GRASSIEREND ZEITUNG DER GRAS SALZBURG / SALZBURG.GRAS.AT / Herbst 2014
Bundes-ÖH wird wieder direkt gewählt! Nach jahrelangen Verhandlungen hat die ÖH eine Einigung mit der Bundesregierung gefunden: Das HochschülerInnenschaftsgesetz wurde für die Zeit ab der nächsten ÖH-Wahl im Mai 2015 geändert.
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ie Gesetzesänderung erfüllt langjährige Forderungen der GRAS, wie zum Beispiel: Wiedereinführung der Direktwahl der ÖH-Bundesvertretung Volles Wahlrecht für Studierende aus Nicht-EU-Staaten Studentischer Vertretungen an Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen werden aufgewertet Studierende an Privatunis werden ÖH-Mitglieder Viele technische Erleichterungen für die ÖH-Arbeit
Als GRAS freuen wir uns über diese Verbes serungen, für die wir uns jahrelang auf Bun des- und Hochschulebene eingesetzt haben. Kritisch sehen wir die Einführung der Brief wahl, da bei der Briefwahl generell nicht ge sichert ist, wer die Wahlkarte ausfüllt und ob die Wahl geheim bleibt. Die – auch vom Ver fassungsgerichtshof geäußerten – demokratiepolitischen Bedenken gegen die Briefwahl konnten bis heute nicht ausgeräumt werden.
— Verzweifelst du schon? Am Wahlerfolg der FPÖ und einer Bundesregierung, die bei Bildung untätig ist und Armut ignoriert, während soziale Ungleichheit ständig wächst? Daran, dass in Europa Milliarden für Bankenrettungen ausgegeben werden, während man MigrantInnen im Mittelmeer ertrinken lässt? All das ein Grund, die Hoffnung in eine bessere Gesellschaft aufzugeben und sich in das eigene unmittelbare Umfeld zurückziehen? Wir sagen – nein! Die Frustration mit den unzähligen Missständen unserer Zeit ist ein Grund, um die Systeme, in denen wir leben, kritisch zu hinterfragen: den unökologischen und unsozialen Kapitalismus neoliberaler Ausrichtung, die Rolle von Nationalismus, Rassismus und Diskriminierung, sowie die herrschenden Ideologien. Eine fundierte Auseinandersetzung mit den herrschenden Systemen, die sich nicht in tagespolitischem Hickhack verfängt, hilft, die Ursachen für gegenwärtige Probleme besser zu verstehen. Denn es sind nicht einfach bei „gieri-
gen Managern“ oder „unfähigen PolitikerInnen“ zu suchen, sondern den Problemen auf den Grund zu gehen. Außerdem ist eine kritische Analyse, die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in ihren grundlegenden Funktionsweisen hinterfragt, notwendig, wenn wir Alternativen formulieren möchten. Denn solche Alternativen sind notwendig – im Großen wie im Kleinen. Denn Visionen für die Zukunft sind wichtige Orientierungspunkte für gesellschaftliche Veränderungen. Gleichzeitig braucht es konkrete Projekte und Maßnahmen, die wir im Hier und Jetzt ergreifen können, um unser Lebensumfeld, unsere Uni und die gesamte Gesellschaft anders zu gestalten. Wir als Grüne & Alternative StudentInnen möchten als studentische Gruppe sowie in unserer Arbeit in der ÖH Salzburg die Gesellschaft und Wirtschaft kritisch hinterfragen, Möglichkeiten für Veränderung aufzeigen und vor Ort konkrete Alternativen umsetzen. Diese Grassierend-Ausgabe gibt dir einen Einblick in unsere Arbeit.
GEBÜHRENSTREI T AN UNI SALZBURG GEHT IN DIE NÄCHSTE RUNDE er zur Aufnahmeprüfung Psychologie an der Uni Salzburg antreten will, muss eine Prüfungsge bühr von 50 Euro entrichten. Problematisch ist, dass diese Gebühr ohne gesetzliche Grundlage eingehoben wird. Die Lage ist wie bei den „autonomen Studiengebühren“, die 2012 ohne Gesetzesbasis eingeführt und danach vom Verfassungs gerichtshof als rechtswidrig aufgehoben wurden. Ein im Auftrag der ÖH erstelltes Rechtsgutachten bestätigt, dass die Prü fungsgebühr rechtswidrig ist. Die ÖH be schreitet nun gemeinsam mit betroffenen Studierenden den Rechtsweg und zieht vor Gericht. Höchst fragwürdig ist die Gebührenpolitik der Uni Salzburg auch bei den Repetitorien an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, die der Prüfungsvorbereitung dienen. Seit Kurzem werden auch dafür Gebühren eingehoben. Hier steht vor allem Vizerektor Erich Müller in der Kritik, mit verschiedenen Tricks zu versuchen, eine klare Entscheidung vor Gericht vermeiden zu wollen.
