Ibis im Café Awadallah
Erotische Kleopatra Ausstellung
24
Streit um Gesichtsss schleier
9
Ägypten Heute ist eine montalich - kulturelle, touristische und politische Zeitung
Nagib Mahfuz lebt noch
12 Februar 2007
4€
Inhalt Stein des Anstoßes ist hier nicht der „Hijab“, ein Kopftuch, das die Haare bedeckt, sondern der zusätzlich zu Kopftuch und Ganzkörperverhüllung getragene „Nikab“, der das gesamte Gesicht bis auf die Augen bedeckt, wobei einige „Nikab“-Trägerinnen auch noch die Augen hinter einem halbtransparenten schwarzen Schleier verbergen.
9 Seit mehr als 10 Jahren geben nun auch europäische Metropollen ihre groovige Prise zum gewürzreichen Orient-Pop hinzu. In Paris, insbesondere im Vielvölker-Quartier Barbès, haben die Exilanten des Maghreb entdeckt, daß Funk, Soul, Rap und Latin-Rhythmen mit ihren eigenen Tönen ein bezwingendes Amalgam bilden, und so sitzt arabische Musik, nicht nur dank Khaleds Ballade von der «Aicha», fest und selbstverständlich im Sattel der nationalen Charts.
20
11
Fluch der Pharaonen
Im Jahr 1923 wurde im Tal der Könige das Grab des Tut-enchAmun geöffnet. Warnungen vor einem angeblichen Fluch, der für den vorzeitigen Tod sorgt, für die jenigen, die die Grabesrruhe des Pharao stören, wurden von den Wissenschaftlern in den Wind geschlagen. Zwei Wochen später war Lord Carnaavon, der Finanzierer der Ausgrabung, tot.
16
Kairo steckt in allen Sinnen. In den Ohren, die vor der Schrille der Kakophonie des Straßenalltags kapitulieren wollen und in der Nase, die gereizt ist vom Parfum der Madames et Mademoiselles - doch der Gestank der ägypttischen Hauptstadt ist dominnant und so aufdringlich wie der Smog, der sich glitschig wie eine metallene Maske über die Haut legt.
Phantasie und Lebenslust
Wenige in Ägypten kennen den Schriftsteller Ibrahim Aslan. Noch wniger kennen seinen Roman ”Al-Malek Al-Hazeen“ (Der Ibis), wie Doris Kilias übersetzt. Doch Milionen von Ägyptern und Arabern erinnern sich an den Film ”Kit-Kat“, der 1991 nach gleichnamigem Roman gedreht wurde.
Nagib Mahfuz lebt noch
Jährlich am 11 Dezember feieret die ägyptische Presse – besonders Literaturzeitsschriften – den Geburtstag des Nobelpreisträgers Nagib Mahfuz. Dieses Jahr wird sie nicht feiren. Der Alte man verstarb zwei Monate vor seinem 95 Geburtstag. Aber viele Ägypter, die dem Epiggone der modernen ägypttischen Literatur Achtung und Liebe erweisen, werden seine Werke weitgehend eriinnern. Er ,der als der einzzige arabische Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur im Jahre 1982 erhalten hatte, wird ein Symbol für ausländdische Anerkkennung der ägypttischen und arabisschen Literratur.
22 Bukra ist schlimmer als mañana
Bukra heißt morgen. Und Bukra ist schlimmer als mañana. Viel schlimmer. Bukra kann eine Ewigkeit dauern. Es sitzt bequem auf den Stühlen, tropft von den Wänden und wohnt in Kairo, der größten Stadt Afrikas, der „Mutter aller Städte“. In Kairo wohnen 18 Millionen, 19 Millionen, 20 Millionen Menschen? Wer weiß das so genau? In Kairo wohnt Bukra, viele schöne Monumente, das Chaos und der Lärm und Ali. Bukra wohnt auch bei Ali, der morgen eine neue Wohnung bekkommen soll. Morgen, immer morgen. Das kann dauern - bis ans Lebensende. Das Lebensende wohnt übrigens auch hier, denn Ali haust auf einem Grab im Nordfriedhof, einer der drei Totenstädte Kairos. Was in den zwanziger Jahren als illegale Besetzung begann, ist heute längst Normalität, angeschlossen an die Wasser- und Stromversorgung.
10
Februar 2007
Die Stimme der Stille
Streit um Gesichtsschleier
Gegenseitige Einflüsse in Musik
Ägypten Heute
12
A
Inhalt
m 6. Oktober 1981 feirete Ägypten den achten Jahresttag des „sechsten Oktoberkrieges“ (Jom-Kippur) mit einer Militärparade in Kairo. Damals hatten ägyptissche Truppen den Suezkanal überquert, die Truppen der Isrraelischen Besatzung strategisch überrascht und die Halbinssel Sinai von ihnen befreit. Aus der Paradeformation lösen sich ein paar Soldaten, stürmmen auf die Präsidentenloge und feuern. Der Staatschef bricht, von mehreren Schüssen getroffen, zusammen. Für den Frieden mit Israel zahlte der Mann in Uniform, 53 Jahre alt, mit seinem Leben. Radikale Islamisten von „Tanzim el Jihad“ (Gruppe des Heiligen Krieges) hatten das Attentat gepplant. Nachfolger wird der Luftwaffenchef General Husni Mubarak, der bis heute im Amt festgeklept ist. «Ich, Anwar al-Sadat, ein Bauer, geboren und aufgewachsen an den Ufern des Nils, wo der Mensch zum ersten Mal die Morgenröte der Zeiten erblickt hat» - so begann Sadat seine Memoiren, die mit der Rede am 20. November 1977 vor der Knesset in Jerusalem enden - eine Rede, die seither nichts von ihrer moralischen Kraft eingebüßt hat. Sadat ragt heraus als Beispiel für das Potenzial des Staatsmanns in der Gesschichte, und bekam im Jahre 1978 den Friedensnobelpreis. Der Bauernsohn vom Nil war noch vor dem Zweiten Weltkkrieg in die Armee eingetreten, wurde Offfizier und musste seine antibritische Haltung in Zelle 54 büßen was sein Denken nach eigenem Zeugnis prägte. Er gehörte zu den putschenden Offizzieren, die 1952 unter Oberst Gamal Abdel Nasser die Monarchie stürzten, die Briten hinausdrängten und in der Suezkrise 1956 in das große equilibristtische Spiel der Weltppolitik zwischen Sowjjets und Amerikanern eintraten. Nach der arabischen Niederlage gegen Israel im Jahr 1967 verlor Ägypten die Halbinsel Sinai, die Einnahmen aus dem Kanal, Prestige unter den Arabern, und die Sowjets spielten sich als Herren auf. «Die Machtlosigkeit der Macht» - so nannte Sadat, rückblickend, diese Jahre, um sie zu korrrigieren. 1970 wurde er Nachfolger Nassers, in Wahlen bestätigt westliche Geheimdienste gaben ihm indessen bestenfalls ein paar Monate Stehzeit. Stattdessen befreite er das Land vom Sowjetvorbild und vom Bündnis mit dem Kreml, leitete die «zweite Revolution» ein und suchte nach Verbündeten. Der Oktoberkrieg 1973 gegen Israel gab ihm Rückhalt in der Bevvölkerung und nach außen Verhandlungsgewicht. Das setzte er nicht nur ein, um Amerika als Schutzmacht zu gewinnen, sondern noch mehr, um mit Israel Frieden zu schließen. Bis an die Enden der Erde, selbst nach Israel würde er gehen, um Frieden zu schließen, hatte er öffentlich gesagt. Israels Ministerpräsident Menachem Begin reagierte durch förmlicche Einladung. Als Sadat auf dem Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv einschwebte und dann vor der Knesset sprach - die Rede wurde im Fernsehen übertragen - kamen hartgesottennen Soldaten und Diplomaten in Israel die Tränen. So entsstand der Friede der Tapferen. Der Sinai ging zurück an die Ägypter - die letzten Siedlungen ließ Scharon abräumen. Auf der Halbinsel gelten, unter Führung der USA überwacht, bis heute Rüstungsbegrenzungen. Wenngleich von kalter Art, gehört dieser Friede zu den wenigen haltbaren Strukturelemmenten der Region. Ägypten spielt eine zunehmend wichtige Rolle in Nahost. Eine stabilisierende Politik für die Region, kann auf die Regierung in Kairo nicht verzichten. Denn der Friede zwischen Israel und dem Staat am Nil ist eines der wenigen haltbaren Strukturelemente der Region. So können die Amerikaner, auch noch die Israelis auf Erbe Sadats aufbauen, aber wenn sie noch Frieden, nichts anderren, wollen.
Februar 2007
Errichtet am 28 Oktober 2002, veröffentilcht monatlich von Ghofran Publishing Company Limited. London Registration No: 4279535 Herausgeber & Chefredakteur
Ayman Scharaf
Autoren dieses Heftes:
Prof. Moustafa Maher Christian Hohmann Judith Weibrecht Ulla Ackermann Ludwig Ammann Monika Zeller Andrea Nüsse Michael Stürmer
Vorwort
Ayman Scharaf
Ägypten Heute
Erscheinung dieser Zeitung schuldet Dank Herrn Volkhard Winfuhr, Frauen Linda Rushddy und Regiena Fahmy, die bei der experimentellen Ausgabe große Hilfe gegben haben. Design und Bildredaktinon
Amr Attwa
D & B Assistent
Elham Abdel-Karim Graphik
Das Mittelmeer: Eine Rundreise der Kulturgüter
Mindestens seit den Humanisten weiß man, daß die Wiege der Kultur der Menschheit in Ägyptten liegt. Zuverlässige Studien haben gezeigt, wie die Kulturgüter auf dem Landweg und auf dem Wasserweg über das Mittelmeer zu den mediterranen Nachbarn bis Kleinasien, Athen, Rom und den dazugehörigen auf das Mittelmmeer blickenden Ländern Europas, Afrikas und Asiens gelangten. Nach meiner Auffassung stellt das Mittelmeer das Herz einer Kulturwelt dar, die über die regionalen Besonderheiten hinnaus eine Einheitlichkeit aufweist. Die diversitè ist nicht zu übersehen,aber es handelt sich um eine diversitè innerhalb der unitè. Die Perspektive, von der aus ich das Thema betrachte, ist die Kultur die ich gern von politisschen und militärischen Bestrebungen fernhaltte. Doch zunächst stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Terminus Kultur. Wir alle wisssen, daß Kultur keine verbindliche Definition hat. Die einen fassen sie weit, die anderen eng. Als semantisches Gefäß hat das Wort Kultur ein faszinierndes Fassungsvermögen.
18
Fatthy Ghaly Technische Mitarbeiter
Alaa Issawi
Produktionseinheit
Phone & Fax:: +2 02 7957033 E-mail: 15adv11@gmail.com
www.15-11.net/aegyptenheute E-mail: hosamkosharaf@yahoo. com Phone & Fax: 002 02 6703805 Hotlinien: 002 010 66 34 143 002 012 30 50 264 Beiträge der namentlich genannnten Autorinnen und Autoren gebben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Politik
Ägypten Heute Februar 2007
Ägypten und Tunesien, Marokko und Saudi-Arabien, Algerien und die Vereinigten Emirate: Gleich sechs arabische Staaten planen jetzt zivile Atom-Programme. Der Grund dafür ist Irans Vorpreschen, sagen Experten. Die Angst vor neuen Atommächten wächst - und vor einem Wettrüsten in Nahost. Schimon Peres, der achte Ministerpräsident Israels von 1984 bis 1986 war und bis heute einner der dienstältesten israelischen Politiker ist, hatte bei seinem Berlin-Besuch kürzlich eine Anekdote mit bittersüßem Beigeschmack parat. Der ehemalige israelische Premier und derzzeitige Vize-Regierungschef erzählte, wie ein hochrangiges ägyptisches Regierungsmitglied ihn während eines Israel-Besuchs fragte: Könne er mal die Nuklearanlage in Dimona sehen? Jene Einrichtung, in der angeblich Israels Atomsprengköpfe lagern? Peres antwortete: «Auf gar keinen Fall. Es ist viel abschreckender, wenn ihr nicht wisst, was es dort gibt.»
Warum will Ägypten, auch noch fünf andere arabische Staaten Atomprogramm? S
eit Jahrzehnten gilt Israel als De-facto-Atommmacht. Offiziell hat das Land den Besitz von Atomwaffen zwar niemals zugegeben - dass jedoch keiner ernsthaft ihre Existenz bezweifelt, findet Israel durchaus hilfreich. Schließlich ist Israel der einzige Staat im Nahen Osten, der aktuell diesen Sonderstatus genießt. Eine Situation, die sich derzeit allerdings zu ändern droht - wegen Iran. Der Schiiten-Staat betreibt ein angeblich rein ziviles Atomprogramm, das nach Überzeugung der westlichen Welt den Bau der Bombe ermöglichen soll. Zwar gibt es noch keine harten Beweise gegen Iran. Doch löst schon die Exisstenz des Programms bei anderen arabischen Staaten Ambitionen aus. Das äußerst fragile sicherheitspolittische Gleichgewicht in der Region droht endgültig aus der Balance zu geraten: Gleich sechs arabische Staaten haben angekündigt, in Bälde zivile Nuklearrprogramme aufzulegen. Darunter Israels Nachbar Ägypten. Ein Sprecher der Internationalen Atomenergiebehhörde der Uno (IAEA) bestätigte, dass Ägypten, Marrokko, Algerien und Saudi-Arabien die Organisation mit der Bitte um Unterstützung kontaktiert haben. Tunesien und die VAE sollen dem Bericht zufolge Interesse bekunden haben. Grundsätzlich hat jedes Land der Erde das Recht, Atomenergie zu friedlichen Zwecken zu nutzen. Die IAEA hat die Aufgabe, sie dabei zu beraten - und Versstöße gegen die Abmachungen zur rein zivilen Nutzzung aufzudecken. Jetzt allerdings wächst die Sorge, dass statt einem, keinem oder schlimmstenfalls zwei Staaten im Nahen Osten irgendwann gleich mehrere über ein Atomwaffenarsenal verfügen. Augenfällig ist dieses Kalkül bei Saudi-Arabiens. Die Monarchie in der Wüste verfügt über die weltggrößten Ölreserven. Energieprobleme dürften kaum der Grund dafür sein, wieso sie nun Reaktoren will. Wie Ägypten ist Saudi-Arabien bisher für einen komplett atomwaffenfreien Nahen Osten eingetretten - was allerdings friedlicher klingt, als es gemeint war: Das erste Ziel dieser Forderung war stets die Abrüstung Israels. Saudi-Arabien und die VAE haben sich per Abkommmen vor langem dazu verpflichtet, kein eigenes Uran
Dimona Reaktor anzureichern - was die Grundlage für den Bau von Atomwaffen wäre. Auch Ägypten will ausdrücklich kein Uran anreichern. Alle sechs arabischen Staaten betonen, dass sie nur Strom erzeugen wollen, keine Waffen. Aber auch ein solches ziviles Programm ist für Beoobachter Grund zur Sorge. Denn von allen Atommmächten dieser Welt haben nur die ersten drei beim Bau der Bombe auf Forschungsergebnisse aus der friedlichen Nutzung verzichten können: die USA,
die Sowjetunion und Großbritannien. Bei allen anderren legte die friedliche Nutzung die Grundlagen für die militärische. IAEA-Chef Mohammed al-Baradei drückt es so aus: «Wir sind vor allem auf die guten Intentionen diese Staaten angewiesen - und das sind Intentionen, die auf der Einschätzung der eigenen Sicherheit oder Unsicherheit dieser Länder beruhen und sich deswegen auch schnell ändern können.» Ein atomarer Naher Osten ist seit jeher eine Horrorvvorstellung. Seit fast sechs Jahrzehnten herrscht zwisschen Israel und den umliegenden Staaten bestenfalls ein kalter Frieden. Als der Irak in den achtziger Jahren ein Nuklearprogramm startete, ging Israel auf Nummmer sicher und zerstörte mit seiner Luftwaffe den Reaktor von Osirak. Erleichtert reagierte die Welt 2003 darauf, dass der libysche Staatschef Muammmar al-Ghaddafi sein Atomprogramm einstellte. Das Knowhow für Waffen- und Zentrifugenbau hatte er übrigens von dem pakistanischen Nukleartechniker Noor Khan erworben - der jahrelang einen schwunghhaften Schwarzmarkt betrieb und außerdem Iran und Nordkorea mit Blaupausen belieferte. Im Nahen Osten sind gleich mehrere nukleare Worst-case-Szenarien vorstellbar, ohne dass man dafür viel Phantasie bräuchte. Ein erneuter arabischisraelischer Krieg mit Atomwaffen wäre das eine. Das andere wäre eine Auseinandersetzung zwischen dem mehrheitilich sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran - die beiden Staaten werden immer stärker zu Konkurrenten um den Status einer Hegemonialmacht. Außerdem gibt es im Nahen und Mittleren Osten reichlich Terrorgruppen, die schon in der Vergangenheit und in entlegeneren Gegenden versucht haben, an Atomsprengköpfe zu gelangen. Selbst wenn ihnen das nicht gelingt: Ein Atomkraftwwerk ist ein formidables Anschlagsziel. Natürlich wird keiner der sechs Atom-Willigen in absehbarer Zeit in der Lage sein, Atombomben zu bauen. Die IAEA würde wohl erst misstrauisch werdden, falls die ersten Länder versuchen, den Treibsstoffkreislauf zu schließen - weil dies auf eine militärrische (Mit-)Nutzung hinweisen würde. Bis dahin überwiegen bei der Behörde in Wien die Bedenken, ob die Länder überhaupt in der Lage sind, die Reakttoren sicher zu bedienen.
Politik
Ägypten Heute Februar 2007
Mubarak will bis zum Tod herrschen Ägyptens Staatschef Husni Mubarak will bis zu seinem Lebensende die Geschicke des Landes lenken. Das ist eine schlechte Nachricht für seinn nen Sohn. «Ich werde dieses Land weiter in die Zukunft führen und dafür die Verantwortung und die Lasten tragen, so lange ein Herz in meiner Brust schlägt und ich atme», sagte der 78-Jährige bei einer Ansprache im Parlament im vorigen Novn vember. Beobachtern zufolge macht die Aussage deutlich, dass Mubarak sein Amt oder wenigstens die Macht über Ägypten für den Rest seines Lebn bens behalten will.
Z
uletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass Mubarak seinen Posten noch vor dem Ende seiner offiziellen Amtszeit 2011 an seinen 42-Jährigen Sohn Gamal übergeben möchte. Der Staatschef hatte dies aber stets ausgeschlossen. In seiner Rede vor dem Parlament kündigte Mubbarak zudem eine Verfassungsänderung an: Diese würde es Oppositionsparteien bei Präsidentenwwahlen vereinfachen, einen Kandidaten ins Rennnen zu schicken. Nach den bisherigen Regeln war ist die regierende Partei dazu fähig. Sie allein hat ausreichend Parlamentssitze, um einen Kandidaten aufzustellen. Ägypten macht sich auf in die Zeit nach Hosni Mubbarak. Aber die Gesellschaft ist uneins, wohin die Reise geht. Die Regimepartei beteuert politischen Reformwillen, die Opposition sieht nur Willen zum Machterhalt. Ägypten werde sich wohl in den nächsten Jahren hauptsächlich mit sich selbst beschäftigen, antwwortet Abdel Monem Said, Direktor des Al-Ahram Center for Political and Strategic Studies, auf die Frage nach der regionalen Rolle des bevölkerungsrreichsten arabischen Landes. Tatsächlich, obwohl Kairo als Vermittler im Nahostkonflikt nicht wegzzudenken ist: Die Aufreger sind momentan eher hausgemacht. „Die Leute haben genug“, sagt eine junge oppositioonelle Aktivistin und NGO-Gründerin, der man die reiche Familie ansieht und ihr Studium in Großbrittannien anhört, „genug von Mubarak und genug davon, dass ihn sein Sohn beerben soll“. Wenn er wenigstens ab und zu seinem Vater widersprechen würde, spöttelt sie über den „Al Gore Ägyptens“. Gemeint ist damit Gamals angebliche Farblosigkkeit: Eigentlich wisse niemand, was er denkt. Die herrschende Nationaldemokratische Partei (NDP), in der Gamal Mubarak in den vergangenen Jahren zu hohen Ämtern aufstieg (zuletzt zum Viz-
Gamal neben einem Abbild seines Vaters
zegeneralsekretär), bestreitet vehement, dass die bevorstehenden Verfassungsänderungen in Ägyptten etwas damit zu tun hätten, Präsident Mubaraks Sohn den Weg zu ebnen. „Mehr Wettbewerb“ ist der Leitspruch, der hinter der zweiten Novellierung des berühmt-berüchtigten Artikel 76 steht, erklärt Mohamed Kamal, Mitglied des Generalsekretariaats. Präsident Hosni Mubarak, 78 und seit 1981 im Amt, spricht selbst von einer „Übergangszeit“, aber amtsmüde, obwohl gesundheitlich angeschlagen, wirkt er nicht. Also tut alles so, als ginge es um die nächsten regulären Präsidentenwahlen, 2011. Gamal Mubarak habe wiederholt betont, das Prässidentenamt nicht anzustreben, aber, so konzediert Mohamed Kamal, wer letztlich der nächste Kandiddat sein wird, entscheide die Partei. Der Artikel 76: Wurde ein Kandidat früher vom Parlament mit Zweidrittelmehrheit vorgeschlaggen (und dann per Referendum „gewählt“), so sah die letzte Novellierung vor, dass Fünf-ProzentParteien einen Kandidaten vorschlagen können. Für die letzten Wahlen wurde diese Hürde jedoch aufgehoben, was neun – chancenlose – Gegenkanddidaten Mubaraks produzierte. Das Argument, dass, wenn die fünf Prozent wieder gelten, es 2011 mangels Fünf-Prozent-Parteien wieder keine Kanddidaten geben werde, beantwortet die NDP so, dass dazwischen ja noch Parlamentswahlen liegen. Und dass ein neues Wahlgesetz kleineren Parteien mehr Chancen geben soll. Und dass ja Artikel 76 noch einmal novelliert wird.
Der Winter des Hosni Mubarak Der 78-jährige ägypttische Präsident bei seinem Besuch in Moskau.
(Photographer: Amr Abdullah)
Die gesamte Verfassung ist in Arbeit, die Machtvverteilung im Staat soll neu geordnet werden. Natioonalen Konsens darüber, wie das Resultat aussehen soll, gibt es keinen. Manche Analysten halten die Verfassung mit ihrer zentralistischen Philosophie für schlicht unreformierbar. Andere nehmen wiederum der NDP_ihren Refformwillen in Richtung „Dritter-Weg-Partei“ nicht ab – obwohl zuletzt zumindest wirtschaftlich echte Reformen durchgezogen wurden, die bereits Erfolgge bei den Wirtschaftsdaten zeitigen. Zu den NDPDissidenten gehört das Senatsmitglied Osama AlGhazali Harb, früher im Reformerkreis um Gamal Mubarak, der nun seine eigene Partei „Demokratissche Front“ gründet. Für ihn ist die ewig beschworrene Angst vor der als Partei verbotenen Muslimbbrüderschaft keine Argument gegen Öffnung: Nur eine Demokratisierung werde die Muslimbrüder, die mit 88 „Unabhängigen“ im Parlament vertreten sind, auf ihre natürliche Größe reduzieren. Die Muslimbrüder selbst sehen sich als erstes Opfer aller geplanten Verfassungsänderungen: Da sie als Partei verboten sind und bleiben werden, werden sie es auf normalem Weg nie zu einem Präsidentsschaftskandidaten bringen. Mit anderen Kritikern teilen sie das Argument, dass das Parteienleben insgesamt in Ägypten noch viel zu schwach sei, um mit den geplanten Veränderungen einen echten pollitischen Wettbewerb zu erreichen. Auf die Frage, ob die demokratische Opposition Hilfe von außen braucht, reagieren Aktivisten abllehnend, sobald der Name USA fällt: Das könne gegen einen verwendet werden; auch Ayman Nur, der inhaftierte Chef der Partei „Ghad“, sei Opfer dieser Konstellation geworden. Überhaupt sei der Begriff Demokratie durch die US-Politik in der Reggion delegitimiert. Einstweilen sind eher Verhärtungen des Systems festzustellen: Die Behörden sind mit Verhaftungen leichter bei der Hand, scheint es, nervös gemacht auch durch die lebhafte oppositionelle Bloggerszenne, wie eine andere Aktivistin, die der Bewegung „Kifaya“ nahe steht, erzählt. Im Internet hat auch die Nachricht über die ungllaubliche „Massenbelästigung“ ihre Verbreitung gefunden, die am Ende des Ramadan in Kairo statttgefunden hat: Vor einem Kino hatten junge Männner begonnen, Frauen zu belästigen – und in einer Art kollektiven männlichen Wahnsinns breitete sich das Phänomen schnell aus. Details mögen erffunden sein, der Kern der Geschichte stimmt jeddoch. Und zeigt eine unruhige Gesellschaft, die Ventile sucht.
