Australien
do w n u n der 1 | ONELIFEONECHANCE
one life one chance - 2014 - 2015
neuseeland - Australien - fidjis - singapur - borneo - vietnam - kambodscha - laos - thailand
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...... One life one chance ......
Australien ........................................................
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The outback ...... 13.12. - 18.12.2014 ......
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The south ...... 18.12. - 20.12.2014 ......
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great ocean road ...... 20.12. - 22.12.2014 ......
melbourne ...... 23.12. - 25.12.2014 ......
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gippsland ...... 26.12. - 28.12.2014 ......
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sydney
...... 29.12. - 03.01.2015 ......
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The Outback
Wie, ihr fahrt ins outback? Jeder Aussie hat bisher nur mit hochgezogener Augenbraue reagiert. und tatsächlich kennt nicht mal jeder Zweite das Inland. Zu heiss, zu weit, zu teuer, zu viele Fliegen etc. So sind die paar Farmer und die indigene Bevölkerung in dieser Einöde relativ auf sich selbst gestellt. Den Touris, die sich doch die Mühe machen, ist eine Art Zeitreise gewiss. Eine Zeitreise in die urmaterie dieses von Extremen gebeutelten Kontinents, aber auch in die Seele des Landes. Nur hier erahnt man die wahre Größe Australiens und trotzt phlegmatisch den gnadenlosen Lebensbedingungen.
...
Je tiefer im Inland, deste heisser wird es. Leider haben wir kein Thermometer dabei. Vielleicht auch besser, wenigstens können wir uns so nicht selbst bemitleiden. In unserem Reiseführer lesen wir, dass die Sonne hier bis auf 50 Grad aufdreht. Als Reisezeit sollte man den Dezember und Januar meiden. Hmmm… Wir werden vier Tage bis nach Alice Springs benötigen. Geben wir dem Gaul also die Sporen… Die erste Etappe führt uns von Cairns auf dem vollmundigen Savannah Highway in Richtung Croydon. Einige andere kleine Städte liegen auf der Strecke. Solche, wo man nur zum Tanken anhält und beim Ortsausgangs-schild auch schon wieder den Namen vergessen hat. Für diese Orte hat man das Wort Kaff erfunden. Wir könnten hier vermutlich nur mit Antidepressiva leben. Oder wären mit 16 in Richung Küste getürmt. Kann natürlich auch sein, dass hier Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Wir haben mit keinem Local mehr als das Obligatorische an der Kasse geredet. Aber in Croydon lag ein kleines Stadtheft aus. Sozusagen die lokale Monatszeitung von der Stadtverwaltung. Von den sechs Seiten voller Dorfagenda widmen sich ganze vier dem Thema Stress, Angst- und Wutbwältigung, Einsamkeit, Beziehungsprobleme, häusliche Gewalt und die Tücken des Weihnachstfestes. Das sagt so einiges… Weiterhin ist zu lesen, dass es eine Art DürreRegierungsprogramm gibt inklusive Hotline und lokalen Ansprechpartnern. Nicht nur finanzieller Rat bezüglich Fördergelder etc. wird geboten, sondern auch psychologischer Beistand bei anderen Folgeerscheinungen der Dürreperioden. Farmer sind besorgt, leiden unter ständiger Ungewissheit, Existenzangst, Suff etc.
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Wir ackern uns mĂźhsam und stetig
ins Reich der Fliegen vor.
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...... Termiten , rinder , kaengaruhs ......
Nachdem wir uns kurvenreich durch das Atherton Tableland bei Cairns gewühlt haben, wirds bald flacher und irgendwann total platt. Savanne nennen sie dieses karge Grasland, dementsprechend führt die erste Route auch über den Savannah Highway. Die erste Vollbremsung lässt nicht lange auf sich warten. Kängurus stehen direkt an der Strasse Spalier. Man weiss ja nie, in welche Richtung diese Dussel springen. Kängurus und Kühe sind ohnehin unsere treuen Wegbegleiter. Viele leider wie immer tot am Strassenrand, manchmal inklusive Unfallwagen. Scheint, als ob man die einfach stehen lässt. Die Rinder ähneln der heiligen Kuh in Indien. Diese (ursprünglich asiatische, afrikanische?) Rasse haben wir im ganzen Nordosten gesehen. Vermutlich sind sie resistenter gegenüber Hitze und Trockenheit. Aber die hier sind ganz besonders mager. Fragt man sich, ob die überhaupt zur Fleischwirtschaft taugen. Viel Milch geben die doch auch nicht. Also wozu hält man die? Fragen über Fragen. Viele laufen – und davor wird auch auf Schildern gewarnt – frei herum. Stundenlang grübeln wir drüber nach, wie die Farmer ihre Herde wieder zusammenkriegen? Zeit genug haben wir ja. Am ersten Tag sind wir 8 1/2 Stunden unterwegs. Das Markenzeichen des Outbacks, die rote Erde, ist mal mehr, mal weniger präsent. Kommt auch drauf an, ob du die Sonnenbrille auf oder ab hast. Angesichts der unzähligen Termitenhügel entlang der Strecke, die uns wahlweise an Kleckerburgen, Räucherstäbchen oder Kackhaufen errinnern, vermuten wir ein Mengenverhältnis von 1 zu 674789 zwischen Mensch und Insekt. Können auch 23 mehr sein. Wir sind nicht kleinlich. Bei einer der
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vielen Pullerpausen (Hitze gleich Literweise Wasser gleich volle Blase) wimmelt es nur so von Schmetterlingen. Irgendein Vogel klingt wie ein im Stich gelassenes Zicklein. Unseren lachenden Kakadoo haben wir auch wieder gesehen. Und jede Menge Raubvögel.Die ersten Stunden de Reise sehen wir ausgetrocknete Bachläufe en masse. Kein Wunder, dass man da die Überflutungsschilder und Messlatten bis zu 2 Metern Höhe etwas deplatziert findet. Abends in Croydon erfahren wir von der Campinglady jedoch, die Regenzeit hätte begonnen. Die wollte nämlich auch wissen, welche Strecke wir nehmen. Das mit den Überflutungen muss hier schnell gehen. Am späten Abend sitzen wir dann selbst im Freilichtkino und starren dem Himmelsspektakel entgegen. Blitze, Wetterleuchten und tiefes Donnergrollen – alles sehr pompös, grell und laut da oben. Viel Lärm um nichts bzw. wenig. Der Regen fällt verhältnismäßig gelinde aus. Trotzdem sehen wir tagsdarauf riesengrosse Pfützen am Strassenrand. Diesmal ist es der Gulf Devil Highway (toller Name, sehr motivierend). Auf der Strecke sind sporadisch Sandsäcke und Steine am Rand gestapelt, dazu kommen unzählige Gitter und Gräben. Muss manchmal wohl richtig abgehen. Dann wären da noch die Road Trains. Wahnsinnig lange Trucks mit bis zu vier Anhängern und 50 Metern Länge. Wahrscheinlich heisst der Highway wegen deren Platzhirsch-Attitüde Devils Road. Aufjedenfall sollte man denen aus den Weg gehen und möglichst Platz machen. Sie sind die Könige der Strasse. Ausserdem wirbeln sie jede Menge Staub und Steine auf. Car Glass lässt grüßen.
