magazin Nr. 56/2018
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Dr. med. Karla Kränzlein
Prof. Dr.-Ing. Helmut Roderus
Dorothee Oberbillig
Therapie per Videokonferenz
Auswirkungen einer digitalisierten Arbeitswelt auf die Psyche
Einfluss von Medien auf Kinder
Kybernetisierung der Psychotherapie
Alltagsakrobat. Durch Psychotherapie, Psychiatrie, Psychosomatik auf christlicher Basis. In der de’ignis-Fachklinik erhalten Sie bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängsten, Zwängen und Burnout, sowohl stationär als auch ambulant oder tagesklinisch eine individuell auf Sie ausgerichtete Behandlung. Nutzen Sie auch unsere Präventionsangebote, um bereits heute Ihrer seelischen Gesundheit nachhaltig etwas Gutes zu tun.
Meine Seele verdient die beste Behandlung.
Besuchen Sie uns auf www.deignis.de de’ignis-Fachklinik gGmbH • Walddorfer Straße 23 • 72227 Egenhausen • Telefon 07453 9391- 0 • info@deignis.de
L ieb e L eserinnen und L eser
Wir werden oft gefragt, wie wir die Entwicklung der digitalen Transformation sehen, insbesondere in Bezug auf die Beeinflussung der Psyche des Menschen. Da wir als de’ignis schon immer Innovationen fördern und mit entwickeln, die uns bei unserer Arbeit und der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen unterstützen, ist es für uns Alltag, sich mit innovativen und brandaktuellen Themen zu beschäftigen. Der digitale Wandel hat unsere Lebens- und Arbeitswelt verändert und wird sie in Zukunft noch weiter verändern. Ein Blick in die Industriegeschichte lehrt, dass kaum eine Branche von prinzipiellen Innovationen, die häufig zu einem Paradigmenwechsel geführt haben, verschont geblieben ist. Zu einschneidend sind die Veränderungen. Prinzipielle und radikale Veränderungen stehen uns auch in der Gesundheitswirtschaft durch die Digitalisierung ins Haus. Dabei können grundsätzliche Innovationen etablierte Denk- und Handlungsmuster zerstören. Das Resultat ist die Entwertung von aktuellem Wissen. Mühsam, teuer und vor allem zeitaufwendig erworbenes Know-how wird schlagartig obsolet. Das überfordert Organisationen und vor allem Personen. Häufig kann man beobachten, wie diese versuchen, möglichst lange am Bewährten festzuhalten. Hierin liegt vielleicht die größte Barriere. Unsere Sicht auf die Zukunft ist häufig durch die Vergangenheit und die Gegenwart geprägt. Die Zukunft kann man nicht prognostizieren, also aus der Vergangenheit ableiten, sondern sie besteht aus Trendbrüchen und Paradigmenwechsel. Wir sind der Zukunft aber auch nicht völlig ausgeliefert. Durch unser Denken und Handeln beeinflussen wir die Entwicklung. Wir können die Zukunft gestalten und sie dadurch prägen. Dabei ist es wichtig diszipliniert und zielstrebig vorzugehen, was bedeutet über einen längeren Zeitraum konsequent zu sein. Konsequenz in Bezug auf das eigene Handeln, die eigenen Wertvorstellungen, langfristigen
Ziele und den eigenen Verhaltenskodex. Für uns bei de’ignis heißt das: Bei allen prinzipiellen Innovationen und gesellschaftlichen Entwicklungen darüber nachzudenken und zu prüfen, inwieweit es für die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen hilfreich ist, es christlichen Grundwerten entspricht und den Menschen sowie sein persönliches Leben bewahrt, fördert und schützt. Als eine der ersten Kliniken in Deutschland haben wir die elektronische Patientenakte eingeführt und setzen Software zur digitalen Spracherkennung im Berichtswesen ein. Ambulante Rehabilitation bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen hatten wir zu Anfang nur für Privatzahler angeboten, da es noch nicht im Leistungskatalog der Kostenträger vorhanden war. Als eine der ersten Kliniken in Baden-Württemberg wurden wir zur Erbringung ambulanter tagesklinischer Leistungen zugelassen. Was für eine Chance für Menschen aus der Region, die eine stationäre Behandlung nicht in Anspruch nehmen konnten. Vor einem Jahr konnten wir nach intensiver Entwicklung mit Behandlungen unterstützt per Videokonferenz im Rahmen der ambulanten Psychotherapie beginnen. Eine Innovation, die schon mehreren Menschen eine Möglichkeit bot, ihren begonnenen Therapieerfolg zu stabilisieren oder die Therapie in anderen Teilen der Welt mit de’ignis fortzuführen, wie zum Beispiel um ein Auslandssemester anzutreten oder den Einsatz im Ausland wieder aufzunehmen. Digitalisierung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsqualität und Grenzen und Gefahren, über die man vor allem im Bereich der psychischen Gesundheit nachdenken sollte, das haben wir in dieser Magazinausgabe zum Thema gemacht. Hierbei geben wir Ihnen auch wieder einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen bei de’ignis. Wir wünschen Ihnen ein chancenorientiertes Lesen mit interessanten Einblicken in die Thematik.
Ihre Heraus g eb er
Titelbild: greycoast / photocase.de
S eb a stian Har tmann
Unternehmensentwicklung, de’ignis-Fachklinik und de’ignis-Institut
Claus J. Har tmann
Geschäftsführer, de’ignis-Fachklinik und de’ignis-Institut
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Winfrie d Ha hn
Geschäftsführender Heimleiter, de’ignis-Wohnheim, Vorstandsvorsitzender de’ignis -Stiftung Polen
de’ig n is -ma g a z in
Titelthema
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Auswirkungen einer digitalisierten Arbeitswelt auf die Psyche
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Pro f . Dr. -Ing . He l mut R o d er us
Wer bin ich? Identität im Gegenüber Gottes 06
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P D Dr. m e d . Her b er t S c h e i b l i c h
Dr. B ern ha rd R e ut t er
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Therapie per Videokonferenz
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Dr. m e d . K a rl a Kr ä n z l e i n
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Imp u l s vo n W inf ri e d Ha hn
Z ur D i s kuss i o n vo n D o ro th e e O b er b i l l i g
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Z ur D i s kuss i o n vo n Jeremy Ha mm o n d
Aktuell
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Was hat sich entwickelt? Welche Angebote gibt es? Berichte, Termine und Aktuelles von de’ignis
Was ist Wahrheit? Fake-News und der Verlust moralischer Maßstäbe
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Freiheit vom Dauerrausch der Pornografie 10
E -Health: Dr. Internet. Hilfe oder Verwirrung?
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Imp u l s vo n Dr. Ha ns - Jo a c h i m E c k s t e i n
Einfluss von Medien auf Kinder
Befreiung oder Abhängigkeit? Auswirkungen der Digitalisierung auf Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
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Fa c h kl i n i k , Ins ti t ut un d Wo hn h e i m 36
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Winfried Hahn, Claus J. Hartmann, Sebastian Hartmann, Dipl.-Psych. Rainer Oberbillig, Maike Prolingheuer, PD Dr. med. Herbert Scheiblich Konzept und Design: Timm Hartmann, Berlin mail@nimmtimm.de Redaktion:
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AD Dipl.-Ing. Rainer Haas, haas@ad-stuttgart.de Druck: F &W Druck- und Mediencenter GmbH Papier: Circleoffset Premium White Auflage: 17.500 Herausgeber: de’ignis -Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik Walddorfer Straße 23, 72227 Egenhausen Telefon: +49 (0) 7453 9391-0 Fax: +49 (0) 7453 9391-193 E-Mail: info@deignis.de Volksbank Nordschwarzwald eG IBAN: DE50 6426 1853 0062 1680 02 BIC: GENODES1PGW
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Auswirkungen einer digitalisierten Arbeitswelt auf die Psyche Eine gedankliche Zeitreise von der frĂźhen Industrialisierung in die postindustrielle Phase des digitalen Wandels.
de’ig n is -ma g a z in – Titelthema
Zeitreise I: 1780 –1980 • Lassen Sie uns mit einem kleinen Gedan-
kenexperiment beginnen: Ein Mensch, der Mitte des 18. Jahrhunderts geboren wurde, hat zu seiner Zeit den Beruf des Schmiedes erlernt. Sein Lehrmeister brachte ihm bei, wie man aus Eisen verschiedene Produkte herstellen kann, und er griff dabei auf Wissen zurück, das schon seit vielen Jahrhunderten, von Generation zu Generation, so weitergegeben wurde. Stellen wir uns nun weiter vor, man könnte diesen gründlich ausgebildeten Handwerker mit einer Zeitmaschine in das Jahr 1980 reisen lassen, um ihn dann durch einen modernen Betrieb seiner Zunft zu führen und ihm dort die aktuellen Arbeitsmethoden und Abläufe zu zeigen. Seine Ausbildung mag seinerzeit noch so gründlich und innovativ gewesen sein: Die Arbeitsstätten, die Werkzeuge, die Maschinen, ja selbst die Form der Rohstoffe und die schließlich hergestellten Produkte kämen ihm absolut fremd und unwirklich vor. Kaum etwas von ihm Erlerntes und Eingeübtes könnte er anwenden, so grundlegend hat die industrielle Revolution seine Arbeitswelt in wenigen Generationen umgestaltet und von ihm entfremdet. Der Zeitreisende wird eine hohe seelische Stabilität benötigen, um diese Erfahrung gut bewältigen zu können.
technischer Industriegüter geht es nun darum, diesen zuverlässig zu beherrschen und seine Durchführung besonders effektiv zu gestalten. Persönliche Individualität bei der Ausführung von Arbeiten wird schnell zur Störquelle im System. Die „idealen Arbeiter“ in diesem Prozess sind daher Maschinen oder Roboter, denen Ablenkung, Ermüdung sowie spontanes oder kreatives Handeln fremd sind. Die Berufsbilder der neuen Arbeitswelt beruhen somit kaum noch auf ausführender oder produzierender Arbeit, sondern spielen sich in anderen Tätigkeitsbereichen ab: • Erforschung und Entwicklung von Methoden und Verfahren • Planung und Umsetzung von Prozessen • Qualitätssicherung und Prozessverbesserung : Überprüfung, Anpassung, Optimierung • Wartung • Dienstleistungen Unser zeitreisender Handwerker müsste sich wohl, um im späten 20. Jahrhundert einen Beruf ausüben zu können, auf einen dieser Bereiche umschulen lassen und könnte dabei kaum auf Erkenntnisse oder Erfahrungen seiner ursprünglichen Ausbildung zurückgreifen. Zeitreise II: 1980 – 2030
Stetiger Wandel und neue Berufsbilder
2design / photocase.de
Die zum Programm erhobene und immer schneller fortschreitende Veränderung ist zum wesentlichen Merkmal der modernen und hoch technisierten Arbeitswelt geworden, möglicherweise zu ihrem wichtigsten Charakteristikum. Die Bedeutung des individuellen Berufs hat sich dabei ebenfalls grundlegend gewandelt: Diesen konnte man einst über die Anwendung der in einer Ausbildung erworbenen Kompetenzen auf einen Arbeitsgegenstand definieren, als eine – mal mehr oder weniger – anspruchsvolle, ausführende Tätigkeit. Die Industrialisierung hat aber an die Stelle der individuellen Handlungsfähigkeit des Berufstätigen den in jeder Hinsicht eindeutig geregelten Arbeitsablauf gesetzt. In allen Phasen des Herstellungsprozesses
Setzen wir nun unser gedankliches Experiment fort. Diesmal steigt im Jahr 1980 eine Mitarbeiterin des bereits vorgestellten Industriebetriebs in die Zeitkapsel ein. Sie ist eine erfahrene Fachkraft im Bereich der Qualitätssicherung und wird nun die zukünftige Arbeitswelt ihrer Branche kennenlernen. Der Zeitsprung umfasst genau 50 Jahre, also geringfügig mehr als die heute übliche Anzahl von Berufsjahren im Rahmen der Lebensarbeitszeit. Welche Eindrücke erwarten unsere Qualitätsmanagerin nach ihrer Ankunft im Jahr 2030? An dem Ort, wo früher der Industriebetrieb stand, befindet sich nur noch ein Verwaltungskomplex. Die Produktion ist längst dorthin ausgewandert, wo die Energiekosten niedriger sind. Bei der Besichtigung der Herstellungslinien an diesem neuen Standort fällt auf, dass die Produkte ausschließlich
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von hoch automatisierten Maschinen bzw. Robotern hergestellt werden; darin unterscheidet sich die Produktion nicht so sehr von der früheren, sie kommt aber nun völlig ohne menschliches Bedienpersonal aus. Was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist: Praktisch alle Prozesse, die vor, während und nach der Produktion erforderlich sind, haben sich auf eine tief greifende und fundamentale Weise verändert, viel stärker als die eigentlichen Herstellungsmethoden. Die Digitalisierung der Arbeitswelt hat, vor allem in den zurückliegenden Jahren von 2010 bis 2030, auch vor diesem Betrieb nicht haltgemacht. Arbeitsplätze für Qualitätsmanager wird es, sicherlich in kleinerer Zahl als vorher, auch im digitalisierten Industriebetrieb noch geben; aber auch hier haben sich die erforderlichen Kompetenzen und die Art der Tätigkeit völlig verändert. Gehörte es einst zu den Aufgaben der Qualitätsmanagerin, einige frisch produzierte Teile als Stichprobe vom Band zu nehmen, zu inspizieren und zu vermessen, so hat heute ein voll automatisiertes Prüfverfahren diese Aufgabe übernommen. Es verfügt über entsprechende Sensoren, mit denen sehr viele Eigenschaften des Werkstücks gleichzeitig erfasst werden können, diese Informationen werden an eine Datenbank weitergeleitet und zunächst dort gespeichert. Jedes Werkstück verfügt, im Gegensatz zur früheren Produktion, über eine identifizierende Kennzeichnung, sodass sowohl alle Herstellungsparameter als auch alle durchgeführten Maßnahmen zur Qualitätssicherung für jedes Teil aufgezeichnet und noch viele Jahre später abgerufen und analysiert werden können. Die Zeitreisende erkennt, dass der Traum von absoluter Herstellungsqualität, den jede Qualitätsmanagerin träumt, im Jahr 2030 offenbar zur Realität geworden ist. Allerdings bemerkt sie auch, ähnlich wie schon ihr Handwerkskollege aus dem 18. Jahrhundert, dass ihre ursprüngliche Arbeit zwischenzeitlich weitestgehend automatisiert ist. Möchte sie weiter im Qualitätsmanagement arbeiten, so wird das eine umfassende Umschulung im IT-Bereich voraussetzen.
Kennzeichen der Digitalen Transformation
Arbeit im Zeitalter der Digitalisierung
Der Umgang mit Werkstoffen und Materialien, wie ihn die Handwerkskunst perfektioniert hat, ist nun völlig in den Hintergrund getreten. Die stofflichen, noch anschaulichen und greifbaren industriellen Herstellungsprozesse werden im Zuge der Digitalisierung zurückgedrängt und durch unstoffliche und meist sehr abstrakte Gebilde aus Informationen und deren Verarbeitung überlagert. Die wichtigste Voraussetzung für den Siegeszug der Digitalisierung war die Durchdringung der Arbeitswelt mit Computern, Programmen und Netzwerken, wie sie in großem Maßstab mit der Verbreitung der PCs in den 1980er Jahren begonnen hat. Die Digitalisierung der (Arbeits-)Welt kann aber nicht allein auf die seither schnell fortschreitende Computerisierung reduziert werden. Im Wortsinne bezeichnet zwar Digitalisierung die Umwandlung von analogen Größen aus der physischen Welt in entstofflichte Informationen, die als Daten von Computern verarbeitet oder über Netzwerke weitergeleitet werden können. Sprechen wir aber von der Digitalisierung der Gesellschaft, der Arbeitswelt oder der Politik, so greift diese technisch geprägte Wortbedeutung deutlich zu kurz. Etwas besser eignet sich der Terminus „Digitaler Wandel“, er beschreibt die durch Informationstechnologie bewirkte Umgestaltung unserer Lebens- und Arbeitswelt. Allerdings ist auch hier durchaus umstritten, ob man diese tief greifenden Veränderungen noch als „Wandel“ oder schon als „Digitale Revolution“ bezeichnen sollte: Die Auswirkungen der Digitalisierung sind meist durch disruptive Veränderungen charakterisiert, weil sie bisher funktionierende Geschäftsmodelle völlig verändern oder sogar ganze Branchen erschüttern.
Für die Arbeitswelt im digitalen Zeitalter gilt somit offensichtlich, dass der Umgang mit Informationen, Computer und Netz zur Grundvoraussetzung der meisten Tätigkeiten geworden ist. Betrachten wir nun einige spezielle Ausprägungen der Digitalisierung, wie sie in der modernen Arbeitswelt auftreten oder voraussichtlich in einigen Jahren auftreten werden. Dabei wollen wir die möglichen Auswirkungen auf die psychische Verfassung der in diesem Bereich arbeitenden Personen achten:
es den Träger vor körperlicher Überlastung und deren gesundheitlichen Folgen schützen und rechtzeitig an Erholungspausen erinnern. Es wird darüber hinaus mithelfen, die Personalplanung zu optimieren, weil anhand der automatisch an die Pflegedienstleitung übermittelten Daten erkennbar wird, auf welchen Stationen zu welchen Zeiten Engpässe auftreten. Allerdings kann die so „vermessene“ Person den digitalen Arbeitsschutz auch als ständige Überwachung und Kontrolle wahrnehmen und Ängste entwickeln, anhand der Messdaten beurteilt und verglichen zu werden.
