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Endingen
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Politik • Standort Endingen
Der Schweizer Stuhlhersteller Girsberger ist seit den 1970erJahren in Endingen ansässig
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Foto: Michael Bode
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Eidgenossen am Kaiserstuhl Das Rückgrat der Endinger Industrie bilden drei Firmen aus der Schweiz. Sie stellen 600 Arbeitsplätze und zahlen ein Drittel der Gewerbesteuer. Doch die Stadt kann auch auf das Wachstum heimischer Firmen bauen
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etzt möchte Michael Gerber endlich das machen, was er sich seit Jahren vorgenommen hat. Seit der Gründung von Gerber Energiesysteme vor fünf Jahren will Gerber das gesamte Spektrum an regenerativer Energietechnik anbieten. Dazu gekommen ist er nie. Gerber war immer ein Photovoltaik-Experte. Jetzt nimmt er Geld in die Hand, um neue Kapazitäten zu schaffen. 1,5 Millionen Euro steckt der Unternehmer in den Ausbau seiner Firma, die seit drei Jahren in Endingen am Kaiserstuhl zu Hause ist. „Ich finde es toll, dass eine Firma wie Gerber jetzt händeringend Spezialisten sucht“, sagt ein euphorisierter Bürgermeister Hans-Joachim Schwarz. Zumal das Schicksal von Gerber nicht am Schicksal einer neuen Abwrackprämie hängt. Gerber ist nur ein Beispiel für Betriebe aus dem kleinen Kaiserstuhl-Städtchen, die sich jetzt für die Zukunft rüsten. Doch auch die drei Großen machen es vor. Es sind drei Schweizer Firmen, von denen Schwarz als „das Rückgrat
der Endinger Industrie“ spricht. Alle kamen in den 1970er-Jahren nach Endingen. Da ist als größter Arbeitgeber die Firma Schurter mit knapp 300 Mitarbeitern. Der in Luzern beheimatete Konzern stellt unter ande-
rem Gerätestecker und Schutzschalter her. 2008 hat der Konzern mit 1500 Mitarbeitern rund 134 Millionen Euro erlöst. Die Metallwaren- und Apparatefabrik Oetiker ist von den drei Schweizern am längsten in Endingen. Gerade wird das Firmenareal am Ortseingang für 2,6 Millionen Euro ausgebaut. Oetiker macht das beschauliche Endingen zu seiner Geschäftszentrale für Europa. Größtes Werk im Firmenverbund ist der Standort ohnehin schon. Derzeit sind hier rund 220 Menschen beschäftigt. Insgesamt hat
metern. Auf dem firmeneigenen Areal ist aber noch Platz genug, versichert Geschäftsführer Thomas Berlep. „Mit dem Ausbau werden wir die Produktionsabläufe optimieren und die Fertigungstiefe weiter ausbauen.“ Die Wertschöpfung entsteht also direkt am Kaiserstuhl. So ist es auch beim Dritten im Bunde, dem Bürostuhlhersteller Girsberger. Der Chef vor Ort ist zwar ein Deutscher, heißt aber immerhin Schweizer. Henning Schweizer ist seit etwas mehr als einem Jahr Geschäftsführer der
Einwohner davon weiblich unter 6 Jahre unter 18 Jahre 65 Jahre und älter 75 Jahre und älter Ausländer Haushalte Wanderungssaldo Geburtendefizit
Beschäftigung Arbeitsplätze …am Arbeitsort …am Wohnort Produz. Gewerbe Dienstleister Handel/Verkehr/Gastro
2655 3226 1456 583 584
Finanzen Steuersätze Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B
Einpendler Auspendler
1524 2202
9098 4661 517 1727 1719 758 547 3670 30 14
der Hersteller von Befestigungselementen wie Klemmen und Schellen etwa 950 Mitarbeiter. Die neue Halle von Oetiker wird schon Ende dieses Monats fertig sein. Dann produziert das Unternehmen auf 10 000 Quadrat-
Gerber, Oetiker, Girsberger und Eltroplan investieren Millionen in den Standort
Steuerkraft/Einw. Gewerbesteuer Einkommenssteuer sonstige
320 375 375 945 Euro 1,63 Mio. Euro 3,49 Mio. Euro 1,41 Mio. Euro
Deutschland-GmbH des Bützberger Unternehmens. Auch hier stehen Erweiterungen an, die jedoch noch nicht zu Ende geplant sind. „Wir werden einen Showroom in Endingen bauen“, verrät Schweizer. Ziel ist es, die Marke Girsberger in Deutschland bekannter zu machen, hier hat das Unternehmen bislang eher den Status eines Insider-Tipps. Jetzt geht Girsberger in die Offensive: Mit aufwändigen Events, auf denen Architekten angesprochen werden, und mit einem Bekenntnis zum Standort Endingen. Auch das sorgt für Wohlwollen im Rathaus. Girsberger ist in der Schweiz etabliert. Das Unternehmen blickt auf 120 Jahre Geschichte zurück und erlöste mit seinen 400 Mitarbeitern zuletzt einen Umsatz von etwa 100 Millionen Euro. Jetzt soll auch in Deutschland Aufbruchstimmung vermittelt werden. „Wir werden uns stärker öffnen und die Werte eines Familienunternehmens wie Tradition und Beständigkeit nach außen tragen“, kündigt Schweizer an.
