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Alle weiteren Informationen finden Sie auf www.deignis.de
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Einstieg jederzeit möglich.
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Das de’ignis-Institut bietet Ihnen eine berufsbegleitende Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie. Dabei werden Theologie, Pastoralpsychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik sowie Pädagogik in einem ganzheitlichen Konzept integriert. Erhalten Sie praxisnah Einblick in die christlich-integrativen Therapie und Beratungskonzepte von de’ignis und lernen Sie diese in Ihre eigene Arbeit zu integrieren.
Die Fortbildungsangebote des de’ignis-Instituts Unsere Angebote in Fortbildung und Coaching sind breit •aufgestellt und eignen sich für Einsteiger sowie Fortgeschrittene. Wenn Sie Fragen zu einzelnen Modulen haben, kontaktieren Sie uns gerne!
CiBT advanced Beratung und Therapie
Fortbildung in Gesundheitscoaching Prävention
CiBT basic Lebensberatung und Psychoedukation
Kurs in begleitender Seelsorge Begleitende Seelsorge
Unsere Veranstaltungen und Vorträge Am Mittwoch, den 31. Januar 2018 hatte die de’ignis•Fachklinik in Kooperation mit der Volkshochschule Oberes Nagoldtal zu einem Gesundheitsvortrag „Glaube, Psyche und Beruf – über die Auswirkung von Sinn auf Arbeit und seelische Gesundheit“ in das de’ignis-Gesundheitszentrum in Egenhausen eingeladen. Mit diesem Vortrag starteten die Gesundheitsvorträge 2018, die alle unter dem Thema „Seelische Gesundheit im Arbeitsalltag“ stehen. Der Referent, der ev. Theologe Ulrich Holland, Pfarrer in den Ortschaften Egenhausen und Spielberg, ging im Rahmen seines Vortrags darauf ein, warum sich der christliche Glaube lohne. Jeder habe eine eigene Meinung darüber, was christlicher Glaube sei. Als Bild für den Glauben wählte er eine Stelle aus dem Propheten Jesaja: „Die auf den Herrn trauen bekommen neue Kraft, dass sie auffahren wie Adler.“ Wie trage der Glaube an den lebendigen Gott? Nicht ein gesetzlicher, angstbesetzter Glaube, sondern ein am Evangelium orientierter Glaube mit einer emotionalen und spontanen Gottesbeziehung gebe Aufwind. Dieser Glaube verhelfe zu Annahme, Veränderung, Vergebung und Hoffnung. Berufung helfe gegen einen frustrierenden Job, denn nach Luther komme der Beruf von Berufung. Gott habe gerufen und an diesen Platz gestellt. Es helfe, dies für sich anzunehmen; aber nicht im Sinne eines als Schicksalsglaubens, sondern mit dem Wissen, dass Gott Freiheit schenke auch für berufliche Veränderung. Wie wirke sich der Glaube nun konkret auf den Beruf aus? Glaube gebe uns Qualität für das, was wir tun. Glaube sei gabenorientiert, d. h. einen Beruf zu wählen, der zur Person passe. Glaube gebe Maßstäbe für das berufliche Handeln. Dies gebe Sinn
für den Beruf und verhindere damit auszubrennen. Am Ende des Vortrags gab es noch die Möglichkeit für Rückfragen an den Referenten sowie Informationen zu den Angeboten der de’ignis-Fachklinik zu erhalten. Die de’ignis-Fachklinik bietet viermal im Jahr Gesundheitsvorträge in Egenhausen in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Oberes Nagoldtal an; außerdem fünfmal im Jahr im de’ignis-Zentrum in Stuttgart. „Beziehung selbstbewusst gestalten: Probleme ansprechen und friedlich lösen“
12. Juli 2018, 19.00 Uhr Referentin: Dipl.-Psych. Katrin Labs de’ignis-Zentrum Stuttgart, Schwabstraße 55, 70197 Stuttgart
„Burnout im beruflichen Kontext: Rolle des Wertesystems und Wege der Prophylaxe“
26. September 2018, 19.30 Uhr Referent: Dr. med. Jan Gerges de’ignis-Zentrum Stuttgart, Schwabstraße 55, 70197 Stuttgart Gerne kommen unsere Experten auch zu Ihnen, um einen Vortrag zu halten oder ein Seminar in Ihren Räumen durchzuführen. Für Gemeinden, Organisationen, Einrichtungen und Firmen gestalten wir gerne mit Ihnen zusammen ein individuelles, auf Ihre Bedürfnisse, Themen und Fragen zugeschnittenes Seminar.
