South East Asia Travel Journey

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ONE LIFE ONE CHANCE - 2014 - 2015

neuseeland - Australien - fidschi - singapur - Borneo - vietnam - kambodscha - Laos - Thailand

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asia - seite 4 -

singapur

15.01. - 17.01.2015

- seite 34 -

kambodscha 01.03. - 13.03.2015

- seite 162 -

Laos

14.03. - 30.03.2015

- seite 230 -

thailand

31.03. - 20.04.2015

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singapur 5 | ONELIFEONECHANCE


singapur Gegenüber ist die Kirche des heiligen Lichts auf Chinesisch. Bibelstunde auf tamilisch gibt es nebenan. Gleich um die Ecke ruft der Iman zum Gebet. Links unten neben der Mülltonne steht ein Hinduschrein. Na also, geht doch! Jetzt wirds spannend. Wir wohnen in Little India, bei Rupak. Macht wie Tupak Musik, nur andere. Elektronisches Saxophon und Gitarre. House Style. Ein asiatisches Mädchen mit Hula-Hoop-Reifen ist seine Freundin. Sie lächelt die ganze Zeit, ein Schelm, der da an Stereotype denkt. Wir erliegen der Versuchung zu vermuten, sie hätte keine Ahnung, dass Eva aus dem Paradies vertrieben wurde. Ist ihr vielleicht auch Wurst. Ist mit Sicherheit nicht ihr Fanclub. Aber zu den Religionen später. Die andere Mitbewohnerin ist auch asiatisch, aber alles andere als ein sozialer Schmetterling. Nicht mal ein Hallo kriegt sie rausgewürgt. Sushi-Shrek in Little India… Auf der Straße gehts bunt zu. Visuell und nasal. Turbane, Saris und Gebetspunkte auf der Stirn, wohin das Auge reicht. Gebetsschreine, Stoffläden, GebetsBlumen-Arrangements en masse. Goldschmiede, Restaurants, Obstund Gemüsestände. Die Granatäpfel sind verführerisch. Es riecht nach Curry, Koriander, Knoblauch und Räucherstäbchen. Heiki ist

überfordert, steht in der Regenrinne und muss fast spucken. Willkommen in Asien, Flachpfeife. Sie grinst gequält und würgt weiter. Wir gehen früh zu Bett und lassen Revue passieren. Was für ein Mikrokosmos. Gegen 18 Uhr haben wir den opulenten Flughafen verlassen und sind durch die glattgebügelte und frisierte City gefahren. Und dann Little India. Das Wort sagt alles. Hochhaus neben Tempel neben chinesischer Oper neben Fachwerkhaus. Unsere Bude ist von aussen pfui, von innen hui. WG-Leben in der Dickson Rd 30B. Globalisierung kann auch fetzen. Rupak sehen wir nur ein einziges Mal. Beim Check In. Son Musiker hat einen anderen Rhythmus. Wir dagegen setzen uns den Entdeckerhelm auf und ziehen los, das kuriose Singapur zu erobern. Erste Anmerkung. Entgegen der landläufigen Meinung kann man in der Öffentlichkeit qualmen, ohne Rohrstock-Schläge zu kassieren. Die Kippe bloss nicht wegschnippen. Das kann teuer werden. Ne Tüte Gras würde uns übrigens das Leben kosten. Oder die Botschaft müsste sich mächtig ins Zeug legen.

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wo prunk ist...

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... da ist auch die nebenstrasse aka unsere behausung

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tag 1 Können die Singalesen auch mal was schnödes bauen? Die Zukunft hat hier begonnen. Megalopososotropolis lässt grüssen. Zumindest sehen die Stahlund Glaskonstruktionen danach aus. Abgefahrene Kunstwerke, die überall im CBD (Central Business District) um Aufmerksamkeit buhlen. Dazwischen und gelegentlich noch alte Gebäude aus der Kolonialzeit. Die Briten waren in diesem Teil der Welt sehr umtriebig. Nicht zu vergessen die Synagogen, Tempel, chinesischen Teepavillons und Moscheen, die stoisch in der unteren Etage die Stellung halten. Uns dünkt, wir befänden uns auf einer Odyssee durch das Kulturchaos dieser Welt. Die führt von Little India nach China Town. Dann runter ins prahlerische Marina Bay, wo sich groessenwahnsinnige Architekten aller couleur austoben durften. Es riecht

nach Business und nach Geld. Weiter in die Gardens by the Bay, wo man sich vor genau jenen Archtitekten ehrfürchtig verneigen möchte. So sieht die Zukunft aus. Futuristisch und nachhaltig. Stahl und Photosynthese. Bepflanzte Brücken, eine jede ein Kunstobjekt. Dachterassen mit Palmenwäldern, Glaskokons mit Blumengärten. Und diese Avatarbäume, zumindest nennen wir sie so. Die produzieren Energie, nur nebenbei bemerkt. Weiter in den wunderschönen gepflegten Colonial Destrict. Dann zurück ans Wasser zu den Quays. Wieder alles voller Kunst. Mit dreckigen Füssen kommen wir in Little

Der Verkauf von Kaugummis war zwischen 1992 bis 2004 verboten. Die Einfuhr ist es noch immer. Teuflisches Zeug, son Hubba Bubba. !

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India an. Futter jagen in einen der Foot Courts. Für 3 Dollar, wohlgemerkt. Wir haben Mühe, das Erlebte einzuordnen. Welche Nationalität war jetzt wo und zuerst da? Wer betet wen an? Hier lebt ein Querschnitt der Weltbevölkerung. Mittlerweile in friedlicher Koexistenz. Das war auch mal anders. Singapur ist nix für Kleingeister. Gotteshäuser verschiedenster Religionen befinden sich in engster Nachbarschaft. Die Toleranz musste sich hart erarbeitet werden. Da kann Deutschland noch was lernen. Apropos: Von der Religion ist es ja bekanntlich nur ein kleiner Schritt zur Politik. Schneiden wir das auch noch an. Das System ist rigide. Man spricht von Kontrollstaat. Dafür ist die Kriminalitätsrate schwindend gering. Das Strafrecht ist in Singapur, nun ja, etwas antiquiert. Auf Grafitti folgt Prügel


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... zum planschen waren wir zu geizig ...

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fragt man sich doch, ob architekten hier ihren fetisch ausleben...

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tag 2 Singapur ist bestimmt nicht nur die teuerste, sondern auch die grünste Stadt der Welt. Finden wir. Der Wahrheitsgehalt sei dahin gestellt. Wir wollen in den botanischen Garten. Doch zuerst grasen wir noch das Kunstmuesum ab und schlendern über die dekadente Orchard Road. Hier buhlen hochrangige Designer dieser Welt um gutbetuchte Kunden. Wer braucht schon einen GucciSchlüpper? Fragen wir uns. Die Zeit fliegt und schon stehen die Zeiger der Uhr auf Abschied. Mit der Metro gehts zum Flughafen. Super easy, alles ausgeschildert, elektronisch bebildert etc. Am Flughafen lächelt man um die Wette, überall werden Bonbons gereicht. Heiki kriegt nen Kulli geschenkt. Musste nur den Flughafen bewerten. Was kann man da schon sagen. Das man aus der Toillete trinken könnte. Der Teppich super soft ist. Tja. Wir ahnen, dass wir auf solchen Luxus in Borneo verzichten werden. Es wird spannend. Spannender. Rote Zottelköppe des Urwalds, wir koooooooommen.

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der botanisch garten... mega mega mega ,,,

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soviel zum thema augenorgasmus...

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- der süden -

Kep.

Eine kleine entspannte Enklave am Meer. Kein immenser Verkehr, sprich nur wenige Motorräder, die sich auch ohne Hupen ihren Weg über den Asphalt bahnen. Strassenhändler, die nicht nerven. TuktukFahrer, die nur einmal anfragen und sich dann trollen, ein grinsendes „Have a nice day“ auf den Lippen. Alle sind entspannt. Kein You buy you, kein Ey Madam, You buy, you Photo und sonstiges Gesülze. Wir haben sogar richtige Informationen bezüglich der Hotelwegbeschreibung bekommen. Bisher wollte uns niemand abzocken. Der Rhythmus ist langsamer. Sie alle sind angenehm unaufgeregt. Wir bekommen sogar ein Lächeln m Restaurant geschenkt. Geht runter wie Öl.

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unten IN BLÜHENDEN WORTEN DAS TRAUMA UNSERER REISE... Der Weg in dieses „Paradies“ war leider beschwerlich. Im nachhinein müssen wir ordentlich kiechern. Haben wir uns doch auch benommen wie zwei sture Esel. Tja, gebranntmarkt, wie wir waren, haben wir versucht, gegen die vietnamesische Transportmafia anzukämpfen. David gegen Goliath. Der Kürzere lag natürlich auf unserer Seite... Aber mit Stinkschnute. Und unter Protest. Die ganze Chose spielte sich folgendermaßen ab. Im Hotel hieß es noch, es gäbe einen Direktbus bis nach Ha Tien, das kurz vor der Grenze liegt. Am Terminal angekommen, war es schon 1 x Umsteigen. Die ersten 14 Dollar gezahlt, und los gehts. Stellt sich heraus, dass wir nicht im versprochenen Umsteigehafen rausgeschmissen werden. Rach Gia sollte es sein, wir sind woanders. Eigentlich hätten wir den Braten schon riechen müssen, als der Anschlussbus zufällig genau neben uns stand. Wir waren natürlich die einzigen Ausländer weit und breit. Der Preis war vermessen hoch, aber was sollten wir auch tun. Wir

hatten immerhin noch vor, bis nach Kep zu kommen. Und das war angeblich die einzige Möglichkeit. Nicht mal ausreichend vietnamesische Dong hatten wir auf Tasch. Mussten noch Dollar raufzahlen. Zig mal haben wir uns von dem Verkehrszuhälter versichern lassen, dass dieser Bus DIREKT nach Ha Tien fahren würde. Sprach er und steckte sich die Kröten ein. Ticket sollte es später geben. Hatte man, natürlich, dann im Bus auch schon wieder vergessen. Wir düsen also weiter, bis wir in einem Kaff die Bushaltstelle anvisieren. Bis heute wissen wir nicht, wo wir da gestrandet sind. Ein Typ kommt zu uns und erklärt uns in Zeichensprache, wir sollten den Bus verlassen. Kein Wort Englisch konnte er. Das war wohl dann auch die Initialzündung für unsere beginnnende Trotzphase. Wir haben uns einfach geweigert. Sind sitzengeblieben. Wir und der leere Bus. Wir faselten irgendwas von Direkt Bus, no money left, wir wollen ein Ticket etc.

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Die Typen ignorieren uns, der Busfahrer fährt wieder an, parkt ein, glotzt uns lethargisch an und hängt sein Hängematte unten im Gepäckfach auf. Wir sitzen und glotzen zurück, während man neben uns anfängt, am Bus rumzuwerkeln. Kein Mensch weit und breit, der unsere Sprache spricht. Klar, dass wir natürlich die Attraktion sind. Die bekloppten Langnasen, die im schlafenden Bus hocken. Irgendwann sind wir doch raus. Sollen uns bei glutheisser Mittagshitze in sone olle Imbissbude setzen. Wir wissen immer noch nicht, wann und wie es weitergeht. Ne Stunde später kommt ein Bus. Mittlerweile der vierte nach Ha Tien. Den dürfen wir dann endlich besteigen. Wir hatten ja kein Ticket und keine vietnamesische Währung mehr übrig… Der Bus ist versifft. Dauert aber nur noch 30 Minuten. In Ha Tien, was für ein Zufall, gibt es natürlich keinen Bus mehr nach Kep. Wäre angeblich gerade erst losgefahren. Genau… Sogar die Damen am Ticketschalter ignorieren uns. Es ist einfach nicht möglich,

Informationen zu bekommen. Also wieder die Börse gezückt und mit dem Moped rüber. Die Grenzüberschreitung war dann ein Kinderspiel. Inklusive „amtsärztlicher Untersuchung“, die wir nicht zahlen wollten. Ging dann auch so. Und dann Kep. Eine Wohltat. Kep, die Krabbenstadt. Schon während der Anreise haben wir kilometerlange Krabbenfarmen gekreutzt. Die Überraschung war groß, als unsere Motorräder die Hauptstrasse verliessen und quer durch die Felder fuhren. Da fragt man sich kurz, ob es jetzt Zeit wäre, die Fäuste zu ballen oder die Fingernägel klar zu machen, um im Zweifelsfall hysterisch los zu kratzen. Aber es war nur eine Abkürzung. Lächerlich, dieses Kopfkino… Also Krabben überall. Klar, dass die dann abends auch auf dem Teller lagen. Ein Tag am Beach, auf dem Krabbenmarkt, das wars.

