Downdays Magazine, December 2015 (DE)

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DOWNDAYS

SEASON 15/16

MAGAZINE

LOS VS AK / RAILS IN RUSSLAND / ALBANIENS VERWUNSCHENE BERGE

DEZEMBER

#5


Sam anthamatten, charging the line. DegreeS north expeDition // SewarD, alaSka tero repo


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DOWNDAYS

SEASON 15/16

MAGAZINE

Fahrer & Fotograf:

Jesper TJÄDER

DEZEMBER

Spot:

Laax, SCHWEIZ

DROPPING 10


MAGAZINE SEASON 15/16

DOWNDAYS

Ganz gleich was man von den unvermeidlichen „Selfie Sticks“ halten mag, in einem angesehenen Magazin wie diesem – wenn wir uns so bezeichnen dürfen – auf einer Bilddoppelseite gleichzeitig als Fahrer und Fotograf genannt zu werden, ist eine coole Sache. Ein solches Foto bedurfte früher eines wagemutigen Fotografen auf einer Leiter, heute muss man nur in der Lage sein, neben seinem Grab eine kurze Stange im richtigen Winkel zu halten, den Rest erledigt der Fernauslöser der neuen GoPro. Okay, ganz so leicht, wie sich das anhört, ist es keineswegs und Jesper Tjäder ist nicht nur Freeski Pro, sondern auch ausgewiesener GoPro-Experte. Denn einen Sprung so exakt zu kontrollieren, dass genau die richtige Perspektive entsteht, und dabei noch den Fotostab entspannt zu halten, ist definitiv nicht jedermanns Sache. Wenn man es aber kann, entstehen bisher kaum gesehene, beeindruckende Bilder.


EDITORIAL 12 DEZEMBER MAGAZINE SEASON 15/16

DOWNDAYS

Inspiration Neulich hatte ich einen Traum, der genauso frustrierend wie großartig war. Während eines Nickerchens spielten mir die elektrischen Impulse meines Gehirns den typischen Ablauf am Morgen eines Powder Days vor: Aufwachen, bevor der Wecker klingelt. Rasches Erledigen der letzten Vorbereitungen. Brote schmieren, Kaffee aufsetzen, anziehen während des Zähneputzens und Pläne mit seinen Freunden schmieden. (Es war ein lebhafter Traum.) Dann: überall brusthoher Pulver! Als ich aus dem Lift ausstieg und auf einen Hang voller Pillows und natürlicher Absprünge blickte, wurde mir aber klar, dass meine Skischuhe fehlten. Nach einem langen, frustrierenden Abschweifen in meinem Traum – inklusive Kinderskischuhe, Zombies und Mel Gibson – hatte ich endlich die richtigen Stiefel an. Die folgende Powder Session war so nah an der Realität, dass es um so niederschlagender war, an einem regnerischen Tag im Office aufzuwachen.

„Der Trick ist, die realen Möglichkeiten mit der Grenzenlosigkeit deiner Träume zu vereinen. Wenn dir das gelingt, dann wird dir alles gelingen.” Guy FORSYTH – The Waking Life Solche feuchten – oder besser kalten – Träume tauchen vor allem zu Beginn des Winter auf, ganz so als würde mein Körper den Skientzug der vergangenen Monate zu kompensieren versuchen. Beinahe wünschte ich, jeden Tag solche Träume zu haben. Allerdings bleibt, wenn man keine solchen Träume hat, mehr Zeit für andere schöne oder nützliche Dinge wie etwa das vor euch liegende Magazin. Wieder einmal haben wir eine inspirierende Mischung aus Geschichten, Bildern, Interviews und noch mehr für euch zusammengestellt. Unsere Features entführen euch in die verschneiten Straßen von Russland, in die genauso einsamen wie großartigen Berge von Albanien und auf den Spuren der Legs of Steel Crew in die schneestrotzenden Flanken von Alaska. Wir treffen Roy Kittler, einen echten Soul Skier aus Sachsen, Emma Dahlström, die schwedische Slopestyle Queen, und Ode Siivonen, der sich in Chamonix einen Namen als Bergführer gemacht hat. Zusammen mit vielen weiteren Artikeln über das Leben auf zwei Brettern hoffe ich, dass die aktuelle Downdays-Ausgabe dazu beitragen kann, den Schnee-Entzug bei euch zu lindern, vielleicht den einen oder anderen Ski-Traum zu inspirieren und euch vor allem hinaus in den Schnee zu jagen, sobald er auf den Bergen um uns herum liegen wird. Mark von Roy


UNLEASH YOUR FREE SPIRIT THR ASHER 1 0 0 / HAMMER 130 THE THRASHER 100 IS ONE HELL OF A FREESTYLE M AC H I N E D E L I V E R I N G C O M FO R T, S U R R O U N D C U S H I O N I N G FO R H I G H - E N D S H O C K-A B S O R P T I O N , U LT I M AT E C U S T O M I Z AT I O N A N D H E L L- R A I S I N G P R EC I S I O N B Y T H E B U C K E T L OA D .

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F I N D O U T M O R E AT H A M M E R T H R A S H E R . H E A D . C O M


INHALT 14

Cover

Fahrer: Sergej Golovushkin — Spot: Nischni Novgorod, Russland — Foto: David Malacrida

Inhalt

Dialogue 20

Emma Dahlström

Creative 48

Gear 28

Hardgoods Softgoods

30

Gallery

26

Essentials 44 46

Softgoods Hardgoods

DEZEMBER

58 68 76

Talent 50 52

54

56

Insider

Verbrannter Schnee

102

Der Freeski-Podcast

MAGAZINE SEASON 15/16

DOWNDAYS

Stubaier Gletscher

98

104

Die drei Phils

Portrait 106

Roy Kittler

Vibes

Laax

112

Das JP Memorial

Science

114

Après

Eine Welt

Crew 100

Ode Siivonen

History

Destination 94

Schneebeschaffenheit

Legs of Steel in Alaska Die verwunschenen Berge von Albanien Urban Skiing in Russland mit Life Steeze Media

Stash 92

Status der Wettkampfszene

Brains

Media 88

Antti Ollila Carl Renvall

Thought

Spray 87

Kilian Amendola

Les Crapules


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IMPRESSUM 16

Beitragende Carlos Blanchard

David Malacrida

Mit Talent, Kreativität und Inspiration fotografiert Carlos Blanchard meistens Snowboarder, doch zum Glück dokumentiert er hin und wieder auch Skifahrer. Von seiner Aufmerksamkeit und Liebe zum Detail – nicht nur in Bildern, sondern auch in Worten – profitieren wir in seiner sehr speziellen Geschichte von einer Reise in die verwunschenen Berge Albaniens. Wie so oft benutzte Carlos dabei die alte analoge Technik und bannte seine eindrucksvollen Bilder ganz klassisch auf Film.

Pally Learmond

Er ist nicht nur der Mann am Steuer von downdays.eu, David Malacrida ist inzwischen auch zu einem weithin bekannten Skifotografen der Extraklasse gereift. Von seiner Heimat Annecy aus bereist er im Winter den verschneiten Teil der Welt, um von Events zu berichten, aufstrebende Fahrer zu interviewen oder die Shootings verschiedener Filmprojekte zu dokumentieren. Sein bisher vielleicht aufregendster Trip führte ihn letzten Januar nach Russland, wo Life Steeze Media Urban Skiing zelebrierte.

Eric Iberg

DEZEMBER

Der Exil-Engländer hat seine zweite Heimat in Innsbruck gefunden, wo Pally quasi ein Ehrenmitglied der Legs of Steel Crew ist. Er lebt nur ein paar Meter vom legendären LOS Haus entfernt, fotografiert die meisten ihrer Unternehmungen und feiert genauso oft mit ihnen. Am besten schaut ihr euch seine grandiosen Bilder vom LOS Trip nach Alaska kurz vorm Schlafengehen an, denn danach habt ihr garantiert genug Inspiration für wilde Träume.

Kaum jemand auf diesem Planeten dürfte skiverrückter sein als Eric Iberg. Der Pionier des modernen Skifilms ist inzwischen CEO von Inspired Media Concepts und einer der Initiatoren des B&E Invitational. Nach vielen Jahren im Business ist er aber vor allem eine wandelnde Freeski-Enzyklopädie. Davon profitieren wir in dieser Ausgabe in unserer Sektion History, wo Eric auf den einflussreichen Weg der legendären Trois Phils zurückblickt.

„Lebe in vollen Zügen, damit du glücklich stirbst.“ Matt HOFFMAN

Impressum Herausgeber

Downdays Redaktionsteam

Ethan Stone | ethan@distillery.cc David Malacrida | david@distillery.cc

Du willst das Downdays Magazine in deinem Shop, deiner Bar oder deinem Camp auslegen? Dann kontaktiere uns einfach!

Chefredakteur

Deutsche Übersetzung & Korrektur

Verlag & Redaktionsanschrift

Produktionsleiter & Fotoredakteur

Bildbearbeitung & Desktop Publishing

Fotografen

Druck

Distillery Concept & Creation GmbH Innsbruck, Österreich

Mark von Roy | mark@distillery.cc

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SEASON 15/16

MAGAZINE

Klaus Polzer | klaus@distillery.cc

Pierre Augier, Elliot Bernhagen, Carlos Blanchard, Karim Bourakkadi, Adam Clark, Oskar Enander, Ruedi Flück, Mattias Fredriksson, Grant Gunderson, Pally Learmond, Felix Lundin, David Malacrida, Julien Mazard, Chris O’Connell, Klaus Polzer, Tero Repo, Felix Rioux, Philipp Ruggli, Christoph Schöch, Andre Schönherr, Erik Seo, Stephan Sutton, Sindy Thomas, Jesper Tjäder, Mark von Roy, Richard Walch, Johan Wildhagen, Daniel Zangerl Autoren

Klaus Polzer

Klaus Polzer

Mayr Miesbach | www.mayrmiesbach.de Anzeigen & Marketing

Distillery Concept & Creation GmbH Leopoldstrasse 9 6020 Innsbruck Österreich Tel.: +43 (0)512-307 811 Fax: +43 (0)512-307 812 info@distillery.cc www.distillery.cc Das Downdays Magazine erscheint in Deutsch, Englisch und Französisch.

Simon Kegler | simon@distillery.cc

Downdays gibt es auch als Website: www.downdays.eu

Distributionsleitung

Downdays Social Media: www.facebook.com/downdays www.instagram.com/downdays_eu www.downdays-eu.tumblr.com

Simon Kegler

Carlos Blanchard, Eric Iberg, David Malacrida, Klaus Polzer, Stephan Skrobar, Ethan Stone, Mark von Roy Art Direction & Design

W—THM Büro für Gestaltung | www.wthm.net Layout

Floyd E. Schulze | hello@wthm.net

Das Magazin und alle Beiträge sind durch Copyright geschützt. Eine Vervielfältigung, Veröffentlichung oder sonstige Wiederverwertung, als Ganzes oder in Teilen, ist nur zulässig mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Der Herausgeber und die Redaktion übernehmen keine Verantwortung für unverlangt eingesandte Text- oder Bildmaterialien.


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Spot: Suzuki Nine Queens/Serfaus, ÖSTERREICH

Foto: Klaus POLZER

MAGAZINE

EMMA DAHLSTRÖM

Interview:

SEASON 15/16

Emma Dahlström David MALACRIDA

DOWNDAYS

DIALOGUE

20

…hat einen Lauf.


DIALOGUE 21 Spot: Suzuki Nine Queens/Serfaus, ÖSTERREICH

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SEASON 15/16

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EMMA DAHLSTRÖM

Foto: Klaus POLZER

Als Slopestyle-Gesamtsiegerin 2015 sowohl im FIS Weltcup als auch auf der AFP World Tour dominierte Emma Dahlström letzten Winter das Wettkampfgeschehen. Doch diese stets fröhliche, bescheidene und äußerst talentierte schwedische Style-Queen zeichnet mehr aus als nur ihre Contesterfolge. Wir trafen Emma beim Suzuki Nine Queens, dem einzigartigen Freestyle-Event für Frauen, bei dem sie seit Jahren Stammgast ist.


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SEASON 15/16

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EMMA DAHLSTRÖM

Wie läuft es mit Old Classmates und kannst du uns etwas mehr darüber erzählen? Es ist ein Projekt zusammen mit meinem alten Klassenkameraden von der High School, Felix Lundin. Wir haben in mehreren großen Parks Edits gedreht und das hat sehr gut geklappt. Filmen hilft mir insgesamt weiter, weil ich dabei meine Tricks möglichst stylisch ausführen und sauber landen will und weil man beim Filmen seine Tricks immer gleich ansehen kann. Außerdem kann ich dabei neue Tricks ausprobieren, das bringt mich dann auch bei Wettkämpfen weiter. Filmen ist heute einfach ein essentieller Teil des Sports. Wenn du deinen ersten Double springst, willst du ihn auf jeden Fall auf Video haben!

Hey Emma, wie war deine Woche beim Suzuki Nine Queens? Vor allem, wie war die Party? Letzte Nacht war recht heftig. Während der Woche haben wir eigentlich gar nicht gefeiert, deshalb waren alle Mädel super motiviert. Die Woche lief wie immer großartig, aber diesmal war es vielleicht das beste Suzuki Nine Queens überhaupt. Es war mein fünftes Mal und noch nie fuhr sich der Kicker so perfekt. Auch die Atmosphäre war phänomenal, weil alle Girls ihre Grenzen weiter hinaus geschoben haben als jemals zuvor. Du hast dich diese Saison noch einmal erheblich gesteigert und alle Wettkämpfe dominiert. Was hat sich verändert? Ich habe jetzt einfach den Dreh raus, vor allem auf großen Sprüngen fühle ich mich viel sicherer und genieße es richtig, hoch in der Luft zu sein. Am Saisonanfang habe ich viel auf Rails trainiert und viele neue Tricks gelernt. Das ist wohl der Grund, warum es bei den Contests so gut lief. Hat es dir geholfen, Teil des schwedischen Nationalteams zu sein? Die Zusammenarbeit mit dem schwedischen Coach war sehr hilfreich, aber auch das Fahren mit meinem alten Freund Felix Lundin. Wir sind zusammen zur Schule gegangen und er ist ein super Rail-Fahrer. Wenn ich mit ihm trainiere, lerne ich jeden Tag einen neuen Trick. Mit dem Team und mit Freunden zu fahren, hat mir beides sehr gut gefallen. Das ist wichtig, um die Freude am Skifahren zu behalten. Wenn du die Leidenschaft mal nicht mehr spürst, kommst du nicht mehr weiter.

Lass uns ein bisschen zurückgehen. Erzähle uns von deinen Anfängen, wie deine Karriere begann! Ich habe mit zwei Jahren mit dem Skifahren angefangen, bin dann aufs Snowboard umgestiegen und mit zwölf wieder zurück auf Ski. Wo ich aufgewachsen bin, gibt es ein Skigebiet mit 15 Abfahrten, aber es reicht nur von 300 bis auf 500 Meter Seehöhe. Deshalb ist es für mich etwas Besonderes in den Alpen zu sein. Als ich dann in der High School war, konnte ich fünf Tage in der Woche in einem richtig guten Park fahren, in Kläppen. Dort waren auch viele Jungs, die alle sehr motiviert waren, und das hat mich schließlich hierher gebracht. Und wie sieht es mit deiner Zukunft aus? In Zukunft will ich mich mehr und mehr aufs Filmen verlegen, vor allem Urban. Ich bin in Schweden schon ein wenig Urban gefahren, aber noch nichts Großes. Das würde ich gerne tun und nächstes Jahr möchte ich auch Backcountry Kicker springen, aber da muss ich erst noch Erfahrung sammeln. In Schweden haben wir meistens Eis oder nassen Schnee, das macht es schwierig. Im Jahr fahre ich vielleicht ein oder zwei Tage im Powder. Wenn mich meine Sponsoren so unterstützten, dass ich nur vom Filmen leben könnte, würde ich mich ganz darauf verlegen, obwohl Contests eigentlich auch Spaß machen. Wenn es Spaß macht, warum nicht? Erzähl uns mal von der Atmosphäre bei einem Girls Contest! Das ist jedes Mal anders. Diese Saison war es recht entspannt, weil es nicht so viel Druck gab. Natürlich will man gut abschneiden, aber es ging eben nicht um die Olympiaqualifikation. Dann ist es mehr wie beim Suzuki Nine Queens, wo es nicht nur um das Ergebnis geht. Aber im letzten Winter mit Olympia war es sehr angespannt. Es gab Druck von allen Seiten und es war schon schwer, über-

Foto: Felix LUNDIN Spot: Suzuki Nine Queens/Serfaus, ÖSTERREICH

Geboren am: 19.07.1992 in Torsby, Schweden Lebt in: Torsby, Schweden Hobbys: Fotografie, Gitarre Spielen, Surfen, Wandern Sponsoren: Monster Energy, Völkl, Smith Optics, Colour Wear, Hestra, Marker, Dalbello, KASK, Douchebags, Kläppen

Foto: David MALACRIDA

DIALOGUE

22

Und du bleibst auch während der so anstrengenden Wettkampfsaison motiviert? In so einer Saison wie dieses Jahr auf jeden Fall. Es war anstrengend, aber gut. Diese Saison lief einfach super für mich. Ich bin aber nicht nur viele Contests gefahren, sondern habe auch viel für mein Projekt Old Classmates gefilmt. Man muss nur einfach den Kalender vergessen und sich immer auf den Moment konzentrieren. Ich versuche eigentlich ein halbes Jahr im Voraus zu planen, aber wenn ich wirklich so weit in die Zukunft schaue, macht mir das Angst. Wenn ich aber Tag für Tag nehme, klappt es hervorragend.


The Aaron Blunck Signature Collection AU R I C H E L M Aaron Blunck stellte sein großes Talent unter anderem mit dem 7. Platz bei den Olympischen Spielen in Sochi und zahlreichen weiteren Top-Platzierungen bei den AFP, U.S. Grand Prix und der Dew Tour Serie zur Schau. Die Aaron Blunck Signature Collection besteht aus dem Auric Helm, der Fovea Goggle sowie der Will Sonnenbrille.

