Über starkes Theater, langjährige Zusammenarbeiten und neue Visionen
JETZT
DEUTSCHES THEATER BERLIN DEZEMBER / MAGAZIN 22 / 23
ODER NIE
EDITORIAL
Liebes Publikum, wir finden, es ist Zeit: für ein Magazin, mit dem wir Ihnen Lust machen wollen auf unser Programm zum Jahresende, mit dem wir Ihnen aber vor allem einen Einblick geben möchten – in Konstellationen, die Inszenierungen erst möglich machen, in Verbindungen, die schon lange bestehen. Theater ist immer ein Resultat gemeinschaftlicher Anstrengung – es entsteht im Team und wird kollektiv erlebt. Es erzählt von Beziehungen und setzt sie zugleich voraus.
Im Dezember und Januar haben wir starke Inszenierungen im Programm: etwa die Uraufführung von Elfriede Jelineks neuem Stück Angabe der Person, Caligula von Albert Camus, eine Kooperation mit dem inklusiven RambaZamba Theater, oder Büchners Leonce und Lena, die jüngste Arbeit von Ulrich Rasche. Gemeinsam ist ihnen, dass sie auf langjährigen Arbeitsbeziehungen basieren, die eine gemeinsame künstleri sche Entwicklung, eine Suche nach neuen Erzählformen und anderen Arbeits weisen ermöglichen. Davon erzählen die Beiträge in diesem Magazin auf unter schiedliche Art und Weise.
Wir laden Sie ein zu besonderen Theatererlebnissen und anregenden gemeinsamen Erfahrungen.
Ihr Deutsches Theater Berlin
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Hier spricht einfach sie Seit 30 Jahren inszeniert Jossi Wieler Theatertexte von Elfriede Jelinek. Ein Portrait von Roland Koberg über eine langjährige Arbeitsbeziehung.
SEITE 8 Begegnung auf dem Bühnenboden Ensemblemitglied Manuel Harder über seine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem inklusiven RambaZamba Theater.
SEITE
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Flitter zu Gold
Der Autor Nis-Momme Stockmann schwärmt vom Überrolltwerden, von der Virtuosität und dem Kindsein in Ulrich Rasches Theater-Kosmos.
SEITE 17 Drei Frauen drehen am Rad der Geschichte Heute definieren Regisseurinnen das Bild des Deutschen Theaters maßgeblich mit. Machen sie etwas anders als die Männer?
SEITE 20 Theater mit queerer Perspektive
SEITE 21 DT to go
SEITE 22
Der Spielplan für Dezember
Deutsches Theater Berlin, Schumannstr. 13a, 10117 Berlin Intendant: Ulrich Khuon Geschäftsführender Direktor: Klaus Steppat Redaktion: Miriam Konert, Luisa Männel, Dramaturgie Grafik: Sabine Meyer Fotocredits: Paula Winkler (Titelbild, S. 7); Karin Rocholl (Elfriede Jelinek, S. 4); Julia Baier (S. 9, 10); Arno Declair (S. 11, 12-13, 16, 20); Inke Johannsen (Jossi Wieler, S. 6; Jette Steckel, S. 19; S. 21); Konrad Fersterer (Anne Lenk, S. 19); Moritz Grewenig (Lilja Rupprecht, S. 19)
Der Druck dieses Magazins wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer des Deutschen Theaters, der DT Freunde.
2 JETZT ODER NIE
Impressum
Spielzeit: 22/23
„Angeberei ist meine zweite Natur, gebe ich zu.“
ANGABE DER PERSON
HIER SPRICHT EINFACH SIE
TEXT
ROLAND KOBERG
Elfriede Jelinek hat ein neues Stück geschrieben, ihr persönlichstes: Angabe der Person. Jossi Wieler, der seit 30 Jahren Stücke von Jelinek inszeniert, bringt es am 16. Dezember im Deutschen Theater zur Urauf führung. Zeit, diese langjährige Arbeits beziehung einmal näher zu beleuchten.
Angabe der Person heißt ein neuer Theatertext der österreichischen Literatur nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, der im Dezember am Deutschen Theater in der Regie von Jossi Wieler uraufgeführt wird. Was ist das für ein Stück, das schon im Titel auf einen Unterschied Wert legt? In Formularen oder in Lebensläufen macht man Angaben zur Person: Name, Geburts datum, Familienstand etc. Wenn es sich aber um eine Angabe der Person handelt – wie weit ist es dann von einer Person, die Angaben macht, zu einer Angeberin, die mit ihrer Person prahlt? Um als Angeberin angesehen zu werden, dafür tut Elfriede Jelinek in ihrem über weite Strecken in der Ich-Form geschriebenen Theatertext alles. Es dauert keine 24 Manuskriptseiten (von 149,
die kurz vor der Premiere als Buch erschie nen sind), bis die Autorin sich zum ersten Mal bekennt: „Ich möchte doch sogar mit mei nem schlechten Gewissen noch prunken! Und über haupt. Angeberei ist meine zweite Natur, gebe ich zu.“ Sätze wie diese kann man für Koketterie halten oder für eine raffi nierte Immunisierungsstrategie. Man kann sie aber auch ganz konkret als Auskünfte auffassen, durch die sich Elfriede Jelinek hineinschreibt, so persönlich, riskant und analytisch wie viel leicht in keinem anderen ihrer etwa vierzig Stücke davor. Man kann ihr am Ende keinen Vorwurf machen, also keinen, den sie sich nicht selbst gemacht hätte. Ihr neues Stück handelt von Un gerechtigkeit. Warum in der Geschichte manche überlebt haben
4 ELFRIEDE JELINEK
und andere nicht. Warum manche verfolgt wurden und andere nicht. Sie schreibt auch das Drama des Geldes. Die Wirtschafts komödie – so hieß ihr Stück Die Kontrakte des Kaufmanns – wie derholt sich als Steuerfarce. Jelinek grillt die staatlichen Orga ne, die globale Finanzwirtschaft, richtend über die, die es sich immer schon zu richten wussten, mal mit Klarnamen, mal zum Raten, und zeigt dabei immer wieder auf sich. Man erfährt etwas über Verwandte, die als Juden verfolgt wurden, über das Gefühl, die Letzte zu sein (der Jelineks), über die Übergriffigkeit, mit der vor Jahren Steuerfahnder ihren Münchner Zweitwohnsitz heim suchten, zwischendurch sogar Freundliches über Wien, „meine liebe Heimatstadt!, und dort der achte Wiener Gemeindebezirk, wo ich aufwuchs, wo ich hingehöre, auch wenn ich nicht dort aufenthältig bin, sondern im Hüdorf (…)“.
JOSSI WIELERS WOLKEN.HEIM. WAR AUS THEATERHISTORISCHER SICHT EINE TAT
Um Angaben zur Person von Elfriede Jelinek (76) ist der auch sonst sehr diskrete Schweizer Jossi Wieler (71) bisher herumgekommen. Er ist der, der ihre Stücke immer schon an ders gemacht hat, auf seine Art. Sein erstes Mal, Wolken.Heim. 1993, war aus theaterhistorischer Sicht (doch, ja, aus theaterhis torischer) eine Tat. Die Aufführung hat Jelinek etwas über die Möglichkeiten des Theaters beigebracht, gerade wenn durch die Regie etwas ganz anderes dazukommt als im Text steht. Jelinek entwickelte daraufhin ihre Dramen-Schreibtechnik ohne Rollen, nur mit Stimmen, die sozusagen danach lechzen, inter pretiert und szenisch zu Ende geschrieben zu werden. Wolken.Heim. war diesbezüglich wie ein erster Streich. In Bonn, wo er in den 80er-Jahren regelmäßig inszenierte, hatte Jossi Wieler die formalistischen Versuche gesehen, durch wel che Jelinek im deutschen Exil bühnentauglich gemacht werden sollte, darunter ihr erstes Skandalstück Burgtheater. Vor dem Hintergrund von Jelineks theatertheoretischen Einlassungen, meint er heute mit einem Lächeln, war Wolken.Heim. „genau das Theater, das ihr ein Graus ist“. Das geheime Proben-CodeWort war „Hedda-Heim“ nach dem gleichnamigen Stück von Ibsen, bei dem man sich stilistisch eher zu Hause fühlte. Eine biographisch reale Familiengeschichte inspirierte das Konzept: Treffen sich vier Flieger-Witwen und zwei Töchter in einem konspirativen, naziverseuchten Bunker. In der Aufführung reden sie, was ihnen deutsche Denker hinterlassen haben, paraphrasiert und zur Kenntlichkeit entstellt von Elfriede Jelinek. Die hunderten, chauvinistischen „Wirs“, die Jelinek in den Text eingeschmuggelt hat, erzählen plötzlich etwas über die Frauen zwischen Flugzeug-Tapeten: als Gattinnen, die sich über ihre Männer definieren, können sie „ich“ nicht sagen. Die Textcol lage wirkte am Ende wie ein surreales Kammerspiel. So hat man sich kennengelernt. Wolken.Heim. wur de auf der ganzen Welt gezeigt, beim Berliner Theatertreffen sah Elfriede Jelinek, die damals noch ins Theater ging, eine
Vorstellung und gab sich, auf ihre Weise, geschlagen. Sie schrieb respektvoll bewundernd (in einem Essay namens Die Leere öffnen ): „Mit der Unterschiedlichkeit von Personen arbeite ich grundsätzlich nicht. Die Unterschiedlichkeit von Personen herzustellen, das überlasse ich Regisseuren wie Jossi Wieler (…), denn er kann Menschen machen, was mir leider verwehrt ist (…).“
„MACHEN SIE, WAS SIE WOLLEN!“
Je öfter und freier Jossi Wieler und andere ausgesuchte Regis seur:innen ihre Texte interpretieren, kurz und klein kürzen oder zerlegen, desto neugieriger schreibt Elfriede Jelinek sich in ihrem jeweils nächsten Theatertext selbst hinein – ihre einzige Regieanweisung lautet „Machen Sie, was Sie wollen!“. In ihren eigenen rauschenden Texten hebt sie zwischendurch die Hand und will auch etwas sagen. Das hat zur Folge, dass sie als Figur oft mitinszeniert wird, als Person mit charakteristischer Frisur. Frank Castorf hat sie einmal als automatisiert plappernde Sex puppe auf die Bühne gestellt. Die Vergeblichkeit ihrer Klagen ist seither ein wiederkehrendes Thema bis hin zu einem OpferDiskurs als spottende, verspottete Person.