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Next Stop

Sihanoukville. 42 | ONELIFEONECHANCE


Hier wollen wir 3 Tage einfach nur das Leben Leben sein lassen. Keine Reiseverpflichtungen, nix. So richtig wissen wir auch nicht, was uns erwartet. Wir wissen, dass es hier wahnsinnig schöne Inseln gibt. Doch unser Etat schrumpt täglich und wir entscheiden, uns die Kohle zu sparen. Stattdessen buchen wir auf dem Festland und werden nicht enttäuscht. Eines der aufregenden Dinge am Reisen ist wohl, dass man nie weiß, wie es tatsächlich aussehen wird. Hat gar ganz andere Bilder im Kopf, die man sich im Guide angelesen hat. Sihanoukville ist eine geschäftige Hafenstadt, nicht der Rede wert. Unser Tucktuck führt uns raus aus dem Gewirr. Dort, wo die Straßen keinen Asphalt mehr tra-

gen, dürfen wir raus. Otres Beach ist verschlafen. Es ist paradiesisch. Der Golf von Siam auf der einen, kleine Bambushütten und Palmendächer auf der anderen Seite. Dazwischen Fischerboote, Chillout-Ecken, Hängematten, Bambusmöbel und Laternen, die uns den Abend versüßen. Wir liegen wie die Grazien unter einem Palmenschirm und bleiben die gesammten 3 Tage liegen. Abends gibts lecker Fischcurry oder Chicken-Amok und dann ist Schicht im Schacht. Nur der Wein ist teuer, aber seit einigen Tagen hat Dörti sich auch ans Bier gewöhnt. Das wars. Wir sind gewappnet und gerüstet für die nächste Reiseetappe.

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??? ...

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PHNOM PENH

Geben wir Euch gleich die volle Ladung? Wohl besser, diesmal nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Licht und Dunkelheit liegen dicht beisammen. Also erst mal zum Licht. Wir mögen Kambodscha sehr. Haben wir bereits erwähnt. Aber es bestätigt sich auch in Phnom Penh. Alles ist entspannter, freundlicher. Man begegnet sich mehr auf Augenhöhe. Der Busfahrer heizt nicht, der Steward blöckt und schubst nicht. Der TuktukFahrer nervt nicht und soweiter und so fort. Sogar beim Bezahlen gibt man uns das Geld wieder, sollten wit uns verrechnet und zuviel hingelegt haben. Kann ja mal vorkommen bei den vielen Nullen. In Vietnam waren wir gar Millionäre. Wir bekommen viele Lächeln geschenkt. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Unsere erste Bestandsaufnahme ist also euphorisch. Lassen wir den Blick einmal über dieses gebeutelte Volk gleiten und tragen einige Beobachtungen zusammen. Die kambodschanischen Frauen, heisst es, sind sehr sittsam. Man sieht sie nur mit Klamotten im Meer baden. Selbst wenn es die Jeans ist. Dann sei es so. Sittsamkeit können wir leider nicht in der Pärchenwahl erkennen. Südostasien. Kennt man ja nicht anders. Aber hier ist es schon ����� Die alten Herren aus dem Oxident mit ihren einheimischen Gespielinnen. Muss wohl Liebe sein. Oder sowas in der Art.

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Der Müll, die alte leier... Auch hier wird scheinbar blind über die Schulter geworfen. Das Meer schwemmt den übrigen Zivilisationsrotz an. Würde uns nich wundern, wenn auch irgendwas von der Ostsee dabei ist. Während unserer Busfahrt nach Phnom Penh konnten wir beobachten, dass meistens ein Graben die Strasse von der Häuserzeile trennt. Im dem schwimmt Brühe. Und Müll. Heiki erinnerte es an den kleinen Lord. Das ist wohl unserer geliebten Frau Mama zu verdanken. Dörti musste erst schmunzeln. Aber so unrecht hat sie gar nicht. Im Mittelalter wurde nicht anders entsorgt. In der Stadt sieht es etwas besser aus. Dort scheint man über Nacht einzusammeln. Diesen Luxus kann sich die Peripherie nicht leisten. Unten an der Küste haben wir

kaum einen alten Menschen gesehen. Das sieht jetzt hier in Phnom Penh anders aus. Hätte uns aber nicht gewundert. Immerhin dezimierte sich die Zahl der Menschen hier einst um 25 %!!!!!! Jeder vierte!!! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Uups. Haben wir uns also doch schon dem Thema genähert. Muss aber noch einige Zeilen warten. Reisfelder haben wir wenige gesehen. Und auch die dazugehörigen Hüte sucht man hier vergeblich. Praktisch wär’n sie schon. Es ist schweineheiß. Aber man scheint sich vom Nachbar Vietnam abzuheben. Die mögen sich, glauben wir, nicht besonders.

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ist das schon armutstourismus, was wir hier machen?

Zurück zum Lächeln… Kambodscha ist eines der ärmsten Länder der Welt. Was das mit dem Lächeln zu tun hat? Imerhin muss es hart sein, die Mundwinkel in der oberen Hälfte zu halten. In einer Umfrage von annodazumal, wo denn nun die freundlichsten Menschen leben, landete Kambodscha einst auf Platz eins. Wir lassen das so stehen. Wollen es auch glauben. 40% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Am härtesten ��� es die Kinder Kambodschas. Schon bei ihrer Geburt

sind sie gefährdet – Kambodscha hat eine hohe Kindersterblichkeitsrate. Mögliche andere Feinde sind Durchfallerkrankungen, Malaria, Dengue-Fieber, HIV, Mangelernährung, Kinderprostitution und -handel. Wir könnten sie auch aufessen, wenn auch nicht aus ���� Gründen. Sie sind goldig. Umso mehr schmerzt es, die vielen obdachlosen Familien mit ihren Kindern zu sehen. Die vielen Kids, die betteln. Schund verkaufen, anstatt die Schule zu besuchen. Unser Geberfass jedoch ist spätestens am Mittag voll. Es sind nämlich nicht nur die Kinder. Da wären noch die Alten, die Behinderten,

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die Krüppel. Also entledigt Dörti sich ihrer Klamotten. Weg mit dem ollen Kram. Hier in Phnom Penh sehen wir übrigens auch die ersten signalorangen Mönchskutten, während wir zwei Tage zu Fuss durch die Stadt traben. Es sind viele, genauso wie die unzähligen Pagoden und Tempel. Tja. Soviel zu unseren ersten Eindrücken. Die Kambodschaner haben sich mühelos unsere Sympathie erobert. Unser Mitleid dahingegen alles andere als mühelos. Nicht im entferntesten.


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Die kühnsten Wortakrobaten haben sich an diesem Thema versucht. Das Grauen kennt keine Buchstaben. Wir sind erschüttert und werden diese Bilder so schnell nicht los... Pol Pots Foltergefängnis. Auch genannt Tuol Sleng Genozid Museum.

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Im ersten Block ist man schockiert, im zweiten wird einem schwindelig. Im dritten verliert man den Glauben. Durch den letzten stolpert man nur noch benommen durch.

“ Genozid. Ein einfaches Wort, dessen Ausmaß wohl kaum jemand begreifen kann. Außer die, die es überlebt haben. In diesem Fall waren es sieben! Insgesamt hat Pol Pots Demokratisches Kambodscha 3 von 5 Millionen Menschen ausgemerzt. Und das ist nur ein Akt von vielen des neuzeitlichen Menschentheaters. Wie oft denkt man noch an all die Massenmorde dieser Welt? An die Armenier? Das Gemetzel der Hutus an den Tutsies? Der Kolonialherren in Afrika und Südamerika? Hitlers Wahnsinn? Tibet? Sudan? Syrien? Wie kann man da noch an eine übergeordnete Macht glauben, die die Geschicke dieser Erde leitet? Gott ist unmodern, konstatierte schon Wolfang Borchard. Hier in Kambodscha war er schon tot.

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S 21. Die Ironie: Das Gefängnis war einst eine Schule. Die

die Zellen. Man kann die Blutflecken noch gut erkennen. Was

absolute Unschuld wurde durch das absolute Grauen ersetzt.

heisst gut. Man sieht sowieso nix mehr. Die Augen sind voller

Wir sehen Bilder von Häftlingen, denen man die Beine zerteilte.

Tränen und eigentlich will man nur noch rausrennen und Luft

Den Kiefer spaltete. Die Nägel ausriss. Die Haut vom Gesicht

holen. So geht das weiter. Block für Block. Bis sich der Horror im

schälte. Blutlachen unter den metallenen Betten. Alles akribisch

Videoraum in einem Schluchzen entleert.

dokumentiert. Ein Block ist voller Profilbilder der Insassen. Man

Wir denken an das Schild am Eingang, das in Bildschrift darauf

stolpert von Raum zu Raum und tausende Gesichter stürzen auf

hinweist, dass an dieem Ort nicht gelacht werden sollte. Wer

einen ein. Agonie. Dann taumelt man weiter und begutachtet

denkt da ans lachen? Überall benommene Gesichter.

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nichts sollte von ihnen übrigbleiben außer erfolterten Geständnissen. “Keine Antwort konnte den Tod verhindern. Niemand, der zu uns kam, hatte eine Chance, sich zu retten”

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killing fields Auch auf einem der insgesamt 300 Killing Fields, das wir tagsdarauf besuchen. Hierher transportierte man die Insassen von S21 zur heimlichen Exekution. Munition sollte nicht verschwendet werden, also wurde sämtliches anderes Werkzeug benutzt, um sie totzuschlagen und in einer Grube zu versenken. Die Zuckerpalme eignete sich dank der spitzen Rinde hervorragend zum Kehle aufschlitzen. An einen anderen Baum wurden die Kleinkinder geschleudert, bis sie zu atmen aufhörten. Wollt ihr noch mehr? The evil of human nature, das ist unser Abschlusssatz. Nun entschuldigt uns bitte. Wir müssen uns übergeben. Vermutlich die angemessenste Reaktion auf das Gesehene…

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PS: Die ganze Chose fand übrigens zwischen 75 und 79 statt.

Es reichte, eine Brille zu tragen oder eine Fremdsprache zu

Unsere Geburtsjahre. Innerhalb von 3! Tagen ließen Pol Pot und

sprechen. Sie alle mussten weg. Ganz übel wird es, wenn

seine Schergen die Städte entvölkern. Das demokratische!!!!

man sich die Folgejahre anschaut. Nach der Vertreibung der

Kambodscha sollte ein reiner Arbeiterstaat werden. Auf den

roten Khmer durch die vietnamesichen Truppen agierte die

Feldern sind auch die meisten gestorben. Überarbeitet und

Kaderclique fleißig weiter. Wurde gar immer noch als legitime

unterernährt. Pol Pot studierte übrigens in Frankreich, wo

Herrscher von einem Großteil der westlichen Welt, darunter

er sich ganz offensichtlich eine Überdosis kommunistischer

Australien, USA, Dtl., Frankreich und England, anerkannt. Pol Pot

Ideale einfing. In Kambodscha arbeitete er als Lehrer. Genau

lebte für die nächsten 20 Jahre fleißig ein schönes Leben. Mit

diese sollten später nicht mehr zu seiner Gesellschaft gehören.

über 80 wurde er vergiftet. Schmorre er in der Hölle.

Intellektuelle, Lehrer, Ärzte, Mediziner wurden abtransportiert.

