October 2008

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Faszination Wüste!

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Kindesentführung in Hurghada

Kopten für Mubarak junior in 2011

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Angst um Meister Adebar in El Gouna

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Ägypten Heute ist eine monatlich - kulturelle, touristische und politische Zeitung

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Fernsehprogramme

Geheimnisse hinter der Geiselbefreiung

7 Oktober / November 2008

2 € / 16 L.E


Inhalt

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Aus welchen Gründen haben die Entführer die 11 Touristen und die 8 ägyptischen Begleiter, die im Süden Ägyptens letzten Monat in den Sudan verschlept wurden, freigelassen? Haben sie Lösegeld erhalten? Haben die ägyptischen Spezialkräfte, mit Unterstützung von mehr als 100 deutschen Spezialkräfte von Polizei und Bundeswehr, durche eine erfolgreiche Operation, die 19 Geiseln befreit? Oder war das Gerede von einer „gezielten, geplanten Befreiung“ ein Märchen und somit absoluter Unsinn.

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Deutsche in Hurghada

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Margot Rowold bringt Hoffnung

Eine Frau aus Kreuzau kennt Ägypten aus einem völlig anderen Blickwinkel. Margot Rowold hat im Sommer vergangenen Jahres in eigener Initiative eine Hilfsaktion für notleidende Kinder im ägyptischen Assuan gestartet. Inzwischen ist das Projekt Dank der Hilfe großzügiger Spenden von Freunden, Bekannten und aus der Bevölkerung angelaufen.

Wie drei Ausländer eine Deutsche, eine Schweizerin und ein Österreicher, den Fastenmonat, Ramadan sehen. Die deutsche Melanie Blitz sagt: „Es kann eine sehr schöne Zeit sein, verloren geglaubte Seelen kehren zu ihrer Religion zurück, zumindest für 30 Tage verändern sie ihr Leben.“ Aber die Schweizerin Kristina Bergmann, die den Ramadan fastet, nicht aus religiösen Gründen, sondern, weil ihr Sohn es tut, ist eine kritische Beobachterin. Der Österreicher Martin Gehlen schreibt über wie er es nennt “Stunde der Derwische“.

Revolutionär des modernen Islams

Einer der prominentesten religiösen Scheichs der arabischen Welt, Yusuf al-Karadawi, hat sich zur Dauer des fünfmaligen täglichen Gebets geäussert. Diese solle pro Gebet maximal 10 Minuten betragen, bestimmte der 82-jährige, aus Ägypten stammende und in Dauha lebende Scheich in seiner Antwort auf die Frage eines Zuschauers im katarischen Satellitenfernsehen al-Jazira. Er möchte die Arbeitsmoral der Beamten verbessern. Wegen seiner Fatwas haben einige Beobachter ihm den Titel: „Revolutionär des modernen Islams“ gegeben.

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Marsa Alam: Weißer Sandstrand, tiefblaues Meer, buntes Riff und selten gesehene Tierwelten

Ägypten ist vielen als das Land der Pyramiden, der endlosen Dünen und trockenen, heißen Wüsten bekannt. Doch Tauch- und Schnorchelbegeisterte wissen, dass es in Ägypten eine ebenso atemberaubende Unterwasserwelt gibt, für die es sich lohnt, einmal in das sonnige Land Afrikas zu reisen. Denn neben den Städten Kairo oder Luxor – in denen es viel über die Kultur Ägyptens zu erfahren gibt – locken kleine Orte im Süden Ägyptens, die viel mehr zu bieten haben als nur heißen Sand. Marsa Alam ist so ein Ort und bekannt für bunte Korallen und vielfältige Meeresbewohner.

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Stunde der Derwische

Geheimnisse des Geiseldramas

In der letzten „Ägypten heute“ stellte Mazen Okasha die Definition von „Ausländern“ und „Gastarbeitern“ in Hurghada gegenüber. Eine Deutsche, seit ca. zwei Jahren in Hurghada lebend, kann sich mit diesen Begriffen nicht identifizieren. Sie ist, wie der größte Teil der Deutschen hier, mit einem Ägypter verheiratet und fühle sich eher wie ein Emigrant, im Exil lebend.

Ägypten Heute

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Vorwort

Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak hat eine Rückkehr zum „Geist vom Oktober 1973“ gefordert. Damit bezog er sich auf den Krieg vom - 6. Oktober –, der vor 35 Jahren ausbrach. Ägypten benötige den „Oktober-Geist“, um mit den Herausforderungen von heute und morgen zurechtzukommen und zu wachsen, sagte Mubarak in einem Interview, das in der ägyptischen Zeitung „Bewaffnete Truppen“ publiziert wurde.

Was fehlt den heutigen Ägyptern?

Geist vom Oktober 1973 D er Oktober-Krieg öffnete den Weg zu Frieden, Wachstum und Stabilität. Er hauchte der Nation neues Leben ein. Er gab ihr den Glauben an ihre Fähigkeit, Herausforderungen zu begegnen.“ Anlass für die Veröffentlichung war der Jahrestag des Kriegsbeginns am 6. Oktober. Mubarak forderte die palästinensischen Gruppierungen und die Autonomiebehörde auf, historische Verantwortung für ihr Volk zu übernehmen und sich zu einigen. „Ein Abkommen wird nur durch Dialog und die Wiederherstellung des gegenseitigen Vertrauens erreicht werden“, so der Präsident. Seit Monaten bemüht sich Ägypten, zwischen den rivalisierenden Gruppen Hamas und Fatah zu vermitteln. Vor 35 Jahren, am jüdischen Feiertag Yom Kippur, war Israel völlig überrumpelt, als um 14 Uhr zeitgleich ägyptische und syrische Streitkräfte angreifen – die einen am Suez-Kanal, die anderen auf den Golan-Höhen. Fünf ägyptische Divisionen mit 70.000 Mann überqueren an mehreren Stellen den Suez-Kanal und haben leichtes Spiel mit den nur knapp 500 israelischen Soldaten, die Stellungen der sogenannten „Bar-Lev-Linie“ östlich des Kanals halten. Bis Verstärkung aus dem Landesinneren kommt, haben die Ägypter ihre Brückenköpfe bereits ausgeweitet und einen Teil der Sinai-Halbinsel zurückerobert, die sie im Sechstagekrieg 1967 komplett an Israel verloren hatten. Am 24. Oktober kommen die Kämpfe zu einem Ende. Ägypten hat 15.000 Opfer zu beklagen, Syrien 3000 und Israel 2656. Am Boden ist die Lage verworrener als zuvor. Ende 1973 wird in Genf eine UN-Friedenskonferenz einberufen, deren zwei Treffen aber nichts erbringen. In langwierigen Verhandlungen am Kilometer 101 der Strasse Suez-Kairo wird dann aber ein Truppen-Entflechtungsabkommen ausgehandelt und Anfang 1974 zieht Israel sich vom Westufer des Kanals zurück; Ägypten geht auch wieder auf die Ausgangslinien des Krieges zurück. Der amerikanische Geheimdienst CIA veröffentlichte jüngst 775 Dokumente des ehemaligen amerikanischen Botschafters in Teheran und späteren CIA Chefs Richard Helms. Die streng geheimen Botschaften wurden teilweise als Faksimile wiedergegeben. Die Dokumente sind ein beklemmendes Zeugnis für die Unfähigkeit des rationalen Westens (und Israels), arabische Absichtserklärungen ernst zu nehmen und die arabische Bereitschaft zu verstehen, sich selber ins Unglück zu stürzen. Schon am 6. April 1973, sechs Monate vor Ausbruch des Krieges, wurde Botschafter Helms in Teheran über den ägyptischen Außenminister Mohammed Hassan Zayyat informiert, dass der ägyptische Ex-Präsident Anwar el Sadat von seiner Armee und den Moslembrüdern „bedrängt“ werde. Sadat rechne jederzeit mit einem Umsturz. Da die USA seit dem Sechs-TageKrieg 1967 keine Botschaft in Kairo hatten, diente der Schah von Persien als Mittler. Helms funkte folgende geheime Botschaft an den Sicherheitsberater von Präsident Richard Nixon, Henry Kissinger: „Der Schah spürte in Zayyat‘s Haltung einen fast unwiderstehlichen inneren Druck in Ägypten, die Feindseligkeiten gegen Israel zu erneuern.“ Doch der Schah habe den Ägyptern erklärt, dass es „Selbstmord“ sei, eine „frontale Attacke“ auf die Israelis zu versuchen. In einem „top secret, nur für die Augen“ Schreiben antwortete Kissinger: „Ich habe keinen Grund zu glauben, dass eine neue Kriegsrunde zu Verhandlungen führen könnte. Wir brauchen ein minimales glaubwürdiges Argument von Sadat, dass er Frieden und realistisch verhandeln will.“ Wie Kissinger schon in seinen 1982 veröffentlichten Memoiren schrieb, war genau das die tragische Fehleinschätzung der Amerikaner und der Israelis. Alle wussten, dass die arabischen Armeen nicht stark genug wären, um Israel zu besiegen. Deshalb konnten sie sich nicht vorstellen, dass die Ägypter im vollen Bewusstsein ihrer bevorstehenden Niederlage angreifen würden. Gemäß der späteren Analyse von Kissinger verfolgte Sadat jedoch das „diplomatische Ziel“, durch Kriegsschock den seit 1967 gedemütigten Araber und siegesgewissen Israelis zu mehr Flexibilität zu verhelfen. So war der Krieg der Ausgangspunkt zum Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel.

Sechs Monate vor Ausbruch des Krieges, wurde Botschafter Helms in Teheran informiert, dass der ägyptische ExPräsident Anwar el Sadat von seiner Armee und den Moslembrüdern „bedrängt“ werde.

Ägypten Heute Oktober/November 2008

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Ayman Scharaf

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Dokumente des amerikanischen Geheimdienstes sind ein beklemmendes Zeugnis für die Unfähigkeit des rationalen Westens (und Israels), arabische Absichtserklärungen ernst zu nehmen.

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Geiseldrama

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Heute ist die Nacht vor dem Eid. Die beiden Fahrer aus der Oase Bahrariya und ihre Familien werden sich wohl immer daran erinnern, wie sie nach Tagen der Verschleppung, der Geiselhaft und der spektakulären Befreiung, wieder in ihren Oasenweiler zurückkehren konnten. Alle Expeditionsteilnehmer sind glücklicherweise befreit worden. Sie sind physisch unversehrt und wurden in ihre Heimatländer, Rumänien, Italien und Deutschland zurückgeflogen.

Wie wird es weitergehen mit Expeditionen in der Westlichen Wüste?

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ie wird es jetzt weitergehen mit den Expeditionen in der Westlichen Wüste, in den Naturparks Gilf el Kebir und Gebel Uweinat, die erst vor kurzem ins Leben gerufen wurden? Einige Reiseveranstalter spezialisierten sich in den letzten Jahren auf dieses Segment der „Tief – Wüsten - Safaris“ in der Westlichen Wüste, Dank der erholten Nachfrage und dem großen Interesse an diesen Gebieten, das neu geweckt wurde durch das Buch „Der Englische Patient“ und dem gleichnamigen, Oscar gekrönten, Film. Im Januar diesen Jahres war eine Gruppe von Selbstfahrern, ein Deutscher und drei Briten, von Banditen bei Eight Bells, ein ehemaliges Flugfeld, das mit Benzinkanistern im Zweiten Weltkrieg markiert wurde, überfallen worden. Geländewagen wurden gestohlen und sie konnten sich mit dem verbleibenden Fahrzeug des Führers retten. Der Dieselmotor des alten Toyotas sprang in der Kälte der Nacht nicht gleich an. Trotz der verlorenen Fahrzeuge sahen sie davon ab, Anzeige zu erstatten und verließen so schnell wie möglich das Land, um Komplikationen mit dem Zoll zu entgehen. So wurde dieser Vorfall nie richtig untersucht und aufgeklärt. Im Februar wurde ein Schweizer und seine ägyptischen Begleiter bis in den Sudan verschleppt und dort mehrere Tage festgehalten. Sie hatten sich bis ins Wadi Karkur Talh, auf die sudanesische Seite vorgewagt.

Von Peter Wirth Diese Expedition wurde mit Hilfe des Abenteurers und Endeckers, Dr. Carlo Bergmann, organisiert, der allerdings in letzter Minute aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnte. Später, im Juni veröffentlichte er den Vorfall auf seiner Webseite, um damit die Sahara Reisenden zu informieren. Um den zu erwartenden Schwierigkeiten mit den ägyptischen Behörden zu entgehen, beschlossen die Teilnehmer, Stillschweigen gegenüber dem Militärnachrichtendienst zu bewahren, um schnell in ihre Heimat zu fliegen. So brodelte die Gerüchteküche während des Sommers! In der Westlichen Wüste finden in dieser Zeit nur wenige Safaris statt, da die Hitze sehr groß ist und der Wasserverbrauch enorm ansteigt. Von offizieller Seite gab es keine Sicherheitsbedenken und so wurden weiterhin allseits Expeditionen für die Wintersaison geplant. Auf Grund der angespannten Sicherheitslage im südlichen Gilf el Kebir, wurden weitere Expeditionen nun abgesagt. Alternativ werden die Touren ins Grosse Sandmeer verlegt. Es erstreckt sich vom Gilf el Kebir im Süden, bis zur Oase Siwa im Norden, entlang der Libyschen Grenze. Trotz anders lautender Meldungen wurden weiterhin Passierscheine für das Grenzgebiet vom ägyptischen Militärnachrichtendienst ausgestellt. Die ersten Expeditionen in der angehenden Saison wurden schon Anfang September genehmigt und durchge-

Peter Wirth ist ein Pionier im Wüstentourismus der Westlichen Wüste. Er lebt in der Oase Bahariya, wo er seit 1995 sein International Hot Spring Hotel betreibt.

führt. Durch diese gefährliche Fehleinschätzung der Verantwortlichen war es möglich, die Touristengruppe auf ägyptischem Territorium zu kidnappen. Die Banditen konnten ungehindert zwischen Gilf el Kebir und Uweinat agieren und sich in den Sudan absetzen. Schmuggler, die den südwestlichsten Zipfel Ägyptens als Transitstrecke benutzen, waren bis jetzt keine Gefahr für Touristen. Hierzu muss angemerkt werden, dass es ein fast unüberwindliches, logistisches Problem ist, die ägyptischen Grenzen zu schützen. Es gibt nämlich kein Wasser in diesen Gebieten. Uweinat heißt in der Sprache der Ureinwohner „Viele Quellen“. Ausgenommen East Uweinat in Bir Tarfawi, dem letzten Militärstützpunkt, der sich am anderen Ende der Toshka Wüstenstrasse befindet. Wenn das Militär in Zukunft dort nicht deutlich mehr Präsenz zeigt und einige strategische Punkte stärker kontrolliert, dann können Expeditionen, die das Premium Segment der Wüstensafaris in der Westlichen Wüste Ägyptens sind, nicht mehr guten Gewissens durchführt werden. Es wird kaum Touristen geben, die ein so hohes Risiko für Leib und Leben eingehen wollen, um die Faszination der Libyschen Wüste zu erleben und die prähistorischen Felszeichnungen zu sehen. Ganz zu schweigen von den Anstrengungen und Entbehrungen, die man bereit sein muss mitzubringen, um eine solche Expedition in die Wüste zu unternehmen.


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Geiseldrama

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Die Ägypter feiern die Befreiung der Touristen aus der Gewalt der Entführer als ihren Erfolg. Aufatmen bei den Offiziellen: Mit jedem Tag, den die Entführung länger dauerte, bangte Ägypten mehr um sein Image als sicheres Reiseland.

Von Peter Kranz

Ägypten bangt um seinen Ruf

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Geiseldrama wirft Schatten auf Tourismusindustrie ufatmen bei den Offiziellen in den Ministerien und Behörden, aber auch im ganzen Land. Touristen in der Hand von Verbrechern - das machte keinen guten Eindruck. Der Fremdenverkehr macht immerhin sechs Prozent an der Gesamtwirtschaft des Landes aus. So wunderte es in Kairo niemanden, als mit den Bildern von der glücklichen Ankunft der Ex-Geiseln auf dem Militärflughafen sogleich der Tourismusminister gezeigt wurde, der Blumen überreichen ließ. Und der Verteidigungsminister bekam sogar Applaus, als er - mediengerecht inszeniert - Ägyptens Präsident Mubarak bei einer öffentlichen Veranstaltung die guten Neuigkeiten überbrachte. Die Mikrofone wurden extra eingeschaltet, als Mubarak fragte, was mit den Entführern sei. „Die Hälfte getötet, die andere Hälfte gefangen“, sagte der Minister. Besonders nach den deutschen Reisenden erkundigte sich der Präsident. „Alle wohlauf“, parierte der General. Ägypten ist dankbar, dass die Bundesregierung Spezialkräfte in die Wüste schickte, auch wenn die GSG 9-Eliteeinheit „nur“ logistische Aufgaben bei der Befreiung der Geiseln übernahm und keinen Schuss abgab, wie es heißt. Deutschland kam zuallererst der Part des Verhandlers um das geforderte Lösegeld - nach Zeitungsberichten standen sechs Millionen Euro in Rede - zu. Die Sicherheitskräfte Ägyptens und des Sudans suchten unterdessen pausenlos nach den verschleppten Deutschen, Italienern, einer Rumänin und ihren ägyptischen Begleitern. Was in die Öffentlichkeit drang, war dabei teilweise konfus, verwirrend und wider-

sprüchlich. Es gab offenbar unbeabsichtigte Falschinformationen. So etwa als Ägyptens Außenminister am zweiten Tag der Entführung die angebliche Freilassung der Geiseln verkündete. Ebenso gab es gezielte Desinformationen. So, als von einer Umzingelung der 20 bis 30 Kidnapper und ihrer Geiseln die Rede war. Und es gab Ränkespiele zwischen Ägypten, dem Sudan und Libyen um die Vorherrschaft in den Nachrichtenagenturen. Libyens Staatsfernsehen wehrte sich dabei besonders wirkungsvoll gegen Meldungen, die Touristen seien auf Ghaddafis Staatsgebiet verschleppt worden. Im Anschluss an die Nachricht zeigte man eine Art Werbespot für Reisen in die libysche Wüste - glückliche Touristen mit Kameras auf Kamelen. Winkend, lachend. Eine zynische Art zu sagen: „Bei uns sind Touristen sicher.“ Der Markt für das besondere Reiseerlebnis wächst. Immer mehr Touristen wollen weg vom pauschalen Anfliegen einer Urlaubsanlage, eines Drei-Sterne-Clubs mit Vollanimation und All-Inclusive-Dröhnung. Weil die Wüsten und Oasen das noch unverbaute Abenteuer bieten, starten immer mehr wohlhabende Abenteurer für hohe Preise in die Camps. Wüstentouren sind angesagt und in den meisten Fällen ja auch relativ sicher. In Ägypten werden Touren von den Oasen aus nur im Konvoi durchgeführt. Heißt: Die Reisenden fahren nie allein. Immer sollen ortskundige

Der ägyptische Verteidigungsminister bekam sogar Applaus, als er - mediengerecht inszeniert - Ägyptens Präsident Mubarak bei einer öffentlichen Veranstaltung die guten Neuigkeiten überbrachte.

