A ng st Oftmals verbindet man mit ihr den Schutz seiner selbst vor einer temporären Gefahr. Doch was, wenn dieses Verhältnis aus den Fugen gerät? – Nr. 57
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Gipfelstürmer. Durch Psychotherapie, Psychiatrie, Psychosomatik auf christlicher Basis. In der de’ignis-Fachklinik erhalten Sie bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängsten, Zwängen und Burnout, sowohl stationär als auch ambulant oder tagesklinisch eine individuell auf Sie ausgerichtete Behandlung. Nutzen Sie auch unsere Präventionsangebote, um bereits heute Ihrer seelischen Gesundheit nachhaltig etwas Gutes zu tun.
Meine Seele verdient die beste Behandlung.
Besuchen Sie uns auf www.deignis.de de’ignis-Fachklinik gGmbH • Walddorfer Straße 23 • 72227 Egenhausen • Telefon 07453 9391-0 • info@deignis.de
L ieb e L eserinnen und L eser Ein Thema, mit dem jeder zu tun hat, ist Angst. Oftmals verbindet man mit ihr den Schutz seiner selbst vor einer temporären Gefahr. Doch was, wenn dieses Verhältnis aus den Fugen gerät? Sei es aufgrund der aktuellen und zukünftigen (globalen) Entwicklungen oder aufgrund von Herausforderungen, denen man gegenübersteht und die einen Einfluss auf die eigene Existenz haben. Hinzukommen Auswirkungen von Lebensumständen, die das eigene private oder berufliche Umfeld betreffen, es erschweren, ein normales Leben zu führen oder dies zu bewältigen und noch vieles mehr. Angst tritt in der Menschheitsgeschichte schon sehr früh auf, wie die Geschichte von Adam und Eva bereits bei ihrer Angst vor Gott zeigt und sich auch durch die Bibel hindurchzieht. (Seite 6). Dabei wird deutlich, wie verschiedene biblische Charaktere mit Angst umgehen und diese bewältigen (Seite 16). Wenn man sich selbst jedoch Angst ausgeliefert fühlt und ihr machtlos gegenübersteht, fällt es oftmals schwer, einen Ausweg zu finden oder Hoffnung zu fassen. Gerade wenn Schicksalsschläge das Leben gravierend verändern, stellt sich die Frage, wie man z. B. mit Zukunftsängsten umgeht (Seite 36). Oftmals hat Angst auch mit den eigenen Gedanken zu tun. Erfahrungen, die im Leben gemacht wurden, sind im Gehirn so abgespeichert, dass immer wieder Ängste aufkommen (Seite 12). Das lähmende Gefühl der Angst und ihre krankhaften Züge sind in
der Gesellschaft weit verbreitet. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation hat die Entwicklung von psychischen Erkrankungen, die über die vergangenen Jahre stark zugenommen haben, unter anderem in die verschiedenen Krankheitsbilder eingeteilt. Dabei kam heraus, dass Platz eins der psychischen Erkrankungen mittlerweile nicht Depressionen sind, sondern Angststörungen. Doch was sind Angststörungen? Anhand der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten wollen wir Ihnen dies erläutern und dabei auch auf mögliche Therapieansätze und Sichtweisen dazu eingehen (Seite 22 und Seite 26). Neben einer therapeutischen Behandlung gibt es auch in der Lebensberatung und Seelsorge Möglichkeiten, Menschen bei der Angstbewältigung unterstützend zur Seite zu stehen (Seite 20). Interessante Erfahrungsberichte aus unserem klinischen Alltag geben Ihnen einen zusätzlichen Einblick in unser Schwerpunktthema. Darüber hinaus erhalten Sie wieder aktuelle Informationen zu den einzelnen Einrichtungen von de’ignis. Wir freuen uns, wenn Sie unser Engagement für psychische Gesundheit auf christlicher Basis für Menschen in schwierigen Lebenslagen weiterhin unterstützen. Insbesondere die weitere Entwicklung unserer Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien sowie Flüchtlinge möchten wir hervorheben, wo wir auf finanzielle Hilfe angewiesen sind. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen des neuen de’ignismagazins und wertvolle Impulse.
Foto Cover und Editorial: Addictive Stock / photocase.de
Ihre Heraus g eb er
S eb a stian Har tmann
Unternehmensentwicklung, de’ignis-Fachklinik und de’ignis-Institut
Claus J. Har tmann
Geschäftsführer, de’ignis-Fachklinik und de’ignis-Institut
Ed itoria l
Winfrie d Ha hn
Geschäftsführender Heimleiter, de’ignis-Wohnheim, Vorstandsvorsitzender de’ignis -Stiftung Polen
de’ig n is -ma g a z in Ökodruckfarben
Titelthema
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Ursprung der Angst. Eine theologische Perspektive.
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P D Dr. m e d . Her b er t S c h e i b l i c h
Der Angst davonlaufen? 06
W inf ri e d Ha hn
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Angst aus biblischer Sicht
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D e k a n R a l f A l b re c ht
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Christlich-integrativer Ansatz zur Angstbewältigung
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Ma i ke Pro l i ng h e u er
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R e b e c c a Ab e l e
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Angstbehandlung aus systemischer Sicht
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R a in er K l o ß
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Pro f . Dr. m e d . An d re a s Bro o c k s
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R a in er Mu h l
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Erfahrungsbericht: Wie ich die Kontrolle zurück gewann
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An o ny m
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Erfahrungsbericht: Wie ich meine Angst überwunden habe
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Angst: Sichtweise und Therapieansätze verhaltenstherapeutisch
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Zukunftsangst begegnen
Wer denkt hat Angst
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Unserer Umwelt zuliebe drucken wir klimaneutral und mit Ökofarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Das Papier stammt aus ökologisch nachhaltiger Produktion und ist FSC® und PEFC™ zertifiziert. Für diese Druckproduktion wird ein Baum gepflanzt.
An o ny m
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Aktuell
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Was hat sich entwickelt? Welche Angebote gibt es? Berichte, Termine und Aktuelles von de’ignis
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Fa c h kl i n i k , Ins ti t ut un d Wo hn h e i m 42
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Winfried Hahn, Claus J. Hartmann, Sebastian Hartmann, Dipl.-Psych. Rainer Oberbillig, Maike Prolingheuer, PD Dr. med. Herbert Scheiblich Konzept und Design: Timm Hartmann, Berlin mail@nimmtimm.de Redaktion:
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Ursprung der Angst. Eine theologische Perspektive.
de’ig n is -ma g a z in – Titelthema
Foto: skeron / photocase.de
Wie entwickelte sich die Angst und wie entwickeln sich neue Arten der Angst? Herbert Scheiblich warum Angst als Ressource und als Motor funktioniert.
Welt ohne Angst
Angst ist ein alltägliches Phänomen, mit • dem jeder in seinem Leben täglich zu tun hat. Aber die Meinung, dass man deshalb alles über Angst weiß und denkt, mit ihr umgehen zu können, ist trügerisch. Angst ist aus neurobiologischer und emotionspsychologischer Sicht eines der sieben Grundgefühle (Abb. 1) . Grundgefühle (auch Basis- oder Primäremotionen genannt) sind generell bei jedem Menschen vorhanden als eindeutige unbewusste Reaktionsmuster in Körper, Seele und Geist und in der Kommunikation zwischen Menschen. Dieses soziologische Kommunikationsmuster dient uns auf dem „ersten Blick“ dazu, den anderen in seiner Emotion einzuschätzen. Dieser Vorgang ist aus psychoanalytischer Sicht eine Mentalisierung1, die sich in allen Kulturen anhand von typischen EEG-Mustern und vor allem dem mimischen Ausdruck im Gesicht erkennen lässt. Er wird erst später im Laufe des Lebens mit spezifischen Kognitionen verbunden. Im Rahmen dieses Lernprozesses entstehen die unterschiedlichen Formen der Angst. Die Grundgefühle sind somit die Erstausstattung Gottes für den Menschen. Eine der Grundaufgaben der Pädagogik ist es, dass Kinder lernen, diese Grundgefühle zu erkennen, zu benennen, zu bewerten und damit im sozialen Kontext umgehen zu können. Biblisch gesehen veränderte sich die Ausstattung der Grundgefühle, die im Paradies vorhanden waren, zu den Grundgefühlen in der jetzigen Welt. Überwiegende Grundgefühle im Paradies waren: Liebe und Neugierde, Lust und Freude. Nach „der Vertreibung aus dem Paradies“ veränderten sich die Grundgefühle und neue traten hinzu, besonders Wut und Angst. Pointiert entstand die Angst erst nach diesem Ereignis und sie zeigte sich sofort in ihren basalen existenziellen Auswirkungen:
• Gefühl des Verlorenseins • Angst vor Versagen • Angst vor Bloßstellung, Strafe • Verlorensein • Trauer • Angst vor Verlust • Trennung • Schmerz • Unlust • Hass, … etc. Die Angst entwickelte sich aus der Entfremdung des Menschen und der Welt von Gott und zeigte neben den negativen Konsequenzen auch zwei andere Grundtendenzen des Menschen: 1. Die Suche nach Geborgenheit, Sicherheit, geliebt sein, getragen werden, also ein Leben in Sicherheit. 2. Die Suche nach einem Leben im Paradies, einem ozeanischen Gefühl der unendlichen Glücksseligkeit. Der Umgang mit der Angst ist eines der zentralen Themen menschlichen Lebens und Aufgabe jeder Art von psychologischer Hilfe und Psychotherapie neben dem Umgang mit Wut und Trauer. In diesem Artikel wird nicht näher auf die pathologischen Formen der Angst nach ICD 10 eingegangen. Diese Unterarten
der Angst werden in anderen Artikeln in diesem Magazin behandelt. Auch auf kulturabhängige Ängste wird in diesem Artikel nicht eingegangen. Welt der Angst
Angst als Grundphänomen ist dadurch gekennzeichnet, dass sie vor allem und jedem möglich ist (alles kann Angst auslösen). Sie hat auch viele Symptomgesichter. Sie ist das „Chamäleon“ der Krankheiten und aufgrund der unterschiedlichen Symptomatik und Ausprägungen kann sie unterschiedliche Krankheitsbilder imitieren. Wenn diese durch die Ärzte nicht rechtzeitig erkannt werden, kann das den Leidensweg der Patienten verlängern und die Unfähigkeit, mit Angst umzugehen, vertiefen. Die Angst tritt auch meistens mit ihrer „psychiatrischen Schwester“, der Depression, (Grundgefühl der Trauer) auf, sodass das Erkennen, welche Art von psychischer Störung vorliegt, erschwert ist. Jeder depressive Patient bekommt im Laufe seiner Erkrankung Angstsymptome, jeder Angstpatient entwickelt depressive Symptome. Dieses Kaleidoskop der Ängste führte zu vielfältigen Spielarten der Angst. (Abb. 2 auf Seite 8)
Gr und g ef ü h le (mo d ifiz ier t nach Ekman/D onnes)
Freude
Angst/Scham
(Erfolg)
(Gefahr)
Faszination Neugierde
Liebe
(Macht)
Scham
(Bedrohung)
Ärger
Trauer
(Frustration)
(Verlust) Ekel
(Vergiftung) Abb. 1 (modifiziert nach Ekman/Donnes)
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Ar ten der Ang st Exisstenzang st • Todesangst • Angst vor Katastrophen • Angst vor Vernichtung
• Verletzungsangst • Angst vor Verlust
S oz ia lang st • Scham / Bloßstellung • Trennung / Alleinsein • Schüchternheit / Selbstunsicherheit
L eistung sang st • Bewertung
Glaub ensang st • Verdammnis
• Versagen
Abb. 2
Die Grundgefühle haben primär positive Funktionen, um das Überleben des Menschen zu sichern. So hat auch Angst nicht nur negative Auswirkungen, sondern auch eine sinnvolle Funktion für das Verhalten des Menschen. Angst warnt uns bei Risiken: Unsere Grenzen und Kräfte nicht zu überschätzen; Gefahren zu erkennen; vor dem anderen und seinen möglichen Aggressionen (Grundgefühl der Angst) und kann damit eine sehr starke Motivation sein; Probleme, Konflikte oder negative Verhaltens- und Denkmuster nachhaltig zu verändern.
selbst isoliert in einer virtuellen Angstwelt (Horrorfilme, virtuelle Welt). Verlust von Ang st g e g enüb er sinnstif tenden Zusammen häng en Zum Beispiel Verlust der Angst vor Autoritäten wie Eltern, Lehrer, Vater, Mutter oder Staat, auch vor Gott/Hölle. Dies mündet in einen Verlust von Werten, welche die Kommunikation und den Umgang miteinander in einer Gemeinschaft regeln. Dieses Fehlen verlässlicher Verhaltensweisen führt im Grunde zu einer Entsolidarisierung der Gesellschaft mit allen negativen Konsequenzen.
Angst der Welt
Die aktuelle politische Situation, die wirtschaftliche Entwicklung und Trends, wie zum Beispiel Klimaerwärmung und das Artensterben, führen zu einer Steigerung von Angst und zu einer Verkomplizierung unserer emotionalen Welt. Es entwickeln sich neue Arten von Ängsten: Lustang st Bei dieser Form der Angst setzt man sich bewusst einer bedrohlichen Situation aus, z. B. beim Extremsport, mit dem Ziel, sich selber zu erfahren. Diese Angst hat somit ihren funktionellen Charakter verloren, mit der Konsequenz, dass der Mensch sich durch die Verstärkung des Selbstbewusstseins zu einem Egomanen entwickelt oder sich
Ang st vor n icht auszu ha ltender Ang st Die Angst nimmt in ihren körperlichen, psychischen und spirituellen Auswirkungen ein solch extremes Ausmaß an, dass der Betroffene es nicht mehr aushalten kann und sich dann nur noch durch Selbstrettung, sprich Suizid, meint befreien zu können. Ang st vor Identitäts verlust Diese Angst entsteht aus einem vermeintlichen Bedeutungsverlust mit Absinken in eine Welt des Vergessens. Diese Spielart führt zu dem Existenzgefühl, lebendig begraben zu sein, und die Menschen spüren sich nur noch, wenn sie sich Extremschmerz (z. B. durch Selbstschädigung) zuführen.
de’ig n is-ma g a z in – Titelthema
Verknüpf ung von Ang st m it anderen Gr und g ef ü h len, z . B. der Ag g ression Wenn sich Angst zum Beispiel mit Aggression verknüpft, kommt es zu einer besonders gefährlichen Form der Angst, z. B. im Bereich der Sexualität. Die Kombination von Angst und Freude führt zu einem State of excellence, einem High-Erleben, das dann das Selbstbewusstsein übermäßig erhöht und zu einem Gottähnlichen Gefühl der Überlegenheit führt. Diese Formen der Angst entwickeln einen suchtartigen Charakter mit Kontrollverlust etc., wie es von Suchterkrankungen bekannt ist. Pseudosicherheit Eine wichtige Form der Angstverdrängung ist die Pseudosicherheit, das heißt die Verleugnung der Umstände nach dem Motto: „Kopf in den Sand“. Dies meint den Versuch, Sicherheit und Geborgenheit im Leben durch einen Sicherungsring äußerer und innerer Faktoren zu erreichen, wie Reichtum, materielle Sicherheit, Machtstellung in sozialen Verbänden und die Zukunftsabsicherung durch Versicherungen. Eine Grundkomponente in Deutschland war für die Gesellschaft lange die Planungssicherheit der Lebensumstände. Man konnte ein Haus bauen und sich vorstellen, 30 Jahre lang bei der Bank in Miete zu leben, bis man die Hypothek abbezahlt hat und das Haus zu seinem Eigentum wird. Diese statistische Wahrscheinlichkeit war durch die Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg und den darauffolgenden Jahrzehnten des Friedens eine Grundlage der Lebensplanung, die immer nur eine rosige und bessere Zukunft versprach nach dem Motto: „Immer besser, höher, schneller.“ Besonders intensiv war dieses Moment nach dem Ende des Kalten Kriegs, weil dann die Gefahr einer totalen Vernichtung der Menschheit durch einen Atomkrieg nicht mehr bestand. Die Entwicklungen der Jetzt-Zeit führten jedoch zu einer massiven Veränderung dieser Pseudosicherheiten und der einzelne verlernte, mit existenziellen Fragen umzugehen: Krebs, Krankheit, Leid, Unfall,
Eine Auswa h l b ib l ischer B e g riffe der Ang st
im Paradies vorherrschte, die Liebe, wieder erfahren. Furcht (phobos) Die Liebe stellt sich 1. Johannes 4,18; Römer 8,15 gegen die Angst und Respekt (yaw-ray) im therapeutischen 2. Moses 18,21 Prozess kann die IniScham (bo-seth, aidos) tiierung und das EinEsra 9,7; 1. Timotheus 2,9 üben der Liebe zur Bedrängnis (thlipsis) Erfahrung von VerJohannes 16,W33 bundenheit, MitgeSchrecken / Erschrecken (throeo) fühl, Hingabe, Dank2. Thessalonicher 2,2 barkeit, Güte, Demut und Großzügigkeit Sorgen (merimna) Lukas 21,34 führen. Der Mensch wird in diesem spiriVerzagtheit / bange sein / ratlos sein tuellen Rahmen aus (aporeo, ex-aporeomai) 2. Korinther 4,8 seinem engen exisÄngstlich sein / mutlos tenziellen Rahmen (steno-choreo) 2. Korinther 4,8; 2. Korinther 6,2 der Angst und des Faul sein = bequem sein (aw-tsale) Stresses hinausgeSprüche 26,15 führt in einen größeren Bezugsrahmen. Abb. 3 Eine Therapie ohne Einbezug dieses spiSterben, Tod, Schicksalsschläge, Traumata. rituellen Moments ist eine gute Therapie, Dies führte zu einer Zunahme der Angst die jedoch nicht zu einer (Er-)lösung, sonin der Welt. dern nur zur Teil-Lösung von Problemen führt, was nicht negativ zu sehen ist. Ein Patient, der diese spirituelle Komponente Angst in der Welt In Johannes 16,33 sagt Jesus: „Kommt her ergreift, wird resilienter und kompetenter in der Lösung seiner Probleme. Er kann auf zu mir, die ihr in der Welt Angst habt.“ Der hier stehende Begriff der Angst ist im dem Hintergrund von Lukas 10,27 neben Urtext übersetzt mit Bedrängnis, Enge. Die Bibel offenbart uns den vernichtenden Veränder ung Charakter der Angst „verloren zu sein in der Ewigkeit“. (Abb. 3) Die Grundangst des Menschen ist daher das Getrenntsein von Gott und das NichtDazugehören zu anderen Menschen. Diese Angst Grundangst verstellt den Blick auf wesentSinnlosigkeit liche Ressourcen und LösungsmöglichKampf keiten, wie man glücklich und zufrieden Stress werden kann und engt den Spielraum des Isolation Menschen soweit ein, dass er sich dann in Verlorensein einer Negativspirale zur Pathologie der psychischen Störungen bewegt. Die Aussage von Jesus „[…] ich habe die Welt überwunden.“ führt daher zur Quelle des Daseins, zum ureigensten Wesen des Menschen in seinem Herzen zurück. Der Mensch kann das große Gefühl, das Abb. 4
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der Gottes- und der Nächstenliebe seine gesunde Selbstliebe entfalten. Die bisherigen Formen der Angst sind als Alltags- bzw. Grenzerfahrungen zu sehen. Der nachfolgende Prozess beschreibt eine Grunderfahrung, die der Betroffene benötigt, um mit der entsprechenden Selbstsicherheit, Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung sein Leben zu gestalten (Abb. 4) . Leider kann sich auch im Raum der Spiritualität eine Angst vor dem Glauben entwickeln. Eine Spiritualität ohne einen personalen Bezugspunkt steht immer in der Gefahr, sich fehlerhaft zu entwickeln und dann zu einer Angst vor der Spiritualität mit einer fehlgeleiteten Spiritualität der Angst zu führen (Abb. 5, Seite 10) . Angst ohne Welt? Welt ohne Angst?