Gesellschaft
Ägypten Heute Februar 2007
Im Frauen-Waggon der U-Bahn ist allerhand los
B
unt gemischte Gesellschaft ohne Männer: Billige Dessous und laute Gebete im Angebbot. «Drei Staubwedel für nur acht Pfund, damit könnt ihr das Parkett reinigen und auch prima hinter den Möbeln wischen, im Geschäft kosten sie zehn Pfund», ruft Samia mit lauter Stimme durch den Frauen-Waggon der Kairoer U-Bahn-Linie Helwwan-Al-Magd. Auf der Nase der jungen Ägypterin, die ein schwarzes Kopftuch trägt, bilden sich kleine Schweißtropfen. Die meisten Frauen ignorieren die fliegende Händlerin. Einige schwatzen miteinander, andere lesen leise murmelnd im Koran oder starren aus dem Fenster. Die Frauen-Abteile der Kairoer U-Bahn sind ein Mikrokosmos, Gleichheit und «Schwesterlichkeit» werden hier groß geschrieben. Man hilft einander, damit es alle Frauen im Gedränge noch bis zur Tür schaffen. Streit um Sitzplätze gibt es hier seltener als in den so genannten gemischten Abteilen, in dennen Frauen meist nur mitfahren, wenn sie mit einem Mann zusammen unterwegs sind. Denn im FrauenWaggon gibt es keine unverschämten Blicke und keine übel riechenden Gestalten, deren Hände «aus Versehen» die Hüfte der Sitznachbarin streifen. An den Verkäuferinnen, die im Frauen-Abteil von billiger Reizwäsche über Haarnadeln bis hin zu Gewwändern für das islamische Gebet alles verkaufen, was die weibliche Kundschaft interessiert, stört sich niemand. Nur die meist tief verschleierten Frauen, die mit lauter Stimme zum gemeinsamen Gebet auffrufen, sind einigen weiblichen Fahrgästen ein Dorn im Auge. «Mich ärgert es, wenn Frauen in der U-Bahn das muslimische Gebet für die Reisenden aufsagen», sagt Sylvie Ramsi (19). Die koptische Christin, die mit der U-Bahn zur Universität fährt, ist schon mehrfach angesprochen worden, weil sie nicht mit in das Gebet einstimmt. «Sie fragen mich, warum ich nicht mit ihnen beten will, und wenn ich dann sage, dass ich Christin bin, schauen sie mich nur
schräg von der Seite an und gehen wortlos weg», klagt sie. Gelegentlich muss sich Ramsi, die ihre Augen mit schwarzem Kajalstift umrandet hat, von den versschleierten Frauen auch Kommentare über ihr langges Haar anhören, das sie offen trägt oder über ihre kurzärmeligen T-Shirts. «Sie sprechen mich nicht direkt an, aber sie sagen es so laut, dass ich es hören muss», sagt Ramsi. Neben der jungen Christin an der Tür lehnt eine Frau in schwarzen Gewändern, die sogar ihre Augen hintter einem dünnen Schleier verbirgt. «Sag mir doch bitte Bescheid, wenn wir die Station Saad Saghlul erreicht haben», bittet sie eine Mitreisende, wobei nicht klar ist, ob die Frau Analphabetin ist oder ob sie die Schilder an den Haltestellen durch ihren Schleier hindurch nicht entziffern kann. Duaa Abdel Moneim (29), verfolgt den kurzen Diaalog mit einem leicht abfälligen Lächeln. Sie trägt ein weites schwarzes Gewand, das dem iranischen
Tschador ähnelt, dazu dezentes Make-up und eine modische Sonnenbrille. «Ich fühle mich hier eigentllich nur von den Männern belästigt, die manchmal einsteigen, um zu betteln.» Sie findet außerdem, dass die Metro-Gesellschaft lieber Frauen zum Kontrolllieren der Fahrkarten in die Damen-Abteile schickken sollte. «Denn diejenigen Frauen, die Gesichtssschleier tragen, möchten diesen im Damen-Abteil gern abnehmen können, und wenn hier ständig männnliche Bettler, illegale Kaugummi-Verkäufer oder Fahrscheinkontrolleure einsteigen, können sie das nicht.» Das gemeinsame Gebet in der U-Bahn stört sie daggegen nicht - im Gegenteil. «Ich weiß, dass auch ich die anderen Frauen zum Beten auffordern sollte, aber ich traue mich nicht, weil ich schüchtern bin», sagt sie und strebt an der nach Ägyptens Staatsprässidenten Husni Mubarak benannten U-Bahn-Station «Mubarak» in Richtung Ausgang.
Islamische Gelehrte beraten über Verbot weiblicher Genitalverstümmelung Die von TARGET initiierte «Pro-Islamissche Allianz» (PIA) vereint islamische Autoritäten aus vielen Ländern. Sie stehen hinter der mit dem Zentralrat der Muslime in Deutschland erarbeiteten Aussage: «Weibliche Genitalverstümmmelung ist mit dem Koran und der Ethik des Islam unvereinbar. Sie ist Gottessanmaßung und eine Diskriminierung des Islam.»
A
uf Inititiative von Rüdiger Nehbergs Menschenrechtsorganisation TARGGET-Ruediger Nehberg kamen höchsste islamische Gelehrte aus aller Welt am 22. und 23. November 2006 in der Azhar-Universsität zu Kairo zusammen, um über ein Verbot zu diskutieren. Die Azhar-Universität gilt als das renommierteste theologische Zentrum des sunnitischen Islam. Ihre Rechtsgutachten gelten weltweit für Muslime als richtungswweisend. Der Großmufti der Azhar, Prof. Dr. Ali Gomaa, höchster Richter für Islamisches Recht, hat die Schirmherrschaft übernommmen. Die Konferenz ist ohne Beispiel in der Geschichte. Großmufti Prof. Gomaa in seiner Einladuung: «Es geht um die düstere Wirklichkeit der Genitalverstümmelung an Frauen und die Haltung des Islam zur Unantastbarkeit des weiblichen Körpers. Und es geht um die Achtung der Würde und Ehre des Menschen sowie das Verbot von Aggressionen in jegliccher Form.» Die Konferenz-Teilnehmer kommen aus
Ägypten, Somalia, dem Tschad, Mali, Maurretanien, Äthiopien, Eritrea, Qatar, Nigeria, Dschibuti, Marokko, der Türkei und Russsland. Vier angesehene Mediziner aus Arabbien, Äthiopien und Deutschland legten den Theologen- und Rechtsgelehrten dar, dass jegliche Form Weiblicher Genitalverstümmmelung Frauen körperlich und seelisch schäddigt. Aus Berlin sprach Prof. Kentenich. Der Brauch ist vor allem in den Ländern der Sahelzone verbreitet. Viele Opfer sind auch Muslimas. Oft wird die Operation, die von Laien ohne Betäubung durchgeführt wird, als «Beschneidung» verharmlost und unrichtig mit dem Koran begründet. Ein Beschluss der versammelten Religionsfführer könnte den Brauch verbindlich für alle Muslime verbieten. Eine Chance für Millionnen von Mädchen und Frauen und für die possitiven Kräfte im Islam. Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministterin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, begrüßt die Konferenz und bewwilligt einen finanziellen Zuschuss.
Gesellschaft
Ägypten Heute Februar 2007
Wer in einem arabischen Land auf offener Straße den Namen «Muhammad» ruft, muss damit rechnen, dass sich auf einmal mehrere Männer angesprochen fühlen. Wie macht man jetzt klar, welchen Muhammad man meinte? Und was ist eigentlich Vor- und was Nachname bei den schier unendlich wirkenden Namensketten?
Der besonders Schöne trifft D die Süße er bei der Geburt vergebene Vorname ist nach dem in den meisten arabischen Länddern geltenden Namensrecht zugleich der Nachname der Kinder. Dazwischen findet sich dann das entscheidende Indiz, nämlich der Name des Vatters und des Großvaters. So könnte dann eine solche Namenskette aussehen: Muhammad Ahmed Muhhammad Muhammad. In den insgesamt 25 Ländern, in denen Arabisch Amtssprache ist, gibt es teilweise große Untersschiede bei den Vornamen. Für Ägypten gilt: Egal in welcher Schicht, ob Muslim oder Christ, ob Stadt oder Land — der Vorname eines Kindes verrät mehr über die politische oder religiöse Denkweise der Elttern als über das Wesen des Kindes. Konkurrenzlos führt der Name des Propheten Muhammad (hochgelobt) die Namenshitliste in Ägypten an. Neben seinen weiteren Beinamen wie Ahmad (löblicher), Mahmud und Mustafa (auserwwählt) stellt der Koran die wichtigste Quelle für die Namensgebung bei den Jungen dar. Anders als in vielen arabischen Ländern folgt in Ägypten nach Muhammad auf der Beliebtheitsskala Yousssef (Joseph). Er genießt sowohl bei den Muslimen als auch bei den Kopten, den ägyptischen Christen, eine hohe Popularität. Joseph war nach Darstellung des Korans vor allem für seine Schönheit bekannt. Es gibt eine Reihe von Jungennamen, die das Wort «schön» beinhalten wie Husni (mein Schöner), Hassan (schön) oder Hussein (besonders schön). Die Vergabe des Namens Jamal (Schönheit) hingeggen ist im Vergleich zu der Zeit von Staatspräsident Jamal Abdel Nasser eher rückläufig. Mit dem zunehmenden Einfluss des Islamismus
Ein Gericht legt die Scharia zugunsten eines unehelichen Kindes aus E
ine alleinstehende Mutter hat in Kairo einen aufsehenerregenden Prozess gegen den Vatter ihrer Tochter gewonnen. Die zweijährige Lina erhält nun den Nachnamen des bekannten Schauspielers. Kein Kind in Ägypten ist berühmter als die kleine Lina. Seit ihrer Geburt hat ihre Mutter, Hind Hinauwwi, gegen den mutmasslichen Vater prozessiert, den 26-jährigen Ahmed Fishauwy, einen bekannnten Schauspieler. Das Kairoer Berufungsgericht entschied nun, dass er offiziell der Vater ist. Und so kann Hind erstmals eine Geburtsurkunde für Lina ausstellen lassen. Nach ägyptischem Recht trägt ein Kind den Namen seines Vaters als Zunamen. Falls er seine Vaterschaft nicht anerkennt, erhält das Kind keinen Nachnamen und keine Geburtsurkkunde und kann folglich keine Schule besuchen. Nach eigener Aussage hatte Hind im Jahre 2003 Ahmed mit einem «Orfi»-Vertrag geehelicht. Diesser bedingt weder ein Hochzeitsfest noch einen Brautpreis und ist vor den Behörden nichts wert. Dennoch wurde Hind beim ersten Prozess gebetten, den Vertrag vorzulegen. Sie sagte, ihr Mann habe ihn an sich genommen. Ahmed stritt die OrfiHeirat mit Hind ab. Das Gericht entschied, Ahmed sei nicht der Vater.
tauchen verstärkt Namen auf, die in den 50er-Jahrren gar nicht vorkamen, beispielsweise der Name «Islam» (Unterwerfung Gottes). Beliebte Namen unter religiösen Ägyptern sind nach wie vor Abd elRahman (Diener des Barmherzigen), Ali (erhaben) oder Omar. Während früher die Christen auf die altägyptische Zeit zurückgriffen und auch Namen wie Nefertiti (Nofretete) keine Seltenheit waren, sind heute eher die nichtarabischen Namen christlicher Heiliger wie Peter, John, Marina und Irene verbreitet. Bei den Mädchennamen lässt sich eine viel größere Vielfalt entdecken: Hier mischen sich altarabische und islamische Namen mit indischen, persischen und türkischen Einflüssen. Ein beliebter persischer Mädchenname ist Shirin (süß), andere arabische Namen sind Malak (Engel), Habiba (geliebt), Hana (Glückseligkeit), Farah (Freude) oder Nada (Tau). Wie in anderen arabischen Ländern sind Fatma (die Prophetentochter) oder Maryam (Maria) klassische Namen. Durch die große Zahl ägyptischer Gastarbbeiter in den Golfstaaten gibt es auch in Ägypten immer mehr Mädchen, die nach dem Vorbild der Länder der Arabischen Halbinsel traditionelle arabbische Namen tragen, wie Fajr (Morgendämmerrung) oder Suha (Stern). Auf der Suche nach dem Besonderen sind sich viele Eltern der Bedeutung der nicht-arabischen Namen gar nicht bewusst. Kulturelle und religiöse Hürden werden hier mühelos überwunden, wie der Name Nirwana zeigt. Die Tendenz zur Exotik kennt auch in Ägypten keine Grenzen: Unter anderem ist auch Angie in der Metropole am Nil ein immer wieder gerne vergebener Name.
Hind gab nicht klein bei. Bei einem weiteren Prozess forderte sie, dass bei Ahmed eine DNAAnalyse vorgenommen werde. Ahmed weigerte sich. Ägyptens Grossmufti gab dem jungen Mann Schützenhilfe und sagte, niemand könne ihn zu dieser Untersuchung zwingen. Und so verlor Hind auch den zweiten Prozess. Sie ging mit der Untterstützung ihrer Eltern und zahlreicher Intellekttueller Ende Winter in Berufung. Der Richter des Berufungsgerichts erklärte, er brauche weder den Orfi-Vertrag noch eine DNA-Analyse, um ein Urtteil zu fällen. Es lautete: «Ahmed Fishauwy ist der leibliche Vater von Lina. Sie erhält seinen Namen. Fishauwy muss sämtliche Vaterpflichten erfülllen.» Aus Sympathie für Mutter und Kind hatten sich 700 Anwälte für die Verteidigung von Hind engagiert. Eine Anwältin sagte, nach dem Misserfolg der erssten beiden Prozesse hätten sich die Verteidiger auf die Scharia, das islamische Recht, gestützt. Darrin heisse es über Väter von unehelichen Kindern: «Das Baby entstammt dem Bett.» Falls also eine unverheiratete Frau schwanger werde, dann sei der Mann, der sie regelmässig besucht habe, der Vater. Ahmed habe vor Gericht zugegeben, dass er eine sexuelle Beziehung zu Hind gehabt habe. Also sei er der Vater von Lina. Ägyptens Frauenrechtlerinnen freuen sich über das Urteil. Mindestens 15 000 ägyptische Kinder hätten keinen Namen und keine Geburtsurkunde, weil ihre Väter sie verleugneten, erklärte die Fraueenrechtlerin Hoda Badran. Nach dem Erfolg von Hind wollten nun zahlreiche Mütter gegen die verantwortungslosen Väter ihrer Kinder klaggen.
Gesellschaft
Ägypten Heute Februar 2007
Sex ist in den konservativen islamischen Staaten ein Tabu. Junge, unverheiratete Paare müssen sich heimliche Oasen der Erotik suchen. Bücher und Theaterstücke, die sich dem allzu menschlichen Thema widmen, erregen den Zorn der religiösen Gralshüter und geraten schnell auf den Index.
E
Fluchtpunkte der Lust
ine versteckte Sackgasse im Nobbelviertel Samalik, 150 Meter lang, mit Aussicht auf den Nil. Wer hier wohnt und abends auf seinem Balkon steht, kann sehen, was keiner sehen soll. Schon lange vor Sonnenuntergang reiht sich ein Auto an das andere, an die hundert Liebespaare sind es an manchem Abend. Fast alle Mädchen tragen Kopftuch, doch ihre lang- ärmligen Tops sitzen umso engger. Unauffällig legt ein Junge den Arm um den Hals seiner Freundin, so fest, dass seine Hand wie zufällig in ihrem Dekollleté landet. «Schari al-Hubb», «Straße der Liebe», nennen die Leute diesen Ort. Sie erzählen sich, dass hier schon Kinder gezzeugt und Paare beim Oralsex beobachtet wurden. In Beirut, Libanon. Lautsprecher dröhnen Techno- und Ravesounds ins Halbdunkel, Menschen brüllen ihre Getränkewünsche über den Tresen. Gestylte Jungs in engen Jeans und aufgeknöpften weißen Hemden schieben sich auf die Tanzfläche. Männer wackeln mit den Hüften, klatschen in die Hände und umschlingen sich - ohne sich allzu eindeutig zu berühren. Das könnte sonst einen Rausschmiss provozieren im «Acid», Beiruts angesagtester Gay-Disco,
W
die offiziell nicht mehr als ein Nachtclub in einem abgelegenen Industriegebiet ist. Zurschaustellung der Homosexualität ist auch im liberalen Libanon verboten. Schwule werden nur geduldet, solange sie heimlich bleiben, solange sie sich versteckken. Diskretion, das ist für viele in der arabisschen Welt die einzige Möglichkeit, Lust und Leidenschaft auszuleben. Heimliche Orte gibt es überall. Sie sind ein Ausweg, um mit den Widersprüchen der islamisschen Moderne zu leben. In Ländern, die zunehmend auf Keuschheit und Sittensstrenge pochen, lässt sich die Sexualität im Alltag durch Verbote nicht beeindruckken. Verzweifelt versuchen religiöse Zenssoren, dem Sittenverfall in ihren Ländern Einhalt zu gebieten, doch gegen das Satelllitenfernsehen, gegen Internet und SMS vermögen auch sie nichts auszurichten. Sind die schleichenden Tabubrüche und Grenzüberschreitungen ein Vorbote für die sexuelle Revolution in Arabien? Oder produziert der Druck der Moralisten eine neue Prüderie, eine Gegenbewegung auf die Ausschweifungen aus dem Westen? Vorerst scheint alles möglich. Auch, dass man wegen eines Kondoms in der Hemdt-
Die Leute erzählen sich, daß in «Straße der Liebe» im Nobelviertel Samalik schon Kinder gezeugt und Paare beim Oralsex beobbachtet wurdden.
tasche für eine Nacht im Gefängnis landet. Ali al-Gundi, ein ägyptischer Journalist, fuhr gerade seine Freundin nach Hause, als er von einer Polizeistreife angehalten wurde. Er hatte seinen Führerschein nicht dabei, er hatte eine hübsche Frau bei sich, es war vier Uhr morgens. Grund genug, um Gundi und seiner Freundin Handschelllen anzulegen und sie zur Polizeistation zu bringen. «Auf dem Weg dorthin drohte man uns mit Schlägen», erzählt der 30Jährige. Auf der Wache nahmen sie ihm Telefon und Geld ab und fanden in seiner Hemdtasche ein unbenutztes Kondom. «Die Männer haben Angst vor dem, was Frauen in ihnen erregen.» «Sie glaubten sowieso schon längst, dass meine Freundin eine Hure wäre», sagt der Journalist. Nun brachten sie das Paar hintter Gitter. Dass Gundi und seine Freundin nur ein paar Monate später heiraten wolltten, interessierte die Polizisten nicht. Erst nachdem das Mädchen am nächsten Tag ihren Vater informiert hatte, wurden die beiden aus dem Gefängnis entlassen. Für Gundi ist klar: «Wäre der Offizier, der uns angehalten hat, sexuell nicht so frustriert gewesen, hätte er uns weiterfahren lasssen.»
Muslime sind die besseren Kranken
erden gläubige Patienten schneller gesund als ungläubige? Einige Studien scheinen diese These zu stützen. Was ist der Untersschied zwischen kranken Deutschen und Kranken in islamischen Ländern? «Während die meisten Musllime mit schweren Krankheiten sich auf innere Werte und die Bedeutung ihres Lebens besinnen, hadern die meisten Deutschen in einer vergleichbaren Situation mit ihrem Schicksal, der Großteil von ihnen empfinddet die Krankheit nur als eine störende Unterbrechung des bisherigen Lebens.» Das sagt Arndt Büssing, Arzt und Privatdozent an der Uni Witten/Herdecke und Mitglied einer Forschungsggruppe, die sich seit geraumer Zeit mit der Rolle des Glaubens und der Spiritualität in der Medizin beschäfttigt. Mit detailliert ausgearbeiteten Fragebögen wollen
die Forscher herausfinden, inwieweit das religiöse Empfinden oder die spirituelle Praxis eines Patienten Einfluss auf dessen Krankheitsverlauf hat. Die Arab American University im palästinensischen Jenin hat sich an der Wittener Studie beteiligt und soeben ihre Ergebnisse vorgelegt. Ein Forschungsinstitut in Thailand will sich ebenfalls bald anschließen. Während also nur wenige chronisch kranke Deutssche sich von einem Gott oder einer anderen spiritueellen Größe getragen fühlen, glauben sich mehr als 80 Prozent der erkrankten Moslems in Allahs Hand. Das ist zunächst wenig überraschend und entspricht dem gesellschaftlichen Stellenwert der Religion. «In einem nächsten Schritt wollen wir herausfinden, welcche Folgen das für die Verarbeitung von Krankheit hat», sagt Büssing.
Gesellschaft
Ägypten Heute Februar 2007
Während in Europa noch darüber gestritten wird, ob muslimische Lehrerinnnen mit Kopftuch unterrichten dürfen, hat der Konflikt um die Verhüllung in Großbritannien und Ägypten schon eine andere Stufe erreicht.