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BATTAMBANG Die Vergänglichkeit sieht man den meisten Etablisements auch an. Selbst die, die es in den Lonely Planet schafften, zerbröseln in der Demse der Trockenzeit. Auch die River-Front-Fassaden, einst stolze Zeugen der französischen Baukunst, sind von Jahrzehnten mürbe gemacht. Diese Stadt scheint schon bessere Tage gesehen zu haben. Nicht mehr viele Touristen entscheiden sich, auf ihrem obligatorischen Weg nach Angkor Wat in Battambang einen Zwischenstop einzulegen. Für den Tourismus wird es immer schwerer, meint auch Tratra, der uns am Busbahnhof mit seinem Tuktuk aufgerissen hat. Tratra schlägt ein wie eine Bombe. Selbst jetzt beim Schreiben, abwesenderweise, freuen wir uns, dass unsere Reise ihn vor unsere Füsse warf. Aber dazu später. Battambang also. Die Vergänglichkeit sieht man den meisten Etablisements auch an. Selbst die, die es in den Lonely Planet schafften, zerbröseln in der Demse der Trockenzeit. Auch die River-FrontFassaden, einst stolze Zeugen der französischen Baukunst, sind von Jahrzehnten mürbe gemacht. Unser Hotel, zwar etwas außerhalb, dahingegen ist Sahne. Zwar nicht erste, aber immerhin. Sogar ein Page bringt das Gepäck aufs Zimmer. Endlich auch wieder mal ein Fenster. Sogar mit Balkon. Rauchen leicht gemacht.

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mr. smiley Tratra. Einer dieser Menschen, die in einem das dringende Bedürfnis wecken, ihnen in die Wangen zu kneifeln. Knuddeln trifft es auch. Niedlich. Aber das ist wohl nicht der angemessenste Begriff für einen 25-Jährigen. Dem man nichts Böses unterstellt und jeder finstere Abgrund total abwegig erscheint. In Minuten hat er unser Sympathiezentrum infiltriert. Vollkommen mühelos. Was für ein Lächeln. Tratra. Ihn machen wir gleich klar für den Folgetag. Will meinen, eigentlich macht er uns klar. Ein Ausflug war gar nicht in unserem Planungsplenum beschlossen worden. Wir wollten hier nur in den Zirkus, Battambangs Attraktion Nummer 1. Tja. In Millisekunden hatte er Dörti uf seiner Seite. Heiki musste erst noch ein bisschen schachern. Kann sie gut. Sie ist die Meisterin des Handelns und hat uns schon jede Menge Kohle gespart. Vielleicht buchen wir ihn auch, weil wir denken, damit wenigstens einen Stern am kambodschanischen Kriesenfirmament zum Leuchten zu bringen. Samariter Sisters der C-Liga. A-Liga solls mal werden, wenn wir gross sind. Außerdem ist die Rechnung einfach: 30 Dollar für uns, ein wenn auch klitzekleines Vermögen für Tratra. Er ist auch, müssen wir zugeben, unser Praxistest. Das Tor zum hiesigen Leben. Kambodscha zum Anfassen, sozusagen. Dörti will aaaaalles wissen. Und kriegt den klassischen Lebenslauf.

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“ Waise. 400 Dollar Studiengebühren im Jahr. Das sind 33 im Monat. Das Tuktuk kostet ihn 50. Ohne Reparaturen und Benzin.

“ Erinnert euch an den letzten Beitrag und die Zustandsbeschreibung Kambodschas. Aus dem Munde von Tratra werden die Worte zu Menschen. Kind armer Eltern, die ihn erst mit 9 und auch nur dank einer italienischen Hilfsorganisation zur Schule schicken konnten. Seine Schwester starb noch im Säuglingsalter an Denguefieber. Seine Eltern bald an Aids. Ein Onkel liess ihn bei sich wohnen. Soweit, sogut. Die Geschichte könnte enden wie die seines Bruders, der für 60 Dollar im Monat in Phnom Penh in einer Fabrik schuftet. Tratra aber irgendwie wollte mehr. Ein besseres Leben. Früh fing er an, auf dem Bau zu schuften, um die Kohle für die Uni zu sparen. Die kann er nur am Wochenende besuchen. Werktags muss er arbeiten. Das erste Semester schloss er als Neuntbester ab. Dann lieh er sich das Tuktuk. Bauarbeiter bei 40 Grad im Schatten macht den Kopp zu Brei. Rechnen wir eins und eins mal zusammen. Waise. 400 Dollar Studiengebühren im Jahr. Das sind 33 im Monat. Das Tuktuk kostet ihn 50. Ohne Reparaturen und Benzin. Eine einfache Fahrt kostet zwischen 2 bis 3 Dollar. Von den Tagestouren, die 30 kosten, wird er aufgrund Touristenschwund und der Tatsache, dass es unendlich viele Tuktukfahrer gibt, nicht allzu viele machen können. Wohnen tut er unterm Haus von seinem Onkel. Lange Rede… Ihr seht, worauf wir hinauswollen. Also sofort die Augen schließen und sich freuen, dass wir Kind dieser Eltern sind. Tratra dahingegen ist einer von vielen, die eigentlich chancenlos geboren wurden. Sich jedoch trotzdem mit Hartnäckigkeit und einer umwerfenden Liebenswürdigkeit durch den Alltagsschlamm wühlt. Mal wieder schütteln wir mit dem Kopf… 400 Dollar. Was ist das schon für die Meisten von uns? Eine Superfancy-Nespresso-Kaffeemaschine. Zwei Paar Schuhe. Ein Wochenende im Hotel. Hand aufs Herz. 400 Dollar. Selbst die Hälfte würde in seinem Leben einiges ändern. Wir würden ihn am liebsten mitnehmen. Der Abschied fällt schwer. Natürlich kriegt er letztenendes die volle Summe. Scheiss aufs Handeln. Und ein Mittagsessen. Und Dörtis abgelesenes Buch. Der Meister und Margarita in Kambodscha. Witzig. Tratra freut sich wie ein Schneekönig. Dieses Lächeln ist herzerwärmend. Wieder eine Seele mehr, die noch lange in unseren Gedanken rumgeistert.

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Apropos Schneekönig. Staub wird hier kambodschanischer Schnee genannt. Von dem schlucken wir ne Menge auf unserer Tagestour durch das Umland von Battambang. Wir cruisen durch die Trockenzeit dieser Provinz und schauen uns das Dorfleben an. Sehen das vormals beliebte Transportmittel, den Bambuszug, der heute nur noch Touristen rumkutschiert. Lernen, dass Fledermäuse nicht nur in Höhlen leben. Sehen eine Höhle, die als Exekutionsplatz den roten Khmer diente (hier mussten sie eigentlich nur noch schubsen). Und jede Menge Affen und Tempel. Wir sind quasi tempelisiert. Und Angkor Wat steht uns erst noch bevor….Bei 40 Grad im Schatten keine einfache Sache. Aber was tut man nicht alles für die Kultur. Stichwort Kultur. Unser Hotelzimmer lockt mit einem Flachbildschirm. Den stellen wir jetzt an. Mal ganz kultiviert kulturlos Fernsehen schauen. Uaaaahhhh.

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ANGKOR WAT Schwierig. Wo soll man bei diesem Thema beginnen? Angkor Wat. Megalotropolis der Khmer. Zeichen ihrer damaligen Ăœberlegenheit. Ausdruck ihrer Genialität. Das TempelMekka Asiens, das wir uns schon zum Sonnenaufgang mit tausenden anderen Pilgern teilen. Acht Stunden stiefeln wir durch die Anlage und haben trotzdem nicht alles gesehen.

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Angkor Wat ist übrigens nur eine von vielen. Der gesammt Komplex nimmt eine Gesamtfläche von mehr als 200 km² ein. Bis heute wurden bereits mehr als 1000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Größe entdeckt. Man vermutet, dass im Großraum von Angkor am Höhepunkt des historischen Königreiches bis zu einer Million Menschen auf etwa 1000 km² gelebt haben könnten. Einfach gigantisch. Angkor Wat war damit bis zur industriellen Revolution die größte Stadt der Welt. Tja, der Rest steht in den Geschichtsbüchern. Wir können unser Tempel-Hopping einfach nicht chronologisch aufzählen. Sie alle sind wunderbar, speziell, einzigartig. Und doch braust uns spätestens am Nachmittag der Schädel. Geschuldet ist das wohl der Hitze, aber auch einem begrenzten Auffassungsvermögen. Wir sollten jedoch

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erwähnen, dass Angkkor Wat quasi seit seiner Errichtung immer in Gebrauch war. Es ist das Nationalsymbol der Khmer, das Epizentrum ihrer Zivilisation. Quelle großen nationalen Stolzes. Angkor Wat ziert sogar die Nationalflagge. Vom gleichnamigen Bier ganz zu schweigen. Interessant ist auch, wenn man etwas hinter die Kulissen schaut. Angkor Wat wird von uns Bewunderern zu Tode geliebt. Einerseits ist der Tourismus ein Segen für die Wirtschaft des Landes. Andererseits schadet er der Anlage: Der Andrang ist manchmal kaum zu bewältigen, die Grundmauern sind instabil, an den Wänden verewigen sich die Besucher mit Graffiti. Die Besucherzahlen wachsen immer weiter. Die Abnutzung ist gewaltig. Wenn täglich an die 6000 Hände die Reliefs und Steine betatschen, fängst an zu bröckeln…


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Bei einem Eintrittspreis von 20 Dollar für das Tagesticket und angesichts der Massen, die mit uns durch die Gegend tingelten, haben wir uns gefragt, was die wohl so einnehmen müssen. Im Internet ist von 2 Millionen Besuchern im Jahr zu lesen. Angkor ist natürlich im Besitz des Landes. Aber die Regierung hat den Ticketverkauf an eine Privatfirma vergeben. Die bekommen 15 Prozent, der Rest geht ans Finanzministerium. Die Rechnung ist ja einfach.

4000000 Millionen Dollar im Jahr, 6 000 000 kriegt die Firma. Was aber fängt die Regierung mit dem Geld an. Die Restauration, lesen wir, ist meistens cofinanziert. China, Indien, Deutslchand, sie alle sind fleißig am Erhalt des Unesco Welterbes beteiligt. Der

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Rest fließt wohin? Das ist nirgendwo online zu finden. Was uns besonders beeindruckt hat? Alles. Es riecht nach Vergänglichkeit. Der Ort ist mystisch. Besonders in Angkor Thom, wo sich der Wald seinen Platz zurückerobert. Die zerfallenen Türme und Wände der Tempel sind fest von mächtigen, jahrhundertealten Bäumen umschlungen. Die Reliefe von Moos und Kletterpflanzen überzogen. Ein verwunschener Ort. Nahezu hypnotisch bezirzt Bayon, auf dessen Haupttürmen 216 riesige, mal kalt, mal beseelt lächelnde Gesichter thronen. Es ist einfach gigantisch und man fragt sich, warum heutzutage niemand mehr so etwas magisches bauen tut. Architekten dieser Welt, back to the roots, please.


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angkor wat in zivil...

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the holy mekong in

kratie

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hab meinen wahagen vollgelahaden ... Die Fahrten werden immer aufregender. Akrobatisch wäre vielleicht das richtige Wort. Was alles so in einen Minivan geht… 13 Personen auf 7 Sitzen ist fast schon Ri n g e l p i t z m i t a n fa s s e n . Draußen hängen Hühner, Motorräder, Kisten, Taschen und jede Menge Gemüse. Die Melonen haben wir im Nacken. Die Stinkfüße ruhen auf frischem Kohl und der Lauch sticht einem in die Ohren. Wenn der Fahrer zu scharf bremst, donnern einen auch noch paar Kisten in den Nacken. Vorausgesetzt, man sitzt in der hintersten Reihe. Die Sitze sind meistens aus Leder, das macht bei 37 Grad die ganze Angelegenheit etwas klebig. Der Arsch ist nass, salopp gesagt. Und taub. Oberarme kleben aneinander. Fenster kann man selten aufmachen. Der Staub auf den Buckelpisten wirbelt nonstop. Irgendwann hilft nur noch Schlafen gegen den Wahnsinn, während der Kopf gegen die Scheibe donnert oder elegant auf die Brust fällt.erreichen wir abends Kratie, im Nordosten Kambodschas.

Sechs Stunden Fahrt werden uns von Siem Reap verkauft. Fast zwölf sollen es werden. Mit geschändeten Rücken erreichen wir abends Kratie, im Nordosten Kambodschas.