Begleiter dabei sein. Geht es tiefer in die Wüste, muss dies vom Militär genehmigt werden, das dazu einen zumeist bewaffneten Mitreisenden schickt. Ägypten will die absolute Kontrolle. Doch vor dem Überraschungsmoment, das wüstenkundige Räuber nutzen, ist niemand gefeit. Im Fall der Touristengruppe setzten die Entführer, die offenbar aus Ägypten, dem Sudan und dem Tschad kamen, die Sicherheitskräfte zunächst matt. Die Frage nach der Sicherheit von Reisegruppen in einsamen Gebieten wie der Wüste Südägyptens wird sicher neu diskutiert. Das Land am Nil wird seine Sicherheitsbemühungen noch weiter verschärfen. Gleichzeitig sollte aber jeder Westeuropäer, der von stillen Tagen im Sandmeer träumt, bedenken, in welches Gebiet mit welchen Problemen er reisen will. Touristen gelten natürlich als Zielobjekte. Ihr Reichtum lockt jene, die wenig oder gar nichts haben. Eine Touristin aus Italien sprach von den Entführern als Männern, die aussahen wie Soldaten, aber Sandalen trugen. Vielleicht muss auch der Staat unverbesserlichen Abenteurern eiskalt die Rechnung aufmachen. In diesem Fall käme Einiges zusammen: Zehn Tage Krisenstab im Auswärtigen Amt, der Einsatz bewaffneter Kräfte, die Rückreise in Sondermaschinen. Zunächst aber soll nichts die Freude trüben - über das glückliche Ende einer Geiselnahme. (Quelle: ZDF)


Geiseldrama

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rst tagelange Verwirrung über den genauen Aufenthalt der entführten Touristen, dann wie aus heiterem Himmel die erleichternde Nachricht: „Alle Geiseln sind frei“, hieß es auf dem Eilmeldungsbanner des staatlichen ägyptischen Fernsehens. Sie erfreuten sich bester Gesundheit und seien auf dem Weg nach Kairo. Damit war die zehntägige Tortur der fünf deutschen und fünf italienischen Touristen, die zusammen mit einer rumänischen Reisenden und ihren acht ägyptischen Begleitern entführt worden waren, endgültig vorbei. Die Gruppe war am 19. September bei einer Wüstensafari im Gilf El-Kebir, dem Dreiländereck zwischen Ägypten, Sudan und Libyen überfallen und zunächst in den Sudan verschleppt worden. Berichten zufolge hatten die Kidnapper sechs Millionen Euro Lösegeld gefordert. Faktisch bestätigt war die Freilassung mit der Ankunft der Touristen um 15.30 Uhr auf einem Militärstützpunkt östlich von Kairo. Die befreiten Urlauber wurden zu einem Hubschrauber gebracht. Dem Vernehmen nach sollten sie zu einem Militärkrankenhaus geflogen und dort von Ärzten untersucht werden. Mitarbeiter des ägyptischen Tourismusministeriums überreichten ihnen Blumensträuße. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte zu diesem Zeitpunkt die Meldung immer noch nicht bestätigen, obwohl deren Kollegen in Rom schon Stunden zuvor offiziell von der Freilassung gesprochen hatten. Ähnliche Äußerungen habe es bereits in der vergangenen Woche gegeben, und diese hätten sich später nicht bestätigt, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin – ein Hinweis auf einen peinlichen Ausrutscher des ägyptischen Außenministers Ahmad Abul Gheit, der bereits vergangene Woche am Rande der UN-Vollversammlung fälschlicherweise das Ende des Geiseldramas verkündet hatte. Schließlich wurden dann aber von ägyptischer Seite konkrete Details darüber bekannt gegeben, wie die Gruppe freigekommen sein soll. Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak war gerade dabei, im Nildelta ein Wasserwerk zu eröffnen, als sein Verteidigungsminister vor laufenden Kameras des staatlichen Fernsehkanals seinem Chef Bericht erstattete. „Und was ist mit den Geiseln?“, fragte da Mubarak. „Die sind alle befreit, und es ist kein Lösegeld geflossen“, antwortet Hussein Tantawi. „Und die Entführer?“, fragte der Präsident nach. „Die Hälfte wurde liquidiert“, entgegnete der Verteidigungsminister. Kurz darauf konnte ein ägyptischer Sicherheitsbeamter im Verteidigungsministerium nicht

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ie entführten Deutschen in Ägypten waren mit dem Schulz Aktiv Reisen unterwegs. Der Wüstenspezialist will die Region wieder anbieten. Lange blieb unklar, mit welchem Reiseveranstalter die entführten Deutschen in Ägypten unterwegs waren. Nach dem glücklichen Ende der Verschleppung meldet der Veranstalter Schulz Aktiv Reisen aus Dresden, dass die vier Entführten seine Gäste waren. Sie hatten eine Wüstentour ins Genzgebiet zwischen Ägypten und Sudan gebucht. Aktuell könnten die Reisen in den Südwesten Ägyptens nicht durchgeführt werden, so Schulz Aktiv Reisen. Die Gegend sei zum Sperrgebiet erklärt worden. Den Teilnehmern bereits gebuchter Reisen dorthin würden Alternativreisen

Tagelang konnte niemand den entführten Ägypten-Urlaubern helfen – doch an ihrer Freilassung wollen viele mitgewirkt haben.

Von Karim El-Gawhary

Geiselbefreiung.. Ein Stück mit vielen Urhebern

Schulz Aktiv will wieder hin

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Ägypten Heute Oktober/November 2008

mehr an sich halten und verriet einer Nachrichtenagentur, dass ägyptische Spezialtruppen die Geiseln in einer militärischen Kommandoaktion aus einem Lager im Tschad nahe der sudanesischen Grenze befreit hätten. Dabei sollen ägyptische Truppen in einer Stärke von 150 Mann im Morgengrauen die Geiselnehmer aus einem Hinterhalt heraus angegriffen haben. Der italienische Außenminister Franco Frattini wollte in Rom den Erfolgsmeldungen aus Kairo nicht nachstehen. An der Befreiung hätten auch „Männer des italienischen Geheimdienstes und der italienischen Streitkräfte teilgenommen“, sagte er. Die Freilassung sei „das Ergebnis internationaler Zusammenarbeit, für die wir den Behörden anderer Staaten wirklich dankbar sein müssen“, erklärte er. Der „hochprofessionelle Einsatz“ sei in Kooperation mit Ägypten und dem Sudan durchgeführt worden, außerdem hätten Geheimdienste und Spezialkräfte aus Deutschland dabei geholfen. Am Abend wurde bekannt, dass sowohl Spezialisten der Bundeswehr als auch der legendären GSG9 und das THW im Einsatz waren. Die sudanesische Version der Befreiung klingt dagegen etwas anders und weniger spektakulär. Aus Armeekreisen in Khartoum verlautete bereits am Sonntag, dass die Armee die Geiselnehmer verfolgt und in eine Schießerei verwickelt habe. Dabei sollen der Anführer der 18 Kidnapper und fünf weitere Entführer im Dreiländereck zwischen Ägypten, Sudan und Libyen getötet worden sein. Zwei Geiselnehmer seien bei der Aktion gefangen genommen worden. Nach Aussagen des Protokollchefs im Außenministerium von Khartoum verrieten die beiden Festgenommenen die Fluchtroute der restlichen Entführer in Richtung Ägypten. Nach dieser Version hatten die Kidnapper ihre Geiseln bereits sich selbst überlassen. Die überraschend Freigelassenen sollen dann in Eigenregie den Weg zurück nach Ägypten gefunden haben und seien dort von ägyptischen Sicherheitskräften in Empfang genommen worden. Angeblich war zu diesem Zeitpunkt bereits die deutsche Ehefrau des ägyptischen Reiseunternehmers, der ebenfalls entführt wurde, unterwegs, um das Lösegeld zu übergeben. Die unabhängige ägyptische Tageszeitung „El Masri El Yom“ hatte berichtet, dass die Freilassung der Geiseln sich verzögere, weil die Kidnapper um ihre Sicherheit fürchteten. Demnach waren sie zunächst nur bereit, die Frauen freizulassen. Die Männer sollten erst nach einer geglückten Flucht der Entführer auf freien Fuß gesetzt werden. (Quelle: Göttinger Tageblatt)

angeboten. Die 16-tägige Wüstentour mit Gilf el Kebir und Jebel Uwainat wird immerhin 18mal pro Jahr ausgeschrieben. Laut der ägyptischen Partneragentur Ägyptus Intertravel, deren Chef selbst unter den Entführten war, gebe es im Tourismusministerium allerdings Pläne, die Region besser abzusichern. Schulz Aktiv Reisen hoffe daher, „bald wieder Erkundungen auf den Spuren des Wüstenforschers Laszlo Almasy“ in diese Gegend unternehmen zu können. Schulz Aktiv Reisen organisiert seit 1990 Touren in die Sahara. Dabei geht es nicht nur nach Ägypten, sondern zum Beispiel auch nach Algerien, Libyen oder in den Sudan. Bis auf die besagte Wüstentour finden alle anderen Reisen nach Ägypten und in den Sudan wie geplant statt.


Geiseldrama Aus welchen Gründen haben die Entführer die 11 Touristen und die 8 ägyptischen Begleiter, die im Süden Ägyptens letzten Monat in den Sudan verschleppt wurden, freigelassen? Haben sie Lösegeld erhalten? Haben die ägyptischen Spezialkräfte, mit Unterstützung von mehr als 100 deutschen Spezialkräften von Polizei und Bundeswehr, durch eine erfolgreiche Operation die 19 Geiseln befreit? Oder war das Gerede von einer „gezielten, geplanten Befreiung“ ein Märchen und somit absoluter Unsinn, wie die deutsche ExGeisel Bernd L. im Interview mit SPIEGEL ONLINE erklärte.

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Zwei der der ägyptischen Begleiter nach ihrer Heimkehr

Von Ayman Scharaf

Geheimnisse des Geiseldramas K

einer hat eine richtige Antwort. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mochte sich nicht zu den Details der Freilassung oder über mögliche Lösegeldzahlungen äußern. Auch der italienische Außenminister Franco Frattini wollte keine Einzelheiten der Befreiungsaktion durch die ägyptische Spezialeinheit nennen. Auch die ägyptischen Behörden wollen nichts weiter äußern. Von Anfang an wurde über Lösegeld gemunkelt. Das ägyptische Regierungsmitglied Ahmed al-Maghrabi sagte nach Angaben des Nachrichtensenders alDschasira, es liefen bereits Verhandlungen mit den Entführern. Tourismusminister Suheir Garana führe die Gespräche. Die Kidnapper sollen Lösegeld gefordert haben. Verschiedenen Angaben zufolge zwischen 800.000 Euro und 15 Millionen Dollar. Nach Befreiung der Geiseln sagte der ägyptische Reiseleiter Ibrahim Abdel-Rahim: Die Entführer hätten 20 Millionen Dollar Lösegeld verlangt. «Da sagte ich, das ist zu viel, das wird zu lange dauern. Sie überlegten und sagten dann 6 Millionen Dollar. Das war ein Gespräch wie bei einem Kamelkauf», sagte der Reiseleiter. Schliesslich hätten die Entführer nach einer Unterredung mit einem Mitarbeiter des ägyptischen Geheimdienstes 2 Millionen Dollar akzeptiert. Die Übergabe sollte 300 Kilometer im Landesinnern von Ägypten stattfinden. Ob die Entführer das

Die Übergabe des vereinbarten Lösegelds sollte 300 Kilometer im Landesinnern von Ägypten stattfinden. Aber es ist nicht sicher, daß die Entführer das Geld tatsächlich erhalten haben.

Bernd L. verweist Berichte über eine gezielte, planvolle Befreiung ins Reich der Märchen.

Geld tatsächlich erhalten haben, konnte AbdelRahim nicht sagen. Die Gruppe der Entführer bestand nach AbdelRahims Angaben aus etwa 38 Leuten, darunter sogar 15- und 16-jährige Jugendliche. «Das waren Arbeitslose in schmutzigen Armeeuniformen aus dem Tschad, naiv und nicht organisiert. Sie haben uns mit beigefarbenen Geländewagen, mit Kanonen auf der Ladefläche, überfallen. Wir fuhren zu einem Übernachtungsort. Dort haben sie dann die ganze Nacht unsere Koffer durchsucht, unseren Thunfisch aus Dosen gegessen und sogar das Bier und den Wein der Touristen getrunken, obwohl das auch Moslems sind. Zwei Tage später haben sie das erste Mal mit uns geredet.» Ein hochrangiger Offizier Ägyptens stellte fest, die Hälfte der Kidnapper getötet, die zweite Hälfte festgenommen und den sudanesischen Behörden überstellt. Bis heute erwähnt niemand ihre Namen oder spricht über legale Maßnahmen der Bestrafung. Über Rahims Frau, die selbst Deutsche ist, wurde der Kontakt zur deutschen Botschaft in Kairo hergestellt. Die Entführer verlangten erst sechs Millionen Dollar. Es dauerte sieben Tage, bis es eine Zusage über zwei Millionen gab. «Die deutschen Beamten haben gearbeitet wie nach einem Kochbuch, zu langsam und nicht kreativ. Die Gangster wurden langsam nervös, weil vieles nicht glaub-

würdig klang.» Als der deutsche Beamte mit den zwei Millionen sich schliesslich auf den Weg machte, hatte das Drama bereits einen anderen Ausgang gefunden. Die Banditen mussten sich mit den drei Landcruisern, den Satellitentelefonen, den Navigationsgeräten sowie den Wertgegenständen der Touristen begnügen. Am vorletzten Tag der Entführung, als sie ihr Lager 20 Kilometer von der Grenze zum Tschad und 250 Kilometer von Ägypten entfernt aufgeschlagen hatten, gab es allerdings eine Situation, die gefährlich war und auch dem Reiseleiter Abdel-Rahim Angst eingejagt habe. Nachdem sudanesische Soldaten sechs der Banditen erschossen hatten, tauchte ein neuer Boss auf, liess die Gewehre seiner Männer entsichern, gab die Geiseln aber schliesslich doch frei. Alle 19 mussten sich in einen Landcruiser pferchen und fuhren Richtung Norden, wo sie 70 Kilometer nach der Grenze auf ägyptische Anti-Terror-Einheiten stiessen, die dort schon eine Woche gewartet hatten. Eine heldenhafte Befreiungs- und Rettungsaktion, wie die ägyptische Regierung glauben machen wollte, hat es nicht gegeben. Das haben auch andere Geiseln gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa bestätigt. Auch der pensionierte Studienrat Bernd L. der kurz nach seiner Heimkehr nach Deutschland diesen Zeitpunkt klar beschreibt: Sonntag, so um 19 Uhr, kamen

die Entführer in Jeeps in unser Wüstenlager gebraust. Auf einmal herrschte ein Riesendurcheinander in der Wüste. Dann nahmen sie uns unsere Uhren, unser Werkzeug und die ganze Ausrüstung ab. Der Hauptmann der Entführer ging dann zu unserem ägyptischen Reiseleiter und sagte: „Ihr habt unsere Leute umgebracht, aber wir bringen Euch nicht um. Wir lassen Euch frei!“ Ist das eine gezielte, geplante Befreiungsaktion der 19 Geiseln? Oder sind die Entführer unter harter Bedrohung gezwungen worden sie ziehen zu lassen? Ein ägyptischer Sicherheitsoffizier, der seinen Name nicht nennen wollte, sagte: „Die ägyptischen und sudanesischen Truppen haben sich von Anfang bemüht, die Tribe, der die Entführer angehören, zu suchen. Schließlich wurde der Chef der Tribe gefunden. Ihm wurde deutlich klar gemacht, daß eine Militäraktion die Köpfe all seiner Leute kosten würde. Viele Beobachter haben diese Version bestätigt. Dia Rashwan, Experte für Terrorismus im AlAhram Zentrum für strategische Studien, zufolge ist das üblich in solchen Situationen. Wenn zum Beispiel ein ähnlicher Überfall im Sinai passiert, nehmen die Sicherheitstruppen den Chef der Beduinen-Tribe oder die Familien der Kriminellen fest. Dadurch wird vieles leichter, es ist eine Ehrensache. Nach ein paar Tagen mehr oder weniger, ergeben sich die Kriminellen.


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Eindrücke

ilf Kebir /Uweinat /Great Sand Sea mit Tribe Expeditions (Mahmoud Moharef) März 2007 Samstag 17.03.07 Mövenpick Hotel / Kairo - Gizah, 5-Sterne, Pyramidenblick Abfahrt nach dem Frühstück um 7:30 in Richtung Oasen, vereinzelte Regentropfen, endlose triste Wohnbauten fressen sich in die Wüste vor, Straßen gesäumt von Müll und Bauschutt, einfach mit dem LKW neben die Fahrbahn gekippt. Irgendwann enden die Häuser, Müll und Schutt bleiben vorerst noch, werden nur langsam spärlicher bis auch diese verschwinden und nur mehr Wüste links und rechts des Asphaltbandes übrig bleibt. Nach zwei Stunden Fahrt die Raststation - Tee, Kaffee, Chips und Erdnüsse – die Toiletten starren vor Schmutz und das gesamte Gebäude hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Funktionalität kann die Baufälligkeit nur mehr schwer verbergen. Baharya Tanken: benzingetränkte Erde im Bereich der gesamten Tankstelle. Mumien: acht traurige Gestalten in einem noch traurigerem Raum. Ich möchte so nicht enden! Es wird heute kein Museumspreis vergeben. Camp White Desert, ca. 6 km rechts ab von der Strasse – Sandgelände, also Luft aus den Reifen lassen. Leuchtend weiße Kalkfelsen, roter Sand, himmelhoch aufragende Phallusse – unschuldig und blütenweiß, Muschelkalk. Wir preschen ungestüm los, hinauf auf den nächsten Berg - von oben der Blick ins Tal, wo Mahmoud & Co beginnen das Camp aufzubauen. Kuskus zum Abendessen - es schmeckt vorzüglich. Ein Wüstenfuchs (Fenek) will auch seinen Teil und schleicht ständig frech durch das Lager. Der Tag hatte es in sich. Alle sind müde. Noch vor neun ab ins Zelt Sonntag 18.03.07 6:00 Die ersten Sonnenstrahlen finden mich auf einem nahen Kalkfelsen. Frühstück - danach vereinbaren wir mit Mahmoud einen Waypoint im GPS und marschieren los, Geert bleibt im Camp. Er wird mit den Fahrzeugen nachkommen. Wunderschöne Formationen aus Kalkstein und Sinterungen. Eine schöne versteinerte Koralle will mitgenommen werden. Nach einer Stunde treffen wir gemeinsam mit den Autos beim vereinbarten Waypoint ein. Rückfahrt zur Strasse, wieder aufpumpen der Reifen. Auf der Asphaltstrasse weiter bis Farafra (35km) Wir überholen einen Konvoi mit 6 holländischen Caravans – jetzt glaub ich´s aber! Farafra, Tankstelle, alles trieft von Öl, Benzin und Diesel. Der Tankwart zündet sich während des Tankens eine Zigarette an. Wir gehen dezent aber bestimmt etwas zur Seite – doch wenn dies hier in die Luft fliegt, geht der ganze Ort mit. Weiter Richtung Dakhla Oasis - Monotonie links und rechts. Wenn diese Monotonie und Tristesse zum einzigen Begleiter werden, reduziert sich auch das Denken... öde nichts sagende Landschaften fliegen draußen vorbei, prägen keine Bilder, weder auf die Speicherkarte

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Warum nehmen Menschen immer wieder diese schweren Belastungen und Strapazen auf sich, was treibt sie in diese unsicheren, menschenleeren Gebiete, wo es für den Laien nur Hitze, Durst und Entbehrungen gibt? Der zweiteilige Bericht von Georg Zenz entführt Sie in die Wüsten Ägyptens und beschreibt, was Sie erwartet, was Sie faszinieren wird oder wo Sie klar formulieren: „Keine zehn Pferde kriegen mich dahin!“ Finden Sie heraus, ob Sie im nächsten Ägyptenurlaub gemütlich am Strand des Roten Meeres liegen oder ob der Autor Sie für eine Wüstentour begeistern kann…

Faszination Wüste oder nur ein verrücktes und gefährliches Abenteuer?