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Wir ackern uns – im wahrsten Sinne des Wortes – mühsam und stetig ins Reich der Fliegen vor. Die Fahrerei ansich ist langatmig, um es mit Milde zu formulieren. Abwechslung sieht anders aus. Es geht stundenlang stupide geradeaus. Ein Hoch auf die armen Kerle, die diese Strassen bauen mussten. Vermutlich Sträflinge. Niemand würde das freiwillig machen. Es ist heiss. Sehr heiss. So heiss, dass sich selbst Dörtis Stechschritt dem Puls eines Koalas anpasst. Und diese Fliegen. In Mount Isa, wo wir nach einer achtstündigen Fahrt den zweiten Tag beenden, wedeln wir diese lästigen Viecher von unserem Abendessen. Heiki ist Meister im Fliegenklatschen. Und es soll noch schlimmer werden… Aber das späte Nachmittagslicht ist erstklassig. Als hätte sich der Himmel einen roten UV-Filter aufgesetzt. Ein kleiner Vorgeschmack auf die famosen Sonnenuntergänge am Ayers Rock.
.......... zu heiss... zu weit... zu viele Fliegen ......
Tja, so sehen die Tage aus. Früh aufstehen, um achte gehts los. Dann sitzen wir uns den Hintern platt. In die Langatmigkeit mischt sich trotzdem auch ein Funken Aufregung. Manchmal kommt uns stundenlang kein Auto entgegen und wir fühlen uns frei wie ein Vogel. Wir können machen, was wir wollen. Am dritten Tag ist Alice Springs immer noch über 1000 km entfernt, Da kommt Freude auf. Wir überqueren die Grenze von Queensland ins Northern Territory und dürfen innerhalb von Sekunden auf genau der gleichen Strasse von 110 auf 130 Höchstgeschwindigkeit gehen. Grenzen sind doch so irrsinnig. Vermutlich benötigen Kängurus hier im Northern Territory ein Visa. Wir sehen kein einziges mehr. Je weiter wir ins Outback fahren, desto tiefer greifen wir beim Tanken in den Geldbeutel. Zunächst 60, dann vier Stunden später 80 Cent mehr für den Liter. Wer kann, der kann. Das Benzin spritzt Heiki aus dem Tank entgegen. Es kocht und wir müssen behutsam den Tank aufschrauben, bis das Zischen versiegt. Genauso verhält es sich mit dem Wasser im Van. Kaffeewasserkochen können wir uns klemmen, es kommt brühheiss aus dem Hahn. Alles ist heiss, aber auch wirklich alles. Selbst die Kissen glühen abends beim Zubettgehen noch. Bei jeder Rast wird das Wedeln mit den Propellerarmen zur instinktiv einverleibten Gestik. Fliegen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, mit welcher Abscheu wir dieses Wort aussprechen. Wenigstens geben uns die kreativen Namensgebungen im Outback Anlass zum kiechern. Shakespeare Creek. Fehlt nur noch die Coco Chanel Truckerkneipe.
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........................ Traumweltennachtclub der abus ............ 14 | ONELIFEONECHANCE
Der dritte Tag auf Achse endet mit einer Sehenswürdigkeit. Wir sind mittlerweile in Richtung Süden auf dem Stuart Highways unterwegs und fahren bei den Devils Marbles, Teufelskugeln, über die Ziellinie. Ein grosses Areal voller Felskugeln bzw. -brocken. Surreal. Wie hingeworfen. Hingemurmelt quasi. Kein Wunder, dass Aborigines diesen Ort als heilig ansehen. Karlu Karlu heisst es und hat mehrer Bedeutungen. Zum einen sind die Steine die Eier der Regenbogenschlange. Während die Abus im realen Leben hier Rast machten – nach dem Regen sammelt sich das Wasser in den vielen Mulden und Felsspalten -, trafen bzw. treffen sie sich hier in ihren Traumwelten. Die Traummenschen sollen in den Höhlen leben und
so mancher ist ihnen auf nimmerwiedersehen gefolgt. Solche Geschichten hört man gerne. Kriegt man schön Gänsehaut, auch bzw. weil wir an diesem magischen Fleckchen Abuland campieren werden. Es ist einsam, und nachdem das Outback uns zur Dämmerung seine Fliegen und Mücken auf den Hals gehetzt hat, zeigt es sich später gnädig von seiner sakralen Seite. Der Sternenhimmel, was fuer ein STERNENhimmel. Die tiefschwarze Käseglocke funkelt und strahlt sein schönstes Lächeln. Wir fühlen uns klein und seelig zugleich und müssen bei dem Gedanken grinsen, wo wir hier eigentlich sitzen. Mitten im Nix, im OutbackNirvana, der fiesen und zugleich lieblichen Königin der Einöde. Das Leben nimmt schon sonderbare Wege.