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Da s Int ern e t d er D i n g e (Internet of Th ing s IoT ) Komplette Mikrocomputer, die über Sensoren zur Digitalisierung von Daten und über Übertragungsmöglichkeiten in das Netz verfügen, können heute äußerst kompakt und sehr preiswert hergestellt werden. Werden diese „Devices“ in konventionelle Arbeitsabläufe integriert, können sie diese überwachen, steuern und jederzeit umfangreiche Daten liefern. Als Beispiel mag ein kleines, in die Arbeitskleidung einer Krankenpflegekraft integriertes IoT-Device dienen. Dieses Gerät kann die Bewegungsdaten, z. B. die Laufstrecke, erfassen und auch die körperliche Aktivität bei der Ausübung der Pflegetätigkeit messen. Somit kann
Ko mmun i k ati o n im Z e i ta lter der Dig ita l isier ung Es ist vor allem dem Smartphone zu verdanken, dass heute nahezu jeder, nahezu überall und praktisch jederzeit erreichbar ist. Unabhängig von der verwendeten Kommunikationsform, ob Telefonie, E-Mail oder Sofortnachricht: Die Übermittlungsdauer von Nachrichten hat sich im Vergleich zur Briefpost drastisch reduziert. Wo in der Arbeitswelt schnelle Informationen und ggf. Reaktionen notwendig sind, sind diese Kommunikationsmedien heute nicht mehr wegzudenken. Allerdings scheinen nur wenige Nutzer dieser Medien entscheiden zu können, wann eine Nachricht wirklich dringend und von hoher Bedeutung ist. Und
auch die Medien selbst bieten wenige oder keine Möglichkeiten, Nachrichten entsprechend zu klassifizieren. So ist es angesichts einer Überflutung mit Informationen und Mitteilungen wenig verwunderlich, dass über die negativen Auswirkungen auf Körper und Geist schon viel geschrieben und diskutiert wurde. Die digitalen Medien sind aber, und das wird häufig übersehen, noch sehr jung und in dieser Hinsicht auch unreif; schließlich sind kaum zehn Jahre seit der Vorstellung des ersten Smartphones vergangen. Es gibt heute durchaus schon Ansätze, mit denen die eintreffenden Nachrichten von einem mit etwas künstlicher Intelligenz ausgestatteten Algorithmus vorsortiert und bewertet werden können. Und auch die automatische (und halbwegs intelligente) Beantwortung von Anfragen ist keine völlige Utopie mehr. 3
Links: Julia Pfeifer / photocase.de Rechts: Airene / photocase.de
V ir tuel le Welten ( V ir tua l / Aug mente d / Mixe d R ea l it y) Die virtuelle Realität, wie sie in vielen Spielen schon eingesetzt wird und auf diese Weise erfahrbar geworden ist, steht in der Arbeitswelt noch ganz am Anfang. Es fehlt noch an leistungsfähiger und preiswerter Hard- und Software und auch die Anwendungen sind längst noch nicht ausgereift. Ein typisches Szenario wäre die „Fernberatung“ eines Technikers, der ein ihm unbekanntes Gerät reparieren soll und dafür die Unterstützung eines Fachmanns aus dem Support des Herstellers benötigt. Über eine Kamera, die z. B. an einer Brille mit teildurchlässigem Display angebracht ist (Augmented Reality), kann die Situation vor Ort an den Spezialisten übertragen werden. Dieser kann telefonisch Anweisungen geben oder auch schriftliche Hinweise auf dem Technikerdisplay einblenden und so assistieren. An dieses Szenario könnte man sich noch relativ leicht gewöhnen. Es sind aber, z. B. bei der Fernsteuerung von Robotern, bei lange dauernden chirurgischen Fernoperationen auch Einsatzformen denkbar, bei denen Personen für längere Zeit einer anderen, entfernten Situation verweilen. Man kann vermuten, dass je länger dieses „Eintauchen“ in eine andere Realität dauert und
je realistischer es vermittelt wird, desto stärker und nachhaltiger auch die normale Wahrnehmung und die psychische Verfassung des Rezipienten beeinflusst werden. Valide Studien über die Auswirkungen virtueller Realität liegen aber bislang ebenso wenig vor, wie solche über die allgemeinen Folgen der Digitalisierung für die Psyche. Fazit
Bis zu wissenschaftlich fundierten, aussagekräftigen Erkenntnissen über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Psyche wird noch einige Zeit vergehen, viel zu neu sind der digitale Wandel und seine Folgen. Dieser Artikel versteht sich daher auch nicht als wissenschaftlicher Fachbeitrag, sondern als ein kurzer Ausflug in diese neue, noch recht unbekannte Arbeitswelt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Digitalisierung sich auch weiterhin in hoher Geschwindigkeit in sehr vielen Bereichen ausbreiten und durchsetzen wird. Die positiv-aktive und zugleich kritischkonstruktive Auseinandersetzung mit ihr kann helfen, die raschen und zum Teil disruptiven Veränderungen, die sie mit sich bringen wird, leichter und besser zu bewältigen. Und in all dem Wandel wird ein auf festen Grundüberzeugungen und Werten gebauter, christlicher Glaube ein verlässlicher Halt und eine gute Orientierung sein (Hebräer 13,8).
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Autor
Prof. Dr.-Ing. Helmut Roderus lehrt Informatik und digitale Medien an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach und ist Gründungsdekan der Fakultät Medien. Seit mehr als 20 Jahren ist er außerdem Vorstand von Nestli e.V. im mittelfränkischen Kleinried, Bechhofen. Er unterstützt damit ehrenamtlich die Arbeit seiner Frau Ursula am Institut für christlich orientierte Traumabegleitung (ICTB).
Befreiung oder Abhängigkeit? PD Dr. med. Herbert Scheiblich über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.
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Das Gesundheitswesen steht vor einem gewaltigen Umbruch durch die Kybernetisierung der nächsten Jahre. Man setzt sehr viel Hoffnung in diese Entwicklung durch Verbesserung der Schnittstellen im Gesundheitssektor und dadurch auch Kostenersparnis. Es eröffnen sich neue Möglichkeiten in der Patientenbetreuung und -behandlung (siehe Abschnitt „Technologie“). Der persönliche Lifestyle wird durch Wearables digitalisiert, die Puls, Kalorienverbrauch und weitere Gesundheitsdaten messen. Es herrscht eine Goldgräberatmosphäre. Eine schleichende, aber nachhaltige Veränderung (vielleicht humanogene (R-) Evolution) unseres bisherigen Lebens läuft zurzeit ab. Technische Entwicklungen in der Kommunikation müssen von vielen Menschen, ohne die Möglichkeit einer bewussten Entscheidung zu haben, in ihren Alltag übernommen werden. Dieser Prozess ist sehr umfassend in folgenden Bereichen:
Neurobiologie
( Vernetzung des G eh irns) Verstärkte Ausbildung des visuellen Gehirns und neuer visuell-motorischer Koppelungen (digitaler Daumen); Abschwächung der abstrakten und konkreten Denkoperationen (Rechnen im Kopf ist ohne Benützung eines Hilfsmittels wie der Finger nicht mehr möglich). Ein bekannter Hirnforscher spricht hier von digitaler Demenz.
Absprachen zwischen vielen Menschen (Hashtag ), die Entwicklung neuer Machtinstanzen wie z. B. Google durch Nutzung von Daten ohne demokratische Kontrolle und einen neuen Regierungsstil (Videos der Bundeskanzlerin, Nutzung des Kurznachrichtendienstes Twitter durch den amerikanischen Präsidenten Trump). Anthropologie
B e z iehung en) Verstärktes „Leben“ im virtuellen Beziehungsraum des Social Networks mit Verlust eines realen psychosozialen Netzes, wie z. B. die Nachbarskinder in der Wohnstraße. Der Internetnutzer wird zum gläsernen Menschen.
( ky b ernetisches Menschenb ild ) Der Mensch als selbstbezogenes Subjekt, welches sich durch Rückkopplung selbst steuert, um Ziele ohne Werteorientierung zu erreichen. Der Mensch fühlt sich asynchron, als entkoppelt von anderen und ist doch durch Automatismen des Internets synchron mit anderen (pseudoautonom).
Soziologie (G esel lschaf t)
Technologie
Das Internet ermög licht schnelle
Das Internet bildet eine eigene Realität, bei der der Mensch als Individuum im Nivellierungsprozess aller Teilnehmer aufgeht (unbewusstes technologisches Kollektiv). Das Internet entwickelt sich durch Selbstlernprozesse zu einer künstlichen Intelligenz, deren gefährlichste Auswirkung die Entstehung autonomer Kampfmaschinen, mit der Fähigkeit Menschen zu schädigen bzw. zu töten, darstellt. In den sechziger, siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts war die Übernahme von technischen und gesellschaftlich relevanten Entwicklungen bei der Mehrheit der Christen nur zögerlich und mit heftigen Warnungen möglich: das Fernsehen. Damals war ein Free-TV-Sender wie BibelTV undenkbar.
Psychologie ( Zwischenmenschliche
de’ig n is-ma g a z in – Titelthema
Extrem war auch die Ablehnung der Rockmusik, die als von unten deklariert wurde. Heute ist die Worship-Musik in den Gemeinden aller Denominationen vielfach guter alter Rock ’n Roll, der Alt-68er erfreut. Leider damals eine vertane Chance zur Evangelisation der Babyboomer-Generation. Es entwickelte sich stattdessen eine esoterische Bewegung. Heute greifen die Christen und ihre Gemeinden in unterschiedlichem Maße die Chancen der Digitalisierung auf: Livestream von Predigten, Bibel-Apps, Erinnerungsdienste zum Bibel lesen etc. Aber immer noch weitgehend unreflektiert, denn einige Vorteile dieser Techniken liegen auf der Hand: • Intuitive Bedienung ohne größere Lernprozesse • Nicht an einen Ort gebunden, fast auf der ganzen Welt ist der Benutzer zu Hause • Anonymität, also keine Schamgrenze, keine moralische Beschränkung, keine Verantwortlichkeit • Keine zeitliche Gebundenheit: immer geöffnet, immer erreichbar • Niedrigschwelligkeit des Zuganges
klublu / photocase.de
Aber es gibt auch Herausforderungen, die mit der Internetnutzung verbunden sind: • Keine Zweckbindung der Nachricht; fast 90 Prozent aller Mitteilungen sind nutz- und sinnlos: z. B. „Was machst du gerade?“ und damit überflüssig. • Biografische Beständigkeit der Information: Es bleibt immer eine Spur im Netz. • Es fehlt die Notwendigkeit ein Gedächtnis auszubilden, denn Informationen, auch über sich selbst, können jederzeit nachgelesen werden. • Gefühl der „Pseudoaktivität“: Man muss immer augenblicklich entscheiden: like it or not? • Wahl der Identität: ob personal oder apersonal; in Folge Entwicklung einer „Alter-Identität“ • Wahl des Kontextes: Man bestimmt selbst die emotionale und zwischenmenschliche Nähe und den Zugang zur eigenen sozialen Wirklichkeit.
Fazit
Die Kombination der aufgelisteten Eigenschaften in der Benutzung der digitalen Medien führt vom Ritual „easy doing“ zum „easy wellbeing“ bis hin zum „easy going“. Der leichte permanente Zugriff, die scheinbare Unbegrenztheit der Anwendbarkeit und der sich einstellende Effekt der Freude führen zu einer Gewohnheit, die über riskanten Gebrauch auch zu einer Abhängigkeit werden kann. Auch psychodynamisch entwickeln sich neben dem Verlust von Kompetenzen, neue Muster des Verhaltens. Der Mensch hat, um sein Befinden zu steuern, vereinfacht fünf psychische Stellschrauben: 1 Stabilität des Selbstwerts 2 positive Befindlichkeit der Emotionen 3 keine Störung der Körperlichkeit 4 stabile soziale Einbindung 5 klare spirituelle Anbindung Nach individueller Gewichtung wird sich ein Mensch, bei positivem Ergebnis in möglichst allen fünf Bereichen, zufrieden, wohl und glücklich wähnen. Der Gebrauch digitaler Techniken ermöglicht bei Dissonanzen in einem dieser Bereiche, die schnelle (Pseudo-)Beseitigung dieses Unwohlseins . 1 Durch die Entwicklung einer Pseudoidentität unter Zuhilfenahme eines HilfsIchs als struktureller unbewusster Vorgang des Selbst. 2 Durch erhöhten Einsatz der vorher beschriebenen, emotional positiven
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Nutzung des Internets zur Affektsteuerung unbewusster Leitgefühle. 3 Durch Schaffung einer angenehmen virtuellen Realität durch die Abwehrmechanismen Idealisierung, Verdrängung, Sublimierung und Abspaltung. Diese Prozesse stabilisieren den Benutzern im Sinne einer Pseudolösung: neurotische Störung. Die fortgesetzte Anwendung dieser Verhaltensweisen und Eigenschaften der Kybernetisierung ermöglichen letztendlich die Entstehung des „homo digitalis“, bei dem das Smartphone der Mittelpunkt seines Lebens ist und das Smarthome seine Lebenswelt bildet. Das ist die wahrscheinliche Entwicklung der Entfremdung des Menschen von sich, den anderen, der Welt und Gott durch eine umfassende Digitalisierung des individuellen Lebens. Nicht auszumalen was mit dem homo digitalis passiert, wenn es keinen Strom gibt: der Absturz vom 21. Jahrhundert in die analoge Zeit der Bauern, Jäger und Sammler? E-Mental-Health
Die Digitalisierung und Internetnutzung in den P-Fächern (Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik) wird mit dem Oberbegriff E-Mental-Health zusammengefasst und hat folgende Bereiche: Teleme d iz in • Kontrolle von Körperfunktionen, Stimmungen im Krankenhaus per App oder
permanenter Verbindungen (Notfallruf bei älteren Menschen); • Informationsaustausch zwischen Behandlern des Patienten: elektronische GKV-Karte • Fernbehandlung in verschiedenen medizinischen Disziplinen: Operation per Roboter und Joystick oder Videokonferenz • Diagnosesicherung und Therapiemonitoring durch PC-Programme On l ineb a sier t • Einzelbenutzung einer App zur Selbstbeurteilung verschiedener Zustände wie z. B. der Stimmung • Tagebuch zur Verlaufskontrolle • Protokolle bei Selbsthilfetechniken • Einzelnutzung als Programm • Psychoedukation zur Kompetenzsteigerung, algorithmen geleitete Psychotherapie als Avatar wie „deprexis ® 24“ (siehe Anhang 1 auf Seite 14) • Onlinetherapie von Mensch zu Mensch, also im Einzelsetting und sinneskanalreduziert, da - nur schriftlich: Therapie per E-Mail als ein narratives biografisches Medium, das durch verstärkte Reflexion und Entschleunigung als Schreibtherapie dient. - nur sprachgebunden: z. B. Telefonseelsorge, die das alte Vorgängermedium Telefon nutzt, das eine neurolinguale Steuerung des Klienten darstellt. - nur visuell-akustisch: fast ein faktisches Therapiegespräch • Onlinebenutzung als Gruppe (offen oder geschlossen) in Form eines Chats oder in Foren: spezielle Themen/Selbsthilfe. Die Güte der internetbasierten zwischenmenschlichen Kommunikation und Therapie ist neben den allgemeinen Voraussetzungen des Datenschutzes abhängig von: • der Funktion des technischen Equipments: Smartphone, Tablet, Laptop, WLAN, Telefonie, Hotspots und des Betriebssystems. • dem Können des Therapeuten: Im Gegensatz zum physischen psychotherapeutischen Kontext fehlt die Unmittelbarkeit der Sinneswahrnehmungen: Geschmack, Geruch, Mimik, Gesamtkörperhaltung und vor allem die Haptik. Der Therapeut
braucht vermehrt Training in der Wahrnehmung emotionaler Zustände über akustische Wahrnehmung der Sprache und optischer Differenzierung der Mimik. Daher ist ein PC-gestütztes, algorhythmus geführtes Programm kein Ersatz für einen Menschen am anderen Ende der Verbindung. • dem Transfer in die Wirklichkeit: Wie gelingt es dem Patienten, das Erarbeitete in seine psychosoziale Realität zu übertragen, ohne dass sich eine Pseudoidentität wie in verschiedenen Internetwelten entwickelt? Der Patient muss sich körperlich in seinem Umfeld bewegen. • den Ressourcen des Patienten: Die Art seiner psychischen Störung mit psychopathologischen Handicaps wie Denkfähigkeit, Introspektion, Verbalisationsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft sowie der Stabilität seiner Ich-Struktur entscheiden, ob ein Abrutschen in Allmachtsfantasien bei Imaginationen während der Therapie verhindert werden kann. Außerdem von der Reife seines Gewissens und Willens, gute Entscheidungen für sein Leben zu treffen und wertegeleitet diese zu realisieren. • von einer Differenzierung der Tiefe der Kommunikation zwischen öffentlich, privat und intim. Eine therapeutische Beziehung ist immer im Bereich privat/intim und läuft daher nach den gleichen Spielregeln ab, wie
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eine reale Therapie. • der Möglichkeit eine reale Begegnung am Anfang des therapeutischen Prozesses zu arrangieren. Unter der Beachtung der gelisteten Faktoren ist eine internetbasierte Therapie im Einzelsetting und in der Gruppe im Großen und Ganzen einer realen Beziehung sehr ähnlich, insbesondere in den Bereichen: Übereinstimmung der therapeutischen Ziele, zu bewältigende Aufgaben und der Methodik. Sie unterscheiden sich in der therapeutischen Bindung: Durch die Wahl des Kommunikationskanales wird die unmittelbare Offenheit und Transparenz erhöht und eine Verflachung demografischer und sozialer Unterschiede erreicht. Allerdings mit dem Vorbehalt, dass eine direkte Intervention in Gefahrensituationen, wie psychische Dekompensation, nicht möglich ist. Die zentralen Unterschiede zwischen realer und digitaler Therapie sind aber: • Die Selbstbestimmung des Patienten, inwieweit er sich öffnet und mit welcher Intensität er die Therapie betreibt. • Die Aktivität des Patienten, wie präsent er im Gespräch sein muss. • Die Eigenaktivität und Verantwortung des Transfers therapeutischer Einsichten in den Alltag ohne Begleitung des Therapeuten.