Von Georg Zenz

Ich finde einen kleinen Überhang mit zwei schönen Gravuren Während ich die Stelle mit dem GPS vermesse sehe ich etwa 100m weiter oben den Eingang einer Höhle und ersuche Günther dort nachzusehen. Nach kurzer Zeit ruft er uns aufgeregt zu. Ich stürze nach oben und stehe vor einer wunderschönen mit vielen Malereien versehenen Höhle.

der Kamera noch ins Hirn. Nur Bilder die zwei Minuten später vergessen sind. Dakhla Oasis Die Oasengärten sind unverschämt grün inmitten dem Staubgrau und dem Gelb der Wüste. Eselkarren, beladen mit frischem Gras auf dem Weg nach Hause - die ganze Last der mühseligen Landwirtschaft in den Oasen Ägyptens wird auf den Rücken der Esel getragen. Desert Lodge (www.desertlodge.net) über den Dächern von Al Qasr / Dakhla. Bestes Essen in einem kühlen hohen Raum und ein e-mail nach Hause. Während wir hier essen, betankt die Crew die Autos und Kanister mit insgesamt 1800 ltr und holt den Begleitoffizier des Militärs ab. Später am letzten Checkpoint (Militär, Polizei, Securities) die ersten Probleme - einem Bürokraten in knallgelbem zerrissenen Pullover und schlabbernder schwarzer Trainingshose fehlt ein Dokument: also zurück in den Ort, ein Telefonat und ein Fax nach Kairo. Eine Stunde später: Das gewünschte Dokument wechselt den Besitzer und es geht weiter. Die Sonne ist allerdings schon weg. Zehn km südlich von Dakhla biegen wir rechts von der Strasse ab und verziehen uns hinter einen Dünengürtel wo wir das Camp errichten. Mahmoud wieder als Koch - uns fehlt es an nichts. Panierte Hühnchenkeulen und Makkaroni. Montag 19.03.07 Wieder marschieren wir nach dem Frühstück ab zu einem vereinbartem Treffpunkt

auf der Route. Im Dünenfeld, eine Stunde später, holen uns die Autos ein. Sugar Loaf Spektakulärer Felsen mit natürlichen Bogen und Monument für Samir Lama. Mittagsrast in der Mitte von Nirgendwo – Wagenburg mit Sonnenplane. Camp 3 südlich der Yardangs (mudlions) am ausgetrockneten See (im Paläolithikum noch Wasser vorhanden) - wunderschöne Stimmung, gelb die Yardangs – purpurfarben der alte Seeboden. Nach dem Essen Anruf mit dem Thuraya zu Hause – alles OK. Als sundowner ein Flascherl Wodka mit Orangejuice... In der Nacht kommt ein fürchterlicher Kharmsin (Westwind mit Sandsturm) auf. Urplötzlich! Die Zeltplane knattert wie ein vorbeifahrender Güterzug - an Schlaf ist nicht zu denken. Im Halbschlaf kommen schlimme Bilder: Ein zerrissenes, mit Sand gefülltes Zelt. Die Armee des Kambyses, jenes persischen Königs, der in der Großen Sandsee mit einem 40000 Mann starkem Heer in einem Sandsturm verschollen ist. Durch den Reißverschluss des Zeltes dringt feinster Sandstaub ins Innere, die Augen brennen, ständiges niesen – Kopfschmerzen. Eine halbe Stunde, eine Stunde, eineinhalb Stunden - ich weiß nicht wann ich eingeschlafen bin. Dienstag 20.03.07 Morgendlicher Streifzug um den prähistorischen See. Nach dem Frühstück Weiterfahrt. Den ersten Teil der Fahrt über die monotone Sandfläche verschlafe ich


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Eindrücke

von links nach rechts Georg Zenz Reinhard Zenz Geert Over Wolfgang Schmidhammer Günther Roider

danach, folgt eine abenteuerliche Abfahrt über eine Felssteilstufe. Craterfield. Zwei der vielen hier vor zwei Jahren entdeckten Krater besuchen wir, aber – na ja, Krater halt.... Dann die nächste Ebene weit, weiter...und so weiter - ringsum so weit das Auge reicht gelbe Eintönigkeit. Eine riesige Bratpfanne – und wir sind die Spiegeleier. Mittagsrast: Sand fließt, nein, fliegt - völlig vermummt ein kurzer Imbiss: Äpfel, Kaffee & Crackers. 35° im Schatten, den es aber nicht gibt. Ungefähr bei Mahmouds Waypoint 004013 finden wir eine Menge Shell-Kanister von der LRDG (Long Range Desert Group) aus dem 2. Weltkrieg. Eine Menge Sand, Vogelfedern und Vogelkot kommt zum Vorschein und wieder endloses Fahren über die Ebene. Wir kommen gut voran, Geschwindigkeit bis 80km/h. Kurz vor 17:30 erreichen wir das Basecamp im Uweinat (C4-07), das wir auf einem kleinen Plateau über dem Eingang zum Karkur Talh errichten. Und noch was: Fliegen begrüßen uns, massenhaft! Das Zelt wird gegen den Wind gesichert – drei Nächte wollen wir hier bleiben. Zum Abendessen wiederum Hühnchen, dazu eine Dose kaltes Bier (welch ein Luxus!) Am Camptisch Datenaustausch der Wegpunkte aus den GPS. Mittwoch 21.03.07 Um 6:00 stehe ich auf – den Tag gemütlich angehen. Fahrt zum Western Branch des Karkhur Talh, wo wir in 40 min zur „Belgium Site“ gehen, hunderte Felsma-

lereien - Kühe, Menschen in allen Größen an die Decke eines riesigen shelters gemalt - 1968 von einer Belgischen Expedition entdeckt. Die Fliegen sind beinahe nicht mehr auszuhalten. Hunderte umschwirren den Kopf und landen, so wie sich eine freie Stelle im Gesicht zeigt. Ich bin völlig mit dem Chech vermummt und die Hitze darunter wird zur Qual. Öffne ich diesen jedoch auch nur ein bisschen stürzt sich eine Hundertschaft der Quälgeister auf mich. Ich zweifle an der Sinnhaftigkeit von Fliegen im Allgemeinen und solcher im Uweinat im Besonderen. Zurück zu den Autos. Fahrt zur Haupteinfahrt des Karkur Talh, zum trockenen Wasserfall – was soll ich sagen: ich bin jetzt zum dritten Mal hier aber es ist und bleibt die schönste Stelle im Uweinat. 2002 gab ich ihm den Namen „Casta Diva“ (Hannah hat diese Arie aus Bellinis „Norma“ oben im Felsamphitheater gesungen). Wieder geht es den trockenen Flusslauf hinauf, es ist sehr heiß und anstrengend. (35° bis 38°) Alle sind ziemlich erschöpft. Unten bereitet Attalah einen frischen Salat mit Oliven zu, dann noch ein Abstecher zum South Branch ( hier haben wir 2004 unser Basislager für eine ganze Woche aufgeschlagen). Abends sitzen wir um Mahmouds Laptop und feilen die Route für morgen aus. Es

Ganz besonders fallen auf: eine Frau und ein Mann – in ihrer Mitte ein Kind. Keine Kriegsoder Jagdszene wie so oft üblich. Eine ganz einfache und friedliche Familienszene.

Ägypten Heute Oktober/November 2008

ist schon ein bisschen suspekt: da sitzt eine Gruppe Abenteurer vor einem Laptop am Lagerfeuer, gibt „waypoints“ ein, ruft „headings“ und „bearings“ ab, errechnet Routen und Fahrzeiten mit der touratech-software und holt im Nu Satellitenbilder von einer völlig abgelegenen Gegend des Planeten. Wie haben wir nur früher unser Ziel gefunden? Nur mit Karte und Kompass als einzige Werkzeuge? Oder wie fanden gar die Forscher an ihr Ziel, die nicht einmal Karten zur Verfügung hatten? Wir jedoch arbeiten mit farbigen, hochauflösenden Satellitenbildern, der Karte „Survey of Egypt“ von Patrik Clayton aus 1942, russischen Generalstabkarten 1:500 000 und unseren eigenen waypoints aus bisher insgesamt fünf Uweinat Expeditionen. All diese Daten gespeichert in einem im Auto montierten und drei mobilen GPS Geräten Donnerstag 22.03.07 In der Nacht wiederum ein Sandsturm, Frühstück im Windschatten der Autos. 7:30 Abfahrt in Karkhur Talh, wo wir in einem Seitenarm vom South Branch die Autos stehen lassen (CAR) und zum Plateau aufsteigen. Mühsam, steil und immer wärmer werdend. Schon nach einer Stunde finde ich einen kleinen Überhang mit zwei schönen Gravuren Während ich die Stelle mit dem GPS vermesse sehe ich etwa 100 m weiter oben den Eingang einer Höhle und ersuche Günther dort nachzusehen. Nach kurzer Zeit ruft er uns aufgeregt zu. Ich stürze nach oben und stehe vor einer wunderschönen mit vielen Malereien versehenen Höhle. Ganz besonders fallen auf: eine Frau und ein Mann – in ihrer Mitte ein Kind. Keine Kriegs- oder Jagdszene wie so oft üblich. Eine ganz einfache und friedliche Familienszene. Berührend. Viele Kühe, eine Männerfigur sticht heraus: ein Ältester, ein Oberhaupt ? ein Medizinmann? er hat schöne Verzierungen (Tätowierungen?) am Oberkörper, den Beinen und an den Armen, eine Gruppe mit KürbisflaschenGefäßen. Ich bin glücklich. Etwas weiter oben finde ich noch schöne Gravuren etwa 500m östlich unserer Marschroute. Danach weiter im Auf und Ab über das Plateau – eine leichte Brise macht das Gehen jedoch angenehm. 6,5 km sind es horizontale Luftlinie von den Autos zur Quelle Ain el Brince. Über das Plateau im Aufstieg und Abstieg allerdings. Die Wa d d a n s p u ren (Libysches Wüsten-Bergschaf) bündeln sich immer mehr, werden zu breiten ausgetretenen Wildwechseln, die alle zum Ain el Brince führen. Wüste pur – keine Klischees mehr. Hier bliebe sogar die Wüstenromantik einer gebildeten Oberschicht auf der Strecke.

Lesen Sie den 2. Teil dieses fantastischen Reiseberichts in unserer nächsten Ausgabe.


10 Angst um Meister Adebar – Wird er überleben?

Ausländer in Ägypten

Ägypten Heute

Oktober/November 2008

Von Birgit Witpeerd

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ir in Deutschland sind ja um jedes vom Aussterben bedrohte Tier besorgt – manche Zeitgenossen mehr, manche weniger. Aber im Urlaub… Da kommt das doch nicht vor und man pendelt lieber zwischen Hotel und Strandliege. Aber manchmal geht man auch auf Schnorcheltour und beim „an Land gehen“ hatten wir – mein Mann und ich – Residents in El Gouna seit 2004 – eine Begegnung der besonderen Art. Statt der blauen Flossen meines Mannes sah ich etwas weiß/graues vor mir aus dem Wasser auftauchen. Es schaukelte ziemlich ermattet in der aufkommenden Flut und konnte kaum noch den Kopf in die Höhe halten. Es handelte sich um einen gestrandeten Jungstorch, der einsam und allein auf den Wellen des Roten Meeres schaukelte und ganz offensichtlich aus Schwäche von dem langen Flug in den Süden vom Verdursten und

Ertrinken bedroht war. Da meldete sich mein Herz für Vögel und ich wollte Jungvogel Adebar helfen. Aber wie? Mehrere Ideen gingen mir durch den Kopf. … War da nicht was mit Vogelgrippe? Kann der beißen? Schließlich hatte sein Schnabel bereits eine stattliche Größe erreicht. Würde er´s überhaupt überleben? Mit Hilfe meiner Schwimmflosse hielt ich ihm erst einmal den Kopf über Wasser und beratschlagte mich mit meinem Mann, was zu tun sei. Schließlich ließ dieser alle Vorsicht außer Acht, packte sich den Storch kurzerhand unter den Arm und trug ihn an Land. Dort erwartete uns eine Gruppe Leute, die einen Becher Süßwasser bereit hielten. Der Storch sah gar nicht gut aus. Nach einer säubernden Dusche überließen wir ihn erst einmal sich selbst. Von meiner Strandliege aus beobachtete ich die Gruppe deutscher Touristen, die sich um den Gestrandeten schar-

Mehrere Ideen gingen mir durch den Kopf. War da nicht was mit Vogelgrippe? Kann der beißen? Schließlich hatte sein Schnabel bereits eine stattliche Größe erreicht.

ten. In mir arbeitete es. Es musste doch eine Möglichkeit geben, die sein Überleben sicherte. Ich bat meinen Mann, Marlis Seves, die Besitzerin des Swiss Restaurants Buzzha Beach, zu fragen, ob sie einen Rat wüsste. Eine Tierauffangstation oder irgendwelche Notrufnummern, wie bei uns in Deutschland, gibt es ja in Ägypten nicht. Marlis Seves überlegte nicht lang. Sie trommelte ein paar ihrer Leute zusammen und schnell wurde ein Verschlag für den Storch auf saftig grünem Gras geschaffen. Am selben Abend wurde noch ein weiterer Jungstorch völlig erschöpft und hilflos am Strand gefunden. Auch seiner nahm sich Marlis selbstverständlich an. Nach intensiven Recherchen im Internet und Telefonkontakten nach Deutschland fand sich der „Storchspezialist“ Udo Hilfers, Internetadresse: www.storchenstation. de, der sie über die Bedürfnisse und Vorlieben des Feder-

viehs unterrichtete. Eine Woche Vollpension plus Schutz vor wildernden Hunden bekamen die Störche verordnet. Und es klappte. Die Pflegekinder erholten sich langsam, wobei sich herausstellte, dass es sich um ein junges Storchenpaar handelte. Bereits nach vier Tagen wurden die ersten Flugversuche unternommen. Aber die Vögel kehrten immer noch in ihren geschützten Pferch zurück, wo sie weiterhin liebevoll gefüttert und betreut wurden. Am siebten Tag nach ihrer Rettung schlossen sie sich dann einer großen vorbeiziehenden Gruppe Störche an und zogen Richtung Süden. Wenn ich mich an das Bild erinnere, wie die Störche wieder losfliegen, dann schlägt mein Gouniherz höher und ich sage mir, vielleicht wird nicht nur in der Vogelwelt bekannt, dass es wirkliche Tierliebhaber in El Gouna gibt, die nicht so schnell aufgeben.


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Ausländer in Ägypten

Kindesentführung

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Von Melanie Belitz

Die nächste Generation einer Multi-Kulti-Familie! Die Frauen erinnern sich an all die Höhepunkte ihrer Kindheit, die sie hier ihren Kinder nur eingeschränkt oder überhaupt nicht bieten können.

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ir alle in Hurghada kennen sie, die traurigen Geschichten von den Amirs und Yasmins, Sarahs und Karims, die über Nacht zu Ein-Eltern-Kindern werden, weil ihre Mütter und Väter im alltäglichen Stress den Traum von ihrer Multi-Kulti-Familie aufgeben. Weil europäische Mamas plötzlich erkennen, dass ihre Töchter in Ägypten mit ganz anderen Problemen konfrontiert sein werden als in Europa. Weil ägyptische Väter die Erziehungmethoden ihrer Frauen nicht überzeugend finden. Das fremde, geheimnisvolle, was der deutschägyptischen Beziehung soviel Zauber verlieh, das Mann und Frau tolerant und kompromissbereit waren, führt leicht zu Problemen, wenn es nach der Geburt der Kinder um Beständigkeit, Vermittlung von Werten und Arbeitsteilung geht. Die Frauen erinnern sich an ihre Kindheit, das

Spielen im Garten im Sommer, den Geruch von frisch gemähtem Gras, das Laternelaufen im Herbst, die Weihnachtszeit, all die Höhepunkte ihrer Kindheit, die sie hier ihren Kinder nur eingeschränkt oder überhaupt nicht bieten können. Die Väter sehen ihre Babies, die Ihnen viel zu dünn erscheinen, die nicht, wie sie selbst, in Großfamilien mit vielen Bezugspersonen aufwachsen und ihr Bettchen im Elternschlafzimmer stehen haben. Wie einsam muss sich ihr Sohn, ihre Tochter in dem großen, leeren Kinderzimmer fühlen! Und wieviel Geld wird gebraucht, um Kindermöbel, Spielzeug und nicht zu vergessen die Flüge zu den deutschen Großeltern zu bezahlen! Ihre eigene Kindheit war ganz anders- und war sie nicht auch viel besser? So kann es durch diesen Konflikt zu dramatischen Trennungen kommen, mit denen leider

Diese Kinder sind beides, ein bisschen deutsch und ein bisschen ägyptisch, ein bisschen östlich und ein bisschen westlich. Und wenn man ihren beiden Seiten die Möglichkeit gibt, sich zu entwickeln, werden sie eines Tages Menschen mit einem weiten Horizont.

allzu oft eine Art „Kindesentführung“ einhergeht. Keiner der beiden Elternteile möchte in Kauf nehmen, sein Kind nur wenige Wochen im Jahr sehen zu können, jeder befürchtet, den Kontakt zu seinen Kindern ganz zu verlieren. Und so fliegen Mütter mit ihren Kindern auf Nimmerwiedersehen nach Deutschland, und Väter schicken ihre Söhne oder Töchter in irgendwelche unauffindbaren Dörfer zu Verwandten. Eines vergessen sie dabei: Sie ignorieren nicht nur das Wohl des Kindes, sie rauben ihm sogar einen Teil seiner Identität. Diese Kinder werden, egal, wo sie leben und wie gut ihre äußeren Lebensumstände sein mögen, immer wieder damit konfrontiert, dass sie anders sind, allein durch ihr Aussehen. Und wie wird der Elternteil, der das Glück hat, sein Kind aufwachsen zu sehen, auf die Fragen reagieren, die eines Tages kommen? Wird das Kind dann mit einem raffiniert konstruierten Lügengerüst abgespeist? Kann man einem liebenden Elternteil zutrauen, seinem Kind einzureden, dass sein Vater/ seine Mutter es nicht mehr lieb hatte, während irgendwo ein Mohamed oder eine Katrin immer wieder die mittlerweile alten, zerfledderten Babyfotos betrachtet und seines Lebens nicht mehr froh wird? Welche Mutter bringt es auf der anderen Seite fertig, ihrem Nachwuchs zu erklären: „nein, dein Vater liebt dich sehr, aber ich hatte Angst, dass er dich entführt, also habe ich dich entführt. Und nach Ägypten fliegen, um ihn zu besuchen, darfst du erst, wenn du erwachsen bist, denn solange du noch ein Kind bist, könnte dein Vater uns verbieten, nach Deutschland zurückzukehren.“ Und welcher Vater erklärt seinem Kind, dass es die Entscheidung des Vaters war, sein Kind ohne Mutter aufwachsen zu sehen, wo doch die Familie hierzulande über alles geht? Vielleicht sollten die Mütter, denen Ägypten zum Halse heraus hängt und die Väter, denen ihre Frau plötzlich so streitsüchtig und böse erscheint, mal darauf verzichten, ihre eigene Version vom totalen Glück zu realisieren. Vielleicht sollten sie das größtmögliche Glück ihrer Kinder über ihre eigenen Bedürfnisse stellen. Und das wäre, wenn eine Trennung wirklich sein muss, wenigstens in derselben Stadt wohnen zu bleiben oder, wenn das gar nicht möglich erscheint, den Kindern wenigsten den größtmöglichen Kontakt zum anderen Elternteil zu ermöglichen. Denn diese Amirs und Yasmins, Sarahs und Karims sind beides, ein bisschen deutsch und ein bisschen ägyptisch, ein bisschen östlich und ein bisschen westlich. Und wenn man ihren beiden Seiten die Möglichkeit gibt, sich zu entwickeln, werden sie eines Tages Menschen mit einem weiten Horizont. Und wenn ihnen jemand die Frage nach ihrem Kulturkonflikt stellt, werden sie nur irritiert die Augenbrauen hochziehen und zurück fragen: „Kulturkonflikt? Was ist das?“


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Ausländer in Ägypten

Das Leben der Deutschen in Hurghada..

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Integration oder Isolation?

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war wurde ich nicht verfolgt, jedoch habe ich Deutschland auch nicht verlassen, weil mich dort irgendetwas sehr gestört hätte. Ich habe mir Ägypten nicht wegen der Schönheit des Landes ausgesucht, da es für eine Frau oft nicht leicht ist, hier zu leben. Ich bin, wie die Menschen, die im Exil leben, hier, weil die Umstände es erforderten. Ich kann hier mit meinem Mann leben und versuche, das Beste daraus zu machen. Um die Möglichkeiten Hurghadas als multikulturelle Stadt einschätzen zu können, lohnt es sich, das ägyptische Gesellschaftsgefüge in Hurghada näher zu untersuchen. Der Großteil der hier lebenden Ägypter sind Männer- ihre Familien leben weit weg in ihren Heimatorten, da dort das Leben günstiger ist. Die wenigen Frauen, die bei ihrem Ehemann leben möchten, scheinen mir sehr isoliert, denn wie sollen sie andere Frauen kennenlernen? Es gibt keine Krabbelgruppen oder ähnliches für ägyptische Kinder, es gibt keinen Treffpunkt für die Frauen. Die einzige Kontaktmöglichkeit sind die Frauen der Arbeitskollegen ihrer Männer- die wiederum meistens weit weg wohnen. Spätestens zur Geburt ihres zweiten Kindes kehren die jungen Frauen zu ihren Herkunftsfamilien zurück, da sie dort die Unterstützung ihrer Mütter, Schwestern und Freundinnen haben. Ich hätte sehr gerne mehr Kontakt zu Ägypterinnen. Doch von den drei Frauen, die ich hier in Hurghada kennengelernt habe, sind zwei bereits wieder weggezogen. Ich kenne viele Kollegen, Männer meiner Freundinnen und Kollegen meines Mannes. Doch in welchem Licht würde mein Mann da stehen, wenn ich die Freundschaft anderer Männer suche? Nicht zu vergessen, was man von mir denken würde... So hat sich zwischen den ausländischen Frauen ein Netzwerk gebildet, das sich mit Informationen, Tipps, wo man Quark oder gute Kinderwindeln kaufen kann oder einfach gegenseitiger Gesellschaft weiterhilft. Ich denke nicht, dass wir diese Struktur ausbauen, weil wir uns nicht integrieren möchten- im Gegenteil!

In der letzten „Ägypten heute“ stellte Mazen Okasha die Definition von „Ausländern“ und „Gastarbeitern“ in Hurghada gegenüber. Ich, eine Deutsche, seit ca. zwei Jahren in Hurghada lebend, kann mich mit diesen Begriffen nicht identifizieren. Ich bin, wie der größte Teil der Deutschen hier, mit einem Ägypter verheiratet und fühle mich eher wie ein Emigrant, im Exil lebend.

Von Melanie Blitz

Wenn ich in Hurghada Bürgermeisterin wäre, würde ich als erstes eine Volkshochschule bauen. Ich würde ägyptische Lehrerinnen einstellen, die den deutschen Frauen Kurse in Arabisch und eine Einführung in den Islam geben würden.