Im Rahmen des bio-psycho-sozio-spirituellen Modells laufen alle psychischen und spirituellen Vorgänge parallel in einem psychospirituellen Raum ab. Dieser Raum setzt, damit er erlebbar und erfahrbar wird, zwei psychische Grundkomponenten voraus, die als Grundfunktionen des Gehirns anzusehen sind: Wach-Sein und Bewusst-Sein. Aus diesen beiden Komponenten setzt sich der psychospirituelle Raum zusammen (Abb. 6, S. 11) . In diesem Modell ist es dann möglich, durch verschiedene Techniken (siehe nachfolgende Artikel) den konstruktiven Umgang mit der Angst zu lernen.
der Ang st durch L ieb e
Liebe
Sinn Frieden Ruhe Gemeinschaft Sicherheit
Elemente ist grundlegend für eine psyIn ha lte von Ang st im Glaub en chotherapeutische Intervention. Glaubensangst Im psychospirituel„Du lässest mich erfahren viel Angst und Not.“ Psalm 71,20 ff len Raum kommt zur Kognition/Emotion Nicht heilig genug zu leben. die Entscheidung „Gott sieht alles“ im Glauben und Bei der Wiederkunft Jesus werde man nicht mitgenommen. die daraus resultieKeine Vergebung zu erhalten. rende Glaubenshaltung dazu. Dieser Besonders schwere Sünde zu tun, für die es keine Willensakt veränErrettung gebe. dert den Prozess des Andere zu stark zu verletzen. Lebens von bösen, maladaptiven MechaNicht genug im Glauben zu leben und nicht genug gute nismen, zu positiven Werke zu tun. Abläufen. Der WilDen Willen Gottes nicht zu erkennen. lensakt (Volution) ist Den Heiligen Geist zu betrüben und zu dämpfen. nur die Richtungsentscheidung und benötigt, damit er eine Haltung wird, Abb. 5 einen intensiven TraiEine Welt ohne Angst ist eine Vision, die ningsprozess von Verlernen maladaptiven nur im Paradies möglich war, im Hier und und Neulernen von adaptiven Mustern/ Heute aber eine verführerische Illusion Schemata. ist, die nie erreicht werden kann. Es bleibt Auf die Angst bezogen – Angst ist kein nichts anderes übrig, als den richtigen Problem, keine Bedrohung, sondern ein Motor, ein Weg. Sie ist keine Dysfunktion, Umgang mit Angst zu erlernen. Eine Möglichkeit ist ein Grundgefühl gegen sondern eine Ressource. ein anderes Grundgefühl einzusetzen, zum Beispiel: • Liebe gegen Angst vgl. 1. Johannes 4,18 • Traurigkeit gegen Freude vgl. Römer 8 (Abb. 8, Seite 11)
• Ein möglicher Prozess läuft über eine Wertemodifikation (Abb. 7, Seite 11) . Es ist ein Zusammenwirken von einem spirituellen und einem rationalen Wertesystem mit den Grundgefühlen als Vermittlungsfunktion und Aktivitätsmoment zu beschreiben. Autor
Richtige Angst: Furcht vor Gott
Nach dem bio-psycho-sozio-spirituellen Modell setzt sich jedes menschliche Verhalten aus den Teilkomponenten Kognition, körperliche Reaktion, Emotion und spirituelles Handeln zusammen. Jedes dieser
PD Dr. med. Herbert Scheiblich ist Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychotherapie. Er ist in eigener Praxis tätig, zudem ist er Mitglied der de’ignis-Institutsleitung.
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Literatur • Paul Ekman: Gefühle lesen, wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. Springer-Verlag 2. Auflage, Berlin 2016 • Ulrich R. Rohmer: Wer hat Angst vorm Menschen Jesus? BookRix Edition, München 2016 • Varda Hasselmann, Franke-Schmolke: Die sieben Archetypen der Angst. Goldmann-Arkana, Leipzig 2009 • Luc Ciompi: Die emotionalen Grundlagen des Denkens. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997 • Ingolf U. Dalferth: Grundvertrauen : Hermeneutik eines Grenzphänomens. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2013 • Paul Boghossian: Angst vor der Wahrheit: Ein Plädoyer gegen Relativismus und Konstruktivismus. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013 • Tracy E. Robert, Virginia A. Kelly: Critical Incidents in Integrating Spirituality Into Counseling. Wiley, Weinheim 2015 • Craig S. Young, J. Scott Young : Integrating Spirituality and Religion into Counseling: A Guide to Competent Practice. Wiley, Weinheim 2011 • Kelly Flanagan, Sarah E. Hall: Christianity and Developmental Psychopathology: Foundations and Approaches. InterVarsity Press, Illinois 2011 • Kenneth I. Pargament: Spiritually Integrated Psychotherapy: Understanding and Addressing the Sacred. The Guilford Press, New York City 2011 • Fernando Garzon: Christian Devotional Meditation for Anxiety: Chapter 4, Evidence-Based Practices for Christian Counseling and Psychotherapy. InterVarsity Press, Illinois 2016 • Christian Roesler: Das Archetypenkonzept C. G. Jungs: Theorie, Forschung und Anwendung . Kohlhammer Verlag, 1. Auflage, Stuttgart 2016 • Andreas Rinke: 11 drohende Kriege: Künftige Konflikte um Technologien, Rohstoffe, Territorien und Nahrung. C. Bertelsmann Verlag, München 2012 • Carlos Fayard et al.: A Christian Worldview and Mental Health. Andrews University Press, Michigan 2011 • Dr. Christian Conte: Advanced Techniques for Counseling and Psychotherapy. Springer Publishing Company, New York 2009 • Michelle Pearce: Cognitive Behavioral Therapy for Christians with Depression: A Practical Tool-Based Primer. Templeton Press, 2016 • Everett L. Worthington Jr. et al.: Evidence-Based Practices for Christian Counseling and Psychotherapy. InterVarsity Press, Illinois 2013 • IVP epidemics, 2011 • Helmut Bonney: Neurobiologie für den therapeutischen Alltag. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011 • Friedrich-Wilhelm Deneke: Psychodynamik und Neurobiologie. Schattauer, Stuttgart 2013 • Gerhard Roth, Alica Ryba: Coaching, Beratung und Gehirn: Neurobiologische Grundlagen wirksamer Veränderungskonzepte. Klett Cotta, Stuttgart 2016 • Die Bibel
Ps ychosp irituel ler R aum Wachsein: • Matthäus 24,23;42; Offenbarung 3,2; etc. (objektiv) • Aufmerksamkeit • Funktionsbereitschaft des ZNS auf Ereignisse gezielt zu reagieren
Bewusstsein: • 1. Korinther 15,33; 2. Timotheus 2,26 (nüchtern) • subjektives Erleben; affektive ZNS-Funktionen
• Grad der Klarheit, ein Erleben zu beschreiben
Transzendenz
Bewusstsein
höheres Bewusstsein Alltagsbewusstsein Schlaf Koma Alltagstrance Tod
Wachsein Abb. 6
Wer tes ystem im ps ychosp irituel len R aum ZNS-Funktio
spirituelles Sein
kognitive Funktion
Zusammenwirken der Gr und g ef ü h le
Freude Angst
bewusstes Erleben
rationales Wertesystem
spirituelles Wertesystem
neue g B e zi e h u n
Sicherheit Geborgenheit Anerkennung Authentizität Autonomie Theonomie Kompetenz Kraft des Heiligen Geistes
neue k e it L e ic h ti g
Faszination Scham Liebe Ve rs ö h n
Gr und g ef ü h le
ung
neues Leben
Ve rz ic h t
neue F re ih e it
Ärger Trauer
als somatische Funktion
Identität
Abb. 7
Abb. 8
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Wer denkt hat Angst Winfried Hahn über die Angst als Grundbaustein des menschlichen Denkens, warum wir ihr in so vielen Situationen ausgeliefert sind und wie wir ihr im Glauben begegnen und sie als Herausforderung annehmen können.
Prolog
„Angst gehört unvermeidlich zu unserem Leben. In immer neuen Abwandlungen begleitet sie uns von der Geburt bis zum Tode.“ • „Es bleibt wohl eine unserer Illusionen, zu glauben, ein Leben ohne Angst leben zu können; sie gehört zu unserer Existenz und ist eine Spiegelung unserer Abhängigkeiten und des Wissens um unsere Sterblichkeit. Wir können nur versuchen, Gegenkräfte
gegen sie zu entwickeln: Mut, Vertrauen, Erkenntnis, Macht, Hoffnung, Demut, Glaube und Liebe.“ • „Wenn nun auch Angst unausweichlich zu unserem Leben gehört, will das nicht heißen, dass wir uns dauernd ihrer bewusst wären.“ • „Wir haben dann meist die Neigung, ihr auszuweichen, sie zu vermeiden, und wir haben mancherlei Techniken und Methoden
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entwickelt, sie zu verdrängen, sie zu betäuben oder zu überspielen und zu leugnen. Aber wie der Tod nicht aufhört zu existieren, wenn wir nicht an ihn denken, so auch nicht die Angst.“ • „Angst tritt immer dort auf, wo wir uns in einer Situation befinden, der wir nicht oder noch nicht gewachsen sind. Jede Entwicklung, jeder Reifungsschritt ist mit Angst verbunden.“
Foto: Addictive Stock / photocase.de
Zitate aus Fritz Riemann: Grundformen der Angst. Ernst Reinhardt Verlag, München 2011
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Angst: Jeder kennt sie, keiner will sie. Und dennoch: Jeder hat sie. Sie ist so weit verbreitet, dass sie als Grundbefindlichkeit des Menschen bezeichnet werden kann. Sie gehört anscheinend unvermeidlich zum Leben des Menschen. Für den einen mehr, für den anderen weniger. Existenzangst begleitet den Menschen von der Wiege bis zur Bahre: Angst vor dem Alleinsein, Angst, nicht akzeptiert zu werden, Angst vor inneren und äußeren Verletzungen, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, Angst, ein Versager zu sein. Ja, letztlich steht hinter allen Ängsten die Angst vor dem Verlust der eigenen Existenz, die Angst vor dem Tod. Wie ein roter Faden zieht sie sich durch alle Lebensalter und Lebensbereiche. Typisch ist die Angst vor dem Unbekannten, dem Unerwarteten. So machen viele Menschen besonders dann, wenn Veränderungen im Leben anstehen, die Erfahrung der Angst. Das kleine Kind fürchtet sich vor fremden Menschen, vor dem Neuen, das zum Beispiel beim Eintritt in den Kindergarten oder die Schule auf es zukommt. Der heranwachsende Mensch erlebt die Herausforderung, erwachsen zu werden, oft besonders bedrohlich, weil er aus dem Schutzraum der Familie mehr und mehr herauswächst und damit allein im Leben stehen muss. Das Sich-bewähren-müssen im Berufsleben, die Rolle als Ehemann und Familienvater: All das sind Verantwortlichkeiten, die Angst einflößen können. Aber auch die Angst vor dem Älterwerden ist schon bei jungen Leuten weit verbreitet. Angst, nicht mehr so schön zu sein, Falten oder Haarausfall zu bekommen, nicht mehr gebraucht zu werden, nicht mehr mitreden zu können. Mit zunehmendem Alter spielt dann die Angst vor Krankheiten eine wichtige Rolle. So schreibt der Psychologe Fritz Riemann in seinem Buch „Grundformen der Angst“ folgendes: „Wenn nun Angst unausweichlich zu unserem Leben gehört, will das nicht heißen, dass wir uns dauernd ihrer bewusst wären. Doch sie ist gleichsam immer gegenwärtig und kann jeden Augenblick ins Bewusstsein treten, wenn sie innen oder außen durch ein Erlebnis konstelliert wird. Wir haben dann meist die Neigung, ihr auszuweichen, sie
zu vermeiden, und wir haben mancherlei Techniken und Methoden entwickelt, um sie zu verdrängen, sie zu betäuben oder zu überspielen und zu leugnen. Aber wie der Tod nicht aufhört zu existieren, wenn wir nicht an ihn denken, so auch nicht die Angst.“ Angst auch im 21. Jahrhundert
Es scheint wohl normal zu sein, dass jeder Mensch Angst hat, auch wenn er es nicht zugibt. Zu bedroht, zu zerbrechlich ist das körperliche, aber auch das psychische Leben des Menschen. Auch der stolze Mensch des einundzwanzigsten Jahrhunderts muss sich selbst eingestehen, die Angst nicht besiegt zu haben. Denn Angst ist die psychische Reaktion auf Bedrohung. Gerade der moderne Mensch empfindet trotz aller Fortschritte eine Vielzahl an Bedrohungen: Überforderung im Beruf durch ständige Innovation und steigenden Leistungsdruck, psychischer Stress durch zunehmenden Egoismus im Umgang miteinander, Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen und weltweiten Terrorismus. Vor allem aber das Ringen um die eigene Identität, weil die zentralen Fragen des Lebens unbeantwortet bleiben: Woher komme ich? Wozu lebe ich? Wohin gehe ich? Die Sinnentleerung, das heißt der Verlust an Orientierung, macht den modernen Menschen anfällig für Ängste jeder Art. Statt Ängste zu verringern, leidet der moderne Mensch trotz Fortschritten in Medizin und Technik, trotz aufgeklärtem und emanzipiertem Bewusstsein an einer ständigen Zunahme der Angstbereitschaft – sehr zur Freude der Pharmaindustrie, die mit Beruhigungsmitteln und Tranquilizern riesige Gewinne einfährt. Bei allen gesellschaftlichen und entwicklungspsychologischen Gegebenheiten ist Angst jedoch ein sehr persönliches und individuelles Problem. Jeder hat seine ganz persönliche Angst und ist mit ihr allein. Der eine hat Angst vor Einsamkeit. Der andere hat Angst vor Menschen oder Menschenansammlungen. Ein anderer bekommt Angstanfälle, wenn er mit dem Lift oder einer Seilbahn fahren will. Ein anderer kann sich nicht in geschlossenen Räumen oder auf freien Plätzen aufhalten.
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Wieder ein anderer hat Angst vor harmlosen Tieren. Die Aufzählung verschiedener Ängste ließe sich beliebig fortsetzen. Millionen von Menschen, man spricht von 15 Prozent der Bevölkerung, werden von ihr befallen. Dann ist da noch die Angst nach schlimmen Erfahrungen. Tiefe Kränkungen, wie zum Beispiel Mobbingerfahrungen, Schockerlebnisse, wie zum Beispiel bei Vergewaltigungen oder Unfällen, erzeugen oft jahrelang anhaltende Angstzustände. Es handelt sich dabei oftmals um Zustände unbeschreiblicher Qual. Der Mensch fühlt sich ausgeliefert, entwürdigt, verletzt, preisgegeben. Dunkelheit bemächtigt sich seiner. Eine kalte Hand legt sich ihm ins Genick und drückt ihn zu Boden. Dabei können Atemnot, Beklemmungsgefühle, Schwindel, Benommenheit, Herzrasen, Zittern und Beben, Schwitzen, Übelkeit, Hitzewallungen oder Kälteschauer und vieles andere mehr empfunden werden. Besonders quälend ist das Empfinden, all diesem ausgeliefert zu sein, keine Chance zu haben, vielleicht sogar verrückt zu werden. Tiefe Kränkungen, wie zum Beispiel bei Vergewaltigungen oder sexuellem Missbrauch, können so starke Empfindungen der Entwürdigung und des Grauens hervorrufen, dass der Mensch es in seiner Person nicht mehr aushält und er das Gefühl bekommt, nicht mehr er selbst zu sein und gleichsam neben sich zu stehen, sich wie von außerhalb zu beobachten, als wäre er ein Fremder gegenüber sich selbst. Zustände, bei denen der Einzelne den Eindruck hat, nicht mehr sich selbst zu sein, sich nicht mehr erleben, nicht mehr spüren, nicht mehr kontrollieren und steuern zu können, erzeugen Angst und Hilflosigkeit. Auch wenn nicht jeder Ängste dieser Ausprägung und Intensität erlebt, so beschäftigt doch jeden denkenden und bewusst lebenden Menschen die Frage: Wer bin ich eigentlich? Warum handle ich so, wie ich es tue, was ist meine Identität? Nur wer eine Standortbestimmung vollzogen hat, nur wer die Frage nach dem Sinn und Ziel seines Lebens beantworten kann, hat das Stehvermögen, die Herausforderungen des Lebens so zu bewältigen, dass er seine Angst in den Griff bekommt.
Hilfreiche innere Einstellungen
Um die unterschiedlichen Bedrohungen, Herausforderungen und Ängste unseres Lebens bewältigen zu können, brauchen wir die richtige innere Einstellung. Einige dieser Einstellungen möchte ich an dieser Stelle (in Anlehnung an Fritz Riemann, Grundformen der Angst) kurz ausführen: Diese vier in manchen Bereichen gegensätzlichen Einstellungen, befähigen uns, Ängste unterschiedlichster Art in den Griff zu bekommen und damit umzugehen. Allerdings ist dies ein Weg, der dem Einzelnen oftmals nicht leicht fällt, vor allem, wenn sein Innerstes getrieben und von Unsicherheit erfüllt ist. Hier die Balance zu finden zwischen Hingabebereitschaft und der Fähigkeit, sich abzugrenzen, ist für den verunsicherten Menschen nicht leicht. Dasselbe gilt für den Balanceakt zwischen Zielstrebigkeit, Stetigkeit und Verantwortungsbewusstsein auf der einen Seite und andererseits die Fähigkeit, alles loszulassen, um immer wieder flexibel reagieren zu können. So bewegt sich unser Leben einerseits zwischen den Gegensätzen von Hingabebereitschaft und der Fähigkeit, sich abzugrenzen, andererseits zwischen Zielstrebigkeit und Loslassen. Auch wenn dies hohe Anforderungen an den Einzelnen, vor allem an den schwachen und ängstlichen Menschen stellt, so ist es dennoch möglich. Hier bietet sich Jesus als Helfer und Zufluchtsort an. Er ruft dem ängstlichen Menschen zu: „In der Welt habt ihr Angst, aber fürchtet euch nicht: Ich habe die Welt überwunden.“ Es gibt jedoch auch berechtigte Ängste, die uns wie ein
Warnsignal auf Gefahren aufmerksam machen und eine wichtige Schutzfunktion haben. Andererseits gibt es quälende, überzogene und situationsunangemessene Ängste, bei deren Bewältigung uns die Bibel Wege zeigt und Jesus uns helfen will. Viele Menschen leiden unter religiösen Ängsten. Dabei spielt die Angst vor Gott eine entscheidende Rolle: Angst verdammt zu werden, weil man ein Sünder ist und erkennt, dass man versagt hat. Diese Angst macht uns auf einen wichtigen Aspekt der göttlichen Wahrheit aufmerksam und hat durchaus ihre Berechtigung. Der natürliche Mensch ist erlösungsbedürftig und geht, auch wenn das heute unmodern klingt, in die ewige Verdammnis, wenn er nicht Jesus als seinen Heiland und Retter annimmt. Somit ist diese Angst für selbstgerechte Menschen ein durchaus ernstzunehmendes Alarmsignal. Wege des Glaubens
Allerdings gibt es auch dafür eine Lösung. Jesus bietet uns Vergebung für unsere Schuld an und jeder, der an Ihn glaubt, seine Sünden bekennt und mit Ihm lebt, darf die Gewissheit haben, dass ihm alles vergeben und Gott ihm zum Vater und Jesus zum Freund geworden ist. Wenn dann noch Verdammungsängste auftreten, darf und soll der Mensch diesen in Glaubenszuversicht und Entschlossenheit entgegentreten und für sich die Erlösung in Anspruch nehmen. Hier sind wir bei einem wichtigen Punkt der Angstbewältigung. Die Botschaft der Angst lautet oftmals: Du schaffst es nicht; du hast keine Chance; alles ist sinnlos. Diese Botschaften müssen entkräftet werden. Gott
ruft uns in Seinem Wort zu, dass wir mutig und entschlossen sein dürfen im Vertrauen auf Ihn. Gott ermutigt uns und verspricht uns Hilfe. Die Angst lähmt, ist bedrohlich und pessimistisch. Die Botschaft Gottes und die Botschaft der Angst sind einander entgegengesetzt. Nun geht es darum, dass die göttliche Wahrheit das Innere des Menschen erreicht und die Lügen der Angst entkräftet. Wie kann dies geschehen? Der angsterfüllte Mensch ist ja zutiefst von der Wahrheit der Angstbotschaften überzeugt: Du schaffst es nicht; du wirst niemals herauskommen; die Sache geht ganz bestimmt schief; ich mache ja immer alles falsch; der Schmerz ist zu groß; ich werde mich nie mehr freuen können; ich bin zu schwach und zu unbegabt, um leben zu können; und und und. Nun, wie gesagt, der angsterfüllte Mensch sollte die Zusagen Gottes trotz des inneren Widerspruchs ernst nehmen und sich sagen: Wenn ich in Jesus Christus eine neue Schöpfung, ein neuer Mensch geworden bin, dann gibt es einen Weg für mich. Vielleicht spüre oder erkenne ich diesen Weg noch nicht, aber er ist da und ich will lernen, ihn zu entdecken. Hier geht es um die Herausforderung des Glaubens. Es ist nicht leicht, an das Licht zu glauben, wenn man es nicht sieht und nur von Dunkelheit umgeben ist. Hier ist es wichtig, den angsterfüllten Menschen behutsam zu ermutigen, er braucht Verständnis in seiner Not. Er braucht unsere ermutigende, geduldige Begleitung. Es sind zwei Gefahren, die es zu beachten gilt: • Der angsterfüllte Mensch darf nicht überfordert werden, denn wenn er bei dem Versuch, seine Situation zu ändern,
Das Ungeheuer Angst wird oftmals in Etappen besiegt. Wichtig ist, dass man dran bleibt. de’ig n is-ma g a z in – Titelthema
scheitert, ist die Verzweiflung und Resignation größer als zuvor. Dennoch muss die Herausforderung bleiben, damit der Mensch nicht in seiner Angst hängen bleibt. Niemand kommt aus seiner Angst heraus, wenn er sich ihr nicht stellt. • Angst muss bewältigt werden, in kleinen Schritten und geschützter Atmosphäre. Man muss sich seiner Angst stellen, sie anschauen. Wird sie beim Anschauen übermächtig, dann besser wegschauen und sich mit etwas anderem beschäftigen, aber nicht verdrängen. Zu gegebener Zeit wieder hinschauen, bis die Angst, der Schmerz, das bevorstehende Ereignis, die Angst erzeugende Situation ihren Schrecken verliert. Das Ungeheuer Angst wird oftmals in Etappen besiegt. Wichtig ist, dass man dran bleibt. Hier spielt das Vertrauen eine entscheidende Rolle. Ein Mensch hat es leichter, wenn er weiß: Ich bin nicht allein, meine Familie steht hinter mir, mein Seelsorger versteht mich, mein Therapeut begleitet mich. Entscheidend ist jedoch das Wissen: Jesus geht mit mir, Er ist bei mir in der Angst, Er geht mit mir durch die Angst, ich brauche nicht zu fliehen. Oftmals übertragen sich Autoritätsängste, zum Beispiel Probleme mit dem Vater oder das Gefühl, von der Familie oder von Freunden allein gelassen worden zu sein, auf Gott: Unterdrückt der mich auch? Lässt Er mich auch im Stich? Da dürfen wir voller Hoffnung sein in dem Wissen: Gott ist anders, Er steht zu uns; Er ist unser sicherer Ort, eine Burg der Zuflucht und des Schutzes. Angst als Herausforderung
Allerdings nimmt Er uns aus der Herausforderung, uns den Dingen des Lebens, auch unseren Ängsten zu stellen, nicht heraus, weil Er uns zu mündigen Menschen und Persönlichkeiten formen will. Er ersparte es dem Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten nicht, die Feinde selbst zu vertreiben. Dieses Volk, das nur Schläge und Unterdrückung kannte, forderte Er heraus, selbst zu kämpfen, selbst das Schwert in die Hand zu nehmen, auch wenn die Feinde übermächtig waren. So wurde aus diesem unterdrückten Sklavenvolk ein kämpfendes Volk. Er will
auch uns aus der Sklavenmentalität gegenüber unseren Ängsten befreien. Und so wie Er damals dem Volk Israel auf Schritt und Tritt zeigte: Ich bin bei euch in der Nacht als Feuersäule, am Tag als Wolkensäule, ich versorge euch mit Speise mitten in der Wüste, so ruft Er heute noch jedem ängstlichen Menschen zu: Ich bin dein Trost, fürchte dich nicht vor mir, ich helfe dir in deiner Angst, vertraue mir, ich stehe dir bei, wenn es um die Bewältigung von Bedrohung und Überforderung geht. Durch die sanfte Berührung meines Geistes will ich dich heilen von deinem Schmerz. Ich will die Wunden der Kränkung, der Entwürdigung, der Respektlosigkeit gegenüber deiner Person heilen. Öffne dich mir und meinem Heiligen Geist. Aber Er fordert uns auch heraus, indem Er uns aufruft, Seinem Wort und Seinen Verheißungen zu glauben. Er möchte nicht, dass wir durch Unglauben der Resignation die Oberhand lassen. Er zeigt uns deutlich, dass Angst letztendlich Misstrauen und mangelnder Glaube ist. Aber Er verurteilt uns deswegen nicht, sondern Er erweist sich als der gute Hirte, der seinen Schafen nachgeht und sich für sie aufopfert. Wiederherstellung der zerbrochenen Vertrauensfähigkeit
So stellt Er die zerbrochene Vertrauensfähigkeit auf eine zweifache Weise wieder her. In Seiner Gnade begegnet Er uns geduldig und liebevoll durch Seinen Geist, durch Zuwendung und Trost. Durch Seinen Geist fordert Er uns auf, der Wahrheit zu glauben und die Lügen der Angst zu entlarven und zurückzuweisen. So entwickelt sich im angsterfüllten Menschen eine neue geistliche Identität, die nach und nach auch mit dem Herzen die Worte begreift: In Christus bin ich wirklich eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Christus in mir ist größer als alles Zerstörerische, Negative und Dunkle. Auch ich bin dazu berufen, im Leben mit Christus zu herrschen und brauche mich nicht beherrschen zu lassen. Es ist die alles überragende Botschaft: Weil Gott mich liebt, darf ich sein. Nichts kann
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mich scheiden von Seiner Liebe, weder Hohes, noch Tiefes, noch Mächtiges. Weil Er „Ja“ zu mir sagt, darf ich leben. Wenn diese Botschaft das Innere eines Menschen erreicht, schmilzt die Angst wie ein Eisberg oder wie Wachs in der Sonne. Die durch die Angst zerstörte Vertrauensfähigkeit wird wieder hergestellt und er wird heil im Vertrauen zu Gott. 1. Wir brauchen ein gesundes Maß an
Öffnung und Hingabebereitschaft, um mit anderen in Kommunikation, Freundschaft und Partnerschaft treten zu können. 2. Wir brauchen andererseits auch die Fähigkeit, uns gegenüber anderen Personen abgrenzen zu können, um sich selbst nicht zu verlieren, aber nur in dem Maße, dass man sich nicht isoliert oder zum Einzelgänger und Rechthaber wird. 3. Wir benötigen, um unser Leben meistern zu können, Zielstrebigkeit, Stetigkeit, Verlässlichkeit, Kontinuität und ein gewisses Maß an Beharrungsvermögen, um Verantwortung für uns selbst und andere Menschen übernehmen zu können. 4. Im Gegensatz dazu steht die Notwendigkeit und Bereitschaft, das Erreichte, Gewohnte und Vertraute immer wieder loszulassen und seine Angst vor Veränderung zu überwinden. Nur wer loslassen kann, ist in der Lage, seine Existenzangst, ein Vorbote oder in uns allen schlummernden Todesangst, zu bewältigen.
