Weltzeit 1-2021 | FrauENtscheiderinnen bewegen die Welt

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PERSPEKTIVE WECHSELN

Vorbild für Geflüchtete Eine ungewöhnliche Karriere: Mit 21 floh Bjeen Alhassan vor dem Krieg aus Syrien nach Deutschland, sechs Jahre später erhielt sie im Bundeskanzleramt den Nationalen Integrationspreis aus den Händen von Bundeskanzlerin Angela Merkel. ­Alhassan ist ein Vorbild für viele geflüchtete Frauen. Text Bjeen Alhassan

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Lisa Jansari, Jorge Loureiro BILDNACHWEIS

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40 Weltzeit 1 | 2021

„Lernen mit Bijin“ – in ihrer während des Corona-Lockdowns ­gegründeten Facebook-Gruppe hilft Bjeen Alhassan arabisch- und kurdischsprachigen Frauen bei der Integration in Deutschland.

2011 war ein Jahr, das viele Syrerinnen und Syrer nie vergessen werden. Der Ausbruch des Kriegs in meiner Heimat hat einen demographischen Wandel ausgelöst. Bildung für Kinder und Jugendliche hatte in der kurdischen Region in Nordostsyrien einen hohen Stellenwert. Dort, wo ich geboren bin, in Qamishli, gibt es keine staatliche Universität. Für mein Studium hätte ich in eine größere Stadt ziehen müssen wie zum Beispiel Aleppo oder Damaskus. Dies war durch den Krieg nicht mehr möglich. Vor dem Krieg haben viele Frauen meist erst nach ihrer Ausbildung oder ihrem Studienabschluss geheiratet. Doch dann entschieden sich manche Syrerinnen früher für den sogenannten „Safe Haven“, den Schritt zur Heirat. Auch 2015 war ein einschneidendes Jahr für viele syrische Bürger. Familien flohen vor dem Krieg nach Deutschland, darunter zahlreiche junge Frauen, die mit Mitte 20 bereits zwei bis drei Kleinkinder hatten – oder sie anschließend in Deutschland bekamen. Diese Frauen verfügten in vielen Fällen über einen Hochschulabschluss oder hatten nach der Schule zumindest einige Semester studiert. Um geflüchteten Frauen den Start in der neuen Wahlheimat zu erleichtern, habe ich während des ersten Lockdowns in der Coronakrise meine Facebook-Gruppe ­„ Lernen mit Bijin“ gegründet. Ich wollte Frauen in

ähnlichen Situationen, wie die meine damals, unterstützen. Durch die Pandemie war es vielen nicht möglich, Sprachkurse zu besuchen. Nun vermittle ich ihnen online auf Kurdisch und Arabisch die deutsche Grammatik. Die Resonanz hat mich überwältigt: Viele Frauen suchten eine Möglichkeit, Deutsch zu lernen, eine Ausbildung zu beginnen oder ihr Studium fortzusetzen. In Deutschland gibt es zwar viele Integrationsangebote, aber nur wenige finden den Zugang. Ich wünsche mir, dass Frauen aus dem Nahen Osten so akzeptiert werden, wie sie sind. Eine deutsche Frau wird auch nicht verwundert gefragt: „Du wohnst allein. Darfst du das denn?!“ Und Frauen wie ich möchten das genau so wenig. Wir wollen als Deutsche

Bjeen Alhassan wurde 1992 in Qamishli, einer kurdischen Stadt in Nordostsyrien, geboren. Von 2010 bis 2013 absolvierte sie an der Universität Damaskus ihren Bachelor in Wirtschaft. 2014 flüchtete sie mit 21 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. Hier hat sie Deutsch gelernt und ihren Master in Business Management auf Deutsch absolviert.


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