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Saale-Unstrut
KOSTBARE WEINE – EINZIGARTIGE KULTURLANDSCHAFT
Zwei Flüsse geben dem Anbaugebiet seinen Namen, denn die meist terrassierten Weinberge liegen vor allem in den engen Flusstälern von Saale und Unstrut. Hier verläuft der 51. nördliche Breitengrad, das Anbaugebiet ist somit das nördlichste Qualitätsweinanbaugebiet Deutschlands. Trotzdem beschert die Natur der Region ausgedehnte Vegetationszeiten. Und der ausgewogene Mix aus Sonne und Kühle sorgt für feingliedrige und spritzige Tropfen.
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Die rebhänge sind vorwiegend nach Süden gerichtet, in den Flusstälern bilden „wärmeinseln“ ein besonders mildes Mikroklima. Mit rund 500 mm Niederschlag jährlich zählt die weinbauregion zu den niederschlagsärmsten in Deutschland, die Sonne scheint etwa 1.600 h im Jahr. Die durchschnittliche Erntemenge beträgt nur 50 hl/ha. Ursprüngliche Landschaften finden sich hier: Steilterrassen, Jahrhunderte alte trockenmauern und weinbergshäuschen, dazwischen Streuobstwiesen und Flussauen. Hoch oben stehen trutzige Burgen und Schlösser. Kultur und Geschichte, Natur, romantik und wein sind hier ganz selbstverständlich vereint. Die reben geben der Flusslandschaft ihren unverwechselbaren Charakter und das seit über 1.000 Jahren. Die Geschichte des weinbaus an den Flüssen Saale und Unstrut beginnt mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 998. Für den Bereich der Mansfelder Seen bei Halle gilt eine tauschurkunde des Kaisers otto II. von 973 als ältester urkundlicher Nachweis für den weinbau.
Entlang der weinstraße Saale-Unstrut verlaufen die „Straße der romanik“ sowie die „Himmelswege“. Burgen und Schlösser, wie die Neuenburg oder rudelsburg, bedeutende Bauwerke, wie der Naumburger Dom, sowie mystische Stätten, wie der Fundort der „Himmelsscheibe von Nebra“, erzählen von der kulturellen Geschichte des Landes. Als heimliche weinhauptstadt gilt Freyburg an der Unstrut. Auf dem sehr gut ausgebauten rad-, wander- und wasserwege-
SAALE-UNSTRUT IM ÜBERBLICK
Geografische Lage: 51. Breitengrad nördlicher netz macht die Erkundung des Anbaugebiets und Gutsschänken besonders viel Spaß. Der weitaus größte Saale-Unstrut-triasland. traditionell trocken ausgeFruchtigkeit und Spritzigkeit sind das Markenzeichen Süden Sachsen-Anhalts, einige Hektar in thüringen Probieren und Vergleichen ein. Die Hauptsorte ist der Müller-thurgau, der hier dank des geringen Ertrags erstaunliche Feinheiten birgt. Besonders stolz sind die
Breite – in den tälern von Saale und Unstrut · Klima: Jahresmitteltemperatur bei 9,1 °C, geringe Niederschlagsmenge (500 mm/Jahr), durchschnittlich 1.600 Sonnenstunden/Jahr · Böden: Muschelkalk, Buntsandstein, Lösslehm, Kupferschiefer · Rebfläche: ca. 770 ha · Rebsorten: Müller-thurgau, weißburgunder, Silvaner, riesling,
seiner weine, der weingüter, Straußwirtschaften und teil des weinbaugebiets befindet sich im Naturpark baute weine mit gebietstypischer, fein nuancierter des Gebiets. Der größte teil der weinberge liegt im und Brandenburg. rund 30 rebsorten laden zum Portugieser, Dornfelder
winzer von Saale und Unstrut auf ihren weißburgunder, auch Silvaner und riesling gehören zu den Klassikern der region. Auf einem Viertel der rebfläche stehen rotweinsorten, vor allem Portugieser, Dornfelder, Spätburgunder und Zweigelt. raritäten, wie die rotweinsorte André, die in Deutschland nur in Saale-Unstrut gedeiht, vervollständigen das Angebot.
Information: Weinbauverband Saale-Unstrut Querfurter Straße 10 06632 Freyburg tel. 034464 26110 Fax 034464 29416 www.natuerlich-saale-unstrut.de info@weinbauverband-saale-unstrut.de
Saale-Unstrut: Höhepunkte der Weinkultur
DIE SEKTKELLEREI ROTKÄPPCHEN
Es waren einmal zwei Brüder, die gründeten mit ihrem Freund eine Weinhandlung … So beginnt 1856 die märchenhafte Erfolgsgeschichte der Sektkellerei Rotkäppchen in Freyburg an der Unstrut. Damals hieß die Firma noch Kloss & Foerster. Rasch widmete sie sich neben dem Weinhandel auch der „Anfertigung moussierender Weine“. Die ersten 6.000 Bouteillen wurden noch in einer Hinterhauswohnung abgefüllt, und der erste Sektkorken knallte 1858 zur Hochzeit von Firmenmitbegründer Julius Kloss.