Autor
Winfried Hahn ist Pastor und Pädagoge. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern studierte Pädagogik, war Pastor in mehreren freikirchlichen Gemeinden und machte eine Ausbildung zum christlichen Therapeuten. Heute leitet er das de’ignis -Wohnheim – Haus Tabor zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung und ist Vorsitzender der de’ignisStiftung Polen. Er ist verantwortlich für den Fachbereich Theologie am de’ignisInstitut. Als Pastor im übergemeindlichen Dienst und Buchautor hält er Predigten, Vorträge und Seminare im In- und Ausland.
Angst aus biblischer Sicht de’ig n is-ma g a z in – Titelthema
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Dekan Ralf Albrecht zum Thema Angst und deren Bewältigung anhand einer biblischen Geschichten.
Ich habe Angst. Habe ich Angst? Ist das • dem Menschen angeboren? Wie ist es mit den Menschen, die keine Angst haben? Fehlt denen etwas Entscheidendes zum Leben? Wovor habe ich Angst – und wem kann ich das überhaupt sagen in unserer Männerwelt der Furchtlosen? Beziehungsweise in unserer Welt, in der wir die Angst nicht zeigen sollen. Wir wagen schon einmal eine These: Angst überlebt. Angst zeigt Lebenstiefe. Angst, durch die und aus der es auch immer wieder Wege gibt. Angst in diesem Sinne ist etwas ganz Wertvolles: „Je ursprünglicher ein Mensch, umso tiefer die Angst“ (Søren Kierkegaard). Angst, die nicht zum Endpunkt meines Lebens wird, sondern zum Ausgangspunkt und Durchgangsweg. Eine biblische Geschichte von Angst und Angstbewältigung:
Und am Abend desselben Tages sprach Jesus zu seinen Jüngern: Lasst uns ans andre Ufer fahren. Und sie ließen das Volk gehen und nahmen Jesus mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm. Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind! (Markus 4,35 – 41) Angst kommt auf
So beginnt alles: „Und am Abend desselben Tages sprach Jesus zu seinen Jüngern: Lasst uns ans andre Ufer fahren. Und sie ließen das Volk gehen und nahmen Jesus mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm.“ Angst kommt auf. Immer wieder, wenn Gott Unerwartetes tut. Dann gibt es noch am Abend einen neuen Auftrag. Dabei war doch der Tag schon voll
genug. Dabei haben wir doch jetzt schon in unserem Leben genug am Start. Und dann noch das: „Lasst uns …“. Sicher, es sind dann mehr, als wir denken, die mitgehen, wenn Jesus mitgeht. Zu neuen Ufern sind immer auch noch „andere Boote bei ihm“. Ein seltsamer Satz, oder? Was trägt das schon aus, dass noch andere dabei sind? Kämpfen werden sie nachher beinahe allein – und doch, es ist notiert: andere Boote bei ihm. Wir sind, wenn Angst aufkommt, nicht allein damit. Könnte es sein, dass auf dem Weg zu neuen Ufern mehr Ängstliche mit dabei sind, als wir manchmal denken? Und dann das Warten auf das Wunder am Abend. Es wird kommen! Wer sich mit Jesus auf den Weg zu neuen Ufern macht, der wird sein Wunder erleben – sogar sein blaues Wunder. Angstzustände
Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Jetzt haben wir es. Jesus mitgenommen, und dann gehen die Probleme erst los. Dann schlägt es hohe Wellen. Sturm kommt auf. Unerwartete Fallwinde, wie es sie am See Genezaret zu bestimmten Zeiten gibt. Obwohl sie nicht Wind gesät haben, ernten die Jünger Sturm. Und wir kennen das. Lebensstürme und Angstzustände. Dazu ein paar Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit: • John Petit-Senn schon im 19. Jahrhundert: „Die Ehe ist ein Hafen im Sturm, öfters aber ein Sturm im Hafen.“ Und bei wie vielen Gesprächen werden dann Stürme im Wasserglas erzeugt, die aber angesehen werden, als sei alles durch den Wind. • Stürmische Zeiten in der Firma – und Menschen in Leitungsverantwortung. Was er kann, zeigt der Steuermann nicht bei schönem Wetter, sondern in Sturm und Ungewitter. Plötzlich gilt es eine schwere Personalentscheidung zu treffen, oder eben Geduld zu beweisen, oder das Ruder fest in der Hand zu halten.
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• Und ein Letztes: das Alter. Wer sagt, dass die „Sturm- und Drangzeit“ in der Jugend liegt? Die kraftvollsten Stürme ziehen im Herbst des Lebens durchs Land! Lange hat man alles selbst gesteuert, und jetzt? Beinahe entwurzelt, wie eine Nussschale hin und her geworfen im Meer des Lebens. Und nichts mehr ist sicher: Können nicht. Wohnen nicht. Arbeiten nicht. Ist es da tröstlich, dass wir auf dem See Genezareth miterleben: Stürmische Zeiten können kommen. Kommen unvermittelt. Und dann ist das Boot voll. Dann kommt ein Schiff beladen bis an sein höchsten Bord. Nicht geladen, beladen. Und Jesus? Dieses Schiff ist auch geladen, bis an sein höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden – und der schläft den Schlaf des Gerechten. Zeigt schon auch was Wunderbares: Jesus ist ganz Mensch, ganz nah, ganz müde. Und: Jesus vertraut. Kindlich. Mitten im Sturm, da kann er schlafen. Die Freunde nicht! Die haben richtig Angst! „Meister, fragst du nicht danach?“. Was für ein Gebet, und wir haben es schon tausendmal bedacht und vielleicht auch gebetet: „Meister, fragst Du nicht nach meiner Ehe, meiner Arbeit, meinem Alter?“ Es schlägt hohe Wellen, und es scheint, als gäbe es kein Entrinnen. Angstbewältigung
Gregor von Nazianz schreibt: „Denken wir bei heiterem Himmel an den Sturm und im Sturm an den Steuermann!“ Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind! Wow! Was für ein Mensch! „Was für ein Mensch, dem Wind und Wellen gehorchen. Was für ein Mensch, der auf dem Wasser geht. Was für ein Mensch, der Wasser in Wein verwandelt, Brot und Fisch vermehrt. Was für ein Mensch, der die Gefangenen freimacht. Was für ein Mensch, der selbst
Wie wird das auf dem See erlebbar? Jesus ist ganz kurz angebunden: „Schweig, verstumme!“ Wortwörtlich: „Halt’s Maul!“ Er kann das. Er bringt die Schöpfung zur Ruhe, er ist das Auge im Sturm. Er hilft nicht Wasser schöpfen, sondern: Er ist der Schöpfer! Und die Freunde fragen zurecht: was ist das für einer? Die Antwort ist eigentlich klar: das kann nur Gott sein. Niemand sonst kann Wind und Wellen zur Ruhe bringen. Nur Gott kann das, was so heißt: „Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.“ Denn das kann nur der Schöpfer. Der hat in einer Woge der Liebe und Kraft die ganze Welt geschaffen, es hat getost und gewogt und alles wurde – Licht, Himmel, Wasser, Luft, Pflanze, Tier, Mensch. Und dann hat er nur noch eines geschaffen, was noch größer ist, und ein großes Wort gesprochen: Ruhe! Sabbat. Und den gesegnet. Die Ruhe, das ist die Vollendung. Und wo immer wir mitten im Sturm zur Ruhe kommen, da sind wir dort, wo Jesus ist, was Gott schafft. Welche Gründe gibt uns Gott heute, darauf vertrauen zu können, dass wir bei ihm zur Ruhe kommen – ich nenne drei für unsere Lebensstürme, und wir alle sitzen da in einem Boot: 1 Er ist mit im Boot. Es ist, egal worin das Boot besteht, wir kämpfen mit unserer Angst keinen einsamen Kampf. Wir leben nicht die Geschichte von Käpt’n Ahab und Moby Dick nach, wir versinken nicht am Ende im Meer der Angst.
2 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr
so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Uns fehlt … was? Was fehlt uns im Leben mitten im Sturm? Übereinkünfte? Neue Vereinbarungen? Ruhiges Fahrwasser? Geld? Zuschüsse? Ideen? Jesus fragt nach was anderem: Habt ihr keinen … Glauben! 3 Mitten in unserer Angst bleibt: Es gibt Hoffnung – habt Ihr … keinen Glauben, da fehlt noch ein kleines Wörtchen – und an dem liegt alles. „Noch“ – der Glaube ist möglich. Das neue Erleben – hier mitten im Sturm ist er. Der Heiland. Der Herr über Wind und Wellen. Das haben die Jünger erfahren. Das wollen wir gemeinsam neu glauben. Und so gegen die Angst angehen. Oder mit Karl May gesagt – ja, dem Karl May von Winnetou und Old Shatterhand – der bewusster Christ war und viel gegen die Angst und von der Angstbewältigung geschrieben hat. Er dichtet:
„Sei still in Gott, still wie das Meer! Nur seine Fläche streift der Wind, und tobt als Sturm er noch so sehr, wiss, dass die Tiefen ruhig sind. Sei weit in Gott, weit wie das Meer! Es wogt nicht bloß am heim’schen Strand, und wird dir’s auch zu glauben schwer, wiss, drüben gibt’s doch wieder Land. Sei tief in Gott, tief wie das Meer! Nach dort, wo dich die Welt vergisst, sei dein Verlangen, dein Begehr, wiss, dass die Tiefe Höhe ist. Ja, sei, mein Herz, stets wie das Meer in Gott so still, so tief, so weit! Dann landest du nicht hoffnungsleer am Küstensaum der Ewigkeit.“
Autor
Ralf Albrecht, Dekan des Kirchenbezirks CalwNagold und geschäftsführender Leiter der evangelischen Kirchengemeinde Nagold.
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den Tod bezwingt. Was für ein Mensch, der allen Armen und Schwachen frohe Botschaft bringt. Was für ein Gott, der zu uns kommt, um zu dienen. Was für ein Gott, der klein wird, wie ein Kind. Was für ein Gott, der alle Schuld dieser Erde für uns auf sich nimmt. Was für ein Gott, der mit uns sein neues Reich baut. Was für ein Gott, der uns das Erbe gibt. Was für ein Gott, der uns als Söhne und Töchter unbeschreiblich liebt. Jesus, Erlöser der Welt. Du bist Christus, der Fels, der uns hält. Gott ist mit uns, er selbst kommt zur Welt, das Licht, das die Nacht erhellt.“ (Albert Frey)
„Nach dort, wo dich die Welt vergisst, sei dein Verlangen, dein Begehr, wiss, dass die Tiefe Höhe ist.“
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Christlich-integrativer Ansatz zur Angstbewältigung Welche Hinweise auf die Behandlung von Ängsten finden sich in der Bibel? Maike Prolingheuer über Bezüge aus der Bibel und wie man sie verstehen kann.
•
In der Erzählung von den ersten Menschen wird aus biblischer Sicht bereits deutlich, welche Auswirkungen es hat, wenn einem Menschen Vertrauen fehlt. Nach dem Essen der Frucht vom Baum der „Erkenntnis“, haben sie Angst vor Gott. Sie bemerken, dass sie nackt sind und verstecken sich. Das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Gott und Mensch wurde durch den Ungehorsam zerstört. Seither gehört Angst zu dieser Welt und zum Menschsein. Allein direkt der Begriff
„Angst“ wird in der Bibel über 50-mal erwähnt. Doch Gott lässt uns in dieser Situation nicht alleine. Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ ( Johannes 16,33). In Jesus haben wir einen Helfer und Beistand in der Angst, sei sie real oder störungsbedingt. Wenn ein Mensch schon nicht sich selbst oder anderen Menschen vertrauen kann, so aber vielleicht doch Gott, der sich in seiner Liebe zu uns Menschen in Jesus Christus
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als vertrauenswürdig erwiesen hat. Er kann diese äußere Sicherheit geben, die ein ängstlicher Mensch sucht, und ihm Freiheit von seiner (Grund-)Angst schenken. Dazu ist es aber unumgänglich, dass ein Mensch sich an Gott wendet, seine Angst, seine Schuld und Scham eingesteht und von Ihm Vergebung und Annahme zugesprochen bekommt. Hier ist es wichtig, dass kein strafendes Gottesbild im Hintergrund mitschwingt, sondern Gottes Vaterliebe geglaubt und erlebt werden kann (ggf. müssen negative menschliche
Vatererfahrungen aufgearbeitet werden). Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Ängste eines Menschen auch auf die Gottesbeziehung übertragen können (z. B. Verdammungsängste). Doch auch diesen Ängsten kann in der Seelsorge/Beratung begegnet werden. In dem Wissen, dass Jesus bei ihm ist, kann sich ein Mensch seiner Angst stellen und muss sie nicht länger vermeiden und verdrängen. Die Verheißungen Gottes und die Erfahrungen von Menschen mit Angst in der Bibel bieten einen reichen Schatz, um die dysfunktionalen Angstgedanken und Sorgen (Lügen) durch funktionale, d. h. hilfreiche Gedanken (Wahrheit) zu ersetzen. Die entsprechende Anwendung in der Angstsituation muss allerdings geübt werden.
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Beispiele
• Warum sollte ich mich fürchten, wenn die Bibel doch sagt, dass Gott mir nicht den Geist der Furcht, sondern den Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit gegeben hat? (2. Timotheus 1,7) • Warum sollte ich besorgt sein, dass mein Glaube nicht durch trägt, wenn doch Jesus sowohl der Anfänger als auch der Vollender des Glaubens ist? (Hebräer 12,2) • Warum sollte ich die Hoffnung verlieren und befürchten, dass Gott mich fallen lässt, wenn doch Seine Barmherzigkeit jeden Morgen neu und Seine Treue groß ist? (Klagelieder 3,21–24) • Warum sollte ich mir Sorgen machen, wenn ich doch alle Sorgen auf Jesus Christus werfen kann, der für mich sorgt? (1. Petrus 5,7) • Warum sollte ich Gericht und Strafe befürchten, wenn die Bibel doch sagt, dass es für die, die in Christus sind, keine Verdammnis mehr gibt? (Römer 8,1) • Warum sollte ich mich überfordert fühlen, wenn die Bibel doch zusagt, dass Gott mich nicht verlassen wird und nicht von mir weicht? ( Josua 1,5) • Warum sollte ich den Tod fürchten, wenn Jesus das Leben ist und derjenige, der glaubt, niemals sterben wird? ( Johannes 1,25) • Warum sollte ich vor irgendjemandem Angst haben, wenn ich doch weiß, dass
Gott auf meiner Seite steht? (Römer 8,31) • Warum sollte ich besorgt sein, mein (von Gott bestimmtes) Ziel zu erreichen, wenn Jesus mich doch kennt, mein Hirte ist und mich festhält? ( Johannes 10,14 – 15; 27 – 29) • Warum sollte ich mich als Versager fühlen, wenn Gott es uns ermöglicht, zu überwinden? (Römer 8,37) Beispiele biblischer Geschichten
Bei Angst vor oder in Krisensituationen hilft die Betrachtung der Geschichte der Sturmstillung (Matthäus 8,23 – 27). Bei Angst vor Menschen die Geschichte von Mose, dem Gott Aaron als „Sprecher“ an die Seite stellt (2. Mose 4,10 – 15). Für den grundsätzlichen Umgang mit Ängsten eignet sich auch die Geschichte des Volkes Israel, das beim Auszug aus Ägypten und bei der Eroberung Kanaans sich seinen Ängsten stellen musste. Dabei hat Gott die Ängste nicht einfach weggenommen, sondern hat sie ermutigt, selbst zu kämpfen, war aber immer an ihrer Seite (in Wolkenoder Feuersäule) und hat auch übernatürlich eingegriffen. Die Psalmen sind reich an Gebeten, die in Angstsituationen formuliert wurden und auch dem Ratsuchenden/Klienten helfen können. z. B.: • „Als mir Angst war, rief ich den Herrn an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren.“ (Psalm 18,7) • „Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, denn mein Herz ist in Angst; du wollest mich führen auf einen hohen Felsen. Denn du bist meine Zuversicht, ein starker Turm vor meinen Feinden.“ (Psalm 61,2 – 4) • „Nur bei Gott komme ich zur Ruhe; geduldig warte ich auf seine Hilfe. Nur er ist ein schützender Fels und eine sichere Burg. Er steht mir bei, und niemand kann mir schaden.“ (Psalm 62,2 – 3). Doch auch aktuelle Gebete können hilfreich sein. Ein Beispiel: „Herr, geborgen bin ich an deinem Herzen. Auch wenn ich es jetzt nicht fühle, du bist da. Es ist nicht wichtig, dass ich auf alle Fragen 21
eine Antwort finde. Du wachst über mir. Du entmächtigst meine Ängste. Bei dir kommt mein unruhiges Herz zur Ruhe. Mein Gott, ich danke dir.“ 1 Gott fordert heraus, ihm und seinem Wort zu vertrauen. Doch er fordert nicht nur, sondern er stellt „die zerbrochene Vertrauensfähigkeit auf eine zweifache Weise wieder her. In seiner Gnade begegnet Er uns geduldig und liebevoll durch Seinen Geist, durch Zuwendung und Trost. Durch seinen Geist fordert Er uns auf, der Wahrheit zu glauben und die Lügen der Angst zu entlarven und zurückzuweisen. So entwickelt sich im angsterfüllten Menschen eine neue geistliche Identität […] In Christus bin ich wirklich eine neue Schöpfung […] Christus in mir ist größer als alles Zerstörerische, Negative und Dunkle […] Weil er „Ja“ zu mir sagt, darf ich leben. Wenn diese Botschaft das Innere eines Menschen erreicht, schmilzt die Angst […] Die durch die Angst zerstörte Vertrauensfähigkeit wird wieder hergestellt und er wird heil im Vertrauen zu Gott.“ 2 Fußnoten 1 Pfeifer, Samuel: Angst – Verstehen, Beraten, Bewältigen, Seminarheft, S. 32; Download von www.seminare-ps.net am 9. Sept. 2014 2 Hahn, Winfried: Angstbewältigung und christlicher Glaube, in: de’ignis-Magazin Nr. 37/38, S. 23
Autorin
Maike Prolingheuer ist Lehrerin, Psychologische Beraterin und Therapeutin (de’ignis), Heilpraktikerin für Psychotherapie und als Assistentin der Institutsleitung am de’ignisInstitut tätig.
