"Wir machen weiter!" Diakonie 02/20

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02 | 2020

diakonie Die Zeitschrift für Nächstenliebe in unserer Zeit

DA KE

iter*innen an über 3 500 Mitarbe ren Beitrag vom Diakoniewerk, de rade jetzt für die Gesellschaft ge rdient. ve den größten Respekt

„Wir machen weiter!“

Theater Malaria: Mit Humor aus der Krise Seite 14

Mission Nächstenliebe: Freiwillige on tour Seiten 20 – 21

Rumänien: Nach Stillstand Perspektive geben Seite 31

team

dia koniewerk


inhalt

4 Nachgedacht: Was uns stärkt in Zeiten der Krise. Der Spagat zwischen dem Schutz des Einzelnen und einer möglichst großen Selbstbestimmung muss uns auch künftig gelingen!

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thema corona-krise

12 Krisen verändern ­Freiheiten. Welche Maß­

nahmen wurden in der Krise gesetzt, wie funktioniert Krisenmanagement über­haupt und was waren die wesentlichen Herausforderungen in der Betreuung?

9 Neu im Vorstand. Neues

Vorstandsmitglied, Soziologin und immer auf der Suche nach neuen Modellen für ein gutes Zusammenleben: Daniela Palk im Porträt

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kraftquelle

seelsorge

20 Mission Nächstenliebe.

14 Lachen hilft! Auch in der Krise.

Theater Malaria setzt verstärkt auf die heilsame und befreiende Wirkung von Humor auf die Seele.

kraftquelle

teamwork

Hunderte, vorrangig junge Menschen, haben sich gemeldet, um bei der Nachbarschaftshilfe aktiv zu werden. Wir haben unsere Freiwilligen einen Tag lang begleitet – natürlich unter Einhaltung des nötigen Sicherheitsabstandes.

16 „Corona hat unseren Arbeitsalltag verändert“.

Notwendige Flexibilität in der Krise: Mitarbeiter Christian Eibensteiner betreut in Corona Zeiten Menschen im Autismusspektrum. Zuvor war er in der EDV-Werkstätte Hagenberg tätig.

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kraftquelle

kompetenz 22 Was bedeutet Verlust von Gemeinschaft? Besuchsverbot,

Isolation, wenig bis gar keine menschliche Zuwendung: Menschen mit Demenz sind von der Krise besonders stark betroffen.

25 Emil, Ich und Corona.

Tea Loncar, Pädagogin von FaBI, der Familienbegleitung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung, setzt auf neue Medien, um mit „Ihren“ Kindern in Kontakt zu bleiben: Mit Videotelefonie und Skype zaubert sie ein Lächeln auf viele Gesichter.

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editorial

26 26 Zuhause miteinander verbunden.

Der Kreativität waren keine Grenze gesetzt! Ob Video, Illustrationen oder lyrische Gedichte: auch von zuhause aus suchten viele Kontakt zur Außenwelt.

31 Nach Stillstand Perspektiven schaffen.

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Auch die Tagesbetreuung Sebeș hat derzeit geschlossen. Unter oft prekären Lebensumständen ist es derzeit für rumänische Kinder besonders schwer, durch die Krise zu kommen.

Wir schöpfen aus dem Vollen Wie geht man als Zeitungsmacherin damit um, wenn die Welt plötzlich stillsteht? Wenn von jetzt auf gleich alles abgesagt wird, alle Treffen, alle Veranstaltungen erst verschoben, dann gestrichen werden? Wenn alles, über das es sich zu berichten lohnt, vom Tisch ist? Diese Fragen haben wir uns zu Beginn dieser Ausgabe gestellt. Ist es überhaupt sinnvoll, in dieser Zeit eine Zeitung zu produzieren? Worüber wollen wir berichten? Einigkeit bestand schnell in folgender Frage: Warum gerade jetzt nicht? Denn: Wir haben viel zu erzählen! Von Kolleg*innen, die ihren Dienst in dieser Zeit tagtäglich antreten und oft nicht wissen, ob sie gesund nach Hause kommen werden. Von Kolleg*innen, die es mit ungewöhnlichen Ideen schaffen, eine Brücke zu den Klient*innen zu schlagen. Oder auch von Menschen, die im Home-Office unglaubliche Kreativität und Tatendrang entwickeln und mit Zuversicht weitermachen. All das benennen wir in diesem Heft mit dem Wort der „Kraftquellen“. Sie sind es, die uns über die Krise hinweg helfen, die uns ankurbeln, nicht verzagen lassen, neuen Schwung geben. Fünf Kraftquellen haben wir benannt – Teamwork, Netzwerke, Kompetenz, Seelsorge und Kreativität – und ihnen eigene Kapitel in dieser Sonderausgabe gewidmet. Außerdem haben wir eine Illustratorin gebeten, uns diese Kraftquellen zu zeichnen. Sie führen durchs Heft und zeigen den Reichtum, an dem wir alle im Alltag immer wieder zwischendurch andocken können. Denn eines ist gewiss: Wir machen weiter! Ihre

Karin Windpessl, Chefredaktion Impressum. Offenlegung: siehe www.diakoniewerk.at/impressum. Medieninhaber: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen, Martin-Boos-Straße 4, 4210 Gallneukirchen, Tel: 07235 65 505, office@diakoniewerk.at. Herausgeber: Vorstand Mag. Josef Scharinger, Chefredakteurin: Karin Windpessl. Redaktionsteam: Nicole Bachinger-Thaller, Daniela Scharer, Andrea Obermühlner, Karin Windpessl, Saskia Dyk, Elisabeth Braunsdorfer, Katharina Schönberger, Sigrid Walch, Isabella Raml. Illustrationen: Tanja Peherstorfer www.ein-blick.at (S. 5, 12, 15, 22, 26, 28). Fotos: Enzlmüller (S. 9), stock.adobe.com/Halfpoint (S. 10), shutterstock.com/Sonic_S (S. 15, 27 – Pfeile), shutterstock.com/Soulart (S. 15 – Polaroid-Rahmen), shutterstock.com/littleWhale (S. 19 – Icons), SN/Stefanie Schenker (S. 20), shutterstock.com/Daniela Barreto (S. 20 – 21, 36 – Icons), Nadja Meister (S. 22), adobe.stock.com/Maren Winter (S. 28), Gabriela Cuzepan (S. 31), Klinik Diakonissen (S. 34), TOM Foto Design, Georg Steinböck (S. 36), alle anderen Diakoniewerk. Corporate Publishing: Egger & Lerch, www.egger-lerch.at. Druck: gugler GmbH. Das Magazin „Diakonie“ erscheint 4 x im Jahr. Wenn Sie dieses zukünftig nicht mehr erhalten wollen, bitten wir Sie um Information an office@diakoniewerk.at. Nähere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie unter www.diakoniewerk.at/datenschutz. Diakoniewerk Spendenverein: Allg. Sparkasse OÖ 257700, BLZ 20320. Sponsoring Post! GZ 02Z032365; Diakonie 07/2020

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nachgedacht

Was uns stärkt in Zeiten der Krise Die Corona Pandemie fordert uns im Diakoniewerk heraus. Mit einem verantwortungsvollen Miteinander auf Basis unseres diakonischen Leitbilds und der unerschöpflichen Kreativität unserer Mitarbeitenden wird es gelingen, die Krise zu meistern.

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as Corona Virus hat uns weltweit in eine Krise gestürzt. Wie können wir unter diesen Bedingungen bestmöglich für die uns anvertrauten Menschen da sein und sie schützen? Und wie schützen wir diejenigen, die sie begleiten? Im Diakoniewerk ­wurden sehr früh Krisenstäbe ­eingerichtet, die sich um die Umsetzung und Einhaltung der Vorgaben aus den Gesetzen und Verordnungen kümmern, sich parallel dazu aber auch mit der Angemessenheit der Anforderungen, dem Schutzbedarf der Betroffenen und der Erhaltung eines menschenwürdigen Lebensumfeldes auseinandersetzen. Mehr

„Der Schutz der Würde des Menschen prägt unseren Umgang miteinander und unsere Beziehungen in der täglichen Arbeit.“ Josef Scharinger

denn je ist uns in dieser oft sehr belastenden Situation unser Leitbild, das sich am christlichen Menschenbild orientiert, Richtschnur und Kraftquelle. „Der Schutz der Würde des Menschen prägt unseren Umgang miteinander und unsere Beziehungen in der täglichen Arbeit. (...) Der respektvolle Umgang miteinander wird in der direkten Begegnung spürbar.“ (Aus dem Leitbild des Diakoniewerks)

ALLE sind zu schützen – auf Autonomie ist zu achten! Dieses Menschenbild gibt uns Kraft und lässt es nicht zu, dass der Tod von Menschen billigend in Kauf genommen wird. ALLE Menschen sind zu schützen, unabhängig von Alter oder Beeinträchtigungen. Insofern waren die verordneten Maßnahmen der Bundesregierung richtig und angemessen. Jetzt muss in der längerfristigen ­Betrachtung ein gutes Maß zwischen Schutz und Autonomie im Sinne e­ ines ganzheitlichen Blickes

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auf die Menschen erreicht werden, um nicht in einem einseitigen ­Gesundheitsdiktat, Menschen in ihren s­ pirituellen, psychischen und ­sozialen Bedürfnissen einzuschränken. Auch dafür steht das diakonische Menschenbild.

Freiräume kreativ nutzen – aus Kraftquellen schöpfen An uns ist es, die Freiräume zu nutzen, die trotz aller Beschränkungen vorhanden sind, etwa durch technische Möglichkeiten wie Videotelefonie mittels Tablets, um die Kommunikation aufrecht zu erhalten. Besonders beeindrucken mich die unerschöpfliche Kreativität und die vielfältigen Initiativen unserer Mitarbeitenden, mit denen sie für die von ihnen begleiteten Menschen in dieser oft schwer ­erträglichen ­Situation zu einem würdevollen ­Leben beitragen. Da gibt es Garten­ konzerte für die Bewohner*innen in Senioren­einrichtungen, Spielen und Heimwerken auf Distanz,


Illustration: www.ein-blick.at

Online-Sprachkurse für Asylbewerber*innen oder Initiativen, die Ältere und Alleinerziehende durch Einkäufe, Apothekengänge und Müllentsorgung unterstützen. Es haben zahlreiche Freiwillige im Netzwerk #gutenachbarschaft Hilfe angeboten und unterstützt. Die Initiative #wirschenkenihneneinlächeln mildert das von den Betreuten oft als bedrohlich empfundene Maskentragen durch einen Button mit einem lachenden Selfiefoto der Mitarbeitenden. Die lustigen Karikaturen eines Mitarbeiters aus Salzburg zum Corona-Thema ermutigen, gerade in schwierigen Zeiten nicht den Humor zu verlieren, und die spirituellen Videoimpulse aus der Diakonischen Identitätsentwicklung, zu aktuellen Fragen, erleichtern das Miteinander in herausfordernden Zeiten. Wenn dann die Belastung doch einmal

zu groß wird, gibt es das Sorgentelefon für Klient*innen und Mitarbeiter*innen, bei dem sich die Seelsorgenden und der Psychologische Dienst des Diakoniewerkes engagieren. Nicht zuletzt schöpfen Mitarbeiter*innen auch Kraft aus ihrer fachlichen Kompetenz für ihre Arbeit in dieser herausfordernden Zeit. Wir alle können diese und andere Kraftquellen nützen, um unser Leben gut zu gestalten und die Menschen würdevoll zu begleiten. Dazu finden Sie weitere Beispiele in dieser Ausgabe der Diakonie. Getragen durch den diakonischen Geist bewältigen wir in einem guten Miteinander die Herausforderung Corona Virus. Dafür danke ich namens des Vorstandes unseren Mitarbeiter*innen sowie unseren Freund*innen und Unterstützer*innen!