Schulden insgesamt je Einwohner Freie Gewerbeflächen Endinger Graben Wöllinger Weg Köngisschaffhausen (für Kleingewerbe) Grundstückspreise
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2,94 Mio. Euro 323 Euro 9 HA 1,5 HA 1 HA 50 Euro/qm
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Größter Arbeitgeber in Endingen ist die Firma Schurter
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Politik • Standort Endigen
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Zu diesen Werten zählt Schweizer auch die Qualität der Produkte. „Billig können die Chinesen besser“, sagt denn auch Produktionsleiter Philipp Frank. Girsberger setzt auf Design und Innovation. Zusammen stellen die drei Schweizer Firmen rund 600 der 2655 Arbeitsplätze in der Stadt und zahlen etwa ein Drittel der zuletzt 1,7 Millionen Euro Gewerbesteuer, die Endingen einnimmt. Der Ausspruch vom Rückgrat ist also nicht übertrieben. Bei so viel Stärke kann Bürgermeister Schwarz es sich sogar erlauben, viel versprechende Projekte abzulehnen. Hans-Jürgen Kniebühler, der in Endingen einen Indoor-Spielplatz und ein FitnessStudio betreibt, hatte kürzlich den Wunsch geäußert, auf der grünen Wiese ein Kaiserstuhlzentrum mit regional typischen Produkten zu eröffnen. Dem hat der Bürgermeis-
ter einen Riegel vorgeschoben „So etwas gehört in die Innenstadt“, sagt Schwarz. Auf der grünen Wiese sieht sich in ein paar Jahren auch Eberhard Fischer. Der Gründer und Gesellschafter der Unternehmensgruppe Fischer beschäftigt in Endingen und dem nahen Sasbach derzeit etwa 140 Menschen. Fischer hängt mit seiner Firma schwer am Fahrzeugbau und hat es doch geschafft, die Wirtschaftskrise ohne Kurzarbeit zu überstehen. 2008 hat er noch 28 neue Arbeitsplätze geschaffen. Und auch dieses Jahr bereitet er eine Expansion vor, allerdings in Asien. „Wir werden mit einer Niederlassung nach Saigon gehen“, sagt Fischer. Der asiatische Markt wächst, lässt sich aber von Endingen aus nur schwer erobern. „Deshalb wollen wir vor Ort etwas eigenes aufbauen.“ Dem Standort Endingen werde das nicht schaden.
Sanierung von Bauobjekten Garten-und Landschaftsbau Erdarbeiten
Neubau: Gerber Energiesysteme investiert 1,5 Millionen Euro in den Ausbau am Standort Endingen
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Fotos: Michael Bode
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Die drei Fischer-Geschäftsführer Rudolf Grossmann, Eberhard Fischer und Rainer Fischer (v.l.)