S
Streit um Gesichtsschleier
tein des Anstoßes ist hier nicht der „Hijab“, ein Kopftuch, das die Haare bedeckt, sondern der zusätzlich zu Kopftuch und Ganzkörperverhüllung gettragene „Nikab“, der das gesamte Gesicht bis auf die Augen bedeckt, wobei einige „Nikab“-Trägerinnen auch noch die Augen hinter einem halbtransparenten schwarzen Schleier verbergen. Der Mufti von Ägypten, Ali Gomaa, hat den Ägypterinnen nun davon abgeraten, ihre Gessichter zu verhüllen. Bei einem Treffen mit Studenten in der Oase Fayum begründete er dies damit, dass Muslime Extreme vermeidden und sich für einen Weg der Mitte entsscheiden sollten. In Großbritannien erklärten Regierungschef Tony Blair und Außenminister Jack Straw, der Gesichtsschleier sei ein „Zeichen der Abschottung und der Abgrenzung“. In Kairo wurde die Debatte von der Leitung der Helwwan-Universität ausgelöst, die plötzlich keinne schwarz verhüllten Studentinnen mehr in ihrem Wohnheim dulden wollte. Begründet wurde dies mit Sicherheitsrisiken. Denn aus Saudi-Arabien, wo der „Nikab“ weit verbreittet ist, weiß man, dass Terroristen Frauengewwänder und -Schleier gerne als Verkleidung benutzen. Islamisten organisierten daraufhin Demonstrationen auf dem Kairoer Universsitätsgelände. Doch der Konflikt hat inzwischen noch weit-
Der Einfluss von Arbeitsmmigranten, die aus den Golfstaaten zurückgekehrt sind und die Frömmigkeitswwelle, die in den vergangennen Jahren fast alle arabischen Staaten erfasst hat, haben die Lage in Ägyptten geändert.
tere Kreise gezogen. In einer Talk-Show zum Thema gerieten jüngst eine moderate IslamGelehrte und ein konservativer Scheich so aneinander, dass Scheich Yussif al-Badri geggen seine Kollegin nun Anzeige wegen „Belleidigung der verschleierten Frau“ erstattete. Dabei ist in Ägypten schon lange bekannt, dass Suad Saleh, die ehemalige Dekanin der Frauensektion der Abteilung für islamische Studien an der renommierten Al-Azhar Univversität, den „Nikab“ ablehnt. In der Sendung erklärte Saleh, sie sei jedes Mal angewidert, wenn sie eine Frau mit Gesichtsschleier sehe. Die islamischen Religionsgelehrten, die das Tragen des „Nikabs“ zur Pflicht der muslimisschen Frau erklärten, seien „ignorant“. Das Kopftuchtragen sei für die Frau eine Pflicht, aber der Gesichtsschleier sei eine Tradition der Beduinen, die mit dem Islam nichts zu tun habe. Während der „Nikab“ in den arabischen Golfstaaten weit verbreitet ist, so sah man in Ägypten noch vor 20 Jahren so gut wie keine völlig verschleierten Frauen. Der Einfluss von Arbeitsmigranten, die aus den Golfsstaaten zurückgekehrt sind und die Frömmmigkeitswelle, die in den vergangenen Jahrren fast alle arabischen Staaten erfasst hat, haben dies geändert. Inzwischen gehören die „Munakkabat“, wie sie auf arabisch heißen, in armen wie in reichen Stadtteilen zum Straßenbild.
Obwohl ihre Zahl stetig wächst, haben diese Frauen oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen. In einigen Berufen riskieren sie, wenn sie den Gesichtsschleier anlegen, die Kündigung. Liberale Ägypter begegnen den Frauen, die auch bei 42 Grad im Schatten schwarze Handschuhe und schwere Gewänder traggen, gelegentlich feindselig. Ihr beliebtestes Schimpfwort für die Schleierträgerinnen ist „Ya Kheima“ (Hey, du Zelt). Auch Sara al-Meshad (24), die in der Hafensstadt Alexandria lebt und ihre Kindheit in den USA verbracht hat, weiß von Diskriminnierung zu berichten. Sie hat den Gesichtssschleier nach Abschluss ihres Studiums an der Amerikanischen Universität (AUC) in Kairo angelegt. „Seither bin ich dort nicht mehr erwünscht, weil ich angeblich nicht ins Bild passe“, sagt sie. Sie habe sich für den Schleier entschieden, „um dem Beispiel der Ehefrauen des Propheten Mohammed zu folggen“, sagt die junge Mutter, die gelegentlich als freiberufliche Journalistin arbeitet. „Die Nikab-Gegner behaupten immer, man könne als Verschleierte keinen Kontakt zu anderen Menschen haben, aber das stimmt gar nicht“, erklärt sie. „Mein Sohn merkt, wenn wir in der Öffentlichkeit sind und ich den Nikab trage, immer an meinen Augen, ob ich lächelle oder nicht.»
10
Eindrücke
Ägypten Heute Februar 2007
Bukra ist schlimmer als mañana
Welcome to Egypt, madame!“, flüstern alle... schlackssige Jungs in dunklen Hauseingängen, Taxifahrer, Medizinstudentin und der Mann hinter dem U-BahnFahrkartenschalter.
Von Judith Weibrecht
B
ukra heißt morgen. Und Bukra ist schlimmer als mañana. Viel schlimmmer. Bukra kann eine Ewigkeit dauern. Es sitzt bequem auf den Stühlen, tropft von den Wänden und wohnt in Kairo, der größten Stadt Afrikas, der „Mutter aller Städte“. In Kairo wohnen 18 Millionen, 19 Millioonen, 20 Millionen Menschen? Wer weiß das so genau? In Kaiiro wohnt Bukra, viele schöne Monumente, das Chaos und der Lärm und Ali. Bukra wohnt auch bei Ali, der morgen eine neue Wohnung bekommen soll. Morgen, immmer morgen. Das kann dauern - bis ans Lebensende. Das Lebbensende wohnt übrigens auch hier, denn Ali haust auf einem Grab im Nordfriedhof, einer der drei Totenstädte Kairos. Was in den zwanziger Jahren als illegale Besetzung begann, ist heute längst Normalität, angeschlossen an die Wasserund Stromversorgung. Hühner gackern, eine Ziege streift unbeirrt zwischen berühmten Mausoleen umher, darunter liegen wichtige Tote, auf denen man wohnt, lebt, isst und stirbt. Eine Wäscheleine wird gespannt. Der Friedhof als solcher ist eigentlich kaum zu erkennen. Doch friedlich ist es hier. Ein friedliches Dorf. Drei Schulkinder rennen in ihren hellblauen Uniform mit einem Drachen vor mir her. Vielleicht ist ja dieses Land der größte Friedhof der Welt: 1000 Kilometer lang. Für die Toten baute man prachtvoller als für die Lebenden. Und zeitlos. Zeitlos sollten auch die Pyrramiden von Gizeh sein. Sie stehen noch. Sie dauern. Hofffentlich. Der Wind weht Plast-
tiktüten und alte Zeitungen über das Plateau. Kamele, Pferde und Esel werden anggeboten: „Welcome to Egypt, Madame! Want to ride?“. Tourristen und Smog im Hinterggrund. Die Stadt ist dicht bis an die Pyramiden herangewachssen. Darum: Glauben Sie niemmals einem Taxifahrer, wenn er Ihnen weißmachen will, die Pyramiden stünden weit draußen in der Wüste.
Marionette, adidas-Taschen, Nippon-Kameras. Vor einem Geschäft steht einer mit einem Bauchladen und vor dem sitzt noch einer auf dem Boden und verkauft auch irgendwas. Und in der Alfy wird gegessen, was das Zeug hält: Kushari (eine Mischung aus Reis, Nudeln, Linsen und Röstzwiebeln) mit Tomatensoße, Fuul, Falafel. Der Midan Orabi verwandelt sich in einen Platz, auf dem kolllektives Picknick stattfindet. Ohne Alkohol in der Öffentllichkeit, versteht sich. Doch in der düsteren „Cafeteria Port Tawfiq“ rinnt er durch männlicche Kehlen. Jeweils ein StellaLager-Bier und ein Fläschchen Rum vor sich, starrt man bei arabischem Singsang vor sich hin. Der Verkehr umtost den Middan Tahrir, den größten oder den gedrängtesten Platz Afrikkas? Ich will hinüber – auf die andere Seite. Eine Mutprobe! Doch vorwärts kommen kann man auch bequemer mit dem hupenden Niltaxi oder Nilb-
auf geschnitzten Holzbänken, oben düsen die Ventilatorren, bunte Glasfenster lassen nur gedämpftes Licht herein. „Welcome to Egypt!“, sagen drei Studenten. „Haben Sie schon das Kloster und die Kircche St. Georg gesehen?“. Dort gibt es den Heiligen Georg in allen nur erdenklichen Ausfführungen, in Silber punziert, aus Plastik, neonfarben. “Welcome to Egypt!“, flüstert auch der Mann hinter dem U-Bahn-Fahrkartenschalter. „Where do you come from?“, und rollt den Pfund- Schein dabei merkwürdig zwischen den Fingern hin und her. Sein Blick kommt von unten her und wirkt mitleiderregend. Soll ich darauf wirklich ein halbes Pfund herausgeben?, mag er sich denken. Und ich lasse es ihm. Bakschisch! Der Segen Allahs begleitet mich zurück in die Innenstadt. Wo gibt es die höchsten Bordssteine der Welt? In Kairo! Anggeblich sind sie so hoch, um die Autos abzuhalten. Doch sie
Ab nach Downtown Kairo. Es ist kurz nach 19 Uhr, das Freitagsgebet ist vorbei. „Welccome to Egypt, madame!“, flüstern schlacksige Jungs in dunklen Hauseingängen. Massen schieben sich durch die Straßen. Kaum ist die mörderische Sonne in der Sahhara verschwunden, bricht die Hölle los: In der Talaat Harb wird verkauft, was das Zeug hält: Saddam Hussein als
boot, das mit Automotor und Gangschaltung bis zum Koptisschen Viertel kreuzt. Dort geht es ruhiger und freundlicher zu. Enge, kopfssteingepflasterte Gassen führren durch das Viertel. In der „Hanging Church“ aus dem 4. Jahrhundert, die so genannt wurde, weil sie über das Südwwest-Tor des römischen Babbylon gebaut wurde und dort „hängt“, ist es kühl. Man sitzt
vergraulen auch die Fußgängger: Man läuft die Straße entlang. Auf den Gehsteigen findet, zumindest in manchen Vierteln, das Leben statt: Kafffeehausstühle, Maiskolben, die auf Holzkohle gebraten werden, Freiluftwohnzimmer. Auch im islamischen Viertel ist das so, wo die älteste Univversität der Welt steht: Die AlAzhar Moschee, 970 n. Chr. gegründet. Ganz entspannt fläz-
zen die Studenten im Ostliwan zwischen 140 Marmorsäulen auf den dunkelroten Teppicchen, rezitieren den Koran, Singsang, monotones Murmmeln, oder halten ein kleines Schläfchen. Der Verkehrslärm dringt nur von weit her ans Ohr. Abschalten. Ein Ort der Ruhe und Konzentration. Ich lasse mich auch auf dem weicchen Teppich nieder, um ein wenig auszuruhen. Dina, eine Medizinstudentin, kommt und fragt, ob sie sich mit mir eine Weile unterhalten darf. „Welccome to Egypt!“. Wir tauschen Postkarten mit Abbildungen aus unserer Heimat aus. Ein paar Häuser weiter, im AlGhouri- Mausoleum, einem Prunkstück islamischer Arcchitektur, drehen sich zweimal wöchentlich die Derwische. Es ist unerträglich heiß hier. Um einen der kostenlosen Plätze zu ergattern, bin ich zwei Stundden früher gekommen. Der in der Mitte wirbelt in Ekstase, mit dümmlich-verrücktem Grinsen im Gesicht und nach oben verdrehten Augen. Die Farben seines Kostüms sind nicht mehr zu unterscheiden. Der Khan-al-Khalili-Basar ist gleich nebenan. Im „Cafè Fishhawy“, mitten im Basar, weht mir die Kohleasche der Wassserpfeife meines Nachbarn ins Gesicht. Schon während der letzten 200 Jahre wurde hier tagtäglich für vierundzwanzig Stunden geöffnet. Das Café ist unzweifelhaft eine Institution. Auf Mini-Eisentischchen stehhen kleine Tässchen Kaffees, der mit Kardamom parfümiert wurde, oder Karkadeh, Hibbiskusblütentee. Ziselierte Spiegel und ein Kronleuchter hängen an Wand und Decke. Sitzen, Kaffee schlürfen, raucchen, Geschichten aus 1001 Nacht erzählen, dösen. Stunddenlang. Es hupt. Es tost. Es brodelt. Es pulsiert. Da vorne – was ist das? Alles so schön bunt hier! Rempel, stoß! Sorry! Der Muezzin ruft, ein Video plärrt. Rundumbeschallung. Da gibt’s Cola-Dosen auf Eis! Aber ich habe nur große Scheine dabei. Da kann wieder keiner rausggeben. Alles dreht sich. Kairo ist ein Karussell! Wer spricht da? This is Cairo! „Welcome to Egypt, Madame! “
11
Musik
Ägypten Heute Februar 2007
Ohne westliche «Hilfe» brodelte es schon seit Jahrzehnten in den Tonstudios von Casablanca, Algier, Cairo, Beirut und Riad. Die arabische Welt ist Meister darin, ihre traditionellen Töne in populäre Form zu gießen, sei es im marokkanischen Chaabi, im aufmüpfigen algerischen Raï, im Al-Jil aus Kairo, mitunter inspiriert von Bauchtanzmusik, oder in der reichhaltigen Pop-Szene der Emirate.
Khaled
Diab
Shaeri
Ost -West Musik: gegenseitige Einflüsse S
eit mehr als 10 Jahren geben nun auch europäische Metropolen ihre groovige Prise zum gewürzrreichen Orient-Pop hinzu. In Paris, insbbesondere im Vielvölker-Quartier Barbbès, haben die Exilanten des Maghreb entdeckt, daß Funk, Soul, Rap und Lattin-Rhythmen mit ihren eigenen Tönen ein bezwingendes Amalgam bilden, und so sitzt arabische Musik, nicht nur dank Khaleds Ballade von der «Aicha», fest und selbstverständlich im Sattel der nationalen Charts. In London kopppeln kreative Köpfe der Dance-Szene, allen voran Transglobal Underground, Drum n Bass und Dub mit Samples und Vocals aus Nahost und Raï-Prinz Cheb Mami brilliert im Duett mit Sting. Und mittlerweile richtet man sogar in Überssee, in Kolumbien, Brasilien oder Inddien das Ohrenmerk auf arabischen und «arabisierenden» Pop. Anlass für Putummayo, die Nuancen, die den Siegeszug des arabischen Groove während der letzzten Dekade ausmachen, bunt, prächtig und duftend wie in einem Souk vor uns auszubreiten. Als DJ bei Hochzeiten und Feten beggann Ali Abdel Slimani seine Karrieere in England, für einen Maghrebiner eine eher ungewöhnliche Wahlheimat. Nach seiner Bekanntschaft mit dem world- und dubverrückten Bassisten Jah Wobble im Jahre 1991 wurde der Mann aus Algier Vokalist der Invaders Of The Heart. Nach drei Jahren erfolggreicher Arbeit in der Band lancierte er mit «Mraya», seinem Debut auf RealWWorld, die Solokarriere als innovativer Raï-Künstler, das darauf zu findende magische Duo mit Sinéad O Connor ist manchem sicherlich noch im Gehhörgang haften geblieben. In «Moi Et Toi», einer Weltpremiere thematisiert er über funkigem Gerüst und zu prägnnanten Einwürfen der Oud die unglücklliche Liebesgeschichte zwischen einem Immigranten und einer Einheimischen. Als nächstes wiederum eine Rarität: Hamid Mantu und Alex Kasiek, die Masterminds des Londoner Transglobbal Underground-Kollektivs, remixen mit unaufdringlichem Feingefühl einen Schatz aus dem Nahen Osten: Die Libbanesin Dania Khatib, als Moderatorin des im gesamten Nahen Osten zu empffangenden Channel V erste VJane der
Pop-Ikone Ägyptens Ruby
arabischen Welt, leiht ihnen die Grundllagen dazu. «Leiley» ist ein Lied über Trennungsschmerz, orientiert sich an der Gesangstradition der Beduinen und stammt ursprünglich von Danias zweittem Album aus dem Jahr 1999, das eine exquisite Sammlung arabischer, spanisscher und griechischer Songs bietet. Amr Diab ist einer der Superstars der ägyptischen Al-Jil-Musik. Seit 1986 hat der Absolvent der Musikakademie Kairos sage und schreibe 16 Topselller-Alben veröffentlicht, wobei er immmer wieder durch überraschende Innnovationen auffällt. In «Amarain» ist es die Flamenco-Gitarre und die Gypsy Rumba-Reminiszenz, die sich unter seinen melismatischen Vocals und zur schmelzenden Geigenabteilung tummeln. Dank Diab ist der iberische Einfluß in der arabischen Popwelt stär-
rker geworden und auch in Richtung Maghreb und Griechenland kennt der Ägypter keine Berührungsängste, wie seine Duette mit Khaled und Angela Dimitrou beweisen. «Intil Waheeda», eine romantische Hymne auf die Angebetete, birgt eine andere Überraschung auf dem Feld der Instrumentation. Verantwortlich dafür ist Hisham Abbas, der hier den Part der Gitarre auf die buzok überträgt, einer seltenen arabischen Spielart der Bouzouki. Ursprünglich als Soundttechniker werkelnd, wurde Abbas von Produzent Tariq Al Akef entdeckt, der ihn in seine American Show Band integgrierte. Hier sang er Seite an Seite mit Hamid El Shaeri, der 1974 aus seiner Heimat Libyen nach Kairo, der Hauptsstadt arabischer Musikproduktion gekkommen war, da sie ihm Freiheit in
seiner künstlerischen Enfaltung gewähhrleisten konnte. El Shaeri steht nicht nur als musikalischer Leiter hinter den erfolgreichsten Alben von Amr Diab, sondern besitzt auch die Gabe eines außergewöhnlichen Songschreibers. In «Hely Meli» vereinen sich folkloristtische Interludien auf Oud, Hackbrett und Percussion mit reggae-artigem Beat und Duettgesang zu einem exzelllenten Showcase moderner arabischer Songschmiede. Nicht umsonst nennt man sie die «kleine Rimitti» - tatsächlich erinnert Cheba Fadela im Timbre ihrer resolutten Stimme ein wenig an die Urmutter des Raï. Zusammen mit Ex-Mann Cheb Sahraoui, einem klassisch ausgebildetten algerischen Sänger, kann sie seit 20 Jahren von Paris aus eine Duo-Karrriere mit Höhen und Tiefen aufweisen, die durch die international erfolgreiche Hymne «Nsel Fik» losgetreten wurde. 1993 kam es zu einer Kollaboration mit Dub-Papst Bill Laswell, der für das Album «Walli» als Mixer und Co-Prodduzent in Erscheinung trat - «Mani» ist einer jener beliebten Zwiegesänge des Paares, getragen von funkiger und zuglleich seelenvoller Liebesbeteuerung. Als «menschlichen Gaza-Streifen» hat sie sich salopp selbst bezeichnet, und tatsächlich ist die Vita der Natacha Atllas multiethnisch explosiv. Im marokkkanischen Distrikt Brüssels als Tochter einer Engländerin und eines sepharddischen Juden aufgewachsen, wurden ihre aufblühenden Vokalkünste nach der Übersiedlung ins UK unter andderem durch Jah Wobble in Anspruch genommen, bevor Natacha dann Furore machte als cleopatra-gleiche Frontfrau von Transglobal Underground. Die ermmutigten sie schließlich zum Start in eine Solo-Karriere, die sich im Laufe von drei Alben stetig näher an tradittionelle ägyptische Musik annäherte. Konsequenterweise schlug die schilllernde Vokalistin kürzlich in Kairo, in der Nähe des Onkels, ihre Zelte auf und überrascht uns dieser Tage mit ihrem vierten Output. «Kidda», ein Gedicht über zurückgewiesene Liebe, stammt von ihrem zweiten Silberling «Halim» aus dem Jahre 1999, eine Widmung an den großen arabischen Sänger Abdel Halim Hafez.
Kultur
12
Ägypten Heute Februar 2007
Nagib Mahfuz lebt noch Jährlich am 11 Dezember feieret die ägyptische Presss se – besonders Literaturzeitss schriften – den Geburtstag des Nobelpreisträgers Nagib Mahfuz. Dieses Jahr wird sie nicht feiren. Der Alte man verstarb, am 30 Septembs ber 2006, zwei Monate vor seinem 95 Geburtstag. Aber viele Ägypter, die dem Epigs gone der modernen ägypts tischen Literatur Achtung und Liebe erweisen, werden seine Werke weitgehend erinnern. Er ,der als der einzs zige arabische Schriftsteller den Nobelpreis für Literats tur im Jahre 1982 erhalten hatte, wird ein Symbol für ausländische Anerkennung der ägyptischen und arabiss schen Literatur.
Von Ayman Scharaf
Bis zum Tage seiner Pensionierung war Mahfuz gezwungen, seinen Lebbensunterhalt durch seine Arbeit als Regierungsbeamte zu verdienen
N
13
Kultur
agib Mahfuz Werke, seien es seine Bücher, Verffilmungen oder Leitartikel in al-Ahram, beruhen auf einem Realismus, der dazu führt, dass er überrall in Ägypten bekannt ist. In seinem Buch «Mein Ägyptten» (Rotbuch Vlg., Hamburg 1996) schrieb Mahfuz: «Ägypten ist für mich nicht nur ein Stück Erde, sondern das kulturelle Ursprungsland der Menschheit. Es ist das Mutterland in der Geschichte der Menschheit, und dafür verdient es, was auch immer aus ihm wird, die Anerkennnung und Achtung aller Nationen, so wie auch alle Eltern die Achtung ihrer Kinder verdienen, selbst wenn diese sie an Reichtum, Wissen und Macht übertreffen. Das Niltal wurde zu einem universellen Buch, das die Unterschrift, den Stempel aller Nationen trägt.» Mahfuz behandelt Themen, die das Land seit Jahrzehnten beschäftigt: britisches Mandat, Revolution und die Zeit Nassers, den Nahost-Konflikt, Islam und Fundamentalismmus, die Lage der Frau oder den Generationenwechsel. In gewissem Sinne kann man sagen, daß Mahfuz die postkoloniale Welt, die Welt Altägyptens und des überllieferten Afrikas vertritt, die von Elend und Glanz der ausländischen Besatzung geprägt sind. Aber sein Werk umfasst die entgegengesetzten Pole der gegenwärtigen Welt: das Engagement und die Entfremdung, die ganz sicher einmal als Merkmale letztes Jahrhunderts angessehen werden. Nagib Mahfuz wurde am 11. Dezember 1911 in Kairo geboren. Er sollte seine Geburtsstadt nur sehr selten verlassen. Er war nur zweimal im Ausland. Die heißen Sommermonate verbrachte er, wie viele anddere Familien aus dem Mittelstand, in Alexandria. Fast alle seine Romane spielen in diesem Lebensraum - also in Kairo; seltener im Alexandria. Es ist sehr schwer Nagib Mahfuz Jugend nachzuvollziehhen, da er sich weigert eine Autobiographie zu schreiben. Hauptquelle dieser Zeit sind einige Romane, die autobioographische Züge haben (Das Kuschtumr, Geschichten unseres Viertels) und die Interviews, die er dem Schriftssteller Gamal al-Ghitani gegeben hat. Dieser hat diese Interviews zu einem Buch zusammen getragen («Nagib Mahfuz erinnert sich», 1980). Mahfuz entstammt aus dem Kleinbürgertum. Sein Vatter war lange Angestellter im Staatsdienst; später war er Partner in einem Laden, den er mit einem Freund betrieb. Zuhause herrschte ein strenges, aber durchaus menschlliches Klima. Der Vater entsprach anscheinend nicht im Entferntesten dieser mystischen, autoritären und patriarcchalischen Vatergestalt (Sy –Sayed), die sich in einigen seiner Werke wieder findet (Trilogie: «Zwischen den Palästen, Palast der Sehnsucht, Das Zuckergässchen»). Auch die Mutter ähnelt nicht der Gestalt der Amina aus der Trilogie, sondern sie pflegte durchaus Kontakte mit zahlreichen Frauen. Es gab ein gemeinsames Familienlleben mit Spaziergängen, Ausflüge in Museen oder zu den Pyramiden. Durch den großen Altersunterschied zu seinen anderen Geschwistern (2 Brüder und vier Schwesttern) wuchs er fast wie ein Einzelkind auf, mit besonderer Zuneigung von seiner Mutter. Sonstige intellektuelle Anreize, die über die o.g. hinausggingen, waren im Elternhaus nicht vorhanden - das einzzige Buch sei der Koran gewesen. Dies unterscheidet Mahfuz von den meisten anderen Schriftstellern der vorrangegangenen Generationen, die meist aus großbürgerllichen oder aristokratischen Elternhäusern stammten. Mit vier Jahren erfolgte die Einschulung in die Koransschule. Ab 1917 besuchte Nagib Mahfuz die Grundschulle. 1925 zog er aus seinem alten Stadtteil Gamalija in den Stadtteil Abbassija um. Die Freunde aus dem alten Stadttteil verloren ihre Bedeutung weitgehendst für sein späterres Schaffen. Der neue Freundeskreis, der sich aus dem Besuch der Oberschule ergab, hatte doch Auswirkunggen auf die spätere Zeit. (Das Kuschtumr) In dieser Zeit wurde sein Interesse für die Schriftstellerei festgelegt. In der Schulzeit versuchte Nagib Mahfuz besuchte Kinnofilme (Kriminalgeschichte) nachzuerzählen. In dieser Zeit dienten zwei Schriftsteller als seine Vorbilder: Ali Abdel-Rasik und Taha Hussain. Diese zwei Schriftsteller waren erst über den Umweg der Philosophie zur Schriftsstellerei gelandt. Dies hatte auch Auswirkungen auf das Studium von Nagib Mahfuz. Er studierte nicht Literatur, sondern Philosophie auch gegen den Wunsch seines Vatters, der es lieber gesehen hätte, wenn Nagib Mahfuz Jura studiert hätte. Viele seiner Autorenkollegen haben einen Teil ihres Studiums an ausländischen Universitäten absolviert.