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Ihr

Josef Scharinger


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thema corona-krise


Krisen verändern Freiheiten Auf Stopp drücken, Routinen ändern, neue Wege suchen ist wichtig in Krisenzeiten. Was uns ausmacht – als Organisation, als Team – das bleibt. Ist das nicht beruhigend? Daniela Scharer

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wei Wochen bevor die ­Regierung jene österreichweiten Maßnahmen setzte, die den Corona Virus ein­dämmen sollten und zum Schutz der ­Bevölkerung zu einer Vielzahl an Einschränkungen führte, haben wir im Diakoniewerk diese „schlummernde“, latente Bedrohung bereits in den Blick genommen. Der erste offiziell gemeldete Krankheitsfall im Bundesland Tirol, ­Kolleg*innen, die aus Risiko­ gebieten vom Urlaub heimkehrten und ihren Dienst wieder antreten sollten und sich unmittelbar die Frage ergab: Was tun? Dienst­ einteilung versus Freistellung – Schutzmaßnahme versus Arbeit wie gewohnt? Natürlich nicht. Heute ­betrachtet, hatte das Diakoniewerk eine hohe Sensibilität und eine gutes Einschätzungsvermögen, bereits zu diesem Zeitpunkt Routinen

Menschen zu schützen, bedeutete leider auch, Menschen in ihrer Freiheit einzuschränken.

zu ­verändern und neue Wege zu ­gehen. Ein Mail eines Kollegen löste an diesem Morgen vieles aus. Arbeitsrechtliche Fragen, der Bedarf an ersten internen Informationen zum Corona Virus führte zu einer Kettenreaktion an ­Überlegungen. Die Zeit war ein wichtiger Faktor. Jene Menschen, die wir in ­unseren Einrichtungen begleiten ­sowie u ­ nsere Mitarbeitenden zu ­schützen, war und blieb Gebot der ersten Stunde. Die Tragweite wurde immer deutlicher, ein zentraler Krisenstab wurde gebildet. Ein umfassender, differenzierter Blick auf die Dinge war wichtig genauso wie die Einschätzung, in den regionalen Krisenteams vor Ort, nahe an den Menschen, die wir begleiten.

Viele Veränderungen folgten Das Schließen vieler Tages­ strukturen bedeutete maßgebliche Veränderungen für das Diakoniewerk als Organisation und Arbeitgeber. Es resultierte in Kurzarbeit für rund 500 Mitarbeitende und in vielen, kurzfristigen Dienstplan­umstellungen. Vor

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allem die M ­ obilen Dienste und die 24h.Betreuung waren bis zuletzt großen Unsicherheiten ­ausgesetzt. Zu jeder Zeit war es wichtig, in gutem Austausch zu bleiben mittels Angehörigentelefonaten und -briefen, mit fremdsprachigen ­Informationen für geflüchtete Menschen und in Leichter Sprache für Menschen mit Behinderungen.

Krisen verändern Freiheit(en) Menschen zu schützen, bedeutete in diesem konkreten Anlass leider auch, Menschen in ihrer Freiheit einzuschränken – bei COVID-19 hat diese Einschränkung mit den hohen Hygieneauflagen und verhängten Besuchsverboten Mitte März die höchste Eskalationsstufe erreicht. Eine Herausforderung für Herz und Verstand, für den ­einzelnen Menschen, aber auch für die Organisation. Denn, ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten, ist unser Selbstverständnis. Wir d ­ efinieren unsere Arbeit nach den P­ rinzipien der Normalität, Teilhabe und Selbstbestimmung. Diese ­Ein­schränkungen resultieren in

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thema corona-krise

> einem Entscheidungs­dilemma von Freiheit und Schutz, persönlichem Leid und Risiko der Ansteckung – eine Situation, die die diakonische Praxis sehr fordert. Seit vielen Wochen setzen die ­Kolleg*innen in den Wohneinrichtungen für Menschen im Alter und mit Behinderung sehr kreative Methoden ein, um den ­Bewohner*innen Alltags­normalität und Sicherheit zu geben. In Kontakt zu bleiben, war uns allgemein wichtig, ob mit Kindern in unseren Kindergärten oder ­begleiteten ­Mitarbeiter*innen, die nicht zur A ­ rbeit gehen konnten. Der Alltag hat sich für alle verändert. „Nähe trotz Distanz“ ist nicht nur eine ­unserer Kommunikations­ botschaften sondern unsere Haltung, die den Begleitungsalltag auch heute gut beschreibt. Die Corona-Krise hat einen langen Atem, den haben wir als Menschen Gott sei Dank auch. Wir sind in der Lage aus der Krise zu lernen, ihr auch eine gewisse Normalität zu geben, mit ihr zu leben. Als Sozialund Gesundheitsorganisation arbeiten wir in einem Umfeld, in welchem wir mit Krisen umzugehen haben. Die Arbeit mit und für Menschen ist eine sensible, eine mit großer Verantwortung. Wir werden diese auch weiterhin wahrnehmen und hoffen die Freiheit, die ihren Ausdruck in der Selbstbestimmung findet, nun wieder stärkend begleiten zu können.

Kreative Ideen waren schnell geboren, um den Bewohner*innen Alltagsnormalität zu vermitteln.

CO RO NA: WELC H E M A SSN A H M EN H A B E N W I R GETROF F EN ? Die frühe und hohe Risikoeinschätzung des Diakoniewerks für CoVID-19 war richtig und ließ uns angemessene Vorbereitungen zum Schutz der Menschen treffen. Wichtige Erkenntnisse sind:

Wir haben sehr früh strukturelle und organisatorische Hygienemaßnahmen in unseren Wohneinrichtungen für Menschen im Alter und mit Behinderung eingeleitet.

Ein wichtiges Learning waren die frühzeitigen Bestellungen von Schutzausrüstungen, die wir selbst getätigt haben.

Interne Corona-Online-Informationsplattformen und regionale Newsletter haben uns von Beginn an geholfen, Führungskräfte und Mitarbeitende schnell zu erreichen.

Gut durchdachte „Isolierungs- und Quarantänevorsorge“Vorbereitungen gaben Sicherheit und sind Ausdruck unserer Verantwortung.

Mit dem Sorgentelefon und den spirituellen Video­ impulsen sind wir seit Beginn an für Klient*innen und Mitarbeiter*innen zusätzlich da.

Tablets für Videokonferenzen und ein Online-Portal für Grußbotschaften wurden für die Angehörigen­ kommunikation eingerichtet.

Die Diakonie-Akademie entwickelte eine eigene OnlineSchulung für Zivildiener, die neu als Unterstützung in die Einrichtungen kamen.

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menschen im diakoniewerk

porträt

Der Gesellschaft auf der Spur

Daniela Palk verstärkt das Dreierteam im Vorstand.

Daniela Palk hat mit Anfang April von Heinz Thaler das Vorstandsamt übernommen. Wer ist die Neue im Vorstandsteam und was will sie bewirken?  Karin Windpessl

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aniela Palk war schon früh an sozialem Verhalten interessiert und daran, den Funktionsweisen von Gesellschaften auf den Grund zu gehen. Wer sich mit der Beschaffenheit von Systemen beschäftigt, beginnt zwangsläufig auch damit, diese zu hinterfragen und neu zu denken. So geschehen auch bei jener jungen Frau, die sich nach der Schule dafür entschied, ein Jahr in Schweden zu leben, um „berufliches Interesse in Bezug auf die Gestaltung von ­Angeboten für Menschen im Alter mit ­privaten ­Bezügen zu verbinden“, wie sie heute betont. Ihr Aufenthalt zeigte Wirkung: „Diesem Land, der ­Sprache und den Freunden, die ich dort gefunden habe, fühle ich mich bis heute verbunden.“

Schwedisches Vorbild Und nicht nur das: Schweden lieferte eine Art Blaupause für zahlreiche späterer Projekte, die das Zusammenleben zwischen Menschen anders und völlig neu denken sollten. Was ist für Palk das Faszinierende am hohen Norden? Vorrangig der Fortschritt und die Innovation, auch in Hinblick auf soziale Dienstleistungen: „Dänemark beispielsweise baut bereits seit 30 Jahren keine Pflegeheime mehr, wie wir sie in Österreich kennen.“ Erst mit einigen Jahren Zeitver­ zögerung begann Palk schließlich ihr Studium der Soziologie, das

sie neben einer Vollzeitanstellung betrieb, da die Finanzierung eines Studiums durch die Eltern nicht selbstverständlich war. Mit Abschluss des Studiums konnte Palk sich schließlich facheinschlägig verändern. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde ihre Art zu forschen und Ideen zu ent­ wickeln hoch geschätzt: Sie erhielt für ihre Dissertation den Leopold-­ Kunschak-Wissenschaftspreis 2009 – ein Vergleich der Alten­ hilfe­strukturen in Österreich und Schweden.

Sozialraum als zentrales Thema Ab 1. Jänner 2008 gestaltete die heute 51-Jährige im Diakoniewerk als Leiterin des Kompetenz­ managements Seniorenarbeit und der Internationalen Standorte sowie als Geschäftsführerin der Syncare GmbH die strategische Weiterentwicklung dieser Bereiche. Die verheiratete Mutter einer ­Tochter zeichnete in den ver­ gangenen Jahren vor allem für die Etablierung der „Wohn- und ­Quartiersprojekte“ im Kontext der Sozialraumorientierung verantwortlich. Mit dem Projekt „ALLFRED“ hat sie auch an der Entwicklung eines Social Business Modells mitgewirkt. Ein Projekt, auf das Palk heute mit Stolz blickt: „Die inhaltlich erfreulichste und stärkendste Erfahrung war jene, dass es gelang – geleitet an den

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WORDRA P: SC H N EL L GEF RAGT An einem freien Wochenende findet man mich … In der Natur und da am liebsten im Wald, beim Kochen für Freunde, aber auch im Theater und bei Konzerten. An meinem Beruf mag ich … die Vielfalt, die Buntheit und die immer wieder neuen gemeinsam mit unterschiedlichen Menschen zu gestaltenden Aufgabenstellungen. Das möchte ich meiner Tochter auf den Weg mitgeben … dass einem viele Chancen geboten werden und vieles möglich ist und dass man sich möglichst immer mehrere Bilder von einer Sache, einem Thema machen sollte.

Bedürfnissen von Menschen – neue Formen der Dienstleistungen zu gestalten.“ Selbstorganisiert und autonom – so soll auch dieses Projekt künftig weiterlaufen. Persönliche Entfaltung individueller Möglichkeiten steht dabei im Vordergrund. Und so schließt sich wieder der Kreis Richtung Diakoniewerk. Schließlich heißt es hier im Leitbild: Wir trauen den Menschen zu, Verantwortung zu übernehmen.


panorama Worauf ist bei der Pflege von Angehörigen zu achten? In diesem Vortrag gibt es Antworten vom Profi.

Ein Tag ganz im Zeichen der guten Nachbarschaft Ideenreichtum ist gefragt, vor allem in Krisenzeiten. Am 5. Juni 2020 haben zahlreiche Aktivitäten und Initiativen auf die Bedeutung von Nachbarschaft hingewiesen und zum Mitmachen und Kennenlernen der Nachbarinnen und Nachbarn eingeladen. In Zeiten von Corona brauchte es kreative Ideen, um sich „näherzukommen“. Von Wäscheleinen-Botschaften, Balkon-Konzert oder Balkon-Fest, Online-Nachbarschaftschats, Nachbarschafts-­Galerien in den Stiegenhäusern, etc. Die Bewohnerservicestellen in der Stadt Salzburg waren hier besonders findig und boten viele Möglichkeiten, die Nachbarschaft hochleben zu lassen.  Gerade in Krisen-Zeiten wird der Kontakt zu Nachbarn wieder wichtiger.