Angst Sichtweise und Therapieansätze verhaltenstherapeutisch Was ist Angst? Welche Reaktionen löst Angst aus und warum? Rebecca Abele über die Grundzüge von Angststörungen und ihre unterschiedlichen Klassifikationen.
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• Angst – wer kennt sie nicht? Das Herz schlägt schneller, die Pupillen weiten sich, das ganze Gesicht drückt unsere Furcht aus und mit höchster Aufmerksamkeit halten wir Ausschau nach der Gefahr. Eine solche Angstreaktion in einer (potentiellen) Gefahrensituation oder wenn wir eine Gefahr erwarten, ist normal und angeboren. Sie ist sogar überlebenswichtig, denn durch die Angst werden wir dazu motiviert, der bedrohenden Situation ein Ende zu setzen – durch „Flucht“ oder „Kampf “. Zudem begünstigt die körperliche Reaktion das Entkommen aus der Situation. In Sekundenschnelle werden körperliche Ressourcen aktiviert, sodass wir schnell flüchten können oder sogar zunächst einmal keine oder verminderte Schmerzen trotz einer ernsthaften Verletzung spüren. Nun kommt es aber auch oft vor, dass Menschen in Situationen Angst haben, in denen es nicht ums Überleben geht, da gar keine reale Bedrohung vorliegt. Die Angst ist in diesen Momenten ganz und gar nicht förderlich, sondern führt zu subjektivem Leiden und der Beeinträchtigung im Alltag. Oft liegt dann eine der folgenden Angststörungen vor, die in der ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) folgendermaßen beschrieben werden: F40 Pho b ische Stör ung en : Von einer phobischen Störung spricht man, wenn die „Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen wird. In der Folge werden diese Situationen typischerweise vermieden oder mit Furcht ertragen.“1 Zu den phobischen Störungen gehören die Agoraphobie, soziale Phobien und spezifische Phobien.
Foto: FemmeCurieuse / photocase.de
F40.0 Ag orap ho b ie : Hier kommt es zu Ängsten davor, „das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, in Menschenmengen und auf öffentlichen Plätzen zu sein, alleine mit Bahn, Bus oder Flugzeug zu reisen.“1 F40.1 S oz ia le Pho b ien : Hier steht die „Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen, die
zu Vermeidung sozialer Situationen führt“ 1, im Vordergrund. Die Betroffenen leiden oft unter einem niedrigen Selbstwertgefühl und fürchten sich vor Kritik. Häufige Anzeichen der Angst sind dabei Erröten, Händezittern, Übelkeit oder der Drang zum Wasserlassen.
Herr M. hat seit einem Autounfall vor einem halben Jahr Probleme beim Autofahren. Bei dem Unfall handelte es sich um einen Auffahrunfall in einem Tunnel. Seither bekommt er Herzrasen, Schweißausbrüche, ihm wird übel und sogar leicht schwindelig, wenn er sich einem Tunnel nähert und hindurchfährt. Anfangs fuhr er ganz
F40.2 Sp e z ifische ( iso l ier te) Pho b ien : Dabei handelt es sich um „Phobien, die auf eng umschriebene Situationen wie [die] Nähe von bestimmten Tieren, Höhen, Donner, Dunkelheit, Fliegen, geschlossene Räume [etc.] beschränkt sind“1.
langsam durch Tunnel, hatte dabei aber furchtbare Angst. Dann versuchte er, bereits vor einer Fahrt an fremde Orte herauszufinden, wo sich Tunnel auf der Strecke befinden, und alternative Routen zu planen. Da dies nicht immer funktionierte, fährt er seit einiger Zeit nur noch bekannte Strecken, von denen er weiß, dass er durch keinen Tunnel fahren muss.
F41.0 Pan ik stör ung : Eine weitere häufige Angststörung ist die Panikstörung. Dabei kommt es zu „wiederkehrenden schweren Angstattacken [mit] plötzlich auftretendem Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühlen, Schwindel und Entfremdungsgefühlen […]. Oft entsteht sekundär auch die Furcht zu sterben, vor Kontrollverlust oder die Angst, wahnsinnig zu werden“ 1. Die Panikattacken beschränken sich dabei nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände und sind deshalb auch nicht vorhersehbar. Es kann jedoch auch zu Panikattacken im Rahmen der oben beschriebenen phobischen Ängste kommen. In der Fachliteratur werden auch die Zwangsstörung und posttraumatische Belastungsstörung den Angststörungen zugerechnet, da es sich bei der vorherrschenden Emotion um Angst handelt. Aus verhaltenstherapeutischer Perspektive können solche Phobien auf drei Arten entstehen (Three-Pathway-Modell nach Rachmann, 1977)2: Zum einen durch eigene negative Erfahrungen mit dem angstbesetzten Objekt oder der Situation und zum anderen durch Modelllernen, d. h. indem man bei anderen Personen oder Vorbildern wie den Eltern ein angstvolles Verhalten beobachtet. Es kann zudem sogar schon ausreichen, Warnungen über etwas zu erhalten, um vor dem Objekt oder der Situation durch Instruktionslernen Angst zu bekommen.
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Beim Erlernen der Angst durch negative Erfahrungen im Sinne der klassischen Konditionierung wird ein Reiz (unkonditionierter Reiz), der auf ganz natürliche Weise Angst bei uns auslöst (unkonditionierte Reaktion), mit einem an sich neutralen Reiz verknüpft (Abb.1, Seite 25) . Beim Beispiel von Herrn M. war dieser unkonditionierte Reiz der Auffahrunfall in einem Tunnel, der bei den meisten Menschen Angst und Erschrecken auslösen würde. Im weiteren Verlauf führt nun auch der ursprünglich neutrale Reiz (konditionierter Reiz) zu einer erlernten Angstreaktion (konditionierte Reaktion). Dies ist hier die Situation, durch einen Tunnel zu fahren, die bei Herrn M. Angstsymptome auslöst. Nun bleibt es aber nicht dabei, dass Herr M. beim Fahren durch einen Tunnel Angst empfindet – sondern er vermeidet schließlich alle Routen, die ihm unbekannt sind, um nicht durch Tunnel fahren zu müssen. Vermeidung der angstauslösenden Situation oder des Objekts ist ein klassisches Muster bei Angststörungen. Dadurch, dass der konditionierte Reiz somit vermieden wird, fällt die erlernte Angstreaktion ebenfalls weg. Das ist für die betroffene Person zunächst einmal ein erfreuliches Ergebnis. Kein Wunder, dass dieses Vermeidungsverhalten aufrechterhalten wird. Dieser Lernprozess der Verstärkung eines Verhaltens durch den Wegfall einer negativen Konsequenz (oder das Auftreten einer positiven Konsequenz)wird alsoperante
Konditionierung bezeichnet. Wenn es dann einmal doch zur Begegnung mit der angstauslösenden Situation kommt, kann sich die Angstreaktion bis hin zur Panikattacke steigern. Bei einer Panikstörung – zusätzlich zu oder unabhängig von einer Phobie – werden oft sowohl der äußere Kontext als auch die empfunden Paniksymptome als konditionierte Reize erlernt. So kommt es dabei in der Folge zu einem konditionierten Angsterleben, wenn ein ähnlicher Kontext aufgesucht wird, wie jener, in dem bereits eine Panikattacke stattgefunden hat. Außerdem tritt eine konditionierte Angstreaktion auf, wenn typische Symptome einer Panikattacke, wie Atemnot, Schwindel, Herzklopfen oder Schwitzen auftreten, da diese nun konditionierte Reize darstellen. Tritt ein solches Symptom auf, nimmt ein typischer Angstkreislauf seinen Gang (Abb. 2, Seite 25) . Zunächst einmal werden solche körperlichen Symptome verstärkt wahrgenommen, es kommt dann zu der gedanklichen Interpretation, dass die wahrgenommenen Symptome eine „Gefahr“ darstellen könnten (z. B. dass eine erneute Panikattacke stattfindet oder die Angst, einen Herzinfarkt zu erleiden). So kommt es zu einer Angstempfindung und dadurch zu weiteren physiologischen Reaktionen wie noch stärkeres Herzklopfen etc. Diese verstärkten körperlichen Empfindungen werden erneut wahrgenommen, als Gefahr interpretiert, woraufhin sich die Angst und die körperlichen Paniksymptome immer weiter steigern. Beim Auftreten von Angst oder Panik scheint Vermeidung für viele Patienten der einzige Ausweg zu sein, dieser Empfindung zu entkommen (Vermeidungskurve – Abb. 3, Seite 25) . Die Betroffenen erwarten bei einer Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz oder der Situation, dass die Angst mitsamt der körperlichen Aktivierung unendlich weiter ansteigt, bis es nicht mehr zu ertragen ist, oder dass dieser Zustand nie wieder aufhört (Erwartungsangstkurven – Abb. 3, Seite 25) . In der Realität würde die Angstreaktion tatsächlich weiter ansteigen als bei der Vermeidung, würde dann aber
wieder nachlassen (Konfrontationskurve
–
Abb. 3, Seite 25) . Das liegt daran, dass unser
Körper die hohe Aktivierung, die bei Angst geschieht, um uns die Flucht oder den Kampf zu ermöglichen, nicht unbegrenzt aufrechterhalten kann. Es tritt vielmehr nach einer gewissen Zeit eine Erschöpfung ein, sodass die körperlichen Symptome wieder abflachen. Zudem findet auf der psychischen Ebene eine Gewöhnung an den Angstreiz statt sowie der Lernprozess, dass die Angst nachlässt und die positive Erfahrung, dass man eine solche Situation bewältigen kann. An diesen Prozessen setzen verhaltenstherapeutische Behandlungsverfahren an, bei denen die Konfrontation (Exposition) mit dem Angstreiz eine zentrale Rolle spielt 2,3. Dabei wird zum einen unterschieden, ob man die Exposition real (in vivo) oder in Gedanken (in sensu) durchführt. Zum anderen nähert man sich entweder schrittweise an die am meisten angstauslösende Situation an (graduell) oder man beginnt sofort mit dieser Situation (massiert). In beiden Fällen braucht es zuvor das Aufstellen einer Angsthierarchie. Hier soll der Patient gestaffelt anordnen, welche Situationen seines Angstthemas bei ihm leichte bis sehr starke Angst auslösen. Bei der Systematischen Desensibilisierung nähern sich Therapeut und Patient beginnend mit leichteren Situationen der Vorstellung einer sehr stark angstauslösenden Situation an. Zuvor erlernt der Patient verschiedene Entspannungstechniken, die er auch während der in sensu-Exposition anwendet, um der aufkommenden Angst entgegenzuwirken. Erst wenn der vorgestellte Reiz keine Angst mehr auslöst, wird zum nächsten Reiz der Angsthierarchie übergegangen. So soll sich beim Patienten eine Gewöhnung an den Angstreiz einstellen. Bei der massierten Exposition, auch Flooding genannt, wird lediglich die am stärksten angstauslösende Situation gewählt. Dabei erlebt der Patient sowohl in sensu als auch in vivo eine starke Reaktionsüberflutung ängstlicher Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen – bis es zu einem Rückgang eben dieser kommt (Konfrontationskurve – Abb. 3, Seite 25) .
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Dabei ist es ganz wichtig, dass der Betroffene so lange in dieser angstauslösenden Situation bleibt, bis die Angst tatsächlich spürbar nachlässt und sich eine deutliche Erleichterung einstellt. So lernt der Patient, dass seine katastrophalen Befürchtungen ausbleiben und die Angst von selbst wieder abnimmt. Ähnlich wie bei der massierten Exposition in vivo ist das Vorgehen bei der graduierten in vivo Vorgehensweise – nur dass der Patient die Situation dabei schrittweise in der Realität aufsucht. Nachdem die Angst in einer der Angsthierarchiesituationen spürbar nachgelassen hat und somit eine Neubewertung der Situation als „weniger bedrohlich“ möglich wird, kann die nächste Situation aufgesucht werden. Die Erfolge einer verhaltenstherapeutischen Behandlung bei Angststörungen sind vielversprechend. Betroffene schöpfen im Laufe einer Therapie immer mehr Zuversicht, angstauslösende Situationen selbst meistern zu können, ohne in die Vermeidung zu flüchten. So können sie ihr Leben wieder selbst gestalten ohne von Ängsten beherrscht zu werden. Literatur 1
Dilling, H.; Mombour, W.; Schmidt, M. H.: Internationale Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10. Hogrefe Verlag, Göttingen 1991 2 Wittchen, H. U.; Hoyer, J.: Klinische Psychologie & Psychotherapie. Springer, Berlin 2011 3 Linden, M.; Hautzinger, M.: Verhaltenstherapiemanual. Springer, Berlin 2015
Autorin
M. Sc. Rebecca Abele arbeitet im de’ignisZentrum Stuttgart als Psychologin.
Entstehung der Ang st und des Vermeidung s verha ltens Im Sinne der Zwei-Faktoren-Theorie der Angst nach Mowrer, wobei die beiden Prozesse der Klassischen und Operanten Konditionierung zusammenwirken
Unkonditionierter Reiz
Unkonditionierte Reaktion
Unfall
Angst Klassische Konditionierung
Konditionierter Reiz
Konditionierte Reaktion
Tunnel
(erlernte) Angst Operante Konditionierung Wegfall der konditionierten Reaktion Kein Angsterleben
Vermeidung
Abb. 1
Ang stkreislauf nach Marg raf und S chneider (1990)
Ang st verlauf b ei Vermeidung und Konfrontation sowie er war teter Verlauf b ei Konfrontation (o bj ektiv)
Wittchen, H. U.; Hoyer, J.: Klinische Psychologie & Psychotherapie. Springer, Berlin 2011
Äußere R eize
Körperliche Empfindungen
Wittchen, H. U.; Hoyer, J.: Klinische Psychologie & Psychotherapie. Springer, Berlin 2011
Auslöser (körperliche Veränderungen, Gedanken, etc.)
D: Erwartung 10
Wahrnehmung
B: Habituation bei Konfrotation
Angst Gedanken („Gefahr“)
Physiologische Veränderungen
a
A: Vermeidung / Ritual 0
Zeitverlauf „Angst“
Verhalten (Vermeidung, Flucht, Bewältigung)
Abb. 3
Abb. 2
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C: Erwartung
Rainer Kloß über die systemische Therapie von Ängsten, ihre Ansätze und Methoden.
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Angstbehandlung aus systemischer Sicht
Die systemische Therapie hat – im • Gegensatz zu den psychodynamischen und verhaltenstherapeutischen Ansätzen – in der Behandlung psychischer Störungen primär den Blick auf die Zusammenhänge und Interaktionen zwischen Komponenten von sozialen Systemen gerichtet. Dabei wird der Mensch in seinem Lebenskontext von Familie, Herkunftsfamilie, Arbeitskontext, Gemeinde, Peer group, usw. gesehen. Entwickelt wurden zunächst vor allem Grundannahmen, die sich ausgehend von der Systemtheorie sehr universell auf eine Vielzahl von Bereichen anwenden lassen und inzwischen sehr breit eingesetzt werden (Paar- und Familientherapie, Organisationsberatung, Coaching, Pädagogik und viele andere mehr). Dabei lag der Schwerpunkt weniger auf der Theoriebildung, wie sich bestimmte Störungsbilder erklären und daraus ableitend behandeln lassen. Im Vordergrund stand vielmehr die Grundhaltung der „neugierigen“ und unvoreingenommenen Exploration von Zusammenhängen, wie und in welcher Hinsicht bestimmte zu beobachtende Reaktionen der Mitglieder eines Systems „einen Sinn“ ergeben können, z. B. auch solche Phänomene wie Angstzustände oder chronische Ängste mit entsprechenden Gefühlen und Verhaltensweisen. Die freie Hypothesenbildung, die besondere Fragetechnik und Interventionen der systemischen Therapie, sollten dabei gerade nicht von vorgegebenen Theorien über die intrapsychischen und interpersonalen Abläufe eingeschränkt werden, sondern jeweils im konkreten Einzelfall der Klienten im sozialen Kontext erarbeitet und angewandt werden. Inzwischen konnte jedoch die systemische Therapierichtung nicht umhin, auch störungsspezifische Ansätze zu formulieren, die sich aus der großen Erfahrung mit unterschiedlichen, aber doch wieder regelhaft beobachteten Situationen im Behandlungskontext ergeben. Dabei steht aber – im Gegensatz zu den psychodynamischen oder verhaltenstherapeutischen Therapierichtungen – weniger ein geschlossenes Theoriegebäude im Hintergrund, sondern eher ein Erfahrungswissen in der Art, dass
bestimmte Interventionen häufiger erfolgreich sind und eine Veränderung in der Systeminteraktion bewirken, d. h. das System „verstören“ und damit eine Neuorganisation auf einer weniger von der „Symptomatik“ beherrschten Ebene möglich wird. Aus systemischer Sicht sind Ängste auf die Zukunft projizierte „Geschichten“, die jemand sich (und anderen) immer wieder „erzählt“. Es ist, als würde er oder sie sich ständig einen oder verschiedene Horrorfilme anschauen (die ja unter anderem deshalb so beliebt sind, weil sie ein Gefühl von Kontrolle und Macht vermitteln: „Ich halte das aus, ist ja nur ein Film!“). Zugrunde liegen könnte dabei in etwa die Annahme: Indem ich mir die Angst immer wieder vergegenwärtige, hoffe ich, dem Angstbesetzten zu entgehen, und versuche gleichzeitig der angstbesetzten Situation auszuweichen und Kontrolle über die Angst zu gewinnen. Oft verselbständigt sich die Angst jedoch in der Weise, dass sie selbst zum angstauslösenden Objekt wird („Angst vor der Angst“), die sich dann in einem Teufelskreis selbst generiert. Gerade der Versuch, die Angst zu vermeiden oder zu kontrollieren, scheitert aber, weil ich mir der „Abwesenheit von Angst“ nie sicher sein kann. In sozialen Systemen wie einer Partnerschaft oder Familie bilden sich in der Interaktion mit Menschen, die starke Angstgefühle zeigen, wiederkehrende Muster aus, die in einer Art Regelkreis die Angstgefühle und Äußerungen unterhalten und verstärken. Oft dient die Angst der Beziehungsregulation, z. B. um Schutz, Aufmerksamkeit, Loyalität und Bindung in durch Konflikte bedrohten Partnerschaften zu bewirken. So führen z. B. nächtliche Angstattacken einer Frau dazu, dass der Partner keine Geschäftsreisen mehr unternehmen kann (und dann dort nicht fremdgehen kann). In Familien können so auch Kinder zu „Index-Patienten“ für die Partnerschaftskonflikte der Eltern werden, indem sie mit ihrer Symptomatik dazu animieren, dass sich die Eltern um das „kranke Kind“ kümmern und weniger streiten. Häufig schlägt jedoch die anfängliche Fürsorge für den Angstgeplagten in
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eine sehr ambivalent erlebte aggressive Haltung dem Angstzeigenden um, was dessen Ängste wieder verstärkt und noch notwendiger erscheinen lässt usw. Gerade in Veränderungsphasen von Systemen entsteht eine Spannung zwischen der Notwendigkeit von Anpassungen und dem Wunsch nach Bewahrung des Gewohnten und Vertrauten. Dann können Ängste die Funktion übernehmen, den Pol der Bewahrung zu besetzen. Ängste führen zur Schonung, zu einem möglichen Aufschieben von Veränderung, zu einem „Reform-Stau“.1 Dabei müssen die auftretenden Ängste in keiner Weise Bezug zu den anstehenden „Reformen“ haben, allein ihr Auftreten setzt einen regulativen Prozess in Gang, der das System in Richtung Festhalten an Bewährtem lenkt. Angststörungen nehmen daher überzufällig häufig ihren Anfang bei der anstehenden Ablösung vom Elternhaus, Beginn einer neuen Arbeitsstelle, Veränderungen des Familiengefüges und ähnlichem. Bezüglich der Angst können verschiedene Beziehungsebenen betrachtet werden: • Die Beziehung zu dem, was dem Klienten Angst macht. • Die Beziehung zur Angst selbst (z. B. wenn die Angst selbst Angst erzeugt und der Klient sie bekämpfen muss). • Die Beziehung zum eigenen Ich als einem Menschen, der Angst hat (den ich z. B. deswegen ablehne und verurteile). • Die Beziehung zu Bezugspersonen, die mit dem Klienten als Angstzeigendem umgehen (müssen). In der Therapie können alle Beziehungsebenen exploriert und deutlich gemacht werden. Darüber hinaus können mit hypothetischen Fragen Möglichkeiten untersucht werden, ob der Klient an der Art der Beziehung (wie er bisher damit umgegangen ist, ob es alternative Umgangsformen damit gibt usw.) etwas ändern kann. Insbesondere die häufigen Versuche, der Angst auszuweichen, führen zu einer Erstarrung und Verfestigung der Umgangsmuster, meist mit einer selbstabwertenden, ohnmächtigen Gefühlslage. Hier kann es hilfreich sein, Möglichkeiten durchzuspielen, den
„Kampf einmal aufzugeben“, freundliche Umgangsweisen mit der Angst auszuprobieren, was das Gefühl von Ohnmacht überwinden oder die Beziehungen im System mit anderen verändern kann. Die zuvor fixierte Aufmerksamkeit (die sog. „Problemtrance“) kann dadurch überwunden und auf andere Aspekte der Beziehungen gelenkt werden, was den negativen Regelkreis der Angstgenese unterbrechen kann. Mit Klienten kann z. B. auch herausgearbeitet werden, wie er die oben genannten Beziehungsmuster weiter gestalten will. Unter Umständen ergibt sich daraus eine Umdeutung der Angst, z. B. als Schutzmechanismus, als Konfliktlösungsversuch, als notwendige Bereitstellungsreaktion von Energie und körperlicher Reaktionsbereitschaft im Sinne einer positiven Konnotation und Ressourcenaktivierung. Auch die Infragestellung der oft sehr einseitigen Vorstellung der Klienten, sie könnten durch eine therapeutische Behandlung „Angstfreiheit“ erreichen, kann hilfreich sein: Es geht um ein schrittweises und nur relatives Verändern der Angststärke, Herausarbeiten von Verhaltensweisen, die Angst mehr oder weniger stark auftreten lassen usw. Hilfreich sind dabei Skalierungseinschätzungen in der Beschreibung von Angst (Einschätzungen auf einer Skala von 0 bis 10, wie stark die Angst bei bestimmten Anlässen auftritt, welche Verhaltensweisen die Angst von z. B. 3 auf 8 steigen lassen, was sie wieder etwas vermindert, usw.) Auch dadurch gewinnen Klienten ein Gefühl von Kontrolle über ihre Angst, wenigstens in Teilbereichen, die sich dann wieder verstärken können. Aus systemischer Sicht ist neben der Einzeltherapie gerade auch die Einbeziehung relevanter Systemmitglieder, z. B. der Partner oder Familienangehörige, für die Hypothesengewinnung, aber auch die Veränderung der eingefahrenen Umgangsmuster mit der Angst sinnvoll. Die „Funktion“ der Angst erschließt sich oft nur aus dem systemischen Geschehen, das die Angstsymptomatik aufrechterhält. Entsprechend hilfreich kann es sein, alle Beteiligten an der Lösung und Veränderung der Muster einzubeziehen,
indem z. B. die Konsequenzen beleuchtet werden, die ein möglicher „Verlust“ der Angst für alle haben könnte, neben den positiven auch die negativen. Eine besondere Methode der Angsttherapie besteht in der Externalisierung der Angst: Die Angst wird dabei als ein „selbständiges Wesen“ in der Vorstellung des Klienten, eines Paares oder auch einer ganzen Familie dargestellt, mit dem interagiert wird. Manchen Klienten ist es dabei hilfreich, einen Gegenstand als Symbol der Angst „greifbar“ zu machen oder dem Angstwesen einen Namen zu geben. Die Beziehungsdynamik gegenüber Angst wird dadurch modifiziert, sie ist nicht mehr Teil der Person des „Angstbesitzenden“, dieser kann jetzt seine Umgangsformen mit der Angst aus einer veränderten Sichtweise wahrnehmen und in der Regel auch modifizieren. Manchen Klienten gelingt dabei ein kreativer Umgang mit der Angst, der die starren Verhaltensmuster aufweicht, z. B. indem sie das Angstwesen bewusst ansprechen, in den angstauslösenden Situationen mit ihm bewusst in Interaktion treten (z. B. die Angst in einer Tasche mit sich herumtragen und bei Bedarf herausholen, sie als Schutzwesen um Hilfe bitten, etc.). Nach Schumacher bewähren sich insgesamt sechs primäre Methoden in der systemischen Angsttherapie:2,3 1 Vermeiden des Vermeidens 2 Integration von Angst, statt die Angst zu bekämpfen 3 Das Auftreten der Angst in einen anderen Kontext stellen 4 Externalisierung der Angst 5 Skalierung der Angst, um den Gegensatz „Angst – keine Angst“ zu differenzieren 6 Symptomverschreibung, z. B. bewusst Angstreaktionen zu zeigen, ohne dass Angst auftritt, um die assoziierten Beziehungsmuster deutlich werden zu lassen.
