Zeitung für Gesundheit, Vorsorge, Wellness und Besser Leben
Augsburg
3. Jahrgang April/Mai 2013
und Umland
Die GesundheitsZeitung
Deutschland wird immer dicker! ratgeber
gesundheit
Vorsorge
Beauty & Wellness
Forschung & Wissen
Beim Hanteltraining kommt es auf die richtige Technik an
Das Wahljahr hat begonnen. Perspektiven für uns Bürger!
Männer sollten rechtzeitig zum Urologen
Mit Pilates zu einem neuen Körpergefühl
Gefährliche Darmkeime in rohem Fleisch
Seite 12
Seite 17
Seite 20
Seite 21
Seite 22
Inhalt | 3 Lokales
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Informationen aus der Region Ratgeber
Beim Hanteltraining kommt es auf die richtige Technik an Kaiserschnitt lieber nur bei einem echten Notfall
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Gesundheit
Titelthema Deutschland wird immer dicker!
Die märchenhafte Vielfalt Südtirols erleben
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Vorsorge
Keine Hemmungen - Männer sollten rechtzeitig zum Urologen
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Beauty und Wellness
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Mit Pilates zu einem neuen Körpergefühl Forschung und Wissen
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Gefahr in rohem Fleisch - Yersinien sind gefährliche Darmkeime
Impressum
Herausgeber Thomas Miehle
Verlagsanschrift themenverlag Viktoriastr. 2 86150 Augsburg
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Layout Michael Merkle
Telefon: 0821 / 567 4 987-0 Telefax: 0821 / 567 4 987-9 Email: info@die-gz.de www.die-gz.de
Druck mito-medien, Augsburg Vertrieb Eigenvertrieb, Lesezirkel & Leserkreis Daheim
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1 vom 01.07.2010
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4 | Lokales Veranstaltungsübersicht am Klinikum Augsburg April/Mai 2013
Gesunde Ernährung geht uns alle an Sanfte Gewichtsreduzierung führt zu langfristigem Erfolg konstant. Grundsätzlich gilt: Eine möglichst natürliche und abwechslungsreiche Kost ist entscheidend. „Auch Bewegung ist wichtig, jedoch wird die Wirksamkeit von Sport zur Kalorienreduzierung überschätzt“, sagt Dr. Gölder. Bewegung dient eher dazu, dass Gewicht zu halten oder um Muskeln aufzubauen. Wer aufgrund von Stoffwechselstörungen oder genetischen Ursachen trotz Nahrungsumstellungen stark übergewichtig bleibt, sollte sich behandeln lassen.
Schwangerschaft und Geburt & Wochenbett und Neugeborenes Dienstag, 02.04.2013, Dienstag, 16.04.2013, Dienstag, 30.04.2013, Dienstag, 14.05.2013, Dienstag, 28.05.2013, je um 18:15 Uhr Klinikum, Hörsaal II (Großer Hörsaal) Referenten: Hebammen, Schwestern und Ärzte der Frauenklinik sowie Kollegen der Anästhesie und der Kinderklinik Was kann Musiktherapie bei Schwerkranken bewirken? Donnerstag, 18.04.2013, 16:30 Uhr Kleiner Speisesaal Referenten: Johanna Bosse Anmeldung ist nicht erforderlich Lesung David Steinhübl – Mein zweites Leben Dieses Buch ist eine Biographie. Der Autor, Dr. David Steinhübl, 2012 40 Jahre alt, wurde vor sechs Jahren Opfer eines fremdverschuldeten Verkehrsunfalls, bei dem ein befreundetes Paar ums Leben kam und er nach drei Wochen Koma schwerbehindert überlebte. Nach vielen Jahren Pflege und Betreuung kann Steinhübl wieder normal leben. Mittwoch, 24.04.2013, 19:30 Uhr Patientenbücherei Besichtigung der Palliativstation Kurze Einführung in palliative care Freitag, 03.05.2013, 15:00 Uhr Palliativstation 5/9 Referenten: Anmeldung erforderlich! Telefon 0821/400-2520 Telefax 0821/400-172528
Stenglinstr. 2 86156 Augsburg
Dr. Stefan Gölder
Viele Mythen und Gerüchte kursieren vor allem im Internet zum Thema gesunde Ernährung und zum Abnehmen. Wer Gewicht verlieren will, sollte seine Kalorienzufuhr auf ein Minimum reduzieren oder mehr Sport treiben. Blitzdiäten und übermäßiger Sport sind die Folge. Doch meist sinkt die Motivation bald und der so genannte „Jojo-Effekt“ setzt ein. Ernährungsprobleme sind vielfältig und lassen sich nicht durch eine kurzfristige Nahrungsumstellung lösen: „Nur eine dauerhafte Änderung des Lebensstils führt langfristig zum Erfolg“, weiß Dr. Stefan Gölder, Oberarzt der III. Medizinischen Klinik am Klinikum Augsburg. Der Tag der gesunden Ernährung
soll auf die Bedeutung einer ausgewogenen Kost für Gesundheit und Wohlbefinden aufmerksam machen. Die Ursachen für Übergewicht sind unterschiedlich. Sie können an einer zu hohen Kalorienzufuhr, Bewegungsmangel oder Stoffwechselstörungen liegen. Wie die Ernährung und der Lebensstil verändert werden sollte, wissen die meisten Menschen nicht. „Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, jedoch sollte diese aus kalorienarmen Getränken bestehen“, so Dr. Gölder. Außerdem werden drei regelmäßige Mahlzeiten pro Tag empfohlen. So steigt der Insulinspiegel nicht ständig an, sondern bleibt länger
Im Klinikum Augsburg werden Menschen mit besonders stark ausgeprägter Adipositas betreut. „Erst wenn keine Möglichkeit mehr besteht, das Übergewicht durch eine veränderte Ernährung zu reduzieren, werden operative Maßnahmen empfohlen“, betont Dr. Gölder. Die Magenverkleinerung ist eine Methode, stark übergewichtigen Patienten zu helfen. Sie führt dazu, dass der Magen weniger Fassungsvolumen hat. Dadurch setzt das Sättigungsgefühl schneller ein. Auch wenn der Eingriff irreversibel ist, zeigt die Erfahrung, dass die Sterblichkeit deutlich reduziert wird. Manchmal können die Patienten nach Operationen auf Insulin verzichten. Nach dem Eingriff ist jedoch eine umfassende Betreuung im Klinikum wichtig. Die Nährstoffe können nicht mehr optimal aufgenommen werden, deshalb wird die ausreichende Zufuhr von Eiweiß und Vitaminen regelmäßig überwacht.
Lokales | 5
Sozialpädiatrisches Zentrum am Hessing Förderzentrum für Kinder Qualifizierte und individuelle Behandlung entwicklungsverzögerter und behinderter Kinder und Jugendlicher Vor einem Jahr hat die Hessing Stiftung den Betrieb eines Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) aufgenommen. Das war ein großer Fortschritt, denn in ganz Bayern gibt es nur 16 sozialpädiatrische Zentren. Unter dem Dach des Hessing Förderzentrum für Kinder in Göggingen werden im neuen SPZ Kinder und Jugendliche von Expertenteams ambulant diagnostiziert und behandelt, deren Erkrankung multiprofessioneller und interdisziplinärer Betreuung bedarf. Auch ihre Familien werden mit einbezogen. „Die Zulassung zum Sozialpädiatrischen Zentrum bedeutet eine hervorragende Ergänzung und Qualifizierung unserer Arbeit und unseres Angebots im Förderzentrum für Kinder“, erklärt Förderzentrums-Leiterin Christine Simmerding, die sich zusammen mit der ärztlichen Leiterin Frau Dr. Gabriele Brandstetter seit Jahren für dieses Ziel eingesetzt hat. Das SPZ hat in den Räumlichkeiten des seit acht Jahren bestehenden Hessing Förderzentrum in der Gögginger Mühlstraße seinen Platz gefunden und kann die dort vorhandenen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten mit nutzen. Die Therapieabteilungen, darunter sogenannte Erlebniswelten mit
Ärzten und weiteren Bezugspersonen.