S etting p ositiver visuel ler B e z iehung s g e sta ltung
• direkte Ansprache des Patienten
• Absprache bzgl. Kontaktfrequenz, Kontakt-
• Übernahme des Sprachgebrauchs des Patienten
• Absprache über therapeutische Methodik,
modus und Verhalten bei Krisen
Ziele, Aufgaben und Dauer • Transparenz zum aktuellen Prozess
Str u ktur des vir tuel len therap eutischen Prozess Identität echt/ real
tät Proz ali
Fokus
(Alltag)
d Spiritu un
dung
Anonymität
(wichtig) bio
sozio Aus Sicht der christlichen Anthropologie (bio-psycho-sozio-spirituelles Modell) ist die Kybernetisierung/Digitalisierung der P-Fächer ein nicht wirklich neuer Versuch des Menschen, seine Entfremdung zu überwinden und anstelle des Imago Gottes ein alternatives Imago herzustellen, mit den oben aufgeführten (r)evolutionären Veränderungen; also ein Selbsterlösungsversuch durch Aufbau einer neuen weltumfassenden, kulturunabhängigen und virtuellen Realität mit Weltethos. Zwischenfazit
Die Anwendung digitaler Techniken ersetzt eine reale therapeutische Beziehung, bei fachlich richtiger Anwendung, nur teilweise, führt aber in jedem Fall zu einer Aktivierung der Selbsthilfe bei gleichzeitiger
IMAGO
ritueller Ra spi ho
sprituell
Kolosser 2,5: „Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe.“ Im Geiste bei dem anderen sein … nicht virtuell in Bildern etc., sondern durch den größten Kommunikator, den Heiligen Geist. Erleben der Gegenwart Gottes; nicht einsam, aber alleine sein in Gemeinschaft mit Jesus und anderen Christen. Man spürt seine umfassende Präsenz und (Er-)Lösung. Man erfährt die Universalität des Leidens und der Liebe Gottes (1. Kor. 13,1). Die Charismen des Heiligen Geistes sollen eingeübt werden (1. Kor. 12,1–11).
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um
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pseudo/ virtuell
S chwerpun ktprozess d ig ita l isier ter CiBT (nach dem bio-psycho-sozio-spirituellen Modell)
Ausblen
(Fantasie)
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Horizont
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(wahr)
Aktivierung vorhandener psychodynamischer Konflikte. Aber um nicht in einen unkontrollierbaren Strudel der Vereinnahmung durch die Kybernetisierung zu geraten, ist eine Stärkung der Verankerung des Klienten im psychosozialen Alltag notwendig. Ein „Out of School“- Training und eine Kompetenzstärkung seines spirituellen Anteils sind erforderlich. Nach dem Modell des Menschen der christlich-integrativen Beratung und Therapie (CiBT), laufen spirituelle, pneumatische und psychische Prozesse parallel ab (vgl. z. B. 1. Kor. 14,15). Der Mensch hat einen psycho-spirituellen Raum in sich, in dem die transzendenten Vorgänge zu erkennen, bekennen und zu stärken sind.
psycho
Fazit
Literatur
In der CiBT ist der Einsatz digitaler Techniken als Unterstützung der Prozesse in den P-Fächern zu empfehlen: • Bei Diagnosestellung durch Fragebögen, Testung per PC, … • Verlaufskontrolle in Nachsorge oder bei räumlichen und zeitlichen Hindernissen • Arbeiten mit der Bibel als Metapher • Visualisierung mit Symbolen
Hilfsbedarf
Spirituelle Kom pe te
nz
• Kaerlein, Timo: Smartphones als digitale Nahkörpertechnologien. Bielefeld: Transcript Verlag, 2018 • Spitzer, Manfred (2012): Digitale Demenz. München: Droemer Knaur, 2012 • Knaevelsrud, Christine: Online-Therapie und -Beratung. Göttingen: Hogrefe Verlag, 2016 • Kühne, Stefan: Handbuch Online-Beratung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, (2. Aufl.) 2009 • Justen-Horsten, Agnes; Paschen, Helmut: Online-Interventionen in Therapie und Beratung. Weinheim: Beltz, 2016 • Berger, Thomas: Internetbasierte Intervention bei psychischen Störungen. Göttingen: Hogrefe Verlag, Bd. 57, 2015 • Ploil, Eleonore Oja : Psychosoziale Online-Beratung.München: Ernst Reinhardt Verlag, 2009 CiBT • Knatz, Birgit: Handbuch Internetseelsorge. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2013 • Haberer, Johannes: Digitale Theologie. München: Kösel-Verlag, 2015 Digitale Medien
Selbsthilfe Schwere der Störung
Die wissenschaftliche Datenlage zeigt ein insgesamt positives Bild der sachgerechten Anwendung von digitalen Medien in den P-Fächern und mit der Kombination Selbsthilfe / digitale Programme / reale Therapie / Spiritualität ergibt sich eine erhöhte Aussicht auf Gesundung. Anhang 1
Das Therapieprogramm deprexis® enthält 24 Module zur Behandlung depressiver Symptome, wie der Umgang mit Grübeln, und ist programmgestützt ohne Eingriff eines Fachmenschen. Es hat sich bewährt (getestet in elf klinischen Studien) und ist aktualisiert zu Deprexzellenz® mit drei Kernelementen: Diagnosehilfe durch Fragebögen, Onlineprogramm deprexis® und Onlineanbindung von Arzt/Praxishelferin in den Praxisalltag einbindbar. Es wird von einigen Krankenkassen gesponsert (vgl. https://www.deprexis24.de/therapieprogramm.html). Des Weiteren gibt es viele nützliche Apps im Angebot zu fast allen Bereichen der Gesundheit. Für die Stärkung der Spiritualität wird empfohlen: die Bibel. Besonders auch analog effektiv.
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Autor
PD Dr. med. Herbert Scheiblich ist Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychotherapie. Zudem ist er Mitglied der de’ignis-Institutsleitung.
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Benutzung der digitalen Medien und Möglichkeiten unter der Prämisse, alles eigenverantwortlich zu prüfen, um nicht dem Schein (der Pseudorealität) zu verfallen (vgl. 1. Thessalonicher 5,21) und den Geist nicht zu dämpfen (zu ersetzen) (vgl. 1. Thessalonicher 5,19), denn „alles ist euer und ihr seid Christus.“ (vgl. Kolosser 3,22; 23). Die Kybernetisierung beinhaltet nach Offenbarung 13,17 einen endzeitlichen Aspekt, der hier nicht vertieft wird. Zentrale Unterschiede eines digitalisierten CiBT-Prozesses im Vergleich zu einer herkömmlichen digitalisierten Behandlung sind, nach gegenseitiger positiver Affirmation des Klienten und Therapeuten (d. h. beide wollen verbal ausgesprochen – bewusst das gleiche, nämlich mit dem Glauben zu arbeiten): 1 Einordnung des Prozesses in einen umfassenderen Sinnzusammenhang 2 Orientierung an Werten wie dem Dekalog 3 Ein Therapieklima von Glaube, Liebe und Hoffnung 4 Offenheit für transzendente Interaktionen 5 Durch Entscheidung voluntativer Prozesse: Schematawahl
E -Health: Dr. Internet Hilfe oder Verwirrung? 15
Voraussetzung für eine sinnvolle und verlässliche Nutzung des Internets ist jedoch, dass man die verlässlichen Quellen kennt. Seit über zehn Jahren bin ich nun in •eigener Praxis als hausärztlicher Internist tätig. Meine Beobachtung innerhalb dieses Zeitraumes zeigt, dass die Digitalisierung unaufhaltsam fortschreitet und es nicht möglich ist, sich der Weiterentwicklung zu verschließen. Für mich haben die Themen: E-Health, Digitalisierung und Internet einen ambivalenten Charakter. Konkret das Internet als „Arzt“ zurate zu ziehen kann nicht weiß oder schwarz gesehen werden und die in der Überschrift genannte Frage läuft möglicherweise auf „Hilfe und Verwirrung“ hinaus. Das Internet nutze ich selbst so gut wie täglich für Recherchen während und nach den Sprechstunden. Damit erhält man einen Überblick über seltenere Krankheitsbilder oder Weiterentwicklungen in Diagnostik und Therapie von Krankheiten. Medizinische Leitlinien, herausgegeben von den entsprechenden medizinischen Fachgesellschaften, können für Diagnostik und Therapie zurate gezogen werden. Auch wichtige Laborlexika sind zu finden. Man kann sich während der Sprechstunde kurz über das Leistungsspektrum einer Klinik oder Rehabilitationseinrichtung informieren oder in Datenbanken über Medikamente, deren Anwendungsbereiche, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Nebenwirkungen und gewichtsabhängige Dosierungen finden. Das Blättern in der „Roten Liste“, die diese Informationen über alle verfügbaren Medikamente enthält (etwa 8 cm dick, dünnstes Papier auf engstem Raum mit kleinster Schrift beschrieben), entfällt und spart Zeit. Außerdem werden Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten des Patienten in dieser
Datenbank abgeglichen und angezeigt, sodass auch weniger bekannte Wechselwirkungen bedacht werden können. Voraussetzung für eine sinnvolle und verlässliche Nutzung des Internets ist jedoch, dass man zuverlässige Quellen kennt, denn hier kann aus meiner Sicht jeder alles reinstellen und behaupten. Problematisch finde ich es, wenn Menschen im Internet auf Symptomsuche gehen und dann der Meinung sind, dass sie eine schlimme Erkrankung haben und panisch reagieren. Das erinnert mich an die Anfänge meines Medizinstudiums und an das damals von mir benutzte klinische Wörterbuch „Psyrembel“. Man erkannte gewisse Symptome an sich selbst, schlug nach und als Erstes las man – nach meinem heutigen Eindruck – oft die schlimmsten Krankheiten. Mit zunehmendem Fachwissen hat sich dies dann schnell gelegt. In der Vorbereitung auf diesen Artikel habe ich den Versuch mit Symptomeingaben im Internet unternommen und festgestellt, dass dort entsprechend der Häufigkeit von Erkrankungen in Bezug auf die Symptome auch realistische Ergebnisse auftreten, dass also bei der Eingabe von „Lymphknotenschwellung“ nicht gleich der Lymphknotenkrebs, sondern infektionsbedingte Ursachen als Erstes genannt werden. Aber Vorsicht: Seriöse Seiten besuchen. Gefährlich wird es bei Bezug von Medikamenten aus unklaren Quellen im Internet. Aber auch hinter scheinbar harmlosen Anwendungen verbergen sich Gefahren. Beispielhaft möchte ich hier Vitamin-D-Hochdosispräparate anführen. Man assoziiert Vitamin – gesund – je mehr und je länger eingenommen, desto besser und übersieht hier die Tatsache, dass es sich neben den Vitaminen A, E und K
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auch beim Vitamin D um ein fettlösliches Vitamin handelt. Dies bedeutet, es kann sich im Körper anreichern und wird anders als wasserlösliche Vitamine nicht ohne Weiteres über die Niere wieder ausgeschieden. Die Folge bei Überdosierung kann ein Anstieg der Calciumkonzentration im Blut sein, was zu lebensbedrohlichen Situationen wie gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen kann. Also auch hier gilt: Unbedingt seriöse Seiten besuchen. Ein weiteres Internet-Thema, die Videosprechstunde, sehe ich kritisch. Der Patienten-Arzt-Kontakt wird hier auf zwei Sinnesqualitäten und auf zwei Dimensionen reduziert (sofern kein 3-D mittels HMD zur Verfügung steht). Aus meiner Sicht kann ein Vertrauensverhältnis nur entstehen, wenn sich Patientin oder Patient und Arzt gemeinsam in einem dreidimensionalen Raum befinden, denn schnell kann sich aus einem Gespräch ergeben, dass man den Patienten akut untersuchen muss. Jetzt könnte man einwenden, dass sich über das Mobiltelefon zukünftig auch Herztöne, EKG und vieles mehr übermitteln lassen.
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Das sind technische Daten. Was aber, wenn ich den Bauch abtasten muss, um zu beurteilen, wo sich ein Schmerz lokalisieren lässt um einen Organbezug einer möglichen Erkrankung herstellen zu können? Macht das der Betreffende dann selbst? Oder muss er mit Zeitverzögerung doch in die Praxis kommen? Was ist mit dem Datenschutz? Wer hört unter Umständen mit? Hier gibt es für mich noch zu viele Fragezeichen und aus meiner Sicht müssten wir einen unverzichtbaren Teil unseres ärztlichen Handelns für eine gründliche Diagnostik teilweise aufgeben: die Untersuchung durch die Sinne des Arztes. Das sogenannte IPPAF-Schema war neben der Anamnese (Befragung des Patienten) ein Grundprinzip, das früh im Studium gelehrt wurde: I steht für Inspektion (Betrachtung). Das geht bei Hautveränderungen, wie im folgenden Absatz erläutert. Bei einer Untersuchung des Trommelfells mit Instrumenten wird es in der Videosprechstunde schon schwierig bzw. unmöglich. P steht für Palpation (Abtasten), wie oben erläutert, in der Videosprechstunde unmöglich, es sei denn, es gäbe „Cyberanzüge“, welche Patient und Arzt zum Zweck der Videosprechstunde anziehen und eine „Telepalpation“ ermöglichen. Vielleicht Zukunftsmusik aber wahrscheinlich aus heutiger Sicht technisch nicht lösbar. Das weitere P steht für Perkussion (Abklopfen von Körperregionen) möglicherweise über Membranen lösbar, denn vor der Telefonära konnte sich auch niemand vorstellen, dass eine durch Schallwellen in Schwingung versetzte Membran diese Schwingungen elektromagnetisch an eine Empfängermembran übertragen kann. Aber auch ein „Perkussionsimpuls“ wäre denkbar, der über ein Multimediagerät abgegeben wird. A steht für Auskultation (Abhören) was aus heutiger Sicht zu realisieren sein dürfte. F steht für Funktionsuntersuchung. Beim Pupillenreflex machbar, bei der Untersuchung eines Kniegelenks aus heutiger Sicht unmöglich. Es gibt aber auch sinnvolle Übermittlungen via Internet. Meine Praxis nimmt aktuell an einem „TeleDerm-Projekt“ teil. Dabei werden über ein digitales Mikroskop (Dino-Lite) Bilder von auffälligen
Hautstellen angefertigt, in anonymisierter Form an Hautärzte übermittelt und von diesen ausgewertet. Der Befund kommt dann via Internet anonymisiert zurück. Hier werden zur Beurteilung tatsächlich nur das Bild und einige schriftliche Angaben benötigt. Bei zunehmendem Ärztemangel entfallen lange Wartezeiten auf einen Termin sowie lange Anfahrtswege und kritische Hautbefunde sind schneller abgeklärt. Dieses Verfahren wird in Holland seit vielen Jahren nicht nur bei Hauterkrankungen, sondern zunehmend auch in anderen Teilbereichen der Medizin erfolgreich umgesetzt. Hier besteht Nachholbedarf in Deutschland. Für unsicher halte ich Gesundheitsdaten, die über eine „Smartwatch“ abgegriffen werden, sich irgendwo in der „Cloud“ befinden und ich nicht weiß, wer sich diese Daten zu welchem Zweck von dort abholt und zunutze macht; hier soll an den FacebookSkandal erinnert werden. Aber auch in den alltäglichen Praxisabläufen hat die Digitalisierung Einzug gehalten. Wir arbeiten nicht mehr mit der früher bekannten Karteikarte und Befunden in Papierform, sondern haben jegliche Dokumentation und Befunde „im PC“ zur Verfügung. Dies führt insgesamt zu einer Erleichterung der Arbeitsweise, macht andererseits aber auch abhängig von einem EDV-System, das jederzeit funktionieren sollte. Schwierigkeiten treten auf, wenn „die EDV“ vorübergehend ausfällt. Selbstverständlich haben wir dann den Internetanschluss zur Verfügung, über den sich unser EDV-Service zur Behebung von Problemen auf unser System unter Wahrung datenschutzrechtlicher Prinzipien aufschalten kann. Bei diesbezüglich nicht lösbaren Problemen muss er selbst vorbeikommen. Längst sind wir verpflichtet, unsere Abrechnungsdaten termingerecht an die zuständigen Abrechnungsstellen digital und verschlüsselt zu übermitteln. Wenn es nicht funktionieren sollte, dann könnte für das betreffende Quartal die Vergütung und damit die Deckung der laufenden Kosten einschließlich der Gehälter ausfallen. Ein Liquiditätsengpass kann dadurch schnell zu einer Existenzgefährdung führen. Wir
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haben es schon erlebt, dass die Abrechnung durch ein fehlerhaftes Update buchstäblich erst in letzter Minute digital verschickt werden konnte. Der Startschuss zum Aufbau einer Telematik-Struktur im Bereich der niedergelassenen Ärzteschaft ist 2018 gefallen, Starttermine mussten diesbezüglich wegen Zertifizierungsproblemen der Software verschoben werden. Begonnen wird dabei mit dem sogenannten Management der auf der neuen Gesundheitskarte eines Patienten gespeicherten Basisdaten (Name, Geburtsdatum usw.). Die Karte wird beim Arztkontakt elektronisch eingelesen und mit den Daten der Krankenversicherung abgeglichen. Weitere Anwendungen wie die Speicherung von Medikamentenplan, Notfalldaten, Diagnosen, Befunden sind angedacht. Der Datenschutz wird dabei eine sehr große Rolle spielen. Zusammenfassend gibt es aktuell für mich gute Ansätze zum Patientenwohl und Arbeitserleichterungen in puncto E-Health/ Digitalisierung/Internet, wenn man insbesondere seriöse medizinische Quellen und sichere Datenübertragung nutzt. Patientinnen und Patienten können, auf diese Art über ihre Gesundheit informiert, mit ihrem Arzt, meine ich, gut kooperieren, wenn man sich auf seriöse Quellen einigt. Manche Entwicklungen muss man beobachten, welche Richtung sie einschlagen und bei anderen schon jetzt entschieden dagegen steuern, damit rückbetrachtend das E-Health-Thema möglichst in Richtung „Hilfe und hoffentlich keine Verwirrung“ läuft.