Autor
Rainer Kloß ist Arzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapie und Rehabilitationswesen und hat eine Weiterbildung in systemischer Therapie und Familientherapie. Er ist als Supervisor und Oberarzt der de’ignisFachklinik tätig.
Fußnoten 1 Schweitzer J., von Schlippe A.: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung II. Das störungsspezifische Wissen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006 2 Schumacher, B.: Systemische Angsttherapie – in einer Sitzung. Teil 1. Familiendynamik 33 (Heft 1): 16–33.Klett-Cotta, Stuttgart 2008 3 Schumacher, B.: Systemische Angsttherapie - in einer Sitzung. Teil 2. Familiendynamik 33 (Heft 2): 177–193. Klett-Cotta, Stuttgart 2008
Weiterführende Literatur • Lieb, H.: Störungsspezifische Systemtherapie. Konzepte und Behandlung. Reihe: Störungen systemisch behandeln. Band 1. Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2014
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„Insbesondere die häufigen Versuche, der Angst auszuweichen, führen zu einer Erstarrung und Verfestigung der Umgangsmuster.“ 29
Der Angst davonlaufen? Prof. Dr. med. Andreas Broocks zum Thema Sport und Bewegung in der Therapie von Angststรถrungen
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Der Angst davonlaufen? – Macht das Sinn? Es gibt Probleme, die gelöst werden müssen. Fragen, denen man nicht auf Dauer ausweichen kann, nicht durch Ablenkung, durch Drogen und auch nicht durch exzessiven Sport. Auf der anderen Seite konnte in einer Vielzahl von Studien gezeigt werden, dass intensives körperliches Training zu einer Abnahme von Angstsymptomen und Depressivität führt. Angststörungen sind mit einer Lebenszeitprävalenz von 15 Prozent vergleichsweise häufig. Im klinischen Kontext ist die Panikstörung von besonderer Relevanz, in einem hohen Prozentsatz besteht gleichzeitig eine Agoraphobie1. Kennzeichnend sind Panikattacken, die sowohl in bestimmten Situationen wie auch aus heiterem Himmel auftreten können. Die Betroffenen gehen nach Auftreten der ersten Panikattacken oft davon aus, dass sie unter einer körperlichen Erkrankung leiden, sodass wiederholt verschiedene somatische Untersuchungen durchgeführt werden. Der Häufigkeitsgipfel liegt im jungen Erwachsenenalter, und unbehandelt kann es zur Chronifizierung, zum Missbrauch von Alkohol oder Beruhigungsmitteln und zum Auftreten sekundär bedingter Depressionen kommen. Die soziale Phobie beginnt oft bereits im Jugendalter und führt zu erheblichen Beeinträchtigungen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Bestimmte soziale Situationen, z. B. der Kontakt zu Vorgesetzten oder zum anderen Geschlecht, sind extrem angstbesetzt und vom Betroffenen
ohne effektive therapeutische Maßnahmen nicht zu bewältigen. Des Weiteren wurde eine generalisierte Angststörung definiert, die durch eine spezifische Form der Sorgen gekennzeichnet ist. Die Betroffenen berichten über eine ängstlich-unruhige Anspannung, die sich über Stunden oder auch den ganzen Tag hinweg erstrecken kann. Dabei kreisen die Sorgen typischerweise um bestimmte Themen, z. B. dass nahen Angehörigen etwas zustoßen könnte, etwa im Straßenverkehr, oder um andere katastrophale Ereignisse, die möglicherweise eintreffen könnten. Mögliche Ursachen von Angststörungen
Im Hinblick auf die Ursache von Angststörungen werden eine Vielzahl von Faktoren diskutiert. Ausgangspunkt bildet mit großer Wahrscheinlichkeit eine ererbte oder erworbene Veranlagung für das Auftreten von Angst, die schon in der Kindheit als erhöhte Trennungsangst zum Ausdruck kommen kann.1 Bei der Panikstörung treten die ersten Panikattacken im jungen Erwachsenenalter häufig in Zusammenhang mit Stressereignissen oder aktuellen Konflikten auf. Eine gesteigerte Wahrnehmung für körperliche Symptome und eine ängstlich-hypochondrische Selbstbeobachtung führen dann zur Entstehung eines psychophysiologischen Teufelskreises, der innerhalb von Sekunden zu einem Panikzustand führen kann. Die konsekutive Erwartungsangst erhöht die Wahrscheinlichkeit
Nur drei von insgesamt 46 Patienten hatten ein regelmässiges Ausdauertraining bis zum Beginn der Erkrankung ausgeübt. 31
für das Auftreten weiterer Panikattacken. Sekundär kommt es zur Vermeidung von Situationen, in denen das Auftreten einer Panikattacke als besonders problematisch empfunden wird. Das Vermeiden solcher Situationen trägt zur Chronifizierung der Erkrankung bei. Im Rahmen einer Generalisierung des Vermeidungsverhaltens ziehen sich die Patienten auch von sportlichen Aktivitäten zurück.2 Dadurch entwickelt sich eine deutlich reduzierte kardiopulmonale Leistungsfähigkeit, die zusammen mit der Erwartungsangst zur Entwicklung eines erhöhten Sympathikotonus beiträgt. Selbst geringfügige körperliche oder psychische Belastungen führen nun zu einer sympathikotonen Reaktion, wobei die von den Patienten als bedrohlich wahrgenommene Tachykardie im Sinne des oben geschilderten Teufelskreises in eine Panikattacke mündet. Neurobiologische Faktoren für die Entstehung von Angststörungen
Neurobiologische Befunde weisen bei der am besten untersuchten Panikstörung unter anderem auf eine Überempfindlichkeit von noradrenergen Rezeptoren im Gehirn und eine erhöhte Aktivität der „Stressachse“ (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse) hin. Außerdem findet sich eine pathologisch erhöhte Empfindlichkeit für Substanzen, die eine Stimulation zentraler serotonerger Rezeptoren bewirken.3 In den entsprechenden Experimenten reagierten Patienten mit Panikstörung/Agoraphobie auf bestimmte Substanzen bereits in einer sehr geringen Dosis, die von Gesunden kaum oder gar nicht wahrgenommen werden. Diese Auffälligkeiten könnten genetisch bedingt sein oder sich als Folge frühkindlicher Traumata oder anderer Umwelteinflüsse später entwickeln. Tierexperimentell konnte gezeigt werden, dass intensive Stressbelastungen in den frühen Entwicklungsphasen zu einer gestörten Ausreifung des serotonergen Systems führen. Eine verminderte Verfügbarkeit von Serotonin in bestimmten Hirnarealen würde als Folge eine erhöhte Empfindlichkeit serotonerger Rezeptoren bewirken (um den vorhanden Mangel auszugleichen).
Behandlung von Angststörungen
Ein erster und wichtiger Schritt in der Behandlung von Angststörungen besteht darin, den Patienten nach Stellung der richtigen Diagnose über die Art der Erkrankung und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären.1 Die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie und der medikamentösen Behandlung mit vorrangig Serotoninwiederaufnahmehemmern (SSRI) konnte in zahlreichen Studien belegt werden. In schweren Fällen sollte eine Kombination psychotherapeutischer und medikamentöser Maßnahmen eingesetzt werden. Bei der Zwangsstörung ist bei vielen Patienten die Kombination eines Serotoninwiederaufnahmehemmers (SSRI) oder Clomipramin mit einem atypischen Neuroleptikum erforderlich, wobei auch hier ein psychotherapeutisches Vorgehen als Methode der ersten Wahl gilt. Trotz der heute verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten kommt es bei vielen Patienten nur zu einer teilweisen, oft unzureichenden Rückbildung der Symptome. Hier bietet insbesondere Ausdauertraining eine therapeutische Alternative und effektive Ergänzung anderer therapeutischer Maßnahmen, zum Beispiel Expositionsübungen im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie, Entspannungsverfahren und wie schon erwähnt pharmakologische Behandlungen. Die wichtigste Differenzialdiagnose besteht in einer depressiven Erkrankung, bei der ebenfalls Panikattacken und andere Ängste auftreten können. Es ist sehr wichtig, eine Depression rechtzeitig zu erkennen, zum einen wegen der Suizidgefahr und zum anderen, weil dann eine andere Behandlung erforderlich wird. Medikamentöse Behandlung
Die therapeutische Wirksamkeit von Antidepressiva, insbesondere aus der Gruppe der sogenannten selektiven SerotoninReuptake-Inhibitoren (SSRI) wurde in einer Vielzahl von plazebokontrollierten Studien nicht nur bei depressiven Störungen, sondern auch bei verschiedenen Angsterkrankungen bestätigt. Zur Therapie der Panikstörung existieren mittlerweile eine Vielzahl von positiven Studien
zu Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin, in geringerer Anzahl auch zu Citalopram und Fluoxetin. Im Vergleich zu den früheren trizyklischen Antidepressiva haben SSRI ein vergleichsweise günstigeres Nebenwirkungsprofil. Allerdings kommt es bei den meisten Patienten mit einer Panikstörung in den ersten ein bis zwei Wochen der Behandlung zu einer vorübergehenden Zunahme der Symptome. Dies führt häufig zum Absetzen des Medikamentes, da der Patient und eventuell auch der unerfahrene Arzt der Meinung sind, das Medikament werde „schlecht vertragen“. Dies ist unrichtig, das verstärkte Auftreten von Symptomen in den ersten Tagen der Behandlung ist im Gegenteil ein Zeichen für ein gutes Ansprechen auf das Medikament und ist durch eine entsprechende Bedarfsmedikation leicht zu überbrücken. Ein häufiger Einwand gegen eine medikamentöse Behandlung besteht in der irrigen Annahme des Patienten, er müsse nun lebenslänglich Psychopharmaka einnehmen. Medikamente würden ja „nur die Symptome unterdrücken“, die nach Absetzen zwangsläufig wieder auftreten müssten. Dabei wird übersehen, dass eine fachgerecht durchgeführte Pharmakotherapie über den rasch einsetzenden symptomreduzierenden Effekt hinaus andere Auswirkungen hat. So kann es dem Patienten gelingen, eine besonders stressbelastete Phase seines Lebens ohne berufliche und private Rückschläge zu überstehen. Die durch die akute Symptomatik eingeschränkte offensive Bearbeitung von Problemen wird wieder möglich. Die Erfahrung, dass eine wirksame Behandlung der Störung möglich ist, führt dazu, dass spätere Exazerbationen der Symptomatik weniger bedrohlich und mit weniger katastrophalisierenden Gedanken erlebt wird. Da mit längerer Behandlungsdauer die Rückfallraten geringer werden, sollte die medikamentöse Behandlung über mindestens 12 – 18 Monate durchgeführt werden. Grundsätzlich sollte das Medikament langsam über mehrere Wochen oder Monate ausgeschlichen werden. Hierbei ist wichtig, dass der Patient beim Wiederauftreten von bestimmten Symptomen oder
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Befürchtungen die Möglichkeit hat, mit anderen therapeutischen Verfahren von vornherein dagegen anzugehen. Wirksamkeitsnachweise aus klinischen Studien
Bereits eine einzige Trainingssitzung kann Angstsymptome vorübergehen abmildern und das Auftreten experimentell induzierter Panikattacken verhindern.4 In der ersten kontrollierten Behandlungsstudie bei Panikstörung und /oder Agoraphobie wurden 46 Patienten randomisiert einer von drei Behandlungsgruppen zugewiesen.5 Eine Gruppe nahm an einem zehnwöchigen Ausdauertrainingsprogramm (5 – 6 km Joggen, drei- bis viermal pro Woche) teil. Die zwei anderen Gruppen wurden mit einem bewährten Medikament (Clomipramin) oder mit Placebokapseln behandelt. Im Vergleich zur Placebobehandlung führten sowohl Clomipramin als auch Ausdauertraining zu einer deutlichen und signifikanten Besserung der Angstsymptomatik. Der therapeutische Effekt von Clomipramin ließ sich etwas früher nachweisen und war im Vergleich zum Ausdauertraining hinsichtlich einiger Skalen signifikant stärker ausgeprägt. In beiden Behandlungsgruppen kam es außerdem zu einer deutlichen Besserung depressiver Symptome. Zehn von 15 Patienten in der Sportgruppe beurteilten ihren Zustand als „viel oder sehr viel gebessert“ (PGI-Skala). In der Clomipramin-Gruppe teilten ebenfalls zehn von 15 Patienten diese Einschätzung, während sich in der Placebogruppe nur drei von 15 Patienten „viel oder sehr viel gebessert“ sahen. Die Studie von Herring et al. 6 befasste sich mit der therapeutischen Anwendung von Ausdauer- und Krafttraining bei 30 Frauen, bei denen die Diagnose einer generalisierten Angststörung gestellt worden war, über sechs Wochen Ausdauertraining im Vergleich zu Krafttraining oder einer Warteliste. In beiden Sportgruppen kam es zu einer signifikanten Reduktion des pathologischen Sorgens. Die Remissionsrate betrug 60 Prozent für das Krafttraining, 40 Prozent für das Ausdauertraining; bei 30 Prozent der Patienten kam es im Rahmen der Basisbehandlung, die in einer
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klublu / photocase.de
Das Ausmass an wahrgenommener Kontrolle Ăźber die Symptome hat einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Panikattacken. 33
Pharmakotherapie bestand, ebenfalls zu einer Remission. Die Aussagekraft dieser Untersuchung ist durch die kleine Gruppengröße (zehn Patientinnen pro Gruppe) limitiert. Hinzu kommt, dass bei der Diagnose „Generalisierte Angststörung“ immer eine sehr hohe Komorbidität mit anderen psychiatrischen Diagnosen besteht. In einer Metaanalyse zur Überprüfung der Effektstärke bewegungstherapeutischer Interventionen auf die Reduktion des Ausmaßes von Ängstlichkeit fassen Wipfli et al. 49 randomisierte kontrollierte Studien zusammen, die bis Januar 2006 publiziert wurden.7 In 46 dieser Studien wurde ein aerobes Ausdauertraining durchgeführt. Die Effektstärke über alle Studien mit insgesamt 3.566 Teilnehmern betrug im Vergleich zu unbehandelten Kontrollgruppen 0,48 (95 Prozent-KI: 0,63 – 0,33). Im Vergleich zu Gruppen mit anderen Therapieformen (Entspannungsverfahren, Stressmanagementedukation, Yoga, Gruppentherapie u. a.) ergab sich noch immer eine Überlegenheit des Ausdauertrainings von 0,19 (28 Studien, 1.924 Teilnehmer). Die Autoren schließen aus diesen Ergebnissen, dass die Verwendung bewegungstherapeutischer Interventionen bei Angststörungen aufgrund eines hohen Grades empirischer Evidenz empfohlen werden kann. Zukünftige Studien sollten weitergehenden Fragen nach der optimalen Dosierung (Frequenz, Dauer, Intensität) sowie den Wirkmechanismen nachgehen. Die Bedeutung komplementärer Methoden in der Behandlung von Angststörungen war bereits früher in einer umfangreichen Metaanalyse von Jorm et al.8 untersucht worden. Beim Vergleich von insgesamt 34 Behandlungsmethoden, zu denen auch Homöopathie, pflanzliche Arzneimittel, Akupunktur, Autogenes Training und Meditation gehörten, ergab sich der höchste Evidenzgrad für körperliches Training. Wie wirkt Ausdauertraining bei Panikstörung?
