ABENTEUER | GRÖNLAND
Trekking+Fly in
Grönland
Zum Glück gibt es noch Wildnis auf unserer Erde. Mit Zelt, Lebensmitteln und seinem Gleitschirm läuft und fliegt Björn Klaassen durch unberührte Landschaften in Südgrönland. Am Ende findet er Thermik vor den Granitsäulen am Ulamertorsuaq Massiv. Eine persönliche Grenzerfahrung. TEXT UND FOTOS: BJÖRN KLAASSEN
D
ie Rotorblätter der Bell 212 drehen sich immer schneller, es wird laut und windig, der schwere Air Greenland Helikopter hebt ab. Ich winke den beiden Piloten zu, die jetzt zurückfliegen entlang bizarrer Berge und Gletscher. Einer der Piloten ist selbst Gleitschirm- und Drachenflieger. Die Welt ist klein. Der rote Hubschrauber ist verschwunden – kein Lärm mehr und auch kein Wind. Ich stehe in Aappilattoq, der letzten Siedlung in Südgrönland unweit des Kap Farvel. 90 Einwohner, ein paar bunte Häuser, eine Kirche und eine kleine Fischfabrik umrahmt von
8
DHV-info 228
↑ Türkis schimmert das Eis im Wasser. Aus der Luft zeigen die bizarren Eisberge ihre Größe und Schönheit.
spitzen Bergen und begrenzt vom Meer. Ich schnappe meinen Rucksack und laufe den Weg vom Heliport in die Siedlung hinunter. Dort treffe ich Timo, einen Robben- und Eisbärenjäger. Er wird mich zu meinem Ausgangspunkt nach Isortusut bringen. Im Dorfladen besorge ich mir Brot und wenig später flitzen Timo und ich mit seinem Außenborder über das Wasser in Richtung Norden. Geradezu beiläufig erwähnt er, dass im Nachbarfjord ein Eisbär gesichtet worden sei. „Hast Du ein Messer dabei?“ Bei dieser Frage greife ich instinktiv zum Taschenmesser in meiner Hosentasche. „Wenn ich damit
einen Eisbären in die Flucht schlage, schaffe ich es bestimmt auf die Titelseite jeder Tageszeitung“, denke ich mir. 10 Minuten später landen wir an. Timo wünscht mir noch viel Glück. Er würde da nie laufen und eigentlich macht das auch niemand, so quer durch die Berge auf dieser Route – mit einem Paraglider sowieso nicht! „Ziemlich crazy“, und schon rast er mit seiner übermotorisierten Nussschale zurück über den Fjord. Rückblende. Auf diese Tour habe ich mich intensiv vorbereitet und viel trainiert. In den Tegernseer Bergen schleppte ich bei schlechtem Wetter einen Rucksack mit nutzlosem, www.dhv.de