Deutsches Theater Berlin Spielzeitbuch 2021/22

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T I M N U W H C E R





Inhaltsverzeichnis

Premierenübersicht und Repertoire August 25 September 41 Oktober 56 November 72 Dezember 88 Januar 96 Februar 120 März 128 April 138 Mai 140 Junges DT 142 DT Digital 150 Autor:innentheatertage 152 Radar Ost 154 Ensemble und Gäste 160 Mitarbeiter:innen 164 Service 172


Liebes Publikum, was geschieht, wenn Menschen zusammenkommen? Vermutlich ist diese Fragestellung der Ausgangspunkt jeder dramatischen Literatur. Was tun diese Menschen im Miteinander oder Gegeneinander? Erlösen sie sich gegenseitig oder übertrumpfen sie sich? Schlagen sie sich die Köpfe ein und stoßen sich voneinander ab? Verbinden oder verraten sie sich? Alle möglichen Varianten haben wir schon erlebt, auf der Bühne und im Leben. Die Philosophin Hannah Arendt hat für diese Frage eine überraschende und wagemutige Antwort gefunden: „Wenn Menschen zusammenkommen, muss man mit Wundern rechnen.“ Solche Wunder, denen nichts Esoterisches anhaftet, erfolgen nicht zwangsläufig. Gleichwohl sind sie eine Möglichkeit. Offensichtlich geschieht aus der Sicht von Hannah Arendt innerhalb von Gemeinschaften etwas, das die Möglichkeiten jeder monologischen Existenz übersteigt oder gar potenziert. Etwas, womit man rechnen sollte, das man aber nicht ausrechnen kann. Etwas, das die Dimensionen vernünftiger Vorhersage übersteigt. „Mit Wundern rechnen“, so ist die neue Spielzeit 2021/22 des Deutschen Theaters überschrieben. Wohin aufzubrechen wäre, welche Wunder provoziert werden könnten, dazu haben in diesem Spielzeitheft acht Autor:innen kurze Essays verfasst. Der Philosoph Thomas Meyer verfolgt den Begriff des „Wunders“ bei Hannah Arendt. Die Literaturwissenschaftlerin Eva Horn verweist auf die Bedeutung der „Tipping Points“ für die Wahrnehmung von Katastrophen. Der Literaturwissenschaftler Adrian Daub fordert einen Begriff des Scheiterns, der diesen nicht als Vorgriff zum Erfolg versteht. Die Autorin Özlem Özgül Dündar stellt die Potentiale kollektiver Schöpfung und individuellen Schreibens gegenüber. Der Theologe Joachim Hake führt aus, dass gerade der hinfällige, kreatürliche Mensch Anfänge setzen kann. Die Rechtsanwältin Christina Clemm erläutert, was in Sachen Gender-Gerechtigkeit bei der Justiz geschehen müsste. Der Soziologe Niko Paech beschreibt,


wie man Verzicht auch genießen kann. Und die Philosophin Eva von Redecker führt, erneut mit Hannah Arendt, einen neuen Begriff des Interesses ein, als einen Bezugspunkt gemeinsamen Handelns. In den letzten Monaten, in denen das Zusammenkommen gefährlich, verboten oder schlicht unmöglich war, verstärkte sich bei vielen die Sehnsucht nach den kleinen Wundern der Begegnung. „Die Wahrheit beginnt zu zweit“, auch das hat Hannah Arendt gesagt. Gleichzeitig warnt sie in einer irritierenden Gegenrede, dass auch das Selbst eine Art Freund sein könne. Dass also nicht allein in den Anderen die Rettung verborgen ist. Das Zusammenkommen ist eine Art Aufgabe, die nicht automatisch zur Lösung führt. Irgendetwas Unverfügbares schwingt immer mit. Das Theater, in dem so viel übers risikobehaftete Zusammensein herausgefunden wurde, ist selbst eine Kunstform, die nur in Verbindungen und Gemeinsamkeit funktioniert. Und wenn auf der Bühne nicht immer mit Wundern gerechnet würde, wäre ein Abbruch des Arbeitens häufig in Sichtweite. Was wir in der nächsten Spielzeit, gestärkt durch Hannah Arendts Zuversicht, auch in düsteren Stoffen erkunden wollen, klingt also hoffnungsvoll. Die Erfahrungen aus der Pandemie, in der sich, trotz aller Verwerfungen und Fehler, Gesellschaft und Politik bewährt haben, in der auch der Zusammenhalt im DT und die Verbindung zu unseren Besucher:innen eine schöne Verlässlichkeit darstellte, ermuntern uns zu dieser Hoffnung. Hoffnung könnte auf diese Weise etwas sein wie die zärtliche Form des Widerstandes gegen Trauer und Schmerz, gegen all die Brüche, die wir alltäglich zu überwinden versuchen.

Ihr Ulrich Khuon und Team


M E R P 22 / 1 2


N E R E I M 2


PREMIEREN 21/22

FRÄULEIN JULIE

nach August Strindberg Fassung von Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskij Regie: Timofej Kuljabin Premiere: 12. August 2021, Kammerspiele

OEDIPUS

von Sophokles nach der Übertragung von Friedrich Hölderlin eingerichtet von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens Regie: Ulrich Rasche Premiere: 28. August 2021, Deutsches Theater

AUTOR:INNENTHEATERTAGE 2021

2. – 5. September 2021, Deutsches Theater, Kammerspiele und andere Orte

MERCEDES

von Thomas Brasch Regie: Charlotte Sprenger Premiere: 10. September 2021, Box

WOYZECK INTERRUPTED

von Mahin Sadri und Amir Reza Koohestani nach Georg Büchner Regie: Amir Reza Koohestani Uraufführung: 17. September 2021, Kammerspiele

FRANKENSTEIN

nach Mary Shelley Fassung von Katrin Sadlowski, Jette Steckel und Anika Steinhoff Regie: Jette Steckel Premiere: 25. September 2021, Deutsches Theater


PREMIEREN 21/22

RADAR OST

7. – 10. Oktober 2021, Deutsches Theater, Kammerspiele, Box

DER IDIOT

nach Fjodor M. Dostojewskij Regie: Sebastian Hartmann Premiere: 23. Oktober 2021, Deutsches Theater

EINSAME MENSCHEN

von Gerhart Hauptmann Regie: Daniela Löffner Premiere: 29. Oktober 2021, Kammerspiele

MICHAEL KOHLHAAS

von Heinrich von Kleist Fassung von Andreas Kriegenburg Regie: Andreas Kriegenburg Berlin-Premiere: 30. Oktober 2021, Deutsches Theater Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen und Les Théâtres de la Ville de Luxembourg

DER GARTEN DER LÜSTE

von Fiston Mwanza Mujila Regie: Carina Riedl Uraufführung: 5. November 2021, Box

STARKER WIND

von Jon Fosse Regie: Jossi Wieler Deutschsprachige Erstaufführung: 14. November 2021, Kammerspiele


PREMIEREN 21/22

AUFERSTEHUNG

von Lew N. Tolstoi in einer Bearbeitung von Armin Petras Regie: Armin Petras Premiere: 26. November 2021, Deutsches Theater

KARPATENFLECKEN

von Thomas Perle Regie: András Dömötör Uraufführung: 10. Dezember 2021, Box

DER HOFMEISTER

von Bertolt Brecht Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner Premiere: 11. Dezember 2021, Kammerspiele

DER ZERBROCHNE KRUG

von Heinrich von Kleist Regie: Anne Lenk Premiere: 18. Dezember 2021, Deutsches Theater Eine Inszenierung des Jungen DT

MIROLOI

von Karen Köhler Regie: Liesbeth Coltof Uraufführung: 13. Januar 2022, Kammerspiele

SO BILLIGE TRÄUME. UND SO GUT (AT)

von René Pollesch Regie: René Pollesch Uraufführung: 28. Januar 2022, Deutsches Theater


PREMIEREN 21/22

Eine Inszenierung des Jungen DT

LIEBE JELENA SERGEJEWNA von Ljudmila Rasumowskaja Regie: Jan Friedrich Premiere: 29. Januar 2022, Box

Eine Inszenierung des Jungen DT

UNSPOKEN [DIALOGUES ARE] UNFORGETTABLE Ein Doku-Musical Regie: Kamilė Gudmonaitė Uraufführung: 25. Februar 2022, Box

EINE NEUE INSZENIERUNG VON EWELINA MARCINIAK Premiere: 4. März 2022, Kammerspiele

EINE NEUE INSZENIERUNG VON KARIN HENKEL Premiere: 5. März 2022, Deutsches Theater

WIR

nach dem Roman von Jewgeni Samjatin Regie: Maxim Didenko Premiere: 26. März 2022, Kammerspiele

BIRTHDAY CANDLES

von Noah Haidle Regie: Anna Bergmann Deutsche Erstaufführung: 29. April 2022, Kammerspiele

DER STEPPENWOLF

nach Hermann Hesse in einer Bearbeitung von Thomas Melle Regie: Lilja Rupprecht Premiere: 7. Mai 2022, Deutsches Theater

AUTOR:INNENTHEATERTAGE 2022 8. – 18. Juni 2022


R E P E R


E R I O T R


Repertoire

DEUTSCHES THEATER 4.48 PSYCHOSE

DIE MÖWE

von Sarah Kane

von Anton Tschechow

(LIFE ON EARTH CAN BE SWEET) DONNA

von Henrik Ibsen

von René Pollesch

DIE WILDENTE DON QUIJOTE

CRY BABY

von René Pollesch

von Jakob Nolte nach Miguel de Cervantes

DAS SPIEL IST AUS

FRANZISKA LINKERHAND

von Jean-Paul Sartre

DECAMERONE

nach dem Roman von Brigitte Reimann

GIFT

von Kirill Serebrennikov nach Giovanni Boccaccio

von Lot Vekemans

DER HAUPTMANN VON KÖPENICK

von René Pollesch

DER MENSCHENFEIND

von Friedrich Schiller

DER ZAUBERBERG

von René Pollesch

DIEBE

von Anton Tschechow

DIE GLASMENAGERIE

von Friedrich Dürrenmatt

von Carl Zuckmayer von Molière

nach Thomas Mann

von Dea Loher von Tennessee Williams

GOODYEAR

MARIA STUART

MELISSA KRIEGT ALLES

ONKEL WANJA

PLAY STRINDBERG


Repertoire

SOPHIE ROIS FÄHRT GEGEN DIE WAND IM DEUTSCHEN THEATER

nach dem Roman Die Wand von Marlen Haushofer

TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN von Arthur Miller

WARTEN AUF GODOT von Samuel Beckett

ZEITEN DES AUFRUHRS nach dem Roman von Richard Yates

DAS MISSVERSTÄNDNIS

von Albert Camus

DIE HAMLETMASCHINE

von Heiner Müller

DIE RÄUBER

Eine Überschreibung nach Friedrich Schiller

DIE STILLEN TRABANTEN

von Clemens Meyer

ENDSPIEL

von Samuel Beckett

HASTA LA WESTLER, BABY!

Ein deutsches Theater mit Musik

KAMMERSPIELE BIOGRAFIE: EIN SPIEL

von Max Frisch

BLACK MARIA

HITLERS ZIEGE ODER DIE HÄMORRHOIDEN DES KÖNIGS

von Rosa von Praunheim

IN STANNIOLPAPIER

von Björn SC Deigner

ISMENE, SCHWESTER VON

von René Pollesch

von Lot Vekemans

DAS GEWÄCHSHAUS

JEDERMANN (STIRBT)

von Jordan Tannahill

von Ferdinand Schmalz


Repertoire

BOX, BAR & SAAL KOMMT EIN PFERD IN DIE BAR

von David Grossman

DAS HEXENLIED Ein Balladenabend

DER HALS DER GIRAFFE

MEDEA. STIMMEN

nach dem Roman von Judith Schalansky

ODE

DER KLEINE KÖNIG DEZEMBER

von Christa Wolf

von Thomas Melle

PERSONA

von Ingmar Bergman

TAGEBUCH EINES WAHNSINNIGEN von Nikolai Gogol

TSCHICK

nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf

UGLY DUCKLING

Ein Familienstück nach dem Buch von Axel Hacke

DIE GESCHICHTE HAT UNS WIEDER

Eine Lesung von Kathleen Morgeneyer und Sabine Rennefanz

DIE PEST

nach dem Roman von Albert Camus

von Bastian Kraft und Ensemble FABIAN nach Hans Christian Andersen nach dem Roman von Erich Kästner

VÄTER UND SÖHNE

von Brian Friel nach dem Roman von Iwan Turgenjew

ZDENĚK ADAMEC von Peter Handke

GESCHICHTEN VON HIER: GLAUBE LIEBE HOFFNUNG Ein Projekt von Frank Abt

HUNDEHERZ

nach Michael Bulgakow


Repertoire

OPEN AIR JUTTA WACHOWIAK ERZÄHLT JURASSIC PARK

Ein Theaterabend von Jutta Wachowiak, Eberhard Petschinka und Rafael Sanchez

KÖNIG UBU

von Alfred Jarry

LENZ

von Georg Büchner

GAIA GOOGELT NICHT

von Nele Stuhler

TARTUFFE ODER DAS SCHWEIN DER WEISEN

von PeterLicht frei nach Molière

WHEN THERE´S NOTHING LEFT TO BURN YOU HAVE TO SET YOURSELF ON FIRE von Chris Michalski

TRANSIT

von Anna Seghers

VATER

von Dietrich Brüggemann

ZU UNSEREN FÜSSEN, DAS GOLD, AUS DEM BODEN VERSCHWUNDEN von Svealena Kutschke

REIHEN UND SALONS FUSSBALLSALON

mit Christoph Biermann (11Freunde) und Gästen

GREGOR GYSI TRIFFT ZEITGENOSS:INNEN POPSALON

Balzer und Müller laden ein

VON MAINZ BIS AN DIE MEMEL

Videoschnipselvorträge von Kuttner


Mit Wundern rechnen

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„Das Wunder ist immer die Rettung“ – Hannah Arendts Philosophie der Freiheit von Thomas Meyer


Von Hannah Arendts Königsberger Landsmann Immanuel Kant stammt der Rat, dass man mit „Begriffen von großer Wichtigkeit“ nicht „verschwenderisch“ umgehen solle. Da man zudem deren „eigentümliche Bedeutung sorgfältig“ bewahren müsse, verbiete sich auch die grundlose „Abwechslung“ mit Synonymen. Für Arendt war der Begriff des „Wunders“ ein solcher „Begriff von großer Wichtigkeit“. Äußerst selten findet er sich in ihrem umfangreichen Werk, aber wenn sie ihn benutzte, dann, um die Aufmerksamkeit ganz auf ihn zu lenken. Sie wusste, dass „Wunder“ nicht nur ein religiöser Begriff ist, den es so in der Hebräischen Bibel auch gar nicht gibt, sondern für das Außergewöhnliche steht, das den Weltenlauf unterbricht und danach etwas Neues entstehen lässt. Ein solches „Wunder“ hatte sie selbst erlebt. Ihr erster im amerikanischen Exil auf Englisch geschriebener Text galt dem auf wunderliche Ereignisse spezialisierten Franz Kafka. Als der Text im Dezember 1946 in der Heidelberger Zeitschrift Die Wandlung erschien, konnte man darin folgende Zeilen finden: „Nur Rettung, nicht Untergang kommt unerwartet, denn die Rettung – und nicht der Untergang – hängt von der Freiheit und dem Willen des Menschen ab.“ Doch Arendt war damit nicht zufrieden. In der Zwischenzeit war das Ausmaß des Holocaust immer deutlicher zu Tage getreten. Zahlreiche, direkt nach dem Ende des Krieges gegründete jüdische Organisationen hatten in mühevollen Recherchen die Zahl der Ermordeten zu ermitteln versucht, das Ausmaß der versuchten Auslöschung des europäischen Judentums durch Nennung der Namen und noch der kleinsten Ortschaft sichtbar gemacht. Als dann der Kafka-Text im März 1948 als Abschluss des ersten Buches von Arendt unter dem Titel Sechs Essays erneut erschien, formulierte

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Arendt die Stelle so: „Das Wunder ist immer die Rettung und nicht der Untergang; denn nur die Rettung, und nicht der Untergang, hängt von der Freiheit des Menschen ab und seiner Kapazität, die Welt und ihren natürlichen Ablauf zu ändern.“ 22

Denn an ein „Wunder“ grenzte das Überleben, an das die politische Theoretikerin im ersten Teil des Satzes verwies, angesichts der von Deutschen ermordeten über sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Ein Wunder war es zu den „She’erit Hapletah“, dem „geretteten Rest“, zu gehören, wie sich Überlebende mit Bezug auf die Hebräische Bibel nannten. Aber Arendt blieb dabei nicht stehen. Denn nicht ein göttliches Eingreifen oder ein plötzliches Einsehen der Weltgeschichte ermöglichte die „Rettung“, vielmehr die „Freiheit des Menschen“ und die in ihr wohnende „Kapazität, die Welt und ihren natürlichen Ablauf zu ändern.“ Mit diesen Sätzen formulierte Arendt ihre höchst anspruchsvollen Überlegungen zu dem handelnden Wesen namens Mensch. Anspruchsvoll nicht bloß in der Theorie, die sich einerseits von den überkommenen Vorstellungen der Philosophie löste, andererseits sich gegen Erklärungen der Psychologie oder Soziologie wendete. Anspruchsvoll vor allem gegenüber dem Menschen selbst, der sich allzu sehr und allzu schnell mit seiner besonderen Stellung in der Welt zufrieden gibt. Wenn das „Wunder“ wirklich die „Rettung“ war und diese „Rettung“ beim Menschen selbst lag, seine Freiheit also nicht bloß immer erst erkämpft werden muss, sondern wesentlich zu ihm gehört, dann musste sie ihm irgendwann auch gegeben worden sein. Wenn sich im Handeln Freiheit ausdrückt, man so oder so handeln kann, kein einziges Tun in seiner letzten Folge vorhersehbar ist und damit ganz der Bestimmung des „Wunders“ entspricht, dann kann der


Anfang dieses „Wunders“ nichts sein, was erworben werden kann. Arendt zieht aus all dem die denkbar radikalste Konsequenz: Das „Wunder“ beginnt mit der Geburt. Sie integriert es auf diese Weise ganz in den natürlichen Ablauf von Leben und Sterben hinein und lässt das Außergewöhnliche direkt neben das scheinbar Normalste der Welt treten. 1960 formuliert sie dann erstmals ihre Überlegungen: „Der Neuanfang steht stets im Widerspruch zu statistisch erfaßbaren Wahrscheinlichkeiten, er ist immer das unendlich Unwahrscheinliche; er mutet uns daher, wo wir ihm in lebendiger Erfahrung begegnen – das heißt, in der Erfahrung des Lebens, die vorgeprägt ist von den Prozeßabläufen, die ein Neuanfang unterbricht –, immer wie ein Wunder an. Die Tatsache, daß der Mensch zum Handeln im Sinne des Neuanfangens begabt ist, kann daher nur heißen, dass er sich aller Absehbarkeit und Berechenbarkeit entzieht, dass in diesem einen Fall das Unwahrscheinliche selbst noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat, und dass das, was ‚rational‘, d. h. im Sinne des Berechenbaren, schlechterdings nicht zu erwarten steht, doch erhofft werden darf.“ Hier wird ein letztlich revolutionäres Programm verkündet: Der Mensch hat von seiner Geburt an die Fähigkeit zur Rettung, ist frei geboren und kann diese Freiheit in seinen Handlungen wieder und wieder zur Geltung bringen. Dieses „Können“ oder wie Arendt es 1948 nannte, diese „Kapazität“ auszuloten, als genuin politische Fähigkeit zu begreifen und vom Einzelnen, dem Träger aller Rechte, bis hin zur Organisationsform des Staates zu erhalten, ist die eigentliche Aufgabe, die dem Menschen mit der Geburt gestellt wird. Das ist es, was Arendt meinte, als sie über ihren Freund Walter Benjamin schrieb, der auf Flucht vor den Nationalsozialisten 1940 vergeblich auf Rettung wartete, was aber für alle Menschen gilt: „Das Wunder der Erscheinung steht immer im Zentrum aller seiner Bemühungen.“

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G U A 25


Premiere: 12. August 2021, Kammerspiele

FRÄULEIN JULIE

nach August Strindberg Fassung von Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskij Regie: Timofej Kuljabin

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Liebe und Macht, Selbstbehauptung und Unterwerfung, sozialer Status, Rollenerwartungen und deren Überschreitung: Mit kühler Präzision sezierte August Strindberg in Fräulein Julie (1889) die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der Geschlechterverhältnisse. Für ihre Überschreibung haben Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskij einen Ausgangspunkt gewählt, der sich von dem Strindbergs radikal unterscheidet. Indem sie mit Julies Verlobtem eine Figur auf die Bühne stellen, von der bei Strindberg nur gesprochen wird, erzählen Kuljabin und Dolzhanskij die Geschichte um Julie, ihren Angestellten Jean und dessen Freundin Christine als eine Geschichte über Einsamkeit, Egoismus, Gier und Verrat im Zeitalter der Überwachungstechnologie. Timofej Kuljabin ist künstlerischer Leiter am Theater Rote Fackel in Nowosibirsk und einer der derzeit aufregendsten Regisseure Russlands.