Pflegende Angehörige sind uns wichtig: wertvolle Tipps jetzt online abrufbar Worauf achten bei der Pflege daheim? Petra Fercher gibt Tipps Mit Ende April hätte die Diakonie Akademie für pflegende Angehörige eine Veranstaltungsreihe gestartet, die vermitteln hätte sollen, wie gute Pflege zuhause möglich ist, ohne sich selber dabei aufzugeben. „Hätte sollen“ – Corona brachte auch diesen Kurs zu Fall. Um Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause begleiten, zu stärken und ihnen wertvolle Tools in die Hand geben zu können, konnten wir Petra Fercher, Validationstrainerin, für eine Online-Variante ihres Vortrages gewinnen. Sie geht darin auf die Methode der „Validation“ ein, und zeigt auf, wie Angehörige Menschen mit demenziellen Veränderungen in deren Welt begleiten können. Es geht um eine andere Art der Kommunikation, die beiden Seiten viel bringt.  Der Vortrag ist kostenlos für alle zugänglich: www.youtube.com/ watch?v=QxvUF03eLWY

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panorama Jahresbericht 2019: Best-Of jetzt online nachlesen

„Kunstschaffende begegnen sich auf Augenhöhe“ Art-Brut Künstler*innen der Kunstwerkstatt wirken bei Linzer Ausstellung mit Größen wie Gottfried Helnwein, Laurids und Manfred Ortner und viele andere namhafte Künstler*innen haben in den Räumlichkeiten des „AKTIONSRAUM LINkZ“ bereits ausgestellt. Sobald die Schutzbestimmung zu COVID-19 es zulässt, finden sich hier der Wiener Künstler TOMAK und die Art Brut Künstler*innen der Kunstwerkstatt des Diakoniewerks zu einer ganz besonderen Aktion ein. In Form eines überdimensional großen Banners mit zehn Porträts wird die Ausstellung bereits seit einigen Wochen in Linz-Urfahr am Hinsenkampplatz 1 beworben. Jede*r einzelne Künstler*in wurde dabei von der Fotografin Heidi Pein im Vorfeld ins Rampenlicht gerückt, um auf die bevorstehende Aktion aufmerksam zu machen.

Für den AKTIONSRAUM LINkZ ist die Zusammenarbeit in dieser Art und Weise auch völlig neu. „Wir haben die Künstler*innen der Kunstwerkstatt kennen gelernt und haben höchste Bewunderung für ihre Arbeiten. TOMAK kennen und schätzen wir seit vielen Jahren. Wir freuen uns deshalb schon sehr darauf, was im Kunstraum alles entstehen wird.“ Die Künstler*innen können es ebenfalls kaum erwarten, gemeinsam mit TOMAK zu arbeiten. Gertraud Gruber, mitwirkende Künstlerin der Kunstwerkstatt, freut sich auf diese Möglichkeit: „Ich finde TOMAK nett. Ich möchte ihm gerne zeigen, wie ich arbeite. Von Künstlerin zu Künstler.“ Für Josef Scharinger, Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerks ist die bevorstehende Aktion ein Aufbruch. „TOMAK und die Künstler*innen der Kunstwerkstatt starten kein Sozialprojekt sondern ein Kunstprojekt. Es geht um authentische Kunst und in ihrer Aussage selbständige Kunst. Die Kunstschaffenden begegnen sich auf Augenhöhe – fern ab von der Institution – und ich bin stolz darauf, dass uns auch die aktuelle Krise davon nicht abhalten kann. Diese Form der Zusammenarbeit gibt Mut und Hoffnung“, so Scharinger

Was sind unsere wichtigsten Arbeitsfelder? Welche Ereignisse sind uns wichtig und woran erinnern wir uns gerne zurück, wenn wir ins Vorjahr zurück blicken? Unser erster online Jahresbericht ist soeben erschienen! Wir freuen uns, das Best-Of unserer Arbeit im neuen Design präsentieren zu dürfen. Reinklicken unter: jahresbericht2019. diakoniewerk.at

Danke unseren Spender*innen! Wir freuen uns darüber, dass uns so viele Menschen dabei unterstützen, unsere Projekte auf solide Beine zu stellen und Menschen in Not zu helfen. Was konnte dank der Unterstützung vieler im Vorjahr realisiert werden? Welche Projekte wurden Wirklichkeit und helfen Menschen in verschiedenen Notlagen dabei, wieder Tritt zu fassen? Unser Spendenbericht dokumentiert diese Hilfsbereitschaft. Interesse an einem Exemplar? E-Mail an: office@diakoniewerk.at!

Das Plakat hängt schon – ein genaues Datum für die Ausstellung ist aber derzeit noch nicht fixiert.

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kraftquelle

seelsorge

Seelsorge in Krisenzeiten – es gelten neue Maßstäbe

Initiator der Reihe ist Pfarrer Dr. Thomas Pitters, der mit seinen spirituellen Videoimpulsen Kraft und Hoffnung spendet und diese in einen aktuellen Kontext stellt.

Nicht nur Religion, auch Spiritualität kann über Krisen hinweghelfen. Sie kann eine neue Orientierung geben in einer schwierigen Zeit. Aus unserem Brunnen schöpft Seelsorger Thomas Pitters Gedanken für den Tag.

Eine Quelle neuer Ideen und Inspirationen! Die Vielfalt reicht von Themen wie Sterben, Menschen mit Demenz, Menschenwürde, Selbstbestimmung bis hin zu Humor. 15 Impulse stehen derzeit online zur Verfügung, weitere werden noch folgen.

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Ein öffentliches Format zum Krafttanken Das Diakoniewerk will diese Form der Spirituellen Begleitung nun öffentlich zugänglich machen und auch weiter entwickeln.

ls Initiator der Reihe schöpft Pfarrer Thomas Pitters in seinen Videobotschaften im „Raum der Gegenwart“ im Museum im Haus Bethanien in Gallneukirchen je ein WORT aus dem dortigen „Brunnen“, welches zum gewählten Thema ausgelegt wird. Beim Standort handelt es sich tatsächlich um einen historischen Brunnen des ehemaligen Mutterhauses, der unterirdisch verläuft.

Dr. Rainer Wettreck, theologischer Vorstand, unterstreicht: „Nach der Akutphase der Krise gehen wir absehbar für die kommenden zwei Jahre auf die „Langstrecke“ – mit gewissen Erleichterungen, aber neuen Langzeit-Anforderungen

in der Begleitung. Krisenzeit ist immer auch Identitätszeit. Wir haben die große Möglichkeit, Zuversicht zu tanken und uns gemeinsam zu stärken aus der Kraft unserer Identität und Spiritualität als diakonische Kraftquelle gegen Ängste und Erschöpfung vielfältig einzubringen. Dazu leisten die neuen Videoformate einen wichtigen Beitrag.“

Sorgentelefon Diakoniewerk – gemeinsam durch die Krise „Wir kümmern uns umeinander“: als Kolleg*innen, Betreuer*innen, Führungskräfte, Seelsorgende und Freiwillige bemühen sich alle Mitarbeitenden im Diakoniewerk, ansprechbar zu sein für Signale persönlicher und familiärer Krisen, Vereinsamung, Ängste und Überlastung. Mit dem „Sorgentelefon“ ist das Diakoniewerk seit Beginn der Coronakrise für Klient*innen und Mitarbeiter*innen zusätzlich da, als „Beistand“, „Ventil“ und „Halt“ in seelischen Ausnahmesituationen.

Zu den Spirituellen Impulsen: www.diakoniewerk.at/ spirituelle-gedankenim-videoformat

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Sich als einzelner zu anderen verbunden fühlen: Das ist gerade in KrisenZeiten eine wichtige Kraftquelle.

Der Mensch braucht Sozialkontakte Keine Besuche, keine Treffen mit Freund*innen, keine gemeinsamen Aktivitäten, keine Arbeit in der Werkstätte und nicht mehr alleine einkaufen gehen – das stellt alle vor neue Herausforderungen. Das Team der Psycholog*innen hat viel telefoniert in letzter Zeit.  Martina Huber und Elisabeth Braunsdorfer Eigene Bedürfnisse und Gefühle wahrnehmen und auf deren Einhaltung achten: dabei unterstützen die Psycholog*innen des Diakonie­ werks mit Video- und Telefon­ beratung. Vor allem in Krisenzeiten sei das wichtig, erklärt Psychologin Regina Brassé im Interview.

Warum ist psychologische Begleitung jetzt besonders wichtig? Der Mensch ist ein soziales Wesen und benötigt den Sozialkontakt zu anderen. Gerade ­alleinstehende Menschen benötigen umso mehr die Unterstützung, auch von Fachpersonen, da sie mit ihren Sorgen und Ängsten alleine sind. Demgegenüber kann das plötzliche, unfreiwillige Zusammenrücken der Kernfamilie oder mit Mitbewohner*innen, eine „Pulver-­ Fass-Situation“ sein. Fehlende Rückzugs­möglichkeiten und unterschiedliche Bedürfnisse können zu Gereiztheit und Konflikten führen. Gespräche mit Außenstehenden helfen dabei, solche Situationen zu entschärfen.

Was sind die Anliegen der begleiteten Menschen speziell in der Corona-Zeit? Ich habe den Eindruck, dass sich Schwierigkeiten, die schon vor der Corona-Krise bestanden, nun verstärken und besonders ­belastend erlebt werden. Viele Familien und Kund*innen kommen aber mit der Situation gut zurecht. Sorgen bereitet vor allem die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der ­Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf Arbeit, Familie und Gesellschaft. Welche Tipps geben Sie dann? Struktur und Rituale geben Sicherheit und helfen in Stress­ situationen. Mit Übungen, ­Geschichten und Entspannungs­ tipps sowie Rezepten und kurzen Fachinputs werden die Beiträge abgerundet. Eine außergewöhnliche Situation verlangt uns ­Außergewöhnliches ab und erklärt auch außergewöhnliche Verhaltens­weisen, deshalb ist es so wichtig, die Menschen gut zu unterstützen.

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„Schwierigkeiten, die schon vor Corona da waren, verstärken sich nun.“ Regina Brassé, ­Psychologin

TI PPS: F ÜR EI N EN ­P OSI TI VEREN A L LTAG

Den Alltag planen – so ­gewinnst du Sicherheit und kannst für Abwechslung sorgen

Sich manchmal eine „­Auszeit“ nehmen und etwas Schönes tun

Den Fokus auf das ­Positive lenken – auch kleine ­Momente erkennen z. B. der gute Duft des Flieders

Eine zuversichtliche Zukunftsperspektive entwickeln – Worauf kann ich mich in Zukunft freuen?

Aktiver und regel­mäßiger Kontakt mit deinen w ­ ichtigsten Menschen

Mit den anderen geduldiger und nachsichtiger sein und mehr Rücksicht nehmen


kraftquelle

seelsorge

Theater Malaria: Mit Humor aus der Krise Lachen hilft – das weiß niemand besser als die Mitglieder*innen der Theatergruppe Malaria. Keine Probe, die nicht an irgendeinem Punkt in lautes Lachen ausartet. Gerade in Krisenzeiten ist das eine wichtige Strategie, erzählt Martina Kornfehl im Interview. Karin Windpessl

Gemeinsames Lachen tröstet! Foto unten: Theater Malaria bei der Präsentation ihres brandneuen – äußerst humorvollen – Stücks.

Theater Malaria und Humor – das lässt sich gar nicht trennen: Warum und wie setzt ihr Humor in eurer Arbeit ein? Martina Kornfehl: Ich glaube ohne Humor geht generell gar nichts. Humor hat eine heilsame und befreiende Wirkung auf die Seele. Egal, ob beim Probenprozess, wenn es Probleme innerhalb der

Gruppe gibt, oder wenn jemandem vielleicht gerade die Motivation fehlt. Oder wenn einer der Schauspieler*innen entmutigt ist, weil es vielleicht gerade nicht so beim Proben klappt.

Bitte erzähl uns ein paar Beispiele aus eurem Alltag, wo euch Humor schon einmal geholfen hat. Kornfehl: Mir fällt dazu ein, dass unsere Schauspieler*innen ja sogar wenn sie sich übereinander ärgern, sehr humorvoll den anderen „grantige Knackwurst“ oder ähnliches schimpfen und dann gemeinsam darüber lachen. Und am besten hilft Humor, wenn’s beim Proben gar nicht klappt, wir eine Szene oft wiederholen müssen und alle schon müde sind, dann hilft nichts außer Humor! Dann muss man einen Scherz machen oder eine paradoxe Intervention, das hilft! Was ist für euch Humor? Kornfehl: Was für den einzelnen Humor ist, das ist für jeden Menschen verschieden. Aber bei den Malarias ist Humor niemals frauenfeindlich oder abwertend. Es ist eher so, dass alle eine humorvolle Atmosphäre richtig genießen! Wie geht Humor in der Corona-Krise? Kornfehl: Ich glaube, am wichtigsten ist, dass man sich keine Angst

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einjagen lassen darf. Und generell ist es wichtig, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen…bei den Malarias können alle auch über sich selbst lachen.