«Ägypten ist für mich nicht nur ein Stück Erde, sondern das kulturelle Ursprungsland der Menss schheit. Es ist das Mutts terland in der Geschichte der Menschheit, und dafür verdient es, was auch immer aus ihm wird, die Anerkennung und Achtus ung aller Nationen, so wie auch alle Eltern die Achtus ung ihrer Kinder verdiens nen, selbst wenn diese sie an Reichtum, Wissen und Macht übertreffen. Das Niltal wurde zu einem universellen Buch, das die Unterschrift, den Stempel aller Nationen trägt.»
Ägypten Heute Februar 2007
Bei diesen sollte später ihre Zerrissenheit zwischen Eurropa und dem Orient eine Rolle spielen. Nagib Mahfuz entschied sich das gesamte Studium an der nationalen Faud.l. Universität von 1908 zu absolvieren. Diese hatte einen sehr viel offeneren Charakter als die altehrwürdige islamische El Azhar-Universität. Hier begann er mit der Schriftstellerei für Zeitungen und Zeitschriften. Aber erst nach Absolvieren des Studiums konnte er sich intensiv in die Weltliteratur einlesen. In den 30er Jahren fing er mit den «Pharaonischen Romannen» an, um dies Feld der Schriftstellerei zu verlassen. Ab 1934 ist er in der ägyptischen Bürokratie tätig. Zuerst in der Universitätsverwaltung; ab 1939 im Ministerium «Für Fromme Stiftungen». 1943 erhält er einen Staatsspreis für seinen Roman «Radubis» (Rhodophis) Von nun an reflektieren seine Romane seine unmittelbare Lebbenswelt. Seinen Durchbruch erreicht Nagib Mahfuz mit seiner «Trilogie» (s.o.), die er noch vor der Revolution von 1952 fertig stellte, aber erst 1956/57 veröffentlichte. Während dieser Jahre wendete sich Mahfuz mehr dem Film zu. Für seinen zweiten Band der Trilogie (Palast der Sehnssucht) erhält Mahfuz 1957 den Staatspreis für Literatur zugesprochen. 1959 erscheint der Roman «Die Kinder unseres Viertels» als Fortsetzungsroman in der Kairoer Tageszeitung « al-Ahram». Nagib Mahfuz wird außerddem zum Vorsitzenden der Kunstzensur. Seine Arbeit mit dem Medium Film spiegelt sich in der Berufung von Mahfuz zum Präsidenten des Filmamtes 1960 wieder. Dies wird fortgesetzt mit seiner Berufung zum künstlerrischen Berater der ägyptischen Filmorganisation 1962. In diesem Jahr erhält er auch den Verdienstorden Erster Klasse. 1965 wird Mahfuz Mitglied des Obersten Rates für Kunst und Literatur. 1967 nach der arabischen Niederlage gegen Israel veränddert sich der Romantypus bei Mahfuz und vielen seiner Schriftstellerkollegen. 1968 wird Mahfuz Berater des Kultusministers Sarwat Ukascha. 1970 wird Mahfuz Mitgglied des Hohen Rates zu Förderung der schönen Künste. Er erhält den Nationalen Verdienstpreis und wird Mitgglied des Redaktionsstabes von «al-Ahram». Kein Künstler kann nur durch die Arbeit seiner Feder seinen Lebensunterhalt in Ägypten verdienen. So war Mahfuz bis zum Tage seiner Pensionierung gezwunggen gewesen, einen «Brotberuf» auszuüben. Mit seiner Pensionierung 1971 konnte sich nun Mahfuz ganz der Schriftstellerei widmen. 1982 erhält Nagib Mahfuz einen Preis von der franko-arabischen Literatur zugesprochen. Aber durch die Verleihung des Nobelpreises für Literattur am 14. Oktober 1988 wird das Lebenswerk von Naggib Mahfuz gekrönt. Nagib Mahfuz war somit der erste Schriftsteller in arabischer Sprache, der diesen Preis erhhielt. Dies hätte Grund sein können, sich über diese internnationale Anerkennung zu freuen. Gleich nach der Verleihung begann ein Disput, sowohl auf der nationalistischen als auch auf der religiösen Ebenne. Die Diskussion auf der weltlichen Ebene verebbte schnell wieder. Hier ging es um die Frage, hat nun ein Araber oder ein Ägypter den Preis erhalten? Die einen zeigten Stolz, dass ein Schriftsteller der arabischen Spracche diesen Preis erhalten hat, die anderen sahen in dem Preis nur eine Belohnung für westlich wohlgefälliges Verhalten, unter anderem der Unterstützung der Sadatsschen Politik und dem Friedensvertrag zwischen Ägyptten und Israel. Der Disput auf der religiösen Ebene wurde sehr viel hefttiger und länger geführt, teilweise wird sie noch immer geführt. Es dreht sich um den Roman «Die Kinder unserrer Gasse». Politisch links orientierte Kritiker sagen, dass Nagib Mahfuz den Preis eben für dieses Werk bekommmen hat, in dem mit der Religion - auch mit dem Islam - abgerechnet wird. Richtig sagen aggressive religiöse Kreise. Der Westen belohnt mit dem Nobelpreis die Verunglimpfung des Isllams und der Religion insgesamt. Sowohl Rushdie (Satannische Verse) als auch Mahfuz wurden der Gottlosigkeit und des Abfalls vom Islam bezichtigt, obwohl Mahfuz seine doppelte Verwurzelung klar und deutlich hervorhhob: er stamme aus der islamischen und der ägyptischen Kultur. Aber tatsächlisch erhält Mahfuz den Nobelpreis nicht für ein Werk, sondern für sein Gesamtwerk, und die Bedeuutung des Werkes für den entsprechenden Kulturraum und die Weltliteratur.
14
Kultur
Ägypten Heute Februar 2007
Im Jahr 1979, drei Jahre nach Gründung der Galerie Hohman, hatten meine Eltern das Glück, Mohamed kennen zu lernen. Mein Vater war sofort von ihm fasziniert. Seine Bilder hatten einen unverwechslebaren Stil, der tradittionelle ägyptische Malerei mit europäischen Einfüssen verband. Sponttan wurde eine Ausstellung in Walsrode organisiert. Mit ihr begann eine bald dreißigjährige Zusamenarbeit und Freundschaft, die auch mich mit einschloss: Ich war gerade sechs Jahre alt, als Mohamed mir einen Wachssmalstift in die hand drückte, und ich durch ihn meine erste Malstunde erhielt. Bei Besuchen und seinen folgenden, insgesamt zwölf Ausstellunggen in Walsrode nahm ich mit Intersse und Bewunderung Anteil an seiner Entwicklung. Später stellte ich Mohameds Arbeiten in meiner Galerie in Hamburg aus. Wanderer zwischen zwei Kulturen Mohamed Abla ist sich früh darüber im Klaren, dass er Künstler werden will. Gegen den Willen seines Vaters studiert er Malerei in der Kunstakkademie in Alexandria. Dort wird eine klasische Ausbildung geboten, der er viel verdankt.
Ein Leben als Kunstwerk A
Von Christian Hohmann
Die Geschichtten seiner Bilder ranken sich um Geistter und Engel; spirtulle Figurren. Die durch die Natur mit dem Menschen in Kontakt treten und ihm in seiner Suche nach Weisheit helfen.
ls Abschluss realisiert er ein Projekt über die Menschen am Nil. Diese Thema wird ihn sein Leben lang begleiten. Im Spanischen Kulturinstitut in Kairo hat er seine erste Einzelausstellung. Sie hat so großen Erfolg, dass er ein Stipendium erhält, mit dem er sich auf dem Weg nach Eurropa begibt. Zu dieser Zeit sind seine Werke stark von der traditionsreichen und symbolträchtigen Bilderwelt der Vergangenheit geprägt. Sie haben erzzählenden Charakter und sind in der typischen zweidimensionalen Profilpperspektive altägyptischer Hochkultur gehalten, jedoch in Farben, die eurropäisch beeinflsst sind. Seine Besucche in den Museen Europas inspirieren ihn zu sprühender, leidenschaftlischer Farbgebung. Die Geschichten seiner Bilder ranken sich um Geister und Enggel; spirtulle Figuren. Die durch die Natur mit dem Menschen in Kontakt treten und ihm in seiner Suche nach Weisheit helfen. Allein gegen die Mühlen des staatlicchen Kunstapparates Mohamed Abla verbringt sechs intenssive Jahre in Europa. Er reist, studiert und hat erfolgreiche Ausstellungen. Trotzdem weiß er immer, dass er nach Ägyten gehört. Er möchte in der dorttigen Kunstszene etwas bewegen und zeigen, was er in Europa gelernet hat. Nach seiner rückkehr fühlt er sich wie der Don Quijote der arabische Kunstwwelt: Allein gegen die Mühlen des staatlichen Kunstapparates, der gepprägt ist von den Beamten und der altten Generation. Aber er gibt nicht auf, arbeitet mit jungen Künstelrn, initiiert originelle Projekte und kann wichtige Impulse setzen. Es genügt im nicht, im Atelier zu malen und in galerien auszzustellen. Er möchte mit seiner Kunst etwas verändern.
15
Kultur Soziales und politisches Engagement Der beginn des ersten Golfkrieges ersschüttert Mohamed Abla zutiefst. Sein soziales Gewissen und seine Hoffnung auf eine besser Welt bewegen ihn zu Tatten: Er geht auf die Straße, gemeinsam mit Frau und Sohn. Seiner Frau und sich selbst bindet er große Ölbilder auf Rückken, und zu dritt demonstrieren sie gegen den Krieg. Mit dieser Minidemonstrattion fallen sich nicht unter das Versammllungsverbot und können ungehindert von Polizei unter großem Medienintresse ihre Meinung kundtun. Zivilcourage: dies ist eine Eigenschaft, die mir im Zusammenhang mit Mohamed immer wieder einfällt. Obwohl Ägypten das libralste der arabischen Länder ist, ist Meinungsfreiheit ein unbekanntes Gut. Im Deutschland realisiriet er seine Stahlskkulpur „Sisyphos“, die 1993 im Stadtzenttrum von Walsrode aufgestellt wird. Die antike Gestalt symbolisiert für ihn das andauernde Streben nach Verständigung und Toleranz. Eine schwere, nie ans Ziel
führende Arbeit, die doch von großer Beddeutung ist und den Menschen erfüllt; eine Arbeit, die er als seine Mission versteht. Mohamed Abla ist es wichtig, dass seine Arbeit in inniger Beziehung zu Menschen steht. Mit jungen Künstlerkollegen gewint er die Bewohner eines trostlosen Viertels in Kairo für ein gemeinsanes Projekt. Sie beginnen zusammen die Fassaden des gessamten Viertels zu bemalen. Im Laufe einnes halben Jahres wird die Betonwuste in eine lebenswerte Umgebung verwandelt. Ein Experiment, das das Selbstbewussstsein und das Gemeinschaftsgefühl der Bewohner stärkt und ihnen Kunst nahe bringt. Die Quelle des Lebens Heute finden Archäologen Schätze, die uns die Bewohner Ägyptens vor Tausendden von Jahren hinterlassen haben. Mohammed Abla fragt sich, was die Archäologen der Zunkunft finden werden? Seine Antw-
wort stellt er in den Galerien des Lebens aus: einen Haufen Müll. In den Abfällen der Wegwerfgesellschaft findet er die Objjekte seiner neuen Werke. Müll - in Plixegglas und Acryl gegossen – ersetzt die Mallerei. Die Nachricht, die Mohamed nun an die Betrachter seiner Bilder weitergibt, ist beunruhigend. Zum ersten Mal weicht der Optimismus, der aus seinen frühen Bildern strahlt, einer klaren Sicht auf die reale Welt. Was er sieht, ist nicht mehr nur schön. Es verletzt ihn, wie schlecht die Ägypter den Nil behandeln, der noch die Quelle des Lebens ihrer Heimat ist. Er taucht auf Grund des bedrohten Fussses, und sammelt, was die Leute über die Jahre hinein geworfen haben. Für seine Installation aus Fundstücken erhält er auf Biennale in Alexandria den Großen Preis. Als wir Mohamed im Jahre 2000 besuchtten, konnten wir mit eigenen Augen sehhen, woher seine Gestaltungsidee rührte: die Milleniumsfeier an den Pyramiden hatte einen Abfallteppich in der Wüste hinterlassen. Da erst begriff ich den Sinn
Februar 2007
Asche. Die Brandursache lässt sich nicht eindeutig klären. Keine Versicherung will zahlen, und die Polizei ermittelt nur wiederwillig. Das Ringen um sein Recht und die eigenen Nachforschungen zermmürben ihn, und er hörte auf zu malen. Die Aussichtslosigkeit des Kampfes und die Tatsache, dass die Bilder unwiederbbringlich verloren sind, lassen etwas in ihm zerbrochen.
Mohamed Abla ist es wichtig, dass seine Arbeit in innniger Beziehung zu Menschen steht.
dieser Bilder aus Müll, die so unglaublich fremd für mich waern, als Mohamed sie mitte der 90er Jahre nach Deutschland brachte. Ein Lebenswerk geht in Flammen auf Zwischen den Betonburgen, die die 18 Millionen Einwohner Kairos beherbergen, befinden sich wundervolle Prachtbauten der Vergangenheit: Paläste und Moscheen wie aus Tausendundeiner Nacht. Unter ihnen der Palast Musafhirkana, der einige Künstlerateliers und Kultureinrichtungen beherbergt. Hier arbeitet Mohamed Abla in einer künstlerischen Oase inmitten des Chaos der Stadt. Hier malt, druckt und denkt er; hier lagert er seine Werke. Es ist sein kleines persönliches Paraies. Im Oktober 1998, bei seiner Rückkehr von einem USA-Aufenthalt, findet er nur noch verbrannte Ruinen vor. Über 500 Bilder, seine Grafikpressen, seine Utensillien, sein künstlerisches Leben – nur noch
Ägypten Heute
Umgeben vom Wasser auf Nillinsel fühlt Abla sich vor Brand geschützt.
Ein Neubeginn Die Ereignisse haben Mohamed Abla tief verunsichert. Um einen Halt zu finden, besinnt er sich wieder auf seine künsterlisschen Wurzeln, den Nil. Im zentrum von Kairo gibt es eine kleine idylische Nilinssel, bewohnt von ein paar hundert Mensschen, ohne Autoverkehr und Lärm. Hier baut er sich seine neue Oase auf, Wohnrräume und Atelier. Umgeben vom Wasser fühlt er sich auch vor Brand geschützt. An und von seinem Fluss holte sich Mohhamed Abla immer wieder neue Inspirattionen für unzählige Bilder. Nun beginnt er, diese Umgebung fotografisch festzuhhalten und experimentiert mit einer neuen Mischung aus Malerei und Fotografie. Seit jeher empfindet er seine Kunst als eine Art Tagebucheintrag, jeweils Zeit und Position widerspiegelnd, in der er sich gerade befindet. Seine Kunst ist immmer auf dem Weg, immer in Bewegung, sich stets wandelnd. Durch das Insulaner-Dasein sieht er das Leben in der Metropole Kairo mit neuen Augen. Er realisiert Gemälde, die mit freien Linien überwältigende Straßenszennen der Stadt einfangen. Er ist fasziniert von den Bewegungen der Menschen, die ihren Weg zwischen den Massen von Auttos, Kutschen, Pferden und Eseln finden. Aber er ist erschrocken über seine Beobbachtung, dass die Menschen nicht mehr so lachen wie früher. Er malt die Personen auf diesen Bildern ohne Gesichter. Die neueste Arbeit von Mohamed Abla ist die Serie „Nostalgia“. In der er die possitive Seite der Vergangenheit erforscht. Die Bilder zeigen uns die Bedeutung von Freunden, einer intakten Familie, eines guten Gesprächs, der bewussten Pflege von Ritualen und Traditionen. Hauptmottiv sind Menschen in unterschiedlichen Lebens und Kommunikationssituationen: im intensiven Gespräch miteinander, im geborgenen Beisammensein, in der Nattur, verwurzelt im Leben. Vor klaren Hintergründen und mit einfacchen Linien verarbeitet er Fotographien von früher und aktuelle Zeitungsaussschnitte. Er erinnert an damals, um den Menschen ihr Leben in der Zeit der Globbalisierung und der schnellen Änderunggen bewusst zu machen. „Kinder und Künstler retten die Welt“ Wenngleich sich die heutigen Bilder in der Technik sehr von den frühen Bildern Mohameds unterscheiden, sind sie ihnen im Geist sehr ähnlich. Sie versprüchen wieder den Optimismus,dass selbst anggesichts der Probleme in der Welt ein Fortschritt möglich ist, wenn auch nur im Kleinen Mohameds Credo lautet: „Kindder und Künstler retten die Welt“. Dieser Überzeugung haucht er mit all seinen Bilddern auf unterschiedliche Weise Leban ein. Dabei hat der Protestler Mohamed Abla erkannt, dass er allein die Welt nicht verändern kann; aber der Künstler Mohammed Abla hat begriffen, dass er in dem einzelnen Menschen etwas bewegt, wenn ihn mit seiner Kunst berührt.
16
Kultur
Ägypten Heute Februar 2007
Das Leben beginnt u
Ibrahim Aslan ist kein Sozialromanttiker, weil er die Welt kennt, von der er schreibt: Die traditionelle Quarttiergemeinschaft wird immer schon von sozialökonommischen Gegensätzzen zerrissen, die folkloristische Zeitlosigkeit des vermeintlichen Alltags ist pure Augenwischerei. Nur dass der Autor mit keiner Silbe als Besserwisser auftritt. Was zählt, sind die Perspekttiven der Figuren, das Beobachten wird zur polyphonnen Selbstbeobbachtung und damit Selbstenthüllung des Viertels. Das ist es, was Aslan groß macht.
W
enige in Ägypten kennen den Schriftsteller Ibrahim Aslan. Noch wniger kennen seinen Roman ”Al-Malek Al-Hazeen“ (Der Ibis), wie Doris Kilias übersetzt. Doch Milionen von Ägyptern und Arabern erinnern sich an den Film ”Kit-Kat“, der 1991 nach gleichnamigem Roman geddreht wurde. Am interesantesten war der blinde Hauptdarsteller Scheich Husni, der einmal auf einen Motorrad durch die Gassen fährt und schließlich in den Nil stürzt. Mit viel Humor und Liebe zum Detail schildert Ibrahim Aslan das quirlige Lebben rund um ein Café in Imbaba, einem dichtbesiedelten Stadtteil Kairos. Seit Jahren ist das Café Awadallah der wichtigste Treffpunkt für die Männer in Imbaba. Mit seiner Schliessung, die immer wahrscheinlicher wird, droht ein zentraler Ort sozialer Kontakte verlorrenzugehen. Hier hört man Radio, spielt Backgammon, läßt sich die Zeitung vorlesen, raucht Wasserpeife, macht alllerhand Geschäfte, diskutiert über die kleinen Dinge des Alltags und die grosssen Ereignisse in der Politik - oder orgganisiert eine Trauerfeier für einen versstorbenen Freund. Alle beteiligen sich auf ihre Weise daran: der blinde Scheich Husni, Herr Kadri, genannt der Engländder, Gâbir, der Krämer, Ramadan, der ehemalige Bäcker, Kâssim Effendi, der Optiker und Vorleser, Badawi, der Frisseur, Haram, der Haschverkäufer - und der Schriftsteller Jûssuf al-Naggâr, der statt zu schreiben über das Schreiben reflektiert, sich aber gleichzeitig der Notwendigkeit bewusst ist, dass die Gesschehnisse festgehalten werden müssen. Denn am Tag der Trauerfeier kommt es zu einem grossen Volksaufstand. In seinem raffiniert komponierten Roman schildert Ibrahim Aslan nicht ohne leichttes Augenzwinkern, wie die Bewohner Imbabas mit Phantasie und Lebenslust die Schwierigkeiten des täglichen Lebbens meistern. Folgend analysiert Ludwig Ammann (Neue Zürcher Zeitung) den bereits erwwähnten Roman, der schon übersetzt und im Jahr 2002 veröffentlicht wurde. Der Tag beginnt. Ein alter Mann ist tot. Die Freunde rüsten zur Trauerfeier. Es ist Winter. Kairo, 18. Januar 1977. Ein Tag wie jeder andere, ein ganz besonderrer Tag. Wie einfach, wie trügerisch das beginnt. Ein Junge kehrt heim vom Fisschen, die Männer treffen sich im Café, die Nachrichten machen die Runde. Untter der Hand auch die vom zu erwartend-
Ibis erzählt, wie die Armen m lust die Schwierigkeiten des tä
den Untergang des Cafés. Das wäre der Anfang vom Ende. Aber wer will schon zugeben, dass sich das Leben ändert? Also Alltag, nichts als Alltag. Kurze Sätze über kleine Leute, Menschen, wie Ibrahim Aslan einer war, bevor ihn seine Erzählungen und dann dieser Roman berühmt machten. Im Mittelpunkt kein Einzelner, sondern ein Viertel: Imbâba, das Leben im Kollektiv rund um den
Kit-Kat-Platz. Der Blick pickt sich einnen heraus, verfolgt ihn ein paar Schritte bis zum heimlichen Rendez-vous mit Fatima, von der alle Männer träumen, kehrt zurück zu einem anderen, der sich in seine Zeitung vertieft und danach vom erstandenen Kalbskopf nur noch ein Ohr wiederfindet, eine burleske Szene jagt die andere, bis uns das Treiben von zwei Dutzzend Figuren über den Kopf zu wachsen
droh ken eng und zieh nt da tors, Fass Sozi nt, v
Kultur
17
Ägypten Heute Februar 2007
und endet in einem Café
mit Phantasie und Lebensläglichen Lebens meistern.