ELFRIEDE JELINEK
Schriftstellerin und Theater autorin, hat für ihr komplexes Werk aus Lyrik, Prosa, Hörspielen, Theaterstücken, Essays, Libretti und Drehbüchern eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Franz-Kafka Literatur preis. 2004 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.
Jossi Wieler hat die Autorin noch nie vor den Vor hang gezerrt. Vielleicht ein charmantes kleines bisschen bei Jelineks Robert Walser-Hommage er nicht als er 1998. Da wurde der Schweizer Schriftsteller und Heiminsasse bestaunt von drei etwas verschrobenen kulturinteressierten Damen, die in Mode und Frisur an die seinerzeit zu Tode fotografierte Autorin denken ließen – Jelinek hat die Premiere, heute undenkbar, persönlich gehostet als „Dichterin zu Gast“ der Salzburger Festspiele. Nach Wolken.Heim. und er nicht als er hat Jossi Wieler noch Macht nichts , Ulrike Maria Stuart und, abermals ein inter nationaler Erfolg, Rechnitz (Der Würgeengel) inszeniert. Auch in diesen Texten redet die Autorin punktuell selbst, vor allem in jenem „Der Wanderer“ genannten Macht nichts-Teil, in dem sie unter mehreren anderen Schichten ihren Vater porträtiert. Jelinek, die als Schriftstellerin lange Zeit ausschließlich mit ihrer Über-Mutter schicksalhaft in Verbindung gebracht wurde (aufgrund des autobiographisch les baren Romans Die Klavierspielerin), half mit diesem Monolog im Jahr 2001 erstmalig ihrem Vater litera risch aufs Podest. Für Jossi Wieler und den Schauspieler André Jung eine Möglichkeit zur psychologi schen Feinzeichnung, für ein Por trät wie von Tizian. Sie konnten auf eine Weise vom Vater erzählen, ohne dass jemand erfahren musste, dass es um Friedrich Jelinek (1900 – 1969) geht, der als so genannter „Mischling“ das NSRegime überlebte.
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ANGABE DER PERSON
Bei Angabe der Person wird Jossi Wielers Erzähltechnik, geschlos sene Welten zu erfinden und die Autorin außerhalb des Guckkas tens zu belassen, nun auf eine harte Probe gestellt – von welcher man vor Probenbeginn natürlich nicht weiß, wie sie ausgeht.
„HIER SPRICHT EINFACH SIE. ICH KANN ES NICHT ANDERS LESEN.“
Fiktiv zu lesen ist das Autorinnen-Ich kaum, dazu muss man sie nicht einmal so lange kennen wie Jossi Wieler das tut: „Hier spricht einfach sie. Ich kann es nicht anders lesen.“ Seine letz te Jelinek-Inszenierung ist schon ein Weilchen her, auf Rechnitz (Der Würgeengel) 2008 folgte eine längere Schauspielabstinenz und Opern intendanz in Stuttgart. Dafür bekommt er zum Wiedersehen das volle Programm.
Als Jelineks Anwalt sieht sich Jossi Wieler nicht, wenn er Angabe der Person nun zum ersten Mal auf die Bühne bringt, eher als Analytiker, der ihre Art von Humor teilt und der den Schmerz und die Verletzung sieht, die dem Text zugrunde liegen. Das Stück ist – auch das scheint der Regisseur, dem Jelinek vertraut, sehr zu mögen – mit viel Wut geschrieben. Von der Beute wird erst abgelassen, wenn sie erledigt ist, mitunter durch Witz, Spott und Hohn. Dass die Autorin sich im Text über sich selbst lustig macht und gewisser Fehler bezichtigt, heißt ja nicht, dass sie nicht recht hat. Dass sie so viel und so persönlich über sich schreibt, über Verfolgung, Erschöpfung und Ende, heißt ja nicht, dass sie nicht auch für andere stehen kann. Ohne diese universelle Qualität wäre es keine Vorlage, die ihn interessiert, sagt Jossi Wieler, er ist ja kein Schlüsselloch-Regisseur. Angaben zur Person sind allein der angebenden Person vorbehalten. „Heikel“ ist ein Wort, das Jelinek und Wieler un abhängig voneinander für das Stück benutzen. Sie hat sich schreibend ausgeliefert und sitzt in WienHütteldorf oder in München, zurückgezogen aus fast allem, während in Berlin die Probierenden acht Wochen lang jeden Satz zwei Mal umdrehen, bevor sie wissen, um wen und vor allem gegen wen es geht. Für die Uraufführung von Angabe der Person ist ein exzellentes Ensemble von drei
Frauen und einem Mann am Start: Fritzi Haberlandt, Linn Reusse, Susanne Wolff und Bernd Moss. Für sie, mit und von ihnen wird jetzt erfunden, ohne dass der Re gisseur sich selbst auf die Bühne bringen wird, das ist schon vor her klar. Um etwas Eigenes zu erzählen, hat man sie.
ROLAND KOBERG stammt aus Linz, war nach dem Studium in Wien Redakteur und lebt als Autor und Dramaturg in Berlin. Im Jahr 2006 hat er gemeinsam mit Verena Mayer bei Rowohlt mit Elfriede Jelinek. Ein Portrait eine Annäherung an die Person Jelinek und ihr Werk veröffentlicht, die viel Beachtung fand.
JOSSI WIELER
Der Schweizer Regisseur Jossi Wieler beschäftigt sich seit 30 Jahren immer wieder mit den Theatertexten von Elfriede Jelinek. 1994 wurde er für seine Inszenierung von Jelineks Wolken.Heim. zum Regisseur des Jahres gewählt. Die Inszenierung war auch beim Berliner Theatertreffen zu sehen. Das von Jossi Wieler 2008 uraufgeführte Stück Rechnitz (Der Würgeengel) erhielt den Mülheimer Dramatikerpreis und den österreichischen Theaterpreis „Nestroy”. 2020 wurde Jossi Wieler mit dem Grand PrixTheater/ Hans-Reinhart-Ring die höchste Theaterauszeichnung der Schweiz zuerkannt.
Nach vielen Jahren als Opern regisseur und seiner Opern intendanz in Stuttgart ist Jossi Wieler 2020 mit der Insze nierung von Peter Handkes Zdeněk Adamec am DT zum Schauspiel zurückgekehrt. Nach Starker Wind ist Angabe der Person nun seine dritte Regiearbeit am Deutschen Theater.
ANGABE
DER PERSON
von Elfriede Jelinek
Uraufführung: Fr 16.12., Deutsches Theater
Regie Jossi Wieler Bühne und Kostüme Anja Rabes Musik PC Nackt Licht Matthias Vogel Dramaturgie Bernd Isele Mit Fritzi Haberlandt, Bernd Moss, Linn Reusse, Susanne Wolff
Nächste Termine: Sa 17., Do 22., Do 29.12., Deutsches Theater
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ELFRIEDE JELINEK
„Heikel“ ist ein Wort, das Jelinek und Wieler unabhängig voneinander für das Stück benutzen. Sie hat sich schreibend ausgeliefert.
Starke Besetzung: Fritzi Haberlandt, Susanne Wolff und Linn Reusse spielen gemeinsam mit Bernd Moss (nicht im Bild) in Angabe der Person
BEGEGNUNG AUF DEM BÜHNEN BODEN
TEXT MANUEL HARDER
Ich liege am Boden. Es geht mir nicht so besonders. Weil Pause ist, habe ich mich da hingelegt, wo ich eben noch stand. Ich höre die Schritte der anderen. Und dann – tripp trapp tripp trapp! – setzt sich Antigone zu mir, öffnet ihre Brotdose, fängt an zu essen. Und dann – tripp trapp tripp trapp! – kommt Ismene dazu, kuschelt sich an ihre Schwester. Und dann – tripp trapp tripp trapp! – setzt sich auch der Bote zu unserer stummen Gruppe. Wortlos nimmt er meinen kleinen Finger, wiegt ihn hin und her, bewegt ihn, spielt mit ihm. Von außen geben wir womöglich ein seltsames Bild ab, ein merkwürdiges Stillleben am Boden. Etwas Wohltuenderes hätte ich mir in dem Moment nicht wünschen können. Ich wäre auch gar nicht erst auf die Idee gekommen. Diese Szene aus den Proben zu Antigone habe ich im mer wieder erzählt, wenn ich gefragt wurde, wie denn die Arbeit „so war“ mit dem RambaZamba. „Mit den Kolleginnen und Kol legen“, betonte ich dann meistens. Obwohl mir diese Betonung gleich wieder peinlich war, weil selbstverständlich. Oder eben doch nicht. Überhaupt nicht selbstverständlich war diese beson dere Form der Aufmerksamkeit. Der liebevollen, humorvollen, phantasiereichen Anwesenheit. Dadurch entstand das Gefühl von etwas sehr Wichtigem, das da stattfindet, unverstellt da ist, ohne viel Aufhebens. Selbstverständlich halt!