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WIR, DIE GRÜNEN & ALTERNATIVEN STUDENTINNEN ind eine Gruppe von ca. 20 grün & alternativ denkenden Studierenden, die sich neben ihrem Studium (und Beruf ) politisch engagieren: gesellschaftspolitisch, in der ÖH Salzburg und im eigenen Lebensumfeld! Was uns eint, ist das Interesse, unsere Uni und Gesellschaft zum Besseren zu verändern. Wir möchten die herrschenden Verhältnisse kritisch hinterfragen, uns Alternativen überlegen und diese auch konkret umsetzen. In der ÖH Salzburg vertreten wir seit 2009 als stärkste Gruppierung die Interessen der Studierenden und setzen uns für gerechtere
Studienbedingungen ein. Zu unserer politischen Arbeit zählt die Organisation von Veranstaltungen, die Mitbestimmung in Uni-Gremien, Aktionismus und Öffentlichkeitsarbeit, Diskussionen, und vieles mehr! Die GRAS ist historisch aus diversen grünen, linken und alternativen Gruppierungen hervorgegangen, die sich in den frühen 1990er Jahren zusammenschlossen. Derzeit gibt es österreichweit 16 GRAS-Gruppen an verschiedenen Hochschulen sowie eine bundesweite Dachorganisation. Neben der Mitarbeit an Hochschulvertretungen (wie der ÖH Salzburg) ist die GRAS an der Exekutive der ÖH-Bundesvertretung beteiligt.
Unsere Themen:
# BILDUNGSPOLITIK # GESELLSCHAFTSPOLITIK & SOZIALES # FEMINISMUS # MIGRATION # DEMOKRATIE & MITGESTALTUNG # ÖKOLOGIE, NACHHALTIGKEIT & TIERRECHTE
UNSERE GRUNDSÄTZE MACH BEI UNS MIT! alternativ „Alternativ“ bedeutet für uns, Altes und Neu es zu hinterfragen und gegebenenfalls bessere Konzepte zu entwickeln. Jede und jeder hat die Chance, eigenes politisches Interesse auszubilden. Niemand ist gezwungen, vorgegebenen Ansichten und Lösungsansätzen ungeprüft zu folgen. Missstände aufzuzeigen ist wichtig. Es gilt konstruktive Konzepte zu erarbeiten und ins Leben zu integrieren.
basisdemokratisch Flache Strukturen statt Hierarchien, keine Einzel- sondern Gruppenentscheidungen idealerweise durch die Betroffenen! Für uns gilt: Der Einfluss jeder und jedes Einzelnen hat gleiches Gewicht. Nur ein ausreichender Informationsfluss fördert die Gleichheit der EntscheidungsträgerInnen. Wichtig für das Zustandekommen von Entscheidungen ist ein konstruktives Miteinander. Nur nur so ist gewährleistet, dass Entscheidungen von der ganzen Gruppe getragen werden.
solidarisch Freiheit und Würde aller Menschen sind unantastbar. Alle Menschen haben die gleichen Rechte. Unsere Solidarität gilt jenen Menschen, deren Freiheit gefährdet ist und deren Würde und Rechte missachtet werden. Unsere Solidarität endet aber bei jenen, die ihrerseits die Freiheit, Würde und Rechte anderer einschränken und missachten. Gelebte Solidarität heißt für uns, Zeichen zu setzen!
feministisch Unsere Gesellschaft ist ein Konstrukt männlicher Dominanz. Frauen sollen in den von Männern geprägten gesellschaftlichen, po litischen und wirtschaftlichen Strukturen nicht dadurch Gleichberechtigung erlangen, indem sie sich an die vorgegebenen (männlichen) Denk- und Verhaltensweisen anpassen oder sich diese gar aneignen. Frauen müssen verstärkt in Entscheidungspositionen wirken. Gleichberechtigung endet nicht bei 50% - dafür kämpfen wir!