Wie lassen sich negative Emotionen durch Humor wieder in Bahnen lenken? Kornfehl: Gemeinsames Lachen tröstet, Humor funktioniert auch gut als Ablenkung, wenn man mal nicht weiter weiß, oder vieles schief geht. Warum ist euch Humor in der Arbeit so wichtig? Kornfehl: Weil der Alltag mit Lachen einfacher zu bewältigen ist. Humor fördert die sprachliche Intelligenz und Kreativität, er steigert die Kontaktbereitschaft der Menschen untereinander. Er fördert das Selbstwertgefühl und die Sozialkompetenz. Der Gruppenzusammenhalt und das positive Verhältnis zueinander werden gestärkt. Gibt es Hilfsmittel aus dem Theater, die man einsetzen kann, gerade in Krisenzeiten? Kornfehl: Paradoxe Intervention habe ich oben schon erwähnt, das funktioniert oft sehr gut, dass man etwas ganz Unsinniges, Unerwartetes sagt oder macht und dadurch die Situation von Grund auf ändert und auf den Kopf stellt.


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teamwork

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WIE KONNEN .. WIR UNS SCHUTZEN? Martin Löfler aus dem KompetenzManagement Seniorenarbeit schildert den Engpass an Schutzausrüstungen, der in den Einrichtungen ein Thema war: „Die letzten Wochen waren für uns eine enorme Herausforderung. Es war sehr schwierig, an Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel zu kommen. Die Preise für Masken, Handschuhe, Schutzkittel und Desinfektionsmittel sind fast stündlich gestiegen. Wir sind aber jetzt vor allem sehr erleichtert und glücklich, die vor Wochen bestellte Ware erhalten zu haben und unsere Kolleg*innen in den Einrichtungen damit ausstatten zu können.

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EIN LACHELN TROTZ MASKE SCHENKEN Masken schützen uns und andere und sind von unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Masken können aber auch in vielen Fällen Angst machen bzw. irritieren. Die vertraute Person wird oftmals nicht mehr erkannt. Ihre Mimik und Gestik fehlt, obwohl sich an der persönlichen Ansprache nichts geändert hat. Wir wollen das jetzt ändern: mit Buttons, die die Mitarbeitenden des Diakoniewerks seit kurzem auf ihrer Arbeitskleidung tragen können und die ein Selfie von ihnen zeigen, möchten wir dem Gegenüber ein Lächeln schenken – ein Lächeln, das gut tut und „berührt“.

ZIVILDIENER BEGLEITEN DURCH DIE KRISENZEIT Peter, Jonas, Max, Thomas – für viele einfach nur Vornamen. Für uns viel, viel mehr. Seit 1. April unterstützen sie uns zusätzlich als „außerordentliche“ Zivildiener oder jene, die ihren Zivildienst im Diakoniewerk verlängert haben oder vollenden. Wie Peter, der von seinem Einsatz im Kindergarten nun in ein Haus für Senioren gewechselt ist.

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kraftquelle

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„Corona hat unseren Arbeitsalltag stark verändert“ Einrichtungen wurden aus Vorsicht geschlossen. Einige Mitarbeiter*innen des Diakoniewerks mussten ihren Arbeitsbereich wechseln, um an anderer Stelle zu helfen. So auch Christian Eibensteiner. Er berichtet in folgendem Artikel über einen neuen „Corona-Alltag“.

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ch war „vor Corona“ in der ­Begleitung von Menschen mit Behinderung in der EDV-Werkstätte Hagenberg/Oberösterreich tätig. Unser Alltag war sehr vielfältig, wir beschäftigen uns gerne mit dem Computer. Zwölf Klient*innen arbeiten je nach Talenten und Möglich­ keiten in der ­Digitalisierung von Fotos, Videos, Dias, in der Aufbereitung von ­Symbolen für die Unter­stützte Kommunikation, geben via ­Facebook einen Einblick in ­ihren Arbeitsalltag und ­fotografieren für das Diakoniewerk. Mit Corona war dann alles anders. Wir mussten die Werkstätte schließen und die K ­ lient*innen sind in ihre Wohnbereiche ­zurückgekehrt.

„Nach Corona machen wir Hand-in-Hand einen Freudentanz zu lauter Musik„ Christian Eibensteiner

Für sie ist natürlich diese Veränderung sehr schwerwiegend. Bis vor kurzem gingen sie jeden Tag in die Arbeit, trafen ihre Arbeits­ kolleg*innen. Es gab Austausch und Abwechslung. In den P­ ausen waren wir in Hagenberg mit den Rollstühlen unterwegs, auch geplante Ausflüge sind auf ­unbestimmte Zeit verschoben. Jetzt geht es ihnen so wie vielen. Sie sind im Homeoffice und wir versuchen, so gut es geht, Kontakt zu ihnen zu halten. Die Technologien, die sie in ihrem Arbeitsalltag bereits integriert haben, sind ihnen jetzt sehr, sehr hilfreich. Über ­Messenger oder andere Nachrichtendienste stehen wir im Austausch, um sie zu motivieren, nachzu­fragen, wie es ihnen geht und um die Verbindung zu halten. Viele in der Werkstätte sind schon sehr lange Teil des Teams und deshalb fehlt diese Gemeinschaft, dieses M ­ iteinander sehr.

Neuer Arbeitsplatz Für mich hat sich auch vieles verändert. Ich arbeite aktuell im Wohnbereich für Menschen im Autismusspektrum in Sandleiten (Oberösterreich). Vom Team vor Ort bin ich sehr herzlich auf­genommen worden. Aber die ersten Tage

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waren sehr fordern, da ich mich auf die Abläufe und die zu begleitenden Menschen vor Ort neu einstellen musste. Es war als ob ich einen neuen Job begonnen hätte. Da Begleitung der Bewohner*innen eine sehr intensive und ­individuelle ist, braucht es Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen und um Vertrauen aufzubauen. Mittlerweile kann ich sagen, dass wir schon gut eingespielt sind und trotz Corona eine Nähe aufgebaut haben – aber halt auf eine andere Art und Weise. Wir versuchen so viel ­Normalität wie möglich in den Alltag einzubauen. Menschen im Autismus­ spektrum brauchen viel Struktur und Halt. Für die Bewohner*innen ist das „Zuhause bleiben“ zum Glück nicht komplett neu. Sie sind es gewohnt, gemeinsam zu Hause zu sei, beispielsweise über Weihnachten und Neujahr. Nur ist dieses Mal die Zeitspanne sehr lange und der Bewegungs-Radius ist eingeschränkt, da wir nicht spazieren können. Das kann für einzelne Personen problematisch sein. Bei Haushalts-Tätigkeiten versuchen wir, die Bewohner*innen einzubinden. Gegen aufkommende Langeweile ist es auch möglich,


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teamwork

Ein Bild, das heute etwas aus der Zeit gefallen wirkt: Fröhliches Zusammensein ohne Sicherheitsabstand.

für die Bewohner*innen Arbeit aus den Werkstätte anzubieten – zum Beispiel Grillanzünder produzieren. Oder wir spielen ein Brettspiel.

stützen, dass sie jederzeit mit ihnen telefonieren können. Aber es geht auch uns nahe, wenn wir wissen, wie sehr sie sie vermissen.

geben unser Bestes, damit auch den Klient*innen diese Hoffnung auf die Rückkehr der Vor-Corona-­ Normalität erhalten bleibt.

Berührungen fehlen Mit den Bewohner*innen sprechen wir viel über Corona. Es gibt auch viele Fragen ihrerseits. Mein Eindruck ist aber, dass sie die Situation verstehen. Was ihnen natürlich fehlt, sind Berührungen bzw. die Nähe im Allgemeinen. Ich denke, je länger die Situation andauert, desto schwieriger wird es.

Wir versuchen dann mit Humor, die Stimmung aufzuhellen. Überhaupt kann ich sagen, dass uns das Lachen trotz dieser schwierigen Situation noch nicht vergangen ist. Das liegt auch daran, dass wir als Team sehr gut funktionieren und wir uns teilweise auch schon blind verstehen. Das spüren auch die Bewohner*innen.

Was wir uns schon vorgenommen haben: „nach“ Corona machen wir Hand-in-Hand einen Freudentanz zu lauter Musik im Garten.

Es fehlt auch der Kontakt zu ihren Familien. Aufgrund des Besuchsverbotes ist das Treffen der Ange­ hörigen gar nicht mehr möglich. Wir versuchen, sie dabei zu unter­­

Hoffnung auf Rückkehr zur Normalität Corona hat unseren (Arbeits-) alltag stark verändert. Wir lassen uns aber nicht entmutigen und wir

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Hinweis: Hierbei handelt es sich um eine Geschichte, die Erlebtes von Anfang April wiedergibt. Um die Situation möglichst hautnah wiederzugeben ist der Artikel in der Gegenwartsform verfasst.


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teamwork

26 000 Zugriffe in einem Monat Serviceseite von Physiotherapeutin gibt Bewegungstipps in Corona-Zeiten. Sigrid Walch

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agdalena Huber ist Physiotherapeutin im Therapiezentrum Linzerberg des Diakoniewerks Oberösterreich. Gemeinsam mit einem Kollegen vom Ambulatorium St. Isidor der Caritas gestaltete sie zu Beginn der Corona-Krise eine Onlineplattform mit Anleitungen für Eltern und Kinder, um das Wohlbefinden in COVID-19 Zeiten zu fördern. www.bewegenmitoscar.at ist eine interdisziplinäre Plattform, die von den beiden Physiotherapeuten als Non-Profit-Projekt, vollkommen

Jetzt reinklicken: www.bewegenmitoscar.at/ beweg-dich-mal

„Die Seite soll für TherapiePausen bestehen bleiben!“

privat finanziert, gegründet wurde. Wir haben Magdalena Huber zu diesem Projekt befragt.

Was war der Grund für Sie und Ihren Kollegen, diese Plattform zu diesem besonderen Zeitpunkt neu aufzubauen? Magdalena Huber: Im neuropädiatrischen Bereich sind die meisten Einrichtungen, in denen normalerweise Kinder mit Beeinträchtigungen begleitet werden, derzeit geschlossen. Wir wollten Kinder und Eltern in dieser Situation nicht alleine lassen. Mein Kollege Wolfang Schober und ich haben uns Mitte März getroffen, um zu überlegen, was wir tun können. Gibt es Überlegungen, die Site auch nach der Corona-Zeit im Diakoniewerk einzusetzen? Sozusagen als Heim-Therapie? Huber: Wir werden auf jeden Fall die Videos mit Kindern mit Behinderung nachdrehen, sobald das wieder erlaubt ist. Die Seite soll für Therapie-Pausen (im Sommer etc.) bestehen bleiben. Im Rahmen der Teletherapie ist angedacht, manche Videos einzusetzen. Wir wollen mit Oscar Kindern mit einer Behinderung und deren Eltern vor allem auch „eine Stimme“ geben.

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Magdalena Huber

DA S I ST OSC A R Alles dreht sich um Oscar, einen Superhelden vom Planeten MW312 mit vielen geheimen Superkräften, die er nur verwendet, falls es wirklich brenzlig wird. Mit Oscar kann man sich bewegen, essen und reden, spielen, lernen und sich vernetzen. Insgesamt beinhaltet die Plattform derzeit 66 Videos und noch mehr Dokumente zum Download. Die Plattform verzeichnet in dem einem Monat ihres Bestehens (seit 28. März) bereits über 26 000 Zugriffe!


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teamwork Täglich erreichen uns Nachrichten des Dankes – von Angehörigen, die sich für die Betreuung ihrer Liebsten bedanken oder von Mitarbeiter*innen, die die Arbeit ihrer Kolleg*innen schätzen. Ein paar davon möchten wir mit Ihnen teilen!