Ballbad, Snoezelen-Bereich, mit „Milchstraßenraum“ und „Pränatalraum“, werden bislang von jährlich rund 1000 kleinen Patienten in Anspruch genommen. Zudem werden im Hessing Kinderhaus in 14 integrativen Gruppen rund 210 Kinder vom Säugling bis ins Grundschulalter wochentäglich gemeinsam betreut. Dem SPZ der Hessing Stiftung werden von niedergelassenen Ärzten jene jungen Patienten zwischen 0 und 18 Jahren zugewiesen, die an Entwicklungsstörungen, Behinderungen oder Erkrankungen leiden, die nicht nur von einem einzigen Arzt oder Therapeuten behandelt werden können, sondern umfangreichere diagnostische und therapeutische Maßnahmen mehrerer Fachleute benötigen. Zunächst zwei Teams, jeweils bestehend aus Kinderarzt, Psychologen,
„Sozialpädiatrische Betreuung bedeutet die Behandlung der zugrundeliegenden Probleme, gleichzeitig werden aber auch die indiSozialpädiatrisches Zentrum, viduellen Stärken Mühlstr. 55, 86199 Augsburg, T 0821 909 2500, F 0821 909 2501, des Kindes und die foerderzentrum@hessing-stiftung.de, Unterstützungswww.hessing-stiftung.de möglichkeiten des Umfelds für die Ergotherapeuten, Logopäden, Therapie genutzt. Ziel ist dabei Physiotherapeuten, Sozial- und die größtmögliche SelbstänHeilpädagogen arbeiten des- digkeit des Kindes und seiner halb eng zusammen. Essentiell Familie im Alltag zu erreichen“ ist dabei die Kommunikation ergänzt Dr. Gabriele Brandstetmit Familien, einweisenden ter. Vortragsreihe des
Hessing forums April/Mai 2013
11.04.2013 18.04.2013 25.04.2013
02.05.2013
16.05.2013
Knorpeltherapie und Arthrose Priv.-Doz. Dr. Stephan Vogt, Chefarzt Das Kreuz mit dem Kreuz Dr. Annette Klein, Oberärztin Kindliche Fußdeformitäten von Klumpfuß bis Knick-Senkfuß Dr. Andreas Forth, Chefarzt Die schmerzende Hand - ein Überblick über Häufiges und Seltenes in der Handchirurgie Dr. Bernhard Rozée, Ltd. Arzt Sport mit Endoprothesen an Hüftund Kniegelenk Dr. Sandra Hauskrecht, Fachärztin
Kostenlose Parkmöglichkeit auf dem Hessing-Besucherparkplatz Ort: Gartensaal der Hessingburg Uhrzeit: jeweils donnerstags 19:30 Uhr Unkostenbeitrag: 3,- Euro je Veranstaltung Um Anmeldung wird gebeten. Informationen unter Telefon: 0821 / 909 - 365
Titelthema
Deutschland wird immer dicker!
Was ist Fettleibigkeit (Adipositas)?
Adipositas ist eine ernst zu nehmende Gesundheitsbelastung, die unbehandelt zahlreiche schwere und chronisch verlaufende Folgeerkrankungen begünstigt und die Lebenserwartung deutlich verringert. Bei ihrer Entstehung spielen soziokulturelle Gegebenheiten, erbliche Veranlagung, Lebens- und Essgewohnheiten der Herkunftsfamilie sowie individuelle Verhaltensweisen eine bedeutende Rolle. Als Übergewicht gilt laut Weltgesundheitsorganisation ein Body Mass Index (BMI) ab 25. Krankhaft übergewichtig (adipös) ist, wer einen BMI von 30 und mehr hat.
Dicke Menschen werden im Job benachteiligt, als willensschwach abgestempelt und oft sogar verspottet. Aus Frust über den häufig aussichtslosen Kampf gegen die Pfunde ziehen sich viele in die Isolation zurück. Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) spricht mittlerweile sogar von einer globalen Epidemie. Experten zählen deshalb die Prävention und Behandlung der Fettleibigkeit zu den zentralen Herausforderungen für das deutsche Gesundheitssystem.
Neben dem BMI hat sich ein weiteres Maß für die Fettverteilung im Körper etabliert, das für die Einschätzung des Gesundheitsrisikos aufgrund des übermäßigen Körperfetts wichtig ist: die Einschätzung der Bauchfettmasse durch Messung des Taillenumfangs. Bei Frauen sollte das Maßband dabei nicht mehr als 80 Zentimeter anzeigen, bei Männern nicht mehr als 94.
Die Deutschen werden von Jahr zu Jahr immer dicker. 53 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Männer in Deutschland sind zu dick, so eine kürzlich veröffentlichte Studie. Besonders besorgniserregend sind der Anstieg von krankhafter Fettleibigkeit (Adipositas) und die Folgen: gesundheitliche Probleme wie Diabetes, Bluthochdruck und Gelenkverschleiß, aber auch psychische Leiden.
Die chronische Krankheit Adipositas hat weltweit epidemische Ausmaße angenommen. Auch in Deutschland nimmt die Häufigkeit der Fettleibigkeit seit Jahrzehnten kontinuierlich zu. Der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher hat sich in den letzten zwanzig Jahren mehr als verdoppelt.
Der BMI-Wert gibt Auskunft, ob eine Erkrankung im Zusammenhang mit Übergewicht besteht beziehungsweise wie weit diese fortgeschritten ist. WHO Richtwerte der Gewichtsklassifizierung nach dem BMI:
Viele Übergewichtige leiden unter ihrer Figur und haben bereits zahlreiche Diäten hinter sich. Die Erfolge sind jedoch meist kurzlebig, oft kommt es zum so genannten JojoEffekt.
Normalgewicht:
BMI 18,5 - 24,9
Das Ziel der Therapie liegt vor allem in einer langfristigen Gewichts-
Übergewicht:
BMI 25,0 und mehr Präadipositas:
BMI 25,0 - 29,9 Adipositas Grad I:
BMI 30,0 - 34,9 Adipositas Grad II:
BMI 35,0 - 39,9 :
Adipositas Grad III (extreme Adipositas)
BMI 40,0 und mehr
Quelle: djd/LINDA Apotheken
Titelthema | 7 kontrolle. Angehörige und Freunde können Betroffene im täglichen Leben unterstützen, indem sie die Ernährungsumstellung und die Bewegungsprogramme mitmachen.