Der leichte und gut belüftete Auric Helm besitzt eine ABS-Außenschale, die seitlich weit nach unten reicht und zusätzlich den Bereich an den Ohren und Schläfen schützt. Das auf der Innenseite des Helms verwendete EPP- Material ist multi-impact-fähig und an strategisch wichtigen Stellen dicker. Der preisgekrönte Auric wurde so designt, dass das von Park&Pipe-Fahrern gern genutzte Beanie und die Brille auch unter dem Helm getragen werden können. Ist dies nicht gewünscht, befinden sich aber auch anklippbare Earpads im Lieferumfang. FOVEA GOGGLE

Die Fovea Goggle besitzt eine nach außen gewölbte, sphärische Carl-Zeiss-Doppelscheibe, die ein großes Blickfeld bietet und sowohl das vertikale, als auch das

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DIALOGUE

haupt dabei zu sein, weil es insgesamt nur 24 Startplätze gab. In Schweden musste ich bei einem FIS Weltcup unter den Top 8 landen, um mich zu qualifizieren, und am Anfang der Saison war ich verletzt. So wurde der Winter ganz schön stressig…

Bei Nine Queens gab es diesmal viele neue Tricks. Vor allem seit die Snowboarderinnen dabei sind, scheint es nochmals vorwärts zu gehen… Ich finde, das Level wird echt verrückt. Lisa Zimmermann pusht unseren Sport ganz schön mit Back-to-back Switch 10s und jetzt mit dem ersten Switch Double Cork 1080. Ich weiß gar nicht, wie viele 10er es diese Woche gegeben hat. Fast alle versuchen ihn jetzt. Und natürlich hilft es auch, wenn man sieht, wie die Snowboarderinnen sich pushen. Nachdem Jamie Anderson einen perfekten 10er gelandet hatte, folgten ihr viele andere Boarderinnen nach. Unser Sport war anfangs sehr stark vom Snowboarden beeinflusst – dort liegen quasi unsere Wurzeln – und ich mag definitiv ihren Style, so dass ich immer versuche, von Snowboardern zu lernen. Vor allem die Grabs finde ich bei ihnen besser, deshalb versuche ich mir da was abzuschauen. Aber das ist nicht einfach.

Foto: Klaus POLZER

Spot: Suzuki Nine Queens/Serfaus, ÖSTERREICH

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Olympia hatte zweifellos einen großen Einfluss auf die Wettkampfszene. Was hältst du von Olympia und der FIS generell? Das hat bis jetzt ganz gut funktioniert. Die AFP und FIS arbeiten zusammen, um die Weltcups auf hohem Niveau durchzuführen, und das ist sehr gut. Der Weltcup in Silvaplana dieses Jahr war wahrscheinlich der beste Contest, denn ich je gefahren bin. Sie haben dort auf uns Fahrer gehört, alles lief genau nach Plan ab und der Kurs war super. Es passt zurzeit einfach und deshalb kann ich nichts Schlechtes daran finden. Es ist wichtig, eine funktionierende Struktur im Sport zu haben. Der

Resultate: 1. Platz Slopestyle, X Games Aspen 2015; 1. Platz Slopestyle, FIS Weltcup Park City 2015; 2. Platz Slopestyle, FIS Weltcup Silvaplana 2015; 2. Platz Slopestyle, Dew Tour Breckenridge 2014; 2. Platz Slopestyle, FIS Weltcup Silvaplana 2014; 2. Platz Slopestyle, FIS Weltcup Breckenridge 2014; 5. Platz Slopestyle, Olymische Winterspiele Sotschi 2014; 1. Platz Slopestyle, European Freeski Open Laax 2011

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Nachteil ist, dass es für die Skigebiete mit all den Regeln und Auflagen sehr schwierig geworden ist, solch große Contests auszurichten. Wie ist es, für das schwedische Team zu fahren? Ich bin im schwedischen Team zusammen mit Jesper Tjäder, Oscar Wester und Henrik Harlaut, das ist eine sehr starke Crew. Wir haben zusammen viel Spaß, auch wenn Henrik mehr oder weniger sein eigenes Ding durchzieht. Vor Olympia war er öfters bei uns, aber jetzt konzentriert er sich wieder auf seine eigenen Projekte. Dagegen reise ich viel mit Oscar und Jesper zu Wettkämpfen und auch zum Training und es ist toll, mit so talentierten Jungs fahren zu können. Das motiviert mich sehr. Leider bin ich zurzeit das einzige Mädchen im Team. Es gibt in Schweden etwa fünf gute Mädel und ich hoffe, dass die eine oder andere bald zum Team dazu stößt.

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Du bist aber auch eine Style-Instanz. Was machst du denn außer Skifahren noch? Ich reise praktisch zehn Monate im Jahr herum, da bleibt nicht so viel Freizeit. Wenn ich daheim bin, verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie, trainiere, gehe im Wald laufen und spiele mit unserem Hund. Ich komme aus einem kleinen Ort mit 4000 Einwohnern etwa zwei Stunden östlich von Oslo, er liegt nahe der norwegischen Grenze, aber noch in Schweden. Im Winter haben wir immer Schnee und es gibt einige kleinere Berge. Ich liebe die Natur und ich liebe es Gitarre zu spielen, das ist wohl meine zweite Leidenschaft nach Freeskiing. Auf Reisen habe ich meine Gitarre selten dabei und ich freue mich jedes Mal auf sie, wenn ich heim komme. Aber ich nehme oft eine Guitalele mit, ein Zwischenstück aus Gitarre und Ukulele, sodass ich immer spielen kann. Das ist mir wichtig. Hört euch Emma beim Gitarrespielen auf www.downdays.eu an!


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Im Jahr 1972 glaubten wir, dass die Produktentwicklung sich an den Benutzern orientieren sollte, die bis an ihre äußersten Grenzen gehen.

Wir tun es immer noch.

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Welcome to nature


GEAR 26

Hardgoods Selection

Zuständig für Spaß genauso wie für Sicherheit, haben die Hardgoods einen immensen Einfluß auf unser Skierlebnis und sollten daher mit Bedacht gewählt werden. Wir haben für euch einige Beispiele mit herausragender Funktionalität ausgesucht.

ALPINA | BIG HORN

DEZEMBER

Rahmenloses Design für optimale Sicht; Polarisierte QuattroVarioflex Scheiben mit Multimirror Beschichtung; Die sphärische Scheibe passt sich automatisch an unterschiedliche Helligkeiten an; Skid Grip & Comfort Frame für perfekte Passform.

UVEX | JAKK+ HELMET

Uvex Octo+ Passformsystem mit automatischer Anpassung; Ultraleichtes, hoch schlagfestes Thermoplast; Gegen Zugluft geschützte Ear Pads für besseren Umgebungssound; Optimirtes Belüftungssystem.

LINE | SIR FRANCIS BACON

130er Flex & 98 mm Leisten; Alloy-Tech Einsätze & Ski/Hike-Mechanismus; X-tra GRIP Gummisohle an Ferse und Ballen; Durch Erwärmen anpassbarer I.D Liner.

Breite: 142-112-132 mm; Radius: 25 m @ 183 cm; Längen: 167/175/183/191 cm; Gewicht: 1.850 g/Ski @ 183 cm; 1 mm Camber, starker Nose Rocker & mittlerer Tail Rocker.

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DALBELLO | LUPO TI

Breite: 135-104-131 mm; Radius: 17.4 m @ 184 cm; Längen: 178/184/190 cm; Gewicht: 1.760 g/Ski @ 184 cm; Taper & Rocker an Tip & Tail.

FACTION | CANDIDE 3.0

MARKER | JESTER 16

Din-Bereich: 6-16; Triple Pivot Elite-Zehenautomat; Inter-Pivot Fersenautomat; Anpassbare AFD-Gleitplatte aus rostfreiem Stahl.


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GEAR 28

Softgoods Selection

Die wichtigsten Merkmale funktioneller Bekleidung sind: Atmungsaktivität, Dichtigkeit, Komfort und Widerstandsfähigkeit. Hier haben wir für euch eine passende Auswahl.

PEAK PERFORMANCE | HELI VERTICAL JACKET 3-Lagen GORE-TEX Pro mit C-KNIT; Kapuze mit BOA System & Cohaesive Kordelstoppern; Ärmeltasche für 2-Wege-Funkgeräte; Achselbelüftung und Sicherheitstaschen.

BLACK DIAMOND | PRO SHELL

3-Lagen GORE-TEX Pro Shell mit Microgrid Futter; Integriertes Cohaesive Kordelsystem; Extragroße 2-WegeBelüftungsreißverschlüsse unter den Achseln; Gebürstetes Microsuede-Futter am Kragen.

DEZEMBER

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SWEET PROTECTION | SUPERNAUT R PANTS

3-Lagen GORE-TEX Pro & extra hohe Latzkonstruktion; Verstärkt mit extrem haltbarer und schnittfester Superfabric; Tasche für LVS-Gerät am Latz & abnehmbare Hosenträger; X-Opening Belüftung über die gesamte Beinlänge.


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PRO FASHIONALS

PERFECT GEAR, MATCH AND STYLE So sieht’s aus – wenn alles passt. Pro-Freerider Felix Wiemers trägt das uvex JAKK PAKK mit revolutionärer octo+ Helm-Technologie und perfekt abgestimmter Goggle. WATCH THE VIDEO: uvex-sports.com/jakkpakk

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GALLERY

Oben

Fahrer: Pierre ROUGEOT Foto: Kab Spot: Bozel, FRANKREICH

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DEZEMBER

Gallery

Unten

Fahrer: John SPRIGGS Foto: Elliott BERNHAGEN Spot: Revelstoke/BC, KANADA



Fahrer: Lisa ZIMMERMANN Foto: Klaus POLZER Spot: Seiser Alm, ITALIEN

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Fahrer: Unbekannt

Gegenüberliegende Seite

Fahrer: Piers SOLOMON Foto: Oskar ENANDER Spot: Engelberg, SCHWEIZ

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Foto: Mattias FREDRIKSSON Spot: Revelstoke/BC, KANADA


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Fahrer: Tom GRANIER Foto: Pierre AUGIER Spot: Tartu, ESTLAND

36 Gegenüberliegende Seite

Fahrer: Jeremy HEITZ Foto: Tero REPO Spot: Zermatt, SCHWEIZ




39 Gegenüberliegende Seite

Fahrer: John WARE Foto: Erik SEO Spot: Worcester/MA, USA Diese Seite

Fahrer: David WISE Foto: Christoph SCHÖCH Spot: Suzuki Nine Knights/Livigno,

ITALIEN

Folgende Doppelseite

Fahrer: Lyndsey DYER Foto: Grant GUNDERSON Spot: Last Frontier Heliskiing/BC,

KANADA


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MAKE TURNS NOT EXCUSES.


TEAM RIDER PADDY GRAHAM IN THE NEW EXILE JACKET AND CONSTRUCT PANTS.


Bogner, gegründet 1932 von Willy Bogner Senior, zählt zu den ältesten Skimarken, die immer noch existieren. Auch wenn viele diese deutsche Institution nicht mit Freeskiing assoziieren, hatte Bogner einen enormen Einfluss auf das, was einmal Extreme Skiing hieß, und kehrt jetzt mit der neuen B-Tec Kollektion auf die Freeski-Bühne zurück.

Fahrer: Sven KUEENLE & Bene MAYR

DEZEMBER

Foto: Richard WALCH

Spot: Alaska, USA

ESSENTIALS 44

Bogners B-Tec Kollektion

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aum eine Skifirma kann auf eine über 80-jährige Geschichte zurückblicken und noch weniger können von sich behaupten, bereits 1966 Skifilme produziert zu haben. Bogner kann. Damals nannte man das, was heute Freeskiing heißt, Extremskifahren. Doch wie auch immer, was Willy Bogner Junior in seinem bahnbrechenden 16mm-Streifen Ski Fascination einfing, atmete den Geist und die Leidenschaft heutiger Freeski-Filme. Selbst ein Weltklasse-Skifahrer, wurde Willy Junior berühmt, als er die Ski-Action aller frühen James-Bond-Filme drehte. Der Höhepunkt seines Schaffens sind aber seine eigenen Produktionen Fire and Ice von 1986 und der Nachfolger Fire, Ice & Dynamite (1990), die eine Geschichte in Hollywood-Manier mit verrückten Stunts und epischen Powder-Aufnahmen verbanden und nicht nur Ski-, sondern Filmgeschichte schrieben. Die Marke Bogner war stets Teil davon. In den letzten Jahren hat Bogner seinen Fokus wieder verstärkt auf Pow-

derskifahren und Freeskiing gelegt und die Abenteuer von Sven Kueenle und Bene Mayr unterstützt. In diesem Jahr kulminiert diese Ausrichtung in der BTec Bekleidungslinie, einer absolut topfunktionellen Outerwear-Kollektion, die vor allem die Ansprüche von Freeridern im Blick hat. Durch große Anstrengungen in Entwicklung und Design hat Bogner Produkte geschaffen, die in Sachen Funktion hinter keiner anderen Marke zurückstehen und die allen Widrigkeiten trotzen, die man sich am Berg nur vorstellen kann. Mit zwei Jacken, der Cork und der Rail, sowie der dazugehörigen Hose Kicker lässt Bogner keine Fragen offen. Freeskier auf der Suche nach optimaler Funktion können bedenkenlos zugreifen. Die B-Tec Linie ist aus 3-lagigem 4-Way-Stretch Funktionsmaterial gefertigt, das bis 20.000 mm Wassersäule dicht und äußerst atmungsaktiv ist. Das erlaubt maximale Bewegung und man bleibt dabei trocken und warm. Die Anzahl der Nähte ist minimiert und die

verbleibenden Nähte sind wasserdicht verklebt. Die Cork ist die wärmere Variante der Jacken mit zusätzlicher Daunenfütterung an wichtigen Stellen. Natürlich kommen alle Stücke mit den richtigen Ausstattungsmerkmalen wie Belüftungsöffnungen, großen und ideal liegenden Taschen, wasserabweisenden Reißverschlüssen und Verstärkungen an besonders beanspruchten Stellen. Bei der Kicker-Hose sind die Beinabschlüsse sogar mit Teflon versehen. Die B-Tec Kollektion ist kein Schnäppchen, doch die speziell für Skifahrer entworfene Linie, die hinsichtlich der Leistung keine Kompromisse eingeht, ist ohne Frage jeden Euro wert. Die ersten Tests von Bene und Sven mit B-Tec während ihres AK Trips im letzten Frühjahr sind überaus positiv verlaufen. In unserem eindrucksvollen Foto-Feature ab Seite 58 könnt ihr euch davon überzeugen, dass die beiden zusammen mit der Legs of Steel Crew dort keinen Herausforderungen aus dem Weg gegangen sind.


Sven Kueenle

bogner.com


O

bwohl der Hype gerade erst auf seinen Höhepunkt zusteuert, gibt es Low-Tech- oder Pin-Bindungen schon seit über 30 Jahren. Erfunden wurde das Konzept vom damals 22-jährigen Fritz Barthel, produziert erstmals von Dynafit. Laut Fritz veranlasste ihn seine Faulheit dazu, diese rahmenlose Tourenbindung zu entwickeln, weil er Gewicht sparen wollte. Jetzt, da Free-Touring immer beliebter wird, erobern die Pinbindungen den Freeride-Markt im Sturm – denn niemand schleppt gern mehr mit auf den Berg als nötig. Mit über drei Jahrzehnten Erfahrung auf diesem Gebiet, ist Dynafit nicht nur Pionier der Low-Tech-Bindung, sondern immer noch treibende Kraft in der Weiterentwicklung. Gerade erst wurden die Modelle Radical 2 ST und Radical FT TÜV-zertifiziert, was die Radical 2 ST mit nur 599 g zur leichtesten Bindung macht, welche die Norm ISO 13992 erfüllt. Dieser Stan-

dard garantiert die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Bindungsauslösung während der Abfahrt. Damit sind sowohl die Radical 2 ST (DIN-Wert bis 10), als auch die Radical FT (DINWert bis 12) so sicher wie eine normale Abfahrtsbindung. Mit ihrer geringen Standhöhe und den besonders breiten Montagepunkten geben die beiden Ra-

dicals beste Kontrolle bei Powder Runs, selbst auf sehr breiten Skiern. Zusammen mit der Beast 14 und der Beast 16, die ihr TÜV-Zertifikat bereits letzten Winter bekommen haben, bietet Dynafit damit für jeden die passende Pinbindung: leicht nach oben, sicher nach unten und einfach zu handhaben! Mehr auf www.dynafit.com.

DDEZEMBER

ESSENTIALS 46

Dynafit Radical 2

Pieps DPS Sport

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n Notsituationen zählt nur eins: unbedingte Zuverlässigkeit! Das ist die Philosophie von Pieps, der österreichischen Firma mit über 40 Jahren Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von LVS-Geräten. Pieps ist daher eine Safety-Marke, der man zu 100% vertrauen kann. Die Entwickler arbeiten eng mit professionellen Bergführern, Rettungskräften und Wissenschaftlern zusammen, um die Qualität der Produkte immer weiter zu verbessern und sie nicht nur absolut zuverlässig, sondern auch unkompliziert in der Handhabung zu machen. Der Pieps DPS Sport ist ein vielseitiges LVS-Gerät, das alle Anforderungen erfüllt und jetzt mit der überarbeiteten Software-Version 3.0 erhältlich ist. Mit einer maximalen Reichweite von 50 Metern ermöglichen drei Antennen gleich beim ersten Kontakt eine genaue Richtungs- und Entfernungsangabe. Das Gerät hat eine Markierfunktion

für zuverlässige Ortung bei Mehrfachverschüttungen und wählt beim Senden automatisch die Antenne mit der besten Reichweite aus. Das Display ist bei allen Lichtverhältnissen sehr gut lesbar und mit nur einem Funktionsknopf ist auch in Stresssituationen eine leichte Handhabung garantiert. Der DPS Sport hat einen SelbstCheck, der stets beim Einschalten abläuft und alle Antennen, Verstärker, Prozessoren und Batterien prüft. Mit der neuen Software schaltet das Gerät intelligent zwischen Such-und SendeModus um: Erfolgt beim Suchen eine Verschüttung durch eine Nachlawine, beginnt das Gerät automatisch zu senden. Darüber hinaus unterstützt der DPS Sport auch Pieps’ iPROBE. Wenn es um Sicherheit geht, sollte man nur das Beste nehmen. Der Pieps DPS Sport ist erste Wahl für alle Freerider, die nach der optimalen Lösung suchen. Mehr unter www.pieps.com.


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KILIAN AMENDOLA CREATIVE 48


CREATIVE

UNTITLED 49 Kilian Amendola ist ein Designer, der für Adobe arbeitet und in der Schweiz sowohl in Lausanne als auch in Basel lebt.