Foto: Michael Bode
Denn auch hier hat Fischer große Pläne. Er hat die Option auf ein Grundstück, dass ihm alle Möglichkeiten bietet. „Die Veränderungen werden wir Schritt für Schritt umsetzen“, sagt Fischer. Fischer hat einst in der eigenen Garage angefangen. Genau wie Michael Pawellek, dessen Elektronik-Unternehmen Eltroplan gerade neu gebaut hat und heute etwa 30 Mitarbeiter beschäftigt. Eltroplan fertigt elektronische Baugruppen und hat sich in seinem Markt so positioniert, dass die Firma bis ins nächste Jahr ausgebucht ist. Schließlich gibt es in Endingen solide Druckereien. Die größere ist die Druckerei Vollherbst, die Weinetiketten herstellt. Zu den Kunden zählen nicht nur regionale Winzer, sondern Weingüter aus 18 Ländern – bis runter nach Südafrika. Mit dem Export macht der geschäftsführende Gesellschafter Franz-Josef Vollherbst heute ein Viertel seines Umsatzes. Vollherbst selbst hat sich dabei nicht nur als Techniker einen Namen gemacht. So hat er etwa einen Designwettbewerb für Weinetiketten erdacht, bei dem er Partner des Deutschen Weinbauverbandes ist. 123 Jahre alt ist die Druckerei Wild, die heute bereits in der vierten Generation geführt wird. Überhaupt sind die meisten Mittelständler Endingens noch in Familienhand. So auch der Verpackungshersteller Wirth, der seine Verbundenheit zu seiner Heimatstadt auf besondere Weise zum Ausdruck bringt. Der geschäftsführende Gesellschafter Winfried Wirth hat der Stadt ein Darlehen über 120 000 Euro gegeben, damit diese die Kindertagesstätte Zwergenstüble ausbauen kann. Die Stadt zahlt den Kredit über die nächsten 25 Jahre ab – ohne Zinsen. Winfried Wirth, 66 Jahre alt, hatte die Idee bei einem Gespräch mit der Kita-Leitung. Seine Enkeltochter wurde zu jener Zeit im Zwergenstüble betreut. Da hatte er den Wunsch, der Stadt etwas zurückzugeben. Philipp Peters
Aus einer Hand Eberhard Fischer führt sein Unternehmen seit beinahe 25 Jahren mit Weitblick und Erfolg. Er hat stets auf die richtige Ressource gesetzt: Wissen
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er erste Mitarbeiter, den Eberhard Fischer 1985 in seinem neu gegründeten Betrieb eingestellt hat, war ein Auszubildender. Der ist noch immer für das Unternehmen tätig, und zwar als Schichtführer. Beinahe 25 Jahre später hat die Fischer-Gruppe an den beiden Standorten in Endingen und Sasbach 138 Mitarbeiter, davon sind 14 Azubis. „Rund die Hälfte der langjährigen Mitarbeiter in der Werkzeugtechnik sind Eigengewächse“, sagt Fischer stolz. Es ist ihm ein großes Anliegen, dass das Wissen in seinem Unternehmen weitergegeben wird. Weitergegeben und ausgebaut. „Welche Ressourcen haben wir denn sonst in Deutschland?“, fragt Fischer ohne eine Antwort zu erwarten. Angefangen hat Eberhard Fischer als Hersteller von Stanz- und Umformwerkzeugen. „Wir konstruieren, fertigen und begleiten die Werkzeuge bis zur Serienreife.“ Vor fünf Jahren kam die Stanztechnik hinzu. Für Fischer eine logische Konsequenz: „Im Werkzeugbau haben wir eine ganze Menge Know-how und Erfahrung. In der Stanztechnik wird dieses Wissen im eigenen Haus weiter ausgebaut.“ Heute produziert der Spezialist für Metallformung nicht nur Werkzeuge für die Automobilindustrie, sondern auch Rohteile für die Aluminiumdekore der Fahrzeuge. Fischer: „Bei uns bekommen die Kunden alles aus einer Hand. Deshalb sind wir als Zulieferer so interessant. Wir sind nah am Geschehen und können entsprechend schnell reagieren.“
Die breite Aufstellung ist für die Fischer-Gruppe ein großer Vorteil: Von der Krise in der Automobilbranche spürt das Unternehmen wenig. Ganz im Gegenteil: Die Auftragsbücher sind voll, statt Kurzarbeit oder gar Entlassungen stellt Fischer ein. „Wir profitieren derzeit von den Fahrzeugen, die in den kommenden zwei Jahren auf den Markt kommen.“ Darunter neue Modelle von Daimler, VW, Audi, Opel, Maybach und Porsche. Für den neuen Panamera produziert Fischer Dekorleisten. „Da haben wir Arbeit ohne Ende“, freut sich Fischer. Auch für die Zukunft ist der Automobilzulieferer gut gerüstet. Wenn die Automobilhersteller irgendwann in Sachen Leichtbauweise anfragen, fängt man bei Fischer nicht erst an, sich Gedanken zu machen. Schon jetzt wird hier in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart geforscht und experimentiert. „Aber Genaueres darf ich noch nicht verraten“, sagt Fischer geheimnisvoll.
