Standortporträt Hechingen

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Hechingen


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Politik • Standort Hechingen

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Illustration: Pohl&Klein


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Am Puls des Wandels Die Stadt Hechingen ist das Herz des Medical Valley. 4000 Arbeitsplätze summiert das Netzwerk. Dabei war der Start Glück

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an muss schon sehr genau hinschauen. Flink werden die letzten Fäden an dem Stent verknüpft. Von Hand! Drei Monate dauert das Anlernen. Der Stent wird einmal als Implantat eine Ader im Körper eines Menschen offen halten, vielleicht in Herznähe. Entsprechend klein ist das Teil. Entsprechend finzelig ist die Verknüpferei. Entsprechend prägnant ist dieser Stent als Beispiel für den Strukturwandel Hechingens. Denn die Stadt mit ihren rund 20 000 Einwohnern liegt im Schatten der Hohenzollern-Burg. Deren überragende Silhouette ist weithin sichtbar. Und reduziert die Wahrnehmung Hechingens in der breiten Öffentlichkeit auf die Historie. Dabei werden von hier aus täglich Leben gerettet: Die Stadt ist das Herz des Medizintechnik-Netzwerks Medical Valley mit rund 4000 Arbeitsplätzen, die Produkte unterstützen Lungen, stärken Herzen, weiten Adern. Eine bemerkenswerte ­Bilanz! Findet auch Bürgermeister Jürgen Weber: „Uns ist in neun Jahren der Aufbau eines starken Netzwerks gelungen.“ Doch um den Erfolg zu verstehen, muss man noch einige Jahre weiter zurückblicken. Und sich noch einmal an das Verknüpfen

der Fäden am Stent entsinnen. Es sind die späten 1970er Jahre, Anfang der 1980er Jahre. Die Textilindustrie kränkelt. Das trifft die Region, die Hechinger aber besonders hart. Denn dort ist man durch die Kreisreform von 1973 und den Verlust der Eigenständigkeit ohnehin geknickt. Wer wollte es verdenken? Immerhin hat Hechingen als Sitz des Hohenzollern-Geschlechts und Oberamtsstadt eine glorreiche Historie! Prächtige Bauten zeugen bis heute davon. Andererseits ist die Wirtschaft in der Stadt eng mit der Textilindustrie verwoben. Tuch und Triko­ tagen aus der Stadt sind interna­ tional gefragt. Tausende Arbeitsplätze hängen über gut 150 Jahre an Webstühlen und Spinnereien. Dann kommt der Wandel. „In dieser Situation hatte die Stadt Glück“, resümiert Wirtschaftsförderer Hans Marquart. Denn in diesen Umbruchzeiten siedelt ausgerechnet ein schwedisches Unternehmen hier die erste Auslandsniederlassung an: Gambro. Die Gründe sind schlicht: Die Nähe zu Tübingen, bei günstigeren Grundstückspreisen. Und eben die Fingerfertigkeiten der Menschen vor Ort. Mit Gambro kommt ein gewisser Lars Sunnanväder nach Hechingen. Der

Schwede hat zwei Angewohnheiten: Er mag keine großen Unternehmen und er hat viele Ideen für medizintechnische Produkte. Mit schöner Regel­mäßigkeit stößt er nun Firmen ab, gründet neue. Joline, Translumina, Jotec, Novalung sind nur einige. Sie sind der Grundstock des Valleys. Zurück zu Gambro. Der erste Medizintechniker ist noch immer der größte Arbeitgeber in Hechingen. „Der Standort ist im Konzern essentiell“, betont Heiko Zimmer-

Die Fingerfertigkeiten der Hechinger sind gefragt. Nicht nur in der Medizintechnik mann, Geschäftsführer der Gambro Dialysatoren. Aktuell ­investiert das Unternehmen, schafft Platz für 100 weitere Arbeitsplätze und will bis 2013 die Kapazität der Produktion auf acht Millionen Dialysatoren ausbauen. An anderer Stelle läuft es dagegen weniger gut. Maquet verlagert Arbeitsplätze, Abbott auch. 600 Stellen fallen weg. Das ist schmerzhaft, aber zu verschmerzen. Hans Marquart: „Das beweist, dass die Gründung des Medical Valley der richtige Schritt war.“ Denn 10/2011

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Politik • Standort Hechingen

der Vorstoß von Bürgermeister ­Weber war 2002 nicht unumstritten. Immerhin blickte er über den Tellerrand seiner Kommune hinaus: „Das Einzugsgebiet wurde bewusst groß gezogen.“ Das muss man erst einmal in den Gremien durchsetzen, dass der eigene Wirtschaftsförderer auch für andere Kommunen tätig wird. Weber hat es durchgesetzt. Der Erfolg zahlt sich nun aus. Das Netzwerk ist stabil, 34 Firmen aus neun Kommunen sind daran beteiligt, darunter welche aus Tübingen, Reutlingen und Tuttlingen.

