June 2007

Page 1

Kopftuch ist nicht

gleich Kopftuch 12 24

Kochrezept des Monats

10

Fernsehprogramme

Die nackte Realität Ägyptens

Miss Germany besucht El-Gouna

29

16 Touristen Preise Ägyptens

8

Eheschld ließung per Blut!

4

Ägypten Heute ist eine montalich - kulturelle, touristische und politische Zeitung

Deutsche im fremdd den Land

7 Juni/Juli 2007

2 € / 16 L.E


Inhalt Die fünfte Gewalt im Nahosten!

5 Vielfach sind es Frauen der unteren sozialen Schichten, die diesen Beruf ergreifen «müssen», um Geld zu verdienl nen. Um sich Aufträge zu sichern und sich ein Kontaktnl netzwerk aufzubauen, sind sie vielfach – insbesondere zu Beginn ihrer Karriere - gezwungen, sich mithilfe eines «Managers» und Prostitution finanziell über Wasser zu halten.

7

Das Mobiltelefon als Arbeitsplatz

22

Es ist dieser Blick. Wenn der Arzt und Schriftsteller Yuri Schiwago seine Geliebte Lara mit diesen großen, dunklen, funkelnden Augen ansieht und ihr eröffnet, dass er nicht mehr zu ihr zurückkehren kann, geht das den Zuschauern seit inzwisl schen mehr als vier Jahrzehntl ten ans Herz. Die Titelrolle in David Leans fünffach Oscl car-prämiertem Filmklassiker «Doktor Schiwago» machte Omar Sharif 1965 nach seinem Durchbruch mit «Lawrence von Arabien» zum Weltstar.

Alaa El-Aswani erzählt über Wust-elbalad

6

»Auf dem Dach entstand eine neue, vom übrigen Gebäude völlig unabhängige Gesellsl schaft. Die Frauen verbringen den Tag damit, Essen zu kocl chen, miteinander zu streiten und dabei die hässlichsten Flüche und ehrenrührigsten Verdächtigungen auszustl toßen. Die Männer kümmern sich wenig um die Zänkereien der Frauen. Sie halten diese lediglich für einen weiteren Beweis des mangelhaft ausgl gebildeten weiblichen Gehl hirns.« (Aus Alaa El-Aswanis Roman »Der Jakubian-Bau«)

Wenn ich Kopte wäre

Wäre ich Kopte, dann würde ich Ägypten und die Welt mit den Tatsachen überfluten über die allgemeine Atmosphäre in Ägyptl ten, welche die Kopten in Ägypten heute unter Druck setzt. Wäre ich ein Kopte, dann würde ich die Welt bekannt machen mit den Ungerechtigkeiten, die viele Kopten erleiden seit [der Revoll lution der Freien Offizier] 1952. Sie erhalten keine hohen Posten in der Politik, gar nicht zu erwähnen ihre spärliche [Vertretung] im Parlament. Wäre ich Kopte, dann würde ich in Ägypten und in der Welt Krach schlagen, weil ich Steuern bezahle aus denen die Al Azhar Universität finanziert wird, während [Al Azhar] den Kopten nicht erlaubt an irgendeiner seiner Institutionen zu studieren.

28

Allein in Kairo leben schätzl zungsweise 6000 Deutsche, in ganz Ägypten sind es an die 8000. Die ersten sind schon vor weit über hundl dert Jahren hergekommen. Es gibt deutsche Firmen, deutsche Kirchen und Schull len, eine deutsche Bäckerei, Metzgerei und Friseurin. Viele kommen auf Zeit. Doch einige bleiben für imml mer.

Happy Birthday Omar Sharif

13 Schwere Zeiten treiben junge Menschen dazu, auf der Straße fast alles zu verkaufen- sogar Telefonzeit. Die Straßenhändler arbeitl ten unter den Augen der Polizei und müssen immer damit rechnl nen, dass ihre Waren konfisziert werden. Schliesslich beansprucl chen sie für ihre Tätigkeit öِffentlichen Platz und besitzen keine Erlaubnis für den Verkauf von Waren auf der Straße.

Juni/Juli 2007

Deutsche in Ägypten

„In Europa kommentieren Blogger alltägliches, produzieren aber nicht wirklich Informationen. In Ägypten hingegen sind es nicht nur Kommentatoren, sondern auch investigative Journalisten.“, sagt Jull lien Pain, 38, von Reporter ohne Grenzen. Im November 2006 veröffl fentlichten ägyptische Internetsurfer ein Video auf YouTube, das die Folterung von Emad Al Kabir zeigt. Das Video zeigt, wie Islam Nabih, ein Polizeioberst und Reda Fati, ein Offizier außer Dienst, Al Kabir mit einem Schlagstock vergewaltigen.

Orientalischer Tanz in Ägypten

Ägypten Heute

16


Vorwort Eine ganz wichtige Frage, die sehr viele Menschen beschäftigt! Soll mehr Demokratie realisiert werden durch eine Verfassungsänderung? Uralte und teils unlogische Artikel ermöglichen es dem Herrschenden 25 Jahre (und mehr) im Amt zu bleiben und sichern seine absolute Macht. Parallel zu den dringend notwendigen wirtschaftlichen Reformm men noch wesentliche politische Änderungen auf den Weg bringen? Der Druck von außen, wie auch von innen, dem Volk mehr Freiheit zu geben und die sozial-wirtschaftlm lich-politischen Gründe für Extremismus zu bekämpfen, nimmt deutlich zu.

Juni/Juli 2007

Errichtet am 28 Oktober 2002, veröffentilcht monatlich von Ghoff fran Publishing Company Limited. London Registration No: 4279535

Wohin will das Land am Nil?

H

inter all diesen Themen steht nur eine Frage: wer übernimmt in Zukunft die Macht in Ägypten? Für alle die Regierung, die Opposition, die politische Elite sowie das Ausland (USA und EU) ist die Beantwortung von großer Bedeutung. Wer kommt nach Mubarak? Was passiert nach dem Ende seiner Amtszeit? Funktioniert Ägypten noch als Vermittler und Moderator zwischen Israel und der arabischen Welt? Existiert sie weiter, die so genannte kalte Friedensbeziehung zwischen Ägypten und Israel oder wird sie viel kompl plizierter, falls die Moslem Brüder mit an die Macht kommen? Wie wirkt sich die Demokratisierl rung des Landes auf seine Beziehungen zum Ausland, ganz besonders zu Israel, aus? Wahrscheinlich wird Mubaraks Sohn, Gamal Mubarak, nach seinem Vater Präsident von Ägyptl ten. Anfang Mai 07 soll er heiraten, um sein Image als gesellschaftlich-qualifizierter Mann aufzupl pollieren. Schön, so ein Bild, wo Frau und Mann glücklich nebeneinander stehen. Das ist wichtig für einen zukünftigen Präsidenten im Land der Traditionen, wo man sich sonst vielleicht fragt, wie kommt es, dass ein so junger und reicher Mann (43 Jahre) noch nicht verheiratet ist? Die neuen Wächter der Oligarchie in der Nationalen Partei, die Männer im so genannten Politl tik-Komitee und ihr Gefolge in den staatlich unterstützten Medien votieren ganz klar für den Sohn. Liest man die regierungsnahen Zeitschriften oder schaut die staatlichen TV-Kanäle, findet man ein rosa gefärbtes Bild des Landes. Das Gegenteil lesen Sie in den oppositionellen Zeitungen und der unabhängigen Presse. Münden diese nur schwarz-, nur weiß Versionen in einer Katastrophe oder ist dies die normale politische Auseinandersetzung? Auf der Straße, unter der schweigenden Mehrheit der Ägypter, geht es ganz ruhig zu. Spricht man mit einem Taxifahrer oder einem Straßenhändler, die diese Dinge auf die leichte Schulter nehmen, so hört man: „Es ist mir egal, wer den Thron besteigt und wer zur Hölle fährt! Es wird sich für uns nichts ändern, wir leben weiter wie bishl her.“ Die Regierenden kennen die Denkweise ihrer Bevölkerl rung ganz genau. Auch im Ausland ahnt man, wie die Mehrheit der Menschen mit der politischen Entwicklung umgeht. Das Glück (oder vielleicht auch Unglück) Ägyptl tens liegt in der Hand der regierenden Elite, die alles kontrl rolliert und sich auf die starke Faust ihrer Polizei stützt. Die Amerikaner, aber auch die Europäer sagen kaum etwas zur geplanten Verfassungsänderung, die den Mächtigen noch mehr Macht und den Sicherheitsbehörden freie Hand gibt. So können die Bürgerrechte weiter eingeschränkt und leichter missachtet werden. Am gleichen Tag, als ein Gericht den 22-jährigen Blogger Abd al-Karim, Nabil Suleimann zu 4 Jahren Haft wegen Beleidigung des Islam und des Präsidenten Hosni Mubarak verurteilt, unterzl zeichnet die EU einen Aktionsplan im Rahmen der europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) mit Ägypten. Es war der 19. März und natürlich ein Zufall, bestimmt nicht geplant. Aber ein bedeutungsvoller Zufall! Die EU redet Tag und Nacht über die Einhaltung der Menschenrechte, unterstützt aber eine Regl gierung, die Tag und Nacht Bürgerrechte missachtet. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bildet da keine Ausnahme. Während ihrer letzten „Friedensrl reise“ in Israel und Palästina Ende März, sprach sie nur über den entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit, verlor aber kein Wort über die rund 12.000 palästinensischen Gefangenen in Israel, darunter Greise, Frauen und Kinder. Dies erklärten hochrangige Vertreter der Autonomiebehörde der unabhängigen Nachrichtenagentur Maan in Bethlehem. Merkel traf die Angehörigen der drei festgehaltenen israelischen Soldaten, hat sich aber geweigl gert die Familien palästinensischer Gefangener zu treffen. Solche einseitigen Positionen, egal ob in Palästina, Israel oder auch in Ägypten, verursachen Ärger und sind wenig hilfreich. Viele Menschen in Ägypten leben vom Tourismus und sind auch sehr zufrieden damit. Das ist gut, auch die ägyptische Wirtschaft verdankt den ausländischen Investitionen einiges und dies gilt für die verschiedensten Bereiche. Stellt man sich aber die nicht erwünschte Frage, warum es unter den Ägyptern so intensiv gegenseitige Gefühle von Sympatl thie und Ablehnung dem Westen gegenüber gibt, wird es schwierig, obwohl die Antwort eigentll lich ganz klar ist. Wohin steuert das Land der Pyramiden? Das weiß wahrscheinlich nur der Gottkönig und die Seinen. Im Weißen Haus glaubt keiner mehr an das „kreative Chaos“ von Condolezza Rice, der US-Außenministerin. Stabilität ist wieder einmal ihre angekündigte Strategie für Ägypten. Doch die Mehrheit der Ägypter weiß das nicht oder will es nicht wissen!

Ägypten Heute

Bundeskanzlerin Angela Merkel bildet da keine Ausnahme. Wähl hrend ihrer letztl ten „Friedensreisl se“ in Israel und Palästina Ende März, sprach sie nur über den entführten israell lischen Soldaten Gilad Schalit, verlor aber kein Wort über die rund 12.000 palästinensischen Gefangenen in Israel.

Ayman Scharaf

Im Weißen Haus glaubt keiner mehr an das „kreal ative Chaos“ von Condolezza Rice, der US-Außenminl nisterin. Stabilität ist wieder einmal ihre angekündl digte Strategie für Ägypten

Herausgeber & Chefredakteur

Ayman Scharaf

Autoren dieses Heftes: Prof. Moustafa Maher Nabil Abel Fatah Sabine Enderwitz Werner Witpeerd Dirk Thormann Esther Saoub Geri Krebs Mazen Okasha Yehia Wagdy Design und Bildredaktinon

Amr Attwa

D & B Assistent

Elham Abdel-Karim Graphik

Fatthy Ghaly Archive

Ahmed Gomma Produktionseinheit

www.15-11.net E-mail: info@15-11.net Phone & Fax:: +2 02 7957033

www.aegyptenheute.blogspot.com E-mail: hosamkosharaf@yahoo. com Phone & Fax: 002 02 6703805 Hotlinien: 002 010 66 34 143 002 012 30 50 264 Red Sea Kontakte und Beratung: Werner Witpeerd Mobil (002) 010 2490998 0049 2244 873989 0049 173 2956195 Email: werner@witpeerd.de Anzeigen Management: Rosi Aschenbrenner (Deutschland): 0049 0162 4095507 0049 05251 1740272 Email: rosi-aschenbrenner@web.de

Anzeigen Management (Ägypten): Promotion Co. Mohamed Mostafa Tel: 202 8500264 (3 lines) Fax: 202 8500264 E-mail: madrasty@link.net Beiträge der namentlich genannten Autorinnen und Autoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.


Gesellschaft

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

In einer Fernsehsendung des ägyptischen Senders «al-Qahira al-yaum» (Kairo heute) wurde neulich eine umfangreiche Studie über ungewöhnliche Ehearten in Ägypten durchgeführt. Der berühmte ägyptf tische Fernsehmoderator Amr Adeeb hat einige Wissenschaftler und Studenten, die Hintergrundwissen über dieses Thema besitzen, interviewt und einige davon als Gäste in die o. g. Sendung eingeladen. Zudem sollen seine Erläuterungen auf offiziellen Statistiken und Pressemitteilungen beruhen.

B

esonders schockierend war die Mitteilung, dass innerhalb der letztl ten wenigen Jahre etwa 18.000 uneheliche Kinder als Folge der verschiedenen Eheformen geboren worden sollen. Einige dieser neu entstandenen Ehefl formen seien: -Die Ehe des Blutes: Jeder Ehepartner verletzt sich leicht an einer bestimmten Körpl perstelle. Beide Ehepartner vermischen ihr Blut miteinandl der, indem sie die verletzten Stellen aufeinander legen. Dies gilt als Eheschließung. -Die Eheschließung per Kassl sette: Obwohl diese Form mittl tlerweile außer Mode gekomml men sein soll, wird sie noch praktiziert. Die Ehe wird ohne offizielle Anerkennung bzw. ohne gerichtliche Eintragung geschlossen. Das Ehepaar nimmt eine Erklärung auf, in der es aussagt, es sei miteinandl der verheiratet. Dies kann auf einer Kassette, CD oder DVD aufgezeichnet werden. Jeder der Ehepartner behält eine Kopl pie davon; als Beweis für die Legalität der Ehe. -Ehe der Briefmarke: Eine herkl komliche Briefmarke wird auf der Stirn eines des Ehepartners geklebt. Sie bleibt darauf ca. 2 Minuten kleben. Danach wird sie ebenso lange auf der Stirn der anderen Partner/in gelassl sen. Damit gilt die Ehe als gesl

Bei der Genussehe bekommt der Ehewillige eine Ehegattin, indem er bestimmte Wünsche nach Haarfarbe, Alter oder Ausbildungsgrad äußert.

schlossen. -Die Ehe des Tatoos: Der Ehewl willige lässt sich den Namen der Ehewilligen auf eine bestl timmte Stelle seines Körpers tätowieren. Die Ehewillige lässt den Namen des Ehewilligl gen auf der gleichen Stelle auf ihren Körper tätowieren. -Die Genussehe (die Ehe auf Zeit): Diese Eheart, die vom Propheten des Islams, Muhl hammad, und den meisten seiner Gefährten praktiziert wurde, wird normalerweise hauptsächlich von schiitischen Muslimen geschlossen. Jedl doch sollen mittlerweile öffentl tliche Institutionen in Ägypten existieren, die die Genussehe schliessen. Der Ehewillige bekl kommt eine Ehegattin, indem er bestimmte Wünsche nach Haarfarbe, Alter oder Ausbl bildungsgrad äußert. Die Ehe wird bei der Eheschließung zeitlich begrenzt. Die Frist kann auch einige Stunden oder Tage sein. -Die islamische Ehe: Ein

Geistlicher schließt die Ehe eines Mannes und einer Frau privat und ohne Eintragung bei Gericht. Zur Zeit ist die Problematik der Ehe in muslimischen Gesl sellschaften eins der Haupttl themen, die Juristen, Geistlicl che, Politiker usw. in diesen Ländern in zahlreichen Diskl kussionen beschäftigen. Muslimische Kräfte sehen als optimale Lösung diejenigen an, die vom Islam vorgeschrieben wurden. Diese beinhaltet u. a.: -Das Heiraten im frühen Alter, so dass die Menschen nicht gedrängt werden, uneheliche Beziehungen zu haben. -Die Polygamie, um die sexuel ellen Wünsche eines Mannes zu befriedigen, falls eine Ehefl frau allein dazu nicht in der Lage ist. -Muslime, die nicht heiraten können (vor allem aufgrund eines Mangels an finanziellen Mitteln), müssen fasten, um keine Unzucht zu begehen. -Die Verbindung mit Nebenfl

frauen (arab. malakatul-yamin), falls nötig. Dies sei eine vernl nünftige Lösung z. B. für mittelll lose Männer, die auf offiziellem Weg nicht heiraten können. Seitens des Mannes verbietl tet das islamische Recht eine fünfte gleichzeitige Eheschll ließung (die Ehe mit bis zu vier Frauen ist nach Meinung der Mehrzahl muslimischer Theologen nach Sure 4,3 erll laubt). Für die Frau ist eine zweite gleichzeitige Eheschll ließung untersagt. Für Mann und Frau gilt eine zu enge Verwandtschaft als Ehehindl dernis (Mutter/Vater, Schwestl ter/Bruder, Tochter/Sohn, Milchgeschwister), während die Ehe zwischen Cousin und Cousine traditionell als ideale Verbindung gilt. Untersagt ist der Frau auch eine Neuvermähl hlung während ihrer drei- bis viermmonatigen «Wartezeit» (arab. `idda) nach einer Scheidl dung oder ihrer Verwitwung, in der sich herausstellen soll, ob eine Schwangerschaft besl

steht und der Mann nach einer Scheidung unterhaltspflichtig ist. Viele Theologen sind darübl ber hinaus der Auffassung, daß eine «Überlegenheit» der Frau gegenüber ihrem Mann hinsichtlich ihrer Religion, ihrl rer familiären Herkunft, ihrer Ausbildung und ihres Berufes, ihres Charakters oder ihres Vermögens nachteilig und dahl her ein Ehehindernis ist. Die Überlegenheit in der Religion hieße, daß die Ehefrau Musliml min ist, der Mann aber Nichtml muslim (Christ oder Jude). Ein muslimischer Mann darf nach islamischem Recht zwar eine Jüdin oder Christin (eine «Schriftbesitzerin», an die eine Offenbarung ergangen ist) heiraten, aber keine Musll limin einen Nichtmuslim. Die gemeinsamen Kinder würden andernfalls nicht als Muslime aufwachsen können und die Gemeinschaft der Muslime (arab. umma) würde verkleinl nert, wenn der nichtmuslimisl sche Mann die Religion der Familie vorgeben würde. Kindl der aus einer gemischtreligiösl sen Ehe sind immer Muslime und können auch im Erwachsl senenalter den Islam nicht verll lassen. (Quelle: Institut für Islamfragl gen www.islaminstitut.de und www.islameyat.com)


Gesellschaft

„In Europa kommentieren Blogger alltägliches, produzieren aber nicht wirklich Informationen. In Ägypten hingegen sind es nicht nur Kommentatorm ren, sondern auch investigative Journalisten.“, sagt Julien Pain, 38, von Reporter ohne Grenzen. Im November 2006 veröffentlichten ägyptische Internm netsurfer ein Video auf YouTube, das die Folterung von Emad Al Kabir zeigt. Das Video zeigt, wie Islam Nabih, ein Polizeioberst und Reda Fati, ein Offizier außer Dienst, Al Kabir mit einem Schlagsm stock vergewaltigen.

Bloggen Die fünfte Gewalt im Nahen Osten! D

as Video ist eines der ersl sten Beweisstücke für die Verbrechen der Regl gierung. Neuere mit Handy-Kaml meras gefilmte Videos auf YouTl Tube zeigen den Wahlbetrug während des Referendums am 26. März über umstrittene Verfl fassungsänderungen. Die Videos lassen Zweifel aufkommen, ob das Referendum gültig ist und enttarnen die undemokratischen Mittel, mit denen die derzeitige Regierung ihre Entscheidungen durchsetzt. Autoritäre Regime fürchten das Internet und empfl finden die wachsende Popularität von Internet-Videos und Blogs als Gefährdung ihres Machterhl halts. In Ägypten wächst die Zahl der regierungskritischen Blogger. Sie untergraben das Informationsml monopol der Regierung. Doch der Staat ist längst aufgewacht. Die Blogger werden zunehmend überwacht und verfolgt. Wael Abbas wurde noch nicht von der ägyptischen Polizei festgl genommen. Aber er fürchtet, dass es jeden Tag passieren könnl nte. Der Demokratieaktivist, der seine Wohnung nie ohne Kamera verlässt, ist ins Visier der ägyptisl

schen Sicherheitskräfte geraten, weil er etliche Videos ins Internet gestellt hat. Sie zeigen, worüber in Ägypten nur hinter vorgehaltl tener Hand gesprochen wird die Brutalität der Polizei und die sexuelle Belästigung von Frauen auf der Straße. Abbas gehört zur wachsenden Gruppe der muslimischen Bloggl ger im Nahen Osten, die mit ihren Berichten im Internet die Informationshoheit der Regierl rungen untergraben und sich deshalb einer immer stärkeren Verfolgung durch die Sicherhl heitskräfteausgesetzt sehen. In Ägypten wurden im vergangenen Jahr eine ganze Reihe von Bloggl gern vorübergehend inhaftiert, einer ist immer noch im Gefängnl nis. Ihm wird Beleidigung des Islams vorgeworfen, weil er sich kritisch über islamische Institutl tionen geäußert hat. „Ich könnte der nächste sein“, sagt Abbas in einem Kairoer Kaffeehaus. Seine Familie habe schon anonyme Anrl rufe erhalten, in denen nach ihm gefragt wurde. Er vermutet, dass sie von den Sicherheitskräften kamen. „Ich glaube, es gibt hier eine Kampagne gegen Blogger“, sagt Abbas. „Wir zeigen, was alle

wissen, aber worüber niemand spricht.“ Die Regierungen in den muslimisl schen Staaten des Nahen Ostens haben die Medien seit Jahrzehntl ten kontrolliert und so jede offene Kritik an den Behörden verhindl dert. Die Blogger kratzen nun an diesem Monopol. In den meisten Blogs finden sich zwar vor allem persönliche Gedanken oder Träuml mereien. Aber sie schreiben auch über die Lage der Menschenrechtl te und über das größte Tabu: den Islam. Wer sich mit diesen Themen befl fasst, bekommt schnell Ärger. Die Websites werden blockiert, ihre Autoren ins Gefängnis gewl worfen. „Ich glaube, dass Blogs heute für viele Menschen zu einl ner Art fünfter Gewalt geworden sind“, sagt Mahmud al Jussif, ein Blogger aus Bahrein. Seine Websl site sei im vergangenen Jahr blockl kiert worden, erklärt er, nachdem er über einen Wahlskandal berl richtet habe. Auf der Liste von Reporter ohne Grenzen mit den 13 Ländern auf der Welt, die die Meinungsfreihl heit im Internet am meisten einsl schränken, stehen fünf aus dem Nahen Osten: Ägypten, Iran, Saudl

Autoritäre Regime fürchtl ten das Internet und empfinden die wachsende Popularität von Internet-Vidl deos und Blogs als Gefährdung ihres Machterhl halts.