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Gefühlsduselig starren wir in die Nacht. Und schlagen nach Mücken. Irgendwie scheint das Outback dir sowieso den Rhythmus zu diktieren. Licht anmachen geht sowieso nicht. Aber selbst, als wir das Tablet anmachen, um zu lesen, schickt die bipolare Dame Stürme voller Viecher. Technik unerwünscht…. Zur Krönung hört Dörti irgendwann einen Dingo vorbei traben. Sowieso witzig, wie wir uns ergänzen. Dörti hört das liebe Getier, Heiki sieht es.Um neun liegen wir dann in der Kiste, nachdem Junior die Mücken erlauscht, Senior sie erfolgreich erlegt. Teamarbeit. Geträumt haben wir nix. Alles schwarz. Vermutlich haben Touris kein Zutritt in den Traumwelten-Nachtklub der Abus.
das outback. was für ein nirvana, die fiese und zugleich liebliche Königin der Einöde. ........... ...........
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Pippi im Busch, Stulle im hysterischen Herumwedeln verschlungen, Kaffee hinterher und los gehts. Nur noch schlappe 400undnochwas bis nach Alice Springs. Nach 30 km erwartet uns die Ufo Capital of Australia. Und Dörti meinte noch in der Nacht, es würde am Himmel blinken. Stadt ist etwas übertrieben, eher ne Tankstelle mit Aliensouveniers und nen Campingplatz. Wie der Name plausibel erklärt, wurden hier Ufos gesichtet. Also ham sie jede zur Verfügung stehende Wand mit Spaceships und grünen Männchen angemalt. Man hat viel Zeit hier draussen. Und Geld muss ja auch irgendwie verdient werden.
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............. der a - promi
des outbacks ......
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Alice springs is burning ............................................................................................
Der Teer schmilzt. Kein Scherz. Wir stehen auf einem Parkplatz in Alice Spring und bleiben mit den Flipflops kleben. Vor unserer Nase ein ausgetrockener Graben, der einst mal der Todd River gewesen ist. Wir sind bei 42 Grad. Und das soll noch gar nix sein, sagt uns die Dame in der Touriinfo.
Wir schleichen durch die City und klappern Abu Art Galerien ab. Einmal mehr wünschten wir uns das Budget einer Paris Hilton. Wir würden es wenigstens für anständige Dinge ausgeben. Zum Beispiel Kunst. Wir sehen Bilder bis zu 3000 Dollar. Riesige Leinwände, und angesichts der Detailverliebtheit der Künstler ist der Preis wahrscheinlich gerechtfertigt. Müssen die eine Geduld haben. Setzen Punkt für Punkt für Punkt. Das muss Ewigkeiten dauern. Meistens werden Motive aus den Traumwelten verewigt. Da ist also ordentlich was los. Anderes dagegen könnte man überheblich als primitive Kunst abstempeln. Dörti setzt schon zu Vergleichen mit der Kindermalstunde oder den Behindertenwerkstätten an, beisst sich aber wohlerzogen auf die Lippen. Würde bei den Galeristen wahrscheinlich nicht gut ankommen. Die sind übrigens alle weiss. Wir verstehen nicht, warum Abus hier nicht einfach ihre Kunst direkt verkaufen. Draussen auf der Wiese sitzt eine ältere Dame mit ihren Bildern, aber keiner geht hin. Eine Galeristin ereifert sich über die Steuerfreibeträge der indigenen Künstler. Und Stütze würden se auch noch alle kriegen. Faules Pack. Den gehe es viel zu gut. Hmm. Diese Kommentare hören wir nicht zum ersten Mal, nur wirken sie hier weit deplatzierter. Sägt man an dem Ast, auf dem man sitzt? Und überhaupt, etwas mehr Contenance, blöde Kuh. Alice Springs ansich? Eine Ikone soll es sein, vibrierend, mystisch. Ganz ehrlich? Es ist heiss, staubig, phlegmatisch. Irgendwie desolat. Die Strassen schmelzen, die Fassaden werden von
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der Sonne geschändet, die Erde ist rissig. Aber Multikulti ist hier angesagt. Menschen aller Couleur sieht man, und es wäre interessant zu wissen, wie sie ausgerechnet in diesem Vorhof des Outbacks landeten. Die meisten Abus sehen, mit Verlaub, schäbig aus. Und Hand aufs Herz. Dörtis Sozialistenherz weint grosse Tränen, aber die Ressistements der Australier gegenüber den Aboriginies sind oft nachvollziehbar. Die Lage ist desaströs, und die Abus gehören dem untersten Sozialmileu an. Das kann man riechen, das kann man sehen. Wieviele Suffis, wieviele Frauen mit Veilchen und blauen Flecken im Gesicht… Schnief. Heiki wird später Zeuge, wie eine Frau direkt vor unserem Van von ihrem Mann verfolgt und dann brutal geschlagen wird. Ganz übel. Dörti währenddessen beobachtet an der Rezeption, wie der Besitzer vom Campingplatz, auf dem das Elend geschieht, die Bullen ruft. Er hätte mal wieder Probleme mit der indigenen Bevölkerung, sagt er lapidar am Telefon. Die Bullen sind im null komma nix da. Tja, sie scheinen irgendwann verloren gegangen zu sein. Lost in transision. Aber Themawechsel. Wir entscheiden uns, es bei dieser kurzen Stippvisite zu belassen und machen uns in Richtung Süden auf. Jede weitere Stunde bringt uns dem Ayers Rock etwas näher. Auch den Piano-spielenden Dingo, irgendwo am Highway beworben, sparen wir uns. An einer Highway-Abfahrt namens Erldunda bleiben wir über Nacht. Wir gieren nach einer Dusche. Kneippkur ist nicht, das Wasser wird einfach nicht kalt. Hat sich im Wasserturm zu sehr aufgeheizt. Verkehrte Welt. Beschwerden dieser Art hört man in Deutschland andersrum. Und diese Fliegen… Wir sind absolut genervt. Das Outback an sich ist nicht von schlechten Eltern. Nur scheint es Tourette zu haben und spuckt ständig dieses Viehzeug aus. Es reicht. Wo bitte gehts zum Strand?
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............. Die Aborigines sind Lost in transition,
wir irgendwie auch ......