BEIM PROBEN IM STADTTHEATER VERLIERT MAN MANCHMAL DIE TATSÄCHLICHEN BEGEGNUNGEN AUS DEM BLICK
Jeder weiß mehr oder weniger, was der Spielprozess für Begeg nungen ermöglicht. Beim Proben im Stadttheater verliert man manchmal diese tatsächlichen Begegnungen aus dem Blick: Timings und Texte müssen stimmen, Szenen hergestellt und verabredet werden, und nicht selten stehen einem Fremd- und Selbstbilder, Egoismen und Eitelkeiten sowohl zur Verfügung als auch im Weg.
Dies alles schien in unseren gemeinsamen Proben –nein, nicht weg, nicht verschwunden – aber verändert, anders
gewichtet zu sein. Die Begegnung wurde wichtiger als das Erfüllen, das Abwarten reicher als der Ablauf, das Wahrnehmen bewusster als das Abliefern, das Ringen und Versuchen bered ter als das Ziel, das Herausfordern liebevoller, direkter, stärker, wacher als die Verabredung. Und zwar ohne, dass es Konzept war. Selbstverständlich eben. Das eigene Spiel wurde anders als gewohnt beantwortet. Und zu anderen eigenen Antworten gebracht. Antigone ist eine meiner wertvollsten und schönsten Arbeitserfahrungen. Damals, 2019, war das Deutsche Theater als Kooperationspartner eingesprungen. Lilja Rupprecht hatte bereits am RambaZamba inszeniert, auch früher hatte es schon Berührungspunkte der Theater gegeben. Für mich war es die erste Zusammenarbeit. Zora Schemm spielte Antigone, Juliana Götze Ismene, Jonas Sippel den Boten. Weitere Spielende vom RambaZamba waren Hieu Pham als Botin und Aaron Smith als Haimon. Vom Deutschen Theater waren Lisa Hrdina und ich als Teiresias und Kreon dabei, dazu ein Bürger:innen-Chor, den ich hier in diesem Zusammenhang mal namenlos halte (man möge mir verzeihen).
Eine Kollegin der Gar derobe blickte dem Treiben auf den Gängen zu. Ich erinnere sinn gemäß, was sie mir sagte: „Weißt du, Manuel, ich wünschte, wir hät ten diese Kraft häufiger im Haus!“ Es gab Diskussionen, ob wir diese Produktion nicht länger am Haus halten könnten. Doch zum einen war sie, wie erwähnt, ursprüng lich nicht vorgesehen. Zum anderen tauchte der Gedanke auf, ob das
RAMBAZAMBA
Das RambaZamba Theater in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg wurde 1990 von Gisela Höhne und Klaus Erforth gegründet und ist eine der national und inter national renommiertesten Bühnen für inklusives Theater. Pro Spielzeit sind hier rund acht Premieren und über 100 Vorstellungen zu sehen. Das Ensemble zählt 35 Schauspieler:innen mit Behinderung, die regelmäßig auch als Gäste an anderen Häusern zu sehen sind. Für ihre Arbeit erhielten die Gründer:innen zahlreiche Preise, u. a. das Bundesverdienstkreuz. 2017 übernahm Jacob Höhne die Leitung des Theaters.
rambazamba-theater.de
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RAMBA ZAMBA
Caligula von Albert Camus ist die vierte Zusammenarbeit des Deutschen Theaters mit dem inklusiven RambaZamba Theater in der Regie von Lilja Rupprecht. DT-Ensemblemitglied Manuel Harder über die Proben mit den Kolleg:innen vom Prenzlauer Berg.
nicht selbstverständlich war diese besondere Form der Aufmerksamkeit. Der liebevollen, humorvollen, phantasiereichen Anwesenheit.“
Wiederbegegnung bei Caligula: Für die jüngste Produktion von Regisseurin Lilja Rupprecht treffen erneut Gäste des RambaZamba Theaters auf DT-Ensemblemitglieder. Vom RambaZamba sind diesmal dabei: Christian Behrend, Juliana Götze, Rebecca Sickmüller und Jonas Sippel. Schnappschüsse vom ersten Probentag auf einer Probe bühne im Deutschen Theater.
„Überhaupt
Deutsche Theater nicht mehr vom RambaZamba Theater profi tierte als umgekehrt. Ein Gedanke, den ich, wenn auch bedauer lich, durchaus relevant fand. Ich bin kein Experte, aber sicherlich muss der Inklusionsgedanke immer wieder aufs Neue weiterge dacht, umgesetzt und erlebt werden. Wieviel Eigenständig keit ist nötig, wieviel Gemeinsamkeit? Wieviel Schutzraum und wieviel Risiko? Wieviel Förderung und wieviel Forderung? Und nicht zuletzt: welche Produktion – und was ist das Pro dukt? In weiteren Inszenierungen von Lilja Rupprecht gab es für mich Wiederbegegnungen mit Juliana und Jonas, in Ode von Thomas Melle und Der Steppenwolf nach Hermann Hesse. Eine kleine Arbeit konnte ich mit Jonas für eine „Frei-Boxen“-Ver anstaltung machen. Nicht selten entstanden bei diesen Arbei ten auch Probleme in den Abläufen der auf Planung, Timing und Leistung getrimmten Maschine Theater. Probleme, die für mich keine sind, solange die Maschine in der Lage ist, sich auch selbst zu unterbrechen und zu bemerken, dass ihre Abläu fe kein Selbstzweck sind. Problematisch wird es nur, wenn die Abläufe dem anderen „Funktionieren“ keinen Raum geben, seine Poesie – ja, jetzt nehme ich doch mal dieses große Wort! – nicht zulassen. Erstickt werden kann diese jedoch nie. Sie setzt sich immer durch, wird immer sichtbar, spürbar. Das ist eine Stärke.
HÄUFIG FALLEN BEGRIFFE WIE ÜBERFORDERUNG, AUSGESTELLTWERDEN ODER GAR AUSNUTZEN
Bisweilen gibt es nach diesen Vorstellungen Diskussionen mit Zuschauer:innen über die Sinnhaftigkeit und manchmal auch
Rechtmäßigkeit der RambaZamba-Besetzungen. Häufig fallen dabei Begriffe wie Überforderung, Ausgestelltwerden oder gar Ausnutzen. Ich empfinde bei diesen Diskussionen – je nach Tonlage – Scham, Demut, berechtigte Fragen oder Wut. Scham aufgrund der Unverschämtheit äußerer Leistungskriterien und Unterstellungen. Demut hinsichtlich der Frage, was Befähi gung bedeutet. Fragen nicht zuletzt darüber, welche Diskrimi nierungen in der sogenannten Fürsorge stecken. Und Wut über Ausgrenzungen, ob bewusst oder unbewusst, offen geäußert oder hinter Bedenken getarnt. Generell, wenn das freie Spiel verhindert werden soll. Zum Glück erleben es die meisten an ders. Neulich sah ein Freund aus Island eine Steppenwolf Vorstellung. Ein Musiker. Ein sehr angenehmer Gesprächs partner und abseitiger Beobachter. Lange hatte er kein Theater gesehen. Das Kunst-Fertige hinterließ bei ihm immer ein Ge fühl der Leere. Die Zeit würde ihm dann eng und zäh. Er war fasziniert von Julianas und Jonas’ Gesang, Sprechen und Spiel – in dem erlebten Gesamtrahmen der Inszenierung. Nicht aus Sentimentalität, sondern der besonderen Musikalität wegen. Der Zeit wegen, die ihm dadurch spürbarer und weiter würde im Erleben. Der kleinen, besonderen Momente anderen Zuhö rens wegen. Spielende Menschen. Es ist immer auch eine eigene Entscheidung, ob man den Raum eng oder weit werden lassen will. Als Spielende:r wie als Zuschauende:r. Ich glaube, die meis ten entscheiden sich lieber für die Weite.
WIE ICH HÖRE, SOLL DIESE BESONDERE BEZIEHUNG BEIDER HÄUSER SOGAR AUSGEBAUT WERDEN
Und darum freue ich mich, ganz persönlich, dass es weitergeht. Auch in der anstehenden Produktion von Camus’ Caligula werden wieder RambaZamba-Kolleg:innen gastieren. Und wie ich höre, soll diese besondere Beziehung beider Häuser fortbestehen und eventuell sogar ausgebaut werden. Was mich sehr freut. Wenn es eben zu tatsächlichen Begegnungen kommt, nicht nur auf dem Bühnenboden. Seit unserer ersten Begegnung will Jonas mich inszenieren – er Regisseur, ich Spieler. Die Odyssee will er machen. Schon lange träumen und spinnen wir dazu. Vor, während und nach den Lockdowns. Mögliches und Unmög liches. Irgendwann passiert es einfach. Wir werden es sehen.