Premiere: 28. August 2021, Deutsches Theater

OEDIPUS

von Sophokles nach der Übertragung von Friedrich Hölderlin eingerichtet von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens Regie: Ulrich Rasche 27

In Theben wütet die Pest und hat die Stadt in eine große Krise gestürzt. Alle Hoffnung liegt auf Machthaber Oedipus, der sich Jahre zuvor schon einmal als Retter in der Not bewiesen hat, woraufhin er zum König ernannt und mit Jokaste, der Witwe des vorherigen Herrschers Lajos, vermählt wurde. Nun ersehnt sich die Bevölkerung von ihm einen Weg heraus aus Übel und Ausnahmezustand. Oedipus schickt seinen Schwager Kreon zum Orakel von Delphi, um Rat zu holen, wie Krankheit und Sterben ein Ende zu machen sei. Den Orakelspruch deutet er im Gespräch mit Kreon als einen Hinweis auf den ungesühnten Mord am vormaligen König Lajos. Öffentlich schwört Oedipus den Fall aufzuklären und belegt den unbekannten Täter mit einem Fluch. Es beginnt die Suche nach einem Sündenbock für die Seuche, welche Oedipus auf die Spuren seiner Identität bringt und ihn letztlich nur auf sich selbst und den eigenen blinden Fleck zurückwirft. In der nervösen und angsterfüllten Atmosphäre der Pestepidemie untersucht Sophokles‘ Drama das Menschsein zwischen Herkunft und Zukunft, Schicksal und Selbstbestimmung, Schuld und Wut. Regisseur Ulrich Rasche wirft dabei einen besonderen Blick auf das Macht- und Herrschaftsverständnis, den Spalt zwischen Regierenden und Volk sowie die grundlegenden Fragen an die Demokratie.


Ensembleportraits fotografiert von Maria Sturm


Elias Arens


Harald Baumgartner


Maren Eggert


Felix Goeser


Paul Grill


Mit Wundern rechnen

Müssen wir Zukunft wirklich als Katastrophe denken, Frau Horn?


Kommt darauf an, wie man „Katastrophe“ versteht. Im Griechischen kommt der Begriff von einem Verb, sich wenden, wörtlich übersetzt heißt es: „eine Wendung nach unten“. Katastrophen sind also plötzliche Wendungen des Geschehens zum Schlimmen. Eine recht tiefsinnige Definition von Zukunft stammt von der Rückversicherung Swiss Re: „Zukunft“, so heißt es dort, „ist keine Frage der zeitlichen Ferne. Zukunft ist das, was sich radikal vom Gegenwärtigen unterscheiden wird.“ Zukunft als Raum der plötzlichen Wendungen und als Einbruch des Unbekannten zu verstehen, heißt also zunächst einmal nur: mit Überraschungen zu rechnen. Die Moderne hat sich die Zukunft lange als gebahnt vorgestellt, wie eine Straße, auf der man fährt und irgendwie damit rechnet, dass die Fahrbahn gerade verläuft. Interessant wird es, wenn es dann plötzlich doch einen scharfen Knick gibt. Haben wir die Möglichkeit, diesen Knick zu antizipieren? Die Beweglichkeit, uns schnellstens auf ihn einzustellen? Die Resilienz, den Crash zu überleben? Selbst bei individuellen oder kollektiven Desastern – vom Autounfall und Krankheit über Naturkatastrophen bis zu Krieg, Epidemien oder Großunfällen – muss man unterscheiden zwischen einerseits denen, die man vorhersehen, gegen die man sich durch Präventionsmaßnahmen wappnen oder gegen deren Schaden man sich versichern kann, und andererseits solchen, die völlig unverhofft über uns einbrechen. Etliche private oder öffentliche Desaster fallen in die Kategorie des Vorhersehbaren, und viele gesellschaftliche Anstrengungen dienen ihrer Prävention. Was sind aber die Katastrophen, die man nicht absehen kann? Die „schwarzen Schwäne“, die


„unglücklichen Verkettungen der Umstände“, die „tipping points“? Wie wir mittlerweile wissen, sind diese scheinbar nicht vorhersehbaren Ereignisse wie die Finanzkrise 2008, die Corona-Pandemie oder auch die Folgen des Klimawandels oft durchaus vorhergesehen worden. Das Problem ist, dass man trotzdem nicht dafür gerüstet war, weil diese Vorhersagen und Warnungen im Geschnatter täglicher Kleinkrisen und politischer Streitigkeiten untergingen oder es „zu teuer“ gewesen wäre, sich effektiv auf diese höchst unwahrscheinlichen Ereignisse vorzubereiten. Warum ist das so? Komplexe, selbstregulierende Systeme – wie Biotope, das Erdsystem, die Wirtschaft, Gesellschaften etc. – haben die Fähigkeit, Störungen oder aus dem Ruder laufende Prozesse möglichst lange abzufedern. Ihnen ist negatives Feedback möglich – also die Fähigkeit, auf eine Steigerung – etwa von Temperaturen (im Klimasystem), die Verbreitung einer Art (in Biotopen), der Zufluss von Kapital (in Finanzmärkten), das Bedürfnis nach bestimmten Waren oder Leistungen (in der Wirtschaft) – mit einer Gegensteuerung zu reagieren. So halten sich Systeme in einem allerdings instabilen, dynamischen Gleichgewicht – bis zu einem gewissen Punkt. Das Problem bei dieser Selbst-Balancierung von Systemen ist, dass wirklich gefährliche Prozesse lange unsichtbar bleiben, weil sie zunächst ausgesteuert werden. Hinzu kommt, dass viele Prozesse (etwa die Ausbreitung eines Virus) nicht linear verlaufen, sondern exponentiell. An Tag 1 werden 2 Menschen angesteckt, an Tag 2 sind es vier, schon nach 5 Tagen sind es 32, nach 10 Tagen 1024. In den letzten 16 Monaten haben wir eine Menge Kurven gesehen, die solchen exponentiellen Anstieg zeigen, derzeit beobachten wir wieder ein nicht-lineares, sehr


schnelles Abfallen der Kurve. Der Punkt, an dem eine Entwicklung ihre Richtung ändert, ist der Kipp-Punkt, oder tipping point. An diesem Punkt beginnen die Dinge zu eskalieren. Das Problem ist: Man sieht den tipping point nicht als einen großen Knall, ein gut sichtbares Ereignis, sondern am Anfang nur als eine winzige Änderung. Nichts Besorgniserregendes. Eine Grippe in Wuhan. Langsam sinkende Geburtenstatistiken. Eine Temperaturveränderung von 2 – 3 Grad. Und erst nach einiger Zeit wird klar, was diese winzige Veränderung bewirkt: eine weltweite Pandemie, überalternde Gesellschaften (sehr dramatisch in China und Japan) und ein stetiges Schrumpfen der Polkappen. Tipping points kann man besser berechnen als beobachten. Sie verbergen sich in latenten Strukturen, in Prozessen, die für uns so selbstverständlich sind oder so langsam ablaufen, dass wir ihre Veränderungen kaum spüren. Statistiken, Durchschnitte, Zahlen. Aber viele Desaster sind in Wirklichkeit keine plötzlich hereinbrechenden Schreckensereignisse, sondern schleichende Veränderungen, die ihren tipping point überschritten haben und nun eskalieren. Wir leben in einer Welt voller tipping points. Sie zu antizipieren – durch Berechnung, durch genaue Beobachtung und zuallererst einmal durch die Anerkennung solcher eskalierenden Dynamiken – ist vielleicht die wichtigste Technik des Zukunftsmanagements, die wir haben. Die Katastrophe lauert in der Zukunft als ihre inhärente Möglichkeit, als ein Potential, dessen Bestandteile in der Gegenwart schon da sind. Natürlich ist nicht die Zukunft eine Katastrophe, wird sie auch nicht werden. Deshalb sind Dystopien immer ein bisschen zu dumm, zu einfach – und deshalb haben wir uns aber auch daran gewöhnt, bei konkreten Warnungen nicht so genau hinzuhören


oder Vorsorgemaßnahmen als „zu teuer“ abzustempeln. Wir sollten auf die Gegenwart als die Vergangenheit einer Zukunft schauen, in der wir eines Besseren belehrt wurden. Was versäumen wir gerade jetzt, was uns in drei Wochen, sechs Monaten, zwei Jahren oder 60 Jahren bitter leidtun wird? Welche Chancen müssen wir jetzt ergreifen, um die Zukunft nicht als Fortdauern der Gegenwart, sondern als Raum der offenen Möglichkeiten zu gestalten? Was könnte anders sein – und zwar zum Besseren? Um die Zukunft als etwas zu imaginieren, das ganz anders sein wird als das Jetzt, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt – im Guten wie im Schlechten.

Eva Horn




P E S 41


Premiere: 10. September 2021, Box

MERCEDES von Thomas Brasch Regie: Charlotte Sprenger

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„So will Person Person gleich zueinander und einander fliehn, kreuzt eins des andern Weg und stellt sich ihm auch quer und ist des andern Hindernis wie es sein eigenes ist.“ Eine Zufallsbekanntschaft zweier Gestrandeter: Oi und Sakko, eine Herumtreiberin und eine Arbeitslose. Ein haltloser Zustand oder Dauerurlaub? Wie gehen sie um mit dieser unheimlichen Menge Zeit? Wie mit der Angst, nicht gebraucht zu werden? Ausgespuckt von der Gesellschaft, treffen sie aufeinander und verstricken sich in absonderlichen Begegnungen, finden immer wieder neu zueinander und kommen doch nicht zusammen.


Uraufführung: 17. September 2021, Kammerspiele

WOYZECK INTERRUPTED

von Mahin Sadri und Amir Reza Koohestani nach Georg Büchner Regie: Amir Reza Koohestani

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Alles steht im Zeichen der Unterbrechung: Die Proben zu einer Inszenierung von Büchners Woyzeck sind kurz vor der Premiere unterbrochen, die Affäre des Hauptdarstellers mit der Hospitantin ebenfalls, genauso wie ihre Schwangerschaft und die Zukunftsphantasie eines gemeinsamen Kinds. Sogar ihre Trennung kommt durch einen Lockdown zum Stillstand. Das Paar, das kein Paar mehr sein kann und vielleicht auch nie eines war, ist in einer Wohnung eingesperrt, zurückgeworfen auf seine wechselseitigen Abhängigkeiten und auf die Echos des Büchnerschen Fragments. Zeitungsberichte über mehrere Frauenmorde und die entsprechenden Gerichtsprozesse hatten seinerzeit den Anstoß gegeben für Georg Büchners Woyzeck. Hinsichtlich der Gewalttaten von Männern an Frauen hat sich in den bald zweihundert Jahren kaum etwas geändert. Noch immer wird in Deutschland alle drei Tage eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet. Das ist der Punkt, an dem die Dramatikerin Mahin Sadri und der Regisseur Amir Reza Koohestani mit ihrem Text ansetzen. Sie suchen nach den genderspezifischen Machtverhältnissen und der strukturellen Gewalt im Privaten. Angesichts der sich wiederholenden Femizide in der Realität erzählen sie nicht nur einen Einzelfall, sondern zeigen auch ein Muster auf – nicht um es zu reproduzieren, sondern um es zu unterbrechen.


Premiere: 25. September 2021, Deutsches Theater

FRANKENSTEIN

nach Mary Shelley Fassung von Katrin Sadlowski, Jette Steckel und Anika Steinhoff Regie: Jette Steckel

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Während einiger verregneter Sommertage im Jahr 1816, eingeschlossen in einem Haus am Genfer See, schreibt die 19-jährige Mary Shelley aus Zeitvertreib die Geschichte des Wissenschaftlers Viktor Frankenstein und seines von ihm erschaffenen namenlosen Monsters. Der Schöpfer und sein Geschöpf in der Krise – das ist der Herzschlag dieses weltberühmt gewordenen Romans. In dem Moment, in dem Frankenstein die Belebung des Monsters gelingt und sie sich in die Augen sehen, schlägt die Euphorie um in blankes Entsetzen, kippt die Utopie ins Grauen. Der „Vater“ verstößt sein „Kind“, lässt es allein zurück in einer Welt, die es nicht kennt: ohne Sprache, ohne Ort, ohne Erinnerung. Die Entwicklungsschritte des Monsters, die Versuche von Annährung an die Menschen und der Ausschluss aus dem Sozialraum zeigen eindrücklich: „Monstrosität“, so Annina Klappert, „besteht nicht nur im Ausstellen eines Anderen, das nicht sein soll, sondern auch dessen, was sein könnte“. In ihrem Schaffen reflektiert Mary Shelley nicht nur ihre Posi­tion als schreibende Frau, sondern führt die schillernde, grenzüberschreitende, kulturelle Imagination, die das Monströse seit jeher darstellt, auf eine neue Stufe – ihr aus Leichenteilen zusammengeflicktes Patchwork-Monster ist in seiner Hybridität das Monster per se und die Fragen, die seine Erschaffung aufwirft, werden in jeder Zeit Resonanz finden: Darf die Menschheit alles, was sie kann? Woher kommt das Böse? Wie werden wir die, die wir sind? Und: Wer sind die Monster unserer Zeit?


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Lorena Handschin


Manuel Harder


Judith Hofmann


Lisa Hrdina


Mit Wundern rechnen

Brauchen wir eine Kultur des Scheiterns, Herr Daub?


Arthur Schopenhauer warnte einmal vor dem „ruchlosen Optimismus“ Hegels, der die Möglichkeiten des Menschen, des Politischen, des Fortschritts maßlos und das Individuum beschämend überschätzt. Lauren Berlant spricht vom „grausamen Optimismus,“ der einem eine Hoffnung aufoktroyiert, die die Realität überhaupt nicht mehr erfüllen kann. Eine „Kultur des Scheiterns“ kann sich diesen entgegensetzen, kann Raum finden für den Misserfolg, kann dem gesellschaftlich verordneten, und von den Tatsachen eh nicht mehr gedeckten Zweckoptimismus Grenzen aufweisen. Aber sie kann auch genau das Gegenteil: sich zur Handlangerin eben jenes Optimismus’ machen. Und, ob paradoxerweise oder folgerichtigerweise: Während die Menschheit immer brutaler mit der Möglichkeit absoluten Scheiterns auf globaler Ebene (durch einen Virus, der die Grenzen der Kooperationsbereitschaft des Menschen fast höhnisch aufweist) und auf einer gar planetaren Ebene (durch eine menschengemachte Klimakatastrophe) konfrontiert wird, setzt sich eine Ideologie des Scheiterns durch, die Scheitern nur als Vorspiel absolut maßlosen Erfolgs begreifen kann. Der Theoretiker Jack Halberstam hat von „der queeren Kunst des Scheiterns“ gesprochen: das Scheitern stellt unsere Erwartungen an organische Entwicklung, an historischen Fortschritt, an die herkömmliche Logik des Lebens auf den Kopf. Das kann etwas Gutes haben, darf aber, um nicht doch noch von Fortschrittsdiktaten erfasst und negiert zu werden, eben nicht zu viel Gutes haben. Scheitern bleibt Scheitern. Walter Benjamin schrieb einmal über Franz Kafka: „War er des endlichen Misslingens erst einmal sicher, so gelang ihm unterwegs alles wie im Traum.“


Die Mär vom schönen Scheitern, die uns Silicon Valley anbietet, lässt sich von einem anderen großen modernen Autor inspirieren, den sie aber bewusst missversteht: „Fail better“, kann man bei Samuel Beckett lesen, „scheitere besser.“ Das hat sich die Techindustrie auf die Fahnen geschrieben, als Zeichen, dass man in Silicon Valley Business und Fortschritt anders verstehe als traditionellere Unternehmen. Beckett meinte das ähnlich wie Benjamin einst Kafka verstand: Es gibt eine Art Wissen, die sich erst in der Antizipation unentrinnbaren Scheiterns eröffnet. Silicon Valley hat Benjamins Formel auf den Kopf gestellt: Es ist vom endlichen Gelingen überzeugt, dem Scheitern wird einerseits enorme Bedeutung zugewiesen, andererseits aber erscheint es immer erst im Abglanz endgültigen Erfolgs. Dabei vernachlässigt das technologisierte Hohelied des Scheiterns, dass auch in der von ihm propagierten Unternehmenskultur die Bedeutung von Scheitern ganz eklatant davon abhängt, wer genau scheitert. Dem Scheitern des Programmierers, der im Firmensitz von Uber am Algorithmus schraubt, mag der Stachel genommen sein. Das Scheitern des Uber-Fahrers hingegen ist absolut und final. Alter, Gender, Race und andere Faktoren entscheiden, wessen Scheitern wie interpretiert wird: ob als notwendiger Halt auf dem Weg zum programmierten Erfolg oder eben als Verdikt auf die Totalität einer ganzen Lebensspanne. Einem jungen, gut situierten Programmierer zu sagen, dass ein Misserfolg noch nicht aller Tage Abend sein muss, mag inspirierend sein. Einem frisch entlassenen Mittfünfziger dasselbe zu sagen ist Hohn. Und so ist die schöne neue Welt des Scheiterns häufig eine, in der echtes, reines, finales Scheitern unsichtbar wird und als uneigentlich behandelt wird. Silicon Valley und Neo-


liberalismus haben eine Kultur geschaffen, in der zwar gerne vom Scheitern fabuliert, das Scheitern selber in seiner sozialen und existentiellen Dimension aber nicht mehr ernst genommen wird. Eine Kultur des Scheiterns rührt an Fragen der Zukunft und der Tradition – gerade in Europa. Dass man angesichts immer eklatanter auseinanderklaffender sozialer Unterschiede und einer von Abstiegsängsten getriebenen Bevölkerung gerne ein neues Verhältnis zum Scheitern hätte, ist verständlich. Die Hoffnung, dass neue Technologien, eine neue Arbeitswelt, ein neues Verhältnis zum Job diese liefern könnten, ist zwar kurzsichtig, aber nicht überraschend. Was dabei aber aus dem Blick geraten kann, ist, dass Europa lange Zeit eine Kultur des Scheiterns hatte. Die Technologie, die dem Scheitern seinen Stachel nehmen sollte, hieß schlicht Sozialstaat. Und genau hier ist Universalismus wichtig: Denn eine Welt, in der der eine problemlos scheitern kann und für den anderen jedwedes Scheitern ein endgültiges Urteil über das gesamte Leben ausspricht, ist ungleicher als eine, die sozusagen alle aufs Drahtseil zwingt. Die Technologiebranche, die zwangsläufig in Kategorien wie Kund:innen und Arbeitnehmer:innen denken muss, kann im Grunde genommen beim Scheitern immer nur Ungleichheit zwischen solchen und solchen reproduzieren. Es ist schwer vorstellbar, dass sie leisten könnte, was soziale Absicherung, wie Benjamin sagen würde, „wie im Traum“ gelingen lässt. Diese Kultur des Scheiterns sagt, dass Menschenleben auch aus Unbilden, aus Misserfolgen ohne etwaige Aussicht auf Erfolg bestehen. Und dass gut Scheitern eben nur dann zählt, wenn es für


jeden möglich ist. Vielleicht ist genau das unser welthistorisches Scheitern: dass wir an Antworten, die wir einmal hatten, irre wurden. Denn eine echte Kultur des Scheiterns wäre eben auch – anders als von Big Tech propagiert – eine Kultur des Nachtrauerns.