Kontakt
Fischer Gruppe Integrierte Metall Formung Elsässer Straße 6 79346 Endingen am Kaiserstuhl 9/2009
info@fischer-imf.de www.fischer-imf.de Telefon: 0 76 42/90 18-0 Telefax: 0 76 42/90 18-40
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Politik • Standort Endingen
Hans-Joachim Schwarz, 54, ist seit 1995 Bürgermeister von Endingen am Kaiserstuhl. Der gebürtige Stuttgarter machte den Abschluss zum DiplomVerwaltungswirt in Kehl und studierte Jura in Freiburg. Er wohnt mit seiner Frau eine Minute vom Rathaus entfernt im Zentrum von Endingen.
Der Mitschwimmer Endingens Bürgermeister Hans-Joachim Schwarz hat seine Stadt auf sinkende Gewerbesteuereinnahmen vorbereitet
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ans-Joachim Schwarz hat auffallend gute Laune. Endingens Bürgermeister ist gerade aus dem Urlaub zurück, als Econo-Redakteur Philipp Peters ihn zum Gespräch trifft. Über seine Stadt, in der es derzeit viele Erfolgsmeldungen gibt. Herr Schwarz, ist Endingen eine Insel der Glückseligkeit? ➤ Hans-Joachim Schwarz: Sicher nicht. Wir schwimmen mit allen anderen mit. Und wenn es Stromschnellen gibt, so sind die auch in Endingen vorhanden. Ich nenne mal ein paar wichtige Unternehmen aus Ihrer Stadt: Oetiker, Schurter, Girsberger, Gerber – alle haben investiert oder tun dies gerade. ➤ Schwarz: Richtig. Wir haben einen guten Mix. Das industrielle Rückgrat sind die drei Schweizer Firmen. Aber wir haben noch andere erfolgreiche, gute Unternehmen, die auch nicht abhängig von der Autokonjunktur sind. Nehmen
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Sie nur die Druckerei Vollherbst, die Weinetiketten druckt, auch für Winzer aus Südafrika. Da hängt der Erfolg nicht an der Konjunktur, sondern an der Weinlese. Die Wirtschaftskrise schlägt sich bei Ihnen vor allem in der Gewerbesteuer nieder, die 2009 um gut ein Drittel zurückgeht. Wie fangen Sie das auf? ➤ Schwarz: Wie es genau aussieht, wissen wir erst, wenn die letzten Bescheide da sind. Wir haben den Haushalt 2009 recht spät und daher sehr vorsichtig gestaltet. Schwierig wird es erst, wenn wir für die vergangenen Jahren noch Rückzahlungen leisten müssen. Das hatten wir vor einigen Jahren mal. Erst dann fehlt ernsthaft Geld in der Kasse. Hat denn Endingen ein kommunales Konjunkturpaket? ➤ Schwarz: Wir hatten schon vorher kommunale Projekte angekündigt, haben jetzt aber noch draufgelegt. Insgesamt investieren
wir rund 1,4 Millionen Euro in die Sanierung der Schulen. Der Endinger Unternehmer Winfried Wirth finanziert Ihnen den Ausbau der Kita Zwergenstüble. Eine tolle Geschichte. Aber was hätten Sie ohne das zinslose Darlehen von Herrn Wirth gemacht? ➤ Schwarz: Ich nehme an, dann wäre der Ausbau etwas kleiner ausgefallen. Am Thema Betreuung von Kindern unter drei Jahren kommen wir ja nicht vorbei. Der Staat zwingt sie per Gesetz dazu. Und Sie haben vier Jahre Zeit, es umzusetzen. ➤ Schwarz: So ist es. Und wir liegen voll im Plan. Das Geld von Herrn Wirth ist bei der Stadt bereits angekommen. Er hat uns 120 000 Euro gegeben und bekommt die nächsten 25 Jahren sein Geld zurück. Jetzt wollen wir schauen, ob er dieses Geld vielleicht der Kita als Betriebskostenzuschuss geben würde. Foto: Michael Bode
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