Uni Macht Lügen!
rien basieren. Wer besitzt die Legitimationskraft über die Wissensproduktion und welches Wissen wird bewusst ausgeklammert?
Wissenschaft produziert unsere Gesellschaft. Gleichzeitig findet jeder Mensch gesellschaftliche Machtverhältnisse, wie das Patriarchat, in der Wissensproduktion. Das spiegelt sich auch in deren Erkenntnissen wieder, denn WissenschaftlerInnen sind – wie alle Menschen – in gesellschaftlichen Strukturen bzw. Denkweisen verhaftet. Auch ihr Blickwinkel hängt von Vorwissen und gesellschaftlichen Strukturen ab.
Alles beim Alten?
Besonders das Konstrukt des Geschlechtes, das in alle Aspekte unseres Lebens hineinwirkt, zeigt sich in der Wissenschaft. Überwiegend forschen Männer, wodurch das ‚Männliche’ als Norm und das ‚Weibliche’ als dessen Abweichung dargestellt wird. Deswegen zeigt unsere Wissenschaft ein ‚männliches’ Weltbild. Ein Beispiel: Die Unterschiede bei der Erkennung von Herzinfarkten. Die Symptome für Herzinfarkte wurden hauptsächlich nach Beschreibungen von Männern festgelegt und gelten für alle Menschen, obwohl sich Herzinfarkte bei Frauen oft durch andere Symptome bemerkbar machen. Oft wird behauptet und „wissenschaftlich“ untermauert, dass Frauen „von Natur aus“ anders denken als Männer. Hier muss hinterfragt werden, auf welchen Machtverhältnissen diese Theo-
Wissenschaft muss unter den jeweiligen historischen Aspekten beleuchtet werden. Unter welchen gesellschaftlichen Verhältnissen wurde das Wissen produziert? Es ist problematisch, jetzige gesellschaftliche Zustände in die Vergangenheit hinein zu interpretieren und damit gegenwärtige gesellschaftliche Zustände zu legitimieren. Ein Beispiel: Wir beschäftigen uns mit ein paar Knochen und Werkzeugresten aus der Steinzeit und meinen ohne weiteres Wissen, daraus folgern zu können, dass damals Männer gejagt und Frauen sich um die Kinder gekümmert hätten. Mit solchen wissenschaftlichen „Erkenntnissen“ wird ein Gesellschaftsbild gefestigt, in dem Frauen kochen, putzen und sich um die Kinder kümmern und Männer öffentliche Ämter beklei-
den, das Geld verdienen und Macht ausüben. Das Argument lautet dann: „Das war schon immer so, dann wird’s wohl in der Natur liegen.“ Wissen beeinflusst die Gesellschaft. Die Gesellschaft tendiert dazu uns vorzugeben, was als Wissen gilt. Wissen und Wissenschaft sind nicht objektiv - sie beeinflussen immer Gesellschaft und sind von ihr beeinflusst. Darin besteht auch die Möglichkeit Gesellschaft durch Wissenschaft kritisch zu hinterfragen, zu erklären und zu verändern.
Die GRAS fordert: ★ Kritischer Umgang mit Wissenschaft ★ Fördern gesellschaftskritischer und damit unbequemer Erkenntnis und Forschung ★ Dekonstruieren männlich dominierter Wissenschaftstradition ★ Raum für neue Denkansätze ★ Frauenquoten - Mehr Frauen in höhere Unisphären ★ Durchgehende Frauenförderung im Studium und der Wissenschaft ★ Smash the glass ceiling ★ Smash Patriarchy
GRAS Grüne und Alternative StudentInnen
(Uni-)Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft Wer sind Gretel Adorno oder Harriet Taylor Mill? Sie sind Frauen deren Leistungen und Beiträge zu großartigen Erkenntnissen bis heute nicht gewürdigt werden. Gretel Adorno war maßgeblich an der Entstehung der „Dialektik der Aufklärung“ beteiligt. Sie protokollierte die Gespräche Theodors mit und fasste diese Gespräche sinngebend zusammen. Dennoch bleibt Gretel Adorno nur eine Randnotiz in der Wissenschaft. Der Bau des Eiffelturms wäre ohne Sophie Germains (Mathematikerin) Beitrag zur Theorie der Elastizität nicht möglich gewesen. Dennoch wurde ihr Name nie in den Turm eingraviert, die Namen von 72 anderen Wissenschaftlern schon. In der Mitte des 18. Jahrhunderts galt Mathematik als ‚unweiblich’, weswegen sie unter männlichem Pseudonym arbeitete.
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Feminismus erkennt mehr!
Auf unserer Homepage www.GRAS.at findest du weitere Kontaktmöglichkeiten sowie ausführlichere Texte zu den Beiträgen in diesem Folder.
Der erste Pulsar wurde von Susan Jocelyn Bell Burnell entdeckt. Dies stellte einen Meilenstein in der Astronomie dar. Dennoch wurde nicht Bell Burnell mit dem Nobelpreis bedacht, sondern ihr Doktorvater Antony Hewisch und sein Kollege Martin Ryle. Harriet Taylor Mill wirkte wesentlich an den politischphilosophischen Werken Stuart Mills mit. Trotz belegender Zitate von Stuart Mill selbst über ihr Mitwirken wird bis heute ihr Mitwirken (u.a. von der Stuart-Mill Forschung) bestritten. Einzelschicksale oder ein System? Die oben angeführten Beispiele verdeutlichen die systematische, sexistische Diskriminierung in der Wissenschaft, den „Matilda Effekt“. Er thematisiert die ungleiche Verteilung wissenschaftlicher Anerkennung aufgrund des Geschlechts. Wissenschaftliche Beiträge von Frauen werden häufig ignoriert oder männlichen Kollegen zugeschrieben. Diese Tatsache trägt zu jener gläsernen Decke bei, die Frauen – bis heute – daran hindert in Positionen mit (wissenschaftlichem) Einfluss zu kommen.
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widerständig und lebendig!
GRAS Grüne und Alternative StudentInnen