CALIGULA von Albert Camus
Premiere: Sa 17.12., Kammerspiele
Regie Lilja Rupprecht Bühne Christina Schmitt Kostüme Annelies Vanlaere Musik Philipp Rohmer Video Moritz Grewenig Licht Kristina Jedelsky Dramaturgie Juliane Koepp Mit Elias Arens, Harald Baumgartner, Christian Behrend, Juliana Götze, Paul Grill, Manuel Harder, Guido Lambrecht, Natali Seelig, Rebecca Sickmüller, Jonas Sippel, Niklas Wetzel Live-Musik Philipp Rohmer
Nächste Termine: Do 22., Do 29.12., Kammerspiele
PROGRAMMTIPP
Mit DER STEPPENWOLF nach Hermann Hesse am So 4. und Di 27.12. sowie ODE am Sa 7. und Do 12.1. zeigen wir weitere Kooperationen mit dem RambaZamba Theater in der Regie von Lilja Rupprecht.
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FREUNDE
ALS
DT FREUND:IN
DAS THEATER NOCH NÄHER ERLEBEN
Der Verein der DT Freunde besteht seit 1993. Sein Ziel ist es, die Vielfalt und das kreative Schaffen des Deutschen Theaters Berlin ideell und finanziell zu unterstützen. Zahlreiche Produktionen konnten durch die Spenden der DT Freunde realisiert werden: hochkarätige Inszenierungen und besondere Theaterprojekte, aber u. a. auch eine weitere Drehbühne für das Probebühnenzentrum, der Bau der Terrasse an der Bar des DT und die neuen Sitztribünen auf dem Theatervorplatz. Zu den 650 Mitgliedern der DT Freunde gehören Menschen, die die besondere Nähe zum Theater und seinen Künstler:innen schätzen.
MITGLIED WERDEN
Werden Sie Mitglied bei den DT Freunden und engagieren Sie sich für das traditionsreiche Theater in der Schumannstraße!
Vorteile als Mitglied:
• Mit dem Vorkaufsrecht sichern Sie sich Ihre Tickets noch vor dem offiziellen Vorverkaufsstart.
• Exklusive Probenbesuche und Publikumsgespräche mit den Künstler:innen.
• Einladungen von Intendant Ulrich Khuon zu besonderen Empfängen vor den Premieren.
• Begleiten Sie das DT auf Gastspielreisen.
• Erleben Sie das Theater auch „hinter den Kulissen“!
Junge DT Freunde
• Als junge DT Freundin / junger DT Freund (bis 35 Jahre) kommen Sie mit anderen jungen Theaterbegeisterten einmal im Monat beim Stammtisch zusammen, unternehmen gemeinsame Theaterreisen und werden zu Proben eingeladen.
11 D T
dtfreunde.de
„Ein wirklich großer, maßstabsetzender Abend!”
(Der Tagesspiegel)
4.48 PSYCHOSE von Sarah Kane Regie und Bühne Ulrich Rasche Bühne Franz Dittrich Komposition und Musikalische Leitung Nico van Wersch Chorleitung Toni Jessen Kostüme Clemens Leander Video und Live-Kamera Florian Seufert Licht Cornelia Gloth Ton Marcel Braun, Martin Person Dramaturgie David Heiligers Mit Elias Arens, Katja Bürkle, Thorsten Hierse, Toni Jessen, Jürgen Lehmann, Kathleen Morgeneyer, Justus Pfankuch, Linda Pöppel, Yannik Stöbener; Carsten Brocker (E-Orgel), Katelyn King (Schlagwerk), Špela Mastnak (Schlagwerk), Thomsen Merkel (Bass) Termin: Mi 28.12., Deutsches Theater Nur noch wenige Vorstellungen
FLITTER ZU GOLD
TEXT NIS-MOMME STOCKMANN
Ulrich Rasches Regiearbeit am Deutschen Theater findet im Januar 2023 vorerst ihren Abschluss. Bei seiner nun dritten Premiere Leonce und Lena am 20. Januar arbeitet er erstmals mit dem Choreografen Jefta van Dinther zusammen und bringt einen Weg zu Ende, den er mit 4.48 Psychose und Oedipus bereits begonnen hat: weg von der Maschine, hin zum Körper. Der Autor Nis-Momme Stockmann schreibt hier über das Überrolltwerden, die Virtuosität und das Kindsein in Ulrich Rasches Theater-Kosmos.
Mein erstes Erlebnis mit Ulrich Rasches Regiearbeit ist mir noch sehr gegenwärtig: Es war 2010, ich hatte gerade am Schauspiel Frankfurt als Hausautor angefangen, der Chefdramaturg des Theaters setzte mich in die Generalprobe von Rasches Wilhelm Meister. Ich fragte ihn, was ich zu erwarten habe. Er lachte: „Schwierig zu beschreiben. Entweder man liebt es oder hasst es.“ Das Licht ging aus. Der Rausch begann.
Ich habe es sofort geliebt. Dieses Theater war so an ders als alles, was ich bis dahin gesehen hatte. Ästhetisch: ja –denn da war eine Vision spürbar, die sich gleichermaßen radi kal wie mühelos von der seiner Zeitgenossen unterschied. Vor allen Dingen aber dramaturgisch: Wo heute in fast alles (selbst in die sogenannten „anstrengenden Arbeiten“) ein Vokabular der Verdaulichkeit hineininszeniert wird, einem also sofort die Hand gehalten wird, wenn es schwierig oder langweilig zu wer den droht (und mit Effekten und Affekten gegengesteuert wird) – hatte Rasche eine große geduldige Prozession inszeniert: se quenziell und redundant – die sich flach, schwebend, treibend rhythmisch jeglichem Gliederungsversuch entzog – eine nur schwer dividierbare Einheit mit einer sich in großer Ruhe aus breitenden Dramaturgie der bedachten Dringlichkeitssteige rung. Ein das Denken und Fühlen, aber auch den Körper einneh mendes Gesamtereignis, das sich im Raum ausbreitet wie Schall. Während Theater in der Regel alles Ereignislose zu nivellieren versucht, schien sich diese Arbeit zur Aufgabe gemacht zu ha ben, der Zäsur eine zum Ereignis gleichwertige Bühne zu geben. Ähnlich wie in der Musik die Zäsur ein gleichwertiges Element zum Ton ist. Dadurch ragten dann die Monologe wie Riffe aus der wellenartig fließenden Struktur von Musik, Gesang und Abschreiten der Bühne. So, als müsste man erst hypnotisiert werden, um empfänglich zu werden für das Gewicht der Wor te, die wir sonst im Vorbeigehen wegnicken: „jaja – verstehe schon“. Das ist Teil Rasches großer Kunstfertigkeit: Die nötige Rezeptionshaltung, die Brille, den Filter, schafft er zunächst als
Stimmung im Raum. Diese Rezeption ist ganz anders als das bloße Befülltwerden mit Einsichten oder Inhalten. Kein „Aha“, sondern ein „Um Gottes Willen!“.
Rasches vielleicht stringentestes ästhetisches Merk mal ist die Rhythmisierung von Körpern und Sprache. Es wird immer geschritten, selten je stillgestanden. Das ist kein leerer Manierismus oder sein „Regieprofil“. Vielmehr ist es die logi sche Konsequenz einer manischen Genauigkeit mit dem gespro chenen Wort. Wer hinter die festgefahrenen Konnotationen der Sprache schauen möchte, sollte sich in einen Rasche-Abend set zen und erleben, wie die Spieler:innen mit der Sprache ringen (während man selbst mitringt und versucht, die Dissonanzen aufzulösen). Sie tun das nicht nur als szenische Behauptung, sondern ganz tatsächlich – in technischer Hinsicht. In einer Zeit, in der manchmal ganze Produktionsteams nicht wissen, warum etwas wie gesprochen werden soll – und es am Ende im Zweifelsfall dann egal ist – durchleuchtet er jeden Satz minutiös. In Oedipus zum Beispiel wird die ansteigende Verzweiflung des Königs nicht nur „behauptet“, sondern kollektiv durchlitten. Es ist sozusagen das ästhetische Gegenstück zum Method Acting: Während dieser Ansatz behauptet, man müsse ein griechischer Tyrann sein, um einen griechischen Tyrannen spielen zu können, legt Rasche die „Rolle“ in quälender Distanz zum König- und (im größeren Kontext) zum Menschsein an. Und forciert so ein Wiedersäuglingwerden vor der Sache. Ein Überrolltwer den. Oder eher: Eine Wiederverzauberung. Es fordert dich he raus, ist still, ist laut, ist verstörend und radikal – ohne Geschrei, Nacktheit und Kunstblut, Bühnenrangeleien, Vergewaltigungen oder schlechte Ohrfeigen. Wenn du dich öffnest, sickert es ganz tief in dich hinein und unterspült dich existenziell. Dort, wo du denkst, dass längst alles feststeht: deine Identität und Prägung, die Sprache zur Welt. Das große Geschenk, das dieses Theater uns macht, ist ZEIT Um uns wirklich und intensiv mit den Entitäten hinter den Worten
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zu beschäftigen. Das passiert aber auf ganz anderem Wege als bei vielen der poststrukturalistischen Künstler:innen, die dem Sprechen und der Wahrheit nicht trauen: Rasche scheint viel mehr zu sagen: Irgendwo, da in Worten, hinter all dem Profanen und Abgeschmackten, schwebt eine vollkommene Wahrheit. Sie ist grausam und schön, wie der Mensch selbst. Fast ist man da, man kann sie ja schon spüren. Nur eine Nuance noch und du bist da.