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

di-Arabien, Tunesien und Syrien. Die Regierungen verteidigen ihr Vorgehen damit, dass sie ihre Bürger vor „unmoralischen“ und „verleumderischen“ Äußerungen schützen müssten. Für Bürgerrl rechtsgruppen und Blogger ist aber klar, dass es hier nur um die Kontrolle der Medien geht. „Vor fünf Jahren haben sich die Regierungen um die Blogger gar nicht gekümmert, weil die Reichwl weite des Internets zu gering war“, sagt Julien Pain von Repl porter ohne Grenzen. „Jetzt achtl ten die Zensoren vor allem auf die Blogs in der Landessprache und blockieren sie.“ Besonders kritisch sei die Lage im Iran, wo etliche Blogger inhaftiert wurdl den. Auch der Zugang zu regierl rungskritischen Websites wurde schon blockiert, was auch das Videoportal YouTube betraf, wo Videos der iranischen Exilopposl sition zu sehen waren. Auch wenn die Zahl der Blogger zum Beispiel im Iran trotz aller Schikanen wächst, so stellt sich doch die Frage, was sie tatsächll lich verändern können. Die Zahl der Internetnutzer in der Region hat sich seit 2000 zwar verfünffal acht, trotzdem haben gerade einml mal zehn Prozent der Menschen einen Onlinezugang. Eine Deml mokratiebewegung sei daraus noch nicht entstanden, sagt Jesse Sage von der US-Bürgerrechtsgl gruppe Hands Across the Middl dle East Support Alliance. „Es musssich noch zeigen, ob aus den Äußerungen im Internet auch tatkl kräftiges Handeln wird.“ Der saudiarabische Blogger Ahmed al Omran ist zuversl sichtlich. „Blogger haben jetzt Chancen“, sagt al Omran. „SaudiArabien verändert sich und die Möglichkeiten, seine Meinung zu äußern, werden größer. Und die Blogger nutzen diese Mögll lichkeiten.“ (ÄH und Nachrichtenagentl turen)


Gesellschaft Schwere Zeiten treiben junge Menschen dazu, auf der Straße fast alles zu verkaufen- sogar Telefonzeit. Die Straßenhändler arbeiten unter den Augen der Polizei und müssen immer damit rechnen, dass ihre Waren konff fisziert werden. Schliesslich beanspruchen sie für ihre Tätigkeit öِffentlichen Platz und besitzen keine Erlaubnis für den Verkauf von Waren auf der Straße.

Das Mobiltelefon als Arbeitsplatz A

uf einer belebten Straße im Stadtzentrum von Kairo steht ein ordentlich gekleideter junger Mann. Neben ihm gibt ein kleines Schild Auskunft: “Telefonieren für nur 50 Piastl ter.“ Und wirklich: alle zehn Minuten nähert sich ihm jemand mit der Absicht, sein Mobiltelefon zu benutzen. „Ich bin arbeitslos, habe aber dank meines Handl dys so etwas wie einen annehmbaren Job gefunden“, meint Walid Samy, ein junger Mann Anfang Dreissig, verheirl ratet, drei Kinder. Mit einem Abschluss der Juristischen Fakultät in der Tasche ist es ihm aber nicht gelungen, eine Ansl stellung zu finden und inzwischen sucht er auch nicht mehr danach. „Wie soll ich als Jurist in einem Büro mit einem Monl natsgehalt von 120,- oder 180,- Ägyptisl schen Pfund auskommen? Ich brauche mindestens 1000,- Ägyptische Pfund, um für meine Familie den Lebensuntl terhalt zu bestreiten“, legt er seine Situal ation dar. Es ist noch nicht so lange her, da konnte man auf der Straße nur beim lokalen Supl permarkt telefonieren. Doch dann wurdl den zunehmend öِffentliche Telefonzelll len gebaut und heute sieht man junge Männer mit Handys auf der Straße, die potentiellen Kunden ein bequemes Tell lefonieren anbieten. Auch Samy kam auf die Idee, als er sah, wie ein Ladenbl besitzer sein Mobiltelefon für 50 Piaster pro Minute den Kunden zur Verfügung stellte. „Auf meiner monatlichen Tell lefonrechnung wird die Minute mit 25 Piaster belastet. Das heisst, dass ich bei jeder Person, die mein Mobiltelefon benl nutzt, 25 Piaster Gewinn mache,“ meint er zufrieden. Für das Gerät und das Abonnement für die Leitung muss er rund 500,- ägyptische Pfund bezahlen. Das erscheint ihm im Moment tragbar. „Die öِkonomischen Bedingungen sind für viele Menschen, die keine Arbeit findl den können, sehr hart. Ich glaube aber, jetzt eine vernünftige Alternative für mich gefunden zu haben, zumal ich ja niemandem einen Schaden zufüge.“ Ein elegant gekleideter Mann mit einem Mobiltelefon in der Hand nähert sich Samy und bittet um einen Anruf. Für ihn steht fest:“ Wenn ich sein Handy benutzl ze, ist es billiger, da ich auf meiner Tell lefonkarte mit 1,75 Ägyptischen Pfund pro Minute belastet werde. Außderdem ist es so für mich bequemer.“ Nach Samys Überzeugung besitzen heutl te sehr viele Menschen, unabhängig von ihrem sozialen Status, ein Mobiltelefon. Mit der Nachfrage ist damit gleichzeitig auch eine neue Dienstleistungsart entsl standen. Obwohl er direkt neben einer

Von Yehia Wagdy

Übersetzung Regine Fahmy

Viele der selbsternannten Unternl nehmer sind an der sogenannten “Geschäftsleitung“ interessiert, die von den Mobiltelefonfirmen denjenigen angeboten werden, die zwar in Betrieben und Institutionl nen arbeiten, das Handy aber nur für persönliche Gespräche nutzen. öِffentlichen Telefonzelle steht, glaubt der junge Mann, dass einige Leute die 5,- oder 10,- ägyptische Pfund nicht habl ben, die man für die Benutzung eines Kartentelefons braucht. „Ich stehe also hier genau richtig“, schmunzelt er. Samy ist aber nicht der Einzige, der auf den Gedanken gekommen ist, das Mobiltell lefon zu vermieten, um sich so Arbeit zu verschaffen. Hassan Fahmy, 28 Jahre alt und gleichfl falls elegant gekleidet, steht in einer Straße in der Stadtmitte Kairos. Auch er hat ein Schild aufgestellt. Zögernd antwortet er auf die Frage, dass er sich das Handy nur angeschafft habe, um Fußgängern seine Dienste anbieten zu können. „Ich brauche selbst kein Mobl biltelefon, doch gemeinsam mit einem Freund, der sich ebenfalls ein Gerät gekauft hat, habe ich das Unternehmen aufgebaut. Seit vier Monaten stehen wir

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

nun an diesem Platz“, teilt er mit. Als sein Freund einmal seinen freien Tag hatte, sind viele zu ihm gekommen, um zu telefonieren. „ Die Leute aus dieser Gegend kennen mich oder kommen speziell, um mich kennenzulernen“, erklärt er. „Die meisten meiner Kunden sind Straßenhändler, die einen Anruf zu einem anderen Mobiltelefon tätigen wollen.“ Doch die Tätigkeit, die er jetzt ausübt, stellt für ihn nur eine Zwischenstation in seinem Leben dar. „Auch wenn ich Gewinn mache, ist es doch keine feste Arbeit. Ich besitze ein kleines Geschäft, das ich wegen Geldmangel aber noch nicht eröffnen konnte. Ich hoffe, dass dies bald der Fall sein wird“, meint er zuversichtlich. Doch auch das Geschäft mit dem Mobl biltelefon läuft nicht so glatt, wie es den Anschein hat. Die Straßenhändler arbeiten unter den Augen der Polizei und müssen immer damit rechnen, dass ihre Waren konfisziert werden. Schliessl slich beanspruchen sie für ihre Tätigkeit öِffentlichen Platz und besitzen keine Erlaubnis für den Verkauf von Waren auf der Straße. Fahmy betrachtet sich zwar nicht als Straßenverkäufer, senkt aber auch sein Schild, wenn er sieht, wie andere Straßenhändler angesichts der Polizei ihre Sachen zusammenpackl ken und den Rücktritt antreten. „Ich bin kein Straßenhändler und nie von der Poll lizei belästigt worden. Den Unterschied kann man, glaube ich, schon an meiner äusseren Erscheinung sehen“, glaubt er. Samy hat da andere Erfahrungen geml macht. Ihm riet ein Polizeioffizier, seinl nen Platz zu räumen. “Ich weiss aber, dass nichts Ungesetzliches dabei ist. Darum bin ich auch nicht weggegangen und werde das auch nicht tun, bis ich etwas anderes gefunden habe“, sagt er ärgerlich. Er kennt auch noch weitere Schwierigkeiten, die , wie er meint, in der Natur der Sache liegen: “Ein Mobiltl telefon kann leicht gestohlen werden. Wenn jemand z.B. vom Auto aus anrufl fen möchte, steige ich ebenfalls ein. Ein Freund von mir war nicht vorsichtig genl nug. Als ein gut angezogenes Mädchen telefonierte, passte er nicht auf und sie verschwand mit seinem Mobiltelefon. Man muss in diesem Job stets auf der Hut sein“, erläutert er. Es ist die Arbeitslosigkeit, die junge Menschen bewegt, sich selbst in der geschilderten Art und Weise ein Einkl kommen zu verschaffen. Doch es gibt auch Ladeninhaber, die angelockt von der Aussicht auf Gewinn, die Idee übernl nehmen. Unweit der Stelle, an der Samy steht, sitzt ein junges Mädchen in einem winzigen Elektroladen. Auch sie hat ein Telefon, aber mit einem Festanschluss, das sie Kunden zur Verfügung stellt. Sie verlangt 1 -ägyptisches Pfund für die Gesprächsminute. “Die Leute benutzen immer noch gern das Geschäftstelefon, schliesslich können die Männer mit den Handys nicht den ganzen Tag auf der Straße stehen“, sagt sie. Viele der selbsternannten Unternehmer sind an der sogenannten “Geschäftsleitl tung“ interessiert, die von den Mobiltl telefonfirmen denjenigen angeboten werden, die zwar in Betrieben und Insl stitutionen arbeiten, das Handy aber nur für persönliche Gespräche nutzen. In diesem Fall kostet die Gesprächsminute 25 Piaster. Für Regierungsvertreter bedeutet der neue Trend eine missbräuchliche Nutzl zung dieses Sonderangebots. Allerdings existiert auch kein Gesetz, das festlegt, für welche Betriebe die Regelung gilt.


Deutsche in Ägypten Allein in Kairo leben schätzungsweise 6000 Deutsche, in ganz Ägypten sind es an die 8000. Die ersten sind schon vor weit über hundert Jahren hergf gekommen. Es gibt deutsche Firmen, deutsche Kirchen und Schulen, eine deutsche Bäckerei, Metzgerei und Friseurin. Viele kommen auf Zeit. Doch einige bleiben für immer.

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Esther Saoub ist seit Juli 2006 ARD-Hörffunkkorrespondentin in Kairo. Sie wurde 1969 in Stuttgart geboren und studierte in Berlin und Damaskus Literaturwissensschaft, Islamwissenschaft und Judaistik.

Zwischen Weihnachtsbaum und Wüstensand

D

Von Esther Saoub

er Umzug nach Ägypten war für Siegrid El-Gabbas keine spontane Entscheidung. Sie hat den Schritt genau überdacht und sich sorgfältig vorbereitet. Anfang der Sechziger Jahre lernte sie, damals um die zwanzig, an der Universität Köln den ägyptischen Stipendiaten Hassan El-Gabbas kennen. Es war von vornhl herein klar, dass er in seine Heimat zurückkehren würde, eine gemeinsame Zukunft gab es für die beiden also nur in Ägypten. Aber würde Siegrid dort leben können? Die Studentin der Soziologl gie- und Volkswirtschaft untersuchte genau, was in Ägypten auf sie zukommen würde, sie wählte die Stellung der arabischen Frau zum Thema ihrl rer Diplomarbeit: “Ich habe Interviews gemacht mit arabischen Frauen und in der Familie meines Mannes gewohnt. So habe ich mich vorbereitet.“ Nach sechs Jahren heiraten die beiden, bleiben aber zunächst in Köln. Während Freunde die Ehe unterstützen, ist ihr Vater dagegen: Allerdings nicht, weil der Mann Ägypter ist, oder Moslem, ihn stört, dass die Tochter in ein damals sozialistl tisches Land ziehen will. Kurz vor der Hochzeit lernt er den künftigen Schwiegersohn dann doch noch kennen und sie werden gute Freunde. 1971 stirbt Hassans Vater, er bricht seine Dissertation ab und geht nach Kairo um die Lederfabrik der Familie zu übernehmen. Als ältester Sohn ist er verantwortlich für neun Geschwister, von denen das jüngste erst ein Jahr alt ist. Siegrid kommt einige Zeit später nach: mit der drei Monate alten Tochter Aziza. Ungefähr 3000 deutsche Frauen leben damals mit ägyptisl schen Männern am Nil. Der Anfang in Präsident Nassers Sozialismus ist nicht einfach: „Es gab zeitweise keinen Zucker, keinen Reis, keine Seifl fe… man musste sehen, dass man das bekam. In der Großfamilie hat immer einer eine Quelle. Ich en, andere hatten L konnte Zucker besorgl Land und brachten Reis. Das ging so, bis Sadat kam, dann wurde alles geöffl fnet.“

Mit der sogenannten “Politik der offenen Tür” entwickelt sich auch die freie Wirtschaft, die Ledl der- und Schuhfabrik El-Gabbas macht Gewinne, Siegrids inzwischen fünfköpfige Familie führt ein komfortables Leben. Teetrinken im Wohnzimmer der Familie El-Gabbl bas in Sakkara, einem Vorort von Kairo. Die Villa ist großzügig geschnitten, die feinen Möbel stamml men von der ägyptischen Großmutter, die Weihnl nachtsdekoration kommt aus Deutschland, ebensl so wie der Christstollen. Nebenan lebt der Sohn mit Familie, schräg gegenüber Tochter Aziza mit ihrem Mann und zwei Söhnen. Ihre Kinder hat Siegrid El-Gabbas liberal und tolerant erzogen, zwar ist sie zum Islam konvertiert, schon um vollsl ständig sorgeberechtigt zu sein, doch die Religiol on spielte für sie und ihren Mann nie eine zentrale Rolle. Bei den Kindern ist das anders: „Meine Kinder sind seit einigen Jahren ziemlich religiös. Die älteste Tochter und der Sohn, die jüngste, die in Deutschland lebt, nicht. Man muss sich das so vorstellen: Am Strand sitzt die eine verschleiert, die andere im Bikini. Und sie haben miteinander kein Problem. Das ist eben die Toleranz.“ Hier mischt sich Aziza ein, die älteste Tochter: „Das ist eben die Erziehung, die Mama uns mitgl gegeben hat. Wir kennen ja alles im Grunde, uns wurde alles gegeben, wir haben unseren Weg selbst ausgesucht. Dass du gut bist zu deinen Mitml menschen, ist ja das Konzept aller Religionen, wir müssen alle respektieren wie sie sind.“ Auf den ersten Blick sieht man Aziza ihre deutsl sche Mutter nicht an, sie trägt ein Kopftuch, einl nen langen Pullover und weite Hosen, gedeckte Farben. Doch wenn Aziza erzählt, hört man der Gynäkologin das Selbstbewusstsein an, das ihr die Mutter mitgegeben hat. Sie kann es sich zwar nicht vorstellen, nach Deutschland zu gehen, mit ihren beiden Söhne spricht sie aber dennoch Deutsch. Heimat ist für Aziza untrennbar mit Familie verbunden: „Ich habe während des Studl diums versucht in Deutschland zu leben, aber das ist nichts für mich. Ich brauche die Familie,

Der Einfluss von Arbeitsml migranten, die aus den Golfstaaten zurückgekehrt sind und die Frömmigkeitswl welle, die in den vergangenl nen Jahren fast alle arabischen Staaten erfasst hat, haben die Lage in Ägyptl ten geändert.

dieses auf und ab: Der braucht was, jenem geht es schlecht, da kann man helfen. Hier kann man einfach viel mehr machen und das gibt dir was in diesem Land hier.“ Auch die Mutter engagiert sich sozial, seit sie hier ist: sie hat Projekte mit aufgebaut, vom Kindl dergarten bis zum Krankenhaus, und zuletzt als Telefonseelsorgerin gearbeitet. „Ich hatte die Devl vise, einen Tag in der Woche spende ich für die Sozialarbeit. Wenn ich hier schon so freundlich aufgenommen werde, muss ich dem Land auch etwas zurückgeben.“ Seit die Kinder aus dem Haus sind, verschiebt sich der Lebensmittelpunkt ein bisschen, ist nur noch zu 80% in Kairo, sagt Siegrid El-Gabbas. Sie hat eine Wohnung in Köln, und nach wie vor viele Freunde dort. Gern wäre sie nun öfter in Deutschll land, doch ihr Mann ist dort nicht glücklich - ihm fehlt die Arbeit. Seit sie vor 35 Jahren herkam, hat sich in Kairo vieles zum Negativen verändert, sagt Siegrid Gabbas: „Kairo mit seinem Verkehr, seien Massen, ist nicht mehr schön. Wenn ich da durch die Straßen laufe, als deutsche alte Dame, und von jungen Leuten angemacht werde, das gefl fällt mir nicht. Das „Volk“ in Anführungsstrichen, ist respektlos geworden. Es gibt eine Entwickll lung im Land, die mich ängstlich macht.“ Wirklich wohl fühlt sich die Wahlägypterin nur in ihrer kleinen Oase außerhalb der Millionensl stadt, umgeben von ihrer Familie: Ein gemeinsl sames Schwimmbad, ein immer üppig blühender Garten, und an dessen Ende die scheinbar unendll lichen Weiten der westägyptischen Wüste. Bis auf die erste Düne sind es nur wenige Minuten Fußweg. (Quelle:http://migrationsbl blog.swr.de mit freundlicl chen Genehmigung von SWR2)


Deutsche in Ägypten

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Hurghada ist eine kleine ägyptische Stadt am Roten Meer, die sich gerade bei Badeurlaubf bern großer Beliebtheit erfreut. Sie war bis zum Beginn der Achtziger Jahre ein kleines Fisf scherdorf. Heute leben dort ca. 85 Tausend Menschen, darunter der größte Anteil Deutscher überhaupt in einer ägyptischen Stadt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass es sogar ein deutsches Honorarkonsulat gibt.

Wie integrieren Deutsche in Ägypten?

W

as aber zieht eine so große Zahl deutscher Staatsbürger in ein arabl bisch- muslimisches Land wie Ägypten? Und ganz besonders in diese Stadt in der Wüste? Für einige ist sicherlich schon das besondere Klima, bedingt durch die immer scheinende Sonne und die gesunde Meerll luft, ein Anreiz zum Auswandl dern. Besonders viele junge Leute werden angezogen durch die Vielfalt der möglichen Wassl sersportarten, vom Schnorcheln über das Tauchen bis hin zum Kitesurfen. Andere wiederum nutzen das große Angebot intl teressanter Arbeitsstellen für Europäer im Tourismus und die geringen Lebenshaltungskosten. Oft sind es jedoch zwischenml menschliche Beziehungen, die dazu bewegen in Hurghada ein neues Leben zu beginnen. Wie aber sehen die Hoffnungen und Wünsche dieser Menschen aus, die in einem für sie so fremdl den Land neu anfangen wollen? Können sich diese innerhalb der ägyptischen Gesellschaft erfülll len oder bildet sich eine Paralll lelgesellschaft? Ebenso wie in Deutschland über die “Integratl

tion der Ausländer in die deutsl sche Gesellschaft“ diskutiert wird, muß man sich hierzulande fragen, inwieweit deutsche Mitbl bürger die Wertvorstellungen der Ägypter akzeptieren und sich damit in die Gesellschaft integrieren. Wann kommt es zu Spannungen, Missverständnissl sen und Problemen? Zu welchen Kompromissen müssen beide Seiten bereit sein? Die Antworten auf diese, für den interkulturellen Dialog so wichtigen Fragen, können nicht pauschal ausfallen. Jeder in Ägypten lebende Deutsche liefl fert individuelle Antworten, da sie stark beeinflusst werden von den Lebenserfahrungen, der aktl tuellen Lebenssituation und der grundsätzlichen Lebenseinstelll lung jedes einzelnen. So ist es zum Beispiel ein Untl terschied, ob jemand in Deutsl schland schlechte Erfahrungen gemacht hat und daher nicht in sein Heimatland zurückkehren möchte oder, ob er zwar einer Verlockung in Ägypten erlegl gen ist, aber jederzeit ein angenl nehmes Leben in Deutschland weiterführen könnte. Ebenso entscheidend für eine

gelungene Integration ist das Umfeld des jeweiligen Deutsl schen. Ist er zusammen mit einl nem deutschen Lebenspartner ausgewandert und arbeitet mit und unter Deutschen, dann sind die Berührungspunkte mit der ägyptischen Gesellschaft oft so gering, dass von einer Integl gration keine Rede sein kann. Wird ein Deutscher jedoch z. B. durch eine Heirat zum Mitgl glied einer ägyptischen Familie, dann bekommt er das, in diesem Land stark durch die Familien geprägte, gesellschaftliche Lebl ben hautnah mit und wird sich gezwungener Maßen stärker mit der Kultur des ägyptischen Volkl kes auseinandersetzen. Letztendlich ist es jedoch in gewisser Weise immer eine Charakterfrage, in wie weit sich jemand auf die Kultur, die Tradition und Denkweise eines Volkes einlässt. So gibt es Mensl schen, die die deutsche Lebenswl weise hier in Ägypten total über Bord werfen und, ohne darüber nachzudenken, leben wie Einhl heimische. Sie werfen dann eben auch den Müll einfach auf die Straße. Andere versuchen, bis hin zur regelmäßigen Einfl

Von Mazen Okasha Es gibt Mensl schen, die die deutsche Lebl bensweise hier in Ägypten total über Bord werfen.

fuhr deutscher Lebensmittel, ihr Leben überhaupt nicht umzustl tellen. Aber natürlich gibt es auch Deutsl sche, die das Positive ihrer Kultl tur (z.B. Zuverlässigkeit, Pünktll lichkeit und Ordnung) weiterhin leben und zudem die schönen Aspekte der ägyptischen Kultur (z.B. Familiensinn, Gelassenheit und Gastfreundschaft) in sich aufnehmen und weitergeben. Keine Kultur besitzt nur eine schöne Seite, man erlebt imml mer auch die dunkle und wird in jedem Kulturkreis auch durch diese Seite geprägt. Aber die Chance, mit Menschen einer anderen Kultur zusammenzulebl ben, besteht darin, die schönen Seiten beider Kulturen zu erkennl nen und diese zu verwirklichen. Es lohnt sich also Spannungen, Missverständnisse und Probleml me in Kauf zu nehmen. Über die teilweise anrührenden oder abschreckenden, teilweise aber auch komischen Facetten der interkulturelle Kommunikl kation zwischen Ägyptern und Deutschen gibt es hier aus Hurghl hada viel zu berichten. Ich freue mich schon auf das nächste Mal!


Gesellschaft

Gläubige der koptischen Kirche in Ägypten feiern in der Hängenden Kirche (El Moallaka) im koptischen Viertel von Alt-Kairo (Archivbild).

Mit den jüngsten Spannungen zwischen Muslimen und Kopten in Ägypten im Hintergrund, schrieb der ägyptische moslemische Intl tellektuelle Tarek Heggy in Al-Masri Al-Yawm Zeitung (12. Mai 2007) einen Artikel «Wenn ich Kopte wäre», in dem er das Verhl halten des ägyptischen Regimes zu seinen koptisch-christlichen Einwohnern scharf kritisierte.

