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Mittelrhein
LORELEY LIEBT RIESLING
Eine malerische Kulisse bietet das Rheintal zwischen Bingen und Bonn. Von Burgen gekrönte Rebhänge und mittelalterliche Städtchen schmücken das Rheinufer. Hier ist das Weinanbaugebiet Mittelrhein zu finden, in dem die Römer die ersten Rebgärten anlegten. Seine Weinberge erstrecken sich über mehr als 100 Kilometer von Bingen bis vor die Tore Bonns. Dieses Gebiet entlang des Rheins repräsentiert einen besonders schönen Teil Deutschlands.
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Das enge, von zahllosen schroffen Felsrücken gegliederte rheintal bietet ein imposantes Landschaftsbild – nicht zuletzt durch den recht arbeitsaufwendigen weinbau, der überwiegend in Steillagen betrieben wird. Der südliche teil dieser einzigartigen Kulturland-
schaft, das obere Mittelrheintal, wurde im Jahr 2002 von der UNESCo zum weltkulturerbe geadelt. Es ist das Herzstück des Anbaugebiets, mit Burgen an den Hängen und mittelalterlich anmutenden Städtchen an den Flusswindungen. Am Bopparder Hamm liegt mit fünf Kilometern Länge die größte zusammenhängende rebfläche des Mittelrheins. Hier kann man
alljährlich Ende April den neuen weinjahrgang beim „Mittelrheinischen weinfrühling“ genießen – und natürlich den Panoramablick.
Am Mittelrhein lässt sich rheinromantik pur erleben. Nicht nur am sagenumwobenen Loreleyfelsen. Zahlreiche mächtige Burgen und alte Schlossruinen folgen dicht aufeinander. Und in den Dörfern und Städten findet sich kaum eine Gasse ohne Straußwirtschaft, weinstube oder Gutsschänke. Ausgewählte Gaststätten sind als „Haus der besten Schoppen Mittelrhein“ ausgezeichnet. weinbau betreiben die winzer fast ausschließlich auf terrassierten Steillagen. Das Siebengebirge und die Loreley teilen das Gebiet in zwei weinbaubereiche ein. Um die Qualität zu erhöhen, ernten die winzer im Schnitt nur 60 hl pro Hektar. Die kargen tonschieferböden in den Steillagen, die temperatur ausgleichende wasseroberfläche des rheins und der niedrige Ertrag sind die Grundlagen für die Spitzenqualität der weine am Mittelrhein.
Die winzer favorisieren die klassischen rebsorten. Vor allem der riesling findet hier ideale wachstumsbedingungen. Er präsentiert sich mineralisch, mit feinem Duft und rassiger Säure. Mit zwei Dritteln der Anbaufläche ist er die Nummer eins unter den weißweinreben am Mittelrhein. Daneben gedeihen noch Müllerthurgau, Kerner und Burgunder. Die wichtigste rote
MITTELRHEIN IM ÜBERBLICK
Geografische Lage: 100 km lang auf beiden Seiten des rheins, von der Nahe bis Koblenz und von Kaub bis zum Siebengebirge · Klima: viele Sonnentage und windgeschützte Lagen; der rhein wirkt als wärmespeicher · Böden: Schiefer- und Grauwackenverwitterungsböden, vereinzelte Lössinseln; im Norden Böden vulkanischen Ursprungs · Rebfläche: ca. 470 ha · Rebsorten: riesling, Müller-thurgau, Kerner und Spätburgunder
rebsorte ist der Spätburgunder. Zahlreich sind die Ausflugsziele. Im Herzen dieser einzigartigen Flusslandschaft liegt Koblenz, eine der größten weinbau treibenden Städte überhaupt. St. Goar und Boppard sind ebenso wie oberwesel mit seiner fast vollständig erhaltenen Stadtmauer sehenswert. Das malerische Bacharach ist ein altes weinhandelszentrum. Und auch die Feste um den wein, wie der weinmarkt in oberwesel oder die kulinarische Sommernacht in Bacharach, haben das ganze Jahr über Saison. Ebenso die weinpräsentationen und Erlebnistage. So sind im Juni bei „tal to tal“ die Straßen für das autofreie Vergnügen reserviert. Bei „rhein in Flammen“ erstrahlt das ganze tal in bengalischem Licht. Einen weiteren Höhepunkt im reichhaltigen Programm der weinveranstaltungen bietet das „weinforum Mittelrhein“ im September. Bei dieser weinpräsentation kann man rund 100 prämierte weine verkosten.