ULRICH RASCHE
Ulrich Rasche ist Regisseur und Bühnenbildner. Mit Die Räuber am Residenz theater München (2017), Woyzeck (2018) am Theater Basel und Das Große Heft am Staatsschauspiel Dresden (2019) wurde er dreimal in Folge zum Berliner Theater treffen eingeladen. 2013 wurde ihm der Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste Berlin verliehen, für seine Inszenierung Die Perser (Salzburger Festspiele) erhielt er 2018 den NestroyPreis. Nach 4.48 Psychose von Sarah Kane (2020) und Oedipus von Sophokles nach Friedrich Hölderlin (2021) zeigt er mit Leonce und Lena im Januar 2023 seine dritte Inszenierung am Deutschen Theater.
Ulrich Rasche ist ein Glücksfall für das Gegenwarts theater. Er beweist echten Mut. Mut, formal aus allen Regis tern herauszufallen. Mut, sich in einer Zeit, in der den Trends hinterhergearbeitet wird, dem Menschen in seiner Archaik zu widmen (diese Archaik beinhal tet nämlich alle diese Trends). Vor allen Dingen aber Mut zur unabgesicherten Zuwendung zu Schönheit und Abgrund. Er beweist, dass es auch im Zeit alter der Ironie möglich ist, au thentische Kunst zu schaffen. Er lässt sich nicht von Trends und Hypes beirren, denen hinter herzuarbeiten wäre, und ist da bei völlig auf der Höhe der Zeit. Denn seine Abende enthalten die Themen unserer Zeit, wie die Eichel die Eiche. Auf Trends beruhende Theaterabende al tern selten schmeichelhaft. Ul rich Rasche hingegen ist zeitlos und unkopierbar (würde man es versuchen, wäre das dann ein fach ein Rasche-Abend – von jemand anderem). Seine Arbeit ist ein Schmelztiegel des ganzen postmodernen Tands: Flitter zu Gold.
Meine Begeisterung für sein Theater ist über die Jahre immer mehr gewachsen, ja, hat sich mit seiner Arbeit mitent wickelt. Genau wie er eine Phase der Gigantomanie hatte, hatte ich sie auch als Fan: größer, noch größer bitte, noch lauter. Bei all dem Pomp der großen Inszenierungen und gigantischen Bühnen der letzen Jahre ist das eigentliche formale Merkmal Rasches sein wunderbarer Minimalismus. Seine Genauigkeit. Sein Kreisen um den Menschen, als Gefangener in einer Welt der Menschen, aber auch konkret: als Körper, als Stimmkörper. Ich freue mich, dass Ulrich Rasche abermals Mut beweist, und die kleineren Formate wieder für sich entdeckt. Denn was schaffen diese gigantischen Setzungen anderes als die Winzigkeit des Einzelnen zu prononcieren? Am schärfsten, stelle ich mir vor, wäre sein Theater am Ende vielleicht mit nur einem Menschen auf einer leeren Bühne.
„National Treasure“ würde man einen Regisseur wie Ulrich Rasche in den USA nennen. In Deutschland wird gerne über den militärisch wirkenden Gleichschritt geklagt (der Sprache in rhythmische Muster transponiert und sie so ganz anders
erfahrbar macht), Körperkult, die dunkle Kleidung oder das Durchchoreografierte der Abende, das Schauspielkunst ver hindere. Das halte ich für schlicht falsch. Begrenzung ist ein Kondensat für Größe. Auch der Darbietung. Die Strenge ist bei Rasche ein Okular für Virtuosität. So zum Beispiel bei Elias Arens als Kreon in Oedipus, der (innerhalb dieses Gerüsts) einen Ausbruch schafft, der eine solche Gewalt hat, dass einem das Knochenmark zittert – und der ohne die strenge formale Begrenzung wahrscheinlich gerademal ein inneres Achselzucken bewirkt hätte. Das ist vielleicht auch der Schlüssel zu diesem wunderbaren Theater: Es ist so nah am Pathos, den wir uns als postmoderne Wesen nicht gestatten wollen oder dürfen. Gleich zeitig aber fremd, beinahe astral – so dass es dann doch geht. Wer Rasche nicht zustimmen möchte, möchte lieber weiter auf seinen (zumindest) immer verlässlichen Zynismus hören. Auch wenn man im Grunde seiner Seele gelangweilt ist von dieser Löffelfütterung mit dem Erwartbaren, Gefälligen und ungefährlich Kantinenliberalen. Ungefährlicher zumin dest, als sich einzugestehen, dass etwas wirklich schön, wirklich rührend, wirklich verstörend ist. Dass es dich erreicht. Weil du ein Mensch bist, mit Angst, Freude und Tränen. Ja – weil du am Ende ein Kind bist – und die Welt wie ein Kind sehen möchtest. Ulrich Rasche zeigt nun am DT nach Sarah Kanes 4.48 Psychose und Oedipus mit Leonce und Lena seine dritte und letzte Arbeit im Rahmen der Intendanz von Ulrich Khuon. Seine Arbeiten gehören zum Besten, was dort zu sehen war. Nicht (nur), weil seine Abende dionysische Happenings sind. Ein Blütenmeer der Theatermittel. Sondern auch, weil sie dem Keim dieser Blüten nachgehen – tief nach ihnen graben und sie weihevoll feiern.
NIS-MOMME STOCKMANN schreibt Theaterstücke, Hörspiele, Lyrik und Prosa. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet. 2011 erhielt er den Friedrich-Hebbel-Preis, 2014 den Litera turpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft in der Sparte Dramatik und 2015 den Hermann-Sudermann-Preis. Sein erster Roman Der Fuchs wurde 2016 mit dem AspekteLiteraturpreis für das beste Romandebüt des Jahres sowie für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
Premiere: Fr 20. Januar 2023, Deutsches Theater
Regie und Bühne Ulrich Rasche Komposition und Musikalische Leitung Nico van Wersch Choreographie Jefta van Dinther Chorleitung Toni Jessen Kostüme Romy Springsguth Licht Cornelia Gloth Dramaturgie David Heiligers
Mit Toni Jessen, Marcel Kohler, Linda Pöppel, Yannik Stöbener, Enno Trebs, Julia Windischbauer, Almut Zilcher; Zazie Cayla, Philipp Lehfeldt, Ingraban von Stolzmann, Alida Stricker Live-Musik Carsten Brocker, Katelyn King, Špela Mastnak, Thomsen Merkel
Nächste Termine: Sa 21.1., Sa 4., So 5.2., Deutsches Theater
Mit 4.48 PSYCHOSE von Sarah Kane sehen Sie am Mi 28.12. Ulrich Rasches erste Regiearbeit am DT aus dem Jahr 2020.
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LEONCE UND LENA
LEONCE UND LENA von Georg Büchner
PROGRAMMTIP
DAS HIMMELSZELT
von Lucy Kirkwood
Regie Jette Steckel Bühne Florian Lösche Kostüme Andrea Schraad Musik Mark Badur Choreografie Dominika Knapik Licht Matthias Vogel Chorleitung Benedikt Reidenbach Dramaturgie Anika Steinhoff
Mit Leila Abdullah, Lena Brückner, Maren Eggert, Manuel Harder, Dominika Knapik, Kathleen Morgeneyer, Karin Neuhäuser, Linda Pöppel, Anja Schneider, Birte Schnöink, Enno Trebs, Birgit Unterweger, Ursula Werner, Kotbong Yang/Franziska Machens, Almut Zilcher
Nächste Termine: Fr 2., Do 8.12., So 1.1., Deutsches Theater
DREI FRAUEN
DREHEN AM RAD DER GESCHICHTE
ANNE LENK, LILJA RUPPRECHT UND JETTE STECKEL ÜBER GESCHLECHTERPOLITIK UND THEATERSTRUKTUREN
Die Frage, ob es in der Literatur eine weibliche Schrift gibt, ist zwar ein bisschen aus der Mode gekommen. Und doch finden sich die Künste in einem gesellschaftlichen Umbruch wieder, der erneut die Beziehungen von Geschlecht und Ästhetik in den Vordergrund rückt, vielleicht so deutlich wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Selbstverständlich auch im Theater. Am Ende der Intendanz von Ulrich Khuon im Deut schen Theater tragen heute mehr Frauen Regieverantwortung als bei seinem Antritt 2009. Drei dieser Regisseurinnen geben hier Auskunft über die geschlechterpolitischen Aspekte ihrer Arbeit und darüber, was sich zum Guten gewendet hat, wo sie neue Gefahren sehen und wo noch immer alte.