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Ambulante Psychotherapie für Kinder und Jugendliche
Wir begleiten Sie und Ihr Kind. In eine positive Zukunft. Die Schwerpunkte sind: Beratung und Therapie (Verhaltenstherapie) für Kinder und Jugendliche mit:
In jeder Familie gibt es Krisenzeiten, besonders während der Pubertät der Kinder. Bei anhaltenden oder gravierenden Krisen kann es für die Überwindung sehr hilfreich sein, fachliche Unterstützung von außen in Anspruch zu nehmen, z. B. unsere Sozialpädagogische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien.
Aktuell bieten wir:
•
Ambulante Beratung, insbesondere Erziehungsberatung
•
Unterstützung von Jugendlichen in ihrem Identitäts findungsprozess und bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung
•
Training sozialer Kompetenzen mit Kindern und Jugendlichen
• •
Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitstraining
Begabungsdiagnostik, Unterstützung bei der Lebens und Berufsplanung
• Angststörungen • Depressionen • Zwangsstörungen • Störungen des Sozialverhaltens • Essstörungen • Enuresis/Enkopresis • Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-Störung (ADS/ADHS) • Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen wie z. B. Autismusspektrumstörungen (nach entsprechender Diagnostik beim Facharzt) onzentrations- bzw. Aufmerksamkeitstraining K (Einzel oder Gruppe) Soziales Kompetenztraining (Einzel oder Gruppe) Elternberatung Begabungsdiagnostik
Unsere Adresse in Stuttgart: de’ignis-Fachklinik gGmbH Schwabstraße 55, 70197 Stuttgart Telefon 0711 620 590 76 • info@deignis.de
Erweiterung des de’ignis-Wohnheims Große Herausforderungen mussten und müssen die Mitar•beiter des de’ignis-Wohnheims zur Zeit bewältigen. Das neue Gebäude für die Tagesstruktur mit großem Gymnastikraum, der gleichzeitig die Möglichkeit für Veranstaltungen (wie z. B. Konzerte, Heimversammlungen, Feiern von Festen etc.) bietet, konnte bezogen werden. Wir haben dieses Gebäude mit der Bezeichnung „Kompetenztraining“ versehen, weil wir einen wesentlichen Teil unserer Arbeit darin sehen, unsere Bewohner optimal zu fördern. Diesem Ziel dient unser sehr qualifiziertes IT-Training, wo unsere Bewohner den Umgang mit den derzeit gängigen Computerprogrammen erlernen. Außerdem gibt uns das zusätzliche Raumangebot die Möglichkeit, eine an ergotherapeutischen Methoden ausgerichtete nierderschwellige aber kreative Fördergruppe anzubieten. Noch im Bau befindet sich die Erweiterung unserer Holzwerkstatt. All dies dient dem Ziel, jeden einzelnen Bewohner individuell so zu fördern, dass die richtige Balance gefunden wird, um einerseits den nötigen Rückzugs – und Schonraum für die persönliche Entwicklung und Aufarbeitung schwieriger Lebensphasen zu bieten. Andererseits
wollen wir Unterforderung vermeiden, damit keine Hospitalisierungstendenzen entstehen. Ein wichtiger Aspekt ist für uns das Entdecken und Entwickeln neuer Lebensziele mit entsprechender Motivation für die bei uns wohnenden Menschen. Der zweite Neubau, den wir zur Zeit errichten, dient der Erweiterung unseres Wohntrainings. Jeder Bewohner hat nicht nur sein eigenes Zimmer, sondern auch die Möglichkeit, in einer Küche seine Fähigkeiten zur selbständigen Lebensführung zu erweitern. So entwickelt sich das de’ignis-Wohnheim mehr und mehr zu einem sozialtherapeutischen Zentrum für Wohntraining, berufsvorbereitendem Kompetenztraining und psychiatrischer Betreuung. Dabei steht für uns jedoch der einzelne Mensch als Person im Vordergrund, mit seiner Lebensgeschichte, seinen Nöten, aber auch mit seinen Chancen, die in jeder Lebenslage vorhanden sind. Wir wollen jedem unserer Bewohner dabei behilflich sein, diese Chancen zu entdecken und wieder neu zu entfalten. Dabei erweist sich ein lebendiger, persönlicher, an der Bibel orientierter Glaube immer wieder als eine unschätzbare Hilfe und Quelle der Hoffnung.