Information: Mittelrhein-Wein e. V. Am Hafen 2 56329 St. Goar tel. 06741 77-12 Fax 06741 77-23 www.mittelrhein-wein.com info@mittelrhein-wein.com
Mittelrhein: Höhepunkte der Weinkultur
DER BOPPARDER HAMM AN DER RHEINSCHLEIFE
Bei Boppard liegt nicht nur die eindruckvollste Flussbiegung des Rheins, sondern auch die größte zusammenhängende Rebfläche am Mittelrhein: der Bopparder Hamm. Ob sein Name vom lateinischen Wort „hamus“ für Haken oder vom rheinischen Ausdruck „Hamm“ für Flussufer stammt, ist umstritten – fest steht allerdings, dass der Bopparder Hamm sowohl die Rheinschleife als auch die Weinlage am linksrheinischen Steilufer bezeichnet.
Die Weinschleife am Rhein Auf fünf Kilometern Länge ziehen sich die rebhänge des Bopparder Hamms über ein Gebiet von 75 Hektar. Und diese Lage hat’s in sich: Ihre Südhänge stehen im idealen Neigungswinkel zur Sonne, der rhein reflektiert die Sonnenstrahlen und speichert die wärme, ebenso das Schiefergestein, das die wärme auch noch lange nach Sonnenuntergang an die reben abgibt. Die Steillagen erfordern allerdings auch viel Handarbeit von den winzern, die die weinberge im Bopparder Hamm bewirtschaften. Sie produzieren fast ausschließlich riesling – mit seiner charakteristischen Mineralik und rassigen Säure ist er die mit Abstand meistangebaute rebsorte am Mittelrhein.
Der weinbau am Bopparder Hamm geht bis in die römerzeit zurück. Mitte des 4. Jahrhunderts wurde das römerkastell Bodobrica zum Schutz gegen die Germanen jenseits des rheins errichtet. Seine Mauern haben sich in der Bopparder Altstadt über 16 Jahrhunderte hinweg erhalten. wer die eindrucksvolle Kulturlandschaft um den Bopparder Hamm hautnah erleben will, dem sei eine wanderung durch die weinberge an der rheinschleife ans Herz gelegt.
Tourist-Information Boppard, Karmeliterstraße 2 tel. 06742 3888 www.boppard-tourismus.de
BACHARACH – ZENTRUM DER RHEINROMANTIK
„Zu Bacharach am Rheine wohnt eine Zauberin ...“ So beginnt Clemens Brentanos 1801 entstandene Ballade von der schönen Lore Lay, die sich aus Sehnsucht nach ihrem Geliebten von einem Felsen in den Rhein stürzte. Die Geschichte löste einen regelrechten Boom der Rheinromantik aus und zog scharenweise Besucher nach Bacharach sowie zum fast zwölf Kilometer flussab liegenden Loreleyfelsen bei Sankt Goarshausen.
Rheinromantik und Weinseligkeit Bevor Bacharach zum Zentrum der rheinromantik wurde, war es ein bedeutender Stapel- und Umschlagplatz der rheinschifffahrt. weil im Mittelalter das Binger riff – ein Felsenkamm am Durchbruch des rheins ins rheinische Schiefergebirge – den Gütertransport auf dem Fluss nur bei Hochwasser zuließ, mussten die Lastkähne bei Lorch entladen werden. Auf kleinen Booten mit wenig tiefgang oder auf dem Landweg ging es dann weiter nach Bacharach. Erst hier war der weitertransport mit großen Handelsschiffen möglich. Neben wein vom Mittelrhein wurden auch weine aus dem rheingau und der Pfalz, aus rheinhessen, Baden und dem Elsass verladen und unter der Bezeichnung „Bacharacher“ weitergehandelt. So wurden Bacharach und „sein“ wein weltweit bekannt.
Mit der Sprengung des Binger riffs ab dem 17. Jahrhundert verlor Bacharach seine Bedeutung als weinumschlagplatz. Vom einstigen wohlstand kündet heute die historische Altstadt mit ihren mittelalterlichen Befestigungsanlagen und mächtigen torbauten. Die über dem rhein thronende Burg Stahleck trägt ebenfalls zum malerischen Bild bei, das die rheinromantik maßgeblich beeinflusste.
Rhein-Nahe Touristik e.V. Bacharach, oberstraße 10 tel. 06743 919303 www.rhein-nahe-touristik.de