pazifistisch Gewalt ist keine Lösung! Wir lehnen physische, seelische, verbale und strukturelle Gewalt in jeglicher Form ab. Das gilt auch für wirtschaftliche und geistige Ausbeutung. Nur durch vorausschauende, nachhaltige Handlungsweisen können künftige Konflikte abgewendet werden.
nachhaltig Nachhaltigkeit ist für uns persönlich Handlungsmaxime. Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung unseres Tuns können die Auswirkungen auf unser gesamtes Umfeld abgesehen werden. Durch nachhaltiges Handeln in allen Bereichen können wir auch zukünftigen Generationen einen intakten Lebensraum sichern. Wir fordern ein verantwortungsvolles Handeln in ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragen!
Du interessierst dich für Themen wie Ökologie, soziale Gerechtigkeit, Bildungspolitik, Feminismus oder Anti-Diskriminierung? Du möchtest an der Uni Salzburg, am Mozarteum, der PH, der FH oder in Salzburg generell etwas Konkretes organisieren, z.B. eine Veranstaltung, ein Projekt oder eine Aktion? Dann schau bei uns vorbei! Wir freuen uns über alle, die bei uns aktiv werden wollen – unabhängig davon, ob du seit Kurzem oder schon länger an der Uni bist, ob du dich für ein bestimmtes Thema interessierst oder allgemeines Interesse an Politik und alterantiven Projekten mitbringst. Du kannst uns einfach eine Email schreiben an salzburg@gras.at und bei einem unserer nächsten Treffen vorbeischauen! Unseren monatlichen Newsletter kannst du unter http://salzburg.gras.at abonnieren.
lustvoll Eine sehr subjektive Kategorie. Wir orientieren uns an Epikur: „Es ist nicht möglich, lustvoll zu leben, ohne dass man vernunftgemäß, schön und gerecht lebt, noch vernunft gemäß, schön und gerecht ohne lustvoll zu leben. Wer dies nicht besitzt, der kann nicht lustvoll leben.“ Was soviel bedeutet: „lustvoll“ steht dafür, dass wir die politische Arbeit mit den (anderen) angenehmen Dingen im Leben zu verbinden wissen!
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DAS STUDIUM – MEHR ALS BERU FSAUSBILDUNG? Warum studiere ich eigentlich? Diese Frage stellt sich nicht nur in nächtlichen Stunden des hektischen Arbeitens vor Prüfungen oder Abgabefristen, sondern begleitet das gesamte Studium. ie Bandbreite möglicher Antworten ist schier unbegrenzt: um einen Wunschberuf zu ergreifen oder allgemein bessere Berufsaussichten zu haben, um den (im titelversessenen Österreich nicht irrelevanten) Status als Akademiker*in zu erlangen – oder schlichtweg aus Interesse am gewählten Studium. In der Hochschulpolitik und der öffentlichen Debatte wird das Ziel der „employability“ seit den 1990ern immer wichtiger. Dieses Konzept der „Beschäftigungsfähigkeit“ sieht vor, dass Studierende im Studium all jene Kompetenzen erwerben, die sie „fit für den Arbeitsmarkt“ machen. Konkret äußert sich das in zunehmend verschulten Curricula, die im Detail regeln, welche Lehrveranstaltungen oder Module mit welchen Lernzielen und ECTS-Punkten wann zu absolvieren sind. Der Fokus auf die „employability“ geht jedoch auf Kosten anderer Eigenschaften des Studiums. So schrumpft der Raum für die Verfolgung individueller Interessen: Die Anteile der Freien Wahlfächer nehmen ab, während die Vorgaben, in welcher Reihenfolge Kurse zu besuchen sind, zunehmen. Hinzu kommt der Druck, möglichst schnell zu studieren – einerseits durch die
Mindeststudienzeit, die für Stipendien und Beihilfen relevant ist, andererseits durch das gesellschaftliche Klima, das gegenüber „Bummelstudent*innen“ nicht gerade freundlich gesinnt ist. Der Trend hin zu Verschulung und „employability“ ignoriert, dass Bildungsprozesse
etwas höchst individuelles sind und sein sollten. Jeder Mensch lernt unterschiedlich – und manche lernen in einem längeren Studium wesentlich mehr als Kolleg*innen, die wie bei einem Wettbewerb ECTS-Punkte sammeln und in Mindestzeit durch ihr Studium rasen. Denn das Studium sollte, in Anlehnung an das klassische Ideal von Humboldt, ausreichend Zeit und Raum für ein selbstbestimmtes Studium, die kritische Reflexion über unsere Gesellschaft und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit geben. Das lässt sich zwar in Statistiken, die für die Planung und Steuerung der Hochschulen durch Politik und Wirtschaft immer wichtiger werden, nicht abbilden, wäre aber ein lohnender Anspruch, wenn die Universität mehr sein will als eine reine Ausbildungsstätte.
