LANGE NACHT DER AUTOR:INNEN
30. April
Ein Ticket, eine Bühne, drei Uraufführungen: Statt mit den drei Festival-Uraufführungen zu enden, beginnen die Autor:innentheatertage in diesem Jahr mit einer Langen Nacht.
Caren Jeß DEM MARDER DIE TAUBE
Nele Stuhler GAIA AM DEUTSCHEN THEATER (GÖ)
Lukas Bärfuss VERFÜHRUNG
Liebes Publikum, drei Uraufführungen im Rahmen einer Langen Nacht, zehn Berlin-Premieren und ein Tag der Neuen Dramatik: Vom 30. April bis 11. Mai herrscht Hochbetrieb auf unseren Bühnen – das Deutsche Theater Berlin feiert Autor:innentheatertage. Es ist ein Festival der Begegnung, gleichzeitig ein Festival inmitten eskalierender Krisen. Die Künstlerin Esra Gülmen, die für dieses Magazin gezeichnet hat, bringt dieses Gefühl auf einen gelben Punkt: Frowney und Smiley, zwei Theatermasken, eine lachend, eine zornig, zwei sich überlagernde Emoticons der Gegenwart.
Viele Festivalbeiträge folgen diesem doppelten Blick – und sind hochtheatral und hochpolitisch zugleich. Sie sprechen als Boulevardkomödie über Klassismus, als Fest für zwei Schauspieler:innen über Einsamkeit, als rasendes Diskursstück über die Bedrohungen der Demokratie oder den drohenden Freiheitsverlust der Kunst. Der Krieg in Europa, Klimaerwärmung, das Ende der Menschheit, die kalte Hand des Kapitals … das Gastspielprogramm zeigt kämpferische Abende mit großer ästhetischer Überzeugungskraft.
Zuvor – und als Festivalstart – kommen drei eigens produzierte Uraufführungen auf die Bühne. In diesem Jahr sind es keine Neuentdeckungen, sondern Bekenntnisse zu kontinuierlicher Autor:innenarbeit: die Dramatikerin Caren Jeß ist den Autor:innentheatertagen seit 2019 verbunden; Nele Stuhler bringt mit der Uraufführung eine am Deutschen Theater entstandene Trilogie zu ihrem Abschluss; Lukas Bärfuss war Juror und ein wichtiger Wegbegleiter des Festivals. So trägt in der diesjährigen Langen Nacht der Autor:innen der Glaube an mehrjährige Arbeitsbeziehungen Früchte. Ulrich Khuon wird diese letzte Festivalausgabe unter seiner Intendanz mit einer Festrede eröffnen.
In diesem Heft finden Sie alle Veranstaltungen des Festivals: Uraufführungen, Gastspiele, Gespräche, einen Leseparcours. Doch die Autor:innentheatertage sind mehr als das: ein erleuchteter Theaterplatz, Musik und Festivalbar, das Klassentreffen der beständig wachsenden ATT-Autor:innenfamilie, der Ort für Entdeckungen und für Fachsimpeleien, ein Treffpunkt für die Berliner:innen, ein Fest für Zeitgenoss:innen, zwölf Tage und zwölf Nächte Gegenwart.
30. April
bis 11. Mai
Das Festival präsentiert zehn herausragende Uraufführungen erstmals in Berlin.
Nele Stuhler und Jan Koslowski DER KLEINE SNACK
Marco Damghani ANOUK & ADOFA
Sasha Marianna Salzmann IM MENSCHEN MUSS ALLES HERRLICH SEIN
Ariane Koch DIE TOTEN FREUNDE (Dinosauriermonologe)
Thomas Melle
ODE
Rainald Goetz
JOHANN HOLTROP
Kim de L’Horizon HÄNSEL & GRETA & THE BIG BAD WITCH
Lasse Koch WILHELM TROLL Caren Jeß DAS STILLLEBEN
Elfriede Jelinek SONNE, LOS JETZT!
Mit: Paul Grill, Linn Reusse, Anja Schneider, Sidney Fahlisch und Ananda Luna Cruz Grünbauer
Regie: Stephan Kimmig, Bühne: Katja Haß, Kostüme: Sigi Colpe, Musik: Michael Verhovec, Licht: Robert Grauel, Dramaturgie: John von Düffel
Uraufführung: 30. April, 18.00 Uhr, Deutsches Theater
„Ich habe jemanden kennengelernt“, erzählt Erike ihren Eltern. Sie meint damit keinen Mann, sondern eine Frau, die sie später ihre „Schwester“ nennen wird, obwohl die deutlich ältere Theta einer anderen Generation angehört. Ihr Kontakt kommt durch eine Annonce zustande: „Nylonstrümpfe gesucht!“ Und Erike hat Unmengen davon abzugeben. Es ist der Beginn einer wundersamen Freundschaft zweier Frauen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Theta, Berliner Museumskuratorin a. D., hat sich in die norddeutsche Provinz zurückgezogen, um ihre Zeit mit Taubenzucht und Kleingärtnerei zu verbringen; Erike, die junge Elmshornerin, die angeblich als Pflegerin arbeitet, hat keine Ambitionen auf die große weite Welt. Tastend kommen die beiden sich näher, ohne dass die Fremdheit zwischen ihnen verschwindet.
Mit einem scharfen Blick für das Brüchige und Prekäre ihrer Annäherung erzählt Caren Jeß die Geschichte einer Frauenfreundschaft.