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n Kratie erwartet uns der Mighty Mekong. Und dessen kostbare Bewohner. Süßwasser���� auch Irrawaddy ����genannt. Denen fehlt sprichwörtlich die Nase, was wir, ehrlich gesagt, nicht bestätigen können. Mit eigenen Augen. Wir sehen sie zwar am Folgetag auf unserer Tour, jedoch nur von weiten. Es sind jedoch viele. Vielleicht auch immer die gleichen. Sollen ja schnell sein, diese Tiere. Vom Aussterben bedroht sind sie auch. Aber das ist ja leider nix neues…. Ein Bad im Mekong ist für Dörti auch noch drin. Danach gehts zur Siesta auf riesigen überdachten Bambussplattformen mit einer Hängematten-Armada. Inklusive drei Turntalenten, die stundenlang vor unserer Nase über die Bastmatten rollen. Goldig. Die beiden Mädels auf unserer Tour, eine Spanierin namens Laura und Kathi aus München, sind mit von der Partie. Dufte Gesellschaft, die wir abends auch noch zum Abendessen genießen. Das wars. Auf in die Wallachei. Wir wollen in den Busch.

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diese dinger verdienen eine ganze seite. Obwohl wir vergessen haben, wofur sie da sind ...

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grossmeister im flirten, diese kleinen scheisser. und ziemlich erfolgreich. wir sind ihm erlegen|

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banlung Gartenarbeit! Freiwillig! Wenn das unsere Mutter wĂźsste. Das letzte Mal hatten wir wohl noch aufgeschlagene Knie, als muttern uns unter Protest in die Bohnen schickte und damit unser Schicksal besiegelte, von MĂźcken gefressen zu werden. Gartenarbeit! Und das nicht im wohlklimatisierten Deutschland, sondern in der staubigen Hitze Nordostkambodschas. Tja. Es kommt erstens anders und zweitens als man denkt.

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so lebt es sich in kambodscha

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rudi auf mission im Sumpf der kambodschanischen Tristesse Banlung soll unsere letzte Station

Ruedi hat sich vor ungefähr acht

bestimmtes Kind im nahe gelegenen

im

Jahren

Land

des

Lächelns

werden.

und

SOS Kinderdorf beispielsweise hat nie

Normalerweise schlägt man sich hier

unterstützt seitdem mit dem eigens

das Geld und die Pakete erhalten, die

im Rahmen einer geführten Tour durch

dafür gegründeten Verein GV Huvm

ein Freund von Ruedi und Pate des

den Dschungel. Von dem ist bloss

einige Familien der Region. Wie sehr

Kindes schickte…. Ruedi selbst ist jedes

nicht mehr viel übrig, wie wir lesen und

die Kacke in diesem armen Land

Mal für mehrere Monate vor Ort und hat

auch später mit eigenen Augen sehen

am Dampfen ist, davon kann er ein

sich ein Netz von Vertrauenspersonen

werden. Auch wir haben geplant, einen

Lied

Beste

aufgebaut. Das auch unter denen

auf Mogli zu machen und durch den

daraus zu machen, kann man gut und

Schwund zu verzeichnen ist bzw. war,

Busch zu hirschen. Doch der Körper

gerne als Idealismus gelten lassen.

sprich einige sich bereicherten, anstatt

in

das

singen.

Land

Trotzdem

verliebt

das

ist willig, nur der Geist sehr schwach.

das richtige Medikament auszugeben,

Unsere Motivation lässt nach all den

auch daraus macht er keinen Hehl.

Monaten nach. Will heißen, dass wir sehr ���sind für weniger anstrengende

no money, no gain

Always keep trying. Und so übernimmt der GV Hufm die Schuldgelder für

Alternativen. Und wie der Zufall es

Man braucht schon eine dicke Haut.

Kinder,

will, werden uns letztere in Gestalt von

Das Gute ist: seine Arbeit trägt Früchte.

den Bau eines kleinen Restaurants,

Ruedi und Melanie serviert. Ein Segen

Das Geld versinkt nicht, wie wir alle

�����Medikamente

oder

und einmal mehr eine Möglichkeit, sich

selbst im geheimen befürchten, im

Ausbesserung

Wohnhauses

Finanzloch großer NGO. Auch dazu

(Baracke ��� es wohl eher). Die Liste ist

hat er Geschichten auf Lager. Ein

endlos. Ruedis Enthusiasmus ebenfalls.

im

Sumpf der kambodschanischen

Tristesse

zu

verlieren.

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gibt

zinslose

eines

Darlehen

für

die


Er ist der Hammer. Eloquent, welt��� staatskritisch, links. Warmherzig mit einem derben Mundwerk, wenn angebracht. Tausend Geschichten hat er auf Lager von korrupten Lehrern, Ärzten, Bullen und dem ganz normalen Wahnsinn im Leben eines Kambodschaners. Lehrer, die den Prüfungsbogen nur korrigieren, wenn Geld in seine Kasse gelegt wird. Krankenschwestern, die ��� Brüche einfach zunähen, von säubern ganz zu schweigen. Ärzte, die Medikamente oder Putzzeug gewinnbringend weiter verkaufen. Polizisten, die einem Kindsmissbrauch nur nachgehen, wenn sie bezahlt werden. Kleinkinder, die verhungern. Waisen, deren Eltern an Aids gestorben sind. Die Liste ist endlos. Unsere Fassungslosigkeit ebenfalls.

mama pilau kriegt prügel Die Gartenarbeit machen wir bei Mama Pilau. Hier hat Ruedi zusammen mit Melanie schon die Beete angelegt.

Melli kommt ebenfalls aus der Schweiz und hat sich Ruedi für zwei Wochen angeschlossen. Mama Pilaus S�� Ehemann kommt und geht, wann er will. Dass Männer hier mehrere Frauen verbrauchen, scheint wohl normal zu sein. Wenn er kommt, ist er meistens ����und will Geld. Mama Pilau gibt es ihm. Kann man wohl mit uns nicht vergleichen. Selbstbestimmt und selbstbewusst, das ist in Kambodscha noch keine Selbstverständlichkeit. Wir also grubbern, hacken und sähen Mais, Salat, Tomaten und Kürbis bei 35 Grad. Dieses Land ist trocken, der Staub ist überall. Zumal die Straßen fernab der Hauptstraße nicht geteert sind. Wie und wo man hier Wäsche zum Trocknen aufhängen soll, bleibt uns ein Rätsel. Wir waschen uns den Dreck am Nachmittag in einem Kratersee ab.

staub-staub-staub Tagsdarauf gehts nach Karay, eine Gegend/Dorf, in der/dem ethnische Minderheiten leben. Ruedi ����t

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uns, einen Mundschutz zu kaufen. Können auch wir endlich das Ding mal im Gesicht tragen. Mit dem Mofa heizen wir durch den Staub und verteufeln jeden LKW, den wir begegnen. Die Staubwolke ist gigantisch. Wir besuchen eine Familie, der Ruedi vor einigen Jahren mit einem Kredit von 150 Dollar ermöglichte, aus einer Bretterbude ein für kambodschanische Verhältnisse vernünftiges Restaurant zu bauen. Wie es scheint, hat die Familie nun ihr Auskommen. Ruedi hat Malbücher und Stifte im Gepäck. Zahnputzaktionen hat er übrigens auch schon durchgeführt. Alles hier keine Selbstverständlichkeit. Wir wandern herum und schauen uns die Lebensumstände der Menschen an.Armu���� könnten böse Zungen es auch nennen... Die Wasserlöcher, wo sich gewaschen wird, sind mittelalterlich. Wir sehen viele Kinder. Einige aufgeweckt und verspielt, andere zutiefst verschüchtert. In diesen Gesichtern kann man sich verlieren. Und will garnicht wissen, was da wohl passiert ist, dass diese Augen nicht mehr lächeln können…


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so mal im ernst... Die kambodschanische Regierung verscherbelt das Land im großen Stil. Fast 70 % leben von weniger als 2 Dollar am Tag. Jedes dritte Kind ist unterernährt. Am

Nachmittag

wollen

wir

zu

einigen

Wasserfällen

und verfransen uns im Labyrinth der kilometerlangen Kautschukplantagen. Das alles war mal Primärwald oder zur Landwirtschaft genutzte Fläche der hiesigen Bevölkerung. Dann kamen die Chinesen und andere Nutzniesser. Die kambodschanische Regierung verscherbelt das Land im großen Stil. Noch einmal zur Wiederholung. Für die meisten Kambodschaner ist

das

Leben

kein

Zuckerschlecken.

Fast 70 % leben von weniger als 2 Dollar am Tag. Jedes dritte Kind ist unterernährt. Dabei ist Kambodscha reich

Aus einem Bericht des „United Nations Committee on the Elimination of Discrimination“… Lagebeschreibung aus einem Dorf in der kambodschanischen Provinz Ratanakiri.

an natürlichen Resourcen und deren gewinnbringende

Der Bericht rügt das Verhalten einer Kautschuk Firma, die seine

Ausbeutung. Dazu zählen Holz, Mineralien und Petrolium.

Dorfgemeinschaft dazu zwang, ihr Land zu verlassen, da es

45% seines Landes hat die Regierung in den letzten Jahen

Staatseigentum sei und es planiert werden würde, unabhängig

an private in- und ausländische Investoren verleast. Wie

davon, ob die Ureinwohner kooperieren würden oder nicht. Es

die Regierung an das Land kommt, ist eine andere Sache.

wurde Angehörigen der Jarai-Minderheit Land unter falschen

Landenteignungen stehen auf der Tagesordnung. Ob Bergbau,

Tatsachenbehauptungen entzogen. Staatsbeamte erzählten

Staudammprojekte, Kautschukplantagen oder Tourismus.

ihnen, dass diese 50 Hektar Staatseigentum für invalide

Die Landenteignung durch Lizenzverkauf, beispielsweise an

Soldaten gedacht seien. Auf die Zustimmung der Ureinwohner

Abholzungsunternehmen oder �������steigt rapide.

zur Landübergabe hin organisierten die Beamten ein Fest, an In Ratanakiri, wie die Provinz heisst, in der wir uns ����� dem sie Alkohol ausgaben. Als die Dorfbewohner betrunken trug sich folgendes zu. Nur ein nach Unrecht schreiendes waren, wurden ihre Fingerabdrücke als Unterschrift auf einer Beispiel von vielen:

Liste festgehalten. Dass es sich dabei um einen Vertrag handelte, war ihnen nicht klar. Später erfuhren die Indigenen, dass ihr Land an eine Firma verkauft wurde – und nicht an Soldaten – und dass es sich um 500 Hektar handelt, also um 450 Hektar mehr als vorher vereinbart. Unverzüglich wurden Gummibäume �����und den Ureinwohnern wurde der Zugang zu ihrem Land verboten. Sie setzten sich mit lokalen Nichtregierungsorganisationen in Verbindung, strebten eine Aufhebung des Vertrages an. Doch bis heute konnten sie nichts erreichen und auch keine rechtliche Überprüfung erwirken. Tja. Zum kotzen. Es sieht nicht gut aus, was wir sehen. Die Zukunft sieht nicht gut aus. Umso passender, dass auch wir bald nicht mehr gut aussehen. Auf einer kleinen Buckelpiste hauts uns um. Gotseidank bei geringer Geschwindigkeit. Heiki sieht jetzt so aus, wie anfangs beschrieben. Schürfwunden wie im Kindergartenalter. Dörti hats in der Schulter. Aber alles gut. Eine Geschichte mehr zu erzählen. Eine von soooo vielen.