Adrian Daub



T K O


Premiere: 23. Oktober 2021, Deutsches Theater

DER IDIOT

nach Fjodor M. Dostojewskij Regie: Sebastian Hartmann 57

Was heißt es, die Welt anders wahrzunehmen, als es die Umwelt tut? Wie prägen frühe Erfahrungen ein Leben? Woran erinnert man sich, woran nicht? Wie determiniert ist das eigene Handeln, welche Freiheitsgrade zeichnen es aus? Und wie viele Facetten hat ein Ich? Im Zentrum von Dostojewskijs Roman steht Fürst ­Myschkin, jener „Idiot“, der nach mehrjährigem Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz nach Russland zurückkehrt, nun scheinbar geheilt, sprach- und gesellschaftsfähig geworden. Der Text erzählt von Missbrauchsgeschichten, zeigt Figuren, deren Handlungen und Sprechakte zunächst erratisch anmuten, berichtet von Momenten größter Naivität und unmittelbarer Todesnähe. Für Regisseur Sebastian Hartmann auch eine zärtliche Reise hinein in den Kopf Dostojewskijs, hin zu seinen Obsessionen, Begierden und Ängsten.


Premiere: 29. Oktober 2021, Kammerspiele

EINSAME MENSCHEN von Gerhart Hauptmann Regie: Daniela Löffner

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Familie Vockerat lebt in einem Haus direkt am Müggelsee und eigentlich ist alles perfekt. Das Paar Johannes und Käthe hat gerade ein Kind bekommen. Johannesʼ Mutter Martha ist angereist, um ihre Schwiegertochter durchs Wochenbett zu begleiten. Doch das Glück will sich nicht richtig einstellen. Käthe versinkt im postnatalen Tief, Johannes fühlt sich verpflichtet, es allen recht zu machen und zugleich seine eigenen beruflichen Ziele zu verwirklichen. Martha beobachtet sorgenvoll, wie das Paar auseinanderdriftet. Als Johannesʼ Jugendfreundin Braun wie gewohnt zu Besuch kommt, bringt sie unerwartet einen weiteren Gast mit: Arno, der willkommene Abwechslung verspricht und alle in seinen Bann zieht. Schnell entsteht eine innige Freundschaft zwischen Johannes und Arno. Bei dem jungen Vater wird eine Sehnsucht wach, die seinen Lebensentwurf ins Wanken bringt. Basierend auf Gerhart Hauptmanns Drama widmet sich Daniela Löffner dem fragilen Schwebezustand, der entsteht, wenn vermeintliche Gewissheiten sich auflösen und Entscheidungen noch ausstehen. Mit wem möchte ich leben und wie? Wieviel Verbindlichkeit braucht es, um nicht einsam zu sein?


Berlin-Premiere: 30. Oktober 2021, Deutsches Theater

MICHAEL KOHLHAAS von Heinrich von Kleist Fassung von Andreas Kriegenburg Regie: Andreas Kriegenburg

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„An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Rosshändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.“ So beginnt Heinrich von Kleists Geschichte des Überzeugungstäters Kohlhaas, dem an einer Grenzstation zwei Pferde als Pfand abgenommen werden. Als er zurückkehrt, findet er die stolzen Rösser halb verhungert und durch Feldarbeit ruiniert. Weil ihm der Schadensersatz verwehrt wird, beginnt er einen Rachefeldzug, der als Widerstand eines Wehrlosen beginnt und in einem Blutbad endet. So wird Kohlhaas vom „Muster eines guten Staatsbürgers“ auf geradem Wege „zum Räuber und Mörder“. Heinrich von Kleists Novelle stellt Fragen nach Schuld, Recht, Individuum und Gesellschaft. Sie erzählt von den Mechanismen des Terrors und der Sogwirkung eskalierender Gewalt. Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen und Les Théâtres de la Ville de Luxembourg


Alexander Khuon


Katrin Klein


Božidar Kocevski


Marcel Kohler


Peter René Lüdicke


Franziska Machens


Mit Wundern rechnen

Die Zukunft der Kunst liegt in den Vielen – richtig, Frau Dündar?


Was mache ich eigentlich, wenn ich kunst mache – eine frage, mit der man sich als autorin, die ausschließlich mit text arbeitet, oder auch als künstler:in einer anderen kunstsparte immer mal wieder beschäftigt. Für mich ist kunst eine form der übersetzungsarbeit. Ich übersetze das, was ich als welt begreife, in eine andere ebene. Bei meiner künstlerischen arbeit ist diese ebene die sprache, nicht die mündliche, sondern die schriftliche, ein text. Bei anderen kunstformen ist diese ebene z. b. auch das materiell sichtbare, anfassbare, hörbare, bewegliche. Ich übersetze meine welt, so wie ich sie wahrnehme. Dabei ist ‚welt‘ nicht ein objektiv gegebenes, sondern das, was bei mir ankommt, von dem, was um mich herum ist. Wie ich die dinge um mich herum begreife und der sinn, den ich mir in meinem kopf aus dem ganzen zusammenbastle. Dabei übersetze ich nicht nur das, was ich sehe und höre, sondern übersetze auch das, was ich darüber denke und wie ich mich damit oder darin fühle. Denn die welt in meinem kopf besteht aus mehr als nur auditivem und visuellem, da gibt es auch gedanken, gefühle, triebe, instinkte, nicht in worte fassbare dinge. Dennoch versuche ich all das in sprache zu fassen, versuche eine übersetzung von alldem zu machen. Dabei ist all das auch immer eine reduktion der welt wie ich sie sehe und empfinde, aber so viele mittel sind mir als mensch nicht gegeben. Ich arbeite mit dem, was mir gegeben wurde, was ich habe und was ich kann. Die übersetzung mache ich für andere, die ebenfalls eine ihnen ganz eigene welt in ihren köpfen haben. Und beim betrachten der kunst oder des literarischen texts findet ein abgleich statt. Die betrachter:in ver-


gleicht ihre welt mit meiner welt und im besten fall sieht sie parallelen und zugleich unbekanntes. Und manchmal passiert in diesen momenten etwas ganz wunderbares, da wo die betrachter:in z.b. ihre welt und das, was sie sieht, abgleicht und etwas neues entdeckt, das sie bis dahin nicht gesehen, nicht wahrgenommen hat oder an deren stellen sie anderes gesehen hat. Da passiert manchmal so ein wunder. Und was ist, wenn ich die welt nicht nur so abbilde wie ich sie sehe, sondern wie ich sie gerne sehen würde, wenn ich meine übersetzungsarbeit z. b. politisch angehe, als etwas, das vielleicht was bewirken kann. Wenn ich schreibe und dabei meine welt für andere übersetze und von ihnen einen abgleich zwischen ihrer und meiner welt will, dass sie diesen abgleich machen, dass sie auch dinge in ihrer welt verschieben, neu aufstellen, umbauen. Wenn ich politisch sein will, in meiner arbeit als autorin, wenn ich zum überdenken, überarbeiten der eigenen vorstellungen von welt ansetzen will, wenn ich die welt erst einmal in ihrer komplexität besser verstehen will, um noch besser die betrachter:in meiner texte zu umstellungen in ihrer eigenen welt anzuregen, dann ist das angestrebte nicht nur der austausch mit anderen, sondern im austausch auch eine kollektive übersetzung von vielen welten zu erarbeiten. Wenn ich die welt in ihrer komplexität erfassen will, eine komplexität, die über mich hinausgeht, die größer ist als das, was ich begreifen, sehen, hören, wahrnehmen kann. Wenn ich mich an meinen eigenen widersprüchen in meiner welt abarbeiten will, wenn ich mich mit widersprüchen zwischen mir und den anderen welten abarbeiten will, wenn ich zwischen


den widersprüchen auf die spur von etwas kommen will, das irgendwie in der luft liegt. Wenn die welt, in der ich mich sehe, aus so vielem besteht, das ich erahne, aber das ich nicht im detail verstehen kann, wenn ich die welt, die ich sehe, besser verstehen will, wenn ich meine welt in einen offenen austausch stellen will. Wenn ich erst im kollektiv und mit dem kollektiv verstehen will, was wir da alle sehen und hören und fühlen, was wir zusammentragen können über die welt, was wir uns gemeinsam wünschen, erhoffen, zu was wir streben. Und mit dem, zu was wir streben wollen, verstehe ich mich auch selbst besser, verstehe, wohin ich eigentlich strebe und auch das sind momente, bei denen ganz wunderbares passiert. Momente, bei denen ich in der kollektiven arbeit mich selbst besser verstehe. Wenn das, was ich anstrebe, so komplex ist, dass ich mich mit anderen zusammentue, um diese komplexität zu verstehen und so zu übersetzen in sprache, dass sie in ihrer komplexität verstanden werden kann. Wenn ich mir mit dem kollektiv eine neue gemeinsame welt vorstelle und diese übersetze in sprache, wenn ich mir mit dem kollektiv eine neue gemeinsame welt erschreibe. Das kollektiv ist viele und kann die komplexität, der wir begegnen, besser erfassen und besser darauf reagieren, denn das kollektiv ist bereits in sich schon diverser als ich allein es sein kann. Und auch da geschehen wunderbare momente, wenn kollektiv zusammengekommen wird, um gemeinsam welten zu erschreiben. Ich habe ideen. Im kollektiv hab ich ganz andere neue ideen. Das kollektiv hat wiederum selbst noch ganz


andere ideen und alle diese gedanken setzen sich neu zusammen und geben welten von sich und regen zum nachdenken und überarbeiten der eigenen welt an und dazwischen passiert immer wieder ganz wunderbares.

Özlem Özgül Dündar



V O N


V

Uraufführung: 5. November 2021, Box

DER GARTEN DER LÜSTE von Fiston Mwanza Mujila Regie: Carina Riedl

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„Der Garten ist die schillernde Auflockerung unserer Träume. Der Garten beschleunigt den individuellen Wohlstand. Der Garten ruft das Glück ins Leben und gibt der Seele zeitlose Gefühle. Der Garten wird uns vor weltlichen Unruhen schützen. Das menschliche Heil geht durch den Garten. Ohne den Garten sehe ich nicht, wie wir aus diesem langen, sehr langen Ende des Tunnels herauskommen werden.“ Fiston Mwanza Mujilas jüngstes Stück erzählt wuchernd, musikalisch und überbordend von der Vision eines Gartens, von einem Ort, an dem alles gut ist, an dem es das Böse nicht gibt. Eine neue Welt, die Glück verspricht, in der Ehrlichkeit und gesunder Menschenverstand regieren, die Heilung von der wirklichen Welt, der Melancholie, dem Irrsinn und Größenwahn bietet – die Vision eines Gartens, dem Wahnsinn entgegenzuwirken. Doch wenn es einen solchen Ort gäbe, wer fände dort Platz? Ein Auftragswerk im Rahmen der Frankfurter Positionen 2021 – eine Initiative der BHF-BANK-Stiftung


Deutschsprachige Erstaufführung: 14. November 2021, Kammerspiele

STARKER WIND von Jon Fosse Regie: Jossi Wieler

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Es ist die Rückkehr des norwegischen Dramatikers und IbsenPreisträgers Jon Fosse aufs Theater. Mit seinen minimalistischen, beschwörenden, um das Unsagbare kreisenden Texten prägte er bis in die 10er Jahre dieses Jahrtausends eine ganze Stilrichtung. Dann wandte er sich der Prosa zu. Kein Drama mehr, nirgends. Mit seinem neuesten Text Starker Wind begibt sich Fosse nun nach langem Theaterschweigen wieder auf eine Spurensuche nach seinen Wurzeln, doch keineswegs auf altbekannte Fährten. Seinen Text bezeichnet er als „Szenisches Gedicht“. Die Stimmen, die er in den Raum stellt, verhandeln – fast zwangsläufig, aber auch tragikomisch – die Geschichte einer Rückkehr, der alle Gewissheiten und Koordinaten entgleiten. Ein Mann, der lange Zeit auf Reisen war, sieht aus dem Fenster der Wohnung, in dem er mit seiner Frau lebt. Aber ist es noch dasselbe Fenster, noch dieselbe Wohnung und dieselbe Welt? Wie lange war er weg? Und hat nicht längst ein anderer, ein jüngerer Mann seinen Platz eingenommen? Ist das Leben, in das er zurückzukehren meint, noch sein Leben. Hat er darin noch einen Ort, eine Zeit, eine Gegenwart? Oder ist er Vergangenheit und nur noch der Zuschauer seines eigenen Verschwindens ... In Starker Wind erzählt Fosse nicht nur von dem Versuch einer Rückkehr ins Leben, sondern auch in eine Theaterwelt, deren Parameter sich verschoben haben und der die einstigen Sicherheiten abhanden gekommen sind.


Premiere: 26. November 2021, Deutsches Theater

AUFERSTEHUNG von Lew N. Tolstoi in einer Bearbeitung von Armin Petras Regie: Armin Petras

75

Es ist Jahre her, Jahrzehnte, dass Fürst Nechljudow, damals ein junger Militär, dem noch jüngeren Hausmädchen Katja Maslowa begegnet ist. Er war jugendlich verzaubert gewesen, hatte sie verführt und dann vergessen, wie viele nach ihr. Nun wird er als Geschworener ins Gericht bestellt. Und erkennt in der des Mordes beschuldigten Prostituierten das Mädchen von einst. Das Urteil kann er nicht abwenden – und auch nicht die Erkenntnis, dass er allein Schuld ist an diesem missglückten Leben, das nun in sibirischer Verbannung weiter und vielleicht zu Ende gehen muss. Aber was folgt daraus? Lässt sich ein Schicksal wenden, ein eigenes, ein fremdes? Wie funktioniert Sühne, wie buchstabiert man Vergebung? Und was, wenn die Welt, die Nechljudow nun verändern will, gar nicht verändert werden möchte? Auferstehung ist Tolstois letzter Roman, gleichzeitig der, der am deutlichsten ins Heute weist. Er beginnt im Moskau des 19. Jahrhunderts und endet in der zeit- und ortlosen, grellen Weite des Nichts. Dort sind sie alle versammelt: die Unverstandenen, die Ausgespuckten, die Kämpferinnen und Kämpfer für Gerechtigkeit. Dort finden Revolution und Widerstand, Leidenschaft, Klugheit, Krankheit und Utopie zwischen bellenden Hunden ihr letztes Quartier.


Ulrich Matthes


Jeremy Mockridge


Helmut Mooshammer


Kathleen Morgeneyer


Bernd Moss


Markwart Müller-Elmau


Mit Wundern rechnen

Lässt sich mit Wundern rechnen, Herr Hake?


„Gutes erfuhr ich nicht, außer im Wunder, das die göttliche Gleichmut eröffnet: es war jene Statue im Schlummer des Mittags, es war die Wolke, der Falke, hoch oben in Lüften.“ (Eugenio Montale)

Die Wirklichkeit ist ein Gefängnis. Diese Weltdeutung ist nicht neu, und immer mehr spricht für sie, aber ich halte sie doch für eine selbstgestellte Falle. Die Wirklichkeit erscheint hier als Kerker. Es gibt keine Türen und Fenster, und das herrschende Gefühl ist das der Angst und der bedrückenden Enge. Das Bewusstsein von Freiheit ist begleitet von einem Gefühl der Determiniertheit, des abgeschotteten Stillstands, und wie in Platons Höhle ist es meist dunkel und der Ausgang zum Licht versperrt. Mit der Moderne nimmt die Gefängniserfahrung trotz neuer Freiheiten paradoxerweise zu. Vom stählernen Gehäuse Max Webers über das heideggersche technikskeptische „Nur ein Gott kann uns noch retten“ und die „Sehnsucht nach dem ganz Anderen“ von Max Horkheimer reichen die Etappen zunehmender Klaustrophobie. Das Digitale ersetzt schließlich die robuste Kerkerwand durch das ­feine Netz des Plattformkapitalismus. Immer engmaschiger werden die Netze der digitalen Aufmerksamkeits- und Gefühlsökonomie, der totalen Überwachung chinesischen social scorings und medizinischer Hygienekontrolle.