Wenn ich Kopte wäre Von Tarek Heggy

W

äre ich Kopte, dann würdde ich Ägypten und die Welt mit den Tatsachen überfluten über die allgemeine Atmosphäre in Ägypten, welche die Kopten in Ägypten heute unter Druck setzt. Wäre ich ein Kopte, dann würde ich die Welt bekannt machen mit den Ungerechtigkeiten, die viele Kopten erleiden seit [der Revoluttion der Freien Offizier] 1952. Sie erhalten keine hohen Posten in der Politik, gar nicht zu erwähnen ihre spärliche [Vertretung] im Parlamment. Wäre ich Kopte, dann würde ich in Ägypten und in der Welt Krach schlagen, weil ich Steuern bezahle aus denen die Al Azhar Universsität finanziert wird, während [Al Azhar] den Kopten nicht erlaubt an irgendeiner seiner Institutionen zu studieren. Wäre ich ein Kopte, dann würde ich einen gewaltigen Lärm in der Welt schlagen, weil mit meinen Steuern Dutzende von Moscheen errichtet werden, während der ägyptische Staat seit 1952 sich nicht am Bau einer einzigen Kirche beteiligt hat, mit Ausnahme der Beteiligung von Präsident Gamal Abd Al-Nassers an der Errichtung der St. Markus Kathedrale in Al ’Apasiyya, vor 40 Jahren... Wäre ich ein Kopte, dann würde ich einen Artikel nach dem andderen publizieren, wie die [ägypttischen] Medien alle Sachen [die mich betreffen] und meine religiössen Feiertage ignorieren - als ob ich und die Kopten in Ägypten nicht existieren würden. Wäre ich ein Kopte, dann würde ich es der ganzen Welt sagen [wie] die koptische Geschichte Ägyptens [behandelt wird] in den ägyptisschen Lehrplänen, und wie in dem Lehrmaterial für die arabische Sprache keine literarischen Texte, qasidahs, Poesie, Geschichten, Stücke und Legenden (inkludiert werden], sondern [nur] Islamissche Texte welche zum Religionssstudium für muslimische Schüler gehören. Wäre ich ein Kopte, dann würde ich die Welt überfluten damit, was Kopten erleiden müssen [lediglich]

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

um die Erlaubnis zu erhalten eine Kirche zu bauen - aus eigenen Mittteln, nicht aus den Steuern, die sie mitbezahlen. Wäre ich ein Kopte, dann würde ich die Welt aufrütteln wegen der schrecklichen Sachen, die einige moslemische Schriftsteller schreibben und verbreiten - darüber, dass ein Kopte nicht Staatsoberhaupt werden dürfte, darüber [wie Koptten] die jizya, eine Kopfsteuer die für Nicht-Muslime eingeführt werdden sollte und dass man Kopten nicht ins Militär einberuft ... [wie solche] idiotische Erklärungen von Dr. Muhammad -Imara [von Al Azhar] -dessen Budget von den Steuerzahlern stammt, inklusive der Kopten.... * Wäre ich ein Kopte, dann würde ich in Ägypten und auswärts eine Kampagne führen, um die Eintraggung der Religion im ägyptischen Personalausweis abzuschaffen. Warum sollte jemand der mich ansstellt oder mit dem ich sonst zu tun habe wissen wollen, welcher Religgion ich angehöre? Wäre ich ein Kopte, dann würde ich es der Welt verständlich machen, dass die Angelegenheit der Kopten in Ägypten eines der Symptome einer [gewissen] Mentalität ist, deren Einfluss sich in diesem Teil der Welt ausgebreitet hat und dass die gesamte Menschheit, [diejeniggen] mit dieser Mentalität zwingen muss, ihren Weg der Diskriminierrung zu überdenken.» * Dr. Muhammad <Imaras Buch Fitnat Al-Takfir Bayna Al-Shi>a Wal-Wahhabiyya Wal-Sufiyya (Der Streit über Takfir zwischen Schiismus, Wahabismus und Sufismmus) publiziert im Dezember 2006 vom Obersten Rat für muslimische Angelegenheiten des ägyptischen Ministeriums für religiöse Stiftunggen, das die Christen der Ketzerei beschuldigte und das Töten von Nichtmuslimen erlaubte. Nach einem darauf folgenden Skandal, entschuldigte sich <Imara und erkklärte, er hätte nur aus alten Quelllen zitiert, welche die Tötung von Nichtmuslimen erlauben. Al-Qahira Zeitung, 6. Februar 2007 Karl Pfeifer (Übersetzung)


10

TV-Programme RTL

Montag, 4. Juni 2007 Die Oliver Geissen Show -Talkshow 1.40-2.30 Unter uns -Familienserie, Deutschll land, 2007, Folge 3102 8.00-8.30 Einsatz in 4 Wänden -Mit den Wohnl nberaterinnen Karima Ortani und Alml muth Kook 9.30-10.00 Unsere erste gemeinsame Wohnung -Soap 11.00-11.30 Ahornallee -Familienserie, Deutschll land, 2007, Folge 33 17.00-17.30

Dienstag, 5. Juni 2007 10 vor 11 -Magazin Wer sich verml mehrt, lebt nicht verkehrt - Prof. Dr. Schmidt-Hempel über neueste Forsl schungen in der Evolutionsbiologie 0.35-1.00 Die Oliver Geissen Show -Talkshow 2.20-3.10 Gute Zeiten, schlechte Zeiten- Famill lienserie, Deutschland, 2007, Folge 3751 19.40-20.15 CSI: Miami -Keine Ruhe vor dem Sturm, Krimiserie, USA, 2006, Folge 26 20.15-21.15 Dr. House -Nur die Braut Christi? Krankenhausserie, USA, 2004, Folge 5 21.15-22.15 Monk - Mr. Monk und der Stromausfl fall, Krimiserie, USA, 2004 22.15-23.10 Law & Order –Adoptiert, Krimiserie, USA, 2004 23.10-0.00 Mittwoch, 6. Juni 2007 Das Familiengericht -Mit Richter Frank Engeland und den Anwälten Barbara von Minckwitz und Matthias Klagge 4.20-5.10 Explosiv - Weekend -Magazin 5.10-6.00 Unter uns -Familienserie, Deutschll land, 2007, Folge 3104 8.00-8.30 Punkt 9 -Magazin 9.00-9.30 Die ultimative Chart-Show -Die erfl folgreichsten Stars der 70er-Jahre 20.15-22.10 Donnerstag, 7. Juni 2007 Das Familiengericht -Mit Richter Frank Engeland und den Anwälten Barbara von Minckwitz und Matthias Klagge 4.20-5.15 Wedding Planner - Verliebt, verlobt, verplant -Komödie, USA, 2000, 96 min 20.15-22.20 Exit Wounds - Die Copjäger -Actiontl thriller, USA, 2001, 89 min, FSK 18 22.20-0.15

Freitag, 8. Juni 2007 Harte Ziele -Actionfilm, USA, 1993, 90 min, FSK 16 0.15-1.55 Exit Wounds - Die Copjäger, Actiontl thriller, USA, 2001, 89 min, FSK 18 1.55-3.30 Das Familiengericht -Mit Richter Frank Engeland und den Anwälten Barbara von Minckwitz und Matthias Klagge 5.10-6.00 Wer wird Millionär? Quizshow 20.15-21.15 Mitten im Leben -Dick aufgetragen, Comedyserie, Deutschland, 2007, Folge 7 21.15-21.45 Samstag, 9. Juni 2007 Barbapapa -Das Weben / Der Stier /

Die Milchflasche / Die Verwandlung, Zeichentrickserie, Japan/Frankreich, 1974 5.35-6.00 Smart Guy -Film ab! Comedyserie, USA, 1996, Folge 14 6.25-7.00 Shop -Teleshopping 7.00-8.00 Handyscout TV 8.00-8.05 School of Life -Familienfilm, Kanadl da, 2003, 103 min 11.25-13.35 Wedding Planner - Verliebt, verlobt, verplant, Komödie, USA, 2000, 96 min 13.35-15.40 Mario Barth live: Männer sind Schweine - Frauen aber auch! Comedl dyshow, Folge 2 16.40-17.45 Formel 1: Großer Preis von Kanada.

6. WM-Lauf: Freies Training 17.45-18.45 Frei Schnauze XXL Comedy-Improvl visations-Show 23.30-0.30

Sonntag, 10. Juni 2007 Upps - Die Superpannenshow 0.30-1.25 Deadly Virus -Politthriller, USA, 2001, 84 min 1.25-2.55 Upps - Die Superpannenshow 4.30-5.15 Zeichentrick-Serie 5.15-5.20 Red Bull Air Race -World Series in Istanbul 12.00-12.35 Rallye: WM-Magazin, 8. Lauf: Ralll lye Griechenland 12.35-13.10 Let>s Dance -Reihe, Deutschland, 2007, Folge 5 13.10-15.40 Endlich Urlaub! Die Grindas in der Türkei, Soap, Deutschland, 2007 15.40-16.45 CSI: Den Tätern auf der Spur –Blutsl sauger, Krimiserie, USA, 2003 21.15-22.10

Montag, 11. Juni 2007 Endlich frei? Das Leben nach dem Knast 0.00-0.50 Einsatz in 4 Wänden -Mit den Wohnl nberaterinnen Karima Ortani und Alml muth Kook 9.30-10.00 Mein Baby -Soap, Deutschland 10.00-10.30 Die Kinderärzte von St. Marien Soap, Deutschland, 2007 10.30-11.00

Unsere erste gemeinsame Wohnung -Soap 11.00-11.30

Dienstag, 12. Juni 2007 Shop -Teleshopping 3.40-4.35 Mein Garten -Vorher-Nachher-Show 4.35-5.00 Die Kinderärzte von St. Marien Soap, Deutschland, 2007 10.30-11.00 Unsere erste gemeinsame Wohnung -Soap 11.00-11.30 Alles, was zählt -Familienserie, Deutsl schland, 2007, Folge 193 19.05-19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten -Famill lienserie, Deutschland, 2007, Folge 3756 19.40-20.15 CSI: Miami -Ein tödliches Date, Kriml

miserie, USA, 2004 20.15-21.15 Dr. House Suche,Krankenhausserie, 2004, Folge 6 21.15-22.15

-Letzte USA,

Mittwoch, 13. Juni 2007 Dr. House -Letzte Suche, Krankenhl hausserie, USA, 2004, Folge 6 0.35-1.25 Monk -Mr. Monk wird gefeuert, Kriml miserie, USA, 2004 1.25-2.20 Punkt 12 -Magazin 12.00-13.00 Die 10 witzigsten Karrierestarts -Reihl he, Deutschland, 2007, Folge 1 20.15-21.15 Unser neues Zuhause -Soap, Deutsl schland, 2007, Folge 1 21.15-22.15

Donnerstag, 14. Juni 2007 Die Oliver Geissen Show -Talkshow 2.20-3.10 Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpl polizei -Späte Rache, Actionserie, 2001 20.15-21.15 CSI: Den Tätern auf der Spur -Spiel mir das Lied vom Tod, Krimiserie, USA, 2004 21.15-22.15 CSI: Den Tätern auf der Spur Schwarzes Grab, Krimiserie, USA, 2004 22.15-23.10 Die Cleveren -Die Schneekönigin, Krimiserie, Deutschland, 1998 23.10-0.10 Freitag, 15. Juni 2007 CSI: Den Tätern auf der Spur -Spiel mir das Lied vom Tod, Krimiserie,

USA, 2004 0.45-1.30 Mario Barth präsentiert: Die bestl ten Comedians Deutschlands, Gala Folge 1 21.15-22.30 Kinder, Kinder -Vom Rächen und Rasen, Comedyserie, Deutschland, 2007, Folge 8 22.30-23.00 Mitten im Leben, Der Lustfrust- Coml medyserie, Deutschland, 2007, Folge 8 23.00-23.30 Samstag, 16. Juni 2007 Die 10 witzigsten Karrierestarts -Reihl he, Deutschland, 2007, Folge 1 0.35-1.30 Barbapapa -Die Frisur / Der Schi / Die Umweltverschmutzung / Der Wald Zeichentrickserie, Japan/Frankreich, 1974

5.45-6.10 Über kurz oder lang -Komödie, USA, Großbritannien, 2000, 83 min, FSK 6 12.05-13.50 Höllische Nachbarn, Besoffen - Das Beweisvideo / Hurra, ein Baby Soap, Deutschland, 1998 13.50-14.20 Total verrückt! Die dümmsten Pannl nen der Welt 14.50-15.55 Sketch Attack!!! Comedyshow, Folge 1 15.55-16.25

Sonntag, 17. Juni 2007 Zeichentrick-Serie 5.10-5.15 Die neue Addams Familie -Catasl strophias Karriere, Comedyserie, USA/Kanada, 1998, Folge 46 8.20-8.50 CSI: Miami -Auf der Flucht, Krimisl serie, USA, 2002 21.15-22.20 Endstation Schuldnerberatung: Der Weg aus den roten Zahlen, Deutschll land, 2007 23.10-0.00

Montag, 18. Juni 2007 100. 000 für ein Halleluja - Jugendlicl che auf dem 31. Deutschen Evangelisl schen Kirchentag in Köln, Dokumentl tation, Deutschland, 2007 0.00-0.45

Dienstag, 19. Juni 2007 10 vor 11, Magazin -»Krieg ist das Ende aller Pläne» - Der SchlieffenPlan von 1905 0.35-1.00 Die Kinderärzte von St. Marien Soap, Deutschland, 2007 10.30-11.00 Alles, was zählt -Familienserie, Deutsl schland, 2007, Folge 198 19.05-19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten -Famill lienserie, Deutschland, 2007, Folge 3761 19.40-20.15 CSI: Miami –Piraten, Krimiserie, USA, 2004 20.15-21.15 Dr. House -Tod aus der Wand-Krankl

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

kenhausserie, USA, 2004, Folge 7 21.15-22.15

Mittwoch, 20. Juni 2007 Einsatz in 4 Wänden, Mit den Wohnl nberaterinnen Karima Ortani und Alml muth Kook 9.30-10.00 Die 10 größten Soapstars -Reihe, Deutschland, 2007 20.15-21.15 Unser neues Zuhause -Soap, Deutsl schland, 2007, Folge 2 21.15-22.15 Donnerstag, 21. Juni 2007 Alles, was zählt -Familienserie, Deutsl schland, 2007, Folge 200 19.05-19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten -Famill lienserie, Deutschland, 2007, Folge 3763 19.40-20.15 Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpl polizei –Hochspannung, Actionserie, Deutschland, 2004 20.15-21.15 CSI: Den Tätern auf der Spur –Hetzjl jagd, Krimiserie, USA, 2005 21.15-22.15 Prison Break -Der große Plan, Actiol onserie, USA, 2005, Folge 1 22.15-23.10 Prison Break -Lügt Lincoln? Actionsl serie, USA, 2005, Folge 2 23.10-0.10

Freitag, 22. Juni 2007 Mein Garten -Vorher-Nachher-Show 11.30-12.00 Die Oliver Geissen Show -Talkshow 13.00-14.00 Das Strafgericht -Vorsitz: Richter Ulrich Wetzel 14.00-15.00 Das Familiengericht -Mit Richter Frank Engeland und den Anwälten Barbara von Minckwitz und Mattl thias Klagge 15.00-16.00 Mein Leben & ich -Der Schnappsl schuss, Comedyserie, Deutschland, 2001 17.00-17.30 Unter uns -Familienserie, Deutschll land, 2007, Folge 3117 17.30-18.00 Exclusiv - Das Star-Magazin 18.30-18.45 Alles, was zählt -Familienserie, Deutschland, 2007, Folge 201 19.05-19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten -Famill lienserie, Deutschland, 2007, Folge 3764 19.40-20.15 Mario Barth präsentiert: Die besten Comedians Deutschlands -Gala Folge 2 21.15-22.30 Kinder, Kinder -Von Wehen und Wundern, Comedyserie, 2007, Folge 9 22.30-23.00 Mitten im Leben -Der Lochfraß, Comedyserie, Deutschland, 2007, Folge 9 23.00-23.30 Alles Atze -Der Kurschatten, Comedl dyserie, Deutschland, 2006 23.30-0.00

Samstag, 23. Juni 2007 Die 10 größten Soapstars -Reihe, Deutschland, 2007 0.35-1.30 Kinder, Kinder -Von Wehen und Wundern, Comedyserie, 2007, Folge 9 1.30-1.55 Mitten im Leben -Der Lochfraß, Comedyserie, Deutschland, 2007, Folge 9 1.55-2.20 Alles Atze -Der Kurschatten, Comedl dyserie, Deutschland, 2006 2.20-2.45


11

TV-Programme ZDF

Montag, 4. Juni 2007 Die Blume des Bösen -Drama, Frankreich, 2003, 100 min, FSK 12 0.45-2.25 Tatort Ägypten -Der Fall Nofretete -Reihe, Folge 1 2.30-3.15 Offene Rechnungen -Mit dem Schuldl deneintreiber unterwegs, Reportage 3.15-3.45 Wunderbare Welt -Nonstop um den Globus - Sonderflug im Doppeldeckl ker 3.45-4.30 Global Vision 4.30-5.00 reiselust -Legendäre Züge: Die Bagdl dadbahn 5.00-5.30 Morgenmagazin -Diese Woche mit Alexandra Vacano, Patricia Schäfer und Christian Sievers 5.30-9.00 Volle Kanne - Service täglich Magl gazin, Top-Thema: Abgezockt beim Immobilienkauf. Clever einkaufl fen: Plastikkinderbücher im Test -Einfach lecker: Frühlingssalat mit Brie. Praxis täglich: Insomnie 9.05-10.30 Wege zum Glück -Kapitel 384 Tell lenovela, Deutschland, 2007 10.30-11.15 Reich und schön -Familienserie, USA, 2005, Folge 1709 11.15-11.35 heute mittag -Mit Börsenbericht 12.00-12.15 Wunderbare Welt -Äquator - Die Macht der Sonne 14.15-15.00 Tierisch Kölsch -Soap, Folge 19 15.15-16.00 hallo deutschland -Magazin 17.15-17.45 Leute heute -Journal 17.45-18.00 SOKO 5113 –Handlanger, Krimiserl rie, Deutschland, 2001, Folge 6 18.00-19.00 WISO -Wirtschaft & Soziales. U.a. Tipp: Mietnebenkosten - Was dürfen Vermieter berechnen? 19.25-20.15 Kein Geld der Welt (Top-Tipp) Komödie, Deutschland, 2007, 90 min 20.15-21.45 Oxygen - Jede Sekunde zählt Thrilll ler, USA, 1999, 85 min, FSK 16 22.15-23.40 TeenageExpress -Fantasyfilm, Deutsl schland, 2007, 80 min 23.55-1.15

Dienstag, 5. Juni 2007 neues Magazin, Thema u.a.: Anders suchen - Clevere Suchmaschinen 1.20-1.50 WISO -Wirtschaft & Soziales. U.a. Tipp: Mietnebenkosten - Was dürfen Vermieter berechnen? 2.25-3.10 Oxygen - Jede Sekunde zählt -Thrilll ler, USA, 1999, 85 min, FSK 16 3.15-4.45 Die Rosenheim-Cops -Werbung für eine Leiche. Krimiserie, Deutschll land, 2005 19.25-20.15 Oman - Abenteuer in Arabien -Aufbl bruch ins Reich des Sultans, Dokuml mentarreihe, Folge 1 20.15-21.00 Frontal 21 - Magazin 21.00-21.45 37°: Zeit der Wunder - Wenn Kinder in die Pubertät kommen - Ihr kapiert einfach nicht! Langzeit-Doku, Folge 2 22.15-23.00 Johannes B. Kerner -Talkshow 23.00-0.15

Mittwoch, 6. Juni 2007 Neu im Kino 0.30-0.35 Afrika, wohin? -Lange Nacht zum G-8-Gipfel, Beiträge und Expertenrl runde 0.35-2.05 hallo deutschland -Magazin 5.00-5.30 Morgenmagazin 5.30-9.00 SOKO Wismar -Grönerts Geburtsl stag, Krimiserie, Deutschland, 2005 18.00-18.50 Lotto - Ziehung am Mittwoch 18.50-19.00 Geheimnis der Karibik - Melodram, Deutschland, 2004, 90 min 20.15-21.45 Joachim Bublath – Wissenschaftsml magazin, Rettung für das Klima?

Samstag, 9. Juni 2007 Veronica Mars -Ahoi, Kameraden! Detektivserie, USA, 2005, Folge 8 0.15-0.55 Tödliche Stille - Drama, USA, 1988, 90 min, FSK 12 0.55-2.25 3satbörse -Wirtschaftsmagnet Deutsl schland 4.15-4.45 Max und Moritz -Zeichentrickserie 6.00-6.10 Die Biene Maja -Aus dem Lande der Bananen / Kein Wasser mehr, Zeicl chentrickserie, Japan/Deutschland/ Österreich, 1975 6.10-6.55 Landmaus und Stadtmaus auf Reisen -Die fliegenden Silberwale Zeichentl trickserie 6.55-7.20

2007, Folge 9 19.25-20.15 Stubbe - Von Fall zu Fall -Nina -Kriml mi, Deutschland, 2003, 90 min 20.15-21.45

Sonntag, 10. Juni 2007 City of Crime -Thriller, USA, 1997, 93 min, FSK 16 0.05-1.40 Zurück vom River Kwai -Kriegsfilm, Großbritannien, 1988, 95 min 1.40-3.15 reiselust -Die Kapverden - Inseln im Wind 3.20-3.50 Currywurst und Russendisko -Wladl dimir Kaminers Berlin 3.50-4.20 Das Märchenschloss und der Gralsl stempel -Schloss Linderhof und Kloster Ettal

Freitag, 8. Juni 2007 Claude Chabrol: Süßes Gift (TopTipp) Kriminalfilm, Frankreich, Schweiz, 2000, 95 min 0.15-1.50 nano extra: Mensch und Meer –Zukunftsmagazin «Verstehen Sie Wal?» Die Sprache der Delfine 4.35-5.05 Wunderbare Welt, Sanaté - die Wölfl fin 14.15-15.00 Siska -Spiel im Schatten, Krimiserie, Deutschland, 2007 20.15-21.15 Der letzte Zeuge -Unter Schwestl tern, Krimiserie, Deutschland, 2007, Folge 5 21.15-22.00

Juni/Juli 2007

Vater auf der Flucht -Familiendrama, Deutschland, 2007, 90 min 20.15-21.45 Mit vollem Einsatz! -Krimikomödie, Australien, 2003, 90 min 22.15-23.45

Dienstag, 12. Juni 2007 Die Überflüssigen -Sciencefiction, Deutschland, 2006, 80 min 0.00-1.20 neues –Magazin, Thema u.a.: Compl puter zwischen Umweltsünde und Klimaschutz 1.25-1.55 Vor 30 Jahren: Verlängerung am Tresen -Beobachtungen in einer Fußballerkneipe 1.55-2.40 Tagesschau 12.00-12.15 Leute heute -Journal 17.45-18.00 Oman - Abenteuer in Arabien -Draml ma in der Wüste, Dokumentarreihe, Folge 2 20.15-21.00 Mittwoch, 13. Juni 2007 Neu im Kino 0.15-0.20 Mit vollem Einsatz! -Krimikomödie, Australien, 2003, 90 min 0.20-1.50 heute - in Deutschland 14.00-14.15 Tierisch Kölsch -Soap, Folge 26 15.15-16.00 Die Rettungsflieger -Das Streben nach Glück, Actionserie, Deutschll land, 2007, Folge 9 19.25-20.15 Der Fürst und das Mädchen -Die Söhne des Fürsten -Familienserie, Deutschland, 2006, Folge 13 20.15-21.00 Abenteuer Wissen –Magazin, Das Sahara-Paradox - Die Wüste wird grün 22.15-22.45

22.15-22.45 Im Zeichen des Hais -Vor dem Kircl chentag in Köln 22.45-23.00 Johannes B. Kerner -Talkshow 23.00-0.05

Donnerstag, 7. Juni 2007 Und ewig lockt das Öl - Chinas Griff nach Afrika Dokumentation 0.15-1.00 Eiskalt wie die Hölle - Sciencefictl tion, Kanada, 2005, 85 min 1.00-2.25 @rt of animation 4.50-5.00 hallo deutschland -Magazin 5.00-5.30 spezial: G-8 trifft J-8, Die Jugend bei den Mächtigen der Welt, VPS: 11.34 11.35-13.00 Mittagsmagazin 13.00-14.00 Tierisch Kölsch -Soap, Folge 22 15.15-16.00 Warum Katholiken auf die Straße gehen -Nina Ruge im Gespräch mit Kardinal Joachim Meisner. Ein Film zu Fronleichnam 17.35-17.50 Ein Fall für zwei -Madonna -Krimisl serie, Deutschland, 1990, Folge 80 17.50-19.00 Maybrit Illner -Polit-Talk 23.00-0.00

Ägypten Heute

Tabaluga tivi –Kindershow, U.a. mit der Serie «Bibi und Tina» Die Klasse hilft der leukämiekranken Mitschülerin 7.20-8.25 logo! Nachrichten für Kinder 8.50-9.00 C-Bär und Jamal -Jamal haut auf den Putz, Zeichentrickserie 9.00-9.25 Pippi Langstrumpf -Der schlimme Herr Blomsterlund, Zeichentrickserl rie, Schweden, 1997 9.50-10.15 Pettersson und Findus -Findus und der Hahn im Korb, Zeichentrickserie 10.40-10.55 Wickie und die starken Männer -Die Falle, Zeichentrickserie, Japan/Deutsl schland, 1972 10.55-11.20 Clara -Jugendserie, Deutschland, 1993, Folge 8 11.45-12.10 Lebendig und kräftig und schärfer Weltwirtschaft gestalten, Diskussion mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Friedensnobelpreisträger Muhamml mad Yunus und Bischof Hamilton Mvume Dandala 12.10-13.00 Der Liebe entgegen - Historiendl drama, Deutschland, 2002, 90 min, Folge 3 13.55-15.25 Kaffeeklatsch - Das Sommerspecial 15.30-16.15 Länderspiegel 17.05-17.45 Menschen - das Magazin -Lebensrettl tung Transplantation 17.45-18.00 Hallo Robbie! -Gefahr aus dem Meer, Familienserie, Deutschland,

4.20-4.35 Ferien auf Saltkrokan -Kinderfilm, Schweden, 1962, 90 min 7.30-9.00 sonntags - TV fürs Leben -Magazin 9.02-9.30 Katholischer Gottesdienst -Aus der Kirche St. Gallus in Hassloch mit Pfarrer Michael Janson 9.30-10.15 Fernsehgarten -Musik und Gäste 11.03-13.00 umwelt -Magazin 13.30-14.00 Der Stern von Santa Clara -Komödie, Deutschland, 1958, 80 min, FSK 6 14.00-15.20 Nur mit dir -Drama, USA, 2002, 94 min, FSK 6 15.25-17.00 Da sind doch nur alte Leute -Mutter zieht ins Altenheim, Reportage 18.30-19.00 Tatort Ägypten -Task Force Tutencl chamun, Reihe, Folge 2 19.30-20.15 Rosamunde Pilcher: Melodie der Herzen -Melodram, Deutschland, 1998, 88 min 20.15-21.45 Eine andere Welt -Rückblick auf den Kirchentag 23.40-0.10 Montag, 11. Juni 2007 nachtstudio -Diskussion 1.00-2.00 Da sind doch nur alte Leute -Mutter zieht ins Altenheim -Reportage 3.55-4.25 Global Vision 4.25-5.00 blickpunkt -Magazin 5.00-5.30

Donnerstag, 14. Juni 2007 Die Sünde der Engel -Kriminalfilm, Deutschland, 1998, 88 min 0.05-1.35 @rt of animation 4.15-4.30 Ein Fall für zwei -Schwarze Schafe, Krimiserie, Deutschland, 1990, Folgl ge 81 17.50-19.00 Notruf Hafenkante -Der lange Weg zurück, Polizeiserie, Deutschland, 2006, Folge 21 19.25-20.15 Lustige Musikanten on Tour -Vom Schloss Eggenberg in Graz/Österrl reich 20.15-21.15 auslandsjournal 21.15-21.45

Freitag, 15. Juni 2007 Roche & Scobel: Wie viel Rausch darf sein? -Diskussion mit Jugendlicl chen zum Thema Drogen 0.35-2.05 37°: Nichts wie weg? Von Auswandl derern und Rückkehrern 4.20-4.50 Der Landarzt –Loslassen, Familiensl serie, Deutschland, 2004, Folge 9 19.25-20.15 Der Ermittler –Mädchenmord, Kriml miserie, Deutschland, 2002 20.15-21.15 Samstag, 16. Juni 2007 aspekte extra: 60 Jahre «Gruppe 47» VPS: 0.14 0.15-0.45 Kavaliere -Satire, Frankreich, 1957, 100 min, FSK 18, VPS: 0.55 1.25-3.05 citydreams VPS: 4.20 4.50-5.00


12

Kochrezept

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Grabfresken mit Abbildungen von gebündeltem Spargel sollen belegen, dass schon die Ägypter vor rund 5000 Jahren Spargel gekannt und als “in der Liebe nützlich” geschätzt hätten. Da Spargel in Ägypten jedoch nicht heimisch ist, bleibt diese These eher unwahrscheinliche Vermutung. Schließlich können es auch Holzstückcl chen sein, die hier für Abbildungen von Spargel gehalten wurden. Den Griechen war wild wachsender Spargel als Arzneimittel bekannt Heute noch werden in Griechenland die Sprosse von Aspáragus acutifólius (Dornenspargel) gesammelt, der etwas kräftiger als der uns geläufige Kulturspargel schmeckt. Es deutet jedoch nichts darauf hin, dass Spargel von den Griechen in Kultur angebaut wurde. Vielmehr als den Wohlgeschmack scheinen die Griechen seine Verwertbarkeit in der Medizin beachtet zu haben. Die älteste bekannte Erwähnung stammt nicht zufällig von einem Arzt. Hippokrates aus Kos (ca. 460-370 v. Chr.) betont die stopfende Wirkung (wahrscheinlich der Wurzel). Auch schätzten die Griechen Spargel wegen seiner harntreibenden Wirkung.