MAGAZINE SEASON 15/16

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„Ich habe die letzten fünf Jahre mit Inspired und Armada gearbeitet, weil ich darin die Chance sah, neue Techniken der 3D-Illustration auszuprobieren. Ich mag es, mit Formen und Licht zu spielen und dabei wie ein Maler zu wirken. Diese Arbeit von mir soll Kraft und Wildheit ausdrücken, aber auch eine Unsicherheit durch Formen, die an natürliche Elemente wie Gletscher, Höhlen, Lawinen oder Wellen erinnern.”

KILIAN AMENDOLA

www.kilianamendola.com


TALENT 50

Antti Ollila Geboren am: 25. Dezember 1994 in Rovaniemi, Finnland Hausberg: Ruka, Finnland Heimatstadt: Rovaniemi, Finnland Hobby: Skateboarden Sponsoren: Faction, Oakley, Full Tilt, Tazza

Interview:

David MALACRIDA

Foto:

Stephan SUTTON

Wie war deine letzte Saison?

Was hältst du so von Contests?

Ich hatte bei Contests ziemliches Pech, konnte aber drei Episoden von Hot Chocolate rausbringen, was viel besser lief als erhofft. Dann war ich auf einem Filmtrip mit Faction und hab’ noch einen Extra-Edit im Frühjahr gefilmt. Ich bin mit meinem letzten Winter also ganz zufrieden.

Ich habe nicht vor, die Wettkämpfe demnächst aufzugeben, aber man weiß ja nie. Ich wünschte, die Parcours und Formate wären etwas abwechslungsreicher – fast alle Slopestyle-Events sind heutzutage gleich. Schlimm ist es eigentlich nur, wenn das Wetter mies ist und die Veranstalter den Event trotzdem durchprügeln, sonst habe ich eigentlich immer Spaß. Was ist deine beste Erinnerung an Comps bisher?

Das Vars Tournament 2014 war fantastisch. Auch als ich durch Zufall meine erste Einladung zu den X Games in meinen Junk Mails gefunden habe, war recht lustig. Und die schlechteste?

Da fällt mir auf Anhieb gar nichts ein. Einige Trips waren ziemlich nervig, aber sonst? Ich hatte jedenfalls viel mehr gute Zeiten… Wie ist die Freeski-Szene in Finnland?

Es gibt sehr viele Kids in den Parks, die echt gut und kreativ sind. Einige davon wird man wohl bald auf den größeren Contests sehen. Was ist dein großes Ziel beim Skifahren?

Neue Dinge lernen, dabei viel Spaß haben, einen eigenen Stil entwickeln und vielleicht für ein paar Kids ein Vorbild sein… Es gibt viele Dinge, die ich in Zukunft machen will, aber kein klares großes Ziel. Wie sehen deine Pläne für den nächsten Winter aus?

Ich werde weiterhin Webisodes für mein Hot Chocolate Projekt filmen. Lauri Kivari, der von einem Kreuzbandriss letzte Saison zurückkommt, wird endlich wieder dabei sein und das wird cool. Außerdem werde ich einige Contests fahren und auch wieder mit Faction filmen.

Resultate: 2. Platz 1. Platz 1. Platz 2. Platz

Vars Tournament 2014 Finnish Open Slopestyle 2013 SFR Tour Overall 2012 Red Bull Playstreets 2011


JONAS HUNZIKER [ L A A X FRIENDS TEAM ]


TALENT 52

Carl Renvall Interview:

Mark VON ROY

Wie bist du zu dem Skifahrer geworden, der du heute bist?

Meine Leidenschaft zu den Bergen und zum Freeriden lässt mich als Skifahrer ganz natürlich besser werden. Ich habe das Glück, an einem der schönsten Skiberge der Schweiz aufzuwachsen, und ich habe einfach jeden Tag Spaß, den ich auf Skiern bin. Was ist das Geheimnis deiner Erfolge?

CARL RENVALL

Ich fahre immer Lines, die ich gut fahren kann. Am wichtigsten ist aber, dass ich den Wettkampf vergessen kann und nur für mich fahre. Freust du dich darauf, diesen Winter an der FWTQuali teilzunehmen?

Ich kann es kaum erwarten! Das Niveau in der FWQ ist enorm und ich muss Gas geben, aber ich freue mich sehr darauf, neue Wettkampfhänge kennenzulernen. Dein größter Traum?

Ich möchte mehr filmen. Die Möglichkeit, durch Skifilme die Berge der Welt kennenzulernen, wäre unglaublich toll. Hast du irgendwelche Tipps für junge Fahrer, die auf die FJT wollen?

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Contests machen schon auch Spaß, aber vergesst nie, warum ihr eigentlich Skifahrer geworden seid! Wie bereitest du dich auf Wettkämpfe vor?

In den Tagen davor fahre ich viel in schlechtem Schnee und die Minuten davor höre ich wirklich gute Musik. Mit wem gehst du meistens zum Skifahren?

Ich fahre zusammen mit Robin Délèze, seit ich denken kann. Ich finde, wir beide haben beim Skifahren einfach denselben Vibe.

Foto:

Daniel ZANGERL

Geboren am: 15. Januar 1997 in Verbier, Schweiz Heimatort: Verbier, Schweiz Hobbys: viele Sponsoren: The North Face, K2, Julbo

Resultate: Gesamtsieger der Freeride Junior Tour (FJT) 2014 & 2015 1. Platz FJT Chamonix 2015 1. Platz FJT Fieberbrunn 2015 1. Platz FJT Chamonix 2014 1. Platz FJT Fieberbrunn 2014


MIKA MERIKANTO

STEALTH MITT SUPER WARM • 3 IN ONE GLOVE • GREAT COMFORT • WATER RESISTANT


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FREESKI-WETTKÄMPFE THOUGHT 54


THOUGHT 55

Auf die Gefahr hin, eine bereits ausgelutschte Zitrone weiterhin zu pressen, hat Ethan Stone sich hingesetzt und noch einen Artikel über den Stand der Dinge bei Freeski-Contests geschrieben. Denn die Contest-Szene ist eine komplexe, sich ständig verändernde Angelegenheit, die man im Auge behalten sollte, um gegebenenfalls in die notwendige Richtung zu steuern.

Noch eine WettkampfDenkspirale standardisiert, sodass Events überall gleich aussehen und man sich an das klassische Freestyle-Skifahren vor zwei oder drei Jahrzehnten erinnert, als Hot Dogging in Moguls, Aerials und Ballett degenerierte. Aber es besteht auch Hoffnung: Fahrer, die nicht dem großen Trend folgen und unkonventionelle, unverwechselbare Tricks zeigen. Veranstalter, die ihre eigene Vision haben. Wo FIS und X Games gleichermaßen die Standardisierung fördern, sind es unabhängige Events wie das B&E Invitational, Creation Nation von The Bunch oder Backcountry-Contests wie der Red Bull Linecatcher, die in neue Richtungen deuten. Diese einzigartigen Veranstaltungen sollten wir unterstützen, wenn wir verhindern wollen, dass Freeskiing den Weg von Freestyle geht und in Langeweile versinkt. Manche weisen auf andere Actionsports wie Skateboarden oder Surfen hin, die uns als Beispiel dienen könnten. Street League Skateboarding und die World Surf League bieten den führenden Athleten dieser Sportarten zusammenhängende Touren von internationalem Format, die Raum für Kreativität lassen und es Altstars genauso ermöglichen wie aufstrebenden Youngsters, sich auf der großen Bühne zu präsentieren. Doch auch bei uns gibt es positive Ansätze, man denke etwa an die Freeride World Tour, die sich abseits der FIS zu einer weithin respektierten Eventserie im Skisport gemausert hat. Nur auf der Freestyle-Seite hat Freeski-

ing bisher nichts zustande gebracht, was sich mit den genannten Surf oder Skateboard Leagues vergleichen ließe. Man möge sich eine „Freeski World Tour“ (Arbeitstitel) vorstellen, bei der jeder Event ein anderes Format hat – Slopestyle, Halfpipe, Backcountry Freestyle, Street –, mit einem einzigen World Champion am Ende. Existierende Events wie B&E, Linecatcher oder das Suzuki Nine Knights könnten ein Teil davon sein. Dies würde eine internationale Bühne für unseren Sport schaffen mit all seinen Eigenheiten und Großartigkeiten, wo auch die Stylemaster, die sich längst in die Filmwelt verabschiedet haben, mit den jungen Trickkanonen konkurrieren könnten. Mit etwas Glück würde dann am Ende des Winters tatsächlich der beste Skifahrer den Titel tragen. Keine Frage, eine solche Tour würde ihre ganz eigenen Probleme mit sich bringen, und eins ist sicher: Wenn es um Wettbewerbe geht, kann man nie alle zufriedenstellen. Aber sieht man sich die aktuelle Lage an, dann kann unser Sport von einer neuen ContestStruktur nur profitieren, die eine Vereinheitlichung verhindert, Kreativität fördert und eine Bühne bietet für die wirklich herausragenden Persönlichkeiten im Freeskiing. Bis dieses Szenario vielleicht einmal Wirklichkeit wird, brauchen wir mehr Linecatchers, B&E Invitationals oder Suzuki Nine Knights und weniger Organisationen, die ihre Aufgabe vor allem im Verwalten und Vereinheitlichen sehen.

FREESKI-WETTKÄMPFE

Mark VON ROY

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ie Landschaft der Freeski-Wettkämpfe scheint andauernd zu wechseln. Touren kommen und gehen – die Honda Ski Tour, die Rev Tour, die Dew Tour, die Global X Games, In-City Big Airs, der FIS Weltcup; man könnte so weiter machen… Die einzige Konstante ist der Wechsel. Der schwankende FIS Weltcup hat uns nationale FreeskiTeams gebracht, hauptamtliche Trainer, Trockentraining, das ganze Brimborium. Während unterschiedliche Interessensvertreter wie die FIS, die AFP, die X Games und andere unabhängige Events um Aufmerksamkeit kämpfen, ist es am Ende der Saison zunehmend schwierig zu sagen, wer der beste Fahrer des Winters war. Die AFP verleiht am Ende der Saison Titel im Slopestyle, Big Air, Halfpipe und Overall, aber es ist keine Tour im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein Rating-System für bestehende Contests, und das Einzige, was die Szene weniger zu interessieren scheint als die AFP-Titel, sind die Sieger des FIS Weltcups. Die FIS vergibt derweil Weltmeistertitel, während die meisten Fahrer viel mehr an den gleichzeitig stattfindenden X Games interessiert sind. Das Ergebnis ist ein großes Durcheinander, in dem wichtige Events gleichzeitig stattfinden, Titel miteinander konkurrieren und kaum jemand den Durchblick behält – der Mainstream schon gleich gar nicht. Im Gegenzug werden die Halfpipes, die SlopestyleKurse und Big-Air-Kicker immer weiter

Foto:

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Ethan STONE

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Text:


BRAINS 56

Schnee!!!

Ein Artikel über Schnee – noch dazu ein recht kurzer – ist so außergewöhnlich wie lautstarkes Beschweren, dass die fetten Skienden nicht in die Gondel passen. Aber anders als dem nervigen Skitransport gehört dem Schnee meine uneingeschränkte Liebe und Aufmerksamkeit, und das schon seit Jahrzehnten. Hier also der Versuch einer einfachen Überlegung, was man als Freeskier über Schnee und seine Eigenschaften wissen muss.

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SCHNEEBESCHAFFENHEIT

Text: Stephan SKROBAR

Wie entsteht Schnee? Wikipedia sagt: „Schnee entsteht, wenn sich in Wolken feinste Tröpfchen unterkühlten Wassers an Kristallisationskeimen (zum Beispiel Staubteilchen) anlagern und dort gefrieren“, und hat damit vollkommen recht. Schnee besteht aus vielen kleinen Eiskristallen, die oft stark verzweigt sind. Die Kristalle haben eine sechseckige Plättchen- oder Sternform. Schneeflocken sind keine gefrorenen Wassertropfen, sondern bilden sich in einer Kette von physikalischen Prozessen. Können Schneeflocken auch fünf- oder achtzackig sein? Nein. Gibt es zwei Schneeflocken, die gleich aussehen? Eher nicht. Sind Schneekristalle in ihrer ursprünglichen Form komplett symmetrisch und perfekt? Auch hier: Nein!

Die Schneedecke: Schönmacher der Natur Liegt der Schnee erst mal am Boden und deckt die Unschönheiten/Unregelmäßigkeiten der Natur gnädig zu, wird er für uns relevant. Dass es unterschiedliche Schneekonsistenz gibt, die sich noch dazu schnell ändern kann, ist jedem, der schon einmal mit der Zunge Schneeflocken gefangen hat, bekannt. Aber welche Einflüsse ändern den Schnee und wie betreffen sie uns als Freeskier?

Foto: Klaus POLZER

Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Bindet den Schnee und lässt die Schneedecke sich setzen. Je nach Ausmaß kann der Schnee schneller oder langsamer werden. Wind. Bindet den Schnee und macht ihn spröde, was uns bremst, wenn Schneekristalle brechen und scharfkantiger werden. Die Schwerkraft. Zieht den Schnee und uns nach unten. Schnee macht permanent Veränderungen durch! Auch wenn er scheinbar still daliegt und Postkartenmotiv spielt, laufen in der Schneedecke Prozesse ab, welche die Konsistenz verändern. Zum einen folgt auch Schnee den Gesetzen der Schwerkraft und fließt immer talwärts, zum anderen kann durch Umwelteinflüsse (Wetter!) aus einem recht sicheren Hang in kurzer Zeit ein gefährliches Abenteuer werden.

Wann ist die Schneedecke gefährlich? Zweierlei dazu: Erstens sind extreme Unterschiede in der Schneedecke ein Gefahrenzeichen. Zum Beispiel Temperaturunterschiede, aber natürlich auch und vor allem Unterschiede in der Konsistenz. Daraus resultiert nicht ein homogener Snowpack – was Alaska oft auszeichnet –, sondern eine Überlagerung

vieler verschiedener Schichten mit unterschiedlicher Festigkeit, Bindung, Dichte etc. Je mannigfacher sie sind, desto häufiger kann es Schichten geben, die ungut miteinander verbunden sind und als Gleitschicht fungieren können. Die Schneedecke ist lawinengefährlich! Gerade im Frühwinter finden wir oft solche Situationen. Temperaturunterschiede zwischen Luft und Untergrund sind groß, die Schneemächtigkeit gering. Wird ein Hang allerdings regelmäßig befahren, so zerstört das Gleitschichten und die Lawinenwahrscheinlichkeit sinkt. Wichtig ist dabei jedoch, dass das Gelände wirklich über einen längeren Zeitraum und nach allen Niederschlagsperioden befahren wird. Zu Tragen kommt dieser positive Effekt daher erst später in der Saison und der Frühwinter bleibt eine nicht zu unterschätzende Zeit für Lawinengefahr. Den zweiten Extremzustand finden wir normalerweise im Frühjahr, wenn Sister Sonne ihr Werkzeug auspackt, die Schneedecke bearbeitet und Spielverderberin spielt, weil sie Hänge gefährlich macht. Je später der Winter, desto größer ist der Einfluss der Sonne und desto unterschiedlicher ist die Schneequalität in verschiedenen Expositionen, Hangneigungen und Höhenlagen. Während man in schattigen Nordhängen noch Pulver findet, kann in Südhängen die Schneedecke durch Sonneneinstrahlung bereits komplett durchfeuchtet sein. Eine solche Schneedecke weist zwar keine unterschiedlichen Schichten mehr auf, ist als gesamtes aber instabil und in ihrer Masse – wenn einmal in Bewegung – ein gnadenloser Frachtzug, der so ziemlich alles wegräumt, was im Weg steht. Es existieren genug Videos, die zeigen, wie Nassschneelawinen Sessellifte, Verkehrswege oder ganze Dörfer annihilieren. Da der Schnee sich im Zustand einer ständigen Metamorphose befindet, bleibt er für uns jeden Tag spannend. Sich mit oder im Schnee zu spielen, bringt Erfahrung und Wissen über die verschiedenen Formen und erlaubt außerdem, Sinnsprüche über die Vergänglichkeit von Schneekristallen zu formulieren. Wer’s mag…


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LOS VS AK FEATURE 58

LOS

VS


Fotos:

AK

Pally LEARMOND

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Steil und geil, der ultimative Test! Die legendären Berge von Alaska sind der Treffpunkt der Freeride-Elite. Die führende europäische Filmproduktion Legs of Steel kratzte im letzten Winter genug Budget zusammen, um im Big-Mountain-Mekka einen Monat lang auf ideale Bedingungen zu warten. Das Ergebnis seht ihr hier und in ihrem aktuellen Film Passenger.



LOS VS AK

FEATURE

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Alaska ist groß und ernsthaft. Es bestätigt jedes Klischee, das du darüber gehört hast. Hier seht ihr meinen ersten Run an der klassischen „Dirty Needle“, nachdem sich der vorherige Hang in einer riesigen Lawine verabschiedet hatte, gerade als wir dort landen wollten. Immer noch beeindruckt vom größten Lawinenabgang, den ich je gesehen hatte – mit einer bis zu 7 m mächtigen Anrisskante –, entschloss ich mich für diese Abfahrt. Es war eine der komplexesten und heftigsten Linien, die ich je gefahren bin. Oft hatte ich davon geträumt. Dieser Run rief bei mir die gesamte Bandbreite der AK-Gefühlspalette hervor: von purer Angst bis zu enormer Euphorie innerhalb von nur zehn Minuten. Kein schlechter Start in den Tag.

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Sam Smoothy

Dieser Trip war für mich eine echte Herausforderung. Bereits 2008 hatte ich ein heftiges Erlebnis in Alaska. Damals waren die Bedingungen bescheiden und ich spürte den Druck, trotzdem gute Runs zu zeigen. Wir landeten auf einer fetten Wechte oberhalb einer Linie, die ich fahren wollte, doch nach drei Schritten gab der Schnee nach und ich flog 400 m einen extrem steilen Hang hinunter. Ich dachte, ich würde sterben, und hatte riesiges Glück mir nur einen Wirbel zu stauchen. Das hinterließ einen tiefen Eindruck bei mir. Nun an den Ort zurückzukehren, der mich fast das Leben gekostet hätte, und dazu mit einem echten Dream Team an meiner Seite, war großartig. Die Stimmung in unserer Crew passte perfekt und ich war fokussierter als das erste Mal. Einige der fettesten, spaßigsten und gleichzeitig am meisten Angst einflößenden Linien meines Lebens zu fahren, hat mir persönlich enorm viel zurückgegeben.