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UNSERE AR BEIT AUF DER ÖHEINIGE EINBLICKE #1 FREIE F UND GUTE BILDUNG! ie österreichische Bildungspolitik kann eine/n manchmal zur Verzweiflung treiben. Trotzdem gibt es vor Ort an den Universitäten gewisse Handlungsspielräume. Im aktuellen Studienjahr haben wir beispielsweise die studentischen Interessen bei der Erstellung neuer „Rahmencurricula“ vertreten. Dabei handelt es sich um Vorlagen für sämtliche Studienpläne der Uni Salzburg. Wir haben uns für mehr Wahlfreiheiten im Studium und für möglichst gut verständliche Curricula eingesetzt.
#2 DO-IT-YOURSE LF, FOOD-SHARING, INTERKULTURELLE KOCHABENDE, ZEITBÖRSE
Ein hoch aktuelles Thema ist der Einfluss der Privatwirtschaft auf die Universitäten. Während Kooperationen mit Firmen in manchen Fällen sinnvoll sein können, droht ihr Einfluss auf höhere Bildung zu groß zu werden. Bei der Bildung der neuen Bundesregierung von SPÖ/ÖVP sind wir lautstark gegen die Abschaffung des Wissenschaftsministeriums auf die Straße gegangen – denn Bildung darf nicht noch mehr zu einer Ware werden!
#3 LEBENSMITTELKOOPERATIVE (Foodcoop)
u reparierst Dinge lieber, anstatt sie bei leichter Beschädigung wegzuwerfen und neue zu kaufen? Oder du möchtest Lebensmittel, die du nicht mehr benötigst, lieber verschenken als sie wegzuwerfen? Dann sind einige unse rer Projekte in der ÖH Salzburg genau das richtige für dich! Wir verbinden die Suche
nach Alternativen in unserer Lebens- und Wirtschaftsweise mit praktischen Services. So organisieren wir z.B. Do-it-yourselfWorkshops, bereiten eine Zeitbörse vor (über die Menschen Arbeitszeit tauschen können, etwa 1 Stunde Nachhilfe für 1 Stunde Einkaufen) und bieten Veranstaltungen an – wie diesen interkulturellen Kochabend.
ute Lebensmittel, deren Herkunft man kennt, zu leistbaren Preisen – eine Utopie in einer Zeit, in der große Agrarkonzerne und Super marktketten die Märkte beherrschen und Essen über undurchschaubare Warenket ten um die halbe Welt transportiert wird? Ja, aber eine umsetzbare Utopie!
#4 STUDIERENDENRAT
deren zukünftige Entwicklung zu beraten. Die Ergebnisse des mehrstündigen Studierendenrates wurden dem ÖH-Vorsitzteam präsentiert. Für Ende Oktober 2014 planen wir einen weiteren Studierendenrat!
Wir haben Mitte 2013 den Anstoß für die Gründung der ersten zwei Lebensmittelkooperativen (Foodcoops) in Salzburg ge geben. Bei einer Foodcoop organisieren sich die Beteiligten, um direkt von regionalen Produzent*innen Lebensmittel zu beziehen.