Nun sind es die Innenwelten der Menschen, die in Haft genommen und rund um die Uhr kontrolliert werden. Der Kult des Alles-Messens (Steffen Mau, 2017) hat die Regentschaft übernommen. Nach der vollständigen Vermessung der Welt, ihrer totalen Kartographierung, ist es nun die Lebenszeit, die der Herrschaft der Zahlen unterworfen wird. Hier gilt das gnadenlose Gesetz der Systembiologie, die empfiehlt, mit dem Besten zu rechnen, um „die beste aller möglichen Zukünfte auszuwählen“ (Peter Spork, 2021), auf der Suche nach jener optimalen Gesundheitskurve, die aus dem Leben das Letzte, und das heißt das Beste, herausholt. Das eiserne Korsett der Prävention ersetzt auf Dauer den Arzt, der dem Kranken einst versprach, dass er in Krankheitszeiten mit ihm rechnen kann. Die forcierte Selbstoptimierung und die Macht der Algorithmen erzeugt einen ebenso komfortablen wie eisernen Kokon der Behaglichkeit und unterwirft den Menschen einer zunehmenden Engführung berechenbarer Notwendigkeiten. Alles weist nach vorne, ohne Stillstand, immer schneller und rascher und ohne Aussicht auf eine wunderbare Unterbrechung. Die Maschinisierung des Menschen wird vorangetrieben, getrieben von dem Eifer, die Vergänglichkeit des Menschen zu überwinden und gleichzeitig die Maschine zum kreativen Leben zu erwecken. Mit dem Wunder rechnen heißt hier nur noch: „Der Rechenknecht soll unzurechnungsfähig werden. Soll traumlos aufbrechen ins Reich der Fantasie. Leiblos soll er plötzlich wissen, was Exzess heißt, was Begehren, was Rausch. Wie soll das gehen, dass ein Computer, den keine Gefühle belasten, davon erzählt, was Liebe heißen mag und was Schrecken?“ (Hanno Rauterberg, 2021)


Vieles mag für diese Deutung der Welt als Gefängnis sprechen, aber letztlich mag ich ihr nicht folgen. Vergänglichkeitsverachtung ist keine Fluchttür. Die Hinfälligkeit des Menschen, seine Leiblichkeit und Sterblichkeit machen nach wie vor die Anmut und Würde des Menschen aus. Die Geschichte vom Leben als Gefängnis kennt und lebt nur vom Sinn für die dunkle Seite dieser Vergänglichkeit und verschweigt ihre kreatürliche Schönheit. Zwar wird in der Systembiologie der Tod nicht geleugnet, aber er ist nunmehr nur noch der letzte Moment einer optimal ausgereizten Lebenskurve, letzter Augenblick einer Niederlage, den es nur aufzuschieben gilt. Aber: Das ist eine optische Täuschung. Der Tod begleitet als „sorella morte“ (Franz von Assisi) den Menschen in jedem Moment seines Lebens und dessen Wege sind und bleiben verwickelt: Es geht nicht immer nur vorwärts auf der Einbahnstraße der Selbstoptimierung. Die stählernen digitalen Wände, in denen das Leben sich zu bewegen scheint, sind so stabil und versiegelt nicht, wie es den Anschein hat. Sie sind porös, durchlässig, atmen, und wer genau hinhört, kann sogar den traurigen Rhythmus ihrer Atemzüge hören, jenes Seufzen der Kreatur, von dem der Hl. Paulus schreibt: „Wir wissen ja, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und insgesamt in Wehen liegt bis jetzt.“ (Röm 8,22) Der Mensch rechnet mit anderen Menschen. Der Mensch ist eine endliche, hinfällige und sterbliche Kreatur, und als solche hat er die Fähigkeit, Anfänge zu setzen. Das wusste schon Augustinus. „Initium ut esset, creatus est homo – damit ein Anfang sei, wurde der Mensch geschaffen“ (Aurelius Augustinus). Er wurde geboren und


war Kind, als er das Wichtigste lernte. Seine Intelligenz verdankt er vor allem seinem Körper und Leib, und er ist das einzige Wesen, das emphatisch Fragen stellen kann wie diese: Können wir mit dem Wunder rechnen? Der Mensch ist einer, der Gott sei Dank irgendwann gehen darf. Der göttliche Gleichmut, von dem Montale spricht, ist keine Kerkerwand, sondern die leuchtende Außenseite einer verborgenen Zugewandtheit, deren Geheimnis sich hoffentlich einst wunderbar offenbart.

Joachim Hake



Z E D


Uraufführung: 10. Dezember 2021, Box

KARPATENFLECKEN von Thomas Perle Regie: András Dömötör

Drei Frauen aus demselben Ort in den Karpaten sind es, drei Generationen, die in Thomas Perles 2019 mit dem Retzhofer Dramapreis ausgezeichneten Stück aufeinander treffen, Tochter, Mutter und Großmutter. In verschiedenen Sprachen und Dialekten erzählt der Text von ihren deutsch-österreichisch-ungarisch-rumänischen Biographien und Schicksalen, eingelassen in die politischen Verschiebungen und Gewaltgeschichten der Jahrhunderte. Mit seinen knapp-präzisen Dialogen entfaltet Perle einen großen historischen Bogen, von der „teitschen“ Einwanderung in die Region während des 18. Jahrhunderts über den Nationalsozialismus, den Sturz Ceaușescus und die Sehnsucht nach einem anderen Leben im Westen. Und auch Berg und Wald kommen zu Wort.


Premiere: 11. Dezember 2021, Kammerspiele

DER HOFMEISTER von Bertolt Brecht Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner

90

Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil gründen Bertolt Brecht und Helene Weigel 1949 das Berliner Ensemble. Weil das ihnen zugedachte Theater am Schiffbauerdamm einstweilen vergeben ist, kommt die Truppe am Deutschen Theater unter. Hier feiert am 15. April 1950 in den Kammerspielen Der Hofmeister Premiere. Mit seiner Bearbeitung des Dramas von Jakob Michael Reinhold Lenz entdeckt Brecht nicht nur den bis dahin weithin vergessenen Sturm und Drang-Dichter für die Gegenwart wieder. Er formuliert durch die Beschäftigung mit dem genialischen Außenseiter auch einen Einspruch gegen die von ihm als spießbürgerlich empfundene Kulturpolitik der SED. „Der Hofmeister“, schreibt Heiner Müller, „war der Höhepunkt von Brechts Arbeit am Berliner Ensemble.“ Bei einer der damaligen Aufführungen entstehen Szenenfotos, in kurzem Takt geschossen, die zu einem Film montiert werden – das Zentrum eines Abends, den Tom Kühnel und Jürgen Kuttner vor rund zwei Jahren im Kino Babylon eingerichtet haben. Auf dessen Basis nähern sie sich nun ein weiteres Mal dieser Geschichte eines Erziehers, der sich selbst kastriert, um gesellschaftsfähig zu werden.


Premiere: 18. Dezember 2021, Deutsches Theater

DER ZERBROCHNE KRUG von Heinrich von Kleist Regie: Anne Lenk

91

Im Dorfe Huisum ist Gerichtstag, und Richter Adam stolpert gleich am Morgen aus dem Bett und über sich selbst, wie er freimütig erklärt. So sehr dieser Adamsfall als Metapher stimmt, ist es tatsächlich nur die erste einer Vielzahl von Schwindeleien, die der Richter ungeniert von sich geben wird. Denn der wirkliche Grund für sein Humpeln und das zerschundene Gesicht ist die F ­ olge e ­ ines Missbrauchs, den er in der Nacht zuvor begangen hat: Die junge Eve in deren Zimmer bedrängend, wird er überrascht von ihrem Verlobten Ruprecht und verletzt sich beim flüchtenden Sprung durchs Fenster. Obendrein geht dabei ein Krug entzwei. Mit d ­ iesem zieht Eves Mutter Marthe nun vor Gericht und bezichtigt Ruprecht des nächtlichen Übergriffs. Jener widerspricht heftig, während Eve von Adam erpresst wird und schweigt. Dies alles im Beisein von Schreiber Licht, der klüger und mitwissender ist als er es zeigt, sowie unter den Augen der neuen Gerichtsrätin Walter, die zu Prüfung und Revision der Justiz angereist ist. In aller Öffentlichkeit macht Adam sich demnach selbst den Prozess, wobei sein Ziel offensichtlich ist: Ruprecht als Täter zu verurteilen und den Fall schnell zu den Akten zu legen. Was Kleists Drama von 1811 zur Komödie macht, ist vor allem die Dreistigkeit der Lüge, mit der hier vom Patriarchat Macht ausgeübt, Positionen gesichert und Verhältnisse zementiert werden. Die Wahrheit zählt dabei nicht im Geringsten; stattdessen gilt es, unverfroren und skrupellos jede Verantwortung von sich zu schieben. Gestützt von einer Gesellschaft, die scheinheilig ­mitspielt – stolz vor ihrem kulturellen Erbe stehend und sich vormachend, es würde sie die Gerechtigkeit interessieren.


Linda Pöppel


Jörg Pose


Linn Reusse


Sophie Rois


N A J



Mit Wundern rechnen

Wie ziehen wir Justitia die Augenbinde wieder fest, Frau Clemm?


Ohne Ansehen der Person urteilen. Ein Anspruch der Justiz, der wohl noch nie und auch heute nicht erfüllt wird. Wer denkt, Gerichte entschieden vorurteils- oder gar diskriminierungsfrei, hat sich zu wenig mit der Realität deutscher Rechtsprechung auseinandergesetzt. Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, LGBTIQ-Feindlichkeit und anderen menschenverachtenden Einstellungen begegnet man in Gerichtssälen so häufig wie in allen anderen öffentlichen und privaten Räumen, in Schulen, Universitäten, Theatern und im Fernsehen. Überall gibt es Gewalt gegen Frauen, über die ich hier schreibe. Mehr als 300 Frauen zeigen täglich Partnerschaftsgewalt in Deutschland an. Mehr als 100 Frauen werden jährlich von ihren (Ex-)Partnern getötet, und jeden Tag versucht ein Mann, seine Partnerin zu töten. Hinzu kommen die vielen Frauen, die jährlich aus Frauenhass, etwa als Sexarbeiterinnen oder von Neonazis getötet werden. Laut der polizeilichen Statistik wurden im Jahr 2019 mehr als 50.000 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung angezeigt, dabei waren mehr als 90 % der Tatverdächtigen männlich. Und das sind nur die angezeigten Taten, die Schätzungen zur Dunkelziffer sind um ein Vielfaches höher. Hinter diesen Zahlen stehen Schicksale. Ich halte es für längst überfällig, dass gesamtgesellschaftlich geschlechtsspezifische Gewalt endlich missbilligt wird und dies in allen Diskursen ein ernstzunehmender Aspekt ist. Als Rechtsanwältin begleite ich Mandant:innen in besonders belastenden Situationen. Ich habe das Glück, immer wieder Betroffene auf ihrem Weg zu begleiten und mitzuerleben, wie sie sich langsam befreien. Leider erlebe ich aber häufig, wie ihnen behördlicherseits Steine, nein, Felsen in den Weg gelegt werden.


Die Hindernisse liegen nicht vornehmlich in den Gesetzen, sondern in deren Umsetzung. Allzu oft folgen Ermittlungsbehörden und Gerichte ihren eigenen Vorurteilen, etwa wie sich ein Opfer nach einer bestimmten Tat zu verhalten habe oder wie sie sich an eine Tat erinnern müsse. Ein Glaubenssatz ist, dass Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt ganz besonders zu misstrauen sei. Opferklischees oder auch Vergewaltigungsmythen wabern noch immer unhinterfragt durch Gerichtssäle. So entschied etwa erst jüngst ein Gericht in einem meiner Verfahren, dass meiner Mandantin hinsichtlich der Vergewaltigung nicht geglaubt werden könne, weil sie offen ausgesagt hat, dass sie nach der Tat später Geschlechtsverkehr mit anderen Männern gehabt habe. Offenbar stehe sie sexuellen Abenteuern offen gegenüber, daher könne nicht davon ausgegangen werden, dass sie ihren entgegenstehenden Willen in der relevanten Situation hinreichend kundgetan habe. In einem anderen Fall wurde strafmildernd berücksichtigt, dass meine Mandantin sich den gewalttätigen Partner selbst ausgesucht und sich lange nicht getrennt habe. Dadurch habe der Partner nur schwerlich verstehen können, dass sie die Schläge eigentlich nicht wollte. Auch der Mythos der lügenden und rachsüchtigen Frau, die durch Falschbezichtigung profitieren möchte, ist hartnäckig und wirkmächtig. So wird zum Beispiel immer noch in den Raum gestellt, dass eine Angestellte ihren Vorgesetzten falsch verdächtige, um beruflich zu profitieren. Oder dass eine Mutter, die den Vater ihrer Kinder anzeigt, einzig ihm die Kinder entziehen möchte. Aber ehrlich – ich habe noch keine Frau getroffen, die durch die Thematisierung von geschlechtsspezifischer


Gewalt einen Karrieresprung geschafft hätte. Und alleinerziehende Mütter, die sich darum reißen, jedes Wochenende mit den Kindern allein zu sein, scheinen mir doch auch eher die große Ausnahme zu sein. Dabei will ich nicht, dass die Unschuldsvermutung ausgehebelt wird – alle Vorwürfe sind strafrechtlich stets eingehend zu prüfen –, wer aber mit falschen Vorannahmen an eine Aussage herangeht, wird auch am Ende falsch entscheiden. Der bittere Alltag für Opfer schwerer Straftaten ist leider, dass sie sehr darum bangen müssen, ob das durch sie erlittene Unrecht gesehen und ihr beträchtlicher Schaden anerkannt wird. Daher braucht es viel mehr spezifisches Wissen und Fortbildung, damit alle Behörden und Gerichte hinsichtlich der eigenen Vorurteile sensibilisiert werden. Justitias Augenbinde darf nicht bedeuten, beide Augen zu verschließen vor strukturellen geschlechtsspezifischen, aber auch rassistischen oder sonst menschenverachtenden Phänomenen. Statt zu leugnen und zu postulieren, dass es in Ermittlungsbehörden und Gerichten keine Diskriminierung gäbe, wäre es viel wichtiger, mit beiden Augen hinzusehen, die Probleme zu untersuchen und zu besprechen, sich mit den verschiedenen Diskriminierungsformen auseinanderzusetzen und Veränderungen einzuleiten. Das muss schon in der Ausbildung gelehrt werden. Letztendlich aber geht es nicht nur um eine Veränderung der Rechtspraxis. Wichtig ist, dass es einen gesellschaftlichen Wandel gibt und den Opfern endlich die Solidarität entgegengebracht wird, die sie benötigen. Sexismus, Rassismus und sonstige menschenverachtende


Praktiken müssen benannt und bekämpft werden, gerade in Zeiten, in denen der weltweit erstarkende Rechtsextremismus sich vor allem in seinem Rassismus und seinem Hass auf Frauen vereint.

Christina Clemm



Uraufführung: 13. Januar 2022, Kammerspiele Eine Inszenierung des Jungen DT

MIROLOI von Karen Köhler Regie: Liesbeth Coltof

„So eine wie ich ist hier eigentlich nicht vorgesehen.“ Eine Insel. Endloses Wasser, Felsen, ein Dorf, ein Kloster. Es gibt keinen Strom, nur den Mond, die Sonne und tausend Augen. Es gibt den ewigen Rhythmus der Natur, ein Glaubensbuch und den Pfahl für die Ungehorsamen. Die Männer haben das Sagen. Hier wächst ein Mädchen auf, ein Findelkind, ohne Mutter, ohne Namen. Anders als die anderen. Sie kennt nur diese Insel. Sie darf nicht lesen, nicht schwimmen, denn sie ist ein Mädchen. Sie beginnt zu singen. Sie singt ihr Miroloi in 128 Strophen. Ein Lied über den Mut aufzubegehren. Und sie findet dabei ihre Stimme und ihren eigenen Weg. Die niederländische Regisseurin und FAUST-Preisträgerin Liesbeth Coltof bringt die Uraufführung der aufregenden und poetischen Emanzipationsgeschichte mit Spieler:innen unterschiedlicher Generationen auf die Bühne der Kammerspiele und erzählt, „wann der Moment erreicht ist, in Opposition zur eigenen Umgebung zu treten, und wie hoch der Preis dafür dann ist“ (Sandra Kegel, FAZ).


Uraufführung: 28. Januar 2022, Deutsches Theater

SO BILLIGE TRÄUME. UND SO GUT (AT) von René Pollesch Regie: René Pollesch

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Es sind nur die billigen Träume, die gut sind. Weißt du, und das ist so ein Moment: Wenn man was reißen will, obwohl man längst aufgegeben hat. Das interessiert mich.


Premiere: 29. Januar 2022, Box Eine Inszenierung des Jungen DT

LIEBE JELENA SERGEJEWNA von Ljudmila Rasumowskaja Regie: Jan Friedrich

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Drei Schüler und eine Schülerin besuchen ihre Lehrerin Jelena Sergejewna zum Geburtstag. Mit dabei: Geschenke, Blumen, Sekt und ganz andere Absichten. Die vier haben es auf den Schlüssel für den Schultresor abgesehen, denn dort befinden sich die verhauenen Matheklausuren. Ohne gute Zensuren keine Zukunftschancen. Ein erbitterter Kampf entbrennt. Die Lehrerin hält vehement an ihren Werten fest, während ihre Schützlinge immer weiter auseinanderdriften – wer ist bereit, welchen Preis für die Zukunft zu zahlen? In seiner Inszenierung stellt Regisseur Jan Friedrich den Konflikt zwischen gesellschaftlichem Leistungsdruck und humanistischen Idealen ins Zentrum. Ensemblemitglied Judith Hofmann und vier Spieler:innen des Jungen DT entwickeln ein klaustrophobisches Kammerspiel, in dessen schwarz-weiße Szenografie langsam und unaufhaltsam das Chaos eindringt.


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Anja Schneider


Natali Seelig


Caner Sunar


Tamer Tahan


Enno Trebs


Birgit Unterweger


Mit Wundern rechnen

Kann man Verzicht nicht nur lernen, sondern auch genießen, Herr Paech?