„Durch eure Kreativität und eure positive Energie seid ihr in dieser herausfordernden Zeit ganz wertvolle Stützen für unsere Bewohner*innen und deren Angehörige!“

„Auch ihr seid wahre Helden! Dankeschön für eure Arbeit das ganze Jahr über und danke, dass ihr gerade jetzt im Einsatz seid!“

Liebe Kollegen und Kolleginnen aus dem Diakoniewerk Gallneukirchen, ihr seid’s a Wahnsinn und ihr schafft das! Alles wird gut!“

Zusammenhalt und ein klarer Krisenplan brachten die Klinik Schladming gut durch die Krise.

„Die Krise kommt plötzlich und fordert heraus“ Bilder von Ärzt*innen, die wegen der Betreuung von Patient*innen tagtäglich an ihre Grenzen kamen gingen um die Welt. Mit welchen Herausforderungen war man in der Klinik Diakonissen Schladming konfroniert?  Karin Windpessl „Mit großer Anstrengung wurden autonome Teams gebildet, um so den Betrieb bei einer etwaigen Covid-19-Erkrankung im Mitarbeiterbereich jederzeit zu gewähr­ leisten“, erinnert sich Verwaltungsleiter Hannes Stickler. Außerdem wurde unter anderem ein Handbuch zur Versorgung von Covid-19 Verdachts­fällen erarbeitet. Um die Patientenzahlen zu ­reduzieren wurde ein Akutbetrieb eingeführt. Wie in allen anderen Krankenhäusern auch wurden in Schladming nur mehr Notfälle behandelt und Zutritts­kontrollen eingeführt. Hygieneregeln wie Abstandregel, Niesetikette, Hände desinfizieren, vermehrtes ­Lüften wurden sofort umgesetzt. ­Reinigungskräfte wurden in ihrer Muttersprache geschult, die Mit­ arbeiter*innen von ihren Vorgesetzten laufend informiert. Ein „Klinikbetrieb light“ soll in den Normalbetrieb im Juni überführen, allerdings mit Vorsicht, erklärt

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Stickler: Die große Herausforderung wird sein, den Normalbetrieb so zu gestalten, dass innerhalb von wenigen Tagen im Anlassfall der Akutbetrieb wieder hergestellt werden kann. Wie versucht die Klinik als Gesundheitsversorger in einer Tourismusregion mit eingeschränkter Reisefreiheit aufzutreten? „Wir können uns nur schwer auf die kommende Sommerurlaubsaison und noch viel schwerer auf die Wintersaison vorbereiten. Wir gehen davon aus, dass die Urlauber im gleichen Ausmaß zu uns kommen und wir für diesen Fall eine gute Versorgung wie gewohnt bieten können.

„Wir können uns schwer auf die Sommer­ saison vorbereiten.“ Hannes Stickler, Verwaltungsdirektor


ein tag mit …

Mission Nächstenliebe Gemeinsam sind wir stark! Innerhalb kürzester Zeit haben sich mehr als 1 500 Helfer*innen gemeldet, die in der CoronaKrise anderen Menschen helfen wollten. Wir haben sie einen Tag lang begleitet.  Karin Windpessl Entgegen des langjährigen Trends beim Freiwilligen-Engagement meldeten sich während der Corona-Krise besonders junge Menschen, um mitzuhelfen.

8:00 Uhr Freiwilligennetzwerk übernimmt Einkauf Und plötzlich ist alles anders: Menschen, die vor ein paar Tagen noch selbst einkaufen gegangen sind, sind nun auf Hilfe angewiesen. Das betrifft vor allem ältere Menschen. Bundesweit formieren sich Freiwillige, die unterstützen wollen.

Unterrichtslücken werden online ausgeglichen – Materalien für daheim erleichtern das Mitlernen.

9:00 Uhr Deutsch-Unterricht läuft jetzt online Die Sprachtrainings für Asylwerber*innen und Migrant*innen in Salzburg müssen pausieren. Einige der Freiwilligen sind fleißig am Befüllen der Online-Plattform. Die Teilnehmer*innen freuen sich über diese virtuelle Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.

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ein tag mit …

Auch Frau Monika Scheirich unterstützt beim Einkauf – als sinnvolle Abwechslung zum Homeoffice.

10:00 Uhr Die Einkäufe werden zugestellt – mit dem nötigen Sicherheitsabstand.

14:00 Uhr

Salami, Milch und Briefmarken. Das ist heute in der Stofftasche für Frau R. „Wir haben uns vor ein paar Tagen kennengelernt – über die Nachbarschafts­ hilfe der Diakonie in Salzburg.“ Veronika Friedrich ist Studentin in Salzburg und macht beim Nachbarschaftsnetzwerk „Salzburg gehört zusammen“ mit.

Etwas zurückgeben: Pensionist*innen nähen Mundund Nasenmasken Während die einen für den Einkauf sorgen, setzen sich andere zur Nähmaschine. In allen Formen und Farben entstehen Mund- und Nasenschutzmasken und werden an verschiedene Einrichtungen verschickt – in liebevoller Heim­ arbeit gemacht!

13:00 Uhr Das Freiwilligenmanagement läuft auf Hochtouren Das Telefon läuft heiß bei Gabi Huber in Salzburg und bei Manuela Heindler und Conny Doblhammer in OÖ. Hier wird der Freiwilligen-Pool verwaltet und neue Bereiche berücksichtigt, für die Freiwillige benötigt werden. Sie vermitteln Angebot mit Nachfrage. Also zum Beispiel: Wenn mehrere Freiwillige für eine ganz bestimmte Tätigkeiten in der Nachbarschafts­hilfe gebraucht werden.

15:00 Uhr Telefonischer Besuchsdienst gegen die Einsamkeit Einfach melden: Brigitte H. telefoniert regelmäßig mit einer Seniorin. Bei den Gesprächen geht es um alles Mögliche, Essen und Rezepte sind hier auch ein Thema: „Ich gehöre ja schon selbst zur Risikogruppe, aber ich bin fit und auf diese Art kann ich jetzt auch etwas tun.“

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kompetenz

Routine und Rituale sind für Menschen mit Demenz wichtig. Diese fehlen derzeit gänzlich.

Verlust von Gemeinschaft – was bedeutet das? Die Entwicklungen rund um den Corona-Virus stellen vor allem Menschen mit Demenz und deren pflegende Angehörige vor besondere Herausforderungen. Nicole Bachinger-Thaller, Katharina Schönberger

N

eben den Besuchsverboten in Alten- und Pflegeheimen wurden auch andere Angebote wie mobile Dienste stark reduziert und Tagesbetreuungen geschlossen. Gerade Menschen im Alter waren von diesen Maßnahmen auf Abstand zu gehen massiv betroffen, haben sie oftmals ohnehin schon einen kleineren Kreis an Sozialkontakten. Und nochmals herausfordernder waren die Isolation und daraus resultierende Einsamkeit für Menschen mit Demenz. Die Expert*innen der Demenzberatung wissen um diese Besonderheit und standen in dieser

herausfordernden Zeit per Telefon mit Rat zur Seite. „Wir haben während der Krise telefonische Demenzberatungen durchgeführt. Beim Umgang mit Menschen mit Demenz ist es wichtig, eine geregelte Tagesstruktur und Rituale beizubehalten. Das vermittelt Betroffenen die nötige Sicherheit. Denn sie bekommen mit, was in ihrem Umfeld vor sich geht, und spüren, wenn ihre Angehörigen beispielsweise angespannt oder nervös sind“, erklärt Demenzberaterin Hemma Schnöll. Außerdem hilft Ablenkung: „Ich rate Angehörigen auch dazu, Betroffene zu beschäftigen und abzulenken. Das gelingt zum Beispiel durch ge-

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meinsame kreative Betätigung oder Musik. Generell hilft es, sich die gemeinsame Zeit bewusst schön zu gestalten.“

Hilfe annehmen Aber auch pflegende Angehörige stoßen an ihre Grenzen. Gerade wenn die bereits gewohnten Entlastungsmöglichkeiten nicht zur Verfügung stehen, gilt es auf die eigenen Bedürfnisse Acht zu geben und Hilfsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. „Gespräche, in denen man sich belastende Dinge von der Seele reden kann, bringen Erleichterung. Man sollte sich außerdem Auszeiten für sich selbst schaffen“, erklärt Hemma Schnöll.


Erst das Gespräch, dann die Information! Auch alle Tagesbetreuungen für Menschen mit Demenz waren in den vergangenen Wochen geschlossen. Telefonischer Kontakt ermöglichte ein Mindestmaß an Fürsorge.  Saskia Dyk

„Ich gebe Tipps, wie man den Alltag gut strukturieren kann.“ Ingrid Ferstl

In der Krise ist der Alltag plötzlich ein anderer. Gewohnte Routinen, bekannte Gesichter und damit einhergehende Sicherheiten, ­beispielsweise in der Tages­ betreuung, fielen plötzlich weg. Ingrid Ferstl, Leitung der Tages­­ betreuung im Haus am Ruckerlberg Graz schildert ihre Eindrücke in dieser herausfordernden Zeit.

Wie haben die Angehörigen auf Ihre Anrufe reagiert? Ingrid Ferstl: Das miteinander Reden steht zunächst im Vorder­ grund. Sie freuen sich, mit jemandem in Verbindung zu sein. Über Fragen zur Demenz reden wir meistens erst später. Für mich gilt: Erst das Gespräch, dann die ­Information. Langsam merkt man, wie sehr Entlastungs­angebote fehlen! Worüber sprechen Sie mit den Angehörigen? Ferstl: Ich gebe Tipps, wie man den Tag gut strukturieren kann. Hilfreich ist es, Fixpunkte im Tag einzuplanen, ein gemeinsames Spiel oder Zeitungslesen. Auch Hinausgehen ist wichtig, natürlich mit Sicherheitsmaßnahmen. ­Immer gilt: Weniger ist oft mehr, man soll sich gegenseitig Raum geben und Stress vermeiden. Ziel ist, einen Rhythmus zu finden, der allen gut tut.

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Was erzählen Ihnen die Menschen mit Demenz selbst? Ferstl: Das Telefonieren mit den Tages­gästen funktioniert unter­ schiedlich gut. Manchmal hakt es an der Verständlichkeit, manchmal dringt durchs Telefonieren die Sehnsucht durch. Eine Dame ­weinte sogar einmal. Andere ­brauchen wiederum lang, um ­Worte zu finden. Die meisten sagen, es geht einigermaßen, aber sie wären froh, wieder in Tages­ betreuung gehen zu können. Eine Dame sagte wörtlich: „Da würde ich wieder etwas lernen“. Ein anderer Herr meinte: „Ihr und die fürsorgliche Atmosphäre bei euch gehen mir schon ab.“ Wie sieht die Zukunft aus? Ferstl: Wir müssen überlegen, wie wir aus der Isolation zu einem Leben mit Demenz in voller Teilhabe zurückfinden. Sicherheitsmaßnahmen sind wichtig, aber bei Menschen mit Demenz werden Abstandhalten und andere Hygienemaßnahmen nicht so gut funktionieren. Manche Tagesgäste werden eine zeitlang brauchen, sich wieder an die Tagesbetreuung zu gewöhnen. Ist die Erfahrung in der Tages­ betreuung aber emotional ­positiv abgespeichert, wird es rasch ­funktionieren.


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kompetenz

Der Freizeit-Falter: ein lustiger Beitrag in schweren Zeiten Was tun mit der ganzen Freizeit? Ein neues Programm wurde gezielt für Menschen mit Behinderungen ins Leben gerufen.  Isabella Raml

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as Zentrum für Freizeit, Sport & Bildung (kurz: FRISBI) bietet Angebote für Menschen mit Behinderung. Dort entstand die Idee des sogenannten „Freizeit-Falters“. Wie es dazu kam, das berichtet Franz Gassner, Leiter des Zentrums.

Basteltipps und Bewegungs­ anleitungen für zuhause: Menschen mit Behinderung und Senior*innen finden mit dem „Freizeit-Falter“ Zer­ streuung im Alltag.