Autor
Dr. med. Bernhard Reutter ist Facharzt für innere Medizin mit eigener Praxis in Nagold
Therapie per Videokonferenz Eine Praxisreflexion der Fachärztin Dr. med. Karla Kränzlein über die Behandlung per Videokonferenz im ambulanten Bereich.
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Vieles erledigen wir in letzter Zeit online: Überweisungen, Kontostand abfragen, Einkaufen, Urlaube buchen. Der eine oder andere nimmt sogar Onlinedating in Anspruch. Befundung von Röntgen-, CT- und Kernspinbildern per Teleradiologie ist inzwischen an vielen Orten schon etabliert. Aber Onlinepsychotherapie? Ist sowas sinnvoll und möglich? Seit März 2017 behandeln wir in der de'ignis-Fachklinik im ambulanten Bereich Patienten auch per Videokonferenz. Seitdem wurden bzw. werden durch ausgewählte Therapeuten einige Patienten auf diese Weise psychotherapeutisch behandelt. Dies ist bisher auf Privatzahlerbasis oder im Rahmen der Nachsorge unseres Kompaktprogrammes über eine Anzahl an Kostenträgern möglich. So können Patienten nach einem stationären oder teilstationären Aufenthalt Nachsorgetermine als Einzelpsychotherapie vor Ort oder per Videokonferenz in Anspruch nehmen. Als technische Voraussetzungen für eine Videokonferenz braucht der Patient eine stabile Internetverbindung sowie einen Computer, Tablet oder Smartphone. Zudem sollte der Patient als therapeutische Voraussetzung über eine ausreichende psychische Stabilität verfügen. Fallbeispiel
Eine Patientin mittleren Alters war mit einer rezidivierenden depressiven Störung, aktuell mittelgradigen depressiven Episode stationär bei uns behandelt worden und hatte gute Fortschritte gemacht. Sie berichtet, dass ihr nichts Besseres als diese Therapie hätte passieren können. Sie sei nicht mehr so erschöpft, traurig und sei innerlich viel ruhiger geworden. Für ihren Alltag habe sie viele Impulse mitnehmen können. Bisher habe sie noch keine ambulante Psychotherapie gehabt, sodass sie die Möglichkeit der Nachsorge beim Kompaktprogramm gerne nutzen wollte. Für sie habe die Chemie zu ihrer Bezugstherapeutin gestimmt. Die Gespräche hätten ihr sehr gut getan, sodass sie die Nachsorge bei ihr gerne in Anspruch habe nehmen wollen. Persönlich vorbei zu kommen, sei durch die Distanz nicht möglich. Da sei die Videokonferenz eine Alternative, die sich anbiete. Nach dem
Aufenthalt in der de'ignis-Fachklinik habe sie eine neue Stelle angetreten, was zunächst sehr herausfordernd gewesen sei. Da habe es gut getan, mit jemandem zusammen, Strategien zu entwickeln. Inzwischen fühle sie sich an der neuen Arbeitsstelle sehr wohl. Sie habe gelernt, sich Pausen zu gönnen und nicht mehr alles alleine schaffen zu müssen und habe die Ursache mancher Beschwerden verstanden. Auch ihre Familie sei froh, dass sie hier gewesen sei, denn sie sei jetzt deutlich gelassener und fröhlicher. Videokonferenzen bieten die Möglichkeit, trotz einer räumlichen Distanz nach einer stationären Therapie im Rahmen des de'ignis-Kompaktprogrammes, die Therapie mit dem Bezugstherapeuten nahtlos weiterzuführen, sofern der Patient bisher keine ambulante Psychotherapie vor Ort gefunden hat. Dadurch wird der Therapieprozess nicht durch einen Therapeutenwechsel unterbrochen, sondern kann in der bestehenden therapeutischen Beziehung zu Ende geführt werden. Eine ambulante Patientin konnte so auch bei einem vorübergehenden Auslandsaufenthalt auf dem nordamerikanischen Kontinent weiterbetreut werden. Für Patienten, die nur schwer oder nicht in der Lage sind, eine ambulante Psychotherapie vor Ort aufzusuchen, kann eine Videokonferenz eine Therapieoption sein, z. B. bei einer ausgeprägten körperlichen Behinderung, alleinerziehende Mütter mit Kleinkindern ohne Betreuungsmöglichkeiten, usw. Trotzdem bleiben gewisse Herausforderungen bei einer Psychotherapie per Videokonferenz. Auf der technischen Seite können die Schwierigkeiten bei der Installation und Verwendung des Programmes, langsame Internetgeschwindigkeiten und schlechte Bild- und Audioqualität die Therapiesitzung erschweren. Bei Gesprächen über Ländergrenzen hinweg müssen Zeitverschiebungen mit einberechnet werden. Die Therapie per Videokonferenz ist im Gegensatz zur ambulanten Psychotherapie vor Ort weniger unmittelbar. Dies mag besonders für einen Erstkontakt mit einem neuen Patienten eine Erschwernis sein. Besteht vorher schon eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung, ist die
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Weiterführung per Videokonferenz in der Regel ohne Probleme möglich. Trotzdem kann man dem weinenden Patienten per Videokonferenz kein Taschentuch reichen. Auch die Verdeutlichung eines Sachverhaltes durch eine Grafik oder eine Tabelle auf einem Papier gestaltet sich schwieriger als bei einer Therapie vor Ort. Krisensituationen mit einer Gefährdung des Patienten können nicht über eine räumliche Distanz durchgeführt werden, hier müssen akute Interventionen vor Ort erfolgen. Fazit
Ein Erstkontakt per Videokonferenz ist prinzipiell möglich, aber nach meiner Einschätzung eher schwierig. Die organisatorischen und technischen Voraussetzungen sollten gegeben sein. Insgesamt ist eine ambulante Psychotherapie vor Ort die vorzuziehende Therapiemöglichkeit. Eine Therapie per Videokonferenz stellt aber eine hilfreiche Möglichkeit dar, sofern eine ambulante Psychotherapie vor Ort nicht möglich ist. Mit ihr kann in so einem Fall auch eine bereits begonnene ambulante oder stationäre Psychotherapie in Kontinuität weiterführt werden.
Autor
Dr. med. Karla Kränzlein ist Fachärztin für innere Medizin mit der Zusatzbezeichnung Diabetologie und befindet sich in Weiterbildung zur Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.
Was ist Wahrheit? Fake -News und der Verlust moralischer Maßstäbe. Was ist Wahrheit, was ist Echtheit in einer Zeit, in der der Schein mehr zählt als das Sein und die Verpackung mehr als der Inhalt? Ein Impuls von Winfried Hahn zu den Auswirkungen einer Wohlfühlkultur und deren Sensationslust.
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Ohne Gott lügt und betrügt • sich’s leichter. Was ist Wahrheit?
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Mit dieser Frage beschäftigen sich seit Jahrhunderten und Jahrtausenden Dichter, Denker, Philosophen, Theologen und in neuerer Zeit auch die Psychologen. Der Mensch was ist er, wer ist er? Ein Produkt ungelenkter, kalter Evolution entstanden aus Zufallskonstellationen einer sich selbst organisierenden Materie? Geschaffen von einem Schöpfer, einem planenden Geist oder ausgespuckt von einem unpersönlichen Kosmos in ein sinnloses Dasein. Wer sind wir: Wesen, liebevoll geschaffen von der Hand eines Schöpfers, beschenkt mit Geist und Lebenssinn, aufmerksam begleitet, behütet und geführt oder sind wir das Produkt eines kalten unpersönlichen Universums ohne Sinn und Ziel, dem ewigen Ablauf von Entstehen und Vergehen, Leben und Sterben, dem ewigen Kreislauf der Materie, ausgeliefert? Dann wäre die Vorstellung von Geist eine Illusion, um den sinnlosen Kreislauf von kommen und gehen, Geborenwerden und Sterben erträglicher zu machen: Menschen kommen und gehen, wie Sterne, Galaxien, Universen. Der Mensch ein Zufallsprodukt umherwabernder Energiefelder, Materieteilchen, Strahlungen, Gaswolken begleitet von Explosionen und Implosionen eines pulsierenden Alls im unendlichen Raum. Oder ist der Mensch eine Persönlichkeit mit Geist, Seele und Leib, ein Geschöpf mit Sinn, Ziel und Berufung. Je nachdem, wie man diese Frage beantwortet, kommt man zu unterschiedlichen Antworten bezüglich Sinn und Ziel des menschlichen Lebens. Gibt es eine Schöpfungsordnung mit Moral, Ethik und der Verpflichtung zum Verantwortungsbewusstsein oder ist alles willkürlich frei nach dem Motto von Wilhelm Busch: „Was beliebt ist auch erlaubt.“? Freizügige Sexualmoral, austauschbare Geschlechterrollen, Infragestellung von Autorität etc. alles mit dem Ziel ein möglichst hohes Maß an Selbstverwirklichung zu erlangen. Gut ist, was mir gut tut, egal ob es richtig oder falsch ist. Wenn man nicht mehr weiß, was gut ist, treten an die Stelle von Ethik, Moral, Kultur und dem Bewusstsein für das Gemeinwohl,
die Auswüchse einer sinnlosen, leeren, allzu oft albernen Wohlfühlkultur. Die Realität wird ersetzt durch Virtualität, das Sein weicht dem Schein, Wahrheit wird ersetzt durch Täuschung und Betrug. Ohne Werte, Sinn und Ziel, ohne Verantwortungsbewusstsein vor Gott und den Menschen, ohne Akzeptieren göttlicher Ordnungen, ohne ehrlichen Umgang mit Schuld, Versagen und Vergebung, wird das Leben in Staat und Gesellschaft oberflächlich, rücksichtslos und nur auf Gewinn, persönliche Vorteile und Vergnügen fixiert. Fast unerträglich die narzisstische Selbstdarstellung und das hohle Gerede in unendlich vielen Talkshows, eine Geschmacklosigkeit jagt die andere in platten Comedy-, Satire- und sogenannten Realityshows, peinlich die Internetauftritte bei Facebook und anderen sozialen Medien. Was ist Wahrheit, was ist Echtheit in einer Zeit, in der der Schein mehr zählt als das Sein und die Verpackung mehr als der Inhalt? Es geht um den spektakulären Effekt, auch wenn dabei Wahrheit, Würde und Anstand auf der Strecke bleiben. Was ist Wahrheit in einer Zeit, in der Desinformation als objektive Berichterstattung ausgegeben wird. Es zählt die Einschaltquote, Auflagenstärke und die Anzahl der Klicks. Längst spürt der Bürger den Unterschied zwischen veröffentlichter Meinung, die angeblich die öffentliche Meinung widerspiegeln soll und dabei selbst Teil eines subtilen Manipulationssystems geworden ist. Ist den Medienschaffenden eigentlich noch bewusst, wie viel subjektive Meinungen sie in angeblich objektive Berichterstattungen einfließen lassen? Ist ihnen bewusst, dass sie versuchen einen Mainstream der Meinungsbildung zu erzeugen, der von weiten Teilen der Öffentlichkeit nicht mehr geteilt wird? Man muss nicht mit dem Finger auf Donald Trump zeigen, wenn es um „FakeNews“ geht, es genügt schon der Blick auf manche angeblich objektiven Reportagen auch in angeblich seriösen Medien. Der informierte Zuschauer reibt sich oft die Augen und ist erstaunt über so manche Berichterstattung, die statt Information Zerrbilder und Feindbilder erzeugt. Schlechte Nachrichten und Skandale lassen
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sich eben leichter verkaufen als gute. Was ist Wahrheit in einer Zeit, die ethische und moralische Maßstäbe verloren hat? Wozu Moral, wenn der Mensch nur biologischer Organismus ist, dessen Gehirn mit seinen neuronalen Verknüpfungen, das was wir Geist, Persönlichkeit und Seele (wenn auch mit unterschiedlichen Definitionen) nennen selbst programmiert? Gott als Schöpfer und übergeordnete moralische Instanz wäre dann eine selbst geschaffene Illusion, nicht existent, und damit ohne moralische Verbindlichkeit. Der Mensch hat sich von seinem Schöpfer abgewandt. Als Produkt eines anonymen Kosmos kann er sich alles erlauben. Rechtfertigen muss er sich ja vor niemandem, wenn es keinen Schöpfer gibt. Ethik, Moral, Werte sind der Willkür und dem Egoismus preisgegeben. Wer sind wir: Zufallsprodukt oder Geschöpf eines Schöpfers? Wenn Geschöpf eines Schöpfers, dann gibt es eine Schöpfungsordnung, der wir verpflichtet sind. Dann gibt es Wahrheit, dann gibt es richtig und falsch, dann ist nicht alles willkürlich, dann gibt es Moral, Ethik, die Gebote Gottes und damit auch eine Rechenschaftspflicht. Der Mensch kann sich selbst keine Orientierung geben. Das zeigen die Geschichte und die Auswüchse der Gegenwart. Notwendigkeit einer moralischen Ökologie
Es gibt, wie Papst Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag sagte, eine moralische Ökologie des Menschen. Wörtlich sagte er: „Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht nicht sich selbst.“1 Wer diese moralische Ökologie des Menschen ignoriert, erzeugt nicht nur Umweltverschmutzung, sondern auch Seelenverschmutzung. Dies ist eine Art von Verschmutzung, die tiefes Leid verursacht und unter der viele Menschen leiden. Vor dieser Art Seelenverschmutzung kann uns nur Gott bewahren, wenn wir ehrlich genug sind zuzugeben, dass wir aus uns selbst heraus nicht gut sein können.
nicht mehr davonläuft und es nicht mehr nötig hat, Fake-News über sich selbst und andere zu verbreiten Die Wahrheit über sich selbst ertragen …
Aber wie kann man die Wahrheit über sich selbst ertragen? Im Angesicht eines mächtigen und heiligen Gottes fühlt der Mensch sich schuldig, ohnmächtig, klein und unwürdig. Deshalb haben viele Menschen Angst vor Gott und fliehen in eine oberflächliche Selbstgerechtigkeit, sie laufen vor sich und ihrem Schatten davon. Auch hier ein interessanter Gedanke C. G. Jungs aus seiner Religionspsychologie2: Ohne Erlöser hält der Mensch die Gegenwart Gottes nicht aus. Deshalb braucht er einen Erlöser und das ist Christus. Nur wenn ein Mensch sich seinem Schöpfer stellt und Gemeinschaft mit ihm hat, kann er sich selbst werden, weil er seine Unzulänglichkeiten nicht mehr verbergen muss. Das bedeutet, echt werden, sich selbst werden, Individuation durch Christus. So würde der Verzicht auf eine billige Eventkultur beginnend bei jedem einzelnen Menschen mit ihren aggressiven und narzisstischen Fake-News möglich. Auch würde die Welt dadurch ein bisschen friedlicher: Wer sich selbst und seine Unzulänglichkeiten erkannt hat und in Christus seinen Erlöser gefunden hat, braucht weniger Feindbilder und Projektionsflächen seiner eigenen Unzulänglichkeit. Diese Art von Friede würde dem Land, der Gesellschaft, der Politik und den Medien guttun. Aber dann müsste man ja ehrlich zu sich selbst und anderen sein. Aber könnte man damit auch so viel Aufmerksamkeit erregen, Bedeutung gewinnen, Geld verdienen, …? Anmerkungen 1
Zitiert nach: Benedikt XVI: In Gott ist unsere Zukunft. Ansprachen und Predigten während seines Besuchs in Deutschland. Leipzig: St. Benno Verlag, 2011. S. 37 2 Vgl. hierzu: de’ignis-Magazin Nr. 46, S. 26f )
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Autor
Winfried Hahn ist Pastor und Pädagoge. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern studierte Pädagogik, war Pastor in mehreren freikirchlichen Gemeinden und machte eine Ausbildung zum christlichen Therapeuten. Heute leitet er das de’ignis Wohnheim – Haus Tabor zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung und ist Vorsitzender der de’ignis-Stiftung Polen. Er ist verantwortlich für den Fachbereich Theologie am de’ignis-Institut. Als Pastor im übergemeindlichen Dienst und Buchautor hält er Predigten, Vorträge und Seminare im In- und Ausland. Terroa / iStock
Nur wer den Mut hat, sich mit den dunklen Seiten seiner Persönlichkeit, seiner Seele, seiner Psyche zu beschäftigen, wird zu einer ehrlichen, authentischen echten Persönlichkeit. C. G. Jung nannte diesen Prozess Individuation. Wer an der Oberfläche seiner Psyche bleibt und sich nicht seiner dunklen Seiten, seinem „Schatten“ bewusst wird, bleibt gefangen in seiner oberflächlichen Bedürfnisbefriedigung. Die Selbstgerechtigkeit eines verkürzten Humanismus macht den Menschen blind für die Defizite, die in ihm selbst liegen. Deshalb wird das Böse, das Dunkle nach außen verlagert und es entstehen Feindbilder. Politik und Medien erzeugen Feindbilder gegenüber Andersdenkenden und spalten die Gesellschaft. Wie viele äußere Feindbilder werden erzeugt in einer Kultur der Anklage! Die Welt wäre friedlicher, wenn all die sogenannten selbst ernannten „Gutmenschen“ ihre Feindbilder nicht auf ihre Mitmenschen übertragen würden, sondern sich ihrer eigenen Erlösungsbedürftigkeit bewusst werden würden. Die Verneinung der eigenen Erlösungsbedürftigkeit, die Verdrängung der in uns wohnenden Selbstbezogenheit sucht sich außerhalb der eigenen Persönlichkeit befindliche Projektionsflächen. Wer sich seinen eigenen Unzulänglichkeiten, Verletzungen, Rachefantasien, Kompensationsbedürfnissen bezüglich Minderwertigkeitsgefühlen, Ohnmachtserfahrungen und Kränkungen, nicht bewusst ist, braucht Feindbilder, auf die er übertragen kann, was ihn selbst belastet. Wer seine eigene Frustration und Aggression nicht wahrnimmt, und ehrlich damit umgeht, wird sich nach außen aggressiv verhalten. Wie viel unaufgearbeitete innere Aggression wird in Form von gesellschaftlichen Konflikten ausgetragen? Der Mensch ist nicht „edel, hilfreich und gut“ wie Goethe postulierte. Aber es erfordert Mut, seine eigene Erlösungsbedürftigkeit zu erkennen und einzugestehen. Wer sich seiner eigenen Unzulänglichkeit stellt und seine eigenen dunklen Seiten wahrnimmt, verlässt die Ebene der billigen Effekthascherei, die Ebene des Selbstbetrugs und der Selbstdarstellung auf Kosten anderer. Er wird zu einem Individuum, das vor sich selbst
Wer seine eigene Frustration und Aggression nicht wahrnimmt, und ehrlich damit umgeht, wird sich nach auĂ&#x;en aggressiv verhalten.