Jette Steckel kommt aus einer Theaterfamilie. Viele ihrer Abende bearbeiten moderne Klassiker, etwa von Camus oder Sartre. Und auf der Bühne zeugen sie von einer Sehnsucht, die Spielenden emotional präzise wie wuchtig, künstlich und nah zugleich zu zeigen. So arbeitet Jette Steckel manchmal mit raumgreifenden Videos, immer aber mit viel Musik. Ganz aktuell von ihr im Deutschen Theater zu sehen: die deutsche Erstaufführung von Lucy Kirkwoods Das Himmelszelt , ein zeitgenössisches Stück für fast nur Frauen, das im achtzehnten Jahrhundert spielt. Es geht darin um den weiblichen Körper als Kampfplatz und Gericht. Ist es heute einfacher, solche Stücke zu inszenieren?
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ANNE LENK LILJA RUPPRECHT JETTE STECKEL
Heute definieren Regisseurinnen das Bild des Deutschen Theaters maßgeblich mit. Machen sie etwas anders als die Männer?
„Der weibliche Körper ist ein gesellschaftlich unverzichtbares Instrument, über das Frauen an vielen Orten auf der Welt nicht frei entscheiden dürfen. Gerade erleben wir, wie sie darum kämp fen. Der Mut zur Sprachfindung für diese Themen wächst – aber präsent sind sie seit es Frauen gibt. Schon im antiken Theater mit seinen kolossalen Frauenfiguren. Es gibt zum einen ge rade eine große kritische Befragung des Kanons, welche Rolle Frauen darin spielen. Zum anderen entstehen Stücke, die das komplexe Thema des ‚Frau-Seins‘ stärker ins Zentrum stellen, und dazu zählt Das Himmelszelt.“
Seit Jette Steckel ihr Regiestudium jung begann, sind schon fast 20 Jahre vergangen. Wie haben sich die Theaterhäu ser seither selbst verändert?
„Die Themen sind nun an der Oberfläche, jetzt müssen wir Wege finden, dauerhaft die Strukturen zu verändern. Der Mut im Theater ist noch nicht besonders groß, neue Leitungs strukturen auszuprobieren. Die Gefahr liegt trotz allen Fort schritts da, wo neue Grenzen gezogen werden, Konsens darüber herrscht, was falsch und was richtig ist, oder wenn nicht alle alles spielen dürfen. Da sehe ich neue Probleme auf die Kunstfreiheit zukommen, bei aller Notwendigkeit, Emanzipation und Aus grenzung offensiv zu diskutieren. Unsere Aufgabe besteht aber nicht darin, konform zu sein, sondern Kontroversen zuzulassen.“
Anne Lenk hat eine einzigartige Position aufgebaut: Sie inszeniert meistens Stücke aus dem klassischen Kanon wie Maria Stuart, Der Menschenfeind oder Der zerbrochne Krug, arbeitet sorgfältig an der Sprache, sie zeigt viel Respekt vor den Texten und entfaltet dennoch entschieden aktuelle Lesarten. Und sie kann Humor. Im Publikum hat man bei ihr immer das Gefühl, dass selbst die Spitzenspieler:innen ausgesprochen gerne auf der Bühne ste hen. Weil sie zeigen dürfen, was sie können, aber dazu nie ganz aus dem Stück heraustreten müssen.
Lenks aktuelle Regie im Deutschen Theater: Lessings Minna von Barnhelm . Was ist aus dem 250jährigen Text über unsere Geschlechterdiskussionen zu lernen?
Sie sagt: „Texte wie Minna von Barnhelm zeigen uns, wie uralt unsere Probleme mit den fiktiven Ideen von Geschlechter bildern sind, und dass wir doch nicht so viel gelernt haben. Mein Blick auf die Literatur und die Welt ändert sich mit jeder neuen Lebenserfahrung. Ich habe das Stück vor ungefähr zehn Jahren als Anfängerin schon einmal inszeniert, und was sich be stimmt verändert hat, ist meine Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg.“
Auf die Frage, ob sie Texte anders bearbeitet als ihre männlichen Kollegen, auch als ihre Lehrer und Mentoren, antwortet Lenk: „Als weiblich gelesene Person werde ich anders behan delt und geprägt. Und der Blick auf die Literatur ist sicherlich von der Biografie gezeichnet. Mein Umgang mit dem Ensemble hat sich schon immer von der Arbeit meiner Mentor:innen
unterschieden. Vielleicht wollte ich nicht nur ein anderes Theater machen, sondern auch sehen: klare Erzählweisen, klare Setzungen, aber freie Spielende. Denn ich finde eine Regieperson nicht so spannend wie das Ureigene, das Schauspie lende mitbringen. Als Regisseurin habe ich die Fäden in der Hand und muss sie zusammenfüh ren, das Ensemble muss mich aber nicht abbilden. Vielleicht nehme ich mich nicht so ernst, wie die Generation vor mir sich manchmal ernst genommen hat. Verändert hat sich auch im Pro benalltag viel: Früher musste ich zum Beispiel kämpfen, wenn ich dem Ensemble einen freien Samstagvormittag zugestehen wollte. Das ist heute keine Frage mehr, zumindest in den ersten Probenwochen.“
JETTE STECKEL
Jette Steckels langjährige Beziehung mit dem DT begann mit ihrer Inszenie rung von Caligula von Albert Camus (2008), mit dem sie 2009 das Münchener Festival Radikal jung gewann. Seitdem brachte sie u. a. 2011 Kleinbürger von Maxim Gorki, 2012 Die schmutzigen Hände und 2013 Das Spiel ist aus von Jean-Paul Sartre im DT auf die Bühne, 2014 folgten Das weite Land von Arthur Schnitzler, 2017 10 Gebote, 2018 Vor Sonnenaufgang von Ewald Palmetshofer, 2019 Zeiten des Aufruhrs von Richard Yates und 2021 Frankenstein nach Mary Shelley. Das Himmelszelt von Lucy Kirkwood hatte am 12. November Premiere und ist ebenso wie Frankenstein im Dezember zu sehen.
Lilja Rupprech t hat gleich nach ihrem Regiestudium vor über zehn Jahren angefangen, auch am Deutschen Theater zu insze nieren. Viel Beachtung hat kurz vor Ausbruch der Pandemie ihre Regie von Ode gefunden, dem Stück von Thomas Melle über die Kulturkämpfe unserer Tage. Wenn Rupprecht mit Melle be reits die Frage gestellt hat, wo Freiheitsbewegungen – in der Kunst – zu neuen Unfreiheiten führen und wo man diese auszu halten habe, rückt Albert Camus in Caligula diesen Kippmoment ins Zentrum des Textes, wenn die Titelfigur vom Freiheitskämpfer zum Tyrannen konvertiert. Es ist übrigens ein Stück fast nur mit Männerfiguren. Nicht für Lilja Rupprecht allerdings, deren Inszenierung am 17. Dezember Premiere hat.
„In meiner Fantasie wechselt Caligula als fluider Clown zwischen Poesie, Verkleidung, Körper, Tanz, den sozu sagen weiblichen Attributen, und den stereotyp männlichen Zuschreibungen wie Krieg, Kraft, Herrschaft, Tyrannei, Macht, Erfolg hin und her. Wir wollen das Caligula-Prinzip von seinem ursprünglich männlich-universalen Ausgangspunkt weiterdenken,
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DREI FRAUEN DREHEN AM RAD DER GESCHICHTE
aber leider hindert der Verlag uns ein wenig daran: gegenge schlechtliche Besetzung ist nicht gestattet.“ Ob in den Theatern etwas in Gang gekommen sei in den letz ten Jahren oder es sich manchmal bloß um Rhetorik handle: „Doch, da ist ordentlich etwas passiert, aber es reicht noch lange nicht. Man spürt eine Sensibilisierung, und Frauen haben heute mehr Chancen als noch vor ein paar wenigen Jahren. Manchmal fühlt es sich aber leider nur dekorativ an. Die Angst vieler Männer, nun etwas falsch zu machen und dafür an den Pranger gestellt zu werden, ist stark spürbar. Manche verharren in der Angst, andere sind neugierig und setzen sich ein für noch mehr Wandel. Mehr davon! Das Theater ist zwar ein dunkler Ort, wo Fantasie und Leidenschaft, Emotionen und der spie lerische Umgang mit Regeln eine eigene Welt erschaffen. Das soll so bleiben, aber nicht auf Basis von Machtmissbrauch, Aus beutung und Narzissmus.“
Was diese drei weiblichen Regiepositionen von früheren Generationen darüber hinaus unterscheidet: Die Fragen, wie das Leben und die eigene Arbeit zu verändern seien, sind keine Nebenschauplätze. Sie betreffen ihre Kunst zentral: auf der Bühne.
ANNE LENK
Anne Lenk und das Deutsche Theater verbindet seit 2016 eine regelmäßige Zusam menarbeit. Sie begann mit Hiob von Joseph Roth. Es folgten Das Fest von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov (2017) und Der Tag, als ich nicht ich mehr war von Roland Schimmelpfennig (2018). Ihre Inszenierungen Der Menschenfeind von Molière (2019) und Maria Stuart von Friedrich Schiller (2020) erhielten Einladungen zum Berliner Theatertreffen, Der Menschenfeind wurde mit dem Friedrich-Luft-Preis 2020 ausgezeichnet.