Marion weiss, wie man Ataif zubereitet, Daniela kennt die islamischen Ehegesetze, Katrin weiss, wie man am einfachsten zu zwei Pässen für sein Neugeborenes kommt. Wenn in diesen Kreisen mehr ägyptische Frauen „mitmischen“ würden, wäre das sehr bereichernd. Wenn ich in Hurghada Bürgermeisterin wäre, würde ich als erstes eine Volkshochschule bauen. Ich würde ägyptische Lehrerinnen einstellen, die den deutschen Frauen Kurse in Arabisch und Englisch, im Kochen und eine Einführung in den Islam geben würden. Diese Frauen müssten jedoch auch mit der für sie fremden europäischen, bzw. christlichen Kultur vertraut sein und dürften nicht versuchen, die Ausländerinnen zu bekehren oder ihnen eine endlose „di haram“-Liste aufzuführen. Außerdem würde ich einige „NotfallZimmer“ einrichten, wo Frauen, die Probleme mit ihrem Partner haben, für einige Tage zu einem günstigen Preis übernachten könnten. Für ebendiese Paare, die sich oft auf dramatische Art und Weise trennen, was stets auf Kosten gemeinsamer Kinder geht, würde ich eine Familienpsychologin einstellen, die beratend und beruhigend eingreifen kann. In diesem Haus könnten auch Ägypterinnen Sprachkurse machen, und es gäbe einen geschützten Strandabschnitt für die Frauen, damit sie nicht auf die Begleitung ihres Mannes warten müssen, um mit ihren Kindern nach draußen zu gehen. Hier könnten Kinder mit allen anderen Kindern spielen, nicht nur mit denen, deren Eltern sich Privatschulen oder Strandtage in den Hotels leisten können. Der Austausch über ägyptische und deutsche Gepflogenheiten in der Zeit der Schwangerschaft und Kindererziehung wäre für beide Seiten von Vorteil. Vielleicht könnten in solch einem Rahmen auch Projekte entstehen wie ein überdachter Spielplatz, ein Raum für eine Theatergruppe und ähnliches, was sich bisher nur die gut betuchten Familien leisten können. Ja, das wäre meiner Meinung nach ein sinnvolles Integrationsprojekt mit Ausbaumöglichkeiten. Sobald man mich zur Bürgermeisterin ernennt, kann es losgehen!


Ausländer in Ägypten

Container mit 30 Kisten bringt Hoffnung

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gypten rückte in den vergangenen Wochen mit dramatischen Schlagzeilen in das Blickfeld der internationalen Presse, als die Entführung einer Touristengruppe bekannt wurde. Darunter auch deutsche Opfer. Eine Frau aus Kreuzau kennt das Land aus einem völlig anderen Blickwinkel. Margot Rowold hat im Sommer vergangenen Jahres in eigener Initiative eine Hilfsaktion für notleidende Kinder im ägyptischen Assuan gestartet. Inzwischen ist das Projekt Dank der Hilfe großzügiger Spenden von Freunden, Bekannten und aus der Bevölkerung an-

Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.

gelaufen. Margot Rowold, deren Ehemann in Kreuzau als Arzt praktiziert, verfolgt ihr Ziel mit großem Ehrgeiz. Sie will notleidende, verwaiste und kranke Kinder in der Region Assuan unterstützen. Auch bürokratische Hindernisse können die gelernte Erzieherin nicht entmutigen. Am Jahresanfang traf in Kreuzau eine Nachricht ein, die fast schon das vorzeitige Aus der Hilfsaktion andeutete. Die örtlichen Behörden hatten das Projekt zunächst nicht genehmigt. Einer ausländischen Privatperson sei es nicht gestattet, in Ägypten Kinder zu betreuen. Dies sei nur im Rahmen einer staatlich anerkannten Hilfsaktion möglich, hieß es. «Wir wollten helfen, wurden aber daran gehindert», sagt Margot Rowold. Sie habe «Lehrgeld zahlen müssen». Resigniert hat sie dennoch nicht. Im April folgte ein klärendes Gespräch in Assuan, im August war die Erzieherin wieder in Ägypten und begann mit ihrem Programm. Statt der dafür hergerichteten öffentlichen Räume, die bisher nicht genehmigungsfähig sind,

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wurde das Haus von Bekannten in Ägypten zum Treffpunkt der jungen Klienten. Acht bis zwölf Jungen und Mädchen treffen sich nun dort regelmäßig, erhalten eine warme Mahlzeit und werden sozialpädagogisch betreut. Das notwendige Material ist im letzten Sommer auch wohlbehalten in Assuan eingetroffen, ein Container mit 30 Kisten voll Kleidung, Bastelmaterial, Papier und Malutensilien, alles gestiftet von Firmen aus Kreuzau und Umgebung, von Bekannten und Patienten der Rowold-Praxis. Die Familie selbst hat aus eigener Tasche das Startkapital bereitgestellt. Die Betreuung in einem Privathaus sei inzwischen auch in ihrer Abwesenheit gesichert, berichtet Rowold. In ihrer Webseite KINDER DER PHARAONEN schreibt Frau Margot Rowold: Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder. So fing alles an.. Schon seit Beginn meiner Schulzeit hat mich das Zusammensein und die Ar-

Ägypten Heute Oktober/November 2008

beit mit Kindern fasziniert. Wo ich nur konnte, suchte ich die Nähe zu ihnen, um mit ihnen zu spielen, ihnen zu helfen oder um einfach nur für sie da zu sein. Dies führte dann über einige Umwege zur Ausbildung als Erzieherin, womit ich mir meinen Herzens-Berufswunsch erkämpfen und schließlich erfüllen konnte. Aus einem unvergeßlichen und intensiven Urlaubserlebnis entwickelte sich ab 1995 eine zweite Faszination, die mich nicht mehr loslassen sollte: Ägypten. Das Land, die altägyptische Kultur, die Menschen und speziell die dort lebenden Kinder sind mir dabei immer mehr ans Herz gewachsen. Und so entstand in mir in den letzten Jahren der immer stärker werdende Wunsch, diese beiden sich in meinem Herzen befindlichen Strebungen zu vereinen und so zu versuchen, mit meiner eigenen Arbeit in Ägypten für bedürftige Kinder da zu sein, um ihnen zu helfen, ihr Leben besser meistern zu können. (Quelle: www.az-web.de)


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Nachrichten

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Kopten für Mubarak junior

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ie koptische Kirche würde eine Kandidatur von Gamal Mubarak für das Präsidentenamt im Jahr 2011 unterstützen. Das erklärte jetzt ein Kirchensprecher in Kairo. Gamal ist Sohn des derzeitigen Präsidenten Hosni Mubarak, der seit 1981 regiert und über seinen Rückzug in drei Jahren nachdenkt. Mubarak junior leitet das Politische Büro der regierenden

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„Nationaldemokraten“. Vor einem Jahr gab der koptische Papst, Shenuda III, ein ähnliches Signal. Während einer öffentlichen Sammlung, durch TV- Sendungen gefilmt, ließ Shenuda III ein großes Bild von Mubarak junior (statt seines Vaters President Mubarak, wie normalerweise erwartet) an die Wand hängen. Die klare Botschaft davon wurde einfach verstanden. Der Papst sei

für den kommenden Nachfolger. Im mehrheitlich islamischen Ägypten liegt ihr Bevölkerungsanteil bei geschätzten sechs bis zehn Prozent. Von politischen Ämtern sind Kopten meistens ausgeschlossen; seit 2006 gibt es aber erstmals einen koptischen Gouverneur in Ägypten. Auch Finanzminister Youssef Boutros-Ghali ist Kopte.

Der letzte Pharaoh: Will Smith uperstar Will Smith hat ein neues Projekt: Als ägyptischer Herrscher Taharqa kämpft er in „The Last Pharaoh“ gegen fiese Angreifer. Vor allem Frauen dürften sich auf Big Willies nächstes Projekt freuen, denn darin wird der 40-Jährige wahrscheinlich eher spärlich bekleidet zu sehen sein: Smith übernimmt die Hauptrolle im geplanten Abenteuerfilm „The Last Pharaoh“. Will verkörpert den ägyptischen Herrscher Taharqa,

der 664 vor Christus die Macht am Nil übernahm und sein Reich gegen zahlreiche Feinde verteidigen musste. Taharqas Gegner war der assyrische König Esarhaddon, der den Pharao mit mehreren Angriffen in Bedrängnis brachte. Beim ersten Mal ging Taharqa noch als Sieger hervor, doch Esarhaddon ließ nicht locker und griff erneut an. Der Pharao floh und zettelte aus dem Exil zahlreiche Aufstände gegen die assyrischen Eroberer an, die den

inzwischen geschwächten Esarhaddon mürbe machen sollten. Intrigen am Nil Ob „The Last Pharaoh“ nach „I Am Legend“ ein weiterer Blockbuster in Smiths Lebenslauf oder ein prestigeträchtiges Oscar-Projekt à la „Ali“ wird, steht noch nicht fest. Sicher ist allerdings, dass Randall Wallace, Drehbuchautor von „Braveheart“ und „Pearl Harbor“, die Regie übernimmt. Mit beeindruckendem Schlachtengetümmel können wir also auf jeden Fall rechnen.

Companie Drift

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ie Schweizer Botschaft und Pro Helvetia haben das Vergnügen den nächsten Event im Rahmen des Programms von Swiss Tales anzukündigen: C o m p a g n i e D r i f t eines der erfolgreichsten zeitgenössischen Tanzensembles der Schweiz mit seiner Produktion “Unkaputtbar” Donnerstag 9.Oktober 2008 und Freitag 10 Oktober 2008 20:00 Uhr - Gomhoreya Theatre, Cairo Die Schweizer Repertoire Tanz Compagnie Drift ist ein Ensemble, das subtil und humorvoll die Poesie von Grenzzuständen und die Absurdität des Alltäglichen untersucht.

Die künstlerischen LeiterInnen Béatrice Jaccard und Peter Schelling arbeiten seit 1987 zusammen, ab 1992 mit Massimo Bertinelli im Trio, und seit 1998 als Compagnie Drift. Die Zürcher Compagnie gehört zu den wichtigsten der Schweizer Tanzszene und ist auch international sehr erfolgreich. Ihr Repertoire wurde bisher in 27 Ländern in über 600 Aufführungen präsentiert. Im Stück „Unkaputtbar“ trifft man auf vier Männern, die sich gegenseitig auf widersinnige Abwege begleiten. Unverwüstlich fallen sie immer auf die Füsse –mehr oder weniger – und geben nie auf. Untereinander pflegen sie

eine handfeste Freundlichkeit, die dann und wann zu unfreundlicher Handgreiflichkeit ausartet. In „Unkaputtbar“ mischen sich abstrakte Bilder mit narrativen Szenen zu einem witzigen und gleichzeitig tiefgründigen Tanztheater, welches eine zauberhafte Wirkung hinterlässt. Die Tickets für die zwei Vorführungen von Drift können entweder an der Oper oder direkt beim Gomhoreya Theater bezogen werde. Die Öffnungszeiten für den Ticketverkauf sind wie folgt: 9.30h - 14.00h und von 20.30h - 22.30h. Die Tickets kosten zwischen 25 und 50 EGP.


Nachrichten

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Kairo in den Top 10 der weltweit attraktivsten Outsourcing-Standorte! D ie jüngste Studie des Marktforschungsund Beratungsunternehmens Tholons zeigt: Ägypten zählt mittlerweile zu den attraktivsten Outsourcing-Standorten weltweit und belegt in der aktuellen Branchenanalyse den siebten Platz unter den Top 50-OutsourcingRegionen. Laut der jüngsten Studie des internationalen Marktforschungsund Beratungsunternehmens Tholons ist Ägyptens Hauptstadt Kairo erstmals in den Top 10 der weltweit attraktivsten Outsourcing-Standorte platziert. Im Vergleich zum vergangenen Jahr verbesserte sich Kairo damit um vier Plätze. Dieses Ergebnis stellt für Ägypten einen großen Erfolg dar, denn das Land belegt im Ranking der 50 attraktivsten OutsourcingStandorte nicht nur den siebten Platz, sondern ist zudem das einzige Land aus der Region Naher Osten/ Nordafrika in der Rangliste. Die Platzierung Ägyptens als einer der weltweit attraktivsten Standorte für globales Outsourcing basiert auf einer Fülle ausgezeichneter Argumente: Ägypten verfügt über sehr viele, hervorragend ausgebildete, multi-linguale Talente und zahlreiche Universitätsabsolventen haben ein Studium im Bereich IT und Technik abgeschlossen. Die intakte Infrastruktur sowie niedrige Kosten tragen ebenfalls dazu bei, Ägyptens Position in den Top 10 der aufstrebenden OutsourcingHotspots weiter zu stärken. Für Ägypten bedeutet das Ergeb-

nis der Studie einen großen Schritt nach vorne. Wir haben über Jahre hinweg hart daran gearbeitet, den Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) in Ägypten zu stärken und unser Land als führende Kraft in der weltweiten Outsourcing-Industrie zu etablieren. Die aktuelle Studie und die zunehmenden Investitionen durch große internationale Organisationen belegen nun, dass uns dies gelungen ist. Auch in Zukunft bauen wir die Position Ägyptens auf dem globalen Outsourcingmarkt weiter aus‘, kommentiert Dr. Hazem Abdelazim, CEO der Information Technology Industry Development Agency (ITIDA), das

hervorragende Resultat Ägyptens im Ranking. Die Tholons-Studie ermittelt die attraktivsten OutsourcingStandorte anhand von Umfrageergebnissen einerseits sowie Interviews mit den wichtigen Anbietern andererseits. Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen analysiert dabei zahlreiche Kriterien wie beispielsweise die Anzahl und Qualität der Erwerbstätigen, das Ausbildungsniveau, die Kosten, die Infrastruktur sowie das Risikoprofil und die Lebensqualität. Unter allen Städten und Ländern in den Top 50 wird einzig in Ägypten - neben einer Vielzahl europäischer Sprachen - auch

Zwölf Tote bei Hauseinsturz E

in Hausbesitzer in Alexandria erweiterte sein Haus ohne Erlaubnis der Behörden um eine Etage und muss sich nun für ein Dutzend Tote verantworten. Die Bewohner starben im Schlaf. Bei einem Hauseinsturz in Ägypten sind mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Nach Behördenangaben wurden die Bewohner im Schlaf getötet, als in der Hafenstadt Alexandria in der Nacht zum 8. Oktober ein fünfstöckiges Wohngebäude in sich zusammenbrach. Mindestens sechs Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. Die

Suche nach möglichen weiteren Opfern wird fortgesetzt. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde der Hausbesitzer festgenommen, der das ursprünglich vierstöckige Gebäude ohne Genehmigung der Baubehörde um eine Etage aufgestockt hatte. Ein Oppositionsabgeordneter machte die Stadtverwaltung für das Unglück verantwortlich, die nicht für eine Renovierung des baufälligen Gebäudes gesorgt habe. Bauvorschriften werden nicht eingehalten. In Ägypten sind Hauseinstürze keine Seltenheit, da Bauvorschriften nicht ausrei-

chend durchgesetzt und zusätzliche Stockwerke ohne Genehmigung hinzugefügt werden. Auch wenn das Bauamt den Abriss eines Gebäudes anordnet, wird dies oft nicht umgesetzt, da den Bewohnern kein alternativer bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehe. Im vergangenen Dezember starben ebenfalls in Alexandria 35 Menschen beim Einsturz eines zwölfstöckigen Hochhauses. Vor einem Monat wurden beim Absturz einer Felswand auf ein illegal errichtetes Armenviertel in Kairo mehr als einhundert Bewohner getötet.

Mit Hilfe des Ministeriums für Kommunikation und Informationstechnologie hat Ägypten ein ganzes Netzwerk zur Unterstützung des Wachstums und der Weiterentwicklung der ICT Industrie des Landes aufgebaut.

Ägypten Heute Oktober/November 2008

arabisch gesprochen. Daneben profitiert Ägypten bereits heute von der Präsenz vieler führender, weltweit tätiger IT-Dienstleister wie HP, IBM, Wipro und Satyam. Erst kürzlich hat IBM seine Bindung an Ägypten bekräftigt und die OutsourcingPartnerschaft um weitere drei Jahre verlängert. Diese sieht den Aufbau eines Forschungszentrums für Nanotechnologie, die Gründung eines Studiengangs sowie die Einweihung eines Dienstleistungszentrums in Ägypten vor. Darüber hinaus hat Ägypten, nach einem kürzlich veröffentlichten Yankee Group Report, dank seiner jungen Bevölkerung, der nachhaltigen Ausbildung im Technologiesektor und der multilingualen Fähigkeiten von Universitätsabsolventen die stärkste Position in der MENARegion (Middle East & North Africa). Mit Hilfe des Ministeriums für Kommunikation und Informationstechnologie (MCIT) und ITIDA hat Ägypten ein ganzes Netzwerk zur Unterstützung des Wachstums und der Weiterentwicklung der ICT Industrie des Landes aufgebaut. Die Verfügbarkeit von qualifizierten multilingualen Arbeitnehmern, exzellente Infrastruktur und politische Stabilität, gepaart mit der Entwicklung von Technologie- und Call-Center-Standorten in Alexandria und Kairo haben insgesamt dazu beigetragen, den Wirtschaftsstandort Ägypten für Unternehmen attraktiv zu machen.


Nachrichten

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Mubarak hebt Haftstrafe gegen Journalisten auf gyptens Präsident Hosni Mubarak hat die Haftstrafe gegen den Journalisten Ibrahim Eissa aufgehoben, der über den Gesundheitszustand des Staatschefs berichtet hatte. Die Maßnahme sei Teil der Bemühungen Mubaraks, die Pressefreiheit in Ägypten zu stärken, berichtete die Nachrichtenagentur MENA. Eissa, Chefredakteur der oppositionellen Zeitung „Al-Dostour“ („Die Verfassung“), war Ende September von einem Berufungsgericht zu einer zweimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden, hatte die Haft aber nicht antreten müssen. Eissa wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach verurteilt oder mit Arbeitsverboten belegt. Der bekannte Journalist hatte im vergangenen Jahr über Gerüchte geschrieben, wonach der 80-jährige Mubarak gestorben oder in kritischem Zustand

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in ein Krankenhaus eingeliefert worden sei. In erster Instanz war Eissa daraufhin zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt worden. Ihm wurde die Verbreitung falscher

Informationen vorgeworfen, die das Gemeinwohl und die Sicherheit des Staates gefährden könnten. Internationale Menschenrechtsgruppen hatten gegen das Urteil protestiert.

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Ägypten Heute Oktober/November 2008

Pyramiden bald mit Zaun und ohne Händler

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ie ägyptische Behörde für Altertümer will die Pyramiden von Gizeh mit einem Zaun sicherer machen und die einheimischen Händler vertreiben. Das riesige Wüstengelände südlich von Kairo soll mit einem 20 Kilometer langen Metallzaun und 200 Kameras gesichert werden. Die Besucher der Pyramiden würden künftig am Eingang mit Metalldetektoren und Röntgengeräten kontrolliert. Quasi als positiver Nebeneffekt würden damit auch die aufdringlichen Händler, Kameltreiber und selbsternannten Reiseführer verschwinden, die heute Besucher der Pyramiden auf Schritt und Tritt erfolgen. „Das war hier ein Affentheater“, zitiert Tourexpi den ägyptischen Chefarcheologen Sahi Hawass. „Wir geben den Pyramiden ihren Zauber zurück.“

Erster Marathon am Roten Meer m 2. und 3. Dezember gibt es erstmals einen Marathon im ägyptischen El Gouna am Roten Meer - bei Temperaturen um 20 Grad. Die idyllische Abu Tig Marina des Orts El Gouna bildet Start und Ziel. Die Strecke führt die Läufer durch grüne Parks, am Meer entlang, durch raue Wüstenabschnitte, über staubige Pisten und mitten durch den mit

Lagunen durchzogenen Ferienort. An zwei Tagen messen sich die Läufer in den Disziplinen. Am 2. Dezember stehen ein Fünf-Kilometer- und ein Zehn-Kilometerlauf auf dem Programm. Am Tag danach der Marathon über 42 Kilometer und der Halbmarathon. Die Temperaturen im Dezember sind mit durchschnittlichen 20 Grad nahezu ideal zum Laufen.