Tierexperimentelle Befunde haben gezeigt, dass eine akute motorische Aktivität zu einem erhöhten Umsatz von Serotonin in verschiedenen Gehirnarealen führt.9
Es ist daher vorstellbar, dass regelmäßiges sportliches Training zu einer Verbesserung des zentralen Serotonin-Angebotes führt und damit im Laufe von Wochen adaptive Rezeptor-Veränderungen bewirkt. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse deuten jetzt darauf hin, dass Ausdauertraining zu einer Normalisierung derjenigen Serotonin-Rezeptoren führt, die bei Patienten mit Panikstörung eine pathologisch gesteigerte Empfindlichkeit aufweisen.10 Im Hinblick auf den bei Panikpatienten häufig erhöhten Sympathikotonus führt regelmäßiges Ausdauertraining zu einer Abnahme der vegetativen Übererregbarkeit. Für den Patienten stellt es zudem eine aktive Bewältigungsstrategie dar: Er lernt, dass er den Symptomen nicht hilflos gegenübersteht. Das Ausmaß an wahrgenommener Kontrolle über die Symptome hat einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Panikattacken. Aus verhaltenstherapeutischer Sicht könnte die Reattributierung angstbesetzter Körpersensationen einen entscheidenden therapeutischen Wirkfaktor darstellen: die Tatsache, dass parallele Wahrnehmungen bei sportlicher Aktivität und Angstzuständen auftreten, führte zu der Vermutung, dass Ausdauertraining eine Form der systematischen Desensibilisierung gegenüber Symptomen darstellen könnte, die zu Panikattacken führen. Während der Ausdauerbelastung erlebt der Patient die mit den Angstzuständen assoziierten Symptome wie Herzrasen, Schwitzen, schnelles Atmen und leichten Schwindel als völlig normale physiologische Reaktionen, die nach kurzer Zeit von selbst verschwinden. Die Notwendigkeit, die häusliche Umgebung zu verlassen und im Rahmen des Trainings auf eine ausreichende kardiale Belastbarkeit zu vertrauen, bedeutet für einen Großteil der Angstpatienten zudem eine echte Exposition. Die wissenschaftliche Evaluation verhaltenstherapeutischer Methoden hat ergeben, dass Expositionsübungen von ausreichender Dauer die Effektivität der Behandlung entscheidend mitbestimmen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass motorische Aktivität vielfältige Effekte auf den Gehirnstoffwechsel und damit auch auf
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das psychische Befinden ausübt. Diese komplexen Regulationsmechanismen betreffen unter anderem die folgenden Dimensionen: • Effekte auf die Bildung und Verfügbarkeit von Neurotransmittern und Veränderungen der postsynaptischen Rezeptordichte. • Direkte Effekte auf die Neubildung von Neuronen sowie die Synapsenbildung. • Indirekte Effekte durch verbesserte Hirndurchblutung, geringeres Ausmaß an Arteriosklerose und Reduktion von Risikofaktoren. Eine ausführlichere Darstellung findet sich in der Übersichtsarbeit von Rieckmann und Broocks „Neurobiologische Effekte körperlicher Aktivität“.11 Zusammenfassung
Die Wirksamkeit eines regelmäßigen körperlichen Trainings konnte für eine Reihe von psychischen Erkrankungen in kontrollierten Studien bestätigt werden. Eine Darstellung aller wichtigen Studien zu dieser Thematik findet sich im Buch „Prävention neurologischer und psychischer Erkrankungen durch Sport“ von Reimers et al.12 Es besteht ein erheblicher Verbesserungsbedarf im Hinblick auf die praktische Umsetzung sporttherapeutischer Maßnahmen sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Behandlung. Vielen Patienten gelingt es nach der Entlassung nicht, bestimmte Aktivitäten, mit denen sie während ihres Klinikaufenthaltes gute Erfahrung gemacht haben, in ihren Alltag zu integrieren. Die Heranführung an ein individuell angepasstes regelmäßiges Training erfordert Zeit und regelmäßige Kontakte. In allem sollte man aber nicht versuchen, den Problemen davonzulaufen und möglicherweise bestehenden inneren Konflikten auszuweichen. Die Besserung der Symptomatik und die Überwindung von Ängsten und Vermeidungsverhalten sollte gerade dazu beitragen, einen neuen und mutigen Blick auf das eigene Leben zu wagen.
Foto: RyanJLane / istock
1 Möller H.J., Laux G., Kapfhammer H.P.: Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie. Springer, 4. Auflage 2010 2 Broocks A., Meyer T., Bandelow B. , Pekrun G., George A., Bartmann U., Hillmer-Vogel U., E. Rüther: Reduced aerobic fitness and exercise avoidance in patients with panic disorder, Neuropsychobiology 36: 182–187, 1997 3 Broocks A., Jestrabeck C., George A., Bartmann U., Bandelow B., Hajak G., Gleiter C.H., Roed I.S., Rüther E.: Increased psychobehavioral sensitivity for m-CPP and ipsapirone in patients with panic disorder. Int Clin Psychopharmacol 15: 153–161, 2000 4 Ströhle A, Feller C, Onken M, Godemann F, Heinz A, Dimeo F. The acute antipanic activity of aerobic exercise. Am J Psychiatry 2005; 162: 2376–8 5 Broocks A, Bandelow B, Pekrun G, George A, Meyer T et al.: Comparison of aerobic exercise, clomipramine, and placebo in the treatment of panic disorder. Am J Psychiatry 1998; 155: 603–9 6 Herring MP, Jacob ML, Suveg C, Dishman RK, O'Connor PJ. Feasibility of exercise training for the short-term treatment of generalized anxiety disorder: a randomized controlled trial. Psychother Psychosom 2012; 81: 21–8 7 Wipfli BM, Rethorst CD, Landers DM. The anxiolytic effects of exercise: a meta-analysis of randomized trials and dose-response analysis. J Sport Exerc Psychol. 2008 Aug; 30 (4): 392–410. Erratum in: J Sport Exerc Psychol 2009; 31: 128–139 8 Jorm AF, Christensen H, Griffiths KM, Parslow RA, Rodgers B, Blewitt KA. Effectiveness of complementary and self-help treatments for anxiety disorders. Med J Aust 2004; 181 (7 Suppl): S. 29–46 9 Broocks A., Liu J., Pirke K.M.: Semistarvationinduced hyperactivity compensates for decreased norepinephrine and dopamine turnover in the mediobasal hypothalamus of the rat. J. Neural Transmission, 79: 113-124, 1990 10 Broocks A., Meyer T., George A., HillmerVogel U., Meyer D., Bandelow B., Hajak G., Bartmann U., Gleiter C.H., Rüther E.: Decreased neuroendocrine responses to meta-chlorophenylpiperazine (m-CPP) but normal responses to ipsapirone in marathon runners. Neuropsychopharmacology 20:150–161, 1999 11 Rieckmann P., Broocks A.: Neurobiologische Effekte körperlicher Aktivität. In: Mewes et al (Hrsg): Prävention und Therapie durch Sport, Band 1: Grundlagen, Urban und Fischer 2015; 2. Auflage, S. 207–214 12 Reimers, Reuter, Tettenborn, Broocks, Thürauf, Mewes, Knapp: Prävention neurologischer und psychischer Erkrankungen durch Sport. SpringerVerlag 2013
Für die Entstehung von Angsterkrankungen spielen auch neurobiologische Faktoren eine wichtige Rolle.
Literatur
Autor
Prof. Dr. med. Andreas Broocks ist verheiratet und Vater von fünf Kindern. Seit 2003 ist er Chefarzt und Ärztlicher Direktor einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Er ist Preisträger der Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft und Leiter einer bundesweiten Fachgruppe für Psychiatrie und Psychosomatik. Zudem ist er Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Christliche Psychologie und der Arbeitsgemeinschaft „Christen im Gesundheitswesen“.
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Rainer Muhl über die Definition von Zukunftsangst, wie man sie erkennt und ihr begegnet.
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Zukunftsangst begegnen
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Der Mensch ist das einzige Lebewesen auf der Erde, was im Stande ist, Pläne für seine Zukunft zu schmieden. Wir setzen uns Ziele und versuchen, diese in der Zukunft zu realisieren. Diese Fähigkeit bringt uns weiter und fördert uns. Sollten unsere Gedanken und Planungen jedoch von negativen Gefühlen und Ängsten beherrscht werden, versuchen wir, das Eintreten durch Vermeidungshandlungen zu verhindern. Diese Ängste und Befürchtungen werden heute noch zusätzlich von der überwiegend negativen Berichterstattung in den Medien verstärkt. Im Folgenden soll kurz erläutert werden, woran sie Zukunftsängste erkennen und wie sie damit umgehen können. Was ist eigentlich Zukunftsangst?
Eine eindeutige Definition für die Zukunftsangst ist in der Fachliteratur schwer zu finden. Die Definition, die meines Erachtens die Zukunftsangst am besten beschreibt, liefern Mönnich, Heckele und Klein. Demnach ist Zukunftsangst: „[…] die Angst vor zukünftigen Ereignissen und Veränderungen. Die Menschen fürchten sich vor möglichen Ereignissen, die sie – so glauben sie bisweilen – mitunter nicht kontrollieren können und somit dem Gefühl der Machtlosigkeit und der Ungewissheit ausgeliefert sind. Eine weitere Unterteilung in verschiedene Angstgefühle und Untergruppen ist nach dieser Definition möglich. Krieg/Terror/Gewalt, Schadstoffe/Strahlung, Unfälle/ Krankheiten/Katastrophen, Existenzverlust/ Arbeitslosigkeit, Verlust der Zuwendung und negative Gefühle stellen die fünf Bereiche der Zukunftsangst dar.“ 1 Wie erkennen wir Zukunftsängste?
Zukunftsangst kann sich unterschiedlich äußern. Hierbei gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome, die in ihrer Stärke und der Erscheinung nach variieren und von der jeweiligen Person abhängig sind. Anzeichen einer Zukunftsangst können folgende Punkte sein: • Angst und Panik vor Zukünftigem • Gefühl der Hilflosigkeit • Beim Gedanken an die Zukunft fühlen sie sich krank.
• Sie gehen grundsätzlich immer vom Schlimmsten aus • Schlafprobleme • Stundenlanges Grübeln • Entspannung ist selten möglich, weil Sie immer etwas beschäftigt • Vermeidung von Gesprächen über die Zukunft • Sie reagieren mit körperlichen Beschwerden: Herzrasen, Appetitlosigkeit, Panikattacken.
Schreiben Sie ihre Ängste auf
Führen Sie Tagebuch und schreiben Sie die Themen, die Sie beschäftigen auf. Es kann helfen, sich die Ängste von der Seele zu schreiben. Außerdem sind Sie dann in der Lage, nachzulesen, ob und in welchem Ausmaß Ihre Ängste eingetroffen sind. Genießen Sie das Hier und Jetzt
Rufen Sie sich ihre Stärken und die gemeisterten Hürden in Erinnerung; das stärkt das Selbstvertrauen. Stecken sie sich Ziele, die sie erreichen können, und Erleben dadurch Erfolgserlebnisse, die sie stärken. Auch sollten sie bereits Erlebtes in Relation setzen zu ihren Zukunftsängsten, da diese in der Vorstellung häufig viel dramatischer erscheinen. Mit einem gestärkten Selbstvertrauen wächst ihr Glaube daran, die Zukunft zu meistern, und sie können gestärkt nach vorne blicken.
Versuchen Sie die Gegenwart zu genießen ohne über die Zukunft zu grübeln. Schenken Sie dem Aktuellen ihre ganze Aufmerksamkeit, so lenken Sie sich von ihren negativen Gedanken über die Zukunft ab. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Zukunftsängste zu benennen und diese mit jemandem zu teilen, zu einer Erleichterung führt. Mir wurden andere Betrachtungsweisen und Möglichkeiten mit den Ängsten umzugehen durch diese Personen aufgezeigt. Auch zeigte sich in der Regel, dass die Ängste unbegründet oder nicht in dem Ausmaß eingetroffen sind, wie ich zunächst befürchtet hatte. Auch im Gebet können Sie ihre Ängste vor Gott bringen. Eine gute Hilfestellung gibt hierbei das Gelassenheitsgebet des amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Sprechen Sie über Ihre Ängste
Literatur
Vertrauen Sie sich einem Menschen an und sprechen sie über ihre Ängste. Hierdurch können Sie eine Erleichterung erfahren, da Gespräche mit anderen eine Veränderung des Blickwinkels bewirken können oder sie Stärkung und Zuspruch von der anderen Person erhalten. Häufig erfährt man, dass man nicht der Einzige ist, der sich mit jenem Thema beschäftigt. Das Wissen, dass es anderen ebenfalls genauso geht, kann bereits eine Hilfe sein. Sollten Sie niemanden in Ihrem Umfeld haben, dem sie sich anvertrauen wollen oder können, suchen Sie sich professionelle psychologische Hilfe, da Zukunftsängste ihre Lebensqualität einschränken und zu ernsthaften psychischen Problemen führen können.
1 Heckele A., Klein S., Mönnich J-M.: Fragebogenstudie Zukunftsangst. Grin Verlag, München 2011
Wie begegnen wir der Zukunftsangst?
Jeder geht anders mit seinen Ängsten um. Deswegen sollen im Folgenden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sie auf Zukunftsängste reagieren können, um sich davon zu lösen und trotz Ängsten sich auf das Kommende zu freuen. Stärken des Selbstvertrauens
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Autor
Rainer Muhl hat einen Bachelor of Arts (B.A) in Sportwissenschaft mit Studienschwerpunkt Gesundheitsförderung und arbeitet in der de’ignis-Fachklinik Egenhausen.
Wie ich die Kontrolle zurück gewann •
Mit 27 Jahren fing Ende März 2017 alles an: Ich saß mit meinem Lebensgefährten beim Frühstück, als mir plötzlich schwindelig wurde. Mein Magen zog sich zusammen und ich bekam kaum mehr Luft. Die Angst zu sterben holte mich ein wie ein Tornado. Meine Beine, die Füße und mein Gesicht
begannen zu kribbeln und ich stand völlig neben mir. Mein Lebensgefährte brachte mich sofort in die Notaufnahme. Man vermutete zunächst, dass die Beschwerden auf einen Keim, den ich mir kurz zuvor eingefangen hatte, zurück zu führen sind. So erhielt ich eine Infusion, um den Kreislauf
de’ig n is -ma g a z in – Erfahrungsbericht
zu stabilisieren und zusätzlich verschiedene andere Medikamente, sodass ich wieder „ich selbst“ war und entlassen wurde. Was dann passierte, hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können: Ich bekam täglich mehrere dieser „Anfälle“ und wurde innerhalb weniger Tage immer depressiver, sodass ich den ganzen Tag ohne wirklichen Grund weinte. Nach zwei Wochen kam die Erkenntnis, dass die Beschwerden nicht allein auf den Keim zurückzuführen sein können, und ich suchte mir therapeutische Hilfe. Meine Krankenkasse vermittelte mir zunächst fünf Sitzungen bei einer privaten Therapeutin. Diese erkannte sehr schnell, dass ich unter Panikattacken und Depressionen leide. Von ihr bekam ich ein pflanzliches Mittel verschrieben. Die Panikattacken, Angstzustände und Depressionen begleiteten mich jedoch weiterhin fast täglich. Auf die Straße gehen ohne Panik war nicht mehr möglich und zu arbeiten kam gar nicht erst in Frage. Ich traute mich nicht einmal mehr vor die Türe aus Angst, die Panikattacken könnten gleich wieder kommen. Die Angst vor der Angst empfand ich als das Schlimmste
Fotos: joseyyo estudio / photocase.de
Ein Erfahrungsbericht.
Nach zwei Wochen kam die Erkenntnis, dass die Beschwerden nicht allein auf den Keim zurückzuführen sein können und ich suchte mir therapeutische Hilfe. von allem. In wenigen Minuten bringt der Körper Symptome hervor, die fast nicht auszuhalten sind, bis die Symptome irgendwann von selbst wieder zurückgehen. Nachdem ich einige Wochen sehr verängstigt und schwer depressiv zuhause war, vermittelte mir meine Krankenkasse eine längerfristige Verhaltenstherapie im ambulanten Zentrum der de’ignis-Fachklinik. Zusätzlich verschrieb mir ein Facharzt für Psychiatrie Antidepressiva. Die Medikamente halfen innerhalb weniger Wochen und die Verhaltenstherapie, zu der ich nun wöchentlich in die de’ignis-Fachklinik ging, unterstütze mich so sehr, dass ich wieder alleine auf die Straße gehen und mit dem Auto fahren konnte und hierdurch ein relativ tragbares Leben führen konnte. In der Therapie lernte ich, mit vielen Situationen anders umzugehen und Dingen, die mich belasten, weniger Wert zu geben. Vor allem lernte ich: Angst ist eigentlich etwas Gesundes [Anmerkung der Redaktion: Angst ist ein (überlebens-) wichtiges Gefühl], wobei meine Angst jedoch in harmlosen Momenten sozusagen „fälschlicherweise“ auftritt. Viele Dinge, die ich in der Therapie aufgezeigt bekam, konnte ich im Alltag sehr gut umsetzen und ich sah vieles von einer ganz anderen Seite. Ungefähr drei Monate nach Beginn der Therapie in der de’ignis-Fachklinik kamen die Panikattacken nur noch in unregelmäßigen Abständen, oft sogar wochenlang nicht, aber die tägliche Nervosität und die Stimmungsschwankungen machten mir weiter zu schaffen. Im Juni und Juli 2017 versuchte ich einige Male wieder zu arbeiten. Doch die Panikattacken traten dort wieder auf. Mein Job war zu dieser Zeit schwierig, ich hatte mit sterbenden Patienten zu tun und zudem gab es Konflikte mit Vorgesetzten.
So kündigte ich kurzerhand meinen Job und hoffte, mir so etwas mehr Freiraum schaffen zu können. In den nächsten Wochen suchte ich nach einem neuen Job und wurde auch fündig. Die Vorstellungsgespräche waren sehr anstrengend für jemanden mit Angstzuständen, aber schließlich konnte ich den neuen Arbeitsvertrag unterschreiben. In der Therapie wurde ich super auf den Neueinstieg vorbereitet und auch Sport half mir sehr. Der erste Arbeitstag und die darauffolgenden Wochen waren sehr nervenaufreibend aber auch spannend und so schaffte ich es (anfangs unter Beruhigungsmitteln) gegen Mitte Oktober, fast „normal“ in meinem neuen Job zu arbeiten. Die de’ignis-Fachklinik besuchte ich nur noch alle vier Wochen. Es tat gut, alles regelmäßig aufzuarbeiten. In den darauffolgenden Monaten konnte ich die sehr selten gewordenen Attacken besser kontrollieren, lebte aber weiter mit der Nervosität. Dass meine Nervosität sehr wahrscheinlich auch auf eine Nebenwirkung eines seit zwei Jahren verwendeten Medikaments zurück zu führen war, zeigte sich nach Absetzen desselben im Juni 2018. Danach ging auch die bis dahin noch vorhandene Unruhe deutlich zurück. Mir ist jedoch bewusst, dass die Angst ohne eine Grundlage an psychischer Belastung nicht ausgebrochen wäre. Ich neige noch immer schneller zu Nervosität und Überforderung als andere, aber ich bin optimistisch, dass auch das besser wird, und ich führe schon heute ein „ziemlich normales Leben“.
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Während all der Zeit hatte ich sehr starken Rückhalt durch meine Familie, meine Freunde und vor allem durch meinen Lebensgefährten. Sie waren immer da und haben mich unterstützt, wo sie nur konnten. Ohne diesen Rückhalt hätte ich das alles nicht so gemeistert. Auch ich hatte früher, „als alles noch normal war“, beim Wort „Depression“ oder „Angstzustand“ geschmunzelt. Heute weiß ich, dass es sich um eine psychische Krankheit handelt, die man aber bewältigen kann, sodass man wieder „leben“ kann. Hier hilft auf jeden Fall eine Psychotherapie, durch die für mich greifbarer geworden ist, was genau bei einer Panikattacke im Körper passiert und wie ich damit umgehen kann. Die Autorin ist der Redaktion bekannt. März 2019
Wie ich meine Angst überwunden habe
Als Lehrer führte ich in der vergangenen • Woche ein Gespräch mit einer Schülerin, die derzeit an diversen körperlichen Symptomen leidet. Nach Meinung von Ärzten und Psychologen würden die Beschwerden durch seelische Ursachen ausgelöst. Die Schülerin ist jedoch davon überzeugt, dass die Seele nicht an ihrer Situation schuld sein kann. Als ich mit ihr rede, wird mir klar, dass für mich selbst undenkbar ist, dass meine Luftnot, meine Herzsprünge oder
mein empfundener Schwindel psychische Ursachen haben könnten. Mehr noch, als ich einige Wochen damit lebte und es immer unangenehmer wurde, konnte ich mir nicht vorstellen, dass diese mir alles madig machenden Symptome je wieder aufhören würden, mich zu quälen. Die erste Panikattacke kam unerwartet im Supermarkt. Es lagen turbulente Wochen und Monate hinter mir. Anstrengende eineinhalb Jahre Referendariat waren nicht
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spurlos an mir vorbeigegangen und mir wurde wider Erwartens keine Stelle in meiner Wunschregion angeboten. Der Berufseinstieg machte also einen Umzug, einen Wechsel des sozialen Umfeldes und das Umstellen des Alltags notwendig. Dass ich in all dem sehr rastlos agierte und die sich stellenden Anforderungen dieses Schrittes völlig unterschätze, gipfelte dann an einem Samstag vor Weihnachten in einer weiteren Panikattacke, die mein Leben ordentlich umkrempeln sollte. Ich wusste recht schnell, dass ich mir professionelle Hilfe suchen würde und fand diese im de’ignis-Zentrum in Stuttgart. Gemeinsam mit dieser Unterstützung begab ich mich auf einen Weg der Suche, des Fragens und Zweifelns. Die Diagnose Angststörung liegt nun mehr als zwei Jahre zurück. Ich möchte hier einige Verhaltensweisen teilen, die für mich im Rückblick ein Schlüssel waren, um zunächst in ein erträgliches Maß der Symptome und im weiteren Verlauf sogar in einen fast symptomfreien Alltag zurückzufinden. Im Rückblick kann ich meinen Weg in drei Bereiche gliedern, die mir im Zusammenspiel geholfen haben.
Fotos: Nikada / istock
Ein Erfahrungsbericht.
1. Akzeptiere den Prozess!
Am liebsten wäre ich sofort aus dem Hamsterrad ausgestiegen und hätte so weiter gemacht wie vor den Symptomen. Heute kann ich zurückblickend fragen: Was hätte ich dann aber langfristig gelernt? Zunächst war es in meiner Situation wichtig, zu akzeptieren, dass es ein Problem gibt, an dem ich leide und das möglicherweise auch längere Zeit ein Teil meines Lebens sein würde. So entschied ich mich, genau hinzuschauen, warum es dazu kommen konnte. In diesem Prozess halfen mir sowohl meine Frau, als auch meine Freunde und nicht zuletzt die professionelle Unterstützung bei de’ignis. 2. Öffne dich für Neues und setze auf Bewährtes!