Der Mensch zwischen Gene, Gehirn, Geist des Menschen und dem Geist Gottes
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Identität im Gegenüber Gottes.
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Als Menschen sind wir auf Beziehung hin angelegt. Wenn der Mensch im erfüllenden Sinne lebt, dann lebt er in Beziehung. Dies gilt aus biblischer Sicht auch für das Verhältnis des Menschen zu Gott, als dessen Ebenbild und Gegenüber er geschaffen ist. Aber nicht jede Religiosität und jedes Gottesbild befähigen zu Leben und Beziehung. Es gibt auch krankmachende Frömmigkeitsformen, die eine Lebensorientierung nur erschweren. Was ist das Spezifische am biblischen Schöpfungs- und Erlösungsglauben, was macht das Evangelium von Christus zum befreienden und lebendig machenden Wort? Wie kann der Ruf des liebenden Gottes so bestimmt werden, dass er den gerufenen Menschen zugleich zu sich selbst bringt? Basiert der Glaube auf einer voraussetzungslosen und bedingungslosen Annahme, oder stellt er selbst schon wieder eine sekundäre Konditionierung der Identität da? Wer bin ich?
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Auf die Frage, wer ich bin, gibt es tausend Antworten – ein jeder, der mich kennt, gibt eine andere. Aber welche davon ist die Zutreffende, und gibt es Verschiedene, welche die für mich Verbindliche? Stimmt das Bild, das meine Freunde von mir haben? Oder liegt die Wahrheit eher auf der Seite meiner Feinde? Kennt mich meine Familie am besten – oder die am allerwenigsten? Bin ich vielleicht das, was ich tue? Beschränkt sich gar mein Wert auf den Wert meiner Arbeit? Zwar lebe ich oft nur noch, um zu arbeiten – anstatt zu arbeiten, um zu leben –, aber ich weiß wohl letztlich selbst, dass das nur Flucht ist und nicht Antwort auf die Frage nach dem Wesen meines Lebens. So ziehe ich mich still in mich zurück, um bei mir selbst zu hören und zu lernen. Doch sind die Stimmen, die ich da vernehme, zu meiner Überraschung genau dieselben, die ich draußen hörte. Es tönt in mir so, wie es draußen klang, und meine Bilder von mir selbst sind die Gleichen, die Andere von mir haben. Es scheint, dass ich die Antwort auf die Frage nach mir selbst nicht unabhängig
von anderen finde und dass ich erst in der Begegnung mit einem Gegenüber zutiefst mir selbst begegne. Wenn das so ist, dann möchte ich mich aber nicht beliebig prägen lassen. Ich will nicht, dass gerade die Personen meine Identität bestimmen, mit denen ich mehr durch Zufall als durch Entscheidung häufig zusammen bin. Wenn von der Wahl meiner Bezugspersonen so viel abhängt, dann möchte ich sie unbedingt bewusst und aus Überzeugung treffen. Bei meiner Suche nach der Person, die ich über alle anderen schätze und auf deren Meinung ich mehr als auf die all der anderen gebe, komme ich, mein Gott, auf dich – und frage dich: Wer bin ich? Ich bin dein Ebenbild, dein Gegenüber! Du liebst mich – also bin ich. Ich bin von dir geliebt – das bin ich!
Wenn Gott für dich ist, wie kannst du dann gegen dich sein? Als Gegenüber Gottes
Ich denke, also bin ich. Ich fühle, also bin ich. Ich arbeite ... Aber begründet das mein Leben? Was mich zutiefst bestimmt und erfüllt, ist mein Bezogensein auf dich. Denn du liebst mich – also bin ich. Ich bin von dir geliebt – das bin ich. Von der Identität des Menschen als Ebenbild Gottes
Wir sind als Menschen dazu geschaffen, Ebenbild Gottes zu sein, wie es schon der Schöpfungsbericht bezeugt: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“ (1. Mose 1,27). Aber was ist genau mit dieser Ebenbildlichkeit gemeint? An eine äußere Ähnlichkeit oder Nachbildung kann wohl kaum gedacht sein, da Gott nicht wie ein Mensch vorgestellt
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wird oder abgebildet werden soll (2. Mose 20,4). Eher könnte man bei der Ebenbildlichkeit gemäß dem Schöpfungsbericht daran denken, dass der Mensch den Auftrag erhält, im Namen Gottes und vor ihm über die Erde und die übrigen Geschöpfe in Fürsorge und Verantwortung zu herrschen. Dann bezöge sich die Ebenbildlichkeit auf die Verantwortung, gemäß dem Auftrag Gottes und für ihn auf dieser Erde zu leben. Aber auch damit bleibt die Frage noch offen, wie dieses stellvertretende Handeln des Menschen als Bild und Gegenüber Gottes genau zu verstehen und auszuleben ist. Während wir in der deutschen Sprache von den Begriffen „Bild“, „Ebenbild“ und „Abbild“ an sich noch keine klare Vorstellung ableiten können, hilft uns die griechische Sprache weiter, in der die ersten Christen ihre „Heilige Schrift“ gelesen haben und die neutestamentlichen Bücher ursprünglich geschrieben wurden. Vom griechischen Sprachgebrauch und Denken her könnte man den biblischen Begriff „Ebenbild“ – eikōn – etwa so bestimmen: Das Ebenbild ist der sichtbare Ausdruck einer unsichtbaren Kraft, die erkennbare Verkörperung eines unsichtbaren Wesens, das wahrnehmbare Spiegelbild eines an sich verborgenen Urbildes. In diese Weise wird das Urbild durch das Ebenbild repräsentiert, das heißt es ist in ihm offenbar, gegenwärtig und wirksam. So wird Jesus Christus in 2. Korinther 4,4.6 und Kolosser 1,15 als das Ebenbild Gottes bezeichnet, weil wir in seinem Angesicht das Wesen und die Herrlichkeit Gottes, seines Vaters, erkennen können und in ihm der an sich unsichtbare Gott für uns sichtbar und offensichtlich wirksam ist: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kolosser 1,15). Durch seine Menschwerdung und sein irdisches Leben hat der Sohn Gottes das Wesen seines himmlischen Vaters offenbar gemacht; und durch seine Zuwendung und Hingabe bis zum eigenen Tod die Liebe und Güte Gottes für uns verkörpert. Er hat in allem, was er lebte, verkündigte und tat, das Wesen Gottes, seines Vaters, so widergespiegelt, dass es für uns greifbar und erfahrbar wurde. Deswegen kam es bei uns „zur Erkenntnis der Herrlichkeit
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Dr. Hans-Joachim Eckstein ist Professor für Neues Testament, Autor, Referent, Poet und Liedkomponist. (www.ecksteinproduction.com)
Anmerkungen 1 Siehe auch zu diesen und weiteren Texten zur Identität: H.-J. Eckstein: Glaubensleben – Lebenslust. Ich freue mich an dir. Holzgerlingen, 2008; H.-J. Eckstein: Du liebst mich, also bin ich. Gedanken, Gebete und Meditationen. (14. Aufl.) Holzgerlingen, 2007; H.-J. Eckstein: Glaube als Beziehung. Von der menschlichen Wirklichkeit Gottes, Grundlagen des Glaubens II. (2. Aufl.) Holzgerlingen, 2006 2 Aus H.-J. Eckstein: Glaubensleben – Lebenslust. Ich freue mich an dir. Holzgerlingen, 2008, 134–138. 3 „Der Mond ist aufgegangen“ – Von Gottes eigener Weisheit gilt nach der Weisheit Salomos 7,25f: „Sie ist ein Hauch der göttlichen Kraft und ein reiner Strahl der Herrlichkeit des Allmächtigen; darum kann nichts Unreines in sie hineinkommen. Denn sie ist ein Abglanz des ewigen Lichts und ein fleckenloser Spiegel des göttlichen Wirkens und ein Bild seiner Güte.“ Vgl. auch Sprüche 3,19f; 8,22 –31; Jesus Sirach 24,3–10; Weisheit 7,21–30; 8,3.6 4 Weniger romantisch, aber nicht weniger zutreffend könnte man auch sagen, dass die elektrischen Birnen Ebenbild des elektrischen Stroms sind, denn sie sind der sichtbare Ausdruck einer an sich für unser Auge unsichtbaren Kraft. So sehr sie von sich aus nicht leuchten könnten, so sehr verkörpern sie doch als „Lichtkörper“ die in ihnen wirksame Energie, so dass man mit ihrer Hilfe den Strom an seiner Wirkung erkennen kann.
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Gottes in dem Angesicht Jesu Christi“ (2. Korinther 4,6). Damit konnten die ersten Christen von Jesus Christus bekennen, was Israel zuvor nur von Gottes eigenem Wort und seiner eigenen Weisheit zu sagen wagte – denn sie erkannten in Christus als dem Sohn Gottes die Weisheit Gottes in Person (1. Korinther 1,30) und das Mensch gewordene Wort Gottes ( Johannes 1, 1–18). Wer ihn sah, der sah zugleich den Vater; und wer ihn hörte, der hörte in Wahrheit Gottes Wort ( Johannes 5,19 f; 12,44 –50; 14,7–11). Wenn nun auch wir als an Christus Glaubende das Wesen und die Herrlichkeit Gottes für andere Menschen sichtbar machen sollen (2. Korinther 3,18; 4,6), wie wir sie bei Christus gesehen und erkannt haben, liegt alles daran, dass wir unsere Bestimmung zur Ebenbildlichkeit richtig verstehen. Als Ebenbilder sind wir selbst nicht die Quelle, sondern der Strahl, nicht das Licht, sondern der Widerschein. Denn das Geheimnis eines Ebenbildes liegt nicht in seiner eigenen Kraft und Energie, sondern in dem Wesen seines Urbildes, auf das es bezogen ist und an dem es teilhat. Worin der entscheidende Unterschied zwischen einem so verstandenen Ebenbild und einer falsch verstandenen Abbildlichkeit und Nachahmung besteht, bekommen wir jedes Mal anschaulich vor Augen gestellt,
wenn uns der volle Mond in der Nacht bei klarem Himmel leuchtet. Obwohl er selbst keine Lichtquelle ist und keine Energie zum eigenen Leuchten hat, strahlt er für uns das Licht der Sonne auch mitten in der Nacht zurück. Das Geheimnis seiner Faszination liegt nicht in seinem eigenen Vermögen, denn er verkörpert nicht die Lichtquelle, sondern die Widerspiegelung des Lichtes. Seine Wirkung beruht darin, dass er das in der Nacht für uns an sich unsichtbare Licht der Sonne auffängt und zurückstrahlt. Er lässt uns an dem teilhaben, was er selbst empfängt. So sehen wir in Wahrheit eigentlich nicht den Mond, sondern die Sonne im Angesicht des Mondes strahlen; und was uns am Ebenbild fasziniert, ist der Widerschein des Urbildes. Der Mond ist als Ebenbild also ohne Einschränkung und Vorbehalt auf die Sonne bezogen und steht nicht etwa in einem Konkurrenzverhältnis zu seinem Urbild. Er braucht es weder zu imitieren noch mit ihm zu rivalisieren. Er würde es nicht einmal wahrnehmen, dass er auch selbst strahlt, weil er ganz in dem Licht der Sonne steht, von der er alle Ausstrahlung bezieht. Nur manchmal kann es doch passieren, dass selbst bei Vollmond und in klarer Nacht das Licht der Sonne sich für uns verdunkelt, dann nämlich, wenn sich unsere Welt – die Erde – zwischen den Mond und seine Sonne stellt und ihn für kurze Zeit verfinsternd um seine Faszination und Wirkung bringt.
Einfluss von Medien auf Kinder Kinder benötigen einen anderen Umgang mit Medien als Erwachsene, denn Kinder werden am Anfang ihres Lebens geprägt und orientieren sich an diesen Prägungen für den Rest ihres Lebens. Zusammenfassung eines Vortrags von Dorothee Oberbillig.
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Wie lernen Kinder? • Beim Lernen entwickeln Kinder ständig
neue Strukturen, während Erwachsene vorhandene Strukturen nutzen und verändern. Essen, Laufen, Sprechen – da das Gehirn anfangs nur einfache Strukturen verarbeiten kann, beginnt der Säugling beim Lernen mit dem Einfachen. Beim Erlernen der Sprache zum Beispiel fängt das Kind mit Lauten an, diese reihen sich dann zu ersten Wörtern zusammen. Es kommen immer mehr Wörter hinzu, dann folgen einfache Sätze. Die Sprache wird immer differenzierter, bis das Kind im Grundschulalter seine Sprachentwicklung weitgehend abgeschlossen hat. Weil das Gehirn reift und gleichzeitig verarbeitet, kann es in der richtigen Reihenfolge lernen. So kann es komplexere Zusammenhänge überhaupt erst aufnehmen und verarbeiten. Kinder entdecken die Welt mit allen Sinnen und nehmen alles Neue in sich auf, denn sie haben noch keine bestehenden Erfahrungen, auf die sie aufbauen können. Ist Lernen mit Medien sinnvoll?
Viele Eltern meinen, ihre Kinder könnten durch das Fernsehen oder Apps auf dem Handy etwas lernen und erlauben ihren Kindern immer häufigere und längere Bildschirmzeiten.
Für ein Kind im Alter von 0–3 Jahren sind Bildschirme bunte, plärrende und sich ständig bewegende Ablenkungen. Es kann nicht begreifen, was es da sieht, weil es noch nicht abstrakt denken kann. Das Kind begreift nur Dinge, die es aus dem realen Leben kennt. Die meisten Bildschirminhalte verwirren das Kind dagegen eher. Eltern argumentieren oft: „Das Kind schaut ganz gebannt hin, es mag diese Sendung so gerne!“ Ja, Kinder sind sehr, sehr neugierig, und sobald es etwas zu sehen gibt, sind sie mit voller Aufmerksamkeit dabei. Zwar können sie sich dem Bildschirm dann nicht mehr entziehen, begreifen aber nicht, was sie sehen. Eigentlich richtet ein Kind sein Auge sehr lange auf einen bestimmten Gegenstand und schaut sich diesen lange an. Die meisten Trickfilme laufen jedoch viel zu schnell, als dass ein Kind alle Bilder sehen und begreifen könnte. Bevor es ein Bild erfasst hat, muss es schon das nächste begreifen, was weiteren Stress erzeugt. Es ist auffällig, dass Kinder, nachdem sie Filme gesehen haben, nervöser und gestresster sind als vorher, komplett ausgelaugt und schlecht gelaunt oder müde. Stress und Konzentration
Stress hat eine Ursache im Verlust der Selbstkontrolle. Die Aufmerksamkeit eines Kindes wird von Bildschirm-Medien eingenommen und es ist sich selbst gegenüber nicht mehr aufmerksam, also verliert die Kontrolle über sich selbst. Wenn es Aufmerksamkeitsverlust gibt, fängt ein Kind
Cartoon
Lehrfilm
Zeichnen
Testwert (standardisiert)
0,8 0,6 0,4 0,2 0 - 0,2 - 0,4 - 0,6 Kopf-ZehKnie-Schulter
Zahlen rückwärts
Turm umbauen
Belohnung aufschieben
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an zu zappeln, hat seine Motorik nicht im Griff, zeigt sich abgelenkt, unkonzentriert, kann kaum noch Informationen aufnehmen und verarbeiten. Auf Dauer löst die Passivität, die entsteht wenn ein Kind vor dem Bildschirm sitzt, nachweislich Aufmerksamkeitsstörungen aus, denn so wird regelrecht das Abgeben der Aufmerksamkeit trainiert. Zu Konzentration und Selbstkontrolle wurde 2011 eine Studie in der Fachzeitschrift „Pediatrics“ publiziert.1 Die Kinder im Alter von vier Jahren wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Gruppe 1 schaute einen schnell geschnittenen Cartoon (Wechsel der Szenen alle elf Sekunden) an. Gruppe 2 schaute einen realistischen Lehrfilm über das Leben eines Jungen (Wechsel der Szenen alle 34 Sekunden) an. Gruppe 3 sollte neun Minuten zeichnen. Danach wurden vier einfache Tests durchgeführt: • Der Kopf-Schulter-Knie-Zeh Test, bei dem reflexartiges Handeln unterdrückt werden soll. • Zahlen rückwärts nachsprechen • Einen aus drei Scheiben bestehenden Turm planvoll umbauen. • Eine Version des MarshmallowTest zur Erfassung der Fähigkeit zum Belohnungsaufschub. Der Cartoon schaltet die Fähigkeit zur Selbstkontrolle fast aus, wogegen das Zeichnen die Konzentration und Selbstkontrolle deutlich verbessert. Ähnliche Ergebnisse zeigen Studien zur Nutzung von Computerspielen oder Lernspielen. Negative Auswirkungen auf das Lernen
Eltern meinen oft, Bildschirmzeit sei eine „leere“ Zeit, wo die Kinder nichts denken, nichts tun, mal „ausspannen“. Leider ist dies nicht der Fall. Studien zeigen, dass Kinder immer lernen, selbst wenn sie „nichts“ tun.2 Je mehr Stunden sie am Tag vor dem Bildschirm sitzen, umso mehr positive Lernzeit verpassen sie. Wenn Kinder Zeit vor dem Bildschirm verbringen, entsteht eine negative Lernbilanz, weil ihnen diese Lernzeit im realen Leben verloren geht.