Spargel-Sandwich Zubereitung

Auberginen jeweils in sechs gleich dicke Scheiben schneiden, den Rand dabei vorhl her abschneiden. Die Scheiben mit Salz besl streuen und 30 Minuten ruhen lassen. Den Backofen auf 180° vorheizen. Das Eiweiß steif schlagen und beiseite stelll len. In der Zwischenzeit den Spargel 10 Minutl ten dünsten oder 10 Minuten garen. Er soll dabei nicht ganz bissfest sein! (Die Stangen zur Dekoration weiter bissfest dünsten bzw. garen.) Danach die Auberginen mit kaltem Wasser abspülen und trocken tupfen. Die Scheiben nun mit Olivenöl einpinseln und bei mittl tlerer Hitze pro Seite etwas fünf Minuten grillen. Währenddessen in einer Pfanne die Butter schmelzen und die fein gehackten Frühll lingszwiebeln kurz anbraten. Anschließend das Mehl und die Milch dazugeben und die

Zutaten Die folgenden Zutaten ergeben insgesamt sechs Sandwiches wie das abgebildete: 2 mittelgroße bis große Auberginen 12 Stangen grüner Spargel plus zusätzliche Stangen zur Dekoration 50g Butter 2 feingehackte Frühlingszwiebeln 60g Mehl 250ml Milch 75g geriebenen Greyerzer 1 EL Zitronensaft 1 Ei getrennt in Eigelb und Eiweiss Salz und Pfeffer Olivenöl zum Einpinseln

Masse gleichmässig verrühern. Die Masse unter ständigem Rühren eindicken. Die Spargelspitzen ca. 5cm lang abschneidl den, den restlichen Spargel fein hacken. Die Hälfte des Käse, den Zitronensaft, das Eigelb und den gehackten Spargel hinzufügl gen. Mit Salz und Pfeffer kräftig würzen. Alles gut durchmischen. Jeweils eine Auberginenscheibe mit der Masse bedecken und eine zweite Scheibe darauflegen. Ingesamt entstehen so sechs Protionen. Darauf das geschlagene Eiweiß auftragen, jeweils zwei Spargelspitzen pro Portion darauflegen und den restlichen Käse darüberstreuen. Bei 180° auf einem mit Olivenöl eingepinsl seltem Blech etwa 15 Minuten backen. Mit zusätzlichem Spargel auf einem Teller anrichten und warm servieren. Quelle Das zugrundeliegende Rezept stammt aus dem Buch «Das große Buch der vegetarisl schen Küche»

Spargelsuppe Zubereitung Den Spargel mit kaltem Wasser abwasl schen. Mit einem Sparschäler vom Kopf her schälen. Zwei Stangen Spargel bis auf deren Spitzen mit dem Sparschäler komplett in feine Steifen schneiden. Die restlichen Spargelstangen in etwa 3 cm lange Stücke schneiden. In einem Topf 750 ml Wasser zum kocl chen bringen, salzen und die Spargelsl streifen (nicht die Stücke) darin 20 Minl nuten zugedeckt kochen. Danach mit dem Stabmixer die Spargelstreifen mit dem Wasser fein pürieren und den Spargl gel darin 15 Minuten kochen. Nun den Spargel aus dem Wasser nehml men und kurz warm stellen. In einem zweiten Topf die Butter schmelzen. Das Mehl darin zwei Minutl

Zutaten Mengenangaben für 4 Portiol onen 500 g weißen Spargel 750 ml Wasser 50 g Butter 40 g Mehl (glutenfreies Mehl ist auch möglich) 3 EL Weißwein 250 ml Sahne 1 TL Zucker 1 Zitrone frisch gerieben Muskatnuss Salz und weißer Pfeffer gehackte Petersilie für die Garnitur

ten anschwitzen. Mit der Spargelbrühe ablöschen und etwa 6 Minuten köcheln lassen. Nun den Weißwein und die Sahne in die Suppe rühren. Nochmals erhitzen aber nicht mehr zum Kochen bringen. Die Suppe mit Salz, weißem Pfeffer, Muskatnuss, dem Zucker und dem Saft der Zitrone abschmecken. Mit dem Stabmixer schaumig schlagen, auf Telll ler verteilen und die Spargelstücke hinel einlegen. Quelle: Schnellgerichte aus der Landfrauel enküche Herausgegeben von den Landfrauen des Kreisverbandes Ravensburg Seite 19

Zutaten Mengenangaben für vier Portiol onen 1 Bund grüner Spargeln 2 große Fleischtomaten etwas bestes Olivenöl etwas Balsamico ca. 50g Parmesan am Stück (nach Wunsch) Salz und Pfeffer aus der Mühle

Spargel-Tomaten-Salat Zubereitung

Den Spargel waschen und im Dampfgarer 10 Minuten garen. (Ich verwende einen Dampfgarer Kenwl wood FS460.) In der Zwischenzeit die Tomaten waschen, Stielansatz und Kerne entfernen und das Fruchtfleisch in ca. 3mm große Würfel schneiden. Die fertigen Spargel kurz auskühlen lassen. Mit einem Schäler oder einem Messl ser vom Parmesan dünne Späne schneiden. Einige Spargel(spitzen) zur Dekorl ration beiseite legen. Den Rest in

ZucchiniTorte

Zubereitung Zuerst wird der Teig hergestellt, da diese eine Weile kühl gestellt werden muss. Dazu die Butter in das Mehl einkneten bis ein geschmeidiger Teig entstanden ist. Dann das Ei und das Salz hinzugeben und zu einem glatten Teig verarbeiten. Wenn er zu feucht ist noch etwas Mehl einarbeiten. Im Kühlschrank 30 Minuten ruhen lassen. Währenddessen den Spargel und die Zucchini waschen. Von der Zucchini die Enden abschneiden, und in kleine Würfel schneiden. Vom Spargel das untere holzige Ende entfernen und in kleine Ringe oder Halbringe schneidl den. Die Schalotten schälen und fein würfeln. In einer großen Pfanne etwas Olivenöl erhitzen und das Gemüse darin 5 bis 10 Minuten andünsten, so dass es noch knackig ist. Den Thymian waschen, die

dünne Rädchen schneiden. Mit den Tomaten mischen. Etwas Olivenöl und Balsamicoessl sig zu einem Dressing mischen und mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer abschmecken. Über das Toml maten-Spargel-Gemüse geben und gut durchmischen. Einige Minuten ziehen lassen. Auf Tellern anrichten, mit den Parml mesanspänen bestreuen und mit den beiseitegelegten Spargel(spitzen) garnieren. Quelle: Weblog schattenzeit

Zutaten Mengenangaben für 4 Portionen Für den Teig: 270 g Weizenmehl 170 g Butter 1 Ei etwas Salz Für den Belag: 250 g grüner Spargel 2 mittelere Zucchini 2 Schalotten 50 g frischer Thymian 250 ml Sahne 4 Eigelb etwas Olivenöl zum Anbraten frisch geriebene Muskatnuss Salz und Pfeffer aus der Mühle Blätter abzupfen und gegen Ende der Zeit zu dem restlichen Gemüse geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Sahne mit den vier Eigelb verquirll len und mit Salz, Pfeffer und Muskatnl nuss würzen. Den Backofen auf 200 °C vorheizen. Mit dem Teig den Boden einer Tartefl form oder Springform (30 cm) bedeckl ken und einen ca. 2 cm hohen Rand bilden. Das Gemüse in die Tarte hineingeben, die Sahne-Ei-Mischung darüber gießen und 20 bis 25 Minuten backen, bis die Oberfläche leicht Farbe annimmt. Dabl bei können sich Blasen bilden. Aus diese einfach durch Einstechen mit der Gabel die heiße Luft herauslassen, so dass diese wieder in sich zusammenfl fallen. Quelle: Das Spargel-Cartoon-Kochbuch Seite 40


13

Gesellschaft

Ikonen des orientalischen Tanzes (von links Naima Akef , Sohair Zaki , Samia Gamal und Tahia Kariuka)- Archivbilder.

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Vielfach sind es Frauen der unteren sozialen Schichten, die diesen Beruf ergreifen «müssen», um Geld zu verdd dienen. Um sich Aufträge zu sichern und sich ein Kontd taktnetzwerk aufzubauen, sind sie vielfach – insbesondd dere zu Beginn ihrer Karrd riere - gezwungen, sich mithilfe eines «Managers» und Prostitution finanziell über Wasser zu halten.

Orientalischer Tanz in Ägypten Zwischen Entertainment und Ambivalenz B

eim ersten Auftritt des Abends erscheint sie gekleidet in paillettenbl besetztem Rock und BH, beim zweiten Auftritt in leuchtendl drotem Ganzkörperkostüm. Auffällig geschminkt und gekl kleidet, bewegt sie sich auf der unteren Bühne des Zweidecksl schiffes, teils ganz auf sich und die Bewegungen des Tanzes konzentriert, teils in aktivem Kontakt mit dem Publikum. Joanna, 26 Jahre jung, Portl tugiesin mit professioneller europäischer Tanzausbildung, ist eine der wenigen Ausländerl rinnen, die den mutigen Schritt gewagt haben, sich in Kairo in einem klassisch orientalischen Bereich an den Aufbau einer eigenen Karriere zu wagen. Sie arbeitet regelmässig auf einl nem der zahlreichen Nilkreuzfl fahrtschiffe, die in den Kairoer Stadtteilen Giza und Zamalik am Nilufer andocken und Besl sucher und Einheimische zu einer mehrstündigen Fahrt mit Dinner und Unterhaltungsprogl gramm an Bord locken. Fast jeden Tag tritt Joanna im Rahml men eines festgelegten Unterhl haltungsprogramms auf mit eigener Choreogl graphie und eigenen Musikern. Der Weg hin zu einem Namen in der Branche erfl fordert Diszipl plin, Ausdauer und – ganz zentl tral - die richtigen Kontakte vor Ort. Anders als in Europa kennt das einheiml

Der Beruf der Tänzerin hat jedoch ein anrüchiges Image. Keine Familie, die auf ihren guten Ruf bedacht ist, würde es einem weiblicl chen Famill lienmitglied erlauben, als Tänzerin zu arbeiten.

mische Publikum die Musik, versteht den Text der Lieder, kann erkennen, ob eine Tänzerl rin wirklich gut ist. Die bekanntesten Tänzerinnen treten in First Class Hotels, auf Hochzeiten und in Elite-Clubs auf und nennen sich “raqassa”, danach kommen die Tänzerinnl nen der Kreuzfahrtschiffe und Nachtclubs, die sogenannten “gawazi”. Das große Geld verdl dient man auf den Hochzeiten und Parties der Kairoer Obersl schicht. Orientalischer Tanz zeichnet sich aus durch Bewegungen aus der Körpermitte mit isolierten Bewegungen einzelner Körpl perregionen bzw. Körperteile. Auch wenn die Tanzform in der heutigen Zeit auf Bühnen praesentiert wird, so wurde sie ursprünglich für den kleinen, intimen Rahmen entwickelt. Bei der Präsentation vor einem grösseren Publikum sorgen Entl tertainment-Elemente dafür, die Aufmerksamkeit des Publikums über einen längeren Zeitraum zu halten. Eine erfolgreiche Tänzerl rin muss es verstehen das Publikl kum einzubeziehen, auf Leute zuzugehen. Die Ägypter, mit ihrer Filmindustrie in der arabisl schen Welt führend, haben eine besondere Vorliebe für Show und Entertainment. Das Genre des Orientalischen Tanzes ist nicht frei von Ambivl valenz in der arabischen Welt. Auf der einen Seite lieben die Zuschauer die Aufführungen und wissen eine gute Tänzerin und Entertainerin durchaus zu schätzen. Da es Frauen durch ihre Religion untersagt ist, in

Dina

der Öffentlichkeit nackte Haut zu zeigen, hat der Beruf der Tänzerin auf der anderen Seite jedoch ein anrüchiges Image. Keine Familie, die auf ihren guten Ruf bedacht ist, würde es einem weiblichen Familienml mitglied erlauben, als Tänzerin zu arbeiten. Vielfach sind es Frauen der untl teren sozialen Schichten, die diesen Beruf ergreifen «müssl sen», um Geld zu verdienen. Um sich Aufträge zu sichern und sich ein Kontaktnetzwerk aufzubauen, sind sie vielfach – insbesondere zu Beginn ihrl rer Karriere - gezwungen, sich mithilfe eines «Managers» und Prostitution finanziell über Wasser zu halten. In Erml mangelung allgemeiner und tanzspezifischer Ausbildung ist ihr Tanzstil vielfach durch Imitation und Intuition gepl prägt. Wirklich gute Tänzerinnl nen zeichnen sich neben einem exzellenten Gehör und Gespür für orientalische Musik durch die Entwicklung eines eigenen Stils aus und lernen bei den Größen der Branche, um sich weiterzuentwickeln. Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichen orientalische Tänzerl rinnen mit ca. 35 Jahren. Bei entsprechender körperlicher Fitness und vorzeigbarer Optik kann die Tätigkeit durchaus bis zu einem Alter von 50 Jahren und mehr fortgesetzt werden. Und für den Hausgebrauch lernl nen kann es jede Frau in jedem Alter. Also Nichts wie ran…!

Von Cosmopolitana

(Mit freundlicher Genehmigl gung von OPINIO)


D

Religion

ie regierende Nationaldeml mokratische Partei in Ägypten, die die Mehrheit im Parlament hat, und die oppositionellen Muslimbl brüdern feilschen um die Bedeutung der Religion für die Politik. Die Reaktl tionen auf die Äußerungen des Kultl turministers machen deutlich, dass es eine Übereinstimmung darüber gibt, dass der Islam «verstaatlicht» werden soll und dass seine juristischen Auffl fassungen zur Pflicht gemacht werden sollen. Dies sind allerdings Auffassl sungen von Menschen, die missionarl risch und mahnend daherkommen und behaupten, die islamische Religion zu repräsentieren. Wir haben es hier mittlerweile mit einem Klerus zu tun und mit einer Regierung, die klerikale Züge trägt, wie man das von anderen Religionen kennt. Bei allem Respekt davor, aber es widerspricht der islamischen Tradl dition. So versuchen inzwischen all diese Gruppierungen, Institutionen und diese Missionare, die man als Religl gionsgelehrte bezeichnet, sich in die Politik einzumischen, Posten zu ergl gattern und ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Nun hat man sich also auf das Kopftuch verlegt. Das ist Teil einer Strategie zur Islamisierung des privaten Lebensberl reichs und als Vorbereitung, auch den öffentlichen Raum zu kontrollieren. Im Privatbereich ist die Art der Kleidung von entscheidender Bedeutung, und die verschiedenen Kleidungsstile sind Teil der Vermarktung des religiösen Phänoml mens geworden, wie etwa das Kopftuch, das nun modischen Ansprüchen unterll liegt. Es gibt Leute, die sagen, das Tragen des Kopftuchs gehöre zu den religiösl sen Pflichten und sei fester Bestandtl teil des islamischen Rechts. Andere meinen, dies sei keineswegs Pflicht, sondern weise auf den noblen Charl rakter der Trägerin hin und sei Teil individueller Freiheiten. Wer sich verschleiern will, solle dies tun, wer es nicht will, sei vollkommen frei in der Entscheidung, allerdings innerhl halb der gesellschaftlichen Moralvorsl stellungen. Besonders heikel jedoch ist der Versl such, anderen eine Meinung aufzl zuzwingen, die höchstens einen juristischen oder missionarischen Standpunkt ausdrückt, und diese Meinl nung dann als eine vom Islam vorgesl schriebene Pflicht und als Bestandteil der Glaubensgrundsätze zu erklären – mit der Folge, dass das Mädchen, das den Schleier nicht trägt, als außerhl halb der Religion stehend betrachtet wird, wie es der Präsident der AzharUniversität bedauerlicherweise ausdl drückte. Man muss rechtswissenschaftliche Auffassungen sorgfältig prüfen, nach dem Motto: Dem Islam zu folgen ist einfach, nicht schwer. Im Islam soll keiner gezwungen werden, denn die Religionsfreiheit und das Glaubensbl bekenntnis aus Überzeugung sind die Grundsätze der islamischen Religion. Daher darf man niemandem etwas vorschreiben und behaupten, nur so habe er den wahren Glauben. Schließlich leben wir in einem modl dernen zivilisierten Land und nicht in einem Staat, der von Religionsgelehrtl ten und Predigern regiert wird. Hier gilt die Verfassung, die den Frauen ihre Freiheit und die gleichen Rechte wie den Männern zusichert.

Fährt man mit einem Taxi durch die große Stadt Kairo oder geht minutenlang umher auf ihre Sraßen, wird man einfach bemerken, daß viel mehr Frauen mit Kopftücher, als die ohne. Die Zahl der Kopftuchträgerinnen in Ägypten ist in der letzten Jahren so enorm gestiegen. Jüngst hatte der ägyptische Kulturminister Farouk Hosni erklärt, die zunehmf mende Zahl der Kopftuchträgerinnen in Ägypten sei ein Zeichen von Rückschrittlichkf keit. Sofort folgten heftige Reaktionen in der Öffentlichkeit. Im Parlament ärgerten sich darüber, nicht nur Abgeordneten der oppositionellen Muslimbrüdern, sondern auch die jenigen der regierenden Nationaldemokratische Partei. Über diese Ereignisse schreibt der Forscher am «Al-Ahram-Zentrum für politische und strategische Studien» in Kairo und Spezialist für politischen Islam, Nabil Abel Fatah.

Kopftuch von gesellschaftlichen Schutz zur religiösen Maske Von Nabil Abel Fatah

14

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Die Ereignisse im ägyptischen Parll lament zeigen, dass Befürworter der Religion und religiöse Organisationl nen versuchen, den säkularen Staat auszuhöhlen. Stattdessen wollen sie einen Staat mit einer Ideologie errl richten und in ihm ihre eigene Interpl pretation des Islam zur Staatsdoktrin erheben. Das ist äußerst gefährlich, denn es bedeutet das Ende der Idee eines säkl kularen ägyptischen Staats und der Idee einer ägyptischen Moderne, die ihre Wurzeln in der Vielfältigkeit des ägyptischen Erbes hat. Auf diese Weisl se wird jeglicher Versuch verhindert, die kulturelle, politische, ethnische und konfessionelle Vielfalt des Landl des wieder aufleben zu lassen. Hinter der steigenden Zahl der Kopftuchträgerinnen in Ägypten stehl hen verschiedene Faktoren. Da ist zum einen die Politisierung der Religion und der Versuch, bestimmte Auffassl sungen in den Privatbereich hinein zu tragen. Kopftuchträgerinnen sind keinl neswegs immer nur religiös motiviert. Das Kopftuch war einmal eine Art gesellschaftliches Schutzschild im Kampf gegen die Armut und Mittelll losigkeit der aus Arbeitern und Bauern bestehenden Mittel- und Unterschicht. So verschleierte sich in den 1970er Jahrl ren die Medizinstudentin vom Lande, denn sie hatte einfach nicht genügend Geld, um zum Friseur zu gehen oder sich schicke Kleider zu kaufen. Nun sehen wir uns mit einem neuen Phänomen konfrontiert. Das Kopftuch wandelte sich von einem gesellschaftll lichen Schutz für anständige, aber aus ärmeren Verhältnissen stammende Mädchen, sowohl auf dem Lande wie auch in den Städten, zu einer religiösen Maske. Wie sollte man anders mit der Korruptl tion in Ägypten umgehen? Im Dienstll leistungsbereich herrscht Korruption, ja eigentlich in allen Lebensbereichen, und jeder gibt das zu, sogar die Führl rungsschicht. Wir haben es hier also zu tun mit der Zurschaustellung einer aufgesetzten Religiosität, nicht mit persönlichen Glaubensbezeugungen, denn der Glaube ist ja im Grundsatz eine individuelle Erfahrung. Der Wirbel um das Kopftuch im Parlaml ment war ein schwerwiegender Fehler der Abgeordneten der regierenden Nationaldemokratischen Partei und der Organisation der Muslimbrüder. Allerdings werden dadurch in der Tat die Ägypter davon abgelenkt, sich ernsthaft mit der Zukunft des konstitl tutionellen Regierungssystems ausl seinanderzusetzen sowie mit der gepl planten Machtübergabe von Mubarak an seinen Sohn, von der sich manche die Sicherung ihrer politischen, gesl sellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen versprechen. Die Muslimbrüder für müssen das, was sich da im Parlament ereignet hat, politisch bezahlen. Denn sie haben dadurch die Sympathie bestimmter Gruppierungen verloren, die sich in ihre Organisation integrieren wollten. Die ägyptischen Kopten fürchten nun, die Muslimbrüder könnten an die Regl gierung kommen, oder es könne zu einem Bündnis zwischen ihrer Organl nisation und einigen Mitgliedern der Nationaldemokratischen Partei komml men. Denn es hatte im Kopfstuchstreit ja tatsächlich eine Parlamentsmehrhl heit gegeben, als diese Mitglieder die Islamisierungsoffensive der Muslimbl brüder unterstützten.