Die 7 Bausteine der Ernährung
Wo liegen die Ursachen einer Fettleibigkeit? Adipositas ist eine chronische Krankheit. Der wichtigste Grund für überhöhtes Körpergewicht ist ein ungesunder Lebensstil: Falsche Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel legen den Grundstein für die schleichende Gewichtszunahme über Jahre. Übergewichtige Kinder kommen häufig aus Familien, in denen ein Elternteil ebenfalls übergewichtig ist. Weil gerade in der Kindheit die Fett- Quelle: Techniker Krankenkasse zellen gebildet werden, bleiben Ernährungswissenschaftler empfehlen für eine gedicke Kinder auch als Erwachsunde Ernährung einen ausgewogenen Speisezettel. Doch wie viel wovon essen? Tipp: Orientieren Sie sich sene zu korpulent. an den TK-Ernährungsbausteinen. Je nachdem wie dick ein Baustein ist, sollte der Anteil an der Nahrung Soziokulturelle Faktoren sein. Die Lebensmittel der unteren fünf Balken sollte Der moderne Lebensstil in man täglich essen, die der oberen zwei in Maßen. Industrieländern ist gekennzeichnet durch Bewegungs- wesentlich stärkeren Rück- Jahre bei Adipösen häufiger mangel und falsche Ernäh- gang des täglichen Energiever- festgestellt werden als früher. Der Körperkult in unserer Gerungsgewohnheiten. Tech- brauchs. sellschaft stellt für viele eine nische Errungenschaften erpsychische Belastung dar, die setzen zunehmend die direkte Soziale Faktoren körperliche Arbeit - sei es im Auch psychisch stabile Be- vor allem im Zusammenhang Haushalt, am Arbeitsplatz oder troffene leiden oft unter der mit Esssucht das problein der Freizeit. Zwar hat sich alltäglich spürbaren sozialen matische Essverhalten noch die Kalorienaufnahme in den Diskriminierung, der sie auf- weiter verstärken kann. letzten Jahrzehnten stetig ver- grund ihrer Erkrankung ausringert, die Zahl der Überge- gesetzt sind. So ist Untersu- Familiäre Faktoren wichtigen nahm im gleichen chungen zu entnehmen, dass Studien zeigen, dass übergeZeitraum aber kontinuierlich Angststörungen und Depres- wichtige Kinder häufiger aus zu. Der Grund dafür liegt im sionen seit Ende der achtziger Familien kommen, in denen
bereits ein Elternteil übergewichtig ist. Diese Ergebnisse weisen einerseits auf die genetische Komponente dieser Erkrankung hin, aber auch auf familiäre Essgewohnheiten. Mütter übergewichtiger Kinder werden häufiger als überbehütend, überfürsorglich beschrieben: Kinder werden mit Essen getröstet, belohnt oder ruhiggestellt. Individuelle Faktoren Liebe geht durch den Magen. Viele Betroffene verbinden mit Essen Selbstfürsorge: Essen wird zur Stressbewältigung, Belohnung oder generell zur Überbrückung negativer Empfindungen eingesetzt. Übergewichtige werden von ihrer Umgebung oft als freundliche und kommunikative Menschen geschildert, die eigenen Problemen wenig Beachtung schenken. Diese Wahrnehmung kann im Zusammenhang mit der Funktionalisierung des Essens als Mittel zur Unterdrückung beziehungsweise Abwehr von Aggression, Ängsten, Kränkungen oder Depression stehen. Einige Betroffene empfinden ihre Körperfülle als Schutz vor Rollenzuweisungen. Primäre Geschlechtsmerkmale und damit auch sexuelle Attraktivität verschwindet unter einer Fettschicht. Das Übergewicht kann die Funktion eines Schutzschildes erfüllen und Betroffenen sozusagen "die Umwelt vom Leibe halten". Andere Ursachen Eine typische Situation, die
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häufig mit Gewichtszunahme gekoppelt ist, ist Nikotinentzug. Nicht umsonst ist dieser Effekt für viele Raucherinnen und Raucher ein Hindernis bei dem Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören. Einige Frauen nehmen in der Schwangerschaft mehr an Gewicht zu als in den medizinischen Richtlinien vorgesehen, trotzdem sollte eine Gewichtsreduktion nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit durchgeführt werden. Erkrankungen, die mit einer länger andauernden oder totalen Immobilität einhergehen, können aufgrund des gesenkten Energieverbrauchs zu Übergewicht führen.
Gibt es Möglichkeiten der Vorbeugung? Wer sich gesund ernährt und ausreichend bewegt, kann sein Normalgewicht halten. Sehr
hilfreich hierbei ist auch die seelische Ausgeglichenheit. So kann Stress- oder Frustessen vermieden werden, das bei vielen Menschen zur Gewichtszunahme beiträgt. Vorbeugende Maßnahmen sollten bereits im Kindesalter ansetzen. Eine wichtige Rolle spielt der familiäre Umgang mit Essen und Nahrungsmitteln, da dieser das Essverhalten der Kinder prägt. Besondere Bedeutung kommt hier den regelmäßigen gemeinsamen Mahlzeiten zu, bei denen frische und gesunde Lebensmittel angeboten werden. Kinder benötigen Erklärungen, warum Obst gesund ist und immer konsumiert werden kann, aber Naschereien nur eingeschränkt verzehrt werden sollten. Wenn Eltern ein gutes Vorbild geben, ist für Kinder gesunde und ausgewogene Ernährung etwas ganz Normales und bedarf nur geringer Kontrolle.
Quelle: dbknb.de
Quelle: djd/Verlag Peter Jentschura
Welche Folgeerkrankungen und Komplikationen sind möglich? Übergewicht ist die Grundlage für viele gesundheitliche Störungen. So gehen beinahe jede zweite BluthochdruckErkrankung, fast jeder fünfte Fall von überhöhten Cholesterinwerten, 85 Prozent von Typ2-Diabetes und 35 Prozent der koronaren Herzerkrankungen auf das Konto der Fettsucht. Außerdem begünstigt das krankhafte Übergewicht Arteriosklerose und ihre Folgeerkrankungen, Gallensteinleiden, Abnutzungserscheinungen an den Gelenken, Krebserkrankungen, Gicht und degenerative Erkrankungen, hormonelle Störungen wie erniedrigte Testosteronspiegel bei Männern, Probleme bei der Atmung und nächtliche Atemstillstände (Schlafapnoe). Übergewicht erhöht auch das Operations- und Narkoserisiko
und führt zu Verdauungsbeschwerden. Bei Frauen mit Adipositas treten während der Geburt häufiger Komplikationen auf als bei normalgewichtigen Frauen. Spontangeburten sind bei stark Übergewichtigen seltener. Die Kinder sind häufig größer und haben auch ein höheres Geburtsgewicht (4 kg und mehr), ein Umstand, der Kaiserschnittgeburten ebenfalls öfter notwendig macht. Trotz der Risiken, die ein stark erhöhtes Körpergewicht in dieser Zeit mit sich bringt, dürfen während der Schwangerschaft und Stillzeit keine gewichtsreduzierenden Maßnahmen durchgeführt werden.
Wie wird Fettleibigkeit behandelt? Die meisten Diäten und auch die derzeit zur Verfügung stehenden Medikamente haben in Langzeituntersuchungen nicht
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Couch-Potatos
Warum sich Sportmuffel nicht bewegen Quelle: Techniker Krankenkasse (Meinungspuls Sport und Gesundheit)
zu der erhofften dauerhaften Gewichtsreduktion geführt. Da die Gewichtsprobleme bei vielen Betroffenen praktisch ein Leben lang bestehen und die gewichtsstabilisierenden Maßnahmen sehr schwierig einzuhalten sind, sind Rückfälle sehr häufig. Am erfolgversprechendsten haben sich eine individuell abgestimmte Ernährung, regelmäßig durchgeführte Bewegungsprogramme und verhaltenstherapeutische Unterstützung sowie die Unterstützung durch eine Selbsthilfegruppe erwiesen. Bei starkem Übergewicht ist eine ärztliche Unterstützung der Gewichtsreduktion sinnvoll. Da die Rückfallhäufigkeit bei dieser Behandlung sehr hoch ist, liegt das Augenmerk weniger auf dem Erreichen des Normal- oder Idealgewichts als in erster Linie auf einer Gewichtsstabilisierung. Besonders bewährt haben sich interdisziplinäre Behandlun-
Wichtige Voraussetzungen für die Durchführung jeder Behandlung sind: • Die Kooperationsfähigkeit und -bereitschaft des Patienten müssen vorausgesetzt werden können • Der/die Patient/in ist genau informiert über die Erkrankung, eventuelle Komplikationen und den Therapieablauf • Der/die Arzt/Ärztin oder Therapeut/in hat realistische, den individuellen Bedingungen angepasste Behandlungsziele festgesetzt
Quelle: djd/Gynokadin
gen, die in Gruppen von bis zu 15 Betroffenen durchgeführt werden. Bei einer Adipositas des zweiten und dritten Grades ist eine stationäre Behandlung in einer dafür spezialisierten Einrichtung zu überlegen, da hier eventuell auch chirurgische Maßnahmen, z.B. in Form einer Magenverkleinerung mit Hilfe
eines Magenbandes, in Betracht zu ziehen sind. Jede Therapie muss individuell abgestimmt sein und Krankheitsfortschritt, Krankheitsdauer, Anzahl der zusätzlichen Risikofaktoren wie zum Beispiel Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte oder Zuckerkrankheit und Anzahl der Behandlungsabbrüche berücksichtigen.
Was kann man selbst tun? Die Behandlung der Adipositas muss das ganze Leben lang aufrecht erhalten werden. Der Weg zur Normalisierung des Essverhaltens beziehungsweise die Veränderung von Ernährungsgewohnheiten ist langwierig und schwierig.