ehr direkte Mitbestimmung ist in vielen Demokratien ein Thema – zu Recht! Denn im mer mehr Menschen haben es satt, dass Entscheidungen, die ihre Lebenswelt massiv prägen, über ihre Köpfe hinweg gefällt werden. Wir möchten neue Formen der Partizipation auch im Kleinen ausprobieren – und haben im Sommersemester 2014 in der ÖH Salzburg erstmals einen „Studierendenrat“ veranstaltet. Dabei traf sich im April eine kleine Gruppe von Studierenden, um gemeinsam mit zwei Moderatorinnen über die Arbeit der ÖH und
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#5 GESELLSCHAFTSPOLITIK ines steht fest – die GRAS ist in der ÖH auch gesellschaftspolitisch aktiv! Insbesondere aktuelle Projekte zu Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit, soziale Ungleichheit und Armut sowie Antidiskriminierung liegen uns am Herzen. Denn die Uni ist Teil unserer Gesellschaft – nur in einer guten Gesellschaft ist gute Bildung möglich! So hat die ÖH Salzburg hat eine längst Markierung des Blindenleitsystems beim Unipark Nonntal umgesetzt, damit Menschen mit Sehbeeinträchtigung zum Gebäude gelangen können, ohne dass Fahrräder den Weg versperren. Außerdem veranstalten wir laufend Diskussionsveranstaltungen, die aktuelle Themen kritisch aufgreifen.
#6 AKTIV GEGEN RECHTSEXTREMISMUS (PLATTFORM GEGEN RECHTS) m Rahmen der von der ÖH Salzburg initiierten Plattform gegen Rechts macht sich die GRAS gegen Rechtsextremismus stark. Antifaschistische Arbeit ist uns seit jeher ein Anliegen. Durch zahlreiche rechtsradikal motivierte Vandalismusakte gegen verschiedene Organisationen in Salzburg sowie im öffentlichen Raum zeigte sich, dass ein starkes Zeichen gegen aufkeimende rechte Umtriebe gesetzt werden
muss. Neben viel ÖH-Öffentlichkeitsarbeit, z.B. der Erstellung und Betreuung der Website www.plattformgegenrechts.at, beteiligte sich die GRAS an Demonstrationen gegen Rechts und Diskussionsveranstaltungen zu antifaschistischen Themen. Wir finden: Rechte Umtriebe dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben, dafür Vielfalt und Solidarität umso mehr!
#7 ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG IN SALZBURG (KONKRET: BETTELN) #8 STUDIENVERTRETUNGEN (StVen)
erzeit wächst nicht nur die Kluft zwischen Arm und Reich in Österreich (sowie in ganz Europa), sondern oft auch die Aggressivität gegen die Schwächsten unserer Gesellschaft. In Salzburg nimmt die Hetze gegen rund 130 Notreisende aus Osteuropa, die in Salzburg betteln, dramatisch zu. Vor wenigen Wochen wurde die Bleibe einiger Obdachloser angezündet. Die ÖVP betrieb vor der Gemeinderatswahl eine pauschale Kriminalisierung und stellte Bettler*innen als gefährlich und „mafiös“
dar. (Dass bis dato keine belastbaren Belege für die Existenz der angeblichen „Bettelbanden“ gibt, wird meist ignoriert). Warum geht uns das Thema Armut und Hetze gegen Arme etwas an? Weil wir alle Teil unserer Gesellschaft sind und Verantwortung für ihre Entwicklung tragen. Mit Projekten, Veranstaltungen und Aufklärungsarbeit kämpfen wir für eine solidarische Gesellschaft, die die Armut bekämpft – und nicht die Armen!
m Studierende gut vertreten zu können, braucht es die Arbeit der Studienvertretungen (StVen), die für einzelne Studienrichtungen zustän dig sind. Die ÖH-Universitätsvertretung unterstützt die StVen der ÖH Salzburg in ihrer Arbeit, z.B. mit Workshops und Schulungen. Um den Kontakt zwischen den mehr als 300 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in der ÖH zu pflegen, besuchen das Vorsitz team und das Bildungspolitische Referate jede der 32 StVen, um über Probleme und Projekte an den einzelnen Fachbereichen zu sprechen.
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DIE FOODCOOP SALZKÖRNDL WEIL WIR ALLE ESSEN … Essen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Aber Essen ist nicht gleich Essen. Und es wird immer schwieriger zu wissen, woher die Produkte stammen und was sich hinter den ganzen Zutaten und Inhaltsstoffen verbirgt. as ist nur einer von vielen Gründen, warum sich in Salzburg immer mehr Menschen in Foodcoops (Lebensmittelkooperativen) organisieren. Foodcoops sind Zusammenschlüsse von Personen und Haushalten, die selbstorganisiert Produkte direkt von den Produzent*innen beziehen. Somit wird die Anonymität zwischen Konsument*innen und Produzent*innen aufgebrochen und Transparenz geschaffen. Den Foodcoops-Mitgliedern liegen aber auch ökologische Kriterien besonders am Herzen – von der Produktion bis hin zu Transport und Verpackung, bei der viel Müll eingespart wird.