10 - 15% Wachstum für 2008 und 2009 prognostiziert

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Nil-Kreuzfahrten weiter voll im Trend gyptenreisen sind in diesem Jahr voll im Trend. Das Land der Sonne, das Bade- und Tauchlustige lockt, aber als eine der wichtigsten Wiegen der abendländischen Zivilisation auch zahlreiche Kulturhungrige anzieht, verbucht in diesem Jahr 10 bis 15 Prozent mehr deutsche Urlauber an als noch 2007. Und für die Reisesaison 2009 erwartet das ägyptische Fremdenverkehrsamt in Frankfurt am Main ein ähnliches Wachstum wie 2008. Ein Trend, den zum Beispiel der renommierte Flusskreuzfahrtveranstalter Viking Flusskreuzfahrten aus Köln durch kontinuierliche Produktentwicklung und neue attraktive Einstiegspreise unterstützt. Mit neuen Reiseprogrammen und verschiedenen Routen für Ägypten-Einsteiger und Kultur-Fans hat Viking seinen Katalog 2009 herausgebracht. Die 8-tägige Premium-Ägyptenreise mit 3 Übernachtungen im 5-SterneHotel in Kairo und anschließender Nil-Kreuzfahrt mit der vom ägypti-

Haft für Esel wegen Diebstahls eines Maiskolbens

D schen Tourismusministerium zum besten Kreuzfahrtschiff Ägyptens erklärten Mövenpick M/S Royal Lotus gibt es schon ab 1.279 Euro. Mit dem Frühbucherrabatt in Höhe von 20%, ist auch die 10-tägige Kennerreise, die neben Kairo und der Nil-Tour auch eine mehrtägige Kreuzfahrt auf dem erst kaum entdeckten Nassersee beinhaltet, so „preis-wert“ wie nie und schon ab 1.599 Euro pro Person

in der Doppelkabine zu haben. Auf allen Ausflügen dabei ist das VikingAudio-System, das die Vorträge des deutschsprachigen Viking-Reiseleiters live auf die persönlichen Kopfhörer der Gäste überträgt - für ein noch intensiveres Erleben der pharaonischen Kulturgüter. Wer mag, verlängert sein Ägypten-Abenteuer mit einem fünftägigen Strandurlaub in Sharm El Sheikh.

er ägyptischen Justiz kommt kein Sünder aus. Wegen Diebstahls eines Maiskolbens ist ein Esel zu einer eintägigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Polizei erwischte den vierbeinigen Täter mit dem Diebesgut im Maul an einer Straßensperre im Nildelta. Der Besitzer des Maisfeldes, das zu einem landwirtschaftliches Forschungszentrum gehört, hatte die Ordnungshüter alarmiert. Glimpflicher kam der Besitzer des Esels davon: Er musste umgerechnet sechs Euro Strafe zahlen, blieb aber in Freiheit.


Buchtipp

Das Mädchen aus der Totenstadt: Monas Leben auf den Gräbern Kairos Red Sea Bookstores: 1. Zabargad Mall, El Hadaba road, vor Les Rois Hotel, 2 Stock, Tel: 065 345 00 66 / 010 100 1983, Öffnungszeit: 6 -12 pm täglich. 2. An der Einfahrt des Arabia Hotel-Komplexes Tel.: 010 70 6256, Öffnungszeit: 6 -10 pm täglich. 3. Adala Bookstore (juridical branch), 2 Bank Misr st, vor Hurghada‘s Court House, Tel.: 0166 37 3337 Öffnungszeit: 10 am – 3 pm and 6 - 11 pm, day off: Fritag

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eiseführer raten von einem Besuch der Totenstadt Imam-el-Shafi dringend ab, für die 18-jährige Mona jedoch ist dieser riesige Friedhof am Stadtrand von Kairo das Zuhause. Die Mausoleen bieten Unterschlupf für mehrere Zehntausend Ägypter, die kaum eine Chance haben, die ärmlichen Wohnverhältnisse je hinter sich zu lassen. Aber Mona träumt von einem anderen, besseren Leben, und als sie eine Arbeit im Stadtzentrum bekommt, will sie ihr Schicksal endlich selbst in die Hand nehmen. Die illegale Besiedlung der Totenstadt wird zwar von offizieller Seite geduldet, doch deren Bewohner gelten beinahe als Aussätzige. Mona ist dort geboren und lebt mit ihren Eltern und sieben Geschwistern in drei winzigen Räumen eines Grabhofs. Ihre Gedankenwelt, niedergeschrieben in ihren Tagebüchern, wird bestimmt vom Islam und einem fatalistischen

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Ägypten Heute Oktober/November 2008

Von Beke Hoppe

Schicksalsglauben. Sie schreibt von der Diskriminierung, die sie erfährt, ihren Ängsten und Träumen - Sie sieht ihre Zukunft als Ehefrau und Mutter. Erst durch eine Arbeit in Kairos Geschäftsviertel lernt sie das westlich geprägte Zentrum von Afrikas größter Metropole und die Verlockungen der modernen arabischen Welt kennen. Aus Monas Tagebuchaufzeichnungen und intensiven Recherchen vor Ort erstellt Gerhard Haase-Hindenberg das authentische Porträt eines Mädchens, das zwischen zwei Welten pendelt. Zu ersten Mal berichtet ein Buch von der Lebenswirklichkeit in der Totenstadt, vom Denken und Fühlen seiner Bewohner, welches gleichermaßen von pharaonischer Tradition und islamischen Glaubenssätzen geprägt ist. Ein zu Herzen gehendes Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann.


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Gesellschaft

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Der Hunger treibt die Ägypter auf die Straßen Von Birgit Svensson

Das Notstandsgesetz verbietet Demonstrationen - Doch die Preisexplosion bei Nahrungsmitteln wie Brot, Reis und Milch führt zum Kampf ums Überleben. Dieses Mal sind Demonstranten und Soldaten in Burullus zusammengestoßen. Dort, wo reiche Kairoer derzeit gern der Hitze der Hauptstadt entfliehen und Urlaub an der Mittelmeerküste machen, errichtete der wütende Mob brennende Blockaden auf der Küstenstraße.

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nlass der Ausschreitungen in Ägypten, wo Demonstrationen eigentlich strikt verboten sind, ist die schlechte Brotversorgung. Angst machte sich unter den Menschen breit, als das Gerücht kursierte, die Behörden hätten beschlossen, die Zuteilung von subventioniertem Mehl an die Bevölkerung einzustellen. Der Hunger geht um im Land am Nil. Seit Anfang des Jahres werden die Schlangen vor den Bäckereien länger, stundenlang warten die Menschen auf Brot. Nachdem die Nahrungsmittelpreise

im Januar explodierten, ist das tägliche Fladenbrot für viele zur einzig erschwinglichen Nahrungsquelle geworden. Im März dann riss den Ärmsten erstmals der Geduldsfaden. Vor den staatlichen Bäckereien kam es zu Unruhen, elf Menschen starben. Präsident Husni Mubarak sah sich genötigt, Devisenreserven zum Ankauf von ausländischem Weizen zu nutzen und die Löhne der Staatsbediensteten um 30 Prozent anzuheben. Doch inzwischen hat sich der Preis für Reis verdoppelt, Geflügel ist um 140 Prozent teurer geworden. 30 Millionen Ägypter müssen laut

Weltbank mit 1,30 Euro oder weniger am Tag auskommen. Ein Liter Milch aber kostet bereits einen halben Euro. “Diese Lohnerhöhung ist doch eine Farce”, schimpft Ibrahim, der tagsüber im Innenministerium Büroarbeiten erledigt und nach Feierabend Taxi fährt. Typisch für Ägypter - die meisten haben zwei oder gar drei Jobs. Immer mehr Frauen müssen mitverdienen, um die Familie über Wasser zu halten. Ibrahims Ehefrau Sahra hütet Kinder berufstätiger Europäerinnen in Kairo. Trotzdem ist Fleisch vom Speiseplan der Familie ver-

Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, über 100 Menschen wurden verletzt.

schwunden. Wenn das so weitergehe, werde auch er bald auf die Straße gehen und trotz Verbots demonstrieren, klagt Ibrahim. In Ägypten herrscht seit der Ermordung von Präsident Anwar al-Sadat 1981 Ausnahmezustand. Nachfolger Husni Mubarak regiert mit Notstandsgesetzen - und nahezu uneingeschränkter Macht. Mit eiserner Faust geht die Regierung gegen Regimekritiker vor. Der staatsnahe Nationale Menschenrechtsrat Ägyptens plädierte erst vor Kurzem vergeblich für ein Ende des nicht mehr zu rechtfertigenden Notstands. Anfang Juni billigte das Parlament abermals zwei weitere Jahre. Die Notstandsgesetze machen Demonstrationen und Arbeitsniederlegungen in Ägypten illegal. Einzig von der Regierungspartei NDP unterstützte Proteste waren in den letzten Jahren erlaubt. Doch selbst zu diesen Gelegenheiten entfielen auf einen Demonstranten zwei Ordnungshüter. Seit den Brotunruhen vom Januar 1977, als über 70 Menschen starben, kam es deshalb zu keinen größeren Tumulten mehr. Das änderte sich im Dezember 2006, als Tausende Arbeiter in Ägyptens größter staatlicher Textilfabrik in al-Mahalla in den Ausstand traten. Sie forderten höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Fast ein Jahr lang war die Fabrik immer wieder Schauplatz mächtiger Streikaktionen. Inzwischen greifen die Proteste auch auf andere Teile des Landes über. Für viele Ägypter scheint das Maß voll zu sein. Die laut Amnesty International knapp 18 000 aufgrund der Notstandsgesetze Inhaftierten schrecken sie nicht ab. (Quelle: Die Welt)


Gesellschaft

Von Mohamed El Sayed Übersetzt von Beke Hoppe

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Ägypten Heute Oktober/November 2008

Ein voreiliges Ende?

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ie Bergungsarbeiten in Dweiqa wurden beendet, während die Angst besteht, daß sich noch Verschüttete unter den Trümmern befinden Die Bergungsarbeiten in Ezbet Bekheit in Dweiqa, wo es am 06.September 2008 zu einem verheerenden Erdrutsch mit 92 Toten und 72 Verletzten kam, wurden am Montag (15.09.2008, Anm. d. Autorin) eingestellt. Am Tag zuvor hatte das Rettungsteam noch vier Körper aus den Trümmern geborgen. Nun glauben die Anwohner des Viertels, daß noch Dutzende von Verschütteten geborgen werden müssen. „Es befinden sich immer noch sehr viele Leichen unter den Trümmern. Das wird ein Massengrab werden“, sagte Ibrahim Mustafa, ein Anwohner des Viertels zu Al-Ahram-weekly. Als die Zuständigen ein Ende der Bergungsarbeiten ankündigten, warfen wütende Anwohner Steine auf die Beamten, woraufhin der gesamte Bezirk von der zuständigen Polizei abgesperrt wurde. Angehörige der Opfer kritisieren scharf die Art und Weise, in der der Einsatz ausgeführt wurde. „Jedesmal, wenn eine Leiche geborgen wurde, sind Hunderte von Angehörigen zum Leichenschauhaus gebeten worden, um zu sehen, ob sie die Leiche eventuell identifizieren können. Wir haben den ganzen Tag zwischen dem Unfallort in Ezbet Bekheit,

dem Leichenschauhaus und einem Auffanglager in Al Fustat verbracht „, beklagt sich ein Anwohner. Hunderte Beamte der Geheimpolizei und der Staatssicherheit verteilten sich über das gesamte Gebiet, um Demonstrationen zu verhindern, sowie nicht-staatliche Medien davon abzuhalten, Interviews durchzuführen oder zu fotografieren. Das Verbot war eine Antwort auf die harte Kritik unabhängiger und ausländischer Medien während der ersten Tage nach dem Unglück. Die Unzufriedenheit unter den Anwohnern beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Durchführung der Rettungsaktion. „Ich wurde aufgefordert mein Haus zu verlassen und man sagte mir ein Neues zu, im nahegelegenen Suzanne Mubarak Housing Project. Später jedoch erklärte man mir, ich hätte kein Recht darauf,“ sagte Fouad Hassanein. Er lebt nun auf der Straße, die an sein evakuiertes Haus grenzt. Viele von diesen nun Heimatlosen organisierten am Sonntag eine Demonstration vor dem Kairoer Rathaus, um den Gouverneur von Kairo, Abdel-Azim Wazir, dazu zu bringen, ihnen aus der Klemme zu helfen. Andere demonstrierten vor der Zentrale des Manshiet Nasser Bezirks, zu dem Ezbet Bekheit gehört. Die Demonstranten drohten damit, neue Häuser auf den Trümmern der zerstörten Häuser zu bauen,

sollten die Verantwortlichen ihnen keine Wohnungen zur Verfügung stellen. Der Ägyptische Rote Halbmond, dem Suzanne Mubarak vorsitzt, stellte während einer Sitzung am Donnerstag Pläne zur Unterstützung der betroffenen Familien auf. „Ich verspreche den betroffenen Familien, daß wir ihre Probleme innerhalb der nächsten Tage, auch in Zusammenarbeit mit anderen (Regierungs-) Organisationen lösen werden „, sagte Frau Mubarak. „Ich werde persönlich dafür die Verantwortung übernehmen, für jede Familie ein neues Zuhause zu finden, die es verdient hat. Ich hoffe, daß nicht einige der Anwohner die Situation ausnutzen, indem sie sich zu unrecht als Opfer der Katastrophe darstellen.“ Frau Mubarak betonte, daß bereits 2000 Unterkünfte für Familien bereitstehen und weitere 3000 im Suzanne Mubarak Compound fertiggestellt werden. Opfer des Erdrutsches taten sich mit den Mitgliedern der Organisation „Egytian Movement for change“ und anderen Aktivisten für Menschenrechte zusammen und protestierten vor der Pressezentrale. Sie forderten die Entlassung des Wohnungsbauministers Ahmed El-Maghrabi, sowie des Gouverneurs von Kairo Wazir. (Freie Übersetzung eines Artikels aus der Al Ahram weekly -18-24. September 2008)


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Religion Ramadan, der Fastenmonat, ist schon Ende September vorbei. Trotz dem strengen Fasten warten immer Muslime auf den nächsten Ramadan. Wie drei Ausländer, eine Deutsche eine Schweizerin und ein Österreicher, das empfinden. Die deutsche Melanie Blitz sagt: „Es kann eine sehr schöne Zeit sein, verloren geglaubte Seelen kehren zu ihrer Religion zurück, zumindest für 30 Tage verändern sie ihr Leben.“ Aber die Schweizerin Kristina Bergmann, die den Ramadan fastet, nicht aus religiösen Gründen, sondern, weil ihr Sohn es tut, ist eine kritische Beobachterin. Der Österreicher Martin Gehlen schreibt darüber wie er es nennt “Stunde der Derwische“. Nachfolgend seine Eindrücke über Ramadan.

von Martin Gehlen

Stunde der Derwische N

och eine halbe Stunde bis Sonnenuntergang. Eilig strömen die Abendgäste in das Fischrestaurant Kadoura im Mittelklasseviertel Mohandessin. 500 Gedecke sind auf die drei Etagen verteilt für das festliche Ramadanmenu mit Seebarsch, Tintenfisch, Red Snapper oder Langusten. Die Küche brodelt, drei dutzend Kellner wirbeln im Laufschritt durch die Säle, jeder schleppt mindestens zehn gut gefüllte Teller – einfach aufeinander gestapelt. Wie am Fließband arbeiten die Köche, im Sekundentakt kommen Fische frittiert aus den beiden bauchigen, schwarzen Feuertöpfen. Im Auge des Sturms steht Chefkoch Gimal Harim, der auch den letzten Langustenteller noch flink mit einigen Feldsalatblättern garniert. Mit einem Mal legt sich wie von magischer Hand die ganze Hektik. Jeder hat seinen Platz gefunden und schaut mit knurrendem Magen vor sich auf sein Menu. Ein Moment regungsloser Stille, in der alle auf den ersehnten Ruf des Muezzins zum Sonnenuntergang warten. Dann beginnt das Besteck zu klappern, alle machen sich über ihre Teller her. Stumm und kauend werden die Schüsseln mit Reis und Gemüse hinund hergereicht, manche halten sich eine Hand unters Kinn, um das Essen schneller reinstopfen zu können. Nach zehn Minuten schon stehen die Ersten im Foyer und rauchen, während aus Flachbildschirmen an den Salonwänden die neueste Folge einer RamadanSoap plärrt. Eine halbe Stunde später leeren sich die Tische bereits, die Kellner stellen die Stühle hoch, löschen das

Licht, und kaum später ist der festliche Spuk vorbei. Statistiken über die gesundheitlichen Folgen des heiligen Fastenmonats gibt es kaum. Ärzte jedoch beobachten, dass Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes-Komata oder Darminfekte stark ansteigen. Jordanien lässt in diesem Jahr erstmals heitere TV-Spots gegen die Völlerei ausstrahlen – eine Novität in der gesamten arabischen Welt. Ramadan, das sind vier Wochen Ausnahmezustand – Geschäfte, Banken und Behörden arbeiten nur drei, vier Stunden am Tag, dafür sind in der Nacht alle Shoppingmeilen, Basare und Konditoreien bis in den frühen Morgen geöffnet. Die Zeitungen sind voll mit besonderen Rezepten. Tagsüber sitzen auf Straßen und Plätzen Menschen und lesen versunken im Koran. Nachts spielen in den Gassen der Altstadt Gaukler, Akrobaten und Schlangenbeschwörer auf. Derwische versetzen mit ihren ekstatischen Auftritten das Publikum in Raserei. Raserei herrscht auch auf den Straßen – überall in der arabischen Welt steigen in dieser Zeit die Unfallziffern, weil alle pünktlich zum Fastenbrechen zu Hause sein wollen. Dreißig Abende lang wird es inszeniert, das große Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Synchronisation des eigenen Lebens mit der weltweiten Gemeinschaft der Muslime. Zwar sind Kranke, Ältere, Reisende oder Kinder offiziell vom Fasten befreit – doch wer eben kann, macht mit. Wenn ein Kind seinen ersten Fastentag durchhält, ist das in seinem Leben eine ähnliche Zäsur, wie im Christentum die Erstkom-

munion oder Einsegnung. „Ramadan ist für mich eine Zeit der Besinnung und der Nähe – zu Gott, meiner Familie und meinen Freunden“, sagt Atef Abdallah, Manager bei der National Bank of Egypt. Nachts verabredet er sich zu Pilgergängen durch Moscheen der Stadt. Um drei Uhr morgens essen alle zusammen Suhur, die letzte Mahlzeit vor Tagesanbruch. Nach dem Tarawih, dem zusätzlichen Frühgebet des heiligen Monats, geht es dann nach Hause ins Bett. „Für mich ist der Ramadan ein Rezept gegen die Zersplitterung des Lebens“, sagt der Vater von fünf Kindern. Sonst im Jahr versuche seine Familie, mindestens einmal am Tag zusammen zu essen. „Das klappt nie, weil jeder etwas anderes vorhat – nur im Ramadan, und das hebt meine Seele.“ Wieder rötet sich das Abendlicht in Kairo. Schweigend hocken auf grünen Matten Frauen, Männer, Alte und Kinder auf dem Bürgersteig. Ihre Gesichter sind verschlossen, ihre Kleider verschlissen. Alte Zeitungsseiten dienen als Tischdecken. Jeder hat vor sich einen Plastikbecher mit Wasser, eine Blechschale mit Reis, Bohnen und Fleisch – manche Glückliche auch eine kleine Portion Tomatensalat. Rund 100 Arme haben sich an der „Tafel der Barmherzigkeit“ von Hadsch Salim Mahmud Salim eingefunden. Der alte Mann sitzt im langen weißen Gewand vor Kopf auf einem alten geschnitzten Holzschemel. Regelmäßig taucht er die Kelle in den üppigen Fleischtopf zwischen seinen Knien und füllt die Blechschalen, die ihm gereicht werden. Seit vier Jahrzehnten besitzt

Ägypten Heute Oktober/November 2008

der 76-Jährige zwei Andenkengeschäfte nahe der Al-Hussein-Moschee im Zentrum von Kairo. Sein Geld macht er mit Kleopatrabüsten, aus Holz geschnitzten ägyptischen Gottheiten, orientalischen Lampen und Ziertellern aus Kupfer. Zwanzig Angestellte, die ihn ehrfürchtig Hadsch nennen, bedienen die ungewöhnliche Gästeschar. „Das tue ich für Allah und weil ich ins Paradies kommen will“, sagt er. Im Laden neben der Kasse hängt in einer Vitrine eine goldgerahmte Urkunde in grüner arabischer Schrift, die ihn als einen direkten Nachfahren des Propheten Mohammed ausweist. Solche Armenspeisungen sind fester Bestandteil des Ramadan – auch wenn ihre Zahl in diesem Jahr erstmals spürbar gesunken ist. Lebensmittel sind in Ägypten so teuer wie nie, in den letzten zwölf Monaten stiegen die Preise um 30 Prozent. Im April kam es im Land bereits zu ersten Revolten mit Toten, denn immer mehr Arme hungern und gehen nun auch im Ramadan leer aus. Derweil geht der betagte wohltätige Mekkapilger langsam entlang der Tische auf und ab und beobachtet den Appetit mit zufrieden-mildem Lächeln. Wie ein aufmerksamer Oberkellner dirigiert er mit kleinen Bewegungen seine Leute, wenn hier etwas Brot oder dort etwas Wasser fehlt. Zehn Minuten später schon stehen die Ersten auf und gehen grußlos davon, nach einer Viertelstunde ist alles vorbei und das fromme Restaurant liegt zusammengefaltet neben dem Laden. Als Letzter geht ein älterer Mann, der im Basar als Lastenträger arbeitet. „Der Hadsch ist ein guter Mensch“, sagt er und wischt sich mit der Hand den Mund ab. „So gutes Essen wie im Ramadan habe ich sonst nie.“ (Qelle: Der Tagesspiegel)


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Religion

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Das war er wieder, der Ramadan, der aus Sicht der Urlauber lediglich ein Instrument zu sein scheint, das alles lahm legt. Aber auch für Menschen, die nicht dem Islam angehören, und somit nicht den religiösen Inhalt praktizieren, kann es eine sehr schöne Zeit sein.