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Um 5 Uhr stehen wir auf. Das ganze Outback ist sowieso schon früh auf den Beinen. Es ist bewölkt und äusserst angenehm da draussen. Es geht 2 1/2 Stunden hinein in den roten Schlund. Wieder mal nehmen wir einen Papageien mit. Bisher waren es eine Katze und mehrere Vögel. Habe man sie seelig. Wir sehen die ersten Kamele auf einer Weide, Relikte aus alten Siedlerzeiten, von afghanischen Einwanderern eingeführt. Wir spazieren eine knappe Stunde durch den Canyon. Die grosse Runde
hätten wir sowieso nicht machen können. Der Track wird um 9 Uhr aufgrund der Hitze und Dehydrierungsgefahr geschlossen. Zu unserer grossen Freude sehen wir das erste Känguru live beim wandern. Ein Muttertier mit ihrem Jungen. Die kommen also auch die Felsen rauf. Inzwischen haben wir schon 23 Fliegen getötet und sind fertig mit dem King Canyon. Ursprünglich wollten wir hier die Nacht verbringen, beschliessen aber, beides an einem Tag abzureissen.
.......................... King Canyon ...................
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.......................... Uluru alias Ayers Rock ................... 32 | ONELIFEONECHANCE
Mit dem uluru, dem Ayers Rock, kommt das Beste zum Schluss. Die Krönung. Der A-Promi des outbacks. um die Fakten zu bemühen: Das heiligste der Allerheiligen ist ganze 3,6 km lang. Der höchste Punkt ist 348 Meter hoch. Man glaubt, dass zwei Drittel des uluru unter der Erdoberfläche liegen.
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Der Ayers Rock ist, in einem Wort, und im wahrsten Sinne, KoLLoSAL. ............................................................................................................................................................................................................................................................ Man kann den Wind hören, wie er die Felsen umspielt, und trotzdem herrscht Stille. Die Mystik dieses Ortes ist leicht zugänglich, intuitiv versteht man den sakralen Uluru-Hype. Man sieht sie auch, all die Legenden, Schöpferwesen, Gründerväter, Traumgestalten. Die Geschichten lassen sich an den Felswänden ablesen. Die Regenbogenschlange, die Löcher der Sperrspitzen, das schlafende Auge. Aber auch ohne diesen Abu-Background würde der Berg Eindruck schinden.
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Er ist einfach omnipräsent. Die Sonne brennt und der Wind feuert heisse Luft. Als ob man an einem offenen Gasherd stehen würde. Am Besucherzentrum wird uns empfohlen, wir sollten die Stille geniessen und den Vögeln und Insekten! zuhören. Insekten? Nach fünf Tagen im Outback wird nicht mehr gequatscht sondern einfach zugeschlagen. Wir fackeln gar nicht mehr lang. Zuhören. Tsss.
Weiter gehts zu den Kata Tjuta, dem zweiten Highlight im gleichnamigen Nationalpark. The Olgas heissen sie auch, eine nicht minder spektakuläre geologische Pracht von 36 Bouldern. Kata Tjuta bedeuted viele Köpfe. Irgendwann zieht es sich zu mit einem Donnergrollen. Es regnet in Strömen. Die Regenbogenschlange ist sauer. Wohl eine Fliege zuviel erlegt. Wenig später sehen wir den ersten Regenbogen. Kein Scherz. Sie zeigt sich versöhnlich. Und nicht nur mit einem. Bis zur Dämmer-
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ung begleiten uns etliche Regenbögen, manchmal auch mehrere gleichzeitig. Da macht die Regenbogen-Thematik auch Sinn bzw. ist nachvollziehbar. Die Wetterkapriolen haben auch ihr gutes. Der blitzeblaue Himmel an einem sonnigen Tag mit seinen abgefahrenen Wolkenformationen, in denen man einen Zoo voller Fantasiegestalten sehen kann, ist schon allein eine Augenweide. Jetzt, nach dem Regen, gehts da oben aber ordentlich zur Sache.
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Dear Outback
........................................................................................................................................................................................................................ Die Abugötter haben tief in den Farbtopf gegriffen und von blau über rot, purpur, grau, gelb und weiss so ziemlich alle Nuancen auf die Leinwand geklatscht. Theatralik pur begleitet uns bis in den Sonnenuntergang, den wir auf einem freien Campingplatz irgenwo am Highway verbringen. Eine passende Kulisse für das Schlusswort. Goodbye Outback. War nett mit dir. Aber auf Dauer wird das nix mit uns. PS: Wir haben auch eine Ode an die Fliegen geschrieben, die wir Euch nicht vorenthalten wollen. Sie lautet, frei nach Helge Schneider: La la la la, Mit uns ist nicht zu spassen, wir hassen Dich very dermassen.
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2. ..........................
the south ..........................
Fast jeder Bundesstaat hat seine eigene Zeitzone. Wir rutschen den Zeiger hoch und runter. Ne Stunde mehr, ne Stunde weniger, dann auf einmal nur noch ne halbe… Wolln wir nicht verstehn… Wir schrubben immer noch Kilometer. Mittlerweile fährt auch Dörti, geht ja auch nur gerade aus. Wenn sie selbst das nicht hinkriegt, sollte man sich Sorgen machen. Nun also South Australia. Die Landschaft hat sich komplett geändert. Landwirtschaft und Wein scheinen die beiden Stützpfeiler dieser Provinz zu sein. Getreidefelder im flachen Land. Kilometerlang. Wir meinen, es wären die ersten Getreidefelder überhaupt, die wir gesehen haben. Im Norden der Rum, im Süden die Arbeit. Vielleicht sowas wie die Kornkammer das Landes? Wir können nur spekulieren. Dazwischen Windräder, gepflegte Häuser, und über allem ein spiessig kitschiger blauer Himmel mit Schäfchenwolken wie aus dem Bilderbuch. Im Bastelunterricht aufgeklebt. Die Szenerie erinnert uns an einen norddeutschen Sommer. Wir haben Appetit auf Vollkornbrot. Was nicht ins Bild passt sind die ausgetrockneten Salzpfannen. Dann kommt „Driving home for Xmas“ im Radio. Das erste Weihnachtslied. Wir grinsen. Und denken am Mamaaaaa. Jetzt, wo wir das Outback hinter uns gelassen haben, kommt fast sowas wie Wehmut auf. Fliegen und Hitze einmal aussen vor gelassen. Man hatte das Gefühl, völlig unbehelligt zu sein. Losgelöst. Frei. Fern von Pflicht, Etikette, Politik und Zivilisationsrotz. Sydney oder Dresden haben wir gar nicht mitbekommen. Erst durch eure Kommentare.