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Über Jahre hinweg fehlen einem Kind mit intensiver Mediennutzung viele Lernerfolge im Gegensatz zu einem Kind, das wenig oder gar nicht vor dem Bildschirm sitzt. In einer Studie wurde bewiesen, dass Kinder mit wenig Bildschirmzeit einen besseren Abschluss in der Schule erreichen, als Kinder, die viel Zeit am Bildschirm verbringen. 3 Generation connected
Die Kinder, die zwischen 1995 und 2012 geboren wurden, sind die erste Generation, die komplett mit Smartphones und sozialen Netzwerken aufwächst. Immer in Kontakt und doch einsam, eine dislozierte Generation. In Befragungen sagen Teenager häufig, die jeden Tag in sozialen Netzwerken aktiv sind, aber ihre Freunde immer seltener persönlich sehen: „Oft fühle ich mich einsam“, oder „ich fühle mich oft ausgeschlossen“, oder „ich wünsche mir oft, ich hätte mehr gute Freunde“. Es fehlt der echte Kontakt, wenn man nur Informationen austauscht, wie das in sozialen Netzwerken der Fall ist. Kontakt mit anderen Menschen bewirkt eine Ausschüttung körpereigener Opioide, die helfen, Schmerzen zu unterdrücken und kann euphorische Gefühle als Belohnung für bestimmte Verhaltensweisen auslösen. Dies wiederum erzeugt eine soziale Bindung. Dafür ist der physische Kontakt mit dem anderen Menschen bedeutsam. Wichtig ist ein Gefühl der Vertrautheit. Von den Jugendlichen, die täglich fünf oder mehr Stunden vor dem Bildschirm verbringen, zeigen 48 Prozent Symptome von Selbstmordgefährdung. Bei Jugendlichen, die eine Stunde pro Tag online sind, sind es immerhin noch 28 Prozent. Eine Studie zu Gewohnheiten von Bildschirmmedien-Nutzung zeigt, jede Stunde mehr Bildschirmmedien-Nutzung steigert das Risiko einer geringeren Elternbindung um 13 Prozent und das Risiko einer geringen Bindung an Gleichaltrige und Freunde
sogar um 24 Prozent.4 Bildschirmmedien treiben also die Entfremdung von Eltern und Kindern voran und beeinträchtigen die sozialen Fähigkeiten und Beziehungen. Wie kann der Umgang mit Bildschirmmedien im Alltag aussehen? Einige Anregungen für Eltern: 1 Verzichten Sie auf Bildschirmzeit bei
unter Drei-Jährigen. Statt das Kind dem Stress von Überforderung durch Bildschirmmedien auszusetzen, geben Sie ihm lieber freie Zeit, denn so lernt ein Kind immer. Es lernt Selbstmanagement und Selbstkontrolle am besten, wenn es nicht ständig abgelenkt oder medial „beschäftigt“ wird. Halten Sie Langweile bei Ihrem Kind aus, damit sich Ihr Kind selbst ein neues Spiel oder eine Beschäftigung sucht und Kreativität entfaltet. Vorlesen fördert die Sprache und Fantasie, gibt schöne, gemeinschaftliche Zeit zwischen Eltern und Kind, es beruhigt, es fördert wichtige Gehirnentwicklung: Vorlesen macht schlau! Rausgehen, die Welt entdecken und sich ausprobieren, Motorik, Körpergefühl verbessern, durch Bewegung Stress abbauen – dabei werden wichtige Glückshormone ausgeschüttet, Gesundheit und Immunsystem gestärkt.
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Das Kind begreift nur Dinge, die es aus dem realen Leben kennt. Die meisten Bildschirminhalte verwirren das Kind dagegen eher.
2 Schränken Sie Bildschirmzeit für größere Kinder unbedingt ein! Auf Absprachen und Regeln kann bei Kindern nicht verzichtet werden, denn Kinder sind noch dabei, Selbstorganisation zu lernen. Kinder können ihre Bildschirmzeit noch nicht selbst einteilen und einhalten! Der Drang weiter zu schauen, weiterzuspielen ist viel zu hoch. Sie sollten klare gemeinsame Absprachen treffen. Wenn ein Kind ein Handy bekommt, treffen Sie am besten eine schriftliche Abmachung über den täglichen Gebrauch und nutzen Sie Einschränkungshilfen (WLAN-Konto, Apps fürs Handy, die begrenzen, Eieruhr). Klare Konsequenz bei Nichteinhaltung der ausgemachten Regeln ist wichtig, damit Kinder Verantwortung im Umgang lernen. Die erste logische Konsequenz z. B.: Die Bildschirmzeit wird pausiert. Ein gutes Argument wäre: „Du hast deine Bildschirmzeit für die nächsten Tage schon aufgebraucht.“ oder „Ich kann dir mit dem Umgang dieses Gerätes im Moment nicht vertrauen. Jetzt gibt es erst einmal eine Pause, und dann probieren wir es noch einmal.“
Je häufiger Sie einen Bildschirm nutzen, desto schwerer ist es, die Kinder davon fern zu halten. Ein weiteres großes Thema ist der Vergleich mit anderen. Ihr Kind wird immer jemanden finden, der mehr darf als es selbst. Was andere Kinder dürfen, kann nicht als Maßstab dienen. Machen Sie sich als Eltern bewusst unpopulär bei Ihrem Kind – für dessen Entwicklung. Halten Sie durch und erklären Sie Ihrem Kind, warum Sie es anders machen als andere Eltern. Werben Sie mit gemeinsamer Zeit, denn das fehlt vielen Kindern, die unbegrenzt Medien nutzen. Und besonders bei älteren Kindern zählt, was Eltern vorleben.
vereinbaren, damit dies nicht noch einmal passiert. Negative Gewohnheiten können durchbrochen und verändern werden. Dazu ist es nie zu spät. Seien Sie mutig, auch wenn es Protest gibt. Sie können Ihren Kinder etwas Gutes tun, wenn Sie die Bildschirmzeit einschränken und den Umgang mit Medien bewusst gestalten. Es wird Ihren Kindern nutzen und die dadurch gewonnene gemeinsame Zeit wird Ihnen und Ihren Kindern gut tun! Anmerkungen
3 Bringen Sie Ihren Kindern bewussten Umgang mit Medien bei! Gemeinsam können Sie mit Ihrem Kind die Medien erkunden und guten Umgang lernen. Kinder können mit Handys und Computer superschnell umgehen, das lernen sie fast von allein. Aber wie sie mit den Inhalten umgehen, muss ihnen beigebracht werden. Negative Aspekte des Internets können Eltern ihren Kindern erklären und vermitteln. Wir nehmen oft Werbung am Rand der Website oder App gar nicht mehr wahr, Kinder aber schon: Mit wenigen Klicks sind sie ganz schnell woanders. Warnen Sie Ihre Kinder und zeigen Sie ihnen, wo sie hin klicken dürfen und wo nicht. Auch wenn Kinder den Umgang gelernt haben, sollte man immer wieder den Verlauf kontrollieren. Wenn Sie etwas finden, was außerhalb der „Regeln“ geschaut oder gemacht wurde, sprechen Sie die Kinder auf jeden Fall darauf an. Manche Inhalte sind verstörend und Eltern können den Kindern dann helfen, damit umzugehen und ggf. die Aufsicht verschärfen oder Konsequenzen
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vgl. Billard & Petersen, 2011 Vgl. Zimmermann et al. 2007b, S. 367 vgl. Silva & Stanton, 1996 und Hancox et. al., 2005 4 vgl. Dick, Hancox Lancet 2004; Dumm Hancox, 2005
Literatur • Spitzer, Manfred: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. München: Droemer Knaur, 2014 • Wolfgang Stieler: „Rattenfänger aus dem Silicon Valley“, in: Technology Review. Ausgabe 2, 2018
Autor
Dorothee Oberbillig ist Kinderkrankenschwester, Familienkinderkrankenschwester (FGKiKP) und Systemische Paar- und Familientherapeutin (DGSF). Sie arbeitet in Teilzeit für die Frühen Hilfen und das Jugendamt und unterstützt Familien mit Kleinkindern in ihre Elternrolle zu finden. Sie arbeitet in freier Praxis in Nagold und berät Familien, Paare und Einzelpersonen. Sie ist Referentin für Elterngruppen und Elterncafés und hält Vorträge für Erziehungsthemen.
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Wagen Sie es, ein Vorbild zu sein. Wie viel Zeit verbringen Sie mit ihrem Handy? Wie oft läuft der Fernseher im Alltag? Wie viel Zeit braucht der Computer? Je häufiger Sie einen Bildschirm nutzen, desto schwerer ist es, die Kinder davon fernzuhalten. Nutzen Sie nur bestimmte Zeiten für einen Bildschirm, reduzieren Sie nutzloses Surfen, das tut auch Ihnen gut und ist ein gutes Vorbild für Ihre Kinder.
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Jeremy Hammond über die Auswirkungen von Pornografie auf unsere Psyche und die Beziehung mit Gott.
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Freiheit vom Dauerrausch der Pornografie
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Wir leben in einem Zeitalter, in dem es • herauszufinden gilt, was mit dem Menschen passiert, wenn er einem Dauerrausch durch Internetpornografie ausgesetzt ist. Schon seit 20 Jahren sind die Auswirkungen von Digitalpornografie zu beobachten. Der weltweit überdurchschnittliche Anstieg im Konsum von Pornografie ist direkt verlinkt mit der Digitalisierung unserer Gesellschaft. Mit dem Eroberungszug des Smartphones wurde eine letzte räumliche Komponente zu Fall gebracht und nun ermöglichen sogar die kleinsten Geräte Zugang zu Millionen von pornografischen Bildern. Der Rausch durch Bilder, der früher schwer und umständlich zu bekommen war, ist heute nur einen Klick entfernt. Weltweit laufen an einer Vielzahl von renommierten Universitäten Langzeitstudien über dieses Phänomen unserer Zeit. Auch in Deutschland, wie z. B. am Max-Planck-Institut1 in Berlin oder an der JLU 2 in Gießen. Kein Wunder, denn Deutschland ist Weltmeister im Konsum von Pornografie. Gemessen am weltweiten Anteil des „Porn-Traffics“ im Internet, belegt Deutschland Platz 1 mit einem Anteil von 12,4 Prozent. 3 Dieser Trend macht auch vor Christen nicht halt. Schon längst ist dieses Problem in den Gemeinden präsent und beeinflusst nicht nur Männer. Unterschiedliche Studien (sowie unsere Erfahrungen) zeigen, dass bei Männern der regelmäßige Konsum zwischen 75 –90 Prozent und bei jungen Frauen (unter 30) bereits bei 65 Prozent liegt.4 Auswirkungen von Pornokonsum
Die Auswirkungen des regelmäßigen Konsumierens sind dramatisch. Beim Porno schauen wird das Belohnungssystem im Gehirn getriggert. Der sogenannte Dopamin-Effekt tritt ein, der wiederum bewirkt, dass eine Zunahme von Anzahl, Häufigkeit und Härte des pornografischen Materials eintreten muss, um den gleichen „Rauscheffekt“ zu bekommen. Als Resultat daraus schrumpft das Belohnungssystem
im Gehirn (Striatum), ganz ähnlich wie bei kokainabhängigen Personen.5 Da Pornografiekonsum und Selbstbefriedigung kaum trennbar sind, muss man auch das Bindungshormon Oxytocin mit ins Bild nehmen. Das, was von Gott dazu geschaffen wurde, die Bindung zwischen Mann und Frau in der Sexualität zu vertiefen, führt zu einer Bindung an pornografische Bilder und erschwert daher den Ausstieg aus dieser Sucht zusätzlich.6 Bei Schwierigkeiten neigen wir Menschen dazu immer den leichtesten Weg zu nehmen, um uns so schnell wie möglich wieder besser zu fühlen. Da der nächste Rausch nur einen Klick entfernt ist, wird die Flucht in die Pornografie zum bevorzugten Weg mit Angst, Wut, Enttäuschung, Einsamkeit, Überforderung, etc. umzugehen. Emotionen, die überfordern oder unangenehm sind, werden mit Pornografie betäubt. Das Problem ist, dass man diese Betäubung nicht punktuell oder nur lokal anwenden kann. Pornografie beeinflusst und betäubt unser ganzes Sein. Die Gefühle werden durch den Pornokonsum extrem gedämpft. Tiefe Beziehungen einzugehen oder sie intakt zu halten wird zunehmend schwer. Zusätzlich zu dem generellen emotionalen Ausklinken, kommen Schuldgefühle hinzu. Oft plagen den Süchtigen auch extreme Stimmungsschwankungen und Depressionen. Am Ende dreht sich der Abhängige nur um sich selbst und hat keine Kapazitäten für sein Gegenüber frei. Beziehungsunfähigkeit macht sich breit und der Scham- und Isolationskreislauf fängt von neuem an. Viele, die regelmäßig Pornografie konsumieren, sind erst nachdem sie der Pornografie entfliehen, damit konfrontiert, wie stark doch ihre emotionale Abstumpfung bereits vorangeschritten ist. Im Rahmen meiner Arbeit habe ich schon so viele Gespräche mit Männern geführt, die aus einer jahrelangen tiefen Pornografieabhängigkeit in die Freiheit gekommen sind und mit einem Mal wieder mit intensiven Gefühlen konfrontiert werden. Voller Staunen berichten sie uns von einem neuen Erwachen der Emotionen. Christen, die regelmäßig Pornografie konsumieren, kämpfen zusätzlich noch mit einem
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ständigen Doppelleben, das aufrechterhalten werden muss. Die eigenen seelischen Abgründe dürfen auf keinen Fall für die Familie, für Freunde, für die Gemeinde sichtbar werden. Und so wird eine christliche Fassade gebaut. Viele Stunden werden investiert um den Schein aufrechtzuerhalten und „Beweise“ im Internet zu löschen. Die Konsequenz von diesem Verhalten ist, dass wahre Offenheit vermieden wird – im alltäglichen Miteinander, im Hauskreis oder in der Kleingruppe tritt das wahre „Ich“ nicht zum Vorschein. Ehen und Familien werden auf subtile Weise durch den Pornokonsum zutiefst beeinflusst. Emotional und geistig ist der Konsument abwesend und nimmt seine Verantwortung in Ehe und Familie nicht wahr. Genauso wie im körperlichen und sozialen Bereich, sind die Auswirkungen auch im geistlichen Bereich gravierend. Der Betäubungseffekt macht hier nicht halt. Das Drehen um sich selbst, das Doppelleben, die Zeitverschwendung und die Kraftlosigkeit führen dazu, dass nachhaltig geistliches Wachstum ausgebremst wird. Ein Stillstand im persönlichen Glaubensleben ist vorprogrammiert. Die Beziehung zu Jesus ist durch den ständigen Kreislauf von Sünde, Schuldgefühlen, Vergebung, kurzes Aufatmen und dann doch wieder Sünde – belastet. Das führt wiederum dazu, dass kein Raum vorhanden ist für das Wirken des Heiligen Geistes und das Wort Gottes in unserem Leben. Vieles prallt am abgestumpften Herzen einfach ab und der Pornokonsument stolpert über seine eigenen Füße. Erst wenn der Teufelskreis durchbrochen wird, eröffnet sich dem ehemals Süchtigen ein Land der übernatürlichen Möglichkeiten. Menschen finden mit einem Mal heraus, wozu sie geschaffen worden sind, was ihre Berufung ist und zu was sie Gott befähigt hat. Pornografiekonsum ist einer der größten Berufungskiller für einen Gläubigen. Dazu kommt, dass es in Gemeinden und seelsorgerlichen Beratungen oft kein klares Bekenntnis zur wahren Freiheit gibt, die in Jesus möglich ist. Der Kämpfende wird damit besänftigt, dass diese Sucht immer ein Teil seines Lebens sein wird.
