Ausgabe Schwarzwald-Alb-Bodensee – 11/2011
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7. Jahrgang 28.10.2011 6,00 € 10,00 SFR E 66900
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Standort Nagold: Die Stadt blüht auf Energiewende: Das sind die Macher
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Eiszeit am
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Politik • Standort Bruchsal
Bruchsals neue Vorzeige-Fabrik: Im Großgetriebewerk von SEW arbeiten 300 Menschen
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Bruchsal im Wandel
Siemens ist längst weg. Nun stehen eine Fabrik, eine Frau und ein Mann sinnbildlich für den neuen Weg, den die Stadt Bruchsal geht
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it Superlativen muss man vorsichtig umgehen. Aber in Bruchsal sind sie erlaubt. Vor allem im neuen Großgetriebewerk von SEW Eurodrive. Es ist eine der größten Fabriken der Region. Rund 60 000 Quadratmeter Fläche umfasst das Werk, das in lediglich 15 Monaten aus dem Boden gestampft wurde. Einen dreistelligen Millionbetrag hat SEW investiert. Das Werk, das 2010 in Betrieb genommen wurde, ist ein zentraler Baustein in der Zukunft des Antriebstechnikers, dessen Produkte und Lösungen überall dort zum Einsatz kommen, „wo Bewegung
benötigt wird“, wie Unternehmenssprecher Stefan Brill erklärt. „Unsere größten Branchen sind die Nahrungs- und Genussmittelbranche, die Automobilfertigung, Transport und Logistik sowie die Grundstoffindustrie.“ Aber auch in Flughäfen, Dächern von Sportstadien oder Fahrgeschäften ist SEW vertreten. Nicht erst seit dem Mega-Invest ist SEW das industrielle Aushängeschild der 43 000-Einwohner-Stadt in Nordbaden. In der Krise hat das Unternehmen niemandem gekündigt, man sei „mit einem blauen Auge davongekommen“, wie Brill erklärt. Im
vergangenen Geschäftsjahr hat SEW schließlich zum ersten Mal in der Firmen-Geschichte die Zwei-Milliarden-Euro-UmsatzGrenze durchbrochen. Mehr als 14 000 Menschen arbeiten für das 1931 gegründete Unternehmen. SEW betreibt Montagewerke und Niederlassungen in 44 Ländern. Mit den Getrieben aus dem neuen Werk auf der Schafswiese sollen Kunden in Europa, aber auch im mittleren Osten oder Afrika beliefert werden. Wachstumsregionen wie Südamerika, Afrika oder Asien sorgen dafür, dass SEW auch künftig wächst.
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Standort Bruchsal • Politik
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„Bruchsal war keine Option“, sagt Steffen Jost. Es kam anders. Nun profitieren alle
SEW tritt als Aushängeschild in große Fußstapfen. Der Siemens-Konzern hat Bruchsal jahrzehntelang geprägt. Dann begann der Niedergang. Vor einigen Jahren ziehen die Münchner auch die letzten verbliebenen 200 Mitarbeiter ab. Der Name taucht nur noch in dem Joint-Venture Nokia Siemens Networks (NSN) auf, das noch einen Standort in Bruchsal betreibt. Wobei Pessimisten das „noch“ betonen, denn NSN hat mal wieder eine Sparrunde hinter sich. In Bruchsal kostet das 250 Stellen. Was die Finnen wirklich mit dem Standort Bruchsal vorhaben, weiß niemand so genau. Das zeigt: Der Wirtschaftsstandort Bruchsal befindet sich im Wandel. Größen wie Siemens wenden sich ab, Traditionsunternehmen wie die Holzindustrie Bruchsal (HIB) stehen vor einer ungewissen Zukunft. Bei HIB arbeiten noch rund 200 Mitarbeiter an Zierteilen für das Innenleben von Luxuskarossen. Nach dem Verkauf von HIB an den Finanzinvestor Mutares scheint das traditionsreiche Gebilde auf wackligen Beinen zu stehen. Arbeitsplatzabbau inklusive. Vor ein paar Jahren haben noch mehr als doppelt so viele Menschen für HIB gearbeitet. Foto: Michael Bode