15

Religion

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Das Kopftuch wird im Westen oft als Symbol ewigen Rückschritts oder mangelnden Integrationswillens gedeutet - ein gängiges Klischee, hat sich doch die Rolle des «Hijab» im Laufe der Zeit immer wieder stark gewandelt. Der Frauenschleier hat im Vorderen Orient eine viel ältere Geschichte als der Islam, und gleichzeitig hat er sich in anderer Gestalt auch in Europa bis in die Moderne hinein gehalten. Dem Haar als Sitz der Lebenskraft wurden schon in ältesten Zeiten besondere Kräfte zugesf schrieben, und zwar beileibe nicht nur dem Haar der Frauen.

Kopftuch ist nicht gleich Kopftuch!

D

Von Sabine Enderwitz

ie Überlieferung der biblisl schen Geschichte von Simsl son und Delila, die vielfach in der europäischen Malerei und Musik dargestellt und variiert wurde, zeigt es. Und doch war es in der Geschichtl te vor allem das Haar der Frauen, das ganz besonderen Vorsichtsmaßnahml men unterworfen werden sollte. Von den zwanziger Jahren abgesehl hen, ging man bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts als gut bürgerliche Frau nicht ohne Hut in die Stadt, und erst allmählich aussl sterbende Redewendungen wie «untl ter die Haube kommen» künden noch heute von den Domestikationsstrategl gien, denen eine Frau durch ihre Verhl heiratung unterworfen wurde. Der Islam stellte in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar, sondern nahm mit der Ganzkörperverschleierung und der Institution des Harems die von den Frauen ausgehende Gefahr noch etwas ernster als das Juden- und Christentum. Oder verfügte die mittelalterliche islamische Gesellschaft nur über die größeren ökonomischen Ressourcen, so dass sie, gewissermaßen als unerhl hörten Luxus, einen Großteil der Bevl völkerung ganz auf die biologische Reproduktion beschränken konnte? Auch unter islamischen Vorzeichen trugen jedenfalls Bäuerinnen und Bedl duininnen weder Ganzkörperschleiel er, noch lebten sie abgeschlossen im Harem. Die volle Verschleierung war eine Prärogative der Städterinnl nen aus wohlhabenden Schichten, ein Standesmerkmal, das in eben diesl ser Eigenschaft den Neid der weniger Privilegierten auf sich zog. Zuallererst geschah es in Ägypten, dem am stärksten unter westlichem Einfluss stehenden, islamischen Land, dass dieser Luxus auf einmal als sträflich und selbstzerstörerisch betrachtet wurde. 1899 veröffentlichte der Reformer Qasim Amin sein Pamphlet über «Die Befreiung der Frau», und zwei Jahre später ließ er ihm als Antwort auf die Proteste von Seiten konservatl tiver Azhar-Scheichs seine Ansichtl ten zu «Die neue Frau» folgen. Zu groß schien die gesamtgesellsl schaftliche Verschwendung, die aus dem Verzicht auf wertvolle Arbeitskl kraft resultierte, und zu groß schien der Schaden für die künftigen Genl nerationen, wenn sie von nicht einml mal halbgebildeten Müttern erzogen wurden. In den folgenden zwei Jahrzehnten legten Frauen aus der Oberschicht, unter Leitung von Huda Scharawy,

ihre Schleier ab, nahmen an Demonsl strationen teil und erkämpften sich den Zugang zur Universität. In den Jahrzehnten darauf - und besonders nach der Revolution von 1952, die Gamal Abdel Nasser als Präsident Ägyptens zum Held der gesl samten arabischen, islamischen und so genannten «Dritten» Welt machte - wurden Erziehungsprogramme für Mädchen aufgelegt und Bedingungl gen geschaffen, welche die Berufstätl tigkeit von Frauen erleichterten. In den sechziger Jahren sah Kairo wie eine moderne Stadt aus, in der sich eine herangewachsene Mittelschicht nach Kräften bemühte, ihren Vorbildl dern im Westen ähnlich zu werden. Das änderte sich gewaltig, als Nassl ser wenige Jahre nach seiner verheerl renden Niederlage gegen Israel im Juni-Krieg von 1967 starb und sein Nachfolger Anwar Sadat eine Politl tik einschlug, welche die Religiösen begünstigte, um sie bei der Zurückdl drängung der nasseristischen Linke einzuspannen, und zugleich ausländl dischen Investoren Tür und Tor öffl fnete. Die bestehende und die aufstrebende Mittelschicht, die angehenden Medizl ziner, Juristen und Ingenieure, sahen sich zunehmend um ihre Zukunft betrogen. Aus diesem Milieu heraus, nicht etwa aus den Kreisen der Rell ligiösen, entwickelte sich die neue, «islamistische» Bewegung, die in einer Rückkehr zu den Wurzeln, d.h. zu den Prinzipien und Vorschriften des Islam, die Lösung für die soziale Schieflage sah. Im Zuge dieser Entwicklung tauchte auch der Schleier wieder auf, nicht nur in Ägypten, sondern ebenso sehr in anderen islamischen Ländern, überall dort, wo die hoffnungsfroh begonnene Modernisierung in enttl täuschte Hoffnungen gemündet war. Die Menschen sahen zunehmend ihr Heil in einer Rückkehr zum Islam; «der Islam ist die Lösung» wurde

zum Schlagwort. Dasselbe gilt für den Schleier bzw. das Kopftuch, die schon äußerlich eine Neuerfindung sind und keine Präzedenz in der islamischen Gesl schichte haben (Früher war der Schleier regional unterschiedlich und sozial abgestuft, heute existiert er nur noch in einer einzigen, als «isll lamisch» verstandenen Norm, die alll lerdings in unendlich vielen Graden existiert). Vor allem zeigt sich die Moderne in den modernen Funktionen von Schleier und Kopftuch, die sich so gar nicht in ein Schema der Rückwl wärtsgewandtheit einfügen wolll len. Schleier und Kopftuch besitzen zusammen mit ihrer religiösen und vielleicht noch mehr als diese eine kulturelle, politische und soziale Rell levanz. Nach außen hin, zum Westen und innerhalb der westlichen Gesellsl schaften symbolisieren sie eine Abll lehnung der Alternative von Nichtl tintegration oder Assimilation, die selbstbewusste Suche nach einem «dritten», authentischen Weg. Nach innen, innerhalb der ägyptisl schen, syrischen oder türkischen

Auch unter islamischen Vorzeichen trugen jedenfl falls Bäuerl rinnen und Beduininnl nen weder Ganzkörpl perschleier, noch lebten sie abgescl chlossen im Harem.

Gesellschaft, symbolisieren sie den Anspruch auf Gerechtigkeit, einer Gerechtigkeit zwischen den Schichtl ten ebenso wie den Geschlechtern, und diesen Aspekt übersieht man im Westen sehr leicht. Die «islamische Kleidung» befreit ihre Träger/Innen vom Zwang, durch teure Kleidung, Kosmetika und Schmuck mit ihresgleichen (hoffl fnungslos) zu konkurrieren, und gleichzeitig ermöglicht sie die schon äußerlich sichtbare Ablösung von der möglicherweise als drückend empfundenen sozialen Herkunft. Darüber hinaus verhilft sie Mädchen und Frauen in einer Öffentlichkeit, die nach wie vor von Männern dominl niert wird, zu einem Nimbus sexuelll ler Unangreifbarkeit. Unter funktionalen Gesichtspunktl ten ist es also sehr wohl möglich, das Kopftuch als genaues Gegenteil einer zur Schau getragenen Rücksl ständigkeit, nämlich als Attribut von Modernität, zu verstehen. Gleichwohl bleibt das Kopftuch multifunktional, dient es ebenso sehr einem Vater als Instrument, seiner Tochter die höhere Bildung zu verwl wehren, wie es der Tochter als Insl strument dienen kann, ihrem Vater die höhere Bildung abzutrotzen. Noch komplizierter wird es, wenn wir den islamistischen Diskurs betrachtl ten, der den Schleier ins Zentrum seinl nes Kampfes für Authentizität und gegen Verwestlichung stellt. Es ist ein absolutes Novum in der islamischen Geschichte, dass der weibliche Körper zum Austragungsol ort eines imaginierten Kulturkampfs zwischen «Islam» und (heidnisl schem) «Westen» geworden ist, wobl bei sich der letztere aus der Perspektl tive des ersteren vorrangig durch sein Fehlverhalten im Verhältnis der Geschlechter, der Generationen und von Familie und Öffentlichkeit negatl tiv ins Bild setzt. Das Gegenbild ist dann ein authentl tischer Islam in «ursprünglicher» Reinheit, der schon durch den ideall len Charakter fest gefügter Rollenbl bestimmungen nicht anders kann, als repressive Züge zu tragen. Doch sind das weitergehende Erwl wägungen, die einem muslimischen Mädchen bei seiner Suche nach Identität in einem Labyrinth einander kreuzender Ansprüche von Elternhl haus und Schule, Peer-Group und Lehrstelle oder Religionsgemeinsl schaft und Stadtteil herzlich egal sein dürften. (Mit freundlichen Genehmigung von http://Qantara.de)


16

Kultur

»Auf dem Dach entstand eine neue, vom übrigen Gebäude völlig unabhängige Gesellschaft. Die Frauen verbringen den Tag damit, Essen zu kochen, miteinander zu streiten und dabei die hässlichsten Flüche und ehrenrührigsten Verdächtf tigungen auszustoßen. Die Männer kümmern sich wenig um die Zänkereien der Frauen. Sie halten diese lediglich für einen weiteren Beweis des mangelhaft ausgebildeten weibf blichen Gehirns.« (Aus Alaa El-Aswanis Roman »Der Jakubf bian-Bau«)

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Jakubijân-Bau zeigt die nackte Realität Ägyptens D

Von Ayman Scharaf

er Jakubijan- Bau ist ein Gebäude in Kairozentrum „Wust al-Balad“ das man dort heute noch sehen kann, wenn man durch dieses ex-europäische Viertel fährt. Ein Luxusbau aus dem letztem Jahrhundert, der für die Reichsten gedacht war. Mittlerweile, nach zahlreichen Umbauten, wohnen dort Arm und Reich nebeneinander. Dieser Bau, der auch in der Revolution eine Geschichte hatte, repräsl sentiert sozial gesehen einen Querschnitt von der Bourgeoisie, über die Beamten hinunter bis zu den unteren Schichten. „Es gab einmal ein anderes Ägypten, ein liberl raleres Ägypten, in dem vielfältige Kulturen nebeneinander lebten, eine wirklich offene Gesl sellschaft. Es gab ein ägyptisches Verständnis des Islam. Mehrere Jahrhunderte existierten in Ägypten Bars, Nachtclubs, Moscheen und Kircl chen nebeneinander. Jeder konnte das machen, was er wollte. Mehrere Ereignisse und Entwl wicklungen haben das Klima in diesem Land umgekrempelt: Da ist einmal die Niederlage von 1967 gegen Israel, dann die fehlende Deml mokratie. Mit dem Camp-David-Abkommen 1979 verschwand die große nationale Sache. Und in der 1980 Jahren wanderten Tausende arbl beitsuchende Ägypter nach Saudi-Arabien aus, und sie kamen mit der saudi-arabischen Versiol on des Islam zurück. An dem Zustand der Versl schlossenheit und der Rückständigkeit, in dem wir uns befinden, trägt diese saudi-arabische Version des Islam die größte Verantwortung.“, sagt der Schriftsteller und Zahnartzt Alaa ElAswani, der in der ägyptischen Oppositionssl sammelbewegung «Kifaya» aktiv und schreibt regelmäßig Kolumnen zu aktuellen politischen Themen. Mit zehn Jahren war ihm klar, dass er Schriftsl

Bei der Gesd schichte dieses Taha antwortet Alaa El-Aswd wani auf die Frage: Wie das Elend einen Fundamentald listen gebiert? Er erzählt von Taha, der als terroristischer Täter zugleich ein Opfer ist.

steller wird. Aber in Ägypten kann man nicht von der Schriftstellerei leben. Man muss imml mer einen zweiten Beruf haben. Sein Vater, ein bekannter Schriftstellerin in Ägypten, war auch beispielsweise Rechtsanwalt. So beschloss Alaa El-Aswani, Zahnmedizin zu studieren. Diese literarische Vorlage, dass der Autor ein Haus nimmt, um zu erzählen, ist natürlich eine dankbare Vorlage. Es gibt dem Autor die Möglichkeit allerlei Figuren einzuführen und von denen zu erzählen, weil die in dem Haus irgendwann tatsächlich einmal untergekomml men sind. Das ist auch der Grund warum er am Anfang die wichtigsten Personen in einer Art Visitenkarte vorstellt. Alle Figuren laufen mit einem Etikett auf der Brust herum, der Gute, der Böse, der Schwule, der Reiche, der Arme, der Geldeintreiber usw. Der Autor macht eigl gentlich keine Typen, schon eher Stereotypen. All diese Figuren haben ihre persönlichen Schicksale, ihre privaten Probleme, und dennl noch liegen alle auf dem Hintergrund nur einer Sozietät, nämlich die der heutigen ägyptischen Gesellschaft. Und so spielt alles mit hinein, die Korruption unter den kleinen Leute und die Korruption in der Regierung, die christlicl che Korruption, die muslimische Korruption. Weitere Themen sind die Sexualität, die Homl mosexualität und die Drogenszene, alles Theml men die normalerweise in einem ägyptischen Roman überhaupt nicht vorkommen weil sie tabu sind. In diesem Haus ist ein Beauvivant, da ist ein schwuler Chefredakteur, da sind Frauen die irgl gendwie Karriere machen möchten, da ist ein korrupter Strippenzieher aus dem politischen Netzwerk Ägyptens, der seine Begabung in den Dienst der jeweiligen Regierung stellt. Eine der


17

Kultur

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Auf dem Dach, in eisernen Kammern, die ursprünglich als Abstellräume dienten, lebt der potenzielle terrorf ristische Nachwuchs, Kindf der ohne Schuhe, Arbeiter mit ihren Frauen und Taha, der begabte Sohn des Hausportiers. Es lohnt sich den spannf nenden Roman zu lesen, einfach schon deshalb, um neben Hotelressorts und ägyptischen Kultstätten einen tiefen Einblick in die Mechanismen der ägyptisf schen Sozietät zu erhalten. interessantesten Figuren ist Taha, dieser junge Mann, der Polizeioffl fizier werden möchte, es aber nicht werden kann, weil sein Vater nur ein Türsteher ist. Und wir erleben, wie er langsam in den Terrorismus hineingleitet. Er gerät schließlich an einen Scheich, der mit seiner Indoktrination dazu beiträgt, dass Taha an die Fundamentalisten gerät. Er wird gefoltert und der Hass gegen dieses Regime wächst in ihm weiter. Nicht so dramatisch wie diese Gefängnisszenen sind die zahlreichen Frauenschicksale. Frauen die dort arbeiten wollen sind automatisch Objekt sexueller Begier der Arbeitgeber und wenn sie der nicht in irgendeiner Form entsprechen, dann sitzen sie wiedl der auf der Straße. Und nicht nur die Frauen werden verhurt, sondl dern auch die Männer. Einerseits sind die Schicksale der Figuren spannend, wobei dieses Nebeneinader sehr raffiniert konsl struiert ist. Es gleicht einem Filmsl schnitt, wenn da ein interessanter Satz ist, geht er zum nächsten. All diese Szenen sind von unvorstelll lbarerer Grausamkeit. Der Autor schildert das einfach, ist nicht empl pört, niemand wird von ihm verul urteilt, er erzählt es einfach und darum ist das so unsagbar stark. Eine der zentralen Figuren in dem Buch ist Taha, der Sohn des Hauspl portiers, der sich vom ehrgeizigen Schüler zum gewalttätigen Islaml misten wandelt. Solche Figuren sind selten in der zeitgenössischen arabischen Literatur, obwohl der Islamismus seit Jahrzehnten tätig ist. Der Autor hat in seinem Roml man etwas Neues geschaffen. Er versuchte, die Entwicklung zu besl schreiben, die er zurücklegt, von einem schüchternen, friedlichen und sympathischen jungen Mann zu einem gewalttätigen Islamistl ten, der keine Skrupel hat, Mensl

Das Problem islamischer Gesellschaften, das suggeriert der Roman, ist nicht der religiöse Fand natismus. Das Problem sind die Ursachen, die ihn konditiod onieren.

schen zu töten. Bei der Geschichte dieses Taha antwortet Alaa El-Aswani auf die Frage: Wie das Elend einen Fundl damentalisten gebiert? Er erzählt von Taha, der als terroristischer Täter zugleich ein Opfer ist. Wie wird einer zum islamistisl schen Terroristen? Altmodisch, einprägsam und noch ganz frei von den koketten Melancholien und psychologischen Ambivall lenzen des Westens, entfaltet der Roman ein balzacsches Panorama der ägyptischen Gesellschaft und beantwortet sehr präzise und ansl schaulich diese der Westlichen seit Langem brennend interessl sierende Frage. Ohne sich bei Nebensächlichem oder Subtilem allzu lange aufzuhalten, begleitet El-Aswani die Bewohner eines Kairoer Wohnhauses durch die entscheidenden und dramatischen Szenen ihres Lebens. Geschult am französischen Gesellschaftsroml man und beeinflusst von Gabriel García Márquez und dem verstorbl benen ägyptischen Nobelpreisträgl ger Nagib Machfus, ist El-Aswani ein Realist alter Schule, der zeigen und nicht reden will, der ein Bild entstehen lassen, aber nicht deuten will. Oder zumindest so tun möchtl te, als könnte man das. Wir sind in Ägypten zur Zeit des Golfkrieges, Hosni Mubarak regl giert das Land seit einem Vierteljl jahrhundert durch eine Scheindeml mokratie, unter der alle, Arme und Reiche, Politiker und kleine Angl gestellte, bis in ihre Küchen und ihre Albträume hinein leiden. Die Reste einer europäisierten Obersl schicht sind noch zu spüren und werden von der herrschenden Gewl walt und Korruption weggespült. Im eindrucksvollen, zehngeschossl sigen Jakubijân-Bau, der 1934 im europäischen Stil errichtet wurde, leben kriminelle Neureiche, entel

eignete Adlige und französisierte Intellektuelle, die Reste der alten und der Bodensatz der neuen Elite, in weitläufigen Wohnungen. Auf dem Dach, in eisernen Kamml mern, die ursprünglich als Abstelll lräume dienten, lebt der potenzl zielle terroristische Nachwuchs, Kinder ohne Schuhe, Arbeiter mit ihren Frauen und Taha, der begabte Sohn des Hausportiers. Einem Aufstieg, das macht die Architektur des Romans unmissvl verständlich, der nicht im Nebulösl sen des Menschlich-Allzumensl schlichen zu suchen ist und den nur der versteht, der den Unterbau dieser Dachgesellschaft, der die Herrschaften in der Beletage, ein wenig näher kennengelernt hat. Taha hat einfache Ziele. Er möchtl te auf die Polizeischule, und er möchte Buthaina aus der Eisenkl kammer von nebenan zur Frau. Er macht einen brillanten Schulabsl schluss und weiß auf alle Fragen bei der Aufnahmeprüfung in der Polizeischule eine Antwort. Aber Kinder aus der Eisenkammer kommen in diesem Teil der Erde nirgendwohin, die letzte Frage der Prüfungskommission, wer denn sein Vater sei, besiegelt sein Schicksal. Buthaina geht es nicht besser; nachdem ihr Vater gestorbl ben ist, muss sie arbeiten gehen. Und arbeiten, das heißt für eine junge mittellose Frau in Ägypten offenbar, den männlichen Vorgesl setzten in jedem Vor- oder Hinterzl zimmer im Rahmen islamischer Gepflogenheiten zu Willen zu sein und die Flecken im Kleid danach unauffällig zu entfernen. Die Dachterrassen-Liebe zwischen der missbrauchten Buthaina und dem abgewiesenen Polizeischüler hat keine Chance. Buthaina wird sich in einen alten, aber wohlerzl zogenen Beletagebewohner verll lieben, der sein sexuelles Ausbl

beutergeschäft mit europäischen Manieren zu garnieren weiß. Und Taha wird die Liebe erst in einer arrangierten Ehe im islamistischen Ausbildungslager kennenlernen. Die einzige Liebe übrigens, die in diesem Roman ihrem Namen noch Ehre macht. Natürlich könnte man Alaa ElAswani, der in der Oppositionsl spresse gegen das Mubarak-Regl gime kämpft, den Vorwurf der Sozialkolportage machen, könnte die beschriebenen Missstände, die sexuelle Gewalt gegenüber Frauel en, die Chancenlosigkeit der Untl terschicht, die Korruption und Gewl wissenlosigkeit der Oberschicht, die Käuflichkeit der Politiker, die grauenhaften Folter- und Vergewl waltigungsszenen in ägyptischen Gefängnissen für übertrieben und zur Erklärung des islamistischen Terrorismus wenig dienlich halten. Man kann den sozialen Realismus solcher Lebensbilder ästhetisch für überholt, die beschriebene Kausl salität zwischen Armut, Willkürhl herrschaft und religiöser Radikl kalisierung für zu einseitig und überhaupt den ganzen Roman für politisch hausbacken halten. Doch drastische Verhältnisse verlangen nach drastischen Darstellungen, im Dreißigjährigen Krieg wurden keine Duineser Elegien geschriebl ben, und Folterstaaten generieren keine Popromane. Der vielleicht allzu verständliche Realismus dieses arabischen Bestsl sellers korrespondiert mit den nur allzu verständlichen elenden Exisl stenzbedingungen, die er lebendig werden lässt. Taha nimmt als Studl dent an einer Demonstration gegen den Golfkrieg teil, wird verhaftet und grausam gefoltert. Der Schaltl ter, der sich in seinem Kopf umll legt, hört auf den Namen Rache. Er stirbt bei seinem ersten terroristl tischen Einsatz, weil er vor seinem Opfer zu lange stehen bleibt, um es »verenden zu sehen«. Das Problem islamischer Gesl sellschaften, das suggeriert der Roman, ist nicht der religiöse Fanl natismus. Das Problem sind die Ursachen, die ihn konditionieren. Wer den Terror zur anthropologisl schen Konstante erklärt, kann ihn nur noch militärisch bekämpfen oder resignieren. Wer wie El-Aswl wani versucht, im terroristischen Täter auch das Opfer zu sehen, hat Hoffnung.


18

Kultur In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts mußte die Rolle Ägyptens durch die aufgezwungene Zugehörigkf keit zum Osmanischen Reich neu deff finiert werden. Während die türkischen Sultane die Karte der Mittelmeerwelt militärisch veränderten, Ausdehnungen in verschiedenen Richtungen erwirktf ten und der Kultur neue Wege wiesen, mußte Ägypten seine selbständigen Kontakte zu den anderen mediterranen Ländern unterbrechen. Das war ein unnatürlicher Zustand, der der Entwicklf lungsrichtung zuwiderlief.