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Filme wie „Mad Max" oder „Priscilla, Königin der Wüste" wurden hier gedreht. In Coober Pedy, immer noch im Niemandsland, schlagen wir unser Nachtlager auf. Die Stadt sieht aus wie ausgedacht. Im Hirn eines Drehbuchautoren ersponnen. Und in der Tat wurden hier Filme wie „Mad Max“ oder „Priscilla, Königin der Wüste“ gedreht. Das ganze Gebiet ist No-Go-Country. Sperrzone. Hier wird Opal abgebaut. Man sieht nur endlos sandige Ödnis und Hügel. Coober Pedy ist ein einziges Braun. Staub, Kräne, Autowracks, Bauzäune und dazwischen Einrichtungen für menschliche Bedürfnisse. Die Endzeitstimmung macht es fast schon wieder sehenswert. Aufjedenfall speziell.
Campground ist so piekobello sauber, dass man sich fast nicht traut, das Becken zu verunreinigen. Und der Sonnenuntergang ist, gelinde gesagt, der Hammer. Der Platzwart insistiert am nächsten Morgen, wir sollten unbedingt die Stadt kennen lernen. Nö, kein Bock. Wir rauschen weiter, stundenlang geradeaus in Richtung Süden.
................... Coober Pedy .....................
Ein großes Alkoholproblem solls hier geben. Man staune. Wenn wir stundenlang unter Tage arbeiteten, würden wir auch anfangen zu saufen. Irgendwo müssen die Glückshormone ja her kommen. In Coober Pedy passiert auch die Abuklopperei, von der wir im vorherigen Beitrag berichtet haben. Aber der
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Die Szenerie bleibt mehr oder weniger die gleiche. Bis auf gigantische Salzpfannen, die wahrscheinlich irgendwann mal Seen gewesen sind. Das Salz bleibt bis zur Küste unser Begleiter. Nachmittags trudeln wir in Port Augusta ein. Wasser. Endlich Wasser. Wir haben fertig. PS: Leider viel zu spät hat Dörti ein schönes Spielzeug gekauft. Eine Fliegenklatsche. Sehr effizient. Seitdem ist
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................... Coorong National Park ..................... In Adelaide verbringen wir lediglich die Nacht. In einem PULLOVER. Das Ding hatten wir schon abgeschrieben… Es ist frisch. Weiter gehts In Richtung Limestone Coast über den Princess Highway. Klingt schön. Die Schäfchenwolken dürfen nicht fehlen. Ohnehin der Himmel… Australien sollte sich den als Markenzeichen setzen. Er ist überall anders. Hier ist das Blau sauber, frisch, adrett, und sommerlich zugleich. Pitoresk. Wir nehmen uns den Coorong National Park vor, ein 145 km langer Küstenstreifen voller Lagunen, Salzseen bzw. -pfannen, vom Meer getrennt durch grosse Dünen.
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Die Farben sind viel sanfter als im Outback oder beispielsweise im Nordosten. Ein Herbsttyp, würde die Dame von der Stilberatung sagen. Eigentlich wollten wir in Robe ins Meer springen. Diesen Moment hatte sich Dörti schon im Outback zurechtgelegt. Auf die Knie wollte sie fallen. Neptun huldigen. Aber es kommt immer anders… Uns verwöhnten Blagen ist es einfach zu frisch. Ausserdem hat Dörti nur n Schlüpper an. Die Rinder hier unten sind äusserst wohlgenährt. Alles in Freilandhaltung. Wir sehen auch riesige Schafherden und müssen
an Neuseeland denken. Und die ersten Wombat-Verkehrsschilder. Uns kommt nur eines tot vor die Linse. Die vom Wind verzerrten Bäume erinnern an die Frisur von Marge Simpson. Andere wachsen wie absichtlich in die Breite, um fürsorglich Schatten spenden zu können. Irgendwann weichen die wilden Vegetationsvertreter künstlich angelegten Nadelwäldern. Wir sind in Mount Gambier angelangt und übernachten neben einer Pferderennbahn. Hier ist Schicht im Schacht. South Australia abgehakt. Victoria wartet und mit ihr die Great Ocean Road und Melbourne.
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3. ........................... great ocean road ......
Willkommen in Portugal. Dieses Schild sucht man vergeblich. Und doch können wir unseren Augen nicht trauen. Die ersten Stunden auf der Great Ocean Road fahren wir die Steilküste der West Algarve entlang. Schroffe Felsklippen und die wilde See. Der Macht des Meeres steht hier nichts im Wege. Von der Antarktik aus kann Neptun Schwung holen und lässt es manchmal mit Wellen bis zu 30 Metern richtig furios krachen. Als ersten Stopp haben wir die 12 Apostel auserwählt. Is ja immerhin fast Weihnachten. Bis dahin brauchen wir jedoch eine Ewigkeit. Wir nehmen fast jeden Lookout mit. Und von denen gibt es viele…. Raus, rein, raus, rein – immer die Kamera im Anschlag. Die Küste ist wild und mächtig. Das Panorama ein Hinkucker. Wunderschön. Das Kopfkino nimmt kein Ende, auch weil wir nicht fassen können, in welchen unterschiedlichen Filmen wir uns innerhalb von nur Tagen befinden. Die Landschaften sind extrem anders.
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12 apostel ..........................
Bei den 12 Aposteln angekommen, müssen wir uns durch Menschenmassen wühlen. Excuse me, aber wir kommen aus der Einsamkeit. Kann man mal Rücksicht nehmen… Aus dem Weg, please…Tja, stellt sich heraus, dass es nur sieben anstatt zwölf sind. So ist das mit der Heiligkeit. Voll die Mogelpackung. Mehr drauf, als drinn ist. In Port Campbell, einem dieser verschlafenen Urlaubsbastiönchen, ist mal wieder Alkoholkontrolle angesagt. Um 4 Uhr nachmittags. Den Bullen scheint langweilig zu sein in dieser Ferienidylle. Die Schlange ist enorm, weil nur einer arbeitet. Vielleicht gibts auch nur einen Sheriff im Dorf. Aufjedenfall hätte Heiki auf die drei Bier im Morgenmüsli verzichten sollen. Haben wir eigentlich erwähnt, dass wir im Port Campbell Nationalpark sind? Nur der Ordnung halber…
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koalascheisse .. .. auf dem fruhstuckstisch - we are amused....