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Quelle: djd/panthermedia
Umgang mit Heißhungerattacken • Die Erstellung einer Liste
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mit sinnvollen Alternativen zu einer Essattacke hat sich als hilfreich erwiesen. Droht ein Anfall, sind die aufgelisteten Ersatzaktivitäten schnell zur Hand. Lässt sich der Essanfall nicht abwenden, so liefert er zumindest wichtige Informationen über die Erkrankung. Dazu ist es notwendig, die Attacke möglichst bewusst zu durchleben. Dabei sind wichtige Beobachtungskriterien dieAuswahl der Speisen, Reaktionen des Körpers und Empfindungen. Ein weiterer wichtiger
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Schritt ist, nach einem Essanfall das unangenehme Gefühl auszuhalten und möglichst nicht zu erbrechen. Erbrechen schadet der Gesundheit und ist kein geeignetes Mittel für die Gewichtsregulierung. Wurde erbrochen, so sind Selbstvorwürfe und jegliche Form der Selbstbestrafung, vor allem aber eine Bestrafung mit Nahrungsentzug, kontraproduktiv. Es ist dann sehr viel wichtiger, sich bewusst zu entspannen. Wesentlich ist auch, dass der Essensplan nach einer Heißhungerattacke nicht verändert wird. Ein Essprotokoll, in dem Situationen und Gefühle vor, während und nach dem
Quelle: djd/Gynokadin
Anfall möglichst genau beschrieben werden, ist für die Krankheitsbewältigung hilfreich.
Tipps für den Alltag • Es ist wichtig, die Kon-
Unterstützung durch eine Selbsthilfegruppe Viele Betroffene erleben die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe als große Erleichterung, da sie mit ihren Problemen nicht mehr alleine sind. Vielen fällt es in der Gruppe leichter, die Ernährungsvorschriften und regelmäßige körperliche Aktivität konsequent durchzuhalten. Die Gruppe bietet Informationen und Unterstützung, ersetzt allerdings nicht eine notwendige psychotherapeutische Behandlung.
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sequenzen des eigenen Handelns selbst zu tragen. Hat eine Essattacke stattgefunden, so sollen die Betroffenen die fehlenden Vorräte ersetzen. Geduld ist in hohem Ausmaß notwendig, denn die Behandlung der Erkrankung wird einen längeren Zeitraum beanspruchen. Angehörige und Freunde sollten sich auf keinen Fall scheuen, in dieser schwierigen Situation jede zur Verfügung stehende Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Text: Barmer GEK
Titelthema | 11
9 Ernährungsmythen [1] Gefrorenes Gemüse enthält im Vergleich zu frischem fast keine Vitamine. Genau das Gegenteil ist der Fall. Gemüse, das in die Tiefkühltheke kommt, wird später geerntet und enthält daher sogar mehr Vitamine als frisches Gemüse. Durch die Schockfrostung unmittelbar nach der Ernte gehen keinerlei Vitamine verloren.
[2] Dunkles Brot ist gesund. Wir gehen meist davon aus, dass es sich bei dunklem Brot um Vollkornbrot handelt. Weit gefehlt. Das Brot könnte auch mit Hilfe von Zucker oder Malz eingefärbt sein. Begriffe wie Malzzucker, Zuckerrübensirup und Glukosesirup sollten deshalb nicht zu den Zutaten gehören. Fragen Sie also explizit nach, ob das gewählte Brot wirklich aus vollen Körnern besteht.
[3] Spinat ist so gesund! Frischer Spinat besteht aus 90% Wasser und 100 g enthalten nur 3,5 mg Eisen, mehr nicht!
[4] Margarine ist gesünder als Butter! Stimmt nicht. Durch die Härtung der Pflanzenöle bei der Herstellung von Margarine entstehen Transfettsäuren, die in der Natur nicht vorkommen.
[5] Vegetarier leiden an Eiweißmangel! Das ist nicht richtig. Eiweiß ist in Gemüse und Getreide ausreichend vorhanden, besonders in Mais, Bohnen, Erbsen, Linsen, Nüssen. Bei abwechslungsreicher, fleischloser Kost erhält der Körper alle wichtigen Aminosäuren, aus denen die Eiweiße aufgebaut sind.
[6] Light-Produkte machen dünn! Diese Produkte enthalten zwar weniger Kalorien, dafür aber auch viele Ersatzstoffe (Süßstoffe, Aromen), die den Appetit anregen. Deshalb essen Sie mehr und nehmen zu. Also lieber „normale“ Lebensmittel mit einem geringen Fettanteil essen.
[7] Einmal am Tag sollte man eine warme Mahlzeit essen. Ist unerheblich, denn warme Nahrung kühlt bereits im Mund ab. Wenn warmes Essen im Magen angekommen ist, hat es annähernd die gleiche Temperatur wie kaltes, welches sich beim Kauen im Mund erwärmt.
[8] Sauna macht schlank! Durch Schwitzen in der Sauna nehmen Sie nicht ab. Der Körper verliert Wasser, kein Fett. Sobald Sie nach der Sauna etwas trinken, speichert der Körper das Wasser wieder.
[9] Je weniger ich esse, desto mehr nehme ich ab! Wenn Sie zu wenig essen, täuschen Sie Ihrem Körper eine Notsituation vor. Der Stoffwechsel stellt sich auf die geringe Nahrungsmenge ein und schaltet auf Sparflamme: das Fett wird gespeichert – für schlechte Zeiten. Wenn Sie in dieser Zeit Kilos verlieren, dann nur, weil der Körper Wasser verliert (bedingt durch den Verlust von Muskeln). Essen Sie danach wieder normal, nehmen Sie schneller zu als vorher. Der gefürchtete Jojo-Effekt setzt ein.
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12 | Ratgeber
Beim Hanteltraining kommt es auf die richtige Technik an Hanteltraining kann eine effektive Fitnessmethode für zu Hause sein. Allerdings kann man dabei auch viel falsch machen. Denn anders als beim Krafttraining an Geräten fehlt der Halt, den das Gerät dabei dem Körper gibt. Man habe die Gewichte in den Händen und müsse während der Übungen den übrigen Körper, vor allem den Rumpf, zusätzlich selbst stabil halten, erklärt die Sportwissenschaftlerin Beate Helbig von der Techniker Krankenkasse in Hamburg. Gelingt das nicht, dann werden die Gelenke leicht überlastet oder gar geschädigt. Eine stabile Haltung erfordert ein gutes Körpergefühl und ein ausgeprägtes Koordinationsvermögen. Beides lässt sich lernen und üben, am besten unter qualifizierter Anleitung. Kurse in Sportvereinen oder Einzelstunden bei einem Physiotherapeuten, Sportlehrer oder Personal Trainer bieten sie. «Wichtig ist, dass ein Fachmann die Bewegungen kontrolliert und korrigiert», sagt Helbig. So lassen sich falsche Haltungen oder Bewegungen vermeiden. Für den Hausgebrauch bieten sich Kurzhanteln, Aerobichanteln mit Handschlaufen oder Gewichtsmanschetten an. «Sie sind jedoch unter Koordinationsaspekten anspruchsvoll: Man hat in jeder Hand eine Hantel und muss alle Bewegungen sehr exakt abgestimmt ausführen», erklärt Theo Stemper, Sportwissenschaftler an der Bergischen Universität Wuppertal. Mit
Für die Trainingsintensität ist das Gewicht maßgeblich. Wer es je nach Übung, Tagesverfassung oder Trainingsfortschritt verändern möchte, ist mit einer oder zwei Hantelstangen und variabel aufsteckbaren Scheibensätzen gut bedient. Gewichtsscheiben sind in Eisen oder auch mit Gummiummantelung zu bekommen.
Für die Trainingsintensität ist das Gewicht maßgeblich - wer viele Wiederholungen und viele Sätze hintereinander schafft, sollte zu schwereren Hanteln greifen. Quelle: DPA
Langhanteln - also einer langen Stange, die an beiden Enden mit Gewichten bestückt ist - sei die Stabilisation einfacher. Sowohl bei Leihhanteln als auch beim Kauf eigener Geräte gilt: «Die Hand muss den Griff fest umschließen. Der darf nicht rutschig sein, auch wenn die Hände ein bisschen feucht werden», sagt Helbig. Hilfreich
sind Riffelungen oder Perforierungen. Stemper verweist auf Sicherheitsaspekte: Das Gerät sollte über ein anerkanntes Prüfzeichen verfügen. Das Verschlusssystem der Gewichte muss sich einfach lösen und feststellen lassen. Weder an den Griffen noch an der Stange dürfen unsauber verarbeitete Stellen oder Ränder, an denen man sich verletzen könnte, erkennbar sein.