Eine Rundreise der Kulturgüter (2-2) Von Prof. Moustafa Maher

D

ie Wiederherstellung der Normalität im Kulturaustausch ließ bis Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts auf sich warten. Die Abkapselungskonzeption mußte durch eine neue Kulturphilosophie ersetzt werdl den. Festzuhalten ist die Tatsache, daß die Protl tagonisten der neuen geistigen Bewegung aus dem Gelehrtenkreis der Azhar-Universität hervl vorgingen, die als Hochburg der Erstarrung galt. Es hat sich also gezeigt, daß die neu geknüpften Kontakte durch einige aufgeschlossene reisefl freudige, weltoffene Denker einen tiefgreifendl den Wandel einleiten können. An der Spitze der Erneurer stehen Scheich Hassan el-´Attar und Scheich Rifa´a at-Tahtawi. Scheich Hassan el-´Attar, geb. 1766, den wir später als Großscheich von Al-Azhar antreffen, erkannte, daß ein großer Wandel jenseites des Mittelmeeres in vollem Gange war und forderte eine tiefgreifende Veränderung. Rückschritt und Erstarrung sollten dem Fortschritt ihren Platz lassen. Es ging eindeutig um den Anschluß an den Fortschritt, den die europäischen Nachbl barn erzielt hatten. Ihm, der Erkundungsreisen im Mittelmeer-Raum unternommen hatte, war klar, daß eine globale, die ganze Menschheitsfl familie umfassende Zivilisation den aüßeren großen Rahmen bildet, in dem die MittelmeerKulturwelt mit ihrem inneren großen Rahmen auf überregionaler Ebene Platz hat. Die regionl nalen Beiträge dürfen keine großen Qualitätsuntl terschiede aufweisen, und im Hinblick auf den Fortschritt darf es in den verschiedenen Teilen einer einheitlichen Welt keine großen Verschiebl bungen geben. Rifa´a at-Tahtawi, ein Schüler Hassan el-´Attars, teilte die Ansichten seines Lehrers, vertiefte sie und übersetzte sie in die Wirklichkeit. Er erkannl nte die fundamentale Bedeutung der Übersetzl zung in einer neuen Welt, die immer näher zusl sammenrückt und nach Fortschritt strebt. Auf die Grundsätze und Erfahrungen der ersten Übersetzungsbewegung unter den Omayyaden und Abbassiden sowie unter den andalusischen Khalifen griff Rifa´a at-Tahtawi zurück, um den geistigen Anschluß an die verschiedenen Ländl der der Welt zu verwiklichen. At-Tahtawi hatte sich gegen die Protagonisten der undurchlässl sigen Grenzen eingesetzt. Die Kulturphilosophl hie, deren Fundament Rifa´a at-Tahtawi gelegt hatte, lief parallel mit dem Projekt des modernl nen Staates, das Muhammad Ali (gest. 1849) begann. Auch wenn das Projekt in der Nachfolgl

An der Spitze der Erneurl rer stehen Scheich Hassl san el-´Attar und Scheich Rifa´a at-Tahtal awi.

gezeit gelegentlich auf Irreweg gebracht wurde, bleibt es das Projekt einer Kulturnation, die den Kurs zu korrigieren bemüht und fähig war. Die Werke, die Rifa´a at-Tahtawi und seine Schüler in den ersten Jahrzehnten des 19. Jh. übertrugen, waren weitgehend Lehrbücher für Schulen und Hochschulen mit Betonung auf Mill litärwesen und Verwaltung. Aber mit der Zeit gewann die Übersetzungsbewegung an Vielfalt und Breite. Die neuen Kontakte, die Ägypten knüpfte, zieltl ten zunächst auf Italien; dann nahm Frankreich einen wichtigen, ja maßgebenden Raum ein. Der erweiterte Kreis, den die Übersetzer bei der Wahl der übersetzten Werke absteckten, umfl faßte bald Österreich, die deutschen Lande und England. Der Kreis hörte nicht auf, sich auszudl dehnen. Weitere Kluturen wurden einbezogen: Rußland, Skandinavien usw. Die Rifa´a-Schule war sich dessen bewußt, daß die Rezeption der Kulturen mit den entsprechenden Sprachen eng verbunden ist. Aber sie entschloß sich, mittels der französischen Sprache, die sich als kontaktl treiches Vehikel etabiliert hatte, eine Vielfalt von Kulturen zu rezipieren. Über das Französisl sche gewann sie den ersten Einblick in die russisl sche Geschichte, z.B. Voltaire: Pierre le Grand, aber auch in die griechische Mythologie, Fènell lon: Tèlèmaque. Diese als Notlösung befolgte Methode der Rezl zeption durch eine Drittsprache hatte sich zu einl ner legitimen Tradition gefestigt, auch nachdem es Übersetzer gab, die aus den jeweiligen Spracl chen direkt übertrugen. Daß dadurch ein bereits gefärbte Rezeption erfolgte, eine Rezeption der Rezeption, hat einer meiner Schüler im Fall Kafkas bewiesen, der zunächst über das Französl sische und das Englische zum arabischen Leser gelangte. Der Autor konnte zwei verschiedene Konzeptionen feststellen. Es ist nicht einfach, die indirekten Rezeptionsmethoden für absolut falsch zu erklären. Richtiger wäre es, ihre Vorund Nachteile abzuwägen. Die indirekten Übersl setzungen haben stets eine große Rolle gespielt und haben über den direkten Rezeptionsgegensl stand hinaus Interpretationsmöglichkeit vermittl telt. Die Entwicklung des Schul- und Bildungswesl sens brachte eine Erweiterung der Sprachenpl palette mit sich. An der Sprachenfakultät, aber auch an philosophischen Fakultäten und anderen Instituten werden seit Jahrzehnten zahlreiche Sprachen gelehrt, wodurch die direkte Rezeptiol on der Kulturen möglich geworden ist. Akzentsl setzungen gibt es, aber die wichtigste betrifft die Mittelmeer-Kulturwelt, die die europäische

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Kulturwelt miteinbezieht. Hier machen sich die Bemühungen innerhalb der Mittelmeerwelt beml merkbar, einander besser kennenzulernen, wirtsl schaftlich intensiver zusammenzuarbeiten und das Zivilisationsgefälle auszugleichen. Der ersl ste, der die Zugehörigkeit Ägyptens zur Mittelml meer-Kulturwelt thematisierte, ist Taha Hussain (geb. 1889, gest. 1973) in seinem Buch Die Zukl kunft der Kultur in Ägypten (1937-1938). Nach Abschluß des ägyptisch-englischen Vertrages von 1936, in dem die Autonomie Ägyptens besl stätigt wurde, hielt Taha Hussain es für wichtig, Klarheit über die ägyptische Kulturidentität zu schaffen. Ägyptens Kulturgeschichte besteht aus vielen Schichten, die sich im Laufe von Tausl senden von Jahren übereinander gelagert haben (eine pharaonische, eine hellenistische, eine röml mische und eine arabisch-islamische Schicht). Die engen Kontakte zum afrikanischen und zum asiatischen Kontinent vermindern keineswegs die prägende Zugehörigkeit zur Mittelmeerwelt. Der ägyptische Geist hat wohl seine Eigenart, gehört aber in die mediterrane Kulturwelt. Auch Taha Hussein fordert, durch intensive Anstrengl gungen die Lücke zu schließen, die zwischen dem 16. und 19. Jh. enstanden ist. Taha Hussl sein hat sich um die Vertiefung der von Rifa´a at- Tahtawi in großen Zügen formulierten Kultl turphilosphie bemüht. Er setzt die Akzente auf folgendes: -Es gibt keinen Unterschied zwischen dem ägyptischen und dem europäischen Geist. -Der Anschluß an die europäische Zivilisation ist unbedingt notwendig und zugleich unverml meidlich. -Es gilt, unverzüglich durch eine rege

Übersetzungstätigkeit die Lücke zu schließen. -Eine Beschränkung auf den englischen und den französischen Kulturraum ist nicht vertretbar. Die Kontakte sollten weltweit gestaltet werden und u.a. Deutschland, Italien und Rußland umfl fassen. Er vertritt die Meinung, daß die ägyptische Kultl tur zum Mittelmeerraum gehört. Sie ist ihrer Art nach weder mit fernöstlichen noch mit afrikanl nischen Kulturen verwandt, sondern gehört zur Kulturfamilie, zu der die griech-römischen und die westeuropäischen Kulturen gehören. Sie braucht ihre Zugehörigkeit nicht mit besonderen Belegen zu beweisen, da ihre Rolle bekannt ist. An heftigen Kritikern und Gegnern hat es nicht gefehlt, aber der Lauf der Geschichte hat gezeigt, daß an dieser Zugehörigkeit nicht gezweifelt werden kann. Im Vorwort zu einer Dissertation, die die deutsche islamisierende Archtektur von der Perspektive der Rezeption in Ägypten aus gesehen untersucht, habe ich auf den vielsträngl gigen Charkter des Kulturaustausches zwischen Ägypten und den deutschsprachigen Ländern hingewiesen und das Phänomen der Rundreise der Kulturgüter im Rahmen der Mittelmeerwelt unterstrichen. Die islamische Archtitektur ging ihren Weg über Spanien und Sizilien u.a. nach Frankreich und Deutschland, wo sie sich weiter entwickelten. Von Deutschland aus machte sie in ihrer neuen Form ihren Weg nach Ägypten zurück. Dasselbe Phänomen läßt sich in Bezug auf Literatur, Musik usw. feststellen. Doch rezl ziptiert wurde nicht nur das Islamisierte oder das, was sich auf Ähliches bezog, sondern auch das Andere. Das Eigene, das Ähnliche und das Andere in kreative Harmonie zu bringen, darum geht es.


19

Tourismus

V

iele wissen gar nicht, dass es sehr komfortabl ble Ferienwohnungen oder auch gut ausgestattete Studl dios gibt. Wer einmal was ganz besonderes möchte, der mietet sich eine luxuriös eingerichtete Villa mit mehreren Schlafzimml mern, eigenem Swimmingpool, Poolboy und Gärtner, die direkt am Strand des Roten Meeres liegt. Mit einem günstigen Charterfl flug, gebucht im Internet oder über ein Reisebüro, erreicht man an 7 Tagen in der Woche Ägyptl ten. Die Vermietungsagenturen sorgen für einen sicheren und verlässlichen Transfer von und zum Airport. Genauso gerne und zuverlässig stellen sie Ihnen

Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten einen wohlverdienten Urlaub in Ägypten zu verbringen. In den letzten Jahren hat das All inclusf sive Angebot erheblich zugenommen, doch nicht jeder fühlt sich wohl in dem Lärm und Gedränge der Speisesäle oder wenn es darum geht, sich eine Liege am Strand zu sichern.

All inclusive oder privatte Ferienvilla mit Pool? Von Werner Witpeerd (El Gouna)

ein individuelles und unvergessl sliches Ausflugsprogramm zusl sammen. Schulenglisch ist völlig ausreicl chend und sehr häufig treffen Sie auch auf Mitarbeiter, die perfekt deutsch sprechen. Immer mehr, auch gerade ältere Menschen haben von dem unbeständigen

Viele wissen gar nicht, dass es sehr komfortable Ferienwohnungd gen oder auch gut ausgestattete Studios gibt.

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

und nasskalten Wetter im Wintl ter die Nase voll. In Deutschland nasse Füße oder in Ägypten über einen längeren Zeitraum die Sonne genießen; wer die Möglichkeit dazu hat, sollte es unbedingt einmal auspl probieren. Einfach eine Ferl rienwohnung zum preiswerten Langzeitaufenthalt anmieten. Wer mit Arthrose, Rheuma und ähnlichen Krankheiten zu tun hat, wird auf den ägyptischen Winter nie mehr verzichten wolll len. Angenehme Temperaturen und die geringe Luftfeuchtigkl keit sorgen für eine erhebliche Schmerzreduktion oder sogar für komplette Schmerzfreiheit. Die deutlich günstigeren Kostl ten für Lebensmittel, Strom und Wasser, erleichtern die Entsl scheidung für ein Überwintern am Roten Meer. Der wunderschöne Ferienort El Gouna, direkt am Roten Meer gelegen, ist mit seiner komplettl ten Infrastruktur und seinem wirklich großen Angebot von Studios, Wohnungen und Villl len im europäischen Standard, eine erste Adresse. El Gouna liegt 22 km nördlich vom Flughl hafen Hurghada entfernt. Es gibt eine Menge hervorragender Restaurants, aber auch mehrere Supermärkte mit einem breiten Angebot von ägyptischen und europäischen Produkten sehr guter Qualität.


20

Tourismus

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Die Sphinx von Gizeh gibt den Gelehrten seit Jahrhunderten Rätsel auf. Neben diversen Fragen über ihre Bedeutung geistern auch die abenteuerlichsten Theorien darüber herum, wie die Sphinx ihre Nase verlor. Alterungsprozess, Naturkatastrophe, Zerstörungswut?

Wie die Sphinx ihre Nase verlor I n „Asterix und Kleopatra“, dem zweiten Band der Astl terix-Reihe, findet sich die bekannteste Theorie, wieso die Sphinx von Gizeh ihren Kopf nasenlos in die ägyptisl sche Wüste streckt: Der dicke Obelix klettert auf das Bauwl werk, um seinen Hund Idefix zu retten, der oben auf dem Kopf der Sphinx feststeckt. Als er sich dabei an die Nase der Statue klammer, bricht diese unter dem Gewicht des kugelrunden Galliers ab. Dumm gelaufen! Tatsächlich wusste man lange Zeit nicht, wann die Nase verll loren ging, geschweige denn wie. Die 20m hohe und 73m lange Löwengestalt mit Mensl schenkopf befindet sich seit mehr als vier Jahrtausenden an ihrem Platz nahe der Pyrl ramiden. Die meiste Zeit lag „der Vater des Schreckens“, wie die Statue in Ägypten genannt wird, von Sanddl dünen bedeckt in der Wüste und wurde mehrfach wieder ausgegraben – zuletzt 1926. Witterung und Erosion haben zwar ihre Spuren an dem beeil indruckenden Bauwerk hintl terlassen, für den Verlust der Nase kommen sie aber kaum in Frage, da andere ähnlich exponierte Teile des Kopfes noch recht gut erhalten sind. Nur der so genannte Zeremonl nienbart soll den natürlich wirkenden Kräften von Altl terung und Gravitation zum Opfer gefallen sein. Eine relativ populäre Theorl

rie behauptet, die Statue sei im 18. oder 19. Jahrhundert für Schiessübungen mit Kanl nonen missbraucht worden; die Verschwörungstheoretikl ker sind sich allerdings nicht einig, ob der fatale Schuss an die Nase von den damals über Ägypten herrschenden Mameluken oder von Napl poleons Invasionstruppen abgegeben wurde. Ein weitl terer heisser Kandidat für die zweifelhafte Ehre, die Nase auf dem Gewissen zu haben, ist ein strenggläubiger Derwisch Ende des 13. Jahrhl hunderts. Die Sphinx wurde im Mittelalter von Teilen der Bevölkerung noch immer als Gott verehrt, was den mosleml mischen Eiferer so in Rage gebracht haben soll, dass er kurzerhand Hammer und Meissel anlegte. Zumindest berichtet der arabische Histl toriker Muhammad Al Makl krizi im 15. Jahrhundert von einem Mann namens Saim el Dahr, der um das Jahr 1280 für erhebliche Zerstörungen im Gesicht der Sphinx besl sorgt gewesen sein soll. Ob er tatsächlich gleich die ganze Nase abgeschlagen hat, lässt sich nicht mit Sicherheit bell legen. Gesichert sind folgende Faktl ten: Im 12. Jahrhundert berl richtet ein anderer arabischer Historiker wortreich von der Prächtigkeit der Sphinx und erwähnt dabei ausdrücklich auch die Nase, während eine Zeichnung des dänischen Altl

tertumsforschers Frederick Gesichert Norden von 1755 die Statue sind folgende bereits ohne Nase zeigt. Bei Fakten: Im 12. aller Vorsicht gegenüber den können wir also sowl Jahrhundert Quellen wohl Napoleon als auch seine berichtet ein mamelukischen Widersacher anderer arabisl mit ziemlicher Sicherheit Norden zeichnl scher Historikl freisprechen. nete die nasenlose Sphinx ker wortreich lange vor Napoleons Ankunft Ägypten. Als zusätzliches von der Prächtl in Entlastungsindiz kann die tigkeit der Tatsache angefügt werden, Sphinx und dass Napoleon höchste Ehrful vor den Altertümern an erwähnt dabei urcht den Tag legte und Ägypten als ausdrücklich „die Wiege der Wissenschaftl auch die Nase. ten und Künste der gesamten Menschheit“ bezeichnete. Als einziger der Hauptverdl dächtigen fällt der fanatisch irrlichternde Derwisch exakt ins fragliche Zeitfenster; zusl sammen mit der doch recht verlässlichen Beschreibung des Historikers Al Makrizi lässt sich die Tat mit einiger Sicherheit also Saim el Dahr zuschrieben. Der soll dafür übrigens von einer aufgebl brachten Menschenmenge gelyncht worden sein. Ob Obelix die Verunstaltung der Sphinx abstreiten würde, ist leider nicht bekannt. Auf die Unterstellung, die Nase sei unter seiner enormen Leibl besfülle abgebrochen, wäre seine empörte Antwort aber ganz sicher: „Ich bin nicht dick! Höchstens etwas dick angezogen!“ (Quelle: Blick.ch)

Ä

Ägypten fordert Nofretete zurück

gypten will ausll ländische Museen um die zeitweise Rückgabe einiger seiner kostbarsten Altertümer bitten, darunter auch die berühmte Nofretete-Büste aus dem Ägyptischen Musl seum in Berlin und der Rosetta-Stein im Britisl schen Museum in London. Entsprechende Briefe solll len Anfang Mai an Deutsl schland, Großbritannien, Frankreich und die USA verschickt, kündigte der Chef der Altertumsbehördl de, Sahi Hawass. Die Bundesregierung hat bislang Fordl derungen, die Büste zu verleihen, kategorisch zurückgewl wiesen, da dies aus konservatorischen Gründen nicht zu verantworten sei. Hawass hat wiederholt die dauerhafte Rückgabe von bestimmten altägyptischen Artefakten verlangt, die seinl ner Ansicht nach illegal außer Landes gebracht wurden. Diesmal bittet er um eine vorübergehende Leihgabe, um die Stücke bei der für 2011 geplanten Eröffnung des Ägyptischen Museums nahe Gizeh präsentieren zu könnl nen.


21

Ă„gypten Heute Juni/Juli 2007


22

Portrait

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Es ist dieser Blick. Wenn der Arzt und Schriftsteller Yuri Schiwago seine Geliebte Lara mit diesen großen, dunklen, funkelnden Augen ansieht und ihr eröffnet, dass er nicht mehr zu ihr zurückkm kehren kann, geht das den Zuschauern seit inzwischen mehr als vier Jahrzehnten ans Herz. Die Titelrolle in David Leans fünffach Oscar-prämiertem Filmklassiker «Doktor Schiwago» machte Omar Sharif 1965 nach seinem Durchbruch mit «Lawrence von Arabien» zum Weltstar.

Happy Birthday... Omar Sharif D

er Ägypter mit der Leidensl schaft für das Glücksspiel und dem Image des Casanl novas wird am Dienstag 75 Jahre alt. Derzeit steht Sharif in Kairo für eine Fernsehserie vor der Kamera. Die Geschichte erinnert an sein Lebl ben: Sie handle von einem Ägyptl ter, der im Ausland berühmt sei, der aber seine Heimat liebe und verml misse, verriet er und betonte: «Ich habe eine magische Beziehung zu Ägypten.« Am 10. April 1932 wurde Sharif, der mit bürgerlichem Namen Micl chael Shalhoub heißt, als Sohn eines Holzhändlers in Alexandria geboren. In Kairo besuchte er engl glische Schulen. Das Interesse am Film packte ihn früh. Als Schüler soll er fast täglich ins Kino gegl gangen sein, bevor er eine Schausl spielgruppe gründete. Sharif studl dierte Mathematik und arbeitete auf Wunsch seiner Eltern drei Jahre lang als Kaufmann im väterlichen Unternehmen. Dann aber erhielt er doch die Erlaubnis, die Königliche Dramatische Akademie in London zu besuchen. Mit dem ägyptischen Film »The Blazing Sun« feierte Sharif 1953 sein Kinodebüt an der Seite der populärl ren Schauspielerin Faten Hamama. Zwei Jahre später heiratete er sie und trat mit der Hochzeit vom Katholizismus zum Islam über.

1957 wurde Sohn Tarek geboren - und auch er kam zu Hollywoodrl ruhm, als er in »Doktor Schiwago« den Vater als Kind darstellte. Wähl hrend Sharif in seinem Heimatland bereits ein Star war, begann seine internationale Karriere 1962 mit David Leans Meisterwerk »Lawrl rence von Arabien«. An der Seite von Peter O´Toole spielte er den Wüstenscheich Sherif Ali und wurdl de dafür mit einer Oscar-Nominierl rung geehrt. Filmgeschichte schrieb Sharif dann neben Julie Christie, Geraldine Chaplin und Alec Guinnl ness in der Pasternak-Romanverfl filmung um «Doktor Schiwago» - einen zur Zeit der Russischen Revolution zwischen zwei Frauen hin- und hergerissenen Mann. Vor allem die weiblichen Zuschauer waren von dem neuen Star mit dem exotischen Charme begeistert. Er selbst spricht inzwischen ziemlich nüchtern über seine berühmteste Rolle: »In Doktor Schiwago gibt es zwei Einstellungen, bei denen ich hinsehen kann«, behauptete Sharif vor drei Jahren im Interview mit dem SZ-Magazin. Ende der 60er folgten noch einige weitere große Filme wie »Die Nacht der G e nl

neräle«, »Funny Girl« mit Barbl bra Streisand oder »Mayerling«. Dann jedoch ließ der Erfolg nach. »Obwohl ich mit hervorragendl den Regisseuren drehte, floppten fast alle Filme kläglich«, zog er Bilanz. Wegen der Gagen habe er schließlich auch die Rollenangl gebote für viele «sehr schlechte Filme» angenommen. Geld benötl tigte Sharif in der Tat, denn immer stärker trat seine Spielleidenschaft zutage. 1973 wurde er Weltmeistl ter im Bridgespiel, beim Roulette soll er Millionen verloren haben Vergangenheit, wie er 2004 untersl strich: »Ich will nicht mehr Sklave meiner Leidenschaften sein.» In den 80er Jahren wirkte Sharif verml mehrt in TV-Produktionen wie »Peter der Große« oder »Palast der Winde« mit. 1992 musste sich der bis dahin exzessive Raucher, der abwechselnd in Paris und seinem Heimatland lebt, einer Herzoperatl tion unterziehen. Bei den Filmfestsl spielen von Venedig wurde Sharif 2003 mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Ein großartiges Kinocomeback gelang ihm ein Jahr später mit der französischen Produktion »Herr Ibrahim und die Blumen des Korl ran«, in der er einen muslimischen Gemüsehändler spielt, der sich mit einem jüdischen Jungen anfl freundet. Das Image des Casanova haftet ihm indes weiter an. Als Liebl bhaberinnen werden unter anderen Julie Andrews, Ingrid Bergman oder Barbra Streisand genannt. Er selbst wehrt sich gegen den Ruf des Herzensbrechers: »Ich muss eine Frau lieben.« Sharifs Ehe wurde 1967 geschieden. Seitdem sei er keine ernsthafte Beziehung

Derzeit steht Sharif in Kairo für eine Fernsl sehserie vor der Kamera. Die Geschichte erinnert an sein Leben: Sie handle von einem Ägypter, der im Ausland berühmt sei, der aber seine Heiml mat liebe und vermisse.

mehr eingegangen, hob er wiederhl holt hervor. Er habe Angst, «dass sie mein Zimmer betritt und nie mehr geht». Die waren der Preis für zwei Leidl denschaften im Leben des gut aussl sehenden Mannes, der im Kino so oft als stolzer Mann mit exotl tischem Charme auftrat: Spielen und schöne Frauen. Nach eigenen Angaben hat Sharif, ein Bridgesl spieler von internationalem Forml mat, etliche Millionen in den Casl sinos dieser Welt verloren. Nach seiner 1955 geschlossenen und 1967 geschiedenen Ehe mit der ägyptischen Filmschauspielerin Faten Hamama, aus der sein Sohn Tarek stammt, wurden Sharif viele Affären nachgesagt. Unter den wechselnden amourösl sen Gespielinnen sollen auch seine Filmpartnerinnen Barbra Streisand, Sophia Loren und Ingrid Bergman gewesen sein. Doch 2004 bekannte der alt gewordene Herzensbrecher, seit seiner Scheidung keine Frau mehr geliebt zu haben. Allerdings könne er sich eine dauerhafte Partnl nerschaft auch nicht vorstellen: „Ich finde den Gedanken, eine Frau würde in meinem Bad all ihre Creml mes und Puderquasten deponieren, ziemlich unerträglich.“ Im gleichen Jahr prägte der Ägypter, der nach mehrjähriger Rückkehr in die alte Heimat wieder in einem Pariser Hotel lebt, einen Satz, der um die Welt ging: „Man sollte Bücher statt Bomben über den Irak abwerfen.“ (Quelle: ÄH und Nachrichtendl dienste)


23

Tourismus

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Grau dämmert der neue Tag über dem Niltal. Noch ist das Leben am Fluß nicht erwacht. Doch am Westufer steigen schon kurz vor Sonnenaufgang bunte Heißluftballone aus dem Wüstensand empor, schweben im rosarotm ten Morgenlicht über das Tal. Ab und zu faucht der Brenner eine lange Flamme in die Ballonhülle, um Höhe zu gewinnen. Dann wird es wieder ganz still im Korb. Alle Teilnehmer schauen andächtig in die Tiefe. Selbst aus luftiger Höhe bieten die gewaltigen Anlagen der Tempel von Karnak und Luxor noch einen respekteinflößenden Anblick.