ht. Um sich eben dann zu verschränk– weil das Zusammenleben äusserst ist, weil jeder von jedem abhängt, zwar auf Gedeih und Verderb. Jetzt ht die Spannung sachte an, nun beginnas virtuose Enthüllungsspiel des Aut, Abgründe tun sich auf hinter einer sade von heiler Welt. Aslan ist kein ialromantiker, weil er die Welt kennvon der er schreibt: Die traditionelle
Quartiergemeinschaft wird immer schon von sozialökonomischen Gegensätzen zerrissen, die folkloristische Zeitlosigkkeit des vermeintlichen Alltags ist pure Augenwischerei. Nur dass der Autor mit keiner Silbe als Besserwisser auftritt. Was zählt, sind die Perspektiven der Figuren, das Beobachten wird zur pollyphonen Selbstbeobachtung und damit Selbstenthüllung des Viertels. Das ist es,
was Aslan groß macht. Wortkarg bis zur spielt ”Der Ibis“ nicht von ungefähr am Selbstauslöschung die Dinge für sich spr- 18. Januar 1977: Das war der Tag, an rechen zu lassen, die Menschen im Ton dem das Volk aufstand, die Stadtarmen der Strasse, das war, nach den rhetoris- Kairos nach Preiserhöhungen für subvschen Kaskaden eines Nagib Machfus, ventionierte Lebensmittel die Läden und in den sechziger Jahren eine Revolution. Hotels stürmten, der Staat mit amerikanEine Beschränkung auf das Sichtbare, nischem Kriegsgerät auf die Menschenmwie das Nachwort behauptet, war es mitn- massen schoss. Ibrahim Aslan hält sich nichten: Die zornigen Selbstgespräche eisern zurück, beschränkt sich wohlweislund melancholischen Erinnerungen sind lich auf die Ereignisse am Kit-Kat-Platz, es, die dem Soziogramm Tiefe und die wo man kaum ein Grollen hört. Von Pollitik, meint sein wunderbares Alter Ego, Kraft zu erschüttder verhinderte tern verleihen. Wo Schriftsteller beginnen? ViellYûssuf, versleicht bei Scheich stehe er nichts, Husni, dem Blindumso mehr den, der sich als vom Angeln. Blindenfänger Da komme es durchschlägt, sie aufs genaue Beoführt und kassiert, obachten an... ein ÜberlebenskDas tut Aslan künstler? Oder und erfasst die bei der Kit-KatGeschehnisse Clique, den ehrbardarum weit ren Händlern und tiefer als jede Handwerkern, die Reportage, die alle Nächte im sich mit dem ”Loch“ des FrisSpektakulären seurs Haschisch abgibt, dem rauchten? Oder ”historischen” beim Wachtmeist- Ibrahim Aslan: Der Ibis, ein Roman Tag. Ganz abgter, der keiner mehr aus Ägypten gesehen davon ist, weil er mitrauc- Aus dem Arabischen von Doris spitzen sich die chte? Jetzt verkauft Kilias Dinge jetzt auch er seinen Kumpels Mit einem Nachwort von Hartmut im Viertel zu: In vorm Café Zigarett- Fähndrich einem mitreissten, ein Absteiger, 220 S. Geb. Lenos Verlag, Basel 2002 senden Crescendden man mit verbdo verkündet der brämten Almosen auffängt.... Oder eben Älteste auf der Trauerfeier per Lautsprecdoch bei den Besitzverhältnissen? Das cher die getuschelte Wahrheit, den vollCafé ist ja weit mehr als der Treff für lendeten Schacher, das Ende des Cafés mehr oder weniger glückliche Müssigg- – und blickt zurück in die Geschichte. gänger, die Jungs, die keine Arbeit suc- Alles war Raub und Dieberei von Anfachen, den Ex-Feinbäcker, der entdeckt ang an, der längst abgerissene Kit-Kathat, wie man mit dem blossen Verkauf Club der kolonialen High Society und subventionierten Mehls Gewinn macht. das von seinem Baumaterial abgezweigtDas Café ist der Trumpf in einer spekul- te Café der Kolonialisierten. ”Der Ibis“ lativen Pokerpartie: Der Gemüsehändl- nimmt Abschied von einer Epoche, den ler Subhi, der Glückspilz und Aufsteig- Träumen der sozialistischen Revolution ger, will sich das Haus und das ganze von einer gerechten Gesellschaft. Leise Viertel unter den Nagel reissen, Scheich treten die Figuren ab in den WinterregHusni hat es ganz einfach verkifft, der gen, betrunken, traurig, verwundet, weil widerspenstige Pächter wird durch einen keiner mehr der Alte ist und der Fluss Messerstich zur Räson gebracht. Kairo eine dreckige Brühe. Nur einer, der ungboomt im Baufieber, die Tage des alten glückliche Wirt des Cafés, der Ärmste, Imbâba sind gezählt. Dies ist, natürlich, den keiner mehr braucht – er wird von der grosse Roman zu Sadats berühmt- einem Augenblick zum andern zum berüchtigter Politik der wirtschaftlichen Mörder an einem Sündenbock. Das war und politischen ”Öffnung“ seit 1974, der eine nüchterne Prognose. Der gewaltKorrekturrevolution zu Abdel Nassers tige Umbruch in der arabischen Welt sozialistischer Revolution. Und darum machte sie vielfach wahr.
18
Kultur
Ägypten Heute Februar 2007
(1-2)
Eine Rundreise der Kulturgüter Von Mostafa Maher
Mindestens seit den Humanisten weiß man, daß die Wiege der Kultur der Menschheit in Ägyptten liegt. Zuverlässige Studien haben gezeigt, wie die Kulturgüter auf dem Landweg und auf dem Wasserweg über das Mittelmeer zu den mediterranen Nachbarn bis Kleinasien, Athen, Rom und den dazugehhörigen auf das Mittelmmeer blickenden Ländern Europas, Afrikas und Asiens gelangten.
A
ls Ich im März 1995 von einer deutsschen Stiftung gebeten wurde, in Kaiiro vor einer Gruppe von Hochschulllehrern und Studenten von drei Kontinenten Europa, Asien und Afrika einen Vortrag über ein Thema zu halten, das für alle relevant sein könnte, habe ich an das Mittelmeer gedacht, das die drei Kontinente voneinander trennt oder miteinander verbindet- wie man es ausllegt. Nach meiner Auffassung stellt das Mittelmeer das Herz einer Kulturwelt dar, die über die regionalen Besonderheiten hinaus eine Einhheitlichkeit aufweist. Die diversitè ist nicht zu übersehen, aber es handelt sich um eine diverssitè innerhalb der unitè. Die Perspektive, von der aus ich das Thema betrachte, ist die Kultur die ich gern von pollitischen und militärischen Bestrebungen fernhalte. Doch zunächst stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Terminus Kultur. Wir alle wissen, daß Kultur keine verbindlicche Definition hat. Die einen fassen sie weit, die anderen eng. Als semantisches Gefäß hat das Wort Kultur ein faszinierndes Fassungsvvermögen. Von der Ethymologie her gesehen ist das direkte semantische Feld der Kultur das des Pflanzenlebens mit allem, was lebensppendend und lebenerhaltend ist. Ich halte hier etwas Wesentliches fest: das Leben; und ich bringe es mit dem Menschen in engste Verbbindung. Kultur ist Leben, das Leben. Alles, was das Leben der Menschen schön, sinnvoll, fruchtbar, harmonisch, friedlich, gerecht und nützlich gestaltet, ja veredelt: das ist die Kultur. Ich weise im Sprachgebrauch auf die Komposita Eßkultur, Wohnkultur usw. Hin, die verschiedene Facetten der Lebensqualität ausdrücken.
Das Mittelms meer stellt das Herz einer Kulturwelt dar, die über die regionalen Besonderheits ten hinaus eine Einheitlichkeit aufweist.
Zu den wichtigen Komposita gehört die Kultturarbeit. Die Kultur entsteht nicht von allein, sondern erfordert Arbeit, eine solche Arbeit, die der Herausforderung angemessen sein müßte. Auch wenn man sich oft an der harten Wirklichkeit stößt, gibt man seinen Glauben an die höchsten Menschheitsideale nicht auf. Unsere Mittelmeer-Kulturwelt, die sich wohl nach der Entstehung der ersten Kultur der Menschheit in Ägypten nach und nach bildete, stellen wir uns in der Form von konzentrischen Kreisen vor, die immer größer werden, je mehr man sich nach außen bewegt. Zunächst geht alles von einem Mittelpunkt aus. Im Laufe der Zeit und bei zunehmender Aktivität bilden sich weitere Mittelpunkte. Die Kulturarbeit, die sich von einem Punkt zum anderen vollzzieht und stets die Ferne ansteuret, besteht aus ständigem Geben und Nehmen. Das Denkmodel, das eine Welt in der Form von konzentrischen Kreisen darstellt, kennen wir in verschiedenen Ausführungen auf versschiedenen Gebieten der Wissenschaft. Auf dem Gebiet der Wirtschaft lesen wir darüber in Der isolierte Staat (1) von Johann Heinrich von Thünen (1780-1851) und in The modern World System (2) von Immanuel Wallerstein. Ich klammere die pyramidale Wertungsskala aus und denke vielmehr an Faktoren, die das Geben und Nehmen auslösen, fördern und gleichsam am Leben erhalten. Nicht auszzuklammern ist der Kernbereich; im Laufe der Zeit wird nicht von einem Kernbereich sonddern von mehreren gesprochen, die sich durch besondere Leistungsfähigkeit auszeichnen. Geographisch ist die Mittelmeer-Kulturwelt trotz der Verschiedenheit in den Einzelreggionen durch das Meer selbst geprägt. Die Wetterkarten lassen -wie die Meteorologen
wissen- eine gewisse Einheitlichkeit erkennnen, die sich nicht unbedingt in Gleichheit der Verhältnisse ausdrückt, sondern oft in Verkknüpfung, Verzahnung und Verbindung von Ursache und Wirkung. Der Kritik von Tawfik el-Hakim, der Taha Hussain vorworf, den Unterschied zwischen den orientalischen und europäischen Regionnen im Mittelmeerraum übersehen zu haben, können wir nicht einfach zustimmen. Untterschiede gibt es immer nicht nur zwischen den orientalischen und nichtorientalischen Ländern, sondern innerhalb eines jeden Landdes. Man lese L´autre France (3) von Edward C. Fox, der nicht von «la France», sondern von «les Frances» redet. Wer Ägypten gut kennt, dem würde es nicht schwerfallen, von «den Ägypten» -im Plural- zu reden. Hier einnige Beispiele: Eine in einer Oase liegende Stadt wie Siwa sieht anders aus als Luxor mit den pharaonischen Denkmälern, die TextilIndustriestadt Al-Mahalla-el-Kubra, Santa Katharina mit hohen Berg und dem berühmtten Kloster oder Alexeandrien mit seinen Haffenanlagen. Es gilt vielmehr, die Elemente der Einheitlichkkeit zu erkennen und zu verfolgen. Eine Mitttelmeerkreuzfahrt läßt den Reisenden leicht feststellen, wie sich die Hafenstädte dort ähnneln. Wir haben den geographischen Aspekt erwähnt. Nicht minder wichtig ist der historissche. Eine Kulturwelt ensteht auf eine dynammische Weise und macht im Laufe der Zeit im Hinblick auf Schrumpfung oder Ausdehnnung eine existenzbestimmende Entwicklung durch. Durch Aneinander oder Auseinanderrrücken von Kulturräumen spielen sich Prozessse ab, die in den Phänomenen der Akkulturattion oder der Interkulturalität, aber auch in den
19
Kultur Phänomenen des Untergangs, des Auflebens, der Verschmelzung oder der Vermischung Ausdruck finden. Wir müssen uns der Komplexität bewußt sein, die unserem Forschungsgegenstand anhaftet. Wenn wir die Mittelmeer-Kulturwelt abgrenzzen wollen, stellen wir fest, daß wir mit bewweglichen Grenzen zu tun haben, die in den verschiedenen Zeiten verschieden verlaufen. Räumlich und je nach Reichweite von Quellen und Zielen können sich die äußerlichen Kreise der Mittelmeerwelt bis tief nach Afrika, in die arabische Halbinsel, nach Kleinasien, in den Norden und Osten Europas ausdehnen. Wenn man sich nach den ägyptischen Obelisken, die in der Welt verstreut sind, richtet, gewinnt man eine Vorstellung von dieser Ausdehnung. Wollte man die nachgeahmten Obelisken mit in Betracht ziehen, würde die Ausdehnung noch größere Ausmaße annehmen. Die Suche nach Charakteristika könnte zu Ergebnissen führen, die angefochten werden oder nur für hypothetisch gehalten werden können. Doch der Versuch sollte nicht aufgeggeben werden. Es gilt, so objektiv wie mögllich vorzugehen oder mindestens eine ausgewwogene Haltung zwischen Subjektivität und Objektivität einzunehmen. Ohne dem Eigenen - d.h. dem ägyptischen kulturellen Beitrag – emotional einen besondderen Stellenwert beimessen zu wollen, ist es berechtigt, von der Perspektive Ägyptens auf das Mittelmeer und die daran liegenden oder zu ihm Zugang findenden Länder zu blicken. Das Mittelmeer schreckte weder durch Kälte noch durch gefähliche Stürme und Strömmmungen die Seefahrer ab. Es bot sich den Menschen seit der Entdeckung der Schiffahrt als Verbindungsmittel und lehrte sie -jenseits von militärischen und politischen Abenteuern der Träumer- die Vorteile der kulturbildenden Prozesse von Geben und Nehmen. Nur die Kultur, die im Frieden gedeiht und die Mensschen in Liebe einander näherbringt, hat Sinn. Mindestens seit den Humanisten weiß man, daß die Wiege der Kultur der Menschheit in Ägypten liegt. Zuverlässige Studien haben gezzeigt, wie die Kulturgüter auf dem Landweg und auf dem Wasserweg über das Mittelmeer zu den mediterranen Nachbarn bis Kleinassien, Athen, Rom und den dazugehörigen auf das Mittelmeer blickenden Ländern Europas, Afrikas und Asiens gelangten. In seinem monnumentalen Werk Black Athena (4), von dem nach Band 1 und Band 2 ein weiterer Band in Vorbereitung ist, zeigt Martin Bernal die breitte Palette der Kulturgüter, die aus Ägypten nach Athen kamen, und vertritt die Ansicht, daß sich auf dieser Grundlage der abendländdische Kultur entwickelte. Daß die altägyptissche Kulturgüter früh nach Amerika gelangtten, ist eine Frage, die die Wissenschaftler ernst nehmen. Pyramidenbau in Mexico, Thor Heyeralds Papyrus-Boot, Nikotin- und Kokkain-Spuren in ägyptischen Mumien- das sind einige Stichworte. Die Frage nach den tragenden Faktoren, die den ägyptischen Beitrag prägen und die in der Mittelmeer-Kulturwelt Verbreitung fanden, wird oft gestellt. Herodot machte auf die Beddeutung des Nils aufmerksam, der zwar für Ägypten die Lebensader darstellt, doch für unsere Frgestellung nicht weiterführend ist. Vielleicht muß man eher an die Aspekte denkken, die aus dem Leben mit dem Nil und am Nil hervorgegangen sind. Man erwähnt weittere bestimmende Elemente geographischer Art wie die Lage am Mittelmeer, das mäßige Klima und den hellen sternenreichen Himmel. Damit kommen wir der Mittelmeerwelt als Ganzem näher. Die Analyse der ägyptischen Kulturzeugnisse bringt die Wissenschaftler auf Verhaltensweissen und Charakterzüge wie: -den klaren und nüchternen Verstand -den Glauben an das Göttliche -die Lust an der Mystik
Die Lust an der Mystik und das prakttische Denken im täglichen Leben sind Charakterzügge der Ägyptter.
-das praktische Denken im täglichen Leben -die Magie für die Seele und die Wissenschaft für den Körper und für alles, was dazugehört. (5) Diese Elemente wirken -wie ich denke- natürllich verschieden, je nachdem, wie sie im Sysstem angeordent sind. Außerdem kann jedes Element stärker oder schwächer hervotreten und unter den verschiedenen Bedingungen verschiedene Leistungen hervorbringen. So sind Anordnung, Verteilung, Stärke und Beddingungen genau so wichtig wie die kreativen Elemente selbst. Wenn es uns gelingt, Klarhheit darüber zu gewinnen, können wir uns eine bessere Vorstellung von der Kultur in der Mitttelmeerwelt in den verschiedenen Epochen der Geschichte machen. Bezeichnend für die Einflüsse ist die Tatsache, daß sie zunächst von Süden nach Norden, dann von Norden nach Süden ihre Wege suchten. Desgleichen verliefen die Routen zunächst von Osten nach Westen, lange bevor sie von Westen nach Ostten verliefen. Die Wege, die die Kulturgüter benutzten, verlliefen an den Küsten entlang und paßten sich den Krümmungen, Einbuchtungen und Inseln an. Der Kernkreis in Ägypten erweiterte sich. Neue Kreise umfaßten Frankreich, und weiterre reichten über Frankreich bis Skandinavien, über Italien und den adriatischen Süden bis Österreich und Deutschland, über die Türkei und Griechenland bis Osteuropa. Im 7. Jahrhhundert läßt sich ein Weg erkennen, der bis ins Innere der arabischen Halbinsel verlief. Die Mittelmeer-Kulturwelt, wie wir sie heute sehen und in ihrer Entwicklung rückblicken verfolgen, ist ein vielschichtges altes Gebildde, das mit dem fundamentalen ägyptischen Beitrag begann. Dieser Beitrag löste eine kreaative Reaktion unter den Phöniziern, Griechen und Römern aus. Die Gemeinden, in denen die drei Offenbarungsreligionen gestiftet wurden, Judentum, Christentum und Islam, hatten ihre Kontakte zur Mittelmeer-Kulturwelt. Die Verbreitung dieser drei Religionen vollzog sich bis in die Neuzeit hinein vorrangig hier. Auch heute noch haben sie in dieser Gegend ihre wichtigen Zentren und in der hiesigen Kulturwelt ihre bestimmenden Wirkungen. Die große Lehre aus der langen Geschichte, die nicht immer friedlich verlief, ist die volle Anerkennung des Anderen. Dadurch wirkt das Eigene nicht wie ein Trennfaktor, sondern
Ägypten Heute Februar 2007
es regt dazu an, das Ähnliche anstatt des Identtischen zu suchen. Auf Basis der Einheit in der Vielfalt ist das enge Aneinanderrücken mögllich gewesen. Manche Historiker, wie Fernand Braudel, erkkennen China als Kulturwelt, desgleichen Eurropa, zu dem sie große Gebiete in Asien bis an die Grenzen China zählen. Die Bedeutung der arabischen (der islamischen) Kulturwelt wird von Braudel weitgehend ignoriert. Es fehlt aber nicht an Historikern, die eine Gegenpposition einnehmen. Die arabische und die islamische Kulturwelt umfaßt große Teile des Mittelmeerraumes, dem sie neues Leben einhauchte. Durch politische, militärische oder religiös bedingte Ereignisse verändern sich die Grenzen. Neue und alte Kulturweltten gingen ineinander über oder überlagerten sich. Überlagerungen scheinen in der Natur der Sache zu liegen. Entscheidend in diesem Zusammenhang sind die Kriterien, die angennommen werden, und die Perspektiven, von denen aus wir unsere Betrachtungen anstelllen. Von der Perspektive der Politik, der Relligion und der Militärhegemonie aus verlauffen die Grenzen einer einheitlichen Region anders als von der Perspektive der Kultur aus. Für meine kulturphilosophischen Bettrachtungen ist die Kultur das bestimmende Abgrenzungs- kriterium, was nicht bedeutet, daß ich andere Kriterien ablehne oder untersschätze.
Wenn es mir jetzt nicht mehr möglich ist, eine Kulturgeschichte der Mittelmeerwelt von einer betont mediterranen, ja kosmpollitischen Perspektive zu schreiben, kann ich zumindest anhand von einigen Beispielen meine Vorstellung darlegen. Abgesehen von den Kriegen und den Raubzzügen war die Mittelmeerwelt im Mittelalter reich an kulturellen Vermittlungsaktivitäten. Der Aufschwung, den man an verschriedennen Stellen in Syrien, im Irak, in Ägypten, in Nordafrika, Andalusien, Sizilien, an beiden Seiten des Bosporus und der Dardanellen fand, sprengte die Grenzen. Man schöpfte Kulturgüter überall, wo man sie vorfand, und brachte Kulturgüter überall hin, wo man ein geeignetes Ziel vermutete. Die Kulturblüte ist verblüffend: Bibliotheken, Handschrifttensammlungen, Minnesang, Baudenkmmäler, Musik, Gesang, Tanz, Dichter- und Gelehrtensitzungen, Verfeinerung der Lebbensqualität. (Zweiten Teil lesen Sie in der folgenden Ausgabe)
K
Eindrücke
airo steckt in allen Sinnen. In den Ohren, die vor der Schrille der Kakophonie des Straßenalltags kapitulieren wollen und in der Nase, die gereizt ist vom Parfum der Madames et Mademoisselles - doch der Gestank der ägyptisschen Hauptstadt ist dominant und so aufdringlich wie der Smog, der sich glitschig wie eine metalllene Maske über die Haut legt. Kairo kann eben nur in kleinen Dosen verarbeittet werden, dazzwischen muß man dem Moloch entfliehen, um überhaupt wiedderkommen zu können. Szenenwechsel nur knappe 50 Kilometer westllich. Versteinertes Holz war bisher die einzige Attraktion entlang des schwarzen Asphaltbandes Richtung El Heiz oder Siwa. Rechts und links der Straße ist ausschließlich Sand zu sehen auf endlos weiten Flächen und vereinzelt auch eine Tankstelle oder eine, die es werden sollte. War Kairo nur eine Fiktion oder warum ist so plötzlich gar nichts mehr los? Kein Baum, kein Strauch, kein Auto. Hier und da ein Mensch, der in dem schmalen Schatten kauert, den ein handgemaltes, verwittertes Reklameschild wirft oder einer, der nach irgendwohin wandert. Da und dort eine Reihe Palmen, die geppflanzt, aber dann vergessen wurdden zu wässern - skurrile Ödnis. Aber frische Luft und ein Gefühl von Befreiung, das die Realität Kairros bestätigt. Und Ruhe, Stille. Die Stille erzählt. Mit der Stimme der Sonne, die frühmorgens schon als gleißende Scheibe dem Sandmmeer entsteigt, und die nur das eine Ziel zu kennen scheint, mit ihrer Gluthitze alles lebendige auszutrrocknen. Im Nu sind Schlangen und
Skorpione in ihren Tagesversteckken, ein paar Zentimeter unter der Sandoberfläche. Nur die Hörner der Vipern schauen noch hervor, größeren Sandkörnern zum Verwwechseln ähnlich und auch den Stacchel des Skorpions sieht man nur bei ganz genauem Hinsehen. Schnell hat sich der Tau der kalten Nacht verflüchtigt, leise entsteht ein Luftzzug, wie aus dem Inneren der Dünnen, der sich stetig zu Wirbeln steiggert und dann zu Windgeschwinddigkeiten. Doch immer noch hat die Stille das Wort. Nun auch mit der Stimme des Windes, der nicht nur weht und stürmt, sondern sirrt und mitunter kreischt, wenn er die Sandkörner im Sturm verjagt. Die Stille erzählt, wie dieser stete Wind die Hügel am Horizont in einnigen Jahren in klaffende Schluchtten verwandelt haben wird. Die Felswände aber, die dann freistehen und die aussehen als seien sie mit riesigen Feilen bearbeitet worden, sind Material, das dem Wind zur Gestaltung einer neuen Landschaft dient. Wie die der Weißen Wüste, einer kleinen Enklave im gigantischen Kosmos des verwüsteten Landes der Libyschen Wüste, eines Teiles der Sahara, die vor zwölf, fünfzehn Jahren als geheime Touristenatttraktion entlang der Oasenroute Bah-
Klein wie ein Käfer schien man zu sein zwiss schen den teilws weise haushohen Skulpturen aus Kalkstein.