Dann gilt es, sich langsam an das individuell angemessene Gewicht heranzutasten. Helbig rät, mit einem geringen Gewicht anzufangen und zunächst die Bewegungsabläufe zu trainieren, bis man sie sicher beherrscht. Auch wenn es den eigenen Ehrgeiz nicht auf Anhieb befriedigt: «Im Einzelfall reicht dann eben auch eine Hantel mit einem halben oder sogar nur einem Viertel Kilogramm– Gewicht», sagt Dieter Welsink vom Deutschen Verband für Physiotherapie, der auch Lehrbeauftragter der Sporthochschule Köln ist. Die Bewegungen müssen immer langsam, ruhig und mit gleichmäßiger Atmung durchgeführt werden. Ein Spiegel kann die Selbstkontrolle erleichtern. Beobachtet man Ausweichbewegungen, dann ist das ein Warnzeichen, so Welsink. Sie zeigten zu hohe Belastung an. Auch bei Rükkenschmerzen, Schmerzen im gelenknahen Bereich, also an den Sehnen, oder an Gelenken selbst heißt es: sofort aufhören.
Ratgeber | 13
Kaiserschnitt lieber nur bei einem echten Notfall Die Zahl der Kaiserschnitte steigt in Deutschland seit Jahren. Bei ungefähr jeder dritten Geburt ist der erste Schrei eines Babys inzwischen im Operationssaal zu hören. Vor 20 Jahren lag der Anteil nur halb so hoch.
Hauptsache, es ist gesund - das ist der größte Wunsch aller Eltern für ihr Neugeborenes. Wann und wie es das Licht der Welt erblickt, sollte Nebensache sein. Quelle: DPA
«Laut Weltgesundheitsorganisation erfolgen durchschnittlich zehn Prozent der Kaiserschnitte wegen einer deutlichen Gefährdung für Mutter oder Kind», sagt die Gesundheitswissenschaftlerin Petra Kolip von der Universität Bielefeld. Doch warum sind die Kaiserschnitt-Raten deutlich gestiegen? «Eines ist klar: Der vielzitierte Wunschkaiserschnitt, beispielsweise von Frauen, die die Geburt mit dem Terminkalender ihres Mannes abstimmen, ist selten, der Anteil liegt gerade mal bei zwei Prozent der Schwangeren», sagt Kolip, Mitautorin des «Faktencheck Kaiserschnitt» der Bertelsmann-Stiftung. Das bestätigt auch Prof. Klaus Friese, Vizepräsident der
Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. «Für das besondere Datum 12.12.2012 hatten wir nur drei geplante Kaiserschnitte im Terminkalender, bei 4400 Geburten im Jahr», sagt der Leiter der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin am Uniklinikum München. «Für die Mutter ist das Risiko bei einem Kaiserschnitt insgesamt nicht mehr so viel höher als bei einer vaginalen Geburt», sagt Friese. Zu den Risiken des Kaiserschnitts gehörten Infektionen und Wundheilungsstörungen oder die erhöhte Gefahr einer Thrombose. Andererseits könne auch eine natürliche Geburt mit Problemen einhergehen, einem gerissenen Damm
oder Blutungen etwa. «Die Frauen müssen darauf bestehen, ausführlich aufgeklärt zu werden», rät er. Als eindeutige Gründe für eine operative Geburt nennt Friese, wenn der Mutterkuchen direkt vor der Vagina liegt und so den Weg für das Kind bei der Geburt versperren würde. «Diese Fehllage der Plazenta könnte zu lebensgefährlichen Blutungen führen.» Auch eine Querlage des Kindes, ein drohender Riss in der Gebärmutter oder eine mangelnde Versorgung des Babys mit Sauerstoff könnten einen Kaiserschnitt notwendig machen. In anderen Fällen gibt es laut Kolip einen Ermessensspielraum. Dazu zählen ein bereits vorausgegangener Kai-
serschnitt, die Beckenendlage, also wenn der Po des Kindes und nicht der Kopf als erstes im Geburtskanal liegt, oder Zwillingsgeburten. «Dieser Handlungsspielraum und die Bewertung von Risiken werden in den Kliniken sehr unterschiedlich genutzt», sagt Kolip. Krankenhäuser mit Belegärzten, das sind niedergelassene Frauenärzte, die ihre Patientinnen auch in der Klinik betreuen, hätten zudem höhere Raten an Kaiserschnitten als «normale» Fachabteilungen. Der Deutsche Hebammenverband in Karlsruhe kritisiert seit jeher die hohe Rate an Kaiserschnitten. «Die regionalen Unterschiede, die sich nicht medizinisch belegen lassen, lassen uns zusätzlich ins Grübeln kommen», sagt Sprecherin Edith Wolber. Sie ist der Überzeugung, dass mit den Ängsten der Mütter vor der Geburt nicht angemessen umgegangen wird. «Angst und Unsicherheit gehören zu einer Geburt dazu.» Es gebe unterschiedliche Herangehensweisen, damit umzugehen. «Wir Hebammen wollen den Müttern zeigen, dass wir sie begleiten, gehen auf die Angst ein und ermutigen sie, dass sie eine natürliche Geburt schaffen können.» Oftmals werde aber von Seiten der Ärzte zu schnell ein Kaiserschnitt als «technische Lösung» angeboten.
14 | Gesundheit
Die märchenhafte Vielfalt Südtirols erleben Ein einzigartiges Hotelambiente, rustikale Gemütlichkeit, eine wunderschöne Sonnenterasse mit herrlichem Blick auf den hauseigenen Badesee, fürstliche Köstlichkeiten, Wellness auf unglaublichen 6000 qm sowie Spaß und Spannung für die ganze Familie sind nur einige der Gründe, warum viele Gäste des Hauses bereits zu Stammgästen geworden sind. Dank dem unermüdlichen Einsatz, Engagement und Einfallsreichtum der Gastgeberfamilie Kruselburger ist das Wellnesshotel Schneeberg als eines der drei Schneeberg Hotels in Südtirol ein Urlaubsziel, das keine Wünsche offen lässt.
verhältnis ermöglicht vor allem auch für junge Großfamilien mit mehreren Kindern einen kostengünstigen Urlaub. Während die großen Gäste in der Wellness-Anlage die ersehnte Entspannung finden, können sich die Kleinen in der abenteuerlichen Kids-Wasser-Wellness-Welt inkl. Kinderdampfbad nach Lust und Laune austoben. Und auch der riesige Kinderspielraum mit Piratenschiff bringt Spaß ohne Ende.
Entspannung pur auf 6000 qm
Aktivurlaub für Groß und Klein Ob Groß oder Klein – ein Urlaub im Hotel Schneeberg ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Das Wort Familie wird hier ganz groß geschrieben: in den großzügigen Familienzimmern und Appartements ist reichlich Platz, sodass sich jeder frei entfalten kann. Das hervorragende PreisLeistungs-
Im sonnenverwöhnten Ridnauntal in Südtirol zu Füßen der Stubaier Alpen bietet das Hotel Schneeberg Resort & Spa der Familie Kruselburger alles, was die schönsten Tage des Jahres in einen Traumurlaub der Extraklasse verwandelt. Wellness auf 6000 qm für die Großen, Abenteuerspielplatz für die Kleinen – Das gemütliche Familienhotel ist für Aktivurlauber und Erholungssuchende gleichermaßen ein unvergessliches Erlebnis.
Auf Entspannung im Urlaub legt die Gastgeberfamilie Kruselburger besonders viel Wert, darum haben sie die traumhafte Wellnessoase um 1000 qm erweitert und modernisiert. Mit dem guten Gefühl, die Kinder in besten Händen der professionellen BetreuerInnen zu lassen, dürfen sich die Erwachsenen in den siebten Entspannungshimmel entführen lassen: die weitläufige Wasserwelt mit Felsen-Hallenbad und –Erlebnisbad mit Aromasauna und direkter
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Verbindung ins Freie, Rasulbad, Salzinhalationsbad, Aromadusche, Kneippanlage und Panorama Whirlpool lassen die Seele aufatmen und schenken neue Kraft für den Alltag. In der Saunalandschaft mit Stubensauna, finnischer Sauna, Dampfsauna, Klimasauna und mehr begeben sich Gäste auf eine kleine Wellness-Weltreise, entspannen ihre Muskeln, bringen den Kreislauf auf Vordermann und stärken ihre natürlichen Abwehrkräfte. Eingehüllt in flauschige Bademäntel können Gäste in den großzügigen Ruheräumen mit Blick auf die majestätische
Bergkulisse königlich entspannen.