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Sven Kueenle


FEATURE LOS VS AK MAGAZINE SEASON 15/16

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Bene Mayr

Fabian Lentsch

In Alaska Ski zu fahren war ohne Zweifel eine der besten Erfahrungen meiner Karriere. Davon hatte ich immer geträumt und es war ohne Übertreibung ein wahr gewordener Traum. In diesen Bergen meine Grenzen zu verschieben, hinterließ unvergleichliche Eindrücke. Es öffnete mir die Augen für eine ganz neue Welt des Skifahrens und ich möchte auf jeden Fall dorthin zurückkehren, um noch weiter in diese Richtung zu gehen. Alaska ist so wild, wie immer gesagt wird, wirklich ungezähmte Berge ohne jegliche Spuren der Zivilisation. Man hört immer davon, wie lange man teilweise auf gute Bedingungen warten muss – manchmal Wochen – und das stimmt. Man sitzt herum, wartet darauf Hänge zu befahren, von denen man jahrelang geträumt hat… das kann einen ganz schön aus der Spur bringen. Aber es ist all das locker wert. Das Gefühl, diese Hänge hinunterzuschießen, ist einfach unvergleichlich.

Diese Line war nicht ganz so toll, wie sie aussieht. Wir waren schon ein paar Tage zuvor an diesem Berg vorbeigeflogen und konnten kaum glauben, was wir da gefunden hatten. Die Flanke ist nicht riesig, aber so typisch für AK. Leider spielte das Wetter erst nicht mit, doch ein paar Tage später konnten wir nochmals dorthin zurück. Inzwischen hatte der Frühling Einzug gehalten und es war wärmer geworden. Durchs Fernglas sah der Schnee immer noch perfekt aus und unser Guide dachte das auch, aber irgendwie hatte ich ein seltsames Gefühl. Der erste Schwung war perfekt, doch sobald ich die Spines erreichte, lag nur noch etwas Powder auf einer ziemlich harten Unterlage. Ich war wirklich happy, als ich in einem Stück unten angekommen war. Diese Abfahrt war echt haarig und hätte genauso gut schlecht ausgehen können.

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FEATURE LOS VS AK MAGAZINE SEASON 15/16

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Thomas Hlawitschka

Tom Leitner

Ich musste bei diesem Run meinen Sluff queren, gleich nach meinem dritten Schwung. Es sah nicht schlimm aus und deshalb habe ich die Situation unterschätzt. Doch aus der Pulverunterlage wurde plötzlich Eis und ich kam aus der Balance. Fast hätte ich es noch geschafft, aber dann zog mir der Sluff das Skiende weg und es war aus. Ich wusste zum Glück, dass unter mir das Cliff kommen würde, und konnte rechtzeitig in eine gute Position gehen. Ich landete okay auf dem Rücken, aber danach ging das Karussell weiter. Ich bin über 20 Sekunden lang gefallen. Nach dem Cliff, das man sogar von der Heli-Base aus sehen konnte, war aber das Schlimmste überstanden. Nur konnte ich die ganze Zeit kaum atmen, weil ich dauernd Schnee in den Mund bekam. Ich hatte an diesem Tag ziemliches Glück und nach einer kleinen Pause konnte ich noch vier weitere Tage in Alaska Ski fahren.

Das war ganz sicher einer der intensivsten Momente meiner Skikarriere. Dieses Bild zeigt nur einen kleinen Ausschnitt eines riesigen Hanges, der von oben bis unten voller Spines, kleiner Drops und tiefem Schnee war. In den Alpen und eigentlich fast überall fährt man nach einem exakten Plan, bei dem Geländefeatures als Orientierungspunkte dienen, aber in Alaska funktioniert das nicht. Es ist einfach zu viel Schnee in Bewegung und man versucht nur auf das zu reagieren, was vor einem passiert, oder dem Sluff hinter einem auszuweichen. Das Wichtigste dabei ist in Bewegung zu bleiben. Seltsamerweise ist das beim Fahren nicht verwirrend, sondern führt zu einer überraschend klaren Wahrnehmung. Man ist ganz im Jetzt und dein Leben fühlt sich präsenter an als jemals zuvor.

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FEATURE LOS VS AK MAGAZINE

Das Terrain in Alaska ist einfach unglaublich. Dass solch steile Hänge so viel Schnee halten können, der sich in solch verrückten Formen ansammelt… Es war mein ersten Mal in Alaska und ich bin noch nie zuvor so steile Lines gefahren. Alaska ist aber auch eine emotionale Achterbahnfahrt, denn das Wetter kann sehr schwierig sein. Zehn Tage ohne Skifahren sind normal, und wenn es dann aufklart, muss man sofort auf den Punkt fit sein. In zehn Minuten kannst du am Drop-in der verrücktesten Abfahrt deines Lebens stehen und musst liefern. Dann ist es gar nicht leicht die Ruhe zu bewahren, man will einfach nur loslegen. Wenn dann endlich das „Go!“ kommt, ist es eine Erlösung und man genießt jede Sekunde, vom ersten bis zum letzten Schwung. Am Ende einer AK Line mit Höchstgeschwindigkeit geradeaus aus einem Steilhang zu schießen, ist durch nichts zu überbieten.

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Tobi Tritscher

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Carlos BLANCHARD ALBANISCHES SKIABENTEUER

Text & Fotos:

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Verwunschene Berge: Eine albanische Odyssee

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Von den Einheimischen auch „Amphitheater der Götter” genannt, trägt die Bergkette im Westen der Balkanhalbinsel im Dreiländereck von Montenegro, Kosovo und Albanien den Namen „Bjeshkët e Namuna”: verwunschene Berge. Als Gegend mit dem höchsten Jahresniederschlag in ganz Europa und folglich enormen Schneemengen im Winter sind die Albanischen Alpen eine kaum erschlossene Wildnis. Es ist ein perfekter Platz für Abenteuer und, wie Fotograf Carlos Blanchard erfuhr, für einige Überraschungen.

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FEATURE 70 DOWNDAYS

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ALBANISCHES SKIABENTEUER

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ch kann erzählen, so viel ich will, Fotos von den Leuten und Plätzen zeigen, die wir kennengelernt haben, oder Karten… nichts wird unserer Erfahrung dort gerecht werden. Wenn man an einem wirklich besonderen Platz war, ist es schwer nach Hause zu kommen und so zu tun, als wäre nichts ge-

schehen. Albanien war ein solch spezieller Platz. Ich habe derartige Erfahrungen schon früher gemacht, aber doch nicht ganz die gleichen. Was kommt schon so unerwartet und vor allem so günstig daher? Was erfüllt uns mit mehr Freude als ein glücklich überstandenes Abenteuer? Das ist der Hauptgrund für das, was wir

tun, auch wenn es nach Klischee klingt. Doch können wir nicht steuern oder auch nur vorhersehen, welche Abenteuer solche Erfahrungen auslösen. Vielleicht liegt darin ihr größter Zauber… Wie auch immer, lasst mich versuchen, unser Erlebnis zu berichten. Springe ins Auto und fahre an einen Ort, den du nur dem Namen nach


und starten hinaus in die Wildnis, um bei irgendwelchen abgelegenen Hütten für einige Tage gutes Terrain zu finden. Leicht gesagt, viel schwerer getan… Schlafsack? Dabei. Proviant für ein paar Tage? Dabei. Zusatzbekleidung? Auch dabei. Kameraausrüstung, Kocher, ein Buch, Lampen, Batterien, Sicherheitsausrüstung und noch mehr zu essen für alle Fälle. Alles dabei! Das muss jetzt in meinen Rucksack passen, der derart überdimensioniert zum bestimmende Ausrüstungsstück der kommenden Tage wird. Obwohl wir alle unsere Rucksäcke in den nächsten Tagen aufgrund ihres Gewichts hassen werden, können wir nicht auf sie verzichten. Alfred, unser liebenswürdiger lokaler Kontakt, versorgte uns zusammen

FEATURE

len keine Zeit verlieren, um den Hängen näher zu kommen, die ein Teil unserer Gruppe mithilfe moderner Technologie ausspioniert hat. Was wir sehen, enttäuscht uns nicht – abgesehen vom warmen Wetter. Schon am ersten Tag unserer Erkundung wird klar, dass wir, um unsere Ziele zu erreichen, alles auf eine Karte setzen müssen. Zurück im Tal schmieden wir einen Plan, der uns zu verborgenen Schätzen führen soll, und hoffen, dass wir physisch und psychisch stark genug sind ihn umzusetzen. Ich denke, dass man sich selbst in diesem Leben nie ganz kennenlernt. Wenn dein Selbstvertrauen einmal nicht bei 100% liegt und deine Ängste mehr als üblich zum Vorschein kommen, findest du Seiten an dir, die du vielleicht

Gibt es einen Ofen? Kein Ofen! Gibt es Holz, ist es trocken? Es ist nass! Also die nächste Hütte versuchen… irgendwo geahnt hast, aber eigentlich gar nicht sehen willst. In Albanien erlebte ich so eine Situation. Ich bin der Einladung gefolgt, um das Abenteuer zu suchen. Das hat mich im ersten Moment fasziniert, doch jetzt beginne ich zu verstehen, welchen Preis wir dafür zahlen müssen. Aber nun ist keine Zeit mehr darüber nachzudenken, jetzt ist die Zeit zu handeln. Wir packen unsere Sachen

mit seiner Frau Catherine, einer extravaganten New Yorkerin, die es irgendwie in diese verlassene Gegend verschlagen hat, so gut, dass es uns schwer fällt, diese Komfortzone zu verlassen. Doch wir brechen nicht nur mit schweren Rucksäcken, sondern auch mit gewichtigen Plänen in die Berge auf. Der Anfang läuft gut, ein schöner Tag mit einer bestimmten Ruhe in der

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serem Ausgangspunkt in die Wildnis immer näher. Doch andererseits haben wir fünf Tage eingeplant, bis wir die Zivilisation verlassen. Aber wo beginnt unser Abenteuer? Egal, lassen wir uns nicht von philosophischen Überlegungen ablenken. Ihr könnt mir folgen? Begleitet uns auf unserem Trip, auch wenn das nicht so einfach ist. Ohne viel weiteres Nachdenken – obwohl ich feststellen muss, dass ich der Einzige bin, der dies vor unserem Trip nicht gemacht hat – brechen wir in die Berge auf, wegen derer wir hierher gekommen sind. Uns umgibt ein Hauch von Frühling, wenn wir den Temperaturen trauen mögen. Vor uns liegt eine Bergkette, die wir nicht kennen, aber deren Möglichkeiten endlos sind. Wir wol-

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ALBANISCHES SKIABENTEUER

kennst: Albanien! Ein Land, von dem wir keine Vorstellung haben, von dem es keine Bilder in unseren Köpfen gibt. Es ist ein weißer, frischer Ort auf der Landkarte, eine Seite im Buch unseres Lebens, die erst noch geschrieben werden muss. Es spielt keine Rolle, wie es ausgehen wird. Wir sollten auf alles vorbereitet sein, richtig? Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich bereit bin. All die kleinen Alltagsdinge halten mich davon ab, mich für ein Abenteuer in den abgelegenen Tälern von Nordalbanien in Stimmung zu bringen. Ich nehme mir nie die Zeit, um mir klar zu werden, auf was ich mich da eigentlich einlasse. Und dann ist es zu spät. Die Räder unseres Autos drehen sich unablässig und bringen uns un-


FEATURE ALBANISCHES SKIABENTEUER MAGAZINE SEASON 15/16

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Luft. Ich genieße die Landschaft, während wir aufsteigen. Schritt für Schritt, ohne Gedanken an irgendetwas Besonderes. Das Terrain hält uns in Atem und unsere Rucksäcke lasten schwer auf unseren Schultern. Doch sobald wir unser Ziel erreicht haben, werden wir sie die nächsten Tage nicht mehr brauchen. Dann endlich, nach fast eineinhalb Tagen des Aufstiegs ins Unbekannte bei warmen Temperaturen und klarem Himmel, erreichen wir einen Pass, wo wir kurz innehalten. Ein Moment, um die Kulisse zu bewundern. Wir betrachten die gewaltigen Berge und sind uns sicher, etwas wirklich Gutes gefunden zu haben. Sauge diesen Anblick tief ein und versuche, ihn im Gedächtnis zu behalten. Speichere ihn gut ab, denn in den kommenden sechs Tagen wirst du ihn nicht mehr wiedersehen… Im Moment herrscht immer noch Ruhe, wir sind beinahe am Ziel. Vor uns taucht die Ansammlung von Hütten auf, zu der wir wollen. Nun heißt es, die richtige Hütte zu finden. Wir schaufeln Schnee weg, suchen nach der Tür, die unter dem Schnee verborgen ist. Es ist jedes Mal ein Ratespiel. Haben wir die Tür gefunden, schauen wir ins Innere.

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Gibt es einen Ofen? Kein Ofen. Gibt es Holz, ist es trocken? Es ist nass! Also die nächste Hütte versuchen… Endlich finden wir eine geeignete Unterkunft und schlagen unser Lager auf. Die schweren Rucksäcke sitzen nun auf dem Hüttenboden und wir genießen den Schutz der Holzwände. Wir sind zuversichtlich und versuchen am ersten Abend sogar ein Feuer zu machen, aber ohne großen Erfolg. Leider versuchen wir es in den folgenden Tagen nur noch selten und immer mit dem gleichen Ergebnis. Hätte man es lieber ein bisschen wärmer, aber dafür die Hütte voller Rauch? Oder doch kälter bei reiner Luft? Wir wählen Option Nummer zwei. Am nächsten Morgen erwachen wir zu einem Getöse, von dem wir denken, dass es der Höhepunkt des vorhergesagten Sturms ist. Wir kannten die Vorhersage, sie traf ein, also keine Überraschung. Es ist uns im Gegenteil sogar recht, dass es schneit. Im Laufe des Tages ändert sich jedoch unsere Perspektive. Der Sturm lässt nicht nach wie vorhergesagt, sondern wird im Gegenteil sogar noch stärker. Regelmäßig messen wir den Neuschnee, um die Langeweile

Mir kommt es fast vor, als würden diese Berge uns beobachten und sich fragen, warum wir uns so freuen.

des Wartens zu durchbrechen und um die Situation um uns herum einschätzen zu können. Den Rest der Zeit verbringen wir mit Schlafen, Lesen, Essen. Der zweite Tag startet genauso wie der erste und wir sind nicht wirklich überrascht. Es sieht so aus, als wären wir in einem ausgewachsenen Sturmtief gefangen. In den letzten 36 Stunden gab es fast eineinhalb Meter Neuschnee. Langsam beginnen wir uns Gedanken zu machen. Noch keine ernsten Sorgen, aber ein paar Gedanken, die man sich in einer solchen Situation machen sollte. Fünf Leute in einer abgeschiedenen Hütte mit begrenzten Vorräten. Wir überlegen, wie wir es möglichst lange aushalten können, breiten alle Vorräte auf dem Tisch aus und machen Rationen. Ab sofort gibt es zu jeder Mahlzeit nur noch festgelegte Einheiten: Frühstück, Snack zu Mittag, Abendessen. Am dritten Tag liegt derart dichter Nebel auf unserer Hütte, dass er durch Fenster und Türen zu kriechen scheint. Wir kriechen noch tiefer in unsere Schlafsäcke, den einzigen warmen Platz im Umkreis von zwanzig Kilometern. Die Gedanken an unsere Lage lassen uns nicht mehr los. Wir versuchen ruhig



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zu bleiben, während es in unserer kalten, dunklen Hütte nichts zu tun gibt. Wir sparen Batterien und Gas, so gut es geht. Eigentlich sollten wir jeden Morgen diesen Raum verlassen und erst am Abend müde von den Hikes und großartigen Abfahrten des Tages zurückkehren, doch uns bleibt nichts anderes übrig als zu warten.

Tag vier: Der drückende Nebel beginnt in unsere Köpfe zu kriechen und blockiert alle anderen Gedanken als den, wie langweilig und doch anstrengend auch dieser Tag werden wird. Tag fünf: Es ist ein Kampf, ein Marathon. In den letzten 120 Stunden haben wir nichts anderes getan als zu warten und vielleicht einmal um die

Hütte zu gehen, doch meistens liegen wir in unseren Schlafsäcken. Die Geräusche jedes Einzelnen sind mir mittlerweile überaus vertraut, während ich eigentlich nur auf das Heulen des Sturms draußen höre. Der Wind pfeift fast konstant um unsere Hütte, seit wir hier angekommen sind, und bringt immer neuen Schnee mit sich. Manchmal hört es


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dem letzten Akt, packen undie Schönheit der Spur, wel- „When The Mountains Wild“ ist ein sere Sachen zusammen und che die Jungs langsam in den Were Film von Whiteroom hoffen, dass wir nicht noch frischen Schnee legen. Die Production nach Idee von Mitch einmal fünf Tage warten müsMöglichkeiten sind groß, je- einer Tölderer. Er vereint sen, bis wir wieder auf die der sucht sich eine Linie und Action und Lifestyle zeigt die Mühsal, Bühne treten dürfen. die Aufstiege gelingen schnel- und aber auch den Lohn Noch unter dem Einler als gedacht. Endlich pas- eines solchen Trips. druck eines fantastischen Tasiert das, worauf wir die letz- Die Crew bestand aus ges in diesen famosen Bergen Mitch Tölderer, Joi ten Tage gewartet haben! und Klaus brechen wir auf zurück in die Lines in unberührtem Hoffmann Zwirner als Fahrer Zivilisation. Nach zwanzig Schnee. Der Pulver staubt sowie dem Filmer Schweighofer. anstrengenden Kilometern zum ersten und vielleicht für Jakob Ich danke den Jungs lange Zeit zum letzten Mal in aus ganzem Herzen für über Pässe und durch tiefe was sie auf Gräben, vorbei an Flussläudiesen Hängen auf, die wohl alles, unserem dreiwöchigen noch nie mit Skiern befahren Trip in die Berge des fen, verlassenen Dörfern und ganz im Weidezäunen, erreichen wir worden sind. Mir kommt es Valbona-Tals Norden von Albanien in schwerem Schnee die Wärfast vor, als würden diese geleistet haben! me und die GastfreundlichBerge uns beobachten und keit des Talgrunds. Zeit für sich wundern, warum wir uns eine Pause, aber nicht für so freuen. Sie werden es lange. Am nächsten Tag brekaum verstehen, dass wir diechen wir noch einmal in diese sen Tag nie vergessen werden. albanischen Alpen auf, die Ein Tag, der uns nach all der uns auf eine so harte Probe deprimierenden Wartezeit umso intensiver verdeutlicht, warum wir gestellt haben, uns nun aber auch so viel Freude bereiten. unser Leben so leben, wie wir es leben. Wir suchen diesmal eine nähere Es ist auch unsere Gruppe, die diesen Tag speziell macht. Wir harmo- Zone, übernachten im Zelt und erwanieren gut, motivieren uns gegenseitig chen nach einer ruhigen Nacht in unseund freuen uns gemeinsam über jede ge- ren geliebten Schlafsäcken zu einem lungene Aktion. Es ist keine Selbstver- fantastischen Sonnenaufgang. Noch ständlichkeit, dass eine Gruppe eine so einmal erleben wir einen großartigen lange, intensive und schwierige Zeit wie Tag, den letzten unseres Trips. Es hat in dieser Hütte ohne Reibereien über- sich gelohnt, unser Abenteuer in diesen steht. Jetzt ernten wir den Lohn. Dann verwunschenen Bergen. Wir haben ge– um uns zu erinnern, wer hier wirklich funden, wonach wir gesucht haben, und das Sagen hat – zieht Mutter Natur den noch viel mehr. Mit tiefem Dank denke Vorhang langsam wieder zu. Wie in ei- ich zurück an dieses wunderbare Land nem Theater verbeugen wir uns nach und seine freundlichen Bewohner.