zialisten für Umweltsimulationen beispielsweise in Klimaschränken investiert in den Standort. Dazu kommt der LED-Entwickler und Produzent Lumitronix – deren Onlineshop betreut 150 000 Kunden in aller Welt. Daneben verfügt die Stadt über ein weiteres starkes Standbein: die Lebensmittelherstellung. Der Wursthersteller Albus verdoppelt aktuell die Produktionsfläche. Mit rund 140 Mitarbeitern beliefert das 1967 gegründete Familienunternehmen Handelsketten und Gastronomiebetriebe in ganz Eu-

Der Vorstoß zum Medical Valley war nicht unumstritten. Aber notwendig

Druck Zentrum Südwest

Auf die

Dokument: u3_sna.pdf;Seite: 1;Format: (235.66 x 305.86 mm);Auszug: Vollfarbe;Datum: 26.May 2006 12:48:22

u3_sna 26.05.2006 10:02 Uhr Seite 115

Und das Netzwerk ist attraktiv: So verlagerte zuletzt die Schweizer Fumedica, einer der führenden Anbieter von Produkten für die Herzchirurgie, den Sitz nach Hechingen. „Da merkt man, welche Kraft das Medical Valley ent­wickelt hat“, so Marquart. Doch die Kraft Hechingens liegt längst nicht allein in der Medizin. Die breite Aufstellung ist eine Lehre des Wandels. So hat die Hohenzollerische Landesbahn als namhafter Anbieter von Güter- und Personenverkehr auf der Schiene hier ihren Stammsitz. Und CTS, einer der weltweit führenden Spe-

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davon weiblich Ausländer Kinder und Jugendliche

19264 51 % 12 % 18 %

Kaufkraftkennziffer Umsatzkennziffer Zentralitätskennziffer

103,1 142,5 141,1

Beschäftigung Arbeitsplätze davon Medizintechnik Produz. Gewerbe Dienstleister Handel/Gastgewerbe/Verkehr

6221 1400 49 % 27 % 24 %

Einpendler Auspendler Arbeitslosenquote

3948 4475 3,8 %

ropa. Jahrhunderte älter ist Sternenbäck: Der heutige Großbäcker wurde 1766 gegründet und betreibt in Hechingen eine Produk­ tion mit 9300 Quadratmetern Grundfläche, von der aus die eigenen Niederlassungen in BadenWürttemberg beliefert werden. Die Hechinger Fingerfertigkeit ist eben nicht nur in der Medzintechnik gefragt. Dirk Werner

www.hechingen.de www.medical-valley-hechingen.de

Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B Kaufkraft/Einw. davon ungebunden

330 330 360 26216 Euro 15761 Euro

Freie Gewerbeflächen Lotzenäcker Kaufpreis voll erschlossen Nasswasen Kaufpreis voll erschlossen

1,5 ha 35 Euro/qm 14,1 ha 38 Euro/qm

Verkehrsinfrastruktur Autobahn A81 25 Km Bundesstraßen B27, eigene Abfahrt Bahnhof Anbindung ans DB Netz Flughafen Stuttgart 48 Km Landesmesse Stuttgart 48 Km


Dokument: anz_cobus_econo_12_2010.pdf;Seite: 1;Format:(90.00 x 256.00 mm);Plate: Vollfarbe;Datum: 24. Jan 2011 15:00:36

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Jürgen Weber, 52, ist seit 1995 Bürgermeister in Hechingen – und tritt zur Wahl in diesem Monat nicht mehr an. Nach 25 Jahren als Bürgermeister zunächst in Jungingen, dann in Hechingen zieht es den Verwaltungswirt in die Privatwirtschaft.

„Krisenfest“ Den Strukturwandel hat Hechingen gemeistert. Das Netzwerk Medical Valley ist laut Bürgermeister Jürgen Weber belastbar Vom Textilstandort zur Medizintechnik-Hochburg – welchen Anteil hat die Stadtverwaltung an diesem Strukturwandel? ➤ Jürgen Weber: Das zu beurteilen, ist nicht einfach. Ganz klar ist: Die Weichen wurden durch unternehmerische Entscheidungen gestellt. Wie könnte es auch anders sein? Doch ohne die aktive Mitwirkung der Stadtverwaltung hätte der Strukturwandel sicher nicht stattgefunden. Vor allem die intensive Betreuung ansiedlungswilliger Betriebe, mehr noch die Bestandspflege waren und sind wichtig. Sie haben im Jahr 2002 die Initiative „Medical Valley Hechingen“ angestoßen, den geografischen Kreis aber bewusst groß gezogen. Kirchturmdenken adé? ➤ Weber: Absolut! Wir müssen großräumig denken, erst recht, wenn es um so genannte Cluster geht. Speziell im Fall des Medical Valley Hechingen waren es anfänglich zwölf Firmen in vier Kommunen. Inzwischen sind es 34 Firmen aus neun Kommunen. Als KoopeFoto: Stadt Hechingen