Beschleunigung, Konsumstress und zunehmende Reizüberflutung kennzeichnen den Alltag moderner Gesellschaften. Während der Nullerjahre, also innerhalb nur eines einzigen Jahrzehnts, hat sich die Anzahl der Antidepressiva-Verschreibungen in Deutschland verdoppelt. Kein Wunder: Unser Leben ist vollgestopft mit Terminen, Produkten, Dienstleistungen und Mobilität. Ein Übriges bewirkt die nicht endende Flut digitaler Signale, die wir glauben pausenlos abrufen zu müssen, weil wir sonst etwas verpassen oder den Anschluss verlieren könnten. Dies alles kann niemand mehr verarbeiten. Warum? Der homo sapiens ist ein zeitabhängiges Wesen. Ereignisse und Konsumobjekte können bei ihm nur dann einen positiven Effekt – ganz gleich, ob wir von gesteigertem Nutzen, Glück oder Wohlbefinden sprechen – hervorrufen, wenn er den Dingen entsprechende Aufmerksamkeit widmet. Das setzt voraus, das entsprechende Objekt oder die Aktivität kraft der hierzu notwendigen Sinnesorgane zu erfassen, was ein zeitintensiver Prozess ist. Denn die Geschwindigkeit, mit der Reize sinnlich und psychisch verarbeitet werden können, lässt sich nicht steigern. Erschwerend kommt hinzu, dass Menschen nicht fähig sind, sich mehr als zwei Dingen gleichzeitig zu widmen, zumindest wenn diese bewusst wahrgenommen werden sollen. Folglich können Konsumhandlungen und Erlebnisse erstens nicht gleichzeitig, sondern nur nacheinander und zweitens nicht beliebig schnell ausgeführt bzw. aufgenommen werden. Sonst sind sie für ihren Besitzer nutzlos. Wer eine Flasche guten Weins in drei Minuten herunterstürzt, überfordert seine Geschmacksnerven und betrügt sich um den Genuss. Wer einen Film in vierfacher Geschwindigkeit abspielt, kann seinem Inhalt nicht mehr folgen. Ebenso aussichtslos ist


es, gleichzeitig zwei verschiedene Musikstücke hören zu wollen. Nur wer sich auf eine einzige Aktivität oder Reizverarbeitung konzentriert, erzielt damit eine wie auch immer geartete nützliche Wirkung. Dies führt in ein Dilemma: Mit dem Wohlstand an Konsumgütern, Reisen und digitaler Technik steigt die dafür notwendigerweise aufzubringende Zeit, die weder durch Beschleunigung, noch durch Multitasking reduziert werden kann. Andererseits ist Zeit nicht erneuerbar, sondern die knappste Ressource, mit der Menschen konfrontiert sind. Sie ist nach jeder Verausgabung unwiederbringlich verloren. Schließlich lässt sich die Tages- oder Lebenszeit einer Person nicht merklich verlängern. Jahrtausendelang sahen sich menschliche Zivilisationen vor die Herausforderung gestellt, Güterknappheit zu lindern, um die Handlungsfreiheit und Lebensqualität möglichst vieler Individuen zu steigern. Jetzt naht ein Wendepunkt, denn es wird offenbar, dass die Wirkungen materiellen Wohlstands ins Gegenteil umschlagen können, wenn eine Sättigungsgrenze überschritten wird. Infolge der rasant gestiegenen Kaufkraft explodiert das Spektrum an Dingen und Erlebnissen, die sich immer mehr Personen leisten können. Da aber der Tag nach wie vor nur 24 Stunden hat, konkurrieren alle konsumförmigen Aktivitäten um die nicht vermehrbare Aufmerksamkeit. Folglich wird jeder Sache und Handlung eine zusehends geringere durchschnittliche Zeitdosis zuteil, was bedeutet, dass wir sie nicht genussvoll ausschöpfen können. Gleichzeitig sitzt uns die Angst im Nacken, etwas zu versäumen, wenn wir uns zu lange mit einer Handlung aufhalten. So wird Mobilitäts- und Konsumwohlstand zur Strapaze, erst recht wenn wir überall mit neuen Op-


tionen konfrontiert werden, die abermals zeitaufwändig zur Kenntnis genommen werden und über die entschieden werden muss. Die Freiheit, sich zwischen möglichst vielen Optionen entscheiden zu können, gilt als Inbegriff modernen Fortschritts – was aber, wenn daraus stressiger Entscheidungszwang wird? Jede Lücke im Zeitablauf, die vor Überforderung schützte und Regeneration versprach, ist inzwischen mehrfach ausgefüllt, insbesondere durch digitale Kommunikation oder Konsum im weitesten Sinne. Das menschliche Dasein ähnelt einem Gefäß, das unter einem Dauerregen der Entfaltungsangebote langsam überläuft. Hilfe verspricht allein die Rückkehr zum „menschlichen Maß“. So drückte sich seinerzeit Friedrich Ernst Schumacher in seinem Kultklassiker Small is beautiful (1973) aus. Manfred Folkers und ich haben versucht, diese Idee unter dem programmatischen Titel All you need is less (2020) auf die Gegenwart zu übertragen. Was wir dem Hamsterrad der käuflichen Selbstoptimierung entgegenstellen, ließe sich als elegante Genügsamkeit bezeichnen. Letztere konfrontiert die verzweifelte Suche nach weiteren Steigerungen von Güterbesitz, Erlebnissen und Bequemlichkeit mit einer simplen Gegenfrage: Von welchen Energiesklaven, Konsum- und Komfortkrücken ließen sich überbordende Lebensstile und schließlich die gesamte Gesellschaft befreien? Wer in materieller Opulenz zu versinken droht, verzichtet nicht, wenn er oder sie sich auf das Wichtige beschränkt, sondern löst die Konsumverstopfung, unter der immer mehr Verbraucher leiden. Dies entspräche nicht nur klugem Selbstschutz vor Überforderung, sondern optimiert den Nutzen der verbleibenden Objekte,


die dann umso stressfreier, also ergiebiger genossen werden können. In der bewussten Ignoranz des Überflüssigen liegt ein Schlüssel zur Lebenskunst für das 21. Jahrhundert. Die knappen Zeitressourcen auf wenige Aktivitäten zu konzentrieren, diese dafür umso intensiver auszuschöpfen, verteufelt nicht den Konsum, sondern lässt ihn zu einer virtuosen und nebenbei ökologisch verantwortbaren Praxis gedeihen.

Niko Paech



B E F


Uraufführung: 25. Februar 2022, Box Eine Inszenierung des Jungen DT

UNSPOKEN [DIALOGUES ARE] UNFORGETTABLE Ein Doku-Musical Regie: Kamilė Gudmonaitė

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Sex. Gott und die Welt. Depressionen. Mode. Das Virus. Vieles. Der schwule Onkel. Ihr Alkoholkonsum. Omas Anfälle. Opas Ausfälle. Geschlechtskrankheiten. Wirklich Wichtiges. Seine neue Frau. Ihre neue Frau. Fridays for Future. Erbfolgen. Erbkrankheiten. Arbeitslosigkeit. Der tote Bruder. Verhütung. Versagen. 2-Staaten-Lösung. Body Mass Index. Die Fehlgeburt. Friedrich Merz. Call of Duty. Feminismus. Der Selbstmordversuch. Es gibt vieles, über das man nicht mit den Eltern spricht. Zahllose Dialoge, die nie stattgefunden haben. Auf Basis eigener familiärer Recherchen über das Unsagbare, Unausgesprochene, Unvergessliche entsteht eine musikalische Performance. All die ungestellten Fragen und imaginären Gespräche werden gesungen, getanzt, performt. Kamilė Gudmonaitė gilt als eine der vielversprechendsten Regisseurinnen Litauens. Ihre Inszenierung Trans Trans Trance war im DT beim Festival RADAR OST 2018 zu Gast und die Regisseurin entwickelte daraufhin beim Frühlingscamp 2019 mit Jugendlichen die Performance Things we couldn’t forget.


Niklas Wetzel


Katrin Wichmann


Julia Windischbauer


Kotbong Yang


Almut Zilcher


Regine Zimmermann


M


R Ä M


Mit Wundern rechnen

Brauchen wir eine Revolution, Frau von Redecker?


Die politische Revolution der Menschenrechte hat nicht nur einen recht engen Freiheitshorizont installiert – den garantierten Selbstbesitz – sie hat auch das Feld für verschärfte sachliche Herrschaft bereitet, für die immer ungehemmtere Verwertung und Konkurrenz. Denn der jeweilige Radius der individuellen Freiheiten am Eigentum hält die Menschen nicht nur faktisch ungleich, getrennt in verschuldet, arm und reich und superreich, er stanzt auch das aus, worüber sie dann nicht mehr demokratisch verfügen. Wir bestimmen nur sehr begrenzt, wie mit der gemeinsam bewohnten Erde und mit dem auf ihr erwirtschafteten Reichtum umgegangen werden soll. Zaghafte Regulierungen berühren die Frage, was wie für wen produziert werden soll, nicht mal, und in den letzten Jahrzehnten sind politische Entscheidungsspielräume sogar nachdrücklich dazu genutzt worden, dem Markt das letzte Wort zu geben. So finden wir uns in der paradoxen Lage wieder, als Selbstregierende abermals an ein Glücksrad gefesselt zu sein. Wir eigentlich freien Menschen sind gefangen in Sachzwängen, abhängig von Lohnarbeit, sortiert nach Identitäten und ständig gestresst. Das mag sich wie Schicksal anfühlen, aber es ist keine Göttin, die in Gang bringt. Der moderne Kapitalismus hat die vermeintlich vormoderne Ohnmacht wieder errichtet, aber als selbstbetriebenes perpetuum mobile. Das nagelneue Glücksrad ist aus dem Bausatz der Sachherrschaft gezimmert. Es fügt besitzbare Natur, besitzbare Zeit und besitzbare Zuwendung zusammen. Dass etwas im Sinne des modernen Eigentums besitzbar wird, ist mehr als bloße Nutzbarmachung. Das moderne Eigentum, wie es in der Französischen Revolution gerade festgeschrieben wurde, erlaubt nicht nur den Gebrauch. Als einzige allgemeine Verfügungsform in der Menschheitsgeschichte


berechtigt es ebenso zu Missbrauch und Zerstörung. Rohstoffe begegnen uns deshalb als tote Erde wieder, Arbeit als öde Zeit, Fürsorge als erzwungene Liebe. Und die angeblich bereits emanzipierten Menschen treten als belastete Selbsteigentümer auf den Plan. Sie sind Phantombesitzer ihrer Person, aus der sie um jeden Preis etwas machen müssen: vorankommen, die Speichen des Rads emporklettern, sie herausbrechen, wenn es sein muss, sie zu Leitern umbauen, um noch höher über den Rand hinauszukommen, vorbei am Rest. Und je entzweiter die im Rad Strampelnden, desto glatter der Antrieb. Kaum einer reicht dem anderen die Hand. Mit der Speiche in der Faust kann man als Phantombesitzer doppelt auftrumpfen, den anderen in den Nacken steigen, sie in die Form eigentlich überlebter Herrschaftsansprüche zwingen. Material aus dem Bausatz der Sachherrschaft auch das: Menschen, die sich nicht bewegen dürfen, Menschen, die nicht „Nein“ sagen können, Menschen, die über Bord geworfen werden. Jeder Schritt und Tritt hat einen Rückstoß; der hält das Rad in Gang. Angesägt, brüchig, alle Last geballt am Außenrand – kein Wunder, dass das Gerät heißläuft. Aber es ist kein Schicksal. Wir sind nicht bloß der Bausatz, Ballast oder blinde Passagiere. Wir sind auch selbst die Göttinnen. „Nagelneue Klassiker“ – „Brand New Ancients“ – nennt Kae Tempest in ihrem Versepos unter demselben Titel sämtliche Zeitgenoss:innen und charakterisiert damit speziell unsere modernen Handlungsspielräume. Nicht als Halbgöttinnen und Heroen, sondern als Individuen ist zumindest eine leise Schicksalslenkungskraft auf jede:n von uns übergegangen.


Früher machten wir uns mit Mythen verständlich. Heute fehlen uns die Worte für den unendlichen Hass auf uns selbst, auf das, was wir selbst aus uns machten, für die krasse Selbstverachtung. Wir fallen uns selbst zur Last und verstricken uns in uns selbst und ersticken fast daran. Und doch: Wir sind immer noch mythisch. Wir schwanken immer noch pausenlos zwischen Heldentum und Elend. Wir sind immer noch göttlich; das macht uns so schrecklich. Nur haben wir scheinbar vergessen, wir sind viel mehr als die Summe all dessen, was uns gehört. Kae Tempest erweist sich in vielen ihrer Texte als besonders zeitgenössisch. Viele Zeilen der nicht-binären Dichter:in bestehen darauf, dass alles, was wir haben, „jetzt“ ist. Was der schnöde, spätkapitalistische Moment nicht hergibt, gibt es nicht. Aber dann plötzlich Götter? Sie schalten sich ein, weil der Wille zur Gegenwart eine beträchtliche Ausweitung kennt: dass nichts, was je war, vollkommen spurlos vergangen ist. Wir könnten immer noch darauf zurückkommen. Die Allmende, die Haitianische Revolution, die Pariser Kommune. Insofern sie nicht vollkommen vergessen sind, bieten sie Anhaltspunkte. Wir könnten dort anknüpfen. Aber dafür müssten wir erstmal dieses Rad anhalten. Kann man das von den Altvorderen lernen? Griechische Götter scheinen eher auf Kriege spezialisiert als auf Revolutionen. Wir Nagelneuen mögen längst selbst Fortuna sein und allein für die Umdrehung sorgen, aber zu stoppen wissen wir es offenbar genausowenig wie zuvor, als Fortuna sich taub für unsere Klagen zeigte.


Dass wir tatsächlich neue alte Griechen sein können, ist einer der Grundgedanken von Hannah Arendts politischer Theorie. Für sie ist eine Demokratie der geteilten Welt von nichts als dem Handeln der Menschen selbst abhängig. Auch ohne weitreichende Grundlagen an Gemeinbesitz könne Politik auf das bauen, was zwischen den Menschen liegt. Arendt entkoppelt den Begriff der Interessen von der Fixierung auf die Besitzstandsmehrung kalkulierender Individuen und macht sie zum geteilten Bezugspunkt, zu einem „Zwischenraum“ des Handelns: „Diese Interessen sind im ursprünglichen Wortsinne das, was ,inter-est‘, was dazwischen liegt und die Bezüge herstellt, die Menschen miteinander verbinden und zugleich voneinander scheiden.“ Wir sind also auch in der Lage, uns zu verbinden, wenn uns der Gemeinbesitz verwehrt bleibt. Aus der Möglichkeit, sich in Meinungsaustausch und Entschlussfassung zusammenzutun, erwächst für Arendt eine menschliche Freiheit, um die uns Götter und Sagengestalten beneiden könnten: gemeinsam mehr zu vermögen als alle Einzelnen zusammen, nämlich Neuanfänge machen zu können.

Eva von Redecker



Premiere: 26. März 2022, Kammerspiele

WIR

nach dem Roman von Jewgeni Samjatin Regie: Maxim Didenko

„Wir sind ein wenig noch vom Idealzustand entfernt. Der ist dann erreicht, wenn nichts mehr geschieht.“ Ein Wohltäter herrscht über den „Geeinten Staat“ – eine von Mauern umgebene Stadt, die nach dem Krieg und der „allerletzten Revolution“ entstand. Die Wände der Häuser sind aus Glas. Jede Regung der Bewohner:innen wird kontrolliert, um einen reibungslosen Ablauf und das Wohlergehen aller sicherzustellen. Täglich feiert die Vernunft neue Triumphe. Alles ist geregelt, alles ist in Ordnung. Einmal die Woche gibt es 15 Minuten Intimität hinter geschlossenen Vorhängen zur Triebabfuhr. Nun greift der „Geeinte Staat“ nach den Sternen und will sein Glück auch allen anderen Zivilisationen des Universums bringen. Ist der Aufstand noch möglich? Jewgeni Samjatin war Ingenieur, Bolschewik, Schriftsteller und Zeit seines Lebens ein Suchender. Als Priestersohn geboren, nahm er 1917 an der Oktoberrevolution teil und verstarb als Exilant in Paris. Sein 1920 entstandener Roman WIR entwirft das dystopische Bild einer Gesellschaft, die durch Normierungsdruck und Unterordnung ihre Menschlichkeit verliert. Der renommierte russische Regisseur und Choreograf Maxim Didenko setzt das Wechselspiel von Anpassung und Subversion in Szene.


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R P


Deutsche Erstaufführung: 29. April 2022, Kammerspiele

BIRTHDAY CANDLES von Noah Haidle Regie: Anna Bergmann

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Ernestine Ashworth durchreist die Zeit von 7 bis 107 Jahren. Währenddessen wird sie Tochter sein, Geliebte, Ehefrau, Mutter, Freundin, Tante, Schwiegermutter, Witwe, zweite Ehefrau, Großmutter, Urgroßmutter und Ururgroßmutter. Sie will ihren Platz im Universum finden, eine andere Frau sein als ihre Mutter, sich selbst verwirklichen. Und doch kommt alles anders als geplant. Nur eines ist sicher: In jedem Jahr wird sie einen Kuchen backen, immer nach dem gleichen Rezept, zu jedem ihrer Geburtstage. 100 Jahre und 100 Kuchen, mit denen ihre einstigen Erwartungen, Träume und Hoffnungen in den Lebensfragen ihrer Kinder und Kindeskinder wiederkehren. „Eier, Butter, Zucker, Salz. Ganz schlichte Zutaten. Aber wenn du dich umdrehst und weit genug blickst, siehst du Atome, die seit der Schöpfung da sind,“ heißt es in Noah Haidles Generationenstück für zwölf Rollen und einen Goldfisch. Humorvoll und bewegend erzählt Birthday Candles von der Vision eines Lebens, von den Höhen und Tiefen und der Kraft der Liebe, die Vergangenheit Gegenwart und Zukunft verbindet.


I A M


Premiere: 7. Mai 2022, Deutsches Theater

DER STEPPENWOLF nach Hermann Hesse in einer Bearbeitung von Thomas Melle Regie: Lilja Rupprecht

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Hermann Hesses zeitloser Klassiker Der Steppenwolf hat ganze Generationen beeinflusst und begeistert. Seinem Gefühl nach lebt Harry Haller, wie es im Roman heißt, „bald als Wolf, bald als Mensch“, versehen mit der Fähigkeit, sich dabei jeweils selbst zu beobachten. Doch wird diese Dualität, die der Steppenwolf für sich geltend macht, schon bald im „Tractat“ unterlaufen: „Nicht nur aus zwei Wesen [besteht Harry], sondern aus hunderten, aus tausenden. Sein Leben schwingt zwischen tausenden, zwischen unzählbaren Polpaaren.“ Nach der großen Hesse-Welle in den 60-ern und 70-ern möchte Thomas Melle den Autor gleichsam neu entdecken. Für Melle steht unsere Gesellschaft nach einer langen, wohlstandsgeprägten Phase derzeit vor einem Wendepunkt. An allen Fronten verschärfen sich Ton und Umgang, entstehen Neid und Wut. Harry Hallers Geschichte spielt in einer ähnlichen Übergangszeit. Depression, Kulturpessimismus und die Sehnsucht nach Intensität und Exzess durchziehen Diskurse und Lebenswelten, dazwischen wird die bürgerliche Mitte zerrieben. Harry Haller erscheint so wie der Prototyp einer ganzen Generation.


N U J


S E G N DT


Junges DT

HALT ­– ZUSAMMEN – HALT 144

Things fall apart; the centre cannot hold; Mere anarchy is loosed upon the world, The blood-dimmed tide is loosed, and everywhere The ceremony of innocence is drowned; The best lack all conviction, while the worst Are full of passionate intensity. The Second Coming William Butler Yeats

Kennst Du es auch, dieses Gefühl, dass alles auseinanderfällt? Dass die Mitte nicht mehr hält, nichts mehr zusammenhält? Welche Mitte eigentlich? Die der Gesellschaft oder die in Dir? Der irische Dichter William Butler Yeats beschwört 1919 nach „dem Großen Krieg“ – unvorstellbar, dass es jemals einen zweiten geben sollte – apokalyptische Bilder entfesselter Anarchie: Eine blutgefärbte Flut, so schreibt er, ertränkt das Fest der Unschuld und während den Besten jede Überzeugung abhandengekommen ist, sind die Schlimmsten erfüllt von radikaler Leidenschaft. Ein Spieler des Jungen DT warnt in seiner Instagram-Story: „Passt bitte auf euch auf! Mehrere Gruppen aggressiver Jugendlicher schlagen seit der Corona-Pandemie in der U-Bahn grundlos fremde Menschen zusammen. Egal ob jung oder alt.“ Auch ihn hat es erwischt. Mit mehreren Knochenbrüchen lag er im Krankenhaus. „Bleib gesund!“ wird abgelöst von „Bleib stabil!“


Kennst Du es auch, dieses Gefühl der Zerbrechlichkeit beim Halt auf freier Strecke? Diese Dünnhäutigkeit, den Drang sich zu panzern? Kennst Du diese Anstrengung sich zusammenzureißen, sich zu fokussieren? Hast Du auch gedacht, diesen Halt zusammen als Zäsur nutzen zu können, Dich endlich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern? Zumindest ein paar gute Bücher zu lesen. Hast du Dich dann auch nur zerstreut? Sind Dir auch Tage, Wochen, Monate entglitten? Führt social distancing tatsächlich zur sozialen Distanz? Was ist geworden aus #weareinthistogether und #leavenoonebehind? Der Ton verschärft sich nicht nur in den Echokammern sozialer Medien. Die Pandemie hat die Gräben tiefer aufgerissen, zwischen den Generationen, der Mehrheit und den Marginalisierten, Geimpften, Ungeimpften, Impfgegnern, zwischen Steglitz und Neukölln, dem Erzgebirge und der Eckernförder Bucht. Was kommt da zum Vorschein? An wem hältst Du Dich gerade fest, wer gibt Dir Halt? Und an was willst Du unbedingt festhalten im neuen Normal? Fragst Du Dich auch, woraus ein neuer Kitt gemacht sein könnte? Vielleicht liegt der Zusammenhalt auch nicht in der Summe der Gemeinsamkeiten, sondern in der Anerkennung der Unterschiede. Das Theater kann beides: Konflikte in Szene setzen und Empathie wecken. Das geht hier nur zusammen! Jetzt endlich wieder am selben Ort. Willkommen im Jungen DT!