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sich an, als würde eine Lawine abgehen. Wir haben das Terrain um die Hütte herum gar nicht so genau studiert, bevor uns der Nebel hier einsperrte, und beginnen uns Sorgen zu machen. Im Versuch, diese Gedanken beiseite zu schieben, sagen wir „Gute Nacht“ und hoffen darauf, dass der nächste Tag endlich das Ende des Sturms bringen möge. Am sechsten Tag werden unsere Wünsche erfüllt. Wir erwachen bei klarem Himmel und können es kaum erwarten los zu starten. Unser Plan, den wir vor einer Woche geschmiedet haben, kann nun endlich Wirklichkeit werden: großartiges Terrain finden, einen Schneefall abwarten und dann den Neuschnee ausnutzen! So weit, so gut. Bloß bleibt uns nun nur wenig Zeit, um die Ernte einzufahren. Schnell ist das Ziel ausgemacht und wir beginnen zu hiken. Wir spüren die frische Luft und genießen die ersten Sonnenstrahlen. Es ist ein wirklich perfekter Tag. Mein Job, die Geschehnisse unseres Trips zu dokumentieren, ist erstmals wirklich aufregend. Jeder ist absolut fokussiert darauf, was heute passiert. Der Anblick der umgebenden Berge ist fantastisch und macht es schwer, nicht zu überschwänglich zu werden und die Gefahren durch den immensen Neuschnee im Blick zu behalten. Es ist viel Arbeit im tiefen Powder zu navigieren, doch das Resultat wird hoffentlich alle Mühen wert sein. Nach ein paar Warm-up Runs neben der Hütte brechen wir zu einem großen Kessel auf und ich bewundere


Züge, Eis, Skifahren & Fast Food…

Innenansichten aus Russland Text & Fotos:

David Malacrida

Der betriebsame Online-Redakteur von Downdays, David Malacrida, ist ein spezieller Charakter: leidenschaftlich, gesellig, etwas verdreht, begeisterungsfähig und vor allem ein talentierter Fotograf. Nur eins ist er nicht, wagemutig. So überraschte er uns letzten Dezember mit seiner beiläufigen Ankündigung, zusammen mit der Life Steeze Media Crew in den Straßen Russlands zu shooten, dem riesigen Land im Osten Europas, das auf Youtube mit vielen seltsamen Gebräuchen auffällt – genauso wie mit einer aufstrebenden Urban-Skiing-Szene.

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s ist der 2. Dezember, ein Sonntagabend wie jeder andere, vielleicht ein wenig deprimierender – nicht weil der Montag bevorsteht, sondern weil in den Alpen immer noch kein Schnee liegt. Alexej Golovkin von Life Steeze Media aus Russland hat mir gerade gemailt und bedankt sich, dass wir ihren Early-Season-Edit auf Downdays gestellt haben. Wir reden über den Winter, ich gratuliere ihm zu ihrem Film und plötzlich kommt die Idee auf, einmal zusammen zu shooten. Ich checke meinen Kalender, organisiere ein Visum, kaufe ein Flugticket und bevor ich mich versehe, befinde ich mich Anfang Januar auf einem Trip nach Russland. Ich bin selbst überrascht. Oh Gott, Russland! Ein Land, dessen Verhältnis zu Europa gerade in einer tiefen Krise steckt, das vom despotischen Vladimir regiert wird, der mit solcher Männlichkeit auf einem Bären reitet, dass er zu einer Ikone der Gay Community geworden ist. Ein Land, vor dem ich

le des Seligen Basilius über den Platz, der so rot ist wie das Herz Lenins, der dort begraben liegt, bis hin zu blonden Models und den endlosen Weiten Sibiriens. Doch mich interessieren vor allem Straßenzüge und Treppen, die kalten Temperaturen und neue Perspektiven. Die aktuelle Lage in Russland ist schwierig. Die Sanktionen in Folge des Ukraine-Konflikts haben eine Wirtschaftskrise ausgelöst, verschärft durch den Ölpreisverfall der letzten Zeit. Der Rubel hat über die Hälfte seines Wertes verloren, was Erinnerungen an die dunklen Tage von 1998 hervorruft. Selbst Apple Stores müssen schließen. Ich fühle mich fast wie ein Feind aus dem Westen, als ich meine neuen Freunde treffe. Mit einigen Dokumenten in der Hand, dafür ohne meinen Koffer, der auf dem Flug verloren gegangen ist, steige ich am Moskauer Flughafen in Alexejs neuen Kombi. Ich hatte gehofft, hier mit

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Imposante Wolkenkratzer erleuchten den Nachthimmel von Moskau.

Ich fühle mich wie ein Pizzaboy unter lauter Börsenhändlern.

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als Kind Angst hatte, weil für meine Mutter die Sowjetunion ein großes Feindbild gewesen war, das erst kurz nach meiner Geburt verschwand. Ein Land, das vor dem Kommunismus eine große Faszination ausgeübt hatte und für Intellektuelle noch danach, selbst wenn Andre Gide eher entäuscht zurückkehrte. In neuerer Zeit ist es vor allem die Transsibirische Eisenbahn, die Reisende anzieht. Russland hat zweifellos viel zu bieten, von den märchenhaften Türmen der Kathedra-

meinen Euros fein raus zu sein, doch muss ich bald feststellen, dass ich hier bei der Elite zu Gast bin. Wenn Alexej keine Skifilme dreht, arbeitet er als Anwalt. Ein anderes Crew-Mitglied ist Ingenieur bei der Stadt Moskau. Zum Glück ist der Rubel eingebrochen, sonst würde ich mich wie ein Pizzaboy unter lauter Börsenhändlern fühlen. Es sind eineinhalb Stunden Fahrt bis zu Alexejs Haus, was nach Moskauer Maßstäben nicht mal lang ist. Ich bin in der größten Stadt Europas mit zwölf Millionen Einwohnern und einer Fläche 25 Mal so groß wie Paris. Die unzähligen Vorstädte sind voller riesiger Gebäude, die in meinen Augen baufällig wirken – reine Schlafstädte. Während der Fahrt versuche ich russische Schilder zu entziffern. Ich entdecke französische Marken wie Leroy Merlin und Decathlon, die Namen in kyrillischen Buch-


Alexej Bogatyrev auf einem Drop Rail in Nischni Novgorod.

Sergej Golovushkin stylt fĂźr die Menge und zwei Videokameras.


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Mit vielen weiteren Lagen unter seinem Hemd trotzt Dima Makrushin Temperaturen von -25°C, während die Sonne über der Oka bei Nischni Novgorod untergeht.


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Dima Makrushin bekommt Hilfe beim Dehnen des Bungee-Seils‌

‌den Gap aufs Quad Kink bekommt er dann allein fertig.


Wir fahren zurück, frierend, aber glücklich.

stündige Autofahrt kulminiert in zehn emotionalen Minuten, als ich endlich den Koffer in Händen halte. Um 7 Uhr abends treffen wir uns an einem McDonalds, nur um eine halbe Stunde später an einem weiteren McDonalds eine Pause einzulegen. Der nächste Halt ist an einer Tankstelle und der letzte Stopp ist in Nischni Novgorod, dem Ziel unserer Reise. Es ist halb drei nachts und mein Rücken schmerzt nach Stunden im vollgestopften Auto. Ein Typ erwartet uns vor einer Baracke und übergibt uns einen Schlüssel, als würde er Drogen verkaufen. Im Gang ist es warm, aber der Gestank von geschmolzenem Kunststoff brennt in den Augen. Das Appartement ist nicht gerade neu und das Internet funktioniert kaum, aber wenigstens ist es geräumig und sauber. Ich denke mir, dass der erste Eindruck in Russland wohl oft täusche, aber Sergej meint: „Dieses Appartement wird vermietet, die Wohnungen nebenan sind wahrscheinlich furchtbar…“ Dima kommt vom Supermarkt zurück und erzählt von Ärger mit den Cops. Endlich stimmen meine Vorurteile!

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schrillen, alles fünf Meter vom Rail entfernt. Leute mit Einkaufstüten gehen vorüber. Regt sich irgendjemand auf? Nein! Ich erinnere mich an einen Spruch: „In Russland ist das normal!“ Als wir um 11 Uhr nachts zusammenpacken, habe ich die ersten guten Shots im Kasten. Daheim editiere ich Fotos, während Alexej am Video schneidet. Diese Crew ist wirklich professionell. Sie wirken in ihrem Auftreten wie Gangster, doch tatsächlich handelt es sich um eine effektive Organisation, die an eine Bank erinnert. Der folgende Morgen ist großartig. Wir stehen um halb elf auf und mein Koffer ist endlich angekommen. Nach drei Tagen kann ich meine Wäsche wechseln. Außerdem bin ich mit meinen Skiklamotten nun bereit für -25°C, die uns die nächsten Tage erwarten, und mein vertrautes BlitzSetup verspricht noch bessere Bilder. Eine drei-

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staben. Es erinnert mich an ein Sprichwort: Wir sind alle gleich, aber wir verstehen es nicht. Begleitet von guter Rockmusik aus dem Autoradio rollen wir durch die Moskauer City. Die Weihnachtsdekoration ist noch allgegenwärtig zwischen monströsen Denkmälern, historischen Gebäuden und weitläufigen Plätzen. Wieder in den Vorstädten angekommen bleibt Alexej vor einem heruntergekommen aussehenden Wohnblock stehen. Viele Türen stehen offen, es wirkt gespenstisch und ich mache mir Sorgen. Doch dann betreten wir Alexejs Appartement. Es ist sehr schön, toll eingerichtet mit modernen Möbeln und gemütlich. Ich bekomme Tee und ein Campingbett. Alexej und seine Freundin sind sehr gastfreundlich und ich schäme mich für die Zweifel, die ich zwischendurch hatte. Am nächsten Tag treffen wir uns an einem Spot, den die Crew schon früher gefilmt hat, und mir wird klar, dass hier alles seine Zeit braucht. Die Stadt ist einfach riesig. „Wir filmen in Moskau am liebsten an Feiertagen und in den Ferien, wenn die Stadt leer ist und man sich bewegen kann“, erklärt Alexej. Zwei Stunden nachdem wir das Haus verlassen haben, vier Stunden nach dem Aufstehen, beginnt die Session. Es regnet und schneit gleichzeitig, doch dann kommt die Sonne zwischen den Wolken hervor. Da mein Koffer immer noch fehlt, trage ich geliehene Skischuhe und Jeans, und ohne meinen Blitz sind die fotografischen Möglichkeiten eingeschränkt. Der Tag endet ohne gute Actionshots, aber mit vielen schönen Lifestylebildern. Wir kaufen Kaviar und ein paar Bier und kehren in Alexejs Appartement zurück. Ich bin der Einzige, der kein Russisch spricht, und außer Alexej und seiner Freundin sprechen alle nur wenig Englisch. Die Verständigung ist kompliziert. Nichtsdestotrotz verleben wir einen schönen Abend und versuchen uns gegenseitig kennenzulernen. Der zweite Shootingtag startet mit einem kleinen Rail und endet mit Dimas Tailpress. Später höre ich, dass er im Sommer mit Rollerblades noch heftiger unterwegs ist. Neugierig beobachten uns einige Leute und alles läuft gut in dieser wunderbaren Welt. Als Fotograf ist das nichts für mich. Als Freund freue ich mich, doch als Fotograf hoffe ich auf mehr Drama. Emotionen sind es, was bleibende Bilder schafft. Man braucht nur in die Nachrichten zu schauen. Hört man da von glücklichen Leuten? Aber noch ist der Tag nicht zu Ende und jetzt suchen wir erst mal etwas zu essen im Einkaufszentrum nebenan. Die Stimmung ist gut. Ich probiere eine heiße, gefüllte Kartoffel – russisches Fast Food, obwohl McDonalds allgegenwärtig ist. Tatsächlich gehen wir so oft zu McDonalds, dass es schon fast ein Witz ist. Freeskier sind wohl überall gleich… Als ich die beeindruckenden Hochhäuser von Moskau in den Nachthimmel ragen sehe, komme ich mir vor wie in Sin City. Ich versuche ein Bild zu bekommen, das die Atmosphäre einfängt und die beunruhigenden Dinge, die im Dunkeln ohne Zweifel passieren müssen. Wir parken an einer Bahnlinie. Eine großartige Szenerie, ich breche in Jubel aus. Die freundliche russische Fotografin Maria leiht mir ihren Blitz und ich kann loslegen. Wir shapen den Spot und verhandeln mit einem Bahnwärter. Er fordert uns auf zu gehen, aber wir bleiben. Ich sehe eine Werbung im Hintergrund und Alexej erklärt, dass einer von ihnen bei dieser Firma als Ingenieur arbeitet. Züge fahren vorbei, Sirenen


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strömt durch meine Adern. Ich bin gestresst und euphorisch zugleich und jedes Mal, wenn ein Fahrer losfährt, schreie ich. Fünf-Stern-Bilder – die höchste Wertung, die ich vergeben kann – sammeln sich auf der Speicherkarte. Der Trip ist ein Erfolg! Der nächste Tag, unser letzter in Nischni Novgorod, wirkt wie der Public Day beim Suzuki Nine Knights. Wir sind mitten in der Stadt und die Crew hat ein einfaches Rail ausgesucht. In Frankreich würde es wohl niemand ernsthaft in Betracht ziehen. Der Spot ist nicht wirklich fotogen, aber wir haben viele Zuschauer und es entsteht Kommunikation. Kleine Mädchen tanzen und einige Locals schießen Fotos vor dem Spot, den sie zu shapen geholfen haben. Endlich kann ich die paar Wörter anbringen, die ich auf Russisch gelernt habe. Niemand kümmert sich um uns und ich komme zum Schluss, dass Russland viel ruhiger ist als Frankreich – zumindest was Urban Skiing angeht.

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Russland Fläche: Größtes Land der Welt mit 17.125.242 km2 Bevölkerung: 146,5 Millionen Einwohner (2014) Wirtschaft: 2.118 Mrd. Dollar Bruttoinlandsprodukt 2013 – hauptsächlich durch Öl- und Gasexporte Trivia: Standort des größten McDonalds weltweit und Amerikas Erzfeind in vielen Hollywood-Filmen

Wir schauen noch schnell einen Spot an und gehen um vier ins Bett. Um elf wachen wir auf und gehen wohin? Genau, McDonalds! Zum Glück kostet ein Big Mac nur 1,20 €. Die Russen lieben Fast Food genauso wie wir. Die Suche nach fotogenen Spots zahlt sich aus: ein Rail am Fluss Oka mit Sonnenuntergang am Horizont. Der Anblick ist atemberaubend und zum ersten Mal auf diesem Trip habe ich das Gefühl, etwas wirklich Neues zu sehen. Schnell bauen wir auf und beginnen bei -20°C unter Bauscheinwerfern zu shooten, während die Sonne für heute den Dienst quittiert. Die Fahrer schmeißen Tricks aufs Rail, ein paar Locals werfen mit Schneebällen. Mir ist kalt, aber ich fühle mich großartig. Wir kehren in un-

Ein wilder Spot an der Bahnlinie in Moskau, aber Sergej Golovushkin kennt kein Zögern.

ser temporäres Zuhause zurück, frierend, aber glücklich. Ich nehme nicht viel an der Unterhaltung teil, die auf Russisch läuft, und hänge meinen Gedanken nach. Erst als wir ins Auto steigen, versuche ich den Plan herauszufinden. Der Himmel ist klar und das Thermometer zeigt -27°C. Alles braucht seine Zeit und als wir endlich anfangen, geht die Sonne fast schon unter. Unser Spot ist sogar noch spektakulärer als am Tag zuvor, ein Hügel hoch über einer der größten Städte Russlands. Ich mache ein paar Testshots und bin begeistert. Das wird perfekt! Ich renne die Treppe auf und ab, um warm zu werden, doch bald kann ich meine Finger nicht mehr spüren. Adrenalin

Am Nachmittag versuchen wir einen weiteren Spot, doch er funktioniert nicht. Die Fahrer brauchen viel Speed und als 15 Leute das Bungee-Seil zum Anschlag bringen, reißt es und verletzt Alexej leicht. Nicht schlimm, aber die Session ist zu Ende. Zwei Tage später besteige ich das Flugzeug zurück nach Frankreich, mache mir ein paar Notizen und freue mich darauf, meine einzigartigen Erfahrungen in Russland daheim in Worte zu fassen. Ich habe mich auf ein Wagnis eingelassen und bin mit großartigen Fotos belohnt worden, mit neuen Freunden und Eindrücken von einem Land, das fremd und vertraut zugleich ist. Wie heißt es doch so schön? Mut wird belohnt!


Ghost Rider Alexej Bogatyrev schwebt Ăźber das Double Kink oberhalb von Nischni Novgorod.

Ein Lieblingsbild unter allen meinen bisherigen Freeski-Shots. Danke, Alexej Bogatyrev!