Im Laufe der Zeit wurde mir immer bewusster, dass ich mich innerlich mehr und mehr ins Grübeln und in die Selbstbeob-
3. Baue auf Gottes übernatürliches Eingreifen!
Ich erinnere mich noch intensiv an die Momente, an denen ich mich bewusst meinen Ängsten stellte und Situationen und Orte aufsuchte, die in mir Panik auslösten. Ich wusste durch die Unterstützung bei de’ignis, dass dies für meinen Prozess, aus der Angst herauszukommen, wichtig sein würde und trotzdem war es mehr als schwer. Immer wieder wurde mir hier bewusst, welche Kraftquelle und welche Hilfe mir mein Gott und mein Glaube sind. Ich konnte eine große innere Stärke daraus schöpfen, auch wenn ich meinte, am Ende meiner Kräfte und Möglichkeiten zu sein. Konkret machte ich dies durch das Aufsagen von ermutigenden Versen, das Singen von Liedern, das Beten, Fragen und Zweifeln mit Gott in Angstsituationen, aber auch im Blick auf den nächsten Schritt meines
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Weges. Schlussendlich stelle ich fest, dass ich gerade durch diese Herausforderungen geistlich wachsen konnte, Wunder erlebte und sich mein Glaube und Vertrauen in Gott und seine Wege spürbar vertieft haben. Mir ist bewusst, dass jeder Mensch verschieden ist und ich nur aus meiner subjektiven Sicht berichten kann, was für mich hilfreich war. Dennoch lernt man bekanntlich in herausfordernden Situationen am meisten, die dazu zwingen, neue Wege einzuschlagen. In diesem Wissen kann ich auch zuversichtlich auf meine Schülerin schauen, denn ich weiß, dass sie ihren ganz persönlichen Weg gehen muss und wenn sie diesen akzeptiert, wird sie gestärkt hervorgehen, auch wenn sie sich das jetzt nicht vorstellen kann. Der Autor ist der Redaktion bekannt. März 2019
Ich erinnere mich noch intensiv an die Momente, an denen ich mich bewusst meinen Ängsten stellte und Situationen und Orte aufsuchte, die in mir Panik auslösten.
achtung zurückzog und mich beides vom Sein im Hier und Jetzt und einem Leben in Freiheit abhielt. So fing ich an, nach Dingen zu suchen, die mir Spaß machten und die möglichst meine volle Konzentration forderten, sodass ich mich von mir selbst ablenken konnte. Dabei entdeckte ich neue Dinge, wie beispielsweise das Kochen für mich oder Übungen der Achtsamkeit. Ich merkte aber auch, wie sehr ich Dinge schätzen darf, die schon so gewohnt sind, dass sie normal erscheinen. Dazu zählt die Zeit mit Menschen, die mir nahe stehen, mein Sport und nicht zuletzt mein Humor, der mir immer wieder hilft, mich selbst nicht zu ernst zu nehmen und über mich Lachen zu können.
Aktuell
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Fachklinik • Wohnheim • Institut • Stiftung
In der de’ignis-Fachklinik erhalten Menschen bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängsten, Zwängen und Burn-out, sowohl stationär als auch ambulant oder tagesklinisch eine individuell auf sie ausgerichtete Behandlung. Zusätzlich bietet sie Nachsorge- und Sonderprogramme mit einzelnen Sozialversicherungsträgern sowie verschiedene Präventionsangebote an. → Ab Seite 43 Das de’ignis -Wohnheim nimmt Menschen mit psychischen Erkrankungen und Lebenskrisen auf, die vorübergehend oder langfristig nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben. Es deckt die Bereiche des intensiven und teilstationären Heimbereichs, den Wohntrainingsbereich sowie den ambulanten Bereich ab. Dabei bietet es ein umfangreiches sozialtherapeutisches Programm an. → Ab Seite 54 Das de’ignis -Institut bietet seit über 20 Jahren erfolgreich Fortbildung, Schulung, Supervision und Beratung an, hierbei insbesondere die Fortbildung für Christlichintegrative Beratung und Therapie. Das Institut bildet eine Schnittstelle zwischen Medizin, Psychologie und Theologie. → Ab Seite 48 Die de’ignis - Stiftung in Polen bietet bereits seit einigen Jahren Seelsorgekurse an und unterstützt den Aufbau eines Seelsorge-Beratungsstellen-Netzwerkes. Des Weiteren erhalten Menschen mit psychischen Erkrankungen in der de’ignis-Beratungsstelle in Warschau ambulante Psychotherapie. → Mehr auf www.deignis.de
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell
Mehr Informationen auf www.deignis.de/Aktuelles Segen, dass es euch gibt“. Zudem durften wir auch Berichte von nachhaltigen Therapieerfolgen hören, dass es ehemaligen Patienten noch nach Jahren gut geht, bis hin zu „es war die beste Zeit meines Lebens“. Mit diesen Eindrücken kehrten wir überaus dankbar zurück und sind sehr ermutigt, weiterhin engagiert eine qualitativ hochwertige Arbeit zu machen, die so vielen Menschen in ihren verschiedenen Lebenslagen hilft und neues Gottvertrauen schafft.
„Ankommen und loslassen“ in Karlsruhe Klinikcampus in Altensteig wächst weiter
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Ende Februar waren wir wieder mit unserem de’ignis-Messestand unterwegs, dieses Mal in Karlsruhe beim Kongress christlicher Führungskräfte. „Ankommen und Loslassen“ war das Motto unseres neuen Messestandes. Die kleinen APE, auf dem Rasenteppich stehend, verkörperten es sehr gut. Die Besucher konnten am Messestand ankommen, den Alltag bei einer Tasse Kaffee loslassen und im Moment sein. Sich öffnen, was sie wirklich beschäftigt, und sich informieren, welche Hilfe wir ihnen als de’ignis dabei bieten können. Wir hatten sehr gute Gespräche mit vielen Interessenten, die sich über unsere unterschiedlichen Angebote informierten, seien es direkt Betroffene, die an einer psychischen Erkrankung leiden, oder auch Angehörige, Führungskräfte, Unternehmer, Geistliche und Seelsorger. Großen Zuspruch erhielten wir für unsere Arbeit, deren hohe Qualität vielfach gelobt wurde. Immer wieder durften wir hören „macht weiter so; so ein
Die Abteilung Altensteig der de’ignis-Fachklinik ist um ein •weiteres Gebäude gewachsen. Eine Doppelhaushälfte und ehemalige Bankfiliale wurden umgebaut, dabei technisch auf den neuesten Stand gebracht und in den Klinikbetrieb integriert. Neue Büroräumlichkeiten für Therapeuten, Besprechungsräume und ein moderner Physiotherapiebereich wurden hierdurch geschaffen. Darüber hinaus wurde auch dieses Gebäude an die Nahwärme zur nachhaltigen Energieversorgung angeschlossen. Mit dem zusätzlichen Gebäude erweitern wir bei der Klinik Altensteig die Behandlungsräumlichkeiten und steigern dadurch auch die Behandlungsqualität sowie die Arbeitsplatzzufriedenheit.
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de’ignis-Fachklinik erneut als „Great Place to Work“ ausgezeichnet de’ignis-Fachklinik zählt erneut zu den besten Arbeitgebern in Deutschland und erreicht einen herausragenden 2. Platz im Wettbewerb „Beste Arbeitgeber – Gesundheit und Soziales“ in der Kategorie „Kliniken“.
Die de’ignis-Fachklinik ist beim Wettbewerb „Deutschlands •Beste Arbeitgeber“ von Great Place to Work® als einer der besten Arbeitgeber ausgezeichnet worden. Neben der deutschlandweiten branchenübergreifenden Auszeichnung wurde die de’ignis-Fachklinik in der Gesundheitsbranche mit einem herausragenden zweiten Platz in der Kategorie „Kliniken“ prämiert. Sie gehört damit zur Top-Liga der Arbeitgeber der
Klinikbranche. Die Auszeichnung steht für ein besonderes Engagement bei der Gestaltung einer vertrauensvollen und förderlichen Kultur der Zusammenarbeit im Unternehmen sowie der Gestaltung von sehr guten und attraktiven Arbeitsbedingungen. Auch beim regionalen Great Place to Work® Wettbewerb „Beste Arbeitgeber in Baden-Württemberg 2019“ wurde das Unternehmen erneut ausgezeichnet.
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Fachklinik
„Wir haben grossartige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die engagiert und motiviert Menschen in deren Lebenslagen höchst professionell mit christlich-integrativen Therapieangeboten helfen.“ Claus-Jürg en Har tmann
Der Geschäftsführer der de’ignis-Fachklinik Claus-Jürgen Hartmann sagte: „Wir sind sehr stolz auf die erneute Auszeichnung der besonderen Arbeitsplatzqualität und Attraktivität von de’ignis als Arbeitgeber. Die Zufriedenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist uns sehr wichtig. Wir geben ihnen die Chance, ihr Potenzial einzubringen und de’ignis mitzugestalten. Durch die Wertschätzung eines jeden Mitarbeitenden mit der Förderung seiner individuellen Person in einem vertrauensvollen Umfeld ist es ein Arbeitsplatz, an dem sich unsere Mitarbeitenden sehr wohlfühlen. Wir haben großartige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die engagiert und motiviert Menschen in deren Lebenslagen höchst professionell mit christlich-integrativen Therapieangeboten helfen. Eine einzigartige Arbeitsatmosphäre, die von Kompetenz und Gottvertrauen geprägt ist.“
„Die Auszeichnung steht für eine Arbeitsplatzkultur, die in hohem Maße von Vertrauen, Stolz und Teamgeist geprägt ist“, sagt Frank Hauser, Geschäftsführer beim Great Place to Work® Institut Deutschland. „Attraktive Arbeitsbedingungen und eine förderliche Kultur der Zusammenarbeit sind ein zentraler Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg und die Bewältigung wichtiger Zukunftsaufgaben.“ Am Great Place to Work® Dachwettbewerb „Deutschlands Beste Arbeitgeber 2019“ beteiligten sich bundesweit Unternehmen aller Größen und Branchen. Sie stellten sich einer freiwilligen Prüfung der Qualität und Attraktivität ihrer Arbeitsplatzkultur durch das unabhängige Great Place to Work® Institut und dem Urteil der eigenen Mitarbeitenden. Partner des seit 2002 jährlich durchgeführten Wettbewerbs „Deutschlands Beste Arbeitgeber“ sind das „Handelsblatt“, das „Personalmagazin“, das Demographie Netzwerk e. V. (dnn) und die Initiative Ludwig-Erhard-Preis e. V. (ILEP). Die de’ignisFachklinik wurde bereits zum fünften Mal für ihre einzigartige Arbeitsplatzqualität sowohl in der Gesundheitsbranche als auch branchenübergreifend ausgezeichnet.
Bewertungsgrundlage des Wettbewerbs war eine ausführliche anonyme Befragung der Mitarbeitenden anhand von international bewährten Untersuchungsinstrumenten durch das renommierte Great Place to Work® Institut. Dabei handelte es sich um zentrale Arbeitsplatzthemen wie Qualität der Zusammenarbeit, Wertschätzung, Identifikation mit dem Unternehmen, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, Vergütung, Gesundheitsförderung und Work-Life-Balance sowie Vertrauen in die Führungskräfte. Darüber hinaus wurde das Management zu förderlichen Maßnahmen und Angeboten der Personalarbeit im Unternehmen befragt.
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Kurse zur Stressbewältigung Mit unseren Gesundheitskursen wollen wir Sie bei der Erhaltung und der Verbesserung Ihrer Gesundheit unterstützen. Erlernen Sie Stressbewältigung im Alltag. Finden Sie neue Entspannungsmöglichkeiten oder stärken Sie Ihren Rücken. Unsere Gesundheitskurse werden von Krankenkassen unterstützt. Fragen Sie nach und profitieren Sie davon.
managementkonzept von Prof. Dr. Kaluza „Gelassen und sicher im Stress“ gestartet. Gemeinsam haben sich die Kursteilnehmer mit der Kursleiterin auf den Weg gemacht, Stressfallen zu erkennen, um sie in Zukunft zu vermeiden. Sie lernen Ihre individuellen Stressfaktoren, auf die sie bewusst und teilweise unbewusst reagieren, besser kennen und haben so die Möglichkeit, Stressmomente positiv zu verändern. Außerdem üben sie Entspannungstechniken ein, die sie ganz einfach im Alltag umsetzen können. Der Kurs zur Stressbewältigung setzt sich aus vier unterschiedlichen Modulen zusammen:
Entspannen und Loslassen Persönliche Stressverstärker erkennen und verändern Problemlösetraining: Stresssituationen wahrnehmen, annehmen und verändern Erholen und Genießen: Selbstfürsorge In den Modulen sind sowohl Themen zur Stresspsychologie, Problembewältigung und Life Balance, als auch gezielte Anleitungen zu Entspannungstechniken und praktische Übungen enthalten. Schon nach der Hälfte der Termine (acht Abende) haben die Teilnehmer zurückgemeldet, dass ihre Widerstandsfähigkeit gegen Stress kontinuierlich zunimmt und sie besser mit Belastungen umzugehen lernen.
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Fachklinik
Foto: golero / istock
Im Februar 2019 ist unser erster Abendkurs zur Stressbewäl•tigung und Stressprävention nach dem anerkannten Stress-
Der nächste Intensivkurs findet an folgendem Termin statt:
7. bis 8. November 2019 (Anmeldeschluss: 14. Oktober 2019)
„Nach der Halbzeit des Kurses merke ich deutlich, dass in meinem Kopf ein Umdenken stattfindet. Beispiel: Ich muss nicht immer alles selber machen. Es geht auch ohne mich! Auch ich habe das Recht, das Leben zu geniessen! Ich nehme mir mehr Freizeit ohne schlechtes Gewissen.“ R e g ine, Verkäuferin
Der nächste Abendkurs findet an folgendem Termin statt:
7. Oktober 2019 (Anmeldeschluss: 24. September 2019) Weitere Informationen und Anmeldung unter www.deignis.de/angebote/gesundheitskurse
Jetzt online anmelden!
„Der Kurs ist für mich sehr hilfreich und interessant. Ich lerne mich selbst besser kennen, habe viele Möglichkeiten, meinen Stress zu verringern, zu erkennen, aufzuarbeiten. Es hilft mir sehr, dass wir uns in der Gruppe austauschen können und an den unterschiedlichen Erfahrungen teilhaben können.“
Der Kurs wurde von der Zentralen Prüfstelle Prävention, der Kooperationsgemeinschaft gesetzlicher Krankenkassen zur Zertifizierung von Präventionskursen nach § 20 Abs. 1 SGB V, geprüft und zertifiziert. Damit übernehmen einige Krankenkassen die Kosten des Kurses ganz oder teilweise. Diesen Stressbewältigungskurs führen wir auch als Intensivkurs an zwei Tagen durch. Dieser findet im idyllisch gelegenen Naturparkhotel Waldsägmühle in Kälberbronn (Nordschwarzwald) statt. Hier können Sie neben dem Kurs auch einmal den Genuss ganz in den Vordergrund stellen und die Seele sprichwörtlich baumeln lassen. Neben der unvergleichlichen Natur des Nordschwarzwaldes bietet der schön gestaltete Wellnessbereich des Veranstaltungsortes vielfältige Möglichkeiten, Erholung und Entspannung zu finden. So kommen Körper, Seele und Geist gleichermaßen auf ihre Kosten. Kursteilnehmer, die im Naturparkhotel Waldsägmühle übernachten, können den Wellnessbereich mit Schwimmbad, Saunalandschaft und Fitnessbereich kostenfrei nutzen.
Ma g da lena , Floristin
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Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie Die Christlich-integrative Beratung und Therapie (kurz: •CiBT) ist eine Integration von Theologie, Pastoralpsychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik sowie Pädagogik zu einem ganzheitlichen Konzept, das alle Aspekte des Menschseins ausgewogen umfasst. Die Teilnehmer lernen, Menschen mit seelischen Problemen qualifiziert auf der Basis biblischer Werte und Wahrheiten in Kombination mit wissenschaftlicher, klinisch-psychotherapeutischer Fachkenntnis zu helfen. Die Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie ist als dreijährige berufsbegleitende Intensivausbildung in zwei Phasen konzipiert:
CiBT basic
Sie möchten Menschen qualifiziert beraten und eine Basis für therapeutisches Handeln legen? Sie möchten dabei den Glauben als Ressource reflektiert mit einbeziehen und sich theologische Grundlagen erarbeiten? Genau das bietet der erste Teil der Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie. Innerhalb von sieben dreitägigen Seminaren werden grundlegendes Wissen und Tools für die Lebensberatung vermittelt.
Seminare CiBT Basic
are Alle Semin ln auch einze buchbar!
Grundlagen psychologischer Beratung und Therapie 18. bis 20. Juli 2019 Biblisch-orientierte Beratung 17. bis 19. Oktober 2019 Psychische Krankheitsbilder I 12. bis 14. Dezember 2019 Gesprächsführung und systemische Beratung 6. bis 8. Februar 2020
Seminare CiBT advanced Interpersonelle Psychotherapie (IPT) 4. bis 6. Juli 2019
CiBT advanced
Sie möchten Ihre Fähigkeiten im Bereich der Beratung und Therapie ausbauen? CiBT advanced vermittelt vertieftes Wissen, praktische Fähigkeiten und Werkzeuge für Berater und Therapeuten mit Schwerpunkt auf Kompetenz für Spiritualität. Sie streben den Heilpraktiker für Psychotherapie an? Mit den Seminaren von CiBT Advanced und den begleitenden Praxiserfahrungen werden Sie optimal auf das Aufgabenfeld eines Heilpraktikers für Psychotherapie vorbereitet. Der Einstieg ist jederzeit möglich. Sie haben die Möglichkeit, auch nur Einzelseminare zu belegen. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.deignis.de/Fortbildung oder institut@deignis.de sowie unter der Rufnummer 07453 9494 -385
Kinder- und Jugendpsychotherapie 12. bis 14. September 2019 Psychische Krankheitsbilder III 10. bis 12. Oktober 2019 Psychische Krankheitsbilder IV 14. bis 16. November 2019 Prüfungsvorbereitung : Heilpraktiker für Psychotherapie 16. bis 18. Januar 2020
Veranstaltungsort: de’ignis-Fachklinik, Walddorfer Straße 23, 72227 Egenhausen
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Institut
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
30 Jahre
Michael (IT-Organisator), Teilnehmer der CiBT Fortbildung:
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de’ignis-Institut gGmbH · Markgrafenweg 17 72213 Altensteig · Telefon +49 (0) 7453 94 94 - 0 institut@deignis.de · www.deignis.de
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Alle weiteren Informationen finden Sie auf www.deignis.de
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Einstieg jederzeit möglich!
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Das de’ignis-Institut bietet Ihnen berufsbegleitende Fortbildungen in Christlich-integrativer Beratung und Therapie sowie Gesundheitscoaching. Dabei werden Theologie, Pastoralpsychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik sowie Pädagogik in einem ganzheitlichen Konzept integriert. Erhalten Sie praxisnah Einblick in die christlich-integrativen Therapie- und Beratungskonzepte von de’ignis und lernen Sie diese in Ihre eigene Arbeit zu integrieren.
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Ich kann sagen, dass diese Ausbildung insgesamt auf allerhöchstem inhaltlichen sowie organisatorischen Niveau liegt.
Die Fortbildungsangebote des de’ignis-Instituts Unsere Angebote in Fortbildung und Coaching sind breit aufgestellt und eignen sich sowohl für Einsteiger als auch Fortgeschrittene. Wenn Sie Fragen zu einzelnen Fortbildungsangeboten haben, kontaktieren Sie uns gerne!
Christlich-integrative Beratung und Therapie advanced
Spezifische Seminarangebote:
Vertieftes Wissen, praktische Fähigkeiten und Tools für Berater und Therapeuten
Christlich-integrative Beratung und Therapie basic Grundlegendes Wissen und Tools für die Lebensberatung
Gesundheitscoaching
Interpersonelle Psychotherapie Vermittlung des diagnosenspezifischen Psychotherapieverfahrens
„Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy“ Vermittlung des Traumatherapieverfahrens
Aufbau und Durchführung von Gesundheitscoaching (Prävention)
Psychoedukation Kurs in begleitender Seelsorge
Systematische und strukturierte Vermittlung von psychischen Krankheitsbildern
Ausbildung in der Begleitung von Menschen mit psychischen Schwierigkeiten Empfohlen für Fortgeschrittene
-30%
Empfohlen für Einsteiger
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de’ignis wird 30 – und deshalb bekommen Sie zum Jubiläum ab sofort 30 Prozent Jubiläumsrabatt bei Buchung der Fortbildung in Christlich-integrativer Beratung und Therapie basic.*
*Die Fortbildung CiBT basic umfasst die sieben Seminare A–G. Bezahlung des Gesamtbetrags vor dem ersten Seminar. Nähere Informationen unter 07453 9494-0 oder per E-Mail an institut@deignis.de. Das Angebot ist bis zum 31.12.2019 gültig.