Vom Swimmingpool zur Welt der Götter, Gräber und Pharaonen am Niltal

B

ald gibt die gebirgige Wüstenlandschaft den Ballonfahrern aus der Vogelpersl spektive das Geheimnis der Totenstadt jenseits des Flusses preis. Welch unglaublicl cher Luxus umgab hier einst die Herrscher - die Lebenden und erst recht die Toten? Die Antwort könnten jene zwei steinernen Riesen am Rande des Fruchtlandes geben, die dort einst den Totentempel des Pharao Amenophis III. bewachten: die Memnon-Kolosse. Wer Luxor mit all seinen Schätzen zu beiden Seiten des Nils entdecken möchte, kommt leicht in Besichtigungsstreß. Wir haben uns für eine individuelle Kultur-Tour entschieden: eine Woche Luxor im Jolie Ville Mövenpick Resort auf der Nilinsel Crocodile als Ruhepol und Ausgangspunkt für Entdeckungen auf eigene Faust. Wir genießen die Stunden am

Nachmittag, wenn die Hitze etwas nachläßt und ein leichter Wind durch die Palmwedel am Ufer streicht. Dann läßt es sich am Pool mit Blick über den Schilfgürtel des großen Stroms herrlich entspannen und Pläne für den nächsten Tag schmieden. In dieser Umgebung wird das Schmökern über Götter, Gräber und Pharaonen zum spannenden Vergnügen - sitzt man auf Crocodile Island zudem irgendwie «zwischen den Welten». Der Nil trennte das alte Theben in zwei Hälftl ten. Auf dem Ostufer lag die Stadt der Lebl benden mit Wohnhäusern, Palästen und den Tempeln für Gott Amun - am jenseitigen Ufer, wo die Sonne untergeht, erstreckte sich die riesl sige Nekropole mit den Totentempeln der Herrl rscher. Die Gräber aber wurden in abgelegene Täler geschlagen, damit kein frevelnder Räubl

Alles wurde aus dem «Tal der Könige» geraubt. Nur das Grab Tutl tanchamuns blieb durch Zufall versl schont.

ber je die funkelnden Schätze finden sollte. Genützt hat es nichts, wie wir wissen. Alles wurde aus dem «Tal der Könige» geraubt. Nur das Grab Tutanchamuns blieb durch Zufall versl schont - bis es Howard Carter 1922 entdeckte. Und was dort, aus der Grabkammer des jung verstorbenen Königs, geborgen wurde, läßt nur ahnen, welche unermeßlichen Schätze den größeren Pharaonen für die Reise in die andere Welt mitgegeben wurden. Schon vor sechs Uhr morgens, bevor die Tourl ristenbusse mit ihrer Fracht anrollen, erreichen wir mit dem Taxi das «Tal der Könige». Um diese Zeit spürt man noch etwas von der gehl heimnisvollen Ausstrahlung dieses verstecktl ten Tals inmitten des kahlen, abweisenden Wüstengebirges.

Das Wort Bakschisch stammt aus dem Persischen und bedeutet Geschenk. Was jedoch im persischen Mogulreich eine Geste der Dankbarkeit oder eine Gabe an Bettler war, ist im modernen Ägypten eine lästige Pflicht geworden. Ob im Restaurant, beim Besuch der Pyramiden, am Flughafen oder auf dem Parkplatz – überall werden Touristen und Einheimm mische für jeden kleinen Dienst zur Kasse gebeten. Hilfsbereite Geister erwarten ständm dig Trinkgeld, also Bakschisch. Die ägyptische Tourismusbehörde macht sich inzwischen Sorgen, dass viele Touristen das Land mit einem bitteren Nachgeschmack verlassen könnm nten, weil ihnen immer mehr Verkäufer, Angestellte oder Taxifahrer Bakschisch aus den Taschen ziehen.

Bakschisch nervt Urlauber B

esucher fühlen sich belästigt „In den letzten Jahren haben wir beobl bachtet, dass die Touristen an vielen Orten gedrängt werden, den Leuten Trinkgl geld zu geben“, sagt Hischam Sasu, Direktor der Tourismusbehörde. Bei acht Millionen Besuchern, die jährlich nach Ägypten komml men, häuften sich die Beschwerden. „Viele Touristen fühlen sich belästigt.“ Denn schll ließlich zahlen sie genauso wie Einheimische in Restaurants, Bars und Cafés bereits ein Bedienungsgeld in Form eines gesetzlichen Service-Aufschlags von zwölf Prozent. Viele Ägypter haben aber keine Skrupel, von den

Fremden noch mehr zu verlangen. „Sie denkl ken, dass alle Touristen Millionäre sind und begreifen nicht, dass Ägypten den Tourismus braucht“, erklärt Sasu. Die Regierung habe im April deswegen eine Kampagne mit dem Slogan „Tourismus ist für alle gut“ gestartet. In Fernseh- und Radiospots und auf Plakaten sollen die Bürger für ein angl gemessenes Verhalten Besuchern gegenübl ber sensibilisiert werden. Das 100 Millionen Pfund (rund 14 Millionen Euro) teure Projekt soll helfen, den Menschen begreiflich zu macl chen, dass alle vom Fremdenverkehr profitierl ren können.

Viele Ägyptl ter haben aber keine Skrupel, von den Fremden noch mehr zu verlangen.

Bakschisch gehört zur Kultur´ Die kleinen Handreichungen, die Einheimisl schen und Touristen für ein oder zwei Pfund den Alltag erleichtern sollen, sind dabei nicht einmal immer hilfreich. Oft entsteht das Gefl fühl, dass einige sich das Geldverdienen besondl ders einfach machen. So wie beispielsweise der Mann mit dem dreckigen Putzlappen, der vor einem Café in Kairo den Fahrer eines Mittelkl klassewagens in die Parklücke winkt. Während der Autofahrer versucht, seinen Wagen in eine enge Lücke zu manövrieren, fuchtelt der Mann wild mit den Armen. Der Autofahrl rer lässt sich widerwillig dirigieren.


A

Tourismus

uch hier in Ägypten gibt es eine Einkl kommenssteuer, doch sind die Jobs der meisten Leute nicht registrierte, vielfach selbst geschaffene Aushilfstätigkeiten. So hat sich eine ganz eigene Art der Einkommensumvl verteilung etabliert... Das Wort „khawaga“ bedeutet „Ausländer/in“ oder „Fremde/r“ und hat den Angaben meines Sprachlehrers nach keine negative Konnotation wie etwa „gringo“ in Südamerika. Denn man weiss, was man hat an den „khawagl gas“. Wer in der Lage ist, ins Ausland zu reisen, muss der Annahme größerer Bevölkerungsteile nach unermesslich reich sein. So reich, dass alle möglichen Leute und Stellen unbedingt davon profitieren möchten. Bei fast jeder Touristenattraktion werden drei Preise ausgewiesen: Einer für Ausländer, einer für Studierende und einer für Einheimische. Derjenige für Ausländer ist natürlich der höchsl ste und entspricht in der Regel Eintrittspreisen auf Euro-Niveau. Man stelle sich einmal vor, in Deutschland würden höhere Preise für Ausländl der ausgewiesen... Unvorstellbar. Dies würde Massenproteste und Diskriminierungsdebatten auslösen. Sind bei Touristenattraktionen überhaupt noch Preise ausgewiesen, so findet man im Alltagslebl ben mit Ausnahme der großen Supermärkte und amerikanisierten Shopping-Malls in der Regel nirgendwo irgendwelche Preisangaben. Wie ermittle ich nun den Preis eines Produkts oder einer Dienstleistung? Ein schwieriges Unterfal angen, insbesondere für den preisunkundigen Ausländer... Dieser geht in der Regel in den Laden und fragt nach dem Preis. Der Verkäufer taxiert ihn dann mit den Augen und nennt ihm einen Preis, der seiner Wahrnehmung nach dem vermeintlichen Reichtum und der Unwissenheit des vor ihm Stehenden angemessen ist. Dieser Preis wird das Doppelte bis Dreifache des Preises für Einhl heimische betragen. Die Preisangaben sind jedl desmal unterschiedlich, je nach Tag, nach Verkl käufer, nach Kunde. Entweder man akzeptiert oder man handelt. Oftmals versuchen Leute auch (vor allem im Umfeld von Touristenattraktionen), Dienstll leistungen aufzudrängen ohne vorherige Zustl timmung des Betroffenen, um im nachhinein horrende Preisforderungen zu stellen. Die klassl sische Überrumpelungstechnik, die immer daml mit beginnt, dass einem jemand angeblich bei irgendeiner kleinen Sache behilflich sein möchtl te oder mit einer Dienstleistung beginnt ohne sich zu Beginn preislich festzulegen. Natürlich nur, um nachher die Hand aufzuhalten. Ziemll

In Deutschland wird permanent Einkommen umverteilt – von offizieller Seite. Wir zahlen Einkommensteuer, Kirchensteuer, Sozialbeiträge, Solidaritätszuschlag, Mehrwertsteuer. Das Geld wandert so vom Individuum zu vom Staat vorgegebl benen Zwecken. Das System ist offiziell mit klaren Regeln und Vorgaben, typisch deutsch eben.

Khawaga Preise

Das beste Mittel, um nicht über den Tisch gezogen zu werden, ist allemal die Kenntnis angemessener lokaler Preise, was man immer nur durch Vergleiche mit anderen herausfinden kann.

24

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

lich gewöhnungsbedürftig, wenn man für jede menschliche Interaktion abkassiert wird: Für die Benutzung eines Fahrstuhls, für das Weisen des richtigen Weges, für die aufgedrängte Erkl klärung einer Sehenswürdigkeit. Auch wenn im Vorfeld der Erbringung einer Dienstleistung ein Preis ausgehandelt wurde, so wird vielfach der Preis im Nachhinein einfach nochmal um 50% erhöht. D.h. man ändert die Spielregeln einfach während des Spiels. Mit der Zeit kennt man jedoch die gängigen Tricks und Taktiken und lässt viele Dinge schlichtweg nicht mehr mit sich machen. Eine interessante Art der Preisfindung ergibt sich auch beim Taxifahren. Es gibt keine Taxaml meter, man gibt nur den Ort an, ohne Preisverhl handlung. Dennoch muss man den ortsgängigen Preis kennen. Am Ende steigt man aus und reicht dem Fahrer das Entgelt, das offiziell nie genannt wurde. Jede Preisnachfrage zu Beginn der Fahrt würde sich als fatal erweisen, da dann mit überzl zogenen Forderungen zu rechnen wäre. Eine weitere, gängige Art der Einkommensumvl verteilung sind Provisionen. Oftmals ergibt sich die Vermittlung von Dienstleistungen über Bekl kannte oder Dritte und alle Beteiligten der Kette möchten profitieren. Einer ausländischen Bekl kannten von mir passierte es z.B., dass jemand ihr bei der Vermittlung einer Wohnung half und sie nachher herausfand, dass er 100% auf den eigentlichen Mietpreis aufgeschlagen und für sich behalten hatte. Die Herausgabe des Mietvl vertrags hatte der betreffende Herr unter Vorgl gabe fadenscheiniger Gründe bis zum letzten herausgezögert. Mit entsprechender Bezahlung beteiligter Stelll len kann man des Weiteren Behördengänge besl schleunigen, Leute davon überzeugen, dass sie bestimmte Dinge „nicht gesehen“ haben oder aber umgekehrt, dass sie Dinge „gesehen“ haben, die in Wirklichkeit nie stattgefunden haben etc.... Man muss sich hier immer vor Augen halten, dass man in einem anderen Land ist mit völll lig anderen Regeln und Vorgehensweisen, die zunächst völlig intransparent erscheinen und die man sich in Deutschland überhaupt nicht vorstellen kann. Das beste Mittel, um nicht über den Tisch gezl zogen zu werden, ist allemal die Kenntnis angl gemessener lokaler Preise, was man immer nur durch Vergleiche mit anderen herausfinden kann. Dann kann man sicher auftreten bei Gesl schäften. Zu manchen Dingen muss man schll lichtweg „Nein“ sagen und hart bleiben, anders geht es nicht.

Von Cosmopolitana

(Mit freundlicher Genehmigung von OPINIO)


25

Wirtschaft

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

In den letzten zwei Jahren übertraf das Wachstum der Börse Kairo alle anderf ren Börsen in den Schwellf lenländern. Um auch in Zukunft für die Anleger attraktiv zu bleiben, führt die Börse am Nil vor den arabischen Wettbewerbf bern neue Instrumente ein.

Neue Instrumente in der Börse D

as Handeln wurde über Internet eingeführt, und Fixen (“short selling“) wurden möglich sein, also der Verkauf einer Aktie, bevor man sie besitze, sagt Maged Shauki, der Vorsitzende der Doppelbörse von Kairo und Alexandria. In diesem Jahr kommen als weitere Instrumente zunächst der Indexhl handel und dann einzelne Derivl vatengeschäfte hinzu. Lediglich im Ausland ist es bisher möglich, über Zertifikate von ABN Amro auf den Index der 30 wichtigsten Titel in Kairo, den Case 30, zu handeln. Damit verbessere die Börse in Kail iro, die ausländischen Anlegern bereits heute deutlich mehr Freihl heit biete als die Börsen am Golf, ihre Stellung weiter, sagt Shauki. Der Börsenchef gehört zum Kreis der jungen Technokraten, die um Ministerpräsident Ahmad Nazif die ägyptische Wirtschaft modl dernisieren. Er ist erst 40 Jahre alt und stammt aus dem Kreis um Yusuf Boutros Ghali. Dessen Assistent war der zunächst in Kairo und dann in London ausgebildete Volkswirt, als er 1993 Minister für Internationale

Kooperation wurde und von 1997 an Wirtschaftsminister war. 2001 wurde Shauki, der nach seinem Studium zunächst fünf Jahre bei einer schottischen Bank gearbeitl tet hatte, in den Vorstand der noch nicht wiedererweckten Börse berl rufen. 2004 wurde er deren Vizepl präsident und im Juli 2005 deren Präsident. Als er vor Börsenvize wurde, hattl ten die Börsianer bei durchschnittl tlich 7.000 Transaktionen am Tag nicht einmal 20 Millionen Dollar umgesetzt. Heute sind es jeden Tag 35.000 Transaktionen mit einem Volumen von umgerechnl net 350 Millionen Dollar. Die Marktkapitalisierung nahm innl nerhalb von zwei Jahren von 35 Prozent am Bruttoinlandsprodukt auf 100 Prozent zu, auf umgerechnl net 95 Milliarden Dollar. Das ist die nach Saudi-Arabien höchste Marktkapitalisierung in der arabisl schen Welt. Getragen werde die Entwicklung von international ausgerichteten Standardaktien wie Orascom Tell lecom, Orascom Construction, dem Teppichhersteller Oriental Weavers und dem Finanzdienstll leister EFG Hermes, sagt Shauki.

Zum Abonieren

Bitte wenden Sie sich an:

Immer mehr auch kleinere Untl ternehmen gehen dazu über, sich über die Börse Kapital zu besl schaffen. Allein bei den zwei größten Börsl sengängen hätten die Unternehml men für mehr als 500 Millionen Dollar neue Aktien plaziert. Aufgrund der rückläufigen Zinsl sen wenden sich immer mehr lokl kale Kleinanleger der Börse zu. Shauki schätzt ihre Zahl auf mehr als eine Million. Ausländische Anleger halten 40 Prozent des Werts der gehandelten Aktien. Zunächst waren Pensionsfonds aus Großbritannien und den Verl reinigten Staaten auf den Appetit an der Börse Kairo gekommen. Es folgten Anleger aus Fernost und zuletzt die hochliquiden Araber vom Golf. Auf fünf Gründe führt Shauki die außergewöhnliche Entwicklung der Börse Kairo in den letzten Jahren zurück. Erstens sei das Ausgangsniveau zu Beginn des Booms 2004 sehr niedrig gewesl sen, und zweitens habe die Regierl rung Nazif mit der Privatisierung von vier großen Staatsbetrieben über die Börse Interesse geschaffl fen.

Rosi Aschenbrenner (Deutschland) 0049 0162 4095507 0049 05251 1740272 oder emailen an:

rosi-aschenbrenner@web.de

Allein bei den zwei größten Börsengängl gen hätten die Unternehmen für mehr als 500 Millionen Dolll lar neue Aktien plaziert. Aufgl grund der rückll läufigen Zinsen wenden sich imml mer mehr lokale Kleinanleger der Börse zu

Werner Witpeerd (Red Sea) Mobil (002) 010 2490998 oder emailen an: werner@witpeerd.de

Drei Börsendebüts von zu privatl tisierenden Gesellschaften waren bis jeweils bis zu dreißigmal überzl zeichnet, der vierte Börsengang steht mit Misr Aluminium unmittl telbar bevor. Drittens habe die Zentralbank mit dem Rückgang des Zinsniveaus die Rahmenbedl dingungen für die Börse verbessert und über die eingeleitete Restruktl turierung von Banken deren Börsl senwerte attraktiver gemacht. Viertens habe sich der Ausblick von Unternehmen der Textil- und Konfektionsbranche seit Anfang 2006 verbessert, seit das Abkomml men zu den „Qualifizierten Indusl striezonen“, von denen aus zollfrei in die Vereinigten Staaten geliefert werden kann, in Kraft getreten sei. Schließlich speise die hohe Liquidl dität aus dem Ausland die Hausse. Denn auf ausländische Anleger entfielen täglich 40 Prozent alll ler Transaktionen. Eine Hälfte davon komme aus den arabischen Golfstaaten, die andere aus Großbl britannien und den Vereinigten Staaten. Nun berät die Börse Kail iro das Nachbarland Libyen beim Aufbau einer Börse. (ÄH, Nachrichtenagenturen)

Ayman Scharaf (Kairo) Mobil (002) 010 6634143 oder emailen an:

hosamkosharaf@yahoo.com


Tourismus Sharm el Sheikh hat sich zum schicksten Urlaubsort Ägyptm ten entwickelt. Für den Mai gibt´s jetzt günstige Reise-Angm gebote. Die imposante Bergkulisse des Sinai im Rücken, das kristallklare, warme Wasser des Roten Meeres vor Augm gen - Sharm el Sheikh wurde von der Natur mit einer herrm rlichen Umgebung beschenkt.

Charme el Sheikh M

it dem Traumstrand der Na>ama Bay, zaubl berhaften Tauchgründl den, einer einladenden Fußgängl gerzone und eleganten Hotels hat sich Sharm el Sheikh zum schicksten Urlaubsort Ägyptl tens entwickelt. An dem zwölf Kilometer langen Küstenstreifl fen finden Gäste zahlreiche Restaurants, ein buntes Nachtll leben, eine Strandpromenade mit weltstädtischem Flair, einen Basar mit großem Schmuckund Souvenirangebot und feine Sandstrände mit einem vielen Sport- und Freizeitmöglichkl keiten. Gerne bezeichnen die Einwohner ihre Stadt auch als <Charme el Sheikh>. Doch nicht nur die Küste bietet zahlreiche Attraktionen, auch das bergige Hinterland lohnt einen Ausflug. Unvergessen bleibt ein Sonnenaufgang auf dem Mosesberg, wo Moses die Zehn Gebote erhalten haben soll: Zuerst leuchten die Bergsl spitzen golden, dann flutet das Licht die Hänge hinab und lässt das ganze Gebirge leuchten. Zu Füßen des Berges bewahrt das Katharinenkloster seit vielen

Jahrhunderten die christliche Lehre in Papyrusrollen und wertvollen Ikonen. In der Basl silika des Klosters ruhen die Gebeine der Heiligen Katharl rina. Eine besondere Erfahrung ist ein Ausflug in die Stille der Wüste. Fernab von allen Lichtl tern, Geräuschen und Gerüchen der Außenwelt erlebt man ungll laublich sternklare Nächte und faszinierende Tage. Auch die ägyptische Küche ist ein Erlebnis für sich. Die Mahlzl zeiten sind stark von der arabisl schen und der türkischen, ein wenig von der mediterranen geprägt. Vor allem die Palette an vegetarischen Gerichten ist äußerst vielfältig. Groß ist schon die Auswahl an Vorspel eisen - Mezze. Sie werden auf kleinen Tellern mit Fladenbrot serviert und sind so sättigend, dass man sich den Hauptgang mitunter sparen kann. Unbedl dingt probieren sollte man den erfrischenden Salat Tabbouleh mit viel Petersilie und Weizengl grieß, frittierte Bällchen aus Lammhack und Weizengrieß, Kibbeh, oder Sambousek, Teigtl taschen mit Gemüsefüllung.

26

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Ebenfalls beliebt sind gefüllt Weinblätter, Wara al-enab, und Labna, das dem Tzaziki ähnlich ist, aber zusätzlich mit frischer Minze gewürzt wird. Als Hauptgang wird Fleisch vom Hammel oder Lamm, Gefl flügel oder Rind meist gegrillt, seltener auch in Kräutersud gegart. Fantasievoller sind die Ägypter am Roten und Mittl telmeer bei der Zubereitung von Fisch. Jenach Küstenrl region werden Barrakudas, Tintenfische, Garnelen oder Hummer auf unterschiedliche Weise serviert. Abgeschlossl sen wird das Essen in der Regel mit einem sehr süßen Dessert oder Gebäck wie Baklava, Blätterteig mit Nüssl sen und Honig. Ein auf türkisl sche Art zubereiteter Kaffee, Ahwa,und der Genuss der orientalischen Wasserpfeife helfen bei der Verdauung. Getrunken wird in Ägypten vornehmlich Tee, Shay, in verschiedenen Sorten und Kaffee. Daneben gibt es eine Reihe von Erfrischungsgetl tränken, z.B. Limonensaft, Zuckerrohrsaft oder Tamarhl hindi - ein säuerliches Teegetl tränk aus Tamarindenfruchtfl fleisch. Aktuelle Angebote für einen Urlaub in Sharm el Sheikh gibt es von Gulet. Der MAGIC LIFE Sharm el Sheikh Imperial ist jetzt für den Mai besonders günstig zu buchen. Der Club liegt zehn Kilometer vom Flughafl fen Sharm el Sheikh und 29 km von Sharm el Sheikh entfl fernt. Die weitläufige Anlage (Gesamtfläche von 94.500 m2) verfügt unter anderem über Spezialitätenrestaurants, zahlreiche Bars und – ideal für Familien – einen Activity Pool mit separatem Kinderbl becken.


27

Cinema

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Tanz gegen die Unfreiheit «Dunia» ist der erste Spielfilm, den die libanesische Regisseurin Jocelyne Saab in Ägypten realisiert hat und er ist der erste aus einem arabischen Land, der das Thema der Mädchenbeschneidung aufgreift. Ein Gespräch mit Jocelyne Saab über ihr Verhältnis zu Ägypten.