rationspartner kamen die Uni Tübingen sowie Hochschulen und Institute aus der Region hinzu. Eine äußerst positive Entwicklung. Dann ist der Aderlass von fast 600 Arbeitsplätzen verkraftbar? ➤ Weber: Ja, Gott sei Dank. So weh es auch tut, wenn hier entstandene Arbeitsplätze verlagert werden. Ich bin aber froh darüber, dass die Verlagerung nicht urplötzlich vollzogen wird, sondern während eines Übergangszeitraums. Zudem zeichnet sich ab, dass freiwerdende Betriebsstätten durch andere Medizintechnikunternehmen übernommen werden. Das belegt die Stärke des Netzwerks. Hechingen hat noch ein Cluster: Die Nahrungsmittelbranche… ➤ Weber: Von einem Cluster kann trotz mehrerer hundert Arbeitsplätze wohl nicht gesprochen werden, aber es ist ein wichtiges Standbein. Ohnehin haben wir vom Maschinenbau bis hin zum Tourismus einen ausgeprägten Branchenmix. Das ist gut so und macht die Stadt krisenfest. wer 10/2011

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Raum zum Wachsen Hechingen – Wirtschaftstandort mit Potenzial

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Hier erhalten Sie weitere Informationen Hans Marquart, Wirtschaftsbeauftragter Tel. +49-(0)74 71-940 127 hans.marquart@hechingen.de Stadt Hechingen, Marktplatz 1, 72379 Hechingen


und Lebensraum mit Charme Hechingen, das agile Mittelzentrum, bietet Unternehmen beste Bedingungen für Erfolg und Wachstum. Die Nähe zum Großraum Stuttgart, die günstige Verkehrsanbindung und ein beachtliches Potenzial an Industriegelände und qualifizierten Arbeitskräften verschaffen Ihnen entscheidende Vorteile.

Im Kompetenznetzwerk Medical Valley finden Medizintechnik Unternehmen beste Perspektiven

Dieses positive Umfeld zeigt Wirkung: So entwickelte sich in Hechingen ein einzigartiger Cluster innovativer Medizintechnik Unternehmen – das „Medical Valley Hechingen“. Hier agieren Global Player, mittelständische Firmen und innovative Start-Up Unternehmen. Sie garantieren zukunftsorientierte Arbeitsplätze. Dieses Know-How und die enge Anbindung der Region an nahe Forschungseinrichtungen und Hochschulen, bilden die Basis für Innovation und Leistungskraft am Standort Hechingen.

Arbeiten und Entspannen

Ein Platz für Familien

In Hechingen liegt beides nah beieinander. Direkt vor der Tür warten beeindruckende Landschaften auf Wanderer, Mountainbiker und Erholungssuchende. Bizarre Tropfsteinhöhlen, weite Panoramablicke – die einzigartige Natur der Schwäbischen Alb ist ein unerschöpfliches Freizeitreservoir. Hier genießt man das Leben. Die gemütlichen Feste, die ausgelassene Hechinger Fasnacht und die bunten

Gesundes Klima in intakter Natur. Familien finden günstiges Bauland, Kinder Raum zum Spielen im Grünen. Hechingen bietet eine gesunde Infrastruktur mit hoher Lebensqualität. Kurze Wege, Kindergartenplätze und alle weiterführenden Schulen vor Ort.

Kinderferienspiele sind Ausdruck Hechinger Lebensfreude. Schon Fürsten und Könige fühlten sich hier wohl. Die prachtvollen Bauten der Stadt und die weithin sichtbare herrschaftliche Zollernburg, prägen das städtische Flair Hechingens.

Das Zollerstädtchen lädt zum Stadtbummel ein. Durch idyllische Altstadtwinkel, über den Wochenmarkt und zur Shoppingtour in die vielen Geschäfte.

Römisches Freilichtmuseum Villa Rustica

Wer einen Abstecher ins attraktive Umland unternehmen will, ist dank hervorragender Verkehrsverbindungen schnell im Herzen der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald, am Bodensee oder in den nahen Zentren Tübingen, Reutlingen und Stuttgart. Hechingen freut sich auf Sie.

Hohenzollerisches Landesmuseum

Kinder- und Heimatfest

Hechingen Zollernstadt

Europastadt

Gesundheitsstadt


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