L in k s : Gymnastik im neuen Wohnheimgebäude R e chts : Neubau des de’ignis-Wohnheims
Spenden Sie Bausteine und werden so ganz praktisch Teil des neuen de’ignisWohnheim!
Ich möchte Baustein(e) zu 20,- Euro pro Baustein spenden und überweise den Gesamtbetrag von Euro auf das unten folgende Konto: d e ’ i g n i s -Wo hn h e im – Haus Ta b o r, Sparkasse Pfullendorf-Messkirch Konto-Nr. 105 338 BLZ: 690 516 20 IBAN: DE46 6905 1620 0000 1053 38 BIC: SOLADES1PFD
Bitte senden Sie das Zertifikat über meine(n) Baustein(e) und die Spendenbescheinigung an:
Name, Vorname Telefon
Straße, Haus-Nr. PLZ, Ort
Bitte ausfüllen, ausschneiden und an das de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor, Fred-Hahn-Straße 30, 72514 Engelswies senden.
30 km zum Bodensee. 60 km in die Schweiz. Und näher bei sich als je zuvor. Wir sind ein überkonfessionelles Haus der Eingliederungshilfe mit 41 erwachsenen Bewohnerinnen und Bewohnern mit unterschiedlichen psychischen Erkrankungen. Die Rahmenbedingungen unserer Arbeit sind im christlichen Menschenbild begründet. Zur Unterstützung unseres multiprofessionellen Teams suchen wir frühstmöglich Mitarbeiter*innen im pädagogischen Bereich: Alle Stellenangebote auf www.deignis.de z. B. Heilerziehungspfleger / in z. B. Heilpädagoge / Heilpädagogin z. B. Sozialpädagoge / Sozialpädagogin z. B. Erzieher / in z. B. Arbeitserzieher / in z. B. Gesundheits- und Krankenpfleger / in
Wir wünschen uns: • Unterstützung des Grundgedankens von de’ignis (Psychotherapie auf der Basis des christlichen Glaubens) • eine wertschätzende und unterstützende Haltung • Spaß an der Arbeit im kleinen Team • Geduld und Ausdauer Sie fühlen sich angesprochen? • Theorie- und Methodenkompetenz für die Dann zögern Sie nicht und bewerben Sie Arbeit mit psychisch kranken Menschen sich bei uns! Wir freuen uns auf Ihre aus- • Beziehungsorientierte, zuverlässige und sagekräftigen Bewerbungsunterlagen! strukturierte Arbeitsweise
de’ignis-Wohnheim gGmbH · Fred-Hahn-Straße 30 -32 · 72514 Inzigkofen-Engelswies Telefon 07575 92 50 70 · info@deignis-wohnheim.de · www.deignis.de
• Einsatzbereitschaft, Flexibilität, Kreativität und Begeisterung für die pädagogische Arbeit mit erwachsenen Menschen Wir bieten: • eine familiäre Atmosphäre • Mitarbeit in einem kompetenten und engagierten Team • qualifizierte und regelmäßige Fortbildungsmöglichkeiten
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Eindrücke aus dem letzten Seelsorgekurs Die kommenden Termine zum „Kurs in begleitender Seelsorge“ entnehmen Sie bitte der Anzeige auf Seite 66
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Kurs in begleitender Seelsorge Zur Begleitung von Menschen in Lebenskrisen, Glaubensfragen und psychischen Nöten. Unsere Botschaft von Gnade und Liebe, gepaart mit Glaube und Hoffnung, fundiert mit solidem Fachwissen und dem Ziel einer prozesshaften Entwicklung ist das Fundament aller Seminarinhalte. Dieser Seelsorgekurs umfasst insgesamt 10 Seminare. Eingeladen sind Christen, die einen inneren Ruf zur Seelsorge verspüren, aber auch solche, die sich einfach nur für seelsorgerliche Fragen interessieren. Der Kurs in begleitender Seelsorge soll zur qualifizierten Begleitung von Menschen in Lebenskrisen, Glaubensfragen und psychischen Nöten befähigen. Darüber hinaus vermittelt der Kurs Einsichten in die verschiedenen Entwicklungsphasen des menschlichen Lebens und bietet damit die Möglichkeit, sich selbst besser verstehen und kennen zu lernen.