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Die Landschaft wird saftiger. Auf Serpentinen schlängeln wir uns durch düstergrünen Regenwald. Hatten wir lange nicht mehr. Immer wieder sind wir geflasht. Auf kleinen Lichtungen herrscht Heidi-Alm-Romantik. Adrette Häuschen, Rosenbüsche, kleine Hecken und feingliedrige Fichten. Alles sehr beschaulich, als ob der Löwe neben dem Lamme schliefe…. Wir sind mittlerweile im Great Ottway Nationalpark angelangt. Man verliert leicht die Übersicht. In Richtung Cape Ottway werden wir auf ein geparktes Auto aufmerksam. Alle Insassen recken ihre Köpfe. Sehr verdächtig. Absolutes Indiz für Koalaalarm. Und in der Tat. Unsere ersten Koalas in Freiheit!!!! Mit Baby, Tante, Onkel und allem dazu. Wir sind gerührt und verplempern gefühlte Stunden mit Fotos und Filmchen. Irgendwann taucht dann auch noch eine Känguru-Gang auf. Wahnsinn.
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Australien trommelt sich gerade richtig auf die Brust. We like. Wir sind spät drann und düsen weiter in Richtung Apollo Bay, nichtsahnend, dass wir dort unseren eigenen Koala im Baum haben werden. Sie kommen und gehen, sagt die Campdame. Wir haben das Kommen erwischt. Was für ein Glück. Insgesamt drei schnarchen in den Eukalyptusbäumen. Heiki ist im siebten Himmel. Morgens regnet es Köttel auf unseren Frühstückstisch. Herrlich. Zumindest sind wir jetzt Spezialisten in Sachen Koalakot und können uns den Nackenkrampf vom Hochgucken sparen. Ein einziger Kennerblick auf die Erde genügt, um die Fährte aufzunehmen… Wir beschliessen, zwei Nächte zu bleiben, um die Koalas zu geniessen und mal alles etwas lockerer zu nehmen. Ausschlafen, faulenzen, beachen.
..... von wegen gefährliche brandung ..... Grüne Hügel und Wälder begleiten uns auch im letzten Stück der Great Ocan Road. Wir stoppen, wann immer wir lustig sind und nehmen einige Wasserfälle mit. Am berühmten Bells Beach wollen wir eigentlich eine Kaffeepause einlegen, in der Hoffnung, von Keanu Reeves und Patrick Swayze einen Keks spendiert zu bekommen. Hier hat sich Bodhi in die Ewigkeit gestürzt. Seufz. Der Küstenabschnitt nennt sich passenderweise Surf Coast Shire. Von Hobbits keine Spur. Und auch von keinem Cafe… Von den anderen beiden reden wir erst garnicht. Irgendwann fahren wir über die Ziellinie. Great Ocean Road, Adé. In Melbourne werden wir auf den Weihnachtsmann warten.
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merry xmas in melbourne ..............................................
Melbourne. Unser Weihnachtsort. Eine Großstadt. Auf Reisen verhält es sich mit einer Großstadt ähnlich wie mit einer unbekannten Speise. Zunächst schaut man etwas verunsichert auf den Teller. Der erste Löffel ist meist gewöhnungsbedürftig, aber dann schiebt man mit wachsender Begeisterung nach. So ging es uns mit Melbourne. Die ersten zehn Minuten sind wir noch etwas benommen durch den Großstadtdschungel gelatscht. In etwa wie Bambie auf einer Autobahn. Dann haben wir uns mit dem ersten Kaffee gedopt und allet flutschte wie Bolle. Auf die Treppe setzen und Leute beobachten, Gesichter bewundern, lästern,
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wirken lassen. Viel Input, diesmal urban. Verkehr, Beton, Lärm, Style, Mode, Architektur und Kunst. Von letzterer reichlich, sind Galerien und Kunstmuseen meist gratis. Die Zeit fliegt und schon ist Heilig Abend angebrochen, den wir in St. Kilda am Pier verbringen. Gespeist wird im Münchner Brauhaus mit Blick auf die Skyline von Melbourne. Die einzige Möglichkeit, deutsche Tradition anzuzapfen. Wir wollten zwar irgendwas auf Friesisch, gabs leider nicht… Unsere Freude ist trotzdem riesig. Deutsches Essen, und das zu Weihnachten. Fazit: Ente gut, alles gut. Melbourne fetzt und wir haben einen vollen Ranzen. Hohoho.
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5. ......................
gippsland .....................
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Dieser südöstliche Küstenstreifen Melbournes ist sowas wie der underdog. All den Ruhm fährt die Great ocean Road ein. Gippsland scheint sich in deren Schatten jedoch pudelwohl zu fühlen. Seiner unaufgeregten Schönheit bewusst, gibt es sich relativ unbeeindruckt und sehr gelassen. Ein grüner Streifen voller Strände, wildem Meer, Seenlandschaften, Flussläufen und National Parks. Allen voran der Wilsons Promontary National Park.
Hier cruisen wir den ersten Weihnachtsfeiertag durch die Gegend. Die Strasse auf und ab mit Stopps an so vielen Stränden, dass wir die Übersicht verloren haben. Whiskey Beach ist natürlich noch im Gedächtnis geblieben. Nicht zu vergessen Lilly Pilly Gully, über das/den/die wir ordentlich kiechern müssen. Sowas bleibt im Gedächtnis. Wir sehen ein Reh, unser erstes in den letzten Monaten. Koala kann ja jeder… Und wundern uns über die vielen nackten Bäume. Nudisten quasi, no Blätterkleid at all. Kulinarisch wird der 25ste eine Trauerspiel. Wir müssen schmerzlich erfahren, dass auch hier alles geschlossen
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hat. Wir verhungern zwar nicht, aber lecker ist was anderes. Etwas schwierig ist es auch, einen Campingplatz zu finden. Die Gates sind zu und manch einer ist wenigstens noch so freundlich, ein rüdes Closed oder Voll an die Tür zu bammeln. Irgendwo in der Walachei bei Port Alberts klappts dann doch noch – mit Blick auf ein Fussballfeld. Hauptsache eben. Weiter gehts durch hügeliges Farmland. Alles ist grün wie frisch angemalt. Ein leichtes, sich rotwangige Bäuerinnen auszumalen, die Brot backen und Käse anrühren. Kein Auto in Sicht. Bis auf eines, dass uns gleich mehrere Male überholt. Wir fragen gar nicht. Aber müssen grinsen.