DOCH WIE SCHAUT DER FOODCOOP-ALLTAG GENAU AUS? edes Vereinsmitglied bestellt wöchentlich die Frischeprodukte in einer Online-Liste. Die Bestellungen werden dann gesammelt an die Produzent*innen weitergeleitet. Jemand holt diese dann für die ganze Gruppe ab und bringt sie ins Vereinslokal, welches wöchentlich für ein paar Stunden geöffnet hat, damit dann alle die bestellten Frischeprodukte und Lagerware (zB. Getreide, Nudeln, Linsen, Öle, Bier, Wein) abholen können. Es fällt vermutlich schon auf, dass der Einkauf über eine Foodcoop teilweise etwas aufwändiger ist, als im „normalen“ Supermarkt. Doch es hat schon einen gewissen Charme, wenn man mit den vorbereiteten Gläsern & Gefäßen in die Foodcoop radelt, die frischen Produkte selber mit einer nostalgischen Waage abwiegt und verrechnet. Und was sind schon ein paar Stunden Zeitaufwand im Monat verglichen damit zu wissen, was man isst?
GRAS & FOODCOOPS:
NEUGIERIG GEWORDEN?
Die GRAS Salzburg hat die Idee der Foodcoops aus Wien aufgegriffen und als Teil der ÖH Salzburg die Vernetzung von Interessent*innen und die Gründung der Foodcoop „Salzkörndl“ 2013 wesentlich unterstützt. Im „Salzkörndl“ sind mittlerweile über 30 Leute aktiv.
Dann schau beim nächsten Plenum vorbei! Nähere Infos & Termine unter www.salzkoerndl.org und info@salzkoerndl.org
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WAS WIR SO ALLES SCHLUCKEN - TAG FÜR TAG, ZWEIMAL Am Anfang und am Ende eine Tages tun wir das, was uns seit Kindesbeinen an beigebracht wurde. Wir putzen unsere Zähne. Denn die Beißer sind ja nur zweimal gratis chöne Zähne sind ein Zeichen für Gesundheit und gesunde Zähne ersparen uns Ärger und Schmerzen beim Zahnarzt. Die Werbung zeigt plakativ, wie einfach die richtige Hygiene abläuft:
SCHRITT 1 Benässen der Bürste (hart, weich, mittel, kurz- oder langkopfig, varia ble Borstenstärke, …) SCHRITT 2
Paste auftragen (fluoriert, bleichend, minzig, antibakteriell, mit Microgranulat, …)
SCHRITT 3 SCHRITT 4
Putzen Spülen mit Mundwasser (mundgeruch-, bakterien-, verfärbungenbekämpfend)
SCHRITT 5 Feinschliff mit Zahnseide (gewachst, ungewachst, fluoriert, …)
Und allein an dieser sehr groben Aufzählung ist erstens erkennbar, wie facettenreich die Bandbreite bezüglich des Zahnschutzes ist, zweitens, welches Marktinteresse hinter dieser Lobby steht und zum dritten, wie automatisiert alles in den Mund genommen wird, was im Drogerie- oder Supermarkt angepriesen wird. Die sich im Mund befindenden Schleimhäute nehmen alle Stoffe, mit welchen eine gesunde Mundflora gewährleistet werden soll auf und so gelangen diese in den gesamten Körper. Unter diesem Aspekt geraten die Inhaltsstoffe der Zahnpflegeprodukte in das Visier von Kritikern*innen und das, wie in der folgenden Auflistung zu lesen, zu Recht.
Fluoride Wird Fluorid in kleinen Mengen regelmäßig dem menschlichen Organismus zugeführt, so werden auf lange Sicht die Enzyme des Stoffwechsels gehemmt. Auch das Immunsystem wird durch das Zellgift irritiert und geschwächt. Bereits eine halbe Tube fluorierte Zahnpasta kann ein Kleinkind töten.