Innere Harmonie für äußere Schönheit Wohlfühl- und Schönheitsbehandlungen in der hauseigenen Beautyfarm lassen Geist und Seele neu beleben. Neu im Repertoire der ausgebildeten Schönheitsexperten ist die Verwendung der erlesenen Produkte von Gertraud Gruber Kosmetik. Die ganzheitlich vorsorgende Gesundheitspflege besteht aus Ernährung, Bewegungen, positivem Denken, erstklassigen Produkten und der Achtung vor der in-
neren Harmonie des Menschen. Wertvolle Wirkstoffpräparate auf natürlicher Basis erzeugen ein Wohlgefühl auf der ganzen Linie.
Genuss mit allen Sinnen „Gutes Essen ist ein Gesamtkunstwerk, welches mit allen Sinnen wahrgenommen wird“ – auf Frische und Qualität der Produkte wird in dem Familienbetrieb besonders viel Wert gelegt. Soll es etwa ein Gericht aus der schmackhaften Südtiroler Küche sein, ein vegetarischer Leckerbissen oder eine Gaumenfreude
aus der italienischen oder der internationalen Küche? Einfache und naturnahe Bauerngerichte wie Spinat- und Speckknödel kommen genauso auf den Tisch wie feinste Meeresfrüchte-Risottos und fleischlose Nudelvariationen. Nach einem abenteuerlichen Tag sind die urig-gemütlichen Zimmer oder die luxuriösgeräumigen Suiten der beste Rückzugsort für Groß und Klein. Das Gefühl des „nach Hause Kommens“ stellt sich in den modern und geschmackvoll eingerichteten Zimmern mit charmantem Südtiroler Style sofort ein.
Kontakt und Buchung: Kontakt und Buchung: Hotel Schneeberg Familie Kruselburger Maiern 22 IT-39040 Ridnaun (BZ) Tel.: +39 0472/656 232 Fax: +39 0472/656 383 E-Mail: info@schneeberg.it www.schneeberg.it
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Gesundheitspolitik
Das Wahljahr 2013 hat begonnen. Perspektiven für uns Bürger! Gast-Kommentar
Das Gesundheitssystem in Deutschland ist nicht so schlecht, wie von einigen behauptet. In den kommenden drei Jahrzehnten wird die Bevölkerungszahl jedoch um 13 Millionen Menschen sinken. Und diese fehlen dann als Beitragszahler in den Kranken- und Sozialkassen. Und nicht alleine die Anzahl ist entscheidend, sondern auch die Verteilung: Die Anzahl der 0 und 19-Jährigen wird um 5 Millionen sinken. Die Zahl der Menschen im Alter zwischen 20 und 64 Lebensjahren verringert sich um 14 Millionen. Dagegen nimmt die Anzahl derjenigen über 65 Jahren um 6 Millionen zu. Weniger Beitragszahler, mehr Chroniker, Mehrfacherkrankte und Pflegebedürftige mit einem erhöhten Bedarf an Ve r s o rg u n g / B e h a n d l u n g / Betreuung - dies ist die reale Herausforderung an uns alle. Diese Entwicklung, die nicht aufzuhalten ist, wird die Finanzierung und die Versorgung im Gesundheitssystem Deutschlands und anderer europäischer Länder gefährden. Deshalb müssen wir Antworten auf die nachfolgenden Fragen finden:
• Wie können wir den
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Bürgern, Versicherten, Patienten auch in der Zukunft eine optimale medizinische Versorgung/Behandlung/ Betreuung gewährleisten? Wie kann die Honorierung der Ärzte, der Heilberufe, der Krankenhäuser und sonstigen medizinischen Einrichtungen gerecht, fair und zukunftssicher gestaltet werden? In welcher Form müssen die Kranken- und Sozialkassen sich restrukturieren, damit der individuelle
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Bedarf des Versicherten durch eine sinnvolle Verwendung der Beiträge gesichert werden kann? In welcher Form sollten sich die Arbeitgeber durch mehr Effizienz um Erhalt der Gesundheit der Arbeitnehmer einbringen? Dabei geht es auch um den Abbau von Fehlzeiten durch Krankheit und eine stärkere Wettbewerbsfähigkeit. Welche Grundsatzentscheidungen sollten gefällt werden, damit negative Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung vermieden werden?
Um diese Aufgabenstellungen erfüllen zu können, brauchen wir keinen Wettbewerb und keinen ausufernden Gesundheitsmarkt, sondern Effizienz und Effektivität für den steigenden Bedarf der Versorgung mit geringerer finanzieller, technischer und personeller Ressource. Folgende Maßnahmen ließen dies umsetzen und würden die regionale, individualisierte und
persönliche Versorgung/Behandlung/Betreuung und Vergütung sichern:
1. Prävention zur Verhinderung, Linderung und Beseitigung von Krankheit Gesundheitsfördernde Maßnahmen müssen politisch in den Vordergrund gestellt werden, werden z.B. Mehrwertsteuererlass auf gesunde Lebensmittel, Zuschüsse zur sportlichen Betätigung oder zur mentalen Stärkung des Menschen. Jeder Bürger kann damit auch sofort für sich beginnen. Gesundheitsschädliche Produkte bzw. Verhaltensweisen müssen mit zweckgebundenen Sonderabgaben versehen werden, um gesundheitsfördernde Maßnahmen zu finanzieren.
2. Intensive Einbindung der Erwachsenen für deren Gesundheit Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, Bildungsmaßnahmen und Informationsveranstaltungen müssen die Bürger über ihre Selbstverantwor-
tung und über Kenntnisse zu positiven und negativen Verhaltensformen für den menschlichen Körper aufgeklärt werden. Die kann jeder Bürger auch sofort in vielfältiger Form durch Nutzung von Internet, Medien, Büchern usw. eigenständig vollziehen.
3. Gesundheitliche Bildung von Kindern und Jugendlichen Kinder und Jugendliche sollen „lernen“, wie sie ihre Gesundheit ein Leben lang erhalten und somit dann auch „besser“ leben. Wir brauchen den Unterricht in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen über die Vorteile gesunder Ernährung, sportlicher Betätigung und positiven Denkens bereits in jungen Jahren. Denn: „Was „Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“.
4. Aufklärung über den IST - Zustand im Gesundheitswesen und Lösungsvorschläge Insgesamt muss die Öffentlichkeit mehr eingebunden und
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informiert werden. Wichtige Fragen sind u.a.: Woran krankt unser Gesundheitswesen? Warum sollten Mediziner und alle Berufsgruppen und Institutionen existenzsicher bezahlt werden? Warum wird die individualisierte, personalisierte Medizin mit ganzheitlichem Ansatz nur unzureichend eingesetzt? Warum hat der Arzt nur höchstens 7 Minuten Zeit pro Patient? Warum geht es kommunalen Krankenhäusern so schlecht? Dazu gehört auch die Überlegung zu den Auswirkungen und Folgen - auf den Bürger, den Patienten, aber auch auf die Kosten für unser Gesundheitswesen und die Versorgung/Behandlung/Betreuung. Und es muss überlegt werden: Was muss geändert werden, damit der Patient jetzt und in der Zukunft eine optimale Be-
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handlung und Betreuung erhält? Und dass das Gesundheitssystem finanzierbar bleibt? Das Interesse an gesundheitspolitischen Themen und Fragen muss geweckt und lebendig erhalten werden.
5. Aufklärung über unser Krankenversicherungsund Sozialwesen und Lösungsvorschläge Es gilt der Grundsatz: Kein Mensch in Deutschland darf wegen Geldmangels eine unzureichende Gesundheitsversorgung erhalten oder eine unzureichende Pflege im Alter oder als Behinderter erhalten. Das muss das A und O für unser Land sein. Und doch steckt die Frage im Detail: Nicht die verdeckte Rationierung darf erhalten und ausgebaut werden, sondern die Umsetzung von Maßnah-
men der Priorisierung. Dazu bedarf es einer fairen, offenen und konstruktiven Diskussion in Deutschland. Auch kontroverse Fragen müssen diskutiert werden – bspw. wäre es nicht sinnvoller, die verbriefte Grundversorgung staatlich sicherzustellen und durch Zusatzversorgungsversicherungen individuelle weitergehende Wünsche des Einzelnen abzudecken? Dies würde für die Allgemeinheit Kosten senken, denn einzelne Krankenkassen müssten nicht mit „Sonderangeboten“ alle Versicherten zur Kasse bitten. Es muss klar werden: „Alles und das günstig geht nicht“. Weiterhin muss in diesem Zusammenhang eine Transparenz über die Verwendung der Versichertenbeiträge in die Sozialsysteme geschaffen werden.