Der Weg in die Freiheit
„Wen der Sohn frei macht, der ist wirklich frei“ – das sind die Worte Jesu, die mich aus meiner tiefsten Abhängigkeit herausgeholt haben. Diese Freiheit war über 20 Jahre lang nicht präsent in meinem Leben, obwohl ich schon mein ganzes Leben mit dem christlichen Glauben vertraut war. Wöchentlicher und später täglicher Pornokonsum
hatten mich zu einem Sklaven dieser Sucht gemacht. Jeder Bereich meines Lebens war negativ beeinflusst und ich war kurz davor mein komplettes Leben, meine Ehe und die Beziehung zu meinen Kindern zu zerstören. Doch es kam ein Punkt in meinem Leben, wo ich all mein Streben „es“ unter Kontrolle zu halten, aufgab und vor Jesus kapitulierte. Mit dieser Kapitulation erreichte mich gleichzeitig eine Einladung, den Kampf gegen meine Sucht aufzunehmen. Dieses Mal nicht aus eigener Kraft, sondern mit Gottes Hilfe. Geistlich gesehen war mein Kampf gegen Pornografie vergleichbar mit dem Kampf zwischen David und Goliath. Es war unmöglich diesen Riesen aus eigener Kraft zu besiegen. So sehr ich mir wünschte, dass Gott diesen Goliath einfach für mich erledigt und sich das Problem dadurch in Luft auflöst, wusste ich doch, dass Gott mich zum Kampf auffordert. Gott half mir zu erkennen, dass er mir in diesem Prozess der Freisetzung etwas Entscheidendes beibringen wollte: Ich musste radikal anders leben, um radikale Freiheit zu empfangen.
Free!ndeed hat fünf Prinzipien der Freiheit formuliert, die wir als Fundament für unseren Dienst erkannt haben. Ehre Gottes
Gott zeigte mir, dass meine Motivation in all den Jahren absolut „Ich-zentriert“ war. Meine Sehnsucht von Pornografie frei zu sein, stand in direkter Konkurrenz zu Gott. Warum? Weil sie nicht ihn, seine Strategien, seine Möglichkeiten und seine Ehre ins Zentrum stellte, sondern mich selbst und meine eigene Ehre. Ich stand im Mittelpunkt. Warum sollte Gott sich dazu stellen, wenn am Ende ich mich rühmen könnte? Warum sollte er uns aus der Sucht heraus helfen, wenn wir ihn eigentlich gar nicht im Blick haben und uns weiter nur um uns drehen? ( Jesaja 48,11; Richter 7,2; 1. Korinther 10,31) Radikale Ehrlichkeit
Die Sucht nach Pornografie ist eine Sünde. Es ist die Natur von Sünde, in der Finsternis zu leben. Sie lebt, nährt und breitet sich aus, wo sie im Dunklen bleiben kann. Daher ist es so wichtig anzufangen mit anderen darüber zu reden. Entscheidend wichtig ist es einen Rechenschaftspartner zu haben, der einen ermutigt, korrigiert und aufbaut. Die Onlinekurse von free!ndeed unterstützen dieses Prinzip der Rechenschaft, indem nach jeder Einheit die Antworten an eine Person des Vertrauens (z. B. Seelsorger) geschickt werden können. (Epheser 5,11–14; Hebräer 3,13) Radikale Amputation
Die biblische Strategie im Umgang mit sexueller Sünde ist klar und unmissverständlich: Wir sollen uns trennen von allem, was uns zur Sünde verleitet. Es geht darum zu erkennen, wo wir Vorsorge für „unser Fleisch“ getroffen haben – also wo wir Gelegenheiten schaffen und Türen offen lassen, die uns zum Pornokonsum verleiten.
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Eine unausgesprochene Akzeptanz hat sich breitgemacht. „Damit wirst du dein Leben lang zu kämpfen haben“. „So sind wir Menschen halt … “. „Da kämpft doch jeder Mann damit … “. Festlegungen, die vielleicht einen Moment lang ermutigen und aufbauen, aber den Hilfesuchenden langfristig davon abhalten, der Pornografie den Kampf anzusagen. Leider ist unsere Theologie und seelsorgerliche Tätigkeit oft um unsere Enttäuschungen und menschlichen Perspektiven herum gebaut. Wir müssen wieder lernen den Maßstab von Gottes Verheißungen an unser Leben anzulegen und mit seinem übernatürlichen Eingreifen zu rechnen.
Das Drehen um sich selbst, das Doppelleben, die Zeitverschwendung und die Kraftlosigkeit führen dazu, dass nachhaltig geistliches Wachstum ausgebremst wird.
Hier wird der Kampf um Reinheit im Alltag sichtbar. Jetzt wird er radikal. Jetzt kommen unsere wahren Motive zum Vorschein, wird die Stärke unserer Entschlossenheit offengelegt. Jetzt zeigt sich, ob wir uns die Freiheit etwas kosten lassen. (Hebräer 12,1; Römer 13,14; Matthäus 5,27– 30) Offensiv mit dem Wort Gottes kämpfen
Der aktive Kampf um Reinheit in unserem Leben kann nur mit dem Wort Gottes ausgefochten werden. Hier geht es nicht einfach nur um auswendig gelernte Bibelverse. Hier geht es darum, das Wort Gottes in uns aufzunehmen und Lügen zu entlarven. Da das Kämpfen mit dem Wort Gottes oft Neuland ist und in täglichen Alltagssituationen integriert sein muss, haben wir eine Smartphone App entwickelt, die in Momenten der Versuchung helfen kann (freeindeed.de/app). (2. Korinther 10,3 – 5; Johannes 8,32) Identität und Würde
Wir ergreifen unsere neue Identität in Jesus und stellen unser Denken und Fühlen unter diese Wahrheiten. Es ist ein stetiges Training, in jeder Gefühlslage zu erkennen, ob man gerade in der alten Prägung läuft oder in der neuen Identität als Gerechter, Erlöster, Befreiter, Sohn und Königskind. (Hesekiel 36,26 – 27; 1. Johannes 3,5 – 6) Meine persönliche Freiheit von Pornografie hatte enorm positive Auswirkungen für mich und mein Umfeld. Ich fühlte mich so lebendig, wie schon lange nicht mehr. Ich war innerlich nicht mehr isoliert und abwesend, sondern hatte eine neue Wachheit und Präsenz. Die Wahrheit hat mich frei gemacht, auch meine geistliche Berufung
wieder zu erkennen. All die Jahre, in denen ich in meiner Abhängigkeit verstrickt war, war ich in meinem Glauben kaum gewachsen. Es gab viel Nachholbedarf ! Glaube war nicht mehr nur etwas abstrakt Moralisches. Er war jetzt ganz und gar alltagspraktisch. Meine Berufung erwachte wieder und ließ mich nicht mehr los. Ich bin Gott so dankbar, dass er mich in die Freiheit geführt hat und dass ich heute voller Überzeugung sagen kann: Freiheit von Pornografie ist möglich. Quellen 1
www.mpg.de/8269068/pornography-consumption-reward_system?filter_ order=L&research_topic (Aufgerufen am 26.07.2018) 2 www.uni-giessen.de/ueber-uns/pressestelle/ pm/pm134-18 (Aufgerufen am 26.07.2018) 3 www.netzsieger.de/ratgeber/internet-pornografie-statistiken (Aufgerufen am 26.07.2018) 4 www.covenanteyes.com/2015/02/13/dowomen-look-at-porn (Aufgerufen am 26.07.2018) 5 2014 Cambridge fMRI study on porn addicts by Voon et. Al., 2014: Brain Structure and Functional Connectivity Associated with Pornography Consumption: The Brain on Porn. (Kuhn & Gallinat, 2014); Gary Wilson, Your Brain on Porn; Barna Group, The Porn Phenomenon 6 www.yourbrainonporn.com/oxytocin-fidelityand-sex; bloglegion.de/artikel-pornographie-gehirn (Aufgerufen am 26.07.2018)
Autor
Jeremy Hammond ist Gründer und Leiter von free!ndeed. Ein Dienst, der sich zum Ziel setzt Männer und Frauen aus Abhängigkeiten zu führen.
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Aktuell
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Fachklinik • Wohnheim • Institut • Stiftung
In der de’ignis-Fachklinik erhalten Menschen bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängsten, Zwängen und Burn-out, sowohl stationär als auch ambulant oder tagesklinisch eine individuell auf sie ausgerichtete Behandlung. Zusätzlich bietet sie Nachsorge- und Sonderprogramme mit einzelnen Sozialversicherungsträgern sowie verschiedene Präventionsangebote an. → Ab Seite 37 Das de’ignis -Wohnheim nimmt Menschen mit psychischen Erkrankungen und Lebenskrisen auf, die vorübergehend oder langfristig nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben. Es deckt die Bereiche des intensiven und teilstationären Heimbereichs, den Wohntrainingsbereich sowie den ambulanten Bereich ab. Dabei bietet es ein umfangreiches sozialtherapeutisches Programm an. → Ab Seite 43 Das de’ignis -Institut bietet seit über 20 Jahren erfolgreich Fortbildung, Schulung, Supervision und Beratung an, hierbei insbesondere die Fortbildung für Christlichintegrative Beratung und Therapie. Das Institut bildet eine Schnittstelle zwischen Medizin, Psychologie und Theologie. → Ab Seite 38 Die de’ignis - Stiftung in Polen bietet bereits seit einigen Jahren Seelsorgekurse an und unterstützt den Aufbau eines Seelsorge-Beratungsstellen-Netzwerkes. Des Weiteren erhalten Menschen mit psychischen Erkrankungen in der de’ignis-Beratungsstelle in Warschau ambulante Psychotherapie. → Seite 47
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Neu! Gesundheitskurse in Stuttgart Im de’ignis-Zentrum in Stuttgart werden seit August zwei •Gesundheitskurse angeboten: • Im Entspannungskurs erlernen die Teilnehmer die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, um physischen und psychischen Spannungszuständen vorzubeugen bzw. sie zu reduzieren. • Im Rückenschulkurs wird den Teilnehmern Wissen über die Hintergründe und den Umgang mit Rückenschmerzen vermittelt sowie der Aufbau individueller Verhaltens- und Handlungskompetenzen in Rückenschmerzepisoden gefördert. Zudem begünstigt der Kurs die körperliche Aktivität und die gesundheitsbezogene Fitness, was auch insgesamt zur Verbesserung des Wohlbefindens führt.
Verschönerung der Gartenanlage in Altensteig
Rechts: Jacob Ammentorp / istock
Die von den verschiedenen Häusern umsäumte Garten•anlage in Altensteig gibt der Klinik einen besonderen Charme und ist nun noch schöner geworden. Nachdem wir im vergangenen Jahr den Restaurantbereich komplett neu gestaltet und eingerichtet haben, wurde in diesem Frühjahr die Parkanlage mit Terrassen erneuert. Die Parkanlage bietet unseren Gäste einen besonderen Rückzugsort zur Erholung, Besinnung und zum Kraft tanken. Es stehen Sonnenliegen zum Entspannen bereit, auf den Terrassen bietet sich die Möglichkeit gemeinsam zu essen oder Kaffee zu trinken und für die aktiven unter unseren Gästen stehen verschiedene Aktivitäten wie z. B. eine Tischtennisplatte oder eine Boccia-Bahn zur Verfügung.
Beide Kurse umfassen 10 Termine am Abend und wurden von der Zentralen Prüfstelle Prävention, der Kooperationsgemeinschaft gesetzlicher Krankenkassen zur Zertifizierung von Präventionskursen nach § 20 Abs. 1 SGB V, geprüft und zertifiziert. Dadurch können die Kosten der Kurse bei regelmäßiger Teilnahme von Krankenkassen übernommen oder bezuschusst werden. Es lohnt sich also gleich doppelt! Weitere Informationen auch auf www.deignis.de
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Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie „Christlich-integrative Beratung und Therapie“ CiBT) •istDie eine Integration von Theologie, Pastoralpsychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik sowie Pädagogik zu einem ganzheitlichen Konzept, das alle Aspekte des Menschseins ausgewogen umfasst. Die Teilnehmer lernen, Menschen mit seelischen Problemen qualifiziert auf der Basis biblischer Werte und Wahrheiten in Kombination mit wissenschaftlicher, klinisch-psychotherapeutischer Fachkenntnis zu helfen. Die Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie ist als dreijährige berufsbegleitende Intensivausbildung in zwei Phasen konzipiert:
CiBT basic: Sie möchten Menschen qualifiziert
beraten und eine Basis für therapeutisches Handeln legen? Sie möchten dabei den Glauben als Ressource reflektiert mit einbeziehen und sich theologische Grundlagen erarbeiten? Genau das bietet der erste Teil der Fortbildung in Christlichintegrativer Beratung und Therapie. Innerhalb von sieben dreitägigen Seminaren werden grundlegendes Wissen und Tools für die Lebensberatung vermittelt.
CiBT advanced: Sie möchten Ihre Fähig-
keiten im Bereich der Beratung und Therapie ausbauen? CiBT advanced vermittelt vertieftes Wissen, praktische Fähigkeiten und Werkzeuge für Berater und Therapeuten mit Schwerpunkt auf Kompetenz für Spiritualität. Sie streben den Heilpraktiker für Psychotherapie an? Mit den Seminaren von CiBT Advanced und den begleitenden Praxiserfahrungen werden Sie optimal auf das Aufgabenfeld eines Heilpraktikers für Psychotherapie vorbereitet.
Gesundheitscoaching: Sie möchten Menschen zu gesunder Lebensführung professionell beraten? Sie möchten in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Entspannung individuell Coaching auf christlicher Basis anbieten?
Der Einstieg ist jederzeit möglich. Sie haben die Möglichkeit auch nur Einzelseminare zu belegen. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.deignis.de/Fortbildung oder institut@deignis.de sowie unter der Rufnummer 07453/9494 -385
Seminare CiBT Basic Gesprächsführung und systemische Beratung 8. bis 10. November 2018 Grundlagen psychologischer Beratung und Therapie 13. bis 15. Dezember 2018 Theologische Grundlagen 10. bis 12. Januar 2019 Lebensstil und Stressmanagement 21. bis 23. Februar 2019 Biblisch- orientierte Beratung 4. bis 6. April 2019 Psychische Krankheitsbilder II 23. bis 25. Mai 2019
Seminare CiBT advanced Wahlseminar Prüfungsvorbereitung : Heilpraktiker für Psychotherapie 25. bis 27. Oktober 2018 Aspekte therapeutischer Beziehung 22. bis 24. November 2018 Kreative Therapie-Tools 24. bis 26. Januar 2019 Verhaltenstherapeutische Therapietools 7. bis 9. März 2019 Glaube und Psyche 9. bis 11. Mai 2019
Seminare Gesundheitscoaching Coaching 11. bis 13. Oktober 2018 Entspannungstraining 21. bis 23. März 2019 Prävention durch Bewegung 23. bis 25. Mai 2019
Veranstaltungsort: de’ignis-Fachklinik, Walddorfer Straße 23, 72227 Egenhausen
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Institut
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Ute (Logistikerin), Teilnehmerin der CiBT Fortbildung:
Ich werde nach dieser Fortbildung nicht mehr dieselbe sein wie vorher. Kommen Sie zum stag. nächsten Campu Jetzt anmelden! nächsten Den Termin zum Sie online n de fin tag us Camp is.de/ ign de auf www. Fortbildung
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de’ignis-Institut gGmbH · Markgrafenweg 17 72213 Altensteig · Telefon +49 (0) 7453 94 94 - 0 institut@deignis.de · www.deignis.de
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Alle weiteren Informationen finden Sie auf www.deignis.de
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Einstieg jederzeit möglich!
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Das de’ignis-Institut bietet Ihnen berufsbegleitende Fortbildungen in Christlich-integrativer Beratung und Therapie und Gesundheitscoaching. Dabei werden Theologie, Pastoralpsychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik sowie Pädagogik in einem ganzheitlichen Konzept integriert. Erhalten Sie praxisnah Einblick in die christlich-integrativen Therapie und Beratungskonzepte von de’ignis und lernen Sie diese in Ihre eigene Arbeit zu integrieren.
Die Fortbildungsangebote des de’ignis-Instituts Unsere Angebote in Fortbildung und Coaching sind breit •aufgestellt und eignen sich für Einsteiger sowie Fortgeschrittene. Wenn Sie Fragen zu einzelnen Fortbildungsangeboten haben, kontaktieren Sie uns gerne!
CiBT advanced Beratung und Therapie
Fortbildung in Gesundheitscoaching Prävention
CiBT basic Lebensberatung und Psychoedukation
Kurs in begleitender Seelsorge Begleitende Seelsorge
Für jeden was dabei! Kommende Gesundheitsvorträge in Egenhausen und Stuttgart Die de’ignis-Fachklinik bietet viermal im Jahr Gesund•heitsvorträge in Egenhausen in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Oberes Nagoldtal an; außerdem fünfmal im Jahr im de’ignis-Zentrum in Stuttgart. Folgende spannende Vorträge mit Tipps zur Förderung der seelischen Gesundheit, Impulse von Experten zu alltagsrelevanten Themen und Einblicke in das Zusammenspiel von Gesundheit und Werten erwarten Sie als Nächstes. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden Sie auch auf www.deignis.de „Bewegungs- und Entspannungspausen im (Berufs-) Alltag“
Mittwoch, 14. November 2018 um 19.30 Uhr Referentin: Marion Gußmann
„Die Beziehung zu mir selbst: Selbstannahme.“
Mittwoch, 30. Januar 2019 um 19.30 Uhr Referentin: Dr. rer. nat. Marie-Luise Armbruster de’ignis-Gesundheitszentrum, Sommerstr. 1, 72227 Egenhausen „Gequälte Seelen. Psychische Traumatisierungen – ihre Folgen, ihre Bewältigung“
Donnerstag, 17. Januar 2019 um 19.00 Uhr Referentin: Margarete Kappler de’ignis-Zentrum Stuttgart, Schwabstraße 55, 70197 Stuttgart „Der dunkle Schleier der Depression“
Donnerstag, 21. März 2019 um 19.00 Uhr
de’ignis-Gesundheitszentrum, Sommerstr. 1, 72227 Egenhausen
Referentin: Dr. rer. nat. Marie-Luise Armbruster
„Gottesbeziehung: Heilsame Begegnungen mit meinem Schöpfer“
de’ignis-Zentrum Stuttgart, Schwabstraße 55, 70197 Stuttgart
Donnerstag, 15. November 2018 um 19.00 Uhr
Gerne kommen unsere Experten auch zu Ihnen, um einen Vortrag zu halten oder ein Seminar in Ihren Räumen durchzuführen. Für Gemeinden, Organisationen, Einrichtungen und Firmen gestalten wir gerne mit Ihnen zusammen ein individuelles, auf Ihre Bedürfnisse, Themen und Fragen zugeschnittenes Seminar.