Wie oder warum ist der FreizeitFalter entstanden? Franz Gassner: Aufgrund der gesetzlichen Corona-Einschränkungen wurden auch alle FRISBI Angebote von heute auf morgen abgesagt. Wir im Team haben uns überlegt, wie wir die betroffenen Menschen trotz der Bewegungseinschränkungen in der Freizeit unter­stützen können. Zudem ­wollten wir mit unseren Teilnehmer*innen in Kontakt bleiben.

Wer hat ihn konzipiert? Gassner: Der Falter entstand durch das gesamte FRISBI Team in einem kreativen Prozess, jeder Bereich hat einen Beitrag geleistet. Es war uns auch wichtig, dass es keine einmalige Aktion ist, sondern der Freizeit-Falter regelmäßig erscheint – im Moment verschicken wir ihn zweimal pro Woche, jeden Dienstag und Freitag. Das bringt eine gute Struktur, Verlässlichkeit und damit gibt es etwas, worauf man sich alle paar Tage freuen kann. Wie kann man sich den Freizeit-Falter vorstellen, was steht drinnen? Gassner: Es ist uns wichtig, dass für jede*n etwas dabei ist. Wir kennen ja unsere ­Teilnehmer*innen

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„Der Falter entstand durch das gesamte Team in einem kreativen Prozess.“ Franz Gassner

und wissen, was ihnen Spaß macht, was sie gerne und ohne großen Aufwand zu Hause machen können: von Rätseln über Ausmalbilder, von Turnübungen bis zu Basteltipps, von Bewegungsanleitungen bis hin zu bewussten Achtsamkeitsübungen.

Wie/wem soll er helfen? Gassner: Allen, die zu Hause sein müssen und sich beschäftigen möchten. Von Menschen mit Behinderungen und Senior*innen in unseren Einrichtungen bis hin zu Kindern, die im Moment zu­ hause beschäftig werden wollen. Wir ­haben versucht, den Falter so aufzubauen, dass er mit möglichst ­wenig Unterstützung gemacht werden kann. Wir freuen uns über die positiven Rückmeldungen und dass wir mit dem Falter viele Menschen erreicht haben. Wir sind froh, dass wir in dieser schwierigen Zeit einen Beitrag leisten können.


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kompetenz

I N FO: „ FA B I L Ä SST S ICH N I C H T UN TERK RIEGEN. “

Emil, Ich und Corona

Kein Kontakt? Geht nicht! Tea Loncar setzt auf Video­ telefonie und Skype, um Kontakt zu halten.

Ein persönlicher Bericht von Tea Loncar, Pädagogin von FaBI, einer Einrichtung, die Familien von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung begleitet.

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lles ist fast wie immer. Emil möchte meistens mit dem Handy oder am Computer spielen und ich, als ­Pädagogin, möchte gerne ­Geschichten erzählen, singen oder etwas Neues mit ihm lernen. Aber ja, wie immer, Emil und ich, wir finden einen Kompromiss. Ich finde, Videotelefonie und Dienste über Skype zu machen, gefällt Emil sehr! Immerhin ist Emil ein 6-jähriger Bub, mit großem Interesse an den „neuen“ Technologien. Sein Gesicht strahlt immer, sobald man das Handy oder den Computer erwähnt. Die neue

Generation eben. Jedoch wäre es mir viel lieber mit ihm die Natur zu genießen oder an den Strand zu gehen oder an der Donau Sonne zu tanken. Wir treffen uns fast jeden Tag, zwischen 11 und 12 Uhr. Er im 22. ­Bezirk, und ich im 23. Bezirk. Und in dieser einen Stunde kommunizieren wir viel und schaffen es sogar auch ein bisschen zu turnen. Ich vermisse die liebevolle ­Umarmung, die ich früher ­immer bekommen habe, aber Emils ­riesiges Lächeln und sein lautes „Hi“ mit seiner Stimme machen meinen Tag richtig toll!

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FaBI, die Familienbegleitung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung durch Inklusion, begleitet mit 22 Mitarbeiter*innen 20 Kinder mit Behinderungen in Wien. FaBI, finanziell getragen von der MA11, unterstützt dabei, das Leben nach eigenen Vorstellungen zuhause gestalten zu können. Auch bei FaBI hat sich der Alltag coronabedingt maßgeblich verändert. Virtuelle Kontakte mit den Familien haben an Bedeutung gewonnen, die Unterstützung zuhause wurde nur sehr eingeschränkt in Anspruch genommen, gewinnt nun jedoch langsam wieder an Fahrt. Corona hat auch in der TeamZusammenarbeit einiges verändert. Es gibt viel mehr an regelmäßigem Austausch zwischendurch. Karin Suppan, Leitung von FaBI freut sich, dass sich das Team hier nicht ‚unterkriegen‘ ließ und einfach neue Wege gefunden hat, sich gegenseitig zu unterstützen und zu bestärken. Auch ein erster FaBI-Stammtisch wurde per zoom abgehalten. Der Wunsch des Teams? Bald wieder alle Familien vor Ort unterstützen zu können: „Nähe trotz Distanz ist okay, doch Nähe allein ist besser!“


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kreativität

Über Video miteinander verbunden Unsere Klient*innen nutzten entweder selber Bewegtbilder als Ausdrucksmittel oder freuten sich über musikalische Grüße, die in Videoform nach Hause kamen.

„Der Applaus hat mich am meisten berührt“ Kulturgenuss vom Balkon aus: Trotz Ausgangsbeschränkungen mussten die Bewohner*innen vom Haus am Ruckerlberg auch in „Corona-Zeiten“ nicht auf Konzerte verzichten. Die Musiker*innen verlegten die Bühne kurzerhand in den Garten. Das Publikum lauschte von den Balkonen, den Terrassen oder vom Zimmer aus den Darbietungen. Wie erlebten die Musiker diese ungewöhnlichen Rahmenbedingungen?

Eva Jiménez, Saxofonistin Für Menschen zu musizieren ist schön – wenn es gelingt, sie zu erreichen. Dazu kommt, dass ich den Bewohner*innen, die zurzeit nicht einmal persönliche Kontakte haben dürfen, gerne eine Freude machen wollte. Franz Vetter, Country-Sänger und Gitarrist Für mich ist Musik ein wichtiger Teil meines Lebens. Sie ist in guten wie in schlechten Momenten mit mir. Für die Bewohner*innen hoffe ich, dass ihnen der Nachmittag kurzweilig und unterhaltsam war.

Der Schatten der Berge Wie alle anderen Künstler*innen konnte auch die Literatin Ruth Oberhuber aus der Theatergruppe Malaria des Diakoniewerks jetzt nicht im Scheinwerferlicht auf der Bühne stehen. Aber sie hat uns ein Gedicht geschickt, das wir euch nicht vorenthalten möchten.

Der Schatten der Berge: www.facebook.com/ diakoniewerk/videos/ 698531870888286

Mitarbeiter*innen schicken Grußbotschaft Die Mitarbeiter*innen des Kulinariums Engerwitzdorf sind untereinander sehr eng verbunden. Während der Corona-Krise wurden mit den begleiteten Mitarbeiter*innen, die derzeit nicht arbeiten dürfen, viele Telefonate geführt. Besonders zu Beginn der Krise fühlten sich diese sehr alleine – die Situation war für sie nicht verständlich und äußerst schwierig. Schnell war klar, dass das Kulinarium im Leben der Klient*innen weit mehr als nur eine Arbeitsstelle einnimmt. Und dann entstand unter den Mitarbeiter*innen die Idee, den zu Hause bleibenden Kolleg*innen Grußbotschaften auszurichten. Ein Video entstand, das an alle Kolleg*innen verschickt wurde. Die zentralen Botschaften: „Wir denken an euch!“ und „Haltet durch!“. Es erleichtert die Zeit des Getrennt-Seins und ist gleichzeitig ein starkes Zeichen der Verbundenheit!

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Ein Blick sagt mehr als tausend Worte. Wie können wir trotz Maske unsere Emotionen zeigen? Mit den Augen – meint Rainer Likar.

Die Welt ist eine Bühne Rainer Likar, Teamleitung in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Salzburg, ist schon lange für seine Karikaturen bekannt. In Krisenzeiten hat er mit seinen Bildern die Gemütslage vieler Menschen eingefangen. Wie sind Sie dazu gekommen, diese Illustrationen in der Krise zu machen? Rainer Likar: Ich zeichne eigentlich schon immer. Schon als Kind, in der Schulzeit und auch danach zu verschiedenen Anlässen. Illustrationen und Karikaturen haben mich dabei schon immer sehr begeistert, so dass ich anfangs versuchte die eine oder andere Zeichnung nachzuzeichnen. Diese Illustrationen habe ich als Reaktion auf ein frühmorgendliches SMS durch Geschäftsführer König begonnen, der mich fragte, ob ich nicht eine aufmunternde Zeichnung für ein Infoblatt für die Mitarbeiter*innen zeichnen könne. Daraus ist nun jede Woche eine neue Zeichnung entstanden. Wie und wann kommen Ihnen die besten Ideen? Wie oft zeichnen Sie? Likar: Manche Ideen kommen spontan aus irgendwelchen Situationen raus. Ein Wortspiel, eine Aussage von jemandem oder Zeitungsberichte (die Welt ist ja Bühne) erzeugen dann eine Idee,

Von der Idee zum T-Shirt Herr Corona und die Liebe oder: Der unglaubliche Weg vom Gedicht zum T-Shirt

1.

„Herr Corona und die Liebe“ wird ausgedacht und geschrieben von den Quarantäne-Texter*innen einer Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung im März 2020 (Kurt Engleder, Hermann Elsigan, Waltraud Kramer, Michaela Leitner) – einem März, der uns in Erinnerung bleiben wird.

2. WAS WÄRE, WENN HERR CORONA EINE FRAU FINDET? WENN ER SIE LIEB MACHT UND HEIRATEN TUT?

Die Idee ist geboren – aus diesen Zeilen muss mehr entstehen, aber was?

3. Ein T-Shirt, na klar! Das T-Shirt trägt

„Ein Wortspiel, eine Aussage erzeugen in mir eine Idee.“

eine gekürzte Fassung von „Herr Corona und die Liebe“ in die Welt und wird damit immer an diesen einen Frühling 2020 erinnern, der das Leben für kurze Zeit für uns alle auf den Kopf stellt. Und ein optischer Hingucker ist es obendrein!

Rainer Likar

die ich versuche zu Papier oder zu Tablet zu bringen. Ich zeichne nicht regelmäßig oder andauernd. Ich male immer wieder Karikaturen zu bestimmten Anlässen. Etwa zu Geburtstagen, Jubiläen, Hochzeiten, aber auch Illustrationen für diverse andere Gelegenheiten. DANKE für die heiteren Zeichnungen zwischendurch! Wir sind stolz, so viele Kolleg*innen im #teamdiakoniewerk zu haben, die mit ihren kreativen und innovativen Ideen unseren Arbeitsalltag so bunt und vielfältig machen. Mehr Eindrücke von Rainer Likars ironischer Interpretation unserer Gegenwart gibt es unter: www.rainerlikar.com

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4. Mit dem Kauf eines „Herr und Frau

Corona“ T-Shirts schenken Sie außerdem Hoffnung. Der Erlös kommt Menschen mit Behinderung zugute. Das Corona T-Shirt gibt’s in weiß und schwarz!

Jetzt bestellen: https://spenden. diakoniewerk.at/shop/ gesamt/t-shirt-herrcorona-und-die-liebedamen-schwarz.html


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netzwerke

Die gute Nachbarschaft – „Abstand halten und zusammenrücken“ Auch Manuela Heindler und Conny Doblhammer haben während der Krise ihren Arbeitsplatz gewechselt. Von der Rezeption des Hotels Waldheimat zur #guteNachbarschaft-Servicehotline des Diakoniewerks Oberösterreich. Ein Rückblick auf eine außergewöhnliche Zeit.

Nachbarschafts-Dienste wie Einkäufe erledigen halfen vor allem älteren Menschen.

Was ist die #guteNachbarschaft? Conny Doblhammer: Das Projekt #guteNachbarschaft bringt Hilfesuchende und freiwillige Helfer*innen in der Corona-Krise zusammen. Uns gibt es in ganz Oberösterreich, aber auch schon in Niederösterreich und in der Steiermark. Und auch in Salzburg gibt es ähnliche Projekte des Diakoniewerks – zum Beispiel: #Salzburggehörtzusammen.