Im Dezember 2021 inszenierte sie Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist. Minna von Barnhelm (2022) ist ihre jüngste Inszenierung am Haus. Im Dezember sind gleich drei ihrer Inszenierungen am Deutschen Theater zu erleben.
LILJA RUPPRECHT
Lilja Rupprecht war Regie assistentin am Thalia Theater in Hamburg und studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 2009 kam sie mit Ulrich Khuon ans Deutsche Theater Berlin, wo sie seitdem regelmäßig inszeniert. Auch mit dem RambaZamba Theater verbindet sie seit 2018 eine enge Zusammenarbeit. Mit Caligula stellt sie nach Antigone von Sophokles (2019), Ode von Thomas Melle (2019) und Der Steppenwolf nach Hermann Hesse (2022) ihre nunmehr vierte Arbeit unter Mitwirkung von Gästen des RambaZamba Theaters am Deutschen Theater vor. Im Dezember und Januar stehen mit Der Steppenwolf, Caligula und Ode drei ihrer Inszenie rungen auf dem Spielplan
AKTUELL IM SPIELPLAN
ANNE LENK
Minna von Barnhelm: Sa 3., So 11., So 25., Sa 31.12., Deutsches Theater
Der Menschenfeind: Mi 7.12., Deutsches Theater
Der zerbrochne Krug: Fr 30.12., Deutsches Theater
LILJA RUPPRECHT
Caligula: Premiere: Sa 17.12.; nächste Termine: Do 22., Do 29.12., Kammerspiele
Der Steppenwolf: So 4., Di 27.12., Deutsches Theater Ode: Sa 7., Do 12.1., Kammerspiele
JETTE STECKEL
Das Himmelszelt: Fr 2., Do 8.12., So 1.1., Deutsches Theater
Frankenstein: Fr 23.12., Deutsches Theater, zum letzten Mal
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ANNE LENK LILJA RUPPRECHT JETTE STECKEL
THEATER MIT QUEERER PERSPEKTIVE
In AS YOU FUCKING LIKE IT zeigt Regisseur Bastian Kraft Shakespeares WIE ES EUCH GEFÄLLT in queerer Lesart als Gender-Komödie und berührendes Verwirr- und Verwandlungsspiel.
Termine: Fr 2., Do 8., Fr 9., So 25., Sa 31.12., Kammerspiele
Für UGLY DUCKLING (Foto), ein befreiendes Spektakel mit viel subkultureller Power, wurde Bastian Kraft 2019 von Travestie für Deutschland mit dem Ehrenstöckel ausgezeichnet. Termin: Fr 30.12., Kammerspiele
Daniela Löffner inszeniert EINSAME MENSCHEN von Gerhart Hauptmann als homosexuelle Liebesgeschichte. „Gerade durch die lange mutige und durch und durch wahrhaftige Entblößung im homoerotischen Liebesakt gewinnt die neue Lesart.“ (rbb inforadio) Termine: Sa 10., Di 27.12., Kammerspiele
In DAS AUGENLID IST EIN MUSKEL erinnert sich ein junger Mann durch das Aufmucken seines Körpers an den verdrängten sexuellen Missbrauch seiner Kindheit zurück. Von Jorinde Dröse als ein „ernstes wie befreiend lustiges Verkleidungsspiel” (Berliner Zeitung) inszeniert.
Termine: Fr 2., Sa 3. und 27.12., Box
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DT TO GO 1.) Kaffeebecher 12 € 2.) RV-Tasche klein 7 € 3.) Schlüsselband 10 € 4.) Einkaufstasche 12 € 5.) Portemonnaie 12 € 6.) Papierkorb 18 € 7.) Aktentasche 28 € 8.) Umhängetasche 16 € 9.) Handyhülle 12 €
DEZEMBER SPIELPLAN
03 SA
20.00 21.50 Uhr - DT - A - SUR Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing Regie: Anne Lenk
Junges DT 19.30 21.20 Uhr - KSP - C Miroloi nach dem Roman von Karen Köhler Regie: Liesbeth Coltof
20.00 21.20 Uhr - Box - B
Das Augenlid ist ein Muskel von Alexander Stutz Regie: Jorinde Dröse 04 SO
18.30 Uhr Einführung, Saal
19.00 21.35 Uhr - DT - B - SUR
Der Steppenwolf nach Hermann Hesse in einer Bearbeitung von Thomas Melle Regie: Lilja Rupprecht
11.00 Uhr - 5€ Verleihung des Menschenrechtspreises 2022
Zum 50. Mal 19.30 21.45 Uhr - KSP- B Kommt ein Pferd in die Bar von David Grossman Regie: Dušan David Pařízek
05 MO
Junges DT 19.00 – 20.30 Uhr - Box - C Im Spiegelsaal nach der Graphic Novel von Liv Strömquist Regie: Katharina Bill
06 DI 20.00 22.00 Uhr - DT - B - SUR
20.00 21.30 Uhr - KSP - B
Biografie: Ein Spiel von Max Frisch Regie: Bastian Kraft 08 DO
20.00 22.40 Uhr - DT - A - SUR
Das Himmelszelt von Lucy Kirkwood Regie: Jette Steckel im Anschluss Nachgespr. mit der Katholischen Akademie, Saal
20.30 Uhr - KSP - A - SUR
As You Fucking Like It nach William Shakespeare Regie: Bastian Kraft
20.00 21.15 Uhr - Box - B
Mein Leben in Aspik nach dem Roman von Steven Uhly Regie: Friederike Drews
09 FR
20.00 22.30 Uhr - DT - A - SUR Platonow von Anton Tschechow in einer Fassung von Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskiy Regie: Timofej Kuljabin
19.30 Uhr - KSP - A - SUR As You Fucking Like It nach William Shakespeare Regie: Bastian Kraft
20.00 21.15 Uhr - Box - B
Mein Leben in Aspik nach dem Roman von Steven Uhly Regie: Friederike Drews
10 SA
20.00 21.20 Uhr - Box - B karpatenflecken von Thomas Perle Regie: András Dömötör
13 DI
20.00 22.35 Uhr - DT - B - SUR Auslöschung. Ein Zerfall nach Thomas Bernhard Regie: Karin Henkel
19.00 21.00 Uhr - KSP - B - SUR Werther
Ein Spiel von Liebe und Freundschaft nach J.W. von Goethe Szenischer Text: Jarosław Murawski Regie: Ewelina Marciniak
Junges DT 19.00 20.15 UhrBox - C Hier wird kein Titel stehen Eine Stückentwicklung von Sarah Kurze und dem Jungen DT Regie: Sarah Kurze
14 MI
Junges DT 19.00 20.30 UhrBox - C
Unspoken
Eine Doku-Oper von Kamilė Gudmonaitė und dem Jungen DT Regie: Kamilė Gudmonaitė
21.00 Uhr - Bar - 8 € Popsalon mit Joachim Hentschel (Süddeutsche Zeitung), Vivian Perkovic (3sat Kulturzeit), Jenni Zylka (radioeins) Balzer und Müller laden ein
15 DO
DT - Deutsches Theater
KSP - Kammerspiele SUR - with English surtitles
02 FR
20.00 22.40 Uhr - DT - A - SUR
Das Himmelszelt von Lucy Kirkwood Regie: Jette Steckel
20.30 Uhr - KSP - A - SUR
As You Fucking Like It nach William Shakespeare Regie: Bastian Kraft
20.00 21.20 Uhr - Box - B
Das Augenlid ist ein Muskel von Alexander Stutz Regie: Jorinde Dröse
Der Einzige und sein Eigentum Ein Stück Musiktheater von Sebastian Hartmann und PC Nackt nach Max Stirner Regie: Sebastian Hartmann 19.30 21.30 Uhr - KSP - B - SUR Werther Ein Spiel von Liebe und Freundschaft nach J. W. von Goethe Szenischer Text: Jarosław Murawski Regie: Ewelina Marciniak
Junges DT 19.00– 20.30 Uhr - Box - C Im Spiegelsaal nach der Graphic Novel von Liv Strömquist Regie: Katharina Bill
07 MI 20.00 21.30 Uhr - DT - A - SUR
Der Menschenfeind von Molière Regie: Anne Lenk
19.30 21.40 Uhr - DT - B - SUR Auferstehung von Lew N. Tolstoi Regie: Armin Petras
20.00 23.00 Uhr - KSP - A - SUR Einsame Menschen von Gerhart Hauptmann Regie: Daniela Löffner
Zum 50. Mal 19.00 20.30 Uhr - Box - B Vater von Dietrich Brüggemann Regie: Dietrich Brüggemann
11 SO
11.00 Uhr - DT - 20 € Gregor Gysi trifft Martin Wuttke
19.00 20.50 Uhr - DT - A - SUR Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing Regie: Anne Lenk
19.30 21.55 Uhr - KSP - A - SUR Medea. Stimmen von Christa Wolf Regie: Tilmann Köhler