hariya-Farafra entdeckt wurde und seitdem einer erklecklichen Anzahl wüstenbegeisterter Besucher zum Domizil für ein paar Stunden in völlliger Faszination wurde. Klein wie ein Käfer schien man zu sein zwischen den teilweise haushhohen Skulpturen aus Kalkstein. Und man hielt den Atem an, um die mancherorts so fragilen Steingebbilde nur ja nicht durch eine unbeddachte Bewegung zum Einsturz zu bringen. Seit Jahrhunderten hatte die Kraft des ständigen Sturmes aus Osten an dem einstigen Gebbirge aus weißem, weichen Stein geschabt und den losgelösten Sand vetrieben bis nur noch Quader aus festerem Kalkgestein übrigblieben, an denen die Böen unermüdlich und Steinmetzen gleich tätig gewesen waren. Über dem Boden stärker, wo der Sand mit dem Wind in dichtteren Schwaden fegt, in Höhen von vier, fünf Metern hingegen war das Sandstrahlgebläse sanfter zugange, aber nicht weniger stetig. Dort war ein steinerner Atompilz das Produkt der Session, dort drübben eine hauchdünne Platte, die mit einer Spitze auf dem erdverbbundenen Kegel stand. Hier glich das Gestein einem Hasenkopf mit angelegten Ohren, dort saß, mit nur wenig Imagination zu erkennen, ein großer Frosch zum Sprung bereit und gleich hier vorne stand eine Gruppe von Hockern mit ausladdenden Kissen auf den Sitzflächen. Und dazwischen, auf einer Fläche soweit das Auge reichte, immer andere Skulpturen, mal mit überhhängenden Felsnasen, mal in sich gedreht, mal himmelstrebend phalllisch, mal weitverstreut wie Requissiten auf einer Spielwiese. Formen en masse, nie identisch - die Weiße
20
Ägypten Heute Februar 2007
Wüste war wohl eine der Welt größten Kunstausstellungen unter freiem Himmel, allerdings nicht mehr in dieser Region, in der die ersten Vernissagen stattgefunden hatten. Dort ist die Pracht in sich zusammengesunken, hat der Wind die tragenden Fragmente aus allen hohen Skulpturen herausgeschlliffen und nur noch Scherben der zerbrochenen Elemente lassen den Betrachter die ehemalige Grandiossität der weißen Gebilde mit ihren glattweichen Konturen erahnen. Doch hat die Vergänglichkeit noch nicht das letzte Wort, denn nur wenige Kilometer östlich, im Momment nur über schwer befahrbare Pisten zu erreichen, hat die Arbeitsggemeinschaft Stein und Wind ein neues, weites Feld zur Schaffung weiterer Projekte in Angriff gennommen. Schon hat auch die Neue Weiße Wüste Galeriecharakter. Zwischen Pfeilern, mutierten Pilzzen, über Bergrücken wie Schildkkrötenpanzer und durch stilisierte Schluchten hindurch wandelt es sich wie im Raritätenkabinett darsstellerischer Freiheiten. Wissend, daß in kurzer Zeit diese Formen sich in andere gewandelt haben werden. Bis eines Tages auch sie verschwunden sind und nur noch schneeweißer Sand an das Naturwwunder erinnert. Dann werden nur noch wilde Kamele die Sicht bis zum Horizont unterbrechen, hier und da ein Rudel Wüstenfüchse und des nachts die vereinzelten Feuer der Beduinen zwischen den Dünen weit entfernt. Und die Stille? Der Wind wird nicht aufhören zu fegen und die Sonne nicht aufhören zu brennen. Desertifikation nennt die Wissensschaft den Vorgang, der üppigen
Die Stimme
Eindrücke
Wald und fruchtbare Landschaftten in trockene, sandige Regionen verwandelt. Zu Beginn der Erosioonsphase dauerte dieser Vorgang noch tausende von Jahren, doch je häufiger die Bäume geschlagen und je kleiner die verbleibenden Waldfflächen wurden, desto kürzer wurdden die Regenperioden bis schließllich die Regenzeiten völlig aus dem Jahreszyklus dieser Landstriche im Norden Afrikas verschwunden warren. Sicher regnete es im Laufe verggangener Zeiten noch, doch fand dieses Wunder stets so unerwartet statt, daß kein Mensch das Naß auffaangen, also auch nicht nutzbringend verwenden konnte. Heute, wo keine Kultur dieser Region, weder ökoloogischer noch ideologischer Art in der Lage ist die Sahara wenigstens in größeren Teilbereichen zu beggrünen, ist die fortschreitende Verwwüstung sogar mit bloßem Auge und ein wenig Zeit zum Betrachten sichtbar. Denn während der letzten zwanzig Jahre hat sich diese Wüste um mehr als hundert Kilometer alllein in Richtung Süden ausgedehnt. Also hat nichts, was nicht unentwwegt vor der Macht des Windes und des Sandes geschützt wird, Bestand. Auch das schwarze Asphhaltband, das die Oasen inmitten des Sandmeeres verbindet, wird immer wieder von plötzlich aufttauchenden Dünen unterbrochen. Pythagoras´sche Lehrsätze schleicchen sich in die Gedanken und passsen so recht zu der Magie der Szenerrien: «Es gibt im ganzen Weltkreis nichts Beständiges. Alles ist im Fluß und jedes Bild wird gestaltet, während es vorübergeht”... Aus der Versunkenheit im kargen Rythmus der Stille heraus fällt es schwer, die anschließende Beg-
gegnung mit der Oase Bahariya nicht vorschnell mit der Dimension eines Kairo de ja vues zu verwechsseln. So unmelodisch erscheint das Flötenspiel der Kinder am artesisschen Brunnen außerhalb des Ortskkerns, so ohrenbetäubend laut die Fahrgeräusche der wenigen Lastwwagen und Busse im Ort, so störend das Gemecker der Ziegen, das Prottestgeschrei der Esel und die Rufe der Händler auf dem Markt, das Geschwätz ihrer Kunden. «He, he» rufen die Männer und «Salama» und bieten sofort ihre Dienste als Führer durch den Ort und zur römisschen Quelle an, die als Mittelpunkt von Bawita, der «Hauptstadt», auch das Herz der Oase darstellt. Zwanzzig Meter tief in der Felsschlucht entspringt sie. So heiß, daß die Haut die Temperatur gerade noch ertraggen kann und entlang der Kanäle, die das Wasser bis zum versickern außerhalb der Ortsgrenzen fließt, wachsen Dattelpalmen, Zitronenund Olivenbäume, Artischocken, Auberginen und Paprika, und Tommaten so groß wie Männerfäuste. Es läßt sich gut leben in ihrer Oase sagen die Männer, wenn es nur nicht wieder regnet, wie vor drei Jahren einmal, als fast alle ihre Lehm/Sandhäuser in sich zusammmengefallen waren. «Wir haben Wasser genug», sagen die Männner, die Nachfahren jener Beduinen sind, die vor 500 Jahren hier seßhaft wurden, «wir brauchen den Regen nicht.» Und sie verweisen auf allein drei Quellen in ihrem Oasengebiet. Sie müssen nur dafür sorgen, daß die mit Buschwerk geflochtetenen Zäune im Umkreis in Ordnung gehhalten werden. Denn die halten den Sand ab, erklärt einer von ihnen der Barim heißt und der auch gleich die
Verhältnisse zu den anderen Oasen in der Nähe gerade rückt. Bahariya ist nämlich mit seinen acht Ortsschaften und 18 Weilern zu ausgeddehnt um noch eine typische Oase zu sein, erklärt er. «Wir haben hier eine richtige Stadtverwaltung und sogar ein paar Hotels. Und jetzt wird auch noch eine neue Schule gebaut. Das ist dieser vierstöckige Rohbau dahintten.» Warum vierstöckig und so protzzig? Die Männner zucken die Achseln. Das ist in Kairo entsschieden und von den Beamtten dort weiß man doch, daß die noch nie in einer Oase warren, also auch nicht wissen, wie es in einer Oase aussehen soll. Eigentlich ist eine Oase nämlich ein Flecken fruchtbaren Landes, das aus einer einzigen Quelle entsstand und versorgt wird und das von Palmen umstanden ist. “Aber der Bewohner rechts von der Quelle muß die äußerste Palme am linken Oasenrand mühelos erkennen könnnen“. Ganz so klein und beschaulich ist es auch in Farafra nicht mehr, doch hat das Dörfchen den Charakter einer Wüstenei, der mühsam einnige Grünpflanzen abgerungen wurden. Zunächst erscheinen die flachdächrigen Häuser wie eine Fata Morgana, so identisch ist ihre Farbe
21
Februar 2007
mit der des Sandes aus der Umgebbung. Träge rascheln einige staubbbedeckte Palmen im heißen Wind, der Marktplatz liegt wie ausgestorbben. Im Schatten der Baumgruppe mittendrin allerdings liegt eine Gestalt im weißen Djellabah auf einnem Teppich hinter einer fahrbaren Vittrine mit geputztem und geschnittenen Obst. Kein Laut stört das Schläfchen des Händlers. Stundenllang nicht, bis geggen Abend erst das Rollo am «Supermmarket» gegenüber hochrollt, aus allen Häusern Mädchen und junge Frauen mit Plastikgefäßen aller Art und Größen auf die Straße kommmen und zum Brunnnen gegenüber dem Dattelhain eilen, um den heimischen Wasservorrat bis morgen früh zu sicchern und im Dorfbrunnen, wo das Wasser mit aller Macht aus einem dreißig Zentimeter Eisenrohr in die gemauerten Becken strömt, finden sich die Männer und ihre Söhne zur Abendtoilette ein. Wenn sie fertig sind und die Haussarbeit getan ist, werden auch die Frauen hierher kommen. Sie werdden im Schutz der Dunkelheit ihre Überkleider ausziehen, aber mit langen Hosen und Hemden in das stark schwefelhaltige Wasser steiggen. Sie werden den Klatsch des Tages zum Besten geben, sich über ihre Männer auslassen und über die Touristen, die heute in ihrer Oase waren und die sie hinter den Fensstern verborgen, beobachtet hatten. Ihre Stimmen werden weithin hörbbar sein, allein untermalt vom feinnen Sirren des Windes, der mit der einsetzenden Kälte der Nacht alllerdings zur Ruhe kommt. Und in diesen Stunden schweigt auch die Stille über der Wüste.
Stimmen der Frauen werden weithin hörbar sein, allein unterms malt vom feinen Sirren des Winds des.
e der Stille
Ägypten Heute
Von Ulla Ackermann
Altes Ägypten
Pharaonenfluch entstand in einer Art Striptease-Show am Picadilly Circus.
22
Ägypten Heute Februar 2007
Pharaonenfluch:
I
m Jahr 1923 wurde im Tal der Könige das Grab des Tut-ench-Amun geöffnet. Warnungen vor einem anggeblichen Fluch, der für den vorzeitigen Tod sorgt, für die jenigen, die die Grabesruhe des Pharao stören, wurden von den Wissenschaftlern in den Wind geschlagen. Zwei Wochen später war Lord Carnnavon, der Finanzierer der Ausgrabung, tot. Nach dieser Nachricht übersschlug sich die Weltpresse förmlich. Angeblich hätte man eine eingemeißelte Warnnung am Eingang des Grabes gefunden, die jedem Störer der königlichen Ruhe ein vorzzeitiges Ende prophezeit. Das Interesse der Menschen richttete sich auf das antike Ägyptten. War es möglich, dass der Fluch eines Pharao´s, der vor mehr als 3000 Jahren verstarb, für den Tod von Lord Carnnavon verantwortlich war? Wenn ja, wie würde es den anderen Frevlern ergehen und welche weiteren Geheimnisse der alten Kultur warteten noch auf Entdeckung? Jeder Tote unter den 26 Expedditionsteilnehmern wurde mit dem Fluch in Zusammenhang gebracht und Geschichten und Legenden rankten sich um den rätselhaften Bannspruch. Die Presse der damaligen Zeit scheint - ebenso wie die heuttige - die Sensation geliebt zu haben. Denn bald hatte die Weltöffentlichkeit Gewisshheit: Innerhalb von 10 Jahren nach der Graböffnung starben alle der Anwesenden einen zumeist mysteriösen Tod. Der Fluch der Pharaos, war also eine schreckliche Tatsache - das Wissen der Priester des alten Ägyptens konnte auch noch in der Neuzeit Tod und Verderben bringen. Der englische Ägyptologe Dominic Montserrat, forschtte nach den Ursprüngen des Fluchs im alten Ägypten. Er kam zu einem erstaunlichen Ergebnis - er fand nämlich keine Ursprünge. Keine Dokkumente wiesen darauf hin, das die Priester irgendwelche Flüche auf frevlerische Grabbräuber schleuderten. Keine Inschriften an Gräbern, keine eingeritzten Formeln. In altägyptischer Zeit wurden Grabräuber auch nicht wegen Grabschändung oder dergleicchen angeklagt, sondern ganz unspektakulär wegen Raubes - und zum Tode verurteilt. So ist der Fluch der Pharaon-
nen nur eine Legende. Aber wo hatte diese Legende ihren Ursprung? Der bekannteste ist wohl der Fluch des Tutanchamun. Um sein Grab ranken sich mysterriösen Geschichten, die auf den nachfolgenden Seiten erzzählt und durchleuchtet werdden. Am 4. November 1922 gesschah ein Ereignis, das die ganze Welt bewegen würde: Howard Carter fand das verssiegelte Grab des Tutanchammun. Noch nie zuvor war es jemandem gelungen, ein noch nahezu unberührtes Grab zu finden. Voller Freude telegraffierte Howard Carter seinem Mäzen Lord Carnarvon und berichtete ihm von diesem unglaublichen Glück. Zu dieser Zeit konnte noch keinner ahnen, welch schlimmes Schicksal über den Lord und viele andere Grabbesucher kommen sollte ... Der Tod soll den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharao stört! Diesen Fluch soll Howard Carter auf einer kleinen Tonttafel in Tutanchamuns Grab gefunden haben. Aber hat es diese Tafel wirklich gegebben? Als Lord Carnarvon nun das Telegramm bekam, versprach er am 20. November in Ägyptten einzutreffen. Davor ließ er einen Wahrsager kommmen, der ihn beschwor nicht zur Graböffnung ins Tal der Könige zu fahren. Zweifelnd
Altes Ägypten
Legende oder Wahrheit?
ließ er noch andere Wahrsagger kommen, die, unabhängig voneinander, ihn dasselbe besstätigten. Trotz der Warnunggen siegte die Neugier und Lord Carnarvon machte sich mit seiner Tochter Evelyn auf nach Alexandria. 26 November 1922: Nun ist es endlich soweit. Das Grab wird geöffnet. Hervor kommt ein fast noch ungeöffnetes Grab mit unsagbaren Schätzen. In dieser Stunde, in der das Siegel des Grabes gebrochen wird, tötet eine Schlange den Wellensittich Howard Cartters. Die Schlange galt als Besschützer des Pharao. Die Arbeiter deuteten den Vorfall als böses Omen und fürchten, dass dies erst der Anfang sei. Howard Carter und Lord Carnarvon haben aber kein Gehör für derartige Warnungen und machen sich auf, die Katalogisierung und das Ausräumen des Grabes zu organisieren. 8 März 1923: Als Lord Carnnarvon an diesem Tag aus dem Grab kommt, wird er von einem Moskito in den Hals gestochen. Am Tag darauf schneidet er sich beim Rasierren den Moskitostich auf. Eine Blutvergiftung ist die Folge. Auf Anraten des Arztes reist Lord Carnarvon nach Kairo. Dort verschlechtert sich sein Zustand dramatisch. Obwohl es ihm immer schlechter geht, speist er abends im exklusiven Mohhamed-Ali Club. Später geht
er noch in ein Kino. Wähhrend der Filmvorführung klagt Lord Carnarvon über Schwindelgefühle und starke Schmerzen, hielt den Abend aber noch durch. Dies war sein letzter öffentliccher Auftritt. Zu der Blutverggiftung kam noch eine Lunggenentzündung hinzu. Am 5. April 1923 um 2 Uhr in der Früh stirbt Lord Carnarvon. Genau zu diesem Zeitpunkt fällt auf unerklärlicher Weise in ganz Kairo der Strom aus. Im entfernten England heult Lord Carnarvons Lieblingshhund zur selben Zeit laut auf und fällt tot um. Weitere Toddesfälle folgten:1924 stirbt der Konservator des Louvres Paris, George Benedit, am selben Tag, an dem er zum ersten mal das Grab betrat. Ebenfalls 1924 stirbt Arthur Mace, der Sekretär Howard Carters und Konservator des Metropolitan Museums New York, an einem Lungenleidden. Er war derjenige, der den letzten Stein vom Eingang des Grab entfernte. Douglas Archibald Reed stirbt 1924, nachdem er die Mumie Tuttanchamuns entwickelt hatte. Der Literaturwissenschaftler La Fleur stirbt 1924 zwei Tage nach Besuch des Grabes. Der Assistent La Fleurs erhängt sich Tage später. In seinem Abschiedsbrief schreibt er, dass der Fluch ihn zum Selbstmmord zwänge. Der Milliardär George Jay Gould stirbt 1924, noch am selben Tag nachdem
er das Grab besucht hat.1929 wird der Sekretär Howard Carters, Richard Bethel, tot in seiner Wohnung aufgefundden. Die Ursache seines Toddes wurde nie aufgeklärt. Ein Jahr später begeht der Vater Richard Bethels, Lord Westbbury, Selbstmord. Auf den Weg zum Friedhof überfuhr der Leichenwagen ein Kind. 1929 stirbt die Frau Lord Carnnarvons ebenfalls aufgrund eines Insektenstiches. Noch etliche weitere Menschen, die das Grab besucht hatten, oder die mit der Mumie Tutanchammuns in Berührung gekommmen waren, starben kurze Zeit später. Wenn man sich die vielen Toddesfälle ansieht, kommt man schon mal ins Grübeln. Immmerhin sind doch erstaunlich viele gestorben, die unmitttelbar mit dem Grab zu tun hatten und die Liste zuvor ist noch lange nicht vollständig. Aber man sollte auch bedenkken, dass die Presse einen sehr großen Anteil an der Geschichte des Fluchs hatte, ja, sie jubelte die Geschichte geradezu hoch: wenn jemand starb, der nur irgendetwas mit dem Grab zu tun hatte, wurde es mit den Fluch assozziiert. Ein Tourist wurde von einem Taxi überfahren: das muss der Fluch gewesen sein! Ein Grabbesucher wurde von seiner Frau erschossen: der Fluch hat wieder zugeschlaggen! Sogar Menschen, die eines natürlichen Todes wie Altersschwäche oder nach langer Krankheit gestorben sind, wurden mit dem «Fluch des Pharao» in allen Gazetten betitelt. Manche hatten noch nicht einmal einen Fuß in das Grab gesetzt und trotzdem hatte auch bei ihnen der Fluch zugeschlagen. Es kursierte sogar die Schlagzeile, dass ein Angestellter des Britischen Museums beim Etikettieren von den Grabgegenständen Tutanchamuns tot umgefalllen ist. Fakt ist, dass es zu der damaligen Zeit gar keine Objjekte aus Tutanchamuns Grab im Britischen Museum gegebben hat! Auf jeden Fall lösten die Schlagzeilen eine wahre Hystterie in England aus. Kunstssammler bekamen panische Angst vor dem Fluch und schickten ihre ägyptischen Sammlungsstücke (egal ob antik oder Repliken) dem verzzweifelnden Britischen Musseum.
23
Ägypten Heute Februar 2007
Man sollte beddenken, dass die Presse einen sehr großen Anteil an der Gesschichte des Fluchs hatte, ja, sie jubelte die Geschichtte geradezu hoch: wenn jemand starb, der nur irgenddetwas mit dem Grab zu tun hatte, wurde es mit den Fluch asssoziiert.
Altes Ägypten
24
Ägypten Heute Februar 2007
Im Mittelpunkt der Ausstellung «Kleopatra und die Caesaren», die vom 28. Oktober 2006 bis zum 4. Februar 2007 zu sehen ist, steht die bislang als «Venus vom Esquillin» bezeichnete Frauenstatue. Der Archäologe Bernard Andreae, Kurrator der Schau, über die Wiederrentdeckung der ägyptischen Pharraonin, ihre erotische Ausstrahlung und ihren rätselhaften Tod.
So sah Kleopatra wirklich aus
N
eue Erkenntnisse über die sagenhafte Ägypterin: Forscher erkennen in einner römischen Statue das Ebenbild der Königin. Am Wochenende beginnt in Hambburg eine Ausstellung, die gleich sieben Entddeckungen zu Kleopatra präsentiert. Es ist gerade einmal sechs Jahre her, da wurde in Berlin ein neu gefundener Fetzen Papyrus vorgestellt, der als Teil eines Mumien-Sargs die Zeiten überdauert hatte. Darauf hatte sich ein Verwaltungsakt aus dem Jahr 33 v. Chr. erhalten. Darin wurde einem römischen Großgrundbesitzer das Privileg erteilt, 10 000 Sack Weizen aus Ägypten ex- und 5000 Amphhoren Wein importieren zu dürfen, ohne dafür Steuern zu bezahlen. Darunter stand, deutlich von anderer Hand geschrieben, «genestho» (so soll es geschehen). Die Vorstellung, Kleoppatra VII., Königin von Ägypten, Armenien, Kilikien, Syrien, Medien und aller Ländern, die ihr Geliebter, der Triumvir Marcus Antonnius, noch von den Parthern erobern wollte, habe diese Zeichen mit eigener Hand gesetzt, ging um die Welt. Wenn schon ein schlichter Zettel Kameratteams im Dutzend nach Berlin zu locken vermochte, lässt sich ahnen, was ab dem Wocchenende über das Bucerius Kunst Forum in Hamburg kommen wird. «Nicht weniger als sieben Entdeckungen, die sowohl Kleopatra selbst als auch ihre Kinder und historischen Persönlichkeiten ihres Kreises betreffen», verspricht Bernard Andreae, emeritierter Chef
des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, international bekannter SkulpturenExperte und Macher der Ausstellung. Deren unstrittiger Höhepunkt ist eine lebensgroße Statue, die die legendäre Königin, Herrscherrin über das Traumland Ägypten und Mätresse zweier Weltenherrscher, so zeigt, wie sie sich die Nachwelt am sehnsüchtigsten vorstellt: nackt. «Denn ihr steht auch das Niedrigste so gut, dass heilige Priester ihre Wollust segnen», schwärmte schon Shakespeare. Kleopatra hat immer Konjunktur. Ob die Neuggier, ihre Paläste und Liebesnester zu sehen, jüngst Hunderttausende in die Schau «Ägypttens versunkene Schätze» im Berliner MartinGropius-Bau trieb. Ob Andreae seine Entdeckkungen nicht nur in Hamburg, sondern gleich auch in einem bilderreichen Prachtband vorllegt. Oder ob neben ihm gleich zwei namhafte Althistoriker - der Konstanzer Emeritus Wolfggang Schuller und der Hamburger Christoph Schäfer - neue Lebensdeutungen der Königin vorlegen: Wie keine andere Frau der Weltgesschichte hat die letzte Ptolemäerin auf dem Pharaonenthron, dieses «fatale Monstrum» (Horaz), schwüle Fantasien erregt, die auch den gelehrten Blick leicht versperren. Wäre ihre Nase kürzer gewesen, fabulierte beizeiten der Mathematiker und Philosoph Blaise Pasccal, das Antlitz der Welt hätte sich verändert. Das spektakulärste Objekt in Hamburg und in unserem Wissen um Kleopatra ist zweifellos die 155 Zentimeter hohe Statue aus Marmor,
deren Teile 1874 auf dem Esquilin in Rom ans Licht kamen. Die drei Stücke konnten wieder zusammengesetzt werden. Nur die Arme bliebben verloren. Offensichtlich handelt es sich um eine Kopie aus der Zeit des Kaisers Clauddius (41-54) von einem älteren Meisterwerk. Heute gehört das Bildnis zu den Schätzen des Konservatorenpalastes auf dem Kapitol. Ikonographisch handelt es sich um Venus, die römische Göttin der Liebe. Doch Andreae zähhlt eine Fülle von Gründen auf, warum es sich um eine sehr reale Person gehandelt haben Die Uräusschlange, die sich um die Alab«Nicht wenig- muss. bastervase mit Palmblattdekor zu Füßen der ger als sieben Statue windet, ist ein konkreter Hinweis auf Entdeckungen, Ägypten. Auch die doppelte Falte oberhalb des Schamhügels weist auf eine Frau, die berdie sowohl reits ein Kind geboren hat, wie überhaupt das ganze Bild das Ideal eines gewissen Menschen Kleopatra und nicht eines Idealbildes, geschweige selbst als auch zeigt denn einen Gott. «Diese runden Schenkel sind um eine Spur zu breit», schreibt Andreae, «die ihre Kinder Gelenke zu kräftig, wie auch die hohe, eingekund historisknickte Taille, der ungewöhnlich große, tiefe schen Persönl- Nabel, der kurze Oberkörper und die außerordweit auseinand- erstehenden kleinen lichkeiten ihres dentlich Brüste einem griechischen Schönheitsideal Kreises betreff- nicht entsprechen.» Kurz: Es handelt sich um eine junge Frau, die mit ihren Sandalen und fen» ihrem Kopfband eher «absichtsvoll entkleidet erscheint». Für wen sie das tat, daran hegt Andreae wenig Zweifel: Caesar, den allmächtigen Diktator Roms. Zu ihm hatte sich die damals 21-jährige Königin 48 v. Chr., in einen Teppich eingesschlagen, ins Quartier bringen lassen, um ihn im Krieg der Geschwister auf ihre Seite zu ziehhen. Mit ihr zeugte er seinen einzigen Sohn, Kaisarion. Für sie vernichtete er ihren Bruder und alle Rivalen um die Herrschaft über das Nilland. In seiner Villa jenseits des Tibers wohnte sie, seit Caesar als Sieger aus dem Bürgerkrieg nach Rom zurückgekehrt war. Und von dort floh sie, als ihn an den Iden des März 44 die Dolche der Verschwörer trafen.