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Institut
Teilnehmerstimmen der Fortbildung in Christlich -integrativer Beratung und Therapie
„Ich bin dankbar für die Fülle an Schätzen, die ich in diesem Jahr sammeln durfte! Ermutigt und gestärkt freue ich mich auf CiBT advanced!“
„Nach erfolgreichem Abschluss der Gesamtausbildung nach über drei Jahren kann ich zumindest für mich persönlich behaupten, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat. Die HPPPrüfungen habe ich im Dezember 2018 geschafft und darf mich nun „Heilpraktiker für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz“ nennen. Ich kann sagen, dass diese Ausbildung insgesamt auf allerhöchstem inhaltlichem wie organisatorischem Niveau liegt und auch der Spaßfaktor durchaus nicht zu kurz kommt. Wir haben hochmotivierte und hochqualifizierte wie menschlich authentische Dozenten aus der Praxis erlebt und sind als wild zusammengewürfelter Haufen unterschiedlichster Persönlichkeiten und beruflicher Hintergründe innerhalb kürzester Zeit zu einer vertrauten Gemeinschaft zusammengewachsen, die sich in all ihren Stärken und Schwächen kennengelernt und – vielleicht gerade deshalb – auch immer wieder in beruflichen wie persönlichen Durststrecken gegenseitig getragen hat. Und so „ganz nebenbei“ hat jeder Einzelne in seinem jeweiligen Gottesbild und bisherigen Verständnis seines christlichen Glaubens eine enorme Erweiterung und Reformation in dieser Zeit erfahren dürfen. Eines wurde mir in dieser Zeit sehr deutlich: Ich kann Christen beraten. Ich kann Nichtchristen beraten. Aber ich kann und will nicht ohne Christus beraten!“
Diana , Ps ychomotorikerin „Ein Jahr voller unerwarteter Überraschungen! Viele spannende Themen haben uns erwartet, einiges war mir vertraut, manches hat deutlich meinen Horizont erweitert und mein Innerstes gefestigt. Kaum ist mein erstes Jahr mit CiBT vorüber, werde ich doch tatsächlich in sämtlichen Glaubensfragen, die theologisches Grundwissen benötigen, aufgesucht und um Klärung gebeten. Mir wird erst jetzt deutlich, wie wertvoll diese Einheiten für mich und die Familie Gottes sind! Der Einblick in Krankheitsbilder hat mich mit meinen eigenen Grenzen konfrontiert, mich herausgefordert meinen Weg in der Begleitung und Beratung von Menschen zu finden. Wochen der Auseinandersetzung liegen hinter mir. Ich bin gestärkt und ermutigt in meinem Selbst, Menschen zu begleiten. Ein persönliches Highlight waren für mich die Entspannungsübungen, hat doch das körperliche Loslassen in mir seelische Prozesse nach sich gezogen. Ich durfte erkennen, wie Körper und Seele zusammenarbeiten, meine Lasten loslassen, sie Jesus überlassen, um Freiheit zu empfangen und zu erleben. Ein weiteres Highlight war für mich das Schreiben der Hausarbeit – mein Thema, mitten aus dem Leben. Die nüchterne Auseinandersetzung mit dem Thema, das mein Herz berührt, erlebte ich als würden viele Scherben zu einem kostbaren Gefäß zusammengesetzt werden. Die Selbstreflexion machte meine Geschichte lebendig, wertvoll, aussagekräftig und schenkte mir tiefen Frieden.
Michael , I T- Org an isator
„Eines wurde mir in dieser Zeit sehr deutlich: Ich kann Christen beraten. Ich kann Nichtchristen beraten. Aber ich kann und will nicht ohne Christus beraten!“
Ich bin dankbar für die Fülle an Schätzen, die ich in diesem Jahr sammeln durfte! Ermutigt und gestärkt freue ich mich auf CiBT advanced!“ 51
Für jeden was dabei! Unsere Gesundheitsvorträge in Egenhausen und Stuttgart Die de’ignis-Fachklinik bietet viermal im Jahr Gesundheits•vorträge in Egenhausen in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Oberes Nagoldtal an; außerdem fünfmal im Jahr im de’ignis-Zentrum in Stuttgart. Folgende spannenden Vorträge mit Tipps zur Förderung der seelischen Gesundheit, Impulsen von Experten zu alltagsrelevanten Themen und Einblicken in das Zusammenspiel von Gesundheit und Werten erwarten Sie als nächstes. Der Eintritt ist frei. Es ist keine Anmeldung nötig. Weitere Informationen finden Sie auch auf www.deignis.de
Gerne kommen unsere Experten auch zu Ihnen, um einen Vortrag zu halten oder ein Seminar in Ihren Räumen durchzuführen. Für Gemeinden, Organisationen, Einrichtungen und Firmen gestalten wir gerne mit Ihnen zusammen ein individuelles, auf Ihre Bedürfnisse, Themen und Fragen zugeschnittenes Seminar. Schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an! Per E-Mail an institut@deignis.de oder telefonisch unter 07453 9494-0.
Egenhausen
Stuttgart
de’ignis-Gesundheitszentrum, Sommerstr. 1, 72227 Egenhausen
de’ignis-Zentrum, Schwabstraße 55, 70197 Stuttgart
„Herausfordernde Beziehungen: Wenn seelische Beschwerden Beziehungen belasten“
Mittwoch, 18. September 2019 um 19.30 Uhr
„Tinnitus – Dieb der Stille“
Donnerstag, 11. Juli 2019 um 19 Uhr Referent: Dr. med. Jan Gerges
Referent: Dr. med. Jan Gerges „Schreck lass nach! – Ängste verstehen und bewältigen“ „Gottesbeziehung: Heilsame Begegnungen mit meinem Schöpfer“
Mittwoch, 27. November 2019 um 19.30 Uhr
Donnerstag, 26. September 2019 um 19 Uhr Referentin: Rebecca Abele
Referent: Winfried Hahn de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Institut
Fortbildung in Gesundheitscoaching als eigenständiger Kurs
JETZT NEU!
Neu! Ab sofort findet die Fortbildung unabhängig von der Fortbildung CiBT statt. Start des ersten Durchgangs als eigenständiger Kurs ist Ende Juni 2019. Der Kurs umfasst insgesamt fünf zweitägige Seminare und einen Vertiefungstag im Umfang von 120 UE.
Gesundheit spielt im Alltag, sei es im beruflichen oder •privaten Kontext, eine wichtige Rolle. Doch immer mehr
Seminare Gesundheitscoaching
Menschen fällt es schwer, einen gesunden Lebensstil für sich zu finden und diesem auch zu folgen. Anforderungen, die an einen gestellt werden, ändern sich schnell. Sachverhalte sind zunehmend komplexer und manchmal fehlt die Zeit, ein für sich ausgeglichenes Leben zu führen.
Einführung Betriebliches Gesundheitsmanagement und Grundlagen Coaching 27. bis 28. Juni 2019
Wie kann ein gesunder Lebensstil gefördert werden? Was tut einem gut und ist für einen persönlich wichtig? Welche Möglichkeiten gibt es, dies in Unternehmen, Organisationen, Kirchen und Gemeinden sowie bei Klienten zu berücksichtigen? Mit der Fortbildung in Gesundheitscoaching vermitteln wir Ihnen das notwendige Wissen, um im privaten und beruflichen Kontext Menschen zu gesunder Lebensführung professionell zu beraten. Lernen Sie qualifiziert in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Entspannung, sowohl in Organisationen als auch im Klientensetting, zu coachen und dies nach einem christlichintegrativen Ansatz.
Prävention mit und durch Bewegung 28. bis 29. November 2019
Stressmanagement und Resilienz 26. bis 27. September 2019
Gesunde Ernährung 12. bis 14. Februar 2020 Tools und Methodik 5. bis 6. März 2020 Vertiefungstag: Supervision und Selbstfürsorge 8. Mai 2020
Veranstaltungsort:
D er Kurs ist g r undsätz l ich interessant f ür :
de’ignis-Fachklinik, Walddorfer Straße 23, 72227 Egenhausen
Personen, die mit der Gesundheit von Mitarbeiter/innen in Unternehmen zu tun haben, wie z. B. Führungskräfte, Personen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement, Mitarbeitervertretung, usw.
Alle weiteren Informationen finden Sie unter www.deignis.de/fortbildung/gesundheitscoaching oder schreiben Sie an institut@deignis.de
Organisationen, Vereine, Kirchen und Gemeinden sowie Peronsnen in solchen Einrichtungen wie z. B. Geistliche, Diakone, Seelsorger, Führungskräfte in Hilfswerken usw. Psychologen, Pflegekräfte, Lebensberater usw.
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Der Abschluss erfolgt mit einem Zertifikat, das die Teilnahme an der Fortbildung und die Zertifizierungsleistungen dokumentiert. Für das Training als Kursleiter/in für Progressive Muskelrelaxation (PMR) (nach §20 SGB V) wird ein eigener Nachweis ausgestellt.
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Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Hilfe in der Bodenseeregion. Das de’ignis-Wohnheim. Das de’ignis-Wohnheim nimmt Menschen auf, die vorübergehend oder langfristig nicht in der Lage sind, selbständig zu leben. Bei der Begleitung zu mehr Selbständigkeit streben wir eine hohe fachliche und pädagogisch-therapeutische Qualität an. Dabei spielt der christliche Glaube als Quelle der Hoffnung, Werteorientierung und Geborgenheit eine entscheidende Rolle. Die Arbeit des de’ignis-Wohnheims ist überkonfessionell ausgerichtet und orientiert sich bewusst an den zwischen den Konfessionen und Denominationen vorhandenen Gemeinsamkeiten.
Für meine Zukunft nur das Beste.
Besuchen Sie uns auf www.deignis.de de’ignis-Wohnheim gGmbH • Fred-Hahn-Straße 30 - 32 • 72514 Engelswies • Telefon 07575 92507-0 • wohnheim@deignis.de
de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor. Grosse Fortschritte beim Neubau.
Der Neubau des de’ignis-Wohnheims steht kurz vor seiner •Fertigstellung. Noch müssen die Böden gelegt, die Türen
Auch was die konzeptionelle Weiterentwicklung des de’ignisWohnheims betrifft, sind wir bestrebt, ein ausgewogenes Maß zwischen dem vom Gesetz geforderten erhöhten Maß an Selbständigkeit zu fördern, jedoch gleichzeitig die für viele Heimbewohner notwendige Fürsorge zu gewährleisten. Auch wenn man in Bezug auf das Bundesteilhabegesetz von einem Paradigmenwechsel in Richtung weniger Fürsorge, dafür mehr Autonomie und Eigenverantwortung spricht, darf nicht verkannt werden, dass viele Personen gerade deshalb den beschützenden Rahmen unseres Heimes gesucht haben, weil sie mit dem Leben in einer eigenen Wohnung überfordert waren. So werden wir auch weiterhin bestrebt sein, in unserem Haus eine beschützende, heimatgebende, fürsorgliche Atmosphäre zu bewahren, bei gleichzeitiger größtmöglicher Förderung der Selbständigkeit des Einzelnen. Dies war auch schon bisher unser Anliegen, und wir sind sehr dankbar dafür, dass uns dies bei vielen Menschen mit der Hilfe Gottes auch gelungen ist.
gesetzt und die Möbel aufgebaut werden. Das ist im Vergleich zu dem, was schon geleistet wurde, ein überschaubarer Aufwand. Bald ist es dann soweit, dass die Bewohner in ihre schönen geräumigen Einzelzimmer mit Nasszelle umziehen können. Jedes Stockwerk verfügt dann auch über eine Küche, so dass im Sinne der Verselbständigung die Zubereitung von Speisen aller Art erlernt werden kann. Viele Bewohner*innen sind schon sehr gespannt, welches Zimmer der einzelne beziehen kann oder zugeteilt bekommt. Selbstverständlich berücksichtigen wir dabei, soweit möglich, die persönlichen Wünsche unserer Bewohnerinnen und Bewohner. Ab 2020 tritt dann ein weiterer Bereich des Bundesteilhabegesetzes in Kraft. Dem in diesem Gesetz angestoßene Prozess der Verselbständigung, verbunden mit einem höheren Maß an Autonomie, aber auch an Übernahme von Verantwortung, können wir mit dieser baulichen Maßnahme eher gerecht werden.
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de’ignis-Wohnheim unterstützen! Wie schon berichtet, stehen wir vor der Herausforderung, unsere Räumlichkeiten den Anforderungen der neuen Landesheimbauverordnung anzupassen.
Das bedeutet, dass die Errichtung eines Neubaus mit •18 zusätzlichen Zimmern notwendig wird. Dadurch wird die Anzahl der Wohnheimplätze im de’ignis-Wohnheim nicht erhöht, wir passen jedoch die bestehenden 41 Plätze den ab 2019 gültigen Vorschriften an. Dies bedeutet für uns eine
Investition von ca. zwei Millionen Euro. Dadurch entstehen die räumlichen Voraussetzungen, unser Wohntraining weiter zu entwickeln. Wir freuen uns daher über Ihre Unterstützung und bedanken uns bei allen die unsere Bausteinaktion schon unterstützt haben und zum Gelingen des Projekts beitragen.
Um all dies bewältigen zu können, sind wir nach wie vor auf die Hilfe unseres Freundeskreises angewiesen! Spenden Sie Bausteine und werden so ganz praktisch Teil des neuen de’ignisWohnheim!
Spenden
Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf unser Konto bei der Sparkasse Pfullendorf-Messkirch: IBAN: DE46 6905 1620 0000 1053 38 BIC: SOLADES1PFD
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Ich möchte Baustein(e) zu 20,- Euro pro Baustein spenden und überweise den Gesamtbetrag von Euro auf das unten folgende Konto:
d e ’ i g n i s -Wo hn h e im – Haus Ta b o r, Sparkasse Pfullendorf-Messkirch Konto-Nr. 105 338 BLZ: 690 516 20 IBAN: DE46 6905 1620 0000 1053 38 BIC: SOLADES1PFD
Bitte senden Sie das Zertifikat über meine(n) Baustein(e) und die Spendenbescheinigung an:
Name, Vorname Telefon
Straße, Haus-Nr. PLZ, Ort
Bitte ausfüllen, ausschneiden und an das de’ignis-Wohnheim – Haus Tabor, Fred-Hahn-Straße 30, 72514 Engelswies senden.
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Wohnheim
Kompetenz. Und Gottvertrauen.
Fit für den Alltag. Unsere Gesundheitskurse.
Meine Seele fühlt sich gut .
Jetzt online anmelden!
Unsere Präventionsangebote bieten Ihnen die Möglichkeit, gesundheitlich für den Alltag vorzusorgen. Erlernen Sie in unseren Gesundheitskursen zum Beispiel die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. Eine einfache und schnelle Art, im Alltag körperlich und seelisch zu entspannen. Unser Rückenschulkurs trägt zur Stabilisierung Ihres Rückens bei und gibt Ihnen vielfältige Tipps für einen gesunden Rücken. Weitere Informationen finden Sie online auf www.deignis.de/gesundheitskurse
de’ignis-Fachklinik gGmbH • Schwabstraße 55 • 70197 Stuttgart Telefon 0711 6205 9076 • Fax 0711 6205 7501 • info@deignis.de
Einfühlsame Spitze. Im Team und bei Dir selbst. 2. Platz in der Kategorie „Kliniken“
Wir sind eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Und wir glauben. Daran, dass Menschen dann am besten helfen können, wenn es ihnen selbst gut geht. Dafür tun wir so einiges – Sie werden angenehm überrascht sein. Und wenn Sie glauben, dass Beruf Berufung sein sollte, dann möchten wir Sie kennenlernen.
Alle Stellenangebote auf www.deignis.de z. B. Physiotherapeut*in z. B. Gesundheits- und Krankenpfleger*in z. B. Psychologische*r Psychotherapeut*in (Stuttgart) z. B. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*in (Stuttgart)
de’ignis-Fachklinik gGmbH • Walddorfer Str. 23 • 72227 Egenhausen Telefon 07453 9391-0 • Fax 07453 9391-193 • info@deignis.de
Wer‘s glaubt, wird glücklich.
Seelsorge, wie wir sie sehen. Teilnehmer des Kurses berichten.
Persönlicher Gewinn • Der Kurs in begleitender Seelsorge ist für mich in erster Linie
ein persönlicher Gewinn, da ich eine innere Auseinandersetzung und auch eine innere Reifung spüre. Meine Beziehung zu Gott wurde vertieft, mein Verhältnis zu ihm wurde intensiviert – und ich versuche, mit dem Gelernten vor allem in meiner Herkunftsfamilie positiv zu wirken und mit dem Erlernten Verständnis zu erreichen. Ich bin nicht mehr dieselbe wie zuvor • Meine Entscheidung, mich zur Seelsorge-Schulung anzumel-
„Seelsorge geschieht mit dem Ziel, eine identitätsstiftende, anhaltende Herzensveränderung zu erzielen. Automatismen können sich dadurch positiv und konstruktiv verändern, wenn wir damit rechnen, dass „Gott mit mir“ ist. Seelsorge ist keine Heilbehandlung, aber wir rechnen mit dem Heiland und dem Heiligen Geist.“ Ta b or S c hu lung s z entr um
den, war ein sehr wichtiger Schritt für meine persönliche Entwicklung. Seitdem bin ich nicht mehr dieselbe wie zuvor! Jedes Seminar ist für mich eine Bereicherung und eine Stärkung auf meinem Weg mit Gott. Meine Sichtweise hat sich nachhaltig verändert – • wohltuende Ausrichtung auf Gott
Zunächst besuchte ich die Seelsorgeseminare im Tabor Schulungszentrum mit dem Ziel, Freunden und Bekannten in besonderen Situationen ihres Lebens besser beistehen zu können. Schnell stellte ich fest, dass man immer auch sich selber reflektiert und sich so nach und nach selber auf die Schliche kommt! Die Schulungstage haben meine Sichtweise auf das Leben meiner Mitmenschen und meines eigenen nachhaltig verändert, meine Beziehung zu Gott wachsen lassen und mir neue Möglichkeiten der Begegnung mit Gott aufgezeigt. Sie haben meinen Blickwinkel verändert und meine Prioritäten verschoben, sie sind mir Hilfestellung geworden und haben meinen geistigen Horizont erweitert. Ich habe die „langen“ Seminartage trotz einer Fülle an Informationen als kurzweilig empfunden, weil die Unterrichtseinheiten von verschiedenen Referenten unterschiedlich vorgestellt werden, zum Beispiel auch anhand von Bildern, die die Inhalte lange im Gedächtnis verankern oder auch an lebensnahen Beispielen aus der Praxis. Als sehr wohltuend habe ich auch die regelmäßigen Lobpreiszeiten und die Ausrichtung auf Gott vor den Unterrichtseinheiten empfunden.
de’ig n is-ma g a z in – Aktuell – Wohnheim
Kurs in begleitender Seelsorge Zur Begleitung von Menschen in Lebenskrisen, Glaubensfragen und psychischen Nöten. Unsere Botschaft von Gnade und Liebe, gepaart mit Glaube und Hoffnung, fundiert mit solidem Fachwissen und dem Ziel einer prozesshaften Entwicklung ist das Fundament aller Seminarinhalte. Dieser Seelsorgekurs umfasst insgesamt 10 Seminare. Eingeladen sind Christen, die einen inneren Ruf zur Seelsorge verspüren, aber auch solche, die sich einfach nur für seelsorgerliche Fragen interessieren. Der Kurs in begleitender Seelsorge soll zur qualifizierten Begleitung von Menschen in Lebenskrisen, Glaubensfragen und psychischen Nöten befähigen. Darüber hinaus vermittelt der Kurs Einsichten in die verschiedenen Entwicklungsphasen des menschlichen Lebens und bietet damit die Möglichkeit, sich selbst besser verstehen und kennen zu lernen.
Der Kurseinstieg ist jederzeit möglich, da die Lehreinheiten regelmäßig in weiteren Zyklen im Tabor Schulungszentrum wiederholt werden. Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.deignis.de/Angebote oder unter der Telefonnummer 07434 7234 -176
Seminar 3 19. bis 20. Juli 2019 Psychische Krankheitsbilder einordnen und verstehen lernen
Seminar 4 13. bis 14. September 2019 Darstellung der gängigen Therapieschulen und ihrer Behandlungsverfahren
Seminar 5 15. bis 16. November 2019 Freundschaft, Liebe, Sexualität – im Jugendalter und in der Ehe
Seminar 6 14. bis 15. Februar 2020 Biblisches Menschenbild (Anthropologie), Therapie des Herzens, hören auf Gott, umfassende Konzeption biblischer Seelsorge
Seminar 7 27. bis 28. März 2020
Veransta ltung s or t : Tabor Schulungszentrum für Seelsorge, Beratung und neutestamentliche Dienste Sigmaringer Straße 64 · 72474 Winterlingen www.tabor-schulungszentrum.de
S em inarleitung : Winfried Hahn
Innere Heilung durch Klärung der Beziehung zu Gott, zum Du (Mitmenschen) und zum Ich (zu sich selbst) in Vergangenheit und Gegenwart Weitere Termine und Informationen finden Sie auf unsere Website unter www.deignis.de/fortbildung/seelsorge-schulung
www.deignis.de/fortbildung de’ignis -Institut gGmbH • Markgrafenweg 17 • 72213 Altensteig Telefon 07453 9494-0 • institut@deignis.de • www.deignis.de
de’ignis-Institut gGmbH · Markgrafenweg 17 · 72213 Altensteig
de’ignis-Fachklinik Fachklinik auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik • stationäre medizinische Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen • ambulante und teilstationäre Rehabilitation und Behandlungen • Sanatoriumsbehandlungen • Nachsorge IRENA und Psy-RENA • Angebote zur gesundheitlichen Prävention und Vorsorge • Assessment-Center
de’ignis-Wohnheim Sozialtherapeutisches Wohnheim nach biblischen Grundsätzen mit Einzel- und Gruppenangeboten • Gesprächstherapie • Sozialtraining • Arbeitstraining (z. B. im eigenen Verlag) • Freizeitpädagogik • individuelle Betreuung
de’ignis-Institut Institut für Psychotherapie und christlichen Glauben • Seelsorgekurs • Vernetzung von Fachleuten • Fortbildung in Christlichintegrativer Beratung und Therapie • Gesundheitscoaching • Supervision • ambulante Beratungsstellen • Sozialpädagogische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien • Weitere Angebote zur Prävention
de’ignis-Stiftung Polen Christliche Stiftung mit Einzel- und Gruppenangeboten • Ambulante Therapieangebote, stationäre in Planung • Schulungen • Freizeitpädagogik
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