6. Regionale Vernetzung der Versorgung/ Behandlung/ Betreuung Nur eine gute regionale Vernetzung von Ärzten, Therapeuten, Mitarbeitern der Pflege, den Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen, den Apothekern und den Sanitätsfachgeschäften sowie der Komplementärmedizin ergibt ein effektives und somit auch ein zukunftssicheres Gesundheitssystem. Es sollten Anreize geschaffen werden für alle, die aktiv solch einem Netz beitreten.
7. Effektive Nutzung der Daten zur Behandlungsund Versorgungsstruktur Nur die Nutzung aller bereits vorhandenen individuellen Gesundheitsdaten in einem einfach handhabbaren und finanziell vertretbaren Gesund-
Gesundheit | 19 heitspass spart Kosten, minimiert Risiken, beschleunigt die Diagnose und die Therapie und macht das Gesundheitssystem sozukunftssicher. Der Gesundheitspass muss im Besitz des Bürgers bleiben. Dazu gehört eine breite Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Ziel, bestehende und nachvollziehbare Ängste vor Datenmissbrauch zu verringern.
8. Fachkundige Beratung und Unterstützung der politischen Mandatsträger Es gibt durchaus Politiker, die über den Tellerrand und die nächste Wahl schauen. Und die genau wissen, dass es so nicht weitergeht. Die gerne andere, auch neue Wege gehen würden, wenn da nicht die Partei wäre, die auf ihre Klientel schaut. Diese aktiven Politiker müssen von unabhängigen Experten mit Informationen versorgt, beraten und durch die Bürger unterstützt werden.
9. Beseitigung unnützer und qualitätsfeindlicher Rahmenbedingungen Viele geltende Bestimmungen im Gesundheitswesen stammen teilweise noch aus dem vorvorigen Jahrhundert. Viele hiervon sind richtig und wichtig. Aber es gibt auch eine ganze Reihe von Vorschriften, Gesetzen und Bestimmungen, die viel Geld kosten und wenig oder gar nichts bringen. Im Gegenteil, sie behindern ein effektives Gesundheitswesen und schaffen eine ausufernde Bürokratie. Diese unnützen und qualitätsfeindlichen Rahmenbedingungen gilt es aufzuzeigen und zu beseitigen
und zwar mit Beteiligung der Bürger.
10. Ganzheitlicher Versorgungsansatz mit der Berücksichtigung aller Berufsgruppen und Institutionen Neben der regionalen Vernetzung der Versorgung, Behandlung und Betreuung, gilt es Wege und Lösungen zu finden, um eine ganzheitliche Sichtweise aber auch eine ganzheitliche Struktur zu schaffen, die das Wünschenswerte mit dem Machbaren vereint. Diese Quadratur des Kreises wird eine spannende Herausforderung. Die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten DGVP e.V. für Gesundheit kämpft seit dem Jahr 1989 unabhängig und gemeinnützig für ein effektiveres, besseres und bezahlbares Gesundheitssystem in Deutschland das Bürgern und allen Akteuren im Gesundheitswesen zu Gute kommt. Ein Kampf in dem dicke Bretter gebohrt werden müssen und bei dem es auf eine breite Einmischung aller Bevölkerungsschichten ankommt.
DGVP e.V. für Gesundheit c/o Residenz am Dt. Theater Reinhardtstr. 29 10117 Berlin Geschäftsstelle Worms Brückenstr. 2 67551 Worms Tel. 06247-904 499 0 Fax 06247-904 499 9 info@dgvp.de www.dgvp.de
Im Notfall ist nur Nichtstun falsch Wenn die Bereitschaft zur Ersten Hilfe in Deutschland größer wäre, könnten weitaus mehr Menschen vor dem plötzlichen Herztod bewahrt werden. Oft spiele Angst vor Fehlern und Unwissenheit in Sachen Erste Hilfe eine Rolle, vermuten der Berufsverband Deutscher Anästhesisten und die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Der einzige Fehler sei aber, nichts zu tun. Prüfen, Rufen, Drücken: Wer sich diese drei Worte merkt, ist als Ersthelfer für einen Notfall gut gerüstet. Gemeint ist damit, dass ein Augenzeuge als erstes kontrollieren sollte, ob ein bewusstlos zusammengebrochener Mensch noch reagiert und atmet. Dann sollte der Helfer unter der Telefonnummer 112 den Notruf alarmieren oder jemand anders bitten, das zu tun. Atmet der Betroffene nicht mehr, gilt es als Drittes, ihn bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes wiederzubeleben. Dazu drückt man fest und mindestens 100 Mal pro Minute die Mitte des Brustbeins des Bewusstlosen nach unten. Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Ihm geht ein Herzstillstand voraus. Diesen überleben Betroffene in der Regel nur, wenn sie innerhalb von fünf Minuten eine Herzdruckmassage bekommen.
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Keine Hemmungen - Männer sollten rechtzeitig zum Urologen Das erste Mal beim Urologen zögern viele Männer gerne heraus das kann allerdings gefährlich sein. Denn die wenigsten nutzen die Krebsvorsorgeuntersuchungen, die ihnen zustehen. Laut Wolfgang Bühmann vom Berufsverband Deutscher Urologen in Düsseldorf machen das nur etwa 14 Prozent. Gynäkologen. «Die meisten Patienten sagen danach “Das war ja gar nicht so schlimm! Das war nur halb so wild.”» Diese Krebsvorsorgeuntersuchung sollte ein Mal pro Jahr wiederholt werden.
Doch die Untersuchungen sind wichtig und lange nicht so schlimm, wie viele befürchten. «Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern», sagt Bühmann. 60 000 Männer erkranken jedes Jahr daran, 12 000 sterben. «Prostatakrebs ist gut behandelbar, wenn man ihn früh genug erkennt.» Tatsächlich sind Krebsvorsorgeuntersuchungen einer der Gründe, warum ein Mann zum Urologen gehen sollte. «Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Prostatauntersuchung ab dem 45. Lebensjahr, empfohlen wird sie aber schon ab 40 Jahren, gerade bei Männern mit familiären Vorbelastungen.» Bei wem also der Großvater, der Vater, ein Onkel oder ein Bruder an Prostatakrebs erkrankt ist, sollte nicht warten, bis er selber 45 Jahre alt ist. Wer dann zum ersten Mal zum Urologen geht, wird zunächst zu seiner Gesundheit befragt. «Ich spreche mit meinen Patienten über den allgemeinen Gesundheitszustand, kläre, ob es Vorerkrankungen, familiäre Belastungen, größere Operationen oder irgendwelche Beschwerden gab oder gibt», erklärt Frank Christoph, Dozent der Urologischen Klinik der Charité Berlin. Haben Sie Probleme beim Wasserlassen? Haben Sie noch eine gute Po-
Viele Männer sind schon in einem höheren Alter, wenn sie das erste Mal zum Urologen gehen - das ist gefährlich, weil bösartige Tumore dann womöglich zu spät entdeckt werden. Quelle: DPA
tenz und so viel Lust auf Sex wie früher? Solche Fragen gehörten zu einem Gespräch dazu, immerhin könne es diese Probleme auch in jungem Alter geben. «Ein Urologe macht nicht nur die Krebsvorsorge, sondern klärt, ob es andere alterstypische Erkrankungen gibt», sagt der Arzt. Nach dem Gespräch folgt die körperliche Untersuchung. «Wir tasten den Bauch, Hoden und Penis ab, um sicherzugehen, dass die inneren Organe in Ordnung sind», erläutert Christoph. Dabei liegt der Patient meist auf einer Liege und wird dann gebeten, sich für die Krebsvorsorge auf die Seite zu drehen. «Der Urologe zieht sich einen Handschuh über, macht etwas Gel darauf und
führt einen Finger in das Rektum des Patienten ein.» Denn die Prostata ist ein etwa kastaniengroßes Organ, das nahe des Enddarms liegt und von dort aus gut tastbar ist. «Bei der Untersuchung können wir feststellen, ob die Prostata zum Beispiel verhärtet ist.» Sollte der Arzt etwas Ungewöhnliches tasten, kann er noch einen Ultraschall machen und dafür eine Sonde über den After einführen. «Die Untersuchung mit dem Finger dauert etwa 30 Sekunden, der Ultraschall etwa eine Minute», erklärt Christoph. Das tue nicht weh, sei höchstens etwas unangenehm, in etwa vergleichbar mit den Vorsorgeuntersuchungen für Gebärmutterhalskrebs der Frauen beim
Mit 40 oder 45 das erste Mal zum Urologen - das reicht heute allerdings nicht immer. «Seit dem Wegfall der Musterung gibt es eine große Versorgungslücke bei den Männern», sagt Frank Sommer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit und Professor für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Die Rate von bösartigen Hodentumoren sei im Alter von 18 bis etwa 35 am höchsten. Wer harte, höckrige Veränderungen am Hoden bemerke, sollte daher sofort zum Urologen gehen. Auch Krampfadern am Hoden sollten untersucht werden, betont der Experte. «Sie können dazu führen, dass die Fruchtbarkeit des Mannes oder die Testosteronproduktion sinkt.» Aus diesen Gründen sei es wichtig, dass junge Männer bis zum 25. Lebensjahr - wenn sie keine Musterung hatten - zumindest einmal einen Urologen aufsuchen. «Hemmungen, zum Urologen zu gehen, sollte man nicht haben», sagt Sommer. Sonst könnte es zu spät sein, bis ein bösartiger Tumor erkannt wird.