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Junges DT

DIE INSZENIERUNGEN Ein Dorf gegen ein Mädchen. Vier Schüler:innen gegen eine Lehrerin. Eltern gegen Kinder. Radikalität gegen Autorität. Das Junge DT untersucht in drei neuen Inszenierungen den Zusammenhalt und die Sprengkraft zwischen den Generationen. In allen drei 146 Theaterarbeiten geht es um Brüche. Es geht um die daraus folgenden Fliehkräfte, Konflikte und Ausbruchversuche. Die Jugendlichen werden zu Systemsprenger:innen ganz unterschiedlicher Art. In Karen Köhlers kontrovers diskutiertem Roman MIROLOI lehnt sich die namenlose Protagonistin auf gegen die patriarchalen Strukturen ihres Dorfes. Die Außenseiterin hat wenig zu verlieren und hinterfragt Traditionen und Gesetze, die diese Gemeinschaft nur noch mit Gewalt zusammenhalten. Aber der Preis ist hoch. Die niederländische Regisseurin Liesbeth Coltof bringt die Uraufführung der aufregenden Emanzipationsgeschichte auf die Bühne der Kammerspiele. Das klaustrophobische Kammerspiel LIEBE JELENA SERGEJEWNA fiel in den 80er Jahren, kurz nach seiner Uraufführung, der Zensur zum Opfer, lässt es sich doch als Parabel auf eine UdSSR lesen, in der die Gleichen mehr als Gleichheit wollen. Heimgesucht von ihren Schüler:innen, versucht die Lehrerin ihre Ideale gegen die zunehmende Skrupellosigkeit einer Viererbande zu verteidigen. Jan Friedrich inszeniert diesen existentiellen Kampf zwischen alten Werten und neoliberalen Ambitionen mit jungen Berliner:innen und DT-Schauspielerin Judith Hofmann. In der musikalischen Stückentwicklung UNSPOKEN [DIALOGUES ARE] UNFORGETTABLE fragt die litauische Regisseurin Kamilė Gudmonaitė ihre jugendlichen Spieler:innen, worüber man auf gar keinen Fall mit seinen Eltern spricht und worüber man unbedingt reden möchte, aber es nicht kann. Was bleibt unausgesprochen zwischen den Generationen? Das Jugendensemble zeigt das dokumentarische Musical in der Box.


DIE PROJEKTE – Camps & Clubs Theater hautnah erleben und aktiv mitgestalten! Alle zwischen 12 und 22 Jahren können sich am Jungen DT spielerisch ausprobieren, andere theaterbegeisterte Mitstreiter:innen kennenlernen und neue Theaterformen entdecken. Traditionell eröffnen wir die Spielzeit mit einer szenischen Lesung in Kooperation mit LESART. Der für den Jugendliteraturpreis nominierte Roman YOU ARE NOT SAFE HERE hat am 30. August Premiere in der Box. In den JUGENDCLUBS wird über mehrere Monate gemeinsam eine Inszenierung entwickelt. Geprobt wird einmal die Woche und an einzelnen Wochenenden, das Ergebnis ist dann dreimal in der Box zu sehen. In unserem CAMP „Was hält uns [zusammen]?“ werden die Herbstferien zum Theaterfestival, an dem das ganze DT theatral erobert wird. In der THEATERGYM kann einmal monatlich der Spielmuskel trainiert werden – Trainer:innen sind Künstler:innen und Schauspieler:innen des DT. Um teilzunehmen sind keine Vorkenntnisse nötig, Lust auf und Zeit für Theater reichen vollkommen! Alle Informationen zu den Projekten auf jungesdt.de und in der „Mediathek der Formate“. Das Junge DT – Live & Digital Das Junge DT entwickelt seit März 2020 mit und für junge Menschen eine Vielzahl ästhetischer Formate und Erzählweisen, die trotz Pandemie Kunst und Zusammenhalt ermöglichen. Es entstanden u. a. ein WhatsApp-Drama (eingeladen zu „Schultheater der Länder 2021“); Livestream-Theaterstücke, eine Backstage-Videoreihe, ein interaktives Rätselgame (eingeladen zum Theatertreffen der Jugend 2021), ein Podcast-Abo für schöne Augenblicke, zwei Hörspiele, sieben Live-Monologe auf Instagram, eine Webserie, ein multimediales und ein digitales Klassenzimmerstück. Vieles ist auf unserer Webseite unter „Junges DT Digital“ zum Nachschauen und Nachhören zu finden. Auch wenn wir uns auf die direkte Begegnung im DT freuen, werden wir die digitalen Möglichkeiten nutzen und weiterentwickeln.

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Junges DT

THEATER + SCHULE – Gemeinsame Sache machen

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In der Theaterpädagogik ist die Komplizenschaft mit Lehrerinnen und Lehrern elementar. Alle Jugendlichen ab der 7. Klasse erhalten die Gelegenheit, das Theater als Ort für gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe zu erleben. Dazu finden sie im Jungen DT ganz unterschiedliche Formate, die gemeinsam mit dem Lehrendenbeirat stetig weiterentwickelt werden. THEATER IM KLASSENZIMMER: Drei Stücke für alle Altersgruppen der weiterführenden Schulen werden zur Buchung angeboten, die sich in den Doppelstundentakt des Schulalltags einfügen und ihn gleichzeitig im besten Sinne aufbrechen. In der neuen Produktion PLAY II PAUSE bringen das Regieteam Sarah Fartuun Heinze und Hannes Kapsch zusammen mit Schauspielerin Lena Maria Eikenbusch die Schüler:innen in einem partizipativen Theatergame dazu, die „Fantasie als krasse Game-Engine“ zu nutzen. Die Premiere ist am 22. September 2021. Mit CORPUS DELICTI nach dem Roman von Juli Zeh und RAGE von Wilke Weermann sind die beliebten Klassenzimmerstücke weiterhin buchbar, die in der letzten Spielzeit zu Festivals nach Graz, Recklinghausen und Linz eingeladen wurden. SPIELPLANVERMITTLUNG ermöglicht, tiefer reinzuschauen in die Welt des Theaters und macht Inszenierungen über den reinen Vorstellungsbesuch hinaus zugänglich. Bei Kulturwandertagen, vor- und nachbereitenden Workshops oder Führungen hinter die Kulissen erhalten die Schüler:innen Einblicke in Produktionsprozesse, ästhetische Zugriffe und können so Inhalte anschaulich vertiefen. Dort, wo der Weg ins Deutsche Theater zu weit ist, bieten Klassenzimmerstreams die Möglichkeit, Theater in der Schule oder am heimischen Laptop zu erleben. In digitalen Nachgesprächen kommen auch Schauspieler:innen per Videochat in die Schule.


Die TUSCH-PARTNERSCHAFT mit der Willy-Brandt-Teamschule geht ins zweite Jahr und erforscht gemeinsam mit der Theaterpädagogin Sofie Hüsler, wie die drängendsten Probleme unserer Zeit gemeinsam und mit Superkräften gelöst werden können. Premiere ist am 2. März 2022 in der Box.   IN EIGENER SACHE In der Spielzeit 2021/22 gibt es Veränderungen im Team des Jungen DT: Wir verabschieden schweren Herzens Lasse Scheiba. Er geht nach sieben Jahren prägender Arbeit als Dramaturg und Projektleiter an das Stadt:Kollektiv des Düsseldorfer Schauspielhauses. Dafür freuen wir uns sehr auf Christiane Lehmann, die von der Bürger:Bühne Dresden als Dramaturgin und Kulturvermittlerin ans Junge DT kommt.   Weitere Projekte, aktuelle Angebote und Anmeldung zu den NEWSLETTERN unter jungesdt.de und im Spielzeitheft des Jungen DT.

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DT Digital

DT DIGITAL 150

Das Deutsche Theater hat in den vergangenen Monaten erfolgreich den digitalen Raum erobert. Dort wollen wir auch in der neuen Spielzeit unterwegs sein und das Internet als digitale Bühne für unser Online-Publikum bespielen. Wir zeigen Inszenierungen in Live- und Echtzeit-Streams, die, spezifisch für das Digitale erarbeitet, so nie auf einer analogen DT-Bühne zu sehen wären. Begleitet werden die Streams durch Chats und Nachgespräche, in denen Sie sich untereinander und mit uns austauschen können. Experimentierstube ist auch das Junge DT, das mit hybriden und interaktiven Formaten spielerisch neue digitale Genres kreiert. Und für Interessierte der Theatergeschichte öffnen wir an speziellen Tagen das DT-Archiv und zeigen DT-Klassiker aus vergangenen Jahrzehnten. Neu ist auch unser on-demand-Angebot: Ausgewählte Aufzeichnungen können für Gruppen oder Schulklassen gebucht und an einem Termin Ihrer Wahl angeschaut werden. Auf Wunsch und nach Möglichkeit kombiniert mit einem digitalen Nachgespräch mit beteiligten Künstler:innen. Und natürlich werden wir Ihnen auch weiterhin mit umfangreichem digitalen Bonusmaterial interessante Zusatz- und Hintergrundinformationen zu unseren Produktionen anbieten. Programm und Inhalte finden Sie unter deutschestheater.de/digital • Stream des Monats • Videothek (Videointerviews, Einblicke hinter die Kulissen) • Audiothek (Podcasts, Audiowalks, Stückeinführungen) • Bibliothek (Interviews und Hintergrundinformationen) • on-demand-Angebote • digitales Bonusmaterial • Junges DT digital


Wir bleiben in Kontakt: Tagesaktuelle Informationen, den Spielplan, Eintrittskarten, Neuigkeiten, Biografien des Ensembles und der Regisseur:innen und natürlich alles zu DT Digital finden Sie unter deutschestheater.de

Mit unserem wöchentlichen Newsletter versorgen wir Sie mit den neuesten Informationen rund um das DT und unsere aktuellen Produktionen. Abonnieren Sie den Newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden! deutschestheater.de/service/newsletter

Stets bereit zum Vernetzen! Das Deutsche Theater Berlin finden Sie auch auf Instagram, Facebook, Twitter & Co.

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Autor:innentheatertage

AUTOR:INNENTHEATERTAGE

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Das Zusammenspiel zwischen Autor:innen, Regieteams und Theatern ist ein Kraftzentrum zeitgenössischer Theaterarbeit. Gleichzeitig unterliegt dieses Verhältnis einem permanenten Wandel. Theater und Theatermacher:innen reagieren in ihrer Stoffwahl längst nicht mehr nur auf Texte, sondern auf öffentliche Diskurse. Auch die Parameter von Autor:innenschaft sind in Bewegung. Schreibende Regisseur:innen, Ensembles und Gruppen entwickeln – oft aus dem Zentrum der Häuser heraus – zeitgenössische Theaterliteratur. Die Autor:innentheatertage bieten all diesen Veränderungen eine Plattform und gestalten sie aktiv mit. Nachdem wir im vergangenen Jahr zehn neue Kurzstücke in Auftrag gegeben haben, die inzwischen teils uraufgeführt, teils weiter gewachsen sind, gehen die Autor:innentheatertage auch in der neuen Spielzeit neue Wege. Das Jahr nach der Theaterpause soll zu einem Jahr des besonders intensiven Miteinanders werden: mit insgesamt zwei Festivalausgaben, dem neuen Stückewettbewerb und einem Residenzprogramm, in dem wir ab September monatlich wechselnde Hausautor:innen willkommen heißen. DIE AUTOR:INNENTHEATERTAGE 2021 Die Autor:innentheatertage 2021 finden vom 2. bis 5. September statt. An diesem verlängerten Wochenende zeigen wir die von Lukas Bärfuss, Fritzi Haberlandt und Schorsch Kamerun prämierten Gewinnerstücke in drei Uraufführungen und einer szenischen Lesung: Sarah Kilter, White Passing Amanda Lasker-Berlin, Ich, Wunderwerk und how much I love Disturbing Content Chris Michalski, When There‘s Nothing Left To Burn You Have To Set Yourself On Fire Patty Kim Hamilton, Peeling Oranges


Rund um die Aufführungen feiern wir in einer Langen Lesenacht, in Gesprächen und Begegnungen ein Fest der Autor:innen und den Beginn des neuen Theaterjahrs. DIE AUTOR:INNENATELIERS Ab September laden wir je eine:n Theaterautor:in pro Monat dazu ein, im Deutschen Theater zu schreiben und gemeinsam mit uns und dem Ensemble über ein Theater nach der Krise nachzudenken. Ziel der Ateliers ist ein neues Miteinander, ein gemeinsamer Wiederbeginn nach vielen Monaten der erzwungenen Entfernung. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit stellen wir in monatlich stattfindenden Autor:innensalons vor. Die ersten Gäste in unserer neuen Schreibstube sind: Milena Michalek (Wien/Berlin), Fiston Mwanza Mujila (Graz/ Lubumbashi), Maria Ursprung (Solothurn), Thomas Perle (Wien), Nele Stuhler (Berlin) DAS JUBILÄUMSFESTIVAL 2022 Für den Zeitraum vom 8. bis 18. Juni 2022 planen wir eine besondere Festivalausgabe. Die Autor:innentheatertage finden dann zum 25. Mal statt. Für uns ein guter Grund, agil zu bleiben, nach vorn zu schauen und der zeitgenössischen Dramatik ein rauschendes Fest zu bereiten: mit dem Stückewettbewerb und dem Uraufführungsmarathon in der Langen Nacht der Autor:innen, mit bis zu zwölf Gastspielen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, mit Autor:innensalons, Leseparcours, Nach- und Tischgesprächen, mit vielen Autor:innen, Juror:innen und Theatermacher:innen aus mehr als 25 Jahren ATT.

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Radar Ost

RADAR OST

7. – 10. Oktober

ART[ISTS] AT RISK

Belarus – Russland – Bosnien

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Ein Festival in pandemischen Zeiten mit geschlossenen Theatern und Grenzen zu planen, ist eine besondere Herausforderung und führt bestenfalls zu kreativen Lösungen. Im Sommer 2020 waren zumindest die Gastspiele kuratiert und RADAR OST konnte in einer Online-Edition stattfinden. Auf dem 3-D-Spielfeld des digitalisierten DT wurde das gestreamte Gastspielprogramm erweitert um länderübergreifende Kollaborationen on demand. Beim kommenden Festival im Oktober 2021 wird dieser Weg konsequent unter dem Motto „Kooperieren statt Kuratieren“ weiterverfolgt. Statt Einladungen auszusprechen, entstehen in Zusammenarbeit mit Künstler:innen aus Bosnien, Belarus und Russland Inszenierungen in Berlin, die sich mit dem Spannungsfeld „Kunst und Konflikt“ theatral auseinandersetzen: Welche Themen sind Tabu und wessen Geschichten sollen vergessen werden? Welches Risiko sind wir selbst bereit einzugehen? Mit welchen Mitteln werden Künstler:innen zum Schweigen gebracht? Wie kann mit Humor über den Krieg erzählt und ein Ausnahmezustand erlebbar werden? Und was kostet es Künstler:innen, sich im Westen erfolgreich zu vermarkten? Ein besonderer Länderschwerpunkt 2021 ist Belarus. Wir freuen uns, mit Hilfe des Goethe Instituts Minsk die Theatergruppe KUPALAUCY – gegründet von Künstler:innen, die das renommierte Janka Kupala Theater aus Protest verlassen haben – nach


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Berlin einzuladen. Sie zeigen eine hochmusikalische WoyzeckÜberschreibung. Zudem werden zwei Künstler:innen der Gruppe für zwei Monate Gäste des DT sein. Diese Begegnung ermöglicht Einblicke in die aktuelle Situation mit Informationen aus erster Hand und einen direkten Austausch mit dem interessierten Publikum. Freuen Sie sich auf die Rückkehr von Decamerone in der Regie von Kirill Serebrennikov, eine Koproduktion mit dem Gogol Center Moskau, und auf In A Real Tragedy Not Only A Heroine Dies, But A Choir der jungen russischen Regisseurin Ksenia Ravvina, gewidmet allen Künstler:innen, die diskriminiert und zum Schweigen gebracht werden. Lassen Sie sich in Was haben wir gelacht von Maja Zeco und Ina Arnautalic aus Bosnien einladen in ein bespieltes Wohnhaus, wo der Kriegsalltag erlebbar wird mit seinen auch komischen Seiten. Auf Interaktion setzt auch Ada Mukhina aus St. Petersburg, mit ihrer Lecture Performance How to Sell Yourself to the West und dem Risklab, einer „telematischen Performance mit Gastkünstler:innen“ aus risikoreichen Kontexten. Freuen Sie sich auf theatrale Grenzüberschreitungen vom 7. bis 10. Oktober in Berlin!