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.......................................... .. .. In einem Kinderbuch waren Dunen weiblich .........................
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Gippsland. Sind wir also wieder mit dem Dilemma des Reisens konfrontiert. Welcher Strand von den tausenden? Entscheidungen müssen her, wenn auch via „Schnick-Schnack-Schnuck“. So hat Meister Zufall auch noch ein Wörtchen mitzureden. 90 Meilen Küstenlinie liegen uns vor den Füssen. Die Farben sind prächtig und einmal mehr wundern wir uns, wie Mutter Natur intuitiv die richtigen Nuancen trifft. Blau und sandgelb und dünengrasgrün. Einfach perfekt. Sowieso die Dünen… In einem Kinderbuch wären sie weiblich. Und mütterlich. Mit einladenden Armen und einer weichen Brust. Das perfekte Schlummerkissen. So gondeln wir durch die
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Gegend und lassen uns treiben. Bis auf Sydney haben wir keinen Programmpunkt mehr auf der Liste. Wir machen einfach der Nase lang. Schönes Gefühl. „Wie, eine Hängebrücke? Ok, da fahren wir mal hin. Wie, keine Hängebrücke? Auch wurscht. Dann eben weiter.“ So in etwa ist der Rhythmus. Manchmal geht der Blick nach oben. Obwohl fundamentale Atheisten, schauen wir in den Himmel und wünschten, unser Vater könnte uns sehen. Wo soll man auch sonst hinkucken? Das da oben ist schon reserviert. Nach unten ist auch doof. Muss Jesus eben mal zur Seite rutschen.
Bei Sales ströpern wir durch die Wetlands. Wir könnten auch Feuchtgebiete schreiben, aber Charlotte Roche hat dieses Wort irgendwie versaut. Vielleicht versuchen ja die vielen Schmetterlinge, das Image etwas aufzupolieren. Wir wundern uns über den Knallkopf, der solch filigranen Wesen diesen Namen gegeben hat. Tröstlich nur, dass die Engländer es diesmal auch nicht besser gemacht haben. Butterfliegen. Tsss. Weiter gehts nach Metung, an die hiesige Riviera, wo wir posh ein Weinchen süppeln. Eigentlich wollten wir einen Kaffee. Gibts nicht,
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einfach nixtun .....................
grinst der Kellner. Dann machen wir eben einen auf Drink and Drive. Da grinst der Kellner noch mehr. Am Lake Tyers Beach nahe Lake Entrance schlagen wir unsere Zelte auf. Wir bleiben zwei Nächte und vergammeln den Tag, man staune, am Strand. Übrigens hat es manchmal auch seinen Vorteil, wenn nachts die Blase drückt. Wir beiden Pullertruden quälen uns 2
Uhr nachts aus der Kiste. Die ganze Chose wäre eigentlich in zwei Minuten erledigt. Doch Gottseidank schweift der Blick nach oben. Wir sehen einen Sternenhimmel, den kein Planetarium dieser Welt toppen kann. Uns komm’s vor, als ob wir ganze Galaxien sehen. Das ganze Firmament voller Glitzerstaub. Waaaaaaahnsinn… Der Rest ist schweigen. Wir werden uns in die Nähe von Sydney vorackern und legen eine kreative Pause ein. Neues gibts dann aus der Sylvesterstadt Sydney. O la la. Das kann heiter werden.
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Sylvester in sydney .........
heikis traum geht in erfüllung In Sydney lebt der Zahnarzt von Nemo. Altbekannt. Nur die wenigsten wissen jedoch, dass sich hier auch eine Oper befindet. Gleich an einer Brücke. Heiki, der Schlaumeier, gehört in den Kreis der Allwissenden. Ein Insider, quasi. Liegt also auf der Hand, was wir nach unserer Ankunft in Sydney als erstes besuchten. Runter ans Wasser und rein ins Getümmel. Von wegen Insider. Irgendjemand muss geplaudert haben. Menschenmassen überall. Silvester in Sydney ist ganz offenbar das Highlight in der Biographie von Millionen. Lange Rede, kurzer Sinn. Um uns auf Silvester einzustimmen, haben wir am 30. in einer riesigen Bar an der Kaimauer des Sydney Opera Houses einen Wein nach dem anderen gesüppelt. Und die Szenerie eingeatmet. Heiki strahlend wie ein Honigkuchenpferd. Nahezu beseelt. Ein Traum, ihr Traum echt und lebensnah. … wenn da nicht eine große Grübelwolke wäre, die sie trotz Weines auch die ganze lange Nacht noch beschäftigen sollte. Wo und wie und wann und vor allem ob wir hier unten im Botanischen Garten das Feuerwerk erwarten können.
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........................................................................................................................................................................... Schon Tage vorher bereitet sich die Stadt Sydney auf das Megaevent vor und sperrt öffentliche Plätze und Parks im engeren und weiteren umkreis der oper ab. uns wurde zu ohren getragen, dass einige Bekloppte im Freien campieren, um morgends als erste in der Schlange zu stehen. Wenigstens müssen sie nicht frieren. ...........................................................................................................................................................................
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13 stunden aufs feuerwerk warten
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Wir wollen nicht lügen, aber wir hatten um die 15 verschiedene Locations zur Wahl. Viele dieser Public Viewing Points haben ein Fassungsvermögen von bis zu 15 000 Menschen. Mit Einlass ab 7 Uhr morgends. Dies und anderes ging uns durch den Kopf und noch am Morgen des 31. hatten wir keinen richtigen Plan. Das wir letzenendes in Pole Position das Spektakel geniessen konnten, haben wir dem Pärchen zu verdanken, das wir beim Rafting an der Ostküste getroffen hatten. Pia und Martin, unsere Helden und obendrein noch eine megasupadubadufte Silvestergesellschaft. Zusammen mit Chris, einem Freund (alle zusammen aus dem Rand Berlin und aus Dresden) hatten sie sich
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zu früher Stunde aus dem Bett gequält und aufgeteilt, um mehrere Location zu checken. Wir haben uns also ins gemachte Nest gesetzt… Als wir gegen zehne in der City eintrudelten, hatten sie bereits die Decken ausgebreitet.