Inta Saim? Fastest du?

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Von Melanie Blitz

Von Kristina Bergmann

Fasten muss sein - oder doch nicht? D er Fastenmonat Ramadan hat mich wieder voll im Griff. Ich faste nicht aus religiösen Gründen, sondern, weil mein Sohn es tut. Nur wer fastet, weiss nämlich, wie schwer es ist. Ich denke, Solidarität mit meinem Sohn tut ihm gut. Wie es meinem Charakter und meiner Arbeit entspricht, bin ich aber auch kritische Beobachterin. Ich sehe, dass in Ägypten praktisch jeder Muslim fastet. Mehrmals habe ich nach Personen gesucht, die sich dem Fastengebot nicht unterwerfen. Bis jetzt habe ich noch nicht genügend gefunden, um etwas über sie zu schreiben. Gleichzeitig sind mir in letztem September ein paar Neuigkeiten aufgefallen. So habe ich am Tag während der Fastenzeit einen Mann gesehen, der in aller Öffentlichkeit ass! Einen Europäer kann das nicht umhauen, in Kairo ist das etwa so, als wenn einer nackt über die Strasse laufen würde. Ich war so verblüfft, dass ich vergass, ihn zu fragen, warum er das tue. Und am nächsten Tag sah ich einen Kopten, der im Gespräch mit einem Muslim rauchte! Aus Rücksichtnahme hätten Christen früher nie etwas getan, das ein Muslim während des Fastens nicht darf, also Essen, Trinken und Rauchen. Ob sich da etwas anbahnt, fragte ich mich? Eine kleine Revolte derjenigen, die nicht fasten müssen oder wollen? Ich könnte das verstehen, denn Heuchelei ist das Schlimmste. Ein guter ägyptischer Freund hat mir mal erzählt, dass er sich als Kind zum Freitagsgebet immer unter dem Bett versteckte. Jeder dachte, er sei in der Moschee. Er hätte nicht zugeben können, dass er partout nicht beten wollte. Lügen ist offenbar

einfacher. Das Entsetzliche am Islam in unserer Zeit ist, dass er alle Muslime quasi dazu verdammt, fromm zu sein, zu beten, zu fasten, keinen Alkohol zu trinken und die anderen dazu, sich nach ihrer Frömmigkeit zu richten. Natürlich wird das irgendwann aufhören, denn ewig werden sich Christen nicht bieten lassen, während des Ramadans im Versteckten zu essen, und säkulare Muslime werden mit der Zeit selbstbewusst genug werden, um offen zu zeigen, dass sie keine Lust haben, die angeblich religiösen Regeln einzuhalten. Ein gutes Zeichen dafür ist die Kolumne eines bekannten ägyptischen Autors. Er gibt sich zwar als Muslim, spricht sich aber gegen all die neumodischen Regeln extrem konservativer Muslime aus. Momentan schreibt er so ironisch über den Ramadan, dass sich den Frommen vermutlich die Haare sträuben. Dabei beschreibt er eigentlich nur, was in Ägypten im Fastenmonat abläuft und von Muslimen als «islamisch» entschuldigt wird. Eine Kostprobe: «Der Islam befiehlt, im Ramadan mindestens dreimal mehr als sonst zu essen... danach stundenlang fern zu sehen... im Morgengrauen so laut wie möglich zum Gebet zu rufen... nicht zu arbeiten... und ständig zu nörgeln.» Meine Ex-Schwiegermutter brachte es früher auf folgende Formel: «Ich faste, also lasst mich in Ruhe, sonst werde ich hässig.» Der Islam hat in Ägypten in letzter Zeit eine seltsame Richtung eingeschlagen. Er hat sich mit den reaktionärsten und frauenfeindlichsten Elementen der Gesellschaft verbündet. Jetzt verteidigt er deren rückständigsten Regeln mit der

Religion. Auf Kairos Strassen ist es heiss, dreckig, laut, und die meisten Ägypter sind wegen dem Fasten extrem nervös. Das kann ich ihnen nicht verdenken. Zwar gewinnen sie religiös gesehen etwas durchs Fasten, und die Hoffnung darauf hält den Ramadan letztlich in Gang. Doch ist es kaum noch zu überspielen, dass der Fastenmonat in moderner Zeit und im Moloch Kairo immer schwieriger durchzuführen ist. Hätte ich früher auf dem Lande gelebt und wäre ich ein Mann, würde ich den Ramadan bestimmt lieben. Meine Frau würde mit unseren Töchtern kochen und pünktlich nach Sonnenuntergang das Essen auf den Tisch bringen. Sie würde mich auch nachts vor dem Morgengrauen wecken und hätte die letzte Mahlzeit vor dem Fasten perfekt vorbereitet. Ich - als ehrenwerter Mann und tüchtiger Bauer - hätte genug verdient, um die paar Sachen, die meine Frau nicht selbst machen könnte, einzukaufen. Nach dem Fastenbrechen würde ich mit meinen Söhnen in die Moschee gehen und lange beten. Dafür bekäme ich «thauwab», gute Punkte, die mich dem Paradies näher bringen würden. Ich hätte Zeit und würde im Fastenmonat den gesamten Koran lesen - jeden Tag einen der 30 Abschnitte, so dass ich am letzten Tag des Ramadans damit fertig wäre. Kurz - ich wäre glücklich, denn der Fastenmonat würde sich prima in mein Land- und Bauernleben einfügen. Ich lebe aber heute, in der Stadt, bin eine Frau, unreligiös und muss Geld verdienen. Ich faste zwar aber ohne Lust. (Quelle: Neue Zürcher Zeitung)

n mancher Hinsicht löst der Ramadan ähnliche Regungen aus wie in Deutschland die Weihnachtszeit: manche mögen‘s, manche nicht, verloren geglaubte Seelen kehren zu ihrer Religion zurück, zumindest für 30 Tage verändern sie ihr Leben, bevor sie den weltlichen Genüssen wieder Vorrang geben- und das Ganze wird begleitet von Lichterketten, Süssigkeiten, Nüssen und Familienfeiern. Doch wagt man es auch als Christ einmal, zumindest einen Tag zu fasten, oder vielleicht nur einen halben, bekommt man eine Ahnung davon, was den Ramadan so bedeutsam macht. Das Gefühl, seinen Durst zu löschen, was man im Alltag gar nicht mehr kennt, weil immer ein Getränk zur Hand ist, ist der Moment, auf den man wartet. Und wie dieses erste Glas Amr el Din oder die erste Dattel dann abends auf der Zunge zergeht, ist... schwer zu beschreiben, man muss es probieren. Es scheint, als ob die Geschmacksnerven ganz anders sensibilisiert sind. Dazu kommt das Gemeinschaftsgefühl, man wartet ja nicht allein auf den Sonnenuntergang, sondern im Kreis seiner Kollegen oder Familie. Das gemeinsame Essen wird zelebriert, und danach ist man zufrieden und satt und wunschlos glücklich. Auch einem Nicht-Moslem eröffnet sich der philosophische Sinn: das Lernen, sich zu disziplinieren und sich auf das, was ist, zu konzentrieren (tagsüber der Verzicht, abends das Essen) scheint im Vordergrund zu stehen. Gefolgt von der Erfahrung, was Verzicht bedeutet, auch wenn es nur für einen begrenzten Zeitraum ist. Man muss seinen normalen Rhythmus aufgeben und sich neuen Erfordernissen anpassen. Und, was mir entscheidend erscheint: man merkt, das ein Wunsch dadurch an Wert gewinnt, das er NICHT sofort erfüllt wird, er bekommt seinen Wert durch die Zeit, in der man an ihn denkt und auf ihn wartet. Genau dies könnte so manchen Menschen, die permanent kaufen und konsumieren auch ohne den religiösen Hintergrund ein Gefühl der Zufriedenheit zurückbringen.


Religion

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Ägypten Heute Oktober/November 2008

Revolutionär des modernen Islams Einer der prominentesten religiösen Scheichs der arabischen Welt, Yusuf al-Karadawi, hat sich zur Dauer des fünfmaligen täglichen Gebets geäussert. Diese solle pro Gebet maximal 10 Minuten betragen, bestimmte der 82-jährige, aus Ägypten stammende und in Dauha lebende Scheich in seiner Antwort auf die Frage eines Zuschauers im katarischen Satellitenfernsehen al-Jazira.

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aradawi ist bei al-Jazira der «Hausgeistliche», seine Antworten gelten als verbindliche Rechtsgutachten (Fatwas). Über al-Jazira erreicht Karadawi bis zu 100 Millionen Zuschauer. Offenbar will er mit seiner Antwort gegen die vor allem in Ägypten übliche Langsamkeit vorgehen. Normalerweise fallen zwei Gebete, diejenigen am Mittag und am Nachmittag, in die Arbeitszeit. Früher wurden in Ägypten nur am Freitagmittag Gebetsteppiche auf den Strassen ausgerollt; im Zuge des sich ausbreitenden religiösen Brauchtums kann man heute täglich mehrmals Muslime in der Öffentlichkeit beten sehen. In allen Ministerien, Geschäften und Ämtern folgen Männer (Frauen beten daheim) mittags und nachmittags dem Ruf des Muezzins. Zuvor gehen sie ins Bad, denn beten darf nur, wer sich rituell gereinigt hat. Anschliessend sammeln sie sich in Moscheen oder auf der Strasse, ziehen die Schuhe aus, stellen sich in Reihen auf, knien nieder und beten. Mit dem Gang zum Bad und den Waschungen sind schnell 30 oder 40 Minuten Arbeitszeit verstrichen. In vielen Studien wird lamentiert, dass die sieben Millionen Beamten in Ägypten höchstens eine halbe Stunde pro Tag effizient arbeiteten. Die üb-

rige Arbeitszeit diene dem Tratsch, einem Nickerchen und dem Gebet. Zahlreiche Volksdichter und Filmemacher machten sich früher darüber lustig. Im heutigen frommen Ägypten ist Kritik an den ausholenden öffentlichen Gebeten fast zum Tabu geworden; Scheichs vom Kaliber eines Karadawi sind wohl die Einzigen, die es wagen dürfen, lange Gebete offen als «Zeitverschwendung» zu bezeichnen. Laut

Karadawi würde sich die ägyptische Produktivität automatisch verbessern, wenn Muslime ihr Gebet in nur 10 Minuten verrichteten. Der Scheich gab auch praktische Tipps, wie Zeit eingespart werden könnte. So sollen die Männer sich zu Hause rituell reinigen und dann vor dem Gebet während der Arbeitszeit nur noch ein wenig Wasser auf Arme und Füsse sprenkeln. Für seine Ermahnung erntete Karadawi bei den Scheichs der Azhar-Universität in Kairo viel Zustimmung. Staatliche ägyptische Angestellte seien faul, erklärten Scheichs der Azhar; Gebete dienten ihnen als Ausrede, noch weniger zu tun. Der Fernsehprediger weilt seit 1961 in Katar. Damals war der kleine Golfstaat illiberal, doch sein heutiger Herrscher, Scheich Hamad bin Khalifa, bemüht sich um eine moderate Innen- und Aussenpolitik. Im März dieses Jahres wurde in Katar die erste Kirche eingeweiht, im April traf dort die israelische Aussenministerin ihren omanischen Amtskollegen, und im Mai fand ein interreligiöses Treffen in Dauha statt, an dem unter anderen zwölf Rabbiner teilnahmen. Karadawi kritisiert Katars Annäherung an Israel und den Westen in gewohnter Schärfe. Noch scheint er das Wohlwollen bin Khalifas zu geniessen.

Der ägyptische Fernsehprediger Karadawi möchte die Arbeitsmoral der Beamten verbessern. Wegen seiner Fatwas haben einige Beobachter ihm den Titel „Revolutionär des modernen Islams“ gegeben.


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Altes Ägypten

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Revolutionär des alten Ägyptens

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Von ÄH Redaktion

rchitektur und eine differenzierte Sozialstruktur sind bereits vor mehr als 3000 Jahren Thema bei der Gründung neuer Städte gewesen. Wie die Ausstellung «Echnaton und Amarna - Wohnen im Diesseits» im Römisch-Germanischen Museum in Köln vom 31. Mai bis 26. Oktober 2008 zeigt, wehte unter der Herrschaft des Pharao Echnaton alias Amenophis IV. (1351 bis 1335 vor Christus) ein revolutionärer Wind in Sachen Stadtplanung, Religion und Kunst. «Echnaton stampfte mit einem eisernen Willen die neue Stadt Amarna am Nilufer für rund 50.000 Menschen aus dem Boden», sagte Museumsdirektor Hansgerd Hellenkemper. Wie die Stadt dann ausgesehen hat, zeigen in der Ausstellung erstmals maßstabsgetreue Modelle. «Das ist eine Blitzlichtaufnahme der damaligen Gesellschaft», sagte Christian Tietze, Kurator und Forscher an der Universität Potsdam. Die zwölf Modelle im Maßstab 1:50 wurden anhand von archäologischen Plänen, die bei den Ausgrabungen der Stadt Amarna seit Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sind, erarbeitet und zeigen Wohnbereiche und monumentale Paläste. Seit der Entdeckung der altägyptischen Hauptstadt Achet-Aton(heute Tell-elAmarna) faszinieren Pharao Echnaton und Nofretete Wissenschaftler und Ägyptenfreunde gleichermaßen: Echnaton gilt als Stifter der ersten monotheistischen Religion. Echnaton war ein Revolutionär, der in neuen, kühnen Dimensionen dachte.

Er gab Theben als die alte Pharaonenhauptstadt auf und gründete die neue atemberaubende Stadt Achet-Aton am Nilufer. Vom Reißbrett in die Wirklichkeit übertragen: Mehr als fünfhundert Stadthäuser – von seriellen Eigenheimen bis zu luxuriösen Palästen und Tempeln. Umfang und Gestalt der Hausentwürfe spiegeln gesellschaftliche Hierarchien im pharaonischen Ägypten. Echnatons wegweisende Stadtidee hat ihn nicht überlebt. Uns erscheinen heute die Ruinenzeugnisse wie die Momentaufnahme einer Geisterstadt. Tell el-Amarna ist ein abgelegener Ort am Ostufer des Nil in Mittelägypten. Mit Amarna werden in der Forschung meist die in der Nähe befindlichen Ruinen der altägyptischen Stadt AchetAton bezeichnet. Das Stadtgebiet wurde von in den Fels der Wüste geschlagene Stelen abge-

steckt, die den König und Teile seiner Familie abbilden und von der Gründung der Stadt berichten. Neben den Stelen waren auch Statuen der Herrscherfamilie in den Fels gehauen. Im Zentrum der Stadt befanden sich die meisten öffentlichen Gebäude. Hier ist vor allem der Aton-Tempel zu nennen, dessen Mauern ein Gelände von 730 × 229 m einnahm. Bei einem kleineren Aton-Tempel handelt es sich eventuell um einen Tempel für den Atonkult, aber auch für den Kult des Herrschers. Im Zentrum der Stadt befanden sich auch Palastanlagen, die aus verschiedenen Höfen und Sälen bestanden. Von hier aus wurde das ganze Land regiert. So ist es nicht verwunderlich, dass man ein nahezu unversehrtes diplomatisches Archiv in Form von Keilschrift-Tontafeln auffand, die so genannten Amarnatafeln. Die meisten Paläste waren einst reich mit Statuen,

Malereien und Glas-und Fayencen, die in die Wand eingelegt wurden, dekoriert. Nördlich und südlich des Stadtzentrumes befanden sich die eigentlichen Wohngebiete. Ganz im Süden stand eine als Maru-Aton bezeichnete Anlage unbekannter Funktion. Ganz im Norden fand sich ein weiterer Stadtteil. Hier konnten starke Mauern beobachtet werden, doch ist dieser Teil der Stadt schlecht erhalten. Es wurde vermutet, dass es sich hier um den eigentlichen Wohnpalast von Echnaton handelte. Eine Arbeitersiedlung, wohl zum Bau von Grabanlagen fand sich im Osten, ca. 2 km in der Wüste, von der eigentlichen Stadt entfernt. Die Künstler von Amarna führten Malerei, Bildhauerei und Reliefkunst zu einer beispiellosen Blüte, mit äußerst lebendigen, teilweise auch karikierenden, Szenen aus dem täglichen Leben und einer menschlichen Darstellung auch des Königspaares Echnaton und Nofretete, die im Gegensatz zu der erstarrten abstrakten und typisierten archaischen Kunst Ägyptens stand. Die Kunst dieser Zeit wird deshalb auch als Amarnakunst bezeichnet. In den östlichen Bergen entstand eine Nekropole für die Beamten Amarnas. Auch König Echnaton ließ sich dort seine königliche Gruft anlegen. In diesen Grabmälern sind eine Vielzahl von Wanddarstellungen erhaltengeblieben, die heute den Forschern einen tiefen Einblick in die Lebensgewohnheiten der Einwohner der damaligen Stadt Achet-Aton, Des Aton-Kultes, der pharaonischen Familie und der Art ihrer Regentschaft ermöglichen.


Tourismus

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Ägypten ist vielen als das Land der Pyramiden, der endlosen Dünen und trockenen, heißen Wüsten bekannt. Doch Tauchund Schnorchelbegeisterte wissen, dass es in Ägypten eine ebenso atemberaubende Unterwasserwelt gibt, für die es sich lohnt, einmal in das sonnige Land Afrikas zu reisen. Denn neben den Städten Kairo oder Luxor – in denen es viel über die Kultur Ägyptens zu erfahren gibt – locken kleine Orte im Süden Ägyptens, die viel mehr zu bieten haben als nur heißen Sand. Marsa Alam ist so ein Ort und bekannt für bunte Korallen und vielfältige Meeresbewohner.

Von ÄH Redaktion

Weißer Sandstrand, tiefblaues Meer, buntes Riff und selten gesehene Tierwelten

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abei zieht das Rote Meer besonders Taucher aus Europa an, eine günstige Variante die artenreiche Meereswelt zu entdecken. Flora und Fauna können jeden Vergleich mit anderen warmen Meeren standhalten. Obwohl der Tauchtourismus in den vergangenen Jahren sehr stark zunahm, versprechen Tauchreisen in der europäischen kälteren Jahreszeit nach wie vor herrliche Tauchgänge. Von November bis März lässt sich hier der Sommer einfach verlängern. Noch vor 40 Jahren war es üblich, die Tauchstellen im Sinai mit dem Geländewagen anzufahren und dann vom Ufer aus zum Riff zu schnorcheln. Heutzutage ist das Tauchen direkt vom Boot aus möglich, wobei sich auch weniger sportliche und ältere Menschen sofort rücklings in das Wasser fallen lassen können, ohne langwierige Schnorcheltouren bewältigen zu müssen. Das Gute am Schnorcheln, hierfür sind keine Grundkenntnisse erforderlich. Tier- und Pflanzeninteressierte können sofort damit beginnen. Beim Tauchen ist das anders. Um in Ägypten die faszinierende Unterwasserwelt erleben zu dürfen, ist der Besuch eines Tauchkurses oder der Besitz eines Tauchscheins unumgänglich. Tauchkurse werden in vielen Orten angeboten. Vorab geht es jedoch zum Arzt, der die angehenden Taucher auf Herz und Nieren untersucht. Denn nur wer fit ist, kann die Reise zu den schönsten Korallenriffen antreten.