Triclosan Triclosan ist ein chemisches Desinfektionsund Konservierungsmittel, welches antibiotisch wirkt. Somit wird jede Bakterienkultur im Mund abgetötet, wobei nicht nur die schädlichen Mikroben vernichtet werden, sondern ebenso die elementaren Kolonien für eine gesunde, abwehrfähige Mundflora.
Natriumlaurylsulfat Dieser Stoff gilt als allergieauslösend und hautreizend. Das in Zahncremes enthaltene Natriumlaurylsulfat trocknet die Mundschleimhaut aus und kann zu schmerzhaften kleinen Entzündungen führen.
Abrasiva Schmirgelmittel sind inzwischen in beinah jeder Zahnpasta enthalten. Sie sorgen nicht nur für eine kurzzeitige Aufhellung der Zähne, sondern auch für Schmerzempfindlichkeit und Zahnschmelzschäden durch den Abrieb.
Zucker – Zahncremes In annähernd jeder Zahnpasta sind Süßstoffe oder Zuckeraustauschstoffe enthalten. Die Unbedenklichkeit dieser Stoffe ist stark umstritten. Einer der verwendeten Stoffe, Sorbit, soll sogar ein kariesförderndes Potential beinhalten. Die Absurdität, mit einer gesüßten Paste die Zähen zu putzen muss erst einmal sacken. In Apotheken, Reformhäusern und Biosupermärkten sind Zahncremes ohne diese verheerenden Begleiterscheinungen erhältlich. Im Rahmen unserer Gesundheit sollte kein anderes Produkt mehr konsumiert werden. Zum einen, um unsere Zähne zu schützen und nicht zu schädigen und zum anderen, da eine eigennützige Lobby nicht weiterhin zu unterstützen.
DER WANDERWEG DES NANOPARTIKELS: VON UNS - IN UNS anz gleich, ob wir uns eincremen, die Zähen putzen, Make-Up oder Sonnenlotion auftragen, was wir letzten Endes abwaschen und erst in den Abfluss, in das Abwasser und letztendlich in den Wasserkreislauf spülen, enthält extrem kleine Plastik- und Metallpartikel, sogenannte Nanopartikel. Somit landet alles, was von unserem Körper gewaschen wird, in den Flüssen, Seen und Meeren unsere Erde, wo es dann in die Organismen aller Lebensarten übergeht. Das von Plastik und Metall verseuchte Wasser ist jenes, welches wir trinken, in welchem Fische schwimmen, welche wir zu verzehren gedenken. Dies schließt den Kreislauf zwischen dem Teilchen, welches von unserer Haut letztendlich über einen langen Weg wieder in unserem Körper landen. Jedoch gibt es nicht nur den langen Weg, sondern auch den kurzen des giftigen Partikels in unseren Körper. Denn an sich sind diese Nanopartikel für eine gesunde Haut unbedenklich. Sollte jedoch die Haut angegriffen sein, beispielsweise aufgrund alltäglicher Einflüsse (sowie an Haarwurzeln und Talg- beziehungsweise Schweißdrüsen) so können diese Metall- und Plastikteilchen in die Haut, also auch die die Blut- und Lymphlaufbahn eindringen. Die Alternative zu diesen Produkten ist praktisch überall erhältlich. Im Sinne einer lebenswerten Umwelt und einem gesunden Körper sollten wir auf alternative Produkte achten.