ETC

INTERNATIONALE VERNETZUNG European Theatre Convention

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Als größtes Theaternetzwerk in Europa repräsentiert die European Theatre Convention (ETC) mit 41 Mitgliedern öffentliche Stadt-, Staats- und Nationaltheater aus über 20 Ländern und spiegelt die Vielfalt des pulsierenden europäischen Kultursektors wider. 1988 gegründet, positioniert die ETC Theater in Europa und im Dialog mit europäischen Institutionen als eine wichtige Kunstform und öffentlichen Ort für Demokratie. Mit seinen Mitgliedstheatern setzt die ETC Impulse zur internationalen Entwicklung von neuer zeitgenössischer Dramatik, neuen ästhetischen Formen und Kooperationen und prägt einen integrativen Theaterbegriff, der das soziale, sprachliche und kulturelle Erbe Europas für alle Gemeinschaften in Europa und darüber hinaus zugänglich macht. Die ETC ist als Kulturnetzwerk ein strategischer Partner der Europäischen Kommission und bietet europäischen Theatern und jungen Künstler:innen ein internationales Programm von künstlerischem Austausch hin zur Entwicklung neuer Ideen und Formate, zu Austausch und Fortbildung und zur Interessensvertretung der Theater in europäischer Kulturpolitik. Aktuelle Themen umfassen die Erforschung, Einführung und Anwendung von sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit, Geschlechtergleichstellung und Vielfalt im Theater sowie die Nutzung neuer Technologien. Das DT ist seit 2009 Mitglied der ETC und hat an zahlreichen Projekten teilgenommen: Artist Residency Programme, Young Europe, Staff- und Performance Exchanges, ENGAGE: New Drama. Seit 2018 befindet sich der Sitz der ETC im Deutschen Theater in Berlin. www.europeantheatre.eu


mitos21

mitos21 Mitos ist das altgriechische Wort für Faden und bezieht sich auf den mythischen Faden der Ariadne, der Theseus half, den Weg aus dem Labyrinth zu finden. Das internationale Theaternetzwerk mitos21 wurde 2008 ins Leben gerufen mit dem Ziel, über Länder- und Sprachgrenzen hinweg Gelegenheiten für professio­ nellen Austausch und Weiterbildung, Nachwuchsförderung und künstlerische Zusammenarbeit zu schaffen und außergewöhn­ liche multinationale Projekte zu entwickeln. Im Rahmen der Lessingtage 2021 Digital entstand mit Stories from Europe eine Plattform, auf der neun Theater, unter anderem das DT, herausragende Inszenierungen ohne physische ­Barrieren präsentieren konnten. Das Publikum war eingeladen, auf einer paneuropäischen Couch Platz zu nehmen – zu Hause und doch gemeinsam, in Paris, Turin, Berlin, Budapest oder Moskau... Dieser internationale Showcase soll in Zukunft regelmäßig digital stattfinden, organisiert von jeweils wechselnden Tandems der Partnertheater. 14 führende europäische Theater und eine Schauspielakademie gehören aktuell dem Netzwerk mitos21 an: AKADEMIE FÜR DARSTELLENDE KUNST BADEN-WÜRTTEMBERG, Ludwigsburg; BERLINER ENSEMBLE, Berlin; BURGTHEATER, Wien, DEUTSCHES THEATER, Berlin; DRAMATEN – KUNGLIGA DRAMATISKA TEATERN, Stockholm; DÜSSELDORFER SCHAUSPIELHAUS, Düsseldorf; INTERNATIONAAL THEATER AMSTERDAM (ITA), Amsterdam; KATONA JÓZSEF SZÍNHÁZ, Budapest; DET KONGELIGE TEATER, Kopenhagen; NATIONAL THEATRE, London; ODÉON-THÉÂTRE DE L’EUROPE, Paris; ØSTERBRO TEATER, Kopenhagen; TEATRE LLIURE, Barcelona; TEATRO STABILE DI TORINO – TEATRO NAZIONALE, Turin; THALIA THEATER, Hamburg. mitos21.com

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Die Autor:innen

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Christina Clemm ist Fachanwältin für Familienrecht und Strafrecht in Berlin. Häufig vertritt sie Opfer geschlechtsspezifischer, sexualisierter, lgbtiq*feindlicher, rechtsextremer und rassistischer Gewalt. Sie ist Autorin des bei Kunstmann erschienenen Buchs Akteneinsicht – Geschichte von Frauen und Gewalt. Adrian Daub ist Professor für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Stanford, wo er das Michelle R. Clayman Institute for Gender Research leitet. Er ist der Autor mehrerer Bücher, zuletzt erschien Was das Valley denken nennt (edition suhrkamp). Als Kulturkritiker schreibt er für verschiedene deutsch- und englischsprachige Medien, unter anderem die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Zeit online, The New Republic, The Guardian und n+1. Er lebt in San Francisco. Özlem Özgül Dündar studierte Literatur und Philosophie in Wuppertal und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie schreibt Lyrik, Prosa, Essays und szenische Texte und übersetzt und performt mit ihren Kollektiven Ministerium für Mitgefühl

und kollektiv flexen. Sie ist Mitherausgeberin der Anthologie Flexen – Flâneusen schreiben Städte (Verbrecher Verlag 2019). 2018 gewann sie den Kelag-Preis in Klagenfurt. Ihr Stück türken, feuer wurde zum „Hörspiel des Jahres 2020“ ernannt. Joachim Hake ist seit 2007 Direktor der Katholischen Akademie in Berlin. Studium der Kath. Theologie in Münster und Rom. Papst Franziskus ernannte ihn 2014 zum Consultor im Päpstlichen Rat für Kultur. Veröffentlichungen u. a.: Trost und Staunen. Weitere Notizen, EOS 2020. Abschiede und Anfänge. Notizen, St. Ottilien 2015.; Mit Elmar Salmann Hg. von Spuren. Essays zu Kultur und Glaube, EOS-Verlag 2008ff. Mit Thomas Henke: Porträts.1.13 (www. portraets-1-13.de) sowie Alphaomega-letters. Ein Lexikon christlicher Grundbegriffe (www.alpha-omega-letters.de). Eva Horn ist Professorin für Neuere deutsche Literatur und Kulturtheorie am Institut für Germanistik der Universität Wien. Ihre aktuellen Forschungsgebiete sind Katastrophenimaginationen, eine Kulturtheorie des Klimas


und das Anthropozän. 2020 wurde ihr der Heinrich-MannPreis der Deutschen Akademie der Künste verliehen. Publikationen: Die Zukunft als Katastrophe, Fischer 2014, und (mit H. Bergthaller): Das Anthropozän zur Einführung, Junius 2019. Thomas Meyer ist Professor für Philosophie an der LMU München und freier Autor. Er lebt in Berlin. Beim Piper Verlag, München, gibt er die Studienausgabe der Werke Hannah Arendts heraus. Zu Hannah Arendts Essay und SPIEGEL-Bestseller Die Freiheit, frei zu sein (DTV) schrieb er das Nachwort. 2022 wird im Piper Verlag eine Biographie Arendts erscheinen. Darüber hinaus hat er zahlreiche Bücher zur modernen Philosophieund Ideengeschichte verfasst oder herausgegeben. Prof. Dr. Niko Paech studierte Volkswirtschaftslehre, promovierte 1993, habilitierte sich 2005 und vertrat den Lehrstuhl für Produktion und Umwelt an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg von 2008 bis 2016. Derzeit forscht und lehrt er an der Universität Siegen im Masterstudiengang Plurale

Ökonomik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Postwachstumsökonomik, Klimaschutz, nachhaltiger Konsum, Sustainable Supply Chain Management, Nachhaltigkeitskommunikation und Innovationsmanagement. Er ist in diversen nachhaltigkeitsorientierten Forschungsprojekten, Netzwerken, Initiativen, Genossenschaften sowie im Oldenburger ReparaturRat tätig. Eva von Redecker ist Philosophin und Autorin. Sie schreibt über Eigentum, sozialen Wandel und manchmal sogar Leben und Tod. Derzeit forscht sie als MarieSkłodowska-Curie-Fellow an der Universität Verona über Phantombesitz und Autoritarismus. Zuvor war sie langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin; im Wintersemester 2015 lehrte sie als Gast-Dozentin an der New School for Social Research in New York. In Revolution für das Leben (S. Fischer 2020) analysiert Eva von Redecker Zerstörungsdynamiken des gegenwärtigen Kapitalismus im Lichte verschiedener Protestbewegungen.

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T I M BE R A N N


R E T I E N E N


Mitarbeiter:innen KÜNSTLERISCHE LEITUNG Intendant: Ulrich Khuon; Chefdramaturg und stellv. Intendant: Claus Caesar; Künstlerischer Betriebsdirektor: Michael de Vivie; Leiterin Junges DT: Birgit Lengers; Atelierleiterin: Janja Valjarević; Leiterin Kommunikation: Luisa Männel INTENDANZ Intendant: Ulrich Khuon; Persönliche Referentin, DT Freunde: Anouk Wallerath / Anna Gerhards (in Elternzeit); Persönliche Mitarbeiterin, Sponsoring: Caroline Elsen GESCHÄFTSFÜHRENDE DIREKTION Geschäftsführender Direktor und stellv. Intendant: Klaus Steppat; Persönliche Referentin des Geschäftsführenden Direktors, Leitung Gastvertragsangelegenheiten: Selma Ilhan; Assistent: Karl Sand DRAMATURGIE UND JUNGES DT Chefdramaturg: Claus Caesar; Dramaturg:innen: Sima Djabar Zadegan, John von Düffel, David Heiligers, Bernd Isele, Juliane Koepp, Franziska Trinkaus; Autor:innentheatertage: Bernd Isele, Franziska Trinkaus; DT International: Birgit Lengers; Gäste: Roman Dolzhanskij, Anna Heesen, Tilman Raabke, Meike Schmitz, Patric Seibert-Wolf, Anika Steinhoff, Dorle Trachternach, Eva-Maria

Voigtländer; Leitung Junges DT: Birgit Lengers; Mitarbeiter:innen Junges DT: Peter Kolb, Christiane Lehmann; Theater und Schule: Maura Meyer; Koordination TUSCH: Sofie Hüsler; FSJ Kultur: Nina Harnisch KÜNSTLERISCHES BETRIEBSBÜRO Künstlerischer Betriebsdirektor: Michael de Vivie; Mitarbeiterin, Gastspiele und Sonderveranstaltungen: Christine Drawer; Mitarbeiterin, Leiterin der Statisterie: Djuna Boguhn / Maria Dinkel (in Elternzeit); Mitarbeiterin: Simone Pasemann TECHNISCHE DIREKTION Technischer Direktor: Olaf Grambow; Stellv. Technischer Direktor: Marco Fanke; Mitarbeiterin des Technischen Direktors: Susann Rakowski KOMMUNIKATION Leiterin Kommunikation und Pressesprecherin: Luisa Männel; Stellv. Leiterin Kommunikation, stellv. Pressesprecherin: Lena Domeyer; Presse und Onlineredaktion: Vanessa Desmarattes (in Elternzeit); Marketing: Friederike Busch; Social Media: Inke Johannsen; Mitarbeiterin: Angela Modest; Grafik: Julia Kuon, Sabine Meyer; Fotograf: Arno Declair; Trailer: Alexander Dluzak


BESUCHERSERVICE Vertriebsleiter: Jörg Freckmann; Mitarbeiter: Philip Mario Jakobs; Abenddienstleitung: Thomas Koch, Nele Feuring; Kassenleitung: Olaf Grolmes; Mitarbeiter:innen: Sarah Bakenhus, Jana Gleichauf, Charlott R. Rühmling, Barbara Schmidt, Luciano Siliprandi, Trung Tran Duc

Kirill Serebrennikov, Charlotte Sprenger, Jette Steckel, Data Tavadze, Wilke Weermann, Jossi Wieler

BÜHNE UND KOSTÜM Atelierleiterin: Janja Valjarević; Olaf Altmann, Geraldine Arnold, Ben Baur, Peter Baur, Ulrich Belaschk, Adriana Braga Peretzki, Tabea Braun, Sigi Colpe, Julia ARCHIV UND BIBLIOTHEK Dietrich, Franz Dittrich, Tatjana Karl Sand Dolmatovskaya, Barbara Drosihn, Anne Ehrlich, Carly Everaerts, Jan Friedrich, Guus van Geffen, REGIE Oleg Golovko, Olaf Grambow, Frank Abt, Philipp Arnold, Anne Pia Greven, Sebastian Hartmann, Bader, Anna Bergmann, Jan Bosse, Katja Haß, Susanne Hiller, Volker Dietrich Brüggemann, Liesbeth Hintermeier, Pauline Hüners, Coltof, Salome Dastmalchi, Maxim Henrike Huppertsberg, Juliane Didenko, András Dömötör, Jan Kalkowski, Jens Kilian, Katharina Friedrich, Jürgen Gosch, Dimiter Kownatzki, Mareile Krettek, Gotscheff, Kamilė Gudmonaitė, Andreas Kriegenburg, Aino Sebastian Hartmann, Karin Henkel, Laberenz, Manuel La Casta, Sarah Fatuun Heinze, Hannes Stéphane Laimé, Mark Lammert, Kapsch, Stephan Kimmig, Tilmann Clemens Leander, Johanna Leitner, Köhler, Amir Reza Koohestani, Sophie Leypold, Florian Lösche, Bastian Kraft, Andreas Kriegenburg, Regina Lorenz-Schweer, Mitra Jürgen Kruse, Tom Kühnel, Timofej Nadjmabadi, Nina von Mechow, Kuljabin, Sarah Kurze, Jürgen Wolfgang Menardi, Jelena Miletić, Kuttner, Robert Lehniger, Anne Dušan David Pařízek, Aleksandra Lenk, Adrian Linz, Daniela Löffner, Pavlović, Johanna Pfau, Mira Ewelina Marciniak, Ivan Panteleev, Phumdorkmai, Kathrin Plath, Dušan David Pařízek, Armin Petras, Kamila Polívková, Bettina Pommer, René Pollesch, Joanna Praml, Judith Oswald, Anja Rabes, Ulrich Rosa von Praunheim, Ulrich Rasche, Rasche, Viktor Reim, Thilo Reuther, Alexander Riemenschneider, Annette Riedel, Karoly Risz, Jessica Carina Riedl, Hanna Rudolph, Lilja Rockstroh, Caroline Rössle Harper, Rupprecht, Rafael Sanchez, Nora Karin Rosemann, Lane Schäfer, Schlocker, Clemens Maria Peta Schickart, Christina Schmitt, Schönborn, Christian Schwochow, Carolin Schogs, Clemens Maria


Mitarbeiter:innen Schönborn, Andrea Schraad, Jo Schramm, Johannes Schütz, Lene Schwind, Daniela Selig, Kirill Serebrennikov, Galya Solodovnikova, Lea Søvsø, Linda Spörl, Rimma Starodubzeva, Barbara Steiner, Katja Strohschneider, Patricia Talacko, Harald Thor, Inga Timm, Susanne Uhl, Janja Valjarević, Teresa Vergho, Anna Viebrock, Sibylle Wallum, Luisa Wandschneider, Leonie Wolf MUSIK László Bakk-Dávid, Mark Badur, Friederike Bernhardt, Carolina Bigge, Heiner Bomhard, Marcel Blatti, Marcel Braun, Olaf Casimir, Björn SC Deigner, George Dhauw, Matthias Erhard, Katharina Ernst, Daniel Freitag, Romain Frequency, Christian von der Goltz, Hannes Gwisdek, David Hirst, Camill Jammal, Arne Jansen, Sven Kaiser, Max Knoth, Arno Kraehahn, Jonas Landerschier, Tamás Matkó, Björn Mauder, Nika Pasuri, Matthias Peyker, Miles Perkin, Martin Person, Bill Petry, Eberhard Petschinka, Philipp Rohmer, Felix Rösch, Matthias Schubert, Jacob Suske, The Notwist, Matthias Trippner, Michael Verhovec, Tobias Vethake, Jörg-Martin Wagner, Nico van Wersch, Samuel Wiese, Hajo Wiesemann Einstudierung Chor: Christine Groß, Toni Jessen Einstudierung Musik: Katharina Debus, Ingo Schröder, Pascal von Wroblewsky

BÜHNENMUSIKER:INNEN Johannes Ballestrem, Friederike Bernhardt, Carolina Bigge, Carsten Brocker, Daniel Casimir, Olaf Casimir, Samuel Dunscombe, Katharina Ernst, Daniel Freitag, Felix Gebhardt, Christian von der Goltz, Lukas Growe, Gerhard Gschlössl, Carsten Hein, Arne Jansen, Jan Kaiser, Sven Kaiser, Katelyn King, Isabelle Klemt, Max Knoth, Christopher Lübeck, Špela Mastnak, Thomsen Merkel, Michael Metzler, Bill Petry, Daniel Regenberg, Benedikt Reidenbach, Philipp Rohmer, Paul Santner, Maria Schneider, Matthias Trippner, Michael Verhovec, Tobias Vethake, Samuel Wiese VIDEOKÜNSTLER:INNEN Philipp Arnold, Voxi Bärenklau, Tilo Baumgärtel, Peter Baur, Stefan Bischoff, Marlene Blumert, Hannes Francke, Moritz Grewenig, Phillip Hohenwarter, Benjamin Krieg, Jens Kuffel, Robert Lehniger, André Meier, Wolfgang Menardi, Sebastian Pircher, Ute Schall, Florian Seufert, Ilya Shagalov, Dorian Sorg, Jo Schramm, Jan Speckenbach, Moritz Tessendorf, Bert Zander CHOREOGRAPHIE Evgeny Kulagin, Denis „Kooné“ Kuhnert, Ronni Maciel, Jana Rath, Yan Revazov, Niloufar Shahisavandi


REGIEASSISTENZ Friederike Drews, Viktoria Feldhaus, Adrian Linz, Marike Moiteaux, Elisabeth Schrödter; Gäste: Anna Berndt, Simon Gal, Bettina Ihde, Nora Josif, Paul Kutzner, Katharina Nagel, Maxi Oehrlein, Johann Otten, Ekaterina Raykova-Merz, Anna-Katharina Schröder, Martin Zimmermann AUSSTATTUNGSASSISTENZ Bühnenbildassistenz: Mara Barnabó, Ev-Simone Benzing, Yuni Hwang, Manuel La Casta, Mira Phumdorkmai; Kostümassistenz: Juliane Kalkowski, Maja Aurora Svårtaker, Anna Weidemann; Gastassistent:innen: Zoë Delphine Agathos, Lydia Schmidt, Christine Geiger INSPIZIENZ Kathrin Bergel, Anna Carolina Freiheit, Andreas Grimmert, Marike Moiteaux, Frank Ulbig SOUFFLAGE Martina Jonigk, Simona Wanko; Gäste: Petra Gaubatz, Heike Irmert, Bärbel Kleemann, Katharina Popov, Sterica Rein, Marion Rommel, Suheer Saleh MASKE Chefmaskenbildner: Andreas Müller; Stellvertreterin: Susanne Rothert;

Maskenbildner:innen: Franziska Becker, Julia Berten, Bernd Dietrich, Meike Hildebrand, Heike Küpper, Mike Schmiedel, Juliane Schulz, Karen Schulze, Monika Stahl, Franziska Stiller, Günter Trümpelmann; Auszubildende: Mare Jaeschke, Antonia Peix PRODUKTIONSLEITUNG Produktionsleiter: Herbert Lines-Weber; Konstrukteure: Nico Hoppe, Stefan Luckhardt BETRIEBS- UND GEBÄUDEMANAGEMENT Abteilungsleiterin: Katrin Dywicki; Leiter Hausinspektion: ArndUllrich Schumann; Torsten Petri; Betriebstechnik: Burkhard Jastram, Dirk Kirchhof, Karsten Matthes, Frank Schmidt BÜHNENTECHNIK Leiter: Jörg Luxath; Theaterobermeister: Thomas Lachmann, Dirk Salchow; Theatermeister: Rubin Gerull, Mathias JahnkeSchöpe, Enrico Knorr, Steffen Labahn; Bühnentechniker:innen: Thomas Ahrend, Mark Aust, Leonard Bielig, Stefano Dallari, Andreas Dietrich, Karsten Franz, Rick Freiberg, Uwe Haack, Marcus Hauser, Jean Hofer, Jan Hoffmann, Patrick Janicke, Heiko Keller, Daniel Koch, Stefan Koch, HansMartin Kolasinski, Jochen Kolasinski,