Mit wie vielen Menschen haben Sie heute schon telefoniert? Manuela Heindler: (lacht) Heute Vormittag waren es nur wenige Anrufe – aber das variiert stark. Insgesamt haben wir aber bereits um die 300 Helfer*innen. Doblhammer: Und wenn wir die Freiwilligen unseres Netzwerks ins Salzburg dazuzählen, sind es mehr als 1 000 Helfer*innen!

Was sind die typischen Tätigkeiten, bei denen geholfen wird? Doblhammer: Hauptsächlich geht es um das Erledigen von Einkäufen von Lebensmitteln, ums Abholen von Medikamenten aus der Apotheke oder darum, etwas zur Post bringen. Wie läuft die Hilfe hier konkret ab? Heindler: Am besten, ich erkläre das an einem Beispiel: Maria braucht Lebensmittel aus einem Supermarkt. Sie ruft uns an. Wir

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sehen in unserem #guteNachbarschaft-Netzwerk, dass Thomas ganz in der Nähe von Maria wohnt und bei der Online-Registrierung angegeben hat, dass er gern Einkäufe erledigen kann. Wir rufen Thomas an und fragen, ob es für ihn heute passt und leiten das an ihn weiter. Er meldet sich bei Maria und sie machen sich einen Zeitpunkt aus. Maria hinterlegt für Thomas ein Kuvert mit dem Einkaufszettel und etwas Geld für den Einkauf. Thomas zeigt Maria seinen „Ausweis“, nimmt das Kuvert und kauft die Lebensmittel ein, gibt Wechselgeld und Kassenbon ins Kuvert und gibt alles dann vor die Wohnungstür von Maria.

„Einsamkeit wird noch mehr zum Thema.“ Manuela Heindler


„Wir hören so oft, wie sich Menschen freuen.“ Conny ­Doblhammer

Doblhammer: Wir stellen auch „Ausweise“ aus, damit unsere freiwilligen Helferinnen und Helfer klar als solche erkennbar sind.

Gibt es auch außer­ gewöhnliche Anrufe? Heindler: Einsamkeit wird sicher noch mehr zum Thema und es ist gut und wichtig, dass wir auch in diesem Bereich vermitteln können. Es gibt auch Anrufe, die sehr nahe gehen: Wenn ein Kind anruft und um Hilfe bittet, weil die ganze Familie krank ist. Doblhammer: Oder wenn die Schwester eines 80-jährigen ­Mannes anruft und nicht weiter weiß, weil sie ihren Bruder, der Demenz hat, nicht mehr besuchen kann. Auch für solche Menschen sind wir die erste Anlaufstelle. Hier helfen wir dann mit professionellen Ansprechpartnern der Diakonie weiter.

Das klingt nach einer herausfordernden Tätigkeit ... Doblahmmer: Ja, manchmal ist es das schon – aber es ist auch eine schöne Aufgabe. Wir hören so oft, wie sich Menschen freuen über ein paar nette Worte, wie sie dankbar sind, dass sie Hilfe bekommen und sich bei uns bedanken, dass es uns gibt.

#guteNachbarschaft in Mostar und Livno Auch die Kinder in den Kindergärten in Bosnien-­Herzewogina mussten zuhause bleiben. Pädagog*innen vorort haben sogleich eine Initiative gestartet, ältere Menschen und Allein­erzieher*innen unter die Arme zu greifen. Einkäufe, Apotheken­besuche oder Müllentsorgungen wurden auf diesem Weg erledigt. Sozial ­benachteiligte Familien, deren Kinder bei uns in den Kindergarten gehen, wurden mit aus Spenden finanzierten ­Lebensmittelpaketen versorgt. Frei nach dem Motto: #wirhelfenzusammen ­#teamdiakoniewerk #teamhoffnungsträger.

Auch in Salzburg: Telefonischer Besuchsdienst in der Krise Über 900 Menschen haben sich innerhalb von zwei Wochen beim Diakoniewerk Salzburg als Freiwillige registriert. Einige von ihnen haben einen ­telefonischen Besuchsdienst übernommen. Wie wertvoll dieses Angebot ist, zeigte sich schon innerhalb der ersten Tage des Angebots. Zahl­reiche erfreuliche Rückmeldungen von ­Freiwilligen und Senior*innen gelangten bei den Mitarbeiter*innen des Diakonie­werks ein. „Ein älterer Herr rief bei meiner Kollegin an und meinte, er habe noch nie einen so netten Menschen kennengelernt und wenn alles vorbei sei, möchte er mit seinem ­Freiwilligen auch einmal essen gehen“, erzählt Freiwilligen-Koordinatorin ­Gabriele Huber. Sie und ihre Kolleginnen bringen seit vielen Jahren ältere Menschen und Freiwillige im Rahmen eines persönlichen Besuchsdienstes

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zusammen. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen haben sie vorübergehend ganz auf telefonische Besuche umgestellt. Eine Besonderheit des Besuchsdienstes ist, dass sich viele junge Menschen als Freiwillige gemeldet haben. Diese hatten meist nur Kontakt zu den eigenen Großeltern. Jetzt machen sie die Erfahrung, wie viele Menschen dankbar auf ihre Hilfe und ihre Stimme warten. „Das hinterlässt bei vielen Engagierten ein ganz neues Gefühl, dass sie in der Gesellschaft dringend gebraucht werden. Beim Plaudern am Telefon kommen sich Generationen näher, die sich sonst nicht so leicht begegnen“, freut sich Huber darüber, dass der telefonische Besuchsdienst auch nach Corona weiterwirken kann.


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Tablets gegen Einsamkeit Gegen die Einsamkeit ankämpfen: Danke an Investoren und private Initiativen, die uns beim Ankauf unterstützt haben.  Andrea Obermühlner

U

nsere Einrichtungen waren wochenlang zum Schutz der Bewohner*innen nach außen für Besuche geschlossen. Menschen in unseren Wohneinrichtungen waren dadurch von ihren Angehörigen getrennt. Auch das Seelsorge-Team des Diakonie­ werks konnte nur in akuten Ausnahmefällen ihre Dienste vor Ort leisten. Um der Vereinsamung und Isolation der von uns begleiteten Menschen entgegenzu­wirken, haben wir die Aktion „Tablets

gegen Einsamkeit“ gestartet. Viele Firmen, private Initiativen und Service Clubs haben sich gemeldet und für den Ankauf von Tablets zur Videotelefonie gespendet. Mit dem Einzug dieser neuen Technologie kehrte ein Stück Normalität zurück: Es wurde mit den Liebsten gelacht, geweint, viel erzählt und über das philosophiert, was man alles machen möchte, wenn „Corona vorbei“ ist.

30 Tablets gespendet Unser spezieller Dank gebührt dem Unternehmen RHI Magnesita. Die Verantwortlichen haben sich spontan bereit erklärt 30 Tablets für die Kommunikation zwischen Angehörigen und B ­ ewohner*innen zu spenden. Ein besonders wertvolles Zeichen setzten auch die Rotary Club Wels Burg und Rotary Club Wels Punkt, Uniqua OÖ, die Firma Austria Bau Oberösterreich GesmbH und die Soroptimistinnen Linz. Danke für die spontane Hilfe Nicht nur „zum Schmunzeln“ sondern große Freude ­brachte uns ein Ostergruß der Firma Müller Drogerie. Rund 10 000 lila ­Schmunzel-Hasen wurden in ganz

Tablets gegen Einsamkeit – ein voller Erfolg auch in der Betreuung von Menschen im Alter.

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Österreich in den Einrichtungen der Diakonie verteilt, um den Mitarbeitenden und jenen Menschen, die von ihnen begleitet werden, den Tag zu versüßen. Julian Hödlmayr, Vertriebsleiter Müller Österreich, überreichte Gerhard Breitenberger, Geschäftsführung Diakoniewerk OÖ., eine größere Charge der Schokolade und betonte, dass die Arbeit im Sozial- und Gesundheitsbereich nicht mit Süßigkeiten ­aufzuwiegen ist – vielmehr gehört sie mehr in den Vordergrund gerückt und wertgeschätzt. „Ich wünsche mir, dass die Anerkennung für diese Leistung auch ‚nach Corona‘ anhält und der Job mehr an positivem Image erfährt“, so der Manager. Nachbarschaftshilfe – professionell und unbürokratisch. Das wollte die WAG für seine Bewohner*innen in Krisenzeiten koordinieren. Als kompetenter Partner kam nur das Diakoniewerk in Frage und kurzer­ hand wurden Einkaufsdienste und Apothekenservice für Menschen, die zur Risikogruppe zählten problemlos über Wochen hinweg koordiniert. #guteNachbarschaft #wirhelfenzusammen


international Die Struktur fehlt vielen Kindern, seit die Tagesbetreuung keine Betreuung mehr anbieten darf.

Nach Stillstand braucht es Perspektiven Kinder aus Roma-Familien haben in CoronaZeiten noch mehr Last zu tragen – prekäre Lebensumstände und geschlossene Schulen – die Hoffnung auf ein verändertes Leben macht Pause.  Daniela Scharer

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ie Tagesbetreuung des ­Diakoniewerks in Sebeş in Rumänien ist seit Mitte März geschlossen. Kinder aus ­sozial benachteiligten ­Familien ­finden hier pädagogische ­Begleitung, um die Schule gut zu schaffen. Doch nicht nur das, sie haben hier gelernt, Gemeinschaft zu erleben. Nun, in Zeiten der Corona-Pandemie, hat sich vieles verändert. Neben der bereits gewohnten und lieb gewonnen Tagesstruktur und den Freundschaften, fehlt es nun an zumindest einer warmen Mahlzeit pro Tag. Wenig und auch kaum nahrhaftes Essen, ist für die meist große Familie keine Ausnahme.

Individuelle Lösungen suchen Ioana Schiau leitet die Tages­ betreuung Sebeş, in der rund 20 ­Kinder und Jugendliche, vorwiegend aus der Volksgruppe der Roma begleitet werden. Von Beginn an war sie bemüht, mit den

Kindern in Verbindung zu bleiben. Sie bestmöglich auch zuhause mit Lernpaketen zu versorgen, ist ihr wichtig. Sehr individuell sind die Lösungen – kopierte Arbeits­ blätter, Spieltipps und Bewegungs­ übungen. „Die Vernetzung mit der Schule, um die Bildungsinhalte zu kennen, sind eine wichtige Voraussetzung und unser pädagogischer Anspruch. Die Schule wird in Rumänien erst wieder im September beginnen, das ist für die Kinder und ihr soziales Erleben sehr schwierig, umso wichtiger ist uns der ‚gute Draht‘ zu ihnen“, beschreibt Ioana Schiau die Situation.

dann kann man über das Lernen nachdenken“, ist Ioana Schiau überzeugt.

Prekäre Lebensumstände Die Lebensumstände sind sehr ­unterschiedlich – oftmals geht es um das bloße Überleben und „Durchkommen“. Groß­ eltern betreuen Enkelkinder, da die ­alleinerziehende Mutter im Ausland arbeitet. Andere Kinder kämpfen mit ärmlichsten Wohn­ situationen – kein fließendes Wasser, damit mangelnde Hygiene, und Hütten statt Häuser.

I H RE SPEN DE F ÜR EINE C H A N C E AUF B I L DUNG!

„Lebensmittel- und Hygiene­ pakete sind nun sehr wichtig, um die ­Familien auch zuhause gut zu versorgen. Zuerst müssen Grundbedürfnisse gestillt werden,

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Bildung ist die einzige Chance für diese Kinder, der Armut rechtzeitig zu entkommen. Die Tagesbetreuung ist und war ihr Tor zur Zukunft. In den Siedlungen, wo sie sehr isoliert leben, haben sie keine Perspektiven. Und wenn diese ­Situation noch länger andauert, wird den Kindern die Zukunft auf ein besseres Leben genommen, zeigt sich Ioana sehr enttäuscht.