Referent: Winfried Hahn de’ignis -Zentrum Stuttgart, Schwabstraße 55, 70197 Stuttgart
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Institut
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Wir begleiten Sie und Ihr Kind in eine positive Zukunft. In jeder Familie gibt es Krisenzeiten, besonders während der Pubertät der Kinder. Bei anhaltenden oder gravierenden Krisen kann es für die Überwindung sehr hilfreich sein, fachliche Unterstützung von außen in Anspruch zu nehmen, z. B. unsere Sozialpädagogische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien.
Aktuell bieten wir:
• •
Ambulante Beratung, insbesondere Erziehungsberatung
Unterstützung von Jugendlichen in ihrem Identitäts findungsprozess und bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung
• Training sozialer Kompetenzen mit Kindern und Jugendlichen • •
Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitstraining
Begabungsdiagnostik, Unterstützung bei der Lebens und Berufsplanung
www.deignis.de/ambulant de’ignis-Institut gGmbH • Markgrafenweg 17 • 72213 Altensteig Telefon 07453 9494-0 • institut@deignis.de • www.deignis.de
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
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Fit für den Alltag. Unsere Gesundheitskurse. Meine Seele fühlt sich gut .
Ihnen fällt es schwer im Alltag zur Ruhe zu kommen? Eine Herausforderung folgt auf die Nächste? Keine Zeit für körperliche Regeneration? Sie sehnen sich nach Ruhe, Erholung und Entspannung? Lernen Sie, wie Sie Ihrem Körper etwas Gutes tun können, trotz eines Alltags der von wenig Bewegung geprägt ist.
Unsere Präventionsangebote bieten Ihnen die Möglichkeit gesundheitlich für den Alltag vorzusorgen. Erlernen Sie in unseren Gesundheitskursen zum Beispiel die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. Eine einfache und schnelle Art im Alltag körperlich und seelisch zu entspannen. Unser Rückenschulkurs trägt zur Stabilisierung Ihres Rückens bei und gibt Ihnen vielfältige Tipps für einen gesunden Rücken. Weitere Informationen finden Sie online.
www.deignis.de/gesundheitskurse de’ignis-Fachklinik gGmbH • Schwabstraße 55 • 70197 Stuttgart Telefon 0711 6205 9076 • Fax 0711 6205 7501 • info@deignis.de
de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor. Was uns bewegt. Täglich sind wir bemüht, die Menschen, die sich hier bei uns •befinden zu fördern, zu motivieren, zu begleiten, zu trösten,
gung, Schutz und Begleitung. Wir sind deshalb sehr dankbar dafür, nicht nur Hilfe auf hohem fachlichem Niveau durch unsere erfahrene Mitarbeiterschaft (Pädagogen, Sozialpädagogen, medizinischen Personal, Psychotherapeuten etc.) anbieten zu können, sondern auch geistliche Wegbegleitung durch unsere fundierte theologische Ausrichtung an biblischen Wahrheiten und Werten. Dadurch entsteht in unserem Haus diese Spiritualität, die aus einer tiefen inneren Beziehung zu Gott und Jesus Christus erwächst. So erleben wir immer wieder neu, wie Menschen aus dem Dämmerlicht ihrer Seele und den verschlungenen Pfaden ihrer Lebensgeschichte in das warme, wohltuend helfende, wegweisende Licht der Gegenwart Gottes hineintreten dürfen, um dann neuen Lebensmut und Orientierung zu finden. Oftmals brauchen Menschen viel Zeit und Begleitung, damit die Schatten der Vergangenheit zurückweichen und neue Hoffnung und neuer Lebensmut wachsen können. Wir als Mitarbeiter brauchen dann viel Kompetenz, aber auch immer wieder neuen Mut um herauszufinden, was für jeden Einzelnen im Augenblick die richtige Unterstützung oder Fördermaßnahme ist. Dabei sind wir neben aller Fachlichkeit auf die Hilfe Gottes angewiesen.
zu tragen und sie herauszufordern, ohne zu überfordern. Dies ist eine sehr interessante und immer wieder neu überraschende Aufgabe. Wir lernen dabei die Menschen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen kennen und machen uns viele Gedanken darüber was für jeden einzelnen in welcher Situation, das Richtige ist. Bei alledem geht es ja um die Entwicklung von einem möglichst hohen Maß an Selbstständigkeit. Auch das Lernen wieder neu Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen, ist für viele ein lohnenswertes Ziel, das aber auch, einen hohen Preis hat. Erkennen von dysfunktionalen Verhaltensweisen, verbunden mit der Bereitschaft, diese zu verändern und auf den damit oft verbundenen Krankheitsgewinn zu verzichten. Die Bereitschaft zur Veränderung erfordert sehr viel Mut und ist nicht nur für Menschen mit psychischen Problemen eine große Herausforderung, sondern für jeden Menschen, der es sich zum Ziel gesetzt hat sein Leben in der Verantwortung vor Gott und seinen Mitmenschen zu führen. Auf diesen Weg brauchen ängstliche Menschen in besonderer Weise Ermuti-
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Neues Gebäude für Kompetenztraining wurde bezogen •
Kompetenztraining, ein großes Wort und eine herausfordernde Bezeichnung. Was findet statt im neuen großen Gebäude des Wohnheims? Gymnastik in einem schönen großen Saal, IT-Training in modernen Büroräumen, Sozialberatung in neuen lichtdurchfluteten Zimmern, medizinische Versorgung und Ergotherapie in modern gestalteten Funktionsräumen. Die neuen Räume für unsere Holzwerkstatt befinden sich noch im Bau. Dieses Gebäude ermöglicht uns einen großen Schritt nach vorne bei der notwendigen Weiterentwicklung unserer Angebote, dafür sind wir sehr dankbar. Dies ist jedoch auch mit hohen zusätzlichen Kosten verbunden, die wir ohne Unterstützung in Form von Spenden nicht bewältigen können.
Bauarbeiten am Neubau haben begonnen Das de’ignis-Wohnheim erweitert sich derzeit nicht nur • durch unser Haus für Kompetenztraining; auch ein Neubau mit 18 zusätzlichen Zimmern befindet sich gerade im Bau. Dieser Neubau dient nicht der Erhöhung unserer Bettenzahl. Vielmehr erfüllen wir damit die Anforderungen der ab 2019 gültigen Landesheimbauverordnung von BadenWürttemberg. Demnach ist für jeden Heimbewohner nicht nur ein Einzelzimmer vorgeschrieben, sondern auch für jedes unserer Stockwerke eine Küche und ein Aufenthaltsraum um eine Gruppenstruktur zu ermöglichen. Um diese gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen, ist dieser für unsere Verhältnisse gewaltige Anbau nötig geworden. Bitte denken Sie in diesen gewaltigen Herausforderungen auch weiterhin an uns. Auf Ihre Unterstützung bleiben wir auch weiterhin angewiesen.
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Wohnheim
Kurs in begleitender Seelsorge Zur Begleitung von Menschen in Lebenskrisen, Glaubensfragen und psychischen Nöten. Unsere Botschaft von Gnade und Liebe, gepaart mit Glaube und Hoffnung, fundiert mit solidem Fachwissen und dem Ziel einer prozesshaften Entwicklung ist das Fundament aller Seminarinhalte. Dieser Seelsorgekurs umfasst insgesamt 10 Seminare. Eingeladen sind Christen, die einen inneren Ruf zur Seelsorge verspüren, aber auch solche, die sich einfach nur für seelsorgerliche Fragen interessieren. Der Kurs in begleitender Seelsorge soll zur qualifizierten Begleitung von Menschen in Lebenskrisen, Glaubensfragen und psychischen Nöten befähigen. Darüber hinaus vermittelt der Kurs Einsichten in die verschiedenen Entwicklungsphasen des menschlichen Lebens und bietet damit die Möglichkeit, sich selbst besser verstehen und kennen zu lernen.
Seminar 10 9. bis 10. November 2018
Umgang mit Leid, Theodizee-Problematik, Burnout und andere Belastungsstörungen
Seminar 1 15. bis 16. Februar 2019 Biblische Perspektiven für seelsorgerliches Handeln, Definition psychischer Erkrankungen, Kommunikationstraining
Seminar 2 12. bis 13. April 2019 Methodische, inhaltliche und juristische Rahmenbedingungen seelsorgerlicher Gesprächsführung
Der Kurseinstieg ist jederzeit möglich, da die Lehreinheiten regelmäßig in weiteren Zyklen im Tabor Schulungszentrum wiederholt werden. Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.deignis.de/Angebote oder unter der Telefonnummer 07434 / 72 34 176
Seminar 3 19. bis 20. Juli 2019 Psychische Krankheitsbilder einordnen und verstehen lernen Weitere Termine und Informationen finden Sie auf unsere Website unter www.deignis.de/fortbildung/seelsorge-schulung
Veransta ltung s or t : Tabor Schulungszentrum für Seelsorge, Beratung und neutestamentliche Dienste Sigmaringer Straße 64 · 72474 Winterlingen www.tabor-schulungszentrum.de
S em inarleitung : Winfried Hahn
www.deignis.de/fortbildung de’ignis-Institut gGmbH • Markgrafenweg 17 • 72213 Altensteig Telefon 07453 9494-0 • institut@deignis.de • www.deignis.de
Wie ich das de’ignisWohnheim erlebe Das de’ignis-Wohnheim aus der Sicht unserer neuen Krankenpflegefachkraft.
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Eindrücke aus dem Seelsorgekurs (Alle Verfasser sind der Redaktion bekannt)
Nun bin ich seit Mitte Juli 2018 im de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor und die Arbeit macht mir viel Freude – trotz der vielen neuen Herausforderungen. Jeder Dienst beginnt mit den Losungen und gemeinsamem Gebet – unsere Kraftquelle für die vielen Herausforderungen des Tages. Besonders positiv erlebe ich die täglichen Mitarbeiterbesprechungen: Ich fühle mich nicht mehr alleingelassen mit meinen Erfahrungen so wie vorher in einer großen anonymen Einrichtung; ich habe hier die Möglichkeit zu kompetentem Austausch und damit zu neuen Lernerfahrungen. Und ich erlebe professionellen Umgang mit verschiedensten gravierenden psychischen Störungen, respektvolle Korrektur, liebevoll begrenzend und aufbauend ermutigend – Lebensbegleitung mit dem Ziel, dass unsere Heimbewohner wieder in die Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit finden. Es gibt für die Heimbewohner eine klare Tagesstruktur mit vielfältigen verschiedenen Angeboten: jeden Morgen Anbetung in Form von Liedern und persönlichem Gebet – anschließend motivierende Großgruppe mit biblisch fundierten und lebenspraktischen Themen. Daneben das Angebot Walking und Gymnastik, individuelle Förderungsangebote wie IT (Ausbildung am Computer), kreatives Werken, Holzwerkstatt, Gesprächsgruppe, Psychoedukation, Stressbewältigung, Achtsamkeitsübungen, Stadtfahrt, Gruppe: Durchblick im Alltag, Ernährungstraining, Reittherapie, Chor. Dann die verschiedenen Arbeitsbereiche mit lebenspraktischen Tätigkeiten wie Raumpflege, Waschen, Bügeln, Spüldienst etc. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten erlebe ich (wie eine Heimbewohnerin es ausdrückte) eine Art „Großfamilie“; ein Zusammenleben in Freud und Leid. Hier ist ein Fleckchen Erde, wo Gesundung in einer heilsamen Atmosphäre möglich wird.
Seelsorgerliche Kompetenz •Kompetenz und Gottvertrauen sind die Markenzeichen von
de’ignis. Ich bin sehr froh darüber, dass dies auch die Markenzeichen des Kurses in begleitender Seelsorge sind. In allen Seminaren ist die seelsorgerliche Kompetenz, Hirtenkompetenz wie auch Lehrkompetenz deutlich spür- und sichtbar. Und das Gottvertrauen leuchtet überall durch und ist der Kitt in allem. Gerne setze ich mich dem allem noch weiterhin aus. Zunehmendes Gottvertrauen
Seit vier Jahren komme ich ins Tabor Schulungszentrum – auch zum Kurs in begleitender Seelsorge. Mein Leben hat sich noch nie so verändert wie in diesen Jahren. Ich bin den Kursleitern und den Mitarbeitern gegenüber sehr dankbar. Vor allem aber, dass sich mein Gottesbild so verändert hat und mein Gottvertrauen zugenommen hat. Mitarbeit beim Kurs in begleitender Seelsorge bedeutet für mich:
• Mit anderen Seelsorgern im Austausch und verbunden zu sein. • Viel wertvolle Erfahrungen zu sammeln. • Immer auf dem neuesten Stand verschiedenster Entwicklungen zu sein. • Menschen punktuell zu begleiten. • Meine Berufung leben zu dürfen. • Mit einem dienenden Herz meinen Platz einzunehmen. • Immer wieder neu die Liebe für andere Menschen in den Fokus zu bekommen.
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Wohnheim
Christliche Stiftung de’ignis-Polen Hier die neuesten Entwicklungen der de’ignis-Stiftung in Polen im Überblick.
Volles Haus bei der de’ignis-Summerschool in unserem Der Neustart des de’ignis Kurs in beratender Seelsorge in Wrozwav •Tagungshaus •(ehemals in Pomesk. Viele Teilnehmer waren der EinBreslau) steht unmittelbar bevor. Ein äußert engagiertes ladung gefolgt und nahmen an der von PD Dr. med. Herbert Scheiblich und Winfried Hahn gestalteten Fortbildung in Interpersoneller Psychotherapie teil. Viele neue Kontakte, wertvolle Begegnungen und Perspektiven entwickelten sich bei diesem Treffen. Die über 40 Teilnehmer äußerten sich begeistert über die dargebotenen Inhalte. Die Summerschool wird in Zukunft zu einem festen Bestandteil des de’ignis Angebots in Polen. der schweren Erkrankung unserer Psychotherapeutin •JolaTrotz wird die de’ignis-Beratungsstelle in Warschau fortgeführt und erfreut sich eines regen Zulaufs. Die Gesundung unserer Mitarbeiterin ist nach wie vor ein großes Gebetsanliegen.
Mitarbeiterteam organisiert die Kursvorbereitungen vor Ort. Es gibt viele neue Interessenten für den Aufbau unseres Seelsorge•netzwerkes. Wichtiges Anliegen: Zur Koordinierung all dieser Aufgaben brauchen wir ein größeres Büro in Warschau. Diese weitverzweigten Aktivitäten sind nur finanzierbar dank der Spenden aus unserem Freundeskreis. Bitte denken Sie auch in dieser Hinsicht weiterhin an uns. Nach wie vor empfinden wir einen Auftrag von Gott für dieses Land. Spendenkonto: Christliche Stiftung de’ignis-Polen • Sparkasse Pforzheim IBAN: DE83 6665 0085 0007 2605 12 • BIC: PZHSDE66XXX
Arbeiten mit Gott. In der Nähe von Frankreich.
2. Platz in der Kategorie „Kliniken“
Wir sind eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Und wir glauben. Daran, dass Menschen dann am besten helfen können, wenn es ihnen selbst gut geht. Dafür tun wir so einiges – Sie werden angenehm überrascht sein. Und wenn Sie glauben, dass Beruf Berufung sein sollte, dann möchten wir Sie kennenlernen.
Alle Stellenangebote auf www.deignis.de z. B. Oberärztin /Oberarzt z. B. Psychologische/r Psychotherapeut/in
de’ignis-Fachklinik gGmbH • Walddorfer Str. 23 • 72227 Egenhausen Telefon 07453 9391-0 • Fax 07453 9391-193 • info@deignis.de
Wer‘s glaubt, wird glücklich.
de’ignis-Institut gGmbH · Markgrafenweg 17 · 72213 Altensteig
de’ignis-Fachklinik Fachklinik auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik • stationäre medizinische Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen • ambulante und teilstationäre Rehabilitation und Behandlungen • Sanatoriumsbehandlung • Nachsorge IRENA und ASP • Angebote zur gesundheitlichen Prävention und Vorsorge • Assessment-Center
de’ignis-Wohnheim Sozialtherapeutisches Wohnheim nach biblischen Grundsätzen mit Einzel- und Gruppenangeboten • Gesprächstherapie • Sozialtraining • Arbeitstraining (z. B. im eigenen Verlag) • Freizeitpädagogik • individuelle Betreuung
de’ignis-Institut Institut für Psychotherapie und christlichen Glauben • Seelsorgekurs • Vernetzung von Fachleuten • Fortbildung in Christlichintegrativer Beratung und Therapie • Gesundheitscoaching • Supervision • ambulante Beratungsstellen • Sozialpädagogische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien • Weitere Angebote zur Prävention
de’ignis-Stiftung Polen Christliche Stiftung mit Einzel- und Gruppenangeboten • Ambulante Therapieangebote, stationäre in Planung • Schulungen • Freizeitpädagogik
Besuchen Sie uns auf www.deignis.de