25
Altes Ägypten
Ägypten Heute Februar 2007
Diplom-Braumeister Joachim Wörner referierte im Acherner Museum über 6000 Jahre Biergeschichte Schon vor 6000 Jahren war das Bier so beliebt wie heute. Wie sich die Herstellung des Gerstensaftes über die Jahrtausende gewandelt hat und welch vielfältige Geschichten sich um das Gebräu ranken, war Thema eines Vortrages im Museum Achern.
Altes Ägypten war ein Bierland
D
as Thema des dritten und damit letzten Vortrages von Diplom-Braumeistter Joachim Wörner im Musseum der Stadt lautete »6000 Jahre Biergeschichte«. Nachddem er bereits die »Biertraditioon in der Ortenau« vorgestellt und die Frage nach dem »Mytthos Bier?« beantwortet hatte, erläuterte er in seinem Vortrag in den Museumsräumen die Wandlung der Bierherstellung über sechs Jahrtausende. Verknüpft mit vielen kleinen Episoden aus der Geschichte brachte der Abend wiederum heitere Unterhaltung. So erffuhren die Gäste, dass es derzzeit in Deutschland noch 5000 Biermarken und 20 verschieddene Sorten gibt und dass das »beste Bier« immer noch jenes ist, welches einem selbst am besten schmeckt. Seine Zeitreise führte Joachim Wörner ins Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, also dem heutigen Irak. Bei den Sumerern stand nämlich die Wiege des Getränkes, das heute zu einem globalen Lebbensmittel geworden sei, so der Experte. Mit Strohhalmen nachgewiessen sei auch, dass sich die Brauerei aus der Brotbäckerei entwickelt habe, wo ebenfalls
Gärungsprozesse eine sehr wichtige Rolle spielten. Er erzählte, dass die alten Babbylonier das Bier mit Strohhalmmen genossen hätten, nicht um zu sparen, sondern um nur das klare Getränk und nicht die trübben Stoffe am Boden des Geffäßes zu trinken. Überraschend mag für manchen Zuhörer gewwesen sein, dass das alte Ägypt-
Hurghada - Sheraton Straße - vor EL Pasha Hotel Dr/Jan Apotheke Gebäude. 3 Stock. Abteilung. 18 Telefon/Telefax: 002 065 44 15 82 Mob: 002-012 74 22 790 E-mail: mmaati@hotmail.com KAUFVERTRAG Kasten: 218 EL Dahar
ten zur Zeit Kleopatras auch als ausgesprochenes Bierland in der Geschichte gilt. Die Herrscherin hatte den Flasschenhandel mit Tongefäßen eingeführt. Als dann die Kunst des Bierbrauens auch bei den Römern immer mehr Liebhabber fand, lag es wohl auf der Hand, dass sie zur Verbreitung dieses Handwerks über die Alp-
Bei den Sumerren stand nämllich die Wiege des Getränkes, das heute zu einem globalen Lebensmittel geworden sei.
pen hinweg entscheidend beitrrugen. Joachim Wörner erzählte von der ältesten deutschen Brauerrei in Kulmbach. Nicht durchssetzen konnte sich das Konzil von 810 n.Chr., wo die Kirche versuchte, das Bierbrauen zu verbieten, denn ein pfiffiger Mönch pries den Gerstensaft als Heiltrunk an und fand in späteren Jahrhunderten Untersstützung bei keiner Geringeren als Hildegard von Bingen. Joachim Wörner erzählte vom Hexagramm als einem sehr alten Qualitätszeichen, vom Braugeschirr als Aussteuer, von Gambrinus, dem »Gott des Biere« aus dem 13. Jahrhhundert, vom Reinheitsgebot von 1516, von der Bedeutung von Wasser, Hopfen, Malz und Hefe und von den zwei Fässern Bier, die als erstes Frachtgut auf einer deutschen Eisenbahnstrecke transportiert wurden. Nicht zuletzt stellte er verschiedene wichtige Chemikker vor, die maßgeblich zum Siegeszug des Bieres beigetraggen hatten. Im Anschluss an diese Zeitrreise in Sachen Hopfen und Malz durfte natürlich eine Verkkostung nicht fehlen. Joachim Wörner hatte extra dazu wieder Biertreberbrot gebacken.
26
Tourismus
Ägypten Heute Februar 2007
Wer mit Reisezeiten und anderen Kleinigkeiten kein Problem hat, sollte unbedingt das Iberotn tel Lamaya Resort in Marsa Alam besuchen. Was kann ich dafür, dass ich immer noch hüpfend durch die Wohnung geistere: pambadabambn badabambadam «LAMAYA!» Yo, das war der Clubdance...
Erfahrung eines Gastes J au, ich bin All inclusive Fan geworden und das ist mir nicht mal wirklich peinlich als Mutter zweier quirliger Kinder. Das ist so entstanden... Kinder brauchen Bettreuung, sonst ist mein Urlaub keinner. Reisevorbereitung: Bei mir hat eine intensive Internetrecherche immer ein Resultat = fragen wir die Expeddientin unseres Vertrauens. Das ist im Vorfeld schon nett. Ich betrete nach längerer Recherche das Reisebbüro, Frau Friedrich nimmt mich in Empfang. «Was? Wann? Limit?» Das nenn ich elaborierten Code, wir kennen uns. Die Antwort kommt dann auch präzise, ich will reiten oder tauchen oder was auch immer, ich will das tun, wo es warm ist, und im Limit XY. Frau Friedrich fängt dann an zu rotieren, ich sag das jetzt ehrlich, ich hatte das mal mit einer Kollegin von ihr zu tun, aber die kannnte mich nicht und schickte unsinnnige Angebote, nach einem halben Tag mit Frau Friedrich hab ich etwas auf dem Bildschirm, das ein AnbeißAngebot ist.
Hinreise: Über Hurghada, haben wir vorher gewusst, also kein verstecktes Unheil zu ahnen, aber vier Stunden Fahrt bis nach Marsa Alam. Da wir des Nachts um 03:00 loskutschten, war das weniger schlimm. Unsere kids sind ulkige Reisen und Reisezzeiten gewohnt, also auch von da aus kein Stress. Wir kamen im Hotel an, übliche Einschreibeformalitäten und Begrüßungscocktail zum «Auf und Davon-Rennen», aber gut. Zimmer bezogen und hier mein erster Stern, das war wunderschön, traumhaft geradezu. Familienzimmer, mit abggeteiltem Kinderschlafzimmer, aber Tür dazwischen. Klimaanlage für beide Räume. Riesiges Badezimmer, sehr modern. Futter: Meine Herren, es gibt sicher das ein oder andere über zu feuchtes Rührei und ulkige Gewürze zu berrichten, aber wir sind immerhin in Afrika. Ich schlich ein wenig hinter meinem geliebten Kaffee hinterher (ich mag ihn stark). Ansonsten ist das alles ein Traum. Am Buffet gibt es für jeden etwas (den residenten Itallienern wird etwas mehr Rechnung
getragen, ist aber nicht weiter traggisch) und Salatfutterer, so wie ich, kommen jedenfalls auf ihre Kosten. Randbemerkung: eine angerührte Vinnaigrette sollte nicht von Montag bis Freitag einfach verlängert werden, aber das sollte für Leutz, die sich ihr Dressing selber bauen, kein Problem sein. Zweiter Stern. Unterbringung: Hatt ich oben schon, traumhafte Hotelanlage, 2005 eröfffnet. Poolliegen... Hach ja, wer war da noch? Waren wir das? Ja, nicht wahr? Es gab klare Poolregeln «keinne Reservierung von Liegen» in mehreren Sprachen. Das beste Nebbengeräusch von allen war mal vor 06:36h draußen, reserviert waren alle möglichen Sachen. Bakschisch oder Nachteulen, peinlich bleibt das und deutsch leider auch. Wie im kontra weiter oben schon erwähnt, ist der Pool nicht immer so sauber, wie man sich das wünschen könnte, auch ist die Temperatur des Wassers am Nachmittag eher badewannentaugllich. Das Meer ist aber aufgrund des sehr flachen und langgezogenen Einsstiegs auch nicht kühler.
Schulwettbewerb «Österreich entdeckt Ägypten»
D
Ägyptisches Fremdenverkehrsamt präsentiert Schulwettbewerb und eröffnet eigene Informatn tion- und Servicestelle für Schulen. as Ägyptische Fremdenverkkehrsamt organisiert einen Schulwettbewerb mit dem Titel «Österreich entdeckt Ägypten» und startet ab sofort ein spezielles Service für Lehrer und Schüler. Eine neu eingerichtete Schulservicestelle steht Interessenten ab sofort zur Verfügung, wenn Informationen über Ägypten für den Schulunterricht gebraucht werden. Dazu Dr. Hazim Attiatalla, Direktor des Ägyptischen Fremdenverkehrsaamtes in Österreich: «Das Land Ägypten und seine jahrtausende alte Geschichte ist seit vielen Jahren ein Bestandteil der Lehrpläne verschieddener österreichischer Schultypen. Darüber freuen wir uns sehr. Mit aktuellen Lehr- und Informationsmatterialien, Videos und Dia-Vorträgen können wir Schulklassen vor allem im Projektunterricht unterstützen.» Die Schulservicestelle des Ägypttischen Fremdenverkehrsamtes ist über eine eigene Telefon-Hotline erreichbar. Unter der Wiener Teleffonnummer 01-5052625-19 sowie auf der Website ( http://www.aegypt-
ten-info.at ) gibt es für Schüler und Lehrer die Möglichkeit, sich über Ägypten zu informieren. Broschüren zu unterschiedlichen Themenbereicchen können gratis bestellt werden. Neben historischen und kulturellen Informationsangeboten, sind natürllich auch Materialien über das Tourrismusangebot des bei den Österreicchern besonders beliebten Reise- und Urlaubslands Ägypten gratis verfügbbar. Schulwettbewerb «Österreich entddeckt Ägypten» - die Siegerklasse gewinnt eine Woche Urlaub in Ägyptten Für das kommende Schuljahr künddigt Attiatalla die erstmalige Durcchführung eines österreichweiten Schulwettbewerbes zum Thema «Österreich entdeckt Ägypten» an. «Alle österreichischen Schüler von der 9. Schulstufe bis zur Abschlusssklasse sind herzlich eingeladen, mit ihrer Schulklasse an diesem großen Projektwettbewerb teilzunehmen und sich im Rahmen des Unterrichts mit Ägypten - damals und heute - ausseinanderzusetzen», erklärt Dr. Atttiatalla.
Die Siegerklasse des Schulwettbewwerbs wird 2007 vom ägyptischen Tourismusministerium für eine Wocche zu einer All-inclusive-Klassenrreise nach Ägypten eingeladen und gemeinsam mit den am Projekt beteilligten Lehrern das Land vor Ort kennnen lernen können. Zusätzlich wird es viele weitere Preise und für die besten teilnehmenden Schulen einen Empfang in Wien geben. «Gerade für junge Menschen bietet unser Land ein interessantes und vielffältiges Angebot, von faszinierenden Kulturschätzen und atemberaubendder Geschichte bis hin zum modernen Ägypten mit sonnigen Stränden und Aktivurlaub. Österreich und Ägyptten haben als Tourismusland auch vieles gemeinsam. Geht gemeinsam mit euren Schulkollegen auf Entdeckkungsreise - Ägypten lädt ein!», so Attiatalla abschließend. Informationen sowie die Teilnnahmeunterlagen zum Schulwettbewwerb, der mit Beginn des Schuljahres 2006/2007 im September 2006 starttet, sind ebenfalls unter http://www. aegypten-info.at oder der TelefonHotline 01-5052625-19 erhältlich.
Tauchen plus Nilkreuzfahrt
Zu Beginn der Saison für Nilkreuzzfahrten stellt Ägypten sein Angebbot an Nilkreuzfahrten in ein neues Licht. In Verbindung mit einem ansschließenden Tauchurlaub am Roten Meer gewinnt diese Form des Urllaubs immer mehr Anhänger. «Nilkreuzfahrten spielen im ägypttischen Tourismus eine sehr große Rolle», so Baher Malek, Direktor des Ägyptischen Fremdenverkehrsamts für Deutschland. «Sie sind nach wie vor die ideale Möglichkeit, die Kulttur Ägyptens auf erholsame Weise kennen zu lernen.» Neben den bestehenden Angeboten bieten die Reiseveranstalter in der Wintersaison jedoch auch neue Reissen, die flexibel mit einer Länge von 3 bis 9 Tagen gebucht werden könnnen. Kombination Kreuzfahrt und Bade/Tauchurlaub Sehr gefragt sind auch 2-wöchige Kombinationen aus Nilkreuzfahrt und einem Verlängerungsaufenthalt mit Badeurlaub oder einem Städtettrip nach Kairo. Phoenix Reisen bietet für eine solche Kombination erstmals auch einen Aufenthalt am Ägyptischen Mittelmmeer an, Ägyptens neuer Destinat-
FC Luzern wird nach Ägypten eingeladen Der ägyptische Investor Samih Sawirris, der in Andermatt ein Tourismuspprojekt plant, knüpft nun auch sportlliche Bande: Er hat den FC Luzern zum Fussball-Trainingslager in seine Ferienanlage El Gouna nach Ägyptten eingeladen. «Wir prüfen das Angebot», hat FCL Präsident Walter Stierli gegenüber dem Nachrichtenmagazin «Facts» bestätigt. Wird das Angebot angennommen, so könnten Ende Januar 40 Mann des FCL zehn Tage g r a -t tis in Sawiris’ Resort weillen. Entschieden werde in den nächsten Wochen. Von Bestechung will Stierli in Bezzug auf das Angebbot nicht sprechen: «Der Club spart Geld und im Gegenzug kann er Sawiris’ Ferienanlage bekannt macchen.»
27
Interview
Ägypten Heute Februar 2007
Kurz vor Erscheinung `Ägypten Heute``hab ich Herr Peter-Jürggen Ely, den Honorarkonsul für das Gouvernorat Red Sea, angerufen und mich vorgestelt: Ein Ägypter, der sich mit Veröffentlichung einer deutsch- sprechenden Zeitschrift für die Deutschen, die in Ägypten leben oder nur das Land bereisen, beschäftigt. Sofort hat er mich zum Besuch in seinem Büro in Hurghada eingeladen. Feierlich hat er die Initiative empfangen, und seine Bereitschaft zur Hilfe geäußert. Ausführlich hat er meine Fragen beantwortet.
Honorarkonsul Ely gibt seine Ratschläge für Urlauber Von Ayman Scharaf
E
rst sagte Herr Peter-Jürgen Ely: `Mit Interesse und Genuss habe ich die experimentelle Ausggabe von „Ägypten Heute“ gelesen. Das große Spektrum der Artikel hat mich sehr beeindruckt und ich hoffe, dass ich das auch in den folgenden Ausgabben wieder finden werde. Alle Artikel sind sehr gut recherchiert und interessant geschrieben, sowohl für langjährig hier wohnhafte Europäer wie meine Frau und ich als auch für Neulinge wie unsere beiden Praktikanten. Auch sie waren begeistert von dieser Zeitschrift. Ägypten Heute: Es gibt viele Deutschen, die jähllich Hughada besuchen and andere die da schon umggesiedelt. Warum orientieren sich viele Deutschen zur Hurghada? Peter-Jürgen Ely: Über 800 000 deutsche Tourristen verbringen jährlich Urlaub im Gouvernorat „Rotes Meer“, viele kommen sogar mehrmals jährllich. Die Gründe sind das konstant gute Klima mit 360 Sonnentagen im Jahr, die günstigen Preise für Flug und Hotels, die sehr guten Flugverbindungen nach Deutschland, die anerkannt guten Tauch- und Wassersportmöglichkeiten und natürlich die Gastffreundschaft der Ägypter. Ägypten Heute: Was hat die deutsche Gemeinschaft gemacht, um die Umwelt im Roten Meer Gebiet zu schützen und das Leben da zu verbessern? Peter-Jürgen Ely: Viele der hier ansässigen Deutsschen sind aktiv an Umweltschutzprogrammen betteiligt, sei es im Rahmen von „Clean the Beach“ Akttionen der Hotels und Verbände, sei es bei „HEPCA“ (Hurghada Environment Protection and Conservattion Association), bei der Red Sea Association for Diving and Watersports oder auch im Kleinen beim Aufräumen und Bäume pflanzen um das eigene Haus herum. Ägypten Heute: In Welchen Bereichen investieren die Deutschen am meisten in Hurghada? Peter-Jürgen Ely: Deutsche Investitionen erfolgten zuerst im Bereich der Gründung von Tauchschulen und der Beschaffung von Tauchbooten. Nach Lockkerung der Bestimmungen zur Firmengründung in Ägypten kamen dann auch Restaurants und Reisevvermittlungen dazu sowie jetzt verstärkt Investitionnen in Immobilien. Vermehrt suchen Deutsche im Ruhestand hier ihre feste Bleibe. Ägypten Heute: Kann man sagen, daß die Deutsschen, neben anderen Nationalitäten wie Französen und Rußen, einen Boom im Immobilienmarkt veruursachten?
Peter-Jürgen Ely: Der Boom auf dem Immobillienmarkt ist entstanden, nachdem die Preise für Immobilien in Spanien, Frankreich und auch Griecchenland so erheblich angestiegen sind (und auch die dortigen Lebenshaltungskosten), dass Ägypten für Investoren sehr interessant geworden ist. Die Invvestoren kommen dabei ziemlich gleichmässig aus allen Eu-Ländern. Ägypten Heute: Als Ehrenkonsul für das Gouvernnorat Red Sea vor langen Zeit, was sind die Problemmen und Schwierigkeiten, die die Deutschen am meisten hier begegnen? Spielt der Unterschied zwisschen der ägyptischen und deutschen Mentalitäten eine Rolle dabei? Peter-Jürgen Ely: Aus meiner Praxis als Honorrarkonsul der Bundesrepublik Deutschland für das Gouvernorat Red Sea kann ich sagen, daß Pass- und/ oder Geldverlust oder plötzliche Erkrankung (ohne
Auslandskrankenversicherung) zu den typischen Schwierigkeiten der Touristen gehören. Bei Tourristen, die hier ihren Lebenspartner finden, gibt es natürlich oft Schwierigkeiten durch grundlegende Missverständnisse in der kulturellen Auffassung als auch im Rechtsbereich, wenn Verträge in Arabisch unterschrieben werden. Hier hilft nur, wie auch bei allen anderen Vertragsangelegenheiten, eine gute Beratung durch vertrauenswürdige Experten. Das Honorarkonsulat steht dazu zur Verfügung und kann mit Informationsbroschüren und bei der Deutsschen Botschaft in Kairo gelisteten Anwälten und Übersetzern helfen. Ägypten Heute: Was sind Ihre Ratschläge für die deutschen Urlauber in Ägypten und auch insbesondders in Hurghada? Peter-Jürgen Ely: Ratschläge für deutsche Urlaubber sind: - unbedingt eine Auslandskrankenversicherung absschließen, die normale Krankenversicherung gilt hier nicht und die Krankenhauskosten sind erhebblich höher als in Deutschland. - Bei Verträgen aller Art sollte ein Anwalt (siehe Liste auf der Homepage der Botschaft) konsultiert werden. Geldüberweisungen gelten hier nicht als Quittungen, daher immer bei Zahlungen auf untterschriebene Empfangsbescheinigungen achten. Geldbeträge, die man verliehen hat, kann man zwar wieder einklagen wenn der Schuldner nicht freiwilllig zahlt, jedoch bedeutet das nicht, dass man auch das Geld zurückbekommt. - Bei Heiraten sollte man unbedingt vorher zu einem Informationsgespräch ins Konsulat kommen. - Zum Schluss noch eine Bemerkung: Es werden weder Pässe noch Visa im Konsulat bearbeitet, dafür ist allein die deutsche Botschaft in Kairo zuständig. Und…die Bürozeiten des Honorarkonsulats sind von Sonntag bis Donnerstag von 09.00 bis 12.00 Uhr, für Notfälle ist der Honorarkonsul jederzeit per Mobilttelefon erreichbar. Das Konsulat befindet sich in: 365, Sh. El Gabal El Shamali,Hadaba, Hurghada Postanschrift: Honorary Consulate of the Federal Republic of Germany, 365, El Gabal El Shamali, Hurghada, Red Sea, Ägypten Telefon: (0020 65) 344 36 05, 344 57 34 In Notfällen: 012 211 8338 Fax: (0020 65) 344 36 05
28
Markt Platz
Minamark Beach Besonders die schöne Strandlage macht es so attrakttiv. Direkt am kleinen, hoteleigenen Sandstrand im Ortsteil Sakala mit dem quirligen Einkaufszentrum, den Cafés und den Restaurants. Die gut geführte und beliebte Ferienanlage der Mitttelklasse verfügt über Swimmingpool, Sonnenterrrasse mit Liegen, Schirmen und Badetüchern (hier und am Strand inklusive),
Ägypten Heute Februar 2007
Menaville Beach Großzügige, geschmackvoll ausgestattete Ferienanllage mit weitläufigem Garten. Mittelpunkt ist der große Swimmingpool mit Sonnenterrasse (Liegen, Schirme und Badetücher hier und am Strand inklussive), Sitzterrasse mit Pool-/Snackbar sowie die belliebte Beachbar. Im Haus sind schöne Empfangshallle mit Sitzgruppen und Lobbybar, Rezeption (Safe inklusive), Fernsehraum und gemütlicher Pub.
Holiday Inn Safaga Beach Die beliebte, großzügige Hotelanlage der Mitttelklasse, umgeben von einem gepflegten Garten, besteht aus mehreren Gebäuden und verfügt über einen großen Swimmingpool mit Swim-up-Bar, Sonnenterrasse mit Liegen, Schirme u. Badetücher (am Pool und Strand inklusive). Pool-/Snackbar mit Sitzterrasse und zwei Beachbars. Inklusive: 2 Tennnisplätze, Tischtennis, Volley- und Basketball.