Eine Entdeckungsreise in die Taucherwelt, so kann man diesen 1-Tageskurs bezeichnen. Am Morgen treffen sich die Teilnehmer in der Tauchbasis. Maximal sind es vier Personen pro Tauchlehrer. Auf einfache Art und Weise wird diesen das nötige Grundwissen über das Tauchen vermittelt. Dann beginnt auch schon der praktische Teil. Hier lernen die Teilnehmer selbstständig die Ausrüstung zusammenzubauen. Tauchanzug und Tauchmaske gehören ebenso dazu wie Schnorchel, Schwimmflossen oder zumindest stabile Wasserschuhe. Ebenso wichtig ist der Bleigurt, Taucheruhr mit Tiefenmesser, Lampe, eine wasserdichte Tasche und natürlich die Sauerstoffgeräte mit Sauerstoffflasche. Diese werden vor jedem Tauchgang besonders geprüft. Nachdem die Ausrüstung angelegt ist, geht es direkt mit einer praktischen Übung am wunderschönen Riff los. Die erste Tauchstunde ist ein unvergessliches Erlebnis. Die Farbenvielfalt mit den verschiedenen Fischen verzaubern immer wieder die Herzen der Tierfreunde und lassen das Tauchen zur Leidenschaft werden. Ein richtiger Tauchgang gehört auch dazu. Wer die tiefen Gewässer noch scheut, kann sich auch für einen mehrmals wöchentlich angebotenen Tauchkurs im hoteleigenen Pool anmelden. An diesen Kursen werden bis zu sechs Teilnehmer von einem Tauchlehrer eingewiesen. Ein solcher Tauchkurs dauert in der Regel vier Tage, in

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denen sich Theorie und Praxis ständig abwechseln, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Wer aber nur probeweise in die atemberaubende Unterwasserwelt des Roten Meeres eintauchen möchte, hat bei einem 15- bis 20-minütigen Schnuppertauchgang die Möglichkeit dazu. Bereits in einer Tiefe von maximal vier bis fünf Metern fühlt man sich schon wie in einem riesigen Aquarium und kann die Wunderwelt der Korallenriffe genießen. Schwerelos gleitet man an den Korallen entlang und sieht die verschiedensten Pflanzen und Fische. Wem zwei Tauchgänge pro Tag immer noch nicht genug sind und gerne in einer kleinen Gruppe an abgelegenen Riffen tauchen möchte, der sollte bereit sein, das Hotelzimmer gegen ein Bett im Roten Meer, direkt unter dem afrikanischen Sternenzelt, einzutauschen. Denn die so genannte Tauchsafari ist ein ganz besonderes Abenteuer. Dabei braucht niemand auf den gewohnten Komfort verzichten, denn die Safari-Schiffe bieten alle Bequemlichkeiten, die man sich wünschen kann. Mit 41 Metern Länge und über 8 Metern Breite ist die Jacht seven7seas eine der größten und modernsten Safari-Schiffe auf dem Roten Meer. Luxuriöse Ausstattung, Sicherheit und Komfort lassen diese Reise für Tauchurlauber zu einem einmaligen Erlebnis werden. Wer diese traumhaften Eindrücke nicht vergessen kann und auch in Zukunft fernab des Urlaubsparadieses weiter tauchen möchte, kann dieses auch in einem der zahlreichen Tauchseen in Deutschland tun. Ein Tauchclub aus Oberhausen, die Tauchsportabteilung des Tc 69 Oberhausen, zum Beispiel bietet die Möglichkeit gleich zweimal in der Woche in seinem vereinseigenen See zu tauchen und bei Tauchgängen mit dem Team mitzumachen. Auch Tauchunerfahrene können hier austesten, ob ihnen der Sport gefällt und vielleicht geht es dann auch für sie bald ins warme Ägypten, um das Land der Pharaonen aus einer neuen Perspektive kennen zu lernen.


Kultur Arabischdeutsche Wörter! Von ÄH Redaktion Zwischen der arabischen und der deutschen Sprache gab es sprachgeschichtlich gesehen - keine direkten Berührungen. Doch Im Laufe der Zeit gelangten viele arabische Wörter über Französisch, und andere romanische Sprachen in den deutschen Wortschatz.

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rabische Wörter wie Algorithmus, Alkohol, Admiral, Artischocke, Gala, Giraffe, Gitarre, Jacke, Kabel, Kaffee, Konditor, Limonade, Magazin, Marzipan, Maske, Massage, Mütze, Orange, Risiko Zucker usw. wurden seit dem Mittelalter von Generation zu Generation weitergereicht. Über dieses Thema wurde nicht so viel geschrieben. Zur Zeit gibt es diesbezüglich nur zwei kleine Bücher, nämlich das „Kleine Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft“ und „Von Algebra bis Zucker- Arabische Wörter im Deutschen“. Der ägyptische Germanist Nabil Osman hat in seinem erfolgreichen Buch „Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft“ rund 500 dieser Wörter gesammelt, und ihre Geschichte nachgezeichnet. In seinem kleinen Buch „Von Algebra bis Zucker“ gibt Andreas Unger seinerseits eine umfassende Auswahl arabischer Wörter, die heutzutage im deutschen Sprachgebrauch mit großer Frequenz vorkommen. Das Buch ist 2006 bei Reclam erschienen. In dem Buch schrieb er: Vieles, womit wir in der Gegenwart so selbstverständlich umgehen, kannten unsere Vorfahren vor mehreren hundert Jahren noch überhaupt nicht. Waren, Wissenschaften und Worte sind im Laufe der Zeit in Deutschland eingewandert und werden heutzutage nicht einmal mehr als „fremd“ erkannt. Besonders die arabischen Länder waren es, mit deren kostbaren Gütern man Handel betrieben und Geld verdient hat. Hierdurch tauschten jedoch nicht nur Waren den Besitzer, sondern auch fremde Worte wurden entlehnt und im Deutschen eingebürgert. Bei „Monsun“, „Moschee“ und „Harem“ ist schnell ersichtlich, dass sie keinen deutschen Ursprung haben können. Aber auch deutsch erschei-

nende Worte wie „Kamin“, „Joppe“, „Spinat“ oder „Tasse“ sind erst durch Umwege in den deutschen Sprachgebrauch übernommen worden. „Von Algebra bis Zucker“ ist nicht nur ein Lexikon, aus dem man den Ursprung normal gebräuchlicher Worte entnehmen kann. Vielmehr ist es auch ein kleines Geschichtsbuch, das durch den Weg des einzelnen Wortes auch stets die Geschichte der jeweiligen Zeitepoche erzählt. Es gibt eine Liste arabischer Wörter in deutscher Sprache in Wikipedia Admiral über das Französische und mehrere Zwischenstufen entlehnt von arabisch amir „Befehlshaber“. Alkohol Aus dem spanischen alcohol, feines, trockenes Pulver aus al-kuhl „Antimonpulver“, „Augenschminke“. Alkohol war die „geistige Essenz“. Arsenal über das Italienische aus arabisch dar alsinaa = „Fabrik“, „Werft“ Artischocke über das Italienische und Spanische letztlich aus arabisch alhursufa Beduine‎ von arabisch: badawi (= „Wüsten-“ bewohner), Adjektiv zu „badya“, „Wüste, Wildnis“ Borretsch über das Lateinische aus mittelalterlich-arabisch abu aaraq „Vater des Schweißes“ oder abu huräsch „Vater der Rauheit“ Giraffe über das Italienische aus arabisch zuräfa „die Liebliche“ Gitarre Der Name Gitarre geht auf die Kithara, ein leierähnliches Instrument der griechischen Antike, zurück. Davon leitete sich später das arabische Wort qithar ab, welches ein Instrument bezeichnete, das im 10. Jahrhundert von den Mauren nach Spanien gebracht wurde. Haschisch bedeutet Gras, Rasen, Kraut, Unkraut oder eben die Droge. Kadi Qadi bedeutet Richter. Das Wort wurde Ende des 17. Jahrhunderts aus der Märchensammlung Tausendund-

eine Nacht entlehnt. Der Begriff des Kadi wurde durch die Redewendung „vor den Kadi ziehen/gehen“ in die deutsche Sprache übernommen. Kaffee qahwa, von der äthiopischen Provinz Kaffa, aus welcher der Kaffee ursprünglich stammt. Kaliber über das Französische, Lateinische und Arabische („qalib“=“Schusterleisten“) aus griechisch kaelopódion „Schusterleisten“ Karaffe über das Französische, Italienische undd Spanische aus arabisch gharraefa „Wasserheberad mit Schaufeln“ Karat Das Karat ist ein Lehnwort nach dem Französischen le carat, welches seinen Ursprung im italienischen carato, m. hat. Dieses entstand über das Arabische qirat aus dem Griechischen kerátion („Hörnchen“), da die Frucht (Schote) des Johannisbrotbaumes hörnchenförmig ist. Kismet über das Türkische aus arabisch qisma(t) = Teil, Anteil, Anteil am Leben = „Schicksal“ Laute über das Französische und Spanische aus arabisch al-‘ud = „das Holz“ Makramee Das Wort Macramé stammt vom dem Arabischen miqrama ab und bedeutet soviel wie „geknüpfter Schleier“. Magazin über das Italienische aus arabisch machzan, Plural machazin. Die Bedeutung ‚bebilderte Zeitschrift‘ nach englisch magazine als ‚Sammelstelle von Information‘. Matratze über das Französische und Italienische aus arabisch mattrah„Bodenkissen“ Mokka über das Französische oder Englische aus arabisch Muchae, einer Stadt im Jemen Monsun über das Englische und Portugiesische aus arabisch mausim. Arabische Seefahrer beschrieben mit dem Wort (mausim), das auf Deutsch

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Ägypten Heute Oktober/November 2008

„Jahreszeit“ bedeutet, das Phänomen eines Windes im Arabischen Meer, der mit der Jahreszeit wechselt.Vergleiche Hindi/Urdu ´mausam´´-“Wetter“ Safari Kommt von „safar“ und bedeutet „Reise“ Safran über das Französische und Spanische aus arabisch az-zaafaran „Krokus“ Schachmatt Der Ausdruck schah mat (= „der König ist tot“) kommt ursprünglich aus dem Persischen. Genauer: „shah“, „König“, ist persisch, „mat“ = „starb“ ist arabisch. Suaheli von „Suhal“-Küste. Die Sprache, die an der Küste gesprochen wird (Tansania) Tamarinde von tamr hindi „indische Dattel“ Ziffer sifr = „Null“ Allah, allaeh ist das arabische Wort für Gott. Die gängigere Interpretation geht von einer Silbenellipse beim Zusammentreffen des Artikels al und ilaeh (Gott“, „Gottheit“) aus, also „der Gott“. Kalif Das Kalifat (abgeleitet aus dem arabischen chalifat rasul allah; arabisch chalifa, Plural chulafa „Nachfolger“, „Stellvertreter“, „Kalif“, wörtlich also „die Nachfolger des Gesandten Gottes“. Allerdings wurde unter Auslassung des Wortes rasul schon unter den Umayyaden der Titel in chalifat ul-lahi‎, „Stellvertreter Gottes [auf Erden]“ geändert) ist eine islamische Regierungsform, bei der säkulare und geistliche Führerschaft in der Person des Kalifen vereint sind. Moschee masjid = Ort zum Verneigen, sogen. Ortsnomen zu „sajada“ = verneigen. Vgl. „machzan“ = Ort zum Speichern (chazana) = Magazin. Fatwa bezeichnet ein religiöses Rechtsgutachten, das im Auftrag eines Herrschers, aber auch eines einfachen Bürgers von einem religiösen Rechtsgelehrten erstellt wird.


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TV-Programme Das Erste

Montag, 20. Oktober Rote Rosen Telenovela 9.05-9.55 Das Musikhotel am Wolfgangsee Musikfilm 10.25-12.00 ARD-Buffet Ratgeber für Leib und Seele 12.15-13.00 Sturm der Liebe Telenovela 15.1016.00 Nashorn, Zebra & Co. Soap 16.1017.00 Verbotene Liebe Serie 18.00-18.25 Marienhof Serie 18.25-18.50 Großstadtrevier Krimiserie 18.5019.50 Die Anwälte (Top-Tipp) 20.1521.00 Duell ums Weiße Haus 21.00-21.45 Beckmann Talkshow 22.45-0.00

Kontraste Politmagazin 21.45-22.15 Schmidt & Pocher Late Night Show 22.45-23.45 Polylux 23.45-0.15 Freitag, 24. Oktober Das Grauen hat viele Gesichter Psychothriller, 0.35-2.05 Hund mit Familie Zeichentrickserie, 2.10-2.35 Zwischen Kairo und Kapstadt Das Rote Gold Afrikas Reportagen 3.50-4.20 Rote Rosen 9.05-9.55 R e n e g a d e Abenteuerkomödie,10.30-12.00 Nashorn, Zebra & Co. 16.10-17.00 Türkisch für Anfänger Jugendserie, 18.50-19.20

ARD-Ratgeber: Technik 17.0317.30 Planet Wissen Ziehung der Lottozahlen 43. Ausspielung19.55-20.00 Mord in bester Gesellschaft Krimikomödie, 20.15-21.45 Das Wort zum Sonntag spricht Elke Rudloff, Dortmund 22.05-22.10 Boxen im Ersten 22.10-0.30 Sonntag, 26. Oktober The Ring 2 - Das Grauen kehrt zurück Horror, 0.40-2.20 Himmelfahrtskommando El Alamein Kriegsfilm, 2.25-2.55 Down Horror, Niederlande, 2.554.40 Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands 5.15-5.30

Dienstag, 21. Oktober Dittsche - Das wirklich wahre Leben 0.20-0.50 Herr Ober! Komödie 0.50-2.25 Sturm der Liebe 2.30-3.20 Bilderbuch: Rheinhessen 4.05-4.50 Rote Rosen 9.05-9.55 Immer Wirbel um Marie Familienkomödie 10.30-12.00 Nashorn, Zebra & Co. 16.10-17.00 Marienhof Serie 18.25-18.50 Türkisch für Anfänger Jugendserie, 18.50-19.20 Wissen vor 8 Warum konserviert Zucker? 19.45-19.50 Tor der Woche/des Monats 19.5219.55 Die Stein Serie, 20.15-21.05 In aller Freundschaft Arztserie, 21.05-21.50 Menschen bei Maischberger Talkshow 22.45-0.00

Mittwoch, 22. Oktober Angst über den Wolken Actionthriller, 0.20-1.50 Null Uhr 12 Krimidrama, 1.55-3.25 Sturm der Liebe 3.25-4.15 ARD-Ratgeber: Heim + Garten 4.15-4.45 Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands 4.45-5.00 Brisant Boulevardmagazin10.0310.25 Die Stein 10.25-11.15 ARD-Buffet 12.15-13.00 Sturm der Liebe 15.10-16.00 Nashorn, Zebra & Co. 16.10-17.00 Verbotene Liebe 18.00-18.25 Marienhof 18.25-18.50 Türkisch für Anfänger 18.50-19.20 Börse im Ersten 19.55-20.00 Ihr könnt euch niemals sicher sein, Jugenddrama 20.15-21.45 Hart aber fair Aktuelle Diskussion 21.45-23.00 Die Giganten von der Ems Reportage 23.30-0.15 Donnerstag, 23. Oktober Die Liebenden vom Polarkreis Drama 0.35-2.15 Sturm der Liebe 2.20-3.10 Rote Rosen 9.05-9.55 Totem Western, USA, 10.30-12.00 Nashorn, Zebra & Co. 16.10-17.00 Verbotene Liebe 18.00-18.25 Marienhof 18.25-18.50 Türkisch für Anfänger 18.50-19.20 Liebe im Halteverbot Komödie, 20.15-21.45

Tor der Woche/des Monats 19.5219.55 Hilfe, meine Schwester kommt! Familienkomödie, 20.15-21.45 Tatort Kunstfehler Krimi, 21.4523.15 Jahrestage Literaturverfilmung, 23.30-1.00

Samstag, 25. Oktober Arachnid Horrorthriller, 2.55-4.20 Sturm der Liebe 4.20-5.10 Tom, Jerry & Co. 5.30-5.45 Pitt & Kantrop Animationsserie, 5.45-6.10 Tigerenten Club, Die Stars und Macher des Films 6.35-8.00 Wissen macht Ah! Über den Wolken 8.00-8.25 Die Pfefferkörner Detektivserie, 8.25-8.50 4 gegen Z Mysteryserie, 8.50-9.20 neuneinhalb -Nachrichtenmagazin für Kinder 9.50-10.00 Willi wills wissen, Reihe 10.0310.30 Fortsetzung folgt Kinderreihe, 10.30-11.00 Die Laubenpieper von Pankow Soap, 11.00-11.50 The Flintstones Komödie, 12.0313.25 Deutsche Tourenwagen Masters 13.25-14.25 Auch Erben will gelernt sein Verwechslungskomödie, 14.30-16.00 Rhinos, Elche und Grafitti Reportage 16.00-16.30

Felix und die wilden Tiere Reihe, 5.30-6.00 Pitt & Kantrop Der scheinheilige Speer 6.20-6.45 Sesamstraße 7.15-7.45 Koalas und andere Verwandte Comedyserie 7.45-8.10 Rennschwein Rudi Rüssel Kinderserie, 10.03-11.00 Kopfball Magazin 11.00-11.30 Die Sendung mit der Maus Lachund Sachgeschichten 11.30-12.00 Presseclub 12.03-12.45 ARD-exclusiv Frische Fische Reportage 13.1513.45 ARD-Ratgeber: Bauen + Wohnen 16.30-17.00 Allahs Rückkehr Andalusiens neue Muslime Reportage 17.30-18.00 Ein Platz an der Sonne Wochengewinner 18.49-18.50 Lindenstraße Streitsucht Serie, 18.50-19.20 Tatort Auf der Sonnenseite Krimi, 20.15-21.45 Anne Will Talk 21.45-22.45 ttt - titel thesen temperamente Kulturmagazin 23.05-23.35 Montag, 27. Oktober Good Night, and Good Luck - Drama, 0.05-1.35 Sunday, Bloody Sunday Liebesdrama, 1.45-3.30 Weltspiegel 4.50-5.30 Liebe im Halteverbot Komödie, 10.30-12.00

ARD-Buffet 12.15-13.00 Rote Rosen 14.10-15.00 Nashorn, Zebra & Co. Soap, 16.1017.00 Verbotene Liebe 18.00-18.25 Großstadtrevier Krimiserie, 18.5019.50 Die Anwälte Serie, 20.15-21.00 Leiharbeit undercover Reportage 21.00-21.45 Beckmann Talkshow 22.45-0.00 Dienstag, 28. Oktober Dittsche – Reihe 0.20-0.50 Rheinsberg Heimatfilm, 0.50-2.10 Report Politmagazin 5.00-5.30 Hilfe, meine Schwester kommt! Familienkomödie, 10.30-12.00 Sturm der Liebe 15.10-16.00

Verbotene Liebe 18.00-18.25 Marienhof 18.25-18.50 Türkisch für Anfänger Jugendserie, 18.50-19.20 Börse im Ersten 19.55-20.00 In aller Freundschaft Arztserie, 20.15-21.00 Plusminus Wirtschaftsmagazin 21.45-22.15 Menschen bei Maischberger Talkshow 22.45-0.00

Mittwoch, 29. Oktober Der Krieg ist aus Antikriegsfilm, 0.20-2.00 Haben und Nichthaben Abenteuerfilm, 2.05-3.40 Rote Rosen Telenovela, 9.05-9.55 ARD-Buffet 12.15-13.00 Verbotene Liebe, 18.00-18.25 Herzdamen Komödie, 0.15-21.45 ARD-exclusiv Tod auf der A 2 – Reportage 21.45-22.15 Sportschau 22.30-23.30 Alltag einer Supermacht Reportage 23.30-0.15

Donnerstag, 30. Oktober Lautrec - Der Maler von Montmartre 0.35-2.35 Brisant Boulevardmagazin 10.0310.30 Verbotene Liebe 18.00-18.25 Panorama Politmagazin 21.4522.15 Schmidt & Pocher Late Night Show 22.45-23.45 Freitag, 31. Oktober Todesmelodie Abenteuerfilm, 0.35-3.00 Hund mit Familie Zeichentrickserie, 3.05-3.30 Verbotene Liebe 18.00-18.25 Wissen vor 8 19.45-19.50 Der Hochzeitswalzer Liebeskomödie, 20.15-21.45

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Tatort Ohne Beweise Krimi, 21.4523.15 Nicht alle waren Mörder Geschichtsdrama, 23.30-1.05

Samstag, 1. November Deterrence - Politthriller, 1.25-3.00 Lady Frankenstein Horrorfilm, 3.05-4.35 Tom, Jerry & Co. 5.30-5.45 Willi wills wissen 7.35-8.00 4 gegen Z Stadt ohne Lachen Mysteryserie, 8.50-9.15 Insel Mainau - Soap, 11.00-11.50 Casper Fantasykomödie, 12.0313.30 Alfredissimo! Kochen mit Bio und Gabi Bauer 13.30-14.00 Cornelia Froeboess Porträt 14.0314.30 Unser Papa, das Genie Fantasykomödie, 14.30-16.00 Gesichter Asiens Reportagen16.0016.30 Sportschau 18.30-18.54 Ziehung der Lottozahlen 19.5520.00 Wer früher stirbt ist länger tot Komödie, 20.15-22.00 James Bond 007, 22.25-0.25

Sonntag, 2. November Payoff - Die Abrechnung Actionkomödie, 0.35-2.20 Die Letzten beißen die Hunde Gangsterkomödie, 2.25-4.15 Felix und die wilden Tiere Reihe, 5.30-6.00 Pitt & Kantrop Mandas will heiraten! Animationsserie, 6.50-7.15 Sesamstraße 7.15-7.45 Prinz Goldkörnchen Märchenfilm, 10.03-11.00 Die Sendung mit der Maus 11.3012.00 Bilderbuch: Im Südlichen Odenwald 13.45-14.30 Onkel Filser - Allerneueste Lausbubengeschichten Heimatfilm, 14.30-15.55 ARD-Ratgeber: Gesundheit 16.3017.00 Billige Engel Reportage 17.3018.00 Montag, 3. November Der Mustergatte Komödie, 10.3012.00 ARD-Buffet 12.15-13.00 Sturm der Liebe 15.10-16.00 Großstadtrevier Krimiserie, 18.5019.50 Die Anwälte Serie, 20.15-21.00 Ich übe das Sterben Dokumentation 21.00-21.45 Fakt Politmagazin 21.45-22.15 Udo Lindenberg – Konzertmitschnitt 23.15-0.15