Die detaillierte Verortung in Elmshorn im Schlagschatten des Verwaltungshochhauses der Teppich Kibek-GmbH zielt nicht auf Provinz-Bashing, sondern beschreibt sehr präzise, wie dünn die Oberflächen der mittelstädtischen Wirklichkeit sind und wie bodenlos die Abgründe, die sich in der Kleingartensiedlung auftun. Das Unbekannte lauert im scheinbar Vertrauten, genau wie die Stadtfauna der Tiere, die Caren Jeß diesem Stück einschreibt. Es ist eine urbane Tierwelt der Tauben und Marder, der herrenlosen Hunde, Ratten und Fliegen. Ihr rätselhaftes Leben und Sterben koexistiert mit dem der Menschen, ohne sie zu spiegeln. Wer der Marder unter den Figuren ist und wer die Taube, wer Täter, wer Opfer – auf diese Fragen gibt das Stück keine simple allegorische Antwort. Es bleibt das Vexierspiel einer ungewissen Wirklichkeit zwischen Sprachschichten und verschobenen Ebenen. Und sogar das scheinbar überschaubare Elmshorn wird darin zum „Uncanny Valley” .
geboren 1985 in Eckernförde, studierte Deutsche Philologie und Neuere deutsche Literatur in Freiburg i.Br und Berlin. Mit ihrem Stück Bookpink wurde sie auf den Autor:innentheatertagen vorgestellt und gewann die Residency des Münchner Förderpreises für deutschsprachige Dramatik. Mit der Grazer Uraufführungsinszenierung wurde sie 2020 für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert und zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres erklärt. Ihr Stück Eleos, ebenfalls vom Schauspielhaus Graz produziert, war als Theaterverfilmung zu den ATT 2022 eingeladen. Im Festivalprogramm der diesjährigen ATT ist darüber hinaus ihr Stück Stillleben in einer Inszenierung des Theater Heidelberg zu sehen. Caren Jeß lebt in Dresden.
Mit: Elias Arens, Harald Baumgartner, Maren Eggert, Lorena Handschin, Lisa Hrdina, Bernd Moss, Caner Sunar sowie aus dem Jungen DT: Lilli Dezius, Tilman Döbler, Marlene Engberding, Joséphine Lou Falkenstein, Malia Kassin; Live-Musik: Samuel Wiese
Regie: Sarah Kurze, Bühne: Janja Valjarević
Kostüme: Vanessa Vadineanu, Musik: Samuel Wiese
Licht: Robert Grauel, Dramaturgie: Sima Djabar Zadegan
Dramaturgische Begleitung Junges DT: Maura Meyer
Uraufführung: 30. April, 18.00 Uhr, Deutsches Theater
Die Welt ist ausgebeutet und die Menschheit ausgestorben. Bloß im Deutschen Theater haben das die Leute nicht mitbekommen. Dort wurden Ensemble, Mitarbeiter:innen und Jugendclub aus Versehen verschont. Da muss die Weltenschöpferin Gaia nochmal ran, um sie abzuschaffen, endgültig.
Auf ein letztes Spiel lässt sich die Göttin aber ein mit den Menschen. Ein Lehrstück über ihre gesamte Schöpfung soll auf die Bühne kommen, als Chance für die Menschheit, sich vielleicht doch noch zu bessern oder zumindest das eigene Ende einzusehen. Und so erprobt Gaia mit ihnen noch einmal den Anfang, den Lauf aller Dinge und spielt auf zum großen Welttheater. Doch wie können die Leute für Flüsse und Berge sprechen, die sie zerstört haben und deren Perspektive sie nicht kennen? Wie Göttinnen und Drachinnen darstellen, wenn man keine Göttin oder
Drachin ist? Und wozu spielen, wenn gar kein Publikum mehr das ist? Ein paar Anti-Humanismus-Workshops und kreative Schaffenskrisen später will niemand den Probenprozess abbrechen, denn dann wäre ja Ende. Und überhaupt: Wo ließe sich besser über Anfang und Neu-Anfang verhandeln, als auf den Brettern, die die Welt bedeuten?
Nele Stuhler hat sich im Rahmen der Autor:innentheatertage mehrfach mit dem Gaia-Mythos beschäftigt. In den vergangenen Jahren ist die Weltschöpferin zur Haus- und Hofgöttin geworden: Die ersten beiden Teile von Nele Stuhlers Gaia-Trilogie, Gaia googelt nicht und Gaia rettet die Welt, waren im Deutschen Theater, in den Kammerspielen und Open Air zu sehen. Für die Autor:innentheatertage 2023 kommt die Trilogie mit Schauspieler:innen aus dem DT-Ensemble und dem Jungen DT zu ihrem Abschluss.
NELE STUHLER
Nele Stuhler wurde 1989 geboren und wuchs in Berlin auf. Sie studierte Volksbühne in Berlin, Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Theaterschreiben in Graz. Sie arbeitet als Autorin, Regisseurin und Performerin und schreibt allein und mit anderen, unter anderem mit ihrer Theatergruppe FUX und als Regie/Textduo Stuhler/Koslowski. Für ihr Stück Fische erhielt sie den ElseLasker-Schüler Stückpreis. Ihr Textprojekt Keine Ahnung, das im Korbinian Verlag erschienen ist, wurde als Hörspiel des Monats ausgezeichnet. 2022 war sie Teilnehmerin der ersten Mülheimer Stückewerkstatt.