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DER NEOLIBERALISMUS UND ANDERE SCHATTENSEITEN Der Begriff „Neoliberalismus“ fällt häufig bei Alltagsund an Stammtischdebatten. Aber was steckt dahinter? Handelt es sich um ein wissenschaftliches Konzept, eine Ideologie oder lediglich um ein Schimpfwort? Anlass genug sich ein paar Gedanken zum Wesen des Neoliberalismus zu machen. nter dem Ausdruck „Neoliberalismus“ werden heute viele theoretische aber auch reale politische Strömungen zusammengefasst, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Manche verorten den Ursprung beispielsweise in der neoklassischen Wirtschaftstheorie des 19. Jahrhunderts, die bereits annahm, dass sich Märkte – fast wie von Zauberhand – in Gleichgewichtszuständen einpendeln. Be sonders großen Einfluss auf die Entwicklung des neoliberalen Theoriegebäudes hatte der Österreicher Friedrich August von Hayek, der in seinem Werk „Der Weg zur Knechtschaft“ sozialistisches Gedankengut in die Nähe des Faschismus rückte. Hier wird bereits deutlich, dass es vielen neoliberalen Theoretikern1 nicht immer nur darum geht bzw. ging, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Sachverhalte und Prozesse adäquat zu beschreiben. Nein, sie woll(t)en den Neoliberalismus als wirtschaftspolitisches Projekt auch aktiv vorantreiben – auch indem sie andere Perspektiven oder Grundhaltungen verunglimpf(t)en. esondere Bekanntheit erlangte der Neoliberalismus in den 1970er Jahren, als die Regierungen vieler Länder eine neoliberale Kehrtwende nach dem Modell einiger Wirtschaftstheoretiker – wie z.B. Milton Friedman – einleiteten. Berühmt berüchtigt ist die Ära von Ronald Reagan (USA) und Margaret Thatcher (UK), in der unter anderem der Abbau sozialer Leistungen („Sozialstaat“) vorangetrieben wurde. in zentrales Charakteristikum des Neoliberalismus ist es, einerseits einen „starken“ und andererseits einen „schwachen“ Staat zu fordern. Stark soll der Staat vor allem dann sein, wenn es um die
IMPRESSUM :
Herstellung von Sicherheit und um die Ermöglichung von freiem Handel und von Privateigentum geht. Schwach oder „schlank“ soll er bei sozialen Angelegenheiten sein, z.B. wenn um das soziale Sicherungssystem geht. Des Weiteren hegt der Neoliberalismus die Idee, die Organisationsprinzipien des Marktes (z.B. Steuerung durch Angebot und Nachfrage) nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auch andere gesellschaftliche Teilbereiche, wie z.B. auf den sozialen Sektor, die Politik oder die Bildung, anzuwenden. Ein Indiz für diesen thematischen und theoretischen „Imperialismus“ dieser Theorie ist die Tatsache, dass es mittlerweile unzähliger ökonomische Theorien der (Liebes-)Beziehung gibt. Alles wird in das Schema und in die Denkmuster der Ökonomie gepresst. ie Verbreitung und das Vorantreiben dieser Elemente neoliberaler Theorie und Praxis können historisch auch in Österreich nachvollzogen werden. Bereits Ende der 1980er Jahre wurde Staat und seine Maßnahmen als „interventionistisch“ und damit negativ bewertet. Im Rahmen des sozialen Sicherungssystems griff die Mobilisierung der Menschen zur Arbeit durch Zwang und Repression, durch das Pochen auf Eigenverantwortung und durch die Androhung von Leistungskürzungen langsam um sich. In der zweiten Hälfte der 1990er und zu Beginn der 2000er Jahre wurde begonnen, das Konzept des „New Public Management“, das ökonomische und hi erarchische Prinzipien des Marktes auf den öffentlichen Sektor überträgt, einzuführen. Dies geschah einerseits durch (Teil-)Privatisierungen oder durch Ausgliederung von öffentlichen Aufgaben durch Leistungsverträge mit Unternehmen oder halböffentlichen Organisationen (z.B. AMS). Unter der schwarz-blauen Regierung von 2000 bis
2006 wurde diese Entwicklung fortgesetzt: Soziale Leistungen wurden weiter abgebaut und enger mit Leistungsfragen verknüpft. Gleichzeitig wurden Menschen, die Sozialleistungen in Anspruch nahmen, vermehrt stigmatisiert („Sozialschmarotzer“, „soziale Hängematte“). Damit wurde und wird der Ausgrenzung sozial Schwacher und von Migrant*innen Vorschub geleistet. hne auf weitere Schattenseiten der „Neoliberalisierung“ der Gesellschaft eingehen zu können, wird doch eines deutlich: Die von Hayek postulierte Affinität zwischen Sozialismus und Faschismus wirkt im Lichte dieser Entwicklungen nahezu verkürzt und naiv. Es ist vielmehr die neoliberale Theorie, der gelebte Wirtschaftsliberalismus und seine Begleiterscheinungen (wie z.B. die Tendenz zu einem „autoritären Wettbewerbsstaat“ oder der Abbau und die Umgehung demokratischer Prozesse), die zu mehr sozialer Ungleichheit, Ausgrenzung und Fremdenhass führen.
GRÜNE & ALTERNATVE STUDENTINNEN SALZBURG (GRAS) GLOCKENGASSE6 / A-5020 SALZBURG/ SALZBURG.GRAS.AT