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Das wars. Wir müssen uns von Kambodscha verabschieden. Its the people who make the place, sagt man so passend im Englischen. Im Deutschen würde es komisch klingen. Kurz gesagt: die Menschen werden uns in Erinnerung bleiben. Wen’s interessiert, hier der Link. Ein Hoch auf Ruedi. Wir sind beeindruckt. www.gv-hufm.ch

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laos 163 | ONELIFEONECHANCE


- Si Phan Don -

don det Si Phan Don. 4000 Islands. Ein Leben unter der Käseglocke. Hier kannst du die Welt vergessen. Oder vor ihr Reissaus nehmen. Würd uns nicht wundern, wenn die Hälfte der sich hier niedergelassenen Ausländer sowieso nicht mehr zurück in ihre Heimat könnte… The mighty Mekong meint es gut in diesem Teil der Welt. Der betörende Archipel gilt als ganz besonderes Juwel. Der Mekong fließt an Tausenden von Sandbänken und Inselchen vorbei. Man lebt hier ihm ersten Gang. Keine großen Straßen, keine großen Autos. Zikaden zirpen, Wasserbüffel brüllen, die Reisfelder vertrocknen. Es ist Trockenzeit. Wir schippern mit dem Boot nach Don Det und lassen uns in einer der vielen Bambushütten nieder. Mit obligatorischer Hängematte. Don Det gilt als Hängemattenparadies. Wenn man nicht gerade mit dem Fahrrad durch die Gegend düst, vergammelt man den Tag in Schatten einer Palme. Passenderweise wird dir Happy Tea, Happy Kekse und sonstwas gereicht. Steht sogar auf der Speisekarte. Ein Joint kostet 3 Dollar. Dass viele Touris hier für lange Zeit hängen bleiben, ist kein Wunder.

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Die Insel umrunden wir am Tag 1 in Nullkommanix. Es ist beschaulich. Kleine Dorfwege führen uns vorbei am täglichen Einerlei der Einheimischen. Nackte Kinder spielen im Sand, Hühner, Enten, Bast flechtende Alte. Wir observieren die Locals bei ihrer Morgenwäsche im Mekong, beim Zubereiten der Mahlzeit, beim sich zanken, lausen oder abgammeln. Den Wasserbüffel kann man wohl gut oder gerne auch als das Nilpferd Asiens bezeichnen. Man lernt nie aus. Wusstet ihr, dass die im Fluss grasen. Nicht mehr als der imposante Schädel ist gelegentlich zu sehen. Dann tauchen sie wieder unter, um den Flussgrund abzufuttern. Eine gefühlte Ewigkeit kann das dauern.

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Tags darauf gehts mit dem Fahrrad über eine alte Eisenbahnbrücke auf die Nachbarinsel Don Konh. Dörti kann sich nicht erinnern, wann sie das letze Mal auf einem Fahrrad sass. War wohl noch vor Portugal. Wir radeln in der Mittagshitze zu einem Wasserfall. Kennste einen, kennste alle. Wir freuen uns, knipsen Fotos, tauchen schnell ab in die Fluten, um dann auch schon wieder auf einer der überdachten Bambussplattformen zu landen und n‘ Fruchtshake zu schlürfen. Es ist sauheiss. Die Suppe

läuft, die ���t jedoch ruft. Also rauf auf den Sattel und weiter gehts durch die Demse. Eigentlich wollen wir einmal die Insel umrunden. Landen aber immer wieder in Sackgassen. Verirren kann man sich in diesem kleinen Mikrokosmos sowieso nicht. Stört also nicht weiter. Wenn wir eines haben, dann ist es Zeit. Wenig später auch akrobatisches Geschick. Ein Brücke ist total zusammengebrochen. Wir könnten natürlich den ganzen Weg zurück …. Aber bei der Hitze dann lieber doch

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Augen zu und durch. Bzw. rüber. Also hieven, ziehen und schieben wir unsere Drahtesel über das zusammengefaltete Gebälk. Schweisstreibend. Das Feierabendbier ist redlich verdient. Einziger Nachteil dieses Insellebens: sobald die Lichter angehen, atackiert eine Armada an Viehzeug die Lichtquellen der Zivilisation. Zählt man schweissgebadete Haut und dämliche Insekten zusammen, kann man sich vorstellen, was später in der Dusche abgeschrubbt werden muss…


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geburtstag!

Der Geburtstag beginnt erst mittags. Genau nach Dörtis Geschmack. Heiki hat in dieser Enklave eine Flasche chilenischen Rotwein erstanden. Vermutlich die teuerste Flasche Wein der letzten zehn Jahre…. Was tut man nicht alles für das Seelenheil der

kleinen Schwester. Dörti ist auf Entzug. Seit über einen Monat wurde ihr Gaumen nicht vom edlen Gesöff benetzt. Klar, dass sie die Flasche ganz für sich allein genießen darf. Dazu gibts Schokokekse und ein Orangutan-Shirt, dass Heiki heimlich mit Siti in Borneo organisierte. Très chic!!!! Der Rest des Tages wird, man staune, vergammelt. Dörti wühlt sich durch unzählige Facebook-Nachrichten bzw. E-Mails und ist gerührt. Von allen Seiten dieser Welt kommen die Wünsche – nur ein kleiner, doch sehr schöner Nebeneffekt des Reisens. Doch auch die Heimat ist fleißig am tippen. Wie gut es tut, solche Nachrichten in der Ferne zu lesen, ist für euch Daheimgebliebene vielleicht nicht nachvollziehbar. Daher an dieser Stelle: Es tut saugut!!! Thank you all very dermassen.

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VIENTIANE eine der kleinsten hauptstädte der welt Vientiane soll eine der kleinsten Hauptstädte der Welt sein. An dieser Stelle werfen wir vielleicht gleich schnell ein Lob an Rainer ein. Beim letzten Skypetermin mit Mutti konnte der uns diesen Namen nennen. Hut ab. Klein also. Wir sind in wenigen Stunden durch. Will meinen, wir haben die paar Tempel und Stupas abgelatscht. Schleichen trifft es wohl eher. Bei 40 Grad bewegen wir uns im Schneckentempo und müssen uns zusammenreißen, vor Bauarbeitern nicht ehrfürchtig auf die Knie zu gehen. Von Hauptstadtlärm keine Spur. Selbst der Verkehr ist mässig. Auch keine hohen Häuser. Provinziell trifft es am besten. Vielleicht vergleichbar mit Neustrelitz? Bloss in asiatischer Ummantelung. Oder so ähnlich. Mehr gibt es zu Vientiane nicht zu sagen. Vielleicht auch, weil unser Auffassungsvermögen von der Hitze dahin gerafft wurde. Nutzen wir also den freien Platz für ein, zwei allgemeine Bemerkungen aus dem alltäglichen und religiösen Suppentopf Asiens.

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laos also... Zwischen 1965 und 1973 regneten 2,1 Millionen Tonnen amerikanischer Bomben auf das Land, mehr als auf Deutschland und Japan während des Zweiten Weltkrieges.

der Pathet Lao und die Nordvietnamesen einen Guerillakrieg mit den USA. Von den mehr als 2 Millionen Tonnen Bomben, sind bis heute etwa 50 % des Territoriums betr��� Lasst euch diese Zahlen mal durch den Kopf gehen.

geisterhäuser überall Der Buddhismus gehört auch hier zur am meisten praktizierten Religion. Wir mögen die Idee der Geisterhäuser. Egal, ob ärmliche Hütte eines Reisbauern oder ein First Class Hotel, ein jedes verfügt über ein kleines

Hammer und Sichel sind wieder an der

Geisterhaus. Hier wohnen, man staune, die

Tagesordnung

Demokratischen

Hausgeister, denen auf einem kleinen Vorbau

Volksrepublik. Die Schüler tragen Halstücher,

regelmäßig Opfergaben dargebracht werden

sowohl die roten als auch die blauen. Wir

müssen. Es gibt gute und böse Geister, Erd-

möchten meinen, sogar FDJler erblickt zu

wie Hausgeister. Allein in und um einem Haus

haben. Was wir unbedingt zu Protokoll geben

herum hausen 9 Geister. Dabei werden die

möchten ist der Fakt, dass Laos zu einem

guten, wenn sie als solche erkannt werden, in

der Staaten mit den größten Mengen an

die Familiengemeinschaft aufgenommen. Die

nicht explodiertem Kriegsmaterial im Boden

bösen Geister ��� jedoch ihre Heimat in den

gehört. Vermächtnis des Vietnamkrieges! Der

Geisterhäuschen, wo sie durch die Opfergaben

in

dieser

parallel im Nachbarland Laos geführte K���� – Reis, Suppe, SSchnapps, Fleisch, Wasser, Obst, Kerzen und Räucherstäbchen – täglich erscheint jedoch in keinem Geschichtsbuch. Zwischen 1965 und 1973 regneten 2,1 Millionen

aufs Neue besänftigt werden wollen. Bei bösen

Tonnen amerikanischer Bomben auf das Land,

Geistern soll es sich übrigens um verstorbene

mehr als auf Deutschland und Japan während

Menschen handeln, denen die Wiedergeburt

des Zweiten Weltkrieges. Und das, obwohl

verwehrt geblieben ist.

Laos zu neutralen Boden deklariert wurde!!! Die hatten mit der ganzen Scheiße eigentlich garnix zu tun. Etwas sachlicher erklärt: Zwar war Laos 1954 und ein zweites Mal 1962 auf den Genfer Konferenzen für neutral erklärt worden, doch lag das Land mit seinen langen Grenzen zum kommunistischen China und Nordvietnam an einem wichtigen geostrategischen Platz und wurde von den USA zum ��� gegen den sich ausbreitenden Kommunismus auserkoren. Als dann der Ho-Chi-Minh-Pfad – die zentrale Versorgungsroute der Nordvietnamesen von Nord- nach Südvietnam – durch Teile von Laos führte, lieferten sich die laotischen Kommunisten

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Hat man sonst nicht auf dem Schirm... muss man die bettelmönche mögen?

marschieren, muss man verstehen, tickt doch sogar im religiösen Leben des südostasiatischen Mönches die Uhr: bis etwa 11.00 Uhr: zu einer Zeit, in der mancher touristische Langschläfer gerade sein Frühstück beendet hat, muss die

Was wir weniger mögen, ist die Tradition der Bettelmönche. Wohl auch, weil wir meinen, die Idee der Abstinenz, des Verzichts, ist ihnen in den Querelen der Zeit abhanden gekommen. Wie sonst erklärt man sich rauchende Mönche oder die Smartphones in deren Händen? Auch

buddhistische Betteltour abgeschlossen und die einzige Tagesmahlzeit beendet sein.“ Dem können wir nichts mehr hinzufügen. PS: Wenig später lesen wir über sexuellen Missbrauch in den Klöstern. Es leben die Religionen!!

wundern wir uns über die Unsummen an Scheinen, die in den Taschen dieser Kuttenträger verschwinden.

Und

deren

Verwendung.

Dörti weigert sich partout, auch nur einen Cent

zu

geben.

Verständlich

angesichts

der Tatsache, dass jeder Einheimische bei den Mönchen in Geberlaune ist, wenn auch ���� tenderweise, weil sonst das Karma meckert. Einem Obdachlosen gegenüber ist man weniger großzügig. Tendenz gegen null. Das ist zumindest unser Reim, den wir uns bilden. Trotzdem gehören die Bettelmönche so zuverlässig zum hiesigen Morgen wie der Briefträger in unseren Breitengraden. Sie müssen sich auch ranhalten. Im Internet ��� wir folgende passende Beschreibung: „Sie

laufen

in

ihren

verkehrssicheren

organgefarbenen Kutten, durch die Straßen, bleiben hier ein wenig ratlos stehen, blicken dort fragend über die Auslagen eines Marktstandes hinweg, bis ihnen eine Handvoll Klebreis, ein wenig Obst oder auch einige Geldscheine in ihre Opferschalen gelegt werden.Einige der frommen Männer ziehen während der Spende genüßlich an ihrer Zigarette, was ihnen die tolerante buddhistische Weltanschauung unter anderem auch deswegen gestattet, weil sie sich ansonsten tagaus tagein im Dienste des allgemeinen Karmas mit der Befolgung von nicht weniger als 227 Verhaltensvorschriften plagen müssen. Auch dass die kahl geschorenen Mönche sich gleich nach dem Erhalt der Gaben brüsk abwenden und zielgerichtet weiter

und jetzt noch was zum übel Was sons noch? Rund 40 % der Laoten haben noch nie eine Schule besucht. Der jährliche Waldverlust wird auf etwa 300.000 Hektar geschätzt.

Überrascht

uns

nicht.