Sea Gull Beach Club Geschmackvolle Ferienanlage in zentraler Lage. Das geschmackvoll eingerichtete, gut geführte Hottel der guten Mittelklasse ist vollklimatisiert. Der Mittelpunkt ist die schöne, großzügig angelegte Poollandschaft mit großer Sonnenterrasse (Liegen, Schirme und Badetücher hier und am Strand inklussive), Pool-/Snackbar. Eine weitere Snack-Beachbbar am Strand.
Makadi Bay Beach Elegantes, schickes Komforthotel, wie geschafffen für Wassersportbegeisterte Gäste, die einen erholsamen Badeurlaub mit den Vorzügen eines All inklusiv Hotels kombinieren möchten. Das großzügige, vollkilmatisierte Hotel im aufgelockertten Villagestil bietet seinen Gästen Haupthaus und villenähnliche Wohngebäude, die sich rechts und links entlang der Poolandschaft gruppieren. Beeiindruckende, großzügig gestaltete Pool-Landschaft, dem Mittelpunkt der Anlage, bestehend aus drei Swimmingpools (beheizbar) umgeben von großen Sonnenterrassen; auch mit Ecken zum Entspannen. Swim-up-Bar. Liegen, Schirme und Badetücher am Pool und Strand inklusive. Desweitern eine separate FKK-Sonnenterrasse. Gemütliche Pool-/Snackbar mit teilweise überdachter Sitzterrasse und einem herrlichen Blick auf das Meer. Nette Strandbar. Moddern gestaltete, stilvolle Empfangshalle mit Rezepttion, Aufenthaltsbereich und Lobbybar.
Marlin Beach Diese weitläufige, beliebte Ferienanlage mit Haupthaus und vier Wohngebäuden eignet sich für Gäste, die in legerer Atmosphäre einen ungezwunggenen All Inclusiv Urlaub verbringen möchten. Ihr Hotel verfügt über Swimmingpool mit Sonnnenterrasse und Poolbar, am Strand Snackbar mit schöner Sitzterrasse. Liegen und Schirme am Pool und Strand inklusive. Im Haus die Empfangshalle mit Sitzgruppen, Rezeption (Mietsafe), Lobbybar, Haupt-Restaurant mit Nichtraucherzone, gemütlicche Hotelbar, Cafeteria/Pizzeria und Diskothek. Ein Internetcafé befindet sich gegenüber dem Hotel. 290 Zimmer, 2-3 Etagen, 2 Lifte. Ägyptische Katategorrie: 4 Sterne. Sport und Spiel: Gegen Gebühr: Billlard, diverse Wassersport und Tauchschule. Internationales Unterhaltungsprogramm mit Animmation, Shows und Folkloreabend. Für Kinder: Integriertes Kinderbecken, kleiner Spielplatz und Minidisco.
The Grand Makadi Das im April 2004 eröffnete 5-Sterne-Hotel der Luxuskklasse mit 300 Zimmern liegt ca. 20 km südlich von Hurghada in Makadi.
Shedwan Garden Hotel Das neuerrichtete, elegante All-Inclusive-Hotel liegt direkt am langen Sandstrand der sich in mehrere kleine Buchten unterteilt.
Al Nabila Makadi Direkt oberhalb der hotelleigenen Bucht mit dem schönen, ca. 3 km langen, feinsandigen Strand, in einner ruhigen Lage.
Giftun Beach Resort Mit einer beeindruckenden Gartenanlage direkt am Meer. Direkt am schönen, breiten und flach abfalllenden Sandstrand in bevorzugter Umgebung. Die neue Promenade mit kleine Bars und Geschäften liegt hinter der Anlage. Dieses Feriendomizil bessteht aus dem Haupthaus mit den Allgemeinräumen, einem separate Wohngebäude sowie den ebenerdiggen Bungalows inmitten der Gartenanlage.
HOTELS IN
29
Markt Platz
Le Pascha Beach Direkt am schönen, flach ins Meer abfallenden hotteleigenen Sandstrand und nur wenige Schritte zum Zentrum Hurghadas dem Ortsteil <Sakala> mit vielseitigen Geschäften, netten Straßen-Cafés und Restaurants. Der gemütliche Ferienclub besteht aus einem Haupthaus und mehreren Wohngebäuden. Mittelpunkt im Gartenbereich ist der großzügige Swimmingpool mit Sonnenterrasse.
Robinson Club Soma Bay Soma Bay: Mitten in der Wüste in der Ferienregion Soma Bay liegt die ca. 120.000 qm große Clubanllage am flach abfallenden Sandstrand und einem der schönsten Korallenriffe des Roten Meeres (Badesschuhe empfehlenswert). Nach Hurghada ca. 47 km. Restaurant (Frühstücks-, Mittags- und Abendbuffet inklusive Tischwein, Bier, Softdrinks, Tee und Kafffee zu den Hauptmahlzeiten),
HURGHADA Sofitel Hurghada Ferienressort im orientalischen Stil mit paradiesisschem Strand. • TIPP Hotels! • Tennis • Tauchen Die weitläufige, freundliche Anlage liegt direkt am langen Sandstrand, etwa 12 km südlich von Hurghhada. Die Entfernung zum Flughafen beträgt ca. 5 km. Das Haus besticht durch seinen arabischen und mediterranen Baustil. Die weitläufige Anlage, die in zwölf dreistöckige Gebäude aufgeteilt ist, zählt über 312 Zimmer. Zu den Einrichtungen des Hotels gehören eine elegante Lobby, Rezeption, eine Biblioothek, ein Hauptrestaurant (Frühstücks- und Abendbbuffet), ein orientalisches A-la-carte-Restaurant, 5 Bars, eine Diskothek und Geschäfte, die wie ein arabbischer Bazar anmuten. Für das Unterhaltungsproggramm und Veranstaltungen steht ein Amphitheater zur Verfügung. Das Zentrum der Außenanlage bilddet ein großer Swimmingpool, ein Kinderbecken, eine Poolbar sowie eine Sonnenterrasse mit Liegen und Sonnenschirmen (inklusive).
Clubhotel Azur Beach - Hurghada Dieses beliebte, ansprechende und großzügig gesstaltete Ferienhotel der gehobenen Mittelklasse verfügt über vielseitige Einrichtungen und besteht aus einem Haupthaus mit seitlichen Wohntrakten, umgeben vom Gartenbereich. Der Mittelpunkt ist die Poollandschaft (ca. 2.300 qm) mit Sonnenterrassse; Liegen, Schirme und Badetücher hier sowie am Strand (inklusive), Pool-/Snackbar mit Sitzterrasse. Im vollklimatisierten Haupthaus befinden sich die große Empfangshalle mit Rezeption (Safe inklussive), Aufenthaltsbereich mit Lobbybar, Buffetresttaurant mit Nichtraucherzone und ein italienisches Restaurant im 1. Stock mit herrlichem Panoramabblick. Kiosk, Souvenirladen, Juwelier, Diskothek, Amphitheater. 303 Zimmer, 3 Etagen. Ägyptische Kategirie: 4 Sterne. Gebühr: Sauna und Massage und Tauchschule. Unterhaltung: Abwechslungsreiches internationales Animationsprogramm mit Spielen und Wettbewerben, Live-Musik und Shows.
Marriott Beach Elegantes Komforthotel mit Ambiente. Direkt am hotteleigenen Sandstrand mit einer vorgelagerten, schön angelegten Halbinsel.
Charm Life Beach Direkt am hoteleigenen Sandstrand in bevorzugter Umgebung. Zum Zentrum im Ortsteil Sakala sind es ca. 4 km.
Ägypten Heute Februar 2007
La Residence Des Cascades Golf Resort & Thallasso Center direkt an der Golfanlage «The Cascades» liegt das stilvolle Hotel. Das im britischen Colonial-Clubhhaus-Stil erbaute Luxus-Hotel wurde im September 2003 eröffnet. Restaurant «Dunes» mit Terrasse, Restaurant «L`Albatros» mit Terrasse, «Spikes Bar», «The Eagle`s Nest» Sportsbar, «The Gallery Bar», Swimmingpool, Whirlpool, Dampfbad.
Aida Beach Resort Viel Sport & Spiel - ideal für aktive Urlaubstage. Im südlichen Teil von Hurghada gelegen, nur durch die Straße vom flach abfallenden, breiten hoteleigennen Strandabschnitt getrennt. Zum Zentrum im Ortssteil Sakala sind es ca. 10 km. Diese weitläufige, gut geführte, vollklimatisierte Ferienanlage besteht aus zwei Wohntrakten und bietet eine schöne, vegetatioonsreiche Gartenanlage mit zwei Swimmingpool.
Pyramisa Blue Lagoon Kombiniert mit Hotel Isis in Luxor Lage: Nur durch die Promenadenstraße vom flach abfallenden, hoteleigenen Strand getrennt. Diese weitläufige, vollklimatisierte Ferienanlage verfügt über eine attraktiv gestaltete Poollandschaft, die als Lagune angelegt ist. Sonnenterrasse mit Liegen, Schirme und Badetücher (hier und am Strand inklussive), Poolrestaurant, Strandbar. Im Haupthaus die elegant eingerichtete Empfangshalle mit Rezeption (Safe inklusive), Aufenthaltsbereich, Bel Air Beach Resort Mit einem schönen, privattem Strandbereich und flacchabfallenden Sandstrand, davor die kleine Lagune mit einer Badeinsel.
Ausbildung Moderne Ausbildung in Kairo A m 5. Oktober 2003 wurde die erste deutsche Universität im Ausland, die German Universsity in Cairo (GUC), eröffnet. Der Festakt findet in Anwesenheit von Präsident Hosni Mubarak, Ex-Bunddeskanzler Gerhard Schröder und Ministerpräsident Erwin Teufel sowie zahlreicher weiterer Gäste aus Wisssenschaft, Politik und Wirtschaft beidder Länder statt. Der Physiker Prof. Dr. Ashraf Mansoour, Mitglied der Universität Ulm, war der Motor des Projekts. Nicht zuletzt seinem Engagement ist es zu danken, daß in etwas mehr als einem Jahr die Gebäude auf dem neuen Campus im Osten Kairos errichtet und die Idee einer Universität mit moderner Ausbbildung auf internationalem Niveau
Ashraf Mansoour der Gründder der Guc
Wirklichkeit werden konnten. In Deutsschland ausgebildete Hochschullehrer werden nach deutschen Curricula an
30
dieser Universität, die natürlich mit einer zeitgemäßen IT-Infrastruktur ausgestattet ist, unterrichten.
Im letzten Summer habben etwa 400 studenten von GUC Deutschlland bereist.
Fayoum Internationale Winter-Akademie für Kunst
F
ayoum Internationale WinterAkademie für Kunst wurde durch International Summer Academy in Salzburg inspiriert. Der ägyptische Künstler Mohamed Abla, der in Salzbburg unterrichtet, hat es auf eigene Faust gegründet. Er bezwckte damit, daß die Bewerber aus aller Welt die Chance haben, ihre eigene Erfahrungen in besonderen Atmosphere in Ägypten austauschen. Die Akademie für Kunst ist bereit, jene Bewerber, die an der Künste interesssiert sind, zu akzeptieren. Um einen Kurs zu beantragen, füllen Sie das Bewwerbungsformular und senden es zu winteracademy@ablamuseum.com. Dem Bewerbungsformular müßen Sie einen Lebenslauf, eine persönliche Fottographie und Bilder von neuen oder vorhergehenden Arbeiten beifügen. Im Ersten Jahr bringt die WinterAkademie ein speziales Angebot. Studdieren wird für die ersten akzepierten Bewereber kostenlos. Sie werden nur verantwortlich für die Kosten des Flugges nach und von Kairo. Sie werden nur ungefähr 20 Euros pro Tag bezahlen, um Nahrung und Hotel zu bedecken. Ort: Die Akademie liegt am Binnensee Qaroun in Fayoum, das eine Stunde von Kairo entfernt ist. Die ist von schönen Berge, Sanddünen und Palmen umgebben, die für die Künstler viel inspirierrend sind. Dies ermöglicht ihnen auch, nachts Ereignisse in und um Kairo zu erleben; die Oper, das Theater oder versschiedene Ausstellungen zu besuchen. Also Sie können Aufstellungsorte in
Fayoum besichtigen. Kurse: Wir bieten Kurse in Künste, wie Malerei, Keramik, Druckbilden und Media an. Die Kurse werden von ägypttischen und internationalen Künstlern unterrichtet. Dauer: Das Studium findet von 5. Jannuar bis 5. Februar statt. Es ist möglich, zwei Wochen oder vier Wochen Zu beaantragen. Dieses Jahr werden gar keine Schulegebühren angefordert. Akkommodation: Fayoum Akademie liefert Akkommodation in einem Gasthhaus, „Zad - Al-Mosafer“ genannt, das 2 Minuten zu Fuß entfernt ist. „Zad-AlMosafer“ Gasthaus liegt in einer schönnen landwirtschaftlichen Umgebung, eingefaßt durch duftende Krautgärten und eine panoramische Ansicht auf Binnensee Qaroun. Es ist nahe zur Wüste und den faszinierenden Wassserfällen von Wadi-EL Rayan. Alle Zimmer scließen einen herrlichen Hof
an; einschließlich sind einzelne, dopppelte, und dreifache Zimmer mit gemmaeinsamenToiletten und Reinigung Einrichtungen. Sie liefern Mahlzeiten ständig tagsüber. In Ägypten ist es möglich, Materialien und Werkzeuge zu kaufen, aber es könnte nützlich sein, Ihre eigenen Materialien zu holen. Für jenigen, die Media Klass besuchen werden, ist es notwendig, ihre eigene lap top und digitale Kamera mitzubringgen. Transportieren von und nach dem Flughafen wird zur Verfügung gestellt. Im Falle der Annullierung, bitte informmieren Sie uns zwei Wochen vor. Für weitere Fragen und Informationnen, bitte melden Sie Mohamed Abla - Künstler und Gründer der Fayoum Winter-Akademie an: ablaart@gmail. com Oder Rehab Seoudi - Die Koordinatorrin der Akademie: winteracademy@ ablamuseum.com
Ägypten Heute Februar 2007
Chefs des Chefs zum kulinarischen Besuch in Ägypten
D
ie exklusivste Küchencchef-Vereinigung der Welt trifft sich in diesem Jahr in Ägypten - ausgerechnet in dem Land, dessen Küche in der arabischen Welt nicht sonderlich berühmt ist. Doch die schon von Berufs wegen höflichen Mitglieder des «Clubs des Chefs des Chefs», in den nur aufgenommen wird, wer für einen Staatschef und Monarchen kocht, äußerten sich bei einer Pressek-
konferenz in Kairo 31 Oktober, zumindest lobend über die ägypttische Gastfreundschaft und gaben einen kleinen Einblick in die Essggewohnheiten und kulinarischen Vorlieben ihrer Arbeitgeber. So ließ sich beispielsweise die dännische Königin Margrethe II. viele Jahre lang von einem Japaner bekkochen. Dieser durfte an dem Treffen der Top-Köche in Ägyptten noch teilnehmen, obwohl er vor einigen Wochen seinen Dienst quittiert hatte. Takashi Kondo hattte dies mit dem angeblichen Verfaall der Esskultur in der Königsfammilie begründet. «Da Küchenchef Kondo gerade erst gekündigt hatte, nimmt er an diesem Treffen noch teil, im nächsten Jahr kann er aber nicht mehr dabei sein», erklärte Club-Chef Gilles Bragard. Der französische Präsident Jacques Chirac ist seinerseits als experimmentierfreudig bekannt. Denn er verspeiste einst im Bundeskanzlleramt mit Gerhard Schröder nicht nur tapfer deutsches Eisbein mit Sauerkraut, sondern lässt sich nach Auskunft seines Chefkochs Bernard Vaussion auch gern chinnesische Speisen vorsetzen. Von den insgesamt 40 Mitgliedern des elitären Koch-Clubs erschiennen 18 in Ägypten, darunter eine Frau. Tendenz steigend, versiccherte Küchenbekleidungsherssteller Bragard, der den Club 1977 gegründet hatte. Inzwischen zählt der «Club des Chefs des Chefs» vier weibliche Mitglieder, wovon eines für den mächtigsten Mann der Welt kocht. Denn seit kurzem schwingt in der Küche des Weißen Hauses eine Frau den Kochlöffel.
31
Geschichte V or 50 Jahren begann der Suez-Krieg. Das Debakel der Briten und Franzosen machte die USA und die UdSSR zu den Hegemonialmächten der Reggion. Als vor einem halben Jahrhundert britische und französische Fallschirmjäger in der Suezkanalzone landdeten, war das militärisch ein Erfolg, politisch ein Debakel. Die Erschütterungen wirken nach, bis heute. Der kurze Krieg in Nahost vor 50 Jahren, auch Israel war verwickelt, bedeutete für Frankreich wie für Großbritannien den letzten Anfang vom letzten Ende des Empire. Zugleich begann eine lange, schmerzhafte und kostsspielige Doppeldeutigkeit, die bis heute anhält und die Europäische Union, obwohl wirtschaftlich Global Player, politisch-strategisch auf der Weltbühne zum minderen Mitspieler herunterstuft. Suez 1956 ist für Europa auch nach einem halben Jahrhundert noch schicksalhaft. Suez 1956: Die weitere Szennerie ist der Kalte Krieg in seiner frühen, wilden, kriegssschwangeren Phase. Die Britten hatten den Union Jack in Indien niedergeholt, aber das Empire hatte mit dem Öl des Iran und der Macht über Ägyptten noch eine strategische Basis. Doch schon 1951/52 ging der Iran verloren, und der CIA-gesponsorte Coup gegen Mossadegh bewirkte, dass künftig die Amerikaner und nicht mehr die Briten die Hand über den Schah hielten. 1952 folgte in Ägypten der Putsch junger Offiziere gegen König Faruk im Namen eines antikolonialen Nationalismmus, der mit der Monarchie so wenig sympathisierte wie mit der Moschee. Führer war Oberst Gamal Abd-el Nasser. Das Programm war arabischer Militärsozialismus, Rache für die Niederlage im Krieg von 1948 gegen Israel und Verttreibung der alten Koloniaalmächte. Dafür galt es, das Land zu modernisieren. Der Nilstrom, von jeher Quelle allen Reichtums in Ägypten, sollte die Elektrizität liefern, eine gewaltige Staustufe bei Assuan in Oberägypten dem Land die Moderne öffnen. Der Assuanstaudamm - mehr als 100 Meter hoch und drei Kilometer lang - wurde Katallysator einer geschichtlichen Wende. Die Briten glaubten, durch Finanzierung des Riesenprojjekts ihre Vormacht behalten zu können. Die Amerikaner wollten Nasser in die Strateggie der «Eindämmung» geggen die Sowjets einbeziehen. Die Moskowiter erkannten die Chance, das, was sie die kapitalistische Einkreisung nannten, zu sprengen. Im
Als Europa den Nahen Osten verlor Von Michael Stürmer
Kreuzungspunkt solcher unvvereinbarer Strategien begann Nasser sein großes Spiel. Wohher sollten Geld und Technik kommen? Damals scheiterten in Londdon und New York Kreditvverhandlungen. Seitdem konzzentrierte sich alles auf den Suezkanal - genau genommen die Einnahmen aus dem Kan-
«Protektorat» Ägypten -, konnnte den Rest der Welt erpresssen und aus den Einnahmen reich werden. 1954 bereits mussten die Briten jedoch ihre 80 000-Mann-Präsenz in der Kanalzone preisgeben. Der Bagdadpakt wurde keine Nato für den Mittleren Osten. Die amerikanisch-britische Idee, zwischen Ägypten und
thony Eden sah unterdessen im Kanal die Lebenslinie des Empire, den Beweis britischer Weltgeltung, in Nasser einen neuen Hitler: Nie wieder Apppeasement. Der französische Ministerpräsident Guy Molllet erkannte die Ansteckungsggefahr für Marokko und Alggerien, wo Frankreich für sein Imperium und eine Million
Vor 50 Jahren begann der Suez-Krieg. Das Debakel der Briten und Franzosen machte die USA und die UdSSR zu den Hegemonialmächten der Region. Von Michael Stürmer
nalbetrieb -, der seit der Eröfffnung 1868 Schlagader des Welthandels und der Imperien war. Seit den 1920er-Jahren war die Wasserstraße durch die Wüste vor allem Ölarterie der industriellen Welt. Wer den Kanal besaß - die Briten hatten unter Disraeli in einem Börsencoup die Aktienmehrhheit von den Franzosen aufgekkauft und errichteten 1882 die indirekte Herrschaft über das
Israel Frieden zu vermitteln, war unvereinbar mit Nassers panarabischem Programm. Als Nasser die Volksrepublik China anerkannte, offerierten die Sowjets die Finanzierung des Staudamms. Am 26. Juli 1956 besetzten ägyptische Truppen die Kanalzone. Nassser: «Der Kanal ... ist Teil Ägyptens und gehört Ägyptten.» Der britische Premier Ant-
Franzosen blutete. Außenminnister Dulles in Washington war gegen Nassers Flirt mit Moskau, noch mehr aber geggen die alten Kolonialmächte, und suchte stattdessen Untersstützung der Blockfreien. Noch hatte Konferenzdipplomatie eine Chance. Am 12. Oktober 1956 kamen die Mächte überein, einen ägyptisschen Unternehmensvorstand einzusetzen und darüber ein-
Ägypten Heute Februar 2007
nen Aufsichtsrat der Kanalbbenutzer: Differenzen sollten friedlich-schiedlich geregelt werden. Am nächsten Tag brachte das Veto aus Moskau alles zu Fall. Statt eine internnationale Regelung für den Kanal durchzusetzen, ließen sich Israel und London auf ein französisches Szenario ein, das militärisch funktionnieren konnte, aber nicht polittisch: Israel sollte in Richtung Suezkanal angreifen, worauf London und Paris verlangen würden, beide Seiten, Israellis und Ägypter, müssten sich zehn Meilen von der Kanalzzone zurückziehen. Wenn Kairo erwartungsgemäß abllehnte, würden britische und französische Truppen die Kanalzone besetzen. So nahm alles seinen Lauf. Die Israelis marschierten am 29. Oktober in Sinai ein. Am 31. Oktober griffen britische und französsische Fallschirmjäger und Landungstruppen an. Wasshington verdammte zusammmen mit Moskau die Verbünddeten und brachte die Frage in die UN-Vollversammlung, wo das Veto aus Paris und London nicht greifen würde. Am 5. November kam der Beschluss, eine UN-Friedensstruppe aufzustellen - am selbben Tag erklärten London und Paris, ihre Streitkräfte würden sich, sobald die Blauhelme da wären, vom Kanal zurückziehhen. Unterdessen walzten Sowjjetpanzer in Budapest den ungarischen Aufstand nieder. Die Sowjetführung spielte sich als Verteidiger Ägyptens auf, bedrohte Paris und Londdon mit Nuklearwaffen und warnte Israel, die Existenz des Staates stehe in Gefahr. Den Amerikanern ging aus Moskau die dreiste Botschaft zu, die Krise könne zum Drittten Weltkrieg werden. Das war keine akademische Bemmerkung. Tatsächlich versstärkte sie wohl die Neigung in Washington, die Verbünddeten im Stich zu lassen. Das Pfund Sterling stürzte, und am 6. November brach Eden das Suez-Unternehmen ab. Britische und französische Truppen waren nicht länger als 48 Stunden im Einsatz gewwesen. Henry Kissinger («Diplomaccy») hat die Bilanz gezogen: «Die britisch-französische Intervention war halbherzzig geplant und amateurhaft durchgeführt. Aus Frustrattion geboren und ohne klares politisches Ziel, war sie zum Scheitern verdammt. Die USA konnten ein so fehlerhhaftes Unternehmen niemals unterstützen. Doch die naggende Frage bleibt, ob Amerrikas Distanzierung von seinnen Verbündeten so brutal sein musste.»