Prickelnde Erfolgsgeschichte Das Unternehmen lief wie geschmiert, und bald reichte der wein im nördlichsten deutschen Anbaugebiet nicht mehr aus. Daher mussten ab 1867 weine aus anderen regionen Deutschlands aufgekauft und an der Unstrut versektet werden. Seit 1895 heißt die Sektkellerei rotkäppchen. während ihrer wechselvollen Firmengeschichte überstand sie zwei weltkriege und war ein Musterbetrieb der DDr, der verwegene Kreationen wie den koffeinhaltigen Schaumwein „Mocca-Perle“ und „Sekt-Pils für den Mann“ kreierte.
Herzstück des Unternehmens ist bis heute das imposante Kellereigebäude von 1897 mit seinen fünf Kellergeschossen. Dort lagern die weine in Eichenholzfässern, bevor sie zu Cuvées vermischt und in Flaschen gefüllt werden. Der besondere Stolz der Kellerei ist das größte Cuvéefass Deutschlands mit kunstvollen Schnitzereien. Es wurde aus dem Holz von 25 Eichen in der hauseigenen Küferei gebaut und 1896 fertiggestellt. Mit einem Fassungsvermögen von 120.000 Litern nimmt es im Domkeller ganze drei Geschosshöhen ein.
Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien Freyburg an der Unstrut, Sektkellereistraße 5 tel. 034464 340 www.rotkaeppchen.de
DIE WEINBERGSHÄUSCHEN AN SAALE UND UNSTRUT
Charakteristisch für die Anbauregion Saale-Unstrut sind die vielen Weinbergshäuschen an den Rebhängen und auf den Steilterrassen der Flussufer. Die meisten sind kleine, zweckmäßige Hütten, in denen die Winzer einst ihre Arbeitsgeräte aufbewahrten, den Proviant verzehrten und an rauen Tagen Schutz vor Wind und Wetter fanden; einige dienten auch als schmucke Wochenendhäuschen – und manche sogar als luxuriöse Lustschlösschen, in denen weinselige Feste gefeiert wurden. Südliches Flair in der nördlichsten Weinregion In kaum einem anderen deutschen Anbaugebiet gibt es so viele weinbergshäuschen wie an den Uferhängen von Saale und Unstrut – vermutlich, weil es hier niemals eine Flurbereinigung gab, die die kleinen weinbergsparzellen zu großen Anbauflächen zusammengefasst und im Zuge der Umlegung den alten rebbestand samt Häuschen und Hütten vernichtet hätte. Auf den bis zu zehn weinbergsterrassen des Schweigenbergs bei Freyburg befinden sich auf 25 Hektar rebfläche sage und schreibe 90 weinbergshäuschen. Am bekanntesten ist vielleicht das toskanaschlösschen mit seinem ziegelroten Putz und den weiß gefassten Fensterbögen und Gesimsen; vom Aussichtsturm hat man einen herrlichen Blick über die rebflächen des Schweigenbergs mit seinen alten trockenmauern und unzähligen treppenstufen – und natürlich auf das tal der Unstrut.
Weinbauverband Saale-Unstrut Freyburg an der Unstrut, Querfurter Straße 10 tel. 034464 26110 www.weinbauverband-saale-unstrut.de
DAS „STEINERNE BILDERBUCH“ BEI NAUMBURG
An der Mündung der Unstrut in die Saale, vor den Toren Naumburgs, erhebt sich der Markgrafenberg bei Großjena. Hier erwarb der Naumburger Hofjuwelier Johann Christian Steinauer im Jahr 1705 einen Weinberg, über dem er sich eine stattliche Villa erbauen ließ. In die Felswände zu Füßen des Weinbergs ließ er einen monumentalen Bildzyklus hauen, den er Herzog Christian zu Sachsen-Weißenfels zu dessen zehnjährigem Regierungsjubiläum widmete.
Dem Landesherrn zum Wohlgefallen Der Name des Bildhauers ist nicht überliefert, doch sein werk wurde als „Steinernes Bilderbuch“ bekannt. Auf dem Buntsandstein sind zwölf lebensgroße reliefs zu sehen, darunter der Landesherr als stolzer reiter zu Pferd. Die übrigen Bilder zeigen vor allem Szenen aus dem Alten und Neuen testament, bei denen sich natürlich alles um den wein dreht. Ein relief zeigt beispielsweise Jesus, wie er mit nackten Füßen die trauben im weinbottich zerstampft, während winzerinnen und winzer weitere trauben in Holzbütten bringen. Das nächste Bild zeigt Noah mit langem rauschebart und wallendem Mantel als ersten weinbauern; in der einen Hand hält er einen rebstock, in der anderen ein winzermesser. Selbstverständlich hat sich auch der Stifter im Bilderzyklus verewigen lassen, wenn auch nur in der widmungsinschrift vom 17. März 1722.
Tourist-Information Naumburg, Markt 12 tel. 03445 273125 www.naumburg.de