Durch

gr�����Entwaldungen in den letzten Jahrzehnten sank der Grundwasserspiegel in manchen Gebieten, was zu einer prekären Trinkwassersituation in Laos führte. Zudem sind durch die Vernichtung des Lebensraumes eine Vielzahl der Tier- und �������vom Aussterben bedroht. Der Wald ist vor allem durch die Holzgewinnung, durch Rodung zur

Ackerlandgewinnung

Brennst��A winnung

und

durch

gefährdet. Auch

die

hier

wildern die Chinesen im grossen Stil. Kennt ihr Mafalda? Ein Comicmädchen aus der Feder von Quino und das schlechte/gute Gewissen (wie mans nimmt) dieser Welt. Das ist aus den 60-igern, aber schon damals hatte Mafalda Schiss vor den Chinesen. Kann man verstehen. Wer ����� Bärengalle oder Tigerhoden benötigt, um länger arbeiten oder schönere Kinder zeugen zu können, dem ist auch nicht zu trauen. Verdammt sollen sie sein. Bleibt

abschliessend

Erweiterung

unseres

noch

die

letzte

Wissensstandes

zu

erwähnen. Wie heisst der der abgestandene Rest in einer �����A ? UWE. Unten wirds eklig. Biervokabular will gelernt sein. Amen.

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LUANG PRABANG Wir können nicht unbedingt behaupten, dass wir uns an die langen Bustouren gewöhnen würden. Unter 10 Stunden geht garnichts mehr. Rein theoretisch könnten wir uns täglich auf eine der Masssageliegen schmeißen, damit uns eine kleine Asiatin im wahrsten Sinne des Wortes den Buckel runterrutscht. Die trampeln hier tatsächlich auf dem Rücken rum. Den Minivans haben wir aufgrund der Dreifachbeladung bereits abgeschworen. Also gehts mit dem Schlafbus (hier sind es übrigens 1,60 Meter lange Matratzen in Kojen für zwei Personen – wieviele Leute bereits ihr Haupt auf die vorhandenen Kissen betteten, wollen wir erst gar nicht wissen) oder dem Standard-Local-Bus durchs laotische Land. Dass Laos überwiegend gebirgig ist – nur etwa 10 % der Landesfläche bestehen aus Tiefland -, erfahren wir erst bei unser Reise in den Norden. Berge! Wie lange haben wir eigentlich keine Berge mehr gesehen? Die Abwechslung tut gut und wir berauschen uns wie zwei Junkies an den triefenden Farben. Gefräßiges grün, wohin das Auge reicht. Dazwischen Flüsse in der Farbe von Milchkaffee. Willkommen zauberhafte Vegetation. Scheint so, als ob die Berge der Trockenzeit den Zutritt verweigern. Es regnet sogar. Auch das ist schon lange her. Die Fahrt an sich ist abenteuerlich und einmal mehr wundern wir uns, mit welcher selbstloser Leichtsinnigkeit wir Touristen unser Leben in die Hände eines kleinen asiatischen Busfahrers legen. Sollte es sowas wie eine Weltmeisterschaft der Busfahrer geben, wir würden uns für die Kandidatur Südostasiens einsetzen. Die Serpentinen sind furios, teilweise fehlt der Belag. Meistens in den Kurven. Fast nur Trucks and Busse sind unterwegs. Überholt wird scheinbar blind, aber es funktioniert. Vor der Kurve wird einfach gehupt. Uns kann das eh nicht mehr aufregen. Wir inhalieren stattdessen das Leben, dass an uns vorbeizieht. Mickrige Stelzenhäuser, die in selbstmörderischer Absicht an die Hänge getackert wurden. Nackte Kinder, Bauern, Märkte und Getier tuckern an uns vorbei. Der Wald wird endlich mal wieder seinem Namen gerecht. Entweder dreht er total durch und alles wächst unter-, über-, neben- oder durcheinander. Oder aber er wurde gezähmt, um nicht zu sagen, niedergemacht. Wir sehen viele Hänge, die lichterloh brennen.

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- die berge, die wälder, der norden -

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Luang Prabang war die Hauptstadt von Lane Xang, dem mächtigen Reich der ‚eine Millionen Elefanten‘, und über Jahrhunderte Sitz der Könige von Laos Tief in den Bergen von Laos, am Ufer des Mekong, im Grün des Dschungels versunken, liegt Luang Prabang. Die Stimmung ist lässig. Luang Prabang ist Weltkulturerbe, doch die Welt bleibt, mal abgesehen von vielen entspannten Touristen, irgendwie draußen vor der Tür. Slowmotion wäre wohl etwas übertrieben, aber uns ist, als ob wir unter einer Käseglocke durch die Straßen von Luang Prabang treiben. Ruhig, fast gemächlich fließt die Zeit. Auch der Himmel scheint sich diesem Pulsschlag anzupassen. Als ob die Hitze sich unter die Sonne schieben würde. Es ist heiss und diesig, und schon am frühen Nachmittag sehen wir die Sonne als rotglühende Kugel. Wir meinen auch, dass es den Leuten hier irgendwie besser geht. Zumindest im Stadtzentrum imponiert uns der gute Geschmack und vermutlich auch die finanziellen Mittel, mit denen man hier die Häuser baut und die Restaurants einrichtet. Überall Gärten, Topfpflanzen, Dekoschniff, niedliche Vorhöfe und urige Gassen. Viele der Häuser sind zumindest teilweise aus Holz gebaut. Hat irgendwas von Alpenchic. Fragt man sich, was der Mekong von diesem Vergleich halten würde. Überhaupt der Mekong. Er begleitet uns jetzt seit Vietnam. Gigantisch. Was für Geschichten wohl in seinen Fluten schlummerrn. Er muss doch alles gesehen haben… Wir lassen uns einfach vom Müssiggang durch Luang Prabang schieben. Halten dort, schauen hier. Statten paar Tempeln einen Pflichtbesuch ab und wundern uns beim Feierabendbier mit Bick auf den Mekong, welches Schicksal wohl die Meerschweinchen erleiden, die wir auf unserem Stadtgang erblickten. Planen müssen wir auch ein wenig. Noch 28 Tage bis zum Showdown. Die müssen irgendwie gefüllt werden. Zum Beispiel mit einem Wasserfall…

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Kuang Si. Der ist wirklich schoen. Von wegen „Kennste einen, kennste alle“. Waren wir wohl etwas vorlaut. Mal wieder ist es die Farbe, diesmal ein milchiges Türkisgrün. Der Dschungel wuchert prächtig und die Sonne scheint. Was will man mehr? Wir knipsen vermutlich genauso viele Fotos wie die vielen Japaner, die in Gruppen an uns vorbei marschieren. Dann wagen wir uns an den Aufstieg und können mal wieder beweisen, was an Bergziegen in uns steckt. Hoch geht ja immer noch. Aber runter… Der Schweiss tropft vom Kopf in die Augen, ob nun der Angst oder der Konzentration geschuldet… Irgendwann gehts nur noch barfuss und auf allen vieren. Bzw. Füsse voran und mit dem Hintern aufsetzen. Wir freuen uns auch über die vielen Wurzeln, Lianen und Strippenäste, die uns als Hilfsmittel dienen. Unten wieder angekommen, geht Dörti gleich mit den ganzen Klamotten baden. Ist eh alles nass und staubig. Kurze Schreckminute: Was knabbert da an den Füssen? Tja, zumindest wissen wir jetzt, wo sich die Fuss-Spa-Damen in den Massagesalons den Nachschub holen. Die kleinen Fische werden hier überall in kleinen Aquarien genutzt, um die geschundenen Travellermaucken wieder standesgemäß aufzupimpen. Sie legen sofort los, sind aber mehr am Schorf der vielen Schurfwunden als an Hornhaut interessiert.

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Werbewirksam hat sich eine in ganz Südostasien wirkende Tierschutzorganisation „Free the Bears“ direkt am Wasserfall niedergelassen. Wir müssen an den großzügig angelegten Gehegen vorbei. Tja, Balu und seine Kumpels wurden alle aus den Klauen der Menschen befreit… Hatten wir das nicht gerade in unserem letzten Bericht? Bärengalle als traditionelle Medizin bei Kopfschmerzen? Tsss. Scheiss auf die Aspirin. Besser, man fängt einen Bären, möglichst noch ganz klein, sperrt ihn für ein Leben lang in einen 1 x 1 Meter-Käfig und zapft ihm die Galle an. Die Schmerzen müssen höllisch sein… Körperlich als auch im Bärengeist. Uns ist mal wieder zum heulen.

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Soviel Trauer macht hungrig. Nicht wirklich, aber irgendwie müssen wir die Kurve kriegen zur nächsten Anekdote, die sich wie ein Paradebeispiel aus dem Leben eines Backpackers liest. Später, auf dem Weg ins Hotel, erspäht Heiki im Augenwinkel eine Gruppe Ausländer, die sich gerade eine Pizza gönnen. Die Anziehungskraft ist magisch und wie ferngesteuert wechselt sie die Richtung und betritt hypnotisiert das Restaurant. Wir lachen Tränen. Uhhhhhh, Pizaaaaaaa. Nennt sich das der Pawlowsche Reflex? Heiki lauft der Speichel, allein beim Anblick. Schnell noch die Nase rangehalten, das Kontrollzentrum ist eh schon ausgenockt, und dann inhaliert sie die Pizza in Millisekunden. Kein Scheiss. Ein Industrie-Staubsaugeer wäre blass vor Neid. Sechs Monate sind seit dem letzten Mal vergangen. Freude schöner Götterfunken. Heisst es nicht, es sind die kleinen Dinge, über die man sich freuen soll. Tja, das wars. Luang Prabang. Tolle Stadt. Und tolle Massage. Die haben wir uns dann doch noch gegönnt. Ganz anders, diesmal. Ohne akrobatsiche Einlagen der Spa-Elfen. Diesmal waren es auch keine Frauen, sondern Männer. Erklärt vielleicht, warum wir aussahen wir Krankenschwestern. Mussten uns son Kittel und ne Leinenhose überziehen. Hier massieren die Frauen die Männer und die Männer die Frauen. Wir dachten zuerst, das falsche Etablissement betreten zu haben… War dann doch alles jugendfrei. Und anders, als erwartet. Die traditionelle laotische Massage ist eine trockene (d.h. ohne die Verwendung von Öl) Drück- und Dehnungsmassage. Sie kneten und walken dich durch, ziehen und hebeln an dir herum, bis du dich am Ende wie neugeboren fühlst. Teils schmerzhaft, aber effizient. Elastisch-beweglich soll sie machen. Passt uns gut, es geht weiter in die Berge zum Wandern.

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Next Stop

NONG KHIAO 200 | ONELIFEONECHANCE


Luang Prabang war schon wie Antifalten-Creme für das ge-

Schlurfen durch die Gegend. Beispielsweise unsere Hotel-Mama.

beutelte Backpacker-Herz. Und auch Nong Khiao hat mentale

Das Gesicht in Stein gemeisselt, fast gleichgültig. Der siehst du

Massagequalitäten. Die Käseglocke über uns. Wir darunter.

keine Emotionen an. Aber trotzdem stellt sie uns jeden morgen

Friede, Freude, Eierkuchen in allen Poren. Je weiter weg vom

Kaffee auf die Terrasse. Und wir möchten meinen, bei unserer

Schuss, desto besser wirds. Eine alte Faustregel des Urlaubens.

überschwänglichen Freude, die wir ihr zum Ausduck brachten,

Macht soviel Sinn. Hier oben kannst du richtig durchatmen und

tatsächlich sowas wie ein Lächeln entdeckt zu haben. Under-

aaaaaaalles vergessen. Die Menschen sind unaufgeregt nett.

statement, so to speak. Obwohl sie kaum speak any english.