Mitarbeiter:innen Michael Kroker, Martin Kulke, Philipp Kurth, Katharina Langer, Frank Lehmann, Lars Lehmann, Rainer Marx, Oliver Mende, Martin Merker, Michael Mett, Jakob Meyer-Gohde, Maria Murillo Garcia, Karsten Rahnenführer, Enrico Sachse, Stefan Schlegel, Frank Schulz, Michael Schulz, Thomas Schulze, Christian Sterl, Jörg Tiepelmann, Alessandro Vincenzi, Martin Vorwald, Olaf Wachlin, Michael Simon Witte, Arne Zimmermann; Fuhrpark: André Däweritz, Horst Fischbeck, Frank Mohaupt BELEUCHTUNG Leiter: Robert Grauel; Beleuchtungsobermeister:innen: Cornelia Gloth, Marco Scherle; Beleuchtungsmeister:innen: Kristina Jedelsky, Thomas Langguth, Mike Schmitz, Matthias Vogel; Erste Beleuchter: Frank Kuhnert, Ralf Reckmann; Beleuchter:innen im Stellwerk: Karl Boese, Peter Grahn, Yannic Heienbrock, Peter Heymann, Charley-Beth Kriehn, Bella Kühne, Ronald Mühlnikel, Andreas Ripperger, Maria Schreiber, Heiko Thomas, Linus Zahn; Beleuchter: innen: Helmuth Esch, Kevin Görtz, Mike Herrford, Dirk Hilgenhof, Margit Jacob, Bernd Krakowski, Daniel Kuhn, David Kusche, Udo Merker, Thorsten Nickstat, Peter Radtke, Holger Sand, Peter Schniegeler, Olaf Winter

TON UND VIDEO Leitung Ton und Videotechnik: Marek Sawitza; Stellv. Leiter Tonabteilung: Matthias Lunow; Tonmeister: Marcel Braun, Oliver Kupfer, Eric Markert, Björn Mauder, Richard Nürnberg, Martin Person, Bernd Schindler, Leopold Stoffels; Stellv. Leiter Videotechnik: Jens Kuffel; Videotechniker: Robert Hanisch, Max Hohendahl, Jonas Klipp, Roman Kuskowski, Peter Stoltz AUSZUBILDENDE DER VERANSTALTUNGSTECHNIK Daniel Ayo, Justin Hennig, Paulus Hildebrand, Marcus Hoppe, Alexei Muscat, Stella Pollei, Philip Schneider, Theodor Späthe, Julia Wardenberg ANKLEIDEDIENST Leitung Kostümwesen, Leitung Ankleiderinnen: Sabine Reinfeldt; Stellvertreterin: Bärbel Krepp; Maria Buske, Kordula Horn, Sandra Luber, Francesca Pesce, Jessika Reichel, Ines Scheminowski, Katja Tausch, Gitte Thoma, Gabriele Wax, Julia Wendler REQUISITE Leiter: Jens Thomas Günther; Sven Arnold, Regina Heinrich, Karsten Klein, Luise Krolik, Siegmar Kuske, Miriam Lüdtke, Frank Papist, Carsten Raatzsch, Lasha Rostobaia, Nora Stifter, Marco Weihrauch


RECHT UND ORGANISATION Leiter: Markus Ritter; Fortbildung und Gesundheitsmanagement: Christine Hoffmann; Bewerbungsmanagement: Semra Ilhan BEHÖRDLICHER DATENSCHUTZBEAUFTRAGTER Markus Ritter IT-MANAGEMENT Leiter: Andreas Rutenberg; Christian Birzle, Christoph Küchler; Auszubildende: Svenja Sockellofski PERSONALABTEILUNG Leiterin: Julia Waleczek; Manuela Bernt, Anne Braun, Stephanie Metzger, Martina Stark, Daniela Wendler FINANZABTEILUNG Leiterin Finanzen: Anke Flemme; Ingrid Döll, Corina Golditzsch, Jeanette Krause, Kristiane Lindner, Natalia Poniakowska, Ulrike Schallau; Gruppenleitung Einkauf und Materialwirtschaft: Cornelia Schulze; Zentrallager: Peter Grunhold; Poststelle: Jana Looks CONTROLLING Danny Bamberg

PERSONALRAT Philip Mario Jakobs, Stefan Koch, Philipp Kurth, Carsten Raatzsch SCHWERBEHINDERTENVERTRETUNG Stefan Koch FRAUENVERTRETUNG Franziska Stiller Judith Hofmann ÜBERTITEL PANTHEA STREAMING dringeblieben.de


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BESUCHER:INNENSERVICE

V R E

Montag – Freitag 11.00 – 18.30 Uhr Telefon: 030.28 441-221 Postanschrift: DT Besucherservice Postfach 04 02 09 10061 Berlin service@deutschestheater.de

SERVICELEISTUNGEN

• Kartenbuchungen für DT Freunde • Reservierung für Schüler:innengruppen und Besucherorganisationen • Verkauf der DT Cards • Informationen über den Spielplan und die Aktivitäten des Theaters • Unterstützung bei der Gestaltung Ihres Theaterbesuchs vor und KASSE nach der Vorstellung Tageskasse im Foyer des DT • Sonderarrangements für Gruppen Montag – Samstag: 11.00 – 18.30 Uhr • Vermittlung von Gesprächen mit Sonn- und Feiertage: 15.00 – 18.30 Uhr Schauspieler:innen, Regisseur:innen Telefon: 030.28 441-225 und Dramaturg:innen Persönlicher und telefonischer • Vermittlung von Führungen durch Kartenverkauf und Reservierungen das Deutsche Theater Die Abendkasse öffnet eine Stunde • Verkauf von Programmheften und vor Vorstellungsbeginn (eingeanderen Publikationen schränkter Vorverkauf).


E C I V VORVERKAUF

Der Vorverkauf beginnt am 10. des Monats für den Folgemonat. Vorverkauf für DT Freunde bereits ab 7. des Vormonats, für Gruppen und DT Card-Besitzer:innen ab dem 8. des Vormonats. Der telefonische Kartenvorverkauf ist mit Kreditkarte (Visa, Mastercard, American Express), der Online-Vorverkauf zusätzlich per giropay möglich. Telefonisch gekaufte Karten können wir Ihnen als e-Ticket zusenden, dieses können Sie direkt in die Wallet auf Ihrem iOS/Android Smartphone speichern oder auch als PDF zu Hause ausdrucken, so dass eventuelle Versandkosten oder Wartezeiten an der Kasse entfallen.

lungen werden mit Beginn des Vorverkaufs in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet.

Buchung Klassenzimmerstücke und Angebote des Junges DT: 030.28 441-220 / info@jungesdt.de klassenzimmer@jungesdt.de EINTRITTSPREISE UND ERMÄSSIGUNGEN

• Die für die jeweilige Vorstellung geltenden Eintrittspreise ent- nehmen Sie bitte dem Monats- spielplan. • Karten zum Preis von 9 € für Schüler:innen, Student:innen, Azubis und Empfänger:innen von Arbeitslosengeld I • Karten zum Preis von 3 € KARTENBESTELLUNGEN bei Vorlage des berlinpass Online-Reservierungen über die • Ermäßigung von 20 % für Website sind ab Vorverkaufsbeginn Inhaber:innen der Ehrenamtskarte möglich, schriftliche Bestellungen an • Ermäßigung von 25 % bei Vorlage den Besucherservice sind ab Veröfder Welcome Card fentlichung des Spielplans auf unse- • Sonderkonditionen für Gruppen rer Website möglich. Diese Bestelund Schulklassen


Service • Einmal im Monat ist „Blauer Tag”: 12 € auf allen Plätzen • Ermäßigungen werden auch im Vorverkauf (nach Verfügbarkeit) gewährt. Sie gelten nicht für Premieren und Sonderveranstaltungen. Bitte bringen Sie Ihre Ermäßigungsberechtigung auch zum Besuch der Vorstellung mit. • Das DT unterstützt die Vereine „Kulturleben Berlin“ und „himate!“, die Theaterkarten an Menschen mit geringem Einkommen und unterschiedlichen kulturellen Hintergründen vermitteln.

mäßigte Karte pro Vorstellung • Die DT Partner-Card für 90 €: zwei ermäßigte Karten pro Vorstellung • Die DT Familien-Card für 100 €: zwei ermäßigte Karten für zwei Erwachsene und bis zu drei Karten für jeweils 3 € für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre Mit einer DT Card beginnt der Vorverkauf am 8. des Monats für den Folgemonat. • Bitte bringen Sie Ihre DT Card auch zum Besuch der Vorstellung mit.

Verschenken Sie DT-Gutscheine in beliebiger Höhe! Die Gutscheine können für Vorstellungsbesuche Ihrer Wahl innerhalb von drei Jahren eingelöst werden (vor Ort an der Theaterkasse oder auch online). Sie erhalten Gutscheine an der Theaterkasse und in unserem Online-Ticketshop.

Weitere Vorteile mit der DT Card: Gegen Vorlage Ihrer DT Card erhalten Sie in der Deutschen Oper 10 % Ermäßigung für zwei Eintrittskarten. ETC-Europa-Abo: Mit der DT Card können Sie die Vorstellungen aller Mitgliedstheater der European Theatre Convention im Ausland kostenlos besuchen, die deutschen Mitgliedstheater gewähren Ermäßigungen. Mehr Infos: europeantheatre.eu

DT CARD

VORSTELLUNGEN MIT ÜBERTITELN

GESCHENK-GUTSCHEINE

Mit der DT Card erhalten Sie 40 % Ermäßigung auf den Kartenpreis (im DT in den Preisgruppen I bis IV). Sie ist personengebunden und gilt 12 Monate ab Ausstellungsdatum. Sie gilt nicht für Premieren, Sonderveranstaltungen und den monatlichen „Blauen Tag”. Sie haben die Wahl: • Die DT Card für 55 €: eine er-

Wir bitten Sie, Übertitel als Service zu betrachten, von dem nicht auf allen Plätzen profitiert werden kann. Wir empfehlen Ihnen, im DT im 1. Rang oder im Parkett ab Reihe 10 (bis auf die letzten drei Reihen) zu buchen, in den Kammerspielen ab Reihe 8. Die Mitarbeiter:innen der Theaterkasse beraten Sie gerne, von


welchen Plätzen Sie die beste Sicht auf die Übertitel haben. GARDEROBE Ihre Garderobe können Sie kostenlos an den Garderoben in den Foyers abgeben. BUCHSTAND

ger ins DT. Bei DT Campus an den Berliner Hochschulen kosten alle Tickets für Student:innen 6 €. Die Theaterscouts sind eine Gruppe von Student:innen aus Berlin und Potsdam, die sich regelmäßig trifft. Neben gemeinsamen Theaterbesuchen planen und organisieren sie auch Gespräche und Probenbesuche. Einfach melden und mitmachen: theaterscouts@deutschestheater.de

Am Buchstand im Foyer des DT finden Sie eine gut sortierte Auswahl von Büchern zu unserem Programm JUNGE DT FREUNDE sowie weitere Theater- und Musikliteratur. Unser Kooperationspartner Noch näher dran: Die Jungen DT ist die Buchhandlung LangerBlomqvist. Freunde begleiten in Workshops, Gesprächen und Probenbesuchen die Arbeitsprozesse am DT. Für alle RESTAURANT & BAR unter 35 beträgt die Mitgliedschaft bei den DT Freunden nur 1 € pro Vor den Vorstellungen sowie in der Lebensjahr. Weitere Infos auf Pause erhalten Sie Getränke im dtfreunde.de Spiegelfoyer, im Saal (Rangfoyer) und in der Bar. Das Restaurant im Deutschen Theater ist – voraussichtJUNGES DT lich ab Anfang Herbst – wieder Improvisieren, experimentieren und täglich zwei Stunden vor VorstelTheater spielen! Das Programm lungsbeginn geöffnet. des Jungen DT bietet zahlreiche Reservierungen unter Möglichkeiten, selbst aktiv zu werservice@deutschestheater.de den: jungesdt.de ANGEBOTE FÜR STUDENT:INNEN Ermäßigte Karten für Student:innen kosten 9 € bzw. 6 € in der Box, auch im Vorverkauf (ausgenommen Premieren und Sonderveranstaltungen). DT Campus: Zweimal im Jahr kommen Student:innen noch günsti-


Service BARRIEREFREIHEIT

GESCHÄFTSBEDINGUNGEN

Das Deutsche Theater und die Kammerspiele verfügen über Rollstuhlfahrer:innenplätze (bitte melden Sie Ihren Besuch bis einen Tag vor der Vorstellung an). Zugang zu den Spielstätten über die Rampe und den Hublift am Eingang zum DT. Die behindertengerechten Sanitäranlagen befinden sich im Foyer des DT. Schwerbehinderte, die auf eine Begleitperson angewiesen sind, erhalten zwei Karten zum halben Preis. Nutzen Sie die Möglichkeit des schriftlichen Vorverkaufs. Ihre Kartenwünsche werden vorrangig bearbeitet. Der SAAL ist leider nicht barrierefrei zugänglich.

Die AGB können an der Theaterkasse und unter deutschestheater. de eingesehen werden.

SCHWERHÖRIGENANLAGE Das Deutsche Theater verfügt im Parkett und 1. Rang (überwiegend auf der linken Seite) über eine Schwerhörigenanlage, die Kammerspiele bis Reihe 7.

DATENSCHUTZ Die Speicherung der personenbezogenen Daten erfolgt zur direkten Kundenbetreuung. Die Daten werden nicht an Dritte weitergeben. Alle Daten werden ausschließlich gemäß den gesetzlichen Bestimmungen verarbeitet. VERKEHRSANBINDUNG Schumannstraße 13a, 10117 Berlin S-/U-Bahn: Bahnhof Friedrichstraße U-Bahn: Oranienburger Tor Bus: Linie 147: Haltestelle Deutsches Theater Straßenbahn: M1, M5, 12, Haltestelle Oranienburger Tor

AUDIODESKRIPTION Das Deutsche Theater bietet in Kooperation mit dem Berliner Spielplan Audiodeskription für ausgewählte Produktionen Vorstellungen mit Audiodeskription sowie Tastführungen für blinde und sehbehinderte Menschen an. Die Aufführungstermine sind im Spielplan ausgewiesen.

MEDIENPARTNER

Berlin in English since 2002


Preise Bühne Parkett

Links

2. Rang

2. Rang

1. Rang

1. Rang

Rechts

Links

DEUTSCHES THEATER

 Preisgruppe I  Preisgruppe II

 Preisgruppe III  Preisgruppe IV

 Preisgruppe V  Preisgruppe VI

Mitte

A

B

C

48 € 39 € 30 € 21 € 12 € 5 €

42 € 34 € 26 € 18 € 10 € 5 €

35 € 28 € 21 € 14 € 8 € 5 €

Rechts

KAMMER- SPIELE

A

B

C

Preisgruppe I 30 € Preisgruppe II 23 €

25 € 19 €

19 € 14 €

BOX/BAR/ SAAL

A

B

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D

18 € 8 €

14 € 6 €

8 € 6 €

6 € 4 €

Preisgruppe Ermäßigt


die Vielen

BERLINER ERKLÄRUNG DER VIELEN Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt Als Aktive der Kulturlandschaft in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. In diesem Land wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Künstler:innen. Heute begreifen wir die Kunst und ihre Einrichtungen, die Museen, Theater, Ateliers, Clubs und urbanen Orte als offene Räume, die Vielen gehören. Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede:n Einzelne:n als Wesen der vielen Möglichkeiten! Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteure dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechte Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur. Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Künstler:innen, mit allen Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden.


Wir als Unterzeichnende der Berliner Theater, Kunst- und Kultur­ einrichtungen und ihrer Interessensverbände begegnen diesen Versuchen mit einer klaren Haltung: Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über rechte Strategien. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die beteiligten Häuser den Auftrag haben, unsere Gesellschaft als eine demokratische fortzuentwickeln. Alle Unterzeichnenden bieten kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda. Wir wehren die illegitimen Versuche der Rechtsnationalen ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Wir verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch eine rechtsextreme Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei! dievielen.de


DT Freunde

DT FREUNDE Freund:innen und Förderer:innen des Deutschen Theaters und der Kammerspiele „Noch näher dran“ sind Sie als DT Freund:in oder bis einschließlich 35 Jahre als Junge:r Freund:in. Gemeinsam mit Mitgliedern des Hauses werfen Sie Blicke hinter die Kulissen, besuchen Proben oder exklusive Sonderveranstaltungen, treffen Regisseur:innen, Dramaturg:innen oder Ensemblemitglieder, begleiten das DT auf Gastspielreisen und können über den Besucherservice bereits drei Tage vor dem offiziellen Vorverkauf Karten bestellen. Darüber hinaus gibt es speziell für die Jungen DT Freund:innen einen monatlichen Stammtisch und Möglichkeiten des Austauschs mit künstlerischen Teams. Künstlerische Spielräume ermöglichen und sichern, Ihre Verbundenheit zum Deutschen Theater ausdrücken – das können Sie als DT Freund:in durch Ihre ideelle und finanzielle Unterstützung im Rahmen des Vereins. Weitere Informationen rund um die DT Freunde finden Sie unter: dtfreunde.de Ihr DT Freunde-Kontakt im Deutschen Theater: Anouk Wallerath und Sarah Bakenhus E-Mail: dt-freunde@deutschestheater.de Telefon: 030. 28441 229 Fax: 030. 28441 410


Spielzeitkampagne 21/22

JULIUS VON BISMARCK Die visuelle Kampagne der Spielzeit 21/22 steht im Zeichen der Arbeiten des Künstlers Julius von Bismarck. Von Bismarck studierte Visuelle Kommunikation in Berlin und New York, USA, und war 2012 bis 2013 Schüler der Meisterklasse von Olafur Eliasson. Seine Werke waren in zahlreichen Einzelausstellungen zu sehen, unter anderem im Palais de Tokyo in Paris oder der Villa Medici in Rom. „Durch meine Arbeiten,“ sagt er, „möchte ich die Menschen einen Perspektivenwechsel erleben lassen. Und zwar ohne das gesprochene Wort, nur mit Mitteln der bildenden Kunst. Wir bewegen uns oft in unserer jeweiligen medialen oder persönlichen Meinungskammer und das potenziert einseitige Wahrnehmung. Unser Miteinander ist fragil. Der einseitigen Wahrnehmung und den raschen Verurteilungen muss der Reichtum der Vielseitigkeit entgegengesetzt werden. Für unser globales wie einzelstaatliches Miteinander ist die Fähigkeit zum Wechsel der Perspektiven elementar.“

juliusvonbismarck.com




Textnachweis / Impressum

Die Texte von Thomas Meyer, Eva Horn, Adrian Daub, Özlem Özgül Dündar, Joachim Hake, Christina Clemm und Niko Paech sind Originalbeiträge für dieses Spielzeitheft. Der Text von Eva von Redecker ist ein Auszug aus ihrem Buch: Revolution für das Leben. Philosophie der neueren Protestformen. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 2020. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main. Abdruck mit freundlicher Genehmigung. Herausgeber: Deutsches Theater Berlin Intendant: Ulrich Khuon Geschäfts­führender Direktor: Klaus Steppat Redaktion: Claus Caesar, Sima Djabar Zadegan Gestaltung: Julia Kuon, Sabine Meyer Seite 2, 182: Julius von Bismarck, Punishment #7, 2011 Ensemblefotos: Maria Sturm Druck und Herstellung: ELBE-DRUCKEREI WITTENBERG GmbH Redaktionsschluss: Juni 2021 139. Spielzeit 2021 / 22


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