F

ür sie sei das Drehen in Kairo auch eine Rückkehr gewesen in die Stadt ihrer Kindheits- und Jugendträume, sagt Jocelyne Saab. Die aus einer christlichen Familie stammende Regisseurin wurde 1948 in Beirut geboren, wo sie heute noch ab und zu lebt, nachdem sie Mitte der 1980er-Jahre ihren Hauptwohnsitz nach Paris verlegt hat. «Ich wuchs in Beirut mit den Liedern der legendärl ren ägyptischen Sängerin auf, Oum Kaltsoum; im Kino und am Fernsehl hen liefen meistens Musikmelodraml men aus Ägypten, das damals für die arabische Filmwelt so bedeutend war wie Bollywood für die asiatische – und als Teenager verehrten wir alle den ägyptischen Präsidenten Nasser, weil er die nationale Befreiung versprach und sich mit den Amerikanern und den Israelis anlegte. Er war damals unser Che Guevara», sagt sie und fügt ernüchtert hinzu, dass jedoch von all dem kaum etwas übrig geblieben sei. Jocelyne Saab ist sich bewusst, dass dieses heutige Ägypten ein traurigl ges Land ist. «Es ist eine kranke Gesl sellschaft, eine Gesellschaft, welche die Lust verbietet, ein Land mit viell len unglücklichen Frauen und auch Männern: Viele Männer leiden auch darunter, dass die Frauen so eingesl schränkt sind.» Dennoch ist «Dunia» kein trauriger Film, sondern ein poetl tisches Werk voller Farben, in dem die Sinnlichkeit, verkörpert durch die tanz- und literaturbegeisterte Protagonl

nistin Dunia ein herausragende Rolle spielt. Sie, die von der aus zahllosen Soaps berühmten Hanane Turk verkörpert wird, hat in Kairo ihr Literaturstudium abgeschlossen, sie ist Anfang 20, und sie möchte Tänzerin werden. Sie eifert auf diesem Gebiet ihrer verstorbenen Mutter nach und lernt beim Vortanzl zen den Literaturprofessor Dr. Beshir (Mohamed Mounir, einer der derzeit berühmtesten Pop-Sänger des Landl des) kennen. Dieser passionierte Litl terat und Spezialist für «1001 Nacht» bringt ihr die Traditionen und die Poesie des Sufismus, einer mystischen islamischen Strömung, nahe und lässt sie das Vergnügen der Sinne kennen lernen. Doch Dunias eigenes Erleben von Sinnlichkeit und Lust ist stark eingl geschränkt, denn – wie 97 Prozent aller ägyptischen Frauen – wurde auch sie in ihrer Kindheit beschnitten, und sie kann nicht verhindern, dass die kleine Tochter einer Nachbarin der grausaml men Prozedur unterzogen wird. «Dunia» ist der erste Spielfilm aus einem arabischen Land, der es überhl haupt wagt, die Problematik anzusprl rechen. Vieles wird dabei in kleinen Andeutungen belassen, so etwa auch der Umstand, dass Dr. Beshir nach einl nem Angriff von Islamisten sein Augl genlicht verloren hat. Jocelyne Saabs mutiger Film handelt im weitesten Sinn von sinnlicher Sublimierung, und er kann so von einer repressiven Gegenwart erzählen, ohne die Zensur

auf den Plan zu rufen. In Kairo wurde «Dunia» vor Jahresfrist unter grössten Sicherheitsvorkehrungen am dortigen Filmfestival gezeigt, die Regisseurin sah sich dabei schwersten Angriffen ausgesetzt, die sich jedoch unter dem Schutz der Kameras zahlreicher TVStationen abspielten. Jocelyne Saab wurde unter anderem vorgeworfen, ihr Film sei pornografisch, er zeige Kairos Strassen schmutziger, als sie in Wirklichkeit seien – und er sei gegen den Islam. Während die ersten beiden Anschuldl digungen lächerlich sind und Saab betont, dass sie in Tat und Wahrheit ein stark geschöntes Bild von Kairo

Von Geri Krebs

vermittle, weiss sie nur zu gut, dass der letztgenannte Vorwurf schnell tödlich sein kann. Ihr Film wolle kein Pamphlet sein, sondern eine sanfte Revolution, die zum Dialog aufrufe in Gesellschaften, die ihn verlernt hätten, schreibt Jocelyne Saab auf ihrer Homepage. Und sie fährt weitl ter: Unterdrückt von zwei Seiten, durch autoritäre Regimes und eine westliche Welt, die sich weigert ihre Menschlichkeit anzuerkennen, hätten Freidenker und Intellektuelle der arabl bischen Welt vergessen, dass sie stille Wasser aufwühlen könnten. (Quelle: Der Bund- www.espace.ch)


28

Ă„gypten Heute Juni/Juli 2007


29

Interview

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Im Ägypten wird jählich eine Schönheitswettbewerbe für Miss Egypt und im letzten Jahr wurde auch Mister Egypt gewählt. So ist es kein Wunder, dass die Wahl zur Miss Deutschland 2007 im ägyptischen Hurghada im vorigen Januar stattgefunden ist. Auch Der Veransf stalter der Miss Germany Wahl hat mit seinen Kandidf datinnen in Ägypten ein so genanntes «Trainingslagf ger» abgehalten. Und im April kam Miss Germany für eine Shotshow in Ägypten. Nelly Marie Bojahr hate eine zehntägige Reise in Hurghadas wunderschönen Nachbarort El-Gouna verbracht. Im Interview erzählt sie über ihre Reise und ihr neues Amt.

Interview: Ayman Scharaf Fotos: Hubert Peus

Miss Germany in El-Gouna S

ie sind zum zweiten mal am Roten Meer. Wie sehen sie den Standort

hier? Bojahr: Ich finde es hier in El Gouna wunderschoen, da es eine super Umgebung ist, mit dem Roten Meer, den Lagunl nen, der Sonne und den Templ peraturen. Wie kann man Schule und ein solches Amt „Miss Germany“ vereinbaren? Bojahr: Im Moment laesst sich die Schule nicht mit dem Amt vereinbaren, jedoch ist es kein Problem, da ich die Schule nach dem Amtsjahr fortsetzen werde und mein Schulleiter sehr entgegenkommend war. Ist das Wichtigste für Sie, nur schön zu sein, oder spielt Charl risma (Lächeln oder Fröhlichkl keit) eine Rolle dabei? Bojahr: Schoenheit alleine reicht nicht. Ich persoenlich finde, dass Charisma eine grosse Rolle spielt, da man durch eine besondere Aussl strahlung gleich ganz anders auf die Menschen wirkt. Schoenheit von aussen sowie von innen ist viel besser als

wenn jemand schoen ist, aber unfreundlich und ohne Aussl strahlung. War es eine Herausforderung für Sie, dass andere Menschen sagen „Diese Frau ist schön»? Bojahr: Es war keine direkte Herausforderung, aber es war auf jedenfall eine tolle Erfahrl rung. Es freut mich sehr, wenn Menschen sich so aeussern, noch schoener wenn sie dann nicht «nur» schoen sondern auch sympathisch meinen. Was waren Ihre schönsten Erinnerungen an die Zeit der Wahl? Bojahr: Ich habe viele schone Erinnerung an die Zeitvor der Wahl (die 2 wochen mit den anderen 22 Missen) sowie die Zeit der Wahl selbst. ich habe viele Dinge lernen koennen und fand es wunderbar so viell le neue Menschen kennenlernl nen zu duerfen, die alle sehr unterschiedliche waren. Supl per schoen war es natuerlich auch, dass wir all diese Dinge in El Gouna erleben durften. Waehrend der Wahl war es toll diese Aufregung zu spuel eren und zu wissen, dass die

2 Wochen Vorbereitung sich fuer die Vorstellung gelohnt haben. Was die MGC uns erml moeglicht hat war super! Was wollen Sie hauptberufl flich ausüben, als Model zum Beispiel oder wollen Sie noch ein Studium nach Abiturabsl schluss beginnen? Bojahr: Nach meinem Amtl tsjahr habe ich geplant mein Abitur zu machen und dann eventuell zu studieren. Ich finde Tourismus und Medien sehr interessant. Modeln koennte ich mir als Nebenjob vorstellen, jedoch moechte ich mich nicht auf Vergaengll liches wie Schoenheit verlassl sen. Viele junge „Schönheitskönigl ginnen» werden etwas Unerrl reichbarem nachgelaufen und „verheizt» in dieser Branche. Wie sehen Sie dies? Und wie kann man realistisch, mit den Füßen auf dem Boden bleibl ben. Bojahr: Ich sehe das anders, denn ich erlebe den ganzen Rummel ja am eigenen Leib und kann sagen, dass man nicht verheizt wird. Das ist

uebertrieben. ich habe viele Termine, die mir viel Spass machen und auch genug Urll laub zwischendrin. Ich sehe die Termineauch nicht als anstrengend an. Man muss einfach ganz normal bleiben und darf nicht abheben. Was war Ihr schönstes Erlebnl nis in diesem Jahr? Bojahr: Ich habe schon viele schoene Erlebnissegehabt, jedoch ist das Jahr noch nicht lang und es kommen noch viele Dinge auf mich zu. Man muss ledig und kinderlos sein und darf nicht älter sein als 26, wenn man zur „MissWahl» schreitet. Wie ist eigl gentlich Ihre Meinung dazu? Wie lässt sich Kind & Karriel ere auch vereinbaren? Bojahr: Ich selbst habe natuel erlich noch keine Kinder und kann somit nicht aus Erfahrl rung sprechen. es gibt jedoch genug Fraue, die mit gutem Beispiel voran gehen und Karriere und Kind super unter einen Hut bekommen. Was sagen Sie für die jenigen, die Schönheitsköniginnen werden möchten? Bojahr: Man muss immer an sich selbst glauben. Wenn man ein Ziel vor Augenhat, dann lohnt es sich es auszuprobl bieren. Man sollte es jedoch nicht um jeden Preis wollen, weil man sonst eventuell zu verkrampft wirkt. Ansonsten kann ich nur empfehlen, es unbedingt wenigstens auszl zuprobieren, wenn man


30

Ausbildung

In der Zeit zwischen dem 23. Dezember und dem 5. Januar, der Zeit der Raunächte (zwölf Nächte), kommt sie an die Oberfläche der Erde um zu sehen, wer fleißig war oder dem Müßiggang frönte. Die Rede ist von der germanischen Totengöttin Hel. Vermutlich ist sie es, auf die die Märchengestalt Frau Holle zurückgeht. Im Volksmund heißt es auch, dass Frau Holle für den Schnee veram antwortlich ist. Schüttelt sie ihre Betten aus, so würde es auf der Erde schneien.

Von Dirk Thormann

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Von Dirk Thormann

Schulleiter der Privaten Deutschen Schule Kairo

Die Zuschauer versinken in eine Märchenwelt D

ie Tatsache, dass Frau Holle in diesem Winter die meiste Zeit im Bett verbrachte, hat die Kinder der Privaten Deutschen Schule Kairo (PDSK) nicht davon abgehalten, das gleichnamige Märchen im klirrkalten Dezember-Kairo aufzuführen. Die Bühne bestand aus einem aufklappbaren Massivholzhaus, einem Apfl felbaum mit Fenster, einem Brunnen und einem sprechenden Backofen. Der Tanz der Schneeflocken wurde nach der Musik von Tschaikowski von dem Schulballett unter der Leitung von Frau Tatiana Kruk in atembl beraubender Präzision umgesetzt. Glitzernl nde Tutus, blinkende Silberkronen, das anhl heimelnde Licht des Bühnenwohnzimmers, die Schneeballschlacht der fünf Jungen, welche sich mit Schal, Norwegerpullover und Pudelmütze vor dem vier Meter hohl hen Weihnachtsbaum bewegten, ließen die Zuschauer in eine Märchenwelt versinken.

Mit Beginn des Deutsch-Ägyptischen Jahrs der Wissenschaftm ten und Technologie ist der Grundstein für eine engere wissm senschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ägypten gelegt. Im Rahmen der einjährigen Initiative unter dem Motto «Linking Scientific Masterminds» werden zahlreiche Konferenzen, Workshops und andere bilaterale Veranstaltungm gen stattfinden, die darauf ausgerichtet sind, den Austausch zwischen den Wissenschaftlern beider Länder zu fördern.

DeutschÄgyptisches Jahr der Wissenschaften und Technologie

2007 Beide Länder sind bestrebt, die Zusamml menarbeit zwisl schen Universl sitäten und die Mobilität von Studenten zu intensivieren.

D

arüber hinaus sollen - auch über das Jahr 2007 hinaus - Netzwerke zwischen deutsl schen und ägyptischen Wissenschaftlern auf- und ausgebaut werden. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan erklärte, das Deutsch-Ägyptl tische Jahr der Wissenschaften und Technologie biete eine ausgezeichnete Möglichkeit, die vorrangl gige Bedeutung von Wissenschaft und Forschung in beiden Ländern zu demonstrieren, ihre Zusamml menarbeit zu honorieren und zu vertiefen, den Austausch von Wissenschaftlern anzuregen und die Zukunft durch einen gegenseitigen Lernprozess aktiv zu gestalten. Für ihren ägyptischen Amtskollegen Prof. Dr. Hany Helal wird die Initiative nicht nur dazu beitragen, die wissenschaftliche Zusammenarbeit beider Länder zu intensivieren, sondern auch Brückl ken zwischen Nord und Süd zu schlagen. «Wir habl ben erkannt, welche grundlegende Bedeutung der Wissenschaft, Technologie und Innovation bei der Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung, der Armutsbekämpfung, der Förderung der sozial alen Eingliederung und der Verbesserung der Lebl bensqualität beizumessen ist», so Prof. Dr. Helal. In sechs thematischen Forschungsbereichen besl steht bereits eine Zusammenarbeit, die es nun auszubauen gilt. Dazu gehören die Bereiche Matl terialwissenschaft, Wasser, erneuerbare Energien, Biotechnologie, Gesundheitsforschung sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Darüber hinaus sind beide Länder bestrebt, die Zusl sammenarbeit zwischen Universitäten und die Mobl bilität von Studenten zu intensivieren. Seit fast fünf Jahrzehnten setzen sich der Deutsche Akademische

Mittlerweile sind in Kairo die Wintertage gezählt und die Wochenendflucht in die wärmeren Regionl nen Oberägyptens erübrigt sich. Noch in der letzten Woche breiteten unsere Kleinen ihre Arme aus und drehten sich mit glücklichen Augen ausgelassen im Regen, etwa so, wie es die Kinder in Deutschland beim Anblick des ersten Schnees tun. Inzwischen kann man jedoch bereits wieder die ersten Sonnl nenstrahlen im Teegarten des Palastes, welcher von Vizekönig Khedive Ismail für die Kaiserin Eugenie erbaut worden ist, genießen. Der Palast wurde anlässlich der Eröffnung des Suezkanals von einem deutschen Architekten Jull lius Franz konstruiert. Auch im Kunstunterricht ging es kürzlich darum, Momentaufnahmen einzufl fangen und in Form von Collagen abzubilden. Die so entstandenen Bilder sind ab sofort in unserer Online-Galerie der PDSK öffentlich zugänglich. Wir möchten Sie herzlich eingeladen bei uns vorbeizl zuschauen: www.private-deutsche-schule.de

Austauschdienst (DAAD) sowie dessen Partnereinrl richtungen in Deutschland, wie die Alexander-vonHumboldt-Stiftung (AvH), für den akademischen Austausch und die Zusammenarbeit mit ägyptischen Hochschulen und Universitäten ein. Das Goethe-Institut Ägypten hat – in Zusammenal arbeit mit der Faculty of Arts der Cairo University – die Federführung im Bereich Geistes- und Sozialwl wissenschaften übernommen und plant im Lauf des Jahres eine Vielzahl von Veranstaltungen dazu. Unter dem Leitbegriff „Identität in der globalisierten Welt“ findet am 5. und 6. Mai in der Cairo Universl sity eine Wissenschaftskonferenz mit Teilnehmern von Universitäten, NGOs und Forschungseinrichtul ungen aus Deutschland und Ägypten statt. Die Theml menbereiche der Konferenz setzen sich dabei mit den eher langfristigen Aspekten gesellschaftlicher Veränderungen auseinander: Welche Prozesse habl ben wann und warum zu Veränderungen geführt? Inwiefern waren und sind diese Prozesse steuerbl bar? Gibt es vor dem Hintergrund parallel stattfindl dender weltweiter Veränderungen vergleichbare Erfahrungen? Einer der wesentlichsten Faktoren gesellschaftlicl cher Veränderungsprozesse der letzten Jahre und Jahrzehnte ist weltweit die stetig größer werdende Bedeutung der digitalen Medien, die sich zunehml mend auf das Alltagsverhalten, die Werteentwickll lung und die Lebensentwürfe insbesondere der jungen Bevölkerungsgruppen einer Gesellschaft auswirken. In Form eines bilateralen Forschungsund Begegnungsprojekts soll geklärt werden, was man unter „Digital Consumer Culture“ versteht und mit welchen konkreten Aspekten sich die Forsl schung auseinandersetzt.


31

Meinung

Ägypten Heute Juni/Juli 2007

Der österreichischen Zeitung Standard ist es zu verdanken, daß Deutschsprechende überhaupt auf diesen Fakt aufmerksam wurden, denn sie ist tatsächlich die einzige deutschsprachige Zeitung, die das überhaupt berichtet. Googelt man in deutsch, findet man bei offiziellen Presseorganm nen ausschließlich nichtssagende Meldungen ansonsten über Ägypten, wenn man aber googelt, findet man in Blogs und informellen Seiten eine Menge Berichte über eine beispiellose Streikwelle und Arbeiterproteste im Land am Nil. Ahmed Nazif, Regierungschef

Gudrun Harrer

Streikwelle überzieht Ägypten seit Monaten

D

iese Entwicklung ist keineswl wegs neu, sondern bahnte sich schon seit einigen Jahrl ren an. Hintergrund ist eine massive Verarmung der arbeitenden Bevölkl kerung Ägyptens. Beispielsweise, von 1998 bis 2004 gab es in Ägypten mehr als 1.000 Kampfaktionen von Arbeitern wie Streiks, Sitzblockaden und Demonsl strationen. Davon entfallen 26 Prozl zent auf das Jahr 2004, drei Mal so viel wie 2003. 400 Arbeiter bei Esco haben am 13. Februar 2005 gegen die Privatisierung des Staatsunternl nehmens und Lohnkürzungen gesl streikt. Ihr Lohn beträgt rund zwei US-Dollar pro Tag. Der “Standard” schreibt zur aktuelll len Lage: „Seit Monaten andauernde Streikwelle hat zunehmend soziales Eskalationspotenzial. Ägypten wird seit Wochen und Monaten von einer Streikwelle und Arbeiterprotesten überzogen, die zunehmend Eskalatl tionspotenzial aufweisen. Die Regl gierung beschuldigt die Muslimbrudl derschaft, die Fabriksarbeiter gegen die Autoritäten zu mobilisieren. Beobachter sind sich jedoch darübl ber einig, dass der Protestbewegung echte soziale Probleme und eine tiefe Frustration der Bevölkerung zugrunde liegen. Ausgegangen sind die – wilden, das heißt vom Gewerkschaftsverband nicht untersl stützten – Streiks von den Textilarbl beitern. Längst haben sie sich auch auf andere Bereiche ausgedehnt, etwa auf die Lebensmittelindustrie, sie betrifft aber auch Bereiche wie U-Bahn und Müllabfuhr in Kairo. Kollektive Arbeiterproteste sind in Ägypten nichts Neues, aber sie beschränkten sich früher auf die staatlichen Industrien. Jetzt ist der private Sektor betroffen, wobei es sich oft um im Rahmen der teilweise erfolgreichen Wirtschaftsreformen privatisierte Firmen handelt“. Das ist sehr witzig vom Standard ausgedrückt. Realer Hintergrund dieses “Phänomens” ist die massl sive Privatisierungswelle, die eine ähnliche Funktion hat wie die in Russland unter Jelzin. Was als “Libl beralisierung” ausgegeben wird, ist in Wirklichkeit eine Verramschung der staatlichen Betriebe. Da aber die Arbeiterschaft gleich mit den Betl trieben in mehrfacher Hinsicht “verkl kauft” wird, ergibt sich auch logisch die Ausweitung der Streikwelle “auf den privaten Sektor”. Weiter schreibt der österreichischen Zeitung Standard: „Ein Beispiel dafür ist die Arab Polvara Spinnerei und Weberei in Alexandrien, die im März und April die bisher größten Arbeitsniederlegungen erlebte. Etwa 6000 Arbeiter traten in den

Streik und erzwangen die Erfüllung von Zugeständnissen: Dividenden wurden nachbezahlt, und soziale Verschlechterungen (wie Streichung von Krankengeld) rückgängig geml macht. In der Konfektionsfabrik Mansura-Spain-Company dauern die Proteste seit April an und sind, laut der linken Zeitung Al-Wafd, in Gefahr zu eskalieren: Die Arbl beiter und Arbeiterinnen wollen in den Hungerstreik treten. Die Fabrik schuldet ihnen Gehaltszahlungen und Prämien seit 1995 und soll nun verkauft werden. Durch die Streiks wollen die Arbeiter erzwingen, dass der neue Eigentümer sie bezahlt“. Ist es durchschaubar, liebe Leser, welche perfiden Spiele da in Ägyptl ten ablaufen? Fallen Ihnen Parallell len auf etwa zur Privatisierung der TeleKom, deren Dienstleistungen unterdessen weitgehend an Subfirml men outgesourct wurden, die Billl ligstlöhne zahlen? Wenn Sie die Hotline der Telekom anrufen, habl ben sie gewöhnlich jemand am Tell lefon, der keine 900 Euro für einen 8 - Stundenjob bekommt und noch nie einen Arbeitsvertrag mit der Telekl kom gesehen hat. Doch zurück nach Ägypten. Der Standard schreibt weiter: „Hintl ter der sozialen Unruhe steht die Tatsache, dass die Modernisierung der vergangenen Jahre die ägyptl tische Wirtschaft heute zwar wesl sentlich besser dastehen lässt, die Arbeiterschaft aber nicht nur nicht davon profitiert, sondern in immer prekärere Verhältnisse abrutscht. Die Inflation ist hoch, die Löhne

stagnieren, und wenige Konsumgl güter sind vom Staat gestützt“. In nicht zu überbietender Deutlichkl keit wird in Ägypten vorexerziert, was glorreiche Zukunft für die ganze Welt sein soll, wenn es nach den neokonservativen/neoliberalen Globalisierern geht. “Der Wirtschaft geht es gut” heißt das Geschwätz, es wird von “Aufschwung” und “Boom” geredet. Klingt doch gut, nicht wahr? Gehören Sie auch noch zu den unverbesserlichen Dummbeutl teln, die der Ansicht sind, wenn es mit der Wirtschaft “aufwärts” geht, geht es auch den Menschen gut? Dann warten Sie eben ab, bis Sie an der Reihe sind! Ägypten zeigt es, was auch unsl sere Zukunft ist: Aufschwung ist demnach gleichbedeutend mit “Abrl rutschen” großer Bevölkerungsteile in “prekäre Verhältnisse”, Inflation, Lohnstagnation oder sogar Lohnsl senkung (beispielsweise durch Entlassungen plus Outsourcing, so einfach geht das). Und “Geschenke an die Armen”, sprich Subventionierung von Verbl brauchsgütern des Grundbedarfs, sind natürlich Luxus und werden gestrichen. Soll das Pack doch eben “fleißiger” sein. Doch lesen wir weiter die Standard - Meldung: „Linke Arbeiterklasse.. Die Behauptung der ägyptischen Regierung, die Arbeiterproteste würden von den Muslimbrüdern – gegen die das Regime soeben wiedl der hart vorgeht – geschürt, ist besl stenfalls ungenau. Die Arbeiterfrage ist eher eine Herausforderung auch

Staatsbetriebe werden an meistbietende “Investoren” verramscht, die im Zuge von “Rationall lisierungen” Arbeitsplätze abbauen und massive Lohndrückerei betreiben. Das hat natürlich Folgen.

für die Muslimbruderschaft, die von Mittelklasse-Geschäftsleuten getragl gen wird, die der traditionell linken industriellen Arbeiterklasse wenig verbunden sind. So konnte sich die Muslimbruderschaft auch nicht dazu durchringen, nach den – schwer unfairen – Gewerkschaftswahlen im Herbst 2006 wie angekündigt eine eigene unabhängige Gewerkschaft zu bilden. Ihrerseits wollen die linkl ken Parteien nichts mit den Islamistl ten zu tun haben“. Zur Erklärung sei gesagt, daß in Ägypten sogenannte “gelbe Gewl werkschaften” relativ stark sind. Als “gelbe Gewerkschaften” bezeichnet man Arbeitsinteressensorganisationl nen, die von Unternehmern geleitet werden. Im Falle Ägyptens rührt dies noch aus der Zeit Gamal Abd el Nassers, der große Teile der ägyptisl schen Industrie verstaatlichte. Die Arbeiterschaft war in dieser Zeit (bis ca. 1970) durchweg nasseristisch nationalistisch gesinnt, weswegen diese Art von Gewerkschaftsorganl nisation, die eher staatlichen Organl nisationen gleichkommen, in der ägyptischen Arbeiterschaft vorherrl rschend war. In Ägypten aber wie überall in der Welt ist eine beispiellose Privatisierl rungswelle im Gange. Staatsbetriebe werden an meistbietende “Investorl ren” verramscht, die im Zuge von “Rationalisierungen” Arbeitsplätze abbauen und massive Lohndrückl kerei betreiben. Das hat natürlich Folgen. “Gelbe Gewerkschaften” verlieren jede Legitimation, da sie gar nicht daran denken, die Interessl sen ihrer Mitglieder zu vertreten. Logischerweise taucht das Bedürfnl nis nach wirklich unabhängigen Gewl werkschaften auf. Noch ein anderer Aspekt aus dem Absatz ist interessant: die propagl gandistische Taktik der vollkomml men abgehobenen Regierung. Ausgl gerechnet der Muslimbruderschaft wird die Schuld an den Streikwellen zugeschoben. Lobenswerterweise macht der Artikel darauf aufmerksl sam, daß das nicht sein kann, denn die sich aus Not radikalisierende Arbeiterschaft hat mit dem Islamisml mus - logischerweise - wenig am Hut. Doch die ursprünglich aus dem Kampf um ausstehende Löhne und Bonuszahlungen erwachsene Bewl wegung konfrontiert sich allmählich auch politisch mit dem Mubarak Regime, das nur nebenbei bemerkt nichts anderes als eine kaschierte Diktatur und Marionette der USA darstellt. Und diese Regierung weiß sehr wohl, daß ihre Tage möglicl cherweise schon gezählt sind. Von nemetico geschrieben http://politblog.net



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.