LY N S E Y D Y E R Foto von: Lynsey Dyer

#BEAHERO


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Verbrannter Schnee Der beste Ratschlag, den mir nie jemand gegeben hat, lautet: „Sei kein Arschloch!” Deshalb gibt es hier eine kleine Geschichte, wie es sich rächen kann, wenn man eines ist. Es ist die Geschichte eines „professionellen Skifahrers”, der seinen Media-Output ein wenig eingeschränkt hat – oder einfach von einem Typen, der ein Arschloch war. Text:

Mark VON ROY

Foto:

Adam CLARK

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gab ja genug –, und bevor er nicht nachweist, kein Arschloch zu sein, wird er zumindest in diesem Magazin wenig Chancen haben, einmal eine Veröffentlichung zu bekommen. Das ist die optimale Methode, um als Freeski Pro verbrannten Schnee zurückzulassen! Vielleicht tue ich ihm auch unrecht und es war einfach nicht sein Tag. Vielleicht spielten Dinge eine Rolle, von denen ich nichts weiß. Doch nichts rechtfertigt sein Verhalten. Aber ich bin kein Arschloch, und sollte Mittelfinger auch keins sein, können wir den Vorfall aus der Welt schaffen. Solltest du das lesen: Eine Entschuldigung wäre ein Anfang…

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bemüht, sprach den Typen direkt an: „Hey Mann, tut mir leid, das war nicht meine Absicht…“ Doch die Antwort war nur: „Nein Mann, fick dich! Fick dich!“ Und der Mittelfinger ging davon. Was ich erwähnen sollte: Es war kein bedeutendes Video, nur eine EventZusammenfassung, und im Mittelpunkt standen die Fotografen. Zudem war der Mittelfinger-Typ, während Steve seine Crew begleitet hatte, kaum einen Sprung gestanden. Er hatte also guten Grund sich zu ärgern, aber über sich selbst! Das Ergebnis für Mittelfinger war, dass Steve noch ein paar mehr CrashSzenen von ihm ins Video schnitt – es

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ie Geschichte beginnt mit einem der nettesten und hingebungsvollsten Filmern, die ich je getroffen habe – nennen wir ihn Steve. Nach Jahren in der Freeski-Welt ist Steve ein ebenso talentierter wie stets gut gelaunter Bestandteil der Szene, den jeder mag, der das Glück hatte ihn kennenzulernen. Er hat nie viel Geld verdient und Skifahren immer deshalb gefilmt, weil er den Sport liebt. Vor einiger Zeit filmte Steve einen Foto-Contest, bei dem Teams aus Skifahrern, Snowboardern und Fotografen die besten Freeride-Bilder schießen sollten. Steves Job war, den Teams zu folgen, ihr Tun zu dokumentieren und ein Video zu erstellen, das die Herausforderungen der Freeride-Fotografie zeigte. Am Morgen ging Steve früh auf den Berg – jeden Tag mit einem anderen Team – und am Abend sichtete er das Material und begann zu schneiden. Es waren lange Tage und in der Nacht vor der Preisverleihung schlief Steve überhaupt nicht, um das Video für die Show fertigzustellen. Die Preisverleihung rückte bedrohlich näher, doch Steve wurde rechzeitig fertig. Sein Video zeigte die Mühen, die jedes Team bewältigen musste, um den perfekten Freeride-Shot einzufangen, aber auch die Freude nach einer gelungenen Aufnahme. Es war ein gutes Video und wurde vom Publikum mit viel Applaus aufgenommen. Steve freute sich, denn alle mochten sein Werk… alle, bis auf einen. Direkt nach der Show, als alle Steve beglückwünschten, kam ein erhobener Mittelfinger auf Steve zugerannt und schleuderte ihm ein „Fuck you!“ ins Gesicht. Nach vier anstrengenden Tagen und 36 Stunden Videoschnitt nonstop verwandelte sich Steves Freude abrupt in Konfusion und Ärger. Um herauszufinden, was den Mittelfinger-Dude so erzürnt hatte, sah sich Steve das Video nochmals an und es fiel ihm auf, dass von diesem Skifahrer ausschließlich Sturzszenen zu sehen waren. Als der nette Mensch, der er nunmal ist, bot Steve an, einige Szenen auszutauschen, bevor das Video online veröffentlicht wurde. Doch der Mittelfinger-Typ verbreitete überall, wie schlecht das Video doch sei und wie unprofessionell der Filmer. Steve, wie immer um Ausgleich

DEZEMBER

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SNOWBLOWER –SNOWBLOWER AN ORAL HISTORY OF SKIING

Skifilme sind immer dann am besten, wenn sie von den Persönlichkeiten ihrer Athleten durchdrungen sind. Dennoch bleiben die Fahrer, die uns mit ihrem Talent beeindrucken, oft leere Hüllen, von denen wir nur ein paar Nahaufnahmen und vielleicht ein billiges Statement mitbekommen, während der eigentliche Mensch im Hintergrund bleibt. Freedle Coty, seit vielen Jahren Filmer und Schnittkünstler bei Level 1, will uns die Freeski-Pros, mit denen er regelmäßig arbeitet, nun mit einer Interview-Serie näher bringen, die man online nachhören kann. Text:

F

Ethan STONE

reedle Coty kreativ zu nennen, ist eine grobe Untertreibung. Seit über einem Jahrzehnt trägt er zum unverwechselbaren Auftritt von Level 1 bei als Filmer, Editor und Universalkünstler und ist damit zu einem Großteil verantwortlich für den Aufstieg der einstmal kleinen Filmcrew an der Ostküste der USA zu einem der Big Player im Freeski-Business. Obwohl er das nie an die große Glocke hängen würde, hat er das Erscheinungsbild von Level 1 geprägt wie kein anderer und sorgt dafür, dass in ihren Filmen keine Routine einkehrt. Wenn ihr schon einmal

während eines Level 1 Films gedacht habt „Wow, das war cool!“ und es nicht um einen Skitrick ging, dann war wahrscheinlich Freedle Coty dafür zuständig. „Ich denke mir auch die Filmtitel aus“, erzählt er und wir sollten ihm danken für Highlights wie Shanghai Six. Coty kennt seine Kunst gut genug, um auch die Grenzen zu kennen. Eine Herausforderung bei Skifilmen ist es, den handelnden Personen genauso viel Raum zu geben wie der Action selbst. Meist erfahren wir nicht, wer gerade all die fantastischen Tricks aufgeführt hat –



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„Videointerviews sind selten eine authentische Erfahrung, denn sobald du eine Kamera auf jemanden richtest, verändert er sich.“

außer dass es ein Typ mit einer Skibrille im Gesicht war. Es ist ein feiner Grat: Manche Filmemacher scheren sich gar nicht um diese Dimension und entscheiden sich puren Ski-Porn zu produzieren, während sich andere im Versuch verirren, eine Geschichte zu erzählen, die am Ende mehr von der Action ablenkt als sie zu motivieren und im besten Falle noch stärker erscheinen zu lassen. Freedle Coty macht es sich nun zur Aufgabe, die Skifahrer, mit denen er als Filmemacher arbeitet, der Öffentlichkeit näher zu bringen. Er möchte ihre Geschichten erzählen, die Persönlichkeiten vorstellen, mit denen er den Winter verbringt und die seine Freunde geworden sind. „Mir ist aufgefallen, dass die Darstellung vieler Skifahrer in den Skimedien oft lückenhaft ist“, sagt Coty. „Hinter den Jungs steckt viel mehr, als die Videos oder Magazine zeigen.“

Soundcloud veröffentlicht. Bisher gibt es vier Snowblower Interviews mit Will Wesson, Sämi Ortlieb, Chris Logan und Parker White, aber es soll in Zukunft noch viel mehr geben. Bei den Interviews handelt es sich im Prinzip um Lagerfeuer-Gespräche zwischen alten Freunden. Freedle Coty hat ein Gespür dafür, die richtigen Fragen zu stellen, um interessante Fakten und witzige Anekdoten aus seinen Gesprächspartnern herauszukitzeln. Da er als Filmer viele Monate im Jahr mit den Skifahrern unterwegs ist, weiß er, wovon er spricht. „Eigentlich sind die Interviews nur eine Fortführung der Gespräche, die wir auch sonst haben“, erzählt Coty. „Solche Geschichten höre ich dauernd von den Jungs. Das ist auch der Grund, warum ich sie veröffentliche. Sie machen die Jungs viel mehr zu Persönlichkeiten als nur ihr Skifahren.“

Für diese Aufgabe sah Freedle Coty aber nicht Video, sein übliches Medium, als beste Form an. „Videointerviews sind selten eine authentische Erfahrung, denn sobald du eine Kamera auf jemanden richtest, verändert er sich“, erklärt Coty. „Die Person wird viel mehr darauf achten, wie sie nach außen wirkt, als einfach von sich zu erzählen. Deshalb bin ich der Meinung, dass hier ein anderes Mittel besser geeignet ist.“ Während eines Sommerjobs in Montana, wo er Holzhütten baute, hörte Coty nebenher viele Podcasts und dieses Format begann ihm zu gefallen. „Sie sind das Audio-Medium, das in letzter Zeit das Radio in vielerlei Hinsicht abgelöst hat“, sagt er. „Ich wollte einen Weg finden, dieses Medium mit Skifahren in Verbindung zu setzen.“ Das Ergebnis ist Snowblower. Coty hat diesen Namen seinen „erzählten Geschichten“ gegeben, langformatigen Interviews mit Skifahrern, die er auf

„Dieses Nebenprojekt ist meine Art, der Freeski-Gemeinde etwas davon zurückzuzahlen, was sie mir gegeben hat“, fasst Freedle Coty zusammen. Dafür sollten wir ihm dankbar sein, denn dank Snowblower wissen wir nun, dass Parker White als Kind für ein Mädchen gehalten wurde oder dass Sämi Ortliebs Mutter immer auf Skiern zur Schule gefahren ist, als sie klein war. Dass Will Wesson ein Meister darin ist, die Welt fast ohne Budget zu bereisen. Jede Unterhaltung zeigt neue Aspekte dieser weithin bekannten Pro Skier, die ihre Fans sonst nie erfahren würden. Kein Zweifel, Freedle Coty hat sich für sein Nebenprojekt eine enge Nische ausgesucht, denn die Anzahl der Freeski-Fans, die lieber einem langen Audio-Format zuhören als den neuesten Edit zu sehen, ist wahrscheinlich begrenzt. Doch für diejenigen, die gerne Geschichten zuhören, ist Snowblower eine Offenbarung.

Hört euch die Snowblower Podcasts an auf www.soundcloud.com/snowblows.

Das Snowblower Archiv umfasst bisher Interviews mit Will Wesson, Chris Logan, Sämi Ortlieb und Parker White.


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STASH 92 STUBAIER GLETSCHER

Hochalpiner Powder am Stubaier Gletscher

Am Ende des Stubaitals direkt vor den Toren Innsbrucks bietet der Stubaier Gletscher grandiose Berge und fantastische Möglichkeiten. Als Freeride-Paradies mit riesigem Potential, aber auch hochalpinen Gefahren hat das Skigebiet sein eigenes Powder Department, um Tiefschneesüchtigen einen sicheren Zugang zu bieten. Foto:

Andre SCHÖNHERR

Text:

Ethan STONE

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Saison: September bis Mai Lifte: 26 Skigebietsfläche: 200 ha Pistenlänge: 64 km Funparks: 1

einen ersten Winter in den Alpen verbrachte ich vor allem damit, den Snowpark am Stubaier Gletscher drei Monate lang von Januar bis März zu shapen. Soviel kann ich euch sagen, einen Snowpark auf 3.000 m Höhe mitten im Winter in Schuss zu halten, ist kein Zuckerschlecken. Doch wenn ich mal nicht damit beschäftigt war, Rails aus einem Meter Neuschnee auszugraben, lernte ich die Vorzüge der beinahe unbegrenzten Freeride-Möglichkeiten am Stubaier Gletscher kennen. Während viele Tiroler Freerider um sein Powder-Potential wissen, sind die meisten Urlaubsgäste am Stubaier Gletscher vor allem auf den Pisten unterwegs. Das lässt viele unberührte Lines offen für diejenigen, die über den Pistenrand schauen – doch sollte man mit den hochalpinen Gefahren in vergletschertem Gelände gut vertraut sein. Um den Freeridern zu helfen, sichere und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen, gibt es am Stubaier Gletscher das Powder Department, das für einen möglichst gefahrlosen Zu-

gang zu den Powder-Gründen sorgt. Ein Netzwerk aus zwölf ausgewiesenen, aber unpräparierten Freeride-Runs inklusive downloadbarer GPS-Daten garantiert problemlose Navigation am Berg. Man kann sich seine Abfahrten auf der Website des Powder Departments bereits im Vorfeld anschauen, die zugehörigen Daten runterladen und sich dann vor Ort an den zwei Powder Department Checkpoints an den Stationen Eisgrat und Gamsgarten über die aktuellen Bedingungen wie Wetter, Neuschnee und Lawinenlagebericht informieren. Das Powder Department bietet dazu viele Fortbildungsmöglichkeiten, von kostenlosen SAAC Basiskursen zum richtigen Umgang mit Lawinen über Vertiefungskurse oder Splitboard Camps bis hin zum speziellen Freeride-Camp für Frauen der Kästle Ladies Days Ende Januar. Außerdem gibt es am Gamsgarten ein Übungsfeld zur Verschüttetensuche, wo man seine LVS-Skills auf Vordermann bringen kann. Gut informiert und mit dem nötigen Grundwissen kann man schließlich daran gehen, das hochalpine Gelände am Stubaier Gletscher zu erkunden. Die schnellsten Optionen bieten sich an einem Powder Day zum Beispiel unterhalb des Wildspitz-Lifts, wo ein klassischer Steilhang wartet, oder man folgt dem Grat von der Daunscharte aus – in beiden Fällen sollte man sich aber vor Gletscherspalten in Acht nehmen, die oftmals auch versteckt unter dem Neuschnee lauern. Natürlich muss man auf den hoch gelegenen Hängen am Stubaier Gletscher auch besonders auf Windverfrachtungen aufpassen. Der Klassiker des Gebiets folgt dann unterhalb des Rotadlkopfs, der gleich mit mehreren weitläufigen Powder-Kesseln lockt. Weitere Powder-Optionen gibt es unter den beiden Gondeln Eisgrat II und Gamsgarten II, aus denen man bereits bei der Auffahrt seine Lines checken kann. Auch links und rechts der 10 km langen Variante „Wilde Grub’n“ hinunter zur Talstation finden sich schöne Hänge, allerdings sollte man hier vorausschauend fahren, denn es lauern an verschiedenen Stellen Felsbänder, die den Weiterweg versperren können. Um das Freeride-Potential des Stubaier Gletschers voll auszuschöpfen, lohnt es sich daher einen Guide zu verpflichten – das Powder Department vermittelt auch hier den richtigen Ansprechpartner. Das Stubaital lockt mit beinahe unbeschränktem Powder-Vergnügen, und wenn man sich auskennt oder einen Aufstieg nicht scheut, findet man auch Tage oder sogar Wochen nach dem letzten Schneefall unverspurte Hänge. Weitere Infos übers Freeriden am Stubaier Gletscher findet ihr am besten auf www.powder-department.com.


Phil Casabon

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DESTINATION

Freestyle-Träume in Laax Ethan STONE

LAAX

Text:

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Der junge Jossi Wells rockt die berühmte Halfpipe unterhalb der Crap Sogn Gion Bergstation während der European Freeski Open 2011. Foto: Klaus Polzer

In der Schweiz braucht es nur vier Buchstaben, um Freestyle zu sagen: L-A-A-X. Nicht zu verwechseln mit dem Los Angeles International Airport oder dem Fisch – wenn man das Wort „Laax“ hört, sollte man zuerst an die pulsierende Freestyle-Metropole in den Graubündner Alpen denken. Ein Ort, der Halfpipe- und Slopestyle-Enthusiasten aus ganz Europa anzieht und weltweit einen erstklassigen Ruf genießt für seine einmalige Atmosphäre, und das nun schon seit drei Jahrzehnten.

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DESTINATION 95 Teamwork an einem perfekten Table Top; Andri Ragettli und Jonas Hunziker wuchsen in den Parks von Laax zusammen auf und das kann man bis heute sehen. Foto: Philipp Ruggli

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Die lokale Legende Martin Horák auf einem der unzähligen Jib Features, die es in den vier Snowparks von Laax gibt. Foto: Philipp Ruggli


DESTINATION LAAX MAGAZINE SEASON 15/16

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lickt man auf die reiche Geschichte, die Laax in Freestyle-Sportarten hat, verwundert es nicht, dass dieses Schweizer Resort zum Epizentrum für Snowboarder und Freeskier gleichermaßen aufgestiegen ist. „Wir haben schon sehr lange einen Park“, sagt Roger Heid, Snowpark-Manager von Laax. „1985 haben wir die erste Halfpipe noch von Hand gebaut. Ein weiterer Meilenstein war 1994, als wir den ersten Pipe Dragon gekauft haben.“ Die Zeiten haben sich seitdem verändert. Die vier verschiedenen Parks von Laax haben zusammen 89 Obstacles, zwei Halfpipes, eine neue Pro Jump Line, von der die Fahrer schwärmen, und einen 2 km langen Park Run entlang des gesamten Curnius Sessellifts, der dich am Ende genauso atemlos wie begeistert entlässt. Nicht zu vergessen die beiden größten Freestyle-Events mit freiem Eintritt auf europäischem Boden: die LAAX Open (früher die Burton European Open) für Snowboarder und die Laax European Open für Skifahrer. Laax betreibt für seine Snowparks einen enormen Aufwand und das zahlt sich aus. 16 Shaper und drei bis vier Pistenraupen exklusiv für die Parks sorgen dafür, dass jeden Morgen alle Obstacles makellos geshapt sind. Kontinuierliche Investitionen wie aktuell neue Erdbauten für ihre Superpipe, die seit letztem Winter die längste der Welt ist, oder die Pro Kicker Line nach olympischen Maßstäben garantieren, dass das Angebot stets auf Weltniveau ist. Freestylen in Laax ist einfach top! Dabei hat die Shape Crew in Laax mit wenig optimalem Terrain für den Parkaufbau zu tun. Die Abfahrt entlang des Curnius Lifts wechselt dauernd das Gefälle, sodass sich die Park Line manchmal wie ein Skiercross anfühlt. Andererseits macht gerade diese Vielseitigkeit auch ihren Reiz aus. Die Klasse der Parkbauer sorgt dafür, dass die vielen Obstacles stets perfekt passen und es nicht gefährlich wird. „Wir haben den Standort der Parks mehrmals geändert“, erklärt Roger Heid. „Aber der aktuelle ist der beste für den Schnee. Durch Erdbauten sparen wir dazu viel Schnee ein, was speziell der Pro Line und der Superpipe zugute kommt. Manchmal haben wir aber ein bisschen Probleme mit dem Terrain. Unsere Hänge sind ziemlich steil und felsig für den Aufbau eines Parks, das macht das Leben der Shaper nicht einfacher.“ Doch während das steile Gelände die Arbeit der Shaper erschwert, macht es das Leben der Skifahrer besser. Der ganze Berg ist eigentlich ein perfekter Spielplatz auch außerhalb des Parks und Speed ist nie ein Problem – das gilt besonders auch an Powder-Tagen! Freeriden ist in Laax immer eine erstklassige Alternative und die Möglichkeiten dafür sind schier endlos. Insgesamt umfasst das Skigebiet Flims-Laax-Falera 220 Pistenkilometer, großzügig verteilt über ein weites Areal von über 200 Hektar, und offeriert damit das größte zusammenhängende Lift- und Pistenkarussell im Kanton Graubünden. 70% des Skigebiets liegt oberhalb von 2000 m Höhe, was erheblich zur bekannten Schneesicherheit von Laax beiträgt. Ganz oben am Vorab gibt es sogar einen Gletscher, der eine lange Skisaison von November bis April garantiert. Wenn du dann vom Shredden müde bist, wird es Zeit, sich den umfangreichen Angeboten in Laax abseits vom Berg zu widmen. Möchtest du