Nicht nur die Industrie wandelt sich. Nach 23 Jahren unter Bernd Doll hat Bruchsal seit 2009 zum ersten Mal eine Oberbürgermeisterin. Dass Cornelia Petzold-Schick das erste Stadtoberhaupt ohne CDU-Parteibuch seit dem Zweiten Weltkrieg ist, rundet das Ganze ab. Petzold-Schick hat kein leichtes Erbe angetreten. Die Industrie im
guckt sich den potenziellen Standort an, der fast sinnbildlich für die einstige Krise des Einkaufsstandorts Bruchsal ist: das geschlossene Kaufhaus Schneider. Das Aus für Schneider hat Bruchsal wehgetan. Schließlich war der Kaufkraftaderlass schon zuvor groß genug. Karlsruhe mit seinen riesigen Einkaufszentren
Das Ende von Schneider trifft den Einzelhandelsstandort Bruchsal ins Mark Wandel, weitere Baustellen wie die wenig rosigen Stadtfinanzen, gibt es genügend. Aber die OB verbreitet Optimismus. In den anderthalb Jahren ihrer Amtszeit ist viel passiert. Das hat auch mit einem Mann aus der Pfalz zu tun. Eigentlich hat Steffen Jost mit Bruchsal nichts am Hut. Er betreibt Modehäuser, der Schwerpunkt liegt auf der anderen Rheinseite, in der Pfalz. „Bruchsal war eigentlich keine Option.“ Dass es anders kommt, hat auch mit dem SPD-Stadtrat Jürgen Schmitt zu tun. „Der hat mich fast täglich angerufen.“ Irgendwann wird Jost weich, fährt nach Bruchsal und
zehrt an der Kaufkraftkennziffer, auch der Weg nach Mannheim oder Stuttgart ist nicht weit. Und dann noch das Aus für „den Schneider“, wie ihn die Bruchsaler nennen. „Mit der Schließung des Kaufhauses stand der Einzelhandelsstandort Bruchsal auf Messers Schneide“, diagnostiziert die OB nüchtern. „Das Aus hat viele Bruchsaler ins Herz getroffen.“ Doch wie Petzold-Schick für eine neue Zeitrechnung in Bruchsal steht, wohnt auch dem Ende des Schneider ein Anfang inne. Mehr als zehn Millionen Euro investiert Jost in den Standort. Mit 5300 Quadratmeter Fläche ist es
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Politik • Standort Bruchsal
Cornelia PetzoldSchick ist seit 2009 Oberbürgermeisterin von Bruchsal
sogar die größte Filiale, die Jost betreibt. Und die Zahlen stimmen, sagt Jost. „Wir liegen in Bruchsal über Plan.“ 31 Millionen Euro hat die Gruppe 2010 an Umsatz erwirtschaftet. 2011 soll gar die 40-Millionen-Euro-Grenze fallen, sagt Jost. Für Bruchsal ist das Modehaus gemeinsam mit der 2010 eröffneten Rathausgalerie Signal für einen weiteren Aufbruch. „Das neue Modehaus hat die erwartete Frequenzwirkung“, sagt PetzoldSchick. „Dadurch werden auch die alteingesessenen Geschäfte gestärkt, die oft schon seit vielen Jahrzehnten die Innenstadt prägen und nicht wegzudenken sind.“ Und auch neue Einzelhändler sollen angelockt werden.
Neu in der Stadt ist auch Triwo. Der Trierer Immobilienentwickler hat den Siemens Technologiepark vor mehr als einem halben Jahr gekauft. Neben NSN sind weitere 70 Firmen hier zu Hause, füllen den einstigen Siemens-Standort
mit neuem Leben. Die zwei jüngsten Neuzugänge: der Wärme- und Kältetechniker Danfoss und der Hardware-Dienstleister Apligo, der von Karlsruhe nach Bruchsal in den Triwo-Technopark gezogen ist. Das Gute an der Post-Siemens-Zeit:
„Viele innovative Unternehmen bekommen auf dem Gelände ihre Chance zur Entwicklung“, sagt die OB. Bruchsal ist im Wandel. Und das ist auch immer eine Chance. Nun heißt es nur noch: Zupacken. Robert Schwarz Foto: Jigal Fichtner
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