Wir freuen uns über Ihre Spende, um die Kinder gut mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten versorgen zu können. https://spenden.diakoniewerk.at/ shop/spendenprojekt-rumaenien-­ tagesbetreuung.html

Diakoniewerk Spendenkonto: Allgemeine Sparkasse O ­ berösterreich IBAN: AT82 2032 0000 0025 7700 BIC: ASPKAT2LXXX Verwendungszweck: ­Tagesbetreuung Rumänien


bildung

Niemand darf auf der Strecke bleiben Was in vielen Bereichen des Diakoniewerks gilt, war auch ein Leitgedanke in den ­Schulen für Sozialbetreuungsberufe (SOB) in Oberösterreich, die auch in der Corona-Krise dafür Sorge trugen, den Unterricht aufrecht zu erhalten und zusätzliche Fach­kräfte für die unterschiedlichen Arbeitsbereiche zu finden.  Isabella Raml

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rotz der bundesweit angeordneten Corona-Schulschließungen, wovon auch die Schulen für Sozialbetreuungsberufe (SOB) betroffen waren, wurde die gerade jetzt so wichtige Ausbildung von Fachkräften in der Sozialbetreuung fortgesetzt. Um keine Zeit zu verlieren und gut ausgebildetes Pflegepersonal in den Arbeitsmarkt einzugliedern, wurde der Lehrbetrieb sofort auf Fernunterricht umgestellt. Für alle Beteiligten waren die Umstellungen eine Herausforderung. Jede*r findet zu Hause andere Voraus­ setzungen vor. Einigkeit herrschte in den Direktionen der SOB, dass generell – und in diesen Zeiten speziell – keine Schüler*innen auf der Strecke bleiben dürfen. Lehrer*innen und

Direktor*innen standen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und waren oftmals auch Trostspender*innen und Hoffnungsträger*innen.

Ruhe ausstrahlen „Nach ein paar kleinen Startschwierigkeiten hat sich der Fernunterricht bei mir sehr gut eingespielt. Was ich vermisse, ist das gemeinsame Lachen, mit den Schüler*innen zu diskutieren oder auch einmal eine witzige Folie zu präsentieren. Als Lehrerin finde ich es wichtig, in solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und Ruhe auszustrahlen“, erklärt Astrid Kleesadl, Lehrerin und Pflegeassistenz-Leiterin an der SOB Gallneukirchen. Michaela Jachs befindet sich im zweiten Semester der zweijährigen Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin Altenarbeit an der SOB Wels. Fernunterricht bedeutet für die achtfache Mutter und dreifache Großmutter einen organisatorischen Balanceakt: Denn neben dem eigenen Fernunterricht muss Michaela Jachs auch die eigenen Kinder beim Fernunterricht unter­stützen und die kleinen

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Neue Zeiten verlangen neue Maßnahmen: Auch an den Schulen hat Corona deutliche Spuren hinterlassen.

Kinder betreuen, da auch der Kindergarten geschlossen hatte. Die ­Lehrer*innen der SOB haben ­großes Verständnis und es ist kein Problem, wenn eine Aufgabe einmal etwas später abgegeben wird. Bei ­kleineren technischen Problemen hilft ihr Sohn, der schon die HTL besucht. „Das ist ein Vorteil, wenn man auch schon ältere Kinder hat.“

Online-Angebote genützt Alle drei Direktor*innen an der SOB Gallneukirchen, Mauerkirchen, Ried im Inkreis und Wels verbindet eine Erkenntnis: Der Unterricht hat sich verändert. „Seit Beginn der Schulschließungen sind wir permanent am Telefonieren und (Um-)Organisieren, damit wir den Lehrkräften und Schüler*innen einen Rahmen und Grundlagen für qualitätsvollen Fernunterricht bieten können. Gleichzeitig müssen wir an die im Herbst startenden Ausbildungen denken und dafür sorgen, dass wir die Lehrgänge gut füllen können. Im Frühjahr finden normalerweise viele Informations­ abende statt, diese haben wir nun per Videokonferenz mit den Interessierten durchgeführt.“


bildung Ausbildungsstart im Herbst an den Schulen für Sozialbetreuungsberufe Qualifiziertes Personal in der Sozialbetreuung wird dringender denn je gebraucht. Die Bewerbungsphase an den Schulen für Sozialbetreuungsberufe (SOB) für diese Berufe ist voll im Gange. Nachdem die Infoabende per Videokonferenz stattfanden, folgen nach einer schriftlichen Bewerbung zu einer Ausbildung die Aufnahmegespräche mit den künftigen Schüler*innen ebenfalls telefonisch oder per Videokonferenz (Stand Mai). Im Herbst starten an den Schulstandorten Gallneukirchen, Mauerkirchen, Ried im Innkreis und Wels wieder die Sozialbetreuungs-Ausbildungen in den Bereichen Altenarbeit, Behindertenarbeit und Behindertenbegleitung. Im Bereich der Altenarbeit startet wieder eine fünfsemestrige Fachausbildung in Teilzeit. Im Bereich Behindertenarbeit und Behindertenbegleitung wird erstmals die neue Zusatzausbildung

„Sozialpsychiatrie“ angeboten. Ein Vorbereitungslehrgang für die SOB ermöglicht den Einstieg in die Ausbildungen bereits ab 15 Jahren. Nähere Infos & Anmeldung unter www.zukunftsberufe.at

produkttipp

buchtipp

COOL ES DESI GN K ERZEN L I C H T AUS B ETO N

NIN A STÖ GM Ü LLE R , RO B E RT V E R S I C MÄ RCH E N H A F TE K R A FT P L ÄT Z E – WA N D E R N I M WA L DV I E RT E L

Kalter Beton und warmes Kerzenlicht vereinen sich zu dieser formschönen Betonkerze. Diese wird in sorgfältiger Handarbeit in der Werkstä e Sti erstraße in Linz von Menschen mit Behinderung angefertigt.

Zwei Jahre lang haben Märchenfee Nina Stögmüller und Wanderprofi Robert Versic das Waldviertel erkundet und die schönsten Routen zu den bemerkenswertesten Kra plätzen dieser Region zusammengestellt. Herrliche Wanderungen mit wahrha „krä igen“ Plätzen versprechen fabelha e Naturerlebnisse in einem vielfach noch immer ursprünglichen Landstrich. Stimmige Fotos von Robert Versic und liebevolle Märchen von Nina Stögmüller begleiten die einzelnen Touren.

Die Kerzenfarbe kann zum abgebildeten Farbton leicht abweichen. Preis: 6,90 € / Stück Lieferumfang: Beton-Teelichhalter inkl. Kerze Erhältlich in den Farben: hellblau, rot, türkis, viole Größe: 6,5cm hoch, Ø 7 cm

Verlag Anton Pustet Salzburg Preis: 24,90 Euro Erhältlich in der Bücherinsel, Hauptstraße 7, 4210 Gallneukirchen, Tel.: 07235 625 13, lesen@buecherinsel.at

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gesundheit

Auf gesunden Beinen im Leben stehen Die Klinik Diakonissen Linz setzt auf die ständige Weiterentwicklung des Fachärzte-Teams. Dieses wird nun für den Bereich der unteren Extremitäten durch Dr. Michael Stöbich erweitert.

B Die Klinik Diakonissen in Linz setzt auf eine Spezialisierung ihrer Fach­ ärzt*innen.

ewegung wieder schmerzfrei machen – das ist eine der zentralen Aufgaben der Fachärzte für Orthopädie- und Unfallchirurgie der Klinik Diakonissen Linz. Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit bedeuten Einbußen an der persönlichen Freiheit und können einen Mangel an Lebensqualität zur Folge haben.

Warum haben Sie sich für die Klinik Diakonissen Linz entschieden? Was macht die Klinik für Sie besonders? Michael Stöbich: In der Klinik Diakonissen Linz stehen immer der Patient und seine Beziehung zu dem behandelnden Arzt im Mittelpunkt. Hochqualitative ­Medizin und ausreichend Zeit ­sollten immer oberste Priorität haben. So verstehe ich moderne Medizin und diese bietet dieses Haus zu hundert ­Prozent. Damit war die Entscheidung für meinen weiteren Weg schnell getroffen. Was fasziniert Sie an Ihrem Fachgebiet? Stöbich: Schon als Kind war ich immer in Bewegung. Gesundheit durch Sport und körperliche Betätigung waren in meiner Familie immer von großer Bedeutung. Dies trifft auch auf die Orthopädie zu. Der ständige Fortschritt in meinem Fachgebiet und die großen Erfolge unserer medizinischen Entwicklung faszinierten mich schon während meines Studiums. Mein Leitspruch heißt daher auch „Auf gesunden Beinen im Leben stehen“. Warum haben Sie sich genau auf Fußchirurgie spezialisiert? Stöbich: Den Großteil m ­ einer

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Dr. Michael Stöbich verstärkt ab 1. Mai 2020 das Fachärzteteam der unteren Extremitäten. Der zweifache Familienvater ist Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie sowie für Orthopädie und Traumatologie.

Ausbildung durfte ich an der ­Orthopädie des Kepler Universitäts­klinikums verbringen. Dort war ich zuletzt einer der Hauptoperateure für Hüft- und Knieendoprothetik des Endo­ prothetik-Zentrums der Maximal­ versorgung. Außerdem war ich zuletzt Leiter der Fuß- und Sprunggelenksambulanz. Dieses Spezial­gebiet hat in den letzten Jahren eine unglaubliche Entwicklung erfahren. Nicht immer nur der ­große chirurgische Eingriff oder eine hochkomplexe Behandlung können zum Ziel führen. Auch mit den neuen, weniger invasiven Eingriffen bzw. der modernen konservativen Therapie kann sehr gut geholfen werden. Dies war nur einer meiner Gründe für diese Spezialisierung.


Nähe. Wir glauben an die Kraft des Miteinanders. www.sparkasse-ooe.at

#glaubandich


meinung Auch wenn das Home Office viele Vorteile hat, habe ich am ­meisten die zwischen­menschlichen ­Beziehungen mit meinen Arbeits­ kolleg*innen vermisst, sei es die kurze Unterhaltung zwischen „Tür und Angel“, die oft vieles auf schnellen Wege klärt und ­Probleme löst, der persönliche Austausch oder der im Team ­gelebte Humor.

Meine Arbeits-Kollegen von der Schafalm habe ich am meisten vermisst. In der ersten Zeit bin ich kaum rausgegangen. Da fehlte mir meine tägliche Runde in der Stadt. Ich habe mir aber meinen Humor erhalten, denn mit Humor geht alles leichter! Gerhard Baumann, Wohnen Schladming

Nina Harreither, BA Assistenz der Geschäftsführung ­Diakoniewerk OÖ

Spontane Treffen mit Familie und Freunden. Corona steht im Mittelpunkt jedes Gespräches, das Handeln anderer wird beobachtet und analysiert. Ich hoffe, wir können nach und nach wieder in einen All­tag zurückkehren, mit mehr Achtsamkeit, aber ohne ständiger Angst vor Ansteckung. Marina Weißbacher, Wohngemeinschaft Kirchbichl, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin

Mir geht es nicht schlecht. Aber vor Corona hatte ich viel Kontakt mit meinem Wiener Sohn und meiner Grazer Tochter. An schönen Tagen sind wir ausgefahren und sind irgendwo eingekehrt. Das geht mir ab, aber ich habe mich in die Situation eingefunden und freue mich auf ein baldiges Treffen! Johann Steinböck, Bewohner Haus am Ruckerlberg (Graz)

Was haben Sie während der Krise am meisten vermisst? Corona hat unser aller Leben von einen auf den anderen Tag auf den Kopf gestellt. Was hat Ihrer Meinung nach in dieser Zeit am meisten gefehlt?

Im Haus für Senioren Salzburg vermissen wir die Gemeinschaft. Die ist uns eigentlich sehr wichtig, kann aber im Moment nicht in der Art und Weise umgesetzt werden, wie wir uns das wünschen. Ich freue mich auch schon wieder auf die Kontakte mit den Senior*innen und zum Beispiel jemandem beruhigend die Hand zu geben oder die Hand auf die Schulter zu legen. Karin Donnerbauer, Leitung Haus für Senioren Salzburg


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