1, 2, 3… und ab in die Wolken! Der perfekte Morgen für die 3er Kicker Line. Foto: Philipp Ruggli

Saison: November bis April Lifte: 29 Fläche: 200 ha Pisten: 220 km Parks: 4 (von Beginner bis Fortgeschrittene) Website: laax.com

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deine Tricks aufpolieren? Schau dir die Freestyle Academy an, eine 1000 m2 große Halle mit einer Big-Air-Rampe in ein Foam Pit, Trampolinen von olympischen Ausmaßen, einer Mini-Skate-Ramp und einer Street Skate Area, plus einer großen Boulderwand! Die Academy hat täglich geöffnet und ist für alle zugänglich. Dazu gibt es organisierte Programme wie Skate-Kurse oder ganze Camps für eine Woche, in denen man garantiert lernt, wie man einen Salto springt. Genug Action gehabt? Dann ist die Indy Bar der perfekte Platz für ein wenig Après Skiing, während der Club im Untergeschoss des Rider’s Palace – eine moderne, coole Herberge speziell für junge Leute – mit international bekannten Live Acts und DJs den Vibe bis in die frühen Morgenstunden am Schwingen hält. Wenn die Party dann endlich vorüber ist, bietet das Rider’s Palace Übernachtungsmöglichkeiten für jedes Budget, vom Platz im Mehrbettzimmer ab 39 SFr (35 €) pro Nacht bis hin zur luxuriösen Suite ab 215 SFr (196 €) pro Nacht. Solltest du dagegen mehr an ersten Spuren als an letzten Drinks interessiert sein, ist das Mountain Hostel Crap Sogn Gion vielleicht der ideale Ort für dich. Diese Unterkunft liegt auf 2228 m Höhe direkt über dem Snowpark in der weithin bekannten, runden Bergstation der Crap Sogn Gion Seilbahn. Die Übernachtung nah an den Pisten ist etwas teurer (ab 100 SFr pro Nacht), aber dafür ist der Skipass inkludiert und die Lage ist nicht zu überbieten Gibt es an Laax auch etwas auszusetzen? Eigentlich nur, dass es in der Schweiz liegt und dass im Land der stolzen Berge die Preise ebensolche Höhen erreichen. Die Tageskarte kostet 76 SFr (70 €) und der Saisonpass schlägt mit 1300 SFr (1190 €) zu Buche. Dafür bietet der innovative LAAX Plus Online Ticket Shop ein System, mit dem jeder Gast das beste Angebot für sich basierend auf Zeit und Verfügbarkeit erhält. Auch wenn der Preis dich dann immer noch stöhnen lässt, das einzigartige Skierlebnis, das du im Gegenzug erhältst, wird deine Laune in Windeseile ins Gegenteil verkehren.



SCIENCE 98

One World Nach einem Sommer mit Rekordhitze und ebensolcher Gletscherschmelze rückt das Thema Klimawandel mehr denn je in den Vordergrund. Doch was können wir dagegen tun? In einer globalisierten Welt ist auch das Thema Nachhaltigkeit durchaus komplex. Text:

Klaus POLZER

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NACHHALTIGKEIT UND GLOBALISIERUNG

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eien wir ehrlich, Wintersport glänzt ganz allgemein nicht durch ausgesprochene Umweltverträglichkeit. Selbst Tourengeher oder Langläufer, die ohne Liftanlagen und Kunstschnee auskommen, haben in der Regel eine weite Anreise zu bewältigen und sind auf einiges an Ausrüstung angewiesen. Doch andererseits spielt unsere Leidenschaft im großen Klimazusammenhang nur eine winzige Rolle. Wir dürfen ihr also guten Gewissens nachgehen, insbesondere wenn wir uns dabei so nachhaltig wie möglich verhalten. Leichter gesagt als getan. Okay, unseren Aktionsradius in Grenzen zu halten, ist ein guter Anfang. Skigebiete bevorzugen, die einem ökologischen Leitbild folgen, kann auch nicht schaden. Und sonst? Nicht zu unterschätzen ist unser Konsumverhalten. Moderne Skiausrüstung und Bekleidung ist hochtechnisch und verwendet oft komplexe Kunststoffe, deren Herstellung in unterschiedlichem Ausmaß unsere Umwelt belasten kann. Es lohnt sich daher auf die Materialien zu achten, die im neuesten Lieblingsteil Verwendung finden. Ideal sind nachwachsende Rohstoffe und Recycling-Materialien – nicht nur weil sie die Ressourcen schonen, sondern auch weil sie oft wesentlich weniger Energie in der Herstellung benötigen. Auch auf möglichst schonende Herstellungsprozesse, gewährleistet durch Zertifikate wie den bluesign Standard, sollte man achten. Den wichtigsten Beitrag im Hinblick auf Nachhaltigkeit leisten wir jedoch, wenn wir unsere Ausrüstung möglichst lange verwenden. Es lohnt sich auch und gerade unter Umweltgesichtspunkten in Qualität zu investieren, um dann möglichst lange Freude an unseren Spielgeräten zu haben. Besser eine absolute Top-Jacke kaufen und diese fünf Winter lang tragen als ein weniger hochwertiges Produkt nach zwei Wintern schon wieder zu ersetzen, weil die Funktion – wohl von Beginn an nicht auf höchstem Niveau gelegen – bereits nachgelassen hat. Zu diesem Ergebnis kommen zahlreiche Untersuchungen, die sich mit der Ökobilanz

von Produkten, auch „Life Cycle“ genannt, beschäftigen. „Die Lebensdauer ist der mit Abstand einflussreichste Faktor zur Reduzierung des Umwelteinflusses von Produkten“, sagt Bernhard Kiehl, Leiter des Nachhaltigkeitsprogramms bei Gore Fabrics. „Deshalb bilden Langlebigkeit, Produktqualität und Funktionstüchtigkeit die Eckpfeiler unserer produktbezogenen Umweltstrategie.“ Die Erkenntnisse stammen aus dem umfangreichen Life Cycle Assessment, das Gore in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Produktkategorien wie Outdoor-Jacken und Wanderschuhen durchgeführt hat. Das Life Cycle Assessment betrachtet alle Lebensphasen eines Produktes, von der Gewinnung der Rohstoffe bis hin zum Ende auf der Müllkippe oder im Recycling, unter Aspekten wie Energieverbrauch oder Schadstoffemission. Es ist eine weltweit anerkannte und standardisierte Methode zur Bestimmung der Umwelteinwirkung. Dieser Gesamteinfluss wird gemeinhin auch als ökologischer Fußabdruck bezeichnet. Und woher kommen die Produkte, mit denen wir unseren Spaß haben? China! Das ist an sich nicht verwerflich. Der Anteil am ökologischen Fußabdruck eines Produkts, den die Reise in einem großen Containerschiff um den halben Erdball ausmacht, ist eher gering. Von Vorteil ist es, wenn die gesam-

te Produktionskette an einem Ort liegt und nicht verschiedene Fertigungsstufen mehrmals den Erdball umrunden, bevor das Endprodukt endlich im Laden steht. Von deutlich größerer Bedeutung ist dagegen, dass alle Schritte des Produktionsprozesses hohen Anforderungen an ökologische und soziale Standards gerecht werden. Was nützt es, wenn das Endprodukt zwar in einem europäischen Vorzeigebetrieb entsteht, die Ausgangsmaterialien aber unter völlig ungeregelten und dann meist ausbeuterischen Bedingungen in Billiglohnländern hergestellt werden? Viele große Marken haben das inzwischen erkannt – nicht zuletzt durch den ökonomischen Druck bewusst kaufender Konsumenten – und betreiben in Ländern wie China eigene Werke, in denen meist deutlich bessere Bedingungen herrschen als bei der lokalen Konkurrenz. Dazu Bernhard Kiehl: „Sowohl in unseren eigenen Produktionsstätten rund um die Welt als auch bei allen unseren Partnerbetrieben erwartet Gore, dass stets verantwortungsbewusst, mit Integrität und in Übereinstimmung mit allen Gesetzen und Verordnungen des Landes sowie auf Grundlage unseres Wertefundaments gehandelt wird.“ So gelten zum Beispiel im Gore-Werk von Shenzhen nicht nur die gleichen Regeln hinsichtlich Arbeits- und Umweltschutz wie im deutschen Putzbrunn, im chinesischen Werk wurde sogar zuerst die ISO-Norm 14001 umgesetzt, die ein wirkungsvolles Umweltmanagement zum Ziel hat. Nachhaltigkeit ist in unserer globalisierten Welt ein komplexes Ziel, das der Einzelne nicht immer konsequent verfolgen kann. Nichtsdestotrotz lohnt es, sich hin und wieder seine Gedanken zu machen. Und das nicht nur beim Einkauf, sondern auch beim Shredden im Wald. Wer sich zum Beispiel nicht an Ruhezonen für Wildtiere hält, riskiert verstärkten Verbiss an Bäumen, daraus folgend Waldschäden und zu deren Beseitigung in der Konsequenz eventuell den Bau neuer Forststraßen – mit einem nicht unerheblichem Ausstoß an CO₂! Es bleibt kompliziert…


SUZUKI NINE QUEENS SKI & SNB EVENT

THE BEST FEMALE SKIERS & SNOWBOARDERS THE MOST PROGRESSIVE FEATURE 13 – 19 MARCH 2016 SERFAUS – FISS – LADIS

NINEQUEENS.COM

SKI & SNB

PHOTO: DAVID MALACRIDA RIDER: EMMA DAHLSTRÖM


CREW 100 LES CRAPULES

Die Schlawiner: Les Crapules

Gründung: 2010 Ort: Die Umgebung von Grenoble, Frankreich Skigebiet: Les 7 Laux, Frankreich Mitglieder: Pablo Schweizer, Tom Granier, Raphael Rossato, Boris Fichelson, Quentin Pelmont, Etienne Mérel Website: www.crapules.eu

„Wir wussten schon immer, wie wir Warteschlangen umgehen, indem wir in den VIP-Bereich sneaken”, sagt Boris von seiner Crew begabter Schlawiner auf Skiern. Sie sind alle Franzosen, Hater, Uniabsolventen, Skifahrer und Firmengründer, aber vor allem sind Les Crapules eine Bande von guten Freunden.

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or etwa zehn Jahren traf sich im Skigebiet Les 7 Laux oberhalb von Grenoble eine Gruppe junger, talentierter Skifahrer, denen bald klar war, dass sie mehr gemeinsam hatten als nur das Skifahren. „Da wir viel Zeit im Schnee miteinander verbrachten, fingen wir an, auch zusammen zu feiern,“ erinnert sich Étienne. Was als Clique von Ski-Buddies begann, entwickelte sich in eine Crew, die Skivideos produzierte. Es fehlte nur ein Name. Nach einigem Überlegen entschieden sie sich für „Les Crapules“, französisch für Schufte oder Schurken. Mit der Zeit reifte ihr Skikönnen und wurde „gut genug, um sicher zu sein, dass sich niemand über uns lustig machte“, sagt Étienne. Mit ihren Videos und Fotos versuchten sie, ihre Vision vom Skifahren zu zeigen: stets zusammen mit neuen, verrückten Ideen und immer mit dem Spaß im Vordergrund auf die Bretter zu steigen. Bis 2012 erarbeiteten sich die Les Crapules mit regelmäßigen, recht schrägen Webisodes und ersten Magazinartikeln in Frankreich einen beachtlichen

Ruf. Wie schafften sie das? „Wir haben Videos geteilt, die uns zum Lachen brachten und die dann auch andere zum Lachen brachten“, erzählt Étienne. „Les Crapules ist ein Kollektiv mit einem Kern von ungefähr zehn Leuten, aber insgesamt sind wir viel mehr“, erklärt Tom. „Wir sind eine große Gruppe von Freunden. Wir fahren zusammen Ski, trinken Bier und unternehmen gemeinsame Trips“, fügt Étienne hinzu. Heute ist die Crew gewissermaßen erwachsen geworden, viele haben ihre Ausbildung abgeschlossen und inzwischen Vollzeitjobs. Der früher konstante Strom an Videos ist etwas abgeebbt und konzentriert sich auf kurze Edits und Updates auf Instagram. Doch das ist nur die sichtbare Spitze des Crapules-Eisbergs. Sie haben sich von einer Gruppe Bengel in eine Gruppe von Profis verwandelt: ein Kameramann, ein Banker, ein Webentwickler, einer Designer, ein Handelsvertreter, ein Immobilienhändler, ein Umweltingenieur, ein Sportlehrer, ein Physiotherapeut… und Tom Granier. „Tom hat nicht wirklich stu-

diert, aber wir brauchen jemand wie ihn“, sagt Étienne, denn Tom ist dem Namen der Crew treu geblieben. Durch ihre verschiedenen Berufe und unterschiedlichen Fähigkeiten ist die Crew weiterhin sehr kreativ. Ihr Ziel ist, wie Pablo meint, „gute Stimmung zu verbreiten“ mit ihren Trips und Projekten. Letzten April organisierten sie die Crapule Session, eine wilde Ansammlung von lustigen Jib Features, Freunden und viel Bier. Im Sommer reisten sie zusammen durch Europa, und das aufgrund vieler Freundschaften fast umsonst. Jetzt haben sie ihr eigenes Bekleidungslabel gegründet, das sie über ihre Webseite vertreiben. Kurz gesagt, Les Crapules ist eine smarte Bande, die sich bis auf weiteres nicht von ihrer Kreativität verabschieden wird. Sie sind nicht nur Skifahrer, sondern Unternehmer des Glücks, die einfach immer irgendetwas erschaffen müssen. Sie wollen andere mit ihren Taten motivieren. Laut Boris sind Les Crapules „für alle da, die Skifahren, Snowboarden, Bier und ihre Freiheit lieben.“


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LES CRAPULES

CREW 101

Fotos:

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David MALACRIDA

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Text:

Sindy THOMAS


INSIDER 102

Der Mountain Guide Geboren im finnischen Flachland, zog es Ode Siivonen bald nach Süden zu den steilen und hohen Bergen rund um Chamonix. Über die Jahre hat Ode seine Begeisterung für die Berge in eine fantastische Karriere verwandelt, die ihn rund um den Erdball geführt hat. Text:

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ODE SIIVONEN

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Mark VON ROY

de Siivonen war schon immer sehr aktiv und versuchte sich in seiner Jugend in zahlreichen Sportarten. Snowboarden, Skateboarden, Skifahren und Klettern stellten sich als seine Lieblingsbeschäftigungen heraus. Als Teenager fing Ode nahe seiner Heimat mit dem Halfpipe-Fahren an – Anfang der 90er Jahre noch keineswegs gewöhnlich – und wurde ein sehr guter Snowboarder. Das führte ihn dann erstmals in die Alpen mit ihren imposanten Bergen. „Das erste Mal kam ich mit 15 nach Chamonix und bin seitdem nie mehr wirklich weggegangen“, erinnert sich Ode. Die schiere Größe der Alpen und das Powder-Shredden beeindruckten den Jungen zutiefst. Damals war ihm noch nicht klar, dass er eine Karriere als Bergführer einschlagen konnte, und versuchte stattdessen Snowboard Pro zu werden. Zehn Jahre lang trat Ode bei internationalen Freestyle-Events an, doch als er merkte, dass er davon nicht sein ganzes Leben lang leben konnte, suchte er nach anderen Wegen und schlug die Laufbahn eines Bergführers ein. Anfangs war Ode zögerlich. „Das war keine leichte Entscheidung“, sagt er.

Foto:

Johan WILDHAGEN

„Ich war sehr auf die Halfpipe fokussiert und kam deshalb mit dem Freeriden und Klettern nicht so voran.“ Nachdem er sich aber Ende der 90er mehrmals die Achillessehne gerissen hatte und keine Zukunft als Freestyle-Profi noch eine Ausbildung hatte, entschloss er sich alles ins Bergsteigen zu investieren. „Es war eine logische Fortsetzung meines Weges, um in den Bergen bleiben zu können.“ Mit den Jahren beschritt Ode den beschwerlichen Weg zur Lizenz eines international zertifizierten Bergführers und stieg dafür wieder auf die Ski, da zwei Bretter im hochalpinen Gelände sicherer und effektiver sind. „Ich liebe das Skifahren“, erklärt Ode, doch fügt er schnell hinzu: „Aber natürlich liebe ich auch Snowboarden!“ Nach dem Erlangen der notwendigen Kletterzertifikate nahm Ode am vierjährigen Ausbildungsprogramm des schwedischen Bergführerverbandes teil, das mit der internationalen Bergführerlizenz abschließt. „Es ist ein Vollzeitprogramm“, meint Ode rückblickend. „Zuerst muss man sich das Können auf allen Ebenen aneignen, das verlangt wird, dann muss man die eigentliche Ausbildung absol-

vieren und nebenher genug Geld verdienen, um die Kurse bezahlen zu können. Es ist physisch, psychisch und finanziell eine große Anstrengung.“ Doch der Lohn ist – zumindest in Odes Fall – nicht zu verachten. Ode reiste als Bergführer bereits nach Kaschmir, Nepal, Kamtschatka und in die Antarktis. Wenn zur Arbeitsbeschreibung gehört, regelmäßig Heliskifahren zu gehen, dann hat man im Leben einiges richtig gemacht. Trotzdem ist es keine Karriere für jeden. „Bergführer kann man nicht werden, es sei denn, man will es wirklich unbedingt“, stellt Ode fest. „Man trägt große Verantwortung und es kann gefährlich sein. Man muss es wirklich mit Leidenschaft machen!“ Als Bergführer ist man für das Leben seiner Klienten in grundsätzlich gefährlichem Terrain verantwortlich. Das ist ein Aspekt, der auch Ode belastet: „Der schwierigste Teil meines Berufs ist, dass man immer sichere Entscheidungen treffen muss, aber seinen Kunden auch etwas bieten will. Wenn die Bedingungen schwierig sind, artet das schon mal in Stress aus.“ Das Leben als professioneller Bergführer ist sicher nicht einfach, doch Ode hat für sich den richtigen Weg gefunden und ist fast den ganzen Sommer und Winter über ausgebucht. Die Arbeit zahlt sich aus. „Ich habe in meinem Job schon so viele tolle Dinge erlebt und viele großartige Menschen kennengelernt, mit denen ich zu exotischen Plätzen gereist bin“, erzählt Ode. „Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, das als Beruf zu haben.“ Mehr über Ode findet ihr auf www.odesiivonen.com

Geboren: am 3. Februar 1976 in Lahti, Finnland Zertifikat: nach UIAGM/ IFMGA zertifizierter Bergführer Hobbys: Skifahren, Snowboarden, Fallschirmspringen, BASE Jumpen, Natur, Bücher & Filme Sponsoren: Sweet Protection, Petzl, Rossignol, Aclima, Oakley, Dakine


GRIMNIR

Legendary rider. Legendary performance.