Seminar 8 13. bis 14. Juli 2018
Identitätsentwicklung und -störungen, Auswirkung auf die Persönlichkeit.
Seminar 9 14. bis 15. September 2018
Die Persönlichkeit des Seelsorgers, Fähigkeit zur Selbstreflexion, Selbstkritik und Introspektion.
Seminar 10 9. bis 10. November 2018
Umgang mit Leid, Theodizee-Problematik, Burnout und andere Belastungsstörungen.
Seminar 1 Der Kurseinstieg ist jederzeit möglich, da die Lehreinheiten regelmäßig in weiteren Zyklen im Tabor Schulungszentrum wiederholt werden. Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.deignis.de/Angebote oder unter der Telefonnummer 07434 / 72 34 176
Veransta ltung s or t : Tabor Schulungszentrum für Seelsorge, Beratung und neutestamentliche Dienste Sigmaringer Straße 64 · 72474 Winterlingen www.tabor-schulungszentrum.de
S em inarleitung : Winfried Hahn
15. bis 16. Februar 2019 Biblische Perspektiven für seelsorgerliches Handeln, Definition psychischer Erkrankungen, Kommunikationstraining
Seminar 2 12. bis 13. April 2019 Methodische, inhaltliche und juristische Rahmenbedingungen seelsorgerlicher Gesprächsführung
Seminar 3 19. bis 20. Juli 2019 Psychische Krankheitsbilder einordnen und verstehen lernen Weitere Termine und Informationen finden Sie auf unsere Website unter www.deignis.de/fortbildung/seelsorge-schulung
de’ignis-Institut gGmbH · Markgrafenweg 17 · 72213 Altensteig Telefon 07453 94 94 0 · institut @ deignis.de · www.deignis.de
Christliche de’ignis - Stiftung in Polen Seelsorgekurs •Hochmotiviert starten wir im Herbst in Wrotzwav (ehemals
Breslau) den nächsten Durchgang unserer Seelsorgeschulung. In Polen ist es der fünfte Durchgang dieser zehnteiligen Schulung, die jedes Mal von ca. 50 Teilnehmern besucht wird. Damit sind wir einer der größten Schulungsanbieter für Seelsorge im Land. Unser sowohl fachlich als auch geistlich sehr kompetentes Dozententeam gibt dem Kurs eine tiefe unverwechselbare Spiritualität, gepaart mit fundiertem Fachwissen. Beratungsstelle in Warschau •Unsere Beratungsstelle in Warschau leistet weiterhin sehr wert-
volle Arbeit. Allerdings leidet unsere Psychotherapeutin Jola immer noch an den Folgen einer zwar überwundenen Krebserkrankung, ist aber nach wie vor sehr geschwächt, so dass sie nur begrenzt arbeitsfähig ist. Eine völlige Wiederherstellung unserer sehr engagierten und geistlich motivierten Mitarbeiterin liegt uns sehr am Herzen und ist ein wichtiges Gebetsanliegen.
•MitFachtagungen PD Dr. med. Herbert Scheiblich haben wir eine Reihe
Einzigartige Aussichten. Einzigartige Tage seelsorgerlicher Menschen. Begleitung.
Wir sind eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Und wir glauben. Daran, dass Menschen dann am besten helfen können, es ihnen Welcheswenn Ziel streben wirselbst an? gut geht. Dafür tun Teilnehmer–und Teilnehmerin ein Stücküberrascht weit auf wirJeden so einiges Siejede werden angenehm seinem/ihrem Weg der seelischen Verarbeitung zu begleiten. sein. Und wenn Sie glauben, dass Beruf Berufung sein sollte, dann möchten wir Sie kennenlernen. Was sind die „Tage seelsorgerlicher Begleitung“?
Diese Tage sind eine Einladung an alle als Abstand vom Alltag und geben Raum für die eigene Seele. Wie geschieht dies?
Ein Team von Seelsorgern wird die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in diesen Tagen bei Lobpreis, Gebet, Plenum, Kleingruppe, Stillezeiten und in Einzel-Seelsorge begleiten.