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Mit Pilates zu einem neuen Körpergefühl Die Muskeln dehnen, den Körper kräftigen, sich besser fühlen und dabei geistig abschalten: Wer diese Ansprüche an einen Sport stellt, sollte es mal mit Pilates versuchen. Das Training verbinde Bewegung mit Kraft, Atmung mit Wahrnehmung, Haltung mit Beweglichkeit, Anspannung mit Entspannung, wie Lutz Hertel vom Deutschen Wellness Verband erklärt. Pilates sei in seiner Wirkung eine Mischung aus Yoga, Atemtherapie, Krafttraining und Entspannung. Jeder Muskel und jedes Gelenk wird benutzt: Pilates ist ein Ganzkörpertraining, das die Teilnehmer von Kopf bis Fuß kräftigt. Quelle: DPA
«Pilates ist eine ganzkörperliche Betätigungsart, bei der jeder Muskel und jedes Gelenk benutzt werden», ergänzt Kurt Rotter vom Verband der Pilates-Trainer in Medizin und Sport. Die Übungen seien nicht alle neu, aber man mache sie bewusst, so dass Muskeln gekräftigt und entlastet werden. Pilates gehört vor allem in England und in den USA zur Ausbildung an anerkannten Tanzschulen und Hochschulen. «In der medizinischen Reha, wie zum Beispiel nach Sportverletzungen, wird ebenfalls Pilates eingesetzt», sagt Hertel. Teilweise werde es von Ärzten als gerätegestützte Physiotherapie verordnet.
Pilates sei besonders geeignet für Sportler, darstellende Künstler wie Tänzer oder Schauspieler sowie Menschen, die unter chronischen, haltungsbedingten Rückenschmerzen leiden. Allerdings: Der Begriff Pilates ist nicht geschützt. Es gebe auch keine einheitlichen Richtlinien für die Ausbildung, sagt Hertel. «Jeder kann sich Pilates-Trainer oder PilatesExperte nennen.» Rotter rät daher, sich seinen Trainer genau anzuschauen. «Es ist wichtig, dass der- oder diejenige Wissen über Anatomie hat, um Zusammenhänge im Körper besser zu verstehen.» Denn nicht jede Übung sei für jeden Menschen geeig-
net. «Wer zum Beispiel einen flachen Rücken hat, bei wem also die Krümmung des Rükkens nicht normal ausgeprägt ist, der sollte in Rückenlage seine Beine nicht stark hochund runterbewegen, weil er sonst Gefahr laufen könnte, einen Bandscheibenvorfall zu bekommen.» Gesundheitliche Vorbelastungen, insbesondere Schäden an der Wirbelsäule, müssten sehr ernst genommen werden. «In solchen Fällen würde ich auch dringend davon abraten, sich anhand von Büchern oder Videos die Übungen selbst beizubringen.» Wer bei den Trainern sicher gehen will, sucht für professionelle Anleitung einen staatlich anerkannten
Physiotherapeuten, der wenigstens 600 Stunden Fortbildung, teils mit Hospitationsstunden, in Pilates absolviert hat. Außerdem sollte nicht jeder Pilates machen. «Wer unter chronischen oder akuten Erkrankungen leidet, sollte grundsätzlich seinen Arzt um Rat fragen», sagt Hertel. Gefährlich seien unter anderem Entzündungen jeder Art, akute Bandscheibenvorfälle und Osteoporose mit Extremstellungen der Wirbelsäule. Auch wenn jemand einen akuten Infekt oder eine Erkältung hat oder sich sonst unwohl fühlt, sollte auf keinen Fall ein Pilates-Training durchgeführt werden.
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Gefahr in rohem Fleisch - Yersinien sind gefährliche Darmkeime Durchfall und Bauchweh, dann starke Schmerzen im Kniegelenk - wer solche Symptome hat, ist womöglich mit gefährlichen Keimen infiziert: Yersinien. Der Erreger gehört zur Familie der Darmbakterien. «Es gibt mehr als zehn Yersinienarten, von denen einige beim Menschen Krankheiten hervorrufen können», erläutert Karsten Nöckler vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin. Yersinia enterocolitica, eine dieser Arten, führt zur intestinalen Yersiniose, einer der häufigsten bakteriellen MagenDarm-Infektionen in Europa. Der Keim wird vom Tier auf den Menschen übertragen. Als Wirt fungieren in der Regel Schweine, aber auch andere Haus- und Nutztiere. Allerdings erfolgt die Ansteckung selten über den direkten Kontakt. «Die meisten der Betroffenen infizieren sich über verunreinigte Lebensmittel, im Speziellen über rohes oder unzureichend gegartes Schweine-
fleisch», sagt Prof. Jürgen Heesemann von der Universität München. Hackepeter und blutiges Steak sind also in jedem Fall mit Vorsicht zu genießen. Möglich ist die Infektion auch über verunreinigtes Wasser, Milchprodukte, Gemüse und Salate. Wenn jemand den Erreger aufgenommen hat, bricht die Yersiniose in der Regel nach drei bis sieben Tagen aus. Sie zieht Entzündungen der Darmwand und der Schleimhaut des Dünn- und Dickdarms nach sich. Außerdem können sich entzündliche Lymphknotenschwellungen im Dünndarm entwickeln. «Die Symptome sind heftiger Durchfall,
Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe und Fieber», erklärt Heesemann. Der Nachweis einer Infektion ist im akuten Anfangsstadium über eine Stuhlprobe möglich, später durch Antikörper im Blut. Normalerweise beschränken sich die Beschwerden auf den Magen und Darm und verschwinden nach einigen Tagen. In wenigen Fällen werden sie chronisch, oder es kommt zu Folgeerkrankungen an anderen Körperorganen. «Das ist in der Regel nur bei Patienten mit einem erhöhten Infektionsrisiko wie kleinen Kindern, Senioren oder Personen mit einer ge-
schwächten Immunabwehr der Fall», sagt Nöckler. Zu den Komplikationen gehören unter anderem Hirnhautund Herzmuskel-Entzündungen sowie Blutvergiftungen. Außerdem kann die Infektion Autoimmunerkrankungen auslösen. «Die Yersiniose kann zum Beispiel das Entstehen einer Hautveränderung namens Erythema nodosum nach sich ziehen», erklärt der Mediziner Martin Aepfelbacher vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Unterhautfettgewebes, die mit schmerzhaften roten Knötchen einhergeht.
Wer ins Mettbrötchen beißt, lebt riskant: Das rohe Fleisch kann gefährliche Krankheitserreger enthalten. Quelle: DPA