The Grimnir is Terje Haakonsen’s Pro Model helmet. It is the most advanced freeride helmet on the market - a pre-preg carbon fiber beast, tested and certified for selected POV cameras.

www.sweetprotection.com


HISTORY 104

Die 3 Phils

Vergessene Legenden

Phil I

Phil II

Phil III

Die meisten der heutigen Freeski-Youngsters haben keinerlei Ahnung, wenn man die 3 Phils erwähnt. Das ist wirklich schade, denn diese drei Phils – Belanger, Larose und Dion – spielten eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der modernen Twintip-Ära. Foto: Felix RIOUX

3 PHILS

Text: Eric IBERG

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hil Belanger, Phil Larose und Phil Dion stammen alle aus derselben Ecke von Quebec, Kanada. Sie kamen aus dem Rennlauf, von der Buckelpiste und vom Aerial, trafen sich als Teenager und begannen, gemeinsam etwas Neues auf Ski zu suchen. Im Winter 1996/97 fingen sie an, ihre neuen Tricks und Grabs auf Video zu dokumentieren, was zu ihrem ersten Film Free Bob führte. Er hielt die Geburtsstunde der Freeski-Bewegung im Nordosten Kanadas fest und zeigt Bio sowie Rodeo Off-Axis-Flips, die bis dahin im Skifahren unbekannt waren, sowie Switch 540s auf Buckelpistenskiern ohneTwintips, was nur aufgrund der eisigen Absprünge überhaupt möglich war. Bald wurden Skifirmen auf die 3 Phils aufmerksam und Dynastar zu ihrem ersten Sponsor. Sie eroberten die

internationale Bühne ausgehend vom ersten Platz im Slopestyle und zweiten Platz im Big Air von Phil Belanger bei den US Freeskiing Open 1999. Die Phils verdienten sich erste Auftritte in den Filmen von Poor Boyz Productions und Teton Gravity Research sowie Sponsorenverträge mit Phenix und Smith. Zwischen 1999 und 2001 stand mindestens ein Phil auf dem Podium fast aller wichtigen Contests weltweit genauso wie in den Fahrerlisten der großen Filmproduktionen. 2001 entschlossen sich die 3 Phils dann, nicht mehr mit den etablierten Produktionsfirmen zu arbeiten, sondern ihr eigenes Filmprojekt zu verwirklichen – ein Ansatz, der bald Schule machen sollte. Das Ergebnis hörte auf den Namen Royalty und hatte Stars wie Candide Thovex, Mickael De-

schenaux, Eric Pollard und Evan Dybvig mit an Bord. Die Plattform für dieses und ihre folgenden Videos hieß Pléhouse Films, die von 2003 bis 2007 fünf hoch geschätzte Freeski-Filme produzierte. Mitte der 2000er Jahre erreichte die Popularität der 3 Phils ihren Höhepunkt. Sogar ein Grab wurde nach ihnen benannt, der Phil Grab, ein Safety Grab mit gekreuzten Skiern, der es sogar in die Trickauswahl von Johnny Moseleys Mad Trix Videospiel brachte. Um der FreeskiGemeinde etwas zurückzugeben, starteten sie bereits zuvor am Mount Hood, Oregon ein Sommerskicamp, das Camp Revolution, wo einige Olympiateilnehmer in der Buckelpiste als Coaches arbeiteten. Das Camp lief von 2001 bis 2003 und war sehr beliebt nicht nur bei Fahrern, sondern auch bei Filmern und Fotografen. In Erinnerung bleibt vor allem der Gap Jump von Phil Larose und Phil Dion über eine Halfpipe 2002. 2003 wurde den Phils eine weitere große Ehre zuteil. Ihr Skisponsor verlängerte den Vertrag um drei weitere Jahre und legte für jeden der drei einen eigenen Pro-Model-Ski auf. Bald darauf begann jedoch eine Zeit, in der die Crew von Verletzungen geplagt wurde. Belanger hatte es mit Knie und Rücken zu tun, Larose mit dem Knöchel und die Dion mit der Schulter. Nichtsdestotrotz lieferten sie bis 2007 jede Saison einen herausragenden Skifilm ab. Nach dieser Hochphase als SuperPros blieben die 3 Phils auch weiterhin dem Sport verbunden. Phil Belanger eröffnete einen Skishop in Quebec City mit Namen D-Structure, der seit über einem Jahrzehnt sehr erfolgreich ist. Daneben organisiert er den größten Open Slopestyle Contest in Quebec, führt im Sommer D-Splash, ein Wasserrampenund Trampolin-Camp, und judget bei großen Events wie den X Games. Phil Larose ist ebenfalls als Judge tätig und arbeitet in jüngster Zeit als Trainer mit dem Regionalteam von Ontario. Phil Dion zog nach Frankreich und wurde für einige Jahre International Team Manager bei Dynastar, bevor er nach Quebec zurückkehrte und ein Restaurant eröffnete. Im Laufe ihrer herausragenden Karrieren drückten die Trois Phils unserem Sport ihren Stempel auf und brachten in der Zeit der New-School-Revolution frischen Wind und neue Styles ins Skifahren. Ihr Einfluss dauert durch ihre Liebe zum Sport und ihren Unternehmergeist bis heute fort. Dazu sind Phil Belanger, Phil Larose und Phil Dion nicht nur sehr talentierte Skifahrer, sondern auch großartige Menschen. Sie haben es nicht verdient, nur vergessene Legenden zu sein. Sie sollten welche sein, an die man sich erinnert.



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Foto: Julien MAZARD

Ein echter

Roy Kittler

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ROY KITTLER

Soul-Skier

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Foto: Ruedi FLÜCK

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Spot: Engadin, SCHWEIZ

ROY KITTLER

Geboren am: 21. September 1988 in Pirna, Sachsen, Deutschland Lebt in: Innsbruck, Österreich Hausgebiet: Zillertal, Österreich Hobbys: Skaten, Surfen, Wakeboarden Sponsoren: Alpina, Line, Dakine

Klaus POLZER

as erste Mal tauchte Roy Kittler in der deutschsprachigen FreeskiSzene 2005 auf. Ein schlaksiger Junge aus Sachsen mit ausgeprägtem Akzent, der mit seinem Vater als Chauffeur der Snowparktour durch die Alpen folgte. Man könnte sagen, zumindest eine etwas skurrile Erscheinung. Roy hatte einen wenig ausgeprägten Style, aber erstaunliche Rail-Skills und so konnte er tatsächlich gleich das Finale der damals wichtigsten Nachwuchsserie in den Ostalpen für sich entscheiden. Ein Jahrzehnt später ist Roy Kittler eine Institution im europäischen Freeskiing. Den Wettkämpfen und Events hat er nach reichlich Erfolgen schon länger den Rücken gekehrt, nur beim Suzuki Nine Knights hinterlässt er nach wie vor jedes Jahr mit seiner inzwischen sehr prägnanten Art Ski zu fahren nachhaltigen Eindruck. Sein Akzent ist mittlerweile tirolerisch gefärbt, wenn auch nicht ganz authentisch, nichtsdestotrotz ist Roy eine charismatische und äußerst angenehme Persönlichkeit. Roy Kittler hat eine Entwicklung durchlaufen, die 2005 so wohl nur we-

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Text:

PORTRAIT 107

nige erwartet hätten und die immer noch erstaunt. Als Skifahrer und als Mensch. Getragen von einer Begeisterung für unseren Sport, die offensichtlich auch jemand entwickeln kann, der seine Lehrjahre nicht auf den Bergen, sondern vorwiegend in einer Skihalle verbracht hat. Geboren und aufgewachsen im sächsischen Pirna nahe der tschechischen Grenze stand Roy zwar schon mit zwei Jahren erstmals im heimischen Erzgebirge auf Skiern, seine Skikarriere nahm jedoch erst Fahrt auf, als im nahe gelegenen Senftenberg eine Skihalle eröffnete und Roy die New School für sich entdeckte. Fortan übte er regelmäßig auf teils selbstgebauten Rails, wo ihm auch seine Skills auf Inlineskates zugute kamen. Gleich seine erste wirkliche Freeski-Saison endete für Roy dann rückblickend mit einem Schlüsselerlebnis und persönlichem KarriereHighlight. Sein Sieg auf der Snowparktour brachte ihm eine Einladung zu den legendären Orage Masters in Mammoth ein genauso wie zum Nokia Totally Board in Taipeh,

Er ist vielleicht kein großer Star, aber mit großer Sicherheit einer der meist respektierten Vertreter der europäischen Freeski-Szene. Nach einem Jahrzehnt professionellen Skifahrens mit Haltung blickt Roy Kittler auf eine außergewöhnliche Karriere zurück.


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(oben) Foto: Klaus POLZER Spot: München, DEUTSCHLAND

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ROY KITTLER

(unten) Foto: Klaus POLZER Spot: Seiser Alm, ITALIEN

„Mir ging es immer vor allem um den Spaß am Skifahren – und den habe ich in meiner Karriere immer gehabt.“ wo er als kaum Englisch sprechendes Greenhorn die absoluten Stars der Szene kennenlernte. Die Atmosphäre auf diesen Events prägte ihn, und sobald er die Schule abgeschlossen und den Führerschein in der Tasche hatte, zog es ihn dauerhaft in die Alpen. Zuerst blieb er den Winter über an verschiedenen Plätzen in der Schweiz, dann zog er ins Zillertal und seit 2010 wohnt Roy in der Alpenmetropole Innsbruck, von wo aus er seine hervorragenden Kontakte in die deutsche, österreichische und Schweizer Szene pflegt. Der Umzug in die Alpen bedeutete nicht nur bessere Trainingsbedingungen, sondern verschob auch Roys Interessen beim Skifahren. Neben Park und Urban rückte vor allem das Backcountry in den Fokus, wo der Neuankömmling als einer der Ersten hierzulande Switch-Manöver im Powder zeigte und auch sonst beachtlich schnell passable Freeride-Skills entwickelte. Zwar fuhr Roy etliche hervorragende Contest-Resultate ein, doch konzentrierte er sich lieber aufs Filmen, wo er seine Kreativität auf zwei Brettern viel besser ausleben konnte. Er arbeitete mit unterschiedlichen Produktionen zusammen, herausragend waren jedoch seine Auftritte in den Filmen von Aestivation von 2008 bis 2011. Da erstaunt es fast schon, dass Roy gerade 2011 seinen Contest-mäßigen Höhepunkt erlebte mit einem zweiten Platz im Slopestyle beim European Open in Laax. Wichtiger als Resultate waren ihm bei Events allerdings Erfahrungen, wie etwa als einer der ersten deutschsprachigen Fahrer bei den US Open für Aufsehen zu sorgen oder Einladungen zum Candide Invitational und JOI zu erhalten. Bis heute ist er Stammgast beim Suzuki Nine Knights

und beeindruckte 2014 die junge Freeski-Garde mit äußerst kreativen Transfers. Von den normalen Wettkämpfen verabschiedete er sich dagegen, da er den Trend zu Double Flips nicht mitgehen wollte. In einem Jahrzehnt als FreeskiPro erlebte Roy Kittler eine Menge Veränderungen in unserem Sport, ganz besonders auch in seiner Vermarktung. Als er mit Freeskiing anfing, war er fasziniert von Filmen wie Happy Dayz. Erst wartete er monatelang sehnsüchtig darauf, dann lief die Videokassette beinahe pausenlos, bis das Band ausgeleiert war. Bei den ersten großen Filmproduktionen in Europa durfte er dann selbst mit dabei sein und er erlebte auch den Trend zu Webisodes hautnah mit durch verschiedene Auftritte in der Travelling Circus Reihe von Line Skis. Zuletzt verwirklichte er 2014 und 2015 sein eigenes Webisode-Projekt Winter Trash. Für ihn eine zweite herausragende Erfahrung in seiner FreeskiKarriere. „Einmal alle Aspekte einer Filmproduktion im Details selbst kennengelernt und bewältigt zu haben, war hoch interessant und enorm lehrreich“, rekapituliert Roy die letzten beiden Winter. „Ich denke, dass ich daraus auch viel für die Zeit nach meiner Freeski-Karriere mitnehmen kann.“ Diese Zeit scheint nun bald anzubrechen. Aktuell ist Roy zwar noch mit seinen langjährigen Sponsoren verbunden, doch er blickt sich aktiv nach neuen Herausforderungen um. Nicht ganz unschuldig sind daran

108

PORTRAIT


alpina-sports.com

PERFECT MATCH


Spot: Suzuki Nine Knights/Livigno, ITALIEN

Foto: Klaus POLZER

MAGAZINE

SEASON 15/16

DOWNDAYS

2013

2012

2011

2010

2009

2008

2007

2006

2005 1. Platz Snowparktour Finale, Lech (AUT); 1. Platz Kaunertal Opening, Kaunertal (AUT); 1. Platz Snowparktour Finale, Leogang (AUT); 1. Platz Kaunertal Opening, Kaunertal (AUT); 9. Platz US Open Slopestyle, Copper Mtn. (USA); 1. Platz Kaunertal Opening, Kaunertal (AUT); 2. Platz Engadinsnow Big Air, St. Moritz (SUI); 1. Platz Kaunertal Opening, Kaunertal (AUT); 1. Platz Red Bull 401, Hoch-Ybrig (SUI); 1. Platz Kaunertal Opening, Kaunertal (AUT); 1. Platz Polish Freeski Open, Zakopane (POL); 1. Platz Glorify Bastards, Gerlos (AUT); 2. Platz European Freeski Open Slopestyle, Laax (SUI); MVP Award, Suzuki Nine Knights, Livigno (ITA); 1. Platz Jib Contest, Suzuki Nine Knights, Livigno (ITA)

Einige ausgewählte Contest-Resultate:

ROY KITTLER

Filmauftritte:

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

„4th Chapter“ – Pickings Fam „Aestivation“ – Aestivation „Legacy“ – Verse Production „Mad in France“ – SVP „Roots“ – Verse Production „Motivation“ – Aestivation „Lifelong“ – Aestivation „Line Travelling Circus“ (Webisodes) „In Space“ – JOB „Line Travelling Circus“ (Webisodes) „Sartori“ – JOB „Line Travelling Circus“ (Webisodes) „Winter Trash“ (Webisodes) „Winter Trash“ (Webisodes)

Foto: Klaus POLZER Spot: Sportgastein, ÖSTERREICH

auch die Veränderungen der letzten Jahre. Wie er mit Winter Trash feststellen musste, wird es für kleine, unabhängige Produktionen immer schwieriger, in der Flut der Action-Clips und Freeski-Videos gegen die vor allem finanzielle Übermacht der Großproduktionen und bestimmenden Marken Aufmerksamkeit zu erlangen. Dazu hat die Demokratisierung der Kommunikationskanäle durch Social Media gerade für Freeski-Pros auch durchaus Schattenseiten. „Viele Leute gehen heute nur noch auf den Berg, um die Instagram-Posts für die nächsten zwei Tage zu generieren. Das Skifahren scheint für einige dagegen fast zur Nebensache zu werden“, meint Roy. Auch wenn er skifahrerisch sicher noch einige Zeit mithalten könnte, ist Roy dem Dasein als professioneller Skifahrer nach einem Jahrzehnt langsam müde. „Mir ging es immer vor allem um den Spaß am Skifahren und den habe ich in meiner Karriere immer gehabt. Es ist Zeit sich nach neuen Aufgaben umzusehen, bevor sich das ändert.“ Danke, Roy, für die vielen tollen Jahre und ich hoffe, wir sehen dich noch oft im Schnee!

110

PORTRAIT



VIBES 110 JP MEMORIAL MAGAZINE SEASON 15/16

DOWNDAYS

E

in analoges Foto, geschossen von Chris O’Connell, das einen Bilderbuch-Mute-Grab in bestem JP-AuclairStyle hoch über einer Quarterpipe zeigt, den Julien Regnier mit einer Handkamera filmt. Dieses aktuelle Foto hätte genauso gut vor einem Jahrzehnt entstehen können. Es fängt so viele Aspekte ein, wegen derer wir Skifahren lieben: Freunde, Quarterpipes, sich gegenseitig

zu filmen, Hang Time, Mute Grabs und natürlich JP. Das in Zukunft alljährlich stattfindende JP Memorial im nordschwedischen Riksgränsen rückt den Spaß in den Vordergrund und ist eine Hommage an eine Persönlichkeit, die überall Freude verbreitet hat, wo sie aufgetaucht ist. Wir lieben dich, JP! www.thejpmemorial.com


VIBES 113 JP MEMORIAL Foto:

Chris O’CONNELL

Fahrer:

Sebastian Per KARLSSON

Spot:

THE JP MEMORIAL, Riksgränsen, Schweden


APRÈS 114 DOWNDAYS

SEASON 15/16

MAGAZINE

BIS NÄCHSTES MAL…

Fass dir ein Herz und ab in den Fahrstuhl! Möge die Suche nach dem White Room ein großer Erfolg werden.

Foto:

Oscar ENANDER Spot:

Fahrer:

Engelberg, SCHWEIZ

Chad SAYERS


R OYA L FA M I LY

RU LE TH E MO UN TA IN 2015 - 2016

FREERID E & HIKE

DUKE 16 EPF RANGE OF USE

DETAILS

The freeride power packet that provides full touring functionality: 28% wider than its predecessor, with toe and heel components that are specially harmonized for the EPF construction, including a compact design and greater torsional stiffness. Recommended for skis 88 mm and wider.

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