Direkt an der Harbour Bridge und drüben überm Wasser die Segeloper. Kirribilli heisst das Viertel, auch ein toller Name also. Und zur Freude Dörtis unbewacht. Meint, Schnaps konnte mit reingeschmuggelt werden. Schon seit Monaten hatte sie sich eine farblose Fete ohne Wein ausmalen müssen. Nur soviel sei gesagt. Die Vorfeude hielt sich in Grenzen. In praller Sonne sassen wir also auf der Wiese und durften 13 Stunden totschlagen. Wann hat man
das letzte Mal einfach einen Tag auf der Wiese verbracht und nichts getan? Bzw. wenig. Kann auch nicht jeder behaupten, bei 38 Grad Celsius und ohne Schatten Arschloch zu spielen. Oder Rommee. Kniffel war auch drinn. Der Rest ist Geschichte. Ein Kinderfeuerwerk um 9 Uhr. Und dann um Mitternacht wurde die blitzende Farborgie initiert. Rechts, links, oben unten… wir haben gar nicht alles sehen können. Und direkt von der Harbour Bridge runter. Um uns Millionen anderer Menschenkinder jeglicher Nationalität. Heiki hatte Pippi in den Augen. Zitat Ende. Ganz im Ernst. Es war der Hammer, alles zusammen. Das Gammeln, die Leute, unsere Location und der krönende Abschluss. Unvergesslich.
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ps: die sind geklaut... unsere fotos waren oll
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... unsere
sydneyleute ................................
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Wir haben Bock auf Harry Potter. Schon so getrieben haben? Nüschts. 5 Tage seit Tagen ist uns danach, diesen Film hatten wir zum abgammeln, bevor uns zu sehen…. Woran das liegt? Ganz die Reise nach Singapur tragen sollte. offensichtlich an unserer derzeitigen Die ersten Tage hats geregnet und wir und letzten Unterkunft in Sydney. Das sind einfach im Hotel geblieben. Die Wesley College auf dem altehrwürdigen Gänge auf und ab geschlichen. In der Campus der University of Sydney. Ein Bibliothek geschmökert. Faul vor der hochdekoriertes, aristokratisches Haus, Glotze im Gemeinschaftssaal gelegen. das nach Geschichte Ein Taube aus der Küche ............................................. riecht. Nach viktorianischer vertrieben. Ein Opossum Backsteingothik oder aus selbiger verjagt. Hoch englischem Landadel… zur Kings Street zum wie mans nimmt. Die Futter jagen und Leute Architekten unter den beobachten. Dann noch Lesern mögen Milde noch einen Ausflug in walten lassen. Was die City und nach Bondi ........................................... wissen wir schon…. Alte Beach zum Angeben. Holzvertäfelungen, Lesen. Wäsche waschen. Stuck, mondäne Lesesäle, Ölgemälde, Nix tun. Und uns über die desolate Studentenchroniken, knarzende Feueralarmtechnik ärgern, die uns Holztreppen, Balustraden, Giebel, Erker, mehrere Male mit einem mechanischen alte Kamine und Ledermobilar. Das „Evacuate now“ auf den Hof trieb. An schreit förmlich nach Gandalf. Oder dem unserem Anreisetag um 4 Uhr Nachts!!!! Club der toten Dichter. Wo haben wir Schön, mal zu sehen, was andere so als nur unsere Knickebocker gelassen? Die Pyjama tragen… Wenigstens hatte der wären angebracht… Was wir sonst noch Regen aufgehört…
Sydney, part 2
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fancy bondy beach kriegt ne extra seite ... wegen`s de coolheit...
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Tja, das wars. Australien is over. Ein kurzes Resümee? Eigentlich unmöglich…
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11 467 km haben wir abgerissen. Mister Mighty liegt uns am Herzen. Die australische Mautabwicklung ist doof, weil unübersichtlich. Opossums fetzen, aber keiner mag sie. Gleiches gilt für Kängurus, weil sie nur zu gerne mit Autokühlern Bekanntschaft machen. Koalas sind langsam, aber entzückend. Haiattacken überbewertet. Schlangen unterpräsent. Von Krokodilen auch weit und breit keine Spur. Niemand interessiert sich für Schnabeltiere. Aussies sind lässig und stehen auf Barbecues. Jeder Zweite ist barfuss unterwegs, sogar im öffentlichen Klo. Beim Bussfahrer bedankt man sich fürs Halten. Der Wein ist lecker und kostet manchmal weniger als Wasser!!!! Timtam Kekse sind schlechter als ihr Ruf. Der Stundenlohn ist hoch, selbst für Dusselarbeit gibts ordentlich
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Kohle. Das Meer ist reichlich und der Strand endlos. Die Vögel ne Wonne, die Papageien krakelen. Die Palmen ne Pracht und die Sonne knallhart. Quallen sind oll. Ebenso Fliegen. Kakerlaken können fliegen. Das Outback ist besonders. Queensland einfach begehrenswert. Die Whitsundays ein Herzensbrecher. Aboriginies kaum präsent und lost in transition. Hunde sind an der Leine zu führen. Kaffee überall. Die Liste könnte endlos weiter gehen. Wir sind geflasht. Traurig, diesen Kontinent Lebewohl sagen zu müssen. Glücklich, hier gewesen sein zu dürfen. Aufgeregt, was kommen mag. Der Kopf quillt über. All diese Gedanken, Erfahrungen, Erinnerungen. Schnell ein Glas Wein. Und noch eins. Und noch eins. Dann wirds still dort oben und wir fallen mühelos in die Betten.
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australien in zahlen Kilometer:
11.467
unser Zuhause:
Mr. Mighty
der hammer:
whitsundays
ganz oll:
fliegen
einfach alles: herrlich
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onelifeonechance - 2014 - 2015
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