Dienstag, 4. November Richling - Kabarett mit Mathias Richling 0.35-1.05 Lasst mich leben Justizdrama, 1.052.55 Der Hochzeitswalzer Liebeskomödie, 10.30-12.00 ARD-Buffet 12.15-13.00 Familie Dr. Kleist Serie, 20.1521.05 Amerika wählt Ergebnisse, 22.455.30


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TV-Programme ZDF

Samstag, 18. Oktober Karlsson vom Dach, Der Hausbock Zeichentrickserie 6.00-6.25 Martin Morgen 6.25-6.50 Henry der Schreckliche 6.50-7.15 Tabaluga tivi Kindershow 7.158.00 Bibi und Tina 8.00-8.25 1, 2 oder 3 Rateshow 8.25-8.50 logo! 8.50-9.00 pur+ Entdeckermagazin Fliegen ohne alles! 9.00-9.25 Löwenzahn 10.35-11.00 Unser Lehrer Doktor Specht Das schwangere Mädchen 11.05-11.50 Die Küchenschlacht - Der Wochenrückblick 11.50-13.00 Frauenarzt Dr. Markus Merthin Arztserie 14.00-14.45 Freunde fürs Leben Arztserie 14.45-15.30 Tierisch Kölsch 15.30-16.15 Lafer!Lichter!Lecker! 16.15-17.00 Länderspiegel 17.05-17.45 Menschen - das Magazin Kinder ohne Chancen? 17.45-18.00 Hallo Robbie! Familienserie 19.2520.15 Das Duo (Top-Tipp) Sterben statt erben Krimi 20.15-21.45 Meteor Katastrophenfilm 23.451.30

Sonntag, 19. Oktober Tobruk Kriegsfilm 1.35-3.20 Die Wildgänse kommen Actionfilm 3.25-5.35 Der Mondbär Zeichentrickserie 6.00-6.35 Coco, der neugierige Affe 6.357.20 Der Sleepover Club Jugendserie 7.45-8.35 H2O - Plötzlich Meerjungfrau Fantasyserie 8.35-9.00 Ich heirate eine Familie... Serie 10.15-11.00 Kult am Sonntag - Starke Frauen. Präsentiert von Ingo Nommsen 11.00-12.45 Im Reich des Kublai Khan Abenteuerfilm, Frankreich 13.45-15.30 Tante Trude aus Buxtehude Komödie 15.35-17.00 ML Mona Lisa Frauenjournal 18.00-18.30 Setzen, sechs! Versagen die Schüler oder die Schule? 18.30-19.00 Expedition Erde Dokumentarreihe 19.30-20.15 Inga Lindström: Rasmus und Johanna Liebesdrama 20.15-21.45 Echo der Stars (Top-Tipp) 22.0023.30 -History Anonyma - Eine Frau in Berlin Dokumentation 23.30-23.55 Montag, 20. Oktober Global Vision 4.40-5.00 Volle Kanne - Magazin 9.05-10.30 Wege zum Glück Telenovela 10.3011.15 drehscheibe Deutschland 12.1513.00 Die Küchenschlacht 14.15-15.00 Tierische Kumpel Soap 15.1516.00 SOKO 5113 Krimiserie 18.00-19.00 WISO 19.25-20.15 Ein riskantes Spiel (Top-Tipp) Sozialdrama 20.15-21.45

Birth 23.45

(Top-Tipp) Drama 22.15-

Dienstag, 21. Oktober Breakdance in der DDR Dokumentarfilm 0.00-1.25 Vor 30 Jahren: Wie Städte Kultur machen 2.00-2.50 Die Herren der Canyons Die Quastenflosser von Südafrika 3.40-4.25 heute - in Europa 16.00-16.15 SOKO Köln Schlafende Hunde 18.00-19.00 Die Rosenheim-Cops Krimiserie 19.25-20.15 Eine Nacht im November Dokumentation 20.15-21.00 37°: Plötzlich war ich 100 (TopTipp) Vom Reichtum eines langen

Der Landarzt Familienserie 19.2520.15 Der Kriminalist Schlaflos 20.1521.15 SOKO Leipzig Gier 21.15-22.00 Lanz kocht 23.05-0.05

Samstag, 25. Oktober 2008 Das Meer, die Liebe und der Erotikfilm 0.15-1.50 Schatten der Leidenschaft 1.55-2.15 3satbörse 3.45-4.15 Martin Morgen Zeichentrickserie 6.25-6.50 Tabaluga tivi Kindershow 7.158.00 Flipper & Lopaka Zeichentrickserie 9.50-10.35 Unser Lehrer Doktor Specht Fami-

hundert - Die ruhelose Republik 23.50-0.35 Montag, 27. Oktober Wege zum Glück 16.15-17.00 SOKO 5113 Krimiserie, 18.0019.00 Die Frau des Frisörs Komödie, 20.15-21.45 Lautlos Thriller, 22.15-23.45 Dienstag, 28. Oktober 2008 Love, Peace and Beatbox Dokumentarfilm, 0.00-1.10 Lost in Music Musikdokumentation, 1.10-1.50 Tierische Kumpel Soap, 3.45-4.30 Die Küchenschlacht 14.15-15.00 SOKO Köln Der Pianist, 18.00-

Lebens 22.15-22.45 Johannes B. Kerner Talkshow 22.45-0.00

Mittwoch, 22. Oktober aspekte extra: Die Nacht des Blauen Sofas Von der Frankfurter Buchmesse 0.20-3.20 37°: Mein geraubtes Kind 3.203.50 Wege zum Glück 10.30-11.15 Tierische Kumpel Soap 15.1516.00 SOKO Wismar Tödliches Gebräu 18.00-18.50 Küstenwache Operation Nero Polizeiserie 19.25-20.15 Sex - die natürlichste Sache der Welt? 22.15-22.45 Donnerstag, 23. Oktober Bikini - Trauminseln im Sperrgebiet Dokumentation 0.35-1.20 Küstenwache 1.20-2.05 @rt of animation 4.30-5.00 Wege zum Glück 10.30-11.15 Tierische Kumpel 15.15-16.00 Ein Fall für zwei 17.50-19.00 Notruf Hafenkante Polizeiserie 19.25-20.15 Unser Mann im Süden Serie 20.1521.00 Maybrit Illner Polit-Talk 22.1523.15 Johannes B. Kerner Talkshow 23.15-0.20

Freitag, 24. Oktober Anna Pihl - Auf Streife in Kopenhagen Polizeiserie 0.35-1.20 Schatten der Leidenschaft Dramaserie 1.20-1.40 nano spezial: Bildung - eine deutsche Sackgasse? Zukunftsmagazin 4.35-5.05 SOKO Wien Sisis Vermächtnis 18.00-19.00

lienserie 11.05-11.50 Frauenarzt Dr. Markus Merthin Arztserie 14.00-14.45 Freunde fürs Leben Todeskurve 14.45-15.30 Menschen - das Magazin 17.4518.00 Willkommen bei Carmen Nebel Stars, Musik und Überraschungen 20.15-22.45

Sonntag, 26. Oktober 2008 Messias - Die ersten Morde Thriller 0.00-1.15 Schatten der Leidenschaft 3.10-3.30 citydreams 4.30-4.55 Der Mondbär 6.00-6.35 Bibi Blocksberg 7.20-7.45 Der Sleepover Club Die Überraschungsparty / Wo ist Charlie? 7.45-8.35 H2O - Plötzlich Meerjungfrau Teuflische Charlotte 8.35-9.00 Ihr 106. Geburtstag Komödie 13.4515.20 Frühstück bei ihr Komödie 15.2517.00 Texas für ein Jahr Reportage 18.3019.00 Die Deutschen Otto und das Reich Dokumentarreihe 19.30-20.15 Liebe, Babys und ein großes Herz Arztfilm 20.15-21.45 Kommissarin Lund - Das Verbrechen Krimireihe, Dänemark/Deutschland 22.00-23.50 -History Die Deutschen im 20. Jahr-

19.00 Die Rosenheim-Cops Krimiserie, 19.25-20.15 Die Deutschen Heinrich und der Papst, 20.15-21.00 Frontal 21 Magazin 21.00-21.45 Neues aus der Anstalt Politsatire 22.15-23.00 Johannes B. Kerner Talkshow 23.00-0.15

Mittwoch, 29. Oktober 2008 Neu im Kino 0.30-0.35 aspekte extra: Das Schicksal der verlorenen Schätze 0.35-1.05 Mit tödlicher Sicherheit Thriller, 1.05-2.55 37°: Plötzlich war ich 100, 3.003.30 Neues aus der Anstalt 4.05-4.50 Wege zum Glück 10.30-11.15 Tierische Kumpel 15.15-16.00 SOKO Wismar Der Tod ist schneller 18.00-18.50 Lotto - Ziehung am Mittwoch 18.50-19.00 Küstenwache Polizeiserie, 19.2520.15 André Rieu - Ich tanze mit dir in den Himmel hinein 20.15-21.45 Abenteuer Wissen 22.15-22.45 Johannes B. Kerner Talkshow 23.45-0.50 Donnerstag, 30. Oktober 2008 Letzter Aufruf Tempelhof Dokumentation 0.55-1.15 @rt of animation 4.40-5.00

Ägypten Heute Oktober/November 2008

Tierische Kumpel 15.15-16.00 Ein Fall für zwei Krimiserie, 17.5019.00 Notruf Hafenkante, 19.25-20.15 Unser Mann im Süden Serie, 20.1521.00 Maybrit Illner Polit-Talk 22.1523.15 Johannes B. Kerner Talkshow 23.15-0.20

Freitag, 31. Oktober 2008 Anna Pihl - Auf Streife in Kopenhagen Polizeiserie, 0.35-1.20 Schatten der Leidenschaft Dramaserie, 1.20-1.40 nano Zukunftsmagazin 4.35-5.05 Die Küchenschlacht 14.15-15.00 Schulden - und trotzdem leben! 17.45-18.00 SOKO Wien 18.00-19.00 Der Landarzt Seelenfinsternis Familienserie, 19.25-20.15 Der Kriminalist Krimiserie, 20.1521.15 SOKO Leipzig 21.15-22.00 Lesen! Literaturmagazin 22.3023.00 Lanz kocht 23.00-0.05

Samstag, 1. November 2008 Spuren in den Tod Thriller, 0.151.40 Schatten der Leidenschaft 1.452.05 3satbörse Amerika wählt! 3.354.05 citydreams 4.05-4.30 Karlsson vom Dach Zeichentrickserie 6.00-6.25 Henry der Schreckliche 6.50-7.15 Tabaluga tivi Kindershow 7.158.00 logo! Nachrichten für Kinder 8.509.00 Unser Lehrer Doktor Specht Familienserie, 11.05-11.50 Frauenarzt Dr. Markus Merthin Arztserie, 14.00-14.45 Lafer!Lichter!Lecker! 16.15-17.00 Menschen - Jugendliche unter Leistungsdruck 17.45-18.00 Hoffnung, Tod und Auferstehung 18.00-18.15 Hallo Robbie! Familienserie 19.2520.15 Rosa Roth: Der Fall des Jochen B Krimi, 20.15-21.45

Sonntag, 2. November 2008 Schatten eines Zweifels Thriller, 1.00-2.40 Die 1000 Augen des Dr. Mabuse Kriminalfilm, 2.45-4.25 Coco, der neugierige Affe 2-D-Zeichentrick-Serie 6.35-7.20 Die Entscheidung Fantasyserie, 8.35-9.00 Ich heirate eine Familie. Serie, 10.30-11.15 Schon wieder Flitterwochen Komödie, 13.45-15.10 Dave Komödie, 15.15-17.00 ML Mona Lisa Frauenjournal 18.00-18.30 Alemania in Alanya! Deutsche unter türkischer Sonne 18.30-19.00 Barbarossa und der Löwe Dokumentarreihe, 19.30-20.15 Kommissarin Lund Krimireihe, 22.30-0.20


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Literatur

er Erfolg von al-Aswani ist erstaunlich, vor allem in einer Region, in der die Analphabetenrate sehr hoch ist und allgemein wenig gelesen wird. Die meisten arabischen Schriftsteller haben deshalb ein geringes Einkommen, die Auflage ihrer belletristischen Werke beschränkt sich häufig nur auf rund 1.000 bis 2.000 Exemplare, die über mehrere Jahre hinweg verkauft werden. Kaum ein Autor kann also von der Schriftstellerei allein leben. Alaa al-Aswani ist da sicherlich eine Ausnahme. Und dennoch ist er lieber Zahnarzt geblieben. Studiert hat er in Kairo und Chicago. Beiden Städten hat er einen Bestseller gewidmet. Panorama-Romane über Kairo und Chicago „Seit meinem ersten Tag an der Illinois-Universität wusste ich, dass ich eines Tages einen Roman über diesen einzigartigen Schmelztiegel der Kulturen schreiben werde“, erzählt al-Aswani seinem Publikum in Köln. 2007 hat der Zahnarzt seine Idee zu Papier gebracht. Sein zweiter Roman „Chicago“ handelt von den ägyptischen Immigranten in den USA. Jedoch geht es im Roman mehr um Ägypten als um die Vereinigten Staaten. Chicago ist – wie „Der Jakubijan-Bau“ – ein „Panorama“Roman: Ägyptische Studierende, Dozenten und ihre Familien sowie amerikanische Professoren sind die Akteure in dem Roman. Einige Ägypter leben seit Jahren in den USA und fühlen sich inzwischen wie Amerikaner, andere leiden – unterschiedlich ausgeprägt – unter Heimweh. Die meisten von ihnen leben in einem Konflikt zwischen alter und neuer Heimat. Und sie alle werden vom ägyptischen Geheimdienst bespitzelt. Innerhalb eines Jahres wurde „Chicago“ 11-mal aufgelegt und inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt. Im vergangenen Februar ist nun die deutsche Übersetzung von Hartmut Fähndrich im Lenos Verlag erschienen. Tabubrecher der arabischen Welt Was ist das Erfolgsgeheimnis von Alaa al-Aswani? In der arabischen Welt kommt al-Aswani bei den Lesern gut an, weil er geschickt, humorvoll und mit leichter Hand die drei großen Tabus der arabischen Kultur verletzt: Politik, Religion und Sex. Sein Werk enthält detaillierte Beschreibungen homo- und heterosexueller Handlungen. Ferner kritisiert er in seinem Roman die

Patrick Süskind der arabischen Literatur

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Alaa al-Aswani ist ein Phänomen in der modernen arabischen Literatur. Er ist der erfolgreichste Romancier überhaupt. Man kann sagen, er ist eine Art Patrick Süskind der arabischen Literatur, der Exportschlager Ägyptens. Sein erster Roman „Der Jakubijan-Bau“ aus dem Jahr 2002 hat sich in der arabischen Welt bisher über 150.000 Mal verkauft. Diese Zahl hat nicht einmal der ägyptische Nobelpreisträger Nagib Mahfuz erzielen können. Mit leichter Hand verletzt Alaa al-Aswani die drei großen Tabus der arabischen Kultur: Politik, Religion und Sex.

Von Samir Grees

(Der ägyptische Star Ahmed Bedir im Film „Der Jakubjian-Bau“

Ägypten Heute Oktober/November 2008

politischen und gesellschaftlichen Missstände in seinem Land – die grassierende Korruption und die soziale Ungerechtigkeit, aber auch die Benachteiligung der ägyptischen Christen (Kopten) sowie die geheuchelte Frömmigkeit und den Islamismus. Al-Aswani hat die Gabe, die großen, aktuellen Tabuthemen in vereinfachter Form und in einfacher Sprache auf den Punkt zu bringen. Dass dabei oft kein Platz für Differenzierung und überzeugende psychologische Tiefenanalyse bleibt, versteht sich von selbst. Seine beiden Romane sind überfrachtet mit klischeehaften, melodramatischen Szenen, weshalb der Arabist Andreas Pflitsch den Roman „Der Jakubijan-Bau“ zu Recht als „die arabische Lindenstraße“ bezeichnet. Soziologie statt Literatur In der deutschen Presse wurde der erste Roman Aswanis, „Der Jakubijan-Bau“, fast unisono begrüßt. Manche Kritiker verglichen alAswani sogar mit dem großen Meister Mahfuz. Sehr auffallend an der deutschen Rezeption ist vor allem, dass „Der JakubijanBau“ nicht unbedingt als große Literatur gefeiert wurde, sondern vielmehr als Spiegel sozialer und politischer Missstände im Land am Nil. Es soll den Schlüssel zum Verständnis einer arabisch-islamischen Gesellschaft und eine Antwort auf die Frage liefern, wie man Terrorist wird. Deshalb verwundert es nicht, dass „Der Jakubijan-Bau“ mit dem Wiener Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2007 ausgezeichnet wurde. Es verwundert aber auch nicht, dass „Chicago“ nicht für einen großen arabischen Literaturpreis, wie den zum ersten Mal vergebenen arabischen „Booker-Preis“, nominiert worden ist. Al-Aswanis Tabubrüche, sein Sinn für Komik, die klare Struktur, die einfache Sprache und die spannende Erzählweise sind wohl die Gründe für seinen großen Erfolg in Ägypten, Libanon, Marokko, aber auch in Frankreich, Italien und Deutschland. Und dennoch: Handelt es sich bei Al-Aswani womöglich nur um ein kurzlebiges literarisches Phänomen? Fest steht jedenfalls, dass er hunderttausende von Lesern begeistern und fesseln kann. Und sein Talent ist auch noch nicht verbraucht, wie es viele in der arabischen Welt nach seinem ersten Roman prophezeit hatten. Al-Aswani ist voller Ideen und Enthusiasmus und arbeitet im Moment an seinem dritten Roman.


Henkel f端r Reinigungsmittel und chemische Industrie gratuliert Al Ahly zum Sieg in Afrikas Meisterrunde 2008


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Ă„gypten Heute Oktober/November 2008


Wir alle sind gefährdet, Wir alle sind mitverantwortlich! Was ist HIV? HIV steht für „Virus der Immunschwächekrankheit“, der die Zellen des menschlichen Immunsystems infiziert. Was ist AIDS? Aids steht für „erworbenes Immundefektsyndrom“ und ist das fortgeschrittene Stadium der HIV. Es ist eine invalidisierende und tödliche Krankheit, die durch HIV-Viren verursacht. Wie Kann HIV übertragen werden? Das HI-Virus wird mit den Körperflüssigkeiten Blut, Sperma, Vaginalsekret und Muttermilch übertragen. Methoden der Übertragung * Ungeschützte penetrant (vaginalen oder analen) und Oral-Sex mit einer infizierten Person. * durch Verwendung kontaminierter Spritzen, Nadeln oder andere scharfe Instrumente (vor allem zwischen intravenöse Drogenkonsumenten). * von einer infizierten Mutter zu ihrem Kind während der Schwangerschaft, Entbindung und Stillen. Potentielle Eintrittspforten sind frische, noch blutende Wunden in Schleimhäuten (Bindehaut, Mund-, Nasen-, Vaginal- und Analschleimhaut) bzw. nicht ausreichend verhornte, leicht verletzliche Stellen der Außenhaut (Eichel, Innenseite der Vorhaut). Die häufigsten Infektionswege sind der Vaginal- oder Analverkehr ohne Verwendung von Kondomen, der aufnehmende Oralverkehr (Schleimhautkontakt mit Sperma bzw. Prävention vor HIV: Safe Sex Safe Einspritzung Wie man sich nicht infiziert: Das HI-Virus ist sehr empfindlich

HIV/AIDS

und außerhalb des menschlichen Körpers unter gewöhnlichen Alltagsbedingungen nicht lebensfähig. Deshalb genügen auch die üblichen Hygienemaßnahmen im Haushalt und im Krankenhaus, um es unschädlich zu machen. Man kann sich in den folgenden Situationen des Alltags nicht infizieren: - gemeinsame Benutzung von Wohnung und Toiletten, - die Pflege von Menschen, die an AIDS erkrankt sind, sofern die dabei üblichen Desinfektionsmaßnahmen und Hygieneregeln beachtet werden, - gemeinsamer Gebrauch von Geschirr, Besteck, Gläsern, Wäsche, - gemeinsamer Genuss von Früchten und anderen Lebensmitteln, - Händeschütteln, Umarmen, Streicheln, Massieren und Küssen, - beim Husten und Niesen, - durch Insektenstiche und Haustiere, - beim Anfassen von Türklinken, Telefonhörern, Lichtschaltern, - in der Schule oder im Kindergarten, auch wenn diese von HIV-positiven Kindern besucht werden, - im Schwimmbad, in der Sauna oder beim Duschen, - beim Frisör oder im Kosmetikstudio und - beim Tätowieren, Ohrlochstechen, bei der Akupunktur usw., sofern die dabei üblichen Desinfektionsmaßnahmen und Hygieneregeln beachtet werden. Wie will man erfahren, ob der Partner infiziert ist? Ob jemand HIV-positiv ist, kann man nicht am Äußeren erkennen. HIV beschränkt sich auch nicht auf die Großstadt oder bestimmte Szenen. Bluttest ist die einzige Methode zu wissen, ob jemand mit HIV infiziert ist.

Für weitere Informationen rufen Sie uns an: 08007008000



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