20.00 21.15 Uhr - DT - B Sophie Rois fährt gegen die Wand im Deutschen Theater nach dem Roman Die Wand von Marlen Haushofer Einrichtung: Clemens Maria Schönborn
Junges DT 20.30 22.20 UhrKSP - C Die Räuber Eine Überschreibung nach Friedrich Schiller in einer Fassung von Joanna Praml und Dorle Trachternach Regie: Joanna Praml
Junges DT 18.00 19.30 UhrBox - C
Unspoken
Eine Doku-Oper von Kamilė Gudmonaitė und dem Jungen DT Regie: Kamilė Gudmonaitė
20.15 Uhr - Bar - 8€ Fußballsalon mit Christoph Biermann (11 FREUNDE) und Gästen
URAUFFÜHRUNG
19.30 Uhr - DT - A
ANGABE
DER PERSON von Elfriede Jelinek Regie: Jossi Wieler
20.00 21.15 Uhr - KSP - C
Tagebuch eines Wahnsinnigen von Nikolai Gogol Regie: Hannah Rudolph
19.30 20.45 Uhr - Box - B
Mein Leben in Aspik nach dem Roman von Steven Uhly Regie: Friederike Drews
17 SA
19.00 Uhr - Einführung, Saal
19.30 Uhr - DT - A Angabe der Person von Elfriede Jelinek Regie: Jossi Wieler
PREMIERE
20.00 Uhr - KSP - A
CALIGULA
von Albert Camus Regie: Lilja Rupprecht
Junges DT 19.00 – 20.30 UhrBox - C
Im Spiegelsaal nach der Graphic Novel von Liv Strömquist Regie: Katharina Bill
18 SO
11.00 Uhr - DT - 25 / erm. 9 €
TATORT Mittelmeer Fernsehkommissar:innen berichten über Menschen rechtsverbrechen und die humanitäre Notsituation von Geflüchteten auf dem Mittelmeer
19.00 21.30 Uhr - DT - A
Liebe, einfach außerirdisch von René Pollesch Regie: René Pollesch
19.30 21.45 Uhr - KSP - A - SUR
Der Sturm von William Shakespeare in einer neuen Übersetzung von Jakob Nolte Regie: Jan Bosse
19 MO
18.30 Uhr Einführung, Saal
19.00 23.15 Uhr - DT - A
Der Idiot nach Fjodor Dostojewskij Regie: Sebastian Hartmann
19.30 21.45 Uhr - KSP - A - SUR
Der Sturm von William Shakespeare
in einer neuen Übersetzung von Jakob Nolte Regie: Jan Bosse
Junges DT 19.00 20.15 UhrBox - C
Hier wird kein Titel stehen Eine Stückentwicklung von Sarah Kurze und dem Jungen DT Regie: Sarah Kurze
20 DI
19.30 23.00 Uhr - DT - A - SUR
Decamerone von Kirill Serebrennikov nach Motiven von Giovanni Boccaccio in zehn Geschichten Regie: Kirill Serebrennikov
20.00 22.00 Uhr - KSP - A - SUR
Birthday Candles von Noah Haidle Regie: Anna Bergmann
19.30 20.30 Uhr - Box - A
Der Bau von und mit Max Simonischek nach der Erzählung von Franz Kafka
21 MI
19.30 23.00 Uhr - DT - A - SUR Decamerone von Kirill Serebrennikov nach Motiven von Giovanni Boccaccio in zehn Geschichten Regie: Kirill Serebrennikov
20.00 22.00 Uhr - KSP - A SUR
Birthday Candles von Noah Haidle Regie: Anna Bergmann
22 DO
Blauer Tag – 12 € auf allen Plätzen 19.30 Uhr - DT - SUR
Angabe der Person von Elfriede Jelinek Regie: Jossi Wieler
20.00 Uhr - KSP - SUR Caligula von Albert Camus Regie: Lilja Rupprecht
19.00 20.30 Uhr - Box Vater von Dietrich Brüggemann Regie: Dietrich Brüggemann
23 FR
Zum letzten Mal
19.30 21.20 Uhr - DT - 12 € - SUR Frankenstein nach dem Roman von Mary Shelley Regie: Jette Steckel
20.00 21.15 Uhr - KSP - C
Tagebuch eines Wahnsinnigen von Nikolai Gogol Regie: Hannah Rudolph 24 SA
FROHE WEIHNACHTEN
25 SO
19.00 20.50 Uhr - DT - A - SUR
Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing Regie: Anne Lenk
19.30 Uhr - KSP - A - SUR
As You Fucking Like It nach William Shakespeare Regie: Bastian Kraft
26 MO
19.00 21.30 Uhr - DT - A - SUR Platonow von Anton Tschechow in einer Fassung von Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskiy Regie: Timofej Kuljabin
19.30 21.00 Uhr - KSP - B Biografie: Ein Spiel von Max Frisch Regie: Bastian Kraft
27 DI
19.00 Uhr Einführung, Saal 19.30 21.55 Uhr - DT - B - SUR
Der Steppenwolf nach Hermann Hesse in einer Bearbeitung von Thomas Melle Regie: Lilja Rupprecht
20.00 23.00 Uhr - KSP - B - SUR Einsame Menschen von Gerhart Hauptmann Regie: Daniela Löffner
19.30 20.50 Uhr - Box - B
Das Augenlid ist ein Muskel von Alexander Stutz Regie: Jorinde Dröse
28 MI
20.00 22.50 Uhr - DT - A - SUR 4.48 Psychose von Sarah Kane Regie: Ulrich Rasche
Zum 25. Mal 19.30 21.00 Uhr - KSP - B - SUR Woyzeck Interrupted von Mahin Sadri und Amir Reza Koohestani nach Georg Büchner Regie: Amir Reza Koohestani
20.00 21.20 Uhr - Box - B Die vier letzten Dinge von Danish Blue Regie: Adrian Linz
29 DO
19.30 Uhr - DT - A - SUR Angabe der Person von Elfriede Jelinek Regie: Jossi Wieler
20.00 Uhr - KSP - A - SUR Caligula von Albert Camus Regie: Lilja Rupprecht
19.30 20.50 Uhr - Box - B karpatenflecken von Thomas Perle Regie: András Dömötör
30 FR
19.30 21.00 Uhr - DT - A - SUR
Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist Regie: Anne Lenk
20.00 21.50 Uhr - KSP - B - SUR ugly duckling von Bastian Kraft und Ensemble nach Hans Christian Anderson Regie: Bastian Kraft
19.30 20.30 Uhr - Box - A Der Bau von und mit Max Simonischek nach der Erzählung von Franz Kafka
31 SA
19.30 21.20 Uhr - DT - SP SUR Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing Regie: Anne Lenk
20.00 Uhr - KSP - SP - SUR As You Fucking Like It nach William Shakespeare Regie: Bastian Kraft
GUTEN RUTSCH UND EIN FROHES NEUES JAHR 01 SO JANUAR 19.00 21.40 Uhr - DT - A - SUR Das Himmelszelt von Lucy Kirkwood Regie: Jette Steckel 19.30 21.15 Uhr - KSP - B Die Kronprätendenten frei nach Henrik Ibsen Regie und Bühne: Sarah Kurze Der Spielplan für Januar wird am 1.12. veröffentlicht.
23 16 FR
Box + Bar / Saal (freie Platzwahl) A B C D Preisgruppe 18 € 14 € 8 € 6 € ermäßigt 8 € 6 € 6 € 4 € Karten: 030.284
A B C SP Preisgruppe I 48 € 42 € 35 € 74 € Preisgruppe II 39 € 34 € 28 € 62 € Preisgruppe III 30 € 26 € 21 € 50 € Preisgruppe IV 21 € 18 € 14 € 38 € Preisgruppe V 12 € 10 € 8 € 26 € Preisgruppe VI 5 € 5 € 5 € 14 € A B C SP Preisgruppe I 30 € 25 € 19 € 50 € Preisgruppe II 23 € 19 € 14 € 35 €
Kammerspiele Deutsches Theater
41-225 deutschestheater.de
FEIER TAGS PROGRAMM
25 SO
MINNA VON BARNHELM
von Gotthold Ephraim Lessing Regie: Anne Lenk 19 Uhr, Deutsches Theater - SUR
AS YOU FUCKING LIKE IT
nach William Shakespeare Regie: Bastian Kraft 19.30 Uhr, Kammerspiele - SUR
26 MO PLATONOW
von Anton Tschechow in einer Fassung von Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskiy Regie: Timofej Kuljabin 19 Uhr, Deutsches Theater - SUR
BIOGRAFIE: EIN SPIEL von Max Frisch Regie: Bastian Kraft 19.30 Uhr, Kammerspiele
31 SA
MINNA VON BARNHELM
von Gotthold Ephraim Lessing Regie: Anne Lenk 19.30 Uhr, Deutsches Theater - SUR
AS YOU FUCKING LIKE
nach William Shakespeare Regie: Bastian Kraft 20 Uhr, Kammerspiele - SUR
01 SO
DAS HIMMELSZELT
von Lucy Kirkwood Regie: Jette Steckel 19 Uhr, Deutsches Theater - SUR
IT
DIE KRONPRÄTENDENTEN
frei nach Henrik Ibsen Regie: Sarah Kurze 19.30 Uhr, Kammerspiele SUR - with English surtitles
ESSAY FRAUEN REGIE 24 Karten: 030.284 41-225 deutschestheater.de