Alle Stellenangebote auf www.deignis.de Warum machen wir das?
z. Durch B. Assistenzärztin/Assistenzarzt Seelsorge, Gemeinschaft und Abstand vom Alltag sollen
von Fachtagungen zu unterschiedlichen Themen in Warschau begonnen, die regelmäßig stattfinden werden, und den Aufbau eines Netzwerkes von Beratungsstellen im Land dienen. So bieten wir auch in unserem Tagungshaus in Pomysk bei Bytow eine Schulungswoche für Fachpersonal bei der Behandlung von depressiven Erkrankungen an.
und Teilnehmerinnen gestärkt und ermutigt mit z. die B. Teilnehmer Psychologische/r Psychotherapeut/in werden, um in ihrem Alltag weiterhin Leitungsperspektive (oder wieder) bestehen zu können.
z. B. Psychologische/r Psychotherapeut/in z. B. Psychologin/Psychologe im Praktikum (PiP)
Freunde unserer Polenarbeit, Seelsorge und die Hilfe •fürLiebe psychisch kranke Menschen ist in Polen nach wie vor wenig verbreitet, obwohl die Not sehr groß ist. Auch wenn Polen zu den wirtschaftlich aufstrebenden Staaten Europas gehört, ist die finanzielle Not in vielen Teilen der polnischen Bevölkerung noch weit verbreitet. Deshalb ist unsere Arbeit dort nach wie vor auf Spenden angewiesen. Bitte denkt auch in dieser Hinsicht weiterhin an uns. Nach wie vor empfinden wir einen Auftrag von Gott für dieses Land.
z. B. Kinder- und JugendlichenVom 09.psychotherapeut/in 11. Dezember z. B. Praktikum bei de’ignis (m/w) 2016 in
Winterlingen Sie fühlen sich angesprochen? Dann zögern Sie nicht und bewerben Sie sich bei Seminarleitung: uns. WirGöhring freuen Dagmar mituns Teamauf Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen. Veranstaltungsort:
Spendenkonto:
Tabor Schulungszentrum für Seelsorge, Beratung und neutestamentliche Dienste Sigmaringer Straße 64 · 72474 Winterlingen Tel. 07434 7234176 · info@tabor-schulungszentrum.de
Christliche Stiftung de’ignis Polen Sparkasse Pforzheim IBAN: DE83 6665 0085 0007 2605 12 BIC: PZHSDE66XXX Konto-Nr. 7 260 512 BLZ: 666 500 85
Wer‘s glaubt, wird glücklich. Tabor Schulungszentrum für Seelsorge, Beratung und neutestamentliche Dienste Psychotherapie, Psychosomatik · Walddorfer Straße 23 · 72227 Sigmaringer Straße 64, 72474 Winterlingen Egenhausen · Telefon 07453 9391-0 Telefon +49 (0) 74 34/72 34 17 6· info@deignis.de · www.deignis.de info@tabor-schulungszentrum.de de’ignis-Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für Psychiatrie,
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de’ignis-Institut gGmbH · Markgrafenweg 17 · 72213 Altensteig
de’ignis-Fachklinik Fachklinik auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik • stationäre medizinische Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen • ambulante und teilstationäre Rehabilitation und Behandlungen • Sanatoriumsbehandlung • Nachsorge IRENA und ASP • Angebote zur gesundheitlichen Prävention und Vorsorge • Assessment-Center
de’ignis-Wohnheim Sozialtherapeutisches Wohnheim nach biblischen Grundsätzen mit Einzel- und Gruppenangeboten • Gesprächstherapie • Sozialtraining • Arbeitstraining (z. B. im eigenen Verlag) • Freizeitpädagogik • individuelle Betreuung
de’ignis-Institut Institut für Psychotherapie und christlichen Glauben • Interkonfessionelle Seelsorgeschulung • Vernetzung von Fachleuten • Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung & Therapie • Gesunambulante Supervision • ambulante Beratungsstellen • Sozialpädagogische Kinderund Jugendambulanz • Weitere Angebote zur Prävention
de’ignis-Stiftung Polen Christliche Stiftung mit Einzel- und Gruppenangeboten • Ambulante Therapieangebote, stationäre in Planung • Schulungen • Freizeitpädagogik
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