Weltzeit 1-2021 | FrauENtscheiderinnen bewegen die Welt

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der Hartnäckigkeit und dem Durchhaltevermögen der Menschen. Und überrascht, wie viele auf die Straße gingen“, sagt Baginskaja. „Moderne Menschen“ seien nicht bereit, „Sklaven ihrer Regierung zu sein. Meine Generation wurde durch die Angst vor dem sowjetischen System eingeschüchtert. Diese neue Generation geht bewusst Risiken ein. Sie weiß, was im Ausland passiert.“ Baginskaja nutzt weder Handy noch Computer. Zu ihrem letzten Geburtstag erhielt sie Hunderte von Glückwunschschreiben von Landsleuten. „Die meisten von ihnen“, bemerkt sie süffisant, „wurden von den Behörden geöffnet und gelesen, bevor sie mich erreichten.“ Ihre Enkelin gehört zu den Tausenden von Belarussen, die in den vergangenen Monaten aus Angst vor politischen Repressalien das Land verlassen haben. Die Polizei durchsuchte die Wohnung der Großmutter, in der die Enkelin monatelang gelebt hatte. Diese hatte sich bereits in Sicherheit gebracht und war nach Litauen ausgereist. Ein baldiges Wiedersehen mit der Enkelin und ihrem Urenkel scheint in weiter Ferne zu liegen.

Moderne Menschen sind nicht bereit, Sklaven ihrer ­Regierung zu sein.

©©DW/N. Connolly

„Die Leute meiner Generation haben Mitleid mit Lukaschenko. Wir denken, es ist Zeit für ihn, in den Ruhestand zu gehen“, so Baginskaja, die sieben Jahre älter ist als der Präsident. Sie sieht keine Notwendigkeit, ihre politischen Aktivitäten zurückzuschrauben. Auch wenn die Proteste in den kalten Wintermonaten auf der Straße abgeflaut sind, ist sie zuversichtlich, dass sie in diesem Frühjahr wiederaufleben, in Minsk und anderen Regionen des Landes. Und wenn nicht? „Das menschliche Leben ist nicht dazu bestimmt, einfach zu sein“, sagt sie. „Das Leben ist eine Herausforderung.“

Nicholas Connolly ist Leiter des DW-Büros in Kiew und berichtet seit 2017 als Korrespondent für DW News aus Mittel- und Osteuropa. Er hat von der Krim und aus dem Donbass berichtet und zahlreiche Reportagen von Polen bis Georgien produziert. Im Sommer 2020 begleitete Connolly über Wochen die Proteste in Minsk gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko. Connolly studierte Geschichte und Slawistik an der Universität Oxford und arbeitete als freier Journalist in Osteuropa, bevor er 2015 zur DW kam. @niklasconnolly

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Enge ­Schranken waren ­gestern Vielen Mädchen in ­Indien bleibt der Z ­ ugang zur ­Schul­bildung verwehrt. Die neue ­Korrespondentin im k ­ ürzlich e ­ röffneten DW-Büro in Neu-Delhi ließ sich nicht ­entmutigen. Sie bahnte sich hart­ näckig ihren Weg an die ­Universität und blickt hoffnungsvoll in die ­Zukunft. Text Ankita Mukhopadhyay


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