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„Das Talent ist da“ Weibliche Perspektiven auf die große Leinwand bringen: Dafür brennt Lara Utian-Preston, Marketing-Expertin aus S üdafrika. Als sie vor einigen Jahren für das Zanzibar International Film Festival (ZIFF) arbeitete, stellte sie fest, dass afrikanische F ilmemacherinnen kaum vertreten waren. Sie gründete 2017 gemeinsam mit Edima Otuokon aus Nigeria die Ladima Foundation, die afrikanische Frauen im Filmgeschäft fördert. Fragen Jasmin Rietdorf
Kann der Film die Stellung der Frau in traditionellen afrikanischen Gesellschaften verändern? Bilder sind alles. Videoinhalte werden überall und jederzeit konsumiert, ob auf YouTube oder Netflix. Wer diese Inhalte erstellt, ist wichtig: Es geht um Herkunft, Geschlecht, Diversität. Wenn Sie nur eine homogene Gruppe haben, die Geschichten erzählt, bekommen Sie auch nur eine Version. Visuelle Inhalte sind die mächtigste Form des gesellschaftlichen Einflusses. Damit meine ich nicht nur Filme, sondern auch Fernseh- oder Webserien. Es ist für afrikanische Frauen grundlegend wichtig, dort in ihrer Vielfalt gesehen zu werden.
34 Weltzeit 1 | 2021
Hat das nur im afrikanischen Kontext oder auch global eine große Bedeutung? Im vergangenen Juli veranstalteten wir gemeinsam mit der DW Akademie den Kurzfilmwettbewerb „Women in the times of COVID-19“. Etwa 200 afrikanische Filmemacherinnen nahmen teil. Es gab eine unglaubliche Vielfalt an Geschichten und doch verbinden sie uns alle. Auch jemand in Berlin kann sie nachempfinden: die Isolation, die Last der familiären Verantwortung, die gerade in Krisenzeiten auf den Frauen liegt. Aber auch die Hoffnung und Widerstandskraft der Frauen. Das sind universelle Erfahrungen. Für eine globale Frauenbewegung ist das von großer Bedeutung. In Afrika leben über eine Milliarde Menschen, die Hälfte davon sind Frauen. Sie müssen in die Lage versetzt werden, für sich selbst zu sprechen.
Diese Stimmen müssen gehört werden: in Afrika und in der Welt. Was ist nötig, um Frauen im afrikanischen Filmgeschäft zu stärken? Wenn wir Geschlechterparität und andere Genderfragen mitdenken, können wir etwas bewirken. Das gilt für Filmfestivals, staatliche Filmboards, Produktionshäuser internationale Geberorganisationen. Es beginnt mit der Zusammensetzung der Jurys und wie Ausschreibungen formuliert werden, geht über Kategorien und Auswahlprozesse bis hin zu der Frage, ob es funktionierende Mechanismen gegen sexuelle Belästigung gibt. All das beeinflusst, ob Frauen in der Branche Erfolg haben. Dafür müssen wir ein Bewusstsein schaffen. Und das ist ein Prozess, in den die Gate-Keeper einbezogen
Filmszene aus „Worlds Apart“ von Yehoda Hammond, einem der Beiträge des Wettbewerbs „African Women in the Time of COVID-19“.
©©Ladima Foundation
Mit der Ladima Foundation wollen Sie die große Geschlechterungleichheit in der afrikanischen Filmindustrie korrigieren. Wie sieht die Situation für Frauen gegenwärtig aus? Schlüsselrollen wie Regie oder Drehbuchschreiben, viele der technischen Aufgaben wie Schnitt und Kamera sind männlich dominiert. Daraus ergeben sich zwei Probleme. Die Filmbranche wächst schnell, sie schafft Arbeitsplätze und damit Chancen. Frauen sind aber von vielen dieser Möglichkeiten ausgeschlossen. Das zweite Problem ist die Art der Darstellung von Frauen auf der Leinwand. Nehmen wir die Nollywood-Filme. Die nigerianische Filmindustrie ist die zweitgrößte weltweit, was den Output angeht. Die weiblichen Rollen in dieser Flut an Filmen sind sehr stereotyp: sie sind die Betrogenen, starke Frauen sind oft die Bösen. Im afrikanischen Kontext führt der Mangel an Frauen hinter der Kamera zu einer Menge sexistischer Inhalte. Das festigt das Patriarchat. Erzählen afrikanische Frauen ihre eigenen Geschichten, ist das eine ganz andere Perspektive.