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far away Nong Khiao ist wunderbar. Im Reiseführer steht, dieser kleine Ort würde am Fluss Nam Ou vor einer Kulisse aus waldbewachsenen Karstgebirge thronen. Wir legen voller Inbrunst unser Veto ein. Dieses kleine Dorf thront nicht. Ist ihm vollkommen fremd, solchermaßen anzugeben. Es schlummert vielmehr. Beziehungsweise doest in einem Dornroeschenschlaf. Was auch immer. Wir findens flott. Bleiben einige Tage, um eins zu werden mit der süßen Langsamkeit des Seins. Blick auf den Fluss, umzingelt von Bergspitzen, die die Brasilianer wahrscheinlich Zuckerhüte nennen wuerden. Die Wolken hängen tief. Auch hier wandern wir zu einem Wasserfall. Zuerst jedoch gehts mit dem Longboat den Fluss hinauf. Halten an mehreren kleinen Dörfern, die sich scheinbar seit Jahrhunderen an die Ufer des Nam Ou klammern. Die Kids sind goldig, ebenso wie die beiden französischen Jungs, die mit ihren Eltern zu unserer Gruppe gehören. Wie einfach es doch für Kinder ist, Freunde zu finden. Schon Sekunden nach dem Anlegen unseres Bootes waren sie unserem Blickwinkel entschwunden. Wenig später sahen wir sie oben mit den Kindern des Dorfes zusammen Küken fangen. Überhaupt, was man alles für Menschen trifft… Jeder mit einem ganz eigenen Lebensentwurf. Diese französische Familie beispielsweise, die Söhne 11 und 13, sind für ein Jahr unterwegs. Die Kids werden von der Mutter unterrichtet. Die beiden amerikanischen Mädels kommen aus Alaska. Das ist auch so weit entfernt von unserer Realität. Und erst heute auf unserer Mekong-Bootstour Richtung thailändische Grenze hat Dörti einer älteren Dame geholfen, ins Boot zu steigen. Ein Französin (es wimmelt nur so von denen in Indochina…), bereits etwas gebrechlich, die für 4 Wochen in Laos unterwegs ist. Mit einem Rucksack, so klein, wie ihn einige benutzen würden, um morgens zur Arbeit zu fahren. Pariserin, keine Kinder, keinen Mann. Ein Ferienhaus auf dem Land, einen Liebhaber in New York und jede Menge Freigeist. Alleine unterwegs in Laos. Aber wir greifen vorweg.

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die dorfschule

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Nong Khiao. Nach der Wanderung zu dem Wasserfall, die uns an jener stereotypischen Landidylle vorbeiführte, die Laos sein Eigen nennt, ging es noch 2 Stunden mit dem Kajak über den Fluss. Da merkt man erstmal, was man nicht drauf hat. Uns faulen die Arme schon nach einer Stunde ab. Nicht zu erwähnen, dass der Rücken schon nach einigen Minuten nach Erleichterung schreit. Doch das geilste ist, dass der Nam Ou voller Rapids ist. Stromschnellen. Da müssen auch wir durch. Bisschen Action. Die erste haut uns gleich voll aus dem Boot. Samt Brille, Klamotten und allem Pipapo. Die nächsten meistern wir mit Bravour. Und sind voll angefixt. Haben immer noch das Wild Water Rafting von Australien im Kopf…. Tja, auch dieser Tag geht zu Neige. Alles hat ein Ende. Wir sind zufrieden. Sehr sogar. Das wars. Am nächsten Tag suchen wir den Busbahnhof. Gottseidank haben wir ihn nicht gefunden…

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wenn einer eine reise tut... 15 Minuten. Von wegen. Seit 50 Minuten buckeln

Laoten an. Wir sind die einzigen Langnasen.

wir unsere 20 Kilo durch die Mittagshitze Laos.

Waren wohl nicht eingeplant. Dieser Bus steht

Vom Busbahnhof weit und breit keine Spur.

auf keiner Infotafel. Normalerweise setzt man

Vielleicht sind wir ja auch vorbei gelatscht. Wer

uns Touristen in gesonderte Transportutensilien.

weiss. Irgendwann fängt auch der wackerste

Will meinen, dass wir uns durch Zufall dieses

Reisende

echte

an

zu

zweifeln.

Also

ein

paar

Stück

Laos

erschummelt

haben.

Einheimische gefragt. Bus station? Mit dem Arm nach rechts zeigend. Yes, yes. Heisst es. Muss

Rückwirkend

dann wohl stimmen. Also weiter gestiefelt. Dann

Episode als Rarität betrachten. Old School

das Kopfkino. Vielleicht ist „yes, yes“ auch das

Reisen. Eine der wenigen Erlebnisse, in denen

einzige Englisch, das ein kleiner Junge und ein

man ganz dem Zufall überlassen ist. Die Zeiten,

alter Mann so drauf haben… Also noch mal fragen.

in die man ins Ungewisse stolpert, sind vorbei.

Diesmal einige Frauen, die unter einem kleinen

Alles ist organisiert. Das Hotel kann man online

Carport, wenn man das so nennen kann, die Fliegen verscheuchen. Bus station? Auch sie verstehen kein Wort. Aber eine zeigt auf Dörtis Rucksack. Heiki ist schon weit abgeschlagen. Ihre ����� sind nur noch Reispapier. Abgewetzte

Tanzsohlen,

würde es im Märchen heißen. Also K�� .

Rucksack, Die

Lao-FrauSynapsen

arbeiten. Da muss es doch eine Verbindung geben. Will heissen, auch sie wartet auf eine Reisegelegenheit? Mit Händen und Füssen gehts

betrachtet,

kann

man

diese

buchen, oft wird man direkt

Da sitzen wir also im Nirgendwo, kiechern unbekannterweise mit Damen, deren Sprache wir nicht mächtig sind. Dann der Busfahrer, grinst uns an, Wahn im Blick. Wir steigen ein, die Tür bleibt offen und er gibt Gas.

weiter. Gottseidank heissen

von der Unterkunft abgeholt. Localbusse gar

nicht

erst

angeboten.

Das Reisen ist mehr oder weniger vorgegarrt. So wie Instantnudeln. keiner wie

Es

bedarf

weiteren

Zutaten

beispielsweise

Risiko

und

Ungewissheit.

Mal

ganz

ehrlich.

Tag

war

der

Dieser

erste

unserer

ganzen Reise, an dem wir den Rucksack länger als 5 Minuten schleppen mussten. Da

sitzen

Nirgendwo, mit

Händen

kiechern

die Städte ja gleich. In allen

werden

wir

also

im

gestikulieren und

Füssen,

unbekannterweise

mit Damen, deren Sprache

Sprachen. Aha. Bus hält hier auch. Zögerlich

wir nicht mächtig sind. Dann der Busfahrer,

setzen wir uns und wringen das Shirt aus. Der

grinst uns an, Wahn im Blick. Wir steigen ein,

Local Bus wirds sein. Von wegen… In Luang

die Tür bleibt ���und er gibt Gas. Wie eine

Prabang hatte man uns mal wiederwieder

Figur aus Bugs Bunny, die es nie ins Fernsehen

überzeugen wollen, es gebe keinen Local Bus.

�����hat. Schon nach wenigen Minuten

Nur Local Tuktuk. Alles Schmuh. Denken wir,

hebt es uns aus den Sitzen. Die Bertelsman

während wir dort sitzend unserem ungewissen

Lexiothek hätte zig mal Platz unter unseren

Schicksal entgegen blicken… Irgendwann kommt

Hintern. Dem Fahrer sind die Achsen total egal.

der betagte Bus in einem �����angerauscht.

Und unser Rücken. Keine Zeit für Animositäten.

Mit klassischer Staubwolke. So wie Herby, der

Es wird geheizt. Und wir freuen uns. Sind

Käfer aus den alten Filmen, nur eben als Bus. Wir

��� t und einfältig genug, diesen Moment zu

springen auf, hinein ins Laos-Schlagergedudel.

genießen. DAS fühlt sich an wie echtes Reisen.

Stolpern über Reisssäcke und grinsen zahnlose

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Es ist halb vier. Fast schon Kaffeezeit, könnte man sagen. Heiki

man sonst machen. Zuviel Bücherseiten wurden schon geles-

liegt und schläft. Dörti kann nicht. Mit Thailand hat unsere letzte

en. Und Facebook ödet manchmal auch an. Da ist ein Bier eine

Etappe begonnen, und mit der nahenden Heimreise beginnt

prima Alternative. Vielleicht hilft es auch gegen den Blues. Das

das Kopfkino. Also sitzt der Schreiberling auf der Terasse un-

Wort Thailand weckt zumindest in der Ahlgrimmschen Sippe

seres Hostels in Chiang Mai und gönnt sich erst mal ein Bier.

allzu dunkle Erinnerungen… Aber wir greifen vorweg. Dieser

Manchmal hat man einfach zuviel Zeit beim Reisen. Was soll

Abschnitt sollte sich unseren letzten laotischen Tagen widmen.

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Gerade fällt uns auf, dass wir auch seit unserer Abreise in Luang Prabang nicht mehr auf einem Klo gesessen haben. Im Stehen pullern. Stärkt die Oberschenkelmuskulatur und, glaubt uns, ist viel hygienischer. Was man definitiv als Reisender an Übermaß zur Verfügung hat, ist Zeit. Also beschließen wir, mit dem Boot die thailändische Grenze anzuvisieren. Zwei ganze Tage auf einem Longboat. Not macht erfinderisch. Vielleicht trifft es Mangel auch besser. Obwohl, solche Autositze muss man auch erst mal in dieser Menge besorgen können. Vielleicht werden auch einfach nur alte sterbenskranke Busse geplündert. Fakt ist, wir sitzen in Auto/Bussitzen, die fein säuberlich hintereinander aufgereit sind. Komfortabel genug, um neun Stunden täglich mit einem Lächeln abzusitzen. Laos tuckert an uns vorbei, doch wir stecken die Nase sowieso in unsere Bücher. Da schafft man locker 400 Seiten. Die Nächte verbringen wir in kleinen Siedlungen am Flussufer. Deren Lebensader sind wir, die in der Dämmerung vom Boot torkeln und ein Bett und eine heiße Suppe benötigen. Die Unterkünfte sind mehr als simpel, aber billig. Kein eigenes Klo, um noch einmal die Oberschenkelmuskulatur anzusprechen. Am dritten Tag gehts morgens mit dem Tuktuk zur Grenze. Das Tuktuk gehört dem Nachbarn unseres Hotels, daher wartet der Herr versteckt an der nächsten Ecke. Dörti ist nachtragend und wollte ums Verrecken nicht mehr den Service unserer Gastgeberfamilie in Anspruch nehmen, nachdem die für Eiswürfel im Glas Geld verlangten. Können sie mal… Auf der thailändischen Seite kriegen wir wie durch ein Wunder einen klimatisierten Minivan für uns allein. Und für wenig Geld. Tuktukfahrer wollten in Laos für eine innerstädtische Reise genauso viel… 4 Stunden sind wir unterwegs. 5 Dollar kostet der Spass. Schnäppchen… Jetzt also Thailand. Hört sich an wie Pillepalle, und vermutlich werdet ihr mit den Augen rollen angesichts unserer tiefgreifenden Probleme. Aber es fängt an, zu nerven. Wieder neues Geld. Wieder neue Wörter, wie Hallo und Dankeschön lernen. Das Leben ist hart… Deswegen vielleicht auch das Bier. Geht dann allet leichter…

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CHIANG MAI Chiang Mai soll eine Großstadt sein. Stimmt auch irgendwie. Doch wenn man wie das Gros aller Backpacker nur in der Altstadt zirkuliert, wird’s gemütlich. Ein Wassergraben hält an allen vier Seiten den Stress ab. Drinnen zentriert sich tägliches Allerlei auf das Portemonnaie des Reisenden. An 365 Tagen könnte man sich durch immer andere Restaurants futtern. Vermutlich auch in genauso vielen Betten schlafen. Es ist nett. Gleiches gilt für die Thailänder hier oben. Sehr freundlich. Wir sind zufrieden und lassen es entspannt angehen. Haben für mehrere Tage eingecheckt und schleppen uns durch die Hitze des Tages. 200 buddhistische Tempel soll es hier geben. Kommt man also nicht drum rum. Trotzdem registrieren wir sie nur noch aus dem Augenwinkel. Sie dienen, wenn überhaupt, nur noch als Markierungspunkte auf unseren Stadtspaziergängen. Overdosis pur. All dieser Goldlack, die lila Fähnchen, gelben Wimpel und dieser ganze Firlefanz. Begriffe wie Tempel, Stupa, Pagode und Wat sind uns mehr als geläufig. Wir machen uns nicht mal mehr die Mühe, zu checken, wat denn nun wat ist. Obwohl, und wie ihr am letzten Satz sehen könnt, kommen Dörti die geilsten Ideen für neue Motto-T-Shirts. Die gibt es hier an allen Ecken und werden von allen Enden gekauft. Dörti meint bissig, es wäre die Traveller-Uniform. Recht hat sie. Alle sehen gleich aus, trotz oder wegen „Same, same but different“ Shirts… Könnte sie doch auch noch ihren Senf dazugeben. „WAT ’n dat?“ oder „So WAT?“ mit einem stilisierten Wat-Logo – würde wahrscheinlich weg gehen wie warme Semmeln. Uns gefällts…

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Mal abgesehen von den Tempeln, dem thail채ndischem L채cheln und der Hitze sind bei uns die Worte Kunst und Tiger im Ged채chtnis geblieben. Kunst gabs im 3D Museum, sehr spassig. Tigerkotzkram kommt sp채ter.

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tiger kingdom Rückblickend betrachtet, und jetzt hier in der Dunkelheit von Pai mit einem Bier und dem Monitor vor der Nase, gilt das Wort Kunst wohl auch für den Tiger. Ist nicht alles an ihm Kunst? Oder anders formuliert. Gibt es wohl etwas vollkommeneres als einige Geschöpfe dieser Welt? Wir konnten uns vis à vis in seiner Schönheit verlieren und damit, diesmal wohlwissend, ein weiteres Übel in der „glorreichen“ Bilanz Mensch versus Tier erleben. Im Tiger Kingdom kann man sich mit einem Tiger fotografieren lassen. Nicht nur mit einem Baby. Man hat die Auswahl zwischen Small, Medium und Big Tiger, die Preise für ein Foto mit einem kleinen Tigern sind am teuersten. Tiger Kingdom ist kein Zoo, sondern ein Tiger Park mit Restaurant. Heisst es. Den Unterschied haben wir bis heute nicht begriffen. Natürlich hatten wir im Vorfeld vieles gelesen. Wollten uns die Chose trotzdem mal ankucken, diesmal im absoluten Bewusstsein, dass ebenfalls unser Geld für diesen Scheiss benutzt wird. Offiziell heisst es, dass in dieser Aufzuchtstation Tiger gezüchtet und groß gezogen werden. Wir fragen uns, wozu man Tiger züchtet, ohne die Absicht zu haben, sie oder wenigstens einige der Tiger im Rahmen eines Auswilderungsprojektes wieder in die Freiheit zu entlassen. Die Kohle ist da, wird jedoch nicht für solche Zwecke eingesetzt. Aufzucht hin oder her, aber das scheint Fliessbandarbeit zu sein. Wir zählen an die 50 Tiger, alle in sehr kleinen Käfigen. 50 Tiger! Die werden vermutlich in einem Rotationsprinzip in die Streichelkäfige gelotst, wo sie dann von tausenden Besuchern täglich begrabscht werden. Auch das kann nicht mit rechten

Dingen zugehen. Natürlich gibt es keine Beweise und man liest nur wenig im Intenet. Aber welcher Tiger würde sich freiwillig über einen längeren Zeitraum von ständig wechselnden Menschen berühren lassen. Schon allein der gesunde Menschenverstand weckt da Zweifel. Böse Zungen behaupten, sie würden unter Drogen gesetzt. Anderswo ist das Gang und Gäbe. Klingt auf jeden Fall plausibler als das, was Tiger Kingdom als Grund angibt. Dort heisst es, dass die Tiger von Anfang an den Umgang mit Menschen gewohnt sind. Jeder Tiger hätte seinen Pfleger, der ihn von Kindesbeinen an den Körperkontakt gewöhnt. Wir lesen außerdem auf einem neutralen Blog, dass die Tiger recht früh ihrem sozialen Umfeld entrissen werden, um Revierstreitigkeiten, Balzverhalten und anderes Gehabe zu unterbinden. Sprich das Agressionspotential wird unterdrückt. Irgendwann führt man sie dann wieder in die Gruppe. Macht auch keinen Sinn. Zumal Tiger keine Rudeltiere sind. Warum dann also 5 Katzen in einem 8 mal 3 Meter Käfig dahin dämmern, ist uns schleierhaft. Während unserer Besuchszeit aufjedenfall gab es mehrere Pfleger für mehrere Katzen. Kein besonderer für einen speziellen.

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die Gemeinheit ist das Vorrecht des zivilisierten Menschen. Auch wundern wir uns, wenn es so einfach ist, warum die Tiger von Siegfried und Roy nicht ohne weiteres von Hinz und Kunz betatscht werden dürfen. Und nicht ohne ein dämliches Grinsen führen wir Muttis Hauskatze an, die, obwohl an Menschen gewöhnt, dir schon nach 10 Minuten Körperkontakt eine auswischt. Das Wort auswischen bringt uns zum letzten Teil der Geschichte. Wir haben die Pfote vor unserer Nase. In Echtgröße. Ziemlich einschüchternd. Ebenso die muskulösen Vorderläufe. Wir betreten einen Käfig, in dem schon mehrere anderes Touristen sich auf die schlafenden Tigerkörper legen. Kein Witz. Die posieren wie Kleopatra. Für uns ist die Barrikade unumwindbar. Das Gesicht in stinkstiefelige Falten gelegt. Ist uns alles nicht ganz koscher. Und voller Demut schauen wir auf dieses Geschöpf vor unserer Nase. Der Pfleger sagt, wir sollen uns dort hinsetzen, da den Schwanz nehmen, dort das Hinterteil kraulen. Schiss haben wir. Respekt. Und beim ersten Körperkontakt das Gefühl, in ein Biologiebuch zu greifen. Ein Stück Evolution in den Händen zu halten. Und zu guter Letzt, dass das, was wir hier vor der Nase haben, soviel kostbarer ist als all wir kleinen Menschen um ihn herum. Wert- und viel machtvoller. Und dennoch sind wir es, die ihm mit dem Stock eins auf die Nase geben, wenn er nicht will, wie wir. Ein Trauerspiel. Nach zehn Minuten ist der Spass vorbei und auch die Eiscreme kann den bitteren Nachgeschmack nicht vertreiben. Wut steckt uns im Hals. Tiger Kingdom ist nicht richtig. Garnicht richtig. Bemühen wir uns abschliessend einiger kluger Gedanken.

Jeremy Bentham schrieb: Die Frage hat für die Menschen nicht zu lauten: Können die Tiere denken? Sondern sie hat zu lauten: Können die Tiere leiden. Dazu passt Hauschkas Fazit: Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen; müssen Tiere fühlen, daß Menschen nicht denken. Freud schrieb gar, er ziehe die Gesellschaft der Tiere der menschlichen vor. Gewiss, ein wildes Tier ist grausam. Aber die Gemeinheit ist das Vorrecht des zivilisierten Menschen. Es ist und bleibt eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung, dass das Wort „Tierschutz“ überhaupt erst geschaffen werden musste. Schon Abraham Lincoln sagte: Ich bin für die Rechte der Tiere genau so wie für die Menschenrechte. Denn das erst macht den ganzen Menschen aus…. Dabei ist die Rechnung doch so einfach. Die Indianer schrieben, dass unsere Rolle nicht die des Besitzers, Herrschers wäre, sondern die eines Hüters, eines Verwalters. Der Mensch hätte Verantwortung, nicht Macht…. Tja, da haben wir irgendwas fehlinterpretiert. Es ist und bleibt eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung, dass das Wort „Tierschutz“ überhaupt erst geschaffen werden musste. Schon Abraham Lincoln sagte: Ich bin für die Rechte der Tiere genau so wie für die Menschenrechte. Denn das erst macht den ganzen Menschen aus…. Dabei ist die Rechnung doch so einfach. Die Indianer schrieben, dass unsere Rolle nicht die des Besitzers, Herrschers wäre, sondern die eines Hüters, eines Verwalters. Der Mensch hätte Verantwortung, nicht Macht…. Tja, da haben wir irgendwas fehlinterpretiert.

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pai aka hippiehausen Tja. Pai ist schön. Im bergigen Hochland. Noch schöner in der Regenzeit. Dann leuchten die Reisfelder grün, am Horizont die Bergzipfel. Wir haben zwei Nächte, sprich einen Tag, den wir am Pool vergammeln. Tja, die liebe Motivation… Wir schiebens einfach auf die Hitze. Unmöglich, sich zu bewegen. Die Wasserfälle führen eh kein Wasser. Und Buddhas, naja, ihr wisst schon… In sechs Worten: Wir sind reif für die Insel. Kriegen wir auch. Letzte Station wird Koh Lanta. Braun werden, um anzugeben im gebeutelten Deutschland.

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final destination: KOH LANTA Da ist sie wieder, die Käseglocke. Liegt vermutlich am Meer. Unaufgeregt schickt die Andamanen See seine Wellen ans Ufer. Der immer gleiche monotone, einlullende Rhythmus. Steckt uns an, macht uns gefügig. Eine Woche haben wir. Sieben Tage, die wir damit verbringen, im Bikini am Meer zu liegen. Unter der Käseglocke. An nichts zu denken oder an alles. Sich im Horizont zu verlieren oder auf den Seiten des tausendsten Buches, das wir auf dieser Reise lesen. Vielleicht sind wir geistig auch gar nicht mehr bei der Sache. Alle administrativen Funktionen sind abgestellt. Bis zur Heimreise sind es nur noch wenige Tage. Bis dahin heisst es, sich noch einmal im Nichtstun zu ergötzen. Der Realitätshammer wird kommen.

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Koh Lanta heisst sie, eine der Schönheiten, die als Insel mit vielen anderen in Thailand um den Titel der Inselkönigin konkurriert. Wir haben keine Vergleichsbasis, gestehen ihr aber ein gutes Mittelmaß zu. Was fehlt, sind die Palmen, die sich gedankenverloren übers Meer beugen. Ein wohl sehr kitschiges Bild Thailands, aber doch eines, das man insgeheim erwartet. Unser Strand ist nicht gerade aus dem Bilderbuch, aber charmant genug, um die Seele baumeln zu lassen. Unser Nichtstun am Strand hat auch viel damit zu tun, dass die Kohle knapp wird. Ausflüge sind teuer, desweil wir davon absehen und lieber jeden zweiten Tag am Stand joggen gehen, um

wenigstens irgendetwas zu unternehmen. Die Lunge freut sich, das schwache Fleisch ebenfalls. Das Feierabendbier während sensationeller Sonnenuntergänge ist dann umso mehr verdient, während wir andächtig dem Muezzin lauschen, wie er zum Gebet ruft. Es klingt wehmütig, fremd, schicksalsbeladen, und einmal mehr müssen wir an unseren Vater denken. Er hätte es gemocht, diese Hintergrundmusik. Er, der immer betonte, dass man im Morgenland schon die Kanalisation erfand, als wir im Norden uns noch auf den Bäumen lausten. Kein Tag, an dem wir nicht an ihn denken.

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Das wars. Letzte Station: Bangkok. Dann haben wir fertig. Und freuen uns wie Bolle. Es hat sich ausgeWIRt. Das ICH benötigt dringendst Aufmerksamkeit. Vielleicht hauen wir ja nochmal ein Schlusswort in die Tasten. Mal sehen. Hängt von der Muse ab. Und deren Knutschlaune…

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Wir haben fertig Keine Ahnung, ob dies das Schlußwort wird. Eigentlich suchen wir nur nach einer Möglichkeit, das allerletzte Foto hochzuladen. So ohne Geschwafel geht das ja nun mal nicht. Eigentlich wollten wir uns eines tüchtig intelligenten Zitates zu bedienen. Aber auf deutsch gibts nicht viel Auswahl. Entweder bedarf es einer tiefgründigen Erläuterung, derer wir uns derzeit nicht befähigt fühlen. Oder aber es ist antiquierter Schmarn. Goethe oder Laotse über das Reisen sinnierend. Nicht wirklich zeitgemäss. Selbst ein Schlußwort zu erfinden, dafür fehlt uns der Abstand. Vielleicht später, in der Stille einer dieser wehmütigen Abende, die vor uns liegen. Also hier unser Abschlußfoto. Ohne klugen Worte. Dafür in einem Tuktuk, Asiens symbolträchtigem Transportmittel. Schön isses, wenn’s schön war.

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one life

one chance

south east

asia

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ONELIFEONECHANCE - 2014 - 2015

neuseeland - Australien - fidschi- singapur - Borneo - vietnam - kambodscha - Laos - Thailand

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