Mit: Ulrich Matthes, Birgit Unterweger, Julia Windischbauer
Regie: András Dömötör, Bühne: Magda Willi
Kostüme: Fruzsina Nagy, Musik: Tamás Matkó
Licht: Robert Grauel, Dramaturgie: Juliane Koepp
Uraufführung: 30. April, 18.00 Uhr, Deutsches Theater
Hauke Born, ein Heiratsschwindler und Hochstapler, sitzt in einem trostlosen Zimmer. Er trägt eine Fußfessel. Nach sechs Jahren Gefängnis soll er sich wieder in die Gesellschaft integrieren. Seine Therapeutin Tania begleitet ihn seit Jahren auf seinem Weg zurück in die Freiheit. Er hat es fast geschafft, als sich Sonja Schwarz zu einem Besuch anmeldet.
Sie behauptet, seine Tochter zu sein. Hauke ist überrascht und skeptisch. Die zwei treffen sich und nähern sich an. Sucht Sonja einen Vater? Braucht Hauke die Tochter? Und interessieren diese vielleicht nur die sieben Millionen, von denen niemand weiß, wo sie abgeblieben sind. Hauke behauptet, sie nicht
mehr zu besitzen. Es war schmutziges Geld. Denn die Frau, von der er das Geld ergaunert hat, ist eine reiche Industriellenerbin und deren Familie wurde mit Hilfe von polnischen und jüdischen Zwangsarbeiter:innen in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts reich.
Lukas Bärfuss widmet sich in seinem Stück der Kunst der Verführung. Wer will verführt werden? Wer lässt sich verführen? Spielen politische, amouröse, finanzielle oder moralische Motive eine Rolle? Und werden schreckliche menschliche Schicksale nur benutzt und verkommen zu Anekdoten, wenn die Zeitzeugen nicht mehr selbst zu Wort kommen können?
LUKAS BÄRFUSS
Lukas Bärfuss wurde 1971 in Thun geboren. Nach einer Ausbildung zum Buchhändler lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in Zürich. Er schreibt Prosatexte, Hörspiele und Theaterstücke. 1998 war er Mitbegründer der freien Theatergruppe 400asa. Für sein Stück Der Bus (Das Zeug einer Heiligen) wurde er 2005 von Theater heute zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. Das Stück erhielt im gleichen Jahr den Mülheimer Dramatikerpreis. Bärfuss' Theaterstücke werden auf der ganzen Welt gespielt. Für sein literarisches Schaffen erhielt er zahlreiche Preise – u. a. den Berliner Literaturpreis 2013, den Schweizer Buchpreis 2014 und den Georg-Büchner-Preis 2019. Seit 2015 ist Lukas Bärfuss Mitglied der Akademie für deutsche Sprache und Dichtung.
„Während ebenso Existenzielles wie Zeitgeistiges auf den Tisch kommt, laufen die Spieler:innen zu Höchstform auf.” (Theater heute)
Zwischenmahlzeiten lassen tief blicken, zum Beispiel in die ihnen zugehörige Region. Zwischen einer Handvoll Erdnüsse, Canapés, Jausen, Mezedes, Tapas und dem Mitternachtskebab hat sich das Snack-Angebot in unseren Breiten erfreulicherweise stark erweitert. Viele Snacks sind dazugekommen, einige passen nicht mehr in den Zeitgeist und wieder andere erfüllen neben der Nahrungsaufnahme mittlerweile andere Funktionen. Functional Food kann genauso identitätsstiftend sein wie spaltend, meint: Die Teilhabe an Wissen über gesundes bzw. „richtiges” Essen ist heutzutage (oder war es schon immer?) strukturell klassistisch.
Und doch geht Liebe bekanntlich durch den Magen und es gibt kaum etwas, was Menschen verlässlicher zusammenbringt als die gemeinsam eingenommene Mahlzeit. Der rituelle
So 30. April, 20.30 Uhr und Mo 1. Mai, 18.00 Uhr, Kammerspiele
Hungry Eyes – Autor:innensalon mit Nele Stuhler und Jan Koslowski Mo 1. Mai, 20.00 Uhr, Saal
Moment der Herdgemeinschaft trägt über Konflikte und Krisen hinweg, schafft neue Verbindungen und Zusammenhalt. Oder endet im Streit über Ernährungstrends, die immer auch das Menschenbild der eigenen Epoche spiegeln.
Mit: Heidi Ecks, Anna Kubin, Christoph Pütthoff, Lotte Schubert, Mark Tumba
Regie: Nele Stuhler, Jan Koslowski, Bühne: Chasper Bertschinger, Kostüme: Svenja Gassen, Choreografie: Brigitte Cuvelier
Licht: Frank Kraus, Dramaturgie: Lukas Schmelmer
JAN KOSLOWSKI ist Regisseur, Autor und Schauspieler. Aufgewachsen in Berlin, studierte er Regie in Ludwigsburg und Zürich. Seit 2006 Mitglied von P14 an der Volksbühne Berlin. Dort lernt er NELE STUHLER kennen, mit der er seit 2007 als Autor:innenund Regiekollektiv zusammenarbeitet. Der kleine Snack ist ihre dritte Regiearbeit am Schauspiel Frankfurt.
„Ein wunderbar gradliniger Zugriff mit Tiefenblick in die Figurenpsychologie und ihre Verstrickungen in gesellschaftliche Erwartungen. Ein großer Abend.” (Leipziger Volkszeitung)
Anouk und Adofa tun es – sie leben als Paar zusammen. Sie Architektin, er Schauspieler, gut aufeinander eingespielt und mit den Eigenheiten des anderen vertraut. Den gesellschaftlichen Ansprüchen ans Paarsein stellt man sich spielerisch und stützt sich gegenseitig, wenn die Welt draußen mit ihren Widersprüchlichkeiten zur Herausforderung wird. Während Anouk beschließt, sich endlich ihren Dämonen zu stellen, muss Adofa mit dem Tod seiner Mutter fertigwerden.
