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MITTEILUNGEN
03.2020
Joseph Binder Award 2020
MIT DEM HERZEN GESTALTEN Wie vielen anderen großen internationalen Designwettbewerben im Jahr 2020 hat die COVID-19Pandemie auch dem Joseph Binder Award dazwischengefunkt. Das große internationale Juryfinale fand nicht wie gehabt vor den aus der Online-Vorauswahl weitergewinkten und dann auch physisch vorliegenden Beiträgen im designforum Wien im prächtigen MuseumsQuartier der österreichischen Bundeshauptstadt statt, sondern vor dem Bildschirm.
Natürlich entsprach das nicht der Idealvorstellung einer Wettbewerbsjury, entfielen doch das haptische Erlebnis und damit die Bewertung am Original, welche zwar nicht bei allen, aber doch bei manchen Bereichen zweidimensionaler Gestaltung eine wichtige Rolle spielt. Doch die Sorge um die Gesundheit aller, Unsicherheiten beim Reisen unserer internationalen Jurymitglieder und lange nicht absehbare Vorschriften von oben haben uns diesen Weg gehen lassen. Die Aufmerksamkeit, welche die zu Hause gebliebenen Jurorinnen und Juroren den Beiträgen schenkten, war jedoch um nichts geringer, im Gegenteil: In zusätzlichen OnlineDurchgängen widmeten sich Kommunikationsdesignerin Susanne Breitfeld, Präsidiumsmitglied des BDG (Mainz), Illustrator Aad Goudappel, Mentor der BNO (Rotterdam), Strategic Director Laurent Graas, Vorstandsmitglied von Design Luxembourg (Leudelange), Creative Director Tina Guthauser, Vorstandsmitglied der SGD (Basel), Typografin Indra Kupferschmid, Professorin an der HBK Saar (Saarbrücken) und Kommunikationsdesigner Torsten
Meyer-Bogya, AGD-Vorstandsvorsitzender (Kiel), den nominierten Projekten. Sie waren allesamt perfekt vorbereitet, kannten die 137 Beiträge, die es von insgesamt 1029 ins Finale geschafft hatten, mittlerweile praktisch im Schlaf und hatten sich schon viele Gedanken über deren Vorzüge und etwaige Kritikpunkte gemacht, als es Anfang Juli daran ging, die Gewinnerinnen und Gewinner per Konferenzschaltung in ausführlichen und zuweilen durchaus hitzigen Diskussionen online zu ermitteln – einen ganzen Tag lang. Am Ende standen sie dann fest, die Siegerbeiträge des Joseph Binder Award 2020, der nicht nur wegen der Rekordzahl an Einreichungen, sondern auch aufgrund der besonderen Umstände, unter denen er über die Bühne gegangen ist, in die Geschichte von designaustria eingehen wird. Man irrt, wenn man meint, dass Corona die Jury großzügige Nachsicht hat walten lassen. Weit gefehlt! Hatten es schon nur wirklich hervorragende Arbeiten in die zweite Runde geschafft, so gelang es dort wiederum nur einer kleinen Anzahl exzeptioneller Beiträge, sich durchzusetzen. Die Jury gestand abschließend ein: Es war nicht leicht gewesen, einen Preis zu gewinnen. Nur knappe 6% der Einreichungen erhielten eine Trophäe, eine Auszeichnung oder einen Geldpreis. Besonders schwer hatte es die Kategorie Verpackung, in der nur eine Arbeit