Immer sichtbarer stoßen die beiden an die Grenzen ihrer Beziehung, Übereinkünfte werden neu beleuchtet, ihre Gesprächskultur auf die Probe gestellt. Vielleicht zum ersten Mal wird ihnen klar, dass Schere-Stein-Papier irgendwann nicht mehr als
So 30. April, 18.30 Uhr und Mo 1. Mai, 16.00 und 20.00 Uhr, Box
Schere, Stein, Papier – Autor:innensalon mit Marco Damghani Mo 1. Mai, 21.45 Uhr, Box
Entscheidungsgrundlage für die wichtigen Fragen des Lebens ausreicht.
Mit: Paulina Bittner, Patrick Isermeyer
Text und Regie: Marco Damghani, Bühne: Hugo Gretler, Kostüme: Ragna Hemmersbach, Musik: Lennard Eggers, Licht: Sebastian Elster, Video: Gabriel Arnold, Dramaturgie: Georg Mellert
MARCO DAMGHANI, geboren 1992 in Hamburg, studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin sowie am National Institute of Dramatic Arts in Sydney. Er ist als Autor, Regisseur und Moderator tätig und beschäftigt sich mit Fragen des Politischen, den Themen (post)migrantischer Gesellschaft sowie der Verbindung von Persönlichem und Systemischem. Er inszenierte u. a. am Parade Theatre Sydney, am Kasemattentheater Luxemburg und am Schauspielhaus Leipzig sowohl eigene Texte als auch Stücke anderer Autor:innen.
„Ein intensiver Theaterabend” (Hamburger Abendblatt)
Edi, angehende Journalistin in Berlin, ist Ukrainerin, aber sie weiß nicht genau, was das bedeutet. Anfang der 90er, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, hat ihre Mutter Lena mit ihr die gerade unabhängig gewordene Ukraine verlassen. Gemeinsam mit Tatjana, die nichts hatte als ein Kind auf dem Arm, ist sie in Jena gestrandet. Zwei Verliererinnen der Geschichte.
2017, zu ihrem 50. Geburtstag, will Lena endlich alle wieder zusammenbringen. Jetzt spiegeln sich die Härten der Migration in der Identitätssuche der Töchter. Während Edi nur widerstrebend beginnt, Fragen zu stellen, hat Tatjanas Tochter Nina jeden Kontakt abgebrochen. Doch der Großvater macht sich auf den gefährlichen Weg vom Donbass nach Jena. Die einstige Heimat – ein Kriegsgebiet.
Di 2. Mai, 20.00 Uhr und Mi 3. Mai, 19.30 Uhr, Deutsches Theater
In Fleischwolf-Zeiten – Nachgespräch mit Regisseur Hakan Savaş Mican u. a. am Mi 3. Mai, 21.45 Uhr, Saal
Mit: Pauline Rénevier, Toini Ruhnke, Stefan Stern, Oana Solomon, Oda Thormeyer
Regie: Hakan Savaş Mican, Bühne: Michael Köpke, Kostüme: Sylvia Rieger, Dramaturgie: Susanne Meister, Musik: Masha Kashyna
Video: Sebastian Lempe, Live-Musik: Masha Kashyna, Stefan Stern
SASHA MARIANNA SALZMANN, geboren 1985 in Wolgograd, ist Theaterautor:in, Essayist:in und Dramaturg:in. Der Debütroman Außer sich wurde 2017 mit dem Literaturpreis der Jürgen PontoStiftung und dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet und stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Er ist in sechzehn Sprachen übersetzt. Für Im Menschen muss alles herrlich sein (2021), ebenfalls für den Deutschen Buchpreis nominiert, erhielt Salzmann 2022 den Preis der Literaturhäuser und den HermannHesse-Preis. Am Thalia Theater Hamburg kommt der Roman in einer von Sasha selbst erstellten Theaterfassung auf die Bühne.
Di 2. Mai, 20.30 Uhr und Mi 3. Mai, 20.00 Uhr, Kammerspiele
Wüste Erde – Autor:innensalon mit Ariane Koch
2. Mai, 22.15 Uhr, Saal
„Mit Humor begegnet Ariane Koch den großen Menschheitsthemen.” (Rheinpfalz)
In 200 Millionen Jahren sind nur noch die weiblichen Dinosaurier übriggeblieben. Eine Gruppe von ihnen vegetiert in Unsterblichkeit vor sich hin, bis ein unbekanntes Wesen auftaucht. Seltsam anders, zweibeinig, dünnhäutig. Aber wenn es singt, geht Rosmarie das Herz auf. Sie beobachtet das Wesen, ist von ihm besessen. Kann es ihre Fragen nach der Sinnhaftigkeit ihres eintönigen Lebens beantworten? Ihr womöglich einen Weg in das lang ersehnte Verschwinden zeigen?
Aber nicht alle sind glücklich über den Eindringling, dessen Sprache niemand versteht. Eines Tages wird das Wesen tot aufgefunden, Todesursache mehr oder weniger ungeklärt. Man stopft es aus, animiert es und baut ihm ein Museum. Rosmarie ist nicht einverstanden und verlässt die Gruppe. Am Ende übernehmen die Birken das Ruder. Aber die, die sich
verloren haben, finden trotzdem wieder zusammen.
Mit: Hannelore Bähr, Helena Gossmann, Ulrike Knobloch, Jelena Kunz, Nina Schopka, Aglaja Stadelmann
Regie: Simone Blattner, Bühne: Martin Miotk, Kostüme: Andy Besuch, Musik: Christopher Brandt, Piano: Sophie Miyo Kersting, Dramaturgie: Carola von Gradulewski
ARIANE KOCH, geboren 1988, schreibt und konzipiert Theaterstücke, Performances und andere künstlerische Projekte in verschiedenen Kollaborationen. Sie studierte Theaterwissenschaft an der Universität Bern und Philosophie an der Universität Basel. Für ihren ersten Roman Die Aufdrängung wurde sie 2021 mit dem aspekte-Literaturpreis des ZDF ausgezeichnet. Ihr Stück Die toten Freunde (Dinosauriermonologe) erhielt den Else-Lasker-SchülerStückepreis.
„Melles Ode scheint das Stück der Stunde, wird hier doch alles verhandelt, was derzeit auf der kulturpolitischen Agenda steht.” (Kölnische Rundschau)
Die Kunstfreiheit ist im Grundgesetz verankert und wird dennoch permanent hinterfragt: Darf Kunst alles? Muss Kunst sich positionieren? Während von rechts Brauchtumspflege und Nationalkultur gefordert wird, eskalieren auf der anderen Seite und in der Mitte der Gesellschaft die Debatten um Identitätspolitik. Der Romanautor und Dramatiker Thomas Melle schafft in seinem Stück Ode mit abgründigem Witz Situationen, die das Dilemma der Kunstschaffenden genauso zeigen wie die Hitzigkeit der gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Widersprüchlich, unideologisch und sehr komisch entsteht mit Ode ein Stimmungsbild unserer Gesellschaft und eine Liebeserklärung an die Kunst. Ode wurde 2019 am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt. In der Kölner Zweitinszenierung, die den Nachspielpreis des Heidelberger Stückemarkts gewann
Fr 5. Mai, 20.00 Uhr, Kammerspiele
Kunst ist Staat – Einführungsgespräch mit Regisseur Rafael Sanchez u. a. Fr 5. Mai, 19.00 Uhr, Saal
und für die Thomas Melle einen neuen Epilog verfasst hat, kehrt das Stück nun nach Berlin zurück.
Mit: Paul Basonga, Nikolaus Benda, Nicola Gründel, Benjamin Höppner, Yvon Jansen, Rebecca Lindauer, Kei Muramoto
Regie: Rafael Sanchez, Bühne: Thomas Dreissigacke, Kostüm: Maria Roers, Musik & Live-Musik: Cornelius Borgolte, Video: Nazgol Emami, Licht: Michael Frank, Dramaturgie: Sibylle Dudek
THOMAS MELLE, geboren 1975, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Tübingen, Austin und Berlin. Er ist Autor vielgespielter Theaterstücke und übersetzte u. a. William T. Vollmann und Tom McCarthy ins Deutsche. Sein Debütroman Sickster (2011) war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde mit dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet. 2014 folgte der Roman 3000 Euro. 2016 erschien sein Roman Die Welt im Rücken und 2022 Das leichte Leben
„Ungemein unterhaltsam, ein Schlag ins Kontor und Triumph des Sounds“ (FAZ)
Visionär, Karrierist, Bluffer, Menschenfänger, manischer Narzisst, ein machiavellistischer Macher, Stehaufmännchen, Glückskind des Kapitalismus, Entscheidungshysteriker, Rockstar: Johann Holtrop, 48, ist vieles. Vor allem aber ist er der Vorstandsvorsitzende von Asperg, einem Medienkonzern mit Sitz in Schönhausen und einer Tochterfirma Arrow PC im thüringischen Krölp. Holtrop lebt im Wahn der absoluten Gegenwart, sein Ego und Charisma walzen alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Bis die steile Karriere, die Parallelen zum Fall Thomas Middelhoff aufweist, ins Wanken gerät und ein jähes Ende nimmt. In seinem 2012 erschienenen Roman erzählt Rainald Goetz in typisch hyperrealistischer Sprache vom Abriss der Gesellschaft, vom Aufstieg und Fall eines Managers, von politischen Umbrüchen der Nullerjahre und nicht zuletzt über Machtdynamiken auf den Führungsetagen.
Sa 6. Mai, 19.30 Uhr, Einführung, Saal Sa 6. Mai, 20.00 Uhr und So 7. Mai, 19.00 Uhr, Deutsches Theater
Abriss der Gesellschaft –Nachgespräch mit Regisseur Stefan Bachmann u. a. So 7. Mai, 21.15 Uhr, Saal
Mit: Nicola Gründel, Melanie Kretschmann, Anja Laïs, Rebecca Lindauer, Lea Ruckpaul, Luana Velis, Cennet Rüya Vos, Ines Marie Westernströer, Musiker:innen: Sven Kaiser, Zuzana Leharová, Annette Maye, Jan-Felix Rohde
Regie: Stefan Bachmann, Bühne: Olaf Altmann, Kostüme: Jana Findeklee, Joki Tewes, Choreografie und Körperarbeit: Sabina Perry, Licht: Michael Gööck, Dramaturgie: Lea Goebel, Komposition und Musikalische Leitung: Sven Kaiser
RAINALD GOETZ wurde 1954 in München geboren und lebt in Berlin. Er studierte Geschichte, Theaterwissenschaft und Medizin. Seit 1976 veröffentlichte er in Zeitungen und Zeitschriften. Sein erster Roman Irre erschien 1983. Eine entscheidende Prägung erfuhr sein Schreiben durch das Aufkommen von Techno und House. Kultstatus erlangte sein Internet-Tagebuch Abfall für alle, das 1999 in Buchform erschien. 2012 erschien sein Roman Johann Holtrop. Im selben Jahr erhielt er den Berliner Literaturpreis für sein eigensinniges, singuläres Werk.
Sa 6. Mai, 18.00 Uhr und So 7. Mai, 16.00 und 20.00 Uhr, Box
Welt retten – Nachgespräch mit Regisseurin Ruth Mensah u. a. Sa 6. Mai, 19.30 Uhr, Box
„Theaterwunder der schmutzigen, weil durchaus nicht sortenreinen Sorte” (CH Media)
Damals im Märchen wurden Kinder in den Wald geschickt, wenn es kein Brot mehr gab. Und Kinder, die in den Wald geschickt werden, gibt es heute noch. Nur den Wald nicht mehr. Der ist jetzt eine planetare Monokultur, um Vitalin anzubauen, was alle schlürfen, um juicyer zu werden. Greta möchte aber lieber die Welt retten und erhält unerwartet Hilfe von der Hexe, die gar nicht böse ist, sondern „bad-ass”. Aber was heißt das eigentlich: „die Welt retten”? Welche Teile der Welt wollen wir denn retten? Und wer ist dieses WIR? Dürfen die Nichtmenschen auch mitreden, also Flechten, Pilze, Cyanobakterien, die Welt selbst? Dieses glitzernde, nach moosigem Prosecco riechende Klimastück ohne Klima ist im Rahmen der Hausautor:innenschaft von Kim de l’Horizon am Schauspiel Bern entstanden und Teil 1 von de l’Horizons Septologie des „Posthumanistischen Theaters“ .
Mit: Julius Engelbach, Lucia Kotikova, Viet Anh Alexander Tran, Genet Zegay
Regie: Ruth Mensah, Bühne: Charlotte Martin, Kostüme: Shayenne Di Martino, Dramaturgie: Julia Fahle
KIM DE L’HORIZON, geboren 2666 auf Gethen, hat Germanistik im Elfenbeinturm, Literarisches Weinen in Biel und Hexerei bei Starhawk studiert. Mit dem Literaturmagazin delirium kratzt Kim an der Vorstellung, dass Texte von sogenannten „Individuen” produziert werden. Kim performte im jungen theater basel und im Kollektiv e0b0ff. Im Zürcher Dramenprozessor 2020/21 entstand Dann mach Limonade, Bitch. 2021/22 war Kim Hausautor:in an den Bühnen Bern. Kim studiert Transdisziplinarität an der ZHdK und malt dort ökofeministische Burnoutbilder der Erde, bewegt sich an der Grenze zwischen Literatur und Malerei, Theorie und Kunst, Keramik und Rupaul. Der Debutroman Blutbuch wurde 2022 mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung sowie dem Deutschen Buchpreis und dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet.
„Schon nach wenigen Minuten lernt man es zu lieben, den Troll zu hassen.” (Basler Zeitung)
Aus den Zwischenzonen des Internets tritt der Troll auf die politische Bühne. Etwa als Staatschef aus dem Trash-TV, der mit Krokodilen gegen Flüchtlinge und mit Nuklearwaffen gegen Wirbelstürme kämpft. Er erscheint in Person des rechten Hipsters, der seinen Bart ebenso liebevoll pflegt wie seinen Hass auf Andersdenkende… als Angry White Man, als Donald Trump, als Attila Hildmann und als Sprachrohr all jener, die ihren Privilegien hinterherjammern. Der reinen Wahrheit verpflichtet, zertrümmert er jegliche Objektivität. Der Troll scheint ewiggestrig – und ist doch topmodern. Lasse Koch hat für das Theater Basel ein Zeitstück verfasst. Als Farce und Komödie, als Schauspieler:innentheater und Politshow widmet sich der Abend der Figur des rückwärtsgewandten Revolutionärs, der zum Sturm auf den demokratischen Status quo bläst.
Mo 8. Mai, 20.30 Uhr und Di 9. Mai, 19.30 Uhr, Kammerspiele
Hell(o) – Autor:innensalon mit Lasse Koch
Mo 8. Mai, 22.30 Uhr, Saal
Mit: Flamur Blakaj, Jan Bluthardt, Fabian Dämmich, Jonathan Fink, Elena Marieke Gester
Regie: Jörg Pohl, Bühne und Kostüme: Lena Schön, Helen Stein, Mitarbeit Bühne: Klara Mand, Komposition: Evelinn Trouble, Licht: Stefan Erny, Roland Heid, Dramaturgie: Kris Merken
LASSE KOCH wurde 1976 in Hildesheim geboren und studierte Politikwissenschaften. Seitdem arbeitete er als Drehbuchautor, Chefredakteur des Magazins OPAK, freier Autor journalistischer Texte sowie als Bartender in Hamburg. In Zusammenarbeit mit Harry Rowohlt, Schorsch Kamerun, Thomas Ebermann, Michael Weber und Jörg Pohl entstanden mehrere freie Theaterproduktionen, die beispielsweise am Schauspielhaus Hamburg, der Volksbühne Berlin und den Münchner Kammerspielen zur Aufführung kamen. Außerdem war er Mitglied des Kollektivs „Die Untüchtigen“, bekannt für seine politisch-literarische Veranstaltungsreihe in Hamburger Nachtclubs.
Mo 8. Mai, 19.00 Uhr und Di 9. Mai, 19.00 Uhr, Box
Im Kasten – Autor:innensalon mit Caren Jeß
Mo 8. Mai, 20.30, Box
„Wenn alle Uniseminare so liefen wie diese Inszenierung, dann müsste die altehrwürdige Institution die Schotten dichtmachen – wegen Überfüllung” (Rhein-Neckar-Zeitung)
Eine Geisteswissenschaftlerin steht vor einem Gemälde. Einem Stillleben. In diesem Stillleben sitzt der Protagonist. Ein Musterbeispiel seiner Epoche – dem Biedermeier. Aber das 19. Jahrhundert ist vorbei. Wir leben in keiner Monarchie und Autoritäten lehnen wir ab. Wir bilden uns eine eigene Meinung! Aber was ist übriggeblieben vom Rückzug ins Private? Sofalandschaften sind spätestens seit der Pandemie erneut zum beliebtesten Rückzugsort der Mittelschicht geworden, und erlebt nicht der sogenannte Spießer sein Revival? Draußen brennt's und keiner reckt die Fäuste. Woher kommen diese Politikverdrossenheit und die Angst, Dinge zu verändern? Wann beginnt der Kampf für den erforderlichen Wandel? Wahrscheinlich, wenn es zu spät ist. Ist es das nicht längst? Caren Jeß seziert den gesellschaftlichen Wandel und dessen Nebenwirkungen:
„Das Ringen um mehr Gerechtigkeit verharrt im Schwitzkasten reaktionärer Verhältnisse. Die Menschen ziehen sich von Zeit zu Zeit neue Klamotten an, aber innerlich bleiben sie dieselben.“
Mit: Isabell Giebeler, Hendrik Richter, Anne Rieckhof
Regie: Tuğsal Moğul, Bühne: Ariane Salzbrunn, Kostüme: Nora Kirschmeier, Dramaturgie: Michael Letmathe
CAREN ERDMUTH JE ß , geboren 1985 in Eckernförde, studierte Deutsche Philologie und Neuere Deutsche Literatur in Freiburg und Berlin. Als Dramatikerin trat sie das erste Mal 2017 mit ihrem Stück Deine Mutter oder Der Schrei der Möwe in Erscheinung. Mit Bookpink gewann sie 2018 die Residency des Münchner Förderpreises für deutschsprachige Dramatik, war mit der Grazer Uraufführung für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert und wurde zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres gewählt. Außerdem erhielt sie den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis für ihren Theatertext Der Popper.
„Am eindrücklichsten aber ist, wie auf der Bühne alles morpht und sich verwandelt, wie es kippt und überrascht, von der Sprache über die Figuren bis zum Bühnenbild.” (WOZ, Die Wochenzeitung)
Kaum eine Autorin schießt mit wortmächtigeren Salven in die politische Weltlage als Elfriede Jelinek. Und so schien es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich dem Thema Klimawandel annehmen und uns gehörig die Leviten lesen würde. Das Irren und Wirren des Menschen in seiner Umwelt betrachtet Jelinek dabei mit gehörigem Abstand, indem sie ihre Stimme der Sonne leiht. In einem fulminanten Monolog wirft sie ihr Licht auf die griechische Mythologie, auf Wittgenstein – und auf den Strand. Dort lebt der Mensch auf einem Küstenstreifen, einer dünnen Linie zwischen sengender Glut und verschlingender Flut. Wenn es nach der Sonne gehen würde: auflodern und dann verschwinden lassen. Doch vielleicht trocknet ihre Wärme am Ende nur ein paar Tränen und der Untergang bleibt (vorerst) aus.
Di 9. Mai, 19.30 Uhr, Einführung, Saal Di 9. Mai, 20.00 Uhr und Mi 10. Mai, 19.30 Uhr, Einführung, Saal Mi 10. Mai, 20.00 Uhr, Deutsches Theater
Ins Feuer – Nachgespräch mit Regisseur Nicolas Stemann u. a. Di 9. Mai, 22.30 Uhr, Saal
Mit: Alicia Aumüller, Daniel Lommatzsch, Karin Pfammatter, Sebastian Rudolph, Lena Schwarz, Patrycia Ziólkowska, Thomas Kürstner, Sebastian Vogel
Regie: Nicolas Stemann, Bühne: Katrin Nottrodt
Kostüme: Katrin Wolfermann, Musik: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel, Video: Johanna Bajohr, Licht: Basil von Breitenbach, Dramaturgie: Bendix Fesefeldt
ELFRIEDE JELINEK, geboren 1946 und aufgewachsen in Wien, studierte am Wiener Konservatorium Klavier und Komposition und später Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Nach Abbruch des Studiums 1967 begann sie zu schreiben. Sie zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautor:innen. Neben Theaterstücken, Lyrik, Essays, Übersetzungen, Hörspielen, Drehbüchern und Libretti umfasst ihr Werk viele bedeutende Romane. Neben weiteren Auszeichnungen erhielt Elfriede Jelinek 2004 den Nobelpreis für Literatur für ihr Lebenswerk.
11. Mai, 13.00 – 17.00 Uhr - Saal mit Anmeldung, für Theaterschaffende
DRAMA-TISCHE
Ein Dialograum für Autor:innen und Theaterschaffende
Mit dabei sind: DRAMA FORUM Graz, Dramenprozessor Zürich, Heidelberger Stückemarkt, Studiengang Szenisches Schreiben an der UdK Berlin, HfMT Hamburg, Kleist-Förderpreis Frankfurt/Oder, Dramaturgische Gesellschaft, Mülheimer Theatertage u. a.
19.00 – 21.30 Uhr - Kammerspiele, Box und andere Orte - fürs Publikum offen
HEIM-SUCHUNGEN
Ein Leseparcours des DT-Ensembles
Mit Auszügen aus neuen Theatertexten von: Anaïs Clerc, Özlem Özgul Dündar, Paula Kläy, Elisabeth Pape, Marcus Peter Tesch u. a.
Die Autor:innentheatertage sind Branchentreff, Forum und Festival der Autor:innen, ein Ort für Dialog und Debatten: Wie reagiert die zeitgenössische Dramatik auf die Krisen unserer Gegenwart? Verändern die aktuellen Diskurse die Sujets und das Schreiben selbst? Was sind neue Formen, neue Schreibstrategien? Was bedeutet Autor:innenförderung nach drei Jahren Pandemie? Was können die Theater, Festivals, Verlage und Förderprogramme voneinander lernen?
Am letzten Festivaltag laden die Autor:innentheatertage dazu ein, sich zu treffen, sich zu verbünden und sich Zeit zu nehmen, um über den Stand der Neuen Dramatik nachzudenken. Mit dabei sind viele Dramatiker:innen und befreundete Institutionen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, die sich – als Festival, als Hoch- und Schreibschule, mit Atelierprogrammen oder mit Nachwuchspreisen – um die Förderung von Neuer Dramatik verdient machen.
Tagsüber findet ein Vernetzungstreffen für Theaterschaffende statt. Abends präsentiert das Ensemble des Deutschen Theaters in einem fürs Publikum offenen Leseparcours neue Theatertexte in Auszügen und an ungewöhnlichen Orten des Hauses. Ein Tag für Zeitgenossen!
Etablierte Autor:innen und hoffnungsvolle Newcomer:innen, schreibende Regisseur:innen und inszenierende Dramatiker:innen, Vertreter:innen aller Formen lebendiger Autor:innenschaft sind während des Festivals am Deutschen Theater zu Gast. Unsere Salons geben dem Publikum die Möglichkeit, die Autor:innen kennenzulernen. In den Gesprächen stehen Regisseur:innen und Teams Rede und Antwort.
Salons
HUNGRY EYES
Autor:innensalon mit Nele Stuhler und Jan Koslowski
1. Mai, 20.00 Uhr, Saal
SCHERE, STEIN, PAPIER
Autor:innensalon mit Marco Damghani
1. Mai, 21.45 Uhr, Box
WÜSTE ERDE
Autor:innensalon mit Ariane Koch
2. Mai, 22.15 Uhr, Saal
IM KASTEN
Autor:innensalon mit Caren Jeß
8. Mai, 20.30 Uhr, Box
HELL(O)
Autor:innensalon mit Lasse Koch
8. Mai, 22.30 Uhr, Saal
Gespräche
NEUDEUTSCHLAND
Nachgespräch zu Angabe der Person
Mit: Jossi Wieler u. a.
1. Mai, 22.00 Uhr, Saal
IN FLEISCHWOLF-ZEITEN
Nachgespräch zu Im Menschen muss alles herrlich sein
Mit: Hakan Savaş Mican u. a.
3. Mai, 21.45 Uhr, Saal
KUNST IST STAAT
Einführungsgespräch zu Ode
Mit: Rafael Sanchez u. a.
5. Mai, 19.00 Uhr, Saal
WELT RETTEN
Nachgespräch zu Hänsel & Greta
Mit: Ruth Mensah u. a.
6. Mai, 19.30 Uhr, Box
ABRISS DER GESELLSCHAFT
Nachgespräch zu Johann Holtrop
Mit: Stefan Bachmann u. a.
7. Mai, 21.15 Uhr, Saal
INS FEUER
Nachgespräch zur Produktion Sonne, los jetzt!
Mit: Nicolas Stemann u. a.
9. Mai, 22.30 Uhr, Saal
Der Eintritt zu allen Autor:innensalons und Gesprächen ist frei.
Begegnungen
Die Autor:innentheatertage sind ein Festival der Begegnungen: Neulinge und Dauergäste, Kolleg:innen und Berliner:innen, stille Genießer:innen und Feierbiester – sie alle sind im Mai unsere Gäste. Der Vorplatz und die Festivalbar laden zum Kommen und zum Bleiben ein.
Preis
Der Hermann-Sudermann-Preis für Dramatik würdigt herausragende Leistungen im Bereich der deutschsprachigen Dramatik. Die Hermann Sudermann Stiftung verleiht den mit 6.000 EUR dotierten Preis in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Theater Berlin. Der oder die Preisträger:in wird von einer Jury bestimmt und im Rahmen der Autor:innentheatertage bekannt gegeben.
Herausgeber: Deutsches Theater Berlin, Schumannstr. 13a, 10117 Berlin
Intendant: Ulrich Khuon
Geschäftsführender Direktor: Klaus Steppat
Autor:innentheatertage: Bernd Isele, Franziska Trinkaus
Redaktion: Moritz Barner, Miriam Konert, Luisa Männel
Grafik: Sabine Meyer
Artwork + Lettering: Esra Gülmen
Mit freundlicher Unterstützung
DT INSZENIERUNGEN WÄHREND DER ATT
ANGABE DER PERSON
von Elfriede Jelinek Regie: Jossi Wieler
LIEBE EINFACH AUSSERIRDISCH
von René Pollesch
Regie: René Pollesch
Mit: Trystan Pütter, Sophie Rois, Kotbong Yang
Mit: Fritzi Haberlandt, Bernd Moss, Linn Reusse, Susanne Wolff
Mo 1. Mai, 19.30 Uhr, Deutsches Theater
FOREVER YIN, FOREVER YOUNG
Die Welt des Funny van Dannen Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Mit: Maren Eggert, Felix Goeser, Jürgen Kuttner, Ole Lagerpusch, Jörg Pose, Kotbong Yang; Jan Stolterfoht, Matthias